Überlebenskampf im Telko-Markt: Nur integrierte Carrier überleben
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Überlebenskampf im Telko-Markt: Nur integrierte Carrier überleben
Future Telco Überlebenskampf im Telko-Markt: Nur integrierte Carrier überleben Der Datenverkehr steigt, die Umsätze pro Kunde sinken. Carrier müssen ihre Netzinfrastrukturen modernisieren und neue Kapazitäten schaffen. Möglich ist das nur, wenn die Politik einen geeigneten regulatorischen Rahmen schafft und Telekommunikationsunternehmen neue Erlösquellen erschließen. Im Wettbewerb um den Endkunden behaupten sich ausschließlich integrierte Carrier, die ihren Kunden attraktive eigene und partnerschaftlich organisierte Angebote bieten. nsbesondere drei Faktoren setzen die Telekommunikations Iindustrie unter Druck und sorgen dafür, dass sich die Land- schaft der Netzbetreiber in den nächsten fünf Jahren maßgeblich verändert: Der stetig wachsende Datenverkehr in den Netzen, der Erfolg von Over-The-Top-Playern (OTT) und der intensive Preiswettbewerb unter den Carriern. Carrier konkurrieren auf der Diensteebene immer stärker mit OTT-Playern. Dazu zählen einerseits Anbieter wie Google und Apple, die komplette Ökosysteme aus Endgerät, Betriebssystem, Diensten und Apps bieten, und anderseits eine unüberschaubare Masse spezialisierter Diensteanbieter wie Dropbox, Spotify, WhatsApp und v ielen mehr. Im Unterschied zu klassischen Telekom munikationsunternehmen bieten OTT-Player weltweit skalierende Dienste an, die sowohl Skalen- als auch Verbundeffekte (Economies of Scale and Scope) realisieren. Dies gilt für den longtail- genauso wie für den shorttail-Bereich an Diensten. Ihre Innovationsgeschwindigkeit ist für Carrier unerreichbar. Die Erfahrung zeigt, dass deren mit OTT-Angeboten konkurrierende Produkte in der Regel zu spät kommen und nur eingeschränkt erfolgreich sind. Das Verhältnis von Telekommunikationsunternehmen zu OTT-Anbietern ist ambivalent: Attraktive Endgeräte und Dienste haben das Kerngeschäft der Carrier befördert, indem sie die Nachfrage nach breitbandiger Konnektivität maßgeblich erhöht haben. Gleichzeitig tragen die OTT-Player dazu bei, dass die 30 Detecon Management Report blue • 1 / 2014 Netze schneller an ihre K apazitätsgrenzen gelangen. Das macht Investitionen in den Netzausbau erforderlich, die ausschließlich von den Carriern zu schultern sind. Ihre Investitionen für den Ausbau der Kapazitäten können sie jedoch nicht durch höhere Anschlusspreise finanzieren, da der Wettbewerb zwischen den Netzbetreibern zu intensiv ist und im Wesentlichen über den Preis geführt wird. Hinzu kommt, dass die OTT-Player mit Sprach-, Messaging- und Video-Diensten zunehmend in originäre Telekomunikationsdomänen dringen und dort weitere Umsatzrückgänge verursachen. Die Lage scheint ausweglos: Carrier stehen vor der Aufgabe, immense finanzielle Mittel für leistungsfähigere Netzinfrastrukturen aufzuwenden, während ihre Umsätze sinken oder bestenfalls stagnieren. Regulatorische Rahmenbedingungen müssen her Die Politik muss einen regulatorischen Rahmen schaffen, der Carriern Investitionssicherheit oder zumindest genügend Anreize für Investitionsentscheidungen unter Risiko bietet. In den letzten Jahren hat die europäische Politik Forderungen an Telekommunikationsunternehmen gestellt, um den Ausbau einer breitbandigen Infrastruktur sicherzustellen. Finanzielle Unterstützung oder regulatorische Rahmenbedingungen zur Förderung der Telekommunikationsunternehmen blieben hingegen aus oder waren zu zaghaft konzipiert. Das muss sich ändern. Ein Sinneswandel scheint langsam einzusetzen, da die Politik erkennt, wie wichtig eine leistungsfähige Telekommunikationsinfrastruktur als Wettbewerbsfaktor für die Industrie ist. Im Wettbewerb der Weltregionen ist Europa beim Breitbandausbau sowohl im Festnetz als auch im Mobilfunk bereits zurückgefallen. Um diesen Trend umzukehren, sind entschiedene Maßnahmen erforderlich. C arrier müssen dazu in der Lage sein, Investitionen in ihre Netze zu monetarisieren. Nur integrierte Carrier sind überlebensfähig Um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern und erfolgreiche Geschäftsmodelle zu entwickeln, stehen Telekommunikationsunternehmen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Grundsätzlich bestimmen drei Faktoren, welches Geschäftsmodell einem Carrier Erfolg verspricht: Entscheidend sind die infrastrukturelle Basis im Fest- und Mobilfunknetz, die Wettbewerbsposition im Endkundenmarkt sowie die Fähigkeit, Partnerschaften erfolgreich zu managen. Carrier, die sowohl über ein flächendeckendes und granulares Festnetz als auch über eine Mobilfunkinfrastruktur verfügen (Heavy Asset), sind reinen Mobilfunkanbietern (Mobile Network Operator, MNO) gegenüber im Vorteil. Langfristig werden nur solche integrierten Carrier im Markt überleben. Um das Verkehrswachstum zu bewältigen und nahtlose Konnektivität (Seamless Connectivity) über alle Infrastrukturen und die unterschiedlichsten Zugangstechnologien sicherzustellen, müssen Netzbetreiber ihre Infrastruktur integriert und immer feinmaschiger aufbauen. Mobilfunker werden in absehbarer Zeit dazu gezwungen sein, ihre Funkzellen immer kleiner zu machen. Entsprechend steigt die Zahl der Zellen, die sie ausbauen, warten, an das Kernnetz anschließen müssen (Backhaul) und in ihr Netzmanagement integrieren müssen. Hinzu kommen Indoor-Zellen (WiFi-Offloading, Femtozellen), die beim Endkunden Anwendung finden und ebenfalls an das Kernnetz angeschlossen werden müssen. Den damit verbundenen Investitions- und Kostenaufwand wird nicht jeder MNO bewältigen können. erwerben, um zu einem integrierten Anbieter zu werden. In reifen Märkten ist das jedoch kaum möglich. Wenn beide Optionen nicht oder nur schwer zu realisieren sind, verbleibt lediglich die Exit-Option: Vodafone bietet ein prominentes Beispiel für eine solche Strategie. Das Unternehmen hat sich in den USA von seiner Mobilfunkbeteiligung getrennt und übernimmt in Deutschland den Kabelfernsehbetreiber KDG. Unternehmen mit einem Light-Asset-Ansatz verfolgen ein Opex-dominiertes Geschäftsmodell. Dabei steht weniger die Refinanzierung der Netze im Vordergrund als ein möglichst großer Spread zwischen den Kosten für die Vorleistungen des Netzwerkkapazitäten zur Verfügung stellenden Wholesale Carriers und den am Markt zu realisierenden Retail-Preisen in Kombination mit OTT-Partnerschaften. Carrier mit einem Heavy-Asset-Ansatz betreiben hingegen ein Capex-dominiertes Geschäftsmodell, das entsprechend langfristige Geschäfts logiken erfordert. Die Netze sind dabei Dreh- und Angelpunkt der unternehmerischen Entscheidungen. Integrierte Carrier müssen alle mit den Netzen verbundenen Investitionen durch entsprechende Erlöse rechtfertigen und schnell refinanzieren. Die Effizienzsteigerung bei der Allokation von Capex und Opex für die Netze sowie die Auslastung der Netze und die Steigerung der Erlöse stehen im Vordergrund. Lust auf mehr? Lesen Sie „Future Telco“! Im März 2014 veröffentlicht Detecon International das Fachbuch „Future Telco“. Telekommunikationsexperten der Detecon identifizieren sieben Hebel für mehr Profitabilität von Telekommunikationsunternehmen und leuchten diese mit Branchenspezialisten aus Industrie und Wissenschaft aus: moderne Netzkonzepte, integrierter Ausbau der Netzkapazitäten, Agilität in Prozessen und IT, Innovation, Partnering, Wholesale und eine differenzierte Marktbearbeitung. Es bleiben nur drei Optionen Reine Mobilfunkunternehmen befinden sich in einer Sackgasse. Ihnen stehen in Abhängigkeit von den oben genannten Faktoren drei Optionen zur Verfügung: Sie sollten sich von einem eigenen Mobilfunknetz trennen und es als Managed Service von einem Dritten in Anspruch nehmen, um als Reseller, Service Provider oder virtueller Netzbetreiber (MVNO) am Markt zu agieren (Light Asset). Alternativ sollten sie die gegensätzliche Richtung einschlagen und ein eigenes Festnetz aufbauen oder Registrieren Sie sich jetzt für Ihre exklusive kostenlose Buchbestellung! Dr. Peter Krüssel ist Managing Partner und berät seit vielen Jahren Telekommunikationsunternehmen zu strategischen Fragestellungen im Retail- und Wholesale-Bereich. Zuvor war er als Principal bei der EDS Business Solutions und als Partner der Eutelis Consult tätig. 31 Detecon Management Report blue • 1 / 2014