Lili und die Machos

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Lili und die Machos
Reisenbichler, Lili (MSa 18/2002)
Lili und die Machos
nin von 1974 bis 1987 in fast allen Tourenwagen-Kategorien an. Die Dame mit
dem rollenden R, der rauchig-verruchten
Stimme und dem gewinnenden Lächeln
liess sich weder von abschätzigen Männerblicken noch fiskalischen Rückschlägen
beirren. Ihrem Gatten, einem MercedesIngenieur, gab sie wegen des Rennsports
den Laufpass, Löcher im Rennbudget besserte sie mit allerlei lukrativen Nebenjobs
auf, und mit ihrem entwaffnenden Lächeln
knackte sie so manche Sponsorenkasse.
Und das alles schaffte die Wormserin
ohne Luder-Liga, ohne Bett-Episoden.
«Obwohl es genügend Offerten gab, habe
ich meinen Sport stets mit weisser Weste
betrieben.» Im NSU TT, Audi 50 und der
Ford-Palette vom 1,3- bis zum 2-Liter-Escort fuhr sie auf der Rundstrecke und am
Berg, in der DRT, DRM und in der EM. Krönung waren die Einsätze im BMW M1 und
im Zakspeed-Turbo-Capri sowie ein FordWerksvertrag.
Besonders stolz ist die gelernte Fotografin auf ihren Klassensieg 1981 beim
1000-km-Rennen auf der NürburgringNordschleife, wo sie sich mit Dieter Selzer
einen Escort 2000 RS teilte. Ungern erin-
nert sich Lili hingegen an den sechsfachen
Überschlag 1979 in Zandvoort: Im Kampf
um Platz 2 drängte sie ein Konkurrent auf
den letzten Metern brutal ins Gras, worauf
ihr Audi 50 aufstieg und kopfüber durchs
Ziel polterte. «Damals gab es viele Machos», lächelt sie. «Die haben nur schwer
verdaut, dass ich auch mal besser war als
sie.» Ganz abgesehen davon, dass die
schnelle Lady auch PR-mässig die Nase oft
genug weit vorne hatte.
Seit 1986 lebt die 53-Jährige als Single
(«bin aber noch zu haben, wenn der Richtige kommt») in Kirchheim vor den Toren
Münchens, besitzt eine eigene Immobilien-Firma, eine Film- und Video-Produktion und ist nebenbei auch Vorstandsmitglied der «Münchner Motor Presse». Sie
spricht sechs Sprachen, schreibt und fotografiert für Lifestyle-Magazine und hat sogar noch genügend Zeit für ihre Hobbys
Golf (Handicap 23), Tennis, Motorradfahren und Skilaufen. Als nächstes würde sie
ganz gerne ihren Pilotenschein für Sportflugzeuge machen, «weil ich unheimlich
gerne fliege».
Ansonsten weiss die überzeugte MSaLeserin nur Erfreuliches zu berichten: «Mir
geht’s richtig gut, ich geniesse das Leben
in vollen Zügen, bin total happy und rundum zufrieden.»
Schnelle Lady: Reisenbichler 1981
Elegante Lady: Reisenbichler heute
ili Reisenbichler galt im Rennsport der
70er-Jahre als Frontfrau. Mit Mut und
LSelbstvertrauen
trat die geborene Slowe-
Karriere-Highlight: Reisenbichler 1982 im 700-PS-Zakspeed-Capri Turbo