2014/15 - Litauen - Klaipeda: KU - Umwelt
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2014/15 - Litauen - Klaipeda: KU - Umwelt
Ehrfahrungsbericht Auslandsaufenthalt Auslandsaufenthalt in: Klaipéda, Litauen im Jahr: 2014/15 meine Kennung am UCB: [email protected] mein Studiengang am UCB: UBW auf Abschluss: Bachelor Auslandssemester an der Klaipédos Universitetas, Klaipéda, Litauen Entscheidungsfindung und Vorbereitung Für mich war schon von Beginn an klar, dass ich ein Auslandssemester während meines Studiums absolvieren möchte. Dies war auch einer der Gründe, warum ich mich entschied, am Umwelt Campus Birkenfeld zu studieren, da man dort die Möglichkeit hat, im 5. Semester frei zwischen einem Auslandsstudium oder einem Praktikum zu wählen. Als ich mich damit beschäftigte, an welcher Hochschule bzw. in welchem Land ich gerne für mehrere Monate Leben würde, grenzte ich die Auswahl zunächst auf Europa ein, da ich der Meinung bin, dass unser Kontinent sehr viel zu bieten hat, mir aber auch auffiel, dass ich relativ wenig über bestimmte Regionen, v.a. im Osten Europas wusste. Eine dieser Regionen war beispielsweise das Baltikum und weil zu den baltischen Staaten auch Litauen zählt und mit der Klaipéda Universität auch eine Hochschulkooperation besteht, fiel Litauen zunächst in die engere Auswahl. Nachdem ich mich einige Zeit mit mehreren Alternativen beschäftigt hatte, fiel meine Entscheidung letztlich wegen mehrerer Gründe für Klaipéda aus: Wie vorher erwähnt, wusste ich zu diesem Zeitpunkt generell sehr wenig über diese Region, obwohl sie doch nahe an Deutschland liegt. Zudem hat man die Möglichkeit, da die Baltischen Staaten sehr klein sind, viel zu reisen und auch die angrenzenden Länder zu besuchen bzw. die Region rund um die Ostsee kennenzulernen, da diese auch durch Hafenstädte vernetzt sind (Schweden, Dänemark, Polen, Litauen, Lettland, Estland, Finnland). Speziell Litauen war eines der interessantesten Länder, da das Land eine sehr bewegte Geschichte hat (z.B. ist Litauen eng mit deutscher Geschichte verbunden, da es sowohl zum ehemaligen Ostpreußen als auch ab 1939 wieder zu Deutschland gehörte und sich bis heute eine beachtliche Minderheit sog. Memeldeutscher in Litauen, v.a. in Klaipéda finden lässt), litauisch zusammen mit lettisch die letzten indogermanischen Sprachen darstellen und die Natur mit der Nähe zum Meer auch sehr reizvoll ist. Als ich mich entschieden hatte, führte der erste Weg natürlich zum Auslandsamt der Hochschule um mich zu erkundigen, ob noch die Möglichkeit besteht, nach Litauen zu gehen, da nur ein Studienplatz seitens der Hochschule angeboten wird. Glücklicherweise hatte sich vor mir noch keiner für Litauen entschieden und so konnte ich nun mit den Vorbereitungen beginnen. Die Vorbereitung für das Auslandssemester in Litauen lief dank der guten Mithilfe von Frau Haubrich bzw. des Auslandsamtes des Umwelt Campus Birkenfeld relativ schnell und unkompliziert. Nachdem ich alle erforderlichen Unterlagen (Learning Agreement, EU-Grant Antrag, Laufzettel des UCB usw.) ausgefüllt und bei den entsprechenden Stellen eingereicht hatte, sowie Herr Prof. Moser sich bereiterklärte die Rolle des betreuenden Professors zu übernehmen, erhielt ich auch schon kurze Zeit später die Antwort der Universität Klaipéda, dass ich angenommen wurde und ich mein Wintersemester 2014/15 in Litauen verbringen kann. Nach der offiziellen Bestätigung musste ich mich dann noch eine entsprechende Auslandskrankenversicherung zulegen, ein geeignetes Bankkonto anlegen und verschiedene Verträge (PKW Zulassung, Wohnungsvertrag etc.) umschreiben bzw. kündigen. Die Wohnungssuche in Litauen gestaltete sich auch einfach, da man in dem Bewerbungsformular der Hochschule auch seinen Wohnungswunsch mitteilen konnte und dies in der Regel auch umgesetzt werden konnte (Ich entschied mich für ein geteiltes Zimmer im Wohnheim der Universität). Da Litauen Teil der EU ist, allerdings bis zum 01.01.2015 noch nicht die europäische Währung besaß (1 Euro entsprach ungefähr 3,45 Litas), benötigte ich kein Visum sondern musste mich erst nach 90 Tagen in Litauen bei dem Einwohnermeldeamt Klaipédas melden, wobei das International Office der Universität einen auch unterstützte. Meinen Flug nach Litauen buchte ich erst wenige Wochen vorher, da noch nicht eindeutig feststand, wann die Vorlesungen beginnen und ich noch vor dem offiziellen Beginn Vilnius und Kaunas bereisen wollte. Im Nachhinein muss ich sagen, dass die gesamte Vorbereitung inklusive Wohnungssuche und Kursauswahl in Litauen schnell verlief und dank der Unterstützung der Auslandsämter in Birkenfeld und Klaipéda auch unkompliziert war. Das Land Litauen Litauen (Lietuva) gehört mit Lettland und Estland zu den Baltischen Staaten und ist mit ungefähr drei Millionen Einwohnern ein sehr kleines Land. Es liegt an der Ostsee und hat gemeinsame Grenzen mit Polen, Lettland, Weißrussland und der Oblast Kaliningrad. Das Land ist seit 1990 vollständig souverän und ist seit 2004 Mitglied der europäischen Union. Seit dem 01.01.2015 ist der Euro die offizielle Währung, bis dahin war es die litauische Lita (Wechselkurs: 1 Euro entspricht ca. 3,45 Lita). Die offizielle Sprache ist litauisch, es gibt allerdings auch eine polnische, russische sowie deutsche Minderheit. Die drei größten Städte Litauens sind die Hauptstadt Vilnius (ca. 540 000 Einwohner), Kaunas (ca. 360 000 Einwohner), und Klaipéda (ca. 160 000 Einwohner). Litauen ist reich an Kultur und Geschichte, was besonders auch durch die neuere Geschichte geprägt wird, in der sich Litauen in einem Wechselspiel zwischen staatlicher Souveränität und Unabhängigkeit, russischer sowie teilweise deutscher Besatzung wiederfand. Anreise Es gibt mehrere Möglichkeiten nach Klaipéda zu reisen: Zum einen kann man von Kiel eine Fähre direkt nach Klaipéda nehmen, mit dem Auto über Polen nach Litauen reisen oder einen Flug nach Kaunas, Vilnius oder Riga buchen und von dort mit Bus oder Bahn weiterreisen. Ich entschied mich für einen Flug von Frankfurt/Hahn nach Kaunas, einer Stadt im Zentrum Litauens. Ich wollte zudem einige Zeit vor Beginn des Studiums anreisen, um bereits Land und Leute ein wenig kennenzulernen und bin daher bereits ca. 1 ½ Wochen vor dem offiziellen Beginn angekommen. Nachdem ich 5 Tage in Kaunas verbracht habe, bin ich mit der Bahn nach Vilnius, der Hauptstadt und gleichzeitig auch der größten Stadt des Landes, weitergefahren und habe dort 3 Nächte verbracht. Danach ging es dann schließlich, wiederum mit der Bahn, einmal quer durch Litauen in die Hafenstadt Klaipéda. Am Bahnhof verabredete ich mich mit Agné, meiner Mentorin, mit der ich zusammen mit dem Bus zu meiner Wohnung gefahren bin. Dies war gleichzeitig auch eine gute Gelegenheit, Klaipéda ein wenig kennenzulernen, da der Bahnhof eher im Norden der Stadt liegt und das Wohnheim im Süden, wobei Klaipéda dadurch gekennzeichnet ist, dass die Hauptstraße von Norden nach Süden geradlinig durchgeht. Die Stadt Klaipéda Klaipéda (deutsch: Memel) ist eine Hafenstadt im Osten Litauens, in der ungefähr 160.000 Menschen leben. Die Stadt selbst besteht aus dem historischen Kern, der Altstadt, durch die der Fluss Dané fließt und ins kurische Haff mündet. In der Altstadt lassen sich auch noch Spuren deutscher Vergangenheit finden, beispielsweise in alten, restaurierten Fachwerkhäusern oder Aufschriften an öffentlichen Plätzen in Deutsch. Klaipéda erstreckt sich relativ lang von Norden nach Süden, die Orientierung gestaltet sich sehr leicht, da drei parallele Straßen ebenfalls geradlinig von Norden nach Süden verlaufen. Die meisten Wohnblöcke befinden sich im Süden der Stadt, im Norden stehen viele Einfamilienhäuser oder modernere Apartments, sowie der Busbahnhof, die Eisenbahnstation und die Universität. Fährt man weiter Richtung Norden, gelangt man zudem an die beiden stadtnahen Strände, die mit dem Bus ca. 15 Minuten von der Altstadt entfernt sind. Ein besonderes Merkmal der Stadt ist natürlich der Hafen, der durch seine zentrale Lage im Ostseeraum schon seit jeher attraktiv ist. Aus diesem Grund wurde im Jahre 2002 auch die Sonderwirtschaftszone in Klaipéda ins Leben gerufen. Die Freie Wirtschaftszone Klaipėda ist ein räumlich abgegrenztes geographisches Gebiet von 412 ha innerhalb Klaipėdas in Litauen, für das rechtliche und administrative Erleichterungen für Investoren bestehen (Sonderwirtschaftszone). Bezüglich der Einkaufsituation bietet Klaipéda alles was man zum Leben braucht: Es gibt sehr viele Supermärkte, von kleinen bis großen, deren Preise etwas unter deutschem Niveau liegen, einen großen und viele kleine Märkte von lokalen Bauern und in der Altstadt findet man auch kleine Boutiquen zum shoppen. Auch kulinarisch wird sehr viel geboten. In und in unmittelbarer Nähe zur Altstadt gibt es viele Restaurants und Bars vieler verschiedener Typen, von eher gehobenen Restaurants deren Preise vergleichbar mit denen in Deutschland sind, bis zu typischen Studentenkneipen für das kleine Budget. Hält man sich an die lokale Bevölkerung, findet man auch sog. Tavernen, die man in Deutschland mit ,,gutbürgerlicher Küche“ beschreiben würde und in denen man oft litauische Hafenarbeiter antrifft. Hier bekommt man ein typisch litauisches Menü (z.B. eine Rote Beete Suppe, Cepelinai und ein Bier), von dem man mit Sicherheit satt wird, für 5-7 Euro. Viele Leute Klaipédas treffen sich im ,,Akropolis“, einem riesigen Einkaufszentrum mit allen möglichen Geschäften, einer Bowlingbahn, einer Eisfläche zum Schlittschuhlaufen, einem Kino und einem Fitnessstudio sowie einigen Restaurants. Im Osten der Stadt befindet sich der Hafen. Es gibt einen Industriehafen und einen Tourismushafen, der nahe der Altstadt liegt. Von dort aus kann man die Fähre über das Kurische Haff auf die Kurische Nehrung nehmen, was nur ungefähr fünf Minuten dauert. Die Kurische Nehrung ist eine einzigartige Halbinsel und UNESCO Weltnaturerbe, die an der breitesten Stelle gerade einmal vier Kilometer breit ist, dafür aber etwa 100 Kilometer lang und das Kurische Haff von der Ostsee trennt. Sie ist deswegen so einzigartig, weil die Kurische Nehrung zum Osten hin einen 100 Kilometer langen Sandstrand besitzt, sich dahinter Kiefernwälder befinden und sich zusätzlich noch die höchsten Dünen Europas befinden (die höchste Düne bei der Ortschaft Nida ist circa 60 Meter hoch). Eine weitere Besonderheit ist, dass 52 Kilometer der Nehrung zu Litauen gehören und unweit der Ortschaft Nida die russische Grenze bzw. das Oblast Kaliningrad beginnt. Unterkunft Meine Unterkunft war in einem Studentenwohnheim der Universität im Süden der Stadt, mit dem Bus ca. 20-25 Minuten von dem Hauptcampus der Universität entfernt und ca. 10 Gehminuten von meiner Fakultät. Die Wohnsituation außerhalb der Innenstadt ist sehr von Sowjetzeiten geprägt, die meisten Menschen leben in sog. ,,Chruschtschowkas“ (von den Einheimischen Studenten auch liebevoll ,,Barakas“ genannt), fünfstöckigen Plattenbauten, die in den 1960er und 1970er errichtet wurden. Für mich ebenfalls eine Besonderheit war, dass man keinen Vertrag abschließen musste, d.h. bei Bedarf von heute auf morgen einfach ausziehen konnte, da die Miete auf den Tag genau abgerechnet wurde. Zudem gab es in jedem Wohnheim eine Mitarbeiterin im Erdgeschoss, bei welcher man bei Verlassen des Wohnheimes die Schlüssel abgeben musste. Jedes Stockwerk hatte eine Gemeinschaftsküche und zwei Duschen, jede Wohngemeinschaft ein kleines Badezimmer. Ich wohnte zusammen mit Felix, einem Studenten aus Leipzig in einem Zimmer mit zwei Betten im Erdgeschoss des Wohnheims. Generell handhabte es die Hochschule so, dass sie versuchte, Studenten gleicher Nationalität zusammen auf ein Zimmer zu verlegen. Felix und Ich wohnten ca. einen Monat in dem Wohnheim ehe wir umzogen, dies allerdings eher zufällig. Wie bereits erwähnt, gibt es in Klaipéda (ehemals: Memel), eine deutsche Minderheit, die fast alle auch immer noch deutsch sprechen. In Klaipéda selbst stießen wir während eines Rundgangs durch die Stadt auf das ,,Simon Dach Haus“ des Vereines der Deutschen in Klaipéda und wollten Näheres darüber erfahren. Glücklicherweise hatte der Verein gerade Chorprobe und man lud uns zu Café und Kuchen ein. Wenig später erfuhren wir von dem Leiter des Simon Dach Hauses, das seine Mutter die Vorsitzende des deutschevangelischen Vereins in Klaipéda ist, der auch eine Suppenküche für Obdachlose betreibt und darüber Ferienwohnungen vermietet. Einen Anruf später hatten wir dann auch schon eine Wohnungsbesichtigung und entschieden uns mehr oder weniger unverzüglichen, eine der Wohnungen zu nehmen und schon nächste Woche umzuziehen. Die Wohnung lag direkt in der Altstadt, wir hatten zwei Schlafzimmer, ein Bad und eine Küche, von der aus man direkt auf den durch Klaipéda fließenden Fluss Dané schauen konnte. Da die Wohnungspreise in Litauen unter dem deutschen Niveau liegen, konnten wir uns die Wohnung als Wohngemeinschaft auch leisten. Studium an der Gasthochschule Die Universität ist unterteilt in einen Hauptcampus, einer ehemaligen preußischen Militärkaserne, und mehreren Fakultäten, die in der Stadt verteilt sind. Zurzeit hat die Universität sieben Fakultäten und acht Institute mit etwas weniger als 10 000 Studenten. Ich war in zwei Fakultäten eingeschrieben, der Faculty of Humanities, welche am Hauptcampus liegt und der Faculty of Social Sciences, welche im Süden der Stadt, ungefähr 10 Minuten zu Fuß von dem Wohnheim entfernt liegt und wo ich meine meisten Kurse hatte. Der Hauptcampus liegt relativ zentral und besteht aus schönen historischen Gebäuden mit einem Park und einem Einkaufszentrum direkt in der Nähe. Zusätzlich gibt es direkt am Campus Busse, mit denen man innerhalb von 10 Minuten am Strand Klaipédas ist. Die Faculty of Social Sciences ist ein eher unscheinbares Gebäude , welches ein wenig außerhalb liegt. Die Klassenräume und die Ausstattung sind etwas veraltet, es reicht allerdings aus um anständige Vorlesungen zu halten. Zudem gibt es direkt neben der Fakultät die Bibliothek mit relevanter Literatur für die Themen Social Sciences und Economy, allerdings meist auf litauisch, weshalb man als Erasmusstudent meistens gezwungen ist, auf elektronische Quellen zurückzugreifen. Außerdem befindet sich noch eine kleine Cafeteria in dem Gebäude, in der man mittags gut und günstig essen kann. Die Universität ist sehr bemüht, den Gaststudenten den Aufenthalt in Klaipéda so angenehm wie möglich zu machen. Besonders hervorzuheben ist hier das International Office der Universität, deren Mitarbeiter stets bemüht sind einem bei allen möglichen Angelegenheiten zu helfen und dies eigentlich auch immer sehr schnell geschieht. Somit wurden die administrativen Abläufe normalerweise sehr schnell und entspannt geregelt. Ein weiterer Vorteil als Student in Litauen bzw. in Klaipéda speziell ist es, dass man viele Vorteile in Bezug auf die öffentlichen Verkehrsmittel genießt. Beispielsweise bekommt man auf ein Monatsticket für den Busverkehr in Klaipéda 80 Prozent Rabatt, auf Zugtickets in ganz Litauen 50 Prozent Rabatt und auch viele private Busunternehmen bieten Studenten Rabatte ab 10 Prozent aufwärts. Eine weitere Anlaufstelle ist die ESN KUK, eine Studentenorganisation der Klaipéda University, die sich um viele organisatorische Belange der Auslandsstudenten kümmert, wie z.B. die Bereitstellung von SIM-Karten und Stadtplänen oder die Einführungsveranstaltungen zu Beginn des Semesters. Die Organisation organisiert auch viele soziale Projekte in und um Klaipéda wie zum Beispiel eine Spendenaktion für ein litauisches Tierheim, eine Blutspendeaktion, einen Tag in einem litauischen Kindergarten oder den Besuch an litauischen Gymnasien, wo Austauschstudenten ihr Land und ihre Kultur vorstellen. Zudem stellte ESN die Möglichkeit, dass die Auslandsstudenten selbst einen Sprachkurs in ihrer Landessprache anbieten, ,,von Studenten für Studenten“. So hatte man auch selbst die Möglichkeit, andere Sprachen sehr einfach und entspannt kennenzulernen, denn das Angebot war sehr groß: Deutsch, Spanisch, Ungarisch, Russisch, Hindi, Französisch, Tschechisch und Türkisch wurden angeboten. Die von mir ausgewählten Kurse waren American History and Literature, Social Economic Geography of the European Union, Sustainable Tourism, International Trade, The Problems of Transition Economy und English. Da ein Kurs nicht zustande kam, ersetzte ich American History and Literature durch die Vorlesung Social, Economic and Environmental Geography of the Baltic Sea Region. Die Vorlesungen waren sehr unterschiedlich im Gegensatz zu denen in Deutschland, was zum einen besonders daran lag, dass in den Vorlesungen normalerweise nur Erasmusstudenten sind. In der Vorlesung ,,English“ war ich allerdings der einzige Nicht-Litauer, weshalb ich dann trotzdem einen Einblick in die litauischen Unterrichtsformen bekam. Die sonstigen Vorlesungen waren gekennzeichnet von einer sehr entspannten Atmosphäre, da man meist nur in Gruppen von 3-6 Leuten zusammen mit dem Professor saß. Da ich kleine Gruppen bevorzuge, gefiel mir die Situation sehr, was allerdings manchmal auch etwas ungewohnt war, wenn mehrere Leute nicht zur Vorlesung erschienen und man dann alleine mit dem Professor oder der Professorin die Vorlesung gestaltete. Die meisten Vorlesungen hatten den Charakter des typischen Frontalunterrichts, d.h. wir behandelten jede Woche ein neues Thema, welches anhand von Statistiken und Fallstudien erklärt wurde. Hinsichtlich der Benotung unterschieden sich die Vorlesungen allerdings sehr. Im Fach ,,English“ wurde sehr auf aktive Mitarbeit, Anwesenheit und die korrekte Bearbeitung der Übungen während des Semesters gelegt. Da während des Unterrichts auch viel gesprochen, machte sich die Professorin ein Bild von dem Fortschritt der Studenten und schlug am Ende des Semesters eine Note vor, stellte aber frei, wenn man nicht zufrieden war, noch eine Klausur zu schreiben. In den Fächern ,,Social Economic Geography of the EU“ und ,,International Trade“ setzte sich die Note aus einer Präsentation während des Semesters und einer abschließenden Klausur zusammen, in der Vorlesung ,,Problems of Transition Economy“ aus der Mitarbeit und Anwesenheit während des Semesters sowie einer 15-seitigen Hausarbeit. In der Vorlesung ,,Social, Economic and Environmental Geography of the Baltic Sea Region“ musste man in der Regel jede zweite Woche einen Vortrag halten (man hatte in dieser Woche dann einen Vorlesungsblock mit litauischen Studenten) und konnte sich am Schluss zwischen zwei Hausarbeiten á 12 Seiten oder einer Klausur entscheiden. Am Ende der Vorlesung ,,Sustainable Tourism“ sollten wir uns einen Partner suchen, uns einem Problem im Bereich des nachhaltigen Tourismus widmen und darüber einen 15minütigen Film produzieren, welche dann zusammen mit der Mitarbeit, der Anwesenheit und den Präsentationen im Laufe des Semesters die Endnote ergab. Die ProfessorInnen waren alle sehr nett, bemüht, zuvorkommend und auch stets bereit, uns auch in Angelegenheiten zu helfen, die kein Bestandteil der Vorlesung waren, wenn wir Studenten Schwierigkeiten hatten, da Englisch nicht sehr verbreitet ist und auch auf Behörden oder in Büros nicht viele Leute Englisch sprechen. Alltag und Freizeit In der ersten Woche fand die sogenannte ,,Introduction Week“ , die von der ESN KUK organisiert wurde, statt. Hier ging es vor allem darum, die Stadt und die Umgebung kennenzulernen sowie sich erstmals mit seinen Mitstudenten zu treffen. Auffällig war hier zunächst, dass es relativ wenig Erasmusstudenten gab (weniger als 20). Allerdings waren wir dennoch eine sehr große Gruppe, da es sehr viele Studenten aus der Türkei, Indien, Kasachstan sowie aus dem Bhutan kamen, die dort entweder auch ein Semester verbrachten oder ein ganzes Studium dort absolvieren. Auf Seite der Erasmusstudenten waren wir viele verschiedene Nationen: Bulgarien, Ungarn, Tschechien, Polen, Spanien, Belgien und Deutschland. Zu Beginn der Woche unternahmen wir einen Trip auf die Kurische Nehrung zu einem kostenlosen Konzert von mehreren lokalen Gruppen. Danach besichtigten wir noch den Norden der Nehrung mit dem Delfinarium, alten Fischer- und Marinebooten, sowie einem nachgebauten, traditionellen Fischerdorf. Abschließend unternahmen wir eine Wanderung am Strand entlang der Ostsee. In dieser Woche unternahmen wir auch einen Ausflug nach Palanga, einem beliebten Urlaubsort nahe Klaipéda, mit einem großen und schönen Park, einigen traditionellen Wohnhäusern und einem sehr schönen Strand sowie einer Promenade, bei der man erst wirklich realisierte wie wichtig der Tourismus wohl in der Sommersaison in diesem Ort ist. Zudem wurde von den litauischen Studenten auch eine Stadtführung mit anschließender Willkommensparty organisiert, wodurch man viel über die Geschichte der Stadt und über kleine Einzelheiten erfahren konnte. Im Laufe des Semester wurden auch immer wieder Feste von der Studentenschaft organisiert, wie z.B. eine Welcomeparty, eine Halloweenparty, das International Dinner, bei dem eine Gruppe aus jedem Land etwas landestypisches kochen und sein Land in einer kurzen Präsentation vorstellen sollte und schließlich auch eine Goodbyeparty. Da meine Vorlesungen meistens bereits morgens anfingen und sich die Arbeit zu Beginn des Semesters in Grenzen hielt, hatte ich relativ viel freie Zeit zur Verfügung. Dazu kam, dass das Wetter bis Ende September außerordentlich gut war, was selbst die Einheimischen überraschte. So fuhren wir meistens nach den Vorlesungen an den Strand der Nehrung oder mit dem Bus an den Strand nahe der Stadt, hatten dort oft ein Picknick und waren sogar sehr oft noch im Meer schwimmen. Danach traf man sich dann meistens im Wohnheim in der Küche wieder, um miteinander zu reden, Karten zu spielen und zu kochen. Das Wetter erlaubte es uns auch, bis spät in die Nacht noch draußen auf dem Balkon zu bleiben. Um das gute Wetter auszunutzen, machten wir auch Fahrradtouren in die umliegenden Gebiete bzw. in die Natur rund um Klaipéda, z.B. nach Gargždai. Es war interessant, auch in sehr kleinen Orten immer wieder auf deutsche Beschriftungen oder Häuser deutscher Bauart zu treffen, was ich in diesem Ausmaß nie vermutet hätte. Als Ausflüg in der Nähe Klaipédas bietet sich vor allem Palanga mit seinem schönen Strandabschnitt an. Als das Wetter kälter wurde und die Strandbesuche weniger, hielten wir uns mehr im Wohnheim auf und trafen uns Abends zum Essen in einem der zahlreichen Restaurants, um von dort aus weiter in unsere beiden Stammlokale zu gehen, Faksas (deutsch: das Fax) oder die Žvejų baras (deutsch: die Fischerkneipe). Ein eher unbekannter Fakt ist, dass Litauen, neben zahlreichen traditionellen Gerichten, auch eine alte Brautradition besitzt, weshalb man neben den großen Biermarken Švyturys, Volfas Engelman und Kalnapilis auch eine Vielzahl ein Mikrobrauereien vorfindet, was man selbst in Deutschland so nicht gewohnt ist. Wenn wir nicht ausgingen schauten wir zusammen Filme, kochten zusammen oder feierten Geburtstage in den Wohnheimen. An den Wochenenden hatte man oft Zeit für Reisen in andere Städte oder Länder, was von den meisten auch genutzt wurde. In Litauen selbst gibt es viele lohnenswerte Reiseziele, wie z.B. Vilnius, Kaunas, Palanga, die Wasserburg bei Trakai oder den Hill of Crosses bei Šiauliai. Da das Busnetz sehr gut ausgebaut ist, war es auch möglich, relativ preiswert in andere Länder zu reisen. Ich persönlich besuchte mehrmals Riga (Lettland), auch weil hier ein großer internationaler Flughafen ist, Warschau (Polen), Talinn (Estland), Helsinki, Rovaniemi, Savukoski (Finnland), Kopenhagen (Dänemark) und Schweden. Wenn man die Ostseeregion bereisen möchte ist Klaipéda mit seinem Hafen ebenfalls ein guter Startpunkt, da es von dem Hafen direkte Fährverbindungen nach Deutschland, Dänemark und Schweden gibt. Fazit Ich würde jedem Studenten einen Auslandsaufenthalt weiterempfehlen. Man lernt in einem oder zwei Semester an einer anderen Hochschule in einem anderen Land neue Erfahrungen kennen, knüpft internationale Freundschaften und Kontakte, erfährt etwas über Bildungssysteme sowie Hochschulen in anderen Ländern sowie über deren Kultur, Sprache und Geschichte. Daneben ist nicht zu unterschätzen, dass man auch viel über sich selbst lernt und auch nach dem Aufenthalt einen anderen Blick auf sein eigenes Land gewinnt, im positiven wie auch im negativen Sinne. Das Erasmus Programm ist in jedem Fall empfehlenswert, da es durch die Hochschulkooperationen den Einstieg erleichtert und man in Europa durch die große Anzahl an Mitgliedsstaaten auch viele Möglichkeiten hat, sich zwischen verschiedenen Ländern zu entscheiden. Die finanzielle Unterstützung in Form des Erasmus Förderprogrammes für die Mobilität der Studenten ist natürlich auch ein Faktor, der die Entscheidung für einen Aufenthalt in Europa sein kann. Ich persönlich würde mich wieder für Litauen und auch für die Universität Klaipéda entscheiden. Litauen selbst ist ein kleines Land, das allerdings eine sehr interessante Geschichte und Kultur vorzuweisen hat, zudem macht die Sprache das Land innerhalb Europas besonders. Man hat die Möglichkeit, sowohl Städtereisen zu unternehmen als auch die Natur mit einigen Nationalparks zu erkunden. Dazu ist es gerade für Deutsche sehr interessant nach Litauen zu reisen, da man hier deutsche Geschichte hautnah erleben kann; für mich war es mit die spannendste Erfahrung in diesem Semester, mich mit Zeitzeugen zu unterhalten, die sowohl unter deutscher, als auch unter russischer Besatzung lebten und zu sehen, wie heutzutage mit dieser Geschichte umgegangen wird (so wurden Felix und ich beispielsweise zu einer Weihnachtsfeier des Hermann Sudermann Gymnasiums in Klaipéda eingeladen, in der litauische und deutsche Tradition teilweise gemischt wurden). Natürlich ist die Kommunikation oftmals schwierig, wenn man zu Beginn weder litauisch noch russisch (wird immer noch von vielen, v.a. älteren Litauern gesprochen) sprechen kann, wenn die Leute allerdings merken, dass man sich bemüht und man wenigsten ,,danke“ (ačiū) und ,,bitte“ (prašom) sagen kann, versuchen sie einem in der Regel so gut es geht zu helfen. Auch Klaipéda stellte sich für mich als die richtige Wahl heraus, da es zwar eine relativ kleine Stadt ist, man aber alles was man benötigt dort findet. Zudem macht die Nähe zur Ostsee und der Nationalpark Kurische Nehrung, der immer einen Ausflug wert ist, die Stadt zu einem lebenswerten Ort.