zukunft jetzt - Deutsche Rentenversicherung

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zukunft jetzt - Deutsche Rentenversicherung
AUSGABE 2.2013
www.deutsche-rentenversicherung.de
Das Magazin der Deutschen Rentenversicherung
Entschleunigt euch!
Abtprimas Notker Wolf über täglichen Stress und nötige Pausen
RENTENANPASSUNG
Warum die Renten in Ost und
West unterschiedlich steigen
PRIVATINSOLVENZ
Was eine Überschuldung für
die Altersvorsorge bedeutet
Inhalt
Fotos: Deutsche Rentenversicherung Oldenburg-Bremen; Getty Images
Pause!
Geht es Ihnen auch manchmal so? Sie wachen mor­
gens auf und denken an die vielen Aufgaben, die vor
Ihnen liegen. Handelt es sich nur um einen beson­
ders vollgepackten Tag, ist das noch zu bewältigen.
Doch wenn der Stress zur Gewohnheit wird, sollten
Sie Ihrer Gesundheit zuliebe die Reißleine ziehen.
Job, Familie, Verein, Stau im Berufsverkehr, Zeit­
druck beim Abholen der Kinder – für viele gilt: Wie
allen Anforderungen gerecht werden, ohne durch­
zudrehen? Notker Wolf, als oberster Vertreter des
Benediktinerordens ein „Global Player“ in Sachen
Religion, hat seinen Weg gefunden und berichtet
darüber in diesem Heft.
Ganz allgemein gilt: Eine kurze Pause, etwas Ent­
spannung oder ein nettes Gespräch können helfen,
ein wenig herunterzukommen und
Kraft zu schöpfen für weitere Aufga­
ben. Wie wichtig es ist, sich auch mal
eine Auszeit zu nehmen, zeigt nicht
zuletzt auch die Zunahme der psychi­
schen Erkrankungen. Sie gehören
inzwischen zu den häufigs­
ten Gründen für Erwerbs­
minderung. Durch hoch­
wertige Reha-Angebote
versuchen wir zu ver­
meiden, dass es über­
haupt so weit kommt.
LEBEN
4 Kalorienbedarf: Lebensmittel
auf dem Prüfstand
6 News: Trends und Fakten
8 Meine Zukunft: Eiskunstläufer
Norbert Schramm fotografiert
10 Pflege: Wie zwei Familien mit
behinderten Kindern leben
14 Rentenerhöhung: So wird sie
berechnet
16 Dialog: Was Benediktiner-Abt
Notker Wolf gegen Stress hilft
VOR ORT
20 Rehabilitation: Ein breites
Spektrum an Leistungen
22 Reha-Finanzierung: Botschaft
für die Ministerin
VORSORGE
24 Privatinsolvenz: Ausweg aus
zu hohen Schulden
GESUNDHEIT
28 Rehabilitation: Im Team
gegen den Diabetes
Peter-Oliver Weber,
Geschäftsführer der
Deutschen Rentenversicherung
Oldenburg-Bremen
Ausgabe 2.2013
32 Fitness: Sport ist auch
etwas für Späteinsteiger
34 zukunft NETZ
34 Impressum
zukunft jetzt 3
Leben
2
Alle Angaben in Kilokalorien pro 100 Gramm
Seiten der Ernährung
Nicht alles, was uns
schmeckt, tut uns auch
gut. Die Folge: Viele
Menschen nehmen
mehr Kalorien zu sich
als sie brauchen. Bei
zugleich mangelnder
Bewegung steigert dies
nicht nur das Risiko von
Übergewicht, sondern
auch von Herz-Kreislaufund weiteren Folge­
erkrankungen.
Doppelburger
Leberwurst
297
Gummibärchen
331
Vollmilch­
schokolade
350
Kartoffelchips
4 zukunft jetzt
Currywurst
mit Pommes
246
554
535
576
Erdnüsse
Ausgabe 2.2013
Leben Spargel,
gegart
Äpfel
Milch 3,5 %
61
19
Kartoffel,
gegart
65
Banane
90
70
121
Forelle,
gegart
139
Nudeln,
gekocht
364
100
Schupfnudeln
165
261
183
219
Vollkornbrötchen
Gouda
Schweinefilet
Lachs,
gedünstet
weißes
Toastbrot
Illustration: S. Hecher
Kalorienbomben
Bestandteile
ausgewogener
Ernährung
Quelle: Bundeslebensmittelschlüssel (BLS-Version 3.01)
Ausgabe 2.2013
zukunft jetzt 5
Leben
4
wichtige Trends für
Arbeitnehmer – Mehr Firmen haben Be­
schäftigte über 60 Jahre. – Immer mehr Berufstätige
suchen aufgrund der Hektik
im Beruf nach Entspannung.
– Die Kosten einer privaten
Berufsunfähigkeitsversiche­
rung hängen zunehmend vom
persönlichen Arbeitsplatz ab.
– Das reguläre Rentenalter
steigt weiter. Mit einer Vorab­
zahlung an die Rentenversi­
cherung können Arbeitneh­
mer aber ohne Abschläge
vorzeitig in Rente gehen.
Mehr Arbeitnehmer über 60 Jahre
Die Zahl der Erwerbstätigen zwischen
dem 60. und 65. Lebensjahr ist weiter
gestiegen. Das geht aus Daten der
Bundesagentur für Arbeit (BA) hervor.
Danach gingen im September 2012
knapp 1,5 Millionen Menschen dieser
Altersgruppe einer sozialversiche­
rungspflichtigen Beschäftigung nach –
82 Prozent mehr als fünf Jahre zuvor.
Der Anteil der versicherungspflichtig
Erwerbstätigen über 60 Jahre an allen
Einwohnern dieses Alters lag der BA
zufolge bei 29,3 Prozent. Schwierig ist
aber die Lage älterer Arbeitsloser.
www.arbeitsagentur.de
Zeit für sich selbst
Immer mehr Menschen suchen einen
Weg oder Ort, um nach einer Phase
von Hektik und Stress wieder zur inne­
ren Ruhe zu finden. Eine der bekann­
testen Möglichkeiten ist das Pilgern –
zum Beispiel auf dem Jakobsweg. Es
wurde in Deutschland auch durch das
Buch „Ich bin dann mal weg“ des
Komödianten Hape Kerkeling wieder
bekannt. Inzwischen ist der berühm­
teste Pilgerweg des Mittelalters auch
international wieder sehr populär: Die
Zahl von Pilgern aus aller Welt zwi­
schen den Pyrenäen und Santiago de
Compostela stieg zwischen 1992 und
2012 von jährlich knapp 10 000 auf
mehr als 190 000.
Auch Entspannungskurse und Ein­
kehrtage sind „in“. So bieten zum Bei­
spiel viele Krankenkassen ihren Versi­
cherten Kurse zur Entspannung in der
Nähe an. Darüber hinaus gibt es in
250 Klöstern Zimmer für Einkehrtage,
Exerzitien und Fastenkurse. Die Band­
breite der Angebote ist groß: Von der
einfachen Mönchszelle mit Tisch, Bett,
Stuhl bis hin zum „Wellnesskloster“.
Einen Überblick liefert die Internet­
seite „Atem holen – Kloster auf Zeit“.
www.orden.de > Kloster auf Zeit
www.gkv-spitzenverband.de
6 zukunft jetzt
Ausgabe 2.2013
Leben
Große Kostenspreizung bei privaten Berufsunfähigkeits-Versicherungen
Die Kosten für eine private Berufsun­
fähigkeitsversicherung (BU) hängen
immer mehr von der Berufsgruppe ab,
der ein Beschäftigter angehört. Das
ergibt sich aus der Studie einer Rating­
agentur für Versicherungsunterneh­
men. Die Anbieter privater BU-Versi­
cherungen unterscheiden demnach
nicht mehr nur nach kaufmännischen
und körperlichen Berufen, sondern
teilweise bis zu zehn Risikogruppen.
Während der Prämienaufschlag für
Arbeitnehmer in körperlich belasten­
den Berufen früher bei 100 Prozent
gelegen habe, sei diese Spanne inzwi­
schen teilweise auf über 500 Prozent
gestiegen, heißt es in der Studie.
In der gesetzlichen Rentenversiche­
rung zahlen Beschäftigte ihren Beitrag
dagegen unabhängig von Beruf, Ge­
schlecht, Alter oder Vorerkrankungen.
∏ BEITRAGSUNTERSCHIEDE BEI BU-VERSICHERUNGEN
Marktvergleich unter 40 Versicherungen; Berechnungsbasis: 1 500 Euro
monatliche BU-Rente. Eintrittsalter 35 Jahre, versichert bis Alter 67; aus­
gewiesen ist der niedrigste und höchste Nettobetrag (monatlich, in Euro).
414,21
Maurer
241,86
218,67
Winzer
164,77
340,99
Schlosser
139,53
Maler
134,95
375,55
340,99
Elektriker
103,30
194,17
Sozialvers. Angestellte
68,61
Dolmetscher
65,84
246,72
246,72
Bürokauffrau
57,83
Personalfachwirt
57,83
Technischer Zeichner
Diplom-Ingenieur
Mathematiker
194,17
246,72
Nettobeitrag
47,71
130,39
Maximal
47,71
Minimal
107,44
47,71
Quelle: Franke und Bornberg, 2013
www.test.de > Versicherungen
Fotos: wdv-J. Lauer; Fotolia, Jakob Jeske
Ausgleichszahlung statt Rentenabschlag
Viele Arbeitnehmer wollen – und
müssen – nicht bis zum regulären
Rentenalter auf den Ruhestand war­
ten. Wer sich für einen früheren Ren­
tenbeginn – zum Beispiel ab dem 63.
Lebensjahr – entscheidet, muss aber
lebenslang einen Abschlag auf seine
Rente in Kauf nehmen. Beispiel: Will
man ein Jahr vor der Regelalters­
grenze (für Versicherte des Jahrgangs
1950: 65 Jahre und vier Monate) in
Rente gehen, wird ein Abschlag von
3,6 Prozent fällig, bei zwei Jahre frü­
herem Rentenbeginn 7,2 Prozent.
Es gibt aber einen Weg, den Abschlag
zu vermeiden: durch eine Ausgleichs­
zahlung an die Rentenversicherung
vor Rentenbeginn. Mit welchen Kosten
Ausgabe 2.2013
man dabei im Jahr 2013 rechnen
muss, deutet die Tabelle unten an.
Tipp: Lassen Sie sich von uns kosten­
los beraten! Telefon: 0800 1000 4800.
∏ INFO
Bei voraussichtlicher
Rente von
500 Euro
750 Euro
1 000 Euro
1 250 Euro
und um …
vorgezogenem
Rentenbeginn
1 Jahr
2 Jahre
1 Jahr
2 Jahre
1 Jahr
2 Jahre
1 Jahr
2 Jahre
beträgt der
monatliche
Rentenabschlag
18 Euro
36 Euro
27 Euro
54 Euro
36 Euro
72 Euro
45 Euro
90 Euro
Kosten einer
Vorabausgleichszahlung
4 284 Euro
8 899 Euro
6 425 Euro
13 349 Euro
8 567 Euro
17 799 Euro
10 709 Euro
22 248 Euro
Quelle: Deutsche Rentenversicherung
zukunft jetzt 7
Meine Zukunft
Neustart nach 25 Jahren
Vom Kufen-Star zum Kamera-Künstler: Norbert Schramm
ie Medien feierten Norbert Schramm als
„besten Eis-Entertainer der Welt“. Sein
Eislauf-Stil war revolutionär, die Rückwärtssaltos spektakulär. 1982 und 1983 wurde
Schramm zweimal Europameister und zweimal Vizeweltmeister. 1984 wechselte er ins
Profilager, wurde im Folgejahr für neun Jahre
Star der Eisrevue „Holiday on Ice“. Bis 2010
folgten weitere Engagements. Wie Norbert
Schramm sich auf sein neues Leben vorbereitet hat, erzählt er im Interview.
D
¿Sie traten weltweit vor einem Millionenpu­
blikum auf. Wie war das, als die Eislauf-Karrie­
re endete?
Meine Profi-Karriere als Eiskunstläufer dauerte insgesamt mehr als 25 Jahre. Daher hatte
ich bereits sehr lange Zeit, mir Gedanken über
ein Leben danach zu machen. Auch war mir
immer klar, dass ich nicht ewig vor einem großen Publikum stehen werde.
¿Sie sind heute unter anderem Fotograf in
New York.
Seit meinem 16. Lebensjahr beschäftige ich
mich begeistert mit Fotografie. Schon während
meiner Eiskunstlauf-Zeit habe ich semiprofessionell fotografiert. In New York kann ich mich
nun als „Action & People Photographer“ künstlerisch verwirklichen.
8 zukunft jetzt
Ein neues Leben nach der Eiskunstlauf-Karriere: Norbert
Schramm lebt und arbeitet heute in New York als Fotograf.
¿Vorsorge ist für viele ein Thema. Und für Sie?
Da mein Vater als Versicherungskaufmann
tätig war, habe ich schon früh angefangen, fürs
Alter vorzusorgen. Schließlich verdient man
als Eisläufer nicht schlecht, aber nicht so viel
Geld, dass es bis ins hohe Alter reicht.
¿Sie laufen Marathon, sind schon zweimal den
Jakobsweg von Pamplona nach Santiago de
Compostela gelaufen. Was treibt Sie an?
Mich selbst und Neues zu entdecken. Und
immer wieder neue Herausforderungen zu
meistern. Egal, ob beruflich oder sportlich.
Foto: www.norbert-schramm.com
¿Sie studierten Betriebswirtschaftslehre und
später PR- und Öffentlichkeitsarbeit. Gab es
konkrete Karrierepläne?
Von geplanter Berufsausbildung kann man
sicher nicht sprechen, wenn man als Sechsjähriger mit dem Eislaufen beginnt, es zur
Weltspitze bringt, daraufhin lukrative Angebote
im Showbusiness bekommt und das Hobby
zum Beruf wird. Dennoch habe ich mittlerweile
eine fundierte Ausbildung.
Was sind Ihre Zukunftspläne? Schreiben Sie
uns: [email protected]
Ausgabe 2.2013
Leben
Weitere Bilder zum Artikel
Nach Hause
statt ins Heim
Wenn die Pflege zum
Lebensinhalt wird
10 zukunft jetzt
Ausgabe 2.2013
Leben
Selin und Silas werden ihr
Leben lang Hilfe benötigen.
Ihre Mütter pflegen sie –
und erwerben damit zu­
gleich Rentenansprüche.
ie zehnjährige Selin liegt auf
den Beinen ihrer Mama und
lässt sich in den Schlaf schaukeln. Was wie ein idyllisches GuteNacht-Ritual klingt, ist für Özlem Cakar aus Radevormwald (Bergisches
Land) eine tägliche Herausforderung. Denn ihre Tochter ist schwerbehindert, kann nur einschlafen,
wenn sie auf diese Art und Weise in
den Schlaf geschaukelt wird. Abend
für Abend, jede Woche, jeden Monat.
Selin kam als extremes Frühchen
zur Welt. Sie wog bei der Geburt nur
750 Gramm, hat einen Herz- und
Lungenfehler. Den Rückstand hat Selin nie aufgeholt. Sie muss auch heute noch bis zu sechsmal am Tag gewickelt werden, spricht nur wenige
Worte, hat erst mit drei Jahren zu
laufen begonnen. „Für uns war das
ein Wunder“, sagt Özlem Cakar, die
noch zwei Söhne (neun und zwei
Jahre) hat. „Denn die Ärzte sagten,
Selin würde nie laufen können.“
Die ersten drei Jahre hat sie mit
der Kleinen mehr Zeit auf Intensivstationen verbracht als daheim.
Dann beschloss sie, Selin zu Hause
zu pflegen. „Ich habe mir gesagt: Ich
lerne alles, was nötig ist, ich traue es
mir zu, ich mache das“, sagt sie. Dafür gab sie ihren Beruf als Handelsassistentin auf. Ihr Mann arbeitet im
Schichtdienst und kann nicht zu
Hause bleiben. „Einer muss ja Geld
verdienen“, sagt sie.
Anfangs hatte die junge Mutter Hilfe von einer Krankenschwester. „Ich
musste lernen, mit Sauerstoff, Ernährungssonden und Inhalationsge-
D
Ausgabe 2.2013
räten umzugehen.“ Selins Körper
produziert zudem zu wenig Schlafhormone, sie bekam lange Zeit
Schlafmittel, bis diese nicht mehr
wirkten. „Da begann die Schaukelphase“, sagt die Mutter.
Erst seit Oktober vergangenen
Jahres schläft Selin im eigenen Bett.
Zum ersten Mal nach fast zehn Jahren. Und immer erst, wenn sie auf
Mamas Beinen in den Schlaf geschaukelt wurde. „Wir haben ein
Spezialbett bekommen, das diese
Schaukelbewegungen imitiert.“ Den
Tipp hat sie von anderen Betroffenen
bekommen. „Man selbst weiß ja vieles gar nicht. Alles beruht auf den Erfahrungen anderer.“
Eine Sorge weniger
Dass sie als Pflegende Ansprüche auf
Rentenbeiträge durch die Pflegekasse hat, erfuhr Özlem Cakar von einer
Krankenschwester. „Das nimmt mir
zumindest diese Sorge, denn arbeiten werde ich nie mehr können“,
sagt sie (siehe auch Seite 12).
Seit einigen Jahren geht Selin tagsüber in eine Behindertenschule,
lernt dort auch die Gebärdensprache. Özlem Cakar lernt die Sprache
ebenfalls – mithilfe einer Webcam
und eines qualifizierten Internetkurses. Sobald Selin nach Hause kommt,
gehört der Kleinen ein Großteil ihrer
Aufmerksamkeit. Das Spiel mit Puppen macht der Zehnjährigen besonderen Spaß. „Sie liebt Puppen. Aber
sie kann sich nicht allein beschäftigen, es muss immer jemand da sein.“
Am Abend macht Özlem Cakar ihre Tochter bettfertig. Waschen, Zähne putzen, inhalieren – nichts kann
Selin allein. „Manchmal ist es ein
Kampf, weil sie nicht will.“ Erst
wenn sie auf Mamas Beinen liegt, um
sich in den Schlaf schaukeln zu lassen, fühlt sich Selin wieder wohl.
zukunft jetzt 11
Leben
Silas’ fröhliche
Art hilft Inge
Rummenhöller,
die Belastungen
der Pflege zu
meistern.
Nur wenige Kilometer von den Cakars entfernt wohnt Familie Rummenhöller. Auch Inge Rummenhöller
stemmt die Pflege eines Angehörigen
zu Hause. „Unser Sohn Silas hatte
mit zwei Jahren einen Ertrinkungsunfall“, erzählt sie. „Er lag sieben
Monate im Wachkoma, ist seitdem
schwerst mehrfach behindert. Er hat
sofort Pflegestufe III bekommen.“
Der heute 16-Jährige ist das jüngste von sieben Kindern. Er braucht einen Rollstuhl und ein panzerartiges
Kunststoff-Korsett, um sitzen zu kön-
nen. Allein essen und trinken sind
nicht möglich, Silas kann seine Bewegungsabläufe wegen einer Spastik
nur schwer steuern. „Es stand nie zur
Debatte, dass Silas in eine Pflegeeinrichtung kommt. Er ist schließlich
mein Kind“, sagt Inge Rummenhöller.
Jeden Morgen macht sie ihren
Sohn für den Besuch in der Förderschule fertig, wäscht ihn, zieht ihn
an. Nach der Schule begleitet sie ihn
an drei Tagen die Woche zu seinen
Therapien: Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie. Am vierten Tag
kommt eine Therapeutin ins Haus.
„Silas braucht diese Therapien.
Sonst würden sich die Fortschritte,
die er gemacht hat, wieder zurückentwickeln.“ Was ihr zusteht, wo sie
Hilfe bekommt, wusste sie anfangs
nicht. „Der Sozialdienst der RehaKlinik hat sich um alles gekümmert:
den Schwerbehindertenausweis, den
Besuch des Medizinischen Dienstes
oder auch die Rentenbeiträge.“
Inge Rummenhöller ist mit der Situation gewachsen. „Zusätzlich zu
der Pflege musste ich natürlich lernen, emotional damit umzugehen.“
Leichter wird alles durch Silas‘ fröhliche Art. „Er geht offen auf andere
Menschen zu, geht gern raus, freut
sich, wenn er Gesellschaft hat“, erzählt sie. Und wenn Silas dann im
Kreis seiner großen Familie mit Interesse am Leben teilnimmt, weiß sie,
dass ihre Entscheidung richtig war.
∏ PFLEGE STEIGERT DIE RENTE
Selin Cakar und Silas Rummenhöller sind zwei von knapp 1,8 Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland, die in
häuslicher Umgebung gepflegt werden – etwa 1,2 Millionen davon ausschließlich durch Angehörige oder Freunde.
Diese „Pflegepersonen“ bekommen für ihre körperlich und psychisch belastende Arbeit Pluspunkte in der Renten­
versicherung gutgeschrieben. Voraussetzungen: Die Pflege nimmt mindestens 14 Stunden pro Woche in Anspruch,
und die Pflegeperson darf neben der Pflege höchstens noch 30 Stunden wöchentlich einer anderen Beschäftigung
nachgehen. Die Höhe der für die Pflege gezahlten Rentenbeiträge richtet sich nach der Pflegestufe des Pflegebe­
dürftigen und dem erforderlichen Pflegeaufwand (siehe Tabelle). Zur Berechnung der Rentenbeiträge, die von der
sozialen oder privaten Pflegeversicherung gezahlt werden, wird ein fiktiver Verdienst zugrunde gelegt. Seit Anfang
2013 werden auch dann Rentenbeiträge gezahlt, wenn allein die Pflege mehrerer Pflegebedürftiger mindestens
14 Stunden pro Woche dauert. Kostenloses Servicetelefon der Rentenversicherung: 0800 1000 4800.
Monatliche Rente für
ein Jahr Pflege (Ost, in Euro)
6,27
8,35
12,53
9,40
14,10
18,80
* Bei Pflege eines Kindes und Erziehung eines weiteren Kindes bis 10 Jahren kann sich der Rentenanspruch erhöhen.
12 zukunft jetzt
Fotos: wdv-O. Szekely
Rentenansprüche für nicht erwerbsmäßige Pflege (bis 30.06.2013)*
Pflegestufe
Mindestaufwand
Monatliche Rente für
pr o Woche in Std.
ein Jahr Pflege (West, in Euro)
I
14
7,11
II
14
9,47
21
14,21
IIII
14
10,66
21
15,99
28
21,32
Quelle: Deutsche Rentenversicherung
Ausgabe 2.2013
Leben
Bruttolöhne
Rentenanpassung
Schutzklaus
Ausgleichsbedarf
Nachhaltigkeitsfaktor
Schutzklausel
Beitragssatz
Beitragssatz
Nachhaltigkeitsfaktor
Schutzklausel
Bruttolöhne
Riester-Faktor
Bruttolöhne
Nachhaltigkeitsfaktor
Nachhaltigkeitsfaktor
Beitragssatz
Rentengarantie
Rentengarantie
Beitragssatz
Schutzklausel
Der Osten holt auf
Die Renten folgen der jeweiligen Lohnentwicklung
Durch die unterschiedlich
hohe Anpassung zum
1. Juli nähern sich die
Renten in den alten und
neuen Ländern weiter an.
ie Renten steigen auch 2013.
Das ist die gute Nachricht für
die etwa 20 Millionen Rentnerinnen und Rentner. Allerdings steigen die Renten im Westen der Republik nur 0,25 Prozent. In den neuen
Ländern dagegen liegt der Anstieg
bei 3,29 Prozent.
D
Die Rentenanpassung
Die Renten werden jedes Jahr zum
1. Juli angepasst. Berechnet wird die
Erhöhung auf Basis von Regelungen
im Sozialgesetzbuch. Für die alten
und die neuen Bundesländer wird
14 zukunft jetzt
getrennt ein aktueller Rentenwert
gerechnet.
Die wichtigste Grundlage der Anpassung ist die Entwicklung der Löhne und Gehälter. Steigen Löhne und
Gehälter, folgen die Renten nach.
Verläuft die Lohnentwicklung in Ost
und West unterschiedlich, unterscheiden sich auch die Rentenanpassungen. Das ist ein Grund dafür, dass
die Renten 2013 in den neuen Bundesländern stärker steigen als im
Westen.
Darüber hinaus spielen weitere
Faktoren eine Rolle bei der Rentenanpassung. Zum einen wirken sich
die Aufwendungen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für ihre
private Altersvorsorge aus. In der
Fachsprache ist das der Riester-Faktor. Die Mehrbelastungen der Beschäftigten durch die private Alters-
vorsorge werden mit dem RiesterFaktor auf die Rentnerinnen und
Rentner übertragen. Zum anderen
sind Veränderungen des Beitragssatzes in der Rentenversicherung zu berücksichtigen. Ein sinkender Beitragssatz wirkt sich positiv, ein steigender Beitragssatz dämpfend auf die Rentenanpassung im folgenden Jahr aus. Auch die Zahl der Rentnerinnen und Rentner im Verhältnis zur Zahl der Erwerbstätigen hat nach der Rentenanpassungsformel
Einfluss
auf die Rentenhöhe. Steigt die Zahl der Beschäftigten, können auch die
Renten steigen. Gibt es weniger Beitragszahler im Vergleich zu den Leistungsempfängern, sorgt das für einen geringeren Rentenanstieg. Fachleute nennen das den Nach-
haltigkeitsfaktor. Ausgabe 2.2013
Leben
Rentengarantie
el
Eines ist sicher: die einmal erreichte
Höhe der Rente. Selbst wenn Löhne
und Gehälter sinken, dürfen die Renten nicht gekürzt werden. Dafür
sorgt die gesetzliche Rentengarantie.
2010 etwa hat sie bewirkt, dass die
Renten stabil blieben, obwohl sie
rechnerisch hätten sinken müssen.
Ausgebliebene Kürzungen mussten
in den Folgejahren durch Abzüge bei
der Rentensteigerung nachgeholt
werden – der sogenannte Ausgleichsbedarf. Der greift in diesem Jahr im
Westen ein weiteres Mal. In den
neuen Ländern ist der Ausgleichsbedarf bereits seit 2012 abgebaut.
Zusammen sollen diese Faktoren
für eine möglichst gerechte Lastenverteilung zwischen Rentenbeziehern und Beitragszahlern sorgen.
Darüber hinaus zeigt diese Rentenanpassung, dass die neuen Bundesländer beim Rentenniveau weiter
aufholen. Nach der Anpassung beträgt der aktuelle Rentenwert Ost
91,5 Prozent des Rentenwerts West.
∏ RENTEN-PLUS 2013*
West
Lohnentwicklung 1,50
Riester-Faktor
-0,65
Veränderung
Beitragssatz 2012 +0,39
Nachhaltigkeits­
faktor
-0,72
Ausgleichsbedarf -0,25
Anpassung 2013 0,25
Ost
4,32
-0,65
+0,39
-0,72
0,00
3,291
* in Prozentpunkten 1 Bedingt durch den
Rechenweg weicht die Anpassung gering­
fügig von der Summe der Prozentsätze ab.
∏ INFO
Weitere Infos unter:
www.deutsche-rentenversiche­
rung.de > Presse
Ausgabe 2.2013
zukunft jetzt 15
Dialog
„Ich darf auch mal
Pause machen“
Benediktiner-Abtprimas Notker Wolf über
Stress, Auswege und Lebenseinstellung
Welche Aufgaben nehmen Sie für
den Benediktinerorden wahr?
Wolf: Der Abtprimas ist zum einen
Abt der Abtei Sant‘Anselmo in
Rom und gleichzeitig Kanzler der
Benediktiner-Hochschule. Außerdem soll er den gesamten Orden
repräsentieren und intern die Kooperation der einzelnen Klöster
fördern. Und er soll dafür sorgen,
dass die benediktinische Tradition
weitergelebt und -gefördert wird.
Bayerischen Fernsehens aufzutreten. Von München bin ich dann am nächsten Morgen zurück. Dann ging es natürlich hier rund mit TV- oder Rundfunkinterviews. Am nächsten Tag war ich abends in Neu-Ulm zu einem Vortrag. Wenige Tage später hatte ich hier die benediktinische China-Kommission. Und am Montag darauf nach Südafrika. Das ist das, was ich so im Ruhestand mache (lacht). Wie sieht das in der Praxis aus?
Das kann zum Beispiel so aussehen: Am 1. Februar bin ich in die
USA geflogen zum Workshop der
amerikanischen Äbte. Am 3. Februar weiter nach Indien zum Jahrestreffen der indischen und Sri
Lankischen Ordensobern und
-oberinnen. Ich war dann bei einem Jubiläum im Süden Indiens
und bin am 10. Februar wieder
zurückgeflogen. Als ich in Rom
ankam, hatte gerade der Papst
seinen Rücktritt angekündigt. Da
musste ich abends nach München, um im ARD-„Brennpunkt“
und in der „Münchner Runde“ des
Wie sieht ein typischer Arbeitstag
bei Ihnen aus? Ich stehe um 5:50 Uhr auf, mache meinen leichten Frühsport. Um 6:20 Uhr ist Morgenhore, also Laudes (Morgenlob) plus Eucharistiefeier. Danach Chaos von früh bis spät. Gestern ging es wieder dermaßen rund ... Morgen haben wir die Monatssitzung meines Rates. Am Nachmittag geht die jährliche advisory board (Beratungs-
gremium)-Sitzung los, die international belegt ist. Um 12:50 Uhr folgt die Mittagshore, um 13 Uhr das Mittagessen. Wir sind ja hier in erster Linie ein Studienhaus. 16 zukunft jetzt
Ausgabe 2.2013
Dialog
Ausgabe 2.2013
zukunft jetzt 17
Dialog
Vesper (Abendgebet) ist um 19:15
Uhr, gegen 20 Uhr das Abendessen
und um 20:30 Uhr die Komplet
(Nachtgebet). Und dann beginnt für
mich „die dritte Hälfte des Tages“, also weitere Arbeit bis gegen Mitternacht.
mache ich wirklich, wie es in der Regel des heiligen Benedikt steht: „Lasse alles stehen und liegen“, und sage
mir: ‚So, jetzt muss mal Schluss sein.
Jetzt ist zuerst der Herrgott dran‘.
Und ich habe gemerkt, dass diese
Zeit für Gott meine Zeit geworden ist.
Hilft Ihnen die Struktur des benedik­
tinischen Lebens mit dem laufenden
Wechsel von Arbeits- und Gebetszei­
ten, den Beruf besser zu verkraften?
Ganz sicher. Da komme ich zu meinen eigentlichen Wurzeln, zum Sinn
meines Lebens, zurück in die Geborgenheit mit Gott. Da fällt alles andere
von mir ab. Auch wenn ich in einem
Kloster irgendwo auf der Welt bin,
fühle ich mich gleich fast wie zu Hause. Das ist ein großer Unterschied
zum Leben von Business-Menschen.
Leistungsdruck, Burn-out-Syndrom:
Gibt es das auch im Kloster?
Ja, durchaus. Wenn man nicht aufpasst, kann es passieren, dass die
Arbeit wichtiger wird als das gesamte klösterliche Leben.
Welche psychologische Funktion er­
füllt Ihrer Ansicht nach das Gebet?
Ich habe einen festen Anker für mein
Leben. Wenn ich zum Beispiel in die
Vesper gehen soll, kann es sein, dass
ich mitten in der Arbeit bin. Dann
In Deutschland sind psychische Er­
krankungen ein Massenphänomen
geworden. 41 Prozent der 2011 be­
willigten Erwerbsminderungsrenten
werden aus diesem Grund bezahlt.
Was steckt hinter diesem Symptom?
Hatten Sie selbst schon einmal das
Gefühl, der beruflichen Belastung
nicht mehr standhalten zu können?
Ich spüre die Reisen, vor allem Langstreckenflüge, stärker als früher –
vor allem schweres Handgepäck.
Mal leise, mal etwas lauter: In seiner Freizeit greift Abtprimas Notker Wolf
für die Band „Feedback“ auch schon mal zur E-Gitarre oder Querflöte.
18 zukunft jetzt
Ich mache zwei Beobachtungen: Die
eine ist echter Stress. Der Druck auf
viele Arbeitnehmer ist heute wesentlich größer als früher. Der entsteht
dadurch, dass man immer mehr sparen möchte. Im globalen Wettbewerb
soll alles möglichst billig auf den
Markt kommen. Da werden viele
Menschen schon sehr stark unter
Druck gesetzt.
Es gibt aber auch eine Sache, die den
Leuten nicht so gut gefällt: Der Narzissmus (Selbstverliebtheit) hat in
unserer Gesellschaft unglaublich zugenommen. Viele kreisen ständig um
ihren eigenen Bauchnabel. Wir müssen gegen diese negative Beeinflussung steuern, die da lautet: ‚Das
schaffst du nicht, das ist alles zu viel‘.
Sie bestreiten aber nicht, dass in
vielen Berufen eine zunehmende
Arbeitsbelastung zu beobachten ist?
Man muss unterscheiden: Ich kenne
mittelständische Unternehmer, die
voll im Job sind, aber solche Freude
in ihrer gestalterischen Arbeit
haben, dass sie das gar nicht als Belastung empfinden. Das ist bei der
Arbeit ganz entscheidend. Fließbandarbeitnehmer haben vielleicht
nicht so viel Freude, dafür ist deren
Arbeit aber ganz anders geregelt.
Könnte jeder Arbeitnehmer Ihr Pen­
sum problemlos schaffen?
Ich kann nur von mir selbst sprechen. Wenn ich zu einem „Feedback“-Konzert (siehe Info) fahre, bereitet mir das Freude. Das strengt
zwar auch an, ist aber eine andere
Form von Stress. Auch wenn ich am
nächsten Tag schon wieder bei den
italienischen Äbten einen Termin
habe: Es macht mir Freude, unter
Menschen zu sein. Selbst bei der
Korrespondenz per E-Mail bin ich in
Gedanken bei diesen Menschen.
Ausgabe 2.2013
Dialog
wichtig im Leben. Für mich bedeutet
es eine enorme Entspannung, wenn
ich dem Rauch einer Pfeife nachschaue oder Musik laufen lasse.
Stichwort Musik: Sie spielen auch hin
und wieder in einer Band namens
„Feedback“. Wie schaffen Sie das?
Ja, etwa vier- bis sechsmal im Jahr
treten wir auf (siehe Kasten unten).
Die Konzerte planen wir mit einem
Jahr Vorlaufzeit, weil mein Terminkalender das nicht anders zulässt.
„Das zahlen wir alles selbst“: Abt­
primas Notker Wolf deutet auf das
renovierte Dach von Sant’Anselmo.
Fotos: wdv-J. Lauer; picture alliance / dpa
Was heißt das für die Lebenseinstel­
lung allgemein?
Ich brauche eine positive Lebenseinstellung. Wenn ich Dinge tragisch
nehme, in mich hineinfresse, geht
das an die Nerven und an die Substanz. Wir sind viel stärker psychosomatisch geprägt, als wir denken. Ich
mache beispielsweise in der Frühe
fünf bis sieben Minuten Sport. Wenn
ich danach unter der Dusche war,
geht es mir schon viel besser.
Für nicht religiös geprägte Men­
schen: Kann ich auch im Arbeitsalltag
mal einen Gang rausnehmen?
Natürlich. Pausen sind vom Arbeitsrecht her eingeplant. Das sollte man
auch einhalten. In der Kaffeepause
sollte man aber nicht nur schnell
einen Kaffee runtergießen, sondern
sich mit anderen unterhalten. Die
Begegnung mit Menschen ist etwas,
was am meisten entspannen kann.
Ständig E-Mails, Telefonate, Bespre­
chungen: Wie kann ich mich unter
solchen Bedingungen rausnehmen?
Einfach machen. Oder auch mal etwas nicht so tragisch nehmen. Die
Souveränität zu behalten, ist ganz
Ausgabe 2.2013
Wovon lebt eine Ordensschwester
oder ein -bruder im Alter?
So etwas wie die gesetzliche Rente
gibt es bei uns normalerweise nicht.
Wir arbeiten alle zusammen – auch
im Alter. Ich freue mich, dass ich persönlich wenig brauche. Auf der anderen Seite muss ich auch nicht für
ein Haus oder eine Wohnung sorgen.
∏ INFO
Notker Wolf, 72, ist Abtprimas
des Benediktinerordens und
damit oberster Repräsentant der
weltweit etwa 17 000 Nonnen
und 7 500 Mönche des Ordens.
Nach dem Abitur trat Wolf in die
Abtei St. Ottilien (Nähe Ammer­
see) ein, studierte Philosophie
an der Benediktinerhochschule
Sant’Anselmo (Rom), Theologie
und Naturwissenschaften in
München. Ab 1971 Professur für
Naturphilosophie in Sant’An­
selmo. 1977 wurde Notker Wolf
zum Erzabt von St. Ottilien ge­
wählt, 2000 zum Abtprimas der
benediktinischen Konföderation.
In seiner Freizeit spielt Wolf ab
und zu in der Rockband „Feed­
back“ Querflöte oder E-Gitarre.
www.feedback-rock.de
kompakt
Mehr Schutz in Brasilien
Deutsche Arbeitnehmer in Brasilien
und Brasilianer mit Job in Deutsch­
land sind seit dem 1. Mai besser ge­
schützt. Dafür sorgt ein neues Sozial­
versicherungsabkommen. Durch die
Vereinbarung werden für die gesetzli­
che Rente bedeutsame Zeiten von
beiden Staaten anerkannt. Zudem
können Bundesbürger bis zu zwei
Jahre lang nach Brasilien entsandt
werden, ohne die deutsche Sozialver­
sicherung verlassen zu müssen.
Zuschlag auf Altersrente
Wer die Regelaltersgrenze erreicht
hat, seine Rente aber noch nicht in
Anspruch nimmt, bekommt dafür
einen Zuschlag von sechs Prozent pro
Jahr (0,5 Prozent pro Monat). Zusätz­
lich erhöht sich die Rente durch die in
dieser Zeit gezahlten weiteren Ren­
tenbeiträge. Ende 2011 waren mehr
als 208 000 gesetzliche Altersrenten
mit einem Zuschlag versehen.
Sachbezüge steigern Rente
Wer vom Arbeitgeber neben dem Ver­
dienst Sachbezüge wie freie Unter­
kunft oder Verpflegung erhält, muss dafür Sozialbeiträge zahlen – erhält dafür aber auch eine höhere Rente. Für Beschäftigte ab dem 18. Lebens­
jahr werden im Jahr 2013 auf der Ge­
haltsabrechnung pro Monat folgende Werte angesetzt: Verpflegung: Frühstück: 48 Euro; Mit­
tagessen: 88 Euro; Abendessen: 88 Euro – gesamt: 224 Euro. Unterkunft: allgemein: 216 Euro; in Arbeitgeberhaushalt oder Gemein­
schaftsunterkunft: 183,60 Euro. zukunft jetzt 19
Vor Ort
Kernaufgabe Reha
Die Deutsche Rentenversicherung Bund greift für die Rehabilitation auf ein breites Spektrum an
Leistungen zurück – aber entscheidend ist die Bereitschaft der Versicherten, selbst aktiv zu werden.
ehabilitation zählt zu den Kernaufgaben der Deutschen Rentenversicherung. Wer gesundheitlich
beeinträchtigt ist, soll die Möglichkeit
bekommen, diese Einschränkungen
möglichst dauerhaft zu überwinden
oder so weit wie möglich trotzdem
beruflich aktiv sein zu können.
R
Medizinische Reha
Dafür bietet die Rentenversicherung medizinische Reha-Leistungen
an: z. B. eine Anschlussrehabilitation (AHB) nach einem schweren
Unfall oder Herzinfarkt, eine ambulante oder stationäre Reha bei
gravierenden Problemen durch
eine Rückenerkrankung. Die
Rehabilitation soll dabei helfen, die
Gesundheit zu stabilisieren sowie
Kenntnisse und Fähigkeiten zu erlernen und zu üben, um nach einer
bestimmten Zeit eigenständig die
vereinbarten Reha-Ziele zu verfolgen. Dazu vermitteln Therapeuten
zum Beispiel Bewältigungsstrategien, um die Probleme des Alltags
zu meistern. Dafür kann es nötig
sein, sich auch nach der Rehabilitation noch am Reha-Sport oder anderen Nachsorgeprogrammen zu
beteiligen. Entscheidend ist die Bereitschaft, selbst aktiv zu werden.
Teilhabe am Arbeitsleben
Auch bei den Leistungen zur Teilhabe
am Arbeitsleben (Berufsfördernde
Reha) stehen eine Vielzahl von Leistungen zur Verfügung. Ein Bäcker
mit Mehlstauballergie kann etwa
umgeschult werden zum kaufmännischen Angestellten, Kosten für behinderungsgerechte Umbauten von
Kraftfahrzeugen oder Arbeitsplätzen können übernommen werden
oder die Leistung einer Umschulung.
∏ KRANKHEITSSPEKTRUM IN DER MEDIZINISCHEN REHA
Ambulante und stationäre Rehabilitationen Erwachsener der DRV Bund (2012)
5%
Sonstige Diagnosen
5%
Sucht
6%
Neurologie
37 %
Skelett/Muskeln/
Bindegewebe
20 zukunft jetzt
Schrittweise
„Ich empfehle Ihnen eine
Rehabilitation“, sagt der Arzt.
Aber was folgt danach? Schritt
für Schritt geht es weiter.
ur Reha geht es in verschiedenen
Schritten. Meist ergreift Ihr Arzt
die Initiative, dann stellen Sie den
Antrag, die Rentenversicherung
prüft, bei einem positiven Bescheid
beginnt Wochen später Ihre Rehabilitation.
Z
18 %
Psychische
Störungen
20 %
Neubildungen
Neben Ergometern verfügen die RehaEinrichtungen über eine Vielfalt an Ge­
räten zur Stärkung der Kondition und
zur Stabilisierung der Gesundheit.
6%
Kreislauf
3%
Stoffwechsel/
Verdauung
∏ Wie es genau abläuft, lesen Sie
im ePaper unter www.deutsche­
rentenversicherung.de/bund
Ausgabe 2.2013
Vor Ort
Mit Schmerz leben lernen
Nach ihrer psychosomatischen Reha kehrt Theresa
Zimmer zurück in ihren Beruf
cherung Bund, ist spezialisiert auf
psychosomatische Störungen und
Erkrankungen. Stationäre Behandlungen kannte Theresa Zimmer bislang nur aus dem Krankenhaus.
Erstes Mal Gruppentherapie
heresa Zimmer aus Karlsruhe litt
unter einer Depression und wurde
von Ängsten geplagt. „Meine Depression drückte sich unter anderem
durch starke Schmerzen am gesamten Körper aus. Deshalb musste ich
viele Medikamente einnehmen, die
zur Behandlung der Schmerzen,
aber auch der Depression eingesetzt
werden.“ Die Klinik Hüttenbühl in
Bad Dürrheim, eines der 22 RehaZentren der Deutschen Rentenversi-
T
„In der Rehabilitation war vieles
anders. Noch nie zuvor habe ich an
einer Gruppentherapie teilgenommen“, erklärt Theresa Zimmer. „Das
war für mich sehr schwer, mich zu
öffnen und der Gruppe von meinen
Problemen zu erzählen. Ich gebe zu,
ich war am Anfang der Gruppensitzungen zu ängstlich. Daher habe ich
erst Einzeltherapien erhalten, die
mich ermutigt haben, ohne Angst
an den Gruppensitzungen aktiv teilzunehmen.“ Für Theresa Zimmer
war die Reha sehr überzeugend,
„das hat mir viel gebracht. Es liegt
an mir, die erreichten Ziele weiter
auszubauen, damit ich wieder komplett gesund werde“.
∏ Lesen Sie weiter im ePaper
Fotos: wdv-O. G. Hermann; wdv-F. Blümler
∏ REHA DER DRV BUND 2012 IN ZAHLEN
792 196 Reha-Anträge (med.) // 488 812 medizinische Rehabilita­
tionen // 144 362 Anschlussrehabilitationen (AHB) // 15 413 Rehabi­
litationen von Kindern und Jugendlichen (drei Prozent) // 13 Prozent
ambulante Reha-Leistungen // 128 437 Anträge auf Leistungen zur
Teilhabe am Arbeitsleben (LTA). // 67 687 Leistungen zur Teilhabe am
Arbeitsleben (LTA) wurden 2012 abgeschlossen. // 2 920 Euro kostet
eine stationäre medizinische Rehabilitation bei körperlichen Erkrankun­
gen im Schnitt (ohne Nebenkosten) // Mit 4 550 Euro sind stationäre
Leistungen wegen psychischer Erkrankungen deutlich teurer // Eine sta­
tionäre Sucht-Rehabilitation kostet rund 8 290 Euro.
∏ Mehr Zahlen zur Rehabilitation im ePaper
Ausgabe 2.2013
Fragen
und Antworten
¿Wann kann ich eine medizini­
sche Reha bekommen?
Sie müssen eine bestimmte Zeit
Beiträge gezahlt haben und Ihre
Erwerbsfähigkeit muss erheb­
lich gefährdet oder gemindert
sein. Diese soll durch die Rehabili­
tation wesentlich gebessert oder
wiederhergestellt werden – oder
es geht darum, deren wesentliche
Verschlechterung abzuwenden.
¿Was passiert bei der Reha?
Eine medizinische Reha gibt es
als ambulante oder stationäre
Rehabilitation. Sie dauert in der
Regel drei Wochen, wenn medi­
zinisch erforderlich, auch länger.
Am Anfang stehen Diagnostik,
Aufklärung und Information über
die Erkrankungen und beein­
trächtigten Funktionen. Patient
und Rehabilitationsteam entwi­
ckeln gemeinsam Reha-Ziele.
Bewältigungsstrategien werden
erlernt, um auch beruflichen
Problemlagen zu begegnen.
¿Und wenn ich noch mehr Fra­
gen zur Rehabilitation habe?
Bei jeder Auskunfts- und Bera­
tungsstelle der Rentenversiche­
rung wird man Sie beraten, dazu
gibt es in jeder Stadt und in je­
dem Kreis Reha-Servicestellen,
bei denen man sich über Rehabi­
litation informieren kann, egal,
welcher Träger zuständig ist.
∏ Weitere Informationen im
ePaper unter www.deutsche­
rentenversicherung.de/bund
zukunft jetzt 21
Vor Ort
Aktivität und Entspannung sind feste Bestandteile der Rehabilitation in der Fachklinik Aukrug. Beim Achtsamkeits­
training schärfen Patienten frei von äußeren Reizen ihre Körperwahrnehmung. Sitzbälle trainieren den Gleichgewichts­
sinn, Therabänder lösen Verspannungen.
Angespannt, gehetzt und immer müde
Stress und Schmerzen effektiv bewältigen in der Reha or drei Jahren fing es an. „Ich
fühlte mich kraftlos, hatte keinen
Antrieb mehr ins Büro zu gehen.
Die Nacht hatte ich erneut mit Grübeln verbracht und ein arbeitsreicher Tag lag vor mir. Am liebsten
hätte ich mich tagelang im Bett verkrochen“, erinnert sich Roland K.
Zeit- und Leistungsdruck im Beruf
beherrschten sein Leben. Der
V
zunehmend schlimmer. Längere
Ausfälle durch Krankschreibungen
machten ihm zusätzlich Sorgen um
seinen Arbeitsplatz.
Sein Hausarzt diagnostizierte eine
depressive Erschöpfung und eine
beginnend chronifizierte Lumboischialgie (Schmerzen im Bereich
einer Nervenwurzel des unteren
Rückens). Er erklärte Roland K.,
» Der schönste Erfolg ist für uns Ärzte
und Therapeuten, wenn ein Patient nach
der Reha berichtet, dass bei ihm ein
Umdenken eingesetzt hat und er selbst
aktiv wird. Die Techniken, die er bei uns
lernt, werden ihm dabei helfen. «
Dr. Timo Specht,
Ärztlicher Direktor der Fachklinik Aukrug
49-Jährige arbeitete als Privatkundenberater einer Bank. Hinzu
kamen bei ihm chronische Schmerzen im Rücken. Regelmäßige
Schmerztherapien reichten nicht
mehr aus, um zu lindern. Es wurde
22 zukunft jetzt
dass sich dauerhafte Belastungen
des Alltagslebens sowohl in körperlichen als auch in seelischen
Beschwerden äußern können. Bald
wurde deutlich, dass ambulante
Behandlungen nicht mehr halfen.
Daher schlug sein Arzt eine vollstationäre Rehabilitation für fünf
Wochen in der Fachklinik Aukrug
der Deutschen Rentenversicherung
Nord vor.
Körper und Seele
„Die Verdichtung der Arbeitsprozesse mit zunehmender Arbeitsmenge, Termin- und Leistungsdruck und mehreren gleichzeitig
zu erledigenden Aufgaben setzt
viele unserer Patienten unter beruflichen Stress“, erklärt Dr. Timo
Specht, Ärztlicher Direktor der
Fachklinik Aukrug. Chronische
Stressbelastung und ungenügende
Bewältigungskompetenzen gefährden die Gesundheit und damit die
Erwerbsfähigkeit. Die Leidensgeschichte des Bankberaters sei ein
typischer Fall für sein Behandlungsteam, das häufig mit einem
Miteinander von körperlichen und
seelischen Störungen konfrontiert
werde. Dabei zeige sich, dass der
Ausgabe 2.2013
Vor Ort
Ziel: Langfristiger Erfolg
Walking: Der angrenzende 380 Quadratkilometer
große Naturpark Aukrug ist eines der beliebtesten
Ziele der Walkinggruppen.
Anteil psychosomatischer Erkrankungen bei den Krankschreibungen und Frühberentungen in den
vergangenen Jahren deutlich zugenommen hat. „Um der Leidensrealität der Menschen besser gerecht
zu werden, arbeiten wir in Aukrug
mit fächerübergreifenden Behandlungskonzepten, die sowohl
organ- als auch seelenmedizinische
Aspekte berücksichtigen. Ein solcher Ansatz dient auch der langfristigen Erhaltung der Erwerbsfähigkeit älterer Arbeitnehmer, die
häufiger durch mehr als nur eine
Erkrankung beeinträchtigt sind“,
so Dr. Specht.
Fotos: Deutsche Rentenversicherung Nord
Aktive Methoden
„Patienten kommen häufig erschöpft
in die Klinik und haben einfach das
Bedürfnis nur zu entspannen, zu
schlafen und sich zurückzulehnen“,
berichtet der Physiotherapeut Frank
Hasenjäger. Das Behandlungskonzept der Fachklinik Aukrug betont
jedoch Bewegung und aktiven Kompetenzgewinn. Das sei für manchen
Patienten mit einer eher passiven
Behandlungserwartung zunächst
Ausgabe 2.2013
eine Enttäuschung, so Hasenjäger.
Die Erkenntnis, durch eigenes Tun
wieder ins Gleichgewicht kommen
zu können, sei aber entscheidend
für eine dauerhafte Besserung. Im
Hinblick auf den Umgang mit Stress
setzt die Klinik dabei vor allem auf
vier Strategien:
∏ Informationsvermittlung
(Schulungen, Vorträge),
∏ Sport und Bewegung,
∏ Entspannungstechniken und
∏ Psychotherapie.
Welcher Klinikbesucher welchen
Baustein wie oft auf seinem Therapieplan wiederfindet, wird individuell am Bedarf des Patienten festgelegt. Damit sich auch langfristig
ein Erfolg einstellt, motivieren
Ärzte und Therapeuten ihre
Patienten, das Neuerlernte auch
im Alltag nach dem Klinikaufenthalt einzuplanen. Ob eine Rehabilitation auf längere Sicht erfolgreich ist, hängt oft auch davon ab,
ob es den Menschen gelingt,
ungünstigen eingefahrenen
Gewohnheiten im Alltag eine
aktive und selbstfürsorglichere
Bewältigung entgegenzusetzen,
betont Dr. Timo Specht.
Nachsorge
Damit die Patienten nach der stationären Rehabilitation nicht auf
sich allein gestellt sind, gibt es
viele Nachsorgemaßnahmen, die
vom Rentenversicherer getragen
und schon in der Klinik für den
Heimatort geplant werden. Das
Angebot geht von Psychotherapiegruppen bis zu gezieltem Gerätetraining.
∏ FACHKLINIK AUKRUG
In der Regel dauert eine stationäre
psychosomatische Rehabilitation
fünf Wochen. Anträge werden von
Patienten, niedergelassenen Ärzten
– gegebenfalls von Betriebsärzten ­
beim zuständigen Rentenversiche­
rungsträger gestellt .
Um Patienten mit körperlichen und
seelischen Störungen im Sinne
einer „Sowohl-als-auch-Medizin“
besser gerecht zu werden, kann die
psychosomatische Abteilung der
Fachklinik Aukrug bei der Behand-
lung auch die vorhandenen inter­
nistischen und orthopädischen
Strukturen nutzen. Neben der Psy­
chosomatik und Orthopädie hat die
Klinik weitere Schwerpunkte in der
Pneumologie und Schlafmedizin.
Fachklinik Aukrug der Deutschen
Rentenversicherung Nord
Tönsheide
24613 Aukrug
Telefon: 04873/ 90 97 0
www.fachklinik-aukrug.de
zukunft jetzt 23
Vorsorge
Ein Kraftakt
Die Privatinsolvenz bietet Schuldnern
die Chance für einen Neuanfang
24 zukunft jetzt
Ausgabe 2.2013
Vorsorge
Pfändungsfreigrenzen
schützen das Ersparte. Am
Ende der Privatinsolvenz winkt
die Restschuldbefreiung.
rbeitslosigkeit, Trennung, Krankheit oder falsches Konsumverhalten – Gründe für eine Überschuldung gibt es viele. Können Verbindlichkeiten langfristig nicht bedient werden,
ist die Verbraucherinsolvenz ein Weg aus
der Krise. Sie ist ein vereinfachtes Insolvenzverfahren, an dessen Ende eine
Restschuldbefreiung steht.
A
Außergerichtliche Einigung
Zunächst müssen Schuldner einen außergerichtlichen Einigungsversuch mit
den Gläubigern anstreben. Der beginnt
mit einer Art Schuldenbilanz. In der
werden alle Gläubiger und die offenen
Forderungen aufgelistet. Sind die Forderungen schon lange offen und fallen
Mahngebühren an, ist es nicht immer
leicht, den wahren Schuldenstand festzustellen. Deswegen sollten Schuldner
den Gläubiger um eine schriftliche Angabe der Hauptforderung, Zinsen und Kosten bitten. Den Forderungen müssen das
Einkommen und das verwertbare Vermögen gegenübergestellt werden. Daraus lässt sich ein realistischer Plan entwerfen, ob und wie hoch Rückzahlungen
möglich sind. „Dabei helfen Rechtsanwälte, Schuldnerberatungsstellen der
Verbraucherzentralen, Wohlfahrtsverbände und Kommunen“, so Rechtsanwalt Frank Lackmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Wenn
Ausgabe 2.2013
nur ein Gläubiger nicht zustimmt, ist die
außergerichtliche Einigung gescheitert.
„Leider ist das die Regel“, so Lackmann.
Das Bemühen und Scheitern muss zum
Beispiel mit Briefen oder E-Mails nachgewiesen werden. Das ist eine Voraussetzung für die Bescheinigung, dass eine außergerichtliche Lösung nicht möglich
war. Ausgestellt wird sie von Schuldnerberatungsstellen, Rechtsanwälten oder
Steuerberatern.
Schuldenbereinigung
Mit der Bescheinigung kann der Schuldner dann bei einem Insolvenzgericht ein
Verbraucherinsolvenzverfahren beantragen. Zum Antrag gehören viele Formulare: So müssen Schuldner eine Vermögensübersicht und das Verzeichnis der Gläubiger und ihrer Forderungen sowie einen
Schuldenbereinigungsplan abgeben. Dieser Plan wird vom Gericht geprüft und ist
ein letzter Versuch, das Insolvenzverfahren abzuwenden. „Im Unterschied zur
außergerichtlichen Einigung reicht es,
wenn mehr als 50 Prozent der Gläubiger
nach Anzahl und Forderungshöhe dem
Plan zustimmen. Fehlende Zustimmungen kann das Gericht dann ersetzen“, so
Lackmann. Wenn aber auch der gerichtliche Schuldenbereinigungsplan aussichtslos ist, führt das Insolvenzgericht den
Einigungsversuch nicht mehr durch.
Verbraucherinsolvenz
Scheitert der Schuldenbereinigungsplan
oder hält das Gericht diesen für aussichtslos, startet das vereinfachte Verbraucherinsolvenzverfahren.
zukunft jetzt 25
Vorsorge
Überschuldung ist kein Einzelschicksal:
Das Statistische Bundesamt zählte 2012 über 97 600 Privatinsolvenzen.
Im förmlichen Teil des Verfahrens
wird erfahrungsgemäß innerhalb der
ersten ein bis eineinhalb Jahre das
pfändbare Vermögen von einem
Treuhänder verwertet und nach Abzug der Verfahrenskosten an die
Gläubiger ausgeschüttet. Dabei ist er
an Pfändungsfreigrenzen gebunden.
Die Altersvorsorge genießt dabei eine
Sonderstellung: Hier sind bis zu
238 000 Euro Erspartes pfändungssicher – allerdings nach dem Alter gestaffelt (siehe Tabelle unten) und nur
unter sehr strengen Auflagen. Vier
Bedingungen müssen private Altersvorsorgeverträge erfüllen:
∏ Das Produkt muss im Alter eine
lebenslange Leistung (Rente) garantieren.
∏ Eine Auszahlung des Kapitals ist
nur im Todesfall an die Hinterbliebenen möglich.
∏ Die lebenslange Rente darf nicht
vor Vollendung des 60. Lebensjahres oder nur bei Eintritt einer Berufsunfähigkeit gewährt werden.
∏ Über die Ansprüche aus dem Vertrag kann nicht verfügt werden.
Kapitallebensversicherungen können
pfändungssicher gemacht werden.
Frank Lackmann warnt: „Das sollte
man nicht ohne Beratung und mindestens drei Monate vor Insolvenzantrag bei der Versicherung beantragen, sonst kann die Versicherungssumme in die Insolvenzmasse fallen.“
Anwartschaften aus der betrieblichen Altersversorgung sind pfändungssicher. Das gilt auch für
Kapital, das sich im Rahmen der steuerlichen Fördergrenzen auf Riester26 zukunft jetzt
Sparkonten gesammelt hat. Seit 2008
können Riester-Sparer Einzahlungen
von bis zu 2 100 Euro als Sonderausgaben geltend machen. Haben sie in
einigen Jahren mehr eingezahlt, ist
der überschießende Betrag pfändbar.
Wichtig: Nach einem Urteil des Amtsgerichts München (Aktenzeichen: 273
C 8790/11) ist die Riester-Rente nur
dann in der Ansparphase pfändungssicher, wenn sie auch tatsächlich
staatlich gefördert wurde. Das ist
nicht der Fall, wenn Sparer vergessen
haben, einen Zulagenantrag zu stellen. Ob alle Gerichte so entscheiden,
ist offen. Noch fehlt ein höchstrichterliches Urteil. Ansprüche aus der gesetzlichen Rentenversicherung sind
vollständig pfändungssicher.
Wohlverhaltensphase
Mit dem Antrag auf Privatinsolvenz
und der Eröffnung des Insolvenzverfahrens beginnt die sechsjährige
Wohlverhaltensphase: Der Treuhänder erhält einen Teil des Einkommens und führt ihn einmal im Jahr
an die Gläubiger ab. Fließt bereits
eine Rente oder Leistung aus einer
privaten Altersvorsorge, werden
∏ PFÄNDUNGSSCHUTZ FÜR ALTERSVORSORGE
Private zusätzliche Altersvorsorge ist innerhalb bestimmter Grenzen
pfändungssicher. Hierzu zählen zum Beispiel private Renten- und Kapital­
lebensversicherungen. Die Grenzen richten sich nach dem Alter.
Lebensalter
18 – 29
30 – 39
40 – 47
48 – 53
54 - 59
60 - 65
Pfändungsfreier Betrag pro Lebensjahr
2 000 Euro
4 000 Euro
4 500 Euro
6 000 Euro
8 000 Euro
9 000 Euro
Diese Beträge werden Jahr für Jahr addiert und ergeben so dann das
pfändungssichere Altersvorsorgekapital. Auch Beträge über diese Pfän­
dungsgrenzen hinaus sind nicht voll pfändbar. Bis zum Erreichen des
Dreifachen des pfändungsfreien Grundbetrages werden nur sieben Zehn­
tel gepfändet. So erhalten Schuldner einen Anreiz, mehr zu sparen.
Beispiel: Ein 40-Jähriger verdiente einst gut und verfügt über mehrere
Altersvorsorgeverträge in einem Gesamtwert von 70 000 Euro. Das über­
steigt seine Pfändungsfreigrenze von 68 500 Euro (12 x 2 000 + 10 x 4 000 +
1 x 4 500) um 1 500 Euro. Gepfändet werden sieben Zehntel, also 1 050 Euro.
Ausgabe 2.2013
kompakt
Bonus für Ehrenamtliche
diese zur Ermittlung des Gesamteinkommens addiert. Wie beim Vermögen und der Altersvorsorge gelten
auch hier Pfändungsfreigrenzen: „Bis
zu einem Betrag von 1 029,99 Euro
ergibt sich kein pfändbarer Betrag für
einen Alleinstehenden ohne Unterhaltspflichten“, erklärt Frank Lackmann. Jeder Euro darüber geht etwa
zu zwei Dritteln an den Treuhänder
beziehungsweise Gläubiger, ein Drittel darf der Schuldner behalten. Die
genauen Beträge lassen sich aus der
Tabelle im Paragrafen 850c der Zivilprozessordnung (ZPO) ablesen, die im
Juli angepasst wird.
Kommt der Schuldner seinen
Pflichten im Rahmen der Insolvenzordnung nach, wird er nach Ablauf
der sechs Jahre auf Antrag von seinen
Restschulden befreit.
Eventuell geht es auch schneller:
Ein Gesetzentwurf sieht eine Restschuldbefreiung schon nach drei oder
fünf Jahren vor, wenn der Schuldner
es schafft, eine Mindestquote seiner
Außenstände abzuzahlen oder zumindest die Kosten des Verfahrens
begleichen kann. Das Gesetz könnte
schon im Herbst in Kraft treten.
Fotos: Getty Images; Plainpicture
∏ INFO
www.meine-schulden.de
Internetseite der Bundesarbeits­
gemeinschaft Schuldnerbera­
tung mit Beratungsstellensuche,
Musterbriefen und vielen nützli­
chen Infos.
Ausgabe 2.2013
In Deutschland engagieren sich
23 Millionen Menschen ehrenamtlich.
Als nebenberufliche Trainer, Ausbil­
der, Jugendbetreuer oder Chorleiter
dürfen sie seit Anfang des Jahres bis
zu 2 400 Euro im Jahr steuer- und
abgabenfrei dazuverdienen, das sind
300 Euro mehr als zuvor.
Arbeitslos weiter riestern
Arbeitslose sollten Riester-Beiträge
wenn möglich nicht gleich drosseln.
Der Grund: Die Zulagen berechnen
sich nach dem Vorjahreseinkommen.
Reduziert man die Zahlungen, drohen
Einbußen bei der staatlichen Zulage.
Beratung in Schwerin
Die Auskunfts- und Beratungsstelle
in Schwerin hat eine neue Adresse.
Das 120 Jahre alte denkmalge­
schützte Gebäude der Rentenver­
sicherung in der Lübecker Straße 142
wurde zu einer kundenfreundlichen
Beratungsstelle umgebaut und im
April feierlich eröffnet. Kunden erhal­
ten hier Hilfe in allen Fragen rund
um Rente, Altersvorsorge und Reha.
Rechnungen aufheben
Hausbesitzer müssen Rechnungen
und Belege rund um ihre Immobilie
mindestens zwei Jahre aufheben. Das
soll unter anderem Schwarzarbeit
vorbeugen. Wichtig sind die Belege
aber auch für Gewährleistungsan­
sprüche und Garantien oder im Fall
eines Rechtsstreits.
Gesundheit
Neue Perspektiven
Drei Wochen Gesundheitskurs durch das Reha-Team
Nicole Wagner lernt in
der Reha-Klinik, besser mit
ihrem Diabetes zu leben.
ngefangen hat es mit den
Kindern, „mit einem Schwangerschaftsdiabetes, als mein
Sohn Dominik unterwegs war“, erklärt Nicole Wagner aus Mainhausen
bei Hanau. „Das wurde im sechsten
Monat bei einem Blutzuckertest festgestellt.“ Nach der Geburt des ersten
Kindes war der Diabetes weg, kam
aber wieder mit der nächsten
Schwangerschaft. „Und dann ist er
geblieben.“ Ihre Großmutter und ihr
Vater seien auch Diabetiker. 15 Jahre
lang nimmt Nicole Wagner dagegen
Tabletten.
A
28 zukunft jetzt
Die 41-Jährige arbeitet bei einer
Krankenkasse in Frankfurt. „Wenn
es mir mal morgens nicht gut gegangen ist, hab ich angerufen: Ich muss
erst zum Arzt. Das war nicht schön
für meine Kolleginnen. Vor einem Jahr
habe ich ihnen gesagt: So, Leute, das
mit den Tabletten klappt nicht mehr,
ich muss jetzt Insulin spritzen.“
Hausarzt schlägt Alarm
Ihr Hausarzt hatte Alarm geschlagen: „Ihr Blutzucker-Langzeitwert ist
zu hoch – das heißt, der Blutfarbstoff
Hämoglobin wird zu stark von Zuckermolekülen besetzt, kann den
Sauerstoff nicht mehr gut transportieren. In der Folge kommt es zu Schäden an Nieren, Herz, Augen und Ner-
ven.“ Er schickt Nicole Wagner zum
Diabetologen. Der sagt ihr, sie müsse
auf Insulin umsteigen, das bisherige
Medikament schlage nicht mehr an.
Kollegen wissen Bescheid
„Ich bekam jetzt ein kurz wirkendes
Insulin, das ich direkt vor den Mahlzeiten spritzen musste. Zuerst den
Blutzucker messen, dann die entsprechende Menge ausrechnen und
das Insulin spritzen.“ Wie das geht,
lernt Nicole Wagner in der Praxis des
Diabetologen. Arbeiten kann sie
trotzdem, „wenn ich alles dabei hab,
meine Teststäbchen, mein Insulin,
dann ist alles gut. Meine Kolleginnen
und mein Chef wissen Bescheid, wie
sie mir im Notfall helfen können“.
Ausgabe 2.2013
Gesundheit
Links: Nicole Wagner bekommt Tipps von Diätassistentin Dörte Scherping.
Oben: Diabetesberaterin Karola Schmidt erläutert die Rolle des Zuckers.
Aber berufstätig, zwei Kinder und
Diabetes – das ist schon eine Belastung. „Ich hab mein Nordic Walking
schleifen lassen, dazu kamen Probleme mit dem Übergewicht. Das Essen
musste immer schnell gehen und ich
war häufig krank.“ Als auch ihr Blutzucker-Langzeitwert immer wieder
zu hoch ist, empfiehlt ihr der Arzt eine Reha. Die wird bewilligt, drei Monate später kommt sie in der RehaKlinik Föhrenkamp in Mölln an.
Fachleute für Gesundheit
Was erwartet Nicole Wagner von der
Reha? „Ich will besser mit meinem
Diabetes klarkommen und im Beruf
wieder stabiler arbeiten können,
nicht immer wieder ausfallen.“ Die
Voraussetzungen dafür sind gut,
merkt sie bald. „Hier sind lauter
Fachleute für Gesundheit, die gehen
auch auf meine persönlichen Bedürfnisse ein. Man schaut, dass sich meine Werte verbessern, dass ich gut
vorwärts komme.“ Ihr Therapieplan
hält Nicole Wagner auf Trab. Um
acht Uhr morgens geht es los: Anwendungen, Vorträge, Sequenztherapie an den Geräten, Crosstraining
für Beine und Arme, Nordic Walking,
Ausgabe 2.2013
Allgemeine Gymnastik und DiabetesInformationen. Tänzerische Gymnastik mit Musik und Rhythmus
Nicole Wagner bei der Gymnastik mit
Gymnastiklehrerin Anna Przadka.
macht ihr besonders Spaß. Nach den
Therapien laden Billard, Tischtennis,
Ergometer oder das Schwimmbad zu
Bereit sein zu lernen
Prof. Dr. med. Bettina Zietz, Ärztin für Innere Medizin,
ist Ärztliche Direktorin des Reha-Zentrums Mölln
der Deutschen Rentenversicherung Bund.
¿Wo liegen die Stärken einer Re­
habilitation bei Diabetes?
Die Patienten werden über drei Wochen von einem interdisziplinären
Team betreut. Es kann umfassend
auf medizinische Probleme und Begleitfaktoren wie Psyche und Physis
Einfluss nehmen. Von ihren Mitpatienten können die Patienten im Tagesablauf intensiv lernen. Außerhalb ihres gewohnten häuslichen
Umfelds fällt es ihnen leichter, neue
Perspektiven für sich zu entdecken.
¿Das geht in drei Wochen?
Wir zeigen den Patienten, was sie
selbst tun können. Und wir versuchen, bei ihnen einen Bewusst-
seinswandel anzuregen, künftig das
ihnen Mögliche aktiv für die Stabilisierung ihrer Gesundheit zu tun.
¿Was fordern Sie von den Patienten?
Wir fordern Motivation zur Mitarbeit, die Bereitschaft, etwas Neues
zu lernen, bereit zu sein zum positiven Miteinander, und dass sie konstruktiv mit ihren Mitpatienten umgehen.
¿Was kommt nach der Reha?
Die Patienten sind aufgerufen, das
hier Erlernte auch zu Hause aktiv
umzusetzen. Auf diese Zeit danach
bereiten wir sie schon während des
Klinikaufenthalts vor.
zukunft jetzt 29
Gesundheit
∏ DAS REHA-TEAM
Dr. Martin
Raschke,
Diabetologe
In Gruppen- oder Einzelgesprächen beraten Psychologen wie Bernd Vahldiek,
bieten Nicole Wagner Handlungsorientierung und Bewältigungsstrategien.
Bernd Vahldiek,
Psychologe
Norbert
Westphal,
Leiter der
Physiotherapie
Dörte Scherping,
Diätassistentin
sportlicher Betätigung ein. Dank der
Bewegung und dem regelmäßigen
Sport ist ihr Blutzuckerspiegel deutlich niedriger als zu Hause.
Das Reha-Team
Ihr Reha-Team – das sind die Ärzte
und Therapeuten, die die auf sie abgestimmten Therapien zusammengestellt haben, Übungen leiten, ihre
Fragen beantworten. Drei Wochen
stehen sie für Nicole Wagner als Berater zur Verfügung. In Gruppenund Einzelschulungen berät die Dia-
30 zukunft jetzt
betesberaterin Karola Schmidt die
Diabetiker in Sachen Blutzucker und
man kann sie auch jederzeit außerhalb dieser Termine fragen. Der
Leiter der Physiotherapie, Norbert
Westphal, ist mit seinem Team für
Konditionstraining, Kraftaufbau und
Koordination zuständig.
Ernährungsberaterin Dörte Scherping unterrichtet in Theorie und Praxis über Essen und Trinken: Wie sich
die verschiedenen Gerichte bei Diabetikern auswirken, wie man kalorienarme, aber trotzdem schmackhafte Mahlzeiten kochen kann. Zum
Beispiel Karotten-Ingwer-Suppe, Spinatauflauf aus Blattspinat mit Quarkcreme überbacken, Kartoffelspalten
aus dem Ofen, Lauch-Gurken-Ragout, Putenrouladen, Vollkornnudeln
und Eisbergsalat mit Orangenfilets.
Die Kochgruppe rührt begeistert in
den Töpfen, jeder hat seinen Auftrag,
dann essen alle gemeinsam. Hervorragend! Vom Kochbuch der Klinik
hat sich Nicole Wagner gleich zwei
Exemplare gekauft.
Auch in Gesprächen mit den anderen Rehabilitanden lernt Nicole Wagner viel. Am Tisch im Speiseraum
treffen sie sich. Wenn sie keine Anwendungen haben, gehen sie spazieren oder Kaffee trinken, tauschen
sich aus. „Man freut sich wirklich,
sich am Abendbrottisch zu sehen und
noch ein bisschen zu reden.“
Die Treppe, kein Aufzug
„Es ist schon ein Unterschied, wie
ich mich am Anfang angestellt habe
und wie ich mich jetzt bewege. Ich
habe schon einige Kilo abgenommen
und auch meine Kondition ist heute
besser. Früher bin ich keine Treppe
gelaufen, heute nehme ich keinen
Aufzug mehr.“ Die Lehrküche hat bei
Nicole Wagner einen starken Eindruck hinterlassen. „Es gibt so viele
Möglichkeiten, was man mit Gemüse
alles machen kann. Auch zum Essen
nehme ich mir heute mehr Zeit, esse
bewusst langsam.“ Die Bewegung
und Ernährungsumstellung seien für
sie ein Riesengewinn. „Eventuell
komme ich dadurch wieder vom Insulin weg – das wäre toll, wenn ich
das erreichen könnte.“
Mehr für mich selbst tun
Sie hat gelernt, dass sie nicht immer
nur für die anderen da sein muss.
„Ich freue mich darauf, mehr für
mich selbst tun zu können, um mit
meinem Diabetes klarzukommen.“
Zu Hause will sie sich bei der AquaGymnastik anmelden. Und ihr heute
16-jähriger Sohn Dominik will sie ins
Fitness-Studio mitnehmen.
Fotos: D. Theis
Karola Schmidt,
Diabetes­
beraterin
∏ WEB
www.reha-klinik-foehrenkamp.de
Ausgabe 2.2013
Sicherheit ist kein Zufall
Beratung ist eine Frage des Vertrauens – und Ihre Altersvorsorge kein Fall
für Glückskekse. Wir zeigen Ihnen, welche Möglichkeiten Sie haben, Ihr
Sparschwein fürs Alter zu füttern. Kostenlos und ohne, dass wir dabei
nach Ihrem Geld schielen. Wir sind für Sie da – persönlich in einer unserer
zahlreichen Beratungsstellen oder am Telefon.
0800 1000 4800
kostenloses Servicetelefon
Gesundheit
Späteinsteiger willkommen
Ob Nordic Walking, Fitness-Stunden oder Gymnastik – Bewegung
tut auch im Alter gut. Für Monika Sauer, Vize­
präsidentin des Sportbunds
Rheinland, kann man in
einem Sportverein auch im
Alter mit Sport beginnen.
Sport-Abteilung. Dazu zählen auch
Gesundheitssport mit Angeboten für
gesundheitliche Prävention und Reha. Wer erst ab 40, 50, 60 Jahren
mit Sport beginnen will, ist jederzeit
willkommen. Es gibt keine Auflagen.
ne Herzerkrankung oder Asthma.
Für solche Teilnehmer gibt es Gruppen mit ärztlicher Anleitung. Auch
die Verletzungsgefahr ist bei Späteinsteigern nicht größer. Sie treiben
ja keinen Leistungssport.
zukunft jetzt: Warum sind so viele äl­
tere Menschen bei Ihnen organisiert?
Monika Sauer: Viele steigen im Sport
erst spät ein. Meist aus gesundheitlichen Gründen oder um körperlich
und geistig fit zu bleiben. Deshalb
haben wir eine sehr große Senioren-
Ist vorher eine medizinische Unter­
suchung nötig?
In der Regel besteht kein Grund, sich
vorher ärztlich durchchecken zu lassen. Es sei denn, der Späteinsteiger
hat bereits ein Krankheitsbild wie ei-
Kann also jeder noch spät anfangen?
Jeder normale Mann und jede normale Frau kann auch in höherem Alter
noch mit Sport beginnen. Egal, ob jemand einfach ein paar Pfunde loswerden, etwas für seine Fitness tun, ge-
32 zukunft jetzt
Ausgabe 2.2013
Gesundheit
sund werden oder seine Gesundheit
erhalten möchte, das Wichtigste ist,
erst einmal den inneren Schweinehund zu überwinden. Besondere Einsteiger-Kurse sorgen dafür, dass dann
keiner auf der Strecke bleibt.
morgens zum Sport, um dann ihren
normalen Tagesablauf folgen zu können. Sport für Ältere wird bei allen
Sportbünden angeboten. Wer noch
im Beruf steht, findet spät am Nachmittag oder Abend Angebote.
Welche Sportarten empfehlen sich
für Späteinsteiger?
Bei unseren Senioren sind Nordic
Walking, Fitness-Stunden wie „Pilates“ und Sport mit Geräten wie Hanteln, bei dem immer derselbe Rhythmus vorgegeben ist, am beliebtesten.
Am besten zu Musik, denn Musik ist
immer eine sehr positive Unterstützung der Bewegung.
Und wenn ich einmal keine Lust habe?
Unsere Übungsleiter helfen da auch
ein wenig bei der Motivation. Überhaupt ist Sport in einer Gruppe vielversprechender, als sich allein zu betätigen. Allein finden die Menschen
viel eher Ausreden, wieder einmal
nichts zu tun. Gemeinsam bleiben sie
regelmäßiger dabei. Dafür sorgt
auch die Gruppendynamik. Zudem
ist die Gemeinschaft vor allem für
Späteinsteiger, die vielleicht allein leben, besonders wichtig, um aus der
Isolation herauszukommen. Gerade
der gesellige Bereich ist eine Komponente, die wir nicht vernachlässigen
dürfen. Dadurch trägt Sport auch
zum seelischen Wohlbefinden bei.
kompakt
Hautkrebsscreening ab 35
Fotos: wdv-J. Lauer; Privat
Wie oft sollte ich Sport treiben?
Am besten regelmäßig. Einmal die
Woche ist das Einsteigermodell.
Aber auch das Minimum. Optimal
wäre mindestens zweimal die Woche. Viele Späteinsteiger machen das
nach einer Weile auch so.
Wie finde ich als Späteinsteiger die
richtige Sportart?
Da gibt es die Möglichkeit, sich vorab
schon im Internet zu informieren.
Oder Sie rufen einfach bei einem Verein in Ihrer Nähe an, schildern, was
Sie warum machen möchten und lassen sich beraten. Dann steht im
Grunde nur noch die Entscheidung
an. Hilfreich ist es, wenn Sie in Angebote hineinschnuppern können. Ist
Nordic Walking nichts für Sie, können Sie schauen, ob Ihnen Schwimmen eher liegt – und landen dann
vielleicht doch in der Rückenschule.
Die Auswahl auch für Späteinsteiger
ist sehr groß. Da findet jeder was.
Ein Teil Ihrer Kurse finden ja auch
vormittags statt.
Ganz wichtig für Senioren im Ruhestand, denn sie gehen am liebsten
Ausgabe 2.2013
∏ ZUR PERSON
Monika Sauer, Vize­
präsidentin des Sport­
bunds Rheinland, ist
zuständig für Breiten-,
Freizeit- und Gesundheitssport.
Gleichzeitig ist sie Vorsitzende
der Coblenzer Turngesellschaft
(CTG) 1880, von deren Mitglie­
dern ein Drittel 60 Jahre und
älter sind. Monika Sauer selbst
fährt Ski, schwimmt, spielt Ten­
nis und Volleyball.
∏ INFO
www.dosb.de > Sportwelten >
Richtig fit ab 50 oder Sport und
Gesundheit
Seit 2008 zahlen die gesetzlichen Kran­
kenkassen Frauen und Männern ab
35 Jahren alle zwei Jahre ein Haut­
krebsscreening. Ehe Krebs entsteht,
sollen auffällige Hautveränderungen
aufgespürt werden. Früh erkannt,
lässt sich Hautkrebs gut behandeln.
∏ www.krebsinformationsdienst.de
Und wenn wir abwarten?
Eckart von Hirschhausen, Arzt und
Comedian, warnt vor zu viel Diagnose
und Therapie. In kleinen Filmen be­
stärkt er die Patienten, sich besser zu
informieren und immer wieder zu fra­
gen: „Was passiert, wenn wir vorerst
abwarten, nicht gleich ein Medika­
ment oder eine Operation einsetzen?"
∏ www.faktencheck-gesundheit.de
Reha-Servicestellen
Sie beantworten alle Fragen der Ver­
sicherten zum Thema Rehabilitation,
egal, wer zuständig ist, klären den in­
dividuellen Hilfebedarf, ermitteln den
zuständigen Reha-Träger, nehmen
mit ihm Kontakt auf, helfen bei RehaAnträgen, nach der Devise: „Wir helfen
jedem, schicken keinen fort“. RehaServicestellen in Ihrer Nähe finden Sie
unter ∏ www.reha-servicestellen.de
Mehr Allergien mit Fast Food
Schweres Atmen, Nase verstopft, trä­
nende Augen – was tun gegen Aller­
gien bei Kindern und Jugendlichen?
319 000 Jugendliche und 181 000 Kin­
der wurden bei der ISAAC-Studie be­
fragt. Bei ausgewogenem Essen mit
Obst und Gemüse gab es seltener Al­
lergien als bei Fast-Food-Essern.
zukunft jetzt 33
Teilzeit-Rechner wird mobil
Barrierefrei mit Auszeichnung
Wie viel bleibt vom Brutto,
wenn ich nur noch drei Tage
pro Woche arbeite? Wer sich
von der Vollzeit verabschieden
möchte, muss wissen, was
finanziell auf sie oder ihn
zukommt. Kein Problem mit
dem Teilzeit-Netto-Rechner
des Bundesarbeitsministeri­
ums: einfach online alle bisherigen Eckdaten zu Gehalt und
Sozialversicherung sowie die gewünschten Wochenstunden
eingeben und los geht’s. Das funktioniert jetzt auch unter­
wegs mit den Teilzeit-Apps fürs Smartphone – egal, ob
iPhone oder Android-Gerät. Und auf dem Tablet können Sie
ebenfalls erfahren, was die Teilzeit netto bringt.
20 Millionen Seitenaufrufe
verzeichnet das Internet­
portal der Deutschen
Rentenversicherung jeden
Monat. Seit dem Neustart
Mitte 2012 präsentiert sich
der Webauftritt in neuer
Gestaltung, mit vielen
interessanten Inhalten
und Services, ansprechend und übersichtlich aufbereitet.
Ein Angebot ohne Grenzen, denn www.deutsche­
rentenversicherung.de ist rundum barrierefrei. So können
auch Menschen mit Behinderung sämtliche Services ohne
Einschränkung nutzen. Dafür gab’s sogar die Bestnote
„sehr gut zugänglich“ vom „Projekt BIK – barrierefrei
informieren und kommunizieren“.
www.bmas.de/DE/Themen/Arbeitsrecht/Teilzeit-Netto­
Rechner/inhalt.html
www.deutsche-rentenversicherung.de
Rettet den Euro!
Surfen, aber sicher
Der Rettungsschirm ist weit aufgespannt, aber nur wenige
wissen, wie er funktioniert. Das und mehr erklärt das Por­
tal www.stabiler-euro.de des Bundesfinanzministeriums.
Warum es überhaupt zur Krise gekommen ist und mit wel­
chen Maßnahmen die Europäische Union ihr begegnet und
warum eine stabile Währung so zentral ist, erfahren Sie
dort in Text, Bild und Ton: Vom Themenheft über Erklärfilm
bis hin zum Podcast führt Sie ein multi­
mediales Angebot auf EuroEntdeckungsreise.
Abzocke im Online-Shop, Rufmord in sozialen Medien: Wer
online unterwegs ist, sollte
stets wachsam bleiben. Ihnen
sind im Netz anstößige Inhalte
aufgefallen? Oder sind Sie gar
Internet-Kriminellen auf den
Leim gegangen? Für solche und
weitere Fälle steht die Internet-Beschwerdestelle bereit –
unterstützt von der Europäischen Union. Die Beschwerde­
stelle bietet außerdem wichtige Infos zum sicheren Surfen
im Netz.
www.stabiler­
euro.de
www.internet-beschwerdestelle.de
IMPRESSUM
Herausgeber: Deutsche Rentenversicherung Bund. Chefredakteur: Dr. Dirk von der Heide (Deutsche Rentenversicherung Bund,
Ruhrstraße 2, 10709 Berlin). Redaktion: Dr. Heiko Fiedler-Rauer, Sabine Morch (DRV Bund), Dr. Michael Krause, Michael John,
Dr. Friedrich Müller, Stefan Thissen (wdv OHG). Redaktion der Seiten 22 und 23 „Vor Ort“: Michael Eßer, Deutsche Rentenver­
sicherung Nord, Ziegelstraße 150, 23556 Lu?
beck.
Verlag: wdv Gesellschaft für Medien & Kommunikation mbH & Co. OHG, HRA 3087 AG Bad Homburg, Dieselstraße 36, 63071 Offenbach,
Telefon: 069 981 904-0, Fax: 069 981 904-896, E-Mail: [email protected]. Bildredaktion: Katrin Rothe; Gestaltung: Jochen Merget;
Anzeigen: Walter Piezonka. Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 7/2013. Vertrieb: Bernd Kremer. Abo-Service: Marion Zentgraf. Kostenfreies
Abo: zukunft jetzt, Dieselstraße 36, 63071 Offenbach, Telefon: 069 981 904-821, Fax: 069 981 904-896, E-Mail: [email protected]. Druck:
Media-Mail-Service GmbH, Reichswaldstraße 52, 90571 Schwaig bei Nürnberg. zukunft jetzt erscheint quartalsweise im 8. Jahrgang.
Nachdruck – auch auszugsweise – mit Genehmigung des Verlags.
34 zukunft jetzt
∏ Beilagenhinweis:
Die in zukunft jetzt veröf­
fentlichten Anzeigen und
Beilagen stellen weder ein
Leistungsangebot noch die
Meinung oder eine Emp­
fehlung der Deutschen
Rentenversicherung dar.
Ausgabe 2.2013
Fotos: Getty Images, Fotolia, Africa Studio; M. Esser
zukunft NETZ
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