Juli / August
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St. Antoniusblatt Poste Italiane SpA – Spedizione in Abbonamento Postale – D. L. 353/2003 (conv. in L. 27/02/2004 n. 46) art. 1, comma 2, CNS BOLZANO – Tassa pagata – Taxe Perçue 79. Jahrgang, Nr. 7/8, Juli/August 2012 Mesnerbote Worauf der Mensch hoffen darf Himmlische Aussichten 8 Klartext Kölns Kardinal Meisner zu den Angriffen auf die Handkommunion 33 Klangwunder Eine Reihe von historischen Kirchenglocken feiert ein rundes Jubiläum 40 Kurzweil Spaß und Unterhaltung mit unserem Roman und vielen Rätseln 2 zu dieser ausgabe thema LESENSWERT 9 Das Christliche in der Politik: ein Fazit der Karriere von Sepp Kusstatscher Von P. Robert Prenner 12 Unentbehrliche Helferin im Garten: rund um die Gießkanne Von Dr. Barbara Stocker 14 Zukunft der Seelsorge: Antworten auf Situationen, die nicht sein müssten Von Dr. Luis Gurndin 27 Kompass für ein Jahr: ein kreatives Jugendprojekt im Liebeswerk Von P. Dr. Paul Hofer St. Antoniusblatt, 79. Jahrgang, Nr. 7/8, 2012 – Monatszeitschrift für die Familie, Jahresmitgliedsbeitrag 18,00 Euro; Einzelnummer: 1,70 Euro. Sie unterstützen damit die Kapuzinerstiftung Liebeswerk, Meran. – Postkontokorrent Nr. 13013396 – Bankverbindung: Raiffeisenkasse Meran, Filiale Goethestraße 7/a, ABI: 08133; CAB: 58592; CIN: M; K/K: 000030120006; IBAN: IT14M0813358592000030120006; SWIFT-BIC: ICRAITRR3PO. Zuschriften an: Mediumservice Kapuzinerstiftung Liebeswerk – Goethestraße 15 – 39012 Meran, Tel. 0473/204500 – Mail: [email protected] Laut Gesetzesdekret vom 30. Juni 2003, Nr. 196, Art. 7 und 13, bestehen nun verschärfte Bestimmungen bezüglich des Datenschutze. Demnach wird darauf hingewiesen, dass alle bei Athesiadruck oder bei der Kapuzinerstiftung Liebeswerk gespeicherten Adressen (Förderinnen, Förderer und Einzelabnehmer der Zeitschrift St. Antoniusblatt) die sofortige Löschung ihrer Adresse verlangen können. Nähere Informationen erhalten Sie bei: Sekretärin Monika Pichler, Kapuzinerstiftung Liebeswerk, Goethestraße 15, 39012 Meran, Tel. 0473/204500, E-Mail: [email protected]. Das „St. Antoniusblatt“ erscheint monatlich. Eigentümer und Herausgeber: Kapuzinerstiftung Liebeswerk, Meran. Verantwortlicher Schriftleiter: Mag. Martin Lercher, Bozen. Druck: Athesiadruck GmbH, Bozen. Eintragung Tribunal Bozen, Reg.-Nr. 16/48. – SPED. IN. A.P. – ART. 2 COMMA 20/C LEGGE 662/96 – Filiale Bozen. Eingetragen bei USPI Rom. Titelbild: Erich Rainer, Neumarkt St.St. Antoniusblatt – Heft Nr.Nr. 7/87 Antoniusblatt – Heft Liebe Leserin, lieber Leser! „Lebe jeden Tag, als wäre er dein letzter.“ Oft wird dieses Lebensmotto in Fragebögen genannt und in Büchern als hilfreiche Weisheit weitergegeben. Bisher schien es mir durchaus recht klug. Es ruft doch in Erinnerung, dass die Lebenszeit nicht verplempert und jeder Tag gut genützt werden soll. Inzwischen setze ich aber zumindest ein Fragezeichen hinter diesen Satz. Und dass, seit ich in einem Buch von einer Frau las, die ihre krebskranke Tochter pflegt und mit ihr die letzten Wochen und Tage erlebt. „Wir stellen uns vor, wir leben für immer und haben endlos viel Zeit. So können wir entspannt und ruhig sein, unsere Seele baumeln lassen“, sagt die Frau in dem Buch. Ja, das stimmt! Der Gedanke, dass dieser Tag unser letzter sein könnte, schafft Stress. Da muss noch alles schnell hineingepackt, da darf keine Minute vergeudet werden! Sich wie diese Mutter vorzustellen, „dass wir für immer leben“: Für Christen ist das kein psychologischer Trick, sondern eine Wahrheit. Der Glaube daran, dass der Tod nicht das Leben beendet, sondern ein neues Leben eröffnet, lässt das Leben aus völlig neuer Perspektive sehen. Gelassener und ruhiger lässt sich vieles angehen – und manches leichter ertragen. Denn es steht fest, dass das Gute das letzte Wort hat. Und das Beste noch nachkommt. „Wir haben endlos viel Zeit, so können wir die Seele baumeln lassen“: Vielleicht ist das auch ein christliches Motto für Urlaubswochen oder zumindest eine kleine Verschnaufpause in den Sommermonaten Ihr Glaube thema Juli/August Juli 2010 2012 3 Alte Worte in neuen Worten (7): Heil und heilig Heraus aus dem Unheil der Welt In Gebeten, Kirchenliedern, Bibeltexten und Predigten werden theologische Begriffe gebraucht, die viele Menschen von heute nicht mehr auf Anhieb verstehen. Was ist etwa gemeint mit Begriffen wie Gnade, Barmherzigkeit, Sünde, Opfer? In einer Serie erklärt das „St. Antoniusblatt“ diese alten Worte in neuen Worten: Wo kommen sie her? Was bedeuten sie für die heutige Zeit? Im siebten Teil: Was meinen wir mit Heil und was ist heute noch heilig? Von P. Robert Prenner „Die Welt wird mit jedem Tag schlechter!“ So klagen nicht wenige Menschen. Wenn man sich ein bisschen umhört oder umsieht, scheint es zu stimmen: Rücksichtslosigkeit und Egoismus, Betrug und Korruption, Hass und Gewalttaten bestimmen das Zeitgeschehen. Wir fragen uns manchmal: Warum geschehen so furchtbare Verbrechen? Warum wird so viel geweint? Wir haben oft den Eindruck: Das Böse beherrscht die Welt, dieser Macht kann sich niemand entziehen. Der Mensch scheint dem Unheil ausgeliefert zu sein. Wie geht es uns mit dem Wort „heilig“? Manche werden sagen: Nichts für mich! Das Wort wird ja auch ziemlich inflationär verwendet: Heilige Schrift, Heiliger Vater, Heiliger Stuhl. Auch mit dem häufig verwendeten Begriff „Heil“ können viele nicht recht viel anfangen. Was ist aber damit gemeint? Geschichte des Unheils Haben die Pessimisten also recht? Was sagt der christliche Glaube dazu? Die Kirche nennt diese allgemeine Verflochtenheit mit dem Bösen „Erbsünde“. Damit ist gemeint: In uns allen herrscht ein Zwiespalt zwischen Gut und Der Mensch ist nicht festgekettet an Leid und Tod dieser Welt, sondern er kann Heil(ung) erfahren. Foto: ler 4 Glaube Böse, die Verflochtenheit in das Böse wurde uns gleichsam in die Wiege gelegt. Der hl. Paulus umschreibt das einmal so: „Das eine möchte ich, aber das andere tue ich.“ Zugleich sehnen wir uns aber nach einer Welt ohne Verbrechen, ohne Sünde, wie sie ursprünglich war; nicht umsonst ist das Wort Paradies in aller Munde, nicht bloß auf Werbeprospekten. Wie aber kann der Mensch diesem Teufelskreis, diesem Unheil entrinnen? Nicht wenige suchen das Heil in der Esoterik. Astrologie, Yoga, Tarot, Reiki, Reinkarnationslehre... Wie auf einem Basar wird dazu eingeladen, vom vielfältigen Heilsangebot Gebrauch zu machen. In Gesprächen mit Menschen, die eine esoterische Suche begonnen haben, spürt man eine Sehnsucht nach Ganzwerden, nach Harmonie mit sich selbst und der Schöpfung. Nach St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8 dem Motto „Entdecke Gott in dir selbst!“ will die Esoterik Menschen zu höherer Erkenntnis und zu mystischen Erfahrungen führen. Es bleiben aber Fragen: Wer befreit uns von Schuld und Sünde? Was ist, wenn Hoffnungen zerbrechen, wenn sich Krankheiten einstellen? Wer schenkt Hoffnung über den Tod hinaus? Von sich aus ist der Mensch dazu nicht im Stande. Folgen dieser „Erbsünde“ sind viele Nöte des Menschen: Schuld und Sünde, Einsamkeit, Vergänglichkeit, Sinnlosigkeit und Leid. Und das Leid gipfelt im Tode, der niemand erspart bleibt. Und es kann wohl kein gelingendes Leben geben ohne Aussöhnung mit dem eigenen Tod. Die Heilige Schrift beschreibt die Unheilssituation des Menschen mit Begriffen wie „Finsternis“, „Knechtschaft der Sünde“. Zugleich Heilsame Lebenskräfte fördern 1. Vergewissern Sie sich immer wieder, dass Gott Sie zu einem Leben in Fülle berufen hat. 2. Lernen Sie das Staunen angesichts der Vielzahl der gottgeschenkten Möglichkeiten, das Leben zu meistern. 3. Orientieren Sie sich an Ihren Ressourcen, Charismen, Stärken und Fähigkeiten. Defizite sind sehr selten interessant. 4. Betrachten Sie die unvermeidlichen Belastungen des Lebens nicht als „Stress“, sondern als Herausforderungen zu Wachstum und Reifung. 5. Tragen Sie Sorge für Ihre Freundschaften, lassen Sie sich ihre wertvollen Beziehungen auch viel kosten. 6. Überlegen Sie, in welchen Bereichen Ihres Lebens Sie Ihre Selbstverantwortung und die Verwirklichung Ihrer Ziele und Entscheidungen verstärkt entwickeln möchten. 7. Verwenden Sie auch Energie dafür, die Lebensbedingungen in Ihren Dörfern, Pfar- reien, Diözesen und Gemeinschaften gesundheitsförderlicher zu gestalten. 8. Trauen Sie Ihrem Glauben zu, dass er die Macht hat, all Ihre verschiedenen Lebenseinstellungen und Verhaltensweisen des Alltags zu prägen und – wenn nötig – zu verändern. Üben Sie ein, was der Glaube Ihnen zu leben vorschlägt. 9. Befreien Sie sich von dem heute allgegenwärtigen „Zwang zum Glücklichsein”. Gott gibt Ihnen die Erlaubnis zum Fragment. Sie sind ein geliebter Mensch in Ganzheit und Zerbrechlichkeit. 10. Lassen Sie sich niemals die Freude an der Hingabe nehmen. Im Gegenteil: Trauen Sie der Verheißung: Wer sein Leben hingibt, wird es empfangen. Christoph Jacobs, „Auf der Suche nach dem heilen Menschsein“ im Don Bosco Magazin Juli/August 2012 glauben 5 „Sakramente wollen heilen und die Kraft geben, dem Bösen zu Foto: ler widerstehen.“ heißt es: „Gott will, dass alle Menschen das Heil erlangen“, (1 Timotheus 2, 4). Deshalb hat Gott seinen Sohn als Erlöser in die Welt gesandt, er ist für uns durch seinen Tod und seine Auferstehung zum „Urheber des ewigen Heils“ geworden (Hebr 5, 9). Christus ist als „Licht in der Finsternis“ erschienen, um uns mit Gott zu versöhnen, von der Knechtschaft der Sünde zu befreien und Hoffnung über den Tod hinaus zu schenken. Er bezeichnet sich als „guter Hirte“, der nur das Wohl seiner Schafe sucht. Christus will die Liebe Gottes anbieten und uns die wahre Freiheit schenken. Wir sind nicht ohnmächtig dem Bösen ausgeliefert, Christus begegnet uns heute in den Sakramenten, er will uns heilen und die Kraft geben, dem Bösen zu widerstehen. Wenn sich der Mensch verwandeln lässt Die Erlösung durch Jesus Christus eröffnet einen Weg, um sinnvoll und als freie Menschen leben zu können. Die Heilige Schrift berichtet oft, wie Menschen verwandelt wurden, nachdem sie Jesus begegnet waren. Da ist etwa Zachäus, jener neugieriger Oberzöllner, den Jesus aus Einsamkeit und Habgier erlöste und der Jesus dann voller Freude in sein Haus aufnahm. Zur Vollendung kam die vergebende Liebe Jesu in seinem Tode am Kreuz. Im Grunde geht es uns Menschen angesichts von Gut und Böse, Liebe und Hass, Leben und Tod, um die Fragen: Bin ich geliebt? Bin ich gewollt? Werde ich gesehen? Bin ich angenommen? Bin ich wichtig und wertvoll? Bin ich zur Liebe und damit zum Leben befreit? „Der Mensch ist des Menschen Arznei“, sagt man. Menschen geben Heil weiter, heilen andere, indem sie sich Zeit nehmen, zuhören und nicht weggehen, wenn es schwierig wird. Schon allein die tröstende Bemerkung „Ich denke an dich“ hat heilende Wirkung. So verstanden ist Seelsorge nicht nur Aufgabe von Fachleuten. Menschen begegnen einander im Alltag. Sie leben miteinander, können sich Vertrauen und Zeit schenken und so dafür Zeugnis geben, dass Gott die Liebe ist. 6 glauben St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8 Zum Fest Mariä Aufnahme am 15. August Das Fest des offenen Himmels Die Gottesmutter Maria wurde mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen. Sie hat das Ziel schon erreicht, dem wir alle zustreben. Der Himmel steht uns allen offen. Diese Zusage feiert die Kirche am 15. August. Im Kirchenlied besingen wir Maria als die „erhab’ne Frau und Herrscherin“. Dabei war Maria weder erhaben noch herrschend. Zur „Hohen Frau“ wurde die Frau aus Nazareth nicht durch mächtiges und abgehobenes Auftreten, auch nicht durch ruhmvolles Heldentum. Was sie „emporgehoben“ hat, war ihr unbedingtes Ja zum Willen Gottes; dieses Ja ohne Hintergedanken und Anspruch auf Lohn ließ „Der unstillbare Hunger des Menschen kann mit rein irdischen Gütern nicht gestillt werden.“ Foto: Erich Rainer Gott in ihr Mensch werden. Dieses Ja hat ihr den Himmel geöffnet. In den Himmel kommen zu wollen ist für viele Menschen unserer Zeit kein Thema mehr, geschweige denn, dass eine Sehnsucht nach dem Himmel im Herzen der Menschen wäre. Unsere Zeit hält wenig von diesen Träumen, sie ist geprägt von einer Kultur, die Himmel, Hölle und Fegfeuer ins Museum verbannt hat. Die Religion vertröste nur auf ein ungewisses Jenseits und wolle uns um das bisschen Lebensfreude bringen, meint der moderne Mensch. Daher sei dieses Leben voll auszukosten, das Nachher sei uninteressant. Wenn das Leben zum Erlebnisstress wird Dieses Lebensmodell beruht auf zwei Säulen: Solange ich gesund bin und etwas leiste, bin ich etwas; ist das nicht mehr der Fall, hoffe ich auf einen schnellen und schmerzlosen Tod: So wird das Leben zum Erlebnisstress, zur letzten Gelegenheit, die es zu nutzen gilt. An sich hat doch jeder Mensch einen unstillbaren Hunger nach der Erfüllung all seiner Wünsche, über den Tod hinaus. Wenn aber dieses Bedürfnis mit rein irdischen Gütern gestillt wird, sind Angst und Einsamkeit die Folgen. Sich nach dem Himmel zu sehnen, bedeutet noch lange nicht, dass ich dieses Leben hier auf Erden nicht ernst nehme. Ganz im Gegenteil: Wer nach dem Himmel strebt, versucht hier auf der Erde sein Leben so zu gestalten, dass er sich des Himmels würdig erweist. Schauen wir auf die Heiligen. Sie hatten große Sehnsucht nach dem Himmel und haben gerade deshalb Großes auf dieser Erde getan. Sie haben ein Stück Erde zum Positiven gewandelt. Juli/August 2012 glauben 7 Maria ist im Himmel. Sie ist mit Leib und Seele bei ihrem Sohn. Sie ist in Gott vollendet. Sie ist bei Gott geborgen und glücklich. Maria ist das Urbild der Kirche. So wird sie von uns verehrt. Das ist etwas Tröstliches, weil an Maria abgelesen werden kann, was der ganzen Kirche, was also uns allen verheißen ist und was sich auch an uns erfüllt. Sterne als Schmuck für einen Menschen In der Lesung aus der Geheimen Offenbarung (Off 11, 16a; 12, 1–6a.10ab) am Fest Maria Himmelfahrt werden zwei Bilder einander gegenübergestellt. Auf der einen Seite die Frau, mit der Sonne bekleidet, den Mond zu ihren Füßen und einen Kranz von zwölf Sternen auf dem Haupt; auf der anderen Seite ein furchtbarer Drachen. Mit dieser Frau ist ursprünglich das von bösen Mächten bedrohte Volk Gottes gemeint. Schon früh wurde aber dieses Bild auf die Gottesmutter übertragen, sie ist die Verkörperung des Volkes Gottes. Dieses Bild ist deshalb so großartig, weil die ganze Welt, Sonne, Mond und Sterne gleichsam als Schmuck dieses demütigen, von Gott geliebten Menschen dienen. Dieses Denken war für die Menschen der damaligen Zeit etwas ganz Neues: Die Gestirne waren für sie göttliche Wesen, die das Geschick der Menschen bestimmen. Die Bibel sagt: Im Mittelpunkt stehen nicht die Gestirne, sondern der von Gott geliebte Mensch. Maria, die Begnadete, ist das Urbild aller Erwählten. Gott steht aber auch am Anfang jedes Menschen, ja, er hat uns von Ewigkeit her in seine Hand geschrieben. Wir alle haben einen Platz im Plan Gottes, mag die tägliche Aufgabe noch so klein und bescheiden sein. Das wirft ein neues Licht auf Maria und ihre Bedeutung bei der Vollendung des Alten und dem Beginn des Neuen Testaments. Maria hat ihr Ja zum Heilsplane Gottes gesprochen, Mutter des Messias zu werden. Diese Auserwäh- „Gott will uns bei sich haben“: Himmelfahrt Mariens von Kaspar Waldmann, 1708, Kapelle der Hofburg, Brixen. F.: AB lung eröffnet Hoffnung für uns sündige Menschen, auch des Heils teilhaftig zu werden. Künstler haben die Himmelfahrt Mariens häufig so dargestellt: Eine Frau schwebt nach oben, begleitet von Engeln. Unten schauen ihr die Jünger sehnsüchtig nach, oben wartet die Heiligste Dreifaltigkeit, um Maria zu empfangen. Dieses Bild sagt: Gott liebt uns, wir sind bei ihm erwartet. Er will uns bei sich haben. pr 8 glauben St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8 Der Kölner Kardinal Joachim Meisner über die Handkommunion „Was zählt, ist die ehrfurcht“ Bozen. Immer wieder erhält das „St. Antoniusblatt“ (anonyme) Briefe, in denen die Redaktion aufgefordert wird, die Handkommunion zu verurteilen und zumindest in der Zeitschrift solche Darstellungen zu vermeiden. „Wann gehört die Handkommunion der Vergangenheit an?“: Diese Frage stellte vor Kurzem ein Internetnutzer dem Kölner Kardinal Joachim Meisner. Dieser gab dazu die folgende Antwort: „Für Ihre Frage zur Handkommunion danke ich Ihnen. Viele Menschen vermuten ja, die Handkommunion sei eine Erfindung unserer Auch die gründliche Vorbereitung der Kinder auf die Erstkommunion trage dazu bei, die Ehrfurcht vor dem Sakrament zu fördern, sagt der Kölner Kardinal. Foto: ler Zeit. Vielmehr handelt es sich aber gerade bei der Handkommunion um die altkirchliche Form des Kommunionempfangs. Gegen Ende des 4. Jahrhunderts hat der heilige Kirchenvater Cyrill von Jerusalem die Neugetauften aufgefordert, dass sie beide Hände ausstrecken und mit der linken Hand einen Thron für die rechte Hand bilden sollen, um den Leib des Herrn in der Hl. Kommunion würdig zu empfangen. Diese Praxis lehrt auch der heilige Kirchenvater Johannes Chrysostomus. Erst im 8./9. Jahrhundert wurde die Mundkommunion allgemein eingeführt. Keine Pläne zur Abschaffung Während des Pontifikats von Papst Paul VI. (1963–1978) wurde die Handkommunion wieder erlaubt. Beide Formen sind heute möglich, um die Hl. Eucharistie würdig zu empfangen. Mir sind keine Pläne bekannt, dies zu ändern. Auch geht es meiner festen Überzeugung nach nicht darum, die seit den Vätern mögliche Praxis der Handkommunion zugunsten der Mundkommunion wieder abzuschaffen. Vielmehr muss es unser Ziel sein, die Ehrfurcht vor dem Empfang des eucharistischen Sakramentes neu zur Entfaltung zu bringen. Dazu gehört eine gründliche Vorbereitung der Kinder auf die Erstkommunion ebenso wie die immer wiederkehrende Thematisierung in Predigt und Katechese. Vor allem aber geht es um die Erneuerung unserer Haltung der Ehrfurcht vor dem Hl. Sakrament des Altares. Als Bischof möchte ich diese innere Wiederentdeckung der Ehrfurcht fördern. So ist ein würdiger und ehrfürchtiger Empfang der Hl. Kommunion in beiden Formen möglich.“ Juli/August 2011 thema 9 Menschen heute: der langjährige Politiker Sepp Kusstatscher Was ist das Christliche in der Politik? Villanders. Woran erkennt man eigentlich christliche Politiker? Am „C“ im Parteinamen? Das „St. Antoniusblatt“ ist auf Spurensuche gegangen und hat beim Südtiroler Politiker Sepp Kusstatscher nachgefragt. Von P. Robert Prenner Er leitet Wort-Gottes-Feiern und ist Präsident des Pfarrgemeinderates von Villanders, vor allem aber kann Sepp Kusstatscher auf eine beachtliche politische Karriere zurückschauen. Als Student war er Kultur- und Sozial-referent der Südtiroler Hochschülerschaft, 1973/74 deren Vorsitzender. In der Folge der Studentenrevolte von 1968 entwickelte sich die Hochschülerschaft zu einer echt politischen Verbindung: „Wir wehrten uns schon damals gegen die Trennungspolitik des Landes und waren für eine offene Diskussion in Sachen Universität in Bozen“, berichtet Kusstatscher. Freude über Niederlage bei der Wahl Nach dem Studium arbeitete er vorwiegend in der Berufsbildung, ab 1989 als Direktor der Berufsschule Brixen. Seine Heimatgemeinde berief ihn 1974 zum Bürgermeister. Dieses Amt bekleidete er bis 1985. In Villanders herrschten damals teilweise noch Zustände, fast wie in einem Entwicklungsland: 70 Prozent der Höfe hatten keine Zufahrtsstraße, es fehlten Wasserleitungen und Kanalisierung, 13 Höfe hatten noch keinen Stromanschluss. Kusstatscher: „Auch fehlte bis Ende der 1970er-Jahre einfach das Geld.“ Er trat den SVP-Arbeitnehmern bei. Diese überredeten ihn, 1988 für den Landtag zu kandidieren. Als Abgeordneter wich er oft von der Zwischen Rathaus, Berufsschule, Landtag und EU-Parlament: Nach einer abwechslungsreichen Karriere engagiert sich Sepp Kusstatscher heute auch als Präsident des Pfarrgemeinderates in Villanders. Foto: pr allgemeinen Parteilinie ab, was den Parteigranden nicht gefiel. 1993 wurde er knapp nicht mehr gewählt, „weil ich glaubte, nicht für mich persönlich fest werben zu müssen“. Er selbst sei über diese Niederlage nicht traurig gewesen. Seine beiden Töchter hätten gejubelt, weil sie nun den Vater öfter für sich hatten. 10 thema Kusstatscher kehrte wieder an die Berufsschule zurück. Als Berufsschuldirektor fühlte er sich vom Landeshauptmann öfters verfolgt und ausgegrenzt. Nach dem Parteiausschluss von Hubert Frasnelli verließ er selbst freiwillig die SVP. Er näherte sich immer mehr den Grünen. Bei ihnen kandidierte er 2003 wieder für den Landtag, mit der Bedingung, „keine Spitzenposition auf der Liste besetzen und keinen Euro für den eigenen Wahlkampf ausgeben zu wollen“. Trotzdem erhielt er nach Christl Kury die zweitmeisten Stimmen. Erfolge auf dem Parkett von Brüssel Aufgrund dieses Erfolges überredeten ihn die Grünen im Jahr 2004, für das Europaparlament zu kandidieren. „Ich wollte zunächst nicht, da ich nur wenig Englisch und kein Fran- St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8 zösisch spreche“, so Kusstatscher. Er kandidierte und erhielt doppelt so viele Stimmen wie Reinhold Messner fünf Jahre zuvor. In diesem Gremium von mehr als 700 Abgeordneten fühlte er sich bald wohl. Er konnte auch einige ganz konkrete Erfolge verbuchen: So ging zum Beispiel sein Antrag durch, dass vor einem eventuellen EU-Beitritt der Türkei zuerst die Armenierfrage geklärt werden müsse. Ebenso wurden auf seinen Antrag hin alle Verkehrsminister in den EU-Staaten in einem Dringlichkeitsbeschluss aufgefordert, sich gegen die Forderung der Internationalen Flugtransport Vereinigung nach Steuerbefreiung bei Flugbenzin weltweit zu stellen. Weiters gelang es ihm, das Grundeinkommen als Thema in die Agenda der EUKommission zu bringen. Was ist aber laut Kusstatscher das eigentlich Christliche in der Politik? Er wolle sein Christentum nicht zur Schau stellen, aber mit Parteien, die das „C“ (für christlich) in ihrem Parteinamen tragen, habe er öfters Probleme, nicht nur mit der alten DC in Italien. Im Europäischen Parlament stellte er einmal den Antrag, etwas in Sachen Steuergerechtigkeit zu unternehmen. Ein Abgeordneter der CDU (Christliche Deutsche Union) erklärte ihm aber, das sei ein Reizwort für seine Partei. Die EVP würde einem Antrag mit Forderung nach mehr Steuergerechtigkeit nie zustimmen. Darauf Kusstatscher: „Dann streicht doch schnell das ,C‘ aus eurem Parteinamen, denn Steuergerechtigkeit ist eine Voraussetzung für sozialen Frieden.“ „Bergpredigt ist brisante politische Botschaft“ „Ein Gremium, in dem ich mich wohlfühlte“: Sepp Kusstatscher als EU-Parlamentarier Foto: AB Jesus Christus habe bestimmt keine Rezepte für politische Programme oder Sozialarbeit liefern wollen, „doch die Bergpredigt ist eine brisant politische Botschaft, die das Leben verändern könnte“. Das Wort Jesu „Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, habt ihr Juli/August 2012 thema 11 Immer mehr würden auch Wissenschaftler dazu gedrängt, Gefälligkeitsgutachten zu erstellen. Ein sprechendes Beispiel dafür ist für ihn der Brenner-Basis-Tunnel, „der wie eine Kathedrale in der Wüste sinnlos ist, keine Verkehrsprobleme lösen wird und aus mehrerlei Gründen zum Scheitern verurteilt ist“. Ortskirche muss sich öfter einmischen „Familie hat mir im Laufe meiner beruflichen Laufbahn immer am meisten gegeben“: Sepp Kusstatscher mit der jüngsten Enkelin Foto: pr mir getan“, das sei eine konkrete politische Aufforderung zum Einsatz für die Ärmsten. Das eigentlich Christliche zeigt sich laut Kusstatscher, „wenn es um die Grundrechte und die Würde des Menschen geht“. Der SVP wirft Kusstatscher vor, sie habe sich immer mehr zu einer neoliberalen „Freunderl-Partei“ entwickelt, in der „immer mehr nur jene eine Chance haben, die ins Machtkartell passen“. In der EU würden rund 90 Prozent der Lobbyisten die Interessen der großen Konzerne vertreten und die Politik sowie die Medien beeinflussen. Und die Kirche, sollte sie politischer werden, fragt das „St. Antoniusblatt.“ Seine Antwort: „In die Parteipolitik soll sich die Kirche keineswegs einmischen. Die Trennung von Staat und Kirche ist sinnvoll und notwendig. Das heißt aber nicht, dass Christen und auch offizielle Vertreter der Kirchen sich nicht einmischen sollen, etwa wenn Zuwanderer diskriminiert werden oder wenn die Schöpfung zerstört wird.“ Die Kirchenleitung in Südtirol sei oft deshalb so zurückhaltend, weil sie wie viele Körperschaften und Verbände ein „Subventionsbetrieb des Landes“ geworden sei und es sich oft nicht leisten könne, deutlicher zu reden. 2009 ging Kusstatscher mit 38 Versicherungsjahren in Pension. In seinem Dorf hat er eine Reihe von Ehrenamtsaufgaben übernommen. Ein großes Anliegen ist ihm das Thema Grundeinkommen: „Das ist nicht utopisch. Brasilien hat es bereits in die Verfassung aufgenommen.“ Seit 2004 besteht ein weltweites Netzwerk Grundeinkommen. Er ist in einer Arbeitsgruppe, die für September 2012 in München den heurigen Weltkongress vorbereitet. Auf die Frage, was ihm von all den Tätigkeiten am meisten gegeben habe, antwortet Kusstatscher, ohne lange zu überlegen: „Meine Familie und meine Enkelkinder.“ 12 volkskunde St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8 Barbaras Fundstücke: Die Gießkanne Unentbehrliche Helfer im Garten Bozen. Wer jetzt durch unser Land wandert, geht oder fährt, wird sich an vielen Blumen, Bäumen und Sträuchern erfreuen. Rosen, Brennende Liebe, Gartennelke, Lampionblume, Lupine, Margerite, diese und viele andere Zierpflanzen zeugen von der Vielfalt. Heilpflanzen, Kräuter, Gemüse, Obst und Getreide, alles findet man in unseren Gärten, die für viele Menschen Orte der Erholung und der Freude sind. Sie würden aber nicht gedeihen ohne den grünen Daumen der Gärtnerin oder des Gärtners – und natürlich auch nicht ohne jene Stoffe, die es zum Gedeihen braucht. Von Dr. Barbara Stocker Das wichtigste Element für alle Arten von Pflanzen ist wohl das Wasser. Es ist eines unserer wertvollsten Güter überhaupt. Zu Recht wird es manchmal als „Gold des 21. Jahrhunderts“ bezeichnet. Denn Wasser ist rar, auch wenn wir meinen, es würde immer und ewig fließen. Vorhersagen zufolge wird es Kriege um das Wasser geben. Das wollen wir nicht hoffen und uns bewusst sein, mit diesem Gut vorsichtig und in Maßen umzugehen. Doch ich will heute nicht über das Wasser und seine Bedeutung für den Menschen schreiben, doch ich will auf einen Gegenstand zu sprechen zu kommen, der in keiner Wohnung oder in keinem Garten, wo es wächst und gedeiht, fehlt: auf die Gießkanne. Ein Gefäß für alle Fälle Ein Kunstwerk: Pierre-Auguste Renoirs „Mädchen mit Gießkanne“ aus dem Jahre 1876 Foto: AB Die Bestandteile einer Gießkanne sind ein Gefäß, ein Griff, ein Gießrohr und meist auch ein Brausemundstück, das man bei Bedarf auch entfernen kann. Heute sind Gießkannen aus Plastik überall erhältlich und in vielen verschiedenen Formen und Farben vorhanden. Sie haben die gute alte Gießkanne aus Metall verdrängt, die lange Zeit in jedem Garten stand und nicht umzubringen war. Obwohl sich die Kannen im Laufe der Zeit verändert haben, so sind sie in der Grundform doch gleich geblieben. Nur die Brauseköpfe wurden verbessert und weiterentwickelt. Für Zimmerpflanzen gibt es natürlich kleinere Modelle an Gießkannen, für die Balkonkästen bedarf es größerer Exemplare. Selbst Kinder, die auf den Bauernhöfen mitarbeiteten, lernten schon früh mit einer Gießkanne umzugehen und den Bauerngarten vorsichtig zu gießen. Juli/August 2012 volkskunde 13 Unverwüstlich: Im Gegensatz zu den heutigen Plastikversionen versehen Gießkannen aus Metall über Jahrzehnte ihren Dienst. Foto: AB Die Gießkanne fand sogar Eingang in die Kunst. Pierre-Auguste Renoir hat auf einem seiner Kunstwerke ein Mädchen mit einer Gießkanne dargestellt. Wenn es in der Politik heute heißt, dass die Gelder nach Gießkannenprinzip verteilt werden, so ist diese Bezeichnung wohl auch auf die Gießkanne, zurückzuführen. Bevor es im 19. Jahrhundert die Gießkanne gab, wurde das Wasser in Kübeln, Kannen und Krügen aus Ton getragen. Heute sind die Vorreiter der Gießkanne Museumsstücke, auch Schneiderkannen gehören zum Inventar mancher Museen, besonders in Deutschland, wo diese legendäre Gießkanne hergestellt wurde. Eine Marke ist Sammelobjekt Die Kanne tut also nicht nur als Gerät zum Bewässern von Pflanzen ihren Dienst. Sollte beim Sommergrillen im Garten etwas schiefgehen, ist eine mit Wasser gefüllte Gießkanne auch von Vorteil, um zu löschen. Eine Gießkannenmarke hat es zum Sammelobjekt geschafft: die Schneider-Gießkanne. Umgangssprachlich hieß sie in Deutschland auch Schneiderkanne. Sie kam 1876 auf den Markt, im 20. Jahrhundert bekam sie das Emblem der Herstellerfirma ins Blech eingeprägt. Die Kannen waren vollverzinkt. Da sie so robust waren, fand man sie vor allem auch dort, wo sie der Witterung ausgesetzt waren, so auf vielen Friedhöfen. Ein Blickfang: Die verzinkten Gießkannen aus dem Hause Schneider sind begehrte Sammelobjekte. Foto: AB 14 aktuell St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8 Der Theologe Luis Gurndin über Chancen und Risiken der Seelsorgeeinheiten „Situation wäre nicht notwendig …“ Brixen. In der Juni-Ausgabe hat das „St. Antoniusblatt“ mehreren Seelsorgern die Frage gestellt: „Wie geht es, Herr Pfarrer?“ Dazu haben uns auch die Dekane Walter Visintainer (Leifers) und Stefan Hainz (Mals) ihre Antworten zugeschickt (siehe Seiten 17 und 18). Und der Brixner Pastoraltheologe Dr. Luis Gurndin hat speziell zu den Chancen und Risiken der Seelsorgeeinheiten seine Überlegungen angestellt. Gurndin kennt Freuden und Mühen des Pastoralen nicht nur aus Lehrbüchern, denn er ist seit 2001 Pfarrer von Tils und Tschötsch und Moderator des Pfarrverbandes Brixen-Süd. Von Dr. Luis Gurndin Auslöser für die Umstrukturierung der Seelsorge ist der Priestermangel, mit dem sowohl die Rolle des Priesters als auch die Rolle der Laien eine unvermeidliche und notwendige Änderung erfahren: Ein Pfarrer ist für mehrere Pfarreien zuständig, muss also durch Mitarbeit von Laien in den einzelnen Pfarreien teilweise Entlastung erfahren. Kirche macht Trend zur Anonymisierung mit Daraus ergibt sich die Gefahr der Überforderung bei den bereits im Dienst stehenden Priestern sowohl hinsichtlich der Mehrarbeit als auch im Hinblick auf die Herausforderungen der bisher nicht oder zu wenig oder anders eingeübten Zusammenarbeit mit Laien; andererseits besteht die Gefahr der Abschreckung von möglichen Priesteramtskandidaten, die ja vor der Perspektive stehen, am Zeitpunkt ihres Dienstantritts für noch mehr Pfarreien verantwortlich zu sein. Die „Gefährdung der gewachsenen örtlichen Gemeinschaften beim Rückgang der sonntäglichen Eucharistiefeier“ beobachtet der Brixner Pastoraltheologe und Pfarrer Luis Foto: Presseamt der Diözese Gurndin mit Sorge. Damit im engen Zusammenhang steht das Problem der Unüberschaubarkeit des jeweiligen Seelsorgebereichs. Seelsorge lebt ja wesentlich von guten Gesprächen auf der Grundlage gelingender zwischenmenschlicher Beziehungen. Und die Pflege solcher Beziehungen und das Führen von Gesprächen braucht Zeit. Statt der allgemeinen Globalisierung, „Vernummerung“ und Anonymisierung in unserer Gesellschaft gegenzusteuern, machen wir den allgemeinen Trend mit. Die Präsenz von Priestern in der Gesellschaft kann schön langsam schon rein „geografisch-logistisch“ außerhalb Juli/August 2012 von offiziell-institutionellen Anlässen kaum mehr wahrgenommen werden. Das größte Problem sehe ich in der Gefährdung der gewachsenen örtlichen Gemeinschaften beim Rückgang der sonntäglichen Eucharistiefeier: Wenn wir uns als „eucharistische Kirche“ definieren, wird schwer vermittelbar, warum wir die unter schwerer Sünde vorgeschriebene Teilnahme an der wöchentlichen sonntäglichen Eucharistiefeier zu Gunsten eines von Menschen gemachten Gesetzes „aufweichen“. Gewiss hat die zurzeit in Gang befindliche – und auch notwendige – Umstrukturierung auch ihre Chancen: Sie fördert das Bewusstsein der Mitverantwortung und die Motivation zur Mitarbeit bei mehr Gemeindemitgliedern und damit auch eine Entlastung der Priester. Sie bildet ein Netz, das in organisatorischer Hinsicht Halt bietet. Der Pfarreienrat kann diese Vernet- aktuell 15 zung verschiedener Pfarreien untereinander durch Förderung und Steuerung der Zusammenarbeit stärken. Damit • kann das traditionelle Kirchturm- und Rivalitätsdenken zumindest etwas relativiert werden; • wird die Finanzierung von hauptamtlichen Diensten und von gemeinsamen Bildungsangeboten erleichtert; • können durch gezielte Bündelung von ehrenamtlicher Mitarbeit in bestimmten Bereichen (zum Beispiel Verwaltung, Öffentlichkeitsarbeit, Kinder- und Jugendarbeit, Caritasarbeit) die einzelnen Pfarreien entlastet werden; • können sich über die Pfarrgrenzen hinweg Gruppen mit gemeinsamen Interessen und Bereitschaft zum gemeinsamen Mittragen von Diensten treffen; „Die Seelsorgeeinheiten sind in der derzeitigen Situation notwendig, allerdings wäre meines Erachtens die Situation nicht notwendig“: Einen Grund für den Priestermangel und die damit schwierigere Situation in der Seelsorge erkennt Gurndin in den geltenden Zulassungsbedingungen zum Weiheamt (im Bild: Priester im Dom von Brixen). Foto: ler 16 aktuell St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8 • kann die nach meinem Empfinden in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil zu starke Zentrierung auf die Territorialpfarrei etwas „aufgeweicht“ werden. Eine besondere Chance sehe ich in der möglichen und wünschenswerten Aufwertung von Wort-Gottes-Feiern, die sich als unmittelbare Folge des Priestermangels und der daraus folgenden Unmöglichkeit ergibt, auf Dauer jeder Pfarrgemeinde an jedem Sonn-und Feiertrag eine Eucharistiefeier garantieren zu können. Das sollte freilich nicht dazu führen, dass die Gemeindemitglieder zur Messe in die Nachbarpfarreien „auswandern“, sondern dass sich die Gemeinde trotzdem in ihrer Kirche zum Gottesdienst versammelt, und dann eben zu einer Wort-Gottes-Feier, wodurch – gewiss aus der Not heraus – die Wertschätzung des Wortes Gottes als Ort der Gottesbegegnung eine durchaus auch notwendige Aufwertung im Bewusstsein der Gemeinde erfahren könnte. „Müssen uns laufend in den Prozess einbringen“ Wenn der Zusammenschluss mehrerer Pfarreien zu einer Seelsorgeeinheit Formen der Zusammenarbeit zwischen den Pfarreien und der Offenheit von Pfarrei bzw. Gemeinde erleichtert, so ist das durchaus zu begrüßen. In Richtung solcher Zusammenarbeit müsste zukunftsträchtige Seelsorge freilich auch ohne die Seelsorgeeinheiten gehen. Von daher kann ich von meinen kritischen Anmerkungen nichts zurücknehmen. Es ergibt sich leider auch hier wieder der allzu oft berechtigte Eindruck, dass (Amts-)Kirche angesichts der in Krisen sichtbar werdenden Zeichen der Zeit nicht agiert, sondern reagiert und damit unnötig Kräfte lähmt und Energien bindet. Die Ursachen für den Priestermangel werden einseitig beim „Glaubens-“ und „Ge- Der Priestermangel dürfe nicht einseitig mit einem „Gläubigenmangel“ erklärt werden, argumentiert Gurndin: Auch die Amtskirche trage zur Nachwuchskrise bei. Foto: Erich Rainer meindemangel“ im Volk Gottes gesehen, der dazu führe, dass viele der konkret Berufenen dem Ruf Gottes leider nicht folgen. Meine Meinung zur Umstrukturierung in Seelsorgeeinheiten war von Anfang folgende: „Die Seelsorgeeinheiten sind in der derzeitigen Situation notwendig, allerdings wäre meines Erachtens die Situation nicht notwendig.“ Aber da die Situation so ist, wie sie ist, erweisen wir den Gemeinden und der Seelsorge im Augenblick den besten Dienst dadurch, dass wir – jeder und jede nach Maßgabe der eigenen Möglichkeiten – uns in den laufenden aktuell Juli/August 2012 17 Die Dekane Walter Visintainer (Leifers) und Stefan Hainz (Mals) „Wie geht es, Herr Pfarrer?“ Dekan Walter Visintainer Wie geht es, Herr Pfarrer? Es geht mir, trotz der vielen Verpflichtungen, gut. Ich habe mich so langsam in die mir zusätzlich anvertrauten Pfarreien eingelebt und eingearbeitet. Alle vier Pfarreien haben ihre Eigenheiten und Eigengesetzlichkeiten. Arbeiten in der einen Pfarrei die Mitarbeiter sehr selbstständig, warten in der anderen Pfarrei die Mitarbeiter auf konkrete Anweisungen, um sich in Bewegung zu setzen. Ist die eine Pfarrei gut organisiert und sind die Mitarbeiter gut aufeinander eingespielt, so hapert es diesbezüglich in der nächsten Pfarrei. Leider gibt es immer wieder Unstimmigkeiten zwischen einzelnen Mitarbeitern, die das Arbeiten erschweren. Alte Verletzungen, Neid und Eifersucht verhindern ein gutes Miteinander. Manchmal habe ich den Eindruck, wie eine Feuerwehr zu sein, die sich mit dem Aufflammen und manchmal sogar Verschärfen von Konflikten zu beschäftigen hat. Mehr Besucher beim Gottesdienst In einer der Pfarreien hat seit Herbst die Besucherzahl bei den Sonntagsgottesdiensten zugenommen – zur Freude der „treuen“ Messbesucher, die immer da sind. Dieser Umstand gibt dem Pfarrgemeinderat und den Mitarbeitern neuen Schwung und stärkt ihre Motivation. Im Bereich der Jugendpastoral haben wir im Dekanat entdeckt, dass junge Menschen sehr wohl am Glauben interessiert sind und dass es unsere Aufgabe ist, jugendgerechten Formen von Liturgie und Gebet anzubieten. Dekan Stefan Hainz „Manchmal wie eine Feuerwehr“: Walter Visintainer, 1990 zum Priester geweiht, ist seit 1998 Dekan von Leifers sowie Pfarrer von Branzoll, Pfatten und Seit Foto: Diözese Wie geht’s, Herr Pfarrer? Diese Frage stelle ich mir regelmäßig, wenn ich mich mit meiner geistlichen Begleitung zu einem geistlichen Gespräch treffe und mein Leben mit seinen Höhen und Tiefen, mit seiner Freude und seinem Leid darin vor Gott zur Sprache bringen darf. Wenn ich in die Zukunft unserer Kirche schaue, dann stelle ich mir öfter die Frage: Wie wird es mit unserer Kirche weitergehen angesichts des dramatischen Priesterrückgangs, angesichts der abnehmenden Beteiligung an den Sonntagsgottesdiensten und der gelebten Glaubenspraxis, am stark schwindenden Glaubenswissen ...? 18 aktuell Unser Bischof Ivo Muser hat in letzter Zeit öfters betont: In den nächsten Jahren wird unsere Diözese ein völlig neues Aussehen erhalten. In diesem Zusammenhang stelle ich mir auch die Frage: Was will uns der Herrgott mit dieser Situation in unserer Zeit sagen? Was hat er mit uns vor? Wo will er uns hinführen? Ein Blick in die 2000 Jahre Kirchengeschichte macht mir immer wieder Mut und schenkt mir das Vertrauen, dass der Herr, der die Kirche in der Vergangenheit geführt hat – auch durch stürmische Zeiten – , sie auch in der Gegenwart führt und sie auch in der Zukunft nicht allein lassen wird. Er ist der oberste und verantwortliche Hirte seiner Kirche, wir sind nur seine „Zuhirten“. St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8 „Das gut machen, was gerade anfällt“: Stefan Hainz, Weihejahrgang 2000, ist Dekan von Mals sowie Pfarrer von Planeil, Tartsch und Schleis; er ist zudem Pfarrseelsorger Foto: privat von Laatsch und Dekanatsjugendseelsorger. Viele ermutigende Zeichen Ich darf feststellen, dass es auch viele positive, schöne und ermutigende Zeichen in der Kirche unserer Zeit gibt: Es sind viele, denen der Glaube und die Glaubensweitergabe ein echtes Anliegen sind, es gibt auch in den Pfarrgemeinden, die ich betreuen darf, viele, die sich einsetzen und Verantwortung übernehmen, sei es in den verschiedenen Gremien, in der Gestaltung von Gottesdiensten, im caritativen Bereich, in der Verkündigung... Das freut mich, ebenso, wenn mir selbst etwas gut gelungen ist und ich spüre, dass das bei Menschen und in der Pfarrgemeinde gut angekommen ist und etwas bewirkt hat und bewirkt. Wenn ich Probleme habe oder wenn mich Sorgen bedrücken, bin ich froh, dass ich das in der geistlichen Begleitung oder im Austausch mit Menschen und Freunden besprechen kann – das entlastet und ist für mich wichtig. Bei Spaziergängen in der Natur oder Wanderungen am Berg kann ich immer wieder ausspannen, abschalten und neu auftanken und kehre so mit neuer Energie, Motivation und Freude zu meiner Arbeit zurück. Auch die Eucharistiefeier, die Stille Anbetung vor dem Allerheiligsten und das Gebet sind für mich wichtig und Kraftquelle. Öfters sage ich mir: Es gilt vor allem, bewusst in der Gegenwart zu leben und zu versuchen, das gut zu machen, was gerade anfällt. Denn die Vergangenheit ist bereits vergangen, und die Zukunft ist noch nicht da. Aufgelesen „Alle Ängstlichkeit kommt vom Teufel. Der Mut und die Freundlichkeit sind von Gott.“ Novalis (Friedrich Leopold Freiherr von Hardenberg 1772–1801), deutscher Dichter volkskunde Juli/August 2012 19 Ein Buch über unsere Bergwallfahrten Dem Himmel ein Stück näher „Wie ein Leuchtturm des Glaubens“: Vom Kirchlein St. Martin am Kofel über Latsch ist der Autor geradezu begeistert. Foto: ler Innsbruck/Bozen. Der leidenschaftliche Wanderer und Fotograf Knut Jakubetz hat im Tyrolia-Verlag ein sehr persönliches Wallfahrtsbuch verfasst. Darin stellt er die schönsten Bergwallfahrten in Bayern, Österreich und Südtirol vor. chen Unterschiede zwischen ,Pilgern‘ und ,Wallfahrten‘ in unserer Zeit zunehmend verschwinden“. Entscheidend sei immer die eigene Einstellung und innere Bereitschaft, damit aus einer Wanderung auch eine Wallfahrt oder ein Pilgertag in den Bergen wird. „Wie in vielen Regionen der Welt haben auch im Christentum die Berge eine besondere, mystische Bedeutung. Es sind Plätze der göttlichen Offenbarung, der Begegnung Gottes mit den Menschen“, schreibt Knut Jakubetz im Vorwort. Die Weite der Berge helfe, „wieder etwas Klarheit und Ordnung in unser Dasein zu bringen, manche Dinge im Leben mit anderen Augen zu sehen“. In vielen Gesprächen mit Einheimischen hat der Autor den Eindruck gewonnen, „dass hier auch eine andere Gläubigkeit zu finden ist, Glaube anders gelebt wird“. Sie seien ein Stück näher zum Himmel und hätten ein selbstverständliches Verhältnis zu Gott. Der Autor glaubt, dass „die ursprüngli- Pilgern und Wallfahrten Was der Autor unter „Pilgern“ und „Wallfahrten“ versteht, erkennt man an der Beschreibung der einzelnen Gnadenorte. Die Wallfahrt zu Heiligkreuz im Gadertal überschreibt er mit Heiligkreuzkofel. Dieses Felsmassiv zieht ihn vor allem an. Er beschließt, nach zweistündiger Wanderung der Kirche erst auf dem Rückweg einen Besuch abzustatten und zuerst zur Spitze des Kreuzkofels aufzusteigen. Auf der Kreuzkofelscharte begegnet er einem Mann, der auf einem Auge blind und auf dem anderen nur noch 30 Prozent der Sehkraft besitzt. Jakubetz unterstützt ihn beim Abstieg 20 volkskunde über den steilen Klettersteig. So versteht er leichter die Botschaft des kreuztragenden Heilandes in der Wallfahrtskirche: „Auch der Mann auf der Kreuzkofelscharte hat gelernt, sein Kreuz zu tragen, aber auch er findet immer Menschen, die ihn dabei begleiten und ihm tragen helfen.“ Den vierstündigen Weg von Leifers nach Maria Weißenstein bewältigt der Autor auf Schusters Rappen. Vor allem die Vielzahl der Votivbilder und ihre Botschaften beeindrucken ihn. Die Servitenmönche hätten an alles gedacht, für das geistliche und leibliche Wohl. Als Selbstversorger hält er sich aber „abseits vom allgemeinen Trubel“ und stärkt sich an einem Holztisch oberhalb des großen Parkplatzes. Vorzüglicher Besinnungsweg in Riffian Jakubetz beeindrucken eher die stillen, kleinen Wallfahrtsorte. So bezeichnet er den Wallfahrtsort Drei Brunnen bei Trafoi als einen der eindrucksvollsten, die er je besucht habe: „Ein wunderbarer Ort der Stille und Besinnung in einer grandiosen Landschaft.“ Auch die Wallfahrtskirche St. Martin am Kofel bei Latsch hat es ihm angetan: „Wie ein Leuchtturm des Glaubens“ liege das kleine Heiligtum am Steilhang des Sonnenberges. „Nie zuvor habe ich ein Gotteshaus an so einem majestätischen Platz gesehen. Immer wieder sucht er als Pilger das Gespräch mit den Menschen. In Unser Frau in Schnals bestaunt er ein uraltes Gebäude, einst Gericht, Gefängnis und Gasthaus. Es wird noch von einer 91-jährigen Frau und ihrem 83-jährigen Mann bewohnt. Während die Frau ihre Blumen rund ums Haus pflegt, erklärt sie verschmitzt lachend: „Ich habe mir halt einen Jüngeren angelacht.“ Sorgen mache sich die Frau um den noch unverheirateten Sohn. Diese Frau erinnert den Autor an die Gottesmutter, die sich wohl auch Sorgen um ihren Sohn Jesus gemacht habe. St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8 „Ein wunderbarer Ort der Stille und Besinnung“: Die Wallfahrt zu den Drei Brunnen in Trafoi Foto: Wikimedia Viel Interessantes weiß der Autor über die Riffianer Wallfahrtskirche zu den Sieben Schmerzen Mariens zu berichten. Vor allem der 2010 eröffnete Besinnungsweg zur Kirche will ihm nicht aus dem Kopf gehen. Dem Bildhauer Hartmut Hintner und Burgl Pircher mit ihrem Begleitheft zum Besinnungsweg sei es vorzüglich gelungen, die Sieben Schmerzen Mariens für unsere Zeit zu deuten. Den höchst gelegenen Wallfahrtsort der Alpen, das Latzfonser Kreuz, vergleicht Jakubetz mit einem „Aussichtsbalkon auf das grenzenlose Dolomitenpanorama“. Ihm ist, „als hätte Gottes Wort hier, im Anblick der Bergwelt, noch mehr Energie, mehr Intensität und Strahlkraft“. Auch könnte er sich vorstellen, am Latzfonser Kreuz eine Auszeit zu nehmen und einen Sommer lang den Verlockungen der Zivilisation gut zu widerstehen. pr Knut Jakubnetz: Näher am Himmel. Die schönsten Wallfahrtsorte in Bayern, Österreich und Südtirol. 232 Seiten. Tyrolia, Innsbruck. ca. 22 Euro hintergrund Juli/August 2012 21 Über den Alltag nachgedacht Bauer sein Verblühende Welt: Nähe zu Natur und Lebensweisheit gehen verloren, wenn die bäuerlichen Wurzeln vergessen werden. F: ler Bozen. In allen Zeitepochen sowie in allen Teilen der Erde werden Bauern – besonders in den Augen der Stadtbevölkerung – als besondere und häufig auch einzigartige Menschen angesehen. Es scheint sich um ein anderes Universum zu handeln, das gleichzeitig spannend, aber auch beruhigend ist und in dem fehlender Lebenssinn oder gar Langeweile ein Fremdwort sind. Beobachtet werden ihre Bräuche, ihre religiösen Riten, Kleidung, Nahrung, Lebens- und Arbeitsrhythmen und Unterhaltung. Von Silvana Martuscelli Durch die Symbiose mit der Natur ist der Bauer im Einklang mit dem gesamten Umfeld und dem natürlichen Rhythmus der Natur. Dadurch werden zudem die Bräuche und Sitten, die nötige Sparsamkeit und die strategische Genügsamkeit der ländlichen Bevölkerung bestimmt. Der Bauer liebt sein Land, aus dem er seinen Lebensinhalt entnimmt. Er nutzt das Land, ohne es auszubeuten. Die Ressourcen oder Früchte werden konsumiert und verwendet, ohne sie zu missbrauchen. Wie alle Ursprungsvölker auf der Erde feierten auch unsere Bauern große Feste, wenn es etwas zu feiern gab. Dabei erneuerten sie ihre Kräfte, schöpften Hoffnung für die tägliche, manchmal auch mühsame, aber sinnvolle Verantwortung. Vielleicht erinnern wir uns aus den Erzählungen der Eltern und Großeltern an besinnungswürdige Feste, die manchmal in – aus unserem heutigen Empfinden – großer Armut und Einfachheit stattfanden. Die Bälle, bei de- 22 hintergrund St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8 Selbstidentifikation, der Identifikation mit einem Territorium und mit einer Gemeinschaft. Gefühl der Anerkennung Eine Welt aus Beton und Asphalt: In den Städten ist der Kontakt mit der Natur nur auf kleine Erlebnisse am Rande zurückgedrängt. Foto: ler nen bis frühmorgens gefeiert und getanzt wurde, die heimlichen Liebschaften, aus denen neue Verbindungen und teils romantische Geschichten entstanden. Das Besondere dabei war, dass diese Feste immer neben dem Alltäglichen anwesend waren. Betrachtet man die Zeiten, die nur eine Familiengeneration zurückliegen, dann erkennt man möglicherweise, dass das, was die Menschheit bewegt und erfreut, in der Zeit sehr ähnlich geblieben ist. Dabei handelt es sich um das Bedürfnis, sich nicht alleine zu fühlen, das Gefühl der Anerkennung in einer kleinen oder großen Gemeinschaft, Teil von etwas zu sein und „Teil von jemand“ zu sein und mit ihm/ihr besondere Feste zu feiern, zu essen, zu trinken und das Herz im Rhythmus der Musik schlagen zu lassen. Eine Sache, welche sich – wahrscheinlich über die Zeit und durch die Entstehung der Städte – verändert hat, ist der Verlust der Weisheit durch die Ablösung von der Natur. Die Fähigkeit, auf den „richtigen Zeitpunkt“, für die „richtige Sache“ abzuwarten, ist verloren gegangen. Die Stadt bietet stets alles, aber nicht für alle Bürger – im Unterschied zur „verbindenden“ alten bäuerlichen Gemeinschaft. Nähe zur Natur Die Gemeinschaft der Bauern war von Anfang an religiös. Dabei handelt es sich um eine spontane Religiosität im antiken Sinne. Sie entspricht dem, was das Lateinische „religere“ für „verbinden“ bedeutet. Dazu gehört die Verbundenheit mit der Natur, die es nicht erlaubt, nicht gehört und nicht unterstützt zu werden. Diese Vereinigung und Nähe der Menschen zur Natur ist für die Solidarität und Unterstützung unentbehrlich. In irgendeiner Weise beinhaltet diese Art von „Religion der Einheit“ seit je her auch die tiefgründigste menschliche Erfahrung, nämlich die der intrapsychischen Erfahrung und der Die Autorin Silvana Martuscelli Die Soziologin Silvana Martuscelli ist Mitarbeiterin des Forums Prävention in Bozen. Ihre Hauptarbeitsfelder sind italienische Jugendarbeit, Referententätigkeit und Projekte in der selektiven Prävention. Juli/August 2012 Mesnerbote 23 Wallfahrt nach Ehrenburg Betend zur „Kornmutter“ Eine Schöne Aufgabe Im Hochsommer verbringen viele Urlauber ihre Ferien bei uns in Südtirol. Viele Feriengäste besuchen unsere schönen Gotteshäuser, sehr oft werden die Mesnerinnen und Mesner um Informationen gefragt; dazu gehören Gottesdienstzeiten, religiöse Angebote, Kunst, Kultur, Brauchtum und Kirchengeschichte. Es ist eine sehr schöne Aufgabe für uns Mesnerinnen und Mesner, immer mit verschiedenen Menschen in interessante Gespräche zu kommen. Sehr ergreifend erleben wir immer wieder, dass Pilgergruppen zum Dank das „Großer Gott“ anstimmen oder ein Marienlied singen, sodass der Kirchenraum Freude ausstrahlt. Wenn wir Mesnerinnen und Mesner auf Reisen sind, ist der Besuch so mancher Kirche entlang der Fahrt und am Reiseziel selbstverständlich. Auch ein Besuch der Sakristei und ein kurzes Gespräch mit den Mesnerleuten gehören dazu. Ich wünsche allen Mesnerinnen und Mesnern schöne Erlebnisse mit verschiedenen Menschen hier in Südtirol, aber auch in ihrem Ferienort. Euer Richard Peer Schriftführer Ehrenburg. Am 23. Mai trafen sich ca. 170 Mesnerinnen und Mesner zur Wallfahrt, die zur „Kornmutter“ in Ehrenburg führte. Von Richard Peer Bei herrlichem Wetter zogen die Wallfahrer betend zur Pfarrkirche hinauf, begleitet von schönem Glockengeläut. Vom Turm und vor dem Hauptportal wehten die Fahnen, die der Mesner Franz Kaser zu diesem Anlass und zur Freude der Mesnerleute ausgehängt hatte. Mit Orgelmusik wurden die Mesnerinnen und Mesner in der Kirche empfangen. Diözesanleiter-Stellvertreter Engelbert Agethle begrüßte im Namen des Diözesanleiters Paul Jaider, der in Rom weilte, alle Mesnerinnen und Mesner; ein besonderer Gruß ging an den Geistlichen Beirat Eduard Fischnaller, den ehemaligen Geistlichen Beirat Dekan i. R. Oswald Gasser, Dekan Gottfried Kaser, Pfarrer Andreas Huber und den ehemaligen Diözesanleiter Lo- Am Altar zelebrierten die Priester (von links) Gottfried Kaser, Oswald Gasser, Eduard Fischnaller und Andreas Huber den feierliche hl. Messe. Foto: Mesnerbote Mesnerbote St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8 24 renz Niedermair. Der feierliche Gottesdienst wurde vom Frauenchor Ehrenburg musikalisch umrahmt. In der Ansprache richtete der Geistliche Beirat Fischnaller Dankesworte an die Mesnerleute und hob die Bedeutung dieses Dienstes hervor. Ein besonderer Dank galt allen Mesnerfamilien. Noch dem Gottesdienst trafen sich die Mesner beim Restaurant „Obermair“ zum Mittagessen. Die Mesnerleute erlebten wieder einen schönen Tag in Gebet und Gemeinschaft. Allen ein herzliches „Vergelt’s Gott!“, besonders dem Organisator Eduard Fischnaller. Kulturfahrt: Anmeldeschluss Vom Dienstag, 21. August, bis Donnerstag, 23. August, lädt die Mesnergemeinschaft zur Kulturfahrt nach Freiburg im Breisgau. Preis: 200 Euro. Anmeldung bis 7. August bei Schriftführer Richard Peer, Tel.: 0472/83 47 20; Mail: [email protected] Mesnerehrungen in … … Dorf Tirol Die Pfarrei Dorf Tirol feierte mit ihrem Mesner Konrad Lambrecht sein 15-jähriges Dienstjubiläum. Zuvor war er schon viele Jahre seinem Vater beim Mesnern zur Hand gegangen (auf dem Foto von links die PGR-Vorsitzende Rita Pircher, Pfarrer Edmund Ungerer, Jubilar Konrad Lamprecht, Fabian Bertagnolli und Diözesanleiter Paul Jaider). Beim Vorabendgottesdienst in der Pfarrkirche von Niederdorf wurde Pfarrmesner Bernhard Kuenzer für 35 Dienstjahre geehrt. Diözesanleiter Jaider Paul überreichte ihm das Goldene Mesnerabzeichen, Ehrenurkunde und Mesnerkerze. Im Bild (von links) Fähnrich Peter Auer, Maria Patzleiner (Aufkirchen), Waltraud Egarter (Sexten), der Jubilar, Peter Patzleiner (Aufkirchen), Maria Taschler (St. Martin in Gsies), Paul Steiner (Schmieden), Johann Durnwalder (St. Veit), Silvester Taschler (St. Martin in Gsies), Johann Strobl (Toblach), Paul Jaider (Kastelruth), Josef Egarter (Sexten) Alle Fotos: Mesnerbote … Gossensass Für 25 Jahre treuen Dienst im Hause des Herrn erhielt Mesner Alois Thaler aus Gossensaß das silberne Ehrenabzeichen. Diözesanleiter Paul Jaider (links) übergab dem Jubilar und seiner Frau auch Urkunde und Kerze. … Niederdorf Mesnerbote Juli/August 2012 25 Die Mesnergemeinschaft gratuliert zum runden Geburtstag Alles Gute und Gottes Segen! 95. Geburtstag GARGITTER Maria, Brixen 90. Geburtstag OBKIRCHER AUER Rosa, Rentsch VALERSI BAMHACKL Hilde, Leifers WEITHALER Zeno, Aschbach 85. Geburtstag EGGER Adolf, Barbian FISCHNALLER Richard, Obervintl LANTHALER Karl, Sterzing OBERBICHLER Hermann, Mühlwald OBKIRCHER Gottfried, Rentsch PALLHUBER Marianne, Antholz PAMER Alois, Meran STEINMANN Gottfried, Franzensfeste 80. Geburtstag CLARA Paolo, Campill ENGL Josef, Tesselberg GAMPENRIEDER Anton, Lengmoos GRUTSCH Hermann, Sulden NIEDERMAIR Katharina, Rodeneck OBEREGGER Josef, Welschnofen SEEBACHER Cäcilia, Brixen STAUDER Rosa, Innichen TASCHLER Silvester, St. Martin UNTEREGGER Johann, Luttach 75. Geburtstag ASCHBACHER Peter, Mühlwald AUSSERHOFER Johann, Aufhofen DELUEG Berta, Tschöfs EPPACHER Luise, Gais GARBER Karl, Aschbach HOFER Franz, Percha LAHNER Maria, Oberwielenbach MATZNELLER Richard, Aldein MITTERHOFER ROTTENSTEINER Mathilde, Marling NEUWIRTH Mathilde, Brixen OBERHOFER Franz, Pfatten OBERHOFER Karl, Natz REIDER Franz, Jenesien SCHÖLZHORN Johann, Rodeneck VERGINER RUBATSCHER Rita, St. Martin WEISS Matthias, Schlanders 70. Geburtstag AUGSCHÖLLER Notburga, Meran BAUR Johann, Toblach CARBOGNO Luciano, Stilfs EBNER Maria, Aldein KIRCHER Luise, Untermoi LÖSCH Josef, Riffian MAIER RABANSER Anna, Tschötsch MORIGGL Fritz, Mals PICHLER ROMEN Agnes, Kaltern PILSER Josef, St. Gertraud PIRCHER Hermann, Naturns PRACKWIESER Josef, Andrian PUNTER Johann, Kortsch STEINMANN SCHLECHTLEITNER Helga, Schalders UNTERPERTINGER NEUMAIR Maria, Aicha Mesnerbote St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8 26 65. Geburtstag BACHER Anton, Obertelfes EGARTER Josef, Sexten EGGER HOFER Barbara, Villanders GIETL Josef, St. Magdalena HALLER Franz, St. Leonhard HOLZER Ernst, Ried HOPFGARTNER Maria, Mühlwald IRSARA Erwin, Hl. Kreuz JOBSTRAIBIZER Josef, Klausen KERSCHBAUMER Franz, Feldthurns LEITNER Josef, Teis PIRCHER Karl, Sterzing PROFANTER TROMPEDELLER Anni, Schenna SILLER Hildegard, Telfes STEGER Waltraud, Brenner TASCHLER KAHN Maria, St. Martin VERGINER ENGL Emma, Raas ZELGER Günther, Deutschnofen GROSSGASTEIGER Johann, Weißenbach HAAS Hartmann, Montan PIRCHER Rudolf, Partschins PLATZGUMMER ÖTTL Marianna, Schweinsteg PUELAND Maria, Tisens REIDER INNERHOFER Katharina, Jenesien TREYER Erich, Steinhaus VESCOLI Anna, Truden VIKOLER Margareth, Brixen VOPPICHLER Anna, Mühlwald ZELGER Bernhard, Deutschnofen 60. Geburtstag EGARTER STANZL Waltraud, Sexten FELDERER Julius, Kaltern FISSNEIDER Herbert, Brixen GAMPER Josef, Niederlana 50. Geburtstag MAIR Adolf, Weitental MÖLGG Friedrich, St. Johann PESCOLLER GASSER Erna, Abtei PLATZGUMMER Erwin, Schweinsteg 55. Geburtstag AQUILA Enrico, Franzensfeste MADLANER Leo, Meransen MESSNER Ingeborg, Brixen OBLETTER Rita, St. Ulrich SCHWARZ Richard, St. Gertraud Wörtlich Eigentümer: Mesnergemeinschaft Diözese Bozen-Brixen 39100 Bozen Adolf-Kolping-Str. 3 Mail: mesnergemeinschaft@ gmail.com Kontaktperson für Veröffentlichung im Mesnerboten: Schriftführer Richard Peer Hartwiggasse 1, 39042 Brixen Tel. 0472/834720 E-Mail: [email protected] Kontoverbindung: Raiffeisenkasse Kastelruth IBAN: IT 05 O 08056 23100 00030 0013889 Südtiroler Volksbank IBAN: IT33 J058 5659 1200 0857 1065 755 Die Herausgabe des Mesnerboten wird unterstützt von der Südtiroler Landes regierung, Assessorat für deutsche Kultur. „Das Wissen des Mesners und der Mesnerin, dem Herrn zu dienen und vor seinem Angesicht zu arbeiten, ist grundlegend. Wenn der Mesner eine tiefe und lebendige Beziehung zu Gott hat, dann werden auch die Kirchen und Kapellen, die zu betreuen sind, eine Würde ausstrahlen, sodass der heilige Ort auch für andere Menschen zu einem Ort der Gottesbegegnung wird. Der Mesner hat vor allem die Voraussetzung für eine würdige Feier des Gottesdienstes zu schaffen.“ Österr. Mesnergemeinschaft liebeswerk Juli/August 2012 27 Projekt der Jugendlichen in der Wohn- und Tagesgruppe im Liebeswerk Zeitkompass 2013 Meran. Der Liebeswerkkalender 2013 ist fertig! Diesmal wird das Thema „Lesen und Schreiben“ aus verschiedenen Perspektiven behandelt. Die Jugendlichen der Wohn- und Tagesgruppe haben unter Anleitung des Begleitteams zum Kalenderthema eigene Bilder gemalt, sie haben auch selbst Schreibversuche gewagt. Ein eigenes, kleines Heftchen von Kurzerzählungen zeugt von der Fantasie der jungen Autoren und Autorinnen. Allen Mitbeteiligten danke ich! Den Lesern wünsche ich Einfühlungsvermögen und einen offenen Zugang zur der Ideenwelt unser Heimjugend. P. Dr. Paul Hofer Für das „St. Antoniusblatt“ stellt die pädagogische Leiterin Dr. Paoloa Santoro das Projekt Liebeswerkkalender 2013 vor: Der Kalender 2013 ist – wie jedes Jahr – Teil eines pädagogischen Projekts der Strukturen der sozialpädagogischen Kapuzinerstiftung Liebeswerk. Jedes Jahr arbeiten 20 bis 25 Kinder und Jugendliche zusammen, um den „Zeitkompass“ zu erstellen. Jedes Jahr wird ein spezielles Thema von Begleitpersonen ausgewählt, es werden ein Programm erstellt und Miniprojekte entwickelt, die mit den Kindern und Jugendlichen durchgeführt werden. In diesem Jahr war der Aufwand erheblich und äußerst interessant. Für das Thema „Lesen und Schreiben“ sind zwölf Aktionen verwirklicht worden, unabhängig voneinander, aber mit einem roten Faden: • Besuch des Museums der Schreibmaschinen in Partschins • Schaffung eines Buch-Einbandes • Herstellung von Recyclingpapier • Besuch des Stadtarchivs von Meran • Besuch der Druckerei „Offizin S.“ • Erstellung eines Buches von vier Kindern (siehe Seite 28) • Workshop des Schreibens/Kalligraphie • Den Kindern vom Kindergarten eine Geschichte vorlesen • Erstellung von Lesezeichen • Lesen und Hören von Geschichten in der „Nacht der Geister“ • Gute-Nacht-Geschichten erzählen • Schaffung einer Tafel aus Kork Das Projekt wurde Ende Mai abgeschlossen, die Arbeiten begannen bereits im November 2011. Die Monate waren für jeden eine Herausforderung, aber die Kinder und Jugendlichen wollen etwas Neues kennen lernen und sie genießen eine andere Welt der Kultur – außerhalb der Schule, aber verwurzelt in unserer Tradition und unserer Geschichte. Ein besonderer Dank geht an Dr. Birgit Gasser, Koordinatorin des Projekts, an Dr. Judith Angerer, Dr. Andrea Gruber, Dr. Monika Habicher und Dr. Mirjam Heinisch; sie haben einen bedeutungsvollen Beitrag für dieses Projekt geleistet. Vielen Dank auch an den Generaldirektor Dr. P. Paul Hofer, der die Veröffentlichung des Buches und des Kalenders unterstützt hat. 28 liebeswerk St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8 Eine Geschichte aus dem Heft „Aus der Kinderfeder“ Angst vor der Dunkelheit Meran. Im Rahmen des Projekts „Lesen und Schreiben“ (siehe Seite 27) entstand auch das Heft „Aus der Kinderfeder“. Eine der vier Geschichten wurde von Marilena P. (13) verfasst. Sie erzählt von der „Angst vor der Dunkelheit.“ „Es war eigentlich eine Nacht wie jede andere. Am Abend gingen die Kinder in ihr Zimmer, da erschien neben ihrem Bett ein schwarzer Ritter mit einem Pferd, das ebenfalls ganz schwarz war. Max fragte: „Wer bist du?“ Und der Ritter antwortete: „Ich bin die Dunkelheit!“ Julia sagte: „Das geht doch nicht!“ Darauf erwiderte der Ritter: „Kommt mit, wir machen eine Reise durch die Nacht.“ Die Kinder stiegen auf das Pferd, das aber kein normales Pferd war. Es konnte fliegen! Gemeinsam flogen sie zum Mond. Die Kinder sahen Aliens, die Fußball spielten. Max wollte mitspielen, doch der Ritter rief die Kinder zu sich. Sie flogen weiter. Sie flogen wieder auf die Erde zurück und näherten sich dem Meer. Da war ein Geisterschiff! Aber es war kein Kapitän zu sehen. Dann flogen sie zum Herzen der Erde. Dazu mussten sie durch einen leeren Vulkan hindurchfliegen. In der Erde waren Flüsse und große Höhlen. Nach einem weiteren Stück ihrer Reise machte das Pferd unerwartet einen Sprung, sodass die Kinder sich nicht mehr festhalten konnten und vom Pferd fielen. Es wehte ein stürmischer Wind. Jedes der Kinder fiel in jeweils eine andere Höhle. Der Ritter schien nichts bemerkt zu haben, er flog einfach weiter. Julia war einsam, sie hatte Angst, so alleine in der Höhle. Doch da ertönte plötzlich Musik. Sieben Zwerge kamen des Weges, sie sangen und musizierten fröhlich. Auch Max und Laura hatten die Zwerge bereits entdeckt. Sie riefen den Zwergen zu: „Hilfe, wir sind hier in den Höhlen und kommen nicht heraus, könnt ihr uns helfen?“ Die Zwerge waren sehr freundlich und hilfsbereit, sie befreiten die Kinder, während sie ununterbrochen weitersangen. Laura war froh, als sie wieder ihre Geschwister bei sich hatte. Die Kinder blieben noch eine ganze Weile bei den Zwergen, sie hatten Spaß. Langsam wurde auch hier im Zwergenland Nacht. Die sieben Zwerge gingen zu Bett und auch für die Kinder fand sich ein Plätzchen zum Schlafen. Als die Kinder am nächsten Morgen erwachten, waren sie wieder in ihren eigenen Betten. Alles war nur ein Traum gewesen. Ein Traum, den drei Kinder gemeinsam träumten.“ Buchtipp Juli/August 2012 29 Ein Buch zum ,,Europäischen Jahr des aktiven Alterns“ Den Ruhestand als Chance sehen „Alt ist man erst, wenn man nichts mehr vorhat.“ Das meint das Ehepaar Gertraude und Clemens Steindl im Vorwort zum Buch „Ruhestand für Anfänger“. „Alt“ sind Gertraude und Clemens Steindl noch lange nicht. Denn obwohl beide offiziell in den Ruhestand getreten sind, sind sie weiterhin voller Tatendrang. Auch ihr Buch „Ruhestand für Anfänger“ zeugt davon. Gertraude war Präsidentin von „Aktion Leben Österreich“, der größten Laienbewegung Österreichs. Clemens Steindl arbeitete als Geschäftsführer einer Bankenakademie. Ihr Buch will „weder ein Ratgeber noch ein Sachbuch zum Thema Alter“ sein, vielmehr soll erzählerisch aus der je eigenen Sicht „der Eintritt in die dritte Lebensphase erschlossen werden“. In sieben Kapiteln beleuchtet das Buch aus der jeweils männlichen und weiblichen Perspektive die Schritte in einen neuen Lebensabschnitt – vom „Abschied aus dem Berufsleben“ über die Suche nach einem neuen, ehrenamtlichen Engagement und das neue Erleben von Familie und Partnerschaft bis hin zum Blick auf das eigene Lebensende. Vom Ehrenamt beschenkt Anschaulich schildert das Ehepaar den Ausstieg aus den jeweils anspruchsvollen Berufen und den Einstieg in eine neue Tätigkeit. Während Gertraude Steindl der „Aktion Leben“ treu blieb, verschlug es Clemens Steindl an die Universität zu einem Studium der Kultur- und Sozialanthropologie. Außerdem übernahm er die Präsidentschaft über den Katholischen Familienverband, die er bis 2011 ausübte. So rückt – im Buch wie auch im Leben des Paares – neben dem Bekenntnis zu einem ge- Lebensfreude weitergeben will das Ehepaar Steindl. Foto: AB nussreichen Leben vor allem das Thema ehrenamtliches Engagement zusehends ins Zentrum. „Ehrenamt heißt nicht nur geben, Ehrenamt bedeutet auch viel empfangen“, schreibt Gertraude Steindl dazu. Und ihr Mann notiert entsprechend: „Meinen Ruhestand konnte ich mir nur als einen aktiven vorstellen“ – nun sei er schließlich „frei“ und „willig“. Gedanken über das Sterben Erwerb einer Familiengrabstelle, Abschluss einer Sterbeversicherung: Auch mit diesen „delikaten“ Themen des persönlichen, näher rückenden Lebensendes setzen sich die Autoren auseinander. Schließlich werde auch die Zahl der Beerdigungen, an denen man selbst teilnimmt, von Jahr zu Jahr größer, so Gertraude Steindl. Auch wenn Sterben und Tod gesellschaftlich zu Randthemen gemacht werden, so sei es doch wichtig, sich rechtzeitig Gedanken über das Sterben zu machen. Denn das Leben auszukosten bedeute, „den Tod als integralen Teil des Lebens wahrzunehmen“. Gertraude und Clemens Steindl: Ruhestand für Anfänger. Unser Weg in eine neue Lebensphase. 184 Seiten. Tyrolia, Innsbruck. Ca. 16 Euro 30 Glauben St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8 Bald ein neuer Seliger: Der Bruder von Tirol Innsbruck. Ein Kapuzinerbruder als geistlicher Berater der Fürsten? Schwer vorstellbar. Bruder Thomas von Bergamo war es. Er brachte die Herz-Jesu-Verehrung nach Tirol. Nun wird der Kapuziner seliggesprochen. Das Leben des Br. Thomas begann sehr bescheiden. Am 17. November 1563, während des Konzils von Trient, kam Thomas in Olera, einem kleinen Dorf bei Bergamo, auf die Welt. Er entstammte dem angesehenen Adelsgeschlecht der Acerbis, deren Glanz und Ruhm aber längst verblasst waren. Seine Eltern dürften Bauersleute gewesen sein, sie lebten wie die anderen Dorfbewohner von Schafzucht und Weinbau. In seinen Aufzeichnungen berichtet Br. Thomas, dass er ein Schafhirte war und zu Hause nie lesen oder scheiben gelernt hat. Das Andenken an Br. Thomas ist in Olera immer lebendig geblieben. Bei der 400-Jahrfeier seiner Geburt erhielt der Dorfplatz den Namen „Piazza Fra Tommaso da Olera Cappuccino“ mit einem Standbild des Kapuziners. Berater des Kaisers In Bergamo entstand im Herzogtum Mailand 1527 das erste Kloster des jungen Ordens der Kapuziner. Sie ließen sich auch in der Nähe von Olera nieder. Auf ihren Sammelgängen kamen die Minderbrüder wohl in die Bergheimat des Br. Thomas; vielleicht wuchs in ihm durch diese Begegnungen der Wunsch, diesem Orden beizutreten. Am 12. September 1580 begann er in Verona das Noviziat. Er lernte dort lesen und schreiben und bemühte sich, in die franziskanische Spiritualität hineinzuwachsen. Das gelang Er brachte die Herz-Jesu-Frömmigkeit nach Tirol: Bruder Thomas von Olera (1563–1631) Foto: AB ihm nach dem Zeugnis seines geistlichen Begleiters hervorragend: „Der Novize Thomas strebt mit aller Konsequenz nach dem höchsten Ideal franziskanischer Regeltreue.“ Im September 1581 legte er seine feierliche Profess ab. Dem jungen Ordensbruder wurde die Aufgabe eines Sammelbruders übertragen. Tag für Tag ging er mit dem Brotsack durch die belebten Straßen der Stadt, von Haus zu Haus, und bat um ein Almosen für die Klosterfamilie und für die Armen, die täglich an der Klosterpforte gespeist wurden. Br. Thomas verstand es, mit den Leuten Kontakt zu pflegen und ihnen Trost aus dem Glauben zu spenden. Gern sammelte er Kinder um sich und hielt Katechesen. Er besuchte die Kranken und sprach ihnen Mut zu. Schon bald galt er im Volk als Heiliger, der das Vertrauen aller genoss. Sein inniges Beten Juli/August 2012 bewirkte nach Zeugenaussagen wunderbare Heilungen und auffallende Hilfe. Der Ruf dieses Kapuziners gelangte auch nach Österreich. Kaiser Ferdinand II. (1578 bis1637), Landesfürst von Tirol, berief Br. Thomas nach Wien. Dort verbrachte er zwei Jahre. Er stand mit höchsten Persönlichkeiten der Kirche und des Staates in Beziehung und übte mit seinem klugen Rat entscheidenden Einfluss auf ihre Tätigkeit aus. Er wurde zum kaiserlichen Hoftheologen. Während seines Wiener Aufenthaltes (1619–1621) verfasste er mehrere Schriften über das beschauliche Leben und Briefe an führende Persönlichkeiten. Dabei ging es ihm vor allem um die Vertiefung des Glaubens. Pionier der Herz-Jesu-Verehrung Am 3. Mai 1631 kam Br. Thomas nach Innsbruck, berufen vom Landesfürsten Leopold V., einem Bruder von Kaiser Ferdinand II. Es war damals eine bewegte Zeit. Besonders im Inntal breitete schnell die Lehre Martin Luthers aus. Weil Br. Thomas die evangelischen Christen „meine lieben Brüder“ nannte, ernte- glauben 31 te er viel Kritik und Spott – so wurde er zu einem Pionier der Ökumene. Besonders hervorzuheben ist, dass Br. Thomas schon damals für Hingabe und Sühnebereitschaft zum Herzen Jesu warb. Leo Andergassen schreibt sogar, dass Br. Thomas als Erster die Herz-Jesu-Verehrung nach Tirol gebracht und bekannt gemacht hat. In den letzten Lebensjahren konnte sich Br. Thomas nur mehr mühsam fortbewegen, er litt unter Magenschmerzen und Gicht. Am 3. Mai 1631 starb der Bruder, mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Er wurde unter Beteilung von viel Volk und des Landesfürsten in der Gnadenkapelle des Kapuzinerklosters beigesetzt. Schon im Jahre 1968 wurde der Seligsprechungsprozess eingeleitet. Papst Johannes XXIII. nannte den Bruder „einen echten Heiligen und einen Meister des Gebetes“. Nun soll es endlich so weit sein: Im Hinblick auf die bevorstehende Seligsprechung wurden am 17. März 2012 im Beisein von Bischof Manfred Scheuer die Reliquien des Dieners Gottes erhoben. Wann und wo die Seligsprechung stattfindet, ist bis jetzt noch nicht bekannt. „Ein echter Heiliger und Meister des Gebets“: Anfang Mai wurden in Innsbruck die Reliquien von Br. Thomas erhoben. Foto: AB 32 geschichte St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8 Loretokapelle in Kuppelwies wurde vor 60 Jahren geweiht Maria hat geholfen Kuppelwies. Vor 60 Jahren, am 5. Juli 1952, wurde die Loretokapelle in Kuppelwies bei St. Walburg geweiht. Mit einem Gottesdienst wird am 8. Juli 2012 daran erinnert. Von Alois Zöschg, St. Nikolaus/Ulten Die Wallfahrtskapelle hat eine besondere Geschichte. Erste Nachrichten von diesem Heiligtum stammen aus dem Jahre 1570. Jahrhundertelang war das Kirchlein ein viel besuchter Wallfahrtsort. Doch im Februar 1951 kam das Ende des Kirchleins. Am 15. Februar feierte der Kooperator in St. Walburg hier die Schulmesse. Kaum hatten die Kinder die Kirche verlassen, stürzte das Gewölbe unter der Last des Schnees ein. Kein Kind kam zu Schaden. Der Altar wurde stark beschädigt, die schwarze Muttergottes blieb aber unversehrt. Ultner Bauern gingen aber gleich daran, die Kirche wieder aufzubauen. Die Hauptakteure verdienen namentlich genannt zu werden: der heutige Eigentümer der Kirche, Franz Gruber vom Kuppelwieserhof, Franz Berger vom Schmiedhof, Matthias Kuppelwieser vom Unterhof und Josef Preims, Schmied. Franz Berger stellte das gesamte Holz kostenlos zur Verfügung, aber auch die Bevölkerung unterstützte mit Spenden das Vorhaben. Schon nach Pfingsten 1951 begannen ausschließlich Ultner Arbeiter mit dem Bau der Kirche. Der Bauplan stammte vom Architekten Josef Torggler aus Meran. Die Maurerarbeiten wurden von Maurermeister Josef Preims, Konrad Spath, Georg Marsoner und Alois Zöschg sowie von den Hilfsarbeitern Franz Berger und Josef Pilser ausgeführt. Die Zimmermannsarbeiten erfolgten unter der Regie von Jakob Sulser. Gleichzeitig wurde der beschädigte Altar durch die geschickte Hand von Anton Schwarz („Tischler Toni“) in monatelanger Arbeit bis ins Ein Gemeinschaftswerk: Vor 60 Jahren wurde die wieder aufgebaute Loretokapelle geweiht. Foto: AB kleinste Detail rekonstruiert und wieder aufgebaut. Die Arbeiten gingen zügig voran, schon im Oktober 1951 war der Bau vollendet. Während der Wintermonate wurde die Innenausstattung der Kirche in Angriff genommen. Ein Freudentag war dann der 8. Juli 1952, als die Kirche ihrer Bestimmung übergeben wurde. Seit 60 Jahren wird die Loretokapelle, die in neuem Glanz erstrahlt, stark besucht. Die Bevölkerung hat großes Vertrauen in die schwarze Muttergottes. Dazu gehört besonders Alois Zöschg: Er hat durch die Hilfe Mariens Auschwitz überlebt. geschichte Juli/August 2012 33 Jubiläen alter Glocken im Jahr 2012 „Laut rufe ich und lass es weit erschallen“ Lana. Mit viel Fachwissen und Sorgfalt erfassen Anton Weger aus Lana und seine Helfer seit Jahren die Glocken in unserer Diözese. Für das „St. Antoniusblatt“ hat der Fachmann wieder die Jubiläumsglocken dieses Jahres zusammengestellt. Von Anton Weger, Lana Mir fällt wieder die angenehme Aufgabe zu, jene Glocken in Erinnerung zu bringen, die im Laufe des Jahres 2012 ein rundes Jubiläum feiern. Ich habe für diese Jahr deren 16 ausfindig gemacht, von denen einige höchst interessant sind wie jene in St. Oswald in Naturns, die Große in Durnholz und jene in Goldrain. Wie ich auch schon früher berichtet habe, sind mir bei der Aufzeichnung der vielen Glocken besonders Sigi Wallnöfer aus Margreid und Hermann Schiener aus Obermais behilflich gewesen. Die Gewichtsangaben sind nicht genau und zeigen das ungefähre Gewicht der Glocken an; dasselbe gilt für den Ton der Glo- Sie gehen mit viel Eifer und Fachwissen der Geschichte unserer Glocken nach: Anton Weger (Mitte), Hermann Schiener (links) und Sigi Wallnöfer Foto: AB cken, der gerade bei den älteren Glocken oft schwer festzustellen ist. Was ich auch schon früher gesagt habe, gilt selbstverständlich auch jetzt noch: Nicht alle Glocken unseres Landes konnte ich in meinen Aufzeichnungen erfassen; es gibt Kapellen und kleinere Kirchen, in die ich bzw. wir, noch nicht gekommen sind. 500 Jahre Die Zweite in St. Oswald von Tschirland, Naturns; gegossen 1512 von Meister Heinrich; Ton: Des; Durchmesser 71 cm, Gewicht ca. 210 kg; Inschrift: „O REX GLORIE VENI CUM PACE“, „Meister Heinrich MCCCCCXII“; gut erhaltene Glocke mit schlanker Form 450 Jahre Die Große in der Pfarrkirche zum hl. Nikolaus in Durnholz; geg. 1562 von Hans Löffler; Ton: G; Durchmesser 101,7 cm, Gewicht ca. 630 kg; Inschrift: „IM NAMEN JESU CHRISTI UND DES HEILIGEN HERRN SANNT NICCALUS KLING ICH DURCH DAS GANZE DURNHOLZ HINAUS“ „Hans Löffler hat mich gemacht mit Gotes Hilf volpracht MDLXII“; Darstellungen: Kreuzigungsgruppe (2 Mal), Maria mit Christkind, hll. Barbara, Wolfgang und Nikolaus (vom Ankauf dieser Glocke ist noch der „Schuldvertrag“ zwischen Durnholz und Meister Hannes Löffler vorhanden. Die Dritte in der Pfarrkirche zur hl. Katharina in Aufhofen; geg.1562 von Gregor Löffler mit Elias und Hans Christoph; Ton: H; Durchmesser 80cm, Gewicht ca. 280 kg; Inschrift: „O REX GLORIE CHRISTE VENI CUM PACE M CCCCC XXXXXX II“; „Gregorius Löffler und seine beiden Soen Helias und Hanns 34 Geschichte Christoph gosen mich im anno 1562“; Darstellungen: Kreuzigungsgruppe, Madonna mit Jesukind, Wappen. St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8 Die Dritte in Stephansdorf, St. Lorenzen; gegjossen 1612; Gießer unbekannt; Ton: H; Durchmesser 82,5 cm, Gewicht ca. 310 kg; Inschrift: „JESUS NAZARENUS REX JUDEORUM“; Darstellungen: Muttergottes, die hll. Jakobus, Nikolaus, Ägidius Die Vierte, Pfarrkirche zum hl. Remigius, Eyrs; geg.1612 von Hans Shelener sen., Bozen; Ton: Ges; Durchmesser 70,5 cm, Gewicht ca. 200 kg; Inschriften: „S. MATTHEUS, LUCAS, MARCUS JOHANNES + GOTT ZU LOB UND IN DER EHR, S. REMIGH BISCHOFFEN ZU REMS PIN ICH ZU LATSCH GOSEN UND DURCH HANS SHELENER VERNEUT 1662“; Darstellungen: Kruzifix, Verzierungen (es dürfte sich um eine von Hans Shelener jun. im Jahr 1662 umgegossene Glocke seines Vaters aus dem Jahre 1612 handeln). Padua; der Name des Gießers fehlt, jedoch arbeitete Pfarrer Heid viel mit dem Bozner Glockengießer Calovi zusammen und daher ist die Glocke auch wegen der Ähnlichkeit mit anderen Glocken diesem Meister zuzuschreiben. Die Zweite in der Schutzengelkirche in Stufels, Brixen; gegossen 1712 von Georg Grasmair, Brixen; Ton: B, Durchmesser 46,5 cm, Gewicht ca. 55 kg; Inschriften: „BARBARA IST MEIN NAM, DEN STERBENDEN MIT HILF ZU KAM“ „Georg Grasmair goss mich in Brixen Kempter anno 1712“; Darstellungen: Kreuzigungsgruppe mit Magdalena, Christophorus, Johannes Nepomuk, Heilige. Die Zweite, St. Peter von Siffian, Lengmoos; gegossen 1712 von Simon Calovi, Bozen; Ton: H; Durchmesser 78,5 cm, Gewicht ca. 300 kg; Inschriften: „A FULGURE ET TEMPESTATE LIBERA NOS DOMINE JESU CHRISTE“; Darstellungen: die hll. Josef und Isidor; die Inschrift des Gießers fehlt, aber die frühere Große, welche 1914 in den Krieg musste, wies den Namen des Gießers auf; die Zweite ähnelt ihr in jeder Weise. 350 Jahre 250 Jahre Die Zweite in St. Florian in der Klamm, Feldthurns, gegossen 1662; Gießer unbekannt; Ton: Dis, Durchmesser 34 cm, Gewicht: ca. 20 kg; Inschrift: „JESUS NAZARENUS REX JUDEORUM MDC LXII“; Darstellungen: Kreuzigungsgruppe, Heilige, Adler, Wappen, Heuschrecke (es dürfte um die Zeit eine Heuschreckenplage gegeben haben). Die Große, Pfarrkirche zur hl. Lucia in Unterinn, gegossen 1762 v. Joh. Jakob Grasmair, Brixen; Ton: D; Durchmesser 151 cm, Gewicht ca. 2.400 kg; Inschriften: „GLORIA IN EKCELSIS DEO ET IN TERRA PAX HOMINIBUS BONE VOLUNTATIS MD CCL XII“, „J. J. Grasmair hat gossen mich in Brixen“; Darstellungen: Kruzifix, hl. Lucia, andere Heilige.Die Fünfte, Kirche z. hl. Jodok,Waidbruck, gegossen 1762 von Joseph Grasmair d.J., Brixen; Ton: Cis; Durchmesser 39,5 cm, Gewicht ca. 34 kg; Inschriften: „O SANCTIS ANTONII SIS ANIME HUIUS PATRONE“; „Joseph Grasmair gos mich in Brixen MD CC LXII“; Darstellungen: Kreuzigungsgruppe, Heilige. Die Zweite, Kapelle in St. Moritz in Alitz, gegossen 1762 v. Georg Seb. Gerstner, Bozen; 400 Jahre 300 Jahre Die Große in der Pfarrkirche zum hl. Lucius in Goldrain, gegossen 1712 von Simon Calovi, Bozen; Ton: Fis, Durchmesser 108 cm, Gewicht 680 kg; Inschriften: „FIAT PAX IN VIRTUTE TUA ET ABUNDANTIA IN TURRIBUS TUIS CURAVIT ME FIERI SUB PAROCHO PETRO HEID 1712“; Darstellungen: Engelkranz, Gnadenstuhl, hl. Antonius von Juli/August 2012 Geschichte 35 Ton: Cis, Durchmesser 33 cm, Gewicht ca. 23 kg; Inschriften: „REVERENDISSIMUS BEDA BRAS MONTANUS D. D. MARIAE“; „Georg Sebastian Gerstner in Bozen hat mich mit Gotes Hilf gegosen“; Darstellungen: Madonna mit Jesukind, Kruzifix, Heilige, Wappen. 150 Jahre Die Fünfte Pfarrkirche z. hl. Blasius in Taufers im Münstertal; gegossen 1862 von Johann Grasmair sen. in Wilten; Ton: D; Durchmesser: 71,5cm, Gewicht ca. 220kg; Inschriften: „LAUT RUF ICH UND LASS EUCH WEIT ERSCHALLEN EILT ZUR KIRCHEns HEILIGEN HALLEN!“; „gegossen von Joha. Grasmair in Wilten 1862“; es ist die Sterbeglocke, die vom Mesner noch zu Hand geläutet wird. Glocke in der Kapelle St. Georg beim Gasthof zur Post, in St. Valentin auf der Haide; gegossen 1862 v. Joh.Grasmair, Wilten; Ton: D, Durchmesser 36,5cm, Gewicht 29 kg; Inschriften: „Mich goss Johann Grasmayr in Wilten – Innsbruck 1862“. 100 Jahre Die Fünfte, Pfarrkirche z. hl. Katharina, Schluderns, gegossen 1 912 von Bart. Chiappani jun., Trient; Ton: Es; Durchmesser 63,5 cm, Gewicht ca. 140 kg; Inschriften: „GEWIDMET VON HOCHWÜRDEN JOSEF STECHER, von FLITT, Pfarrer“; „Bart. Chiappani fecit Tridenti A.D. 1912 n. 4948“; Darstellungen: Dornengekrönter Christus, Maria mit Kind, Heilige, Verzierungen. Die Vierte, Pfarrkirche z. hl. Georg Antholz-Mittertal; geg. 1912 von Bart. Chiappani jun.Trient; Ton: A, Durchmesser 91 cm, Gewicht ca. 460 kg; Inschriften: „FLAMMAM DEVORANTEM AQUAM INUNDANTEM GRANDINEM VASTANTEM ARCE ME FLAGRANTEM DEUS FAC AMANIEM“ „Bart. Chiappani fecit Tridenti A.D. 1912 n. 4940“; Darstellungen: Tafel Moses, St. Florian, Heilige, Verzierungen. Ein halbes Jahrtausend: Die Zweite der Kirche St. Oswald in Foto: Weger Tschirland wurde vor 500 Jahren gegossen. Die Inschriften und Fürbitten auf den Glocken sind Zeugnisse der Frömmigkeit, des Glaubens der Menschen und der Hoffnung, dass in harten Zeiten Hilfe von oben erbeten werden kann. So heißt es auf der Glocke von Taufers in Münster 1862: „Laut ruf ich und lass euchs weit erschallen, eilt zur Kirche heiligen Hallen“; in Durnholz, 300 Jahre früher, steht zu lesen: „Im Namen Jesu Christi und des heiligen Herrn sannt Niccalus kling ich durch das ganze Durnholz hinaus“ und dazu auf der Sterbeglocke der Schutzengelkirche in Stufels 1712: „Barbara ist mein Nam, den Sterbenden mit Hilf zukam.“ St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8 36 Was da alles drinnen steckt! Hallo! Früher, als es noch keinen Arzt, kein Krankenhaus und keine Apotheke gab, da mussten sich die Menschen selbst helfen, wenn sie Schmerzen hatten oder krank waren. Dabei entdeckten sie, dass Pflanzen aus der Natur vieles heilen können. Du kennst bestimmt einige Kräuter: Kamille, Johanniskraut, Minze, Lindenblüten, Salbei, Schafgarbe, Arnika... Aber auf der Wiese und im Wald wachsen noch viele andere Pflanzen, die gesund sind und sogar köstlich schmecken. Auf dieser Seite stelle ich dir einige „ganz gewöhnliche“ Gewächse vor. Jetzt, im Sommer, hast du vielleicht einmal Zeit, sie und ihre Artgenossen zu entdecken und näher kennen zu lernen. Du wirst bestimmt staunen, wie viel Wunderbares der Schöpfer in unsere Natur hineingelegt hat! Dein Toni Ratefuchs Schon verblüht ist der Löwenzahn. Seine dottergelben Blüten zieren zwischen April und Mai Wiesen, Äcker und Wegesränder. Am besten schmecken seine jungen Blätter vor der Blüte, zum Beispiel im Salat. Aus den gelben Blüten kommt der gesunde Löwenzahn-Honig. Gänseblümchen haben zarte Blätter und Blüten, die angenehm schmecken. Am köstlichsten sind die Knospen oder die halb geöffneten Blüten. Aber Achtung: Allzu große Mengen sollten wir nicht verzehren. Die Brennnessel kennst du bestimmt. Und die kann man essen? Tatsächlich – und das lohnt sich sogar! Der Geschmack ist fein säuerlich und erinnert an Spinat. Die jungen Blätter und Triebe sollten aber mit Handschuhen geerntet werden. Denn die Blattränder enthalten Ameisensäure, die auf der Haut schmerzt. Ebenfalls ein Kraut für Genießer ist der Giersch oder Geißfuß. Als Unkraut im Garten kann er einen zur Verzweiflung treiben, auf dem Teller ist er aber sehr lecker. Giersch ist eine wahre Vitamin- und Mineralstoffbombe, die auch viel Eisen enthält. Mit hohen Vitamin-C-Werten kann auch der Sauerampfer aufwarten. Er blüht von Mai bis August und galt früher bei Seefahrern als Geheimwaffe gegen Skorbut. Sein angenehm säuerlicher Geschmack würzt Suppen und Salate. Weil in den Blättern aber Oxalsäure steckt, die die Eisen- und Kalziumaufnahme behindert, gilt für Sauerampfer: lieber etwas mehr als zu wenig. Juli/August 2012 37 Sommer, Sonne, Ferienzeit Trage die Wörter in Pfeilrichtung ein. Zum Schluss ergeben die Buchstaben in den Feldern 1–9 einen Ort, wo du zum Schwimmen hingehen kannst. Die Auflösung findest du auf Seite 46! *W ie heißt die Hauptstadt der USA: New York oder Yew Nork? (Washington) *W as ist klein, rot und fährt rauf und runter? (ein Radieschen im Aufzug) *W as ist eine Erdbeere? (Kirsche mit Gänsehaut) *E in Uhu versteckt sich im Sand: Was kommt raus? (ein SaUHUnd) der Ratefuchs 38 St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8 hILF MIT BEI DER kATHEDRALE 1. Leider hat ein Konstruktionsfehler große Teile dieser prächtigen Kathedrale zerstört. Die Arbeiter wollen sie wieder aufbauen. Wenn du in dem Kreuzwortgitter die richtigen Begriffe einträgst, dann erfährst du, in welchem Zeitalter daran gebaut wird. 2. Ein Bauarbeiter passt allerdings nicht in diese Zeit, findest du ihn? 3. Albrecht hat es schwer: Mit seiner Schubkarre kann er nicht mehr als 90 Kilogramm transportieren. Heute hat er 46 Ziegelsteine darin, von denen jeder zwei Kilogramm wiegt. Kann er die Schubkarre noch schieben? Auflösungen: 1. MITTELALTER = HAMMER – LEITER – MUETZE – TEUFEL – SAEGE – BALKEN – AXT – ENGEL – ARBEITER – FLEDERMAUS – SCHUBKARRE 2. Auf dem Gerüst links oben steht ein Bauarbeiter mit Schutzhelm und blauem Arbeitsanzug, so etwas gab es damals noch nicht. 3. Albrecht kann die Schubkarre nicht schieben: 46 x 2 = 92 Kilo Glauben Juli/August 2012 39 Franziskanische Gestalten: zum Gedenktag am 14. Juli Der hl. franziskus Solanus Cordoba. Franz Solan kam 1549 in Montilla, im Gebiet von Cordoba/Andalusien (Spanien), zur Welt. Mit 20 Jahren trat er in den Franziskanerorden ein. 1576 wurde er zum Priester geweiht. Fünf Jahre lang war er Novizenmeister. Er entwickelte sich zu einem tüchtigen Volksprediger. Viele Jahre wirkte als solcher in Südspanien. Zur Pestzeit (1583) stand er den Pestkranken bei und steckte sich selbst mit der Krankheit an. Von Bruder Martin Steger Franz meldete sich dann als Missionar für Afrika. Aber die Oberen bestimmten ihn auf Ansuchen von König Philipp II. für Peru in Südamerika. Auf der Reise kam es zu einem Seesturm. Die meisten konnten sich auf kleinen Booten in Sicherheit bringen. Nur für die mitgeschleppten afrikanischen Sklaven gab es keine Boote. So nahm sich Franz ihrer an und brachte einige an eine rettende Küste. 20 Jahre lang wirkte Franz als Missionar bei Einheimischen und spanischen Kolonisten besonders in Peru, Paraguay und Argentinien. Er reiste in gefährliche Gebiete und nahm sich der Indianer an, auch durch das Erlernen ihrer Sprache. Lange wirkte Franz in der abgelegenen Provinz von Tucamàn im Nordwesten Argentiniens und in Paraguay. Franz bekehrte viele zum Christentum und spendete zahlreiche Taufen, auch wenn die Einheimischen an ihren althergebrachter Sitten festhielten. Der Missio- nar nahm auch die Einheimischen in Schutz gegenüber Angriffen seitens der spanischen Kolonialherren. Auch verstand er es, die Einheimischen mit einer selbst gebastelten Violine auf ihren Festen zu unterhalten. 1592 wurde Franz als Guardian mit der Aufgabe eines Supervisionärs über seine Missionsgebiete betraut, 1594 kam er als Guardian nach Lima und bereiste das weite Gebiet von Peru. In Trujillo zog Franz andere Saiten auf, besonders gegen die spanischen Kolonisten. Er wurde zum Bußprediger mit dem Kreuz voran. Der Vizekönig musste ihn zur Mäßigung mahnen, denn er drang auch in Spielhöllen und Theater ein, um die Unsitten zu bekämpfen. Andererseits wurde er zum „Wundermann der Neuen Welt“ durch seine Rednergabe und das prophetische Auftreten. Bei seiner Beerdigung bezeichnete der Prediger den verstorbenen Missionar als Hoffnung und Auferbauung ganz Perus, als Beispiel und Ruhm von Lima, als Glanz des seraphischen Ordens. Die Zeit von 1608 bis zum Tod am 14. Juli 1610 verbrachte Franz im Pflegeheim. Bei der Beerdigung sollen der Erzbischof, der Vizekönig von Lima und andere Größen seinen Sarg getragen haben. Schnell verbreitete sich die Verehrung des Missionars in Südamerika und in Spanien. 1726 wurde Franz heiliggesprochen. 40 Roman St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8 Der Judas von Haldernach e Folg 30 Ein Roman von Reimmichl Tyrolia Buchverlag, Innsbruck „Der Herr Rat konnte in Graz nur einen Monat bleiben, weil er nicht länger Urlaub hatte. Auf seiner Heimreise machte er einen Abstecher nach Mariazell, wo er mit deiner Basl, dem Gedele, das ja die halbe Welt auskommt, zusammengetroffen ist. Die Frau Rat und ich sind unterdessen nach Kitzbühel gefahren, weil der Frau das Klima in Graz gar nicht zusagte. Als wir hierher zurückkehrten, erzählte uns nun der Herr Rat von einer merkwürdigen Begegnung in Mariazell. Ein Tiroler Wallfahrtsweiblein sei dort gewesen und just aus meiner Heimat, von dem er eine heikle Aufgabe übernommen habe.“ Juli schilderte nun den ganzen Auftritt in Mariazell und die Abmachungen, die der Kaiserliche Rat mit dem Gedele getroffen hatte, dann fuhr sie fort: „Mir ist heiß und kalt geworden, wie ich gehört hab’, was das Gedele alles für dich tun wollte – und ich tu’ gar nichts. Als der Herr Rat mich wegen dir fragte, hab’ ich ihm die Aussagen des Gedele bestätigt und hab’ ihm auch versichert, du wärst ein kreuzbraver Mensch. Trotz alledem hatte er keine Hoffnung, dass eine Begnadigung zu erlangen sei; denn seine bisherigen Schritte waren alle umsonst gewesen. Da konnte ich mich nicht mehr halten, und ich hab’ gesagt, wenn die Herren wüssten, was ich weiß, dann würden sie schon gnädiger vorgehen. Der Herr Rat drang in mich, was ich wisse. Da hab’ ich alles erzählt von dir, angefangen von dem Tag, wo du den fürchterlichen Todessprung über das Höllenloch getan hast, bis zu der Gerichtsverhandlung, wo du meinetwegen Schuld und Kerkerstrafe auf dich genommen hast. Ich hab’ auch nicht verschwiegen, dass wir einander gernhaben und dass ich hoffe, mit dir noch einmal glücklich zu werden. Da waren der Herr Rat und die Frau ganz erschüttert, und der Herr Rat hat mir versprochen, er werde alles daran setzen, um dich frei zu machen. Und die Sache war entschieden, ehe wir es erwartet haben.“ „Juli, Juli“, rief der Judas tief bewegt, „also hast du mich frei gemacht! Dir hab’ ich es zu verdanken!“ „Nein, nein“, wehrte sie ab, „zu verdanken hast du es dem Gedele, deiner Basl. Sie hat uns den rechten Weg gewiesen.“ In diesem Augenblick ging die Tür auf; herein trat ein großer, weißbärtiger Herr und hinter ihm die Frau, die den Judas eingelassen hatte. „Der Herr Kaiserliche Rat“, flüsterte das Mädchen dem Burschen zu. Da sprang der junge Mann empor, eilte auf den Herrn zu, fasste seine Hand und rief schluchzend: „Herr – Herr – Herr Kaiserlicher Rat, wie soll ich Ihnen danken für so viel Güte?“ „Mir haben Sie nichts zu danken“, erwiderte der alte Herr. „Es freut mich, dass ich einem braven Menschen hab’ helfen können ... Und wie steht es zwischen Euch?“ Die Frage war an das Mädchen gerichtet. „Er weiß alles“, flüsterte Juli errötend. „Und habt Ihr auch was abgemacht?“ Juli/August 2012 „Ja – dass wir fürs Leben einander gehören wollen.“ „Herr Zeibel, Sie wollen uns also richtig unser Mädchen, fast möcht’ ich sagen, unser Töchterchen, entführen? Das ist nicht schön“, sagte die Frau mit scherzhaftem Schmollen. „Mein Gott, Frau, das wird nicht so schnell gehen“, erwiderte der junge Mann. „Ich habe ja nichts, wohin ich die Juli führen könnte.“ „Hast du ihm nichts gesagt?“, fragte der alte Herr. „Wir sind noch nicht so weit gekommen“, entgegnete das Mädchen. „Dann kann ich mir das Vergnügen machen, es Ihnen zu eröffnen, Herr Zeibel … Ich bin Hausarzt beim Grafen Morzin, der ein großes Jagdgebiet in der Obersteiermark hat. Jüngst teilte mir der Graf im Gespräch mit, dass sein alter Förster in Gießau gestorben sei; er brauche dringend einen Ersatz. Ich schlug Sie vor und setzte mein Wort dafür ein, dass Sie ein durchaus verlässlicher Mann seien und die besten Eigenschaften für einen solchen Beruf hätten. Wollen Sie nicht Förster oder richtiger Jagdheger des Grafen Morzin in Gießau werden?“ Der Judas riss die Augen weit auf, die angeborene Jagdlust regte sich unwillkürlich in ihm, stürmisch griff er nach der Hand des alten Herrn und rief: „Ja, ja, ja – mit Freuden! Sie sind gut, Herr Kaiserlicher Rat.“ „Können Sie noch schießen? Treffen Sie noch etwas?“, fragte der alte Herr, ihn wohlgefällig anblickend. „Ich meine schon. Es wird nicht fehlen.“ „Aber solche Riesensprünge wie in Haldernach dürfen Sie keine mehr machen – schon damit die Juliana sich nicht ängstigen muss.“ Der Judas errötete heftig. „Solche Sprünge machen nur die Tiroler. Mir gefällt’s übrigens“, fuhr der Rat lächelnd fort. „Sie nehmen also die Stelle an. Es ist ein auskömmliches Gehalt damit verbunden und Roman 41 eine hübsche Freiwohnung – allerdings ohne Einrichtung. Aber dafür wird man auch sorgen.“ „Die Einrichtung kaufe ich“, fiel Juli ein. „Kinder haben zu schweigen!“ „Aber, Herr Zeibel, Sie haben gar keinen Bissen genommen“, rief die Frau. „Setzen wir uns doch, und greifen Sie einmal zu. Sie müssen doch hungrig sein.“ „Frau – gute Frau“, sagte der Judas, fast flehend: „Ich möchte Sie um etwas bitten. Heißen Sie mich nicht Herr, sagen Sie ,du‘ zu mir und nennen Sie mich bei meinem Taufnamen. Sie und der Herr Kaiserliche Rat sind ja wie Vater und Mutter zu mir und zur Juli.“ „Gut, dann sagen wir Nikolaus zu dir. Wenn wir dir unser Mädel anvertrauen, sollst du auch als unser Bub gelten ... Aber nun setzen wir uns. Juliana, hol für den Vater und mich eine Jause, und dir selber stellst du auch ein Glas und einen Teller auf.“ Nachdem das Mädchen zudem noch eine Flasche Wein gebracht hatte, saßen die vier gemütlich beisammen, ließen sich den Imbiss schmecken und tranken zu auf Gesundheit und Glück. Für den Judas war’s wie ein Traum. Es war alles so plötzlich gekommen: Vorgestern um diese Zeit noch in der Strafanstalt und in tiefer Trauer um Juli, heute geachtet im Kreise einer hochstehenden Familie in Wien, und das Mädchen ihm gegenüber als seine Braut – er kam sich vor wie ein Prinz im Märchen, konnte mit seinen Gefühlen und Gedanken nicht fertig werden und vergaß darüber Essen und Trinken. „Wir wollen jetzt einen Plan machen“, sagte der Rat. „Heute Nachmittag gehen der Nikolaus und ich zum Grafen Morzin, um uns vorzustellen und den Vertrag zu unterschreiben. Morgen reisen wir dann zu dritt nach Gießau, besichtigen euer neues Heim und treffen die nötigen Vorkehrungen. Die Mutter wird leider ein paar Tage allein bleiben müssen.“ 42 Roman „An das Alleinbleiben muss ich mich jetzt schon gewöhnen. Wird mich ja das liebe Kind bald ganz verlassen“, sagte die Frau wehmütig. „Frau – Frau Mutter!“, rief Juli, in Tränen ausbrechend, „ich möcht’ gern bei Ihnen bleiben, immer ...! Aber ... aber ...“ „Das ist einmal so“, lachte der Rat, „das Weib muss Vater und Mutter verlassen und dem Manne anhangen – so steht’s schon in der Heiligen Schrift.“ „Verlassen tun wir einander nicht. Sie müssen oft zu uns kommen, in Sommerfrische und sonst, wir richten Ihnen eine schöne Wohnung her; und sooft es möglich ist, besuchen wir Sie da in Wien. Wir trennen uns nicht, wir vergessen einander nicht, nie, nie!“, ereiferte sich das Mädchen. „Ja, wir behalten einander lieb“, sagte die Frau weich, „so ungern wir dich verlieren, Juliana, ist es doch unsere größte Freud, dass du glücklich wirst.“ Der Judas saß mit zu Boden gesenkten Blicken ganz still da; desto heftiger arbeitete es in seinem Innern. „Nikolaus, warum schaust du so traurig drein? Fehlt dir etwas?“, forschte besorgt die Frau. „Nein, nein, nein!“, rief er; „ich kann nur das unverhoffte Glück nicht fassen. Es ist zu viel – das hab’ ich nicht verdient.“ „Wohl, wohl, verdient hast du das Glück schon. Du bist ein tapferer, ein braver Mensch“, sprach der Rat. „Oh, ich bin nicht brav gewesen, gar nicht! Es war die Juli, die es vollbracht hat.“ „Ja, ja, die Lieb’ zu einem charaktervollen Mädchen ist oft der beste Wegweiser zum Bravsein.“ Juli errötete heftig, während der Judas ihr innig zunickte. Es war an einem schönen Spätherbstnachmittag, da knieten zwei junge Leute in der Wall- St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8 fahrtskirche Mariä Enzersdorf bei Wien und erregten sowohl durch ihr Äußeres als auch durch ihr frommes Beten bei den anderen Wallfahrern Aufsehen. Der Mann hatte eine untersetzte, kräftige Gestalt und trug Steirergewand, einen lichtgrauen Rock und eine grüne Weste; neben ihm lag ein Steirerhut, an dessen breitem grünen Band ein mächtiger Gamsbart steckte. In seinem glatt rasierten, etwas blassen Gesicht, das von schwarzen, rötlich durchschimmernden Haaren umrahmt war, glühten zwei kohlschwarze Augen; sie verliehen den scharf geschnittenen Zügen eine merkwürdige, seltene Schönheit. Die Züge der Frau waren regelmäßiger, das blühende Gesicht, das goldglänzende Haar, die himmelblauen Augen und nicht zuletzt das städtische lichte Kleid, das sich ihrer ebenmäßigen schlanken Figur wunderbar anpasste, gaben ihr etwas Feines. Das schöne junge Paar kümmerte sich nicht um die Umgebung, sondern war ganz in Andacht versunken. Nach langer Zeit flüsterte er der Frau etwas zu, sie lächelte ihn an und nickte, dann standen sie auf und verließen miteinander die Kirche. Draußen sagte er: „Juli, du bist aber fleißig. Um was hast denn gar so herzinnig gebetet?“ „Für dich hab ich gebetet, Klaus, einzig und allein für dich“, erwiderte sie. „Weißt, vorgestern bei unserer Hochzeit in Wien ist’s laut hergegangen, da bin ich zu keinem rechten Beten gekommen; heute hab’ ich’s ordentlich nachtragen können.“ „Ja, da bei Unser Frau ist leicht und gut beten. Ich hab’ nur gedankt und nichts anderes getan, als Unser Frau gedankt!“ Sie drückten einander zärtlich die Hand. „Jetzt müssen wir aber gehen, unsere zwei lieben Alten suchen“, sprach er, nach allen Seiten schauend. Da winkte aber schon der Kaiserliche Rat unter der Tür eines Gasthauses. Der alte Herr und seine Frau hatten die Wallfahrt mit dem neu vermählten Paar mitgemacht, waren aber roman Juli/August 2012 mit ihrer Andacht schneller zu Ende gekommen als dieses. „Ja, ja“, sagte der Rat lachend, „die Tiroler beten gründlich. Wir zwei alten Leute vertragen das Knien nicht mehr so lange.“ Er führte das junge Paar in ein Extrazimmer, wo seine Gattin bereits für alle Essen und Trinken bestellt hatte. Diesmal brauchten sie den Judas nicht zu drängen, er griff wacker zu und zeigte, dass es ihm nicht an Hunger und Durst fehlte. Plötzlich rief die junge Frau: „Du, Klaus, schau, schau, was ist das?“ Alle blickten zum Fenster hinaus. Da sahen sie einen Korb, aus dem von allen Seiten Blumen herauszuwachsen schienen, über den Korb ragte ein langer Stab, auf dem ein mächtiger Strauß pendelte, und unter dem Korb schlotterte ein grober Frauenrock – sonst war nichts zu sehen. „Herr des Himmels, das ist leibhaftig das Tiroler Wallfahrtsweiblein“, lachte der Rat, stand auf und eilte zur Tür hinaus: „Hallo, Landsmännin, wohin denn?“ Der Korb drehte sich, es kamen ein blumenumkränzter Hut und darunter das unschuldsheitere, kindliche Gesicht des Büschelraffele zum Vorschein. Auf den ersten Blick erkannte es den Wiener Herrn, watschelte auf ihn zu und sagte im herzlichsten Ton: „Grüß Euch Gott, lieber, guter Herr! Ihr seid immer dort, wo Unsere Frau ist … Wie geht es denn mit dem Buben, mit dem Klaus? Tut der Kaiser etwas?“ „Ich mein’ schon. Nur ein bisschen Geduld haben müssen wir noch“, erwiderte der Rat. „Hat er eine Freud’ gehabt mit meinem Edelweißbuschen, der Kaiser?“ „Hahaha – wer soll denn mit so einem prächtigen Strauß keine Freud’ haben ...? Aber kommt jetzt ein bisschen herein.“ „Zuerst muss ich Unsere Frau begrüßen in der Kirche.“ „Das könnt Ihr später tun. Drinnen im Gasthaus ist jemand, der Euch gern 43 kennen lernen möchte, und wir haben nicht viel Zeit.“ Zögernd folgte das Raffele dem Herrn in das Extrazimmer. Als es drinnen die feine Gesellschaft erblickte, stutzte es. Der Kaiserliche Rat aber stellte vor: „Anna, das ist die Gertraud Fink, die Tiroler Wallfahrerin, von der ich dir erzählt hab‘. – Das ist meine Frau ... und die da ...“ „Grüß dich Gott, Basl“, rief der Judas. „Heiliges Kreuz!“ schrie das Weiblein und riss die Augen scheibenweit auseinander. „Bin ich’s oder bin ich’s nicht? Du – du – Klaus! Ist ein Wunder geschehen?“ „Grüß dich Gott, Gedele!“ rief die Juli. Das Raffele starrte der jungen Frau ins Gesicht, brachte Augen und Mund nicht mehr zu, dann schrie es noch lauter: „Himmlisches Jerusalem! Alle heiligen Nothelfer – die Falk-Juli! Und so nobel, so nobel ...! Ich hab’ gemeint, ich hab’ dich in Graz gesehen; aber du bist so schnell davongelaufen, dass ich dich nirgends mehr erwischt hab’.“ „In Graz?“ fragte Juli verwundert. „Wann soll das gewesen sein?“ „Es ist schon eine Zeit lang her – etwa sechs, sieben Wochen, nein, jetzt weiß ich’s genau – vierzehn Tage später, nachdem ich das erste Mal in Mariazell war.“ „Dann hast du mich in Graz nicht mehr gesehen, Gedele.“ „Seid Ihr über Graz heimgegangen?“ fragte der Rat. „Und jetzt seid Ihr schon wieder da?“ „Nein, ich bin gar nicht heimgegangen, weil ich mir gedacht hab’, es zahlt sich nicht aus. In ein paar Monaten, habt Ihr gesagt, wird das Gesuch erledigt sein, und da hätt’ ich doch wieder her müssen, dem Kaiser und Euch zu danken. Den doppelten Weg wollt’ ich mir ersparen.“ Nun lachten alle zusammen. Fortsetzung folgt 44 unterhaltung St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8 Held der Karlssage, † 778 Semiten Briefschreiber des Paulus Fürst im Orient Radau einer der Mörder Cäsars Safe Brücke in Venedig städtisch fleißiges Insekt 12 Theaterspielabschnitte Elendsviertel 9 Vater Jesu Spieleinsatz Buchabschnitt 2 Seemannsgruß Truthenne ital. Rechtsgelehrter, † 1220 ärztl. Arzneiverordnung kleines offenes Sportauto Stille Besonderheit ein Umlaut Normzahl beim Golf 4 8 Zweierverbindung Anglergruß (... Dank) seem.: Tauwerk Erdachsenpunkte Schmarotzer natürl. Zeichnung im Holz Oper von Verdi 5 Bußgang Kaiser Heinrichs VI. Halbton über C 15 16 3 bayrisch: nein 10 6 7 8 Das Lösungswort nennt ein altes Marienfest im Monat Juli. 9 10 7 türk. Anisbranntwein 11 DEIKE-PRESS-1419-7 12 13 14 H B E B U R A E E F R L B R I A L L U T NO K S L U J O S P R U T E A H O I MARIA früherer äthiop. Fürstentitel Hohn 6 Almhirtin Weltalter in der griech. Antike ehem. UNOGeneralsekretär 5 2 Vorweihnachtszeit lateinisch: Sei gegrüßt! glänzendes Atlasgewebe Zeichen in Psalmen 4 ein Werk Heines (‚... Troll‘) Wind der Tropen und Subtropen 1 Spielkartenfarbe hl. Buch d. Islam 14 englisch: nein, kein 11 Tarnfärbung 3 englische Zustimmung Gibbonaffe 1 Stamm in Ghana munter, vorwitzig christl. Reformator kath. Theologe, † 1847 Prügel (ugs.) span. Mehrzahlartikel Filmfigur (Comic) Vorname der Turner Rinde unseres Planeten Gattin erdumspannend eine Ausdehnung 13 prämiieren ein Teilbereich der Kirche 15 16 unterhaltung Juli/August 2012 Grußformel (2 W.) Monatsletzter math.: Kurvenschnittlinie englisch: Tee ein Evangelist lateinisch: ich Abordnung, Delegation Kleidungsstück weithin hörbar Vermächtnis Rheinmündungsarm 11 nordisches Göttergeschlecht je (latein.) enthaltsamer Mensch Cowboyshows Hoheitsgebiet ein Unglück Kameraständer plötzlicher Hochbetrieb Gemeindehelfer 10 zentralafrik. Staat Getreidegroßspeicher 8 13 Kfz-Z. Glarus (Schweiz) 2 Blutader heftiger Regenschauer Toilette 5 14 Double für gefährliche Szenen 3 4 Teil der Heiligen Schrift (Abk.) ‚heilig‘ in portug. Städtenamen ein Ruderboot große Zukunftsvorstellung aufmüpfig, widerspenstig erfolgreicher Schlager Name Gottes im A.T. deutsche Vorsilbe Meeresnymphen 12 Sauergras 6 Kykladeninsel Gemüsepflanze Abk.: Lokalredaktion Einzahl Wurzelstock ugs.: leichter Betrug 1 Vorname von Chruschtschow Opfergabe Gestalt der jüdischen Sage Augenfarbe der Asiaten Abendmahlfeier bayrischer Kabarettist Besitz, Eigentum Warneinrichtung am Auto Rang beim Karate Die 10 Gebote im A.T. abgezogene Tierhaut Urkundsjurist 9 7 Reitstock DEIKE-PRESS-1419-8 1 2 3 4 5 6 7 8 GU L S T I M NO T E A P A B KO R S T S C H M U U N F N A I L G L E B R A MAXIMIL Hirschart den Staat betreffend 7- täg. jüd. Fest Körperbauspezialist weil Epos von Homer 15 Osteuropäer furchtsam, resigniert priesterliches Gebet panischer Ansturm 45 9 Zu erraten ist ein beeindruckender Heiliger des 20. Jahrhunderts. 10 11 12 13 14 15 Auflösung des Kreuzworträtsels auf Seite 44 kath. Theologe, † 1847 Zeichen in Psalmen Auflösung des Kreuzworträtsels auf Seite 45 weithin hörbar früherer äthiop. Fürstentitel Abendmahlfeier Anglergruß (... Dank) 19-7 Zum Schluss H B E B U R A E E F R L U N K S L J O P R U T E R L O L B A N R D I A U L T H O A UM S E I A S H E O I G T K H N E A E R T N T I K R U Y E S S KOR E R R C K T E A Z E F S P S A T T A I D E N A N M N S K A R O O O P A R C W HO E H L A O B R U T U EWE A E T E M M I S A P I T E N M N A E ON A D S T E R A V E C I E A N N A N N T T P O L T A R A S I MA S E R A K T St. Antoniusblatt – Heft Nr. 7/8 E S S S E L A R A S P E T R I MARIA HEIMSUCHUNG GU L S T I M NO N I G E B R P A B KO R S T S T E N E K A A T N U T L N E D F A T I L I A K L GO A U N S S S A H C H L M N U N T ME T AG P RO K R U S O S A D E N N ON A T S V O L EM N R E N K H I T D Z O T A MA N L B L E GA T R U N U A S K E T M K S E S I L O E N S T U RM D AM M Z U T L N I X E N B I T I V S AO K V I S I ON I T E N T S G E A H U P E R E K A L OG B A L G R G E R T E MAXIMILIAN KOLBE Alsack/Mals: Maria Elisabeth Paulmichl geb. Habicher (92), hinterl. vier Kinder mit Familien Geiselsberg: Franz Pörnbacher (91), hinterl. sechs Kinder mit Familien; Christian Schnarf (45), hinterl. die Frau, zwei Kinder, die Eltern und drei Geschwister Mals: Elisabeth Thurner geb. Wieser (84), FG-Mitglied, hinterl. den Mann und Kinder mit Familien Montan: Helene March (97), hinterl. vier Auflösung des Kreuzworträtsels auf Seite 36 46 Juli 2012 gebetsmeinung von Papst benedikt xvi. • Dass alle Arbeit finden und diese stabil und sicher ausüben können. • Dass christliche Volontäre, die in der Mission tätig sind, die Liebe Christi bezeugen. totengedenken Juli/August 2012 47 Herr, schenk ihnen Deinen ewigen Frieden! Kinder mit Familien; Berta Terleth (92), hinterl. drei Geschwister mit Familien; Hansjörg Rizzoli (64), hinterl. die Gattin und drei Kinder und eine Schwester Morter: Rosa Bernhard (74), hinterl. den Mann, einen Sohn mit Fam. und eine Tochter Oberinn: Alois Innerhofer (95), hinterl. fünf Kinder mit Fam.; Anton Mayr (89) hinterl. die Frau, vier Kinder mit Fam. und den Bruder Oberwielenbach: Stefania Wwe. Erardi geb. Schuster (92), hinterl. acht Kinder mit Familien, Schwägerinnen, Nichten, Neffen und Patenkinder Pens/Sarntal: Katharina Stuefer (100), hinterl. sechs Kinder Reschen: Hochw. Eusebius Stecher (90), hinterl. die Pfarrgemeinde; Katharina Telser (91); Edith Prenner (51) Saltaus: Ignaz Hofer (82), hinterl. die Frau und vier Kinder mit Familien St. Walburg/Ulten: Josef Paris (48), hinterl. die Mutter und fünf Geschwister Stuls/Passeier: Barbara Pfitscher geb. Grassl (84), hinterl. eine Ziehtochter mit Familie Tanas: Franz Steck (89), hinterl. die Frau, drei Kinder mit Familien und zwei Schwestern Terenten: Theresia Maria Somia Astner (62) Trens: Anton Pedratscher (84), hinterl. die Frau, eine Tochter und einen Sohn mit Familie Unser Frau in Schnals: Pasqualia Raffeiner Wwe. Weithaler (87), hinterl. drei Kinder mit Familien; Maria Katharina Rainer Wwe. Götsch (86), hinterl. neun Kinder mit Familien; Maria Kofler Wwe. Santer (92), hinterl. acht Kinder mit Familien Uttenheim: Johann Corradini (85); Anna Reichegger Wwe. Oberarzbacher (89); Marianna Waldner Wwe. Walcher (88) Wangen/Ritten: Maria Wwe. Rungger geb. Tammerle (91), hinterl. zehn Kinder mit Familien und drei Schwestern mit Familien Weitental: Vinzenz Gasser (91), hinterl. drei Geschwister und die Angehörigen Danksagungen: Gratsch: Ungenannt, als Dank dem hl. Antonius 50 €; Ungenannt, Spende für Gesundheit 50 €; Ungenannt, zu Ehren des hl. Antonius, der Gottesmutter Maria und der Armen Seelen als Dank und zur Bitte für das gute Bestehen einer Prüfung 150 € august 2012 gebetsmeinung von Papst benedikt xvi. • … dass Inhaftierte gerecht behandelt werden und ihre Menschenwürde geachtet wird. • … dass junge Menschen, die zur Christusnachfolge berufen sind, bereit sind, das Evangelium bis an die äußersten Grenzen der Erde zu verkünden und zu bezeugen. sinn.bild Symbole des Glaubens in unseren Kirchen Im Römischen Reich durften siegreiche Kaiser oder Feldherren unter einem eigens für sie erbauten Triumphbogen in die Stadt einziehen. Dieses Bauwerk ist im Grunde ein großes gemauertes Tor mit einem oder mehreren Durchgängen. In Rom sind zum Beispiel noch der Titus- und der Konstantinsbogen erhalten. Einen solchen Triumphbogen hat aber auch die christliche Kirche. Denn sie ist nach dem Muster einer antiken Stadt erbaut: Hinten befindet sich der Versammlungsplatz für das Volk (Kirchenschiff), vorn stehen Haus und Thron des göttlichen „Herrschers“ (Chorraum, Altar). Der gemauerte Bogen am „Eingang“ zum Altarraum wird als Triumphbogen bezeichnet. In frühchristlicher Zeit ist dieser Bogen eine Querwand mit einer großen Öffnung, die den Blick zur Apsis freigibt. Die der Gemeinde zugewandten Seiten sind meist mit kostbaren Mosaiken verkleidet. Später sind auf der Mauerfläche farbenprächtige Fresken zu finden (im Bild: St. Peter in Gratsch bei Meran, die Malereien entstanden um 1100). In vielen Kirchen in unserem Land ist auf dem Bogen auch ein Kreuz angebracht – das sichtbare Zeichen für den Triumph Jesu Christi über den Tod. Das Thema unserer nächsten Ausgabe: „Hauptsache gesund“?