Geld bleibt gerne unter Geld. Die heiratsfähige Jungschar der 300

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Geld bleibt gerne unter Geld. Die heiratsfähige Jungschar der 300
Reichste Die besten Partien
Brautschau der
­feinen Gesellschaft:
Debütantinnen und
Debütanten am
Zürcher Opernball.
Darf ich bitten?
Foto: David Biedert
Geld bleibt gerne unter Geld. Die heiratsfähige Jungschar der 300 Reichsten
wird bevorzugt in engstem Kreise einander zugeführt. Der Kuppel-Klassiker
der feinen Gesellschaft bleibt der legendäre Debütantinnenball.
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STEFAN LÜSCHER UND WALTER PELLINGHAUSEN TEXT
24/2013 BILANZ 131
Reichste Die besten Partien
D
Eugenie Niarchos (27):
Enkelin des legendären Reeders
Stavros ­Niarchos. 3–3,5 Milliarden.
ie alljährliche Prozession der schönsten Jung-Frauen im altehrwürdigen
Buckingham-Palast schien Ihrer Majestät, Queen Elizabeth von Grossbritannien, schlicht unschicklich. ­A nders
als alle ihre Vorgänger auf dem Thron
mochte die frisch gekrönte ­Monarchin
jene Zeremonie nicht mit ansehen, bei
der die hochwohlgeborensten Töchter der Aristokratie seit dem
Jahre 1780 aus dem ganzen Vereinigten Königreich im Jahreszyklus vor dem Regenten defilierten und so von ehrgeizigen
­Eltern als vielversprechende Partien des Commonwealth förmlich zu Markte getragen wurden. Per Federstrich beendete
Elizabeth II. im Jahr 1958 den Zauber.
Die glamouröse Welt wurde dadurch aber nicht um solche
Spektakel gebracht. Im Gegenteil: Sogenannte Debütantenbälle
werden in schöner Regelmässigkeit an immer mehr Orten rund
um den Globus zelebriert. So steht am 7. Dezember im Zürcher
Kongresshaus der 45. Kaiserball bevor; oder am 27. Februar 2014
das wohl berühmteste dieser Events, wenn exakt 144 Paare in der
Wiener Staatsoper das «Jungdamen- und Jungherrenkomitee»
bilden und den Wiener Opernball eröffnen. Und natürlich lassen
sich auch Queen Elizabeths Untertanen blühende Fantasien
von Traumfrauen oder Supermännern nicht verbieten. Unter
dem Namen von Königin Charlotte, der ersten Namenspatronin
solcher Brautschauen überhaupt, tanzten auch in diesem Spätherbst Dutzende von Teenagern im Saal der Royal Courts of Justice in London am Queen Charlotte’s Ball. Nur Profinörgler und
Queen-Gemahl Prinz Philip (92) mochte sich säuerlichen Spott
nicht verkneifen: «Bloody daft», ätzte der Vater von vier mehr
oder minder geratenen Sprösslingen über den Abend. Ein Thronprätendent wie sein Enkel William Duke of Cambrigde (31), der
die Tochter eines ganz gemeinen Flugzeug-Stewards freit? Das
hätte es zu Philips Sturm-und-Drang-Zeiten wohl nicht gegeben.
Roya Sachs (22):
Enkelin des
­Industriellenerben,
Künstlers und
­Playboys Gunter
Sachs. 350–400
­Millionen.
Victoria (17), Katharina (25) und Sarah (17)
von Faber-Castell (v.l.): Töchter von
Schreibgeräte­hersteller Anton Wolfgang
Graf von Faber-Castell. 400–450 Millionen.
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Fotos: G. Schober / Brauer Photos (2), Billy Farrell / Patrick McMullan,
David Biedert / tilllate.com
Bianca Gubser (24):
Stieftochter
von Medienunter­
nehmer Jürg
­Marquard.
400–450 Millionen.
Paris und Paris in Gstaad. Der Nabel der Debütantenwelt hat
sich indes von der Themse an die Seine nach Paris verschoben.
Die Haute Volée führt ihren Nachwuchs vor und ein beim Bal
des Débutantes auf dem Tanzboden im Hôtel de Crillon. Ob
Xenia und Anastasia Gorbatschowa, Enkelinnen des letzten
­sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow, oder Petra und
Tamara Ecclestone, Töchter von Formel-1-Autorennzampano
Bernie Ecclestone – sie zeigten sich als Debütantinnen möglichen Freiern von Stand im mondänen «Crillon» an der Place de
la Concorde. Auch die Fiat-Erbin Margherita Agnelli de Pahlen
(58), Mutter von acht Kindern aus zwei Ehen, karrte ihre Töchter Maria (30), die 24-jährigen Zwillinge Anna und Sofia sowie
Nesthäkchen Tatiana (22) jeweils vom Wohnsitz in der Waadt
zu Modenschauen in Mailand oder auch nach Paris, um den
Nachwuchs ins rechte Bild zu rücken.
Wie das rechte Bild erst in den Kasten kommt und dann in
die bunte Welt der Schönen und Reichen, weiss kaum jemand
besser als der Schweizer Verleger Jürg Marquard (68). Fürsorglich führte der Gründer der Marquard Media Group seine Stieftochter Bianca Gubser (24) bereits als Teenie in die weite Welt
des Jetsets ein. Die Frauenzeitschrift «Annabelle», nicht im Einflussbereich des Seniors, sondern von Tamedia produziert, präsentierte Bianca Gubser als «Goldküsten-Model»; die italienische
«Cosmopolitan» zeigte die damals 17-Jährige auf einer achtsei-
tigen Modestrecke. Da war sie bereits zwei Jahre mit einem anderen Goldküsten-Bewohner verbandelt: mit Carl Hirschmann
(33), Miterbe des Jet-Aviation-Milliardenvermögens.
Doch die Beziehung zwischen dem Teenie-Model und dem
Party-Hirsch ging in die Brüche. Der Ex-Besitzer des Zürcher
Nachtclubs «Saint Germain» wandte sich anderen Frauen zu,
war dabei wenig zimperlich. Nach diversen Klagen wurde ihm
eine teilbedingte Freiheitsstrafe von 32 Monaten aufgebrummt
wegen sexueller Nötigung und sexueller Handlungen mit einem
Kind. Bis zum definitiven Entscheid vor Bundesgericht wurde
der Jetsetter von der Familie nach London geschickt, damit er
fern seinen üblichen Jagdgefilden zur Besinnung kommen
würde. Mutter Rita wäre wohl froh, wenn Carl endlich unter die
Haube käme und damit seine Eskapaden ein Ende fänden. Doch
der Junior macht keine Anstalten; er bleibt damit einer der begehrtesten Junggesellen unter den 300 Reichsten der Schweiz –
auch wenn er voriges Jahr Vater geworden ist.
Eine Affäre wurde Carl Hirschmann auch mit dem It-Girl
Paris Hilton (32) nachgesagt. Die Erbin der gleichnamigen Hotelkette wiederum war einst verlobt mit einem anderen Paris, nämlich Paris Latsis (30), Spross des milliardenschweren Reeders
und Bankiers Spiro Latsis aus Genf. Gefunkt haben soll es zwischen Paris und Paris in einer Silvesternacht in Gstaad, wo die
Familie Latsis ein luxuriöses Chalet ihr Eigen nennt. Die Verlobung dagegen wurde mediengerecht und berauschend in Hollywood gefeiert. «Wir sind füreinander bestimmt», gestand die
Charlie Siem sieht blendend
aus, füllt Konzertsäle – und
erbt dereinst Milliarden.
weibliche Paris der Zeitschrift «US Weekly». Der Liebesschwur
hielt gerade mal fünf Monate, dann brach Paris mit Paris, sprich:
Hilton mit Latsis. Seither ist der Genfer wieder als attraktive Partie unterwegs, sorgt bei seinen zahlreichen Auftritten in Clubs
für Getuschel und Aufregung unter weiblichen Gästen.
Bei seinen nicht wenigen Auftritten schlagen nicht nur Mädchenherzen schneller: Wenn Charlie Siems Erscheinen auf den
Konzertbühnen dieser Welt angesagt ist, sind die Eintrittskarten
rasch ausverkauft. Locker füllt er eine Royal Albert Hall. Der
gebürtige Brite gilt als Wunderkind, begann mit drei, je nach
Quelle mit fünf Jahren Violine zu spielen und hat, will man Kritikern glauben, mit 27 noch nicht den Höchststand an Virtuosität
erreicht. Er sieht blendend aus und verfügt, so bescheinigt ihm
­Modeschöpfer Giorgio Armani, über ein exzellentes Stilgefühl,
zudem erbt er eines Tages ein Milliardenvermögen. Sein Vater,
der Norweger Kristian Siem (64), ist vor kurzem im Waadtland
angelandet. Von seinem Chalet aus steuert er die Firmengruppe
Siem Industries mit Schwergewicht in der Öl- und Gaswirtschaft, der Schifffahrt und der Automobilbranche. Auch investiert er in der Schweiz kräftig in Hotels, Restaurants und Bergbahnen. Sohn Charlie lässt sich selten am neuen Wohnort der •
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Reichste Die besten Partien
Paris Latsis (30):
Sohn von Bankier und Reeder
Spiro Latsis und Ex-Verlobter
von Paris Hilton (Bild).
3–3,5 Milliarden.
•
Familie blicken, dazu lassen ihm seine Tourneen und CDEinspielungen zu wenig Zeit. Seit den Fotoshootings mit Magazinen wie «GQ»oder «Vogue» gilt der 27-Jährige auch unter der
weniger klassikaffinen Weiblichkeit als Schwarm.
Mehr multinationale Multiplikatoren als jedes Schweizer
Frauenmagazin garantieren Single-Auftritte in Gazetten wie
«Vanity Fair». Fotografiert vom Shooting Star Bruce Weber
­posierten für eine Reportage zum Thema «Fortune’s Children»
38 unverheiratete (designierte) Erben. Unter diesen gut drei
Dutzend Glückskindern fanden sich einige Schweizer wie Andrea Sabrier (28), Sohn des schwerreichen Genfer Financiers
Bernard Sabrier. Der Jung-Designer trat vor Webers Kamera
­gemeinsam mit seinem Genfer Nachbarn, dem gleichaltrigen
Julio Mario Santo Domingo III. Gefälliger gerieten Schnappschüsse von Alexander (Alex) Flick (27), Sohn des Wahlschweizers Friedrich Christian Flick (69), mit Cousine Elisabeth Prinzessin von Thurn und Taxis (31).
Im Sucher von Karl dem Grossen. Das ultimative Modemagazin
«Vogue» zeigte den Freiern der Welt in sieben Sequenzen, wie
die Milliardärstochter Eugenie Niarchos (27) lebt, mal «in zünftigen Lederhosen» oder als «pretty wild thing». Man warnt allerdings Habenichtse vorsorglich: «Sie geniesst das Baden in
Luxus.» Recht scheu schaute Eugenie Niarchos allerdings aus
der Wäsche, als der Nebenerwerbs-Fotograf und Modeschöpfer
Karl Lagerfeld (80) gemeinsam mit ihr vor die Kamera trat. Der
deutschstämmige Kreative dient sich gerne an als Zier für gute
weibliche Partien. So dürfen beispielsweise die 17-jährigen
Zwillinge Sarah und Victoria von Faber-Castell Karl den Gros­
sen fotogen in die Zange nehmen.
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Europas Hochadel lässt auch heute noch lieber unverändert
von versierten Zeremonienmeistern Bälle arrangieren, wo sich
doch bitte Gleich zu Gleich gesellen möge. Der Wahlschweizer
(Bleistift-)Graf Anton Wolfgang von Faber-Castell (72) beispielsweise gehört mütterlicherseits zum helvetischen Uradel. Vater
Roland Graf von Faber-Castell hatte – in zweiter Ehe –
Katharina, geborene Sprecher von Bernegg, zum Traualtar
­
­geführt. Die Braut entstammte einer Bündner Sippe, die im
Single-Auftritte in Gazetten
wie «Vanity Fair» garantieren
Aufmerksamkeit.
«Genealogischen Handbuch des Adels» schon Mitte des
14. Jahrhunderts aufschien als «Häupter und Walser des Zehn­
gerichtebundes im Freistaat der Drei Bünde».
Der heutige Clanchef Anton Wolfgang Graf von Faber-Castell
freite freilich schon bürgerlich. Ob die drei bildhübschen JungGräfinnen Katharina (25) sowie Victoria und Sarah von FaberCastell auf Adelsbällen Ausschau halten nach standesgemässen
(Ehe-)Männern, ist nirgendwo vorgeschrieben. Halbbruder
Charles Graf von Faber-Castell (33) hatte im Vorjahr mit der
türkischen Unternehmerstochter Melissa Eliyesil als Ehefrau •
Fotos: Boisiere / SIPA / Dukas, Rex Features / Dukas, Eric Richmond / Arena PAL / Ullstein Bild
Anna de Pahlen (24):
Enkelin des verstorbenen
Fiat-Lenkers Giovanni Agnelli.
1,5–2 Milliarden.
Charlie Siem (27):
Stargeiger und Sohn von
Kristian Siem, der vor a
­ llem
in der Öl- und Gasindustrie
und in der Schifffahrt tätig
ist. 1–1,5 Milliarden.
Reichste Die besten Partien
Nina Flohr (26):
Tochter von Thomas Flohr, ­
dem Betreiber einer Luxus­airline.
700–800 Millionen.
•
sichtbar im siebten Himmel des Geldadels auf eine überkommene Etikette verzichtet.
Zum Geldadel gehören garantiert die Schweizer Geschwister
Philipp (27), Frederik (25) und Roya Sachs (22), Enkel des legendären Brigitte-Bardot-Freiers Gunter Sachs (1932–2011). Ehe der
bekennende Berner Oberländer 1969 seine grosse Liebe Mirja in
dritter Ehe heiratete, hatte der begnadete Lebemann der Welt
gezeigt, wie galant ein wahrer Mann um das Herz einer Frau
Heutzutage sticht Geldadel
den Uradel auf dem globalen
Heiratsmarkt zumeist aus.
buhlt. Sachs liess aus einem Helikopter einen Waggon roter
Rosen regnen, auf das Anwesen der begehrten Schauspielerin
BB am Mittelmeer – und eroberte so temporär der Diva Herz.
Ein Wandel scheint ohnehin vollzogen. Geldadel sticht
­z umeist den Uradel aus auf dem internationalen Heiratsmarkt.
Das fällt vermutlich leicht, weil Geld nachweislich manches
Schloss verarmter Adeliger weit für Adoptionen öffnet. Auf Anerkennung und Eintrag in die einschlägigen Adelshandbücher
muss nur verzichten, wer sich an Sohnes statt beim Fürsten
oder Grafen einkauft. Wenn aber der Schweizer Milliardärs136 BILANZ 24/2013
Carl Hirschmann (33):
Sohn des verstorbenen Gründers
der Jet Aviation, Carl W. Hirschmann.
1–1,5 Milliarden.
spross Maximilian Rudolf von Finck (44) das Fotomodell Ana
Paula (33) in den Hafen der Ehe geleitet, wird die Brasilianerin
natürlich ins Adelshandbuch eingeführt. Wo sich die Wege des
mittleren Sohnes von Grossgrundbesitzer August von Finck (83)
und der früheren Gespielin des Rolling Stone Ronald (Ron)
Wood (67) erstmals gekreuzt haben, wird diskret verschwiegen.
Von der Hoffnung auf Trab gehalten. Nicht wenige der besten
Partien schützen vor, gar keine Zeit für eine feste Beziehung,
geschweige denn für die Ehe zu haben. Nina Flohr (26) etwa,
eine Jetsetterin im wahrsten Sinne des Wortes, ist den grössten
Teil des Jahres auf Achse, düst mit Vater Thomas Flohr (53) um
die Welt. Und dies vorwiegend in eigenen Flugzeugen, denn der
Senior ist Besitzer der auf schnellste Expansion gestimmten
­Luxusairline VistaJet. Als Kreativdirektorin ist Nina verantwortlich für den optischen Auftritt und das Interieur der Flugzeuge
wie auch für die Uniformen der Flugbegleiter. Und so sieht man
sie fast nur mit einem Mann an ihrer Seite – ihrem Vater.
In festen Händen ist dagegen Guy Schwarzenbach (31). Für
den Gang zum Traualtar mit seiner holden Liebsten hat es bislang aber noch nicht gereicht. Zwar hält der Sohn des «Dolder
Grand»-Besitzers Urs Schwarzenbach (65), der mit Devisenhandel zu einem Milliardenvermögen gekommen sein soll, einen
ganzen Strauss an Verwaltungsratsmandaten. Doch so richtig
auslasten dürften ihn diese Posten kaum, sind darunter doch
nur wenige bedeutendere Firmen zu finden. Auf Trab hält ihn
vielmehr seine grosse Liebe – das Polo, Spiel der persischen und
afghanischen Herrscher. Daneben findet vorderhand nur wenig
anderes Platz. So bleibt für den weiblichen Polo-Fanclub in
St. Moritz immer noch ein Quentchen Hoffnung.
•
Fotos: www.imagesofpolo.com, Richard Young / Rex Features / Dukas, Nicolas Y. Aebi
Guy Schwarzenbach (31):
Sohn von Devisenhändler
und Hotelier Urs Schwarzenbach.
1–1,5 Milliarden.

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