Juli / August

Transcrição

Juli / August
St. Antoniusblatt
Poste Italiane SpA – Spedizione in Abbonamento Postale – D. L. 353/2003 (conv. in L. 27/02/2004 n. 46) art. 1, comma 2, CNS BOLZANO – Tassa pagata – Taxe Perçue
79. Jahrgang, Nr. 7/8, Juli/August 2012
Mesnerbote
Worauf der Mensch hoffen darf
Himmlische
Aussichten
8
Klartext
Kölns Kardinal
Meisner zu den Angriffen
auf die Handkommunion
33
Klangwunder
Eine Reihe von
historischen Kirchenglocken
feiert ein rundes Jubiläum
40 Kurzweil
Spaß und
Unterhaltung mit unserem
Roman und vielen Rätseln
2
zu
dieser ausgabe
thema
LESENSWERT
9
Das Christliche in der Politik: ein Fazit
der Karriere von Sepp Kusstatscher
Von P. Robert Prenner
12
Unentbehrliche Helferin im Garten:
rund um die Gießkanne
Von Dr. Barbara Stocker
14
Zukunft der Seelsorge: Antworten auf
Situationen, die nicht sein müssten
Von Dr. Luis Gurndin
27
Kompass für ein Jahr: ein kreatives
Jugendprojekt im Liebeswerk
Von P. Dr. Paul Hofer
St. Antoniusblatt, 79. Jahrgang, Nr. 7/8, 2012 – Monatszeitschrift für die Familie, Jahresmitgliedsbei­trag 18,00 Euro; Einzelnummer: 1,70 Euro. Sie unterstützen damit die Kapuzinerstiftung Liebeswerk, Meran. – Postkontokorrent Nr. 13013396
– Bankverbindung: Raiffeisenkasse Meran, Filiale Goethestraße
7/a, ABI: 08133; CAB: 58592; CIN: M; K/K: 000030120006; IBAN:
IT14M0813358592000030120006; SWIFT-BIC: ICRAITRR3PO.
Zuschriften an: Mediumservice ­Kapuzinerstiftung Liebeswerk –
Goethestraße 15 – 39012 Meran, Tel. 0473/204500 – Mail:
[email protected]
Laut Gesetzesdekret vom 30. Juni 2003, Nr. 196, Art. 7 und 13, bestehen nun verschärfte Bestimmungen bezüglich des Datenschutze. Demnach wird darauf hingewiesen, dass alle bei Athesiadruck
oder bei der Kapuzi­nerstiftung Liebeswerk gespeicherten Adressen (Förderinnen, Förderer und Einzelabnehmer der Zeitschrift
­St. Antoniusblatt) die sofortige Löschung ihrer Adresse verlangen
können. Nähere Informationen erhalten Sie bei: Sekretärin Monika
Pichler, Kapuzinerstiftung Liebeswerk, Goethestraße 15, 39012
Meran, Tel. 0473/204500, E-Mail: [email protected].
Das „St. Antoniusblatt“ erscheint monatlich. Eigentümer und
Herausgeber: Kapuzinerstiftung Liebeswerk, Meran. Verantwortlicher Schriftleiter: Mag. Martin Lercher, Bozen. Druck:
Athesiadruck GmbH, Bozen. Eintragung Tribunal Bozen,
Reg.-Nr. 16/48. – SPED. IN. A.P. – ART. 2 COMMA 20/C LEGGE
662/96 – Filiale Bozen. Eingetragen bei USPI Rom.
Titelbild: Erich Rainer, Neumarkt
St.St.
Antoniusblatt
– Heft
Nr.Nr.
7/87
Antoniusblatt
– Heft
Liebe Leserin,
lieber Leser!
„Lebe jeden Tag, als
wäre er dein letzter.“
Oft wird dieses Lebensmotto in Fragebögen
genannt und in Büchern als hilfreiche Weisheit weitergegeben. Bisher schien es mir
durchaus recht klug. Es ruft doch in Erinnerung, dass die Lebenszeit nicht verplempert
und jeder Tag gut genützt werden soll.
Inzwischen setze ich aber zumindest ein
Fragezeichen hinter diesen Satz. Und dass,
seit ich in einem Buch von einer Frau las, die
ihre krebskranke Tochter pflegt und mit ihr
die letzten Wochen und Tage erlebt. „Wir
stellen uns vor, wir leben für immer und haben endlos viel Zeit. So können wir entspannt und ruhig sein, unsere Seele baumeln
lassen“, sagt die Frau in dem Buch.
Ja, das stimmt! Der Gedanke, dass dieser
Tag unser letzter sein könnte, schafft Stress.
Da muss noch alles schnell hineingepackt,
da darf keine Minute vergeudet werden!
Sich wie diese Mutter vorzustellen, „dass
wir für immer leben“: Für Christen ist das
kein psychologischer Trick, sondern eine
Wahrheit. Der Glaube daran, dass der Tod
nicht das Leben beendet, sondern ein neues
Leben eröffnet, lässt das Leben aus völlig
neuer Perspektive sehen. Gelassener und ruhiger lässt sich vieles angehen – und manches leichter ertragen. Denn es steht fest,
dass das Gute das letzte Wort hat. Und das
Beste noch nachkommt.
„Wir haben endlos viel Zeit, so können
wir die Seele baumeln lassen“: Vielleicht ist
das auch ein christliches Motto für Urlaubswochen oder zumindest eine kleine Verschnaufpause in den Sommermonaten
Ihr
Glaube
thema
Juli/August
Juli 2010 2012
3
Alte Worte in neuen Worten (7): Heil und heilig
Heraus aus dem Unheil der Welt
In Gebeten, Kirchenliedern, Bibeltexten und
Predigten werden theologische Begriffe gebraucht, die viele Menschen von heute nicht
mehr auf Anhieb verstehen. Was ist etwa
gemeint mit Begriffen wie Gnade, Barmherzigkeit, Sünde, Opfer? In einer Serie erklärt
das „St. Antoniusblatt“ diese alten Worte in
neuen Worten: Wo kommen sie her? Was
bedeuten sie für die heutige Zeit? Im siebten
Teil: Was meinen wir mit Heil und was ist
heute noch heilig?
Von P. Robert Prenner
„Die Welt wird mit jedem Tag schlechter!“
So klagen nicht wenige Menschen. Wenn man
sich ein bisschen umhört oder umsieht, scheint
es zu stimmen: Rücksichtslosigkeit und Egoismus, Betrug und Korruption, Hass und Gewalttaten bestimmen das Zeitgeschehen. Wir fragen
uns manchmal: Warum geschehen so furchtbare Verbrechen? Warum wird so viel geweint?
Wir haben oft den Eindruck: Das Böse beherrscht die Welt, dieser Macht kann sich niemand entziehen. Der Mensch scheint dem Unheil ausgeliefert zu sein.
Wie geht es uns mit dem Wort „heilig“?
Manche werden sagen: Nichts für mich! Das
Wort wird ja auch ziemlich inflationär verwendet: Heilige Schrift, Heiliger Vater, Heiliger
Stuhl. Auch mit dem häufig verwendeten Begriff „Heil“ können viele nicht recht viel anfangen. Was ist aber damit gemeint?
Geschichte des Unheils
Haben die Pessimisten also recht? Was sagt
der christliche Glaube dazu? Die Kirche nennt
diese allgemeine Verflochtenheit mit dem Bösen „Erbsünde“. Damit ist gemeint: In uns allen herrscht ein Zwiespalt zwischen Gut und
Der Mensch ist nicht festgekettet an Leid und Tod dieser Welt, sondern er kann Heil(ung) erfahren. Foto: ler
4
Glaube
Böse, die Verflochtenheit in das Böse wurde
uns gleichsam in die Wiege gelegt. Der hl. Paulus umschreibt das einmal so: „Das eine möchte
ich, aber das andere tue ich.“ Zugleich sehnen
wir uns aber nach einer Welt ohne Verbrechen,
ohne Sünde, wie sie ursprünglich war; nicht
umsonst ist das Wort Paradies in aller Munde,
nicht bloß auf Werbeprospekten.
Wie aber kann der Mensch diesem Teufelskreis, diesem Unheil entrinnen? Nicht wenige
suchen das Heil in der Esoterik. Astrologie,
Yoga, Tarot, Reiki, Reinkarnationslehre... Wie
auf einem Basar wird dazu eingeladen, vom
vielfältigen Heilsangebot Gebrauch zu machen.
In Gesprächen mit Menschen, die eine esoterische Suche begonnen haben, spürt man
eine Sehnsucht nach Ganzwerden, nach Harmonie mit sich selbst und der Schöpfung. Nach
St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8
dem Motto „Entdecke Gott in dir selbst!“ will
die Esoterik Menschen zu höherer Erkenntnis
und zu mystischen Erfahrungen führen.
Es bleiben aber Fragen: Wer befreit uns von
Schuld und Sünde? Was ist, wenn Hoffnungen
zerbrechen, wenn sich Krankheiten einstellen?
Wer schenkt Hoffnung über den Tod hinaus?
Von sich aus ist der Mensch dazu nicht im
Stande. Folgen dieser „Erbsünde“ sind viele
Nöte des Menschen: Schuld und Sünde, Einsamkeit, Vergänglichkeit, Sinnlosigkeit und
Leid. Und das Leid gipfelt im Tode, der niemand erspart bleibt. Und es kann wohl kein
gelingendes Leben geben ohne Aussöhnung
mit dem eigenen Tod.
Die Heilige Schrift beschreibt die Unheilssituation des Menschen mit Begriffen wie „Finsternis“, „Knechtschaft der Sünde“. Zugleich
Heilsame Lebenskräfte fördern
1. Vergewissern Sie sich immer wieder, dass
Gott Sie zu einem Leben in Fülle berufen hat.
2. Lernen Sie das Staunen angesichts der
Vielzahl der gottgeschenkten Möglichkeiten, das Leben zu meistern.
3. Orientieren Sie sich an Ihren Ressourcen, Charismen, Stärken und Fähigkeiten.
Defizite sind sehr selten interessant.
4. Betrachten Sie die unvermeidlichen
Belastungen des Lebens nicht als „Stress“,
sondern als Herausforderungen zu Wachstum und Reifung.
5. Tragen Sie Sorge für Ihre Freundschaften, lassen Sie sich ihre wertvollen Beziehungen auch viel kosten.
6. Überlegen Sie, in welchen Bereichen
Ihres Lebens Sie Ihre Selbstverantwortung
und die Verwirklichung Ihrer Ziele und Entscheidungen verstärkt entwickeln möchten.
7. Verwenden Sie auch Energie dafür, die
Lebensbedingungen in Ihren Dörfern, Pfar-
reien, Diözesen und Gemeinschaften gesundheitsförderlicher zu gestalten.
8. Trauen Sie Ihrem Glauben zu, dass er
die Macht hat, all Ihre verschiedenen Lebenseinstellungen und Verhaltensweisen
des Alltags zu prägen und – wenn nötig – zu
verändern. Üben Sie ein, was der Glaube Ihnen zu leben vorschlägt.
9. Befreien Sie sich von dem heute allgegenwärtigen „Zwang zum Glücklichsein”.
Gott gibt Ihnen die Erlaubnis zum Fragment. Sie sind ein geliebter Mensch in
Ganzheit und Zerbrechlichkeit.
10. Lassen Sie sich niemals die Freude an
der Hingabe nehmen. Im Gegenteil: Trauen
Sie der Verheißung: Wer sein Leben hingibt, wird es empfangen.
Christoph Jacobs, „Auf der Suche nach dem heilen
Menschsein“ im Don Bosco Magazin
Juli/August 2012
glauben
5
„Sakramente wollen heilen und
die Kraft geben, dem Bösen zu
Foto: ler
widerstehen.“ heißt es: „Gott will, dass alle Menschen das
Heil erlangen“, (1 Timotheus 2, 4). Deshalb
hat Gott seinen Sohn als Erlöser in die Welt
gesandt, er ist für uns durch seinen Tod und
seine Auferstehung zum „Urheber des ewigen
Heils“ geworden (Hebr 5, 9). Christus ist als
„Licht in der Finsternis“ erschienen, um uns
mit Gott zu versöhnen, von der Knechtschaft
der Sünde zu befreien und Hoffnung über den
Tod hinaus zu schenken. Er bezeichnet sich als
„guter Hirte“, der nur das Wohl seiner Schafe
sucht.
Christus will die Liebe Gottes anbieten und
uns die wahre Freiheit schenken. Wir sind
nicht ohnmächtig dem Bösen ausgeliefert,
Christus begegnet uns heute in den Sakramenten, er will uns heilen und die Kraft geben,
dem Bösen zu widerstehen.
Wenn sich der Mensch
verwandeln lässt
Die Erlösung durch Jesus Christus eröffnet
einen Weg, um sinnvoll und als freie Menschen
leben zu können. Die Heilige Schrift berichtet
oft, wie Menschen verwandelt wurden, nachdem sie Jesus begegnet waren. Da ist etwa Zachäus, jener neugieriger Oberzöllner, den Jesus
aus Einsamkeit und Habgier erlöste und der
Jesus dann voller Freude in sein Haus aufnahm. Zur Vollendung kam die vergebende
Liebe Jesu in seinem Tode am Kreuz.
Im Grunde geht es uns Menschen angesichts von Gut und Böse, Liebe und Hass, Leben und Tod, um die Fragen: Bin ich geliebt?
Bin ich gewollt? Werde ich gesehen? Bin ich
angenommen? Bin ich wichtig und wertvoll?
Bin ich zur Liebe und damit zum Leben befreit?
„Der Mensch ist des Menschen Arznei“,
sagt man. Menschen geben Heil weiter, heilen
andere, indem sie sich Zeit nehmen, zuhören
und nicht weggehen, wenn es schwierig wird.
Schon allein die tröstende Bemerkung „Ich
denke an dich“ hat heilende Wirkung.
So verstanden ist Seelsorge nicht nur Aufgabe von Fachleuten. Menschen begegnen einander im Alltag. Sie leben miteinander, können
sich Vertrauen und Zeit schenken und so dafür
Zeugnis geben, dass Gott die Liebe ist.
6
glauben
St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8
Zum Fest Mariä Aufnahme am 15. August
Das Fest des offenen Himmels
Die Gottesmutter Maria wurde mit Leib
und Seele in den Himmel aufgenommen.
Sie hat das Ziel schon erreicht, dem wir alle
zustreben. Der Himmel steht uns allen offen. Diese Zusage feiert die Kirche am
15. August.
Im Kirchenlied besingen wir Maria als die
„erhab’ne Frau und Herrscherin“. Dabei war
Maria weder erhaben noch herrschend. Zur
„Hohen Frau“ wurde die Frau aus Nazareth
nicht durch mächtiges und abgehobenes Auftreten, auch nicht durch ruhmvolles Heldentum. Was sie „emporgehoben“ hat, war ihr unbedingtes Ja zum Willen Gottes; dieses Ja ohne
Hintergedanken und Anspruch auf Lohn ließ
„Der unstillbare Hunger des Menschen kann mit rein
irdischen Gütern nicht gestillt werden.“ Foto: Erich Rainer
Gott in ihr Mensch werden. Dieses Ja hat ihr
den Himmel geöffnet.
In den Himmel kommen zu wollen ist für
viele Menschen unserer Zeit kein Thema mehr,
geschweige denn, dass eine Sehnsucht nach
dem Himmel im Herzen der Menschen wäre.
Unsere Zeit hält wenig von diesen Träumen, sie
ist geprägt von einer Kultur, die Himmel, Hölle
und Fegfeuer ins Museum verbannt hat. Die
Religion vertröste nur auf ein ungewisses Jenseits und wolle uns um das bisschen Lebensfreude bringen, meint der moderne Mensch.
Daher sei dieses Leben voll auszukosten, das
Nachher sei uninteressant.
Wenn das Leben
zum Erlebnisstress wird
Dieses Lebensmodell beruht auf zwei Säulen: Solange ich gesund bin und etwas leiste,
bin ich etwas; ist das nicht mehr der Fall, hoffe
ich auf einen schnellen und schmerzlosen Tod:
So wird das Leben zum Erlebnisstress, zur letzten Gelegenheit, die es zu nutzen gilt.
An sich hat doch jeder Mensch einen unstillbaren Hunger nach der Erfüllung all seiner
Wünsche, über den Tod hinaus. Wenn aber
dieses Bedürfnis mit rein irdischen Gütern gestillt wird, sind Angst und Einsamkeit die Folgen. Sich nach dem Himmel zu sehnen, bedeutet noch lange nicht, dass ich dieses Leben hier
auf Erden nicht ernst nehme. Ganz im Gegenteil: Wer nach dem Himmel strebt, versucht
hier auf der Erde sein Leben so zu gestalten,
dass er sich des Himmels würdig erweist.
Schauen wir auf die Heiligen. Sie hatten große
Sehnsucht nach dem Himmel und haben gerade deshalb Großes auf dieser Erde getan. Sie
haben ein Stück Erde zum Positiven gewandelt.
Juli/August 2012
glauben
7
Maria ist im Himmel. Sie ist mit Leib und
Seele bei ihrem Sohn. Sie ist in Gott vollendet.
Sie ist bei Gott geborgen und glücklich. Maria
ist das Urbild der Kirche. So wird sie von uns
verehrt. Das ist etwas Tröstliches, weil an Maria
abgelesen werden kann, was der ganzen Kirche,
was also uns allen verheißen ist und was sich
auch an uns erfüllt.
Sterne als Schmuck
für einen Menschen
In der Lesung aus der Geheimen Offenbarung (Off 11, 16a; 12, 1–6a.10ab) am Fest Maria
Himmelfahrt werden zwei Bilder einander gegenübergestellt. Auf der einen Seite die Frau,
mit der Sonne bekleidet, den Mond zu ihren
Füßen und einen Kranz von zwölf Sternen auf
dem Haupt; auf der anderen Seite ein furchtbarer Drachen. Mit dieser Frau ist ursprünglich
das von bösen Mächten bedrohte Volk Gottes
gemeint. Schon früh wurde aber dieses Bild auf
die Gottesmutter übertragen, sie ist die Verkörperung des Volkes Gottes. Dieses Bild ist deshalb so großartig, weil die ganze Welt, Sonne,
Mond und Sterne gleichsam als Schmuck dieses
demütigen, von Gott geliebten Menschen dienen. Dieses Denken war für die Menschen der
damaligen Zeit etwas ganz Neues: Die Gestirne
waren für sie göttliche Wesen, die das Geschick
der Menschen bestimmen.
Die Bibel sagt: Im Mittelpunkt stehen nicht
die Gestirne, sondern der von Gott geliebte
Mensch. Maria, die Begnadete, ist das Urbild
aller Erwählten. Gott steht aber auch am Anfang jedes Menschen, ja, er hat uns von Ewigkeit her in seine Hand geschrieben. Wir alle
haben einen Platz im Plan Gottes, mag die tägliche Aufgabe noch so klein und bescheiden
sein. Das wirft ein neues Licht auf Maria und
ihre Bedeutung bei der Vollendung des Alten
und dem Beginn des Neuen Testaments. Maria
hat ihr Ja zum Heilsplane Gottes gesprochen,
Mutter des Messias zu werden. Diese Auserwäh-
„Gott will uns bei sich haben“: Himmelfahrt Mariens von
Kaspar Waldmann, 1708, Kapelle der Hofburg, Brixen. F.: AB
lung eröffnet Hoffnung für uns sündige Menschen, auch des Heils teilhaftig zu werden.
Künstler haben die Himmelfahrt Mariens
häufig so dargestellt: Eine Frau schwebt nach
oben, begleitet von Engeln. Unten schauen ihr
die Jünger sehnsüchtig nach, oben wartet die
Heiligste Dreifaltigkeit, um Maria zu empfangen. Dieses Bild sagt: Gott liebt uns, wir sind
bei ihm erwartet. Er will uns bei sich haben.
pr
8
glauben
St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8
Der Kölner Kardinal Joachim Meisner über die Handkommunion
„Was zählt, ist die ehrfurcht“
Bozen. Immer wieder erhält das „St. Antoniusblatt“ (anonyme) Briefe, in denen die
Redaktion aufgefordert wird, die Handkommunion zu verurteilen und zumindest in der
Zeitschrift solche Darstellungen zu vermeiden. „Wann gehört die Handkommunion der
Vergangenheit an?“: Diese Frage stellte vor
Kurzem ein Internetnutzer dem Kölner Kardinal Joachim Meisner. Dieser gab dazu die
folgende Antwort:
„Für Ihre Frage zur Handkommunion danke ich Ihnen. Viele Menschen vermuten ja, die
Handkommunion sei eine Erfindung unserer
Auch die gründliche Vorbereitung der Kinder auf die
Erstkommunion trage dazu bei, die Ehrfurcht vor dem
Sakrament zu fördern, sagt der Kölner Kardinal.
Foto: ler
Zeit. Vielmehr handelt es sich aber gerade bei
der Handkommunion um die altkirchliche
Form des Kommunionempfangs.
Gegen Ende des 4. Jahrhunderts hat der heilige Kirchenvater Cyrill von Jerusalem die Neugetauften aufgefordert, dass sie beide Hände
ausstrecken und mit der linken Hand einen
Thron für die rechte Hand bilden sollen, um
den Leib des Herrn in der Hl. Kommunion
würdig zu empfangen. Diese Praxis lehrt auch
der heilige Kirchenvater Johannes Chrysostomus. Erst im 8./9. Jahrhundert wurde die
Mundkommunion allgemein eingeführt.
Keine Pläne zur Abschaffung
Während des Pontifikats von Papst Paul VI.
(1963–1978) wurde die Handkommunion
wieder erlaubt. Beide Formen sind heute möglich, um die Hl. Eucharistie würdig zu empfangen. Mir sind keine Pläne bekannt, dies zu
ändern.
Auch geht es meiner festen Überzeugung
nach nicht darum, die seit den Vätern mögliche Praxis der Handkommunion zugunsten
der Mundkommunion wieder abzuschaffen.
Vielmehr muss es unser Ziel sein, die Ehrfurcht vor dem Empfang des eucharistischen
Sakramentes neu zur Entfaltung zu bringen.
Dazu gehört eine gründliche Vorbereitung der
Kinder auf die Erstkommunion ebenso wie
die immer wiederkehrende Thematisierung in
Predigt und Katechese. Vor allem aber geht es
um die Erneuerung unserer Haltung der Ehrfurcht vor dem Hl. Sakrament des Altares.
Als Bischof möchte ich diese innere Wiederentdeckung der Ehrfurcht fördern. So ist
ein würdiger und ehrfürchtiger Empfang der
Hl. Kommunion in beiden Formen möglich.“
Juli/August 2011
thema
9
Menschen heute: der langjährige Politiker Sepp Kusstatscher
Was ist das Christliche in der Politik?
Villanders. Woran erkennt man eigentlich
christliche Politiker? Am „C“ im Parteinamen? Das „St. Antoniusblatt“ ist auf Spurensuche gegangen und hat beim Südtiroler
Politiker Sepp Kusstatscher nachgefragt.
Von P. Robert Prenner
Er leitet Wort-Gottes-Feiern und ist Präsident des Pfarrgemeinderates von Villanders,
vor allem aber kann Sepp Kusstatscher auf eine
beachtliche politische Karriere zurückschauen.
Als Student war er Kultur- und Sozial-referent
der Südtiroler Hochschülerschaft, 1973/74 deren Vorsitzender. In der Folge der Studentenrevolte von 1968 entwickelte sich die Hochschülerschaft zu einer echt politischen Verbindung:
„Wir wehrten uns schon damals gegen die
Trennungspolitik des Landes und waren für
eine offene Diskussion in Sachen Universität
in Bozen“, berichtet Kusstatscher.
Freude über Niederlage
bei der Wahl
Nach dem Studium arbeitete er vorwiegend
in der Berufsbildung, ab 1989 als Direktor der
Berufsschule Brixen. Seine Heimatgemeinde
berief ihn 1974 zum Bürgermeister. Dieses
Amt bekleidete er bis 1985. In Villanders
herrschten damals teilweise noch Zustände,
fast wie in einem Entwicklungsland: 70 Prozent der Höfe hatten keine Zufahrtsstraße, es
fehlten Wasserleitungen und Kanalisierung,
13 Höfe hatten noch keinen Stromanschluss.
Kusstatscher: „Auch fehlte bis Ende der
1970er-Jahre einfach das Geld.“
Er trat den SVP-Arbeitnehmern bei. Diese
überredeten ihn, 1988 für den Landtag zu kandidieren. Als Abgeordneter wich er oft von der
Zwischen Rathaus, Berufsschule, Landtag und EU-Parlament: Nach einer abwechslungsreichen Karriere engagiert
sich Sepp Kusstatscher heute auch als Präsident des
Pfarrgemeinderates in Villanders. Foto: pr
allgemeinen Parteilinie ab, was den Parteigranden nicht gefiel. 1993 wurde er knapp nicht
mehr gewählt, „weil ich glaubte, nicht für mich
persönlich fest werben zu müssen“. Er selbst
sei über diese Niederlage nicht traurig gewesen. Seine beiden Töchter hätten gejubelt, weil
sie nun den Vater öfter für sich hatten.
10
thema
Kusstatscher kehrte wieder an die Berufsschule zurück. Als Berufsschuldirektor fühlte er
sich vom Landeshauptmann öfters verfolgt und
ausgegrenzt.
Nach dem Parteiausschluss von Hubert Frasnelli verließ er selbst freiwillig die SVP. Er näherte sich immer mehr den Grünen. Bei ihnen
kandidierte er 2003 wieder für den Landtag,
mit der Bedingung, „keine Spitzenposition auf
der Liste besetzen und keinen Euro für den eigenen Wahlkampf ausgeben zu wollen“. Trotzdem erhielt er nach Christl Kury die zweitmeisten Stimmen.
Erfolge auf dem Parkett
von Brüssel
Aufgrund dieses Erfolges überredeten ihn
die Grünen im Jahr 2004, für das Europaparlament zu kandidieren. „Ich wollte zunächst
nicht, da ich nur wenig Englisch und kein Fran-
St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8
zösisch spreche“, so Kusstatscher. Er kandidierte und erhielt doppelt so viele Stimmen wie
Reinhold Messner fünf Jahre zuvor. In diesem
Gremium von mehr als 700 Abgeordneten fühlte er sich bald wohl. Er konnte auch einige ganz
konkrete Erfolge verbuchen: So ging zum Beispiel sein Antrag durch, dass vor einem eventuellen EU-Beitritt der Türkei zuerst die Armenierfrage geklärt werden müsse. Ebenso wurden
auf seinen Antrag hin alle Verkehrsminister in
den EU-Staaten in einem Dringlichkeitsbeschluss aufgefordert, sich gegen die Forderung
der Internationalen Flugtransport Vereinigung
nach Steuerbefreiung bei Flugbenzin weltweit
zu stellen. Weiters gelang es ihm, das Grundeinkommen als Thema in die Agenda der EUKommission zu bringen.
Was ist aber laut Kusstatscher das eigentlich
Christliche in der Politik? Er wolle sein Christentum nicht zur Schau stellen, aber mit Parteien, die das „C“ (für christlich) in ihrem Parteinamen tragen, habe er öfters Probleme, nicht
nur mit der alten DC in Italien.
Im Europäischen Parlament stellte er einmal
den Antrag, etwas in Sachen Steuergerechtigkeit zu unternehmen. Ein Abgeordneter der
CDU (Christliche Deutsche Union) erklärte
ihm aber, das sei ein Reizwort für seine Partei.
Die EVP würde einem Antrag mit Forderung
nach mehr Steuergerechtigkeit nie zustimmen.
Darauf Kusstatscher: „Dann streicht doch
schnell das ,C‘ aus eurem Parteinamen, denn
Steuergerechtigkeit ist eine Voraussetzung für
sozialen Frieden.“
„Bergpredigt ist brisante
politische Botschaft“
„Ein Gremium, in dem ich mich wohlfühlte“: Sepp Kusstatscher als EU-Parlamentarier Foto: AB
Jesus Christus habe bestimmt keine Rezepte
für politische Programme oder Sozialarbeit liefern wollen, „doch die Bergpredigt ist eine brisant politische Botschaft, die das Leben verändern könnte“. Das Wort Jesu „Was ihr dem
Geringsten meiner Brüder getan habt, habt ihr
Juli/August 2012
thema
11
Immer mehr würden auch Wissenschaftler
dazu gedrängt, Gefälligkeitsgutachten zu erstellen. Ein sprechendes Beispiel dafür ist für ihn
der Brenner-Basis-Tunnel, „der wie eine Kathedrale in der Wüste sinnlos ist, keine Verkehrsprobleme lösen wird und aus mehrerlei Gründen zum Scheitern verurteilt ist“.
Ortskirche muss sich
öfter einmischen
„Familie hat mir im Laufe meiner beruflichen Laufbahn
immer am meisten gegeben“: Sepp Kusstatscher mit der
jüngsten Enkelin
Foto: pr
mir getan“, das sei eine konkrete politische Aufforderung zum Einsatz für die Ärmsten.
Das eigentlich Christliche zeigt sich laut
Kusstatscher, „wenn es um die Grundrechte
und die Würde des Menschen geht“. Der SVP
wirft Kusstatscher vor, sie habe sich immer
mehr zu einer neoliberalen „Freunderl-Partei“
entwickelt, in der „immer mehr nur jene eine
Chance haben, die ins Machtkartell passen“. In
der EU würden rund 90 Prozent der Lobbyisten
die Interessen der großen Konzerne vertreten
und die Politik sowie die Medien beeinflussen.
Und die Kirche, sollte sie politischer werden, fragt das „St. Antoniusblatt.“ Seine Antwort: „In die Parteipolitik soll sich die Kirche
keineswegs einmischen. Die Trennung von
Staat und Kirche ist sinnvoll und notwendig.
Das heißt aber nicht, dass Christen und auch
offizielle Vertreter der Kirchen sich nicht einmischen sollen, etwa wenn Zuwanderer diskriminiert werden oder wenn die Schöpfung zerstört
wird.“ Die Kirchenleitung in Südtirol sei oft
deshalb so zurückhaltend, weil sie wie viele Körperschaften und Verbände ein „Subventionsbetrieb des Landes“ geworden sei und es sich oft
nicht leisten könne, deutlicher zu reden.
2009 ging Kusstatscher mit 38 Versicherungsjahren in Pension. In seinem Dorf hat er
eine Reihe von Ehrenamtsaufgaben übernommen. Ein großes Anliegen ist ihm das Thema
Grundeinkommen: „Das ist nicht utopisch.
Brasilien hat es bereits in die Verfassung aufgenommen.“ Seit 2004 besteht ein weltweites
Netzwerk Grundeinkommen. Er ist in einer Arbeitsgruppe, die für September 2012 in München den heurigen Weltkongress vorbereitet.
Auf die Frage, was ihm von all den Tätigkeiten am meisten gegeben habe, antwortet Kusstatscher, ohne lange zu überlegen: „Meine Familie und meine Enkelkinder.“
12
volkskunde
St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8
Barbaras Fundstücke: Die Gießkanne
Unentbehrliche Helfer im Garten
Bozen. Wer jetzt durch unser Land wandert,
geht oder fährt, wird sich an vielen Blumen,
Bäumen und Sträuchern erfreuen. Rosen,
Brennende Liebe, Gartennelke, Lampionblume, Lupine, Margerite, diese und viele
andere Zierpflanzen zeugen von der Vielfalt.
Heilpflanzen, Kräuter, Gemüse, Obst und
Getreide, alles findet man in unseren Gärten, die für viele Menschen Orte der Erholung und der Freude sind. Sie würden aber
nicht gedeihen ohne den grünen Daumen
der Gärtnerin oder des Gärtners – und natürlich auch nicht ohne jene Stoffe, die es
zum Gedeihen braucht.
Von Dr. Barbara Stocker
Das wichtigste Element für alle Arten von
Pflanzen ist wohl das Wasser. Es ist eines unserer wertvollsten Güter überhaupt. Zu Recht
wird es manchmal als „Gold des 21. Jahrhunderts“ bezeichnet. Denn Wasser ist rar, auch
wenn wir meinen, es würde immer und ewig
fließen. Vorhersagen zufolge wird es Kriege
um das Wasser geben. Das wollen wir nicht
hoffen und uns bewusst sein, mit diesem Gut
vorsichtig und in Maßen umzugehen.
Doch ich will heute nicht über das Wasser
und seine Bedeutung für den Menschen
schreiben, doch ich will auf einen Gegenstand
zu sprechen zu kommen, der in keiner Wohnung oder in keinem Garten, wo es wächst
und gedeiht, fehlt: auf die Gießkanne.
Ein Gefäß für alle Fälle
Ein Kunstwerk: Pierre-Auguste Renoirs „Mädchen mit
Gießkanne“ aus dem Jahre 1876 Foto: AB
Die Bestandteile einer Gießkanne sind ein
Gefäß, ein Griff, ein Gießrohr und meist auch
ein Brausemundstück, das man bei Bedarf
auch entfernen kann. Heute sind Gießkannen
aus Plastik überall erhältlich und in vielen verschiedenen Formen und Farben vorhanden.
Sie haben die gute alte Gießkanne aus Metall
verdrängt, die lange Zeit in jedem Garten
stand und nicht umzubringen war.
Obwohl sich die Kannen im Laufe der Zeit
verändert haben, so sind sie in der Grundform
doch gleich geblieben. Nur die Brauseköpfe
wurden verbessert und weiterentwickelt. Für
Zimmerpflanzen gibt es natürlich kleinere Modelle an Gießkannen, für die Balkonkästen
bedarf es größerer Exemplare. Selbst Kinder,
die auf den Bauernhöfen mitarbeiteten, lernten schon früh mit einer Gießkanne umzugehen und den Bauerngarten vorsichtig zu gießen.
Juli/August 2012
volkskunde
13
Unverwüstlich: Im
Gegensatz zu den
heutigen Plastikversionen versehen
Gießkannen aus Metall
über Jahrzehnte ihren
Dienst. Foto: AB
Die Gießkanne fand sogar Eingang in die
Kunst. Pierre-Auguste Renoir hat auf einem
seiner Kunstwerke ein Mädchen mit einer
Gießkanne dargestellt. Wenn es in der Politik
heute heißt, dass die Gelder nach Gießkannenprinzip verteilt werden, so ist diese Bezeichnung wohl auch auf die Gießkanne, zurückzuführen.
Bevor es im 19. Jahrhundert die Gießkanne gab, wurde das Wasser in Kübeln, Kannen
und Krügen aus Ton getragen. Heute sind die
Vorreiter der Gießkanne Museumsstücke,
auch Schneiderkannen gehören zum Inventar
mancher Museen, besonders in Deutschland,
wo diese legendäre Gießkanne hergestellt wurde.
Eine Marke ist Sammelobjekt
Die Kanne tut also nicht nur als Gerät
zum Bewässern von Pflanzen ihren Dienst.
Sollte beim Sommergrillen im Garten etwas
schiefgehen, ist eine mit Wasser gefüllte
Gießkanne auch von Vorteil, um zu löschen.
Eine Gießkannenmarke hat es zum Sammelobjekt geschafft: die Schneider-Gießkanne.
Umgangssprachlich hieß sie in Deutschland
auch Schneiderkanne. Sie kam 1876 auf den
Markt, im 20. Jahrhundert bekam sie das Emblem der Herstellerfirma ins Blech eingeprägt.
Die Kannen waren vollverzinkt. Da sie so robust waren, fand man sie vor allem auch dort,
wo sie der Witterung ausgesetzt waren, so auf
vielen Friedhöfen.
Ein Blickfang: Die verzinkten Gießkannen aus dem Hause
Schneider sind begehrte Sammelobjekte. Foto: AB
14
aktuell
St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8
Der Theologe Luis Gurndin über Chancen und Risiken der Seelsorgeeinheiten
„Situation wäre nicht notwendig …“
Brixen. In der Juni-Ausgabe hat das
„St. Antoniusblatt“ mehreren Seelsorgern
die Frage gestellt: „Wie geht es, Herr Pfarrer?“ Dazu haben uns auch die Dekane
Walter Visintainer (Leifers) und Stefan
Hainz (Mals) ihre Antworten zugeschickt
(siehe Seiten 17 und 18). Und der Brixner
Pastoraltheologe Dr. Luis Gurndin hat speziell zu den Chancen und Risiken der Seelsorgeeinheiten seine Überlegungen angestellt. Gurndin kennt Freuden und Mühen
des Pastoralen nicht nur aus Lehrbüchern,
denn er ist seit 2001 Pfarrer von Tils und
Tschötsch und Moderator des Pfarrverbandes Brixen-Süd.
Von Dr. Luis Gurndin
Auslöser für die Umstrukturierung der Seelsorge ist der Priestermangel, mit dem sowohl
die Rolle des Priesters als auch die Rolle der Laien eine unvermeidliche und notwendige Änderung erfahren: Ein Pfarrer ist für mehrere Pfarreien zuständig, muss also durch Mitarbeit von
Laien in den einzelnen Pfarreien teilweise Entlastung erfahren.
Kirche macht Trend
zur Anonymisierung mit
Daraus ergibt sich die Gefahr der Überforderung bei den bereits im Dienst stehenden
Priestern sowohl hinsichtlich der Mehrarbeit
als auch im Hinblick auf die Herausforderungen der bisher nicht oder zu wenig oder anders
eingeübten Zusammenarbeit mit Laien; andererseits besteht die Gefahr der Abschreckung
von möglichen Priesteramtskandidaten, die ja
vor der Perspektive stehen, am Zeitpunkt ihres
Dienstantritts für noch mehr Pfarreien verantwortlich zu sein.
Die „Gefährdung der gewachsenen örtlichen Gemeinschaften beim Rückgang der sonntäglichen Eucharistiefeier“
beobachtet der Brixner Pastoraltheologe und Pfarrer Luis
Foto: Presseamt der Diözese
Gurndin mit Sorge. Damit im engen Zusammenhang steht das
Problem der Unüberschaubarkeit des jeweiligen Seelsorgebereichs. Seelsorge lebt ja wesentlich von guten Gesprächen auf der Grundlage
gelingender zwischenmenschlicher Beziehungen. Und die Pflege solcher Beziehungen und
das Führen von Gesprächen braucht Zeit.
Statt der allgemeinen Globalisierung, „Vernummerung“ und Anonymisierung in unserer
Gesellschaft gegenzusteuern, machen wir den
allgemeinen Trend mit. Die Präsenz von Priestern in der Gesellschaft kann schön langsam
schon rein „geografisch-logistisch“ außerhalb
Juli/August 2012
von offiziell-institutionellen Anlässen kaum
mehr wahrgenommen werden.
Das größte Problem sehe ich in der Gefährdung der gewachsenen örtlichen Gemeinschaften beim Rückgang der sonntäglichen Eucharistiefeier: Wenn wir uns als „eucharistische
Kirche“ definieren, wird schwer vermittelbar,
warum wir die unter schwerer Sünde vorgeschriebene Teilnahme an der wöchentlichen
sonntäglichen Eucharistiefeier zu Gunsten eines von Menschen gemachten Gesetzes „aufweichen“.
Gewiss hat die zurzeit in Gang befindliche
– und auch notwendige – Umstrukturierung
auch ihre Chancen: Sie fördert das Bewusstsein
der Mitverantwortung und die Motivation zur
Mitarbeit bei mehr Gemeindemitgliedern und
damit auch eine Entlastung der Priester. Sie bildet ein Netz, das in organisatorischer Hinsicht
Halt bietet. Der Pfarreienrat kann diese Vernet-
aktuell
15
zung verschiedener Pfarreien untereinander
durch Förderung und Steuerung der Zusammenarbeit stärken.
Damit
• kann das traditionelle Kirchturm- und
Rivalitätsdenken zumindest etwas relativiert werden;
• wird die Finanzierung von hauptamtlichen Diensten und von gemeinsamen
Bildungsangeboten erleichtert;
• können durch gezielte Bündelung von
ehrenamtlicher Mitarbeit in bestimmten Bereichen (zum Beispiel Verwaltung, Öffentlichkeitsarbeit, Kinder- und
Jugendarbeit, Caritasarbeit) die einzelnen Pfarreien entlastet werden;
• können sich über die Pfarrgrenzen hinweg Gruppen mit gemeinsamen Interessen und Bereitschaft zum gemeinsamen
Mittragen von Diensten treffen;
„Die Seelsorgeeinheiten sind in der derzeitigen Situation notwendig, allerdings wäre meines Erachtens die Situation nicht
notwendig“: Einen Grund für den Priestermangel und die damit schwierigere Situation in der Seelsorge erkennt Gurndin in
den geltenden Zulassungsbedingungen zum Weiheamt (im Bild: Priester im Dom von Brixen). Foto: ler
16
aktuell
St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8
• kann die nach meinem Empfinden in
den Jahrzehnten nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil zu starke Zentrierung auf die Territorialpfarrei etwas
„aufgeweicht“ werden.
Eine besondere Chance sehe ich in der
möglichen und wünschenswerten Aufwertung
von Wort-Gottes-Feiern, die sich als unmittelbare Folge des Priestermangels und der daraus
folgenden Unmöglichkeit ergibt, auf Dauer jeder Pfarrgemeinde an jedem Sonn-und Feiertrag eine Eucharistiefeier garantieren zu können.
Das sollte freilich nicht dazu führen, dass
die Gemeindemitglieder zur Messe in die Nachbarpfarreien „auswandern“, sondern dass sich
die Gemeinde trotzdem in ihrer Kirche zum
Gottesdienst versammelt, und dann eben zu
einer Wort-Gottes-Feier, wodurch – gewiss aus
der Not heraus – die Wertschätzung des Wortes Gottes als Ort der Gottesbegegnung eine
durchaus auch notwendige Aufwertung im Bewusstsein der Gemeinde erfahren könnte.
„Müssen uns laufend
in den Prozess einbringen“
Wenn der Zusammenschluss mehrerer
Pfarreien zu einer Seelsorgeeinheit Formen
der Zusammenarbeit zwischen den Pfarreien
und der Offenheit von Pfarrei bzw. Gemeinde
erleichtert, so ist das durchaus zu begrüßen. In
Richtung solcher Zusammenarbeit müsste zukunftsträchtige Seelsorge freilich auch ohne
die Seelsorgeeinheiten gehen.
Von daher kann ich von meinen kritischen
Anmerkungen nichts zurücknehmen. Es ergibt
sich leider auch hier wieder der allzu oft berechtigte Eindruck, dass (Amts-)Kirche angesichts der in Krisen sichtbar werdenden Zeichen der Zeit nicht agiert, sondern reagiert
und damit unnötig Kräfte lähmt und Energien
bindet. Die Ursachen für den Priestermangel
werden einseitig beim „Glaubens-“ und „Ge-
Der Priestermangel dürfe nicht einseitig mit einem „Gläubigenmangel“ erklärt werden, argumentiert Gurndin: Auch
die Amtskirche trage zur Nachwuchskrise bei. Foto: Erich Rainer
meindemangel“ im Volk Gottes gesehen, der
dazu führe, dass viele der konkret Berufenen
dem Ruf Gottes leider nicht folgen.
Meine Meinung zur Umstrukturierung in
Seelsorgeeinheiten war von Anfang folgende:
„Die Seelsorgeeinheiten sind in der derzeitigen Situation notwendig, allerdings wäre meines Erachtens die Situation nicht notwendig.“
Aber da die Situation so ist, wie sie ist, erweisen wir den Gemeinden und der Seelsorge
im Augenblick den besten Dienst dadurch,
dass wir – jeder und jede nach Maßgabe der
eigenen Möglichkeiten – uns in den laufenden
aktuell
Juli/August 2012
17
Die Dekane Walter Visintainer (Leifers) und Stefan Hainz (Mals)
„Wie geht es, Herr Pfarrer?“
Dekan Walter Visintainer
Wie geht es, Herr Pfarrer?
Es geht mir, trotz der vielen Verpflichtungen, gut. Ich habe mich so langsam in die mir
zusätzlich anvertrauten Pfarreien eingelebt
und eingearbeitet. Alle vier Pfarreien haben
ihre Eigenheiten und Eigengesetzlichkeiten.
Arbeiten in der einen Pfarrei die Mitarbeiter
sehr selbstständig, warten in der anderen Pfarrei die Mitarbeiter auf konkrete Anweisungen,
um sich in Bewegung zu setzen. Ist die eine
Pfarrei gut organisiert und sind die Mitarbeiter
gut aufeinander eingespielt, so hapert es diesbezüglich in der nächsten Pfarrei.
Leider gibt es immer wieder Unstimmigkeiten zwischen einzelnen Mitarbeitern, die das
Arbeiten erschweren. Alte Verletzungen, Neid
und Eifersucht verhindern ein gutes Miteinander. Manchmal habe ich den Eindruck, wie
eine Feuerwehr zu sein, die sich mit dem Aufflammen und manchmal sogar Verschärfen
von Konflikten zu beschäftigen hat.
Mehr Besucher
beim Gottesdienst
In einer der Pfarreien hat seit Herbst die
Besucherzahl bei den Sonntagsgottesdiensten
zugenommen – zur Freude der „treuen“ Messbesucher, die immer da sind. Dieser Umstand
gibt dem Pfarrgemeinderat und den Mitarbeitern neuen Schwung und stärkt ihre Motivation.
Im Bereich der Jugendpastoral haben wir
im Dekanat entdeckt, dass junge Menschen
sehr wohl am Glauben interessiert sind und
dass es unsere Aufgabe ist, jugendgerechten
Formen von Liturgie und Gebet anzubieten.
Dekan Stefan Hainz
„Manchmal wie eine Feuerwehr“: Walter Visintainer, 1990
zum Priester geweiht, ist seit 1998 Dekan von Leifers sowie
Pfarrer von Branzoll, Pfatten und Seit
Foto: Diözese
Wie geht’s, Herr Pfarrer?
Diese Frage stelle ich mir regelmäßig, wenn
ich mich mit meiner geistlichen Begleitung zu
einem geistlichen Gespräch treffe und mein
Leben mit seinen Höhen und Tiefen, mit seiner Freude und seinem Leid darin vor Gott
zur Sprache bringen darf.
Wenn ich in die Zukunft unserer Kirche
schaue, dann stelle ich mir öfter die Frage: Wie
wird es mit unserer Kirche weitergehen angesichts des dramatischen Priesterrückgangs, angesichts der abnehmenden Beteiligung an den
Sonntagsgottesdiensten und der gelebten
Glaubenspraxis, am stark schwindenden Glaubenswissen ...?
18
aktuell
Unser Bischof Ivo Muser hat in letzter Zeit
öfters betont: In den nächsten Jahren wird unsere Diözese ein völlig neues Aussehen erhalten. In diesem Zusammenhang stelle ich mir
auch die Frage: Was will uns der Herrgott mit
dieser Situation in unserer Zeit sagen? Was hat
er mit uns vor? Wo will er uns hinführen?
Ein Blick in die 2000 Jahre Kirchengeschichte macht mir immer wieder Mut und schenkt
mir das Vertrauen, dass der Herr, der die Kirche in der Vergangenheit geführt hat – auch
durch stürmische Zeiten – , sie auch in der Gegenwart führt und sie auch in der Zukunft nicht
allein lassen wird. Er ist der oberste und verantwortliche Hirte seiner Kirche, wir sind nur seine „Zuhirten“.
St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8
„Das gut machen, was gerade anfällt“: Stefan Hainz,
Weihejahrgang 2000, ist Dekan von Mals sowie Pfarrer von
Planeil, Tartsch und Schleis; er ist zudem Pfarrseelsorger
Foto: privat
von Laatsch und Dekanatsjugendseelsorger.
Viele ermutigende Zeichen
Ich darf feststellen, dass es auch viele positive, schöne und ermutigende Zeichen in der
Kirche unserer Zeit gibt: Es sind viele, denen
der Glaube und die Glaubensweitergabe ein
echtes Anliegen sind, es gibt auch in den Pfarrgemeinden, die ich betreuen darf, viele, die
sich einsetzen und Verantwortung übernehmen, sei es in den verschiedenen Gremien, in
der Gestaltung von Gottesdiensten, im caritativen Bereich, in der Verkündigung... Das
freut mich, ebenso, wenn mir selbst etwas gut
gelungen ist und ich spüre, dass das bei Menschen und in der Pfarrgemeinde gut angekommen ist und etwas bewirkt hat und bewirkt.
Wenn ich Probleme habe oder wenn mich
Sorgen bedrücken, bin ich froh, dass ich das
in der geistlichen Begleitung oder im Austausch mit Menschen und Freunden besprechen kann – das entlastet und ist für mich
wichtig.
Bei Spaziergängen in der Natur oder Wanderungen am Berg kann ich immer wieder
ausspannen, abschalten und neu auftanken
und kehre so mit neuer Energie, Motivation
und Freude zu meiner Arbeit zurück.
Auch die Eucharistiefeier, die Stille Anbetung vor dem Allerheiligsten und das Gebet
sind für mich wichtig und Kraftquelle.
Öfters sage ich mir: Es gilt vor allem, bewusst
in der Gegenwart zu leben und zu versuchen,
das gut zu machen, was gerade anfällt. Denn die
Vergangenheit ist bereits vergangen, und die
Zukunft ist noch nicht da.
Aufgelesen
„Alle Ängstlichkeit kommt
vom Teufel.
Der Mut und die Freundlichkeit
sind von Gott.“
Novalis (Friedrich Leopold Freiherr von
Hardenberg 1772–1801), deutscher Dichter
volkskunde
Juli/August 2012
19
Ein Buch über unsere Bergwallfahrten
Dem Himmel ein Stück näher
„Wie ein Leuchtturm des Glaubens“: Vom Kirchlein St. Martin am Kofel über Latsch ist der Autor geradezu begeistert. Foto: ler
Innsbruck/Bozen. Der leidenschaftliche
Wanderer und Fotograf Knut Jakubetz hat
im Tyrolia-Verlag ein sehr persönliches
Wallfahrtsbuch verfasst. Darin stellt er die
schönsten Bergwallfahrten in Bayern, Österreich und Südtirol vor.
chen Unterschiede zwischen ,Pilgern‘ und
,Wallfahrten‘ in unserer Zeit zunehmend verschwinden“. Entscheidend sei immer die eigene Einstellung und innere Bereitschaft, damit
aus einer Wanderung auch eine Wallfahrt oder
ein Pilgertag in den Bergen wird.
„Wie in vielen Regionen der Welt haben
auch im Christentum die Berge eine besondere,
mystische Bedeutung. Es sind Plätze der göttlichen Offenbarung, der Begegnung Gottes mit
den Menschen“, schreibt Knut Jakubetz im Vorwort. Die Weite der Berge helfe, „wieder etwas
Klarheit und Ordnung in unser Dasein zu bringen, manche Dinge im Leben mit anderen Augen zu sehen“. In vielen Gesprächen mit Einheimischen hat der Autor den Eindruck
gewonnen, „dass hier auch eine andere Gläubigkeit zu finden ist, Glaube anders gelebt
wird“. Sie seien ein Stück näher zum Himmel
und hätten ein selbstverständliches Verhältnis
zu Gott. Der Autor glaubt, dass „die ursprüngli-
Pilgern und Wallfahrten
Was der Autor unter „Pilgern“ und „Wallfahrten“ versteht, erkennt man an der Beschreibung der einzelnen Gnadenorte. Die Wallfahrt
zu Heiligkreuz im Gadertal überschreibt er mit
Heiligkreuzkofel. Dieses Felsmassiv zieht ihn
vor allem an. Er beschließt, nach zweistündiger
Wanderung der Kirche erst auf dem Rückweg
einen Besuch abzustatten und zuerst zur Spitze
des Kreuzkofels aufzusteigen.
Auf der Kreuzkofelscharte begegnet er einem Mann, der auf einem Auge blind und auf
dem anderen nur noch 30 Prozent der Sehkraft
besitzt. Jakubetz unterstützt ihn beim Abstieg
20
volkskunde
über den steilen Klettersteig. So versteht er
leichter die Botschaft des kreuztragenden Heilandes in der Wallfahrtskirche: „Auch der
Mann auf der Kreuzkofelscharte hat gelernt,
sein Kreuz zu tragen, aber auch er findet immer
Menschen, die ihn dabei begleiten und ihm tragen helfen.“
Den vierstündigen Weg von Leifers nach
Maria Weißenstein bewältigt der Autor auf
Schusters Rappen. Vor allem die Vielzahl der
Votivbilder und ihre Botschaften beeindrucken
ihn. Die Servitenmönche hätten an alles gedacht, für das geistliche und leibliche Wohl. Als
Selbstversorger hält er sich aber „abseits vom
allgemeinen Trubel“ und stärkt sich an einem
Holztisch oberhalb des großen Parkplatzes.
Vorzüglicher Besinnungsweg
in Riffian
Jakubetz beeindrucken eher die stillen, kleinen Wallfahrtsorte. So bezeichnet er den Wallfahrtsort Drei Brunnen bei Trafoi als einen der
eindrucksvollsten, die er je besucht habe: „Ein
wunderbarer Ort der Stille und Besinnung in einer grandiosen Landschaft.“ Auch die Wallfahrtskirche St. Martin am Kofel bei Latsch hat es ihm
angetan: „Wie ein Leuchtturm des Glaubens“ liege das kleine Heiligtum am Steilhang des Sonnenberges. „Nie zuvor habe ich ein Gotteshaus an
so einem majestätischen Platz gesehen.
Immer wieder sucht er als Pilger das Gespräch mit den Menschen. In Unser Frau in
Schnals bestaunt er ein uraltes Gebäude, einst
Gericht, Gefängnis und Gasthaus. Es wird noch
von einer 91-jährigen Frau und ihrem 83-jährigen Mann bewohnt. Während die Frau ihre
Blumen rund ums Haus pflegt, erklärt sie verschmitzt lachend: „Ich habe mir halt einen Jüngeren angelacht.“
Sorgen mache sich die Frau um den noch
unverheirateten Sohn. Diese Frau erinnert den
Autor an die Gottesmutter, die sich wohl auch
Sorgen um ihren Sohn Jesus gemacht habe.
St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8
„Ein wunderbarer Ort der Stille und Besinnung“: Die
Wallfahrt zu den Drei Brunnen in Trafoi Foto: Wikimedia
Viel Interessantes weiß der Autor über die
Riffianer Wallfahrtskirche zu den Sieben
Schmerzen Mariens zu berichten. Vor allem der
2010 eröffnete Besinnungsweg zur Kirche will
ihm nicht aus dem Kopf gehen. Dem Bildhauer
Hartmut Hintner und Burgl Pircher mit ihrem
Begleitheft zum Besinnungsweg sei es vorzüglich gelungen, die Sieben Schmerzen Mariens
für unsere Zeit zu deuten.
Den höchst gelegenen Wallfahrtsort der Alpen, das Latzfonser Kreuz, vergleicht Jakubetz
mit einem „Aussichtsbalkon auf das grenzenlose Dolomitenpanorama“. Ihm ist, „als hätte
Gottes Wort hier, im Anblick der Bergwelt,
noch mehr Energie, mehr Intensität und Strahlkraft“. Auch könnte er sich vorstellen, am Latzfonser Kreuz eine Auszeit zu nehmen und einen
Sommer lang den Verlockungen der Zivilisation gut zu widerstehen. pr
Knut Jakubnetz: Näher am Himmel. Die schönsten Wallfahrtsorte in Bayern, Österreich und Südtirol. 232 Seiten.
Tyrolia, Innsbruck. ca. 22 Euro
hintergrund
Juli/August 2012
21
Über den Alltag nachgedacht
Bauer sein
Verblühende Welt: Nähe zu Natur und Lebensweisheit gehen verloren, wenn die bäuerlichen Wurzeln vergessen werden. F: ler
Bozen. In allen Zeitepochen sowie in allen
Teilen der Erde werden Bauern – besonders
in den Augen der Stadtbevölkerung – als besondere und häufig auch einzigartige Menschen angesehen. Es scheint sich um ein anderes Universum zu handeln, das gleichzeitig
spannend, aber auch beruhigend ist und in
dem fehlender Lebenssinn oder gar Langeweile ein Fremdwort sind. Beobachtet werden ihre Bräuche, ihre religiösen Riten,
Kleidung, Nahrung, Lebens- und Arbeitsrhythmen und Unterhaltung.
Von Silvana Martuscelli
Durch die Symbiose mit der Natur ist der
Bauer im Einklang mit dem gesamten Umfeld
und dem natürlichen Rhythmus der Natur. Dadurch werden zudem die Bräuche und Sitten,
die nötige Sparsamkeit und die strategische Genügsamkeit der ländlichen Bevölkerung bestimmt. Der Bauer liebt sein Land, aus dem er
seinen Lebensinhalt entnimmt. Er nutzt das
Land, ohne es auszubeuten. Die Ressourcen
oder Früchte werden konsumiert und verwendet, ohne sie zu missbrauchen.
Wie alle Ursprungsvölker auf der Erde feierten auch unsere Bauern große Feste, wenn es
etwas zu feiern gab. Dabei erneuerten sie ihre
Kräfte, schöpften Hoffnung für die tägliche,
manchmal auch mühsame, aber sinnvolle Verantwortung.
Vielleicht erinnern wir uns aus den Erzählungen der Eltern und Großeltern an besinnungswürdige Feste, die manchmal in – aus
unserem heutigen Empfinden – großer Armut
und Einfachheit stattfanden. Die Bälle, bei de-
22
hintergrund
St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8
Selbstidentifikation, der Identifikation mit einem Territorium und mit einer Gemeinschaft.
Gefühl der Anerkennung
Eine Welt aus Beton und Asphalt: In den Städten ist der
Kontakt mit der Natur nur auf kleine Erlebnisse am Rande
zurückgedrängt. Foto: ler
nen bis frühmorgens gefeiert und getanzt wurde, die heimlichen Liebschaften, aus denen
neue Verbindungen und teils romantische Geschichten entstanden. Das Besondere dabei
war, dass diese Feste immer neben dem Alltäglichen anwesend waren.
Betrachtet man die Zeiten, die nur eine Familiengeneration zurückliegen, dann erkennt
man möglicherweise, dass das, was die Menschheit bewegt und erfreut, in der Zeit sehr ähnlich
geblieben ist. Dabei handelt es sich um das Bedürfnis, sich nicht alleine zu fühlen, das Gefühl
der Anerkennung in einer kleinen oder großen
Gemeinschaft, Teil von etwas zu sein und „Teil
von jemand“ zu sein und mit ihm/ihr besondere Feste zu feiern, zu essen, zu trinken und das
Herz im Rhythmus der Musik schlagen zu lassen.
Eine Sache, welche sich – wahrscheinlich
über die Zeit und durch die Entstehung der
Städte – verändert hat, ist der Verlust der Weisheit durch die Ablösung von der Natur. Die Fähigkeit, auf den „richtigen Zeitpunkt“, für die
„richtige Sache“ abzuwarten, ist verloren gegangen. Die Stadt bietet stets alles, aber nicht für
alle Bürger – im Unterschied zur „verbindenden“ alten bäuerlichen Gemeinschaft.
Nähe zur Natur
Die Gemeinschaft der Bauern war von Anfang an religiös. Dabei handelt es sich um eine
spontane Religiosität im antiken Sinne. Sie entspricht dem, was das Lateinische „religere“ für
„verbinden“ bedeutet. Dazu gehört die Verbundenheit mit der Natur, die es nicht erlaubt,
nicht gehört und nicht unterstützt zu werden.
Diese Vereinigung und Nähe der Menschen zur
Natur ist für die Solidarität und Unterstützung
unentbehrlich.
In irgendeiner Weise beinhaltet diese Art
von „Religion der Einheit“ seit je her auch die
tiefgründigste menschliche Erfahrung, nämlich
die der intrapsychischen Erfahrung und der
Die Autorin
Silvana Martuscelli
Die Soziologin Silvana Martuscelli ist Mitarbeiterin des
Forums Prävention in Bozen. Ihre Hauptarbeitsfelder sind italienische Jugendarbeit,
Referententätigkeit und Projekte in der selektiven Prävention.
Juli/August 2012
Mesnerbote
23
Wallfahrt nach Ehrenburg
Betend zur
„Kornmutter“
Eine Schöne
Aufgabe
Im Hochsommer verbringen viele Urlauber ihre Ferien bei uns in Südtirol.
Viele Feriengäste besuchen unsere
schönen Gotteshäuser, sehr oft werden die Mesnerinnen und Mesner um
Informationen gefragt; dazu gehören
Gottesdienstzeiten, religiöse Angebote, Kunst, Kultur, Brauchtum und
Kirchengeschichte.
Es ist eine sehr schöne Aufgabe für
uns Mesnerinnen und Mesner, immer
mit verschiedenen Menschen in interessante Gespräche zu kommen.
Sehr ergreifend erleben wir immer
wieder, dass Pilgergruppen zum Dank
das „Großer Gott“ anstimmen oder
ein Marienlied singen, sodass der Kirchenraum Freude ausstrahlt.
Wenn wir Mesnerinnen und Mesner
auf Reisen sind, ist der Besuch so
mancher Kirche entlang der Fahrt
und am Reiseziel selbstverständlich.
Auch ein Besuch der Sakristei und
ein kurzes Gespräch mit den Mesnerleuten gehören dazu.
Ich wünsche allen Mesnerinnen und
Mesnern schöne Erlebnisse mit verschiedenen Menschen hier in Südtirol, aber auch in ihrem Ferienort.
Euer Richard Peer
Schriftführer
Ehrenburg. Am 23. Mai trafen sich ca. 170
Mesnerinnen und Mesner zur Wallfahrt, die
zur „Kornmutter“ in Ehrenburg führte.
Von Richard Peer
Bei herrlichem Wetter zogen die Wallfahrer betend zur Pfarrkirche hinauf, begleitet von schönem Glockengeläut. Vom Turm und vor dem
Hauptportal wehten die Fahnen, die der Mesner Franz Kaser zu diesem Anlass und zur Freude der Mesnerleute ausgehängt hatte. Mit Orgelmusik wurden die Mesnerinnen und Mesner
in der Kirche empfangen.
Diözesanleiter-Stellvertreter Engelbert Agethle
begrüßte im Namen des Diözesanleiters Paul
Jaider, der in Rom weilte, alle Mesnerinnen
und Mesner; ein besonderer Gruß ging an den
Geistlichen Beirat Eduard Fischnaller, den ehemaligen Geistlichen Beirat Dekan i. R. Oswald
Gasser, Dekan Gottfried Kaser, Pfarrer Andreas
Huber und den ehemaligen Diözesanleiter Lo-
Am Altar zelebrierten die Priester (von links) Gottfried
Kaser, Oswald Gasser, Eduard Fischnaller und Andreas
Huber den feierliche hl. Messe. Foto: Mesnerbote
Mesnerbote
St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8
24
renz Niedermair. Der feierliche Gottesdienst
wurde vom Frauenchor Ehrenburg musikalisch
umrahmt. In der Ansprache richtete der Geistliche Beirat Fischnaller Dankesworte an die
Mesnerleute und hob die Bedeutung dieses
Dienstes hervor. Ein besonderer Dank galt allen Mesnerfamilien.
Noch dem Gottesdienst trafen sich die Mesner
beim Restaurant „Obermair“ zum Mittagessen.
Die Mesnerleute erlebten wieder einen schönen Tag in Gebet und Gemeinschaft.
Allen ein herzliches „Vergelt’s Gott!“, besonders dem Organisator Eduard Fischnaller.
Kulturfahrt:
Anmeldeschluss
Vom Dienstag, 21. August, bis Donnerstag, 23. August, lädt die Mesnergemeinschaft zur Kulturfahrt nach Freiburg
im Breisgau. Preis: 200 Euro.
Anmeldung bis 7. August bei Schriftführer Richard Peer, Tel.: 0472/83 47 20;
Mail: [email protected]
Mesnerehrungen in …
… Dorf Tirol
Die Pfarrei Dorf Tirol feierte mit ihrem Mesner Konrad
Lambrecht sein 15-jähriges Dienstjubiläum. Zuvor war er
schon viele Jahre seinem Vater beim Mesnern zur Hand
gegangen (auf dem Foto von links die PGR-Vorsitzende Rita
Pircher, Pfarrer Edmund Ungerer, Jubilar Konrad Lamprecht, Fabian Bertagnolli und Diözesanleiter Paul Jaider).
Beim Vorabendgottesdienst in der Pfarrkirche von
Niederdorf wurde Pfarrmesner Bernhard Kuenzer für
35 Dienstjahre geehrt. Diözesanleiter Jaider Paul
überreichte ihm das Goldene Mesnerabzeichen, Ehrenurkunde und Mesnerkerze. Im Bild (von links) Fähnrich Peter
Auer, Maria Patzleiner (Aufkirchen), Waltraud Egarter
(Sexten), der Jubilar, Peter Patzleiner (Aufkirchen), Maria
Taschler (St. Martin in Gsies), Paul Steiner (Schmieden),
Johann Durnwalder (St. Veit), Silvester Taschler (St. Martin
in Gsies), Johann Strobl (Toblach), Paul Jaider (Kastelruth),
Josef Egarter (Sexten)
Alle Fotos: Mesnerbote
… Gossensass
Für 25 Jahre treuen Dienst im Hause des Herrn erhielt
Mesner Alois Thaler aus Gossensaß das silberne Ehrenabzeichen. Diözesanleiter Paul Jaider (links) übergab dem
Jubilar und seiner Frau auch Urkunde und Kerze.
… Niederdorf
Mesnerbote
Juli/August 2012
25
Die Mesnergemeinschaft gratuliert zum runden Geburtstag
Alles Gute und Gottes Segen!
95. Geburtstag
GARGITTER Maria, Brixen
90. Geburtstag
OBKIRCHER AUER Rosa, Rentsch
VALERSI BAMHACKL Hilde, Leifers
WEITHALER Zeno, Aschbach
85. Geburtstag
EGGER Adolf, Barbian
FISCHNALLER Richard,
Obervintl
LANTHALER Karl, Sterzing
OBERBICHLER Hermann,
Mühlwald
OBKIRCHER Gottfried,
Rentsch
PALLHUBER Marianne,
Antholz
PAMER Alois, Meran
STEINMANN Gottfried,
Franzensfeste
80. Geburtstag
CLARA Paolo, Campill
ENGL Josef, Tesselberg
GAMPENRIEDER Anton,
Lengmoos
GRUTSCH Hermann, Sulden
NIEDERMAIR Katharina, Rodeneck
OBEREGGER Josef, Welschnofen
SEEBACHER Cäcilia, Brixen
STAUDER Rosa, Innichen
TASCHLER Silvester, St. Martin
UNTEREGGER Johann, Luttach
75. Geburtstag
ASCHBACHER Peter, Mühlwald
AUSSERHOFER Johann, Aufhofen
DELUEG Berta, Tschöfs
EPPACHER Luise, Gais
GARBER Karl, Aschbach
HOFER Franz, Percha
LAHNER Maria, Oberwielenbach
MATZNELLER Richard, Aldein
MITTERHOFER ROTTENSTEINER
Mathilde, Marling
NEUWIRTH Mathilde, Brixen
OBERHOFER Franz, Pfatten
OBERHOFER Karl, Natz
REIDER Franz, Jenesien
SCHÖLZHORN Johann, Rodeneck
VERGINER RUBATSCHER
Rita, St. Martin
WEISS Matthias, Schlanders
70. Geburtstag
AUGSCHÖLLER Notburga,
Meran
BAUR Johann, Toblach
CARBOGNO Luciano, Stilfs
EBNER Maria, Aldein
KIRCHER Luise, Untermoi
LÖSCH Josef, Riffian
MAIER RABANSER Anna,
Tschötsch
MORIGGL Fritz, Mals
PICHLER ROMEN Agnes, Kaltern
PILSER Josef, St. Gertraud
PIRCHER Hermann, Naturns
PRACKWIESER Josef, Andrian
PUNTER Johann, Kortsch
STEINMANN SCHLECHTLEITNER
Helga, Schalders
UNTERPERTINGER NEUMAIR Maria,
Aicha
Mesnerbote
St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8
26
65. Geburtstag
BACHER Anton, Obertelfes
EGARTER Josef, Sexten
EGGER HOFER Barbara, Villanders
GIETL Josef, St. Magdalena
HALLER Franz, St. Leonhard
HOLZER Ernst, Ried
HOPFGARTNER Maria, Mühlwald
IRSARA Erwin, Hl. Kreuz
JOBSTRAIBIZER Josef, Klausen
KERSCHBAUMER Franz, Feldthurns
LEITNER Josef, Teis
PIRCHER Karl, Sterzing
PROFANTER TROMPEDELLER Anni,
Schenna
SILLER Hildegard, Telfes
STEGER Waltraud, Brenner
TASCHLER KAHN Maria, St. Martin
VERGINER ENGL Emma, Raas
ZELGER Günther, Deutschnofen
GROSSGASTEIGER Johann, Weißenbach
HAAS Hartmann, Montan
PIRCHER Rudolf, Partschins
PLATZGUMMER ÖTTL Marianna,
Schweinsteg
PUELAND Maria, Tisens
REIDER INNERHOFER Katharina,
Jenesien
TREYER Erich, Steinhaus
VESCOLI Anna, Truden
VIKOLER Margareth, Brixen
VOPPICHLER Anna, Mühlwald
ZELGER Bernhard, Deutschnofen
60. Geburtstag
EGARTER STANZL Waltraud, Sexten
FELDERER Julius, Kaltern
FISSNEIDER Herbert, Brixen
GAMPER Josef, Niederlana
50. Geburtstag
MAIR Adolf, Weitental
MÖLGG Friedrich, St. Johann
PESCOLLER GASSER Erna, Abtei
PLATZGUMMER Erwin, Schweinsteg
55. Geburtstag
AQUILA Enrico, Franzensfeste
MADLANER Leo, Meransen
MESSNER Ingeborg, Brixen
OBLETTER Rita, St. Ulrich
SCHWARZ Richard, St. Gertraud
Wörtlich
Eigentümer:
Mesnergemeinschaft
Diözese Bozen-Brixen
39100 Bozen
Adolf-Kolping-Str. 3
Mail: mesnergemeinschaft@
gmail.com
Kontaktperson für
Veröffentlichung im
Mesnerboten:
Schriftführer
Richard Peer
Hartwiggasse 1, 39042 Brixen
Tel. 0472/834720
E-Mail: [email protected]
Kontoverbindung:
Raiffeisenkasse Kastelruth
IBAN: IT 05 O 08056 23100
00030 0013889
Südtiroler Volksbank
IBAN: IT33 J058 5659 1200
0857 1065 755
Die Herausgabe des Mesnerboten
wird unterstützt von der Südtiroler Landes­
regierung, Assessorat für deutsche Kultur.
„Das Wissen des Mesners und der Mesnerin, dem Herrn zu dienen und vor seinem
Angesicht zu arbeiten, ist grundlegend.
Wenn der Mesner eine tiefe und lebendige
Beziehung zu Gott hat, dann werden auch
die Kirchen und Kapellen, die zu betreuen
sind, eine Würde ausstrahlen, sodass der
heilige Ort auch für andere Menschen zu
einem Ort der Gottesbegegnung wird. Der
Mesner hat vor allem die Voraussetzung für
eine würdige Feier des Gottesdienstes zu
schaffen.“ Österr. Mesnergemeinschaft
liebeswerk
Juli/August 2012
27
Projekt der Jugendlichen in der Wohn- und Tagesgruppe im Liebeswerk
Zeitkompass 2013
Meran. Der Liebeswerkkalender 2013 ist
fertig! Diesmal wird das Thema „Lesen und
Schreiben“ aus verschiedenen Perspektiven
behandelt. Die Jugendlichen der Wohn- und
Tagesgruppe haben unter Anleitung des Begleitteams zum Kalenderthema eigene Bilder
gemalt, sie haben auch selbst Schreibversuche gewagt. Ein eigenes, kleines Heftchen
von Kurzerzählungen zeugt von der Fantasie
der jungen Autoren und Autorinnen. Allen
Mitbeteiligten danke ich! Den Lesern wünsche ich Einfühlungsvermögen und einen
offenen Zugang zur der Ideenwelt unser
Heimjugend.
P. Dr. Paul Hofer
Für das „St. Antoniusblatt“ stellt die pädagogische Leiterin Dr. Paoloa Santoro das Projekt Liebeswerkkalender 2013 vor:
Der Kalender 2013 ist – wie jedes Jahr – Teil
eines pädagogischen Projekts der Strukturen
der sozialpädagogischen Kapuzinerstiftung Liebeswerk. Jedes Jahr arbeiten 20 bis 25 Kinder
und Jugendliche zusammen, um den „Zeitkompass“ zu erstellen. Jedes Jahr wird ein spezielles
Thema von Begleitpersonen ausgewählt, es
werden ein Programm erstellt und Miniprojekte entwickelt, die mit den Kindern und Jugendlichen durchgeführt werden. In diesem Jahr
war der Aufwand erheblich und äußerst interessant.
Für das Thema „Lesen und Schreiben“ sind
zwölf Aktionen verwirklicht worden, unabhängig voneinander, aber mit einem roten Faden:
• Besuch des Museums der Schreibmaschinen in Partschins
• Schaffung eines Buch-Einbandes
• Herstellung von Recyclingpapier
• Besuch des Stadtarchivs von Meran
• Besuch der Druckerei „Offizin S.“
• Erstellung eines Buches von vier
Kindern (siehe Seite 28)
• Workshop des Schreibens/Kalligraphie
• Den Kindern vom Kindergarten eine
Geschichte vorlesen
• Erstellung von Lesezeichen
• Lesen und Hören von Geschichten in
der „Nacht der Geister“
• Gute-Nacht-Geschichten erzählen
• Schaffung einer Tafel aus Kork
Das Projekt wurde Ende Mai abgeschlossen,
die Arbeiten begannen bereits im November
2011. Die Monate waren für jeden eine Herausforderung, aber die Kinder und Jugendlichen
wollen etwas Neues kennen lernen und sie genießen eine andere Welt der Kultur – außerhalb der Schule, aber verwurzelt in unserer Tradition und unserer Geschichte.
Ein besonderer Dank geht an Dr. Birgit
Gasser, Koordinatorin des Projekts, an Dr. Judith Angerer, Dr. Andrea Gruber, Dr. Monika
Habicher und Dr. Mirjam Heinisch; sie haben
einen bedeutungsvollen Beitrag für dieses Projekt geleistet. Vielen Dank auch an den Generaldirektor Dr. P. Paul Hofer, der die Veröffentlichung des Buches und des Kalenders
unterstützt hat.
28
liebeswerk
St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8
Eine Geschichte aus dem Heft „Aus der Kinderfeder“
Angst vor der Dunkelheit
Meran. Im Rahmen des Projekts „Lesen und
Schreiben“ (siehe Seite 27) entstand auch
das Heft „Aus der Kinderfeder“. Eine der
vier Geschichten wurde von Marilena P. (13)
verfasst. Sie erzählt von der „Angst vor der
Dunkelheit.“
„Es war eigentlich eine Nacht wie jede andere.
Am Abend gingen die Kinder in ihr Zimmer, da
erschien neben ihrem Bett ein schwarzer Ritter
mit einem Pferd, das ebenfalls ganz schwarz war.
Max fragte: „Wer bist du?“
Und der Ritter antwortete: „Ich bin die Dunkelheit!“
Julia sagte: „Das geht doch nicht!“
Darauf erwiderte der Ritter: „Kommt mit, wir
machen eine Reise durch die Nacht.“
Die Kinder stiegen auf das Pferd, das aber
kein normales Pferd war. Es konnte fliegen! Gemeinsam flogen sie zum Mond. Die Kinder sahen
Aliens, die Fußball spielten. Max wollte mitspielen, doch der
Ritter rief die
Kinder zu sich.
Sie flogen weiter. Sie flogen
wieder auf die
Erde zurück und
näherten sich
dem Meer. Da
war ein Geisterschiff!
Aber es war
kein Kapitän zu
sehen. Dann flogen sie zum Herzen der Erde.
Dazu mussten
sie durch einen leeren Vulkan hindurchfliegen.
In der Erde waren Flüsse und große Höhlen.
Nach einem weiteren Stück ihrer Reise machte das Pferd unerwartet einen Sprung, sodass die
Kinder sich nicht mehr festhalten konnten und
vom Pferd fielen. Es wehte ein stürmischer Wind.
Jedes der Kinder fiel in jeweils eine andere Höhle.
Der Ritter schien nichts bemerkt zu haben, er
flog einfach weiter. Julia war einsam, sie hatte
Angst, so alleine in der Höhle. Doch da ertönte
plötzlich Musik. Sieben Zwerge kamen des Weges, sie sangen und musizierten fröhlich. Auch
Max und Laura hatten die Zwerge bereits entdeckt.
Sie riefen den Zwergen zu: „Hilfe, wir sind
hier in den Höhlen und kommen nicht heraus,
könnt ihr uns helfen?“ Die Zwerge waren sehr
freundlich und hilfsbereit, sie befreiten die Kinder, während sie ununterbrochen weitersangen.
Laura war froh, als sie wieder ihre Geschwister bei
sich hatte.
Die Kinder blieben noch eine ganze Weile bei
den Zwergen, sie hatten Spaß. Langsam wurde
auch hier im
Zwergenland
Nacht. Die sieben Zwerge gingen zu Bett und
auch für die
Kinder fand sich
ein Plätzchen
zum Schlafen.
Als die Kinder am nächsten
Morgen erwachten, waren sie
wieder in ihren
eigenen Betten.
Alles war nur
ein Traum gewesen. Ein Traum, den drei Kinder gemeinsam
träumten.“
Buchtipp
Juli/August 2012
29
Ein Buch zum ,,Europäischen Jahr des aktiven Alterns“
Den Ruhestand als Chance sehen
„Alt ist man erst, wenn man nichts mehr
vorhat.“ Das meint das Ehepaar Gertraude
und Clemens Steindl im Vorwort zum Buch
„Ruhestand für Anfänger“.
„Alt“ sind Gertraude und Clemens Steindl
noch lange nicht. Denn obwohl beide offiziell
in den Ruhestand getreten sind, sind sie weiterhin voller Tatendrang. Auch ihr Buch „Ruhestand für Anfänger“ zeugt davon. Gertraude
war Präsidentin von „Aktion Leben Österreich“, der größten Laienbewegung Österreichs.
Clemens Steindl arbeitete als Geschäftsführer
einer Bankenakademie. Ihr Buch will „weder
ein Ratgeber noch ein Sachbuch zum Thema
Alter“ sein, vielmehr soll erzählerisch aus der je
eigenen Sicht „der Eintritt in die dritte Lebensphase erschlossen werden“.
In sieben Kapiteln beleuchtet das Buch aus
der jeweils männlichen und weiblichen Perspektive die Schritte in einen neuen Lebensabschnitt – vom „Abschied aus dem Berufsleben“
über die Suche nach einem neuen, ehrenamtlichen Engagement und das neue Erleben von
Familie und Partnerschaft bis hin zum Blick auf
das eigene Lebensende.
Vom Ehrenamt beschenkt
Anschaulich schildert das Ehepaar den Ausstieg aus den jeweils anspruchsvollen Berufen
und den Einstieg in eine neue Tätigkeit. Während Gertraude Steindl der „Aktion Leben“
treu blieb, verschlug es Clemens Steindl an die
Universität zu einem Studium der Kultur- und
Sozialanthropologie. Außerdem übernahm er
die Präsidentschaft über den Katholischen Familienverband, die er bis 2011 ausübte.
So rückt – im Buch wie auch im Leben des
Paares – neben dem Bekenntnis zu einem ge-
Lebensfreude
weitergeben
will das
Ehepaar
Steindl.
Foto: AB
nussreichen Leben vor allem das Thema ehrenamtliches Engagement zusehends ins Zentrum.
„Ehrenamt heißt nicht nur geben, Ehrenamt
bedeutet auch viel empfangen“, schreibt Gertraude Steindl dazu. Und ihr Mann notiert entsprechend: „Meinen Ruhestand konnte ich mir
nur als einen aktiven vorstellen“ – nun sei er
schließlich „frei“ und „willig“.
Gedanken über das Sterben
Erwerb einer Familiengrabstelle, Abschluss
einer Sterbeversicherung: Auch mit diesen „delikaten“ Themen des persönlichen, näher rückenden Lebensendes setzen sich die Autoren
auseinander. Schließlich werde auch die Zahl
der Beerdigungen, an denen man selbst teilnimmt, von Jahr zu Jahr größer, so Gertraude
Steindl. Auch wenn Sterben und Tod gesellschaftlich zu Randthemen gemacht werden, so
sei es doch wichtig, sich rechtzeitig Gedanken
über das Sterben zu machen. Denn das Leben
auszukosten bedeute, „den Tod als integralen
Teil des Lebens wahrzunehmen“.
Gertraude und Clemens Steindl: Ruhestand für Anfänger.
Unser Weg in eine neue Lebensphase. 184 Seiten. Tyrolia,
Innsbruck. Ca. 16 Euro
30
Glauben
St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8
Bald ein neuer Seliger:
Der Bruder
von Tirol
Innsbruck. Ein Kapuzinerbruder als geistlicher Berater der Fürsten? Schwer vorstellbar. Bruder Thomas von Bergamo war es. Er
brachte die Herz-Jesu-Verehrung nach Tirol. Nun wird der Kapuziner seliggesprochen.
Das Leben des Br. Thomas begann sehr bescheiden. Am 17. November 1563, während des
Konzils von Trient, kam Thomas in Olera, einem kleinen Dorf bei Bergamo, auf die Welt. Er
entstammte dem angesehenen Adelsgeschlecht
der Acerbis, deren Glanz und Ruhm aber längst
verblasst waren. Seine Eltern dürften Bauersleute gewesen sein, sie lebten wie die anderen Dorfbewohner von Schafzucht und Weinbau.
In seinen Aufzeichnungen berichtet Br. Thomas, dass er ein Schafhirte war und zu Hause
nie lesen oder scheiben gelernt hat. Das Andenken an Br. Thomas ist in Olera immer lebendig
geblieben. Bei der 400-Jahrfeier seiner Geburt
erhielt der Dorfplatz den Namen „Piazza Fra
Tommaso da Olera Cappuccino“ mit einem
Standbild des Kapuziners.
Berater des Kaisers
In Bergamo entstand im Herzogtum Mailand 1527 das erste Kloster des jungen Ordens
der Kapuziner. Sie ließen sich auch in der Nähe
von Olera nieder. Auf ihren Sammelgängen kamen die Minderbrüder wohl in die Bergheimat
des Br. Thomas; vielleicht wuchs in ihm durch
diese Begegnungen der Wunsch, diesem Orden
beizutreten. Am 12. September 1580 begann er
in Verona das Noviziat. Er lernte dort lesen und
schreiben und bemühte sich, in die franziskanische Spiritualität hineinzuwachsen. Das gelang
Er brachte die Herz-Jesu-Frömmigkeit nach Tirol: Bruder
Thomas von Olera (1563–1631) Foto: AB
ihm nach dem Zeugnis seines geistlichen Begleiters hervorragend: „Der Novize Thomas strebt
mit aller Konsequenz nach dem höchsten Ideal
franziskanischer Regeltreue.“ Im September
1581 legte er seine feierliche Profess ab.
Dem jungen Ordensbruder wurde die Aufgabe eines Sammelbruders übertragen. Tag für
Tag ging er mit dem Brotsack durch die belebten Straßen der Stadt, von Haus zu Haus, und
bat um ein Almosen für die Klosterfamilie und
für die Armen, die täglich an der Klosterpforte
gespeist wurden. Br. Thomas verstand es, mit
den Leuten Kontakt zu pflegen und ihnen Trost
aus dem Glauben zu spenden. Gern sammelte
er Kinder um sich und hielt Katechesen. Er besuchte die Kranken und sprach ihnen Mut zu.
Schon bald galt er im Volk als Heiliger, der
das Vertrauen aller genoss. Sein inniges Beten
Juli/August 2012
bewirkte nach Zeugenaussagen wunderbare
Heilungen und auffallende Hilfe.
Der Ruf dieses Kapuziners gelangte auch
nach Österreich. Kaiser Ferdinand II. (1578
bis1637), Landesfürst von Tirol, berief Br. Thomas nach Wien. Dort verbrachte er zwei Jahre.
Er stand mit höchsten Persönlichkeiten der Kirche und des Staates in Beziehung und übte mit
seinem klugen Rat entscheidenden Einfluss auf
ihre Tätigkeit aus. Er wurde zum kaiserlichen
Hoftheologen. Während seines Wiener Aufenthaltes (1619–1621) verfasste er mehrere Schriften über das beschauliche Leben und Briefe an
führende Persönlichkeiten. Dabei ging es ihm
vor allem um die Vertiefung des Glaubens.
Pionier der Herz-Jesu-Verehrung
Am 3. Mai 1631 kam Br. Thomas nach
Innsbruck, berufen vom Landesfürsten Leopold V., einem Bruder von Kaiser Ferdinand
II. Es war damals eine bewegte Zeit. Besonders
im Inntal breitete schnell die Lehre Martin Luthers aus. Weil Br. Thomas die evangelischen
Christen „meine lieben Brüder“ nannte, ernte-
glauben
31
te er viel Kritik und Spott – so wurde er zu einem Pionier der Ökumene. Besonders hervorzuheben ist, dass Br. Thomas schon damals für
Hingabe und Sühnebereitschaft zum Herzen
Jesu warb. Leo Andergassen schreibt sogar,
dass Br. Thomas als Erster die Herz-Jesu-Verehrung nach Tirol gebracht und bekannt gemacht
hat.
In den letzten Lebensjahren konnte sich Br.
Thomas nur mehr mühsam fortbewegen, er litt
unter Magenschmerzen und Gicht. Am 3. Mai
1631 starb der Bruder, mit einem Lächeln auf
dem Gesicht. Er wurde unter Beteilung von
viel Volk und des Landesfürsten in der Gnadenkapelle des Kapuzinerklosters beigesetzt.
Schon im Jahre 1968 wurde der Seligsprechungsprozess eingeleitet. Papst Johannes XXIII. nannte den Bruder „einen echten
Heiligen und einen Meister des Gebetes“. Nun
soll es endlich so weit sein: Im Hinblick auf die
bevorstehende Seligsprechung wurden am
17. März 2012 im Beisein von Bischof Manfred
Scheuer die Reliquien des Dieners Gottes erhoben. Wann und wo die Seligsprechung stattfindet, ist bis jetzt noch nicht bekannt.
„Ein echter Heiliger und Meister des Gebets“: Anfang Mai wurden in Innsbruck die Reliquien von Br. Thomas erhoben. Foto: AB
32
geschichte
St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8
Loretokapelle in Kuppelwies wurde vor 60 Jahren geweiht
Maria hat geholfen
Kuppelwies. Vor 60 Jahren, am 5. Juli 1952,
wurde die Loretokapelle in Kuppelwies bei
St. Walburg geweiht. Mit einem Gottesdienst
wird am 8. Juli 2012 daran erinnert.
Von Alois Zöschg, St. Nikolaus/Ulten
Die Wallfahrtskapelle hat eine besondere
Geschichte. Erste Nachrichten von diesem Heiligtum stammen aus dem Jahre 1570. Jahrhundertelang war das Kirchlein ein viel besuchter
Wallfahrtsort. Doch im Februar 1951 kam das
Ende des Kirchleins. Am 15. Februar feierte der
Kooperator in St. Walburg hier die Schulmesse.
Kaum hatten die Kinder die Kirche verlassen,
stürzte das Gewölbe unter der Last des Schnees
ein. Kein Kind kam zu Schaden. Der Altar wurde stark beschädigt, die schwarze Muttergottes
blieb aber unversehrt.
Ultner Bauern gingen aber gleich daran, die
Kirche wieder aufzubauen. Die Hauptakteure
verdienen namentlich genannt zu werden: der
heutige Eigentümer der Kirche, Franz Gruber
vom Kuppelwieserhof, Franz Berger vom
Schmiedhof, Matthias Kuppelwieser vom Unterhof und Josef Preims, Schmied. Franz Berger
stellte das gesamte Holz kostenlos zur Verfügung, aber auch die Bevölkerung unterstützte
mit Spenden das Vorhaben.
Schon nach Pfingsten 1951 begannen ausschließlich Ultner Arbeiter mit dem Bau der
Kirche. Der Bauplan stammte vom Architekten
Josef Torggler aus Meran. Die Maurerarbeiten
wurden von Maurermeister Josef Preims, Konrad Spath, Georg Marsoner und Alois Zöschg
sowie von den Hilfsarbeitern Franz Berger und
Josef Pilser ausgeführt. Die Zimmermannsarbeiten erfolgten unter der Regie von Jakob Sulser.
Gleichzeitig wurde der beschädigte Altar
durch die geschickte Hand von Anton Schwarz
(„Tischler Toni“) in monatelanger Arbeit bis ins
Ein Gemeinschaftswerk: Vor 60 Jahren wurde die wieder
aufgebaute Loretokapelle geweiht. Foto: AB
kleinste Detail rekonstruiert und wieder aufgebaut. Die Arbeiten gingen zügig voran, schon
im Oktober 1951 war der Bau vollendet. Während der Wintermonate wurde die Innenausstattung der Kirche in Angriff genommen. Ein
Freudentag war dann der 8. Juli 1952, als die
Kirche ihrer Bestimmung übergeben wurde.
Seit 60 Jahren wird die Loretokapelle, die in
neuem Glanz erstrahlt, stark besucht. Die Bevölkerung hat großes Vertrauen in die schwarze
Muttergottes. Dazu gehört besonders Alois
Zöschg: Er hat durch die Hilfe Mariens Auschwitz überlebt.
geschichte
Juli/August 2012
33
Jubiläen alter Glocken im Jahr 2012
„Laut rufe ich und
lass es weit erschallen“
Lana. Mit viel Fachwissen und Sorgfalt erfassen Anton Weger aus Lana und seine
Helfer seit Jahren die Glocken in unserer
Diözese. Für das „St. Antoniusblatt“ hat der
Fachmann wieder die Jubiläumsglocken dieses Jahres zusammengestellt.
Von Anton Weger, Lana
Mir fällt wieder die angenehme Aufgabe zu,
jene Glocken in Erinnerung zu bringen, die im
Laufe des Jahres 2012 ein rundes Jubiläum feiern. Ich habe für diese Jahr deren 16 ausfindig
gemacht, von denen einige höchst interessant
sind wie jene in St. Oswald in Naturns, die Große in Durnholz und jene in Goldrain.
Wie ich auch schon früher berichtet habe,
sind mir bei der Aufzeichnung der vielen Glocken besonders Sigi Wallnöfer aus Margreid
und Hermann Schiener aus Obermais behilflich gewesen. Die Gewichtsangaben sind nicht
genau und zeigen das ungefähre Gewicht der
Glocken an; dasselbe gilt für den Ton der Glo-
Sie gehen mit viel Eifer und Fachwissen der Geschichte
unserer Glocken nach: Anton Weger (Mitte), Hermann
Schiener (links) und Sigi Wallnöfer
Foto: AB
cken, der gerade bei den älteren Glocken oft
schwer festzustellen ist.
Was ich auch schon früher gesagt habe, gilt
selbstverständlich auch jetzt noch: Nicht alle
Glocken unseres Landes konnte ich in meinen
Aufzeichnungen erfassen; es gibt Kapellen und
kleinere Kirchen, in die ich bzw. wir, noch nicht
gekommen sind.
500 Jahre
Die Zweite in St. Oswald von Tschirland,
Naturns; gegossen 1512 von Meister Heinrich;
Ton: Des; Durchmesser 71 cm, Gewicht ca. 210
kg; Inschrift: „O REX GLORIE VENI CUM
PACE“, „Meister Heinrich MCCCCCXII“; gut
erhaltene Glocke mit schlanker Form
450 Jahre
Die Große in der Pfarrkirche zum hl. Nikolaus in Durnholz; geg. 1562 von Hans Löffler;
Ton: G; Durchmesser 101,7 cm, Gewicht ca.
630 kg; Inschrift: „IM NAMEN JESU CHRISTI UND DES HEILIGEN HERRN SANNT
NICCALUS KLING ICH DURCH DAS GANZE DURNHOLZ HINAUS“ „Hans Löffler hat
mich gemacht mit Gotes Hilf volpracht MDLXII“; Darstellungen: Kreuzigungsgruppe (2
Mal), Maria mit Christkind, hll. Barbara, Wolfgang und Nikolaus (vom Ankauf dieser Glocke
ist noch der „Schuldvertrag“ zwischen Durnholz und Meister Hannes Löffler vorhanden.
Die Dritte in der Pfarrkirche zur hl. Katharina in Aufhofen; geg.1562 von Gregor Löffler
mit Elias und Hans Christoph; Ton: H; Durchmesser 80cm, Gewicht ca. 280 kg; Inschrift: „O
REX GLORIE CHRISTE VENI CUM PACE
M CCCCC XXXXXX II“; „Gregorius Löffler
und seine beiden Soen Helias und Hanns
34
Geschichte
Christoph gosen mich im anno 1562“; Darstellungen: Kreuzigungsgruppe, Madonna mit Jesukind, Wappen.
St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8
Die Dritte in Stephansdorf, St. Lorenzen;
gegjossen 1612; Gießer unbekannt; Ton: H;
Durchmesser 82,5 cm, Gewicht ca. 310 kg; Inschrift: „JESUS NAZARENUS REX JUDEORUM“; Darstellungen: Muttergottes, die hll.
Jakobus, Nikolaus, Ägidius
Die Vierte, Pfarrkirche zum hl. Remigius,
Eyrs; geg.1612 von Hans Shelener sen., Bozen;
Ton: Ges; Durchmesser 70,5 cm, Gewicht ca.
200 kg; Inschriften: „S. MATTHEUS, LUCAS, MARCUS JOHANNES + GOTT ZU
LOB UND IN DER EHR, S. REMIGH BISCHOFFEN ZU REMS PIN ICH ZU
LATSCH GOSEN UND DURCH HANS
SHELENER VERNEUT 1662“; Darstellungen: Kruzifix, Verzierungen (es dürfte sich um
eine von Hans Shelener jun. im Jahr 1662 umgegossene Glocke seines Vaters aus dem Jahre
1612 handeln).
Padua; der Name des Gießers fehlt, jedoch arbeitete Pfarrer Heid viel mit dem Bozner Glockengießer Calovi zusammen und daher ist die
Glocke auch wegen der Ähnlichkeit mit anderen Glocken diesem Meister zuzuschreiben.
Die Zweite in der Schutzengelkirche in Stufels, Brixen; gegossen 1712 von Georg Grasmair, Brixen; Ton: B, Durchmesser 46,5 cm,
Gewicht ca. 55 kg; Inschriften: „BARBARA
IST MEIN NAM, DEN STERBENDEN MIT
HILF ZU KAM“ „Georg Grasmair goss mich
in Brixen Kempter anno 1712“; Darstellungen:
Kreuzigungsgruppe mit Magdalena, Christophorus, Johannes Nepomuk, Heilige.
Die Zweite, St. Peter von Siffian, Lengmoos; gegossen 1712 von Simon Calovi, Bozen; Ton: H; Durchmesser 78,5 cm, Gewicht
ca. 300 kg; Inschriften: „A FULGURE ET
TEMPESTATE LIBERA NOS DOMINE
JESU CHRISTE“; Darstellungen: die hll. Josef
und Isidor; die Inschrift des Gießers fehlt, aber
die frühere Große, welche 1914 in den Krieg
musste, wies den Namen des Gießers auf; die
Zweite ähnelt ihr in jeder Weise.
350 Jahre
250 Jahre
Die Zweite in St. Florian in der Klamm,
Feldthurns, gegossen 1662; Gießer unbekannt; Ton: Dis, Durchmesser 34 cm, Gewicht: ca. 20 kg; Inschrift: „JESUS NAZARENUS REX JUDEORUM MDC LXII“;
Darstellungen: Kreuzigungsgruppe, Heilige,
Adler, Wappen, Heuschrecke (es dürfte um die
Zeit eine Heuschreckenplage gegeben haben).
Die Große, Pfarrkirche zur hl. Lucia in Unterinn, gegossen 1762 v. Joh. Jakob Grasmair,
Brixen; Ton: D; Durchmesser 151 cm, Gewicht
ca. 2.400 kg; Inschriften: „GLORIA IN EKCELSIS DEO ET IN TERRA PAX HOMINIBUS BONE VOLUNTATIS MD CCL XII“,
„J. J. Grasmair hat gossen mich in Brixen“;
Darstellungen: Kruzifix, hl. Lucia, andere Heilige.Die Fünfte, Kirche z. hl. Jodok,Waidbruck,
gegossen 1762 von Joseph Grasmair d.J.,
Brixen; Ton: Cis; Durchmesser 39,5 cm, Gewicht ca. 34 kg; Inschriften: „O SANCTIS ANTONII SIS ANIME HUIUS PATRONE“; „Joseph Grasmair gos mich in Brixen MD CC
LXII“; Darstellungen: Kreuzigungsgruppe,
Heilige.
Die Zweite, Kapelle in St. Moritz in Alitz,
gegossen 1762 v. Georg Seb. Gerstner, Bozen;
400 Jahre
300 Jahre
Die Große in der Pfarrkirche zum hl. Lucius in Goldrain, gegossen 1712 von Simon Calovi, Bozen; Ton: Fis, Durchmesser 108 cm,
Gewicht 680 kg; Inschriften: „FIAT PAX IN
VIRTUTE TUA ET ABUNDANTIA IN TURRIBUS TUIS CURAVIT ME FIERI SUB PAROCHO PETRO HEID 1712“; Darstellungen:
Engelkranz, Gnadenstuhl, hl. Antonius von
Juli/August 2012
Geschichte
35
Ton: Cis, Durchmesser 33 cm, Gewicht ca. 23
kg; Inschriften: „REVERENDISSIMUS BEDA
BRAS MONTANUS D. D. MARIAE“; „Georg
Sebastian Gerstner in Bozen hat mich mit Gotes Hilf gegosen“; Darstellungen: Madonna mit
Jesukind, Kruzifix, Heilige, Wappen.
150 Jahre
Die Fünfte Pfarrkirche z. hl. Blasius in Taufers im Münstertal; gegossen 1862 von Johann
Grasmair sen. in Wilten; Ton: D; Durchmesser: 71,5cm, Gewicht ca. 220kg; Inschriften:
„LAUT RUF ICH UND LASS EUCH WEIT
ERSCHALLEN EILT ZUR KIRCHEns HEILIGEN HALLEN!“; „gegossen von Joha. Grasmair in Wilten 1862“; es ist die Sterbeglocke,
die vom Mesner noch zu Hand geläutet wird.
Glocke in der Kapelle St. Georg beim Gasthof zur Post, in St. Valentin auf der Haide; gegossen 1862 v. Joh.Grasmair, Wilten; Ton: D,
Durchmesser 36,5cm, Gewicht 29 kg; Inschriften: „Mich goss Johann Grasmayr in Wilten –
Innsbruck 1862“.
100 Jahre
Die Fünfte, Pfarrkirche z. hl. Katharina,
Schluderns, gegossen 1 912 von Bart. Chiappani jun., Trient; Ton: Es; Durchmesser 63,5
cm, Gewicht ca. 140 kg; Inschriften: „GEWIDMET VON HOCHWÜRDEN JOSEF STECHER, von FLITT, Pfarrer“; „Bart. Chiappani
fecit Tridenti A.D. 1912 n. 4948“; Darstellungen: Dornengekrönter Christus, Maria mit
Kind, Heilige, Verzierungen.
Die Vierte, Pfarrkirche z. hl. Georg Antholz-Mittertal; geg. 1912 von Bart. Chiappani
jun.Trient; Ton: A, Durchmesser 91 cm, Gewicht ca. 460 kg; Inschriften: „FLAMMAM
DEVORANTEM AQUAM INUNDANTEM
GRANDINEM VASTANTEM ARCE ME
FLAGRANTEM DEUS FAC AMANIEM“
„Bart. Chiappani fecit Tridenti A.D. 1912 n.
4940“; Darstellungen: Tafel Moses, St. Florian,
Heilige, Verzierungen.
Ein halbes Jahrtausend: Die Zweite der Kirche St. Oswald in
Foto: Weger
Tschirland wurde vor 500 Jahren gegossen.
Die Inschriften und Fürbitten auf den Glocken sind Zeugnisse der Frömmigkeit, des
Glaubens der Menschen und der Hoffnung,
dass in harten Zeiten Hilfe von oben erbeten
werden kann. So heißt es auf der Glocke von
Taufers in Münster 1862: „Laut ruf ich und
lass euchs weit erschallen, eilt zur Kirche heiligen Hallen“; in Durnholz, 300 Jahre früher,
steht zu lesen: „Im Namen Jesu Christi und
des heiligen Herrn sannt Niccalus kling ich
durch das ganze Durnholz hinaus“ und dazu
auf der Sterbeglocke der Schutzengelkirche in
Stufels 1712: „Barbara ist mein Nam, den Sterbenden mit Hilf zukam.“
St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8
36
Was da alles drinnen steckt!
Hallo!
Früher, als es noch keinen
Arzt, kein Krankenhaus
und keine Apotheke gab,
da mussten sich die
Menschen selbst helfen,
wenn sie Schmerzen
hatten oder krank waren.
Dabei entdeckten sie,
dass Pflanzen aus der
Natur vieles heilen
können. Du kennst
bestimmt einige Kräuter:
Kamille, Johanniskraut,
Minze, Lindenblüten,
Salbei, Schafgarbe,
Arnika... Aber auf der Wiese und im Wald wachsen
noch viele andere
Pflanzen, die gesund sind
und sogar köstlich
schmecken. Auf dieser
Seite stelle ich dir einige
„ganz gewöhnliche“
Gewächse vor. Jetzt, im
Sommer, hast du
vielleicht einmal Zeit, sie
und ihre Artgenossen zu
entdecken und näher
kennen zu lernen. Du
wirst bestimmt staunen,
wie viel Wunderbares der
Schöpfer in unsere Natur
hineingelegt hat!
Dein Toni Ratefuchs
Schon verblüht ist der Löwenzahn. Seine dottergelben Blüten zieren zwischen April und Mai Wiesen, Äcker und Wegesränder. Am besten schmecken seine jungen Blätter vor der
Blüte, zum Beispiel im Salat. Aus den gelben Blüten kommt
der gesunde Löwenzahn-Honig.
Gänseblümchen haben zarte
Blätter und Blüten, die angenehm schmecken. Am köstlichsten sind die Knospen oder
die halb geöffneten Blüten.
Aber Achtung: Allzu große Mengen sollten wir nicht verzehren.
Die Brennnessel kennst du bestimmt. Und die kann man essen? Tatsächlich – und das lohnt sich sogar! Der
Geschmack ist fein säuerlich und erinnert an Spinat. Die jungen Blätter und
Triebe sollten aber mit Handschuhen
geerntet werden. Denn die Blattränder enthalten Ameisensäure, die auf der Haut schmerzt.
Ebenfalls ein Kraut für Genießer
ist der Giersch oder Geißfuß. Als
Unkraut im Garten kann er einen
zur Verzweiflung treiben, auf dem
Teller ist er aber sehr lecker. Giersch
ist eine wahre Vitamin- und Mineralstoffbombe, die auch viel Eisen enthält.
Mit hohen Vitamin-C-Werten
kann auch der Sauerampfer aufwarten. Er blüht von Mai bis August und
galt früher bei Seefahrern als Geheimwaffe gegen Skorbut. Sein angenehm
säuerlicher Geschmack würzt Suppen
und Salate. Weil in den Blättern aber
Oxalsäure steckt, die die Eisen- und
Kalziumaufnahme behindert, gilt für
Sauerampfer: lieber etwas mehr als zu
wenig.
Juli/August 2012
37
Sommer,
Sonne,
Ferienzeit
Trage die Wörter in
Pfeilrichtung ein.
Zum Schluss ergeben
die Buchstaben in
den Feldern 1–9
einen Ort, wo du zum
Schwimmen hingehen kannst.
Die Auflösung findest du auf Seite 46!
*W
ie heißt die Hauptstadt der USA: New York oder
Yew Nork? (Washington)
*W
as ist klein, rot und fährt rauf und runter? (ein Radieschen im Aufzug)
*W
as ist eine Erdbeere? (Kirsche mit Gänsehaut)
*E
in Uhu versteckt sich im Sand: Was kommt
raus? (ein SaUHUnd)
der Ratefuchs
38
St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8
hILF MIT BEI DER kATHEDRALE
1. Leider hat ein Konstruktionsfehler große Teile dieser prächtigen Kathedrale zerstört.
Die Arbeiter wollen sie wieder aufbauen. Wenn du in dem Kreuzwortgitter die richtigen
Begriffe einträgst, dann erfährst du, in welchem Zeitalter daran gebaut wird.
2. Ein Bauarbeiter passt allerdings nicht in diese Zeit, findest du ihn?
3. Albrecht hat es schwer: Mit seiner Schubkarre kann er nicht mehr als 90 Kilogramm
transportieren. Heute hat er 46 Ziegelsteine darin, von denen jeder zwei Kilogramm wiegt.
Kann er die Schubkarre noch schieben?
Auflösungen: 1. MITTELALTER = HAMMER – LEITER – MUETZE – TEUFEL – SAEGE – BALKEN – AXT – ENGEL – ARBEITER – FLEDERMAUS – SCHUBKARRE 2. Auf dem Gerüst links oben steht ein Bauarbeiter mit Schutzhelm und blauem Arbeitsanzug, so etwas
gab es damals noch nicht. 3. Albrecht kann die Schubkarre nicht schieben: 46 x 2 = 92 Kilo
Glauben
Juli/August 2012
39
Franziskanische Gestalten: zum Gedenktag am 14. Juli
Der hl. franziskus Solanus
Cordoba. Franz Solan kam 1549 in Montilla,
im Gebiet von Cordoba/Andalusien (Spanien), zur Welt. Mit 20 Jahren trat er in den
Franziskanerorden ein. 1576 wurde er zum
Priester geweiht. Fünf Jahre lang war er Novizenmeister. Er entwickelte sich zu einem
tüchtigen Volksprediger. Viele Jahre wirkte
als solcher in Südspanien. Zur Pestzeit
(1583) stand er den Pestkranken bei und
steckte sich selbst mit der Krankheit an.
Von Bruder Martin Steger
Franz meldete sich dann
als Missionar für Afrika. Aber
die Oberen bestimmten ihn
auf Ansuchen von König Philipp II. für Peru in Südamerika. Auf der Reise kam es zu
einem Seesturm. Die meisten
konnten sich auf kleinen
Booten in Sicherheit bringen.
Nur für die mitgeschleppten
afrikanischen Sklaven gab es
keine Boote. So nahm sich
Franz ihrer an und brachte
einige an eine rettende Küste.
20 Jahre lang wirkte Franz
als Missionar bei Einheimischen und spanischen Kolonisten besonders in Peru, Paraguay und Argentinien. Er
reiste in gefährliche Gebiete und nahm sich der
Indianer an, auch durch das Erlernen ihrer
Sprache. Lange wirkte Franz in der abgelegenen
Provinz von Tucamàn im Nordwesten Argentiniens und in Paraguay. Franz bekehrte viele
zum Christentum und spendete zahlreiche Taufen, auch wenn die Einheimischen an ihren
althergebrachter Sitten festhielten. Der Missio-
nar nahm auch die Einheimischen in Schutz
gegenüber Angriffen seitens der spanischen Kolonialherren. Auch verstand er es, die Einheimischen mit einer selbst gebastelten Violine
auf ihren Festen zu unterhalten.
1592 wurde Franz als Guardian mit der Aufgabe eines Supervisionärs über seine Missionsgebiete betraut, 1594 kam er als Guardian nach
Lima und bereiste das weite Gebiet von Peru.
In Trujillo zog Franz andere Saiten auf, besonders gegen die spanischen Kolonisten. Er wurde zum Bußprediger mit
dem Kreuz voran. Der Vizekönig musste ihn zur Mäßigung mahnen, denn er
drang auch in Spielhöllen
und Theater ein, um die
Unsitten zu bekämpfen.
Andererseits wurde er
zum „Wundermann der
Neuen Welt“ durch seine
Rednergabe und das prophetische Auftreten. Bei
seiner Beerdigung bezeichnete der Prediger den verstorbenen Missionar als
Hoffnung und Auferbauung ganz Perus, als Beispiel
und Ruhm von Lima, als
Glanz des seraphischen Ordens.
Die Zeit von 1608 bis zum Tod am 14. Juli
1610 verbrachte Franz im Pflegeheim. Bei der
Beerdigung sollen der Erzbischof, der Vizekönig von Lima und andere Größen seinen Sarg
getragen haben. Schnell verbreitete sich die
Verehrung des Missionars in Südamerika und
in Spanien. 1726 wurde Franz heiliggesprochen.
40
Roman
St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8
Der Judas
von Haldernach
e
Folg
30
Ein Roman von Reimmichl
Tyrolia Buchverlag, Innsbruck
„Der Herr Rat konnte in Graz nur einen
Monat bleiben, weil er nicht länger Urlaub hatte. Auf seiner Heimreise machte er einen Abstecher nach Mariazell, wo er mit deiner Basl, dem
Gedele, das ja die halbe Welt auskommt, zusammengetroffen ist. Die Frau Rat und ich sind
unterdessen nach Kitzbühel gefahren, weil der
Frau das Klima in Graz gar nicht zusagte. Als
wir hierher zurückkehrten, erzählte uns nun
der Herr Rat von einer merkwürdigen Begegnung in Mariazell.
Ein Tiroler Wallfahrtsweiblein sei dort gewesen und just aus meiner Heimat, von dem er
eine heikle Aufgabe übernommen habe.“
Juli schilderte nun den ganzen Auftritt in
Mariazell und die Abmachungen, die der Kaiserliche Rat mit dem Gedele getroffen hatte,
dann fuhr sie fort:
„Mir ist heiß und kalt geworden, wie ich gehört hab’, was das Gedele alles für dich tun
wollte – und ich tu’ gar nichts. Als der Herr Rat
mich wegen dir fragte, hab’ ich ihm die Aussagen des Gedele bestätigt und hab’ ihm auch versichert, du wärst ein kreuzbraver Mensch. Trotz
alledem hatte er keine Hoffnung, dass eine Begnadigung zu erlangen sei; denn seine bisherigen Schritte waren alle umsonst gewesen. Da
konnte ich mich nicht mehr halten, und ich
hab’ gesagt, wenn die Herren wüssten, was ich
weiß, dann würden sie schon gnädiger vorgehen. Der Herr Rat drang in mich, was ich wisse.
Da hab’ ich alles erzählt von dir, angefangen
von dem Tag, wo du den fürchterlichen Todessprung über das Höllenloch getan hast, bis zu
der Gerichtsverhandlung, wo du meinetwegen
Schuld und Kerkerstrafe auf dich genommen
hast. Ich hab’ auch nicht verschwiegen, dass wir
einander gernhaben und dass ich hoffe, mit dir
noch einmal glücklich zu werden.
Da waren der Herr Rat und die Frau ganz
erschüttert, und der Herr Rat hat mir versprochen, er werde alles daran setzen, um dich frei
zu machen. Und die Sache war entschieden,
ehe wir es erwartet haben.“
„Juli, Juli“, rief der Judas tief bewegt, „also
hast du mich frei gemacht! Dir hab’ ich es zu
verdanken!“
„Nein, nein“, wehrte sie ab, „zu verdanken
hast du es dem Gedele, deiner Basl. Sie hat uns
den rechten Weg gewiesen.“
In diesem Augenblick ging die Tür auf; herein trat ein großer, weißbärtiger Herr und hinter ihm die Frau, die den Judas eingelassen hatte. „Der Herr Kaiserliche Rat“, flüsterte das
Mädchen dem Burschen zu.
Da sprang der junge Mann empor, eilte auf
den Herrn zu, fasste seine Hand und rief
schluchzend:
„Herr – Herr – Herr Kaiserlicher Rat, wie
soll ich Ihnen danken für so viel Güte?“
„Mir haben Sie nichts zu danken“, erwiderte
der alte Herr. „Es freut mich, dass ich einem
braven Menschen hab’ helfen können ... Und
wie steht es zwischen Euch?“
Die Frage war an das Mädchen gerichtet. „Er
weiß alles“, flüsterte Juli errötend.
„Und habt Ihr auch was abgemacht?“
Juli/August 2012
„Ja – dass wir fürs Leben einander gehören
wollen.“
„Herr Zeibel, Sie wollen uns also richtig unser Mädchen, fast möcht’ ich sagen, unser
Töchterchen, entführen? Das ist nicht schön“,
sagte die Frau mit scherzhaftem Schmollen.
„Mein Gott, Frau, das wird nicht so schnell
gehen“, erwiderte der junge Mann. „Ich habe
ja nichts, wohin ich die Juli führen könnte.“
„Hast du ihm nichts gesagt?“, fragte der alte
Herr.
„Wir sind noch nicht so weit gekommen“,
entgegnete das Mädchen.
„Dann kann ich mir das Vergnügen machen, es Ihnen zu eröffnen, Herr Zeibel … Ich
bin Hausarzt beim Grafen Morzin, der ein großes Jagdgebiet in der Obersteiermark hat.
Jüngst teilte mir der Graf im Gespräch mit,
dass sein alter Förster in Gießau gestorben sei;
er brauche dringend einen Ersatz. Ich schlug
Sie vor und setzte mein Wort dafür ein, dass
Sie ein durchaus verlässlicher Mann seien und
die besten Eigenschaften für einen solchen Beruf hätten. Wollen Sie nicht Förster oder richtiger Jagdheger des Grafen Morzin in Gießau
werden?“
Der Judas riss die Augen weit auf, die angeborene Jagdlust regte sich unwillkürlich in ihm,
stürmisch griff er nach der Hand des alten
Herrn und rief:
„Ja, ja, ja – mit Freuden! Sie sind gut, Herr
Kaiserlicher Rat.“
„Können Sie noch schießen? Treffen Sie
noch etwas?“, fragte der alte Herr, ihn wohlgefällig anblickend.
„Ich meine schon. Es wird nicht fehlen.“
„Aber solche Riesensprünge wie in Haldernach dürfen Sie keine mehr machen – schon
damit die Juliana sich nicht ängstigen muss.“
Der Judas errötete heftig.
„Solche Sprünge machen nur die Tiroler.
Mir gefällt’s übrigens“, fuhr der Rat lächelnd
fort. „Sie nehmen also die Stelle an. Es ist ein
auskömmliches Gehalt damit verbunden und
Roman
41
eine hübsche Freiwohnung – allerdings ohne
Einrichtung. Aber dafür wird man auch sorgen.“
„Die Einrichtung kaufe ich“, fiel Juli ein.
„Kinder haben zu schweigen!“
„Aber, Herr Zeibel, Sie haben gar keinen
Bissen genommen“, rief die Frau. „Setzen wir
uns doch, und greifen Sie einmal zu. Sie müssen doch hungrig sein.“
„Frau – gute Frau“, sagte der Judas, fast flehend: „Ich möchte Sie um etwas bitten. Heißen Sie mich nicht Herr, sagen Sie ,du‘ zu mir
und nennen Sie mich bei meinem Taufnamen.
Sie und der Herr Kaiserliche Rat sind ja wie
Vater und Mutter zu mir und zur Juli.“
„Gut, dann sagen wir Nikolaus zu dir. Wenn
wir dir unser Mädel anvertrauen, sollst du auch
als unser Bub gelten ... Aber nun setzen wir
uns. Juliana, hol für den Vater und mich eine
Jause, und dir selber stellst du auch ein Glas
und einen Teller auf.“
Nachdem das Mädchen zudem noch eine
Flasche Wein gebracht hatte, saßen die vier gemütlich beisammen, ließen sich den Imbiss
schmecken und tranken zu auf Gesundheit
und Glück. Für den Judas war’s wie ein Traum.
Es war alles so plötzlich gekommen: Vorgestern
um diese Zeit noch in der Strafanstalt und in
tiefer Trauer um Juli, heute geachtet im Kreise
einer hochstehenden Familie in Wien, und das
Mädchen ihm gegenüber als seine Braut – er
kam sich vor wie ein Prinz im Märchen, konnte
mit seinen Gefühlen und Gedanken nicht fertig werden und vergaß darüber Essen und Trinken.
„Wir wollen jetzt einen Plan machen“, sagte
der Rat. „Heute Nachmittag gehen der Nikolaus und ich zum Grafen Morzin, um uns vorzustellen und den Vertrag zu unterschreiben.
Morgen reisen wir dann zu dritt nach Gießau,
besichtigen euer neues Heim und treffen die
nötigen Vorkehrungen. Die Mutter wird leider
ein paar Tage allein bleiben müssen.“
42
Roman
„An das Alleinbleiben muss ich mich jetzt
schon gewöhnen. Wird mich ja das liebe Kind
bald ganz verlassen“, sagte die Frau wehmütig.
„Frau – Frau Mutter!“, rief Juli, in Tränen
ausbrechend, „ich möcht’ gern bei Ihnen bleiben, immer ...! Aber ... aber ...“
„Das ist einmal so“, lachte der Rat, „das
Weib muss Vater und Mutter verlassen und
dem Manne anhangen – so steht’s schon in der
Heiligen Schrift.“
„Verlassen tun wir einander nicht. Sie müssen oft zu uns kommen, in Sommerfrische und
sonst, wir richten Ihnen eine schöne Wohnung
her; und sooft es möglich ist, besuchen wir Sie
da in Wien. Wir trennen uns nicht, wir vergessen einander nicht, nie, nie!“, ereiferte sich das
Mädchen.
„Ja, wir behalten einander lieb“, sagte die
Frau weich, „so ungern wir dich verlieren, Juliana, ist es doch unsere größte Freud, dass du
glücklich wirst.“
Der Judas saß mit zu Boden gesenkten Blicken ganz still da; desto heftiger arbeitete es in
seinem Innern.
„Nikolaus, warum schaust du so traurig
drein? Fehlt dir etwas?“, forschte besorgt die
Frau.
„Nein, nein, nein!“, rief er; „ich kann nur
das unverhoffte Glück nicht fassen. Es ist zu
viel – das hab’ ich nicht verdient.“
„Wohl, wohl, verdient hast du das Glück
schon. Du bist ein tapferer, ein braver Mensch“,
sprach der Rat.
„Oh, ich bin nicht brav gewesen, gar nicht!
Es war die Juli, die es vollbracht hat.“
„Ja, ja, die Lieb’ zu einem charaktervollen
Mädchen ist oft der beste Wegweiser zum Bravsein.“
Juli errötete heftig, während der Judas ihr
innig zunickte.
Es war an einem schönen Spätherbstnachmittag, da knieten zwei junge Leute in der Wall-
St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8
fahrtskirche Mariä Enzersdorf bei Wien und
erregten sowohl durch ihr Äußeres als auch
durch ihr frommes Beten bei den anderen Wallfahrern Aufsehen. Der Mann hatte eine untersetzte, kräftige Gestalt und trug Steirergewand,
einen lichtgrauen Rock und eine grüne Weste;
neben ihm lag ein Steirerhut, an dessen breitem
grünen Band ein mächtiger Gamsbart steckte.
In seinem glatt rasierten, etwas blassen Gesicht,
das von schwarzen, rötlich durchschimmernden
Haaren umrahmt war, glühten zwei kohlschwarze Augen; sie verliehen den scharf geschnittenen Zügen eine merkwürdige, seltene Schönheit. Die Züge der Frau waren regelmäßiger, das
blühende Gesicht, das goldglänzende Haar, die
himmelblauen Augen und nicht zuletzt das
städtische lichte Kleid, das sich ihrer ebenmäßigen schlanken Figur wunderbar anpasste, gaben
ihr etwas Feines.
Das schöne junge Paar kümmerte sich nicht
um die Umgebung, sondern war ganz in Andacht versunken. Nach langer Zeit flüsterte er
der Frau etwas zu, sie lächelte ihn an und nickte, dann standen sie auf und verließen miteinander die Kirche. Draußen sagte er:
„Juli, du bist aber fleißig. Um was hast denn
gar so herzinnig gebetet?“
„Für dich hab ich gebetet, Klaus, einzig und
allein für dich“, erwiderte sie. „Weißt, vorgestern bei unserer Hochzeit in Wien ist’s laut hergegangen, da bin ich zu keinem rechten Beten
gekommen; heute hab’ ich’s ordentlich nachtragen können.“
„Ja, da bei Unser Frau ist leicht und gut beten. Ich hab’ nur gedankt und nichts anderes
getan, als Unser Frau gedankt!“
Sie drückten einander zärtlich die Hand.
„Jetzt müssen wir aber gehen, unsere zwei
lieben Alten suchen“, sprach er, nach allen Seiten schauend.
Da winkte aber schon der Kaiserliche Rat
unter der Tür eines Gasthauses. Der alte Herr
und seine Frau hatten die Wallfahrt mit dem
neu vermählten Paar mitgemacht, waren aber
roman
Juli/August 2012
mit ihrer Andacht schneller zu Ende gekommen als dieses.
„Ja, ja“, sagte der Rat lachend, „die Tiroler
beten gründlich. Wir zwei alten Leute vertragen das Knien nicht mehr so lange.“
Er führte das junge Paar in ein Extrazimmer, wo seine Gattin bereits für alle Essen und
Trinken bestellt hatte. Diesmal brauchten sie
den Judas nicht zu drängen, er griff wacker zu
und zeigte, dass es ihm nicht an Hunger und
Durst fehlte. Plötzlich rief die junge Frau:
„Du, Klaus, schau, schau, was ist das?“
Alle blickten zum Fenster hinaus. Da sahen sie einen Korb, aus dem von allen Seiten
Blumen herauszuwachsen schienen, über den
Korb ragte ein langer Stab, auf dem ein mächtiger Strauß pendelte, und unter dem Korb
schlotterte ein grober Frauenrock – sonst war
nichts zu sehen.
„Herr des Himmels, das ist leibhaftig das
Tiroler Wallfahrtsweiblein“, lachte der Rat,
stand auf und eilte zur Tür hinaus:
„Hallo, Landsmännin, wohin denn?“
Der Korb drehte sich, es kamen ein blumenumkränzter Hut und darunter das unschuldsheitere, kindliche Gesicht des Büschelraffele zum Vorschein. Auf den ersten Blick
erkannte es den Wiener Herrn, watschelte auf
ihn zu und sagte im herzlichsten Ton:
„Grüß Euch Gott, lieber, guter Herr! Ihr
seid immer dort, wo Unsere Frau ist … Wie
geht es denn mit dem Buben, mit dem Klaus?
Tut der Kaiser etwas?“
„Ich mein’ schon. Nur ein bisschen Geduld haben müssen wir noch“, erwiderte der
Rat.
„Hat er eine Freud’ gehabt mit meinem
Edelweißbuschen, der Kaiser?“
„Hahaha – wer soll denn mit so einem
prächtigen Strauß keine Freud’ haben ...?
Aber kommt jetzt ein bisschen herein.“
„Zuerst muss ich Unsere Frau begrüßen in
der Kirche.“ „Das könnt Ihr später tun. Drinnen im Gasthaus ist jemand, der Euch gern
43
kennen lernen möchte, und wir haben nicht
viel Zeit.“
Zögernd folgte das Raffele dem Herrn in
das Extrazimmer. Als es drinnen die feine Gesellschaft erblickte, stutzte es. Der Kaiserliche
Rat aber stellte vor:
„Anna, das ist die Gertraud Fink, die Tiroler Wallfahrerin, von der ich dir erzählt hab‘.
– Das ist meine Frau ... und die da ...“
„Grüß dich Gott, Basl“, rief der Judas.
„Heiliges Kreuz!“ schrie das Weiblein und
riss die Augen scheibenweit auseinander. „Bin
ich’s oder bin ich’s nicht? Du – du – Klaus! Ist
ein Wunder geschehen?“
„Grüß dich Gott, Gedele!“ rief die Juli.
Das Raffele starrte der jungen Frau ins Gesicht, brachte Augen und Mund nicht mehr
zu, dann schrie es noch lauter:
„Himmlisches Jerusalem! Alle heiligen
Nothelfer – die Falk-Juli! Und so nobel, so nobel ...! Ich hab’ gemeint, ich hab’ dich in Graz
gesehen; aber du bist so schnell davongelaufen, dass ich dich nirgends mehr erwischt
hab’.“
„In Graz?“ fragte Juli verwundert. „Wann
soll das gewesen sein?“
„Es ist schon eine Zeit lang her – etwa
sechs, sieben Wochen, nein, jetzt weiß ich’s
genau – vierzehn Tage später, nachdem ich
das erste Mal in Mariazell war.“
„Dann hast du mich in Graz nicht mehr
gesehen, Gedele.“
„Seid Ihr über Graz heimgegangen?“ fragte
der Rat. „Und jetzt seid Ihr schon wieder da?“
„Nein, ich bin gar nicht heimgegangen,
weil ich mir gedacht hab’, es zahlt sich nicht
aus. In ein paar Monaten, habt Ihr gesagt,
wird das Gesuch erledigt sein, und da hätt’
ich doch wieder her müssen, dem Kaiser und
Euch zu danken. Den doppelten Weg wollt’
ich mir ersparen.“
Nun lachten alle zusammen.
Fortsetzung folgt
44
unterhaltung
St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8
Held der
Karlssage,
† 778
Semiten
Briefschreiber
des
Paulus
Fürst
im
Orient
Radau
einer
der
Mörder
Cäsars
Safe
Brücke
in
Venedig
städtisch
fleißiges
Insekt
12
Theaterspielabschnitte
Elendsviertel
9
Vater
Jesu
Spieleinsatz
Buchabschnitt
2
Seemannsgruß
Truthenne
ital.
Rechtsgelehrter,
† 1220
ärztl.
Arzneiverordnung
kleines
offenes
Sportauto
Stille
Besonderheit
ein
Umlaut
Normzahl
beim
Golf
4
8
Zweierverbindung
Anglergruß
(... Dank)
seem.:
Tauwerk
Erdachsenpunkte
Schmarotzer
natürl.
Zeichnung
im Holz
Oper
von
Verdi
5
Bußgang
Kaiser
Heinrichs
VI.
Halbton
über C
15
16
3
bayrisch:
nein
10
6
7
8
Das Lösungswort nennt ein altes Marienfest im Monat Juli.
9
10
7
türk.
Anisbranntwein
11
DEIKE-PRESS-1419-7
12
13
14
H
B E
B
U R
A
E
E
F R
L
B
R
I
A
L
L U T
NO
K
S L U
J O S
P
R U
T
E
A
H
O
I
MARIA
früherer
äthiop.
Fürstentitel
Hohn
6
Almhirtin
Weltalter
in der
griech.
Antike
ehem.
UNOGeneralsekretär
5
2
Vorweihnachtszeit
lateinisch:
Sei
gegrüßt!
glänzendes
Atlasgewebe
Zeichen
in
Psalmen
4
ein Werk
Heines
(‚... Troll‘)
Wind der
Tropen
und Subtropen
1
Spielkartenfarbe
hl. Buch
d. Islam
14
englisch:
nein,
kein
11
Tarnfärbung
3
englische
Zustimmung
Gibbonaffe
1
Stamm
in
Ghana
munter,
vorwitzig
christl.
Reformator
kath.
Theologe,
† 1847
Prügel
(ugs.)
span.
Mehrzahlartikel
Filmfigur
(Comic)
Vorname
der
Turner
Rinde
unseres
Planeten
Gattin
erdumspannend
eine
Ausdehnung
13
prämiieren
ein Teilbereich
der
Kirche
15
16
unterhaltung
Juli/August 2012
Grußformel
(2 W.)
Monatsletzter
math.:
Kurvenschnittlinie
englisch:
Tee
ein
Evangelist
lateinisch:
ich
Abordnung,
Delegation
Kleidungsstück
weithin
hörbar
Vermächtnis
Rheinmündungsarm
11
nordisches
Göttergeschlecht
je
(latein.)
enthaltsamer
Mensch
Cowboyshows
Hoheitsgebiet
ein
Unglück
Kameraständer
plötzlicher
Hochbetrieb
Gemeindehelfer
10
zentralafrik.
Staat
Getreidegroßspeicher
8
13
Kfz-Z.
Glarus
(Schweiz)
2
Blutader
heftiger
Regenschauer
Toilette
5
14
Double
für gefährliche
Szenen
3
4
Teil der
Heiligen
Schrift
(Abk.)
‚heilig‘ in
portug.
Städtenamen
ein
Ruderboot
große
Zukunftsvorstellung
aufmüpfig,
widerspenstig
erfolgreicher
Schlager
Name
Gottes
im A.T.
deutsche
Vorsilbe
Meeresnymphen
12
Sauergras
6
Kykladeninsel
Gemüsepflanze
Abk.:
Lokalredaktion
Einzahl
Wurzelstock
ugs.:
leichter
Betrug
1
Vorname
von
Chruschtschow
Opfergabe
Gestalt
der jüdischen
Sage
Augenfarbe der
Asiaten
Abendmahlfeier
bayrischer
Kabarettist
Besitz,
Eigentum
Warneinrichtung am
Auto
Rang
beim
Karate
Die
10
Gebote
im A.T.
abgezogene
Tierhaut
Urkundsjurist
9
7
Reitstock
DEIKE-PRESS-1419-8
1
2
3
4
5
6
7
8
GU
L
S T
I
M
NO
T
E
A
P A
B
KO
R
S T
S
C
H
M
U
U
N
F
N A
I L
G L
E
B R A
MAXIMIL
Hirschart
den
Staat
betreffend
7- täg.
jüd.
Fest
Körperbauspezialist
weil
Epos
von
Homer
15
Osteuropäer
furchtsam,
resigniert
priesterliches
Gebet
panischer
Ansturm
45
9
Zu erraten ist ein beeindruckender Heiliger des 20. Jahrhunderts.
10
11
12
13
14
15
Auflösung des Kreuzworträtsels auf Seite 44
kath.
Theologe,
† 1847
Zeichen
in
Psalmen
Auflösung des Kreuzworträtsels auf Seite 45
weithin
hörbar
früherer
äthiop.
Fürstentitel
Abendmahlfeier
Anglergruß
(... Dank)
19-7
Zum Schluss
H
B E
B
U R
A
E
E
F R
L U
N
K
S L
J O
P
R U
T
E
R
L O
L
B A
N
R D
I
A U
L
T H
O
A
UM
S E
I
A S
H E
O
I G
T
K
H N E
A E R
T
N
T I
K R U
Y E S
S
KOR
E R
R
C
K T E
A Z
E
F
S P
S A T
T
A I D
E N A
N
M
N
S
K
A
R
O
O
O
P
A
R
C W
HO E H
L A
O
B R U T U
EWE
A
E
T E
M M I S
A P I T E
N M N
A E ON
A D S T E
R
A V E
C I
E
A N N A N
N
T T
P O L
T
A R A S I
MA S E
R A K
T
St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8
E
S
S
S
E
L
A
R
A
S
P
E
T
R
I
MARIA HEIMSUCHUNG
GU
L
S T
I
M
NO
N
I
G
E
B R
P A
B
KO
R
S T
S
T E N
E K
A A T
N
U T L
N E
D
F
A T I
L I A
K
L
GO
A U N
S
S S A
H
C
H L
M N
U N T
ME
T AG
P RO
K
R U S
O S
A
D
E N N
ON A
T
S
V O
L EM
N
R E N
K
H
I T
D
Z
O T A
MA N
L
B
L E GA T
R U N
U
A S K E T
M K
S E
S I L O
E
N S T U RM
D AM M
Z U
T
L
N I X E N
B I
T I V
S AO
K
V I S I ON
I T E N T
S
G
E A
H U P E
R
E K A L OG
B A L G
R
G E R T E
MAXIMILIAN KOLBE
Alsack/Mals: Maria Elisabeth Paulmichl
geb. Habicher (92), hinterl. vier Kinder mit Familien
Geiselsberg: Franz Pörnbacher (91), hinterl.
sechs Kinder mit Familien; Christian Schnarf
(45), hinterl. die Frau, zwei Kinder, die Eltern
und drei Geschwister
Mals: Elisabeth Thurner geb. Wieser (84),
FG-Mitglied, hinterl. den Mann und Kinder
mit Familien
Montan: Helene March (97), hinterl. vier
Auflösung des Kreuzworträtsels auf Seite 36
46
Juli 2012
gebetsmeinung von Papst benedikt xvi.
• Dass alle Arbeit finden und diese stabil und sicher ausüben können.
• Dass christliche Volontäre, die in der Mission tätig sind, die Liebe Christi bezeugen.
totengedenken
Juli/August 2012
47
Herr, schenk ihnen Deinen ewigen Frieden!
Kinder mit Familien; Berta Terleth (92), hinterl. drei Geschwister mit Familien; Hansjörg
Rizzoli (64), hinterl. die Gattin und drei Kinder
und eine Schwester
Morter: Rosa Bernhard (74), hinterl. den
Mann, einen Sohn mit Fam. und eine Tochter
Oberinn: Alois Innerhofer (95), hinterl.
fünf Kinder mit Fam.; Anton Mayr (89) hinterl.
die Frau, vier Kinder mit Fam. und den Bruder
Oberwielenbach: Stefania Wwe. Erardi geb.
Schuster (92), hinterl. acht Kinder mit Familien, Schwägerinnen, Nichten, Neffen und Patenkinder
Pens/Sarntal: Katharina Stuefer (100), hinterl. sechs Kinder
Reschen: Hochw. Eusebius Stecher (90),
hinterl. die Pfarrgemeinde; Katharina Telser
(91); Edith Prenner (51)
Saltaus: Ignaz Hofer (82), hinterl. die Frau
und vier Kinder mit Familien
St. Walburg/Ulten: Josef Paris (48), hinterl.
die Mutter und fünf Geschwister
Stuls/Passeier: Barbara Pfitscher geb. Grassl
(84), hinterl. eine Ziehtochter mit Familie
Tanas: Franz Steck (89), hinterl. die Frau,
drei Kinder mit Familien und zwei Schwestern
Terenten: Theresia Maria Somia Astner (62)
Trens: Anton Pedratscher (84), hinterl. die
Frau, eine Tochter und einen Sohn mit Familie
Unser Frau in Schnals: Pasqualia Raffeiner
Wwe. Weithaler (87), hinterl. drei Kinder mit
Familien; Maria Katharina Rainer Wwe. Götsch
(86), hinterl. neun Kinder mit Familien; Maria
Kofler Wwe. Santer (92), hinterl. acht Kinder
mit Familien
Uttenheim: Johann Corradini (85); Anna
Reichegger Wwe. Oberarzbacher (89); Marianna Waldner Wwe. Walcher (88)
Wangen/Ritten: Maria Wwe. Rungger geb.
Tammerle (91), hinterl. zehn Kinder mit Familien und drei Schwestern mit Familien
Weitental: Vinzenz Gasser (91), hinterl. drei
Geschwister und die Angehörigen
Danksagungen:
Gratsch: Ungenannt, als Dank dem hl. Antonius 50 €; Ungenannt, Spende für Gesundheit 50 €; Ungenannt, zu Ehren des hl. Antonius, der Gottesmutter Maria und der Armen
Seelen als Dank und zur Bitte für das gute Bestehen einer Prüfung 150 €
august 2012
gebetsmeinung von Papst benedikt xvi.
• … dass Inhaftierte gerecht behandelt werden und ihre Menschenwürde
geachtet wird.
• … dass junge Menschen, die zur Christusnachfolge berufen sind, bereit sind, das Evangelium
bis an die äußersten Grenzen der Erde zu verkünden und zu bezeugen.
sinn.bild
Symbole des Glaubens in unseren Kirchen
Im Römischen Reich durften siegreiche Kaiser oder Feldherren unter einem eigens für sie
erbauten Triumphbogen in die Stadt einziehen.
Dieses Bauwerk ist im Grunde ein großes gemauertes Tor mit einem oder mehreren Durchgängen. In Rom sind zum Beispiel noch der Titus- und der Konstantinsbogen erhalten.
Einen solchen Triumphbogen hat aber auch
die christliche Kirche. Denn sie ist nach dem
Muster einer antiken Stadt erbaut: Hinten befindet sich der Versammlungsplatz für das Volk
(Kirchenschiff), vorn stehen Haus und Thron
des göttlichen „Herrschers“ (Chorraum, Altar).
Der gemauerte Bogen am „Eingang“ zum Altarraum wird als Triumphbogen bezeichnet.
In frühchristlicher Zeit ist dieser Bogen eine
Querwand mit einer großen Öffnung, die den
Blick zur Apsis freigibt. Die der Gemeinde zugewandten Seiten sind meist mit kostbaren Mosaiken verkleidet. Später sind auf der Mauerfläche farbenprächtige Fresken zu finden (im Bild:
St. Peter in Gratsch bei Meran, die Malereien
entstanden um 1100). In vielen Kirchen in unserem Land ist auf dem Bogen auch ein Kreuz
angebracht – das sichtbare Zeichen für den Triumph Jesu Christi über den Tod.
Das Thema unserer nächsten Ausgabe:
„Hauptsache gesund“?

Documentos relacionados