Die Freunde des Pugilisten
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Die Freunde des Pugilisten
60 GESELLSCHAFT F R A N K F U R T E R A L L G E M E I N E S O N N TAG S Z E I T U N G , 5 . S E P T E M B E R 2 0 1 0 , N R . 3 5 Norbert Grupe und den Berliner Straßenjungen Graciano Rocchigiani; bei Maskes Kämpfen saß er am Ring neben der laut schreienden Margarethe Schreinemakers, obwohl er mit dem drögen Brandenburger nichts anfangen konnte. Bei den Kämpfen der Klitschkos ist er nicht mehr dabei. „Die ganze Patina, zu einem Berufsstand zu gehören, fehlt Wladimir“, sagt der Schriftsteller. „Den interessiert Boxen eigentlich gar nicht. Er hat keine Ahnung von den goldenen Ären dieses Sports, nicht einmal Ali hat er sich angeschaut.“ Nach einem Treffen mit Wladimir Klitschko vor neun Jahren, bei dem ihm der Boxer ein selbstgeschriebenes Gedicht auf Russisch vortrug, von dem der Dichter kein Wort verstand, schrieb Wondratschek: „Schwer zu sagen, warum dieser Junge überhaupt diesen Beruf aus- Wie einst Paul Samson-Körner bei Bertolt Brecht. Brecht hatte das Profiboxen nach dessen Legalisierung in Folge der Novemberrevolution 1918 entdeckt. Seit 1921 gab der Berliner Verleger und Galerist Alfred Flechtheim die Zeitschrift „Der Querschnitt“ heraus, ein „Magazin für Kunst, Literatur und Boxsport“. In einer frühen Ausgabe stand: „Der Querschnitt hält es für seine Pflicht, den Boxsport auch in den deutschen Künstlerkreisen populär zu machen. In Paris sind Braque, Derain, Duffy, Matisse, Picasso, de Vlaminck begeisterte Anhänger, und Rodin fehlt bei kaum einem Kampf.“ Schmeling suchte die Nähe von Künstlern und Literaten, las Goethes „Faust“ und Karl Kraus’ Zeitschrift „Die Fackel“, um parkettsicher zu werden. Er ließ sich von George Grosz porträtieren und war befreundet mit Joa- des gedopten Boxers Jupp Elze 1971, rutschte der Boxsport in die Krise und damit ins Milieu. Norbert Grupe war als Schläger auf dem Hamburger Kiez gefürchtet, Eckhard Dagge trainierte nicht nur im Keller der „Ritze“ auf der Reeperbahn, sondern brach dort auch besoffen an der Bar zusammen, Graciano Rocchigiani ließ die Fäuste nicht nur im Ring fliegen. Am Ring saß der Dichter neben der Hure, Wondratschek neben Domenica. Erst mit den ehemaligen Staatsamateuren der DDR wurde das Boxen wieder salonfähig. Als Henry Maske und Axel Schulz 1992 bei einem Kampf im Rahmen der Documenta in Kassel zuschlugen, stöhnte Thust: „Das ist mir alles zu kopflastig hier.“ Mit dem seriösen Maske kamen die Prominenten: Michael Schumacher, Thomas Gottschalk, Jörg Immendorf, Gunter Sachs, Udo Lindenberg, Markus Lüpertz, Marius Müller-Westernhagen. Angezogen von einer Welt, die sich einen Hauch des Anrüchigen bewahrt hat. Wegen der Zur- übt. Kann es sein, dass es bald Boxer geben wird, die keine mehr sind? Die in nichts mehr dem Boxer gleichen, der den Grund, warum er boxt, eintätowiert trägt: auf der Haut, in der Brenntiefe des Blicks, im Scharren der Füße, in der Glut seines Atems?“ Mit Schmeling stellte Wondratschek ein berühmtes Bild der deutschen Boxgeschichte nach. Der Boxer packt den Dichter mit der linken Hand im Nacken, während er ihm die rechte Faust ans Kinn hält. chim Ringelnatz und Heinrich Mann. Im Intellektuellentreff „Schwannekes Weinstube“ reimte Schmeling ins Gästebuch: „Künstler schenkt mir eure Gunst – Boxen ist doch auch ’ne Kunst.“ Als Bubi Scholz 1962 im Berliner Olympiastadion um die Weltmeisterschaft boxte, saßen Curd Jürgens und Harald Juhnke am Ring, bei Karl Mildenbergers WM-Duell gegen Ali vier Jahre später in Frankfurt Jean-Paul Belmondo und Ursula Andress. Danach, nach dem Tod schaustellung von Gewalt – eigentlich ein Tabubruch, der durch das vorsichtige Faustfechten Maskes jedoch entschärft wurde. Auch Wladimir Klitschko betrachtet Boxen vornehmlich als die Kunst, nicht getroffen zu werden. Als Berufsbezeichnung gibt er gerne Pugilist an, das Boxen vergleicht er mit dem Klavierspielen. Einstudierte Schlagkombinationen abzufeuern sei wie nach Noten zu spielen. Das nächste Konzert steigt am Samstag. Vor Operettenpublikum. Die Freunde des Pugilisten Stars im Ring und auf den Rängen: Zu Klitschkos Boxkämpfen kommt, wer selbst gern gesehen werden will. VO N A R N E L E Y E N B E R G Warum bis zum Kampf warten? Wer Wladimir Klitschko bei der Arbeit sehen wollte, brauchte zwischen Prosecco und Hauptgang nur einen kleinen Spaziergang einzuschieben. Hinaus aus dem Gastraum, hinein in die Tennishalle des Prominentenlokals „Stanglwirt“ in Going bei Kitzbühel. Dort hatte der Boxweltmeister im Schwergewicht in den vergangenen Wochen sein Trainingslager aufgeschlagen. Während Klitschko seine Sparringspartner verprügelte, konnten Stammgäste wie Franz Beckenbauer nebenan speisen und kurz hallo sagen. Man kennt sich – nicht nur aus dem „Stanglwirt“. Sondern von Golfplätzen, Werbeterminen, Society-Galas. Und vom Boxring. Wenn ein Klitschko kämpft, ob Wladimir oder sein älterer Bruder Witali, schaut vorbei, wer etwas auf sich hält. Am kommenden Samstag, wenn Wladimir seinen Weltmeistertitel im Frankfurter Fußballstadion gegen den Nigerianer Samuel Peter verteidigen will, werden am Ring sitzen: Uschi Glas („Wladimir hat unglaublichen Sexappeal, da schmilzt jede Frau“), Boris Becker mit Ehefrau Lilly, Heino und Hannelore, Olli Dittrich, Martin Krug, Modedesigner Werner Baldessarini und die amerikanische Schauspielerin Hayden Panettiere, Klitschkos Freundin. Erwartet werden zudem Veronica Ferres mit Carsten Maschmeyer, Oliver Pocher mit Sandy Meyer-Wölden, Verona Pooth, Ralf Möller, Karl Dall, Ralf Schumacher. Sie zählen zum „Golden Circle“ der Prominenten. Sie dürfen in den vorderen Reihen Platz nehmen und müssen ihre Karten samt Zugangsberechtigung zur VIP-Party nicht selbst bezahlen. Die Klitschkos sind streng. Wo sich die ARD freut, bei ihren Boxübertragungen leidlich bekannte Darsteller aus Vorabendserien am Ring zu plazieren, haben es die boxenden Brüder nicht (mehr) nötig, jeden halbwegs Prominenten auf eigene Kosten zu hofieren. So verwehrten sie vor Jahren National- mannschafts-Manager Oliver Bierhoff und dem damaligen Co-Trainer Joachim Löw Freikarten. Das dürfte sich nun geändert haben. „Boxen hat mich schon als Kind begeistert“, sagt Heino, „es ist ein fairer Zweikampf, der manchmal Parallelen zum Leben darstellt. Der Kampf fasziniert mich.“ 1996 sang Heino bei Henry Maskes Abschiedskampf die deutsche Nationalhymne, er ist der Trauzeuge von Axel Schulz. Mit den Klitschkos ist er befreundet: „Das sind Jungs, die sich hochgearbeitet haben. Ich mag sie sehr.“ Man trifft sich am Ring, wie man beim Oktoberfest oder im Promilokal auf Sylt zusammensitzt. Wer nicht prominent ist, muss tief in die Tasche greifen. Ohne Garantie, dass er dann auch wirklich dazugehört. Die Klitschkos, clevere Geschäftsmänner, zogen sich einmal den Unmut ihrer zahlenden Kundschaft zu, als sie zwei VIP-Partys veranstalteten. Die eine für Zuschauer, die bis zu 800 Euro für das Ticket bezahlt hatten, die andere für die wahre Prominenz. Noch scheint das den Klitschkos nicht zu schaden. Mehr als 30 000 Eintrittskarten fürs Duell gegen Peter sind verkauft. „Das ist kein Boxsportpublikum“, sagt dazu Ebby Thust. „Da geht es nur ums Sehen und Gesehenwerden. Die Klitschkos könnten auch gegen ihren Masseur boxen, und 50 000 würden kommen.“ Der frühere Boxpromoter Thust, der sich auf seine Finca nach Mallorca zurückgezogen hat, steht für eine andere Zeit des Faustkampfs. Als der Boxsport in der Krise war, waren es Typen wie Thust, die ihn am Leben hielten. Die in die eigene Tasche griffen, um Boxer über Wasser zu halten. Die die Faustkämpfer als Türsteher in ihren Etablissements beschäftigten, als Geldeintreiber oder Leibwächter. Auch die Klitschkos machten ihre ersten Kämpfe auf Thusts Veranstaltungen vor 500 Zuschauern im Gesellschaftshaus des Frankfurter Zoos. Heute kommen die promovierten Sportwissenschaftler mit dieser Szene nicht mehr in Berührung. Wolf Wondratschek verstört das. Den Schriftsteller zog einst die Kunst Muhammad Alis in seinen Bann. Dann lernte er Max Schmeling kennen und dessen Nachfolger als Weltmeister aus Deutschland, den Holsteiner Eckhard Dagge. Er schwärmte für den unzähmbaren Illustration Mart Klein und Miriam Migliazzi QUADRATORTUR 05.09 WAAGERECHT: 1 Wortschimpf für saumäßiges Ekel, weiß in seinem unseren Innersten genau, dass er überwunden werden kann und soll! (12) 11 Was für wienernde Chauffeure, selbst wenn sie keine Österreicher sind (5) 12 Fast noch menschliche Versteinerungen, mal mehr in dinonormkonformerer Betrachtung (7) 15 Vokalanvokalfall wie in besten Primaakkorden, übersetzend herauszulesen sogar aus dem Thai (4) 17 Gefährlichster Karawanenwahnsinn, sich so was nur einzubilden! (5) 18 Nicht nur ein-, nicht zwei-, nein, dreimal, wie sie Caesar mal hochleben ließen, wie aus purer Ritterlichkeit (lat.; 3) 19 Egal, auf welche Seite Sie sich auch schlagen – es kann ja nur eine in Spanien oder aus Brasilien sein! (4) 20 Welscheres Tirol, träumt manchmal wohl noch von k.u.k.-Kronlandzeiten (ital.; 8) 21 Das ist schon eine Kunst, die verstehen ja sogar Garnichtlateiner! (3) 22 Bei Milliardenproblemen noch das kleinste Übel, ackermannhaft zu verdrängen (4) 24 So steht er da als armer Thor und auch noch dem vierten Tage vor… (5) 26 Tex-mexigste tortillatatsächlich besoßte Fettchips, befragen Sie den Sancho nach seiner umständlichen Antwort! (6) 28 Baskensquash, wär’ sogar nackthändig zu spielen (6) 29 Steht bei Wencke er im Tor im Tor im Tor, dann auch ein Ich wo, in Frühling, Sommer, Herbst und Winter? (8) 32 Womit die Diätetiker Hühnergelegtes im Zusammenhang zuerst in den Mund nehmen (3) 34 Der kluge Geist, geisterte schon durch Tuchos Traumschloss (5) 35 Bangladesch? Desch muschte da scho könne in und um Dhaka herum! (engl.; 7) 38 Eins ist klar, womit urbayerisches Maßnehmen beginnt unter trinkfesten Sän- 1 2 3 4 5 6 8 7 12 11 16 15 13 17 10 14 18 21 22 23 26 27 28 30 24 31 34 39 36 40 43 25 32 35 38 42 9 20 19 29 HERZBLATT-GESCHICHTEN 33 37 41 44 47 45 46 48 49 50 gerknaben (bayer.; 4) 39 Mittleres Purpur nur, Telekoms Magenta wär’ heller (4) 41 Tankt gerade tigertierisch auf durch das mittelschwere Imageproblem gewisser Mitbewerber (4) 42 Sandplatzplötzlich geht das nicht, geht nur rutschig beim Tennis (9) 46 Hätt’ Moses den Herrn ausreden lassen, hätten wir perhaps more than just … Commandments! (engl.; 3) 47 Was Zackenzuleger en France auf die Schnelle erreichen, n’est-ce pas? (7) 48 Hinkelsteinzeitlicherer Gräberkrieger (5) 49 Rundumsichtig klassische Häuserblockade eines Innenhofs, schneiden sich die Österreicher aus den Rippen auf den Teller (6) 50 Von alters her dafür da, dass man flugs in die Bahn steige (6) SENKRECHT: 1 Was im WM-Rausch aus diesem unseren Lande wurde und was man keinem Vater ernsthaft fürs heimatliche Gefühl anhängen mag (7) 2 Die Was Zackenzuleger en France auf die Schnelle erreichen, n’est-ce pas? Klara ganz klar molto italiana, aber als Mastroianni so auch française! (6) 3 Schreit hoch über Prag im verschnupften Burgton nach „Gesundheit“, wie Kalauer-Touris witzeln (9) 4 Was’s das denn, und schon fragt Gefragter was? (2) 5 Solche sind nie gerührt, geschweige denn geschüttelt, und das eben ist’s, was bestarrte Stars unter Pokerprofis ausmacht (12) 6 Vorbiblischer Himmelserstürmer, endete allzu erdanziehungskraftvoll (griech.; 6) 7 Noch mal upper als die stiff upper lip (engl.; 4) 8 Stirb, du …, durch meinen theatralischen Degenstoß, Schweinehund! (7) 9 Seinen Golden Globe für den Nero in Robe, den hatte er sich ja auch verdient! (7) 10 Wäre doch deren in Stelzsprache als zu Gnaden haltender Genitiv (altmod.; 4) 13 Philosophischer Realitätentäter mit all seinen Entitäten, geht ganz im Eton-Logo aus… (8) 14 Allerletztes Lebensziel Caesars, allen Warnungen zum tödlichen Trotz (5) 16 Liebt das smarte Cruisen durch die Scientologenzirkel (Vorn.; 3) 23 Platterdings volksbühnenstarkes Plattdeutschspiel (5) 25 Zuteilungen als Zuteilwerdungen werden in der kritischeren Mengenlehre eben teilweise so genannt (8) 27 Sein Lifestyle: faktische schräge Trendsetterei (7) 30 Wüster Originalschauplatz für O’Toole & Co in Lawrence’s historical footsteps (6) 31 Textilversteckbareres Flexibändle (Abk.; 2) 33 Ach, Egon, wird deine Dänenbande den nächsten Coup im TV auch vermasseln? (5) 34 Ibiza ist out, sagte der Hippie – und verdünnisierte sich wohin? (3) 36 Ist sie doch stelldicheinfach als solche ein Genuss! (5) 37 Sagt uns durch die Blume: Es herbstet buntheraus (5) 40 Selbst für den Lateiner, Schnipseln seiner Vokabelkarten entnehmbar (4) 43 Der Bürger steige eigens nebenher (Abk.; 3) 44 Selbstbeflügelnde Hummeln im Hierkommichhintern (3) 45 Allein kann einsilbiger nicht sein, lediglich in 3 Buchstaben 47 Verkauf als solcher samt Versandkosten, knappst bemessen (2) up. DIE AUFLÖSUNG DER LETZTEN QUADRATORTUR WAAGERECHT: 1 Modelagentur 11 Adel 12 (Verantwortung tut) obliegen 15 (als Anagramm aus D-i-e-n-e-r:) Neider 16 (Arsen chem.) As (wie in „Arsen und Spitzenhäubchen“) 17 („der Stadt“ lat. in der Formel) „urbi (et orbi“) 18 (Fußballer Toni) Kroos 20 („Steppke“ als Stepper, also Fred) Astaire 23 Eber 24 (Kameruns Fußballer Samuel) Eto’o 26 (mit) seit 27 „LR“ 28 lanes 29 (jede) Menge + (man) menge… 30 (Stadt) Luedenscheid (klingt wie Loriots Müller-Lüdenscheidt) 35 („mein lieber) Scholli!“ 38 Aenne 39 Charta 41 (Gegend/ Gesims) Attika 43 (Neuseelands) Hoki 45 („Klein) Erna“ (in Ärg-erna-men) 47 (der) Zoll + Zoll(stock) 49 Betrag 51 (all das) Getue 52 hinan 53 Refrain SENKRECHT: 1 (Autor Henning) Mankell 2 Oderbruch 3 (Agnus) Dei + (lat. Genitiv) dei 4 (im) Eldorado 5 (das) Loesen 6 (mit) Abraten 7 („Glück und) Glas…“ + Glas-(Scherben, die Glück bringen) 8 (in R-eis-eservice:) Eis 9 neu 10 uebrig (haben) 13 grienen (als Anagramm G-e-r-i-n-n-e) 14 Niete 19 „oele!“ + Oele 21 tomcat (engl. Kater) 22 Ase (wie in R-ase-nhain) 25 (als erfundener) „Ossian“ 31 (Raben-)Eltern 32 Hetzer 33 ink (engl. Tinte) 34 (2x) dealen 35 (Bully Herbigs „Der) Schuh (des Manitu“) 36 (der) Haken (daran) + (Angel)haken 37 Lara (in „Doktor Schiwago“) 40 („Perle“ Margarita nur als) Rita 42 Iota 44 Obi + „Obi“ 46 (2x Abk.) AGF 48 (ihm/ihn franz.) lui 50 (2x Abk.) GE H eute wollen wir uns mal zurückhalten. Und den Rat beherzigen, den uns 7 Tage im Horoskop gibt: „Bemühen Sie sich“, heißt es dort, „um mehr Diplomatie und Rücksichtnahme, denn Ihre Lieben reagieren vor allem auf Ihre wohlwollende Kritik etwas sensibler als sonst.“ Keine Kritik also, nicht mal wohlwollende, an unseren Lieben, etwa am Schauspieler Dirk Galuba (70), der seine neue Beziehung mit Maria (28) erklärt: „Mit einem Mutti-Typ könnte ich eben nichts anfangen.“ Maria mit einem Opi-Typ aber eben schon. Auch Paris Hilton, in deren Handtasche mysteriöserweise Kokain gefunden wurde, wollen wir wegen ihres bereits dritten Polizeifotos nicht rügen, sondern ihr einfach gratulieren: Sie scheint, wie die kleine Gala-Galerie veranschaulicht, seit der ersten Aufnahme 2006 (Alkohol am Steuer) kaum gealtert, was bei diesem Lebenswandel nicht selbstverständlich ist. Lob spenden möchten wir auch Lothar Matthäus, der sich auf eine Aussprache mit seiner jungen Noch-Ehefrau akribisch vorbereitet hat – und zwar mit einer „Beziehungs-Checkliste“, die Bild in Auszügen abdruckt. Auf kariertem Notizpapier lesen wir in Stichworten, was Matthäus der Gattin mit auf den Lebensweg gab: „Träume ok aber Realität“ etwa oder – traurig, aber wahr – „Rauchen mehr Krebs“. Einen Eintrag können wir nicht so recht entschlüsseln, nämlich „Kindisch Schwimmflügel“. Soll heißen: Frau Matthäus steigt stets mit Schwimmflügeln in den Pool? Oder hat aus seinen die Luft rausgelassen? Wir empfehlen Matthäus jedenfalls, gleich eine neue Checkliste anzufertigen. Punkt eins: keine Notizzettel herumliegen lassen, wenn Bild-Reporter in der Nähe sind. Und das ist bei Matthäus ja praktisch immer der Fall. Sorgen müssen wir uns weiter um Fergie. Sie war im Urlaub auf Sardinien, an ihrer Seite Model Der Müll auf der Straße VO N J Ö R G T H O M A N N Naomi Campbell, und Das Goldene Blatt fragt alarmiert: „Doch ist die dunkle Schönheit ein guter Umgang für die hochverschuldete Sarah Ferguson?“ Naomi habe ja „nicht die weißeste Weste“ und werde die klamme Sarah hoffentlich „zu keinen dunklen Machenschaften überreden“. Die haben dunkle Schönheiten ja im Blut. Gottlob recht hell ist Prinz Williams Freundin Kate, wobei es zwischen beiden, wie Das Goldene Blatt kolportiert, kriselt: „Traurigkeit hat sich um sein Herz gewickelt. Kummer, Wehmut und Verzweiflung lasten auf seinen Schultern. Sieht so ein glücklicher Prinz aus?“ Traurigkeit, Kummer, Wehmut und Verzweiflung, das ist tatsächlich etwas viel auf einmal, weshalb es ein Glück ist, dass Hilfe von unerwarteter Seite kam – von ganz oben: Williams verstorbene Mutter Diana, mit der er oft Zwiesprache halte, soll ihm „eine himmlische Botschaft mit auf den Weg gegeben haben: ,William, versöhne dich mit Kate. Sie ist die Frau, die dich glücklich machen wird.‘ Das soll sie geflüstert haben.“ Hoffen wir, dass sie das aus der Entfernung richtig beurteilen kann. Kurz vor Prozessbeginn eine dramatische Wende im Fall Kachelmann: Das Neue präsentiert Entlastungszeuginnen. Dschungelcamperin Désirée Nick etwa nennt Kachelmann „kuschelig und vertrauenerweckend“, und Rosi Jacob von den Jacob-Sisters ergänzt: „Meine Schwestern und ich haben ihn immer als sehr nett und wahnsinnig charmant erlebt.“ Solche Aussagen wecken – bei allem, was man über den Mann erzählt – gleichwohl wieder das Misstrauen, ob da nicht was gelaufen ist, womöglich mit allen fünf oder sechs oder sieben Jacob-Schwestern gleichzeitig. Da loben wir uns Schmalzkehle Semino Rossi, über den Das neue Blatt schreibt: „So offen sprach er noch nie übers Fremdgehen.“ In schonungsloser Offenheit nämlich sagt er: „Gabi weiß, dass ich sie nie betrügen würde.“ Rossi erzählt dann auch noch, dass seine Frau sich nichts aus Diamanten mache: „Aber wenn ich Dienstag früh freiwillig den Müll auf die Straße stelle, dann zaubert das ein Lächeln auf ihre schönen Lippen.“ Diamonds are a girl’s best friend, das wussten wir, jetzt aber wissen wir auch: A wife’s best friend is garbage on the street. Der zweitbeste ist der Kleiderschrank. „21 000 Klamotten – Das ist die Zahl, die eine Frau im Laufe ihres Lebens beim Shoppen anprobiert“, weiß Bunte. „Gekauft wird aber ,nur‘ die Hälfte.“ Die Zahl des deutschen Durchschnittsmanns, so schätzen wir, ergibt sich, wenn man die drei Nullen streicht. Die Sachen aber kauft er dann alle. Ein echter Familienmensch ist Sophia Thomalla (20), deren Körper schon Tattoos mit dem Gesicht von Mama Simone (linker Arm) und den Initialen sowie Geburtsdatum ihres Stiefpapas (Rippengegend) zieren. Nun will sie sich, wie Bild berichtet, ein Andenken an Rudi Assauer tätowieren lassen, mit dem ihre Mutter jahrelang verbandelt war: „Vielleicht ’ne Zigarre mit Namen, seine 12 Bundesliga-Tore oder ein Schalke-04-Wappen.“ Wir fänden ja „Meister der Herzen 2001“ ganz hübsch. Oder einen der bekanntesten Sätze aus Assauers Bierwerbung, der sich für Sophia in bestimmten Situationen noch als nützlich erweisen könnte: „Nur gucken, nicht anfassen.“