ein film von sylvain chomet
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ein film von sylvain chomet
flux _visuals dasgrosse grosse rennenvon belleville ein film von sylvain chomet Polyfilm Verleih präsentiert einen Film von Sylvain Chomet Das große RENNEN von BELLEVILLE Frankreich/Kanada/Belgien 2002 Farbe; Länge: 80 Min.; 1:1,66; Dolby Digital KINOSTART: 9. April 2004 Polyfilm Verleih Margaretenstraße 78 1050 Wien Tel. +43/1/581 39 00 - 20 Fax +43/1/581 39 00 - 39 Email [email protected] http://verleih.polyfilm.at/ Stab Regie, Drehbuch, Storyboard, Graphik-Design Art Director Musik – Komposition und Arrangements Color Backgrounds Character Color Research Regie Animation und Graphik-Design-Figuren Animation Supervision SYLVAIN CHOMET EVGENI TOMOV BENOIT CHAREST THIERRY MILLION CAROLE ROY SYLVAIN CHOMET JEAN-CHRISTOPHE LIE BENOIT FÉROUMONT Regie 3D-Animation, Spezialeffekte und Compositing-Design Compositing-Regie Schnitt Production Manager Animation Studios PIETER VAN HOUTE BÉNÉDICTE GALUP CHANTAL COLIBERT BRUNNER FRANCOIS BERNARD STUDIO LES TRIPLETTES, ARTDOG WALKING THE DOG, RIJA FILMS, 2d3D CINEBERTI JEAN-CLAUDE DONDA, MICHEL ROBIN MONICA VIEGAS –M– BÉATRICE BONIFASSI CHARLES PREVOST LINTON MATHIEU COX, ERIC DE VOS LAURENT QUAGLIO DIDIER BRUNNER (LES ARMATEURS) PAUL CADIEUX (PRODUCTION CHAMPION) PAUL CADIEUX (PRODUCTION CHAMPION) VIVIANE VANFLETEREN (VIVI FILM) RÉGIS GHEZELBASH (RGP FRANCE) COLIN ROSE (BBC BRISTOL) Sound-Mischung Stimmen der Figuren End Credit-Song Andere Songs gesungen von Sound Design Produzenten Co-Produzenten Original Soundtrack: DELABEL Produziert von LES ARMATEURS (Carrère Group) PRODUCTION CHAMPION / VIVI FILM FRANCE 3 CINÉMA / RGP FRANCE Mit Unterstützung von Canal+, Gimages 3 und Cofimage 12,Telefilm Canada, eine französisch-belgisch-kanadische Co-Produktion, mit SODEC, Société de développement des enterprises culturelles – Quebec, unterstützt vom Centre National de la Cinématographie und Fonds Film in Vlaanderen sowie Nationale Loterij in Zusammenarbeit mit BBC Bristol und Copyright BBC Worldwide, Département de la Charente 2002 Les Armateurs / Production Champion und Région Poitou-Charentes. Unterstützt Vivi Film / France 3 Cinéma / RGP France von Cartoon, dem Media Programme Sylvain Chomet of European Community und Procirep. 3 Kurzinhalt In einem winzigen Häuschen neben dem Bahndamm lebt Champion bei seiner Großmutter, Madame Souza, die ihn adoptiert hat. Er ist ein einsamer kleiner Junge, und Madame Souza würde alles tun, um ihn fröhlich zu sehen. Als sie herausfindet, dass der Bub nirgends glücklicher ist als auf dem Fahrrad, startet sie mit ihm ein intensives Trainingsprogramm. Die Jahre vergehen, und Champion erweist sich seines Namens immer würdger. Schließlich ist Dort schließen sie Bekanntschaft mit den be- es so weit: Er tritt beim berühmtesten Fahr- rühmten Drillingsschwestern „Les Triplettes de radrennen der Welt, der Tour de France, an. Belleville“, drei exzentrischen Music-Hall Stars Doch während der mühsamen Etappe durch die der 30er-Jahre. Dank Brunos ausgeprägtem Berge wird Champion von zwei mysteriösen Geruchssinn und der beherzten Hilfe der Männern in Schwarz entführt. Sie haben aller- „Triplettes“ stößt Madame Souza bald auf dings ihre Rechnung ohne die Champions Spur. Doch um den Enkel zu besorgte Oma gemacht, befreien, muss sie sich mit einem mächti- denn Madame Souza und ihr gen Gegner anlegen: der französischen treuer Hund Bruno heften sich Mafia, die mit dem entführten Radprofi auf ihre Fersen. Die Odyssee teuflische Pläne verfolgt ... führt sie auf einem Schlauchboot über den Ozean in die amerikanische Megalopolis Belleville. 4 Inhalt Der kleine Champion lebt bei seiner Groß- Verbissen kämpft er sich die Berge hinauf, mutter, Madame Souza, in einem Häuschen in Madame Souza, mit Trillerpfeife, und Bruno im der Vorstadt von Paris. Die energiegeladene Auto immer dabei. Doch dann geschieht das alte Dame – klein von Statur und mit einem Unglaubliche: Madame Souzas Gefährt wird Klumpfuß ausgestattet – hat den pummeligen durch eine provozierte Reifenpanne außer wortkargen Jungen, der am liebsten die Tour Gefecht gesetzt, de France im Fernsehen anschaut, adoptiert. und Champion Zu ihrer Sorge kann nichts das Kind aufhei- wird von zwei tern, außer sein Hündchen und – ein Fahrrad. mysteriösen Män- Erfreut stürzt sich Madame Souza auf die nern in Schwarz neu entdeckte Vorliebe ihres Enkels: Nach gekidnappt. Sie ver- anfänglichem Kreisedrehen im Hof intensi- frachten ihn in ein viert sie, ausgestattet mit einer Trillerpfeife, Schiff, und los das Training, bis Champion seinem Namen alle geht die Fahrt Ehre macht. Während Hund Bruno, der mit über den Atlantik. Vorliebe die vorbeifahrenden Züge anbellt, Doch die unermüdliche Madame Souza und immer dicker wird, wird aus seinem runden Bruno sind ihnen auf den Fersen und schip- Herrchen mit der Zeit ein kraftstrotzendes pern hinterher, in einem Tretboot über den Muskelpaket. Ozean! Als sie endlich in der geschäftigen Es ist die Zeit des expandierenden Nachkriegs- Metropole Belleville – einer Mischung aus Paris: Die Stadt dehnt sich immer weiter aus, New York, Montréal und Paris – ankommen, und das kleine Häuschen muss mehr und mehr hat sich Champions Spur allerdings längst ver- einer Hochbahntraße weichen, loren. Und so sitzen die Oma und der Hund die quasi durchs Wohnzimmer ohne einen Cent in einer fremden Stadt. führt. Doch das stört außer Verzagt ziehen sie sich unter eine Brücke Bruno keinen, denn die zurück, und Madame Souza beginnt, auf alten übrigen Bewohner haben Fahrradreifen zu musizieren. Bald gesellen sich sich ganz dem Radsport ver- drei exzentrische alte Ladies dazu: Die schrieben. Bis sich eines „Triplettes de Belleville“, in den 30ern be- Tages Champions großer rühmte Music Hall Stars, fallen begeistert ein Traum erfüllt und er bei und nehmen anschließend die Großmutter der Tour de France und Bruno mit nach Hause. Der Speiseplan antritt. ist zwar etwas eintönig, denn meist fangen die Drillingsschwestern in den nahen Sümpfen durch kleine Sprengsätze die Frösche gleich körbeweise und verarbeiten sie zu immer neuen Delikatessen. 5 PRODUKTIONSNOTIZEN Doch Madame Souza hat ein Dach über dem DAS GROSSE RENNEN VON BELLEVILLE Kopf, und sie tritt zusammen mit den „Triplets“ ist Sylvain Chomets erster abendfüllender in deren Küchen- Zeichentrickfilm. Er lief – als einer der geräte-Show in wenigen Produkte seines Genres – im einem Club auf. Wettbewerb von Cannes 2003 außer Dort wird Bruno Konkurrenz. Wunderbar nostalgisch und eines Abends aus mit großer Liebe zum Detail ausgestat- seinen immer wie- tet, verbindet der für seinen Kurzfilm derkehrenden Eisen- „The Old Lady and the Pigeons“ viel- bahn-Träumen fach ausgezeichnete Franzose neueste geschreckt: Er 3D-Technik mit hinreißenden tradi- hat Witterung von tionellen Zeichnungen seiner überzoge- Champion aufgenommen, und sein guter nen Charaktere. Geruchssinn führt ihn direkt zum Nebentisch, Unverwechselbar französisch, aber mit univer- zu einem kleinen Mann mit roter Nase und sellem Humor betrachtet rotem Barett und einer großen Vorliebe für Chomet mit warmem Sar- Rotwein: den Chef der französischen Mafia in kasmus seine Landsleute im Belleville. Auf seinen Fersen gelangen sie, nach alten Europa, aber auch die einer wilden Verfolgungsjagd, in ein Casino, konsumversessenen Vertre- wo sich die Unterwelt beim Wetten vergnügt. ter der Neuen Welt und Zu ihrer Unterhaltung strampeln drei Fahr- stellt dabei ein mitreißendes radfahrer bis zum Umfallen, um mit ihrer Kraft Erzähltalent zur Schau. Ein Comic-Strip für eine Film-Vorführmaschine zum Laufen zu jeden, der subtilen Humor liebt. Jacques Tati bringen. Gewettet wird, wer zuerst zusammen- lässt grüßen! bricht – und eine dieser armen Kreaturen ist Champion! In einer wagemutigen Aktion nehmen es Madame Souza, Bruno und die Drillinge mit den Verbrechern auf und befreien Champion. Endlich wieder zu Hause, geht nach dem großen Abenteuer das alte Leben weiter, und Champion kann endlich wieder in Frieden im Fernsehen seine geliebten Fahrradrennen anschauen. 6 SYLVAIN CHOMET Sylvain Chomet wurde 1963 in Maisons-Lafitte Im Jahr darauf schrieb er „Léon-la-Came“, in Frankreich geboren. 1982 machte er seinen gezeichnet von Nicolas de Crécy, als Serie in Oberstufenabschluss auf dem Spezialgebiet dem Magazin A Suivre erschienen. Die Buch- Kunst und erwarb 1987 ein Diplom des re- Fassung kam 1995 bei Casterman heraus und nommierten Comic-Strip Studios in Angou- gewann im Januar 1996 den René Goscinny lême, Frankreich. 1986 veröffentlichte er sei- Preis. Seit 1993 arbeitet nen ersten Comic, „Secrets of the Dragonfly“ Chomet in Kanada. (Futuropolis) und zeichnete eine Adaption 1995 und 1996 been- einer Victor-Hugo Novelle, „Bug-Jargal“, in dete er seinen Kurzfilm Zusammenarbeit mit Nicolas de Crécy. Er „The Old Lady and the zog nach London, um als Zeichner beim Pigeons“. Der Film ge- Richard Purdum Studio zu arbeiten, und wann den Cartoon gründete 1988 dort ein Werbestudio. Zu sei- d’Or, den Grand nen Kunden zählten Swissair, Prinicipality, Prize beim Festival Swinton, Renault u. a. 1991 begann Chomet in Annecy, einen BAFTA mit der Arbeit an seinem ersten animierten sowie den Publikums- und Jury-Preis beim Filmprojekt, „The Old Lady and the Pigeons“, Premiers Plans Festival in Angers. Darüber mit Hintergrundzeichnungen von Nicolas hinaus erhielt er Nominierungen für den fran- de Crécy. 1992 schrieb er das Drehbuch für zösischen César und den Oscar. den Comic „The Bridge in Mud“ (erschienen 1997 veröffentlichte Sylvain Chomet „Ugly, bei Glénat), eine historische Science-Fiction poor and sick“, wiederum gemeinsam mit Saga, die bereits in ihre vierte Folge geht. Nicolas de Crécy. Die Buch-Version, erschienen bei Casterman, gewann den Alpha-Art Best Comic Prize beim Angoulême Comic Strip Festival 1997. 7 INTERVIEW MIT AUTOR/REGISSEUR SYLVAIN CHOMET Was hat Sie zunächst zum Comic, dann zum drucksvoll animiert hat. Durch die Freund- Animationsfilm gebracht? schaft zu ihm lernte ich Didier Brunner kennen, SC: Schon als Kind liebte ich Comics wie den Produzenten von DAS GROSSE RENNEN Tintin und Pif Gadget. Ich habe sehr früh mit VON BELLEVILLE. Außerdem schrieb ich Zeichnen angefangen. Meine Eltern erzählen, Drehbücher für Nicolas de Crécys „Léon-la- dass ich bereits mit zwei einen Bleistift Came“. Nicolas wiederum schuf die Hinter- haben wollte, weil ich unser Fernsehge- grundzeichnungen für „The Old Lady and rät zeichnen wollte, auf dem eine Juanita- the Pigeons“. Nach meinem Abschluss in An- Banana-Skulptur stand aus dem Henri Salvador- goulême musste ich irgendwie Geld verdie- Hit. Wenn ich gefragt wurde, was ich später nen. Damals erschien mir die Animation zu einmal machen will, habe ich immer gesagt: technisch für mich. Also ging ich nach Eng- Comics zeichnen. Nach meinem Schulabschluss land, um Illustrator zu werden. Ich kannte dort machte ich eine Ausbildung als Stylist an niemanden, man riet mir, meine Arbeiten bei der Hochschule für angewandte Kunst. Mir einigen Animations-Studios vorzulegen. Die wurde schnell klar, dass das der falsche Menschen dort waren sehr viel netter zu mir Weg war. Zu meinem Glück war Pichard, als in Frankreich. Man sagte mir, ich solle mir der Mann, der Paulette zeichnete, an der keine Sorgen machen, keiner würde über Schule. Er empfahl mir, mich im Comicstrip- Nacht zum Zeichentrick-Spezialisten, Ani- Studio in Angoulême zu bewerben, das gerade mation lerne man in Etappen. Ich absolvierte erst seinen Betrieb aufgenommen hatte. Ich einen Test und wurde eingestellt. Ich hatte die reichte einige Skizzen ein und wurde ange- Gelegenheit, mit einigen Großen der Branche nommen. Ich blieb dort drei Jahre und lernte zu arbeiten, besuchte Festivals und entdeckte Hubert Chevillard und Nicolas de Crécy fantastische Filme. Beim Festival in Annecy sah kennen. Für Hubert, der ein großer Zeichner ich eines Tages Nick Parks Kurzfilm „Creature ist, schrieb ich das Skript für seinen Comic- Comforts“ mit Plastilin-Tieren, die erklären, Band „The Bridge in Mud“, erschienen bei wie das Leben im Zoo ist. Die Stimmen sind Glénat. Er hat sich inzwischen auch der echte Stimmen von Menschen, die über ihr Animation zugewandt. Ich erinnere mich an Zuhause reden. Der Film ist ein Meisterwerk. einen Gorilla, den Er brachte mich dazu, selbst einen machen zu er wirklich ein wollen. Ich traf mich mit Didier Brunner von Les Armateurs, der qualitativ hochwertige Animationsfilme produzieren wollte. Ich gab ihm „The Old Lady and the Pigeons“. Von dem Tag, an dem er die Synopsis erhielt, bis zur Fertigstellung des Film vergingen zehn Jahre. Zehn Jahre! 8 SC: Es war ein langes und kompliziertes Zunächst schlug Didier Brunner, der damals Unterfangen. Zunächst wollte uns kein fran- gerade mit „Kirikou and the Witch“ einen Hit zösischer Fernsehsender unterstützen. Wir gelandet hatte, vor, ich solle einen Spielfilm in trieben beim Centre national de la cinémato- drei Teilen machen, mit der alten Lady als graphie einige Gelder auf, aber nicht genug, um Hauptfigur. Ich war davon nicht so überzeugt, den ganzen Film finanzieren zu können. Wir denn am Ende des Films ist sie komplett über- fingen trotzdem an zu arbeiten. Ich hatte einen geschnappt, und mir gefiel die Idee nicht, einen Assistenten, und Nicolas de Crécy zeichnete Charakter zu recyceln. die Hintergründe. Den ersten Teil drehten wir Mir schwebten drei im Folimage Studio in Valence, animierten Schwestern vor: die Szene für Szene in chronologischer Folge, bis erste, die alte Lady mit wir eine Vier-Minuten-Sequenz hatten. Diese den Tauben, die zweite Eröffnungsszenen zeigten wir überall herum, würde in den Pariser aber keiner wollte uns Geld geben. Einige Zeit Suburbs leben und für später zog ich um nach Kanada, völlig entmu- ihr Leben gern Rad tigt, um einen Neuanfang zu machen. Ich arbei- fahren, die dritte tete in der Werbung, bis es Didier Brunner würde ein Motel in der gelang, Colin Rose vom BBC für unsere Arbeit Wildnis von St. Lawrence in Québec führen. zu interessieren. Mit seiner Hilfe waren wir in Der zweite Teil sollte „The Old Lady and the der Lage, Geld von anderen Fernsehsendern Bicycles“ heißen und der dritte „The Old Lady zu akquirieren, und so wurde daraus eine and the Ouaouarons“, das ist Québecer franco-kanadische Coproduktion. Dialekt für eine Froschart. Als ich mit der Entwicklung des zweiten Teils begann, wurde „The Old Lady and the Pigeons“ war ein großer mir klar, dass ich genug Material für einen gan- Erfolg und gewann viele Preise.Wie haben Sie das zen Film habe. Didier akzeptierte das, auch Geld für einen Spielfilm zusammengebracht? wenn es bedeutete, mehr Geld aufzutreiben SC: DAS GROSSE RENNEN VON BELLEVILLE für einen dritten Teil, weil „The Old Lady and war fünf Jahre lang in der Entwicklung – ein the Pigeons“ herausfiel. Ich entwickelte also Fortschritt gegenüber der „alten Lady“ ... Er weiter meine Geschichte unter Einbeziehung war in der Hälfte der Zeit fertiggestellt, der Froschidee des ursprünglichen dritten obwohl er dreimal so lang ist. Teils. Der französische Titel „Les Triplettes de Belleville“ blieb und wurde später zu DAS GROSSE RENNEN VON BELLEVILLE 9 für die englische Fassung. Ein Problem ergab Jean-Christophe Lie. Als wir uns kennen lern- sich, als sich herausstellte, dass der kanadische ten, hatte er gerade seinen Abschluss an der Coproduzent der „alten Lady“ eine astrono- Gobelin-Schule gemacht. Er versuchte sich an mische Summe für die Wiederverwendung einer der Drillingsschwestern, Rose. Seine Sequenz war so gut, dass ich ihm den dieses Charakters forderte. Also musste Charakter komplett übergab und ich das Design der die Oberaufsicht über die Drillinge alten Dame ändern. n anvertraute. Er ist einer der Zeich- Und so wurde Madame ner, die mich am meisten beein- Souza geboren, eine Por- druckt haben. Ich habe sogar extra tugiesin mit einem Klump- eine Szene entwickelt, um sei- fuß. Sie war für uns viel nen kleinen Entwurf in den fertigen Film integrieren zu kön- besser einzusetzen als die alte Lady. Wir konnten nen. Benoit Charest, den Komponisten, traf ich den Titel beibehalten, als wir die drei Music- in Montréal. Schon als ich das Demo hörte, Hall Sängerinnen eingeführt haben. liebte ich seine Musik. Er ist äußerst präzise und gleichzeitig verrückt genug, um ein Solo Erzählen Sie von Ihrem Team! für einen Staubsauger zu schreiben. Seit der SC: Der Gedanke, mit Evgeni Tomov am Arbeit an dem Film hat er seinem Staubsauger Design zu arbeiten, machte mich nervös. einen Namen gegeben, Mouf-Mouf, und plant Evgeni ist der Nureyev der Animation. Als sein die Aufnahme von Luc Plamandon-Songs mit Flugzeug auf dem Weg nach Kuba in Neu- Mouf-Mouf. Pieter Van Houte, der das 3D- fundland zwischenlandete, setzte er sich ab Design schuf, stieß während der Produktion und bat um politisches Asyl. Er ließ alles hinter dazu. Wir hatten die digitalen Effekte, die wir sich und blieb als politischer Flüchtling in brauchten, grob unterschätzt. Nur zwei Leute Kanada. Er ist unglaublich talentiert, und seine arbeiteten an den Fahrrad- und den Auto- Bescheidenheit angesichts dieses Talents kann sequenzen. einen rasend machen. Er ist der geborene Tiefstapler! Ich stellte mein Animations-Team zusammen, traf mich mit jungen Zeichnern, die „The Old Lady and the Pigeons“ mochten und gern mit mir zusammenarbeiten wollten. Sie mussten zwei Jahre warten, ehe wir ihnen einen Job anbieten konnten, aber einige von ihnen hingen sowieso die meiste Zeit bei uns herum. Einer davon war 10 Mir gefällt auch Richard Williams' Als uns klar wurde, n Animation und Tex Avery. Im wie viel Arbeit darin Comic ist Goossens ein Meister steckte, riefen wir n des Timings. „Walking the Dog“ an, das belgische Studio, und sie beauftragten Pieter mit In „The Old Lady and the Pigeons“ der Überwachung der 3D- n ebenso wie in DAS GROSSE Effekte in Montréal. Wir RENNEN VON BELLEVILLE ist hatten gleich am Anfang die Innenausstattung einfach, aber einen Streit, weil er mir den einladend, eine Reminiszenz an das Frankreich Eindruck vermittelte, er wolle alles beaufsich- der 50er- und 60er-Jahre. Die Außenansichten tigen. Aber er ist ein klasse Kerl, von dem wir rufen Erinnerungen an Paris wach. Was fasziniert viel gelernt haben in Bezug auf Image-Pflege. Sie an dieser Atmosphäre und den Charakteren, Wir haben uns dann so gut verstanden, dass die sie repräsentieren? ich ihn bat, als Art Director bei meinem nächs- SC: Wahrscheinlich, dass ich selbst einen ten Film dabei zu sein. Für die Sturm-Sequenz bescheidenen Hintergrund habe, keinen fei- schuf er grafische Bilder, die ich wirklich liebe. nen. Ich erinnere mich an den Besuch bei einer Er weiß, wie er das Optimale aus seinen Ma- alten Frau, die neben einer meiner Tanten schinen herausholen kann. lebte. Ihre Wohnung war winzig, und überall der Geruch von Politur. Alles, und sei es noch Wie würden Sie Ihren Stil beschreiben? so armselig, wurde von seiner besten Seite SC: Er basiert auf Pantomime und Charak- gezeigt. Ich könnte keine Geschichte aus der terdarstellung. Ich bin mehr beeinflusst vom Welt der Reichen erzählen. Meine Inspiration Realfilm als von der Animation. Bei Jacques Tati kommt aus meinen eigenen Erfahrungen. ebenso wie bei den großen Stummfilmstars wie Charlie Chaplin oder Buster Keaton ist Was ist so faszinierend an Eisenbahnland- Timing ebenfalls alles. Deshalb liebe ich Louis schaften, Brücken und der Tour de France? de Funès und die britischen Komödien wie SC: Mich interessieren mehr die Menschen um „Absolutely Fabulous“ die Tour de France herum als das Rennen und selbst. Ich erinnere mich, wie ich fasziniert beobachtet habe, wie entlang der Route „Black massenhaft Kugelschreiber und Kappen in die Adder“ mit Menge geworfen wurden. Ich wuchs in der Rowan Atkinson. Vorstadt auf, und da gehörten Züge zu meinem Alltag.Vorstadtzüge erinnern dich ständig daran, dass du morgens aufstehen und zur Arbeit fahren musst. 11 Als Student schaute ich oft alte Fotos an und was vor ihre Kamera kommt, so als ob diese versuchte, mir die Szenen dahinter vorzustel- Charaktere wirklich existierten. len. Ich kann mich an das Bild einer Brücke erinnern mit einer Lokomotive, die drüber In DAS GROSSE RENNEN VON BELLEVILLE fuhr, und darunter eine kleine Stadt. zollen Sie vielen Künstlern Tribut, Charles Trénet, Django Reinhardt, Jacques Tati, Wie kam Ihnen die Idee zum Fred Astaire, Josephine Charakter der Madame Souza, Baker, Max Fleischer. dieser hinreißenden Großmutter, die Warum beziehen Sie alles tun würde, um ihren Enkel zu sich direkt auf sie? beschützen? Weil große amerikani- SC: Sie ist nicht als direktes n sche Stars oft in ameri- Abbild meiner eigenen Omas kanischen Cartoons vor- entstanden, die starben, kommen, während fran- als ich noch sehr jung war. zösische Stars dieser Meine Großmutter mütterlicher- Epoche nie in französi- seits war so, wie sie meine Eltern beschrieben schen Cartoons erscheinen, denn es gab keine haben, mit ihrer Lebenslust eher ein Vorbild Cartoon-Industrie in Frankreich. Mein Film für die Drillings-Schwestern. sollte ein Fake sein, ein Film, den man zu dieser Zeit hätte sehen sollen, aber nicht konnte. Waren Sie ein trauriger kleiner Junge wie Außerdem wollte ich Dubout meinen Respekt Champion in Ihrem Film? erweisen, dessen wundervolle Arbeit mich als SC: Als ich klein war, habe ich viel Zeit allein Kind begeistert hat. Sein Stil eignet sich per- verbracht. Meine große Schwester war zehn fekt für die Animation, ich wünschte, er hätte Jahr älter als ich, und weil ich immer gezeich- selber Cartoons machen können. net habe, habe ich mich gern in meine innere Welt zurückgezogen. Ich mag die Gesellschaft Was war Ihre Inspiration für Belleville? Gibt es anderer Menschen, aber ich muss auch allein etwas, was sich in dem architektonischen Mix auf sein, um Kraft zu tanken.Als Kind hatte ich ein Montréal und New York bezieht? Spielzeug, das hieß „Minicinex“, mit dem konn- SC: Das erste Bild von Belleville in meinem Film te ich winzige Super-8-Rollen projizieren. Als zeigt das Château der Frontenac in Québec. ich darauf Cartoons an- Wir haben viele Details aus Québec und schaute, habe ich nichts Montréal herangezogen, um zu zeigen, wie sich davon verstanden. Ich dachte, die diese Städte in kleine New Yorks verwandelt Leute filmen einfach, haben könnten. 12 Als Québec so aussah, wie es sich entwickelt SC: Ich wollte die gastronomischen Klischees haben könnte, ging das Geld nach Toronto, der ins Extreme steigern. Ich habe länger im Aus- großen englischsprachigen Stadt Kanadas. Die land gelebt als in Frankreich, so bin ich oft den Brücke in meinem Film ist die Jacques Cartier Vorurteilen der Menschen dort gegenüber dem Bridge, umgeben von typischer Québecer Ar- Genuss von Froschschenkeln oder Schnecken chitektur. Es gibt eine flüchtige Referenz an die begegnet. Einmal habe ich mir den Scherz Freiheitsstatue, ein Sinnbild für den American erlaubt, riesige Froschschenkel aus Plastilin zu Way of Life und die unglaublich große Zahl von basteln, mit Q-Tips als Knochen, Baumwollfä- fetten Menschen, die man in amerikanischen den als Adern, die ich mit einer grünlichen Städten sieht. Das hat mich immer beein- Sauce bedeckt auf den Tisch gebracht habe. druckt. Trotz ihrer enormen Höflichkeit wollte keiner meiner britischen Freunde einen probieren. Ihr Film ist nostalgisch – leben Sie nicht so gern Aber als ich mich umdrehte, wollte ein älterer in der Gegenwart? Herr an einem nagen: Er war Schweizer! Zum SC: Nein, denn ich profitiere ja von dieser Glück konnte ich ihn abhalten, bevor er etwas Gegenwart. Aber vom Designer-Standpunkt herunterschluckte. aus betrachtet, sind die 50er-Jahre einfach inspirierender. Stadtplanung, Autos, Kleider Das Äußere Ihrer Figuren ist übertrieben. waren kreativ und interessant. Zeichnen und Schwarze Vierecke für die Gehilfen der französi- Design waren ein wichtiger Bestandteil des schen Mafia, ein kleines Dreieck für die Silhouette Lebens als Poster, in Schulbüchern. Es war der Großmutter, fettleibige oder rappeldürre auch eine Epoche der Entspannung nach den Menschen ... Warum zeichnen Sie gern geomet- Prozessen des Zweiten Weltkrieges. Man war rische Formen? weniger zynisch, mehr bedacht auf seine SC: Weil ich die Freiheit ausnutzen will, die Freiheit. Animation mir gibt. Beim Realdreh kann man diese Dinge nicht machen. Ich mag die extreme Einige Szenen scheinen ihren Humor aus einem Karikatur, denn es ist die Art, wie die Figuren klischeehaften Frankreich-Bild zu beziehen, wie sich bewegen, die sie charakteristisch macht. man es manchmal in Amerika findet: die mangelnde Sauberkeit, die Vorliebe für Froschschenkel, Die Drillings-Schwestern benutzen alltägliche Schnecken und andere Gegenstände als Musikinstrumente. Sind das „Delikatessen“. Töne, die Ihnen gefallen? SC: Ja. „Stomp“, den ich einige Jahre zuvor in Montréal gesehen habe, hat mich inspiriert. Ich habe auch einmal einen Musiker gesehen, der auf einem Kühlschrank-Brett auf einer Soundbox spielte. 13 Die Welt, die Sie abbilden, ist ein entfernter Schrei Vorstellung von dem Ganzen zu bekommen, ca. unserer technologischen Ära. Gleichzeitig nutzen drei Minuten lang. Ungefähr zu der Zeit kaufte Sie modernste Technik und digitale Effekte. ich eine preisgekrönte Platte, Mozarts Messe SC: 3D-Effekte geben dem Film mehr Konsis- in C-Moll, dirigiert von Elliott Gardiner.Als ich tenz.Wenn du die Tour de France zeigen willst, die Ouvertüre hörte, wusste ich, das ist die kannst du keine Zaubertricks verwenden, um ideale Begleitmusik für diese die Probleme in den Griff zu kriegen, die sich Sequenz. Ich legte die Musik über bei der Animation von Fahrrädern einstellen: die Bilder, und alle Effekte schie- Du brauchst viele Fahrräder. Die Zuschauer nen perfekt synchron zu sein. Das am Rande wurden mit traditioneller Technik war ein echter Glücksfall. animiert, aber ich musste die ganze Horde von Menschen zeigen. Eigentlich hatten wir ge- Welche Reaktionen wünschen Sie plant, 3D-Animation nur für die Räder einzu- sich von Ihren Zuschauern? setzen, aber dann haben wir uns entschieden, SC: Ich wünsche mir, dass sie den Film zu auch die Radfahrer zu modellieren und einzu- ihrem eigenen machen und mit ihren eigenen binden. Sie sind winzig in dem Rahmen und Erinnerungen in Verbindung bringen. Ein Mann passen hervorragend in die restliche Anima- erzählte mir, der Film habe ihn bewegt, weil tion. Darauf sind wir sehr stolz. Man kann so Madame Souza ihn an seine eigene griechische etwas wie ein Fahrrad nicht emotionalisieren, Großmutter erinnerte. Das gefällt mir. und die Arbeit an den Speichen ist ein absoluter Albtraum. Ursprünglich war der Einsatz Woran arbeiten Sie jetzt? von 3D eine technische Notwendigkeit, keine SC: Ich arbeite an einem Film, der in den künstlerische Wahl. In „The Old Lady and the Pariser Hallen angesiedelt ist. Ein Tanzfilm, kein Pigeons“ brauchte ich keine Menschenmenge Musical, aber ein Film, in dem Tanz eine große oder viele Fahrzeuge. In DAS GROSSE RENNEN Rolle spielt. Ich lese sehr viel darüber im Mo- VON BELLEVILLE mussten wir die Straßen ment und bin überzeugt, dass es viel irrsinnig von Belleville voller Autos zeigen. Als ich die Komisches in der Welt des Tanzes gibt. Ich will 3D-Technik besser kennen lernte, erkannte mich noch mehr darauf konzentrieren, wie die ich, dass ich damit Bilder und Animationen Charaktere agieren. schaffen konnte, die die Menschen bewegen, einen interessanten Himmel und Werden die Drillinge als Charaktere wieder mit eine ganze Menge von Dingen, die dabei sein? ich mir bis dahin nicht vorstellen SC: Nein. Vielleicht wird Madame Souza ein konnte. Cameo haben, nur so als Gag, aber ich habe nicht die Absicht, ein Sequel zu machen. Die Szene, in der die Personen den Ozean überqueren, ist auch sehr schön. SC: Eine meiner Lieblingsszenen. Wir haben das Storyboard gefilmt, um eine bewegte 14 ANIMATION, SPEZIALEFFEKTE UND 3D-COMPOSITING: PIETER VAN HOUTE Wie haben Sie mit Sylvain Chomet an den digi- Also arbeitete das kanadische Team unter talen Effekten gearbeitet? War er nervös, zum Alain Dumas und seinem Assistenten Bisser ersten Mal diese Technik einzusetzen? Maximov an den meisten der Effekte mit. PVH: Ich wurde von „Walking the Dogs“ ange- Alains Job bestand zuerst darin, Modelle für sprochen, einem Brüsseler Studio. Sie wollten, die 3D-Elemente wie den Mannschaftswagen, dass ich zwei Monate lang in Montréal die Brunos Traummaschine, die Züge und so wei- Supervision der Einbindung der in Brüssel ent- ter anzuliefern. Und er war allein verantwort- wickelten 3D-Fahrzeug-Modelle in die ani- lich für die eindrucksvolle Sturm-Sequenz. mierten Sequenzen übernahm. Im Endeffekt habe ich dann ein Jahr lang an dem Film gear- 3D-Effekte wurden in den grafischen Stil des Films beitet, bin dafür zwischen Frankreich, Belgien enorm effektiv einbezogen. Wie ist es gelungen, und Kanada hin und hergereist und habe mich das so unauffällig zu tun? zwischen drei talentierten Crews aufgeteilt. PVH: Wir haben den handgezeichneten Mir wurde schnell klar, dass Sylvain ein cleve- Sequenzen größte Beachtung geschenkt und res Konzept der Einbindung der 3D-Animatio- die bestmögliche Kopie davon gefertigt. 2D- nen in den Film hatte, speziell um bestimmte Effekte dienen in erster Linie der Farbfindung Szenen zu untermalen. Anfangs war er etwas und der richtigen Linie, unter Umgehung all zurückhaltend. Er lernt gern, aber er ist auch der flüssigen Effekte, die 3D verlangt.Wir ver- unglaublich ungeduldig. Mein Job war, heraus- brachten viel Zeit damit, den handgezeichne- zufinden, was er auf der Leinwand sehen will, ten Stil einer Linie nachzumachen, auch wenn und dafür den bestmöglichen Weg zu finden. es uns nie gelungen ist, eine perfekte Kopie vom wackeligen Stil des Designers Evgeni Wie haben Sie die Arbeit, die von den verschiede- Tomov hinzukriegen. Wir haben eine Vorrich- nen 3D-Teams gemacht werden musste, eingeteilt? tung zum Einkopieren des 3-dimensionalen PVH: Das belgische Team war für die Rad- Computerbildes eingesetzt, wie sie auf gängi- fahrer und Fahrzeuge der Tour de France zu- ger 3D-Software üblich ist. Damit kann man ständig, ebenso für die Fahrzeuge in Belleville. jedem Objekt eine scharfe Kontur verleihen. Die Franzosen hatten die Auto-Verfolgungs- Perfektioniert haben wir das dann mit dem jagd und die Kanadier alles andere zuzuliefern. Einsatz von Digital Fusion. Damit kann man Wir konnten es nicht anders lösen, denn die sehr schnell hochkomplexe 2D-Effekte erzielen. Arbeit musste sehr präzise sein und Ich integriere also erforderte detaillierte Entscheidun- eine Linie von einer gen, die Sylvain jederzeit absegnen Papierzeichnung in die musste. Computerbearbeitung 15 eines 3D-Objektes. Ich bearbeite die Kontur, jedes Teil, das in Kontakt mit menschlichen bis die 2D- und 3D-Versionen nicht mehr zu Körpern kommt – Füße, Hände usw. – abge- unterscheiden sind. Vielleicht ist Ihnen aufge- deckt. Manchmal mussten wir die Masken Bild fallen, dass die Figuren keinen Schatten haben. für Bild hereinziehen, ein sehr aufwändiger Carole Roy legte Dutzende unterschiedlicher Prozess – viele Flüche waren dabei zu hören. Farbnuancen für mehr als 1000 Einstellungen fest. Sie hat ein enormes Arbeitspensum bewältigt. Einige der Hintergrundfiguren des Radfahrer- Den gleichen Prozess haben wir dann bei den Teams sind komplett 3D animiert, sehen aber aus 3D-Effekten angewandt, und dabei immer wie 2D.Wie ist das möglich? Farben gewählt, die mit dem Hinter- PVH: Auf die gleiche Art, grund verschmelzen, um allzu kom- die wir bei den Fahr- plizierte Computerbearbeitung zu zeugen angewandt vermeiden. haben: durch die Reproduktion handge- Wie haben Sie 3D-Fahrräder mit her- zeichneter Konturen kömmlich animierten Fahrradfahrern und den Einsatz von verbunden? Farbeffekten. Sylvain ge- PVH: Zunächst haben wie eine fiel das Resultat so ganz einfache Radfahrer-Silhouette gut, dass er 3D-Fahr- auf einem 3D-Rad animiert, manchmal radfahrer im Bildmittelgrund auch nur das Fahrrad selbst. Dann haben wir einsetzte. Ursprünglich waren sie nur für den jedes dieser Bilder als Linienzeichnung ge- Hintergrund vorgesehen. druckt und an die Animationsabteilung übergeben, die dann den Fahrer auf dem Rad Was sind die wichtigsten digitalen Effekte? gezeichnet haben. Anschließend wurden diese PVH: Es gibt sehr viele Wassereffekte, den Zeichnungen eingescannt und koloriert, die Ozean, den Sumpf ... Wir haben viel Zeit auf Rad-Details wurden eingefügt, dabei wurde das elektronische Einbauen von Zeitungsüberschriften und Comic Strips, die die Figuren in der Hand halten, verwendet. Weil die Proportionen der Zeichnungen selten der geometrischen Realität entsprechen, ist das eine schwierigere Aufgabe, als man annehmen würde. Andere Effekte wie Explosionen, Feuerwerk oder ein Gewitter wurden mit einer n für die Real-Kamera n entwickelten Software n erstellt. Diese mussten 16 dann in die 2D-Welt übertragen werden.Viele miert, dann haben wir weitere 150 Elemente, animierte Einzelteilchen brauchten wir z. B., 3D-Effekte,Volumen und Einzelteilchen, hinzu- um Schnee herzustellen oder Nebel, Auto- gefügt. Der Computer rechnete über zwei abgase, Flammen und so weiter. Für das Feuer Tage bis zum Endprodukt. unter der Brücke haben wir Schatten projiziert, Wie würden Sie Ihre Erfahrungen an DAS GROSSE die sich zum Rhythmus RENNEN VON BELLEVILLE zusammenfassend der Flammen bewegt beschreiben? haben. Die Figuren PVH: Ich bin ausgebildet in traditioneller wurden auf einer Animationstechnik, habe aber ein Großteil Effekte-Ebene isoliert, meines Lebens mit der Arbeit an reinen 3D- auf einer anderen Effekten verbracht. Die Arbeit an diesem Film der Hintergrund. hat meine Liebe zur traditionellen Animation Wenn sich das Feuer be- wieder erweckt, und gleichzeitig habe ich neue schleunigte, wurden auch die Schatten auto- Wege für den Einsatz von 3D entdeckt. Für matisch schneller. DAS GROSSE RENNEN VON BELLEVILLE habe ich versucht, das Beste aus beiden Welche Sequenz war die anspruchvollste? Welten zusammenzuführen. Es hat mir Spaß PVH: Die Explosion im Sumpf. Das ist, denke gemacht und erfüllt mich mit Stolz. ich, ein gutes Beispiel dafür, wie 2D- und 3DEffekte kombiniert werden können. Nicolas Ferrere hat den 2D-Explosions-Effekt ani- 17 ANIMATIONS-SUPERVISION JEAN CHRISTOPH LIE Wie kam es dazu, dass Sie den Charakter der Hat Sylvain Chomet Ihnen Live-Kamera-Shots als Rose komplett animiert und die Animation der Referenzpunkte für bestimmte Szenen gezeigt? Drillingsschwestern überwacht haben? JCL: Nein, auch wenn wir eine Tanzszene ge- JCL: Ich hatte in Paris eine erste Test-Anima- filmt haben, den „Gumboot“, einen Step aus tion erstellt, und das brachte mir den Job als Louisiana mit Hände- und Oberschenkel- Animations-Assistent ein. Ich wurde nach Klatschen. Sandy Silver, eine Tänzerin aus Montréal geschickt, um an diesem Projekt zu Montréal, war unser Model. Diese Arbeit arbeiten, und das gefiel mir, obwohl ich es eilig diente uns als Referenz, wir hatten nicht hatte, meine Ausbildung fortzusetzen. Als ich vor, sie durch ein Rotoscope zu schicken dann Sylvain traf, gab er mir die Chance, Rose (eine Maschine, die Live-Action so aufbereitet, zu animieren. Ich schuf eine Tanz-Sequenz, die dass sie animiert werden kann). Durch den ihm so gefiel, dass er mich mit der Animation Dreh waren wir in der Lage, hochkomplexe des Charakters und der Supervision der bei- Händeklatsch-Inszenierungen zu studieren. den anderen „Triplettes“ betraute. Zuvor hatte ich bereits mit Hugh Martel, der damals Wie sind Sie beim Supervising der Triplets- mein Assistent war, den Fahrer animiert. Hugh Animationen vorgegangen, und welche Probleme hat dann unter meiner Aufsicht Blanche stellten sich dabei? geschaffen. JCL: Ich habe mich in den Dienst von Sylvains persönlicher Vision gestellt. Es war nicht Wie würden Sie den Animations-Stil der immer einfach, die langen, dünnen Körper der „Triplettes“-Charaktere beschreiben? Drillingsschwestern in das horizontale Recht- JCL: Ich weiß nicht, ob Sylvain sich dessen eck des Bildrahmens einzupassen. Sie sind mit bewusst ist oder nicht, aber die langen, dün- vielen Details ausgestattet, woraus sich bei nen Körper der Drillinge ähneln seinem sehr. längeren Animationssequenzen ein Problem Ich hatte also ein reales Modell für meine der Kontinuität ergibt mit Dingen wie Kleider- Arbeit! Sylvain ist groß, hat lange Arme – falten, Haarsträhnen usw. genau wie die „Triplettes“. Er erklärt nicht genau, was er will, er gibt dir nur eine gene- Wie haben die drei Zeichner, die unter Ihrer Füh- relle Vorstellung davon und lässt dich dann rung die Schwestern animiert haben, zusammen- selbst deinen Ausdruck finden. Es ist eine gearbeitet? Frage des Gefühls. JCL: Wir haben immer zusammengearbeitet, Szene für Szene. Wir haben ein Grundlayout gezeichnet und es mit Sylvain abgestimmt. Er hat seine Vorschläge eingebracht, dann hat jeder Zeichner seinen Charakter entsprechend bearbeitet. 18 Dann haben wir unsere Animationen mit einer Wie lernt man „seinen“ Part? Linien-Test Kamera gefilmt – das ist eine Video- JCL: Durch Übung. Wenn du oft genug einen kamera, mit der man Bild für Bild auf Papier Charakter seinem ursprünglichen Design ent- gezeichnete Animationen filmen kann – und sprechend gezeichnet hast, kennst du ihn aus- auf Fehler im Anschluss, in Relation zur wendig und bist Hintergrundperspektive und in Bezug auf die in der Lage, Interaktion der Charaktere untereinander ihn dreidi- geachtet. Für die Tanzszene neben der Brücke mensional zu habe ich zuerst komplett den Part von Rose sehen. In die- animiert, dann haben die beiden anderen sem Stadium (Hughes Martel und Zhigang Wang) den Rest kann man sich des Trios dazu passend eingefügt. ruhig einmal vom Origi- Was für ein Gefühl ist das, wenn Figuren, die Sie nal lösen. Denn wenn man eine Figur zu genau gezeichnet haben, auf der Leinwand zu Leben reproduziert, wie das im Fernsehen oft ge- erwachen? macht wird, wird das schnell langweilig. Sylvain JCL: Das macht sehr viel Spaß. Es ist toll, wenn hat uns immer ermutigt, nicht zu dicht am sie sich bewegen, in Farbe, vor einem Hinter- Modell zu kleben, sodass sich der Charakter grund, mit Musik und Soundeffekten. Trick- von einer Szene zur nächsten entwickeln zeichner haben die Tendenz, nur ihre eigene kann, ohne seine Essenz zu verlieren. Arbeit in einer Szene zu sehen, ohne das Ganze wahrzunehmen. Ich habe mir oft erste Was mochten Sie an Rose am liebsten? Kopien in einem Spiegel angeschaut in dem JCL: Dass ich ihre Lust an der Verführung zei- Versuch, meine Augen zu erfrischen, nachdem gen konnte. In einer meiner ersten Anima- ich eine Szene hundertmal und öfter gesehen tionen zeige ich sie, wie sie ihr Haar bürstet, habe. Wenn man eine Szene rückwärts an- damit sie gut aussieht. Ich wollte sie sehr femi- schaut, kann man manchmal Fehler entdecken, nin als Kontrast zu ihrem altmodischen Zu- die einem vorher entgangen sind. Aber es gibt hause und ihrer großnasigen Hässlichkeit. auch die Gewissheit, dass man nichts übersehen hat. 19 MUSIK: BENOIT CHAREST Erzählen Sie von Ihrer Musik – was Sie bisher Vor meiner Arbeit an DAS GROSSE RENNEN gemacht haben, und woran Sie jetzt arbeiten. VON BELLEVILLE komponierte ich ganz un- BC: Meine Musik ist eine Ansammlung schlech- terschiedliche Sachen: Dramen, Dokus und ter Gewohnheiten, die sich während eines Werbung. ganzen Musikerleben eingeschlichen haben. Durch unsere Fehler unterscheiden wir uns: Wie war die Zusammenarbeit mit Sylvain? Du musst einfach nur die meisten machen! BC: Ich hatte Sylvain ein paar Mal in Clubs Der Jazz hat mich beeinflusst, französische getroffen, in denen ich spielte. Eines Nachts Sänger der 50er- und 60er-Jahre, außerdem sagte er: „Normalerweise hasse ich Gitarren- Frank Zappa, neapolitanische Musik und vieles musik, aber ich muss zugeben, du spielst wirk- mehr. Die einzige Musik, die ich überhaupt lich gut.“ Da wusste ich, wir sind Freunde fürs nicht mag, ist die, die zu offensichtlich einfach Leben. Dann sah er „Matroni and Me“, rief nur kommerziell ist. In Québec habe ich einige mich an und lud mich ins Filmstudio ein. Ich Filmmusiken geschrieben. Die erste 1991 für spielte ihm mein Demo-Tape vor. Ich hatte ein einen Dokumentarfilm, basierend auf Archiv- kleines Thema komponiert, das mir gefiel, für material aus den 30er- und 40er-Jahren mit eine Dokumentation. Es war als „zu lustig“ dem Titel „Montréal Retro“. Weil ich keine abgelehnt worden. Als Sylvain es hörte, sagte Ahnung hatte, wie man Filmmusik schreibt, er: „Das ist die Titelmelodie meines Films!“. habe ich etwas darüber gelesen, und es klapp- Der Rest, der kreative Prozess, war ein echtes te. 1998 folgte „Matroni and Me“, eine sati- Vergnügen. Je mehr ich mich auf meine nied- risch-philosophische Komödie, geschrieben rigsten kreativen Impulse verließ, desto mehr von Alexis Martin, und 2000 die romantische gefiel es Sylvain. Komödie „Life After Love“ mit Anklängen an südländische Was hat man Ihnen gezeigt, um Ihnen die Idee Musik. einer Szene zu vermitteln, bevor sie fertiggestellt war? BC: Storyboards, Videosequenzen und Zeichnungen. 20 Was war Ihre Inspiration für die Musik? Sie haben mit Thomas Dutronc gearbeitet, einem BC: Die Musik von Django Reinhardt. Dann begnadeten Swing-Gitarristen. Gemeinsam haben natürlich die Bilder selbst, die Charaktere, Sie Django Reinhardt Tribut gezollt . Sylvains Anweisungen und einige stilistische BC: Er ist ein ruhiger Junge. Spielt wunder- Bezüge aus der Zeit, in der der Film spielt. schön Gitarre. Ich habe ihn nur einige Stunden bei Mathieu Chedid getroffen und seine groß- Erzählen Sie von Mouf-Mouf und den Geheim- artige Selmer-Gitarre ausprobiert. In Wahrheit nissen von häuslichem Jazz. ist er der große Django-Experte, ich spiele nur BC: Oh, Mouf-Mouf! Das ist ein zylindrischer ein bisschen herum. Staubsauger aus den 50er-Jahren, der trübsinnig neben meinem Bett herumlag. Eines Wer gab den Triplettes ihre Stimmen? Tages hat er mir zugewunken, er brauchte BC: Betty Bonifassi, Marie-Lou Gauthier und jemanden, der ihm zuhört, ihn liebt. Von da Lina Boudreault. Sie hatten viel Spaß. Betty hat an fing er an zu singen. Ich muss sagen, das ist verstärkt an den Liedern im Piaf-Stil gearbeitet sehr bewegend. Ich lege meine Hand über den und an den zusammen mit M. komponierten Schlauch und lasse die Luft durch meine Fin- Chor-Passagen. ger entweichen. Wenn ich den Griff lockere, verändert sich die Intonation, und ich kann Wie war die Zusammenarbeit mit Mathieu Chedid präzise Noten erzeugen. Ich sollte noch er- alias M.? wähnen, dass die Töne aller Haushaltsgeräte BC: Es war seine Show. Er hat mit dem, was ich im Film aus der Verwendung von gebrauchten komponiert hatte, gearbeitet. Ich hatte zu- Originalgegenständen herrühren. nächst Probleme damit, ihn sein eigenes Ding durchziehen zu lassen, aber das Endresultat ist fantastisch. Ich liebe, was er gemacht hat. 21 PRODUKTIONS-DESIGN: EVGENI TOMOV Welche Direktiven gab Ihnen Sylvain Chomet (Paris und die Tour de France) einzubeziehen. für die Arbeit an den Hintergründen? Hat er sie Wir haben auch Beleuchtung eingesetzt, um beschrieben oder hat er Ihnen Fotografien oder die Illusion zu schaffen, dass sich die Handlung Zeichnungen gezeigt? vor einem Hintergrund mit realen Charakteren ET: Ja, alles. Sylvain hatte bereits Zeichnungen vollzieht. des Hintergrundes angefertigt, bevor überhaupt ein Storyboard existierte. Das gab Hinweise Welche Materialien und Werkzeuge haben Sie auf die Atmosphäre und die Effekte, die ihm benutzt, um die großflächigen Hintergründe zu vorschwebten. Mich hat beeindruckt, wie kre- schaffen? ativ er improvisieren kann. Sylvain fließt immer ET: Die Hintergründe wurden ursprünglich in über vor neuen Ideen, aber er ist auch offen der Form von winzigen Gemälden angelegt, für die der anderen. Er war die kreative Kraft, die wir dann auf verschiedene Größen aufge- die Maschine, die die Produktion antrieb. Ich blasen haben. Die kleinsten waren ungefähr hatte viel Freiheit beim Schaffen der städti- 25 cm im Quadrat und die größten, die wir für schen Architektur von Belleville, eine barocke die Kameraschwenks gebraucht haben, waren Kombination aus Paris, Montréal und New bis zu 1,50 m und 2 m hoch, wie bei der Pano- York. Besonderen Spaß machten uns die rama-Aufnahme von Belleville. Stellen Sie sich Parodien auf nordamerikanische Konsum- vor, welche Detail-Fülle für ein solches Format Eskapaden. Eine Lust zu zeichnen. Ich habe notwendig ist – eine gute Kopie davon zu ma- immer überprüft , dass das, was ich entwarf, chen ist ein enormer Aufwand. Ich habe dazu mit Sylvains Vorstellungen übereinstimmte. die Zeichnung auf ein Beleuchtungspult gestellt und sie dann nachgezogen, ohne die beiden Worauf haben Sie sich visuell bezogen? Zeichnungen zu verbinden. Ich habe mir er- ET: Ich habe Bücher mit Schwarzweiß-Fotos laubt zu improvisieren und einzelne Details hin- aus dem Nachkriegs-Paris für die Szenen aus zuzufügen. Champions Kindheit herangezogen. Archivmaterial aus der Provinz sowie tonnenweise Fotos des Rennens habe ich für die Tour de France benutzt. Sylvain und ich wollten die Atmosphäre so stimmig wie möglich gestalten. Es sollte Realitätscharakter haben, ohne eine realitätsgetreue Abbildung der echten Welt zu sein. Vorsichtig setzten wir auch Robert Doisneau und Jean Mounicq’s Fotografien ein, um authentische Details in den Hintergrund der ersten drei Etappen 22 Diese Linienzeichnung wurde dann gescannt Erfahrung, die einem so etwas wie eine cine- und vom Computer colorisiert. Die Absicht matographische Vision gibt. Vergessen Sie war, die Arbeit natürlich aussehen zu lassen, nicht, dass einige Hintergründe nur sekunden- als sei alles von Hand gezeichnet worden. Wir lang auf der Leinwand zu sehen sind. Sie müs- haben diese 2D-Hintergründe sogar noch mit sen sofort wirken und dürfen die Kontinuität einer Papierstruktur unterlegt, damit sie wie des vorhergehenden Bildes nicht unterbre- Wasserfarben aussehen. Ich muss sagen, dass chen. ich Welche Hintergründe waren am aufwändigsten? nicht all die vielen Hintergründe allein geschaffen habe, sondern mit einem Team von ET: Die Breitwand-Pa- hoch talentierten Künstlern. noramen von Belleville waren kompliziert, Die Hintergründe sind ungewöhnlich: Sie verzer- weil sie in verschiede- ren die Perspektive, um einen Panoramaeffekt auf nen Schichten gezeich- einer flachen Oberfläche zu erhalten. Wie haben net waren, um eine Sie solche Effekt zustande gebracht? Tiefenvorstellung ET: Wie ein gut animierter Filmhintergrund erzeugen. Jede entsteht, kann man eigentlich nicht beschrei- Schicht bewegte n ben. Sie können den Vorgang logisch oder ana- sich mit einer anderen lytisch betrachten, aber Sie dürfen nie verges- Geschwindigkeit während des Schwenks, um sen, dass das, was Sie zeichnen, eine Szene in die Illusion von Perspektive zu schaffen. Wir einem Film wird. Ihr Set muss die Bewegung haben einige Computertests durchgeführt, um einer Einstellung ausdrücken, das Tempo die Bewegung richtig hinzukriegen. Mit dem einer Szene. Manchmal muss man einfach un- Resultat bin ich trotz aller Schwierigkeiten mögliche Perspektiven zeichnen wie die, die sehr zufrieden . Sie erwähnt haben. Das kann man nur mit 23 zu PRODUKTIONSFIRMA: LES ARMATEURS Gegründet 1994 von Didier Brunner, hat Der Film basiert auf dem berühmten illumier- Les Armateurs dem Animationsfilm zwei ten Manuskript „The Book of Kells“. neue Autorenfilmer gebracht: Michel Ocelot „The Devil’s Song“ erzählt das Leben von und Sylvain Chomet. Blues-Sänger Robert Johnson, gezeichnet vom Die Firma hat sich zum Ziel gesetzt, neues Comicstrip-Autor Jano, unter der Regie von Talent zu entdecken und Alexis Lavilat und Raoul. eine Reihe originärer „Why I Ate (or Didn’t Eat) my Father“, eine und ambitionierter Filme 3D-Animation von Roy Lewis‘ Bestseller zu produzieren, die ein (erschienen bei Actes Sud), adaptiert von Familienpublikum eben- Frédéric Fougea und Jean-Luc Fromtental und so wie junge Erwach- gezeichnet von dem Engländer Jeff Newitt. sene ansprechen. Der „The Child and the River“ nach dem Buch von erste Erfolg von Henry Bosco, Buch und Regie Michel Fessler. Les Armateurs war Michel Ocelots abendfül- Ein fünftes Projekt geht in Kürze in die Ent- lender „Kirikou and the Witch“, der 1999 den wicklung: „Attila Marcel“, der neue Film von großen Preis beim Festival in Annecy gewann Sylvain Chomet. und über 1,5 Millionen Zuschauer hatte. Im Jahr 2000 produzierte das Studio Michel Ocelots DAS GROSSE RENNEN VON BELLEVILLE „Princes and Princesses“, eine Kollektion von wurde beim Internationalen Animationsfestival sechs halblangen Animationen. 2002 entstand, in in Annecy aus der Taufe gehoben. Wir hatten Co-Produktion mit Dänemark, Jannik Hastrups gerade sieben Jahre unseres Lebens, all unsere „The Child that would be a Bear“. Energie und Leidenschaft aufgewandt, um Die Zusammenarbeit mit Sylvain Chomet geht „The Old Lady and the Pigeons“ zu finanzieren auf „The Old Lady and the Pigeons“ zurück, und zu realisieren, ein 26-minütiger Cartoon, einen Gewinner in Annecy 1997. dessen Kosten sich auf über 800 000 Euro In Produktion befinden sich außerdem Jean- beliefen. Luc Francois‘ Spielfilm „T’choupi“ nach einem berühmten Charakter für Knirpse sowie Das Schreib- und Regie- mehrere Kurzfilme. talent, das Sylvain dabei an In diesem Jahr sollen vier weitere Spielfilme in den Tag legte, überzeugte Produktion gehen: „Rebel“, unter der mich, und ich wollte unbe- Regie und nach dem Drehbuch von dingt die Zusammenarbeit zwei jungen Autorenfilmern aus mit ihm fortsetzen – Irland,Tomm Moore und Aidan Hare. 24 mit einem noch ambitionierteren Projekt, das Wir hielten an unserem Kurs fest – das ist noch größere finanzielle Risiken verlangte. Ich eine der grundlegenden Qualitäten von Les wollte seinen ersten abendfüllenden Spielfilm Armateurs. Das Team hat ein bewunderns- produzieren und ihm die Möglichkeit geben, wertes Stehvermögen bewiesen, und heute sein ganzes Talent zu entfalten. sind wir stolz, unser Schiff aus Fantasie in Es war Zeit, aus dem Boxoffice-Erfolg von einen sicheren Hafen gelenkt zu haben. „Kirikou and the Witch“, der Les Armateurs zu einem anerkannten Partner im anspruchs- Didier Brunner vollen Animationsbereich machte, Kapital zu schlagen und den Erfolg von „The Old Lady and the Pigeons“ auszubauen. Trotz der wunderbaren Zeichnungen von DAS GROSSE RENNEN VON BELLEVILLE sind weder die Story noch das Setting speziell auf junge Zuschauer ausgerichtet. Ich weiß, dass wir unsere Partner um Unterstützung bei einem innovativen und riskanten Unternehmen baten, wenn man die Kosten der Produktion bedenkt. 25