Ein Jahrhundert Zermatter Gastfreundschaft
Transcrição
Ein Jahrhundert Zermatter Gastfreundschaft
HOTEL ALPENBLICK ZERMATT Ein Jahrhundert Zermatter Gastfreundschaft felder charming hotels edition HEIDY PANNATIER-JULEN HOTEL ALPENBLICK ZERMATT Ein Jahrhundert Zermatter Gastfreundschaft Herausgeber, Verleger, Vertrieb: Familie Pannatier-Schaller, Hotel Alpenblick, CH-3920 Zermatt, Tel.: 0041-(0)27-966 26-00, Fax: ...-05 © der Konzeption: FELDER IMAGES Grafische Gestaltung: FELDER TOURISMUSWERBUNG, Eva-Maria Ammann © der Texte: Hubert Weiler-Auer, A-6410 Telfs Neue Werbeaufnahmen ab Seite 42: Felder Images, Manfred Felder Druck: Alpina Druck, Innsbruck ISBN 3-9501677-1-4 © Alle Rechte vorbehalten, Zermatt 2003 1 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Vorwort von Heidy Pannatier-Julen ÄRA PANNATIER-JULEN Seite 4 ÄRA JULEN HERDER Die Anfänge des Fremdenverkehrs Pension Des Alpes wird gebaut Wie eine Villa an der Riviera Typische Wohnverhältinsse Die einfache Kost der Bergbewohner Jagd & Wilderei: Murmeltiere am Speiseplan Die Zermatter Vorratsspeicher Eisberge wachsen hinter dem Haus Fische bei Laveggi Die alte Zermatter Familie Julen Die Villa „Zen Stecken“ Einziges Urlaubsziel: Bergsteigen & Sommerfrische Beruf Bergführer: Ganze Familien an einem dünnen Seil Vom Des Alpes zum Alpenblick Haustiere waren lebensnotwendig Mehrsprachigkeit im Tourismus: schon damals wichtig Gasthof Alpenblick mit gutbürgerlicher Küche Beste Früchte direkt aus der Natur Alpenblick Gong über Zermatt Die Welt entdeckt Zermatt und das Matterhorn 25 Betten, Warmwasser am Gang Portier: Mit dem Handwagen zum Bahnhof Herd stand unter Dauerfeuer Hausangestellte leisten Schwerarbeit Hausangestellte am 4000er Gäste besonderer Art: Die „Crampini“ Eine dubiose Geschichte: Der Crampi aus Amerika Heidy: Mit 11 Jahren am ersten 4000er Der Fasnachtsball im Alpenblick Kriegsjahre nah der Grenze Adelrich Julen im Einsatz des Militärs Der Gehlift nach Sunegga 2 Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite 6 7 7 8 9 10 10 11 11 12 13 14 14 15 17 17 17 18 18 18 19 19 19 20 20 21 21 22 23 23 24 24 Einschneidende Erlebnisse Seite 26 Die Ehe von Heidy Julen mit Daniel Pannatier Seite 27 Schweizer Schmuggler gab es nicht Seite 28 Alpenblick Sommer wie Winter Seite 28 Die Söhne Pannatier Seite 28 Hotelier, Skilehrer, Bergrettung Seite 28 Die Märchenbuch-Winter der 50er Jahre Seite 29 Im Pferdeschlitten durch Zermatt Seite 30 Ab 1960 Zimmer mit Bad und Telefon Seite 30 18 Angestellte in vollem Einsatz Seite 30 Komfort und Sonderwünsche gegen Aufpreis Seite 31 Versorgung der Hotels einmal anders Seite 31 Die Hobby-Weinbauern Pannatier Seite 31 Tourismusort unter Quarantäne Seite 32 100 Jahre Erstbesteigung Matterhorn Seite 32 Einblick in das Leben der Bergpioniere Seite 33 1965. Matterhorn-Nordwand. Im Winter und allein. Seite 33 – 35 Kapellenfest: Dank für Errettung Seite 36 Das Alpenblick rückt ins Dorf Seite 36 Alpenblick erhält weitestgehend heutige Struktur Seite 36 Die 3. Generation: Familie Pannatier-Schaller Seite 37 Nachwort von Pierre-André Pannatier Seite 39 Alpenblick: Hotel mit Spitzenküche Seite 41 Zahlreiche Stammgäste aus aller Welt Seite 41 Fotoimpressionen Seite 42 – 73 Rezepte: Gratinierte Himbeeren Seite 52 Walliser Gerstensuppe Seite 53 Kalbsschnitzel „Walliser Art“ Seite 54 Hörnli „Zermatter Art“ Seite 55 Seite 75 Quellenverzeichnis 3 Lieber Leser! Mit diesem Buch möchte ich dir einen Einblick in das Leben von Zermatt geben, wie ich es in den letzten 75 Jahren erlebt habe. Es ist zugleich auch ein Rückblick auf mein Lebenswerk – das Hotel Alpenblick. Das Leben und die Arbeit hier in den Bergen waren nicht immer einfach, jedoch der Kontakt zu den vielen internationalen Gästen hat mir sehr viel Freude bereitet. Ich erinnere mich dankbar an die vielen langjährigen und treuen Mitarbeiter, die durch ihren Einsatz auch dazu beigetragen haben, das Hotel Alpenblick aufzubauen, wie es heute dasteht. Wappen der Familie Wappen der Familie Pannatier Julen Auch in schweren Zeiten haben uns die Gäste durch ihre Treue geholfen zu dem, was wir heute geschaffen haben. Besondere Freude habe ich, dass die nächste Generation mit meinem Sohn Pierre-André und seiner Familie den Hotelbetrieb erfolgreich weiterführt. Zermatt im Mai 2003 4 5 Pension Des Alpes wird gebaut Adelrich mit Gästen Gipfel jenseits der 4000 Höhenmeter wollten, kamen zu Besuch. Die ersten Touristen waren durchwegs Engländer. Sie übernachteten im Pfarrhaus. Dort standen zwei bis drei Betten für Bergtouristen bereit. Der Pfarrer war es, der die Einheimischen ob der immer zahlreicher kommenden Fremden beruhigte, denn die Zermatter waren das nicht gewohnt. Vom Beruf waren die ersten Gäste hauptsächlich Geologen, Botaniker, Schriftsteller ... Die meisten der grossen Hotels wurden in den Jahren zwischen 1880 und 1900 errichtet. Die Gornergratbahn wurde erbaut und fuhr erstmals im Jahr 1898 hinauf in die Einstiegsregion der höchsten Schweizer Gipfel. Die Visp-ZermattBahn wurde wenige Jahre später fertig gestellt. Die Hoffnung auf vielfache Gäste war begründet. Als der Genfer Benedikt de Saussure 1792 in Begleitung des Führers Coutet aus Chamonix das Kleine Matterhorn (3883 m) bestieg, war das der Beginn des Bergtourismus. Berichte und Publikationen über die prächtigen noch unbestiegenen Gipfel schürten das Interesse in ganz Europa. Um 1850 wurden die meisten der umliegenden 4000er zum ersten Mal bestiegen. Erst 1865 wurde das Matterhorn erstmals bezwungen. Die Expedition nahm ein tragisches Ende. Die Nachricht von der Besteigung und dem tragischen Unglück ging um die ganze Welt. Das internationale Interesse am Nikolaital mit dem hoch gelegenen Ort Zermatt vor der imposanten Kulisse herausragender Viertausender war geweckt. Langsam kam etwas Fremdenverkehr in den Ort. Gäste, die ausschliesslich auf die gewaltigen Die Anfänge des Fremdenverkehrs 6 Im Winter wurde das Material mit dem Schlitten zur Bauparzelle transportiert, um im Jahr darauf mit dem Bau beginnen zu können. Die Entwicklung zum Tourismusort hatte in Zermatt begonnen. 1903 errichtete Emil Lauber am Ortsende und direkt am Weg in die Berge die Pension Des Alpes. Das Gebäude mit Gästebetten für 12 Personen war in massiver Steinbauweise ausgeführt. Es gab bereits ein Badezimmer, was aussergewöhnlich war. Das Warmwasser wurde in einem mit Gas beheizten Boiler aufbereitet. Im Winter erarbeitete sich Emil Lauber – der mehrere Fremdsprachen fliessend sprach – in einem grossen Hotel in Ägypten einen zusätzlichen Verdienst. Einkünfte aus dem Tourismus waren für einige Zermatter Familien zur zentralen Erwerbsquelle geworden. Die 1903 neu errichtete Pension Des Alpes unterschied sich ganz wesentlich von den meisten Gebäuden. Die älteren Zermatter Bauernhäuser waren durchwegs nur im unteren und hinteren Teil massiv befestigt. Die darüber liegenden Stockwerke waren aus Holz. Ab etwa 1890 und in engem Zusammenhang mit touristischer Entfaltung schossen in ganz Europa Pensionen und kleinere Hotels in identischem Baustil aus dem Boden. Kleine Hotels an der Mittelmeerküste sahen gleich aus wie Villen am Stadtrand oder eben wie die Pension Des Alpes im hoch gelegenen Zermatt. Wie eine Villa an der Riviera Das alpine Element an Gebäuden brachte seit alters her das Baumaterial Holz zum Ausdruck. Die Steinbauweise der Pension Des Alpes war extrem zeit- und energieaufwändig. Dafür stand das Baumaterial kostenlos zur Verfügung. Der Bach lieferte die wichtigsten Baumaterialien. Während des Jahres holte man geeignete Steine und Sand aus dem Bach. Beides wurde auf grossen Haufen zusammengetragen. D och bis in die 20er Jahre war es in Zermatt üblich geworden, Häuser aus massivem Stein zu errichten. Diese Häuser trugen das Charakteristikum der steinernen Fassaden ganz bewusst. Noch heute werden die letzten dieser Gebäude vielfach als störender Einfluss empfunden. 7 E A twa zwei Drittel des Jahres waren die Zermatter unter sich. Der Winter wurde erst in den späten 40er und frühen 50er Jahren als Urlaubszeit entdeckt. Gäste waren nur im Hochsommer da. Und so unterschied sich auch das Essen im Dorfalltag von jenem, das den Gästen als gutbürgerliche Küche aufgetischt wurde. Auf den mageren Äckern von Zermatt wuchsen Kartoffeln, Rüben, Kraut und Getreide. uch Nachbarn kamen oft zum „Abusitz“, d. h. sie kamen auf ein gemütliches Gespräch oder zum Geschichtenerzählen am warmen Ofen zusammen. Die Kinder armer Leute wuchsen durchwegs mit Ziegenmilch auf. Den Zermatter Bauern ging es etwas besser. Sie hatten im Schnitt vier bis fünf Kühe. Mehr Futter für mehr Tiere liessen die mageren Äcker, Felder und Wiesen nicht zu. Die einfache Kost der Bergbewohner H Gemütliches Beisammensein: Adelrich Julen mit Frau und Gästen in der Gaststube Typische Wohnverhältnisse im abgeschiedenen Zermatt Frau Heidy Pannatier berichtet über die damaligen Wohnverhältnisse typischer Zermatter Familien: Die alten Zermatter Häuser waren aus Lärchenholz errichtet. Oft bauten zwei bis drei Geschwister gemeinsam ein Haus, wobei jede Familie ein eigenes Stockwerk bewohnte. Die Gebäude waren breit und rechteckig. Das Treppenhaus war oft hinten oder gar aussen. Die nach vorne zur Sonne ausgerichteten Wohnräume waren aus Holz. Hinten im stark ummauerten Bereich lag die geräumige Küche. Fast ein Drittel des gesamten Hauses drinnen machte die Mauer aus. Innen war eine grosse Stube, da schliefen die Eltern in einem grossen Bett. Dazu gab es zwei Kammern für die Kinder. Eine war warm, die andere meist als Abstellraum in Verwendung. Nur wenn viele Kinder waren, dann schlief ein Teil dort. Die Betten damals waren sehr hochbeinig. Unter dem Doppelbett der Eltern war ein Rollbett, wo die jüngsten Kinder ihren Platz hatten. Meist die zwei Jüngsten. Das Bett wurde auch das Drahbett geheissen. Drahbett deshalb, da man das kleine Bett herausdrehen, herausrollen konnte. 8 auptnahrungsmittel war die Kartoffel. Kartoffeln hatte man den gesamten Winter über genug auf Lager. Daneben hat sich das Zermatter Roggenbrot bis heute als Spezialität erhalten. Bis hinauf nach Findeln, auf einer Höhe von über 2035 m, wurden verschiedene Getreidesorten – vor allem Roggen – angebaut. Neben Kartoffelspeisen wurden Getreidesachen und Teigwaren gekocht. Beliebt war auch Polenta. Aber den gab es nicht oft, da Mais nicht in Zermatt wuchs und daher angeliefert werden musste. An Sonntagen gab es öfters Reis. Reis war teuer, wertvoll und daher auch hoch geachtet. In Zermatt gab es damals noch eine eigene Molkerei, wo Käse gemacht wurde. Jeder, der Milch lieferte, erhielt seinen Anteil am Käse. Fleischspeisen waren sehr selten. Im Herbst wurde pro Familie etwa ein selbst gehaltenes Schwein geschlachtet. Bei Rindern wurden oft viertel Kühe ge- und verkauft und eingelagert. Einer in einem kleinen Häuschen mitten im Dorf machte Limonade. Da kam etwas Kohlensäure hinein und ein Himbeeraroma. Die Flaschen wurden mit Bügel verschlossen. Es gab auch Bier oder Wein, die angeliefert wurden. Absinth wurde auch viel getrunken, obwohl es verboten war. Die Gäste nannten ihn Gletscherwasser, weil der Anisschnaps bei Zugabe von Wasser ganz milchigtrüb wurde. D ie ärmeren Zermatter Familien hatten ein paar Hühner, Ziegen und Schafe. Die Schafe lieferten neben Fleisch auch Wolle, die von den Frauen in den Wintermonaten gesponnen und zu Stoffen, Stricksachen und Decken verarbeitet wurde. Nach Feierabend versammelte sich die Familie am warmen „Giltsteinofen“ (Specksteinofen). Bei Wein wurden Walliser Weine aus dem Fass ausgeschenkt. 9 Jagd und Wilderei: Murmeltiere am Speiseplan Der Wildbestand in den Walliser Bergen war da- Dann wurden die Haare abgekratzt und die Eingeweide ausgenommen. Die so gereinigten Tiere spiesste man dann auf eigens hergerichteten Stäbchen über Kreuz auf und hing sie in die Vorratskammer zum Trocknen. mals sehr bescheiden. Hirsche und Rehe gab es schon gar nicht mehr. Auch Steinböcke waren ausgerottet. Die einzigen Wildtiere in den Bergen von Zermatt waren Murmeltiere und die Gämsen, wobei vor allem die Gämsen bereits sehr dezimiert waren. Murmeltiere waren daher das beliebteste Jagd- und WildererObjekt. Die erlegten Murmeltiere wurden wie Hühner oder Schweine mit heissem Wasser abgebrüht. Murmeltierfleisch schmeckte ausgezeichnet, es war nur sehr fett. Das gewonnene Fett wurde als begehrtes Einreibemittel an Apotheken verkauft. Das so lange, bis grosse Eisberge zusammen- Im Sommer verursachte die Lagerung von Lebensmitteln einigen Aufwand. Da bot die Höhenlage von Zermatt doch einige Vorteile. Im späten 19. Jahrhundert und bis herauf ins 20. Jahrhundert waren zwei Männer voll mit dem Bedarf an Kühlung beschäftigt. Mit Maultieren gingen sie täglich hinauf zum Fuss des Gornergletschers. Gleich einem Steinbruch hatten sie dort einen Eisbruch. Sie sägten täglich vier grosse Eisblöcke heraus, pro Maultier zwei, und brachten diese herunter in die Hotels. kamen. Dann wurde das Eis an Ort und Stelle in grosse Blöcke geschnitten und in den Kühlkeller gestellt. Eisberge wachsen hinter dem Haus Das hielt den Raum den ganzen Sommer über kühl. Dort waren all jene Dinge eingelagert, die gleichmässig kühle Temperaturen verlangten. Und das war gar nicht wenig. Die Mägde früher waren den halben Tag damit S beschäftigt, um für alles Mögliche in den Keller zu springen. Fleisch, Butter, Milchprodukte, Weisswein oder Bier mussten einzeln in die Gaststube gebracht werden. päter legten einige der grösseren Hotels, solange es noch Minustemperaturen in der Nacht gab, Wasserleitungen an einen Schattenpunkt hinter dem Haus. Heute werden die possierlichen Bergbewohner geschützt, bewundert und verwöhnt Die Zermatter Vorratsspeicher Die Winter in Zermatt sind lang. Da war es immer Die Holzhäuschen standen auf Stelzen mit darauf ruhender Steinplatte. Mäuse und andere Kleintiere konnten damit nicht an die Vorräte kommen. Da in den Vorratsspeichern weder gewohnt noch geheizt wurde, stellten sie für die Wintermonate eine ausgezeichnete Lösung dar. wichtig, dass die Grundnahrungsmittel gut über den Winter gebracht werden konnten. Zum trocken und sicher Aufbewahren von Getreide, Roggenbrot, Käse und getrocknetem Fleisch gab es Vorratsspeicher, die gleich von mehreren Familien verwendet wurden. 10 Der Gornergletscher als Eislieferant Fische bei Laveggi Er Laveggi, so hiess der Dorfhändler damals in Zermatt. Er führte alles, was die Leute nicht selbst produzierten oder im Grossen kauften. Da fanden sich zahlreiche Leckereien und Spezialitäten, die es nicht alle Tage gab. Bei Laveggi gab es Fässer mit eingelegtem salzigem Fisch. Fisch von Laveggi gab es nur ganz selten und zu besonderen Anlässen. Bei Laveggi konnten Familien, die wenig Bargeld hatten, anschreiben lassen. führte grosse Konserven mit Sardinen. Salzfische und Sardinen konnte man damals in jeder Kleinmenge, ja sogar einzeln kaufen. 11 Die alte Zermatter Familie Julen Die Ahnenreihe des Hotel Alpenblick geht auf eine Simon gewann den 50 km Langlauf. Ab 1914 und der ältesten Zermatter Familien zurück. Adelrich in den ersten 20er Jahren war der Touristenstrom Julen, Grossvater der heutigen Hoteliersfamilie stark verebbt. Adelrich war wie viele andere ZerPannatier, kaufte gematter gezwungen, ausmeinsam mit seiner serhalb der SommerFrau Anna Julen-Hersaison unten im Tal der 1928 das GrundVerdienst zu suchen. stück und Gebäude. Er arbeitete bei der Die Pension trug seit Gotthart-Bahnlinie und ihrer Errichtung bis auf Grossbaustellen. zum Verkauf an die m Zürichsee in Küsjunge Familie Julen nacht lernte er seine den Namen Pension Frau Anna Herder kenDes Alpes. Die Familie Julen mit Urgrossmutter Maria Julen Imboden nen. Sie stammte aus A Die Familie Julen ist Zürich und hatte Dekorateurin gelernt. Sie in Zermatt seit dem 14. heirateten 1926 in Jahrhundert bekannt Küsnacht. und immer wieder urAls gemeinsame kundlich erwähnt. Bleibe – und um die Adelrich Julen, geboin die Berge zu führen 1892, war der Erstrenden Gäste untergeborene von weiteren bringen zu können – 12 Geschwistern. Seine mieteten sie die idylFamilie war damals lisch am Scheibeneine der grössten in Adelrich Julen mit Eltern und einigen Geschwistern wald (Schibuwoldje) Zermatt. Die Kinder gelegene Pension Alpenrose in Zermatt. wurden sehr früh zu harter Arbeit in der Landwirtschaft eingeteilt. Wie sein Vater strebte auch Adelrich den Beruf des Bergführers an. Von den 12 Geschwistern gehörten seine Brüder Simon, Elias und Gustav zur Elite der ersten in der Schweiz durchgeführten Wettkämpfe auf Skiern. Sie belegten erste Plätze. Elias Julen wurde zweimaliger Schweizer Meister und im Jahr 1932 gar noch Französischer Skimeister dazu. Simon Olympiateilnehmer im Langlauf Gustav Elias Langlauf-Meister, Schweizer Skimeister, Französischer Skimeister, Walliser Skimeister Schweizer Skimeister in der Viererkombination, Langlauf-Meister Die Villa „Zen Stecken“ andere Besorgungen zu machen. Die Pension Des Alpes stand für sie am Dorfanfang. Hier liessen sie ihre Bergstöcke zurück. Und so nannte man das Haus bald „Zen Stecken“, zu den Stöcken. Was den Gästen die Pension Des Alpes war, war den Einheimischen die Villa „Zen Stecken“. Aus den umliegenden Weilern kamen die Leute etwa einmal pro Woche herunter nach Zermatt. Sie kamen zur Messe in die Kirche oder um D ie ersten Gäste stammten durchwegs aus dem Bekanntenkreis der jungen Frau aus Zürich. Da kam 1928 das Angebot, die Pension Des Alpes kaufen zu können, gerade richtig. S eit nunmehr 75 Jahren ist das Hotel Alpenblick im Besitz der Familie Julen. 12 13 Einziges Urlaubsziel: Bergsteigen und Sommerfrische Vom Des Alpes zum Alpenblick Da die schneefreien Monate, vor allem Juli und August, zum Geldverdienen als Bergführer verwendet werden mussten, dauerten die Erweiterungsbauten relativ lang. Nach dreijähriger Bauzeit waren die Zimmer ab Sommer 1931 bezugsfertig. In grossen Lettern und weithin sichtbar prangte der neue Name auf der Hausfassade: ALPENBLICK. Die neue Pension Alpenblick war jetzt eine vollständig renovierte und erweiterte Pension mit 25 Betten. Neben vielen Besuchern aus der Schweiz kamen zahlreiche Gäste aus ganz Europa. Damals war der Gasthof Alpenblick das letzte Haus am Ende des Dorfes. Von Anbeginn lag Um die Erweiterungsbauten des Alpenblicks zu ermöglichen, wurde das Gasthaus am „Steinkoloss“ hinter dem Haus von Adelrich Julen in mühevoller Puls zum MatterDie Erweiterung der der Kleinarbeit zertrümmert horn. Hier mussten neuen Pension gealle, die auf den Gipfel wollten, vorbei. Hier trugen staltete sich enorm aufwändig. Das grösste die Maultiere die Expeditionslasten in die Berge. Problem stellte ein gewaltiger Stein direkt hinter Hier kamen die täglichen Säumer-Kolonnen mit den dem Haus dar. Er wurde von Adelrich Julen in sechs bis acht Maultieren vorbei. Die schwer belamühevoller Kleinarbeit händisch zertrümmert. denen Tiere trugen Lebensmittel, Weinfässer, Bierkisten, Wäschekörbe und Hausrat in die höher Das Baumaterial wurde in der traditionellen Form gelegenen Berghütten und Gasthäuser. Vornehme besorgt: Anhäufen von Steinen und Sand im Damen liessen sich im Damensattel bis zum Hotel Sommer an der Vispe und Lieferung der Schwarzsee tragen. Baumaterialien per Schlitten im Winter. Seit der Errichtung 1903 bis zur Fertigstellung der Erweiterung durch die Familie Julen-Herder im Jahr 1931 trug das Haus den Namen Pension Des Alpes. Im Jahr 1928 erkrankte Herr Lauber, sodass er sich ausser Stande sah, die Pension weiter zu betreiben. Er starb kurze Zeit nach dem Verkauf der Pension Des Alpes, gerade 50-jährig. Mit dem Kauf der Pension Des Alpes ging die Familie Julen-Herder sofort daran, die Pension zu erweitern und auf einen besseren Standard zu bringen. 1927 kam Tochter Heidy und 1931 Bruder Hans zur Welt. Vorrangig galt es mittels Bergführen inklusive Unterkunft und Verpflegung das dringend notwendige Jahreseinkommen der Familie zu sichern. In den 30er Jahren gab es in Zermatt ausschliesslich die Sommersaison. Im Juli und August war Hochsaison, im Juni und im September die günstigere Vor- bzw. Nachsaison. In dieser Zeit musste das Familieneinkommen für ein Jahr erwirtschaftet werden. Die Gäste kamen der Sommerfrische wegen in die Berge. Oder sie wollten geführt von erfahrenen Bergführern hinauf in die Regionen jenseits der 4000 Höhenmeter, in die Stille ausgeprägter und unberührter Naturlandschaften aus ewigem Eis und Schnee. Für die ganz Sportlichen und Mutigen war das Matterhorn (4478 m) der anspruchsvollste Gipfel. Beruf Bergführer: Ganze Familien an einem dünnen Seil In der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts hatten die Menschen sehr wenig Bargeld. Die junge Familie Julen-Herder musste mit Familiengründung ein Darlehen über 5000 Franken aufnehmen, um den Anzahlungsbetrag zum Kauf der Pension Des Alpes finanzieren zu können. Man war gezwungen ein hohes Darlehen aufzunehmen, um überhaupt erst die Erwerbsquelle „Bergführerei mit Unterkunft und Verpflegung“ angehen zu können. An welch dünnem „Seil“ so manche Familie damals hing, wird offensichtlich. Ein kleiner Unfall, Erkrankung der Familienerhalter oder gar eine Verletzung aus der nicht ungefährlichen Arbeit als Bergführer wären für die ganze Familie existenzbedrohend gewesen. 14 15 Haustiere waren lebensnotwendig Neben seinem Beruf als Bergführer kümmerte sich Adelrich Julen um seine Tiere. Er hatte – wie viele andere Familien auch – ein paar Ziegen und Schafe und an Kleintieren Hühner und Kaninchen. Die mussten immer irgendwie beaufsichtigt werden. Andererseits musste Adelrich Julen, um die Tiere durch den Winter zu bringen, mähen und Heu machen. Der Aufwand für die Tiere war gar nicht so gering. Die Schafe lieferten neben Fleisch auch Wolle. Gasthof Alpenblick mit gutbürgerlicher Küche Für die interne Organisation des Hauses und für alles, was damit zusammenhing, war Anna JulenHerder zuständig. Bereits während der Erweiterung hatte sie ein Hauskonzept erarbeitet. Für die Gäste, die kamen, um in die Berge geführt zu werden, war volle Verpflegung Grundvoraussetzung. Wenn Wanderungen über den Tag gingen, wurden Picknick- bzw. Lunchpakete bereitgestellt. Mehrsprachigkeit im Tourismus: schon damals wichtig Anna Julen-Herder war eine ausgezeichnete Köchin. Ihre Kocherfahrung brachte sie aus Ferienlagern mit. Um alle anstehenden Arbeiten bewältigen zu können, war bald eine eigene Köchin für diesen Bereich zuständig. Den Leuten wurde gutbürgerliche Küche geboten. Es gab eine Suppe, danach das Hauptgericht mit Fleisch und Beilagen und zum Abschluss einen Nachtisch. Wer im Tourismus erfolgreich Der Darlehensvertrag aus dem Jahr 1928 zählt Preis und Umfang auf: Der Kaufpreis ist festgesetzt auf Franken achtunddreissigtausend (Fr. 38000.–) und ist zahlbar wie folgt: a) an bar sofort Fr. 5000.– Franken fünftausend, wofür hiemit die Quittung ausgestellt wird. b) Am 10. Oktober 1931 Franken tausend und dann jedes Jahr am gleichen Tage Franken tausend, wenigstens bis zur vollständigen Tilgung. Die Kaufsumme ist ab 1. Oktober 1928 an mit 5 % zu verzinsen. 16 sein wollte, musste fast zwangsläufig mehrere Sprachen beherrschen. Adelrich Julen sprach deutsch und englisch. Englisch war wegen der vielen Bergbegeisterten aus dem anglikanischen Raum die Sprache der Bergführer. Adelrich Julen war sehr einfach zu seinen Englischkenntnissen gekommen. Ein Zermatter Bergführer war mit einer Engländerin verheiratet. Sie gab im Winter, wenn die Zermatter ganz unter sich waren, Englischunterricht für alle, die Interesse zeigten. Den Ortsteil, wo die gebürtige Engländerin wohnte, nannte man bald das englische Viertel. Noch heute erinnert die Englische-ViertelGasse daran. Anna Julen-Herder als geborene Züricherin sprach deutsch und französisch. Heidy mit Grossmutter Herder auf dem Gornergrat 1932 17 Beste Früchte direkt aus der Natur Die Welt entdeckt Zermatt und das Matterhorn Die Versorgung mit Früchten der Saison war in den guten Händen von Frauen aus Täsch. Sie kamen mit Heidelbeeren, Himbeeren oder anderen Beeren in Körbchen auf Rückenkraxen und boten die Früchte den Hotels zum Kauf an. Das war für viele Familien gerade in Notzeiten ein wertvoller Nebenverdienst. Bis kurz vor Ausbruch des 2. Weltkrieges 1939 kamen durchwegs internationale Urlauber nach Zermatt. Sehr viel Aufsehen, und das nicht nur in den einschlägigen Medien der alpinen Vereine, sondern zunehmend in der aktuellen Tagespresse, lösten diverse Erstbesteigungen in den Viertausendern rund um Zermatt aus. Für die alpinen Bergpioniere gab es hier am Dach Europas mit annähernd 40 Viertausendern vielfältige bisher noch nicht gemachte alpine Abenteuer. Darüber hinaus übte der ausdrucksstarke und einzigartige Gipfel des Matterhorns eine enorme Anziehungskraft auf die immer zahlreicher werdenden Gipfelstürmer aus. Zermatt wuchs zu einer beliebten und schon fast klassischen Bergsteiger- und Sommerfrische-Destination heran. 25 Betten, Warmwasser am Gang Für „Bagage“ wurden 2 Franken verrechnet. Das war relativ teuer. Der Transport der Koffer erfolgte zu Fuss mit dem handgeschobenen Leiterwagen. Der Weg führte vom Bahnhof zum Hotel bzw. bei der Abreise vom Hotel zum Bahnhof. Die Zuständigkeit des Transportes lag beim Portier. Nach dem Krieg wurde im Sommer ein Fahrrad mit Anhänger und im Winter ein von Hand gezogener Schlitten verwendet. Als Portier konnte man sich beim Gepäcktransport ein bisschen Trinkgeld dazuverdienen. Zu den weiteren Aufgaben des Portiers gehörte das Schuheputzen. Er sammelte die Schuhe vor den Zimmertüren ein, malte mit Kreide die Zimmernummer auf die Sohle, putzte und glänzte sie und brachte sie dann wieder vor die Zimmertür zurück. Auch damit liess sich ein kleines Taschengeld verdienen. Nach der Erweiterung von 1931 war die Pension Alpenblick ein schmuckes Haus am Ende des Dorfes. Man verfügte über ein Badezimmer, wobei das Wasser für maximal eine Person pro Tag reichte. Ein Bad kostete 2 Franken. Das war teuer und ein echter Luxus. Das Wasser erwärmte man mit dem Ofen. Metallrohre erwärmten das Wasser und transportierten es in einen Boiler. Auf jedem Stockwerk gab es einen Waschbereich, das „Lavabo“, mit fliessend Warm- und Kaltwasser. Trotz der Waschschüsseln auf jedem Zimmer wurde dieses Angebot gerne angenommen. Weitere Investitionen wie fliessend Warmund Kaltwasser in den Zimmern oder in eine Zentralheizung waren damals aus finanziellen Gründen unerschwinglich. Von 1932 bis zum Beginn der Kriegsjahre hatte sich Zermatt touristisch ausgezeichnet entwickelt. Es gab etliche kleinere Hotels mit Kapazitäten von 30 bis 35 Betten. Der Wintertourismus war zu dieser Zeit jedoch kaum ausgebildet. Die Kriegsjahre selbst waren von einem Einbruch bei den internationalen Gästen gekennzeichnet. Alpenblick-Gong über Zermatt So wie es in vielen alpinen Regionen üblich war, kündete den Menschen Glockenläuten an, dass das Mittagessen zubereitet war. Die Zermatter Hotels hatten durchwegs ziemlich grosse Glocken, die fast im ganzen Dorf zu hören waren. Jeder wusste, welches Hotel welche Gäste zum Essen rief. Das Alpenblick unterschied sich darin leicht, denn dort hatte man einen Gong. Heidy Pannatier-Julen erinnert sich: „Wenn es an der Zeit war, stürmten wir Kinder in den oberen Stock und haben fast darum gestritten, wer jetzt den Gong schlagen durfte.“ Dafür fuhren die Schweizer vermehrt in die Berge, konnten doch die meisten auf Grund des tobenden Krieges die Schweiz nicht verlassen. In den zwei Kernmonaten Juli und August musste man in der Pension Alpenblick ein gesamtes Jahreseinkommen erwirtschaften. Darüber hinaus liefen die jährlichen Rückzahlungen aus dem Kaufvertrag der Pension Des Alpes. Es war kaum frei verfügbares Geld vorhanden. Aber Hunger musste auch niemand leiden. 18 Portier: Mit dem Handwagen zum Bahnhof Herd stand unter Dauerfeuer Holz für den Herd zum Kochen sowie als Heizmaterial war etwas enorm Wichtiges. Adelrich Julen war dafür zuständig, dass immer genug Holz da war. In der Küche war ganztags der Herd eingeheizt. Man brauchte das Feuer zum Kochen und zur Warmwasseraufbereitung. Warmwasser wurde zum Abwaschen von Geschirr, aber auch für die Wäsche und in begrenzterem Masse in den Lavabos sowie fürs Bad gebraucht. An kalten Sommertagen wurde der Ofen in den Aufenthaltsräumen zusätzlich eingeheizt. Der Gepäcktransport zur damaligen Zeit war eine relativ aufwändige Angelegenheit. Auch weil die Menschen wesentlich mehr Gepäck mitbrachten. Tatsache ist aber auch, dass sie durchwegs länger blieben. An die 14 Tage Sommerurlaub in den Bergen war die Norm. Der Gepäcktransport war ein Service, für das ein Entgelt zu berappen war. 19 Gäste besonderer Art: Die „Crampini“ Hausangestellte leisten Schwerarbeit Hausangestellte am 4000er Die Familie Julen kam mit sechs bis sieben Hausangestellten über die Runden. Die Hilfskräfte waren fast durchwegs Einheimische oder aus dem Kanton Wallis. Freie Tage für die Hausangestellten gab es damals noch nicht. Die Mägde und Aushilfen in den Pensionen und Hotels verdienten in den 30er und 40er Jahren sehr wenig Geld. Ein Mädchen im Service zum Beispiel hatte gerade 1 Franken Grundlohn pro Tag. Kost und Logis waren frei. Aber leben konnten sie in diesem Beruf eigentlich nur von dem, was sie als Trinkgeld bekamen. Das Tagwerk war sehr streng, da keine elektrischen Geräte und kaum andere Hilfsmittel zur Verfügung standen. Das Verhältnis von Eigentümer zu Angestellten war zumindest in der Pension Alpenblick familiär geprägt. Typisch war, dass die Hausangestellten als Ersatz für den geringen Lohn die Möglichkeit erhielten, von Adelrich Julen kostenlos und je nach Können auf einen der gewaltigen Berggipfel geführt zu werden. So wurden die Köchin oder andere Hausangestellte als Belohnung in der Nachsaison mit auf einen der gewaltigen 4000er genommen. Von den geführten Touren waren alle begeistert zurückgekehrt. D ie Waschfrau war extrem gefordert. Im Sommer bei voller Auslastung war eine Magd ausschliesslich mit Wäschewaschen beschäftigt. Gewaschen wurde im grossen Fass. Daneben gab es den Spültrog. Die klatschnasse Wäsche wurde ausgewrungen und auf einen Holzbock gelegt. So konnte das meiste Wasser abrinnen. Dann wurde sie – noch immer extrem schwer – nach oben getragen und aufgehängt. 20 Eine Annäherung ohne Bergführer an die Viertausendergipfel um Zermatt war in den Anfängen des Bergsteigens nicht denkbar. Selbst die Pioniere der ersten Jahre griffen auf das umfassende Wissen ortskundiger Bergführer zurück. Wer nach Zermatt kam und in die Berge wollte, nahm sich – und das war fast obligatorisch - einen ortskundigen Führer. Mit zunehmendem Gästeaufkommen kamen Menschen nach Zermatt, für die einerseits ein Führer zu teuer gewesen wäre und die andererseits durch das Aufblühen zahlreicher alpiner Vereine im urbanen Milieu eine alpine Grundausbildung und Erfahrung mitbrachten. Sie waren die Vorläufer des aufkommenden Massentourismus. Die Einheimischen nannten jene Menschen so, wie auch die Steigeisen bezeichnet wurden: Crampini. Eine dubiose Geschichte: Der Crampi aus Amerika Die Crampini waren meist junge, unbeschwerte In den 20er Jahren war ein erster Crampi in Zermatt. Er stammte aus Amerika. Als einer der Ersten blieb er den ganzen Winter über im Dorf. Privat hatte er bei einer Familie einen günstigen Wohnplatz erhalten. Auffallend war sein grosser schwarzer Hut. Ansonsten war er immer schick gekleidet. Bei den Kindern in Zermatt war er sehr beliebt, da er die Taschen voller Bonbons hatte und diese an die Kinder verteilte. Wenn er irgendwo auftauchte, liefen ihm die Kinder bald hinterher. Der Grund seiner Anwesenheit war allgemein unbekannt. Es wurde aber vermutet, dass er sich aus irgendeinem Grund in Zermatt versteckte. Hier in der abgeschiedenen Bergeinsamkeit vermutete ihn niemand. Im Sommer verschwand er manchesmal, kehrte zurück und ging wieder. Das war sehr geheimnisvoll. Dann hörte man längere Zeit nichts mehr von ihm, bis es eines Tages hiess, er sei in Südamerika ermordet worden. Menschen. Sie trugen, im Unterschied zu geführten Bergtouristen, die Ausrüstung selbst. Ihre Körper waren mit Steigeisen, Seilen und Hacken behangen. Crampini war ein wenig abschätzig. Für eine Familie, die vom Erlös des Bergführens leben musste, stellte das Aufkommen dieser Gästeschicht eine gewisse Gefahr dar. Hütte am italienischen Matterhorngrat 21 Heidy: Mit 11 Jahren am ersten 4000er Von Vater Adelrich Julen nahmen die beiden Kinder Heidy und Hans die Freude am Klettern auf. Erste Übungen eigneten sie sich auf den grossen Felsblöcken in Schweigmatten an. Darüber hinaus nahm sie ihr Vater mit in die Berge. Heidy war gerade 11 Jahre alt, als sie Adelrich mit auf das Breithorn (4160 m) nahm. Diese Tour war damals als Zweitagestour angesetzt. Als wäre es gestern gewesen, erinnert sich Heidy PannatierJulen an ihre erste Viertausender-Besteigung mit ihrem Vater: „Wir gingen am Nachmittag 4 Stunden hinauf in die Gandegghütte (3029 m). Hier wurde übernachtet. Der Marsch von vier Stunden am nächsten Tag führte über den Theodulgletscher und dann über steile Schneefelder auf den Gipfel. Leider wurden wir dann beim Abstieg von einem Schneesturm überrascht. Mein Vater war stolz auf mich und versprach mir, mich wieder mitzunehmen.“ bleibt, führ ich dich aufs ,Horu‘, wie die Zermatter ihren Hausberg liebevoll nennen. Heidy: „Wir waren zu dritt. Mein Vater nahm unseren damaligen Portier Alfons Furrer als Seilgefährten mit. Da das Gasthaus Belvedére schon geschlossen war, übernachteten wir in der Hörnlihütte. Es war Mitte September, aber es war noch kein Neuschnee gefallen. Um fünf Uhr morgens war Tagwache. Um sechs Uhr begann der Aufstieg, zuerst noch im Schein einer Laterne. Der untere Teil war ganz schneefrei und so kamen wir gut voran. Angst kannte ich nicht. Das Wetter hat auch mitgespielt. Vom Gipfel genossen wir die wunderbare Aussicht auf das einmalige Panorama. Dieser Tag war für mich ein unvergessliches Erlebnis. Auch mein Bruder Hans, der seit etwa 40 Jahren H eidy begleitete ihren Vater bei weiteren Touren auf das Riffelhorn, Rimpfischhorn (4199 m), Zinalrothorn (4221 m) und andere Gipfel. Nach der Rückkehr von einer weiteren Bergtour überraschte er sie mit der Ankündigung: „Wenn das Wetter in den nächsten Tagen gut in Tasmanien lebt, war dreimal mit dem Vater auf dem Matterhorn. Und nach dem tragischen Tod meines Vaters habe ich das ,Horu‘ nochmals bestiegen. Diesmal war es mein Schwager Emil Kronig, auch ein Bergführer, welcher mich begleitete.“ Der Fasnachtsball im Alpenblick Anna Julen-Herder veranstaltete kleine Feste und Feiern für Kinder. Manchmal wurde Theater gespielt. Nachdem der bisherige Veranstaltungsort nicht mehr zur Verfügung stand, fragten junge Leute an, ob man nicht im Alpenblick den Fasnachtsball machen könnte. Anna willigte gerne ein. Der erste Ball fand 1938 statt. Der Fasnachtsball kam bei den Zermattern – Touristen gab es damals im Winter ja kaum – so gut an, dass er zum festen Bestandteil der sich wiederholenden jährlichen Dorffeierlichkeiten wurde. In ihrem Todesjahr 1948 war der letzte solche Ball, an den sich viele Zermatter noch heute gerne erinnern. Zum Tanzen war der ganze Speisesaal leer geräumt. Musik machten die Leute aus dem Ort. Das war keine eigentliche Band. Die kannten sich und spielten zu zweit oder zu dritt darauf los. Getrunken wurde im Vergleich zu heute relativ wenig und wenn, dann vor allem Wein. Der Wein kam damals noch aus Fässern. Traditionell wurde ein grosser Beinschinken in Erbsensuppe gekocht. Vor allem um Mitternacht wollten die Leute etwas essen. Der Ball war von der Kirche, vom Herrn Pfarrer sozusagen, streng überwacht. Es gab eine eigene Liste, wo alle draufstanden, die noch nicht gehen durften, weil sie eben noch zu jung waren. Der grosse Fasnachtsball bot die beste Gelegenheit, sich beim Tanzen näher zu kommen. Wenn sich ein Mann und eine Frau auf diesem Ball beim Tanzen fanden – es hat sich ja jeder im Dorf gekannt – und wenn sie dann am 19. März, am Sankt-Josefs-Tag, gemeinsam zur WinkelmattenKapelle gingen, dann war klar, dass sich zwei gefunden hatten. Dem kurzen Fasnachtstreiben folgte bald die Fastenzeit. Sie wurde, sowohl was Fleischessen, aber auch Fasten beim Essen angeht, streng eingehalten. Kriegsjahre nah der Grenze Die Kriegsjahre in der Schweiz bedeuteten nicht unbedingt, dass alles sehr ruhig war. Auf Grund der Grenznähe zu Italien herrschte in den Bergen um Zermatt militärische Mobilisierung. Das Land war in jederzeitige Verteidigungsbereitschaft versetzt. Den ganzen Winter über, von Anfang November bis Ende April, waren in der Pension Alpenblick 22 Soldaten einquartiert. Dann machte das Militär die privaten Häuser wieder frei und übersiedelte in die Schulen. Das Schuljahr im Wallis dauerte damals von 1. November bis 30. April. Das war so, da die Kinder die restliche Zeit als Hilfskräfte in der Landwirtschaft, zum Holzsammeln oder für Hirtentätigkeiten gebraucht wurden. 23 Adelrich Julen im Einsatz des Militärs Den ganzen Winter über war oben in den Bergen Dort leistete Adelrich Julen, er wurde 1942 ein Militärposten besetzt. Die Truppe war klein und als eigene Abteilung (Detachement) keiner anderen Einheit zugeordnet. Dieser für besondere Aufgaben abkommandierte militärische Beobachtungsposten oben am Grat hatte die Aufgabe der Fliegerbeobachtung und Wettererkundung. Die Soldaten wohnten in einem Haus in Findeln und erreichten etwa in einer Gehzeit von zehn Minuten den Grat. Gäste-Eintragungen ins Bergführerbuch bereits 50 Jahre, während der Kriegszeit seinen Militärdienst. Der Vater war ein ausgezeichneter Koch. Als solcher übernahm er Küche und Abwasch. D as Gute für die Familie war, dass er fast zu Hause stationiert war, Militärsold erhielt und ausreichend Verpflegung bekam, was in den Kriegsjahren nicht überall selbstverständlich war. Der Gehlift nach Sunegga Der Die Idee war gut. Man liess den erste Skilift von Zermatt nach Sunegga – ein Schlepplift – wurde 1942 gebaut. Soldaten erhielten dort eine Alpinausbildung, lernten Skifahren, und zwar einzeln und angeseilt. Der Lift blieb über den Krieg hinaus bestehen. Lift in den nächsten zwei Jahren auch im Sommer laufen. Das Ziehen des Liftbügels sollte die Leute beim Bergangehen unterstützen. Der Gehlift bzw. die Aufstiegshilfe, die allen ein identisches Bergangehtempo vorlegte, war erfunden. Durchgesetzt ermatt war aber immer noch ein hat sich diese Sommerinnovation Bergsteigerdorf und fast ausnicht. Der Schlepplift nach schliesslich geprägt vom SommerSunegga wurde bald von einem Neue Erfindung: der „Gehlift“ tourismus. So versuchte man den Sessellift ersetzt, während die alte Lift nach dem Krieg auch im Sommer touristisch Anlage weiter oben auf Sunegge-Blauherd für Wintersportler wieder aufgebaut wurde. zu nutzen. Z 17 24 25 Die Ehe von Heidy Julen mit Daniel Pannatier Einschneidende Erlebnisse Um die Eltern zu Hause zu entlasten, hatte sich Heidy Pannatier-Julen zur Absolvierung einer gründlichen touristischen Ausbildung entschlossen. Sie besuchte die Hotelfachschule in Zürich. Seit 1936 litt ihre Mutter Anna an Krebs. Die Energie, die sie trotz ihrer schweren Erkrankung über zwölf Jahre hinweg aufbrachte, war bewundernswert. Tochter Heidy hatte die Ausbildung in Zürich gerade beendet, als ihre Mutter 1948 starb. Im Sommer darauf ereilte der nächste Schicksalsschlag die Familie Julen. Adelrich Julen verunglückte mit einem Schweizer Gast auf einer Bergtour zum Matterhorn durch Steinschlag tödlich. Die Kinder Hans und Heidy Julen waren ab jetzt auf sich allein gestellt. Hans Julen, der sich immer schon weniger für das Hotel und den Hotelbetrieb interessierte, lernte Elektriker in einem grossen Betrieb. Um sich die Ausbildung leisten zu können, arbeitete er in den Ferien als Portier im Hotel. Heidy Julen heiratete zum ersten Mal. Othmar Kronig war Angestellter bei der Gornergratbahn. Er erkrankte an Leukämie und starb nach zwei Jahren. Es folgte die zweite Ehe mit Daniel Pannatier, der beim Zoll beschäftigt war. Im Sommer 1952 E s wurde so spät, dass die Freunde oben vor der Hütte in der Dunkelheit ein Feuer machten, damit wir uns ja nicht irgendwo lernten sich Heidy Julen und der Zollbeamte Daniel Pannatier näher kennen. Der Zollposten in Zermatt war damals mit etwa am Gletscher verirren konnten.“ acht Mann besetzt. Abwechslungsweise war jeweils eine Gruppe von drei Grenzwächtern auf Testa Grigia (3479 m) direkt an der Grenze zu Italien stationiert. Als Heidy und Daniel am 15. Oktober 1952 in dessen Heimatort Vérnamiége heirateten, stand für das junge Paar fest, das Hotel Alpenblick gemeinsam weiterführen zu wollen. Abseits ihrer Aufgaben als Grenzwache über- Daniel Pannatier verabschiedete sich schweren mittelten sie dreimal am Tag Messungen und Beobachtungen von Wind, Wetter, Temperatur und anderes an die meteorologische Zentralstelle. Heidy Julen erinnert sich: „Einmal ging ich hinauf zu Daniel. Er war oberhalb des Theodulgletschers beim Zollhaus Testa Grigia stationiert. Wir hatten uns am Fuss des Gletschers verabredet. Daniel kam mit den Skiern am Gletscher herab und brachte ein zweites Paar Skier von einem Kollegen mit, damit wir beide gemeinsam aufsteigen konnten. 26 Herzens von seinen Kameraden und vom Schweizer Zoll. Gemeinsam verbrachten sie einen Winter in Genf, wo Daniel an der Hotelfachschule eine touristische Ausbildung absolvierte. E r hatte besondere Freude am Kochen und übernahm später im Hotel das Szepter in diesem Bereich. Darüber hinaus verbrachte Daniel einige Monate in England, um die Sprache zu erlernen. 27 Schweizer Schmuggler gab es nicht Die Tourismusentwicklung hat sich in den folgenden Jahrzehnten so stark geändert, dass heute in den Alpentälern die Wintersaison vielerorts zur bedeutenderen Erwerbssaison geworden ist. Heidy Pannatier-Julen führt gemeinsam mit ihrem Mann Daniel in den nächsten 40 Jahren das Hotel Alpenblick zu einem mittelgrossen Hotelbetrieb der komfortablen 3-Sterne-Kategorie heran. Der Schweizer Zoll hatte vorwiegend die Aufgabe, illegale Grenzübertritte zu verhindern. Immerhin galt die Schweiz nach dem 2. Weltkrieg als Insel der Seligen. Das Schmuggeln stellte für den Schweizer Zoll kein Problem dar. Es gab eigentlich nichts, das Schweizer in grösserer Menge aus dem nahen Italien hätten schmuggeln können oder wollen. Die Söhne Pannatier Noch im Jahr 1954 kam der Erstgeborene Jean-Guy, der heute als Arzt tätig ist und das elterliche Weingut übernommen hat, auf die Welt. Ihm folgte 1956 Pierre-André, der heute gemeinsam mit seiner Frau Ingrid-Antonia Pannatier-Schaller das Hotel Alpenblick führt. Das dritte Kind, Sohn Alain-Daniel, kam 1962 zur Welt. Er hat sein Leben als Flight-Attendant dem Fliegen verschrieben und hat sonst auch die touristischen Wurzeln beibehalten. Alpenblick Sommer wie Winter Das Hotel Alpenblick steht mitten im letzten Jahrhundert an der Schwelle zu einer neuen Zeit. Seit der Eheschliessung setzte sich die Familie Pannatier-Julen intensiv mit dringend notwendigen Investitionen auseinander. Ein erster Schritt war das Ersetzen des alten Holzofens durch einen modernen Elektroherd. Dann wurden eine Kaffeemaschine und ein Kühlschrank angeschafft. Eine weitere Investition war die Installation von fliessendem Warm- und Kaltwasser in allen Zimmern. Dank der nun eingebauten Zentralheizung konnte das Hotel ab 1954 auch im Winter geöffnet werden. Hotelier, Skilehrer, Bergrettung Durch seinen Dienst im Hochgebirge konnte Daniel Pannatier sehr gut Ski fahren. Er nahm an internationalen Wettkämpfen im Rahmen des Grenzwacht-Corps teil. Nach seiner Zeit beim Zoll machte er die Skilehrerausbildung. 28 Daniel D Pannatier war bei den Hotelgästen genauso geschätzt und beliebt wie bei den Gästen in der Skischule. Daniel organisierte aber auch Pferdeschlittenfahrten für die Gäste des Alpenblick. Später war Daniel Pannatier aktives Mitglied der Bergrettung von Zermatt. er Einsatz, die Ausbildungen und die Übungen waren ihm eine willkommene Möglichkeit, in seinen geliebten Bergen abseits der grossen Ströme unterwegs sein zu können. Daniel war mit seinem Hund Galant als Lawinenhundeführer jahrelang erfolgreich im Rettungseinsatz tätig. Der Winter 1951 war sehr schneereich und hart. Doch das war noch nicht vorgekommen, dass der Zug den Bahnhof in Zermatt nicht mehr erreichen konnte. Um nach Zermatt zu gelangen, hatten die Gäste in diesem Winter einen längeren Anmarsch in Kauf zu nehmen. In der Nothaltestelle passierte es, dass sich die vereiste Bremse einer Lokomotive löste, die Lokomotive ins Rollen kam, immer schneller wurde, in einer Kurve aus den Schienen flog und über die steilen Hänge in eine Schlucht hinunterstürzte. Dieses Ereignis, bei dem zum Glück keine Menschen verletzt wurden, erregte damals sehr viel Aufsehen. Der Zug konnte wieder nicht bis zum Bahnhof kommen. Auch damals waren keine Verletzten zu beklagen. Die Situation war extrem schwierig, da die Versorgung durch den frühen intensiven Wintereinbruch noch nicht so wie in anderen Jahren gegeben war. Vieles, das man sonst für den Winter einkaufte und einlagerte, war noch nicht da. In diesem Winter war die Versorgung mit allem Notwendigem eines der Hauptprobleme, die es zu lösen gab. Weihnachtsbäume gab es auch keine, da die Lieferung irgendwo im Schnee stecken geblieben war. Die Postversorgung hielt das Kleinflugzeug, pilotiert vom berühmten Gletscherpiloten Hermann Geiger, aufrecht. Die Männer im Dorf waren aufgerufen, auch für die Gäste Wege freizuschaufeln, damit diese von der vor Zermatt liegenden Nothaltestelle bis zum Bahnhof und weiter gelangen konnten. Die Märchenbuch-Winter der 50er Jahre Zu Weihnachten 1954 schneite es noch mehr. Dieser Winter war, nicht nur wegen des vielen Schnees, extrem streng. Die Auswirkungen einer gewaltigen Lawine waren im ganzen Ort zu spüren. 29 Im Pferdeschlitten durch Zermatt Die Strassen und Wege durch das autofreie Zermatt wurden zu Beginn gewalzt. Wenn Schnee fiel, presste man den Schnee mit einer Walze zu Boden. Pferdeschlitten waren wichtige Fortbewegungsmittel und bei den Gästen sehr beliebt, romantisch und idyllisch. Auf grossen Schlitten wurden notwendige Güter transportiert. Erst später mit den ersten Elektroautos begann die Schneeräumung. Komfort und Sonderwünsche gegen Aufpreis Die Hobby-Weinbauern Pannatier Die dazugebauten Zimmer der 60er Jahre im Alpenblick entsprachen den neuesten Komfortgesichtspunkten der damaligen Zeit. Alle diese Zimmer wurden mit Bad oder Dusche/WC ausgestattet. Radios auf den Zimmern waren in den 60er Jahren auch nicht selbstverständlich. Der Weinbau wurde zu einem der grössten Hobbys von Daniel Pannatier. Von seinen Eltern hatte er in der Nähe von Sitten einen kleinen Weinberg geerbt. Das Interesse an diesem Weinberg wuchs mit der zunehmenden Unzufriedenheit über die Weinhändler. Daniel Pannatier ging daran, den eigenen Wein anzubauen und den eigenen Weinbau zu forcieren. Wer auf die Unterhaltung Umbau, Ab 1960 Zimmer mit Bad und Telefon Erweiterung und Anpassung an die Der Trend zu preisgünstigeren Doppelzimmern neuen Gegebenheiten waren dringend notwendig geworden. Solange das Alpenblick noch ein Bergführer-Hotel war, war ein Bedarf an komfortablen Einzelzimmern gegeben. setzte sich fort. Noch 1960 erhielt das Hotel Alpenblick zwei Stockwerke dazu. Ab 1960 waren dann alle Zimmer mit Bad und Telefon (Wählamt beim Portier) ausgestattet. 18 Angestellte in vollem Einsatz aus dem Äther nicht verzichten wollte, konnte sich im Hotel Alpenblick für die Dauer seines Aufenthaltes ein Radio gegen Aufpreis mieten. Mit 8 Radios war das Hotel sehr gut bestückt. Zum ersten kleinen Weinacker kaufte er weitere mit Wein bestellte, geschützte Sonnenhänge dazu, sodass sich die eigene Verarbeitung und Weinproduktion rentierte. A b 1960 war bereits Telefon in den Zimmern. Der Portier war für Organisation und Ausleihe sowie für die Telefonvermittlung zuständig. Bald lieferte das Weingut gute Tropfen von ausgezeichneter Qualität. Im Alpenblick wird nun schon seit mehr als 30 Jahren Wein vom eigenen Weinberg ausgeschenkt. Heute ist Sohn Jean-Guy der Hobbywinzer der Familie Pannatier. Versorgung der Hotels einmal anders Der Betrieb des Hotel Alpenblick war in den 50er U m allen Anforderungen nachkommen zu können, waren 18 Angestellte notwendig. Trotz der Entwicklung und des Einsatzes zahlreicher Hilfsmaschinen in der Küche und beim Waschen hatte man damals mehr Angestellte als heute. Jahren mit sieben bis acht Angestellten gut zu bewältigen. Durch die Aufstockung und Erweiterung Anfang der 60er Jahre erreichten die Hausangestellten im Hotel Alpenblick einen Höchststand. 30 Ein- bis zweimal pro Woche brachte die Bahn einen Wagon vom Tal herauf. Er war gefüllt mit jenem Obst und Gemüse, das im Gastgewerbe dringend gebraucht und zu Speisen verarbeitet wurde. Die Hoteliers erledigten diese wichtigen Besorgungen zumeist selbst. Andererseits war der gemeinsame Termin immer auch ein interessanter Treff zu kurzem Meinungsaustausch untereinander. 31 Tourismusort unter Quarantäne 100 Jahre Erstbesteigung Matterhorn Im Jahr 1963 wurde der gesamte Ort Zermatt wegen einer ausgebrochenen Typhusepidemie Anfang März unter Quarantäne gestellt. Im Schulhaus wurde ein Notspital eingerichtet. Dort wurden die Betroffenen medizinisch versorgt und die Untersuchung aller im Ort lebenden Personen koordiniert und geleitet. Alle Gäste, die irgend konnten, reisten überstürzt ab. Die Wintersaison, die normalerweise noch mindestens eineinhalb bis zwei Monate gedauert hätte, war zu Ende. Die Epidemie wurde international wahrgenommen und löste zahlreiche Berichte in den verschiedensten Medien aus, was dem aufstrebenden Zermatt als Feriendomizil enormen Schaden zufügte. Ausgelöst hatten die Epidemie Soldaten, die hierher nach Zermatt auf Erholungsurlaub geschickt worden waren. Zwei oder drei Menschen, die krank oder schwach waren, kamen durch die Epidemie ums Leben. Zermatt startete im darauf folgenden Sommer eine nie dagewesene Aktion: Alle Menschen die erkrankt waren, konnten kostenlos einen Ersatzurlaub oder einen Erholungsurlaub in Zermatt bzw. wahlweise in anderen Schweizer Luftkurorten antreten. Dieses Beispiel brachte viele Sympathien und stellte das alte Vertrauen wieder her. Im Sommer kamen die Menschen wieder nach Zermatt zurück. Sie hatten miterlebt, dass der Ort gesundheitlich in besten Händen ist. Die 100-Jahr-Feier zur Matterhorn-Erstbesteigung 1865 ging auch am Hotel Alpenblick nicht ohne tiefe Spuren vorüber. Walter Bonatti, einer der herausragenden Bergsteiger seiner Zeit, erwog zum Jubiläumsjahr die Erstbesteigung der gefürchteten Matterhorn-Nordwand im Winter. Gemeinsam mit seinen Freunden und oftmaligen Bergkameraden Gigi Panei und Alberto Tassotti sollte das letzte grosse Bergabenteuer am Matterhorn angegangen werden. A usgangspunkt und Heimat für dieses winterliche Bergabenteuer war das Hotel Alpenblick seines Freundes Daniel Pannatier. Doch das Wetter spielte nicht mit. Nach dreitägigem Aufstieg überfällt die Dreierseilschaft ein Sturm, der 24 Stunden tobt und letztlich zum Abbruch zwingt. Nachdem seine Bergfreunde Verpflichtungen in ihrer Heimat haben und nicht auf besseres Wetter warten können, reift bei Walter Bonatti die Überlegung einer Besteigung der MatterhornNordwand im Winter im Alleingang. 32 Einblick in das Leben der Bergpioniere Um die Stimmung der Berge bei Wind, Sturm und Wetter, so wie sie zahlreiche Bergpioniere in den Höhenregionen von ewigem Schnee und Eis erlebten oder so wie sie Bergführer wie Adelrich Julen oftmals wahrnahmen, nachvollziehbar machen zu können, hier die Kernstücke der Beschreibung der Erstbesteigung von Walter Bonatti. Mit Dank an Autor und Verlag: Walter Bonatti. Berge meines Lebens. AS-Verlag, Reihe Bergabenteuer. Am Morgen des Aufbruchs sind drei Freunde bei am Rucksack, und ich habe es schon lieb gewonnen.* * Walter Bonatti, „Berge meines Lebens“ – Seite 281 mir: Daniel Pannatier, Guido Tonella und Mario De Biasi, mit dem ich schon in Sibirien gewesen war. angsam bricht der Morgen an. Es ist 6.30 Uhr am Ich habe die drei gebeten, mich etwas weiter als bis Montag, den 22. Februar. Das dritte Biwak in der zum Schwarzsee zu begleiten, um einen simplen SkiWand geht zu Ende. Aber es muss unbedingt das ausflug vorzutäuschen und Neugierige und Indiskrete letzte sein! Ein Kranz von Eiszäpfchen umrahmt abzuhalten. Dort angelangt, ziehe ich mich im mein Gesicht und schmerzt auf der Haut. Das kleiSchutz eines Felsens für die ne Thermometer, das an meiKletterei um und packe den ner Windjacke hängt, zeigt Rucksack. Aber im Augenblick 30 Grad unter Null. Auch in des Abschieds übermannen dieser Nacht habe ich kein mich meine Gefühle. Ich Auge zugetan. Ich sitze auf möchte mich heiter und geeinem 30 Zentimeter breiten lassen zeigen, aber es geVorsprung, den ich gestern Walter Bonatti. lingt mir nur, einen erstickten Abend vom Eis befreit habe. Gruss zu stammeln, dann fluchte ich.* Mit dem Rücken lehne ich gegen die senkrechte * Walter Bonatti, „Berge meines Lebens“ – Seite 278 Wand, die Füsse baumeln ins Leere. ie Mauer zeigt sich sofort abweisend, ich muss Zwei Seilschlingen halten mich fest: die eine um einen Haken schlagen, um mich zu sichern. Ich die Brust, die andere um die Knie. Seit mindeöffne den Sack, um ihn herauszuholen, und finde stens einer halben Stunde umklammern meine dabei ein Paar überflüssige Skifelle; weiss Gott, wie Hände im Innern des Biwaksackes nervös die kleidie da hineingekommen sind. Schweren Herzens ne Taschenlampe. Mit ihr will ich auf die Lichtmuss ich sie wegwerfen. Zizi scheint zu lächeln. Zizi signale von De Biasi antworten, die er mir sicher ist der kleine Stoffbär, den mir der jüngste schicken wird; bestimmt verfolgt er nämlich Sohn (Anm.: Alain-Daniel) meines meinen Aufstieg mit dem Fernglas von einer Zermatter Freundes Pannatier als Alphütte aus. Maskottchen für dieses Abenteuer geschenkt Bis zur verabredeten Zeit fehlen nur noch wenige hat. Seit gestern Minuten. Es ist Vollmond, aber der Schattenkegel, Nachmittag trage den das Matterhorn ins Tal wirft, taucht den Standort meines Freundes in völlige Dunkelheit. ich das Bärchen L 1965. MatterhornNordwand. Im Winter und allein D 33 N N un geht mein Freund zu schnelleren Signalen über, die im Unterschied zu den ersten leben und beben wie Worte. Ich antworte meinerseits auf ausgelassene Art, als ob ich ihm aus voller Kehle zurufen würde. Jenes kleine Licht von Mario, das aus dem 2000 Meter tiefer gelegenen Tal aufsteigt, ist das einzige menschliche Zeichen, das mich seit drei Tagen und drei Nächten begleitet.* ochmals versuche ich, den Rucksack zu erleichtern, um schneller zu sein. Weitere Lebensmittel, die zwei Trittleitern und ein paar Haken fliegen in den Abgrund. Es reizt mich auch, den Helm wegzuwerfen, meinen ruhmreichen Helm, der mich in den letzten vier Jahren bei all den schwierigen Unternehmen begleitet hat. A ber nach einem Augenblick des Zögerns ziehe ich die Hand langsam zurück und streiche damit über seine Beulen, als ob es Verletzungen wären: Jede von ihnen entspricht einem der Steine, die am Mont Blanc, in den Anden und an vielen anderen Bergen hinuntergefallen sind. Ich stecke ihn wieder vorsichtig in den Rucksack, neben das Stoffbärchen, und klettere weiter. * * Walter Bonatti, „Berge meines Lebens“ – Seite 285 Die wieder aufgenommene Kletterei ist unerhört hart: Ein überhängender, ungefähr 30 Meter hoher Aufschwung aus schlechtem Fels erhebt sich über meinem Kopf und muss überwunden werden. Die Flugzeuge, die in immer grösserer Nähe um das Matterhorn kreisen, lassen mich ahnen, dass der Gipfel nicht mehr weit weg ist. In diesem Moment beherrscht mich nur Von hier aus, im harten Schatten des ein Gedanke: die Lichtsignale empfangen und darauf antworten – drei oder vier langsame und dann mehrere kurze Blinkimpulse, um anzuzeigen, dass alles in Ordnung ist, dass ich diese Nacht überstanden habe und bis zum Schluss weiterkämpfen werde. Und da ist schon das Lichtlein, es ist von Tag zu Tag kleiner, weil ich immer weiter oben bin. Matterhorns, scheint es eine glühende Nadelspitze zu sein. Vielleicht sehe ich es zum letzten Mal, denn mit etwas Glück werde ich morgen auf dem Gipfel sein. Ich verfolge die langsam abgegebenen Signale, die nach vier Impulsen aufhören. Dann ziehe ich meine Hand aus dem Sack und antworte im gleichen Rhythmus. 34 * Walter Bonatti, „Berge meines Lebens“ – Seite 287 35 Kapellenfest: Dank für Errettung Alljährlich am 5. August begeht Zermatt seit vielen Jahren das Kapellenfest Maria zum Schnee bei der Kapelle auf Schwarzsee. Sie wurde von Leuten und von Spenden von Leuten erbaut, die aus Schneestürmen errettet werden konnten. Ganz früher pilgerten viele Leute vom Tal – aus Täsch oder Randa – bis hier herauf. Der Marsch war damals sehr lang und beschwerlich. Zwei Stunden brauchte man bis nach Zermatt und dann sicher nochmals zwei Stunden bis zur Kapelle auf Schwarzsee (2583 m). Beim Gnadenbild wurde eine Messe gehalten. Weitum bekannte Geistliche wie Elsinger, der Bischof von Strassburg, oder der Abt von Einsiedeln kamen zum Kapellenfest in die Zermatter Berge. Die Tradition dieses Feiertages ist bis heute erhalten geblieben. Heute gehen vor allem Familien mit Kindern gerne dort hinauf. Sie kommen mit der Bahn herauf nach Zermatt, haben Picknick mit und wandern von hier aus zum Gnadenbild. Das ist dann für die ganze Familie ein unvergesslicher Ausflug. Die 3. Generation: Familie Pannatier-Schaller Pierre-André Pannatier, der 1956 zweitgeborene Pierre-André: „Von zu Hause hatten wir zwei Hauswürstchen mitgenommen. Das Essen in England konnte uns nicht gerade begeistern. Dann haben wir uns Sonntag für Sonntag ein Rädchen abgeschnitten.“ Sohn, trat schon früh in die Fussstapfen seiner Eltern. Doch es sollte Jahre dauern, bis er den Weg zurück nach Zermatt fand. Nach der Grundschule und der Handelsschule in Zermatt machte Pierre-André die Kochlehre im Derby und besuchte die Hotelfachschule Lausanne, die er nach vier Jahren mit Diplom abschloss. Die touristischen Wander- und Weiterbildungsjahre absolvierte er in guten Hotels in Lausanne, Zürich, Bern und Neuchatel. In der Ferne wird für beide das Heimweh zu den Bergen spürbar. Pierre-André Pannatier erhält die Position eines Direktorstellvertreters in einem Züricher Hotel angeboten, nimmt an und kehrt mit Ingrid-Antonia Schaller in die Schweiz zurück. In Neuchatel lernte er seine Frau Ingrid Antonia kennen. Das Alpenblick rückt ins Dorf Alpenblick erhält weitestgehend heutige Struktur 70 Jahre lang stand das Hotel Alpenblick am Ende des Dorfes: Wie ein freundlicher Gruss an alle, die in die Berge gingen. Bis in die 70er Jahre war das Hotel Alpenblick das erste Haus, wenn man gesund und heil von den Bergen zurückkehrte. Einige Jahre war da die Sonnenterrasse von Gästen und ganzen Schulklassen völlig überlaufen. 1985/86 war der grosse Innenumbau. Mit viel Aufwand wurden alle Zimmer den modernen Erfordernissen angepasst. Die noch vorhandenen Einzelzimmer wurden teils erweitert, teils als Badezimmer anderen Zimmern zugeschlagen. 36 Pierre-André Pannatier: „Ich sollte einem Arbeitskollegen helfen, den Fernseher zu reparieren, da er mit Freunden einen gemeinsamen Fernsehabend vereinbart hatte. Da war Ingrid dabei.“ 1984 heiraten sie und ziehen nach Zermatt ins Hotel Alpenblick. Der grosse Umbau 1985/86 steht an. In den Jahren 1986 und 1989 kommen die Kinder Veronique und Fabien zur Welt. Und wie es im Gastgewerbe oft ist, standen A plötzlich ein paar rasche Entscheidungen an. PierreAndré erhielt die Chance, als Manager für die Novapark-Hotelkette nach Kairo zu wechseln. ls Vater und Grossvater Daniel Pannatier 1990 stirbt, übernehmen sie gemeinsam mit Heidy Pannatier-Julen in der dritten Generation das Hotel Alpenblick. Pierre-André Pannatier ist aktiv in öffentlichen Diensten tätig und steht seit mehreren Jahren der Vereinigung der Zermatter Hoteliers als Präsident vor. Doch sie waren frisch verliebt und beider Englisch war noch nicht perfekt. Daher entschlossen sie sich spontan dazu, gemeinsam nach England zu gehen. 37 Mehrfachen Dank von Herzen! Das Hotel Alpenblick ist ein Lebenswerk meiner Eltern Heidy und Daniel. Sie formten aus der Bergführer-Pension ein komfortables 3-Sterne-Hotel. Sie schafften den Sprung vom Sommer- zum Ganzjahresbetrieb. Sie setzten für ihre Gäste Akzente. Und sie begründeten den ausgezeichneten Ruf, dass man bei uns im Alpenblick grossartig speist. Partnerschaftlich bestimmten sie die Ausrichtung des Hotels über mehr als 40 Jahre und meine Mutter Heidy noch weit darüber hinaus. Einen Dank, dass ich gemeinsam mit meiner Frau Ingrid-Antonia das gut eingeführte Hotel – in manchen Bereichen weiter veredelt – auf hohem Niveau weiterführen kann. Danke allen Mitarbeitern des Alpenblick für den grossen Einsatz. Den Lieferanten ein Dankeschön für die konstant überzeugende Produktqualität. Zuletzt danke ich unseren treuen Gästen, die das Hotel mit ihrer Anwesenheit bereichern, zum Leben erwecken und Triebfeder all unserer Innovationen sind und waren. Gemeinsam ist uns allen die Liebe zu diesem wunderbaren Fleck der Erde. Unseren Gästen schenkt Zermatt mit seinen Bergen Erholung, neue Kraft und frische Energien. Den Mitarbeitern Lohn. Und uns allen ein mehr oder weniger grosses Stück Heimat. Gott gebe, dass wir alle lange gesund bleiben, dass wir unsere Wurzeln nicht vergessen und dass sich unsere Kinder Veronique-Antonia und Fabien-André der Tradition des Hotel Alpenblick besinnen und zu gegebener Zeit von Herzen den eingeschlagenen Weg weiter verfolgen. Zermatt im Juni 2003 38 39 Hotel mit Spitzenküche Das Hotel Alpenblick ist ein sehr familiär, liebevoll und vertraut geführtes Hotel mit gehobenem 3-Sterne-Komfort. Angegliedert und auf die Bedürfnisse von Familien ausgerichtet ist das Appartementhaus Bonatti. Der grosszügige Umbau der Jahre 2000 bis 2002 ermöglichte die Schaffung eines heimeligen Flairs, das sich einheitlich durch das ganze Hotel zieht. Begeisterung und grossen Anklang finden die neu gestaltete Bäder- und Saunalandschaft sowie die neuen Suiten. Das Hotel Alpenblick gehört auf Grund seiner exzellenten Küchenleistungen zu den besten kulinarischen Adressen in Zermatt. Zahlreiche Stammgäste aus aller Welt Das Hotel Alpenblick ist international. Am meisten Gäste kommen traditionell aus Deutschland. Im Unterschied zur Vergangenheit bleiben die Gäste heute im Sommer weniger lang als im Winter. Das Hotel Alpenblick hat sich durch den liebevollen Umgang einen grossen und treuen Stamm gerne und immer wiederkehrender Gäste erworben. An dieser Stelle einen Dank an sie alle. 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 Gratinierte Himbeeren 2 Körbchen Himbeeren 0,2 l Milch 1 Vanilleschote 100 g Zucker 40 g Vanillepulver 2 Eigelb 2 dl Rahm geschlagen Himbeergeist nach Belieben Vanilleeis Pfefferminzblätter Zubereitung: Himbeeren in Suppenteller verteilen, mit Vanillecreme bedecken und mit viel Oberhitze im Ofen überbacken. Mit 1 Kugel Vanilleeis und Minzblatt garnieren und mit Himbeergeist beträufeln. Vanillecreme: 2/3 Milch, Zucker, halbierte Vanilleschote aufkochen, 1/3 Milch mit Cremepulver anrühren, mit einkochen, ca. 3 Min. erkalten lassen, dann mit Schwingbesen fest durchrühren, Eigelb und Schlagrahm darunterziehen. 52 W Walliser Spezialitäten anno dazumal Walliser Gerstensuppe Zutaten für 4 Personen: 30 g Butter 30 g Schalotten 20 g Lauch 20 g Karotten 20 g Sellerie 30 g Trockenfleisch 70 g Rollgerste 1 l Bouillon 0,3 l Fendant Salz Muskatnuss 2 dl Rahm flüssig Schnittlauch Zubereitung: Gemüse und Schalotten in kleine Würfelchen schneiden, in Butter andünsten, Rollgerste hinzufügen, leicht umrühren und mit Bouillon und Fendant auffüllen, mit Salz, Muskat und Pfeffer gemahlen würzen. Ca. 1 Std. leicht kochen und dann Flüssigrahm und klein gewürfeltes Trockenfleisch hinzufügen. 53 Walliser Spezialitäten Walliser Spezialitäten im Hotel Alpenblick im Hotel Alpenblick Zutaten für 4 Personen: 4 Kalbsschnitzel à 120g 4 Scheiben Rohschinken 12 Scheiben Walliserkäse 5 Tomaten 50 g Butter 3 Schalotten 1 Zehe Knoblauch 2 Esslöffel Tomatenpüree 1 dl Rotwein etwas Basilikum 1 Prise Salz und Pfeffer Zutaten für 4 Personen: 300 g Hörnli 100 g Schinken oder Aufschnitt 3 gehackte Schalotten 80 g Butter 5 Stück gekochte Kartoffeln 1 Zehe Knoblauch gehackt 1 kl. Bund Schnittlauch 120 g Walliser Käse gerieben oder Weichkäse 1 Prise Salz 1 Prise Muskat 1 Prise Pfeffer Kalbsschnitzel „Walliser Art“ Hörnli „Zermatter Art“ Zubereitung: Tomatencoulis: Tomaten einritzen, in siedendem Wasser überbrühen, mit kaltem Wasser abschrecken, schälen, halbieren, entkernen und in Würfel schneiden. Butter und Schalotten gehackt leicht anziehen, Tomatenpüree dazugeben, mit Rotwein ablöschen, gewürfelte Tomaten beigeben, mit Salz, Pfeffer, Basilikum und Knoblauch vollenden. Ca. 10 Min. kochen lassen. Kalbsschnitzel anbraten, Rohschinken bedecken, darüber Tomatencoulis mit Käse bedecken und im heissen Ofen mit Oberhitze überbacken. Dazu servieren wir Frischgemüse aus der Region, z. B. Rotkohl, Karotten, Blumenkohl, Spinat und Rösti. Zubereitung: Hörnli in viel Salzwasser kochen, dann abkühlen. Schinken, Kartoffeln und Schalotten würfelig schneiden. Alles in Butter anbraten, Hörnli beifügen und leicht anbraten, geriebenen Käse und Knoblauch hinzugeben und solange erhitzen, bis der Käse geschmolzen ist. In Suppenteller anrichten und mit frisch geschnittenem Schnittlauch garnieren. 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 Junior-Suite 64 65 Badezimmer von Suite Neue Suiten 66 67 68 69 70 71 72 73 Der vorliegende Jubiläumsband zum Hotel Alpenblick basiert im Wesentlichen auf einem Interview mit Heidy Pannatier-Julen. Das Interview führte Manfred Felder im September 2002. Ergänzende Informationen lieferten Pierre-André Pannatier, der Tourismusverband Zermatt sowie die Werke von Walter Bonatti und Karl Lehner. Für Texte und Autorenschaft zeichnet Hubert Weiler-Auer aus Telfs/Tirol verantwortlich. Familie Pannatier-Schaller CH-3920 ZERMATT · SWITZERLAND Tel. 0041(0)27 / 966 26 00 Fax 0041(0)27 / 966 26 05 E-Mail: [email protected] Internet: www.reconline.ch/alpenblick Walter Bonatti: Berge meines Lebens. AS-Verlag, Reihe Bergabenteuer; dt. Ausgabe Zürich 2000 Karl Lehner: Kleine Zermatter Chronik. Wega-Verlag Zermatt, Zermatt 1957 4 Nostalgiebilder. Verlag von Th. Knaur, Berlin 1939 Restliche Bilder von Archiv Pannatier. 74 75