Bodenrichtwerte sind nur Anhaltspunkte

Transcrição

Bodenrichtwerte sind nur Anhaltspunkte
Grundstückspreis
Bodenrichtwerte sind nur Anhaltspunkte
Der Preis eines einzelnen Grundstücks kann weit vom Durchschnitt in einer
Gemeinde abweichen / Gutachterausschüsse ermitteln Richtwerte.
1.
2. Nicht so einfach zu bewerten Foto: dpa
Die Bodenrichtwerte als Anhaltspunkte für den Wert eines Grundstücks werden in
jeder Gemeinde einmal im Jahr von sogenannten Gutachterausschüssen festgelegt.
Die Ausschüsse bestehen aus Mitarbeitern der Stadtverwaltung, Architekten,
Maklern und Bank-, sowie Finanzleuten. Der Bodenrichtwert wird vor allem aus
verkauften Grundstücken und Immobilien berechnet. Die Werte sollen dann als
Orientierung für Immobilien- und Baulandkäufe dienen. Allerdings sind sie nur ein
Durchschnittswert aus einer Vielzahl von Transaktionen, deshalb sollte man den
Wert eines einzelnen Grundstücks von Experten schätzen lassen.
Das schützt nach den Erfahrungen von Thomas Schmidt, dem Chef der
Immobiliengesellschaft der Sparkasse Freiburg vor unangenehmen
Überraschungen. Wegen der großen Nachfrage versuchten manche
Grundstückseigentümer ihr Grundstück zu vergolden. Die fielen nicht selten auf
unseriöse Geschäftemacher herein. "Da begegnen Sie mehrmals am Tag dem
Weihnachtsmann. Die versprechen Ihnen alles", so Schmidt. Der Preis, für den diese
Makler das Grundstück oder Haus dann später verkauften, sei meist um ein
Vielfaches geringer. Außerdem ließen sich manche Leute von den Bodenrichtwerten
blenden. Schmidt erzählt von einem Kunden aus dem Freiburger Ortsteil Zähringen,
der sein Grundstück verkaufen wollte. Mit 3000 Quadratmeter ein sehr großes
Grundstück. Der Kunde rechnete 3000 mal den Richtwert von 450 Euro pro
Quadratmeter und kam auf die Summe von über einer Million Euro. Die plante er als
Einnahme für den Verkauf. "Der ist aus allen Wolken gefallen", erzählt Schmidt, als
er erfuhr, dass er nur für einen Bruchteil seines Grundstücks annähernd mit 450
Euro rechnen könne. Der viel größere Teil war nämlich Grünland und
Landschaftsschutzgebiet, welches nicht bebaut werden darf und deshalb mit unter
20 Euro pro Quadratmeter berechnet wird. Man müsse sich die Bodenrichtwerte
eben sehr genau anschauen, so Schmid weiter.
Erfragen kann man die Bodenrichtwerte bei den Gemeindeverwaltungen. Für den
Raum Freiburg findet man die gesammelten Richtwerte in der Broschüre "Auf gutem
Grund", der Sparkassen Freiburg-Nördlicher Breisgau, Hochschwarzwald und
Staufen-Breisach.
In der Rheinebene von Lörrach bis in den Norden nach Achern und entlang der
Schweizer Grenze bis nach Waldshut-Tiengen liegen die Richtwerte meist weit über
100, sogar 200 Euro. Sucht man gezielt nach günstigem Bauland, kann man auf
Richtwerte zwischen 20 und 35 Euro pro Quadratmeter stoßen. Mit diesen Werten
werden zum Beispiel die Außenbereiche von Oppenau und Bad Peterstal geführt.
Beide Orte liegen im Ortenaukreis, aber schon im Schwarzwald, nicht mehr in der
Rheinebene.
Allerdings sollte man sich nicht vorschnell über solche Schnäppchenpreise freuen,
sondern sich bei Gemeinden oder Banken nach realen Bauplätzen erkundigen. Dann
wird meist schnell klar: Entweder haben die kleinen Orte gar keine verfügbaren
Bauplätze oder die gesetzlichen Rahmenbedingungen verbieten es, dort Häuser zu
bauen. Dies kann in Außenbereichen der Fall sein, wo man zum Beispiel einen
landwirtschaftlichen Betrieb haben muss, um bauen zu dürfen.