How Music Got Free Bewertung Fokus Take

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How Music Got Free Bewertung Fokus Take
How Music Got Free
Wie zwei Erfinder, ein Plattenboss und ein
Gauner eine ganze Industrie zu Fall brachten
Stephen Witt
Eichborn © 2015
265 Seiten
[@]
Bewertung
8
7 Wichtigkeit
8 Innovationsgrad
8 Stil
Take-aways
• Musikpiraten sind eine gut organisierte Gruppe, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Musik
noch vor dem offiziellen Erscheinen auf CDs ins Internet zu bringen.
• Damit Musik geleakt werden kann, müssen CDs irgendwo gestohlen werden, beispielsweise bei den Produktionsunternehmen.
• Die dortigen Sicherheitsvorkehrungen sind hoch, aber Musikpiraten sind erfinderisch.
Fokus
• Im Lauf der Zeit sind einige Musikpiraten aufgeflogen und verurteilt worden, viele
Führung & Management
• Das MP3-Format für digitale Musik wurde am Fraunhofer-Institut entwickelt. Es dauer-
Strategie
Marketing & Verkauf
Finanzen
Personalwesen
IT, Produktion & Logistik
Karriere & Selbstmanagement
KMU
Wirtschaft & Politik
Branchen
Business weltweit
Verwandte Themen
Plattformen wurden geschlossen – aber es entstanden auch neue.
te lange, bis es erfolgreich wurde.
• Ohne das MP3-Format wäre Musikpiraterie nicht so einfach möglich, aber ohne Musikpiraterie wäre MP3 vielleicht nie erfolgreich geworden.
• Die Musikindustrie brauchte lange, um zu verstehen, wie man in der heutigen Zeit mit
Musik Geld verdienen kann.
• Musiker verdienen heute mehr mit Livekonzerten als mit dem Verkauf ihrer Musik.
• Das MP3-Format hatte sogar Auswirkungen auf die Politik: Die urheberrechtlichen
Probleme bildeten den Anlass für die Gründung der Piratenpartei.
• Würde der Einnahmen versprechende Patentschutz nicht mehr zugesichert, so die Argumentation der MP3-Erfinder, wären Innovationen kaum möglich.
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Relevanz
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Das lernen Sie
Nach der Lektüre dieser Zusammenfassung wissen Sie:r1) wie das MP3-Format entstand und wie es sich durchsetzte, 2) wie Musikpiraterie funktioniert und 3) welche gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen im Internet erhältliche Musik hat.
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Rezension
Die Geschichte des MP3-Formats und der Musikpiraterie – spannend wie ein Krimi und doch real. Dass angesichts
revolutionärer Innovationen die Vogel-Strauß-Taktik nicht die beste ist, wird am Beispiel der Musikindustrie überaus
deutlich. Die Lektüre macht Spaß, auch wenn das Buch an einigen Stellen etwas zu detailverliebt ist und die Handlung
verwirrend viele Personen, aber keine durchgängige Zeitachse aufweist. Unterm Strich bleibt es eine kurzweilige
und erhellende Lektüre. getAbstract empfiehlt sie allen, die sich für Internetthemen interessieren, außerdem allen
Musikliebhabern und Mitarbeitern in Innovationsabteilungen.
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Zusammenfassung
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„Von 2004 bis 2006
hatte RNS legendäre
Erfolge gefeiert. Die
Gruppe galt nun als erfolgreichste Musikpiratencrew der Geschichte
und beherrschte das
Feld so deutlich, dass
viele Konkurrenten aus
Frust einfach aufgeben
mussten.“
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„Glover war die Geißel
der Musikindustrie, der
Held des digitalen Untergrunds und der King
der Scene. Er war der
größte Musikpirat aller
Zeiten.“
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Wie die Musik ins Netz kam
Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie die Musik eigentlich ins Internet kam? Weit verbreitet ist die Annahme, dass über den gesamten Erdball verteilte Internetnutzer einzelne
Musiktitel ins Netz luden und so eine gigantische, wenn auch illegale Musikbibliothek entstanden ist, die weiter wächst. Tatsache ist, dass es zwar diese Einzelnutzer gibt, dass die
Mehrheit der MP3-Files aber wenige Gruppen von Musikpiraten ins Netz geladen haben.
Die sogenannte Scene bestand aus mehreren Untergruppen, für die es eine Art Sport war,
möglichst als Erste ein geleaktes Album ins Netz zu bringen. Insgesamt arbeiteten wohl
einige Tausend Leute weltweit für die Scene. Sie waren in der Regel computerbegeisterte
Teenager mit Hang zu illegalem Verhalten. Das änderte sich im Lauf der Jahre: Plötzlich
gingen die meisten Mitglieder auf die 30 zu – und sie hatten jetzt etwas zu verlieren, ihre
Karriere beispielsweise. 2007 gab die erfolgreichste Gruppe der Scene, RNS, auf. Die Gefahr, mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen, war zu groß.
Wie war die Vorgehensweise der Musikpiraten? Damit die aktuellsten Titel auf die Plattformen kamen, musste jemand sie leaken. Bennie Lydell Glover war einer, der dies übernahm.
Als Angestellter des Medienkonzerns Polygram stahl er viele CDs aus der Produktionsstätte in North Carolina. Glover machte das nicht aus Spaß, er hatte knallharte wirtschaftliche
Gründe: Durch seine Tätigkeit in der Scene hatte er nämlich auch Zugang zu vielen FilmDVDs, die er brannte und weiterverkaufte. Bei 300 Stück in der Woche waren das rund
1500 Dollar extra für ihn. Da die Rohlinge mit der Zeit weniger kosteten, stieg sein Einkommen. Später richtete er über seinen eigenen Server eine Topsite mit Passwort ein und
machte so eine Art frühes und illegales Video on Demand möglich. In der Scene wusste
man von diesen Aktivitäten nichts: Für die Mitglieder war das Tauschen der Titel zwar
okay, der Verkauf jedoch ein Vergehen. Es galt als streng verboten, die geleakten CDs als
physisches Produkt zu Hause zu haben; das Objekt musste zerstört werden.
Glover schmuggelte die vielen CDs für seine Scene-Gruppe RNS übrigens nicht allein aus
dem Werk, sondern hatte dabei Unterstützung von einigen Kollegen: Diese verbargen die
CDs hinter großen Gürtelschnallen und brachten sie so durch die Kontrollen. Ihnen kaufte
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„Die markanten Gürtelschließen brachten
den Metalldetektor stets
zum Aufjaulen, aber die
Sicherheitsleute baten
nie jemanden darum,
den Gürtel auszuziehen.“
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„Zog ein neuer Student
ins Wohnheim ein, standen die Chancen gut,
dass der zu seinem Zimmer gehörende Computer schon bis zum
Anschlag mit MP3s
vollgepackt war.“
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„Quasi über Nacht
wurde der kostenlos verfügbare Napster-Client zu einer der
meistgefragten Softwareanwendungen
überhaupt – und löste
damit einen Tsunami
an Urheberrechtsverletzungen aus.“
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„Er mochte ein 64 Jahre alter Weißer sein,
doch Doug Morris war
der entscheidende Macker hinter diesem ganzen Hip-Hop-Shit.“
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Glover dann die Ware ab. Als 2002 einer von ihnen erwischt wurde, gab Glover seine Arbeit als Raubkopierer und Zuarbeiter für die Scene auf, allerdings nur für einige Monate.
Denn nachdem er bei seinem Arbeitgeber in der Unternehmenshierarchie aufgestiegen war,
wusste er, dass er überhaupt nie verdächtigt worden war. Er baute wieder ein Schmugglerteam auf, dieses Mal wurden CDs in leeren Verpackungen von Mikrowellengerichten aus
dem Werk geschleust. Nach dem Ende von RNS 2007 leakte Glover einige Monate lang
nicht, machte dann aber weiter. Ein Fehler, denn bald durchsuchte das FBI seine Wohnung:
Glover war aufgeflogen. Schadenersatz für die 2000 geleakten CDs verlangte die Musikindustrie nie von ihm. Doch er wurde 2009 wegen Verschwörung mit dem Ziel der Urheberrechtsverletzung verurteilt. Er stand mittellos da und sagte darum gegen den früheren
RNS-Chef Kali aus. Letztlich musste Glover für drei Monate ins Gefängnis. Eine kurze
Zeit, denn es wurden auch Haftstrafen für Musikpiraten von bis zu fünf Jahren verhängt.
Oink’s Pink Palace war ein Konkurrent von RNS, ein Musiktracker, der das BitTorrent-Verfahren nutzte. Dabei wurden die Songs auf Oink’s Pink Palace nicht gehostet, sondern es
gab lediglich eine Sammlung von Links zu den Quellen. Die Datenmenge wurde nicht mehr
von einem einzelnen Server abgerufen, sondern auf die Schultern der Nutzer verteilt. Bald
bot die Plattform so gut wie jeden Song, den man suchte, in bester Qualität. Die musikalische Vielfalt und die vielen zur Verfügung stehenden Formate schlugen Onlinehändler und
iTunes um Längen. Das gefiel den Nutzern, und sie unterstützten den Betreiber derart, dass
ein Spendenaufruf eine sechsstellige Summe einbrachte.
Für neue Mitglieder war die Situation bald frustrierend: Es gab schlicht nichts mehr, was
sie hätten hochladen können. Der Datenbankbetreiber beschloss darum, auch Hörbücher
zuzulassen. Das war keine gute Entscheidung, denn nachdem Harry Potter auf der Plattform aufgetaucht war, wurde deren Betreiber Alan Ellis von den Rechteinhabern verklagt.
Da er die Spendengelder seiner Nutzer auf verschiedenen Konten gesammelt hatte, stand er
im Verdacht der Geldwäsche und der persönlichen Bereicherung. Tatsächlich hatte er das
Geld nur zurückgelegt, um die monatlichen Kosten decken und im Bedarfsfall auf einen
größeren Server umziehen zu können. Ellis wurde schließlich freigesprochen. Kaum war
Oink’s Pink Palace geschlossen, gab es Nachfolger: Deren Betreiber allerdings waren anonym im Netz unterwegs, sodass Rückschlüsse auf die Menschen hinter den Plattformen
unmöglich waren.
Wie sich das MP3-Format durchsetzte
Fast wäre das heute sehr beliebte MP3-Format gestorben, bevor es überhaupt richtig zum
Leben erwachte. Nach 13 Jahren Forschungsarbeit sollte das Projekt der MP3-Entwickler
vom Fraunhofer Institut eingestampft werden. Federführend war der Elektrotechniker und
Mathematiker Karlheinz Brandenburg, der auf der Arbeit zweier Professoren, eines Anatoms und eines Professors für Elektrotechnik aufbaute. Der Anatom hatte über die Defizite des menschlichen Ohrs geforscht. Der Elektrotechniker hatte herausgefunden, wie man
Musik in der digitalen Welt zu einer sehr kleinen Datenmenge zusammenpressen kann, ohne dass man einen Qualitätsverlust wahrnimmt. Er lotste seinen vielversprechenden Doktoranden Karlheinz Brandenburg von der Universität zum Fraunhofer-Institut für integrierte
Schaltungen.
Dort traf dieser den Programmierer Bernhard Grill, einen echten Musikfan. Mit ihm und
vier weiteren Kollegen begann man 1987 aus Brandenburgs Komprimierungsalgorithmus
Produkte zu entwickeln, die man verkaufen konnte. Zu Beginn mussten die Tüftler viele
Rückschläge hinnehmen, aber sie machten immer weiter, sie schulten sogar ihre Ohren, um
noch so kleine Differenzen hören zu können.
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„Wenn etwas kostenlos erhältlich war und
kostenlos beliebig oft
reproduziert werden
konnte, ohne dass die
Qualität darunter litt,
warum sollte dann jemand dafür bezahlen,
das Gleiche noch ein
zweites Mal zu besitzen?“
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„Unter Ökonomen gab
es schon seit Langem
die Theorie, dass die
durchschnittliche Gesamtsumme, die ein
Verbraucher regelmäßig in die eigene Unterhaltung investierte,
relativ konstant blieb,
sodass geringere Ausgaben in einem Bereich
mit höheren Ausgaben
in einem anderen Hand
in Hand gingen.“
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„Während ihre staatliche Förderung allmählich auslief, nahmen
die Fraunhofer-Forscher überall in Europa
und Amerika an Branchenmessen teil, um
Werbung für das MP3Format zu machen.“
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„Auch wenn die jüngsten Erfahrungen gezeigt
hatten, dass der Kopierschutz von technisch
versierten Nutzern ausgehebelt werden konnte, war Brandenburg
überzeugt, dass der
Großteil der Gelegenheitsdownloader diese
Hürde niemals überwinden könnte.“
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Gleichzeitig arbeiteten andere Firmen an ähnlichen Projekten. Als es darum ging, einen
Branchenstandard festzulegen, kamen die Fraunhofer-Leute zusammen mit einem anderen
Anbieter auf den ersten Platz. Das Expertengremium MPEG wollte beide Formate unterstützen, dazu musste das Fraunhofer-Team aber einen Filter einbauen, der schlechter war
als der selbst entwickelte. Brandenburg ließ sich darauf ein, doch es half nichts: Am Ende
verlor MP3 den Kampf; stattdessen wurde das vom Philips-Konzern unterstützte Format
zum Standard erklärt.
Erst nachdem der Geschäftsführer einer amerikanischen Firma für Audiotechnik auf MP3
aufmerksam geworden war, wendete sich das Blatt. Er erkannte die qualitative Überlegenheit des Formats und orderte MP3-Konvertierungsgeräte. Damit ließ sich Musik im MP3Format streamen. Die Nutzungsrechte verkaufte er an die US-amerikanische Eishockeyliga: 1995 kamen sie dort zum Einsatz, gerade noch rechtzeitig, damit das Fraunhofer-Institut Einnahmen bekam, bevor sich das Entwicklerteam mangels weiterer Forschungsgelder
hätte auflösen müssen. Mehr oder weniger gleichzeitig hatte das Brandenburg-Team ein
Programm entwickelt, das zwölf CDs zur Größe von nur einer komprimieren konnte. Der
Prozess war allerdings kompliziert. So einigte man sich darauf, das Programm auf Messen einfach zu verschenken, was nicht erfolgreich war. Außerdem entwickelte man einen
Encoder, Advanced Audio Coding (AAC), und einen MP3-Player für den Computer: WinPlay3. Die Software zerstörte sich selbst, nachdem man 20 Songs gehört hatte; durch Zahlung einer Lizenzgebühr hätte man die Software weiter benutzen können. Doch wofür? Es
gab zu dieser Zeit nicht ausreichend Musik im MP3-Format, die man hätte abspielen können. Die Lizenzgebühr wurde durch eine freiwillige Spende ersetzt, doch auch dies führte
nicht ans gewünschte Ziel.
Schließlich war es eine Gruppe von Musikpiraten, die dem MP3-Format den Weg ebnete.
Denn sie stellten fest, dass man damit Musik ohne Qualitätsverlust komprimieren konnte.
Das geschah, weil sowohl der Codierer, den das Fraunhofer-Institut auf Messen verschenkte, als auch WinPlay3 plötzlich im Zusammenhang mit Musikpiraterie verstärkt genutzt
wurden. WinPlay3 war geknackt worden, sodass beliebig viele Musikstücke damit abgespielt werden konnten. Erstaunlich daran war, dass die Zahl der Downloads von den Servern des Fraunhofer-Instituts deutlich anstieg – und niemand aus der Brandenburg-Gruppe
dies bemerkt haben will.
Wie dem auch sei: Mit der neuen Technologie ließen sich plötzlich auch CDs, die noch gar
nicht auf dem Markt waren, schnell, einfach und vor allem illegal teilen. Musikpiraterie und
Raubkopien – beides war sicher nicht im Sinne des Fraunhofer-Instituts. Schließlich arbeiteten dort Erfinder, die davon lebten, für ihr geistiges Eigentum Geld zu bekommen. Darum
erstattete man gegen einige Hacker Anzeigen – und entwickelte die kopiergeschützte MP3,
um sie den Musiklabels als legale Alternative anzubieten. Diese erkannten jedoch noch
immer nicht das Potenzial der Technologie und setzten weiter auf den Verkauf von CDs.
Dass das MP3-Format die Musikindustrie zerstören würde, war lange nur wenigen klar.
Wie sich eine Branche neu orientiert
In den CD-Produktionsstätten verschärfte man die Sicherheitsbestimmungen. Zusätzlich
sorgte die Automatisierung zahlreicher Abläufe dafür, dass CDs nicht mehr einfach so verschwinden konnten. Schließlich konnte eine CD, die zu früh und illegal im Netz auftauchte,
einen großen wirtschaftlichen Schaden anrichten.
1999 ging Napster online. Über diesen Musiktauschdienst wurden allein im Sommer 2000
jede Minute mehr als 14 000 Lieder heruntergeladen. Trotzdem war das Jahr für die Mu-
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sikbranche sehr gut, denn es wurde mehr Musik verkauft als je zuvor. Und das, obwohl
Raubkopien in der Zwischenzeit nicht mehr nur bei Studenten beliebt waren, sondern die
breite Masse erreicht hatten. Man konnte die Stücke jedoch in der Regel nur am Computer hören – nicht beim Autofahren, nicht im Flieger, nicht unterwegs. Also benötigten die
Verbraucher immer noch CDs.
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„Sein Enkel erklärte
Morris, dass er zwar –
Ehrenwort – keine Musik illegal herunterlud,
sich andererseits aber
auch keine Alben oder
auch nur viele digitale
Singles kaufte. Meistens
sah er sich die Songs
als Videos bei YouTube
an.“
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„Ohne einen gesetzlichen Patentschutz für
Software wäre MP3 nie
entstanden.“
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Trotzdem: Die Musikindustrie begann endlich zu verstehen, wie ernst die Lage war. Bertelsmann vereinbarte sogar mit Napster ein Joint Venture. Das gemeinsame Ziel: legale
Bezahlkanäle aufbauen. Doch ein von der Musikindustrie angestrengter Gerichtsprozess
brachte schließlich das Aus für Napster. Peer-to-Peer-Netzwerke waren nun illegal. Die –
damals noch teuren und schlechten – MP3-Player durften jedoch weiter verkauft werden.
Mit dem vergleichsweise günstigen und qualitativ hochwertigen iPod wuchs die Nachfrage
nach MP3s. Da die meisten Songs aber nicht offiziell, etwa über den iTunes-Store, gekauft
wurden, konnten die Einnahmen aus den digitalen Verkäufen den Verlust im CD-Geschäft
längst nicht ersetzen.
Hier und da setzte nun ein Umdenken ein – bei Universal etwa, nachdem sich der Chef
Doug Morris mit seinem Enkel vor den Computer gesetzt hatte. Danach forderte Universal
von allen Video- und Musikplattformen, die mit Werbung Geld verdienten, ein Stück vom
Kuchen. Universal startete außerdem einen Musikvideokanal und ermöglichte es Unternehmenskunden, dort Werbeclips vorzuschalten. Natürlich nahmen auch die Musiker selbst
wahr, dass sich etwas im Wirtschaftskreislauf änderte. Immer mehr stellten fest, dass es
keinen Sinn hatte, bei einer Plattenfirma unter Vertrag zu sein, wenn man über das Internet
die eigene Musik selbst promoten konnte. Außerdem verdienten Musiker bald mehr mit
Konzerten als mit dem Verkauf von CDs. 2011 gaben die Amerikaner erstmals mehr für
Live-Auftritte aus als für Musik aus der Konserve. 2012 verdiente die Musikindustrie mehr
über den Verkauf digitaler Titel als über den von CDs. Ab 2013 stiegen auch die Erlöse aus
dem Streamen von Musik.
Was MP3s mit Politik zu tun haben
Die ganzen Geschehnisse rund um Raubkopien und die juristischen Folgen führten in
Schweden zur Gründung einer eigenen Partei mit dem Namen Piraten. Sie setzte sich unter
anderem dafür ein, das Urheberrecht zu reformieren. Die Piratenpartei geht davon aus, dass
das Urheberrecht Innovationen im Weg steht: Das MP3-Format sei der beste Beweis, denn
durch MP3 seien erst das entsprechende Abspielgerät und später das Smartphone erfunden
worden. 2009 erreichten die Piraten bei der Europawahl 7 Prozent der Wählerstimmen.
Die Gründung der Piratenpartei ist jedoch letztlich dadurch möglich geworden, dass Karlheinz Brandenburg und sein Team vom Fraunhofer-Institut ihren MP3-Codierer kostenlos
zur Verfügung gestellt hatten. Ihnen als Erfindern gefielen die neuen Entwicklungen nicht.
Ihre Argumentation: Ohne die Aussicht auf die Einnahmen aus den gesetzlich zugesicherten
Patentrechten wäre MP3 nie entstanden. Schließlich steckte hinter den langen Forschungsarbeiten die Hoffnung auf einen späteren Gewinn.
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Über den Autor
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Stephen Witt schreibt unter anderem für den New Yorker. Er hat Mathematik und Journalismus studiert.
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