04 - Kunstschach

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04 - Kunstschach
K-Post
April-Ausgabe 05
Aufgabe Nr. 64
Aufgabe Nr. 65
I. Storoshenko
Rossomacho-64-JT 2000
N. A. Bakke
Stella Polaris 1969
1. Preis
1.- 2. Preis
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Matt in 2 Zügen
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1
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Matt in 4 Zügen
Bei der heutigen Auswahl versuche man, sich in die Lage der Preisrichter zu versetzen. Die
beiden Aufgaben könnten kaum verschiedenartiger sein, aber jede hat offenbar auf ihre
Weise Eindruck gemacht.
Zum Zweizüger
Was hat den Richter überwunden,
was mag es sein, was ihm gefällt? „Moderne“ Themen, gut verbunden
und sparsam locker dargestellt.
A. Johandls Idee, anstelle eines runden Geburtstages den 64. zu feiern, hat offenbar Schule
gemacht. Auch der Herausgeber der Zeitschrift „Sadatschi i etjudy“ liess sich anstecken und
war bei diesem Geburtstagsturnier selber Richter der 62 Aufgaben von 51 Autoren.
Zum Vierzüger
Ein Fünffach-Gänsemarsch der Bauern
ist auch im Kunstschach ganz verrückt;
Schwarz, weil gehemmt, muss ihn bedauern.
Der Richter aber ist entzückt.
Den traditionellen Vierzüger im Frühling zu lösen, dürfte diesmal kaum besonders schwer
fallen, weil es ja nicht viele Möglichkeiten gibt. Allerdings, gut hinschauen muss man schon.
„Lösungen bitte bis zum 25. Mai an Beat Wernly, Pelikanweg 11, 3074 Muri (E-mail: [email protected]) senden!
Lösungen früherer Aufgaben
Nr. 60, Zweizüger von Friedrich Chlubna, The Problemist 1976, 3. Preis (W: Ke7 Dg3 Td3
Tf2 Lb8 Lg6 Sd5 = 7; S: Ke5 Tb2 Tg1 Lc1 Se8 Sh5 Bc5 c7 e3 f4 g4 g7 = 12), a) Notation b)
sBg4 -› h4.
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a) „Die Schlüsselfigur ist rasch gefunden, denn weder die WD noch einer der wT kann direkt
angreifen“ (R. Schümperli). 1.Sxf4! (2.Td5†) Sef6/Shf6ffd2ffd1 2.Lxc7/Sg2/Dxe3/Sxh54= (1.
- Sxf4 2.Dxf44=) 1.Sxc7'? Td1!
b) „Ganz erstaunlich, was die ,kleine Verschiebung' bewirkt, die doch weder mit dem
Schlüssel- noch mit dem Drohzug etwas zu tun hat“ (R. Schümperli). 1.Sxc7! (2.Td5)
Sef6/Shf6/Td2/Td1 2.Sb5/Dxf4/Sxe8/Dg5† (1. Sxc7 2.Lxc7=l=) 1. Sxf4? Shf6!
Dazu bemerkt P. Grunder: „Vertauschter Schlüssel in Verführung und Lösung, vor allem
aber vier feine Mattwechsel und ganz nebenbei noch zwei Paradenwechsel (zu 2.D›rf41= und
2.Lxc71=).“ G. Schaffner: „Batterieaktivierung gegen zwei Kontolleure in harmonischer Doppelsetzung, die einen aus dem Hilfsmatt bekannten Analogiegrad erreicht und ein feines
musikalisches Gespür verrät.“ J. Mettler: „Bewundernswerte Analogiel“ W. Leuzinger: „Ein
thematisch grossartiger Zwilling! Eine gewisse Rarität ist ihm sicher nicht abzusprechen.“
Und H. Salvisberg: „Grandioses Wechselspiel.“
J. Richeıt:
Schlüsselstein ist sofort klar:
Dies Stigma trägt der Springer Lösungshilfe wunderbar Die Freude nicht geringer!
Nr. 61, Dreizüger von Friedrich Chlubna, problem 1968, 1. Preis (W: Kf8 Dh5 Tg8 Bd3 e5
= 5; S: Kf4 Da1 Ta2 Lc1 Ba3 d7 e3 '-= 7).
1.Tg6! (2.Dg4+ Kxe5 3.De41=) e2 2.Dg5+ Kf3 3.Dg3=lF 1.Tg2 2.Tf6+ Kg3 3.Tf31= 1. Dd4
2.Dg4+ Kxe5 3.Dg5=l= 1. - d5 2.Dg4+ Kxe5 3.Te61=. Vier Fernblocks, aber es gibt noch einen
weiteren, und der fehlt auf einigen Lösungsblättern, weil die Verteidigung versteckt ist: 1. -
Tf2! 2.Dg5+ (2. - Dg4+? Kxe5+) Kf3 3.Dg41=.
P. Grunder: „Fünf Fernblocks auf verschiedenen Feldern, und dies in Meredith-Form; eine
ganz tolle Leistung.“ A. Schönholzer: „ln jeder Variante ein schwarzer Fernblock - ganz
grossartig.“ P. Turtschi: „
da kann man nur staunen! Verdienter 1. Preis.“ J. Mettler: „Diese
brillante Häufung wirkt unforciert und ist höchst beeindruckend.“
R. Schümperli:
Der sK ist ein armer Mann,
der sich nicht bewegen kann.
Lässt ihm Weiss nun doch nen Schritt,
Ist auch das die Rettung nit.
Ohne Helfer gehts ihm schlecht
und mit Helfern dann erst recht.
Da lohnt sich ein Vergleich mit dem in der Februar-Ausgabe bereits erwähnten Gemeinschaftswerk, das F. Chlubna als Vorstufe zu seiner Nr. 61 bezeichnet (F. Chlubna und H.
Gfeller, Schweizerische Arbeiterschachzeitung 1966, 1. Lob; W: Kf8 Dc7 T†7 Bb5 b6 = 5; S:
Ke6 Ta4 Ba5 b7 c3 d3 g3 g4 = 8). 1.Kg7! (2.Dc5 3.Te71=) Tc4 2.Te7+ Kd5 3.De51= 1. - Td4
2.Te7+ Kd5 3.Te5† 1. - Te4 2.Dd7+ Ke5 3.Tf51= 1. - Tf4 2.Dd7+ Ke5 3.Te71=. Guter Schlüsselzug mit stiller Drohung. Hier gibt es nur vier Fernblocks, aber diese werden einheitlich
durch den sT auf vier Feldern nebeneinander verursacht. Die Wiederholung zweiter Züge in
beiden Aufgaben ist wohl unvermeidlich.
Löserliste
Lösungen zu den Februar-Aufgaben haben eingesandt: Hans Peter Balmer, Worb; Peter
Blaser, Schliern; Peter Grunder, Bevaix; Peter Haller, lttigen; Alois Heri, Derendingen; Paul
Hurni, Belp; Herbert Känzig, Bern; Otto Känzig, Nidau: Werner Kasser, Olten; Jost Koch,
Bern; Thomas Koch, Bern: Wolfgang Leuzinger, Adliswil; Hugo Loosli, Kehrsatz; Thomas
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Maeder, Bern; Jürg Meli, Laupen; Josef Mettler, Bürglen; Rolf Notter, Binningen; Simon
Oehrli, Riggisberg; Jürg Richert, Gampelen; Hans Salvisberg, Bannwil; Gerold Schaffner,
Sissach; Andreas Schönholzer, Kirchlindach; Reiner Schümperli, Basel; Hildegard Schwab,
Liebefeld; Peter Turtschi, Täuffelen; Robert Weil, Bern; Ruedi Wüthrich, Würenlos.
Wie uns die Angehörigen mitgeteilt haben, ist Werner Kasser nach einem erfüllten Leben in
seinem 89. Lebensjahr gestorben. Kurz zuvor hatte er uns noch seine März-Lösungen eingesandt. Wir verlieren mit ihm einen langjährigen treuen Löser, der sich sehr für das Kunstschach interessierte und gelegentlich auch als Zuschauer an Lösungsmeisterschaften dabei
war.
Schlüsselzüge: Nr. 62: 1.Tb6! Nr. 63: 1.Tb2!
Kunsts(ch)achliches
Länderkampf Finnland - Schweiz (2003 - 2005) 75 : 42 P.
Nach Siegen gegen Österreich, Italien und Bayern sowie Niederlagen gegen Sachsen und
Schweden zog die Schweiz also gegen Finnland zum dritten aufeinanderfolgenden Mal den
Kürzeren. Viel wichtiger als dieses kaum unerwartete Resultat ist aber die Tatsache, dass
erneut ein derart interessanter internationaler Vergleich gewagt wurde, und wir sind allen
Verantwortlichen dankbar, die dies durch ihre aufwendige Arbeit ermöglicht haben. Namentlich genannt seien der damalige Vorstand der Schweizer Kunstschachfreunde mit ihrem
Präsidenten J. Kupper, der Turnierdirektor Hans Gruber (D) und die drei Preisrichter der
Sektionen A, B und C, nämlich Hans Peter Rehm (D), Christopher Jones (UK) und Michel
Caillaud (F). Nachstehend finden Sie je ein Beispiel für jede Sektion und können sich ein
Bild von den verlangten Themen machen.
R. Baier (Schweiz)
1. Platz
R. Wüthrich (Schweiz)
3. Platz
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J. Tuovinen (Finnland)
2. Platz
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A) Matt in 5 Zügen
B) h=l=2
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C) #3
A) Nicht zum ersten Mal in solchen Länderkämpfen demonstrierten die Schweizer ihre
Stärke im orthodoxen Bereich. In dieser Sektion, in der es um Kreuzschach im Mehrzüger
ging, landeten sie gar einen Doppelsieg durch Roland Baier und Dieter Werner und gewannen mit 23 : 16. P.
lm Probespiel 1.Ke7? (dr. 2.Td6±) Te1+ 2.Se5+ (Kreuzschachl) Kxe5 scheitert Weiss daran,
dass der WL den wTf6 behindert. Wie kann man ihn dislozieren, ohne dass Schwarz den
Zeitverlust auszunützen vermag? Eine Möglichkeit wäre, 2.Le4+ als Zwischenzug einzuSeite 3 von 5
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schalten (2. - Txe4+? 3.Se5+ Kxe5 4.Tf5=l=), aber mit 2. - Kxe4! entkommt der gehetzte König nach e3. Dagegen hilft wie so oft eine römische Lenkung: 1.Kf7! (dr. 2.Sc5+ Ke5
3.Sd31=) Th3, und jetzt erst 2.Ke7! Te3+ 3.Le4+! Txe4+/Kxe4 4.Se5+/Sc5+ K(x)e5 5.Tf5†. lm
ebenfalls hübschen Nebenspiel 1 .Td1 profitiert Weiss von der Weglenkung des Turmes von
der h-Linie mit 2.Lxh7! (dr. 3.Sc5+ Ke5 4.Tf5†) Lc8 dank dem Siers-Rössel: 3.Sb8+ Ld7
4.Txd7+ Ke5 5.Sc6=l=.
B) Bekanntlich gibt es im Hilfsmatt weder Drohung noch Verteidigung und deshalb auch
keine Varianten. Der inhaltlichen Bereicherung dienen dafür mehrfache Lösungen. Findet
man also z. B. unter dem Diagramm eines Hilfsmatt-Zweizügers die Zahlenreihe 3,1;1,1
(gemeint ist die Anzahl der Lösungszüge in der Reihenfolge Schwarz I Weiss I Schwarz /
Weiss), so handelt es sich einfach um einen gewöhnlichen Mehrspänner mit drei Lösungen.
Das Thema dieser zweiten Kategorie verlangte nun aber Hilfsmatt-Zweizüger, in die der
Autor mehr als eine Zugmöglichkeit in den weiteren Verlauf der Lösung eingebaut hat. In
diesem sehr schönen Beispiel, mit dem unser Löser Ruedi Wüthrich die Ehre der Schweiz
rettete (29 : 10 P. für Finnland), bedeutet die Zahlenfolge also, dass es zwei Lösungen gibt,
in jeder dazu aber noch je zwei mögliche Fortsetzungen im 1. Zug von Weiss. Das ist Theorie, und in der Praxis sieht das so aus:
I
1.Txc5!
Ld7
2.TcC7
Sf4=l=
Il
und
Ld3
2.Tc3
Sf61=
1.Sxc5!
Se?
2.Se-6
Le2=|=
und
Se3
2.Sb7
Le8=l=
Von Anfang an erkennt man: Die 5- Reihe ist bis zur g-Linie für den WT zu räumen, und
schwarze Langschrittler müssen verstellt werden. Dass dies aber so analog und harmonisch
geschieht, ist begeisternd. Ganz herzliche Gratulation zu dieser Leistung!
C) Die Thema-Forderung für diese Sektion lautete: „ln der (den) Verführung (en) verfügt
Schwarz über ein störendes Schach: in der Lösung wird dieses Schach beseitigt oder erweist sich als harmlos.“ Das ist nichts Besonderes, aber interessant ist, dass man dies in
jeder Art von Problemen (orthodox, heterodox, Märchen, Retro) und auch in Studien darstellen konnte. Auf diesem Terrain waren die Finnen mit 30 1 9 P. hoch überlegen. Sie verfassten die drei erstklassierten Aufgaben, je einen orthodoxen Elf- und Dreizüger sowie eine
Studie, und erst auf dem 4. Platz folgt D. Werner mit einem Selbstmatt in 7 Zügen. Als Beispiel haben wir die Aufgabe von Jukka Tuowinen ausgewählt.
1.Dg6+?
Dxg6+!
1.Sb5+
Dxb5+!
1.Tc6+'? Lxg6+!
1.dxe5+'? Txe5+!
1.Tc8!
(2.Td8+ Sd? 3.Txd7=l=) Sf7
Sc6
Sd?
Le7
Nebenspiele:
exd4
Lc6+
2.Dg6+!
2.Sb5+!
2.Tc6+!
2.dxe5+!
2.c5+
2.Txc6+
Dxg6
Dxb5
Lxc6
Txe5
K(x)5
Sxc6
3.Sb5†
3.Dxg64=
3.Sc81=
3.Dc51=
3.Dxd4=l=
3.Sc8†
In der Lösung verhindern die gelenkten schwarzen Figuren das Probespiel-Schach in vierfacher Darstellung.
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Plauderei für Einsteiger (27)
Das Thema Cheney-Loyd
Das Geschehen gleicht weitgehend dem Inder, indem auch hier eine pattvermeidende
Schnittpunktüberschreitung erfolgt. lm zweiten Teil fehlt dann aber das Anderssen-Matt mit
seinem charakteristischen Doppelschach. Die Wirkungskraft des gesperrten Steins wird
entweder endgültig ausgeschaltet oder durch Deckung des verstellenden Steins eingeschränkt.
S. Loyd
Cleveland Leader 1876
O. Wurzburg
Laskers Chess Mag. 1905
C. Gamnitzer
Thèmes 64, 1976, 3. Pr.
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A) Matt in 3 Zügen
B) Matt in 3 Zügen
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C) Matt in 4 Zügen
A) Mit der Schnittpunktüberschreitung durch den kritischen 'Zug 1.La7! gerät Schwarz in
Zugzwang: 1. - f4 2.Sb6 (endgültige Aufhebung der Wirkungskraft des Läufers), und weil
nun die Pattgefahr gebannt ist, geht es problemlos weiter mit 2. - Ke3 3.Dd3=l=. Falls aber 1.
- Ke4, so 2.Dg3 f4 3.Dxf4=t. Diese Aufgabe galt zunächst als erste Darstellung des Themas.
Als dann später eine noch ältere von G. N. Cheney auftauchte, entstand der Doppelname,
aber auch die blosse Bezeichnung Cheney ist gebräuchlich.
B) Zeigt das Thema in Miniatur-Form und mit blosser Einschränkung der Wirkungskraft.
Wenn der weisse Läufer den Schnittpunkt f3 nicht überschreitet, also beispielsweise 1.Lc6
spielt, folgt 1. - f5, und nun setzt 2.Sf3 patt. Deshalb beginnt die Lösung mit 1.Lh1! f5 2.Sf3,
was 2. - Ke4 3.Dd4† erzwingt oder zum Nebenspiel 1. - Ke5 2.Dg3+ Kxd4 3.Dc3=l= führt.
C) Der WL soll seinem König den Weg nach e6 bahnen, so dass er später auf d5 mattsetzen
kann. Wegen der Schwäche auf den hellen Feldern scheint Schwarz gegen diesen Plan
machtlos zu sein, aber es gibt dennoch eine schlaue Verteidigung, falls Weiss falsch handelt
und z.B. 1.Lc4? spielt, nämlich 1. - Lh4! 2.Kf7 g5! - Schwarz hat den eigenen L freiwillig eingeschlossen und sich damit selber patt gesetzt. Daher zieht der wL am Anfang in Weiser
Voraussicht über b3 hinweg, also 1.La2!, denn nun kann Weiss nach 1. - Lh4 2.Kf7 g5 auf
Loyds und Cheneys Spuren wandeln, mit 3.b3!! (der L bleibt diesmal wieder definitiv ausgeschaltet) das Patt aufheben und den sK, der nun wohl oder übel ziehen muss, mit 4.Sc3
matt setzen. Die raffinierte schwarze Verteidigung heisst Kombination Kling. Wir werden sie
in Folge 28 unserer Plauderei noch näher kennen lernen. Passende Redensarten zu unserem Beispiel sind: „Wie du mir, so ich dir“ oder: „Du glaubst zu schieben und wirst geschoben.“
Heinz Gfeller und Beat Wernly
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