Seite 58.620, Habeas-Corpus-Akte

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?618 Habeas-Corpus-Akte (lat. habeas corpus, «du habest den Körper»),
engl. Gesetz zur Sicherung der persönlichen Freiheit. Ein Writ of habeas corpus ad subjiciendum ist in der engl. Rechtssprache
der Befehl eines Gerichts, durch welchen jemand, der einen andern seiner Freiheit beraubt hat, aufgefordert wird, den Gefangenen
vor das Gericht zu bringen. Ein derartiger writ konnte schon frühzeitig erwirkt werden und ein Artikel der Magna Charta (s. d.) sichert
bereits die persönliche Freiheit der Engländer. Es fanden sich aber namentlich unter den Stuarts Mittel und Wege, diesen Rechtssatz
zu umgehen.
Unter Karl I. brach der Streit aus zwischen dem König, der das Recht zu Verhaftungen ohne Angabe des Grundes beanspruchte,
und dem dagegen ankämpfenden Parlament, das 1627 in der Petition of Rights (s. d.) durchsetzte, daß niemand verhaftet oder
gefangen gehalten werden solle «ohne Angabe einer Ursache». Karls II. willkürliche Regierung veranlaßte noch schärfere
Bestimmungen, bis endlich 1679 die berühmte H. erlassen wurde. Sie verhindert, daß jemand, der eines Verbrechens angeklagt ist,
auf längere Zeit in Untersuchungshaft bleibt, und bestimmt zugleich, daß der Angeklagte, wenn es sich um ein Vergehen
(Misdemeanor) handelt, in der Regel gegen Bürgschaft aus der Haft zu entlassen ist.
Ein 1816 von Georg III. erlassenes Gesetz bezieht sich auf Personen, welche der Freiheit beraubt sind, ohne eines Verbrechens
oder Vergehens angeklagt zu sein, z. B. Personen, die unter dem Vorwand der Geisteskrankheit eingesperrt sind, Kinder, die jemand
gegen den Willen ihrer Eltern in Gewahrsam nimmt u. s. w. Diese beiden Gesetze ermöglichen die Anwendung des Writ of habeans
in allen denkbaren Fällen und gelten daher mit Recht als die Hauptschutzmittel der persönlichen Freiheit in England.
Unter besondern Umständen werden manchmal Gesetze erlassen, welche die Wirksamkeit der H. teilweise und zeitweise
aufheben. Es ist nicht genau richtig, dies eine Aufhebung der H. zu nennen, wie es häufig geschieht, da stets nur einzelne
Bestimmungen aufgehoben werden. Auch wird in solchen Fällen, da in aufgeregten Zeiten der Buchstabe des Gesetzes nicht immer
streng eingehalten wird, nach Ablauf der Zeit gewöhnlich eine Act of indemnity erlassen, um Strafklagen gegen Beamte, welche die
Suspension Act zu frei interpretiert haben, zu verhindern. Das letzte Beispiel einer derartigen Ausnahmegesetzgebung war ein 1881
für Irland erlassenes Gesetz, welches den Lordlieutenant ermächtigte, Verhaftungsbefehle gegen Personen, welche des
Landesverrats verdächtig wären, zu erlassen, und ihre Einsperrung ohne gerichtliches Urteil ermöglichte.
Von England aus ging die H. auch in das Recht der Kolonien und später in das der Vereinigten Staaten von Amerika über. Vgl. J. C. Hurd, A treatise on the Right of personal liberty and the writ of Habeas Corpus (Albany 1876).
Haneas tibi! (lat.), habe, behalte es für dich! auch: schreib' es dir selbst zu!
Habeat sidi! (lat.), er habe seinen Willen! meinetwegen! (als Ausruf des Unwillens), aus 1 Mos. 38, 23. entlehnt.
Habel, eine der Halligen (s. d.).
Habelschwerdt.
1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Breslau, hat 790,87 qkm, (1890) 58749 (27678 männl., 32071 weibl.) E., 4 Städte, 94
Landgemeinden und 34 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im Kreis an der Neisse und an der Linie Breslau-Mittelwalde der Preuß.
Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Glatz), hat (1890) 5586 E., darunter 328 Evangelische
und 23 Israeliten, Post zweiter Klasse, Telegraph, 1 evang. und 2 kath. Kirchen, ein kath. Schullehrerseminar, ein Krankenhaus
(Mariahilf), ein Bürgerhospital; Fabrikation von Zündhölzern, Schachteln und Holzstiften. Habelschwerdt erhielt 1319 Stadtrechte.
Habelschwerdter Gebirge, der südwestl.
Teil des Glatzer Gebirgslandes in den Sudeten, streicht in nordwestl.
Richtung von Mittelwalde in Schlesien bis Reinerz, wo es im Heuscheuergebirge seine Fortsetzung findet. Es zieht parallel mit
den westl. Böhmischen Kämmen oder dem Adlergebirge und erreicht in der Hohen Mense 1085 m Höhe.
Habemus (lat.), wir haben;
Habemus. Papam, wir haben einen Papst (mit dem Zusatz: qui sibi imposuit nomen N., d. h. der sich den Namen N. beigelegt
hat), Ruf, womit nach beendeter Papstwahl der erste Kardinaldiakon von der Gran-Loggia der Peterskirche herab dem Volke die
Wahl verkündet.
Haben (frz. avoir; engl. creditor, abgekürzt Cr.; ital. avere), in der kaufmännischen Buchführung als Überschrift auf der rechten
Seite eines Contos (s. d.) soviel wie Guthaben, im Gegensatz zu Soll, womit die Schuldposten bezeichnet werden.
Das Wort Haben ist der Infinitiv;
früher schrieb man Soll Haben oder Sollen Haben, woraus sich erklärt, daß die Anwendung des Wortes Hat in der Einzahl
unrichtig ist. (S. Credit.)
Habeneck, François Antoine, franz. Musikdirigent, geb 1. Juli 1781 zu Mézières, stammt von einem deutschen Vater, der in der
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franz. Armee als Musiker diente. Habeneck erhielt seine Ausbildung im Pariser Konservatorium und wurde ein geschätzter
Violinspieler und -Lehrer, zeichnete sich aber namentlich als Dirigent aus. Er starb 8. Febr. 1849 in Paris. Die Konzerte des Pariser
Konservatoriums, deren Leitung Habeneck 1828 bei ihrer Neugestaltung übernahm, sind durch ihn berühmt geworden. Habeneck war
es, der Beethovens Sinfonien in Frankreich einbürgerte, mit vieler Mühe zwar, aber in Aufführungen, die selbst R. Wagner und
Habeneck Berlioz als mustergültig und unübertroffen anerkannten. Auch um die Aufführungen der Großen Oper, an der er nach
Kreutzers Abgang bis 1846 Kapellmeister war, hat er sich Verdienste erworben.
Habenicht, Hermann, Kartograph, geb. 3. März 1844 zu Gotha, Schüler Petermanns in Perthes' Geographischer Anstalt,
arbeitete Karten für die «Mitteilungen» und Stielers Handatlas, gab Justus Perthes' Elementaratlas und Atlas zur Heimatkunde,
Taschenatlas, Specialkarte von Afrika, oro-hydrogr. Schulwandkarten der Kontinente und der europ. Staaten u. a. heraus. Habenicht
schrieb: «Die Grundzüge im geolog. Bau Europas» (Gotha 1881) und zahlreiche Aufsätze in Zeitschriften, besonders über seine
«Theorie der sphärischen Kraterbecken», der zufolge ungeheure Ansammlungen glühender Gase zwischen Erdkern und Kruste
anzunehmen sind, und seine «Eisberg- und Wettertheorie», nach der die Klimaschwankungen Europas mittelbare Folge der
Schwankungen der alljährlich bei Neufundland in den Golfstrom eintreibenden Eismassen sind.
Habent sua fata libélli (lat.),
«die Büchlein haben ihre Schicksale», Citat aus des Terentius Maurus «Carmen heroicum» (Vers 258).
Haber, soviel wie Hafer.
Quelle: Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910; Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14.
Auflage, 1894-1896;8. Band, Seite 618 [Suche = 58.620] im Internet seit 2005; Text geprüft am 28.5.2009; publiziert von Peter Hug;
Abruf am 21.1.2017 mit URL:
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