Orientierung

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Orientierung
Das gute Buch.
Eine Auswahl aus 18 Jahren SWR-Bestenliste
Orientierung
Die SWR-Bestenlisten:
30 Literaturkritiker und -kritikerinnen nennen monatlich – in freier Auswahl – vier Buch-Neuerscheinungen,
denen sie „möglichst viele Leser und Leserinnen“ wünschen, und geben ihnen Punkte.
Diese Auswahl verzeichnet jeweils ein Buch aus den monatlichen „TOP 10“ von September 1995 bis Januar 2013, das
im Bestand der Stadtbibliothek vorhanden und ausleihbar ist. (Stand: Januar 2013)
Die Kommentare unterhalb der bibliographischen Angaben sind Zitate aus den jeweiligen Bestenlisten des SWR.
Sparschuh, Jens:
Der Zimmerspringbrunnen. Ein Heimatroman. Kiepenheuer & Witsch. 159 Seiten.
Satirische Höhenflüge eines ostdeutschen Vertreters im wiedervereinigten Deutschland.
September 1995 (Rang 10)
Roth, Gerhard:
Der See. Roman. S. Fischer. 235 Seiten.
Ein vermißter Vater, eine detektivische Suche und ein Verdacht.
Oktober 1995 (Rang 5)
Bober, Robert:
Was gibt‘s Neues vom Krieg? Roman. Kunstmann. 187 Seiten.
Ein heiterer Blick der Davongekommenen auf die immer noch gegenwärtigen Schrecken des Krieges.
November 1995 (Rang 7)
Lange-Müller, Katja:
Verfrühte Tierliebe. Kiepenheuer & Witsch. 144 Seiten.
Wie die Kunst der Beobachtung Zusammenhänge stiftet und selbst kleinste Ereignisse erzählenswert
macht.
Dezember 1995 (Rang 4)
Peltzer, Ulrich:
Stefan Martinez. Roman. Ammann. 572 Seiten.
Zwei in schneller Montagetechnik erzählte Tage in Berlin.
Januar 1996 (Rang 4)
Gernhardt, Robert:
Wege zum Ruhm. 13 Hilfestellungen für junge Künstler und 1 Warnung. Haffmanns.
187 Seiten.
Sie wollen Künstler werden? Ein berühmter Künstler? Ein bereits berühmter Maler und Schriftsteller
zeigt wie.
Februar 1996 (Rang 10)
Maron, Monika:
Animal triste. Roman. S. Fischer. 240 Seiten.
Eine deutsche Liebe nach dem Fall der Mauer. Von der großen Hoffnung bis zum privaten Kalten Krieg.
März 1996 (Rang 2)
Valdés, Zoé:
Das tägliche Nichts. Roman. Ammann. 160 Seiten.
Der Alltag einer jungen Frau in Kuba: beschrieben voller Trauer und Verzweiflung, doch ohne Haß.
April 1996 (Rang 2)
Kirsch, Sarah:
Bodenlos. Gedichte. Deutsche Verlags-Anstalt. 64 Seiten.
Gedichte, die ein Haus aus Worten bauen, menschenleer, voll von Engeln und seltsamen Wesen.
Mai 1996 (Rang 6)
Kertész, Imre:
Roman eines Schicksallosen. Bertelsmann-Medien. 286 Seiten.
Ein Roman über Auschwitz, erzählt aus der Perspektive eines naiven Jungen. Klar, nüchtern, eine Entmystifizierung.
Juni 1996 (Rang 1)
Marías, Javier:
Mein Herz so weiss. Roman. Klett-Cotta. 363 Seiten.
Für dich würde ich töten, sagt ein Mann zu seiner Frau. Nach der Hochzeitsreise begeht sie Selbstmord. Ein raffiniert inszenierter Roman über Liebe und Ehe, über Treue und Schwüre.
Juli 1996 (Rang 1)
Werner, Markus:
Festland. Roman. Residenz Verlag. 141 Seiten.
Das Leben ist langweilig, sagt sich ein Beamter und steigt aus – um doch wieder anzukommen auf dem
Festland.
August 1996 (Rang 1)
Roth, Philip:
Sabbaths Theater. Roman. Hanser. 491 Seiten.
Ein alternder Puppenspieler will sterben. Seine Finger sind steif, sein Leben vertan. Er erinnert sich.
September 1996 (Rang 2)
Antunes, António Lobo:
Die natürliche Ordnung der Dinge. Roman. Hanser. 342 Seiten.
Monologe, Geständnisse, Reden: subjektive Stimmen des heutigen Portugal, ein alternder Beamter,
ein Spitzel, eine gutbürgerliche Familie. Langsam fügen sie sich zusammen: zum akustischen Panorama
eines ganzen Landes.
Oktober 1996 (Rang 4)
Bourdouxhe, Madeleine:
Gilles‘ Frau. Roman. Piper. 166 Seiten.
Eine Wiederentdeckung, entstanden 1937. Eine klassische Liebesgeschichte: ein Mann, eine Frau und
plötzlich: ihre Schwester ...
November 1996 (Rang 6)
Trojanow, Ilija
Die Welt ist groß und Rettung lauert überall. Roman. Hanser. 288 Seiten.
Eine Flucht aus dem ehemaligen Ostblock ins scheinbar Gelobte Land. Die Wirklichkeit: Exil, Heimatlosigkeit.
Dezember 1996 (Rang 9)
Boyle, Tom Coraghessan:
América. Bertelsmann-Medien. 388 Seiten.
Zwei Welten, arm und reich: die Grenze zwischen den USA und Mexiko. In T. C. Boyles Roman prallen
Gegensätze aufeinander.
Januar 1997 (Rang 3)
Updike, John:
Der Mann, der ins Sopranfach wechselte. Erzählungen. Rowohlt. 378 Seiten.
Mal bissig, mal komisch: der amerikanische Romancier erzählt Geschichten von häuslichen und alltäglichen Katastrophen.
Februar 1997 (Rang 5)
Swift, Graham:
Letzte Runde. Roman. Hanser. 328 Seiten.
Vier Freunde und eine Urne: eine tragikomische Pilgerfahrt in die Vergangenheit und an die Küste
Englands.
März 1997 (Rang 1)
Sorrentino, Gilbert:
Mulligan Stew. Roman. Maro Verlag. 609 Seiten.
Ein Schriftsteller schreibt einen intellektuellen Krimi und scheitert: fulminant, witzig und auf über 600
Seiten.
April 1997 (Rang 6)
Hart, Maarten ‘t:
Das Wüten der ganzen Welt. Roman. Arche Verlag. 410 Seiten.
Mai 1997 (Rang 1)
Merz, Klaus:
Jakob schläft. Eigentlich ein Roman. Haymon Verlag. 96 Seiten.
Eine Familie in den 50er, 60er Jahren; Lebenswege voller Abgründe, lakonisch erzählt.
Juni 1997 (Rang 1)
Millu, Liana:
Der Rauch über Birkenau. Kunstmann. 189 Seiten.
Der bewegende Bericht einer Überlebenden des Holocaust: authentisch, literarisch.
Juli 1997 (Rang 5)
Politycki, Matthias:
Weiberroman. Roman. Luchterhand. 420 Seiten.
Drei Frauen, drei Städte, drei Lebensalter: die siebziger und achtziger Jahre als Liebesgeschichte.
August 1997 (Rang 1)
Antunes, António Lobo:
Das Handbuch der Inquisitoren. Luchterhand. 456 Seiten.
Auf einem heruntergekommenen Landgut entfaltet sich das Panorama der portugiesischen Gesellschaft,
vielstimmig, barock.
September 1997 (Rang 1)
Tisma, Aleksander:
Kapo. Roman. Hanser. 341 Seiten.
Der verfolgte Jude, der aus Angst zu einem Täter wurde: Tisma analysiert die Mechanismen totalitärer
Gewalt.
Oktober 1997 (Rang 1)
Schrott, Raoul:
Die Erfindung der Poesie. Gedichte aus den ersten viertausend Jahren. Eichborn. 530 Seiten.
Alte Gedichte, modern übersetzt. Und dadurch gegenwärtig.
November 1997 (Rang 5)
Vanderbeke, Birgit:
Alberta empfängt einen Liebhaber. Fest. 117 Seiten.
Die Zeit: Mitte der siebziger Jahre. Das Problem, ein ewiges: Mann und Frau verstehen sich nicht, kurz:
eine Liebesgeschichte.
Dezember 1997 (Rang 3)
Kerr, Alfrred:
Wo liegt Berlin? Briefe aus der Reichshauptstadt 1895 - 1900. Aufbau-Verlag. 767 Seiten.
Deutschlands einflußreichster Kritiker der Jahrhundertwende hat wöchentlich für die „Breslauer Zeitung“ einen Brief geschrieben: ein Stück Stadt-, Kultur- und Zeitgeschichte.
Januar 1998 (Rang 4)
Marias, Javier:
Morgen in der Schlacht denk an mich. Roman. Klett-Cotta. 428 Seiten.
Ein Mann trifft eine verheiratete Frau. Aber aus der Liebesnacht wird nichts. Die Frau stirbt plötzlich.
Der Mann verschwindet. Doch die Gespenster dieser Nacht kehren wieder.
Februar 1998 (Rang 1)
Roth, Gerhard:
Der Plan. Roman. S. Fischer. 296 Seiten.
Ein Bibliothekar erhält ein gestohlenes Mozart-Manuskript. Er verkauft es nach Japan. Doch sein Plan
gerät in Gefahr.
März 1998 (Rang 3)
Salter, James:
Lichtjahre. Roman. Berlin Verlag. 392 Seiten.
Das Gemälde einer Ehe. Eine scheinbar vollkommene Fassade zeigt Risse: er geht fremd,
sie geht fremd ...
April 1998 (Rang 5)
Özdamar, Emine Sevgi:
Die Brücke vom Goldenen Horn. Roman. Kiepenheuer & Witsch. 333 Seiten.
Eine junge Türkin im Berlin der 60er Jahre und ihre Rückkehr nach Istanbul. Ein Leben zwischen zwei
Welten, zwischen Tradition und Moderne.
Mai 1998 (Rang 3)
Böttiger, Karl August:
Literarische Zustände und Zeitgenossen. Begegnungen und Gespräche im klassischen
Weimar. Aufbau-Verlag. 601 Seiten.
Eine journalistische Nahaufnahme der Goethezeit: pointiert, ironisch und manchmal indiskret.
Juni 1998 (Rang 3)
Piwitt, Hermann Peter:
Ein unversöhnlich sanftes Ende. Roman. Rowohlt. 183 Seiten.
Einer ist unterwegs und protokolliert Schicksale: scheinbar alltäglich – bis zur Katastrophe.
Juli 1998 (Rang 4)
Walser, Martin:
Ein springender Brunnen. Roman. Suhrkamp. 413 Seiten.
Eine Biographie und ein Epochenroman vom 3. Reich bis in unsere Gegenwart.
August 1998 (Rang 1)
Roth, Philip:
Amerikanisches Idyll. Roman. Hanser. 462 Seiten.
Eine Familienidylle, die sich in eine Katastrophe verwandelt: die Tochter eine Terroristin, die Ehe zerstört.
September 1998 (Rang 2)
DeLillo, Don:
Unterwelt. Kiepenheuer & Witsch. 965 Seiten.
Ein Panorama der letzten Hälfte dieses Jahrhunderts: Amerika zwischen Politik und Sport, Fernsehen und
Internet – die großen Themen der Zeit, verbunden durch eine kurze leidenschaftliche Affäre.
Oktober 1998 (Rang 3)
Hermann, Judith:
Sommerhaus, später. Erzählungen. S. Fischer. 187 Seiten.
Lebensläufe um Liebe und Vergänglichkeit und um die Angst vor dem ungelebten, dem verhinderten
Leben.
November 1998 (Rang 2)
Kleeberg, Michael:
Ein Garten im Norden. Märchen. Ullstein. 590 Seiten.
Einer flieht aus Deutschland und kehrt nach 12 Jahren zurück. Er macht sich auf die Suche nach der
deutschen Identität.
Dezember 1998 (Rang 4)
Forte, Dieter
In der Erinnerung. Roman. S. Fischer. 251 Seiten.
Ein Zehnjähriger am Kriegsende zwischen Grauen und Verzweiflung – ein literarischer Totentanz um
Zerstörung und die Absurdität der menschlichen Existenz.
Januar 1999 (Rang 7)
Kempowski, Walter:
Heile Welt. Roman. Knaus. 478 Seiten.
Ein neuer Lehrer in einem kleinen Heidedorf. Er erwartet eine heile Welt. Aber die zeigt bald ihre dunklen
Seiten ...
Februar 1999 (Rang 7)
Maron, Monika:
Pawels Briefe. Eine Familiengeschichte. S. Fischer. 204 Seiten.
Ein drei Generationen umfassendes Porträt: Von der jüdischen Lebenswelt der Großeltern über die
kommunistische der Mutter bis hin zur eigenen als Kriegskind und Schriftstellerin.
März 1999 (Rang 3)
Tisma, Aleksander:
Treue und Verrat. Roman. Hanser. 303 Seiten.
Eine dramatische Liebe im Novi Sad der 60er Jahre vor dem Hintergrund der heillosen Geschichte, die
doch nicht Vergangenheit ist.
April 1999 (Rang 1)
Chirbes, Rafael:
Die schöne Schrift. Roman. Kunstmann. 142 Seiten.
Der bewegende Monolog einer Frau am Ende ihres Lebens. Über die kurze Liebe und das lange Leid.
Ohne Klage, ohne Anklage, ein nüchternes Fazit.
Mai 1999 (Rang 2)
Moesebach, Martin:
Die Türkin. Roman. Aufbau-Verlag. 240 Seiten.
Ein Mann gibt alles auf und folgt einer jungen Türkin in die archaische Welt Lykiens. Eine Liebesgeschichte.
Juni 1999 (Rang 5)
Hoppe, Felicitas:
Pigafetta. Roman. Rowohlt. 155 Seiten.
Ein Frachtschiff bricht zu einer Fahrt über die Meere auf mit rätselhaften Passagieren und unbekanntem Ziel ...
Juli 1999 (Rang 6)
Vanderbeke, Brigit:
Ich sehe was, was du nicht siehst. Fest. 121 Seiten.
Eine Geschichte vom langsamen Lernen des Abschieds.
August 1999 (Rang 2)
Parei, Inka:
Die Schattenboxerin. Roman. Schöffling. 182 Seiten.
Berlin zur Zeit des Mauerfalls: eine Schattenboxerin auf der Suche nach einer verschwundenen Frau.
September 1999 (Rang 1)
Peltzer, Ulrich:
Alle oder keiner. Roman. Ammann. 244 Seiten.
Ein Mann in der Mitte seines Lebens: früher Aktivist, heute Psychologe – vor der Frage nach der Verantwortung für das eigene Tun.
Oktober 1999 (Rang 5)
Márai, Sándor:
Die Glut. Roman. Piper. 223 Seiten.
Nach 50 Jahren eine literarische Wiederentdeckung: eine tragische Dreiecksbeziehung um Leidenschaft und Treue, Wahrheit und Lüge.
November 1999 (Rang 6)
Antunes, António Lobo:
Anweisungen an die Krokodile. Roman. Luchterhand. 440 Seiten.
Eine Gruppe von Terroristen kurz vor einem großen Coup: zwischen Machtrausch und Angstträumen.
Dezember 1999 (Rang 2)
Lehr, Thomas:
Nabokovs Katze. Roman. Aufbau-Verlag. 511 Seiten.
Aus einem LSD-Trip wird ein Trip der Leidenschaft: eine unerfüllte Liebe als Droge. Und eine Spurensuche im wirklichen Mexiko, um sie loszuwerden.
Januar 2000 (Rang 3)
Streeruwitz, Marlene :
Nachwelt. Ein Reisebericht. Roman. S. Fischer. 398 Seiten.
Eine biographische Recherche nach Gustav Mahlers Tochter Anna und gleichzeitig eine Reise ins Ich.
Februar 2000 (Rang 3)
Schlink, Bernhard:
Liebesfluchten. Geschichten. Diogenes. 307 Seiten.
Flucht in die Liebe, Flucht vor der Liebe – sieben erotische,subtile, tragikomische Geschichten.
März 2000 (Rang 4)
Treichel, Hans-Ulrich:
Tristanakkord. Roman. Suhrkamp. 236 Seiten.
Ein junger Mann glaubt an die Kunst. Und folgt einem Komponisten um die Welt.
April 2000 (Rang 4)
Walser, Alissa:
Die kleinere Hälfte der Welt. Erzählungen. Rowohlt. 108 Seiten.
Eine Tochter schläft mit dem Liebhaber ihrer Mutter; eine Frau ist auf der Flucht: Alissa Walsers Figuren
suchen eine Balance zwischen Exzess und Nüchternheit.
Mai 2000 (Rang 10)
Manzoni, Alessandro:
Die Brautleute. Hanser. 914 Seiten.
Einst „Die Verlobten“, jetzt „Die Brautleute“. Ein Klassiker um Liebe und Trug in neuem Sprachgewand.
Juni 2000 (Rang 5)
Fox, Paula:
Was am Ende bleibt. Roman. C. H. Beck. 200 Seiten.
Ein präzises und ironisches Psychogramm einer Ehe.1971 zum ersten Mal erschienen. Jetzt wiederentdeckt.
Juli 2000 (Rang 8)
Antunes, António Lobo:
Der Tod des Carlos Gardel. Roman. Luchterhand. 493 Seiten.
Alvaro ist besessen von einem Tangosänger. Er schafft sich eine Fluchtwelt. Seine Leidenschaft zerstört
eine Familie.
August 2000 (Rang 7)
Kumpfmüller, Michael:
Hampels Fluchten. Roman. Kiepenheuer & Witsch. 559 Seiten.
„Geh doch rüber!“. Der begnadete Verkäufer Heinrich Hampel tut’s. Er wechselt die Deutschlands.
Und die Betten. Deutsche Geschichte aus der Perspektive von Kissen und Matratzen.
September 2000 (Rang 5)
Saffranski, Rüdiger:
Nietzsche. Biographie seines Denkens. Hanser. 398 Seiten.
Zum 100. Todestag des Philosophen die sorgfältige Darstellung eines riskanten und fast folgerichtig
gescheiterten Lebensexperiments.
Oktober 2000 (Rang 8)
Kronauer, Brigitte:
Teufelsbrück. Roman. Klett-Cotta. 505 Seiten.
Vom tristen Alltag hinein in erotische Eskapaden. Aber am Ende droht Gefahr!
November 2000 (Rang 2)
Updike, John:
Gegen Ende der Zeit. Roman. Rowohlt. 398 Seiten.
Ben Turnbull ist reich und pensioniert. Er genießt das Leben – und erkrankt an Krebs. Im Jahr 2020 ist vieles
anders, aber eben nicht alles ...
Dezember 2000 (Rang 6)
Maier, Andreas:
Wäldchestag. Roman. Suhrkamp. 314 Seiten.
Der Sound einer Landschaft. Die Wetterau: Tratsch, Klatsch, Geschwätz – und das alles im Konjunktiv.
Januar 2001 (Rang 9)
Wellershoff, Dieter:
Der Liebeswunsch. Roman. Kiepenheuer & Witsch. 396 Seiten.
Zwei Paare – vier Individuen und ihre schicksalhafte Wechselbeziehung in einer Freundschaft, die zerbrechen muss.
Februar 2001 (Rang 8)
Bauer, Christoph:
Jetzt stillen wir unseren Hunger. Eine Rekursion. S. Fischer. 285 Seiten.
Wie lang sind Gedanken? So lange wie ein Spaziergang, ein gemeinsames Essen, ein Buch.
März 2001 (Rang 9)
Roth, Patrick:
Die Nacht der Zeitlosen. Geschichten. Suhrkamp. 147 Seiten.
Was passiert, wenn ein junger Regisseur den Mosesstab von Charlton Heston aus den „Zehn Geboten“
kauft? Fünf Geschichten über Menschen auf der Suche, Träumende, Neugierige.
April 2001 (Rang 1)
Lehr, Thomas:
Frühling. Novelle. Aufbau-Verlag. 142 Seiten.
39 Sekunden bis zum Ende eines Lebens, 39 Kapitel über die Kindheit, die Eltern, den Bruder.
Mai 2001 (Rang 3)
Carver, Raymond:
Kathedrale. Erzählungen. Berlin-Verlag. 268 Seiten.
Zwölf Kurzgeschichten über Paare, die sich nichts mehr zu sagen haben, Arbeitslose, Alkoholiker.
Juni 2001 (Rang 4)
Maxwell, William:
Sie kamen wie die Schwalben. Roman. Zsolnay. 199 Seiten.
Zwei ungleiche Brüder: Mit dem Tod der Mutter zerbricht das Glück der Kindheit. Gemeinsam mit
ihrem Vater versuchen sie, die Erinnerung zu bewahren.
Juli 2001 (Rang 3)
Walser, Martin:
Der Lebenslauf der Liebe. Roman. Suhrkamp. 524 Seiten.
Susi im „Unglücksglück“: am Anfang reiche Hausfrau mit hohem Liebhaberverschleiß, dann Pflegerin
ihres todkranken Ehemanns, schließlich Sozialhilfeempfängerin mit Heiratschancen.
August 2001 (Rang 2)
Hürlimann, Thomas:
Fräulein Stark. Novelle. Ammann. 192 Seiten.
Der Leiter der Stiftsbibliothek St. Gallen, seine Haushälterin Fräulein Stark und sein Neffe, ein 13jähriger
Junge, der sich noch nicht entschieden hat zwischen Leben und Lesen.
September 2001 (Rang 3)
Kirchhoff, Bodo:
Parlando. Roman. Frankfurter Verlagsanstalt. 535 Seiten.
Am Anfang ein Mord und einer, der sich selbst bezichtigt: Er erfindet Geschichten von Liebe und Tod.
Und wird freigesprochen.
Oktober 2001 (Rang 4)
Meinecke, Thomas:
Hellblau Roman. Suhrkamp. 335 Seiten.
Ein Netzwerk von Geschriebenem und Gesprochenem, von Denkmoden, Theorien, Floskeln, Phrasen:
vor dem Hintergrund der Farbe eines Badeanzugs.
November 2001 (Rang 6)
Márai, Sándor:
Die jungen Rebellen. Roman. Piper. 277 Seiten.
Ein früher, autobiographisch gefärbter Roman des wiederentdeckten ungarischen Schriftstellers: Geschichten vom Erwachsenwerden.
Dezember 2001 (Rang 6)
Rothmann, Ralf:
Ein Winter unter Hirschen. Erzählungen. Suhrkamp. 194 Seiten.
Zwei Mädchen sprechen über ihre verschiedenen Freunde, ein alter Drucker erzählt von einer Erleuchtung durch Fußball, ein Müßiggänger von einem seltsamen Tausch: Rothmann findet im Alltag das
Wunderbare, den kurzen Augenblick der Poesie.
Januar 2002 (Rang 5)
Roth, Philip:
Der menschliche Makel. Roman. Hanser. 398 Seiten.
Ein gefeierter Altphilologe wird gefeuert: Man bezichtigt ihn des Rassismus. Er liebt eine Putzfrau – er
ist über 70, sie halb so alt. Und in seiner Vergangenheit gibt es ein dunkles Geheimnis. Makel genug. Er
kämpft um die Würde des Älterwerdens.
Februar 2002 (Rang 2)
Capus, Alex:
Fast ein bißchen Frühling. Roman. Residenz-Verlag. 175 Seiten.
Winter 1933/34: zwei Bankräuber suchen den Seeweg von Wuppertal nach Indien. Sie kommen bis
Basel – und verlieben sich in eine Schallplattenverkäuferin.
März 2002 (Rang 6)
Draesner, Ulrike:
Mitgift. Roman. Luchterhand. 377 Seiten.
Ein Astronom, der über dem Himmel die Erde vergisst, eine magersüchtige Kulturmanagerin und ihre
hermaphroditische Schwester. Eine Liebesgeschichte ohne Gewissheiten, ohne Halt.
April 2002 (Rang 5)
Dirks, Liane:
Vier Arten meinen Vater zu beerdigen. Roman. Kiepenheuer & Witsch. 244 Seiten.
Die Wiederbegegnung mit dem lange verschwundenen Vater: ein genialischer Koch und Geschichtenerzähler – und ein Getriebener. Das Leben mit den Augen eines Sterbenden betrachtet.
Mai 2002 (Rang 7)
Gavalda, Anna:
Ich wünsche mir, daß irgendwo jemand auf mich wartet. Erzählungen. Hanser. 167 Seiten.
„Und mein Herz?“ Sie hat mir zugelächelt und sich über den Tisch gebeugt. „Ist es denn nicht kaputt,
dein Herz?“ Hat sie gefragt und leicht skeptisch geguckt.
Juni 2002 (Rang 9)
Appelfeld, Aharon:
Alles, was ich liebte. Roman. Fest. 287 Seiten.
Czernowitz am Vorabend des 2. Weltkrieges. Die Geschichte einer zerfallenden jüdischen Kleinfamilie.
Juli 2002 (Rang 1)
Kirchhoff, Bodo:
Schundroman. Frankfurter Verlags-Anstalt. 315 Seiten.
Der Tod eines Kritikers, ein Versehen. Kolportage, Schlüsselroman, Trash – das Leiden an der Literaturkritik muss man unter Niveau verarbeiten.
August 2002 (Rang 5)
Olmi, Véronique:
Meeresrand. Roman. Kunstmann. 117 Seiten.
Einmal im Leben das Meer sehen! Darum nimmt eine Mutter ihre beiden Söhne mit auf eine Reise. Den
Weg zurück kennt sie nicht.
September 2002 (Rang 6)
Maron, Monika:
Endmoränen. Roman. S. Fischer. 252 Seiten.
Älter werden, die Zukunft verlieren. Die Helden von Monika Maron können nicht mehr nach vorne
blicken.
Oktober 2002 (Rang 8)
Updike, John:
Rabbit, eine Rückkehr. Roman. Rowohlt. 252 Seiten.
Zehn Jahre nach seinem Tod ist er wieder da – Harry Angstrom, genannt „Rabbit“, die düsterste Personalisierung des amerikanischen Helden. Eine Rückkehr als Erinnerung. Denn plötzlich steht sie vor der Tür,
Rabbits uneheliche Tochter, und will mit seiner Witwe sprechen.
November 2002 (Rang 4)
Breznik, Melitta:
Das Umstellformat. Erzählung. Luchterhand. 136 Seiten.
Eine junge Ärztin erforscht zusammen mit ihrer Mutter den Tod der Großmutter, die von den Nazis in einer
Psychiatrie ermordet wurde.
Dezember 2002 (Rang 7)
Ôz, Amôs:
Allein das Meer. Roman. Suhrkamp. 191 Seiten.
Sieben Menschen im heutigen Israel: verwandt, verliebt, befreundet, getrennt, zerstritten. Alles fließt.
Wie das Meer.
Januar 2003 (Rang 5)
Winter, Leon de:
Malibu. Roman. Diogenes. 416 Seiten.
„Der bisher gewagteste Roman des begnadeten niederländischen Erzählers. Ein tragischer Motorradunfall steht am Anfang einer Kette von Verwicklungen, die auch der Held, ein Drehbuchschreiber aus
Malibu, nicht besser hätte erfinden können. Ein so wildes wie weises Buch.“ (Volker Hage)
Februar 2003 (Rang 3)
Kehlmann, Daniel:
Ich und Kaminski. Roman. Suhrkamp. 173 Seiten.
Ein Ich, ehemaliger Kunstgeschichtestudent, arbeitet an einer Biographie über Kaminski, einst gefeierter
Maler. Aber das Objekt der Begierde entzieht sich.
März 2003 (Rang 2)
Foer, Jonathan Safran:
Alles ist erleuchtet. Roman. Kiepenheuer & Witsch. 383 Seiten.
Ein ukrainisches Schtetl, 1941 von den Nazis zerstört. Dort sucht ein junger Amerikaner seine Wurzeln.
Er erfindet sie literarisch neu. Und findet einen Freund, ein radebrechendes Großmaul und Sprachgenie.
April 2003 (Rang 4)
Gruenter, Undine:
Sommergäste in Trouville. Erzählungen. Hanser. 213 Seiten.
Ein berühmter Badeort in der Normandie: Menschen am Strand, in Hotel, auf Promenaden, gestern
und heute – zwischen Traum und Wirklichkeit.
Mai 2003 (Rang 10)
Genazino, Wilhelm:
Eine Frau, eine Wohnung, ein Roman. Hanser. 159 Seiten.
Drei Dinge braucht ein Schriftsteller, seine Mutter braucht nur eines: einen ordentlichen Beruf für den Sohn.
Ein Porträt des Schriftstellers als junger Mann.
Juni 2003 (Rang 5)
Wackwitz, Stephan:
Ein unsichtbares Land. Familienroman. S. Fischer. 285 Seiten.
Ein Gespenst geht um, das der Vergangenheit: Der Großvater, ein nationalistischer Weltkriegsveteran,
der Vater, der in den zwanziger Jahren bei Auschwitz aufgewachsen ist, ein alter Film mit verwaschenen
Bildern. Deutsche Geschichte, ins Unsichtbare hinein erzählt.
Juli 2003 (Rang 5)
Walser, Martin:
Meßmers Reisen. Suhrkamp. 191 Seiten.
„Husum ist weit, das hätte ich wissen müssen.“ „Wie weit muß man fahren, um fort zu sein.“
August 2003 (Rang 4)
Franck, Julia:
Lagerfeuer. Roman. DuMont. 301 Seiten.
Das Notaufnahmelager Berlin-Marienfelde, Ende der 70er Jahre: Ost trifft auf West. Ein Ort der Ungewissheit.Vier Schicksale verzahnen sich ineinander.
September 2003 (Rang 5)
Timm, Uwe:
Am Beispiel meines Bruders. Kiepenheuer & Witsch. 160 Seiten.
Warum hat sich der Bruder freiwillig zur SS gemeldet? Was hat er gesehen? Hat er getötet? Wie hat er
getötet? Hatte er Bedenken?- Eine persönliche Spurensuche von allgemeiner Bedeutung.
Oktober 2003 (Rang 2)
Härtling, Peter:
Leben lernen. Erinnerungen. Kiepenheuer & Witsch. 377 Seiten.
Flüchtlingskind, Frühwaise, Journalist, Lektor, vielgelesener Schriftsteller – leben lernen als lesen lernen.
November 2003 (Rang 4)
Oswald, Georg M.:
Im Himmel. Roman. Rowohlt. 184 Seiten.
„Der Autor führt uns scharfbelichtete Bilder aus dem Milieu von Neureichen vor, die, besorgt um ihren
sozialen Aufstieg und um ihr Prestige, zumindest schon eines geschafft haben: sich in anständigen
Villen am Starnberger See niederzulassen. Ihre gelangweilten Sprösslinge provozieren durch riskante
Freizeitmanöver einen tödlichen Zwischenfall...“ (Peter Laemmle)
Dezember 2003 (Rang 3)
Oskamp, Katja:
Halbschwimmer. Ammann. 186 Seiten.
Die DDR kurz vor ihrem Untergang: Die Eltern, karrieristisch-regimetreu, die Tochter, aufbegehrendkritisch. Und der Schauspieler Karl: „Für Vater und Mutter ein Schlag in die Fresse.“
Januar 2004 (Rang 5)
Hein, Christoph:
Landnahme. Roman. Suhrkamp. 365 Seiten.
Bernhard Haber, zehn Jahre, vertrieben aus Breslau, kommt 1950 in eine sächsische Kleinstadt. Seine Familie
ist nicht willkommen. Aber Bernhard behauptet sich. Eine persönliche Geschichte aus der deutschen Provinz.
Februar 2004 (Rang 3)
Gruenter, Udine:
Der verschlossene Garten. Roman. Hanser. 222 Seiten.
„Wer wartet, mag unruhig hin und her gehen wie ein Tier im Käfig. Doch der Liebende, der wartet, ist
auch wie festgebannt an den Ort, an dem er wartet. Ich kann diesen Raum, diese Wohnung, dieses
Haus nicht verlassen ...“
März 2004 (Rang 6)
Strauß, Botho:
Der Untenstehende auf Zehenspitzen. Hanser. 168 Seiten.
„Strauß setzt noch immer hartnäckig voraus, dass die Welt besser gedacht, besser gemeint war, als
sie seit langem ist, dass sie, wenn sie Besseres auch nicht mehr verdient hat, doch Besseres zumindest
einmal kennen gelernt haben müsse.“ (Hubert Spiegel)
April 2004 (Rang 3)
Röggla, Kathrin:
Wir schlafen nicht. Roman. S. Fischer. 219 Seiten.
New economy, Unternehmensberater, Computerexperten – immer auf Achse. Ein avantgardistischer
Dokumentarroman, frei erfunden nach wahren Gesprächen.
Mai 2004 (Rang 7)
Powers, Richard:
Der Klang der Zeit. Roman. S. Fischer. 764 Seiten.
Ein jüdischer Physiker, aus Deutschland geflohen, eine schwarze Arzttochter – sie heiraten. Und eine
erzählerische Versuchsanordnung: Welche Chancen haben die drei Kinder? Ist Geschichte nur Wiederholung, Schleife? Ist Rassismus Schicksal? Die Hoffnung steckt im Klang der Musik.
Juni 2004 (Rang 5)
Kelling, Gerhard:
Jahreswechsel. Roman. Suhrkamp. 166 Seiten.
Verlassen, und das noch an Sylvester. Ein typisches Männerjahr nach Grönemeyer beginnt: „Männer
nehmen in den Arm, Männer geben Geborgenheit, Männer weinen heimlich, Männer brauchen viel
Zärtlichkeit; Männer sind so verletzlich, Männer sind auf dieser Welt einfach unersetzlich.“
Juli 2004 (Rang 6)
Klein, Georg:
Die Sonne scheint uns. Roman. Rowohlt. 218 Seiten.
Ein düsteres Hochhaus kurz vor dem Abriss: fünf eingeschlossene Menschen auf der Suche nach etwas, das der mysteriöse Auftraggeber „Sonne“ nennt. Nach kurzer Zeit stirbt der erste...
August 2004 (Rang 4)
Gustafsson, Lars:
Der Dekan. Aus Spencer C. Spencers hinterlassenen Papieren. Hanser. 188 Seiten.
Irgendwo am Rande der Wüste: ein Nachlass, versteckt hinter dem Reserverad eines Autos, von seinem Autor fehlt jede Spur – ein Thriller, philosophisch und spannend zugleich.
September 2004 (Rang 4)
Rothmann, Ralf:
Junges Licht. Roman. Suhrkamp. 236 Seiten.
Ferienbeginn: Die Mutter und die Schwester fahren weg, der Junge bleibt mit seinem Vater zuhause. Eine
ziellose Zeit beginnt, eine Zeit des Umbruchs, der Ungewissheit, der Probe: Erotik, Freiheit, Gewalt.
Oktober 2004 (Rang 4)
Kronauer, Brigitte:
Verlangen nach Musik und Gebirge. Roman. Klett-Cotta. 389 Seiten.
Eine zufällige Reisegesellschaft in Ostende: gro-o-o-ße Gefühle über Meer, Musik, Malerei und kleine
Begierden, Eitelkeiten, Verstimmungen. Das Erhabene passt in jedes Herz. Am Ende erklingt der Liebestod.
November 2004 (Rang 4)
Sulzer, Alain Claude:
Ein perfekter Kellner. Roman. Edition Epoca. 218 Seiten.
„Alain Claude Sulzer besitzt eine geradezu klassische, ja altmodische Souveränität. Es ist die Sprache
eines Erzählers, der sich nicht persönlich einmischt in sein Werk. In dessen Zentrum steht, mit der
ganzen Charakterwürde des verzweifelten Passionierten, der Kellner Erneste.“ (Ursula März)
Dezember 2004 (Rang 4)
Munro, Alice:
Himmel und Hölle. Neun Erzählungen. S. Fischer. 380 Seiten.
Neun Geschichten, die weder im Himmel noch in der Hölle spielen, sondern irgendwo dazwischen:
in der unteren Mittelschicht, im Alltäglichen, im Unspektakulären. Wunder und Wunden kommen auf
leisen Sohlen.
Januar 2005 (Rang 9)
Roth, Gerhard:
Das Labyrinth. Roman. S. Fischer. 453 Seiten.
„Ich nahm mir vor, ein Buch zu schreiben über die Könige, die Geisteskranken und die Künstler – und nicht
zuletzt über mich selbst.“ (Gerhard Roth)
Februar 2005 (Rang 4)
Menasse, Eva:
Vienna. Roman. Kiepenheuer & Witsch. 427 Seiten.
Eine Familiengeschichte über drei Generationen: der Großvater Jude, die Großmutter Katholikin.
Erzwungene Biographien zwischen Wien und Welt: England, Kanada, Burma.
März 2005 (Rang 3)
Parks, Tim:
Weißes Wasser. Roman. Kunstmann. 270 Seiten.
Sechs Erwachsene, neun Jugendliche und ein reißender Fluss. Was als anspruchsvolleKajakfahrt beginnt,
mündet in einen Wirbel menschlicher Beziehungen.
April 2005 (Rang 7)
Oates, Joyce Carol:
Ausgesetzt. Roman. S. Fischer. 333 Seiten.
Wieder kein Nobelpreis, aber wenigstens ein neuer Roman: Eine intime und persönliche Bestandsaufnahme der 60er Jahre zwischen prüdem College-Leben und sexueller Freiheit.
Mai 2005 (Rang 8)
Maier, Andreas:
Kirillow. Roman. Suhrkamp. 348 Seiten.
Ein Traktat über den Weltzustand: Linke Szene zwischen Eitelkeiten, Größenwahn und politischem
Kampf gegen die Castor-Transporte; Revolution als Geschwätz und Gerede. Und dazwischen: Russen,
schweigend.
Juni 2005 (Rang 9)
Lustiger, Gila:
So sind wir. Ein Familienroman. Berlin-Verlag. 259 Seiten.
Bücher, Zeitungen, Fotos – an ihnen haftet die Geschichte des Vaters: Arno Lustiger, Historiker,
Auschwitz-Überlebender. Ein Erinnerungsbuch zwischen Anteilnahme und efreiung, zwischen Suche
und Erfindung. Worüber man nicht sprechen kann, davon muss man schreiben.
Juli 2005 (Rang 2)
Fox, Paula:
Luisa. Roman. C. H. Beck. 443 Seiten.
Die Geschichte des Dienstmädchens Luisa in New York, geboren auf Kuba, Enkelin eines reichen Plantagenbesitzers, entwurzelt, plötzlich ganz unten, aber gerade darum wach, aufmerksam für den Stellenwert von Dingen, für Verschwendung und Beschädigung.
August 2005 (Rang 7)
Mayröcker, Friederike:
Und ich schüttelte einen Liebling. Suhrkamp. 237 Seiten.
Auf der Suche nach einem verlorenen Menschen, dem verstorbenen Ehemann Ernst Jandl: ein dichterisches
Wiederfinden, ein Abschiedsbuch.
September 2005 (Rang 3)
Loschütz, Gert:
Dunkle Gesellschaft. Roman in zehn Regennächten. Frankfurter Verlags-Anstalt. 219 Seiten.
„Haben wir es schon mit Parabeln zu tun? Oder sind wir noch nahe bei den Träumen, die uns bis in die
bizarren Niederungen zu führen vermögen? Gert Loschütz hat mit seinen Regennächten zweifellos
einen Höhepunkt seiner Prosakunst erreicht.“ (Hubert Winkels)
Oktober 2005 (Rang 2)
Nooteboom, Cees:
Paradies verloren. Roman. Suhrkamp. 156 Seiten.
Am Anfang Brasilien: eine Vergewaltigung. Dann Australien: die Suche nach der Rückkehr ins Paradies.
Aber Reisen heilt keine Wunden. Und die Literatur?
November 2005 (Rang 2)
Schulze, Ingo:
Neue Leben. Roman. Berlin-Verlag. 789 Seiten.
DDR 1990: Ein kurzes Jahr der Anarchie. Die Zeit ist nicht größer als ihre Helden. Enrico Türmer, Schriftsteller ohne Werk, Zeitungsredakteur, alles scheint möglich im Niemandsland der Geschichte. Mehr
Zukunft war nie.
Dezember 2005 (Rang 2)
Ishiguro, Kazuo:
Alles, was wir geben mussten. Roman. Blessing. 348 Seiten.
„Ein meisterhafter Roman, der unsere Zeit im Innersten berührt: Mit „Alles, was wir geben mussten“
zeigt Kazuo Ishiguro, was es heißt, ein Klon zu sein.“ (Hubert Spiegel)
Januar 2006 (Rang 5)
Levi, Carlo:
Die Uhr. Roman. Aufbau-Verlag. 488 Seiten.
Ein Klassiker der italienischen Nachkriegsliteratur, erstmals auf Deutsch: Rom im Spätsommer 1945,
Aufbruchstimmmung, Zukunftshoffnung. Und dann nach der ersten freien Wahl: Ränke- und Machtspiele, Korruption, Katzenjammer.
Februar 2006 (Rang 1)
Widmer, Urs:
Ein Leben als Zwerg. Diogenes. 176 Seiten.
Eine Familiengeschichte aus der Perspektive der Mutter, dann des Vaters und jetzt aus der Sicht eines
Gummizwergs: Urs Widmer komplettiert das Porträt seiner Familie auf ungewöhnliche Weise.
März 2006 (Rang 1)
Hacker, Katharina:
Die Habenichtse. Roman. Suhrkamp. 308 Seiten.
„’Die Habenichtse’ ist ein Roman von großer erzählerischer Weite. Er breitet sich aus in einer Fülle von
Sujets, Schauplätzen, Szenerien, sozialen Ensembles. Er spielt vor einer politischen Kulisse, in den Wochen vor dem Ausbruch des Irakkrieges und vor einer historischen Kulisse. Aber was für diesen Roman
vor allem einnimmt, ist seine geistige Weite.“ (Ursula März)
April 2006 (Rang 1)
Trojanow, Ilija:
Der Weltensammler. Roman. Hanser. 473 Seiten.
Ein Held des 19. Jahrhunderts, ein besessener Grenzüberschreiter: Richard Burton, britischer Offizier,
konvertiert zum Islam, pilgert unerkannt nach Mekka, reist zu den Quellen des Nils, lebt mit einer
Kurtisane in Indien.
Mai 2006 (Rang 2)
Esterházy, Péter:
Einführung in die schöne Literatur. Berlin-Verlag. 888 Seiten.
Eine Abrechung mit der stalinistischen Kulturpolitik seines Landes, eine labyrinthische Enzyklopädie, die
den Anschluss an die moderne Literatur sucht und findet, ein wortmächtiges Plädoyer für die Freiheit der
Sprache, ein Buch der Opposition, das seine Gegner überlebt hat.
Juni 2006 (Rang 6)
Zypkin, Leonid:
Ein Sommer in Baden-Baden. Roman. Berlin-Verlag. 237 Seiten.
1867 fährt Dostojewski mit seiner Frau nach Westeuropa, ins mondäne Baden-Baden, in den 70er Jahren
des nächsten Jahrhunderts der Ich-Erzähler von Moskau nach Leningrad – immer auf den Spuren des
großen Schriftstellers. Eine Reise ans Ende der Nacht: ein Dichter, zerrissen zwischen auffahrender Hoffnung am Spieltisch und lähmendem Trübsinn.
Juli 2006 (Rang 4)
Stamm, Peter:
An einem Tag wie diesem. Roman. S. Fischer. 205 Seiten.
„Peter Stamm hat den Versuch unternommen, eine in düsterer Monotonie beginnende Geschichte in
der hellen Leichtigkeit eines Rohmer-Films enden zu lassen. Das ist ihm geglückt.“ (Ursula März)
August 2006 (Rang 1)
Roth, Philip:
Jedermann. Roman. Hanser. 171 Seiten.
Ein ganz normales Leben: Vater dreier Kinder, dreimal geschieden, beruflich mehr oder weniger erfolgreich. Aber der Tod ist schon längst unterwegs. „Wie er es befürchtet hatte von Anbeginn.“
September 2006 (Rang 2)
Bovenschen, Silvia:
Älter werden. Notizen. S. Fischer. 154 Seiten.
„Eignungsanmaßung. Jetzt, Anfang 2006: Warum glaube ich an meine besondere Zuständigkeit für
dieses Thema? Weil ich alt bin. 60!“ Kein Essay, keine wissenschaftliche Abhandlung, Persönliches zu
einem Thema, das täglich weniger ein Thema und mehr ein Bekenntnis ist.
Oktober 2006 (Rang 2)
Fuentes, Carlos:
Unheimliche Gesellschaft. Sechs phantastische Erzählungen. S. Fischer. 302 Seiten.
„Die Literatur ist eine Form des Exorzismus. Sie treibt die Dämonen aus, die wir in uns aben.“ So Carlos
Fuentes. Aber erst einmal tauchen sie auf, die Engel, die Gespenster, die Vampire und treiben ihr Unwesen.
November 2006 (Rang 3)
Didion, Joan:
Das Jahr magischen Denkens. Claassen. 255 Seiten.
„Was geschieht, wenn der andere so sehr Teil des eigenen Lebens geworden ist, dass die meisten Gedanken
an ihn adressiert sind? Was geschieht mit den Gewohnheiten, die plötzlich halbiert sind, was mit der intimen
Sprache, die nun kein Gehör mehr findet? Was wird aus der Erinnerung, die man nicht mehr teilen kann,
wenn der Mensch, der in den meisten Erinnerungen die Hauptperson ist, in den kommenden keine Rolle
mehr spielen wird?“ (Andrea Köhler)
Dezember 2006 (Rang 6)
Lermontov, Michail Ju.:
Ein Held unserer Zeit. Roman. Friedenauer Presse. 252 Seiten.
„’Ein Held unserer Zeit‘, meine Herrschaften, ist in der Tat ein Porträt, aber nicht das eines einzelnen
Menschen: Es ist ein Porträt, zusammengesetzt aus den Lastern unserer ganzen Generation in ihrer
vollen Entfaltung.“ (Michail Lermontov, 1840)
Januar 2007 (Rang 2)
Scheuermann, Silke:
Die Stunde zwischen Hund und Wolf. Roman. Schöffling. 171 Seiten.
Zwei Schwestern, die sich nach Jahren wiedersehen. Die Schöne, Begehrte, die ewig Helfende. Die eine
will das nicht länger sein, die andere ist längst auf dem Weg in den Abgrund des Alkoholismus.
Februar 2007 (Rang 2)
Genazino, Wilhelm:
Mittelmäßiges Heimweh. Roman. Hanser. 188 Seiten.
„Der letzte Satz, den der Existenzialhumorist Genazino seinem Helden in den Mund legt, lautet: „Ich bin
beschädigt, ich habe Zeit.“ Spätestens da ist der Humor tief schwarz geworden. Wunderbar! Wer so vom
mittelmäßigen Unglück erzählen kann, der muss von Besserungsaussichten verschont bleiben.“ (Eberhard
Falcke)
März 2007 (Rang 2)
Kersten, Karin:
Hohe Tannen. Roman für Freunde. Klöpfer & Meyer. 362 Seiten.
„Mutige Menschen mittleren Alters werden mit so etwas fertig“, denkt Hedel beim Kochen für die
neun Freunde. Womit? Dass immer etwas anbrennt. Dass Zicki das alte Sägewerk, einen ehemaligen
Zwangsarbeiterbetrieb, abreißen lassen will.
April 2007 (Rang 7)
Schädlich, Hans Joachim:
Vorbei. Drei Erzählungen. Rowohlt. 158 Seiten.
Der Schriftsteller Stevenson, der Kunsthistoriker Winckelmann, der Komponist Rosetti: Drei Künstlererzählungen um finanzielle Not und den denkbar schlechtesten Augenblick des Todes.
Mai 2007 (Rang 8)
Walser, Martin:
Das geschundene Tier. Neununddreißig Balladen. Rowohlt. 90 Seiten.
„Auf meinem Kopf wachsen tote Bäume, / in meinem Herzen blüht Haß, aus meinem / Mund stottert
Stolz, der hat keine Ahnen. / Die Kriege habe ich verloren, / schämen muß ich mich nicht.“
Juni 2007 (Rang 10)
Haslinger, Josef:
Phi Phi Island. Ein Bericht. S. Fischer. 204 Seiten.
„Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen. Josef Haslinger hat das Paradies überlebt. Er erzählt
von den Verheerungen des Tsunami von 2005 auf einer der schönsten thailändischen Inseln, denen er
und seine Familie glücklich entronnen sind, und erinnert uns – faktentreu und unpathetisch – daran,
dass wir die Dinge nicht in der Hand haben, auch wenn wir daran glauben müssen, um existieren zu
können.“ (Julia Schröder)
Juli 2007 (Rang 9)
Mosebach, Martin:
Der Mond und das Mädchen. Roman. Hanser. 192 Seiten.
Gerade haben sie geheiratet, das junge Paar Hans und Ina, da ist sie schon wieder mit ihrer Mutter
unterwegs und der zurückgelassene Bräutigam auf der Suche nach einer Wohnung in Frankfurt. Dort,
wo einer erfolgreichen Bankkarriere nichts im Wege zu stehen scheint. Gleich hinterm Hauptbahnhof
findet er eine Bleibe – mit einer verhängnisvollen Nachbarschaft.
August 2007 (Rang 6)
Köhlmeier, Michael:
Abendland. Roman. Hanser. 784 Seiten.
Carl Jacob Candoris ist Mathematiker, Dandy und Jazzfan, aber vor allem ist er 95 Jahre, ein Mann des Jahrhunderts. Er erzählt dem Schriftsteller Sebastian Lukasser von einem Leben der Extreme: die Jugendjahre in
Wien, das Studium in Göttingen bei den naturwissenschaftlichen Koryphäen, die er beim amerikanischen
Atomprogramm wieder trifft, Krieg, Nachkrieg.
September 2007 (Rang 7)
Franck, Julia:
Die Mittagsfrau. Roman. S. Fischer. 430 Seiten.
„Die biographische Erfahrung? Bei der „Mittagsfrau“ könnte man es auf die elementare Erfahrung
herunterbrechen, das Kind eines Mannes zu sein, der es zu seinem eigenen Bedauern niemals geschafft hat, ein Vater zu sein und mit einer Frau und seinen Kindern zu leben – vielleicht, weil er
selbst als Kind von seiner Mutter verlassen worden ist.“ (Julia Franck)
Oktober 2007 (Rang 8)
Mitchell, David:
Der dreizehnte Monat. Roman. Rowohlt. 496 Seiten.
England, 1982. Im Dorf Swan Green wächst der 13-jährige Jason Taylor auf: Er stottert und er schreibt
Gedichte, die er unter Pseudonym veröffentlicht. Kein leichtes Leben für einen Pubertierenden. Und
dann gibt es da noch die Scheidung seiner Eltern, eine Zigeunergruppe, den Krieg um die Falklands ...
November 2007 (Rang 2)
Winkler, Josef:
Roppongi. Requiem für einen Vater. Suhrkamp. 160 Seiten.
Als der Vater in Österreich stirbt, ist der Sohn in Roppongi, einem Stadtteil Tokios. Er sieht einen weißen
Reiher, der an einem Teich landet, und weiß, dass es der Vater ist und dass dessen Fluch in Erfüllung gehen
wird: „Wenn ich einmal nicht mehr bin, dann möchte ich nicht, dass du zu meinem Begräbnis kommst.“
Dezember 2007 (Rang 10)
Pehnt, Annette:
Mobbing. Roman. Piper. 166 Seiten.
„Es ist bemerkenswert, welche Entwicklung Annette Pehnt in den sieben Jahren ihrer schriftstellerischen
Arbeit genommen hat. Man könnte sagen: von fantastischen Fluchten zum sozialen Realismus. ‚Mobbing‘
jedenfalls ist ein kluger kompakter Roman über einen beispielhaften Ausschnitt unserer Gesellschaft.“
(Hubert Winkels)
Januar 2008 (Rang 3)
Yates, Richard:
Verliebte Lügner. Short Stories. Deutsche Verlags-Anstalt. 320 Seiten.
Der zweite Band mit Kurzgeschichten des 1991 verstorbenen amerikanischen Schriftstellers: Erzählungen
von den Schattenseiten des amerikanischen Traums. „Chronist des Zeitalters der Angst“ nennt ihn sein
Kollege Stewart O‘Nan voller Bewunderung.
Februar 2008 (Rang 3)
Kronauer, Brigitte:
Die Kleider der Frauen. Geschichten. Reclam. 384 Seiten.
26 kurze Erzählungen der Büchnerpreisträgerin von 2005, präzise Miniaturen über ein spannungsreiches Verhältnis: Wie viel Ich steckt in meinen Kleidern?
März 2008 (Rang 3)
Zaimoglu, Feridun:
Liebesbrand. Roman. Kiepenheuer & Witsch. 384 Seiten.
Fast wäre er bei einem Busunglück im Ausland gestorben, aber dann erscheint gerade noch rechtzeitig
eine junge Frau und rettet sein Leben. Sie verschwindet. Liebesentbrannt macht er sich auf die Suche
nach seinem Schutzengel.
April 2008 (Rang 2)
Beyer, Marcel:
Kaltenburg. Roman. Suhrkamp. 397 Seiten.
Die Lebensgeschichten zweier Ornithologen in den Extremen des 20. Jahrhunderts. Der eine berühmt,
auch berüchtigt für seine Schlüsse von der Natur auf die Gesellschaft, der andere, mittelmäßig, sein
Biograph.
Mai 2008 (Rang 3)
Duve, Karen:
Taxi. Roman. Eichborn. 314 Seiten.
Taxifahren in den Zeiten von Tschernobyl und der deutschen Wiedervereinigung – aber in Alex Herwigs
Taxi bleibt die Welt immer gleich: unangenehme Gäste, die in unbekannte Straßen wollen, frauenfeindliche Kollegen mit sexistischen Sprüchen, die darüber hinwegtäuschen sollen, dass sie selbst nichts auf
die Reihe bekommen haben. Bis am Ende ein Schimpanse einsteigt.
Juni 2008 (Rang 1)
Jardine, Anja:
Als der Mond vom Himmel fiel. Erzählungen. Kein & Aber. 302 Seiten.
„Alle sind gut vernetzt, die Wege um den Globus kein Problem, und die Aussichten waren bis vor
kurzem noch glänzend. Doch plötzlich herrscht in den innersten Bezirken schiere Einsamkeit, versierte
Weltläufigkeit schlägt um ins Eisige. Anja Jardine trifft den Punkt, vielsagend, erfahrungsreich.“ (Eberhard Falcke)
Juli 2008 (Rang 3)
Bärfuss, Lukas:
Hundert Tage. Roman. Wallstein. 198 Seiten.
Er ist einer der wichtigsten deutschsprachigen Dramatiker. In seinem ersten Roman erzählt Bärfuss
eine Liebesgeschichte in den Zeiten des Völkermords: David ist Entwicklungshelfer in Ruanda. Er bleibt
im Land, als das Gemetzel beginnt. Am Ende flieht er mit den Mördern über die Grenze. Und trifft im
Flüchtlingslager seine einstige Liebe wieder.
August 2008 (Rang 7)
Timm, Uwe:
Halbschatten. Roman. Kiepenheuer & Witsch. 272 Seiten.
Ein Gang über den Invalidenfriedhof in Berlin und gleichzeitig ein Gang durch die preußische und deutsche Geschichte. Aus allen Gräbern spricht es. Im Mittelpunkt Marga von Etzdorf, eine Fliegerin, die sich
1933 das Leben nahm, und Christian von Dahlem, ein junger Diplomat in Japan. Sie verbindet eine Nacht,
in der sie sich zugleich nah gekommen und fern geblieben sind.
September 2008 (Rang 1)
Tellkamp, Uwe:
Der Turm. Roman. Suhrkamp. 972 Seiten.
„Geschichte aus einem versunkenen Land“ nennt Uwe Tellkamp seinen monumentalen Roman im Untertitel. Er erzählt das letzte Jahrzehnt der DDR aus der Perspektive eines bedrängten Bürgertums,
der Arztfamilien Hoffmann und Tietze, des Lektors Meno Rohde. Ihre Welt und ihre Kultur sind vom
ntergang bedroht, aber dokumentieren zugleich die Erschöpfung eines ganzen Staates.
Oktober 2008 (Rang 1)
Kuckart, Judith:
Die Verdächtige. Roman. DuMont. 287 Seiten.
Eine Frau gibt eine Vermisstenanzeige auf: Der Mann, den sie liebt, sei vor zwei Wochen in einer Geisterbahn verschwunden. Der Kommissar, der den Fall übernimmt, schaut aus wie George Clooney und verehrt
Bob Dylan. Aus der Besorgten wird bald die Verdächtige. Ein Kriminalroman, gefangen in Melancholie.
November 2008 (Rang 8)
Ott, Karl-Heinz:
Ob wir wollen oder nicht. Roman. Hoffmann und Campe. 208 Seiten.
Der Held sitzt in Untersuchungshaft, eines Mißbrauchs verdächtig. Alles ist Gefängnis: die Mauern, die ihn
umgeben, die Provinz, der er entstammt, die Schädeldecke, an die die Gedanken fortwährend stoßen.
Dezember 2008 (Rang 5)
Genazino, Wilhelm:
Das Glück in glücksfernen Zeiten. Roman. Hanser. 160 Seiten.
„Warlich“ heißt der Held: er ist Doktor der Philosophie, als Wäscheausfahrer überqualifiziert, und dann
möchte seine Freundin Traudel auch noch ein Kind. Nie war das Alltägliche schwieriger.
Februar 2009 (Rang 7)
Roth, Philip:
Empörung. Roman. Hanser. 208 Seiten.
1951 geht der jüdische Metzgerssohn Marcus Messner ans Winesburg College in Ohio. Der Vater ist
voller Sorge um ihn. Angst bestimmt sein Leben. Ganz anders Marcus. Er kämpft um seine Freiheit.
März 2009 (Rang 1)
Jirgl, Reinhard:
Die Stille. Roman. Hanser. 536 Seiten.
Einhundert Fotografien, zwei Familien, ein Jahrhundert: Reinhard Jirgl entwirft ein monumentales Panorama deutscher Unheilsgeschichte – ohne Ausweg, ohne Hoffnung. „Leben ist eine ansteckende
Krankheit, zu heilen durch Nichts,“ heißt es am Ende.
April 2009 (Rang 5)
Hahn, Anna Katharina:
Kürzere Tage. Roman. Suhrkamp. 223 Seiten.
Stuttgart in besseren Verhältnissen, zwei Frauen: Leonie und Judith mit ihren Familien. Alles scheint
gut. Aber der Schein trügt. Die neue Mitte hat keine Mitte. Sie leidet an ihrer Normalität. Sie balanciert
über Ängsten. Aber gibt es eine Alternative?
Mai 2009 (Rang 9)
Hemon, Aleksandar:
Lazarus. Roman. Knaus. 352 Seiten.
„Hemon gelingt mit „Lazarus“ so etwas wie die Quadratur von Susan Sontag und Jonathan Safran Foer.
Autobiografische Fiktion multipliziert mit historischer Rekonstruktion plus Exkurs über fotografisches Erzählen mal philosophischer Ausfahrt ins Wesen des Erzählens.“ (Elmar Krekeler)
Juni 2009 (Rang 5)
Lahme, Tilmann:
Golo Mann. Biographie. S. Fischer. 560 Seiten.
Zum 100. Geburtstag: Thomas Manns Sohn, Historiker, Essayist, eigenständig, im Banne des großen
Vaters, ein „liberaler Hamlet“ von „höherer Traurigkeit“.
Juli/August 2009 (Rang 3)
Müller, Herta:
Atemschaukel. Roman. Hanser. 304 Seiten.
„Ich weiß, Du kommst wieder“ – Rumänien im Sommer 1944: In Siebenbürgen werden die Deutschen in
Arbeitslager nach Russland deportiert. Unter ihnen der junge Oskar Pastior, Büchnerpreisträger 2006 und
einer der großen Lyriker deutscher Sprache. Herta Müller erzählt seine Geschichte, die sie eigentlich gemeinsam schreiben wollten.
September 2009 (Rang 1)
Kronauer, Brigitte:
Zwei schwarze Jäger. Roman. Klett-Cotta. 286 Seiten.
Alles beginnt mit einer missglückten Lesung in einem kleinen Schloss in einer Provinzstadt, in die sich
eine Schriftstellerin durch Enthusiasmus und Versprechen hat locken lassen. Und dann geht noch eine
Statue zu Bruch. Ein Buch voller Geschichten – wie die Scherben eines verlorenen Ganzen.
Oktober 2009 (Rang 4)
Scheuer, Norbert:
Überm Rauschen. Roman. C. H. Beck. 176 Seiten.
Einer kehrt heim ins Dorf und dreht langsam durch. Der Bruder kommt zu Hilfe, die Schwestern, aber
nichts hält mehr. Eine Familie ist über die Generationen beschädigt. Nur das Angeln verspricht Heil.
November 2009 (Rang 9)
Adiga, Aravind:
Zwischen den Attentaten. C. H. Beck. 384 Seiten.
Eine indische Stadt, ineinander verwobene Schicksale, falsche Hoffungen, Versprechungen und Träume, die doch nicht in Erfüllung gehen, weil die gesellschaftlichen Schranken stärker sind als Mut und
Übermut des Einzelnen.
Dezember 2009 (Rang 8)
Raulff, Ulrich:
Kreis ohne Meister. Stefan Georges Nachleben. Eine abgründige Geschichte. C. H. Beck.
544 Seiten.
Ein Meisterwerk! jubelt die Presse. Ulrich Raulff, Direktor des Deutschen Literaturarchivs in Marbach, hat
seinen Blick auf das Nachleben Georges gerichtet. Auf die Zeit nach 1933. Der Kreis zerfällt. Die jüdischen
Mitglieder müssen ins Exil, andere schließen sich den Nazis an. Und dann nach 1945: Interessiert sich
dann noch jemand für George?
Januar 2010 (Rang 9)
Walser, Alissa
Am Anfang war die Nacht Musik. Roman. Piper. 256 Seiten.
Wunderheiler, Magnetiseur, Wissenschaftler oder Scharlatan?- Franz Anton Mesmer war im Wien des
18. Jahrhunderts berühmt und berüchtigt. Er bekommt eine prominente Patientin: die Tochter von Hofrat Paradis, Pianistin, Sängerin und seit einem tragischen Erlebnis in der Kindheit vollständig erblindet.
Februar 2010 (Rang 3)
Walser, Martin:
Mein Jenseits. Novelle. Berlin University Press. 120 Seiten.
„Mein Jenseits“ ist das Jenseits von Augustin Feinlein, Chef einer Psychiatrie und seit vielen Jahren 63 Jahre
alt. Der Nachfolger steht schon drängend bereit, chlimmer noch: Er ist mit der Frau verheiratet, die Feinlein
fast schon immer liebt. Martin Walser erzählt vom Glauben und vom Wissen und davon, dass Wissen den
lauben unberührt lässt. Gegen alle Einsicht.
März 2010 (Rang 2)
Klein, Georg:
Roman unserer Kindheit. Rowohlt. 448 Seiten.
Der Gewinner des diesjährigen Preises der Leipziger Buchmesse. Augsburg in den 60er Jahren des
letzten Jahrhunderts. Eine Gruppe von Kindern verbringt gemeinsam die großen Ferien. Der zweite
Weltkrieg ist noch spür- und sichtbar. Gewalt ist vererbbar. Sie ragt in den Alltag.
April 2010 (Rang 4)
Barnes, Julian:
Nichts, was man fürchten müsste. Kiepenheuer & Witsch. 336 Seiten.
„Ich glaube nicht an Gott, aber ich vermisse ihn.“ Julian Barnes erzählt vom Tod. Von der Angst vorm
Sterben und seiner Suche nach Trost in der Kunst, in der Musik, in der Literatur. Und versucht selbst,
literarisch das Ende zu bannen.
Mai 2010 (Rang 10)
Yates, Richard:
Ruhestörung. Roman. Deutsche Verlagsanstalt. 320 Seiten.
Die Wiederentdeckung eines modernen Klassikers – John Wilder ist 36, er hat eine nette Frau, einen Sohn.
Aber er trinkt, er dreht durch, kommt in die Psychiatrie, gelobt Besserung und beginnt wieder zu trinken. Ein
Weg nach unten – gnadenlos.
Juni 2010 (Rang 2)
Yglesias, Rafael
Glückliche Ehe. Roman. Klett-Cotta. 429 Seiten.
Enrique ist 21, Margaret drei Jahre älter, er, ein literarisches Wunderkind, Schulabbrecher, Bohemien,
sie, bürgerlich, gehemmt, kontrolliert. Die Geschichte einer fast unmöglichen Beziehung, die gerade
darum zu gelingen scheint. Bis Margaret an Krebs erkrankt.
Juli/August 2010 (Rang 5)
Wagenbach, Klaus:
Die Freiheit des Verlegers. Erinnerungen, Festreden, Seitenhiebe. Wagenbach. 432 Seiten.
„Wagenbach steht für ein linkes, liberales Bürgertum im Geist des französischen Citoyen, dessen Parolen
von „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ er nicht müde wird einzufordern. Dieses Bürgertum hat mit der
aktuellen Hinwendung zu adäquatem Krebs- und Hummer-Besteck und dünkelhaftem Konservativismus
nicht das Geringste zu tun. Klaus Wagenbach ist ein deutsches Vorbild.“ (Helmut Böttiger)
September 2010 (Rang 1)
Wawerzinek, Peter:
Rabenliebe. Eine Erschütterung. Galiani. 432 Seiten.
„Zuerst scheint alles ganz klar. Eine versehrte, mutterlose Kindheit ist in diesem Buch Literatur geworden.
Ein Opfer ergreift das Wort und spricht, im eigenen Namen, aber auch für die Toten, die nicht mehr sprechen können, und nicht zuletzt für die an ihrer Kindheit Verstummten. Keinen Zweifel lässt der 1954 in
Rostock geborene Autor daran, dass sein Roman durch und durch autobiographisch ist.“ (Lothar Müller)
Oktober 2010 (Rang 4)
Böldl, Klaus:
Der nächtliche Lehrer. Roman. S. Fischer. 125 Seiten.
Lennart wird Lehrer in Sandvika, einer schwedischen Kleinstadt. Er lernt eine Frau kennen, heiratet,
aber dann stirbt sie kurz darauf bei einem Unfall. Lennart zieht sich zurück, sein Leben, ein Traum.
November 2010 (Rang 4)
Grass, Günter:
Grimms Wörter Eine Liebeserklärung. Steidl. 368 Seiten.
„Er nennt es sein ‚wahrscheinlich letztes Buch‘. Nach der ‚Danziger Trilogie‘, den großen Romanen der
jungen Jahre, hat Günter Grass nun seine autobiografische Trilogie vollendet, zu der seine Jugendbiografie ‚Beim Häuten der Zwiebel‘, die nachgetragene Familiengeschichte ‚Die Box‘ und nun auch das
Doppelporträt der Gebrüder Grimm und Grass gehören.“ (Iris Radisch)
Dezember 2010 (Rang 8)
Enzensberger, Hans Magnus
Meine Lieblings-Flops, gefolgt von einem Ideen-Magazin. Suhrkamp. 241 Seiten.
Ein Mann, ein Flop? Ein Mann, ein Paradox. Es wäre nicht Hans Magnus Enzensberger, wenn ein Buch
über das Scheitern keinen Erfolg hätte
Januar 2011 (Rang 10)
Toussaint, Jean-Philippe:
Die Wahrheit über Marie. Roman. Frankfurter Verlags-Anstalt. 190 Seiten.
Marie und ihre Liebhaber: Der Ich-Erzähler, von dem sie sich getrennt hat und den sie mitten in der Nacht
anruft, weil der andere, der reiche Rennstallbesitzer, zusammengebrochen ist und sterben wird. Das völlig
außer Rand und Band geratene Pferd Zahir, das über den Flughafen von Tokio tobt. Und dann brennen
noch die Wälder auf Elba ...
Februar 2011 (Rang 7)
Geiger, Arno
Der alte König in seinem Exil. Roman. Hanser. 192 Seiten.
Ein Schriftsteller stellt sich der Demenz seines Vaters, der nach und nach den Kontakt zu unserer Welt
verliert. Und der Sohn den zur Vaterwelt. Kann man sprechen, ohne zu verstehen? Wie schafft man
Vertrauen? Ein diskreter und wahrhaftiger Bericht über die Grundbedingungen unseres Miteinanders
im Augenblick des Verlustes.
März 2011 (Rang 1)
Houllebecq, Michel:
Karte und Gebiet. Roman. DuMont. 416 Seiten.
„‘Karte und Gebiet‘ ist ein großes Buch über die Gegenwart, voller Erkenntnis, voller Schmerz. Houllebecq
hat all seine ‚Elementarteilchen‘ mitgenommen und sämtliche Capricen, alles Kokette und Stilisierte abgestreift. Er hat sie in einen völlig anderen Kosmos überführt, in ein Meisterwerk.“ (Helmut Böttiger)
April 2011 (Rang 4)
Stamm, Peter:
Seerücken. Erzählungen. S. Fischer. 192 Seiten.
Der Held möchte in einem abgelegenen Kurhaus an einem Text schreiben. Am Ende weiß man nicht,
ob er Gespenster gesehen hat. Peter Stamms Erzählungen entziehen den Boden, auf dem wir sicher zu
gehen glauben. Jedes Detail kann zum Kippschalter werden, der unsere Wahrnehmung neu ausrichtet.
Mai 2011 (Rang 5)
Schischkin, Michail:
Venushaar. Roman. Deutsche Verlags-Anstalt. 560 Seiten.
Ein Auffanglager in Kreuzlingen in der Schweiz: Asylsuchende erzählen Geschichten. Je grausamer, je
düsterer, umso besser. Die dunkelste gewinnt, egal, ob sie stimmt oder nicht. Der Dolmetscher wird
zum Sammler. Und zum Erzähler seiner eigenen tragischen Biographie: Seine Frau hat immer nur einen
geliebt, den Vorgänger, Tristan, der bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Was bleibt, ist die
Trennung.
Juni 2011 (Rang 4)
Bachmann, Ingeborg:
Die Radiofamilie. Suhrkamp. 411 Seiten.
Ein Überraschung im doppelten Sinne: wieder aufgetauchte Radiotexte von Ingeborg Bachmann aus den
Jahren 1951 bis 1953, eine leichthändig, witzig-ironische, unterhaltsame Soap über die österreichische Familie
Floriani.
Juli/August 2011 (Rang 6)
Genazino, Wilhelm:
Wenn wir Tiere wären. Roman. Hanser. 160 Seiten.
„Der Held ist ein bloßer Spielball der Verhältnisse, die grotesken Situationen steigern sich, und den roten
Faden bilden dabei diverse kleinkriminelle Formen des Betrugs. Wie so häufig in den Texten Genazinos
stehen aber nicht so sehr die Handlung und ihre Verwicklungen im Mittelpunkt, sondern die scharfen
Sätze und die grellen Beobachtungen.“ (Helmut Böttiger)
September 2011 (Rang 1)
Schalansky, Judith:
Der Hals der Giraffe. Bildungsroman. Suhrkamp. 324 Seiten.
„Es ist ein umgekehrter Bildungsroman, den Judith Schalansky hier präsentiert, ein kleines antidarwinistisches Manifest. Es sind brennende Themen, die sie mit Eleganz und Leichtigkeit anklingen lässt: Überalterung, Klimawandel, Landflucht, das Versagen der Wissensgesellschaft.“ (Felicitas von Lovenberg)
Oktober 2011 (Rang 2)
Buselmeier, Michael:
Wundsiedel. Theaterroman. Verlag Das Wunderhorn. 158 Seiten.
„‘Wunsiedel‘ ist eine vielstimmige Etüde, die Erkundung eines Außenseiterdaseins auf einer Probebühne. Michael Buselmeier hat seinen Moritz Schoppe in ein überschaubares, klar konturiertes Szenario
gestellt und dadurch vieles weggelassen – gerade durch diese Ausladungen aber wirkt „Wunsiedel“ so
gerundet, leuchtend und opak.“ (Helmut Böttiger)
November 2011 (Rang 5)
Streeruwitz, Marlene:
Die Schmerzmacherin. Roman. S. Fischer. 398 Seiten.
Amy Schreiber ist 24, hübsch und will weg aus ihrer Vergangenheit. Sie absolviert ein Trainingscamp
bei einer Sicherheitsfirma. Aber Sicherheit kann man weder kaufen noch verkaufen. Sie lernt kämpfen:
schnell, hart, atemlos. Und genauso schreibt Marlene Streeruwitz: „Sie wollte eine einzige Linie haben.
In ihrem Leben.“
Dezember 2011 (Rang 2)
Barnes, Julian:
Vom Ende einer Geschichte. Roman. Kiepenheuer & Witsch. 182 Seiten.
Die Helden sind heillos verkopft, jung, beste Freunde. Zumindest bis Veronica kommt. Tony verzweifelt an
ihr und Adrian kriegt sie. Aber er stirbt, und Tony merkt schmerzhaft: Er hat nichts kapiert. Julian Barnes berichtet von den Brüchen und der darunterliegenden dunklen Seite der Jugend. Für die Novelle hat er gerade
den Man Booker-Prize bekommen.
Januar 2012 (Rang 1)
Baker, Nicholson:
Haus der Löcher. Roman. Rowohlt. 320 Seiten.
Der englische Literaturwissenschaftler Nicholson Baker lässt seinen sexuellen Obsessionen gerne freien
Lauf – nach „Vox“ und „Fermate“ hat er jetzt zum dritten Mal zugeschlagen: „Sie wurde in einen Wusch
von Flaumigkeit gesogen, und dann landete sie und kondensierte, und vor ihr im Gras war ein Schild:
‚Willkommen im Haus der Löcher‘“.
Februar 2012( Rang 6)
Kappacher, Walter :
Land der roten Steine. Roman. Hanser. 160 Seiten.
Als nichts mehr ihn in Österreich hält, macht Wessely eine Reise in die USA. Drei Wochen zwischen roten
Tafelbergen und gewaltigen Abgründen verändern seinen Blick, sein Denken, seine Sprache. Das macht die
Rückkehr nach Hofgastein zum verwirrenden Erlebnis. Ein neuer stiller Roman des Büchner-Preisträgers.
März 2012 (Rang 4)
Didion, Joan:
Blaue Stunden. Roman. Ullstein. 208 Seiten.
Jeden Abend in der Dämmerung kommt das „Zurückkehren ins Blaue“, die Erinnerung. Das neue Buch der
großen Essayistin Joan Didion über das Alter, die Verluste des Lebens und vor allem den Tod der Tochter.
„Die Angst kommt nicht von dem Verlorenen. Die Angst kommt von dem, was noch verloren werden kann.“
April 2012 (Rang 4)
Nádas, Péter:
Parallelgeschichten. Roman. Rowohlt. 1723 Seiten.
Im Berliner Tiergarten liegt eine Leiche. Es ist Ende 1989. Damit beginnt ein Krimi, eine Familiensaga, ein
Abenteuerroman, ein großes Epos über die vielen Seiten der ungarischen Geschichte. 18 Jahre brauchte
Péter Nádas, um sie zu beschreiben. Sieben Jahre nach der Originalausgabe erscheint das Hauptwerk des
Friedenspreisträgers auf Deutsch.
Mai 2012 (Rang 2)
Bakker, Gerbrand:
Der Umweg. Roman. Suhrkamp. 228 Seiten.
Agnes ist Ende 30, Literaturwissenschaftlerin und schwerkrank. Zum Schreiben und vielleicht auch
zum Sterben hat sie sich nach Wales zurückgezogen. Dann klopft der junge Bradwen. Er hat „einfach
den falschen Weg genommen“. Und plötzlich stört das Foto von Emily Dickinson auf dem Kaminsims,
weil die Dichterin darauf so stechend vorwurfsvoll blickt.
Juni 2012 (Rang 7)
Nadolny, Sten:
Weitlings Sommerfrische.Roman. Piper. 218 Seiten.
Wilhelm Weitling, ein Richter im Ruhestand, geht segeln – da geschieht das Unglück, das vielleicht ein spätes Glück ist: Ein Unwetter verschlägt ihn durch die Zeit, ins Jahr 1958, und er, der alte Mann, beobachtet
plötzlich seine eigene Jugend „als Geist, als körperloses Geheimgehirn, das sich nicht mitteilen kann, auch
nicht dem Jungen“. Ein Roman vom Erwachsenwerden, ein Alterswerk vom Entdecker der Langsamkeit.
Juli/August 2012 (Rang 1)
Berg, Sibylle:
Vielen Dank für das Leben. Roman. Hanser. 400 Seiten.
Simplicissimus auf dem Weg ins 21. Jahrhundert. Toto ist weder Mann noch Frau, ein Mensch ohne Geschlecht. Sie oder er stolpert erst durch den sozialistischen Alltag der DDR, dann durchs spätkapitalistische
Paris. Die Welt bleibt eine sehr verstörende Angelegenheit, auch als die Systeme zusammenbrechen.
September 2012 (Rang 6)
Thome, Stephan:
Fliehkräfte. Roman. Suhrkamp. 474 Seiten.
Manchmal hat man das Bedürfnis, sein Leben zu überprüfen. Hartmut Hainbach erwischt es mit
Ende 50. „Es war nie unser Deal, dass du mir ein Leben ermöglichst, Hartmut. Ich habe das weder
verlangt noch erwartet. Was war unser Deal? Wir hatten keinen. Wir hatten plötzlich ein Kind.“
Oktober 2012 (Rang 2)
Setz, Clemens J.:
Indigo. Roman. Suhrkamp. 475 Seiten.
Das neue Buch von Clemens J. Setz spielt in einem Internat voller rätselhaft erkrankter Schüler.
Das ist fast sicher. Und eine der Hauptfiguren ist der Mathematiklehrer Clemens Setz, der mit dem
Schriftsteller nichts zu tun hat. Auch das ist fast sicher. Ein fantastischer Roman.
November 2012 (Rang 4)
Handke, Peter:
Versuch über den stillen Ort. Suhrkamp. 108 Seiten.
Peter Handke wird Anfang Dezember 70. Von Rückzug keine Spur. Außer vielleicht in diesem kleinen
Buch, das eine Kindheit und ein ganzes Leben auf einen überraschenden Ort konzentriert: „Erstmals
war ich es, war es meine Person, um die es ging an dem Stillen Ort.“.
Dezember 2012 (Rang 1)
Ransmayr, Christoph:
Atlas eines ängstlichen Mannes. Suhrkamp. 455 Seiten.
Geschichten ereignen sich nicht, Geschichten werden erzählt. In den siebzig Episoden dieses Atlas
ist ausschließlich von Orten die Rede, an denen ich gelebt, die ich bereist oder durchwandert habe,
und ausschließlich von Menschen, denen ich dabei begegnet bin, Menschen, die mir geholfen, die
mich behütet, bedroht, gerettet oder geliebt haben.
Januar 2013 (Rang 4)

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