Traumazentrierte Fachberatung

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Traumazentrierte Fachberatung
Traumazentrierte
Fachberatung
»Qualifizierung zu traumazentrierter
Beratung in der Sozialpsychiatrie und für
die Arbeit mit traumatisierten Flüchtlingen«
Vierteilige Weiterbildung 2016/17
Traumazentrierte Fachberatung
Dieses Angebot beinhaltet zwei Schwerpunkte: Zum
einen richtet es sich an Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter, die sich mit den Folgen von extrem
belastenden Erfahrungen, welche sich häufig
unerkannt bei Menschen mit Verhaltensauffällig­
keiten und psychischen Störungen entwickelt
haben, auseinandersetzen und eine traumazen­
trierte Beratungskompetenz erwerben wollen.
Zum anderen geht es um eine traumasensible
Qualifizierung für die sozialpsychiatrische Arbeit
mit Flüchtlingen.
Traumatische Erlebnisse sind Ereignisse, die als
lebensbedrohlich wahrgenommen werden und mit
extremer Angst, Hilf- und Machtlosigkeit einher­
gehen. Sie führen in der Regel zu tiefen seelischen
Verletzungen. Dazu gehören unter anderem
Missbrauch und Gewalt, Verluste sowie Kriegs- und
Fluchterfahrungen.
Für den Bereich psychische Störungen gilt, dass
bei mindestens jeder dritten seelischen Problema­
tik traumatische Erfahrungen zugrunde liegen.
Dazu gehören zum Beispiel Psychosen als eine Form
der Verarbeitung von Traumata sowie Missbrauchsund Gewalterfahrungen bei Menschen mit Border­
line-Persönlichkeitsstörungen. Chronifizierte
Erscheinungsformen von Psychosen können
­traumabedingte Erstarrungen sein. Schweregrad
und Verlauf der psychischen Störung werden in
einem hohen Maß von den traumatischen Erfah­
rungen der betroffenen Person beeinflusst.
Nicht immer ist eine Traumatherapie erforder­
lich: Eine traumazentrierte sozialpsychiatrische
Stabilisierung im Umgang mit den Betroffenen
kann wesentlich zur Bewältigung der Symptome
und zur persönlichen Verarbeitung beitragen.
Die in der Weiterbildung vermittelten Grund­
lagen gelten auch für den Umgang mit traumati­
sierten Flüchtlingen. Es ist davon auszugehen,
dass zirka 40 bis 45 Prozent von ihnen traumati­
siert sind. Zunehmend werden Flüchtlinge in
sozialpsychiatrische Dienste und Einrichtungen
vermittelt, denn sie brauchen Halt gebende
Strukturen und Kontakt, Hilfen bei der Bewälti­
gung des Alltags, Arbeit und Beschäftigung sowie
Unterstützung bei der Integration. Eine sozial­
psychiatrische Einbindung verhilft zur Stabilisie­
rung und damit indirekt zur Verarbeitung der
bedrückenden Erinnerungen an Kriegs- und
Fluchterfahrungen.
In dieser Weiterbildung werden Kenntnisse
und eine ressourcenorientierte, traumazentrierte
Beratungsmethodik vermittelt, die traumabasiertes
Verhalten von Menschen mit psychischen Störun­
gen und von traumatisierten Flüchtlingen ver­
stehen, aufgreifen und wirksam lindern helfen.
Traumazentrierte Fachberatung
Ziele
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D
ie Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben
Basiswissen über neurobiologische, physiolo­
gische und psychosoziale Formen der Verarbei­
tung von Traumata erworben.
Sie können Traumasymptome bei Menschen mit
psychischen Störungen und bei Flüchtlingen
phasenspezifisch erkennen und traumazentriert
intervenieren.
Sie verfügen über Grundkenntnisse von
­Bindungsmustern und -störungen.
Sie haben Techniken zur Stabilisierung erlernt
und arbeiten ressourcenorientiert.
Sie arbeiten traumazentriert und psycho­
edukativ mit Bezugspersonen.
Sie können dissoziative Symptome erkennen
und mit ihnen umgehen.
Sie haben eine traumazentrierte Beratungs­
kompetenz für die sozialpsychiatrische Klientel
und den Umgang mit Flüchtlingen erworben.
Sie verfügen über interkulturelle Kenntnisse
und können kultursensibel intervenieren.
Sie haben Wissen zur sozialen und rechtlichen
Lage von Flüchtlingen erworben.
Sie können bei beiden Zielgruppen in Krisen
traumazentriert intervenieren.
Sie sind in der Lage, mit Sekundärtraumati­
sierung infolge ihrer Arbeit umzugehen.
Sie reflektieren ihre Praxis traumazentriert.
Traumazentrierte Fachberatung
Inhalte
1. Seminar:
2. bis 4. Juni 2016
Grundlagen der Psychotraumatologie:
Einfluss von Traumatisierung auf
psychische Störungen
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Geschichte der Psychotraumatologie
E
rkennen und Verstehen von traumaspezifi­
schen Symptomen
N
eurobiologie und Physiologie von Stress- und
Traumaverarbeitung
D
iagnostik der akuten, der posttraumatischen,
der komplexen und der sequenziellen posttrau­
matischen Belastungsstörung
E
rkennen von Auslösern für das Wiedererleben
traumatischer Ereignisse und Interventionen
E
influss von Traumatisierung auf bestehende
psychische Störungen (Psychosen, Border­
line-Persönlichkeitsstörung u.a.)
Psychosoziale Folgen von Traumatisierung
P raxis- und Selbstreflexion: professionelle
Haltung und Menschenbild
Traumazentrierte Fachberatung
2. Seminar:
29. September bis 1. Oktober 2016
Sozialpsychiatrische Stabilisierungsarbeit und
traumazentrierte Gesprächsführung
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B
indungsmuster und -störungen
(Kindheitstraumatisierung)
T raumaspezifische Stabilisierungsarbeit:
­Selbstwertstärkung und Förderung von Selbst­
wirksamkeit, z.B. Umgang mit Stress und
Selbstberuhigung, Flashback-Kontrolle,
Dis­tanzierungstechniken, Ressourcenarbeit,
imaginative Techniken, Umgang mit Gefühlen,
­Körperwahrnehmungen, negativen
Selbstannahmen
P sychoedukation
U
mgang mit dissoziativen Phänomenen
T raumaanamnese, z.B. Traumalandkarten
S ozialpsychiatrische Strukturen zur
Stabilisierung
B
eziehungsgestaltung und Gesprächsführung
Z usammenarbeit mit Bezugspersonen
M
odifizierung der Methoden für die Arbeit mit
Flüchtlingen
P raxis- und Selbstreflexion
Traumazentrierte Fachberatung
3. Seminar:
12. bis 14. Januar 2017
Traumasensibles Arbeiten mit Flüchtlingen
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Verstehen
und Umgehen mit den psychischen
Folgen von Krieg und Flucht
S oziale und rechtliche Situation von
Flüchtlingen
S ozialpsychiatrische Stabilisierungsarbeit
A
spekte interkultureller Kommunikation und
kultursensible Gesprächsführung
Z usammenarbeit mit Dolmetschern
V
ersorgungsstrukturen und Vernetzung
E
xkursion zu einem Flüchtlingszentrum in
Frankfurt (Main)
P rozesse der Integration von Flüchtlingen
S chutz vor Sekundärtraumatisierung
P raxis- und Selbstreflexion
Traumazentrierte Fachberatung
4. Seminar:
30. März bis 1. April 2017
T raumazentrierte Krisenintervention in
der Sozialpsychiatrie und in der Arbeit mit
Flüchtlingen / Team- und Umfeldarbeit /
Interventionen zur Linderung der Folgen
traumatischer Ereignisse
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I ndirekte und direkte Traumabearbeitung
I nterventionen bei chronischen
Traumafolgestörungen
U
mgang mit Krisen (z.B. Affektdurchbrüchen,
dissoziativen Zuständen, Flashbacks,
Suizidalität)
I nstitutionelle Aspekte traumazentrierter
Arbeit: Team- und Umfeldarbeit
U
mgang mit Trauerprozessen
Ü
berblick zu Traumatherapien
R
echtliche Aspekte (Opferschutzgesetz)
P räsentation der Abschlussarbeiten
Die Inhalte der Weiterbildung sind an das Curriculum
»Traumapädagogik und trauma­zentrierte Fachberatung«
der Bundesarbeits­gemeinschaft (BAG) Traumapädagogik
angepasst.
Traumazentrierte Fachberatung
Methoden und Arbeitsweise
Vermittlung theoretischer Grundlagen, Demon­
stration der Methoden, Rollenspiele, Übungen,
Fallsupervision, Selbsterfahrung, Praxisreflexion
Abschluss und Zertifikat
Die Weiterbildung schließt ab mit dem Zertifikat
»Traumazentrierte Fachberatung: Qualifizierung
zu traumazentrierter Beratung in der Sozial­
psychiatrie und für die Arbeit mit traumatisierten
Flüchtlingen«.
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Voraussetzungen für die Zertifikatserteilung
Teilnahme an allen Seminaren
T eilnahme an drei Treffen von regionalen
Studiengruppen mit Dokumentation
L iteraturstudium
H
ausarbeit: Umsetzung einer Interventions­
methode in der praktischen Arbeit
P räsentation der Hausarbeit
Zielgruppe
Psychosoziale Fachkräfte aus Arbeitsfeldern der
Sozialpsychiatrie/stationären Psychiatrie
Teilnahmevoraussetzung
Mindestens zwei Jahre Berufserfahrung in
sozialpsychiatrischen/stationär-psychiatrischen
Arbeitsfeldern
Traumazentrierte Fachberatung
Organisatorisches
Ort und Zeit
Alle Seminare finden im
Tagungshaus Hoffmanns Höfe,
Heinrich-Hoffmann-Str. 3,
60528 Frankfurt am Main statt,
jeweils donnerstags von 14:00 bis 20:30 Uhr,
freitags von 9:00 bis 18:00 Uhr und
samstags von 9:00 bis 16:00 Uhr.
Zeitlicher Umfang
Insgesamt 120 Ustd., davon:
❚ 9
6 Ustd. am Seminarort zu den o.a. Terminen
❚ 1 2 Ustd. für die selbst organisierten
Studiengruppen
❚ 1 2 Ustd. begleitetes Selbststudium (Literatur,
Selbst- und Praxisreflexion)
Teilnehmerzahl
Die Teilnehmerzahl ist auf max. 14 begrenzt.
Kursgebühr
❚ D
GSP-Mitglieder: 1.650,– ¤
❚ N
ichtmitglieder: 1.800,– ¤
zzgl. Anmeldegebühr 50,– ¤
zzgl. Tagungshauspauschale:
❚ V
erpfl./Übern. pro Blockseminar: 229,– ¤
❚ o
hne Übernachtung pro Blockseminar: 95,– ¤
Die Teilnahme an der Verpflegung ist obligatorisch!
Traumazentrierte Fachberatung
Kursleitung
Manuela Ziskoven, Diplom-Soziologin, Weiterbil­
dung in Community Mental Health (Albany, USA),
Transaktionsanalytikerin (CTA/P), EMDR-Thera­
peutin (EMDRIA), Stuttgart
Information und Anmeldung
Michaela Hoffmann, Anke Kirchner
DGSP-Geschäftsstelle
Zeltinger Str. 9
50969 Köln
Tel.: 0221 511002
E-Mail: [email protected]
Wenn Sie sich anmelden möchten, fordern Sie
bitte unser Bewerbungsformular an.
Bei Fragen zum Inhalt der Weiterbildung wenden Sie sich
bitte per Mail an die Kursleiterin Manuela Ziskoven:
[email protected]
1 | 2010 dgsp kurzfortbi ldungen
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