meDIzINFORUM - Aerzteverlag medinfo AG
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medizinFORUM Schwierig und komplex Schmerztherapie bei Fibromyalgie Im Sinne des multimodalen Schmerztherapie-Ansatzes muss darauf geachtet werden, dass die Behandlung von mehreren Disziplinen geführt und von einem Spezialisten koordiniert wird. Das wohl dringendste Anliegen der Betroffenen, sowie der behandelnden Ärzte, ist die Schmerzreduktion oder sogar, sofern vorhanden, die Heilung der Fibromyalgie. Eines der Hauptprobleme ist jedoch zu erkennen, was es denn genau zu therapieren gibt? Da die Fibromyalgie mit klassisch-medizinischen Mitteln schwer zu diagnostizieren ist-Laborwerte und Bildgebung sind meistens unauffällig oder unspezifisch verändert-gestaltet sich auch die Therapie, insbesondere die Schmerztherapie, äusserst schwierig. Häufig werden frustrane Versuche unternommen, um den Patienten von seinen Beschwerden zu befreien. Nicht selten werden die Betroffenen als Hypochonder abgeschrieben, da langfristige medikamentöse Therapien keine Wirkung zeigen. Diese medikamentösen Massnahmen bestehen häufig aus der Verabreichung von Nicht-Steroidalen Antirheumatika, Paracetamol oder sogar Steroiden. Da die Fibromyalgie jedoch weder entzündlicher Natur ist, noch eine zentrale Ursache hat, sind diese Medikamente entsprechend wenig effektiv. Nicht zuletzt darum schiessen selbsternannte Wunderheiler wie Pilze aus dem Boden und versprechen die allein selig-machende Therapie. („Die ✴✴✴®-Schmerzfreitherapie löst Schmerzen sofort und sehr gut“, „Die Dr. ✴✴✴-Schmerztherapie ist hochwirksam!“, „Die Ergebnisse sind spektakulär mit einer 100%-igen Schmerzreduktion für Patienten.“). Wenn auch spektakuläre Erfolge in Einzelfällen verzeichnet werden können, so bleiben diese Versprechen bei der Mehrheit der Patienten jedoch eine Illusion und sind mit weiteren Enttäuschungen verbunden. Aufgrund breiter klinischer Erfahrungen haben sich einige Therapieformen durchgesetzt, jedoch bringen auch diese keine rasche Linderung der Beschwerden und sind auf eine enge Zusammenarbeit zwischen Patient und Therapeut angewiesen. Die wichtigsten Ansätze seien hier stichwortartig erwähnt: Trizyklische Antidepressiva Die grösste Erfahrung mit dieser Medikamentenklasse besteht im Amitriptylin (Saroten®). Dieses sollte jedoch nur zeitlich begrenzt und in einem Gesamtkonzept eingesetzt werden. der informierte arzt _ 12 _ 2013 Dr. med. Patrick Nordmann Zürich SSRI Antidepressiva Sertralin (Zoloft®), Fluoxetin (Fluctine®); noch nicht vollständig gesicherte Wirksamkeit. SSNRI Venlafaxin (Efexor®), Duloxetin (Cymbalta®); noch nicht vollständig gesicherte Wirksamkeit. Antiepileptika Pregabalin (Lyrica®) und Gabapentin (Neurontin®). Cave Nebenwirkungen! (Gewichtszunahme, verminderter Sexualtrieb, Benommenheit und Schläfrigkeit). NSAR Mefenacid (Ponstan®), Diclofenac (Voltaren®), Celecoxib (Celebrex®) usw.: Es liegen keine Hinweise für die Wirksamkeit bei Fibromyalgie vor. Antiemetika Tropisetron (Navoban®); In Studien zeigte sich eine Schmerzreduktion um 40–50% bei 50–70% der Patienten mit einer bis zu 9 Monaten anhaltenden Wirkung ohne dauerhafte Einnahme. Opioide Tramadol (Tramal®, Tramactil®, Tramadol®); wurde bisher als einziges Opioid in Studien eingesetzt mit guter Analgesie und schwachen Nebenwirkungen. Komplementärmedizinische Ansätze TCM (Akupunktur, Chinesische Heilmittel etc.); langfristige Therapie mit guten Erfolgen. Ganzkörperwärmetherapie; Linderung der Schmerzen plus Entspannung der verhärteten Muskulatur. 15 medizin forum Entspannungstherapien; Autogenes Training, Qigong, meditatives Training, progressive Muskelentspannung, Hypnose, u.Ä.; Linderung der Schmerzen plus Entspannung der verhärteten Muskulatur und psychischer Belastung. Physikalische Therapie Auch wenn zum Teil sehr schmerzhafte Schübe auftreten, ist das A und O die Erhaltung der Beweglichkeit. Daher unbedingt verschiedene Massnahmen der physikalischen Medizin mit Medikamenten kombinieren. Sporttherapie Höchste Priorität gilt der Erhaltung der Beweglichkeit. Herz-Kreislauftraining (Schwimmen, Radfahren, Aqua Jogging, Crosstrainer) im aeroben Bereich haben sich als besonders hilfreich erwiesen. Psychotherapie Verhaltenstherapie, Schmerztherapie, Gesprächstherapie. Aus der Vielfalt der möglichen Therapien kann geschlossen werden, dass keine Massnahme für sich allein die Heilung dieser hartnäckigen Krankheit bringt. Vielmehr ist ein multimodaler Ansatz nötig. Eine enge Zusammenarbeit von Spezialisten der verschiedenen Fachrichtungen ist unerlässlich. Letztendlich soll der Patient begleitet und angeleitet werden, Massnahmen eigenständig durchführen zu können. Dies kann nur erreicht werden, wenn die Therapien geringe Nebenwirkungen haben, für den Patienten verständlich und seinen Möglichkeiten entsprechend ausgestaltet werden und der Patient nie das Gefühl bekommt, alleine gelassen zu werden. Dr. med. Patrick Nordmann Facharzt FMH für Anästhesiologie Limmatklinik, Hardturmstrasse 133 8005 Zürich [email protected] Take-Home Message ◆Die Schmerztherapie bei der Fibromyalgie gestaltet sich äusserst schwierig und komplex ◆Es ist insbesondere darauf zu achten, dass die Therapie von mehreren Disziplinen geführt und von einem Spezialisten koordiniert wird ◆Eine Monotherapie ist zu vermeiden, da die Erfolgsaussichten sehr gering sind Die Fortbildungszeitschrift in Hausarztmedizin der informierte @rzt für interessierte Hausärzte & Hausärztinnen: Ausgabe 01 _ Januar 2011 _ www.medinfo-verlag.ch «der informierte arzt» gibt uns nützliche Tipps für den Praxisalltag und entspricht voll und ganz unseren Anliegen. Wir können uns besser einbringen und werden angehört. (Die Herausgeber) info@herz+gefäss fortbildung 5 Kardiovaskuläres Risiko Medizin foruM Management der rheumatoiden Arthritis geriatrie foruM Frühdiagnostik der Demenz interview Prof. Cerny zur Krebsprophylaxe mit ASS Kongress Erste Swiss Medicine Arena zu Hypertonie info@onkologie info@gynäkologie API_COVER.indd 1 5/16/2012 1:59:55 PM Das Geriatrie-Forum vermittelt wichtige Informationen für den Praktiker – es war unser Wunsch, dass es im «informierten arzt» integriert ist. (Die Herausgeber) ❑ medArt-Sonderheft von «der informierte arzt» der informierte @rzt kostenlos als Abo-Prämie oder als Einzelheft ohne Abo für Fr. 30.– www.medinfo-verlag.ch @ SPECIAL info herz+gefäss @ … die internistische fortbildung der anderen art 17.–21. Juni 2013 info onkologie ❑ Ich möchte keinen Monat die Zeitschrift «der informierte arzt» verpassen und wünsche ein Jahresabonnement (12 Ausgaben) zum Preis von Fr. 95.– und als Abo-Prämie ein medArt-Sonderheft Name, Vorname: Fachgebiet: Universitätsspital Basel Strasse: Medienpartner medArt basel `13 Aerzteverlag medinfo AG Seestrasse 141 · 8703 Erlenbach info@gynäkologie Aertzeverlag medinfo AG - Seestrasse 141 - 8703 Erlenbach www.medinfo-verlag.ch - Tel. 044 915 70 80 Fax: 044 915 70 89 PLZ, Ort: Datum: