Hans C. Leu im Garten des heutigen Giardino. Die

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Hans C. Leu im Garten des heutigen Giardino. Die
Hans C. Leu im Garten des heutigen Giardino.
Die «Aphrodite», die Göttin der Liebe und
der Schönheit – und das Markenzeichen des
Hotels –, steht seit der Eröffnung des Hotels im
Jahr 1986 im Hotelpark.
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HOTELIER-TALK HANS LEU
Hotel-Legende Hans C. Leu
Das Giardino
war mein
Leben
interview Hans R. Amrein
Bilder Tanya Hasler
Kaum ein anderes Hotel war so eng mit dem Hotelier
und Gastgeber verknüpft, wie in den Neunzigerjahren
das Giardino in Ascona. Hans C. Leu (82) hat mit dem
Haus neue Massstäbe in der Ferienhotellerie gesetzt.
Zwölf Jahre nach seinem Abschied als Vollblut-Hotelier
kehrt «Mister Giardino» an den Ort seiner Erfolgsstory
zurück. Ein Gespräch über die guten alten GiardinoZeiten, Gastgeberrollen, Hotel-Inszenierungen und die
Lage der Hotellerie in eher schwierigen Zeiten.
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H
ans C. Leu, jeder Journalist würde
jetzt mit folgender Frage ins Interview einsteigen: Wir sitzen hier im
Wintergarten des Giardino, das Sie
vor 26 Jahren eröffnet haben. Wie fühlen Sie sich…?
Gut.
Obwohl die Wände nicht mehr rosarot, sondern grau
gestrichen sind?
Es sind andere Zeiten. Philippe Frutiger, der heutige Giardino-Chef, macht seine Sache ausgezeichnet.
Sie aber haben den Grundstein zum Albergo Giardino
in Ascona gelegt. Wie müssen wir uns die Anfänge
vorstellen?
Da war ein gewisser Fritz Kündig, ein Immobilienmensch aus Zürich mit sehr viel Geld. Der
wollte der Menschheit beweisen, dass er nicht
nur fähig ist, Wohnblöcke zu bauen, sondern auch
ein Luxushotel aus dem Boden zu stampfen – und
zwar in einem Jahr! Das war damals die Vorgabe
an mich. Anfangs war ich nur als Berater tätig,
daraus ist dann erheblich mehr geworden.
Auch Sie haben Ihre Frau, Farina Wolf, im Giardino
getroffen.
Sie kam als Gast und blieb als meine Ehefrau.
Das war 1988.
spürbare Leichtigkeit zwischen
den Menschen. So wurde das
Giardino zum Hotel der Begegnungen.
Gehen wir nochmals zwei Jahre zurück. 1986, anlässlich der Eröffnung, wusste kein Mensch etwas vom
Hotel Giardino. Unter Ihnen ist das Haus in Rekordzeit zum bekanntesten Ferienhotel der Schweiz
mutiert – obwohl Sie keinen Seeanstoss wie das
Eden Roc oder einen riesigen Park wie das Castello
del Sole zu bieten hatten. Was war Ihr Erfolgsrezept?
Ich habe immer gesagt: Diese Mankos müssen wir
mit einer einzigartigen Software egalisieren. Und
Wie haben Sie es geschafft, in so
kurzer Zeit so viel Publizität zu
erreichen?
Die Gäste haben sich bei uns
ganz einfach wohlgefühlt, und
das haben sie weitergetragen.
Und: Ich war das Lieblingskind der Journalisten, weil ich
Geschichten erzählen konnte.
Wie lief denn die Finanzierung ab?
Die am Bau beteiligten Unternehmer mussten Zimmer kaufen. Damit waren die meisten
auch einverstanden, doch haben sie das Kleingedruckte im Vertrag nicht gelesen. Nämlich die
Tatsache, dass das Hotel im Winter geschlossen
bleibt. Viele wollten ihre Zimmer dann wieder
abstossen – was uns die Möglichkeit gab, diese
zurückzukaufen.
Ende Mai 1985 war Grundsteinlegung, ein Jahr
später feierten Sie Eröffnung …
… und das Ballett der Scala di Milano hat im Garten getanzt!
Stimmt es, dass Sie während der Eröffnungsphase
noch im Bündnerland engagiert waren?
Ich hatte meinen Vertrag im Kulm Arosa zu erfüllen. Deshalb schickte ich meinen Vize, Christian
Lienhart, schon mal nach Ascona. Ich sagte zu
ihm: Lieni, du wirst das nicht bereuen. Und wie
es so ist, hat er nach der Eröffnung eine wunder-
Hotelpionier Hans C. Leu amüsiert sich mit seiner Frau, der gelernten Psychologin Farina Wolf,
im Wintergarten des Giardino. «Sie kam als Gast und blieb als meine Ehefrau.»
es ist mir tatsächlich gelungen, die besten Mitarbeiter ans Haus zu binden
und sie dann als Gastgeber auszubilden. Es war
auch immer mein Ziel, das
erste Hotel von Ascona zu
werden. Nachdem wir das
geschafft hatten, wollte
ich das Giardino zum
besten Hotel des Tessins
machen. Auch das ist mir
gelungen, weil die Gäste
von der Herzlichkeit und Aufmerksamkeit, die
im ganzen Haus herrschte, begeistert waren. Und
darüber hinaus hatten wir mit Angelo Conti Rossini und später mit Armin Röttele Küchenchefs,
die auf 17 Gault/Millau-Punkten kochten.
Ich bin der Meinung, dass der
Direktor eines Hotels Mitbesitzer
sein sollte.
schöne Rezeptionistin namens Damaris getroffen. Sie ist heute seine Ehefrau.
Liebesgeschichten gab es zuhauf im Giardino.
Haben sich nicht auch Philippe und Daniela Frutiger
hier im Hotel kennengelernt?
Natürlich! Er war F&B-Manager und sie Kosmetikerin. Immer, wenn sie an seinem Büro vorbeiging, hat sie reingeschaut, später die Nase reingestreckt und schliesslich war sie ganz drin.
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Sie waren ja sehr ehrgeizig. Was war der Antrieb?
Mein Stolz vielleicht. Ich wollte den Leuten einfach zeigen, wie man ein Hotel richtig führt – und
zwar frisch von der Leber weg. Es herrschte eine
Eine Zeit lang hatte das Giardino
das Image vom Prominentenhotel.
Sie meinen Boris Becker und Co.
Ich habe diese Leute nie speziell gepflegt.
Lassen Sie es uns auf den
Punkt bringen: Was war der
Erfolgsfaktor Nummer eins im
damaligen Giardino?
Das Eingehen auf den Gast.
Wir haben die Bedürfnisse und
Wünsche der Leute wirklich
wahrgenommen – und dann
haben wir sie umgesetzt. Als
Hotelier war ich der Gastgeber. Ich habe alles delegiert, was
andere sowieso besser konnten als ich. So konnte ich mich
fast hundertprozentig auf Gästekontakte und Public Relations
konzentrieren. Was immer an
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HOTELIER-TALK HANS LEU
Gästeaktivitäten lief, ich war persönlich dabei. Doch das war bereits
im Kulm Arosa so.
Hans C. Leu war der Gastgeber an der Front und im Hintergrund
wirkten Leute wie Christian Lienhart (heute Hof Weissbad), Adrian
Stalder oder Daniel Ziegler (heute Le Vieux Manoir), die mittlerweile
notabene alle selber grosse Erfolge in der Branche feiern.
Ach, meine Buben! Mir war es bei allem immer auch wichtig, den
Nachwuchs zu fördern. Dafür habe ich später auch den Milestone
für mein Lebenswerk erhalten, weil ich eben so viele junge Hoteliers nachziehen konnte.
Was haben die späteren Giardino-Gastgeber Franz Reichholf und
Philippe Frutiger von Ihnen konkret gelernt?
War das Albergo Giardino, die
Immobilie, nicht in Ihrem Besitz?
Nein. Mir gehörte nur die Be­­
triebsgesellschaft. Die Immobilie gehörte verschiedenen
Investoren, zum Beispiel Hans
Dieter Cleven, dem ehemaligen
Finanzchef der Metro-Gruppe
und Manager von Boris Becker.
Sie waren mit der Inhaberschaft
alles andere als glücklich.
Wir hatten, menschlich gesehen, das Heu nicht auf der gleichen Bühne. Für mich waren
diese Investoren irgendwie
unseriös, denn es ging ihnen
nur um Geld und Profit. Mir hingegen waren die Finanzen nicht
das Wichtigste, denn ich sagte
Jemand hat mal gesagt: Hans C.
Leu ist kein Hotelier, sondern ein
Zirkusdirektor.
Absolut! Ich habe in meinem
Leben als Hotelier viel Theater
gemacht. Ich war in der Regel
stets der Hauptdarsteller, meine
Mitarbeiter waren die Akteure.
Im Kulm Arosa haben Sie tatsächlich einen Zirkus inszeniert.
Ja, ich arbeitete damals mit dem
Kinderzirkus Basel zusammen.
Und ich trat als Zirkusdirektor
mit Stiefeln und Peitsche auf.
Die Schweizer Illustrierte widmete uns dafür vier Seiten. Wie
ich eben schon gesagt habe: die
Medien mochten mich.
Dumping? Ich habe im
Giardino nie über den
Preis verhandelt.
mir: Wenn ich das Hotel gut und
erfolgreich führe, kommt das
Geld automatisch rein.
Seit der Eröffnung 1986 im Giardino dabei: Chef-Concierge Claudio Caser
(hier mit seinem Ex-Chef in der Giardino-Lounge).
Das nichts über die persönliche Beziehung zum Gast geht! «Zufriedenheitskarten» gab es bei mir nicht. Ich finde diese schriftlichen
Befragungen der Gäste eine Zumutung!
Wie kamen Sie zu Ihren Gästeinformationen?
Ich ging mit den Gästen auf den See, zum Wandern, zum Picknick
in die Berge – zudem wurde jeder Gast von mir persönlich begrüsst
und verabschiedet.
Man könnte sagen: Das Giardino war Hans C. Leu.
Ja, vielleicht trifft dies zu. Mein Stil kam eben an, wir hatten durchwegs eine Zimmerbelegung von 95 Prozent.
Und trotzdem gab es eine Zeit, wo Sie den Gürtel enger schnallen
mussten …
Das war ganz am Anfang. Da hatten wir in der Tat so etwas wie
einen finanziellen Engpass.
Und Sie verzichteten auf Ihren Lohn.
Ja, wir schränkten uns eben ein, vor allem das damalige Kader. Doch
es ging rasch wieder aufwärts – auch zur Freude des Verwaltungsrates, der mir als Dankeschön einen Jaguar in die Garage stellte.
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«Hans C. Leu hat die Ferienhotellerie neu erfunden», sagen Brancheninsider. Haben Sie das tatsächlich?
(Schmunzelt.) Das kann man
vielleicht so sagen, wobei die
Geschichte ja bereits im Kulm
in Arosa begonnen hatte. Ich
hatte dort meinen ersten Direktionsposten und musste das
alte Fünfstern-Hotel verkaufen. Mein Motto war: Plausch
statt Plüsch. Ich hatte auch die
«schöne» Aufgabe, Hazy Osterwald, den Jazzmusiker und
Entertainer, zu ersetzen. Hazy
sorgte nämlich dafür, dass das
Hotel immer voll war. Eine Tatsache, von der ich erst nach
Vertragsunterzeichnung erfahren hatte …
Sie haben in der Schweiz das
Frühstücksbüfett im FünfsternBereich eingeführt.
Ja, wir verwöhnten unsere
Gäste auch mit einem Bauernbüfett. Als Hotelier trat ich als
Appenzeller Bauer auf. In gelber
Hose, was den Damen natürlich
besonders gefiel. Mein Lieblingsspruch damals: Heute werfen wir die Säue vor die Perlen.
Liegt hier nicht ein Widerspruch?
Sie haben das Hotel zur Bühne
gemacht, sind als Zirkusdirektor
aufgetreten – andererseits redet
man heute immer von Authentizität, die ja so wichtig sei.
Das ist so! Authentizität ist
wichtig! Ich war in jeder Rolle
authentisch, auch als Zirkusdirektor. Es machte mir unglaublich Spass, solche Rollen zu spielen. Aber ich tat dies immer von
innen heraus, aus voller Überzeugung.
Fehlt Ihnen dieses aktive, schillernde Leben als Gastgeber und
Hoteldarsteller heute nicht?
Nein, überhaupt nicht. Ich
habe mein Hotelier-Leben zu
120 Prozent ausgefüllt. Ich war
ja so glücklich und konnte so
viel geben – nie war mir etwas
zu viel. Vor der Pensionierung
frage mich meine Frau: Lieber
Hans, wie stellst du dir dein
Leben nach dem Hotel vor? Das
war die entscheidende Frage.
Sie regte mich zum Denken an
und verhinderte, dass ich in das
berühmte schwarze Loch fiel.
Im Jahr 2000 haben Sie sich als
Hotelier verabschiedet.
Mit siebzig. Ich habe das Giardino im Alter von 56 Jahren
eröffnet. Schon damals stand
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für mich fest: Nach fünfzehn Jahren ist Schluss.
So kam es, dass ich die Giardino-Betriebsgesellschaft vor ziemlich genau zwölf Jahren verkaufte. Herr Cleven überreichte mir einen schönen Scheck. Damit konnte ich gut leben.
Ihr damaliger Vizedirektor, Franz Reichholf, hat dann
die Direktion übernommen. Später kamen Philippe
und Daniela Frutiger. Das alte Giardino verlor seinen Glanz (sprich: die Farbe Rosarot), man setzte auf
Design, Schlichtheit und Modernität.
So extrem sehe ich das nicht. Denn die Hardware erinnert immer noch ans alte Giardino. So
wie viele andere Hotels, passt sich das Giardino
dem heutigen Zeitgeist an. Ich freue mich, wenn
das Haus weiterhin Erfolg hat. Philippe und Dani-
ela Frutiger führen das Giardnio mit Elan. Nur
ist Philippe Frutiger in der Zwischenzeit von der
Rolle des Hoteliers in diejenige des Hotelunternehmers geschlüpft. Und aus dem Giardino ist
die Giardino Group entstanden – eine kleine
Hotelgruppe mit drei Häusern und einer Lounge.
Unglaublich, was der Philippe in so kurzer Zeit auf
die Beine gestellt hat!
Philippe Frutiger hat eine neue Hotelmarke
geschaffen.
Eine Marke war das Giardino schon vorher. Erinnern Sie sich an die rosafarbenen Sticker, die wir
den Gästen auf die Autos klebten? Es gab damals
so etwas wie eine Giardino-Community. Man
könnte auch von einem Fanklub sprechen.
Hans C. Leu, der showman
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Wenn Sie noch einmal 56 wären,
würden Sie das Giardino wieder
so führen?
Ja, weil es so gut herausgekommen ist.
Wäre das «Produkt Giardino»
denn noch zeitgemäss?
Mit Sicherheit. Der Geist des
Hoteliers beflügelt das Haus.
Diese Wahrheit gilt auch heute
noch. Leider gibt es in der
Schweiz nicht sehr viele Hoteliers, die sich mit Leib und Seele
und Herzblut, Tag und Nacht für
ihre Häuser einsetzen.
Wer ist Hans C. Leu?
Hans C. Leu wurde am 3. März 1930 in
Zürich geboren. Sein Vater war Postbeamter, seine Mutter stammte aus Interlaken und war die Tochter eines Grossbäckers, der vor allem Hotels belieferte. Drei Monate vor der Matura –
Leu wollte Medizin studieren – hatte
er im Wartezimmer seines Hausarztes
ein Schlüsselerlebnis: Hans C. Leu sah
dort nur alte, vergrämte Menschen und
konnte sich einfach nicht vorstellen,
diese anzufassen. Nach einigen Tränen
schlug seine Mutter ihm schliesslich vor,
es doch in der Hotellerie zu versuchen:
«Direktor ist fast so gut wie Doktor.»
Hans C. Leu absolvierte dann die Hotelfachschule Lausanne und entschied
sich für die Luxushotellerie, «weil da die
interessantesten Menschen verkehren».
Sein Weg führte ihn vom Schweizerhof Bern ins Hotel Reber nach Locarno
und ins Hotel St. Gotthard nach Zürich.
(«Da bin ich bloss hingegangen, weil
die als erstes Hotel eine Buchungsmaschine hatten.») Nach einem Aufenthalt in Nairobi wurde er Chef de Rezeption im Grandhotel Dolder in Zürich.
Dort blieb der inzwischen dreifache
Familienvater (Hans C. Leu war in erster Ehe mit Annelise Leu verheiratet)
von 1958 bis 1966, ehe er die Direktion
im Kulm Hotel in Arosa übernahm. Im
Alter von 56 Jahren stieg er ins «Abenteuer Giardino» ein. Er führte das international berühmte und mehrfach ausgezeichnete Fünfstern-Ferienhotel bis
zum Jahr 2000.
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HOTELIER-TALK HANS LEU
Hoteliers mit Stil und Charisma, hoher Professionalität und Emotionalität, Hoteliers wie Emanuel Berger,
Hans Wiedemann, Michel Rey, Vic Jacob oder JeanJacques Gauer …
Stattdessen rücken immer mehr Hotelmanager
nach. Für diese Manager ist alles viel unverbindlicher. Sie führen ihre Hotels oft rein nach Zahlen.
Deshalb bin ich der Meinung, dass der Direktor
eines Hauses Mitbesitzer sein sollte. Da entsteht
dann ein ganz anderes Verhältnis zum Betrieb.
Die Schweizer Hotellerie kämpft derzeit mit Problemen: der starke Franken, die hohen Kosten. Österreichs Hotellerie boomt, bei uns fehlen die Deutschen … Was raten Sie Ihren Kollegen?
Ich kenne die Situation. 1995 war der Dollar so
tief, dass die Leute zum Golfen nach Florida gingen. Der Verwaltungsrat fragte mich damals: Herr
Leu, was wollen Sie gegen die Krise tun? Meine
Antwort: Nichts. Nur etwas: Ich will mich noch
intensiver um meine Gäste kümmern.
Aber die Situation präsentiert sich heute schon ein
wenig anders als vor siebzehn Jahren?
Richtig, bei uns sind nicht nur die Gäste, sondern
auch die Mitarbeiter Schlange gestanden.
Das Giardino war das erste «Hotel des Jahres»
im Gault/Millau – und es belegte im Hotel-Rating
der «Bilanz» viermal nacheinander den ersten
Platz. Stolz?
Glauben Sie mir: Diese Platzierungen und Auszeichnungen waren eine echte Herausforderung.
Es ist nicht einfach, die Nummer eins zu werden –
und die Nummer eins zu bleiben, ist noch schwieriger. Die Erwartungen der Gäste waren enorm.
Wie haben Sie es geschafft, die nötige Konstanz
zu halten?
Sie sagen es: das Wichtigste war die Konstanz.
Ich führte jede Woche Gespräche mit meinen
Departementschefs. Da wurden die Leitplanken
Ich habe meinen
Leuten viel Vertrauen
geschenkt.
gesetzt. Die Mitarbeiter hatten viel Raum und
grosse Freiheiten. Zwar mussten alle ihr Ziel erreichen, doch wie sie es erreichten, war zweitrangig.
Ich habe meinen Leuten viel Vertrauen geschenkt.
Keiner von ihnen wollte es missbrauchen. Das war
mein Geheimrezept.
Vor einigen Wochen haben Sie mit Ihren Kollegen
abgerechnet. Viele Schweizer Hoteliers seien «griesgrämig» und nicht für ihre Gäste da, haben Sie einer
grossen Sonntagszeitung gesagt.
Viele Hoteliers kümmern sich zu wenig um den
Gast. Und das habe ich diesen Kollegen vorgeworfen. Wer introvertiert und kontaktscheu ist,
sollte nicht in der Ferienhotellerie tätig sein.
Liegt es denn wirklich immer nur
am Hotelier?
Nur! Der Hotelier bestimmt die
Mitarbeiter und den Führungsstil.
Man spricht in der Branche derzeit von einer Strukturbereinigung. Etwa 1000 bis 1500 Hotelbetriebe werden schliessen, weil
sie nicht mehr markttauglich und
wettbewerbsfähig sind, wie Guglielmo L. Brentel, Präsident von
Hotelleriesuisse, sagt. Ihre Meinung dazu?
Ich sehe das ähnlich. Viele
Hotelbetriebe werden schliessen müssen – wobei das ja auch
gut ist. Die Guten überleben
und haben Erfolg, die Schlechten verschwinden. Die Folge:
Das allgemeine Qualitätsniveau
der Hotellerie steigt.
Halle 2
Luzern
Stand 267 9.-12.9.2012
Wie sieht die Schweizer Hotelszene in fünf Jahren aus?
Es wird immer Hotel geben,
Ferienhotels und Stadthotels.
Der Gast wird aber mehr Zeit
haben, er lässt sich dann gerne
verführen – sei es auf einem
Kreuzfahrtenschiff oder im
Albergo Giardino.
Viele Häuser verkaufen sich heute
über den Preis. Andererseits
nimmt die Preissensibilität beim
Gast zu. Mussten Sie das Giardino
zu gewissen Zeiten auch über den
Preis verkaufen?
Nie! Ich habe von Anfang an
gesagt: Das ist unser Preis. An
dem halten wir fest. Das galt
vom ersten bis zum letzten
Tag. Es wurde auch nie über
Preise verhandelt. Am Anfang
war das hart. Aber es hat sich
gelohnt. Heute geht das natürlich nicht mehr, denn der Markt
hat sich komplett verändert. Vor
allem die neuen digitalen Vertriebskanäle haben die Hotellerie revolutioniert und die bisherige Preispolitik auf den Kopf
gestellt. Als Hotelier müsste
auch ich umdenken.
Nochmals: Wo steht die Hotellerie
in fünf Jahren?
Ich bin überzeugt, dass es der
Schweizer Hotellerie immer gut
gehen wird, mal etwas mehr,
mal etwas weniger. Die Nachfrage wird stets vorhanden sein.
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