Bericht Schweiz

Transcrição

Bericht Schweiz
Anpacken, solange die
Work-Life-Balance stimmt
Schlussbericht
Beruf als bedeutende, nicht aber zentrale
Orientierung für die Schweizer Jugend
Drittes Credit Suisse Jugendbarometer
Im Auftrag des bulletin der Credit Suisse, 2012
Projektteam
Lukas Golder Politik- und Medienwissenschafter
Claude Longchamp Politikwissenschafter,
Lehrbeauftragter der Universitäten Bern, Zürich und St. Gallen
Martina Imfeld Politikwissenschafterin
Stephan Tschöpe Politikwissenschafter
Inhaltsverzeichnis
1.
WICHTIGSTES IN KÜRZE 3
Zielsetzung und Methode .............................................................................3
Zukunft – Beruf – Bildung: Klare Vorstellungen, aber Beruf nicht im
Zentrum.................................................................................................3
Kommunikation: Lifestyle und Trends ..........................................................7
Politik: Out, aber eher steigendes Vertrauen ................................................7
Die Bilanz.......................................................................................................9
2.
EINLEITUNG
11
2.1. Auftrag und Methode..........................................................................11
2.2. Die Befragten ......................................................................................11
2.3. Die Datenbasis ....................................................................................12
3.
BEFUNDE 14
3.1. Übersicht .............................................................................................14
3.2. Zukunft – Beruf - Bildung ....................................................................14
3.2.1.1.
Die Zwischenbilanz
32
3.3. Medien und Kommunikation ...............................................................34
3.3.1.1.
Die Zwischenbilanz
38
3.4. Politik: Probleme und Ansichten .........................................................38
3.4.1.1.
Die Zwischenbilanz
4.
SYNTHESE
5.
ANHANG 50
47
48
5.1. Berechnung der Indices ......................................................................50
5.1.1. Index "Umweltaffinität" ...........................................................50
5.1.2. Index "soziales Engagement" ..................................................50
5.1.3. Index "politisches Engagement" .............................................51
5.2. gfs.bern-Team .....................................................................................53
Bern, den 19. Juni 2012
Copyright by gfs.bern
Für die Publikation bestimmt
Publikation im Rahmen des bulletins der Credit Suisse
1. Wichtigstes in Kürze
Zielsetzung und Methode
Das Credit Suisse Jugendbarometer soll einen Einblick in die Lebensweise und
Ansichten der 16- bis 25-jährigen EinwohnerInnen der Schweiz geben. Lebensstile, Hoffnungen, Trends, Beruf und Zusammenleben sowie das Kommunikationsverhalten sind strukturelle Fragestellungen. Speziell für 2012 wurden Fragen zur Berufsorientierung und dem Umgang mit Zielen gestellt. Wegen der
hohen Online-Affinität der Jungen wurde die Befragung online durchgeführt,
wobei die Teilnehmenden über verschiedene Wege rekrutiert wurden.
Die Online-Befragung selbst fand zwischen März und April 2012 statt. Die Auswertung umfasst 1000 befragte EinwohnerInnen der Schweiz zwischen 16 und
25 Jahren aus allen drei Landesteilen. Die Auswertungen basieren auf einem
gewichteten File, womit die Struktur der Stichprobe bezüglich Geschlecht,
Ausbildung und Sprachregion optimiert wurde. Die Studie ist vergleichbar mit
den ersten beiden Erhebungswellen 2010 und 2011.
Zukunft – Beruf – Bildung: Klare Vorstellungen,
aber Beruf nicht im Zentrum
Unverändert übt der klassische bürgerliche Lebensentwurf eine hohe Attraktivität auf die Jugendlichen in der Schweiz aus. Im innersten Kreis von Familien
und - für dieses Alterssegment typisch - Freunden werden Überzeugungen
entwickelt. Insbesondere sind Werte wie Ehrlichkeit und Toleranz, die in diesem inneren Kreis gelten, für die Jungen heute schon zentral. Während im
Beruflichen Vieles noch nicht so genau definiert ist, bestehen in Teilbereichen
schon festere Überzeugungen: Eine eigene Familie (besonders wichtig für die
Hälfte der Frauen), gute Freunde und eine eigene Wohnung/Haus gehören zur
typischen Lebensvorstellung der Jugendlichen im Jahr 2012.
3
Grafik 1
Ziele im Leben (1)
"Wenn Sie an Ziele in Ihrem Leben denken: Was streben Sie unbedingt an, was wünschen Sie sich auf
keinen Fall und wo werden Sie je nach Lauf der Dinge erst in Zukunft spontan entscheiden?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
49
eigene Träume verfolgen
Freizeit und Beruf im
Gleichgewicht halten
45
eigenes Haus / eigene Wohnung
44
37
36
viele verschiedene Dinge
ausprobieren und entdecken
23
den eigenen Talenten nachgehen
22
unbedingtes Ziel
tendenziell kein Ziel
war nicht mein Ziel, habe es aber erreicht
4
19
44
13
44
21
tendenzielles Ziel
auf keinen Fall ein Ziel
weiss nicht/keine Antwort
5 1
5 21
17
48
21
4 1 41
16
31
27
den nachfolgenden Generationen
eine intakte Umwelt hinterlassen
9
30
42
Familie mit Kindern
11
7
2 21
10
3 12
6
2 41
entscheide ich je nach Lauf der Dinge
habe ich als Ziel gesteckt und erreicht

gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = 1000)
Der Beruf selbst steht in der Ausrichtung zwar nicht im Zentrum, aber weit
oben. Der Beruf ist letztlich ein Konzept der Selbstverwirklichung hinter Familien und Freunden. Ganz klar im Zentrum steht dabei die Balance zwischen
Freizeit und Beruf. Rein berufliche Ziele und der berufliche Ehrgeiz haben aber
für Jugendliche wenn schon in den letzten Jahren eine tendenziell leicht steigende Bedeutung,
Grafik 2
Trend Vorstellungen des Lebens: Wirtschaft/Beruf
"Jeder Mensch hat bestimmt Vorstellungen, die sein Leben und Verhalten bestimmen. Wenn Sie daran denken, was Sie in
Ihrem Leben anstreben: Wie wichtig sind dann die folgenden Dinge für Sie persönlich?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren,
Anteile äusserst und sehr wichtig addiert
82
85
75
77
60
59
23
Aug./Okt.2010
einen spannenden Beruf haben
87
77
65
40
40
23
21
Mai 2011
eine gute Aus- bzw. Weiterbildung
erhalten
gesteckte Ziele mit Fleiss erreichen
Karriere machen
öffentliche Anerkennung
März/April 2012
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = ca. 1000)
Dieses Wertgebäude ist relativ stabil, während die Jungen in anderen Lebensbereichen eine deutlich höhere Flexibilität an den Tag legen. Sie wollen – mit
4
grosser Wahrscheinlichkeit nicht anders als alle jungen Menschen - noch Vieles
entdecken und ausprobieren. Wie die Entwicklung konkret vonstatten gehen
wird und aussehen soll, bleibt damit flexibel. Dass diese unsichere Entwicklung
aber auf starken Überzeugungen fusst, unterstreichen viele Befragte deutlich.
Grafik 3
Aussagen Zukunftspläne (1)
"Wenn Sie an Ihre Pläne im Leben denken: Wie stark treffen die folgenden Aussagen auf Ihre Zukunftspläne zu?"
viele Ideen / Dinge ausprobieren "Ich habe viele Ideen und will verschiedene Dinge im Leben ausprobieren."
Ziele sind tiefste Überzeugungen "Meine Ziele entsprechen meinen tiefen Überzeugungen."
Ziele so flexibel wie möglich "Ich versuche mit meinen Zielen so flexibel wie möglich zu sein und passe mich der Situation an."
klare Lebensvorstellung "Ich habe eine klare Lebensvorstellung und versuche meine Ziele auch gegen Widerstand zu realisieren."
glücklich, wenn gleich gutes Leben wie Eltern "Ich bin glücklich, wenn ich ein gleich gutes Leben wie meine Eltern führen kann."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
viele Ideen / Dinge
ausprobieren
Ziele sind tiefste
Überzeugungen
Ziele so flexibel wie möglich
klare Lebensvorstellung
glücklich, wenn gleich gutes
Leben wie Eltern
trifft voll zu
trifft eher zu
2
51
33
7
53
25
51
24
33
weiss nicht/keine Antwort
40
trifft eher nicht zu
2
13
2
2
19
3
3
19
3
19
3
55
21
12
5
trifft überhaupt nicht zu
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = 1000)
Für Viele sind Ausbildungen oder Weiterausbildungen und nicht die Berufstätigkeit zentraler Lebensinhalt, weshalb es auch einfach erklärbar ist, dass rein
berufliche Ziele wie beispielsweise die Karriere noch kaum zuoberst bei den
Zielen oder Lebensvorstellungen stehen. Immerhin sind sich klare Mehrheiten
sicher, was ihre Aus- und Weiterbildung und ihre Berufsziele betrifft. Eine hoher Anteil stimmt aber auch der Aussage zu, dass die heutige Wirtschaftslage
zu unsicher ist, um mit festen Plänen durch Leben zu gehen.
5
Grafik 4
Aussagen Zukunftspläne (2)
"Wenn Sie an Ihre Pläne im Leben denken: Wie stark treffen die folgenden Aussagen auf Ihre Zukunftspläne zu?"
Verantwortung übernehmen "Ich will Verantwortung für die Gesellschaft und die Umwelt übernehmen."
Pläne mehrfach angepasst "Ich habe meine Pläne und Ziele schon mehrmals angepasst."
Aus- und Weiterbildung sicher "Ich bin absolut sicher, was meine Aus- und Weiterbildung betrifft."
Berufsziele sicher "Ich bin absolut sicher, was meine Berufsziele betrifft."
Absicherung durch Eltern "Falls ich meine Ziele nicht erreiche, können mich meine Eltern absichern."
zu unsichere Wirtschaftslage "Die heutige Wirtschaftslage ist zu unsicher, um mit festen Plänen durchs Leben zu gehen."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
Verantwortung übernehmen
Pläne mehrfach angepasst
Aus- und Weiterbildung sicher
21
Berufsziele sicher
20
zu unsichere Wirtschaftslage
für feste Pläne
trifft voll zu
trifft eher zu
weiss nicht/keine Antwort
10
36
9
34
11
16
26
7
34
17
Absicherung durch Eltern
11
27
3
39
10
26
2
41
6
27
3
45
19
5
23
5
53
14
trifft eher nicht zu
trifft überhaupt nicht zu
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = 1000)
Wer beispielsweise als ArbeitgeberIn hohe Leistungsbereitschaft der Jungen
einfordert muss sich auch gewahr sein, dass es der Wirtschaft nicht gelingt, ein
Gefühl zu vermitteln, dass sie auf die Jungen angewiesen ist. Die Jungen umgekehrt sind sich sehr bewusst, dass die Wirtschaft Flexibilität fordert und diese Flexibilität wird auch angeboten. Es ist ein Spiel zwischen Angebot und
Nachfrage.
Grafik 5
Aussagen Zukunftspläne (3)
"Wenn Sie an Ihre Pläne im Leben denken: Wie stark treffen die folgenden Aussagen auf Ihre Zukunftspläne zu?"
Gesellschaft: Gefühl angewiesen zu sein "Die Gesellschaft gibt mir das Gefühl, dass sie auf mich angewiesen ist."
Ziele unwichtig, Leben geniessen "Ziele sind unwichtig, ich will das Leben jeden Moment geniessen."
Wirtschaft: Gefühl angewiesen zu sein "Die Wirtschaft gibt mir das Gefühl, dass sie auf mich angewiesen ist."
Absicherung durch Staat "Falls ich meine Ziele nicht erreiche, kann mich der Staat absichern."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
Gesellschaft: Gefühl
angewiesen zu sein
5
Ziele unwichtig, Leben
geniessen
Wirtschaft: Gefühl
angewiesen zu sein
27
10
5
Absicherung durch Staat 2
trifft voll zu
trifft eher zu
9
21
19
4
10
21
41
21
44
37
18
weiss nicht/keine Antwort
18
29
29
trifft eher nicht zu
30
trifft überhaupt nicht zu
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = 1000)
Prägend für die Schweizer Verhältnisse ist die hohe Bedeutung der Lehre. Damit werden sehr viele Junge früh mit den Anforderungen der ArbeitgeberInnen
konfrontiert. Wer damit gut zurechtkommt und nach der Lehre sogar noch eine
6
weiterführende Ausbildung macht, zeigt in unserer Befragung die stärkste positive Leistungsbereitschaft. Am stärksten die Selbstverwirklichung oder immaterielle Ziele respektive die Traumverwirklichung streben Junge vor der Lehre
oder auf dem akademischen Weg an.
Kommunikation: Lifestyle und Trends
Kommunikationsmittel definieren einen grossen Teil der aktuellen Trends. Es
sind gleichzeitig Lifestyle-Produkte und Austauschmittel zu dem, was den Jungen am Wichtigsten ist: Der Austausch und das Erlebnis mit den Nächsten.
Während Freunde auf sehr hohem Niveau konstant sehr bedeutend sind,
wechseln die Trends für das Austauschmedium mit ihnen sehr rasch. Dabei
stechen im Vorjahresvergleich Smartphones und News-Apps eindeutig heraus.
Die Verbreitung nimmt stark zu und der Zugang zu News wird verstärkt über
Apps gesucht. Das dürfte auch den anhaltenden Trend zum mehrmals täglichen
Informationskonsum mit erklären.
Grafik 6
Trends alle Lebensbereiche: Kommunikation
"Wir haben hier eine Liste von ganz unterschiedlichen Dingen im Leben aufgelistet. Beurteilen Sie, ob diese in Ihrem privaten
Umfeld in oder out sind und gleichzeitig, wie Sie selbst dazu stehen."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren, in & nutze ich selbst
92
87
92
88
88
84
80
81
81
77
76
76 77
67
70
65
53
47
42
E-Mail
Fernsehen
Facebook
Musik runterladen
42
40
41
SMS
39
34
Smartphones wie iPhone oder
Android
Festnetz-Telefon
18
19
18
Filme runterladen
Von Hand geschriebene Briefe
Aug./Okt.2010
Mai 2011
März/April 2012
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = ca. 1000)
Uneinheitlich ist das Bild bezüglich Facebook. Weiterhin steigt die Mitgliederzahl leicht an und auch als Informationsquelle hat Facebook eine gewisse Bedeutung. Die Nutzung steigt aber nicht mehr an, und als Medium zum Austausch mit Freunden nimmt die Bedeutung von Facebook zurzeit eher wieder
ab.
Politik: Out, aber eher steigendes Vertrauen
Während Kommunikation und Medien einen grossen Teil der aktuellen Trends
bestimmen, hat die Politik eine sehr geringe Priorität im Leben der Jugendlichen. Sie gilt nach Drogen und SUV’s am stärksten als „out“.
7
Grafik 7
Top-Ten: Nicht-Trends aller Lebensbereiche: out und nicht genutzt
"Wir haben hier eine Liste von ganz unterschiedlichen Dingen im Leben aufgelistet. Beurteilen Sie, ob diese in Ihrem privaten
Umfeld in oder out sind und gleichzeitig, wie Sie selbst dazu stehen."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
57
Drogen konsumieren
48
Geländewagen/SUV
Rauchen
45
an politischen Demonstrationen
teilnehmen
45
44
von Hand geschriebene Briefe
Hausfrau sein und auf Erziehung
konzentrieren
39
35
E-Bikes/Bikes mit Elektroantrieb
Hausmann sein und sich ganz
auf die Erziehung konzetrieren
33
online gamen/Multiplayer-Spiele
nutzen
31
Schweizer Traditionen pflegen
31
out und nicht genutzt
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = 1000)
In der Breite gibt es keine Anzeichen einer Auflehnung der Jugendlichen im
politischen Sinn. Das Vertrauen in das Schweizer Staatswesen ist eher im Steigen begriffen. Die Schweiz steht international gut da und die Sorgen um die
eigene Arbeit nehmen ab. Das definiert das positive Lebensgefühl der Jungen
deutlich stärker als die Auflehnung gegen als repressiv empfundene Regelungen der Nachtruhe. Steigend sind allerdings die Sorgen im Bereich des Asylwesens und der Wirtschaftsentwicklung generell. Hier reagieren die Jugendlichen auf aktuelle Debatten.
Grafik 8
Trend wichtigste Probleme Top Ten
"Auf dieser Liste sehen Sie einige Themen, über die in der letzten Zeit viel diskutiert und geschrieben worden ist: Sehen Sie
sich bitte die gesamte Liste an, und wählen Sie dann aus dieser Liste jene fünf wichtigsten Punkte aus, die Sie persönlich als
die fünf wichtigsten Probleme der Schweiz ansehen."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
44
45
AusländerInnen, Integration von
AusländerInnen/ Personenfreizügigkeit
44
AHV/Altersvorsorge
42 42
39
36
34
29
27
22
22
22
20
15 15
13 13
Aug./Okt.2010
19
18
34
Arbeitslosigkeit/ Jugendarbeitslosigkeit
32
Flüchtlinge/Asylfragen
30
Umweltschutz/ Klimaerwärmung/
Umweltkatastrophen
29
21
24
20
19 19
9
Mai 2011
März/April 2012
Energiefragen/Kernenergie/
Versorgungssicherheit
Schul- und Bildungswesen
Sicherung der Sozialwerke AHV+IV/ Soziale
Sicherheit
Löhne
Wirtschaftskrise/Wirtschaftsentwicklung/
Konjunktur
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = ca. 1000)
8
Es ist ihnen damit mit hoher Wahrscheinlichkeit bewusst, dass sie in der
Schweiz bisher privilegiert sind, wenn man es mit einigen EU-Ländern vergleicht. Hauptsorge bleiben AusländerInnen und die Integration, selbst wenn im
Trend das Verhältnis leicht harmonischer wahrgenommen wird als noch vor
zwei Jahren.
Die Bilanz
In Thesenform fassen wir unsere Erkenntnisse für das Jahr 2012 wie folgt zusammen:
These 1
Junge haben feste Zukunftspläne, sind aber in beruflichen Fragen flexibel. Die
Flexibilität ist sowohl eine Reaktion auf Angebot und Nachfrage der Wirtschaft,
wie auch der Lebenssituation zwischen Aus- und Weiterbildung und Beruf angepasst.
Der Beruf muss bei aller Flexibilität in die fixe Zukunftsvorstellung bezüglich
Freunden und Familien passen und die Work-Life-Balance ist ein zentrales Element der beruflichen Zukunft. Für die Ausbildung und den Berufsweg investieren Schweizer Jugendliche zwar viel, der Karriere wird aber bei weitem nicht
alles untergeordnet.
These 2
In der Schweiz lassen sich drei Orientierungen unterscheiden, wobei eine NoFuture-Haltung oder eine reine Spassorientierung nicht verbreitet sind:
 Besonders leistungsorientiert und optimistisch in Berufsfragen sind Junge,
welche nach der Lehre eine Weiterausbildung machen. Sie haben oft ihren
Platz in der Wirtschaftswelt bereits gefunden.
 Besonders auf eine Selbstverwirklichung über den Berufsweg achten Junge
im Gymnasium und auf dem universitärem Weg. Sie haben hohe Erwartungen an (künftige) Arbeitgeber.
 Besonders pragmatisch ohne weitergehende ideologische Erwartungen an
den Beruf sind Junge vor- in der oder nach der der (ersten) Lehre.
These 3
Das duale System der Schweiz und die geringe Jugendarbeitslosigkeit fördern
eine pragmatische Berufssicht der Jungen mit generell hoher Leistungsbereitschaft.
Statt von Maybe-Generation muss in der Schweiz von der Hands-OnGeneration gesprochen werden.
9
These 4
Wer in den Neunzigerjahren geboren wurde, erlebte beim Erwachsenwerden
mehrere internationale Wirtschaftskrisen mit bisher nur punktuellen Auswirkungen auf die Schweiz. Sie sind darauf eingestellt, dass sie die Wirtschaft
zwar nicht willkommen heisst, dass sie sich aber einen Platz erarbeiten können.
Das unterscheidet sie von den in den Achtzigern Geborenen: Diese wurden
während der Schweizer Wachstumskrise erwachsen, hatten grössere Angst,
keine Stelle zu finden, und entwickelten deutlich stärkere berufliche und wirtschaftliche Sicherheitsbedürfnisse.
These 5
Trends werden heute stark durch Kommunikationsmittel geprägt und sind in
Bewegung. Smartphones und das Abrufen von News unterwegs sind aktuell
noch mehr im Trend als das auf hohem Niveau stagnierende Facebook.
These 6
Die Jungen bleiben auffallend unpolitisch und Politik ist nicht im Trend. Die
Eurokrise hat aber das Vertrauen in die Schweizer Politik eher gestärkt.
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2. Einleitung
2.1. Auftrag und Methode
Das dritte Credit Suisse Jugendbarometer soll einen Einblick in die Lebensweise und Ansichten der 16- bis 25-jährigen Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz geben. Konkret interessieren die folgenden Bereiche:

Was für ein Leben wünschen sich die Jungen und was für Hoffnungen
haben sie?

Wie ist das Zusammenleben der Jungen, was unternehmen sie wenn
Sie ausgehen? Wie kommen Sie mit verschiedenen Gruppen aus? Wie
stehen sie zu Ausländerinnen und Ausländern, zur Gleichberechtigung
und zu älteren Menschen? Was für Sorgen haben Sie?

Was ist der Zeitgeist der Jungen über mehrere Lebensbereiche hinweg?
Was ist "in" und was ist "out"? Wie aktiv sind die Jungen von heute?

Wie informieren sich Jugendliche und welche Kanäle nutzen sie für interpersonelle Kommunikation? Welche Medien werden von Jugendlichen
konsumiert und welche Inhalte interessieren sie?

Zuletzt interessieren Ausbildung, Arbeit, Beruf und Finanzen: Wie glücklich sind die Jungen mit ihrer Arbeit und wie kommen sie mit dem Geld
zurecht? Was würden Jugendliche mit einer unerwarteten Geldquelle
anstellen?

Als Spezialteil für das Jahr 2012 haben wir vertieft Fragen zu Beruf und
(beruflichen) Lebensentwürfen der Jugendlichen gestellt.
Diese Fragestellungen sollen weiterhin jährlich erhoben werden, was Aussagen
über die Zeit hinweg ermöglicht. Dies dürfte vor allem bei den Einschätzungen
zu den Trends von Bedeutung sein, wo eine gewisse Dynamik erwartet werden kann. Solche Trendaussagen sind 2012 erstmals möglich, da nun drei
Messpunkte vorliegen.
Eine weitere Dimension ist der internationale Vergleich. Wie im Vorjahr wurden
auch 2011 weitestgehend vergleichbare Studien in Brasilien und den USA
durchgeführt, was neben dem zeitlichen auch einen geografischen Vergleich
ermöglicht und die Resultate in einen weiteren Kontext einbettet.
Für die Fragebogenerstellung wurde auf die Studien von gfs.bern aufgebaut
sowie Inputs aus der 15. Shell-Jugendstudie verarbeitet. 2010 wurden zusätzlich mehrere Expertinnen- und Expertengespräche und schliesslich auch mehrere Gespräche mit Jungen mit unterschiedlichen Bildungsniveaus aus verschiedenen Regionen der Schweiz geführt. Der Fragebogen resultierte aus
diesen Gesprächen, den Kundenwünschen sowie den Inputs aus vergleichbaren Jugendstudien.
2.2. Die Befragten
Es gibt verschiedene sozialwissenschaftliche Definitionen der Jugend. In der
Regel wird das Alter von 13 bis 21 Jahren als "Jugend" bezeichnet. Wir haben
den Fokus der Befragung auf drei bis vier Jahre Ältere gelegt. Damit ist gegen
oben etwas mehr als die sozialwissenschaftlich übliche Definition der Jugend
befragt worden. Dies erklärt sich einerseits durch die durchschnittlich länger
werdenden Ausbildungswege und andererseits durch den Fokus der Studie auf
11
die Zeit nach der obligatorischen Schulzeit mit Ausbildung und Berufswahl –
dies wiederum erklärt, dass wir erst Junge ab 16 Jahren befragten.
Im vorliegenden Bericht bezeichnen wir demnach die 16- bis 25-jährigen Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz als "Jugend". Im international vergleichenden Teil präzisieren wir die Herkunft jeweils explizit.
2.3. Die Datenbasis
Aufgrund der hohen Internetaffinität von jungen Menschen haben wir uns für
eine Online-Befragung entschieden. Dabei wurde ein Teil der Befragten aufgrund der Erfahrungen aus dem Vorjahr mittels Zufallsverfahren frühzeitig telefonisch rekrutiert. Allerdings war die Zielgruppe, wie bereits letztes Jahr, nicht
nur schwierig zu erreichen, sondern auch schwer von der Teilnahme zu überzeugen. Die Incentivierung war eine grosse Hilfe, die Jugendlichen von einer
Teilnahme zu überzeugen. Weiter hat sich ein Teil der Studienteilnehmenden
aus dem Vorjahr damals bereit erklärt, auch 2012 wieder teilzunehmen. Diese
Personen bilden ein Panel, das als Teil der Stichprobe (57%) mit in die Auswertungen eingeflossen ist. Durch die Kombination von telefonischer Rekrutierung
und Rekrutierung auf der Strasse (18%), Schneeballverfahren und Panel konnte
die angestrebte Zahl an Befragten 2012 ohne grössere Zusatzanstrengungen
erreicht werden. Das kombinierende Vorgehen bei der Rekrutierung hat sich
bewährt, und auch die angebotenen Incentives wurden von den Befragten geschätzt.
Verzerrungen im Sample, die sich aus der Kombination verschiedener Rekrutierungsmethoden ergeben haben, waren weit weniger stark als 2010 und vergleichbar mit 2011. Sie wurden mittels Gewichtungsfaktoren korrigiert. Somit
basieren die Auswertungen auf einem gewichteten File, womit die Struktur der
Stichprobe bezüglich Geschlecht, Ausbildung und Sprachregion optimiert wurde. Die Studie ist vergleichbar mit den beiden ersten Erhebungswellen 2010
und 2011.
Sowohl die externe und interne Validität wie auch die Reliabilität der Daten
wurden geprüft. Aufgrund der Resultate und des Vergleichs beispielsweise mit
dem Sorgenbarometer, der Shell-Jugendstudie 2006 und auch den Daten, die
für den internationalen Teil erhoben wurden, können wir davon ausgehen, dass
die Daten plausibel und Rückschlüsse auf die Realität möglich sind.
Die Online-Befragung selbst fand zwischen März und Mai 2012 statt. Die Auswertung umfasst 1‘000 befragte EinwohnerInnen der Schweiz zwischen 16
und 25 Jahren aus allen drei Landesteilen.
12
Tabelle 1
Technischer Kurzbericht alle Wellen
Jugendbarometer
Erhebungswelle
Land
Zeitraum
Interview-Sprachen
Auswahlverfahren
Erhebungsart
Grundgesamtheit
Datenquellen
Sample
Theoretischer Stichprobenfehler
Mittlere Dauer (inhaltliche Fragen)
Gewichtung
Incentives
Auftraggeber
Publikation
1. Welle - 2010
Schweiz
30. August-31. Oktober 2010
Deutsch, Französisch, Italienisch
Geschichtete Zufallsauswahl
anhand verschiedener Verfahren,
Teil als (externes) Panel
Online-Befragung
EinwohnerInnen der Schweiz
zwischen 16 und 25 Jahren
Online-Panel (extern): n=370,
CATI / Schneeballverfahren:
n=641
N=1011
3.1 Prozentpunkte bei 50/50
2. Welle – 2011
Schweiz
16. März – 4. Mai 2011
Deutsch, Französisch, Italienisch
Geschichtete Zufallsauswahl
anhand verschiedener Verfahren, Teil als (internes) Panel
Online-Befragung
EinwohnerInnen der Schweiz
zwischen 16 und 25 Jahren
Panel: n=364, CATI / Schneeballverfahren / Strassenrekrutierung: n=648
N=1012
3.1 Prozentpunkte bei 50/50
3. Welle - 2012
Schweiz
5. März-17. April 2012
Deutsch, Französisch, Italienisch
Geschichtete Zufallsauswahl
anhand verschiedener Verfahren, Teil als (internes) Panel
Online-Befragung
EinwohnerInnen der Schweiz
zwischen 16 und 25 Jahren
Panel: n=570, CATI / Schneeballverfahren / Strassenrekrutierung: n=430
N=1000
3.2 Prozentpunkte bei 50/50
35 Minuten
38 Minuten
36 Minuten
Geschlecht, Ausbildung, Sprachregion (gemäss Volkszählung
2000)
1 Kinoeintritt, Verlosung 3 i-pads
Credit Suisse
Bulletin der Credit Suisse
Geschlecht, Ausbildung, Sprachregion (gemäss Volkszählung
2000)
1 Kinoeintritt, Verlosung 3 i-pads
Credit Suisse
Bulletin der Credit Suisse
Geschlecht, Ausbildung, Sprachregion (gemäss Volkszählung
2000)
1 Kinoeintritt, Verlosung 3 i-pads
Credit Suisse
Bulletin der Credit Suisse
©gfs.bern, Credit Suisse Jugendbarometer, März/April 2012
13
3. Befunde
3.1. Übersicht

Die beruflichen Ausrichtungen und Lebensentwürfe als Spezialteil des
dritten Jugendbarometers werden zusammen mit den wichtigsten Entwicklungen bei den Vorstellungen des Lebens, den Hoffnungen und
Werten im ersten Teil (Kapitel 3.1.) behandelt. Gemeinsam bilden diese
Erkenntnisse den Schwerpunkt der Berichterstattung.

Medienkonsum und Kommunikation sind Inhalte des Kapitels 3.2.

Kapitel 3.3 behandelt das Thema Politik anhand von Problemen und politischen Ansichten.
3.2. Zukunft – Beruf - Bildung
Die Zuversicht der Schweizer Jugend ist tendenziell steigend und umfasst zwei
Drittel der Jugendlichen. Nur sehr geringe sehen die eigene Zukunft düster.
Grafik 9
Trend Meinung eigene Zukunft
"Wie sieht Ihrer Meinung nach Ihre eigene Zukunft aus? Sehen Sie zum jetzigen Zeitpunkt die Zukunft eher düster, eher
zuversichtlich oder gemischt – mal so mal so?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
1
1
1
keine Angabe
62
64
66
eher zuversichtlich
gemischt - mal so mal
so
33
32
4
3
Aug./Okt.2010
Mai 2011
29
düster
4
März/April 2012
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = ca. 1000)
Gegenüber der Gesellschaft sind die Haltungen etwas zurückhaltender, aber
auch hier ist der Anteil tendenziell sinkend, welche ein düsteres Bild der gesellschaftlichen Zukunft malt. Insgesamt lässt sich aus dieser Optik gegenüber der
eigenen und der gesellschaftlichen Zukunft ein zurückhaltender, aber trotz Euro-Krise steigender Optimismus ablesen.
14
Grafik 10
Trend Meinung Zukunft der Gesellschaft
"Und wie ist es mit der Zukunft unserer Gesellschaft? Ist diese eher düster, eher zuversichtlich oder gemischt – mal so mal
so?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
3
3
3
keine Angabe
26
31
31
eher zuversichtlich
46
45
46
gemischt - mal so mal
so
eher düster
25
Aug./Okt.2010
21
20
Mai 2011
März/April 2012
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = ca. 1000)
Die am meisten verbreiteten Zukunftsentwürfe der Jugendlichen lassen sich
als Mix zwischen gegen innen empfundener Überzeugung und gegen aussen
gelebter Flexibilität zusammenfassen. Vieles will ausprobiert sein und die Ziele
sollen so flexibel wie möglich an die Situation angepasst werden. Trotzdem
entsprechen die Ziele den tiefsten Überzeugungen und einer klaren Lebensvorstellung, die zur Not auch gegen Widerstand realisiert wird.
Für einen Drittel der Jugendlichen trifft zudem die Aussage voll und ganz zu,
dass sie glücklich sind, wenn es ihnen im Leben gleich gut ergeht wie den Eltern.
15
Grafik 11
Aussagen Zukunftspläne (1)
"Wenn Sie an Ihre Pläne im Leben denken: Wie stark treffen die folgenden Aussagen auf Ihre Zukunftspläne zu?"
viele Ideen / Dinge ausprobieren "Ich habe viele Ideen und will verschiedene Dinge im Leben ausprobieren."
Ziele sind tiefste Überzeugungen "Meine Ziele entsprechen meinen tiefen Überzeugungen."
Ziele so flexibel wie möglich "Ich versuche mit meinen Zielen so flexibel wie möglich zu sein und passe mich der Situation an."
klare Lebensvorstellung "Ich habe eine klare Lebensvorstellung und versuche meine Ziele auch gegen Widerstand zu realisieren."
glücklich, wenn gleich gutes Leben wie Eltern "Ich bin glücklich, wenn ich ein gleich gutes Leben wie meine Eltern führen kann."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
viele Ideen / Dinge
ausprobieren
33
Ziele sind tiefste
Überzeugungen
25
Ziele so flexibel wie möglich
trifft eher zu
7
51
33
40
weiss nicht/keine Antwort
2
13
2
19
3
3
19
3
19
3
5
trifft eher nicht zu
12
2
55
24
glücklich, wenn gleich gutes
Leben wie Eltern
trifft voll zu
53
21
klare Lebensvorstellung
2
51
trifft überhaupt nicht zu
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = 1000)
Deutlich weniger verbreitet ist allerdings das Gefühl, dass die Eltern absichern
können, wenn sie die Ziele nicht erreichen. Allerdings: Für etwa die Hälfte der
Jugendlichen trifft auch dies zu. Die Überzeugung, flexibel zu sein, drückt sich
indirekt auch bei der eigenen Aus- und Weiterbildung und bei den Berufszielen
aus: Hier sind relevante Teile von über einem Drittel unsicher, wo sie der Weg
hinführen soll. Verantwortung für Mensch und Umwelt ist kein Zukunftsplan für
28% und trifft für Viele nur eher zu.
Grafi 12
Aussagen Zukunftspläne (2)
"Wenn Sie an Ihre Pläne im Leben denken: Wie stark treffen die folgenden Aussagen auf Ihre Zukunftspläne zu?"
Verantwortung übernehmen "Ich will Verantwortung für die Gesellschaft und die Umwelt übernehmen."
Pläne mehrfach angepasst "Ich habe meine Pläne und Ziele schon mehrmals angepasst."
Aus- und Weiterbildung sicher "Ich bin absolut sicher, was meine Aus- und Weiterbildung betrifft."
Berufsziele sicher "Ich bin absolut sicher, was meine Berufsziele betrifft."
Absicherung durch Eltern "Falls ich meine Ziele nicht erreiche, können mich meine Eltern absichern."
zu unsichere Wirtschaftslage "Die heutige Wirtschaftslage ist zu unsicher, um mit festen Plänen durchs Leben zu gehen."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
Verantwortung übernehmen
Pläne mehrfach angepasst
Aus- und Weiterbildung sicher
21
Berufsziele sicher
20
zu unsichere Wirtschaftslage
für feste Pläne
trifft voll zu
trifft eher zu
34
11
7
34
17
Absicherung durch Eltern
weiss nicht/keine Antwort
27
3
39
9
trifft eher nicht zu
10
26
2
41
6
27
3
45
19
5
23
5
53
14
26
36
11
16
10
trifft überhaupt nicht zu
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = 1000)
16
Der nicht sehr deutlich ausgesprochene Wunsch nach Übernahme von Verantwortung scheint umgekehrt noch klarer unausgesprochen seitens der Gesellschaft. Nur ein Drittel der Jugendlichen bemerkt ein Gefühl der Gesellschaft,
auf sie angewiesen zu sein. Nur noch ein knappes Viertel bemerkt dieses Gefühl seitens der Wirtschaft. Am wenigsten von allen Aussagen wird die Absicherungsrolle des Staates geteilt. Nur 23% denken, dass sie der Staat absichern kann, wenn sie die Ziele nicht erreichen.
Grafik 13
Aussagen Zukunftspläne (3)
"Wenn Sie an Ihre Pläne im Leben denken: Wie stark treffen die folgenden Aussagen auf Ihre Zukunftspläne zu?"
Gesellschaft: Gefühl angewiesen zu sein "Die Gesellschaft gibt mir das Gefühl, dass sie auf mich angewiesen ist."
Ziele unwichtig, Leben geniessen "Ziele sind unwichtig, ich will das Leben jeden Moment geniessen."
Wirtschaft: Gefühl angewiesen zu sein "Die Wirtschaft gibt mir das Gefühl, dass sie auf mich angewiesen ist."
Absicherung durch Staat "Falls ich meine Ziele nicht erreiche, kann mich der Staat absichern."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
Gesellschaft: Gefühl
angewiesen zu sein
Ziele unwichtig, Leben
geniessen
Wirtschaft: Gefühl
angewiesen zu sein
5
Absicherung durch Staat 2
trifft voll zu
trifft eher zu
4
21
10
19
18
21
44
21
29
37
10
weiss nicht/keine Antwort
18
41
9
27
5
29
trifft eher nicht zu
30
trifft überhaupt nicht zu
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = 1000)
Zusammenfassend setzen die Jugendlichen der Unsicherheit über die Zukunft
seitens der Wirtschaft und der Gesellschaft zwei Dinge entgegen: persönliche
und individuelle Überzeugungen und hohe Flexibilität. Sie sind verbreitet der
Ansicht, dass ihre Eltern und nicht der Staat sie absichert und sind in ihrer
Mehrheit bereits zufrieden, wenn es ihnen in Zukunft gleich gut wie den Eltern
heute geht.
17
Grafik 14
Ziele im Leben (1)
"Wenn Sie an Ziele in Ihrem Leben denken: Was streben Sie unbedingt an, was wünschen Sie sich auf
keinen Fall und wo werden Sie je nach Lauf der Dinge erst in Zukunft spontan entscheiden?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
49
eigene Träume verfolgen
Freizeit und Beruf im
Gleichgewicht halten
45
eigenes Haus / eigene Wohnung
44
37
36
viele verschiedene Dinge
ausprobieren und entdecken
23
den eigenen Talenten nachgehen
22
unbedingtes Ziel
tendenziell kein Ziel
war nicht mein Ziel, habe es aber erreicht
48
44
tendenzielles Ziel
auf keinen Fall ein Ziel
weiss nicht/keine Antwort
4
19
44
21
5 1
5 21
17
13
21
4 1 41
16
31
27
den nachfolgenden Generationen
eine intakte Umwelt hinterlassen
9
30
42
Familie mit Kindern
11
7
2 21
10
3 12
6
2 41
entscheide ich je nach Lauf der Dinge
habe ich als Ziel gesteckt und erreicht
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = 1000)
Aus der Gesamtübersicht zu den Zielen im Leben lässt sich die Priorität des
Berufs relativ deutlich ablesen:
Am zweitstärksten als unbedingtes oder tendenzielles Ziel wurde die WorkLife-Balance benennt. Die Work-Life-Balance gehört damit zu den wichtigsten
Dingen überhaupt. Es geht also zunächst nicht um eine einseitige Betonung
des Berufs. Der Ausgleich in der Freizeit steht gemessen an den weiteren TopPrioritäten deutlich vor anderen Zielen Das Verfolgen eigener Träume und den
bereits im letzten Jahr sehr stark betonten Wünschen nach eigenem
Haus/eigener Wonung, Familie und einer Famile mit Kindern. Passend zu der
hohen Flexibilität in der Ausrichtung ist auch der stark verbreitete Wunsch,
viele Dinge auszuprobieren und zu entdecken.
18
Grafik 15
Ziele im Leben (2)
"Wenn Sie an Ziele in Ihrem Leben denken: Was streben Sie unbedingt an, was wünschen Sie sich auf
keinen Fall und wo werden Sie je nach Lauf der Dinge erst in Zukunft spontan entscheiden?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
viele Länder und Kulturen
kennenlernen
29
36
43
berufliche Grundausbildung
nicht nach einem sturen Plan
durchs Leben gehen
19
10
20
22
3 3 4
14
26
tendenzielles Ziel
auf keinen Fall ein Ziel
weiss nicht/keine Antwort
7
14
27
35
unbedingtes Ziel
tendenziell kein Ziel
war nicht mein Ziel, habe es aber erreicht
12
6 1 3 13
23
35
11
28
29
40
3 21
8
21
32
16
Karriere im Beruf
6
40
24
einen festen Platz in der
Gesellschaft haben
die Welt verbessern / für soziale
Gerechtigkeit kämpfen
17
17
fachspezifische Weiterbildung
21
2 12
21
5
2
entscheide ich je nach Lauf der Dinge
habe ich als Ziel gesteckt und erreicht
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = 1000)
Erst auf den Plätzen neun respektive zehn folgen die berufliche Grundausbildung und die fachspezifische Weiterbildung. Das entspricht der verbreiteten
Lebenssituation der Befragten. Dies ist noch wichtiger als die Karriere im Beruf,
welche noch etwas über die Hälfte mindestens tendenziell anstreben.
Viele der beruflichen Ziele folgen auf den hintersten Rängen der Prioritäten. Viel
Geld haben, eine akademische Ausbildung, berufliche Auslandaufenthalte,
mehr Wohlstand als die Eltern oder mehrere verschiedene Berufe streben keine Mehrheiten der Jugendlichen mehr an. All diese Ziele übertreffen noch gerade ein anderes Ziel: Kaum jemand will in den Kreis der VIPs aufsteigen.
Grafik 16
Ziele im Leben (3)
"Wenn Sie an Ziele in Ihrem Leben denken: Was streben Sie unbedingt an, was wünschen Sie sich auf
keinen Fall und wo werden Sie je nach Lauf der Dinge erst in Zukunft spontan entscheiden?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
viel Geld haben
10
36
akademische Grundausbildung
(Bachelor)
berufliche Auslandaufenthalte
25
mehr Wohlstand erreichen als
meine Eltern
mehrere verschiedene Berufe 2
in den Kreis der VIPs aufsteigen 2
17
13
höhere akademische Ausbildung
(Master/Doktor/Habillitation)
unbedingtes Ziel
tendenziell kein Ziel
war nicht mein Ziel, habe es aber erreicht
20
35
12
10
22
31
34
34
tendenzielles Ziel
auf keinen Fall ein Ziel
weiss nicht/keine Antwort
6
5
3 21
13
13
16
3
10
40
2
6 13
18
24
21
9
21
32
21
12
22
17
26
16
9
24
313
1
1
1
entscheide ich je nach Lauf der Dinge
habe ich als Ziel gesteckt und erreicht
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = 1000)
19
Ähnlich ist das Bild, wenn es statt um Ziele um Vorstellungen des Lebens geht.
Der spannende Beruf und die gute Aus- oder Weiterbildung stehen weit oben,
nicht aber zuoberst bei den Lebensentwürfen. Nach Freunden, Ehrlichkeit und
Treue steht der spannende Beruf an vierter- die gute Aus- und Weiterbildung
hinter dem Familienleben und dem Lebensgenuss an sechster Stelle. Indirekt
mit der Berufswelt in Verbindung gebracht werden können auch das verantwortungsbewusste Leben und Handeln sowie als Persönlichkeit respektiert zu
werden.
Grafik 17
Vorstellungen des Lebens (1)
"Jeder Mensch hat bestimmt Vorstellungen, die sein Leben und Verhalten bestimmen. Wenn Sie daran denken, was Sie in
Ihrem Leben anstreben: Wie wichtig sind dann die folgenden Dinge für Sie persönlich?"
in % EinwoherInnen zwischen 16 und 25 Jahren
66
Freunde haben, auf die man sich verlassen kann
5 11
Ehrlichkeit
54
35
9
11
Treue
53
36
9
2
11
11
8
3
40
einen spannenden Beruf haben
47
56
ein gutes Familienleben/eine gute Partnerschaft führen
eine gute Aus- bzw. Weiterbildung erhalten
34
verantwortungsbewusst leben und handeln
33
als Persönlichkeit respektiert werden
gesund leben
sehr wichtig
sehr unwichtig
33
47
das Leben in vollen Zügen geniessen
äusserst wichtig
eher unwichtig
27
33
43
17
20
47
39
34
42
39
eher wichtig
äusserst unwichtig
22
21
3
17
12
15
121
41
weiss nicht/keine Angabe
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = 1000)
Relativ weit oben steht auch, gesteckte Ziele mit Fleiss zu erreichen. Erneut
kommt dabei die hohe Bedeutung von Zielen zum Ausdruck, selbst wenn man
viele verschiedene Dinge ausprobieren will. Diese Form von Ehrgeiz steht mit
dem verantwortungsbewussten Handeln noch vor der Toleranz, der Selbständigkeit oder der Kreativität. Die (kreative) Selbstverwirklichung ist damit weniger prioritär als die (materielle) Zielverfolgung. Auch politische oder gesellschaftliche Ziele stehen weniger weit oben. Die Umwelt zu schonen ist für die
Schweizer Jugend noch eher wichtiger als spannende Diskussionen, das Bekämpfen von Ungerechtigkeiten oder wohltätige Arbeit.
20
Grafik 18
Vorstellungen des Lebens (2)
"Jeder Mensch hat bestimmt Vorstellungen, die sein Leben und Verhalten bestimmen. Wenn Sie daran denken, was Sie in
Ihrem Leben anstreben: Wie wichtig sind dann die folgenden Dinge für Sie persönlich?"
in % EinwoherInnen zwischen 16 und 25 Jahren
29
42
selbstständig sein
29
40
Phantasie und Kreativität entwickeln
spannende Diskussionen
Missstände/Ungerechtigkeiten in der Welt bekämpfen
benachteiligten Menschen helfen/ Wohltätige Arbeit verrichten
sehr wichtig
sehr unwichtig
10
28
eher wichtig
äusserst unwichtig
12
12
13
21
2
12
31
2
13
21
34
40
36
30
16
10 2 3
28
31
13
9 12
30
34
17
1 7 11
31
36
21
von anderen Menschen unabhängig sein
6 1
24
32
26
möglichst viel von der Welt sehen
141
23
36
23
1 31
30
Toleranz
die Umwelt schonen/schützen
äusserst wichtig
eher unwichtig
43
22
gesteckte Ziele mit Fleiss erreichen
44
weiss nicht/keine Angabe
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = 1000)
Die berufliche Ausrichtung der Jungen ist stabil bis tendenziell steigend gemessen an den Vorstellungen des Lebens. Der spannende Beruf gewinnt etwas an Bedeutung und die gute Aus- bzw. Weiterbildung ist konstant relativ
wichtig. Die gesteckten Ziele mit Fleiss zu erreichen hat im Vorjahresvergleich
an Bedeutung gewonnen. Die Karriere ist konstant für 40% äusserst oder sehr
wichtig. Öffentliche Anerkennung dagegen bleibt ein minderheitlich angestrebte Vorstellung des Lebens.
Noch klarer kommt die geringe politische Ausrichtung bei der Ausrichtung „politisch engagiert sein“ zum Ausdruck. Von allen Vorstellungen des Lebens steht
dieses Engagement an letzter Stelle – hinter sportlichen Erfolgen oder dem
Leben nach religiösen oder spirituellen Werten. Karriere und öffentliche Anerkennung als eher berufliche Ausrichtungen stehen auch weit hinten – wie viel
Geld zu haben oder gut auszusehen. Hedonistische Ausrichtungen im weitesten Sinn (Status, Aussehen, Auffallen, rein materielle Ziele) sind damit insgesamt wenig verbreitet in der Schweiz.
21
Grafik 19
Vorstellungen des Lebens (3)
"Jeder Mensch hat bestimmt Vorstellungen, die sein Leben und Verhalten bestimmen. Wenn Sie daran denken, was Sie in
Ihrem Leben anstreben: Wie wichtig sind dann die folgenden Dinge für Sie persönlich?"
in % EinwoherInnen zwischen 16 und 25 Jahren
ein guter Einwohner/Bürger der Schweiz sein
nicht in der Masse untergehen/ Anders sein
27
13
29
Karriere machen
11
sexuelle Erfahrungen machen
11
17
gut aussehen und begehrt sein
7
18
öffentliche Anerkennung
6
sportliche Erfolge feiern
5
politisch engagiert sein
4
sehr wichtig
sehr unwichtig
10
1
1
35
2
2
26
15
30
20
31
4 4
5 2
24
39
22
41
20
45
16
15
2
33
15
19
2
34
31
14
34
26
7
1
39
29
viel Geld haben
nach meinen religiösen und spirituellen Werten leben können
äusserst wichtig
eher unwichtig
15
2
eher wichtig
äusserst unwichtig
6 3
26
32
21
4
7
12
12
30
13
9
33
12
9
weiss nicht/keine Angabe
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = 1000)
Die berufliche Ausrichtung der Jungen ist stabil bis tendenziell steigend, gemessen an den Vorstellungen des Lebens. Der spannende Beruf gewinnt etwas an Bedeutung und die gute Aus- bzw. Weiterbildung ist konstant relativ
wichtig. Die gesteckten Ziele mit Fleiss zu erreichen hat im Vorjahresvergleich
an Bedeutung gewonnen. Die Karriere ist konstant für 40% äusserst oder sehr
wichtig. Öffentliche Anerkennung dagegen bleibt eine stark minderheitlich angestrebte Vorstellung des Lebens.
Grafik 20
Trend Vorstellungen des Lebens: Wirtschaft/Beruf
"Jeder Mensch hat bestimmt Vorstellungen, die sein Leben und Verhalten bestimmen. Wenn Sie daran denken, was Sie in
Ihrem Leben anstreben: Wie wichtig sind dann die folgenden Dinge für Sie persönlich?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren,
Anteile äusserst und sehr wichtig addiert
82
85
75
77
60
59
23
Aug./Okt.2010
einen spannenden Beruf haben
87
77
65
40
40
23
21
Mai 2011
eine gute Aus- bzw. Weiterbildung
erhalten
gesteckte Ziele mit Fleiss erreichen
Karriere machen
öffentliche Anerkennung
März/April 2012
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = ca. 1000)
Nach Geschlecht zeigen sich nicht starke und systematische Unterschiede in
der Berufsorientierung. Dennoch kann in der Tendenz festgehalten werden,
22
dass eine Karriereorientierung bei den Frauen weniger verbreitet dezidiert vorhanden ist, während die Hälfte der jungen Frauen Familie mit Kindern als unbedingtes Ziel bezeichnen, es unter den jungen Männern jedoch nur ein Drittel ist.
Grafik 21
Ziele im Leben nach Geschlecht
"Wenn Sie an Ziele in Ihrem Leben denken: Was streben Sie unbedingt an, was wünschen Sie sich auf
keinen Fall und wo werden Sie je nach Lauf der Dinge erst in Zukunft spontan entscheiden?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
Karriere / Frau
Karriere / Mann
16
35
23
28
36
26
50
Familie mit Kindern/Frau
17
25
2
1 1
12
17
2
1
2
4
1
Familie mit Kindern/Mann
33
37
unbedingtes Ziel
entscheide ich je nach Lauf der Dinge
auf keinen Fall ein Ziel
war nicht mein Ziel, habe es aber erreicht
22
6
1
2
tendenzielles Ziel
tendenziell kein Ziel
habe ich als Ziel gesteckt und erreicht
weiss nicht/keine Antwort
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (Männer n = 395, Frauen n = 605)
Die Trends in den Finanzaussagen unterstreichen noch etwas die materielle
Ausrichtung und Priorisierung der Jugendlichen. Konstant steht dort zuvorderst,
ein eigenes Haus respektive eine eigene Wohnung zu haben, was in den Zielen
im Leben auch abgebildet ist. Der Spruch „Schaffe, schaffe, Häusle baue“
müsste gemessen an den Prioritäten der Schweizer Jugendlichen eher umgedreht werden: Zuerst das „Häusle“, dann das „Schaffe“.
Noch vor dem möglichen Vermögen kommt das regelmässige Sparen von drei
Vierteln. Spenden oder Anlegen hat dagegen deutlich weniger Priorität.
23
Grafik 22
Trend Finanzaussagen
"Treffen folgende Finanzaussagen bei Ihnen zu?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren, trifft zu
Ich möchte später einmal ein eigenes
Haus/eine eigene Wohnung haben
86
85
86
73
71
75
62
Ich spare regelmässig
Ich möchte später einmal ein
Vermögen haben
62
67
54
47
Ich besitze eine Kreditkarte
46
Ich spende einen Teil meines Geldes
für wohltätige Zwecke
25
25
11
9
Aug./Okt.2010
25
10
11
8
Ich lege mein Geld in InvestmentFonds an
Ich lege mein Geld in Aktien an
8
Mai 2011
März/April 2012
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = ca. 1000)
Um die beruflichen Aussagen und Ausrichtungen der Schweizer Jugendlichen
etwas zu differenzieren, haben wir eine spezielle Aufteilung vorgenommen,
welche abgeschlossene und aktuelle Ausbildung kombiniert. Üblich sind in der
Soziologie Auswertungen nach dem abgeschlossenen Bildungsstand, was allerdings den sehr hohen Anteil Junger, welche sich noch in Ausbildung befinden, nicht adäquat spiegelt. Die Aufteilung trägt zudem dem Umstand Rechnung, dass nach wie vor viele Jugendliche eine Berufslehre machen. Die Hypothese ist, dass die frühen Erfahrungen in der Arbeitswelt gewisse materielle
Möglichkeiten eröffnet und gleichzeitig ein höheres Verständnis zu den Anforderungen der Berufswelt ermöglicht.
Die Aufteilung zeigt, dass knapp die Hälfte der Jugendlichen entweder noch
keine Berufslehre haben (12%: bspw. 10. Schuljahr, Schule, Arbeitslosigkeit), in
der Berufslehre sind oder eine Lehre abgeschlossen haben. Hohe Anteile machen eine Zweitlehre oder eine Weiterausbildung nach der Lehre oder eine
Hochschule/Uni nach der Lehre respektive der Berufsmaturität. Daneben haben
wir die rein akademischen Ausrichtungen abgegrenzt, wobei hier der Abschluss
nicht gesondert ausgewertet wird: Die MaturandInnen oder GymnasiastInnen
und die StudentInnen respektive Junge mit Hochschulabschluss.
24
Grafik 23
Ausbildungsstand – Kombination aus abgeschlossener und aktueller
Ausbildung
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
Hochschule/Uni nach
Lehre
9
(noch) keine
Berufslehre
12
Universität
16
in der Berufslehre
22
Maturität
10
Weiterausbildung nach
Lehre
Zweitlehre
6
10
Lehre abgeschlossen
15
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = 1000)
Frauen sind eher auf dem rein akademischen Weg oder noch verstärkt ohne
Berufslehre als Männer, wobei die Unterschiede eher gradueller Natur sind.
Grafik 24
Ausbildungsstand – Kombination aus abgeschlossener und aktueller
Ausbildung nach Geschlecht
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
10
7
13
19
Hochschule/Uni nach Lehre
8
7
11
Universität
12
Maturität
6
Weiterausbildung nach Lehre
8
Zweitlehre
17
12
Lehre abgeschlossen
20
in der Berufslehre
26
(noch) keine Berufslehre
16
8
Mann
Frau
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = 1000)
Die Unterschiede nach Geschlecht sind teilweise deutlicher, wenn es um das
alltägliche Erleben geht. Eine recht deutliche Mehrheit der Frauen sieht die
Frauen in der Berufswelt als benachteiligt, bei den Männern ist eine (allerdings)
starke Minderheit, welche Frauen in der Berufswelt als benachteiligt erlebt.
25
Grafik 25
Aussagen über Beruf und Ausbildung nach Geschlecht
""Wie einverstanden sind Sie mit den folgender Aussage über Beruf und Ausbildung?"
Benachteiligung als Frau "Frauen werden in der Berufswelt benachteiligt."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
2
14
29
39
überhaupt nicht einverstanden
eher nicht einverstanden
8
weiss nicht/keine Angabe
eher einverstanden
5
46
voll einverstanden
34
15
Frau
Mann
8
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (Männer n = 395, Frauen n = 605)
Bereits eine erste Auswertung zeigt weitgehend unabhängig vom Bildungsstand, dass die Jungen eindeutig auf die Berufswelt ausgerichtet sind. Die Mittelwerte zur Aussage „ich kann nichts mit der Berufswelt anfangen“ variieren
zwischen 5.7 und 17.4 – auf einer Skala von 0 bis 100, wobei in der Gruppe
(noch) keine Berufslehre mit dem höchsten Wert von 17.4 viele SchülerInnen
vertreten sind. Verbreitet, aber nicht stark verbreitet, ist die Ansicht, dass die
aktuelle Situation den eigenen Wünschen entspricht. Diese Aussage steigt
mehr oder weniger mit dem Bildungsstand, wobei die höchsten Zufriedenheitswerte Personen angeben, die nach der Lehre entweder eine Zweitlehre
oder aber eine Hochschule/Uni besuchen.
Die extreme Unsicherheit in Berufsfragen muss eindeutig relativiert werden.
Sie ist noch etwas verbreitet bei Jungen, die (noch) keine Berufslehre haben
oder bei MaturandInnen, teils bei Studierenden. Sie ist aber bei den Personen,
die eine Lehre machen oder machten, deutlich unter 50.
26
Grafik 26
Zutreffende Aussagen nach Ausbildungsstand
"Wie stark treffen folgende Dinge für Sie zu? Sie können zwischen 0 und 100% eine Schätzung abgeben."
aktuelle Situation entspricht meinen Wünschen "Die aktuelle Situation entspricht all meinen heutigen Wünschen."
berufliche Zukunft unklar "Ich weiss nicht, wie meine berufliche Zukunft aussieht."
nichts mit Berufswelt anzufangen "Ich kann nichts mit der Berufswelt anfangen."
in Mittelwerten EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
63.4
59.2
57.2
56
62.2
53.1
52.4
49.5
aktuelle Situation
entspricht meinen
Wünschen
28.4
berufliche Zukunft
unklar
33.4
29.8
Hochschule/Uni nach Lehre
Universität
Maturität
41.3
47.3
Weiterausbildung nach Lehre
44.2
42.1
50.9
Zweitlehre
Lehre abgeschlossen
8.4
14.7
16.1
7.0
10.0
5.7
12.2
17.4
nichts mit Berufswelt
anzufangen
0.0
20.0
in der Berufslehre
(noch) keine Berufslehre
40.0
60.0
80.0
100.0
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = 1000)
Beruf ist Teil der Selbstverwirklichung, was auch bei der hohen Unterstützung
der Aussage zum Ausdruck kommt, dass der Beruf gewechselt werden soll,
wenn man keine Freude mehr daran hat. Wer Freude am Beruf hat, der hat
auch Erfolg. Diese Überzeugung teilen ebenfalls grosse Mehrheiten und Lehrlinge und LehrabgängerInnen in besonders starkem Ausmass. Auf eine lebenslange Weiterbildung stellen sich auch die Meisten ein. Allenfalls sind es Personen in der ersten Lehre und möglicherweise in eher klassischen Berufen, die
sich etwas weniger stark darauf einstellen.
Grafik 27
Aussagen über Beruf und Ausbildung nach Ausbildungsstand (1)
"Wie einverstanden sind Sie mit den folgenden Aussagen über Beruf und Ausbildung?"
ohne Freude = Berufswechsel "Wer keine Freude am Beruf hat, sollte ihn wechseln."
beruflicher Erfolg "Wer etwas gerne macht, hat auch beruflichen Erfolg."
lebenslange Weiterbildung "Man muss sich ein Leben lang weiterbilden."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren, Anteil voll einverstanden / eher einverstanden
Hochschule/Uni nach Lehre
86
ohne Freude =
Berufswechsel
83
91
92
97
95
91
96
91
92
87
95
89
95
88
88
beruflicher Erfolg
85
85
lebenslange
Weiterbildung
91
88
73
0
10
20
30
40
50
60
70
96
96
97
80
90
Universität
Maturität
Weiterausbildung nach Lehre
Zweitlehre
Lehre abgeschlossen
in der Berufslehre
(noch) keine Berufslehre
100
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = 1000)
27
Die Lehre wird je nach Bildungsstand unterschiedlich beurteilt. Sehr stark
schneidet sie bei Personen ab, die nach der Lehre eine weiterführende Ausbildung machen. Benachteiligungen wegen des Alters beobachten tendenziell
Personen verstärkt, die nach der Lehre eine Weiterbildung wählen oder Studierende respektive junge UniabsolventInnen. Benachteiligungen wegen eines
fremdländischen Namens beobachten Mehrheiten, aber nicht starke Mehrheiten.
Grafik 28
Aussagen über Beruf und Ausbildung nach Ausbildungsstand (2)
"Wie einverstanden sind Sie mit den folgenden Aussagen über Beruf und Ausbildung?"
Lehre ist Türöffner für Weiterbildung "Die Lehre lässt heute alle Türen für eine Weiterbildung und Karriere offen."
Benachteiligung wegen Alter "Wer alt ist, wird in der Berufswelt benachteiligt."
Benachteiligung wegen fremdländischem Namen "Wer einen fremdländisch klingenden Namen hat, wird in der Berufswelt benachteiligt."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren, Anteil voll einverstanden / eher einverstanden
81
66
68
Lehre ist Türöffner
für Weiterbildung
78
71
65
61
Benachteiliugung
wegen Alter
53
49
0
10
20
30
40
50
83
85
58
55
55
55
59
60
Universität
Maturität
80
Weiterausbildung nach Lehre
78
70
69
66
55
Benachteiligung
wegen
fremdländischem
Namen
Hochschule/Uni nach Lehre
94
Zweitlehre
Lehre abgeschlossen
64
in der Berufslehre
(noch) keine Berufslehre
70
80
90
100
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = 1000)
Benachteiligungen als Frau beobachtet man verbreitet, aber bei weitem nicht
flächendeckend. Es sind eher höchste Bildungsstufen oder solche, die noch
keine Lehre haben, welche diese verstärkt wahrnehmen. Dass man überhaupt
froh sein muss, wenn man einen Job hat, sehen nur knappe Mehrheiten der
Personen, die eher tiefe Ausbildungen haben, so. Bei höheren Ausbildungen
sind es eher knappe Minderheiten. In diesem Bereich herrscht in der Schweiz
ein geringer Problemdruck vor. Auch schlechte Schulnoten sind per se nicht
einfach Ursache für schlechte Chancen im Beruf. Das sehen auch höhere
Ausbildungsstufen so.
28
Grafik 29
Aussagen über Beruf und Ausbildung nach Ausbildungsstand (3)
"Wie einverstanden sind Sie mit den folgenden Aussagen über Beruf und Ausbildung?"
Benachteiligung als Frau "Frauen werden in der Berufswelt benachteiligt."
froh über Job "Man muss froh sein, wenn man überhaupt einen Job bekommt."
schlechte Schulnoten = schlechte Berufschancen "Wer schlechte Noten in der Schule hat, hat auch schlechte Chancen im Beruf."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren, Anteil voll einverstanden / eher einverstanden
49
Benachteiligung als
Frau
42
42
froh über Job
33
46
41
20
30
Hochschule/Uni nach Lehre
Universität
57
49
52
Maturität
46
43
10
54
56
Weiterausbildung nach Lehre
57
56
59
schlechte Schulnoten
= schlechte
Berufschancen
0
62
60
40
Zweitlehre
49
48
Lehre abgeschlossen
58
46
50
in der Berufslehre
54
54
60
(noch) keine Berufslehre
70
80
90
100
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = 1000)
Wie wenig eine Spassorientierung der Jugend entspricht, kommt bei der Aussage, dass die Freizeit wichtiger als der Beruf ist, zum Ausdruck. Die Balance
zwischen Beruf und Freizeit ist zwar sehr wichtig, aber das Pendel schlägt nur
minderheitlich zugunsten der Freizeit aus. Im Gegensatz zu dieser Aussage ist
die Haltung zum Universitätsstudium sehr unterschiedlich nach Bildungsstand.
Nur rein akademisch ausgerichtete Personen unterstützen diese Aussage
(knapp) mehrheitlich. Je höher der Ausbildungsstand, desto stärker steht nicht
das Geld im Vordergrund. Selbst bei den tieferen Ausbildungsstufen sind es
aber maximal ein Drittel, welche im Beruf vor allem ein Mittel zum monetären
Zweck sehen. Bei den höheren Stufen sind es maximal ein Fünftel.
29
Grafik 30
Aussagen über Beruf und Ausbildung nach Ausbildungsstand (4)
"Wie einverstanden sind Sie mit den folgenden Aussagen über Beruf und Ausbildung?"
Freizeit ist wichtiger "Freizeit ist wichtiger als Beruf/Ausbildung."
Universitätsstudium ist beste Grundlage für Karriere "Ein Universitätsstudium ist die beste Grundlage für eine berufliche Karriere."
möglichst viel Geld verdienen "Es geht beim Beruf darum, möglichst viel Geld zu verdienen."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren, Anteil voll einverstanden / eher einverstanden
34
Freizeit ist wichtiger
31
39
Hochschule/Uni nach Lehre
38
38
38
37
Universität
47
Maturität
34
Universitätsstudium
ist beste Grundlage
für Karriere
13
16
15
19
16
19
15
möglichst viel Geld
verdienen
20
Weiterausbildung nach Lehre
Zweitlehre
29
46
Lehre abgeschlossen
25
28
0
56
55
in der Berufslehre
33
(noch) keine Berufslehre
33
40
60
80
100
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = 1000)
Gemeinsamkeiten und Unterschiede nach Ausbildungsstand kommen schliesslich auch bei den gewünschten Eigenschaften der Arbeitgeber zum Ausdruck.
Sehr hohe Einigkeit besteht beim Wichtigsten: Der Chef muss gut sein. Grosszügigkeit und Toleranz gegenüber Mitarbeitenden ist ebenfalls faktisch allen
mindestens eher wichtig. Graduelle Unterschiede bestehen bei den Angeboten
bezüglich Weiterbildungen oder Auslandaufenthalten. Tendenziell steigt die
Bedeutung dieses Aspekts auf hohem Niveau mit höherem Ausbildungsstand
noch etwas an.
Grafik 31
Gewünschte Eigenschaften Arbeitgeber nach Ausbildungsstand (1)
"Wie wichtig sind Ihnen die folgenden Eigenschaften bei einem Arbeitgeber?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren, Anteil sehr wichtig / eher wichtig
guter Chef
93
grosszügig/tolerant
91
Weiterbildung/Ausland
86
81
0
20
40
60
80
100
98
97
100
100
98
100
97
100
97
98
95
100
97
95
92
90
97
92
Hochschule/Uni nach Lehre
Universität
Maturität
Weiterausbildung nach
Lehre
Zweitlehre
Lehre abgeschlossen
in der Berufslehre
(noch) keine Berufslehre
91
100
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = 1000)
30
Modernität und Kreativität sind bei Personen mit einer Weiterausbildung nach
der Lehre besonders gefragt. Es sind dies möglicherweise auch verbreitet Personen, die sich in kreativen Berufen bewegen. Moderne Arbeitsplätze sind für
nicht rein akademisch ausgerichtete Personen deutlich wichtiger. Sie haben
möglicherweise bereits erste Erfahrungen gemacht und schätzen die Bedeutung deshalb höher ein.
Grafik 32
Gewünschte Eigenschaften Arbeitgeber nach Ausbildungsstand (2)
"Wie wichtig sind Ihnen die folgenden Eigenschaften bei einem Arbeitgeber?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren, Anteil sehr wichtig / eher wichtig
83
88
89
modern und kreativ
90
91
91
83
79
78
moderne Arbeitsplätze
80
96
Universität
Maturität
90
Weiterausbildung
nach Lehre
90
87
90
85
Zweitlehre
Lehre abgeschlossen
78
84
81
81
81
umweltfreundlich
63
0
10
20
30
40
50
60
70
in der Berufslehre
(noch) keine
Berufslehre
81
71
80
Hochschule/Uni nach
Lehre
90
100
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = 1000)
Ethische Aspekte stehen generell etwas weniger im Zentrum. Zuoberst in der
Schweiz rangiert die Umweltfreundlichkeit eines Arbeitgebers, die für Studierende/Uni-AbsolventInnen am Wichtigsten ist – genauso wie die Karrieremöglichkeiten für Frauen und das Engagement in sozialen Projekten. Beide Elemente sind aber auch für junge Leute vor oder in der Lehre besonders wichtig.
Sponsoring-Engagement ist für diese Ausbildungsstände sogar wichtiger als für
alle anderen. Junge Leute in der ersten beruflichen Orientierung können damit
vermutlich durch gezielte Sponsoring-Aktivitäten besonders gut angesprochen
werden.
Kaum im Vordergrund stehen schliesslich für alle Jugendlichen die Möglichkeit,
von zuhause aus arbeiten zu können.
31
Grafik 33
Gewünschte Eigenschaften Arbeitgeber nach Ausbildungsstand (3)
"Wie wichtig sind Ihnen die folgenden Eigenschaften bei einem Arbeitgeber?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren, Anteil sehr wichtig / eher wichtig
64
Frauen können gut
Karriere machen
65
engagiert in
sozialen/gemeinnützigen
Projekten
54
59
56
31
unterstützt als Sponsor
kulturelle und sportliche
Anlässe
28
45
36
38
38
36
von zu Hause aus
Arbeiten möglich
30
0
10
20
30
40
73
73
79
77
Hochschule/Uni nach
Lehre
78
79
Universität
64
72
67
Maturität
Weiterausbildung
nach Lehre
72
73
Zweitlehre
51
54
49
Lehre abgeschlossen
58
64
in der Berufslehre
(noch) keine
Berufslehre
45
42
44
50
60
70
80
90
100
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = 1000)
3.2.1.1. Die Zwischenbilanz
Unverändert übt der klassische bürgerliche Lebensentwurf eine hohe Attraktivität auf die Jugendlichen in der Schweiz aus. Im innersten Kreis von Familien
und - für dieses Alterssegment typisch - Freunden werden Überzeugungen
entwickelt. Insbesondere sind Werte wie Ehrlichkeit und Toleranz, die in diesem inneren Kreis gelten, für die Jungen heute schon zentral. Während im
Beruflichen Vieles noch nicht so genau definiert ist, bestehen in Teilbereichen
schon festere Überzeugungen: Eine eigene Familie (besonders wichtig für die
Hälfte der Frauen), gute Freunde und eine eigene Wohnung/Haus gehören zur
typischen Lebensvorstellung der Jugendlichen im Jahr 2012. Dieses Wertgebäude ist relativ stabil, während die Jungen in anderen Lebensbereichen eine
deutlich höhere Flexibilität an den Tag legen. Sie wollen – mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht anders als alle jungen Menschen - noch Vieles entdecken
und ausprobieren. Wie die Entwicklung konkret vonstatten gehen wird und
aussehen soll, bleibt damit flexibel. Dass diese unsichere Entwicklung aber auf
starken Überzeugungen fusst, unterstreichen viele Befragte deutlich.
Der Beruf selbst steht in der Ausrichtung zwar nicht im Zentrum, aber weit
oben. Der Beruf ist letztlich ein Konzept der Selbstverwirklichung hinter Familien und Freunden. Ganz klar im Zentrum stehe dabei die Balance zwischen
Freizeit und Beruf. Rein berufliche Ziele und der berufliche Ehrgeiz haben aber
für Jugendliche wenn schon in den letzten Jahren eine tendenziell leicht steigende Bedeutung.
Für Viele sind Ausbildungen oder Weiterausbildungen und nicht die Berufstätigkeit zentraler Lebensinhalt, weshalb es auch einfach erklärbar ist, dass rein
berufliche Ziele wie beispielsweise die Karriere noch kaum zuoberst bei den
Zielen oder Lebensvorstellungen stehen. Prägend für die Schweizer Verhältnisse ist die hohe Bedeutung der Lehre. Damit werden sehr viele Junge früh mit
den Anforderungen der ArbeitgeberInnen konfrontiert. Wer damit gut zurechtkommt und nach der Lehre sogar noch eine weiterführende Ausbildung macht,
zeigt in unserer Befragung die stärkste positive Leistungsbereitschaft. Am
stärksten die Selbstverwirklichung oder immaterielle Ziele respektive die
32
Traumverwirklichung streben Junge vor der Lehre oder auf dem akademischen
Weg an.
Wer beispielsweise als ArbeitgeberIn hohe Leistungsbereitschaft der Jungen
einfordert, muss sich auch gewahr sein, dass es der Wirtschaft nicht gelingt,
ein Gefühl zu vermitteln, dass sie auf die Jungen angewiesen ist. Die Jungen
umgekehrt sind sich sehr bewusst, dass die Wirtschaft Flexibilität fordert und
diese Flexibilität wird auch angeboten. Es ist ein Spiel zwischen Angebot und
Nachfrage.
33
3.3. Medien und Kommunikation
Erneut haben wir für eine Vielzahl von Lebensbereichen Fragen gestellt, wie
stark Elemente als „in“ oder „out“ eingestuft werden und gleichzeitig, ob man
diese Elemente auch selbst nutzt. Von besonderem Interesse ist dabei die
Kommunikation. Viele Kommunikationselemente gelten für die Jungen deutlich
mehrheitlich als „in“ und viele werden auch genutzt.
Grafik 34
Trends alle Lebensbereiche: Kommunikation
"Wir haben hier eine Liste von ganz unterschiedlichen Dingen im Leben aufgelistet. Beurteilen Sie, ob diese in Ihrem privaten
Umfeld in oder out sind und gleichzeitig, wie Sie selbst dazu stehen."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
87
SMS
84
E-Mail
81
Facebook
Smartphones wie iPhone oder Android
77
Fernsehen
76
Umfeld: in & nutze ich selbst
Umfeld: out, aber nutze ich selbst
43
34
Festnetz-Telefon
18
11
11
2
23
10
1
11
1 5 2
19
112
2 6
23
42
Filme runterladen
9
11
70
Musik runterladen
von Hand geschriebene Briefe
2
5
Umfeld: in, aber nutze ich nicht
Umfeld: out & nutze ich nicht
6
22
2 5
41
22
5
10
27
44
weiss nicht/keine Antwort
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = 1000)
Die Top-Ten der Trends aller erfragter Lebensbereiche – unabhängig davon, ob
sie durch die Jugendlichen selbst genutzt werden - ergibt ein klares Bild, wo
heute die meisten Trends zu finden sind: In der Kommunikation und den technischen Mitteln hierzu. Zuoberst stehen dabei Smartphones, an dritter Stelle
das runterladen von Musik. Facebook steht an fünfter Stelle, SMS an siebter.
Kino gilt ebenfalls verbreitet als Trend, gleich wie Fernsehen und das Anschauen von Serien. Freunde treffen und neue Leute kennenlernen figuriert neben
Ferien im Ausland einzig noch so weit oben. Das zeigt, um was es bei den
trendigen Kommunikationsmitteln in erster Linie geht: Um den Austausch und
das Erlebnis mit Freunden.
34
Grafik 35
Top-Ten: Trends aller Lebensbereiche:
in und genutzt / in und nicht genutzt
"Wir haben hier eine Liste von ganz unterschiedlichen Dingen im Leben aufgelistet. Beurteilen Sie, ob diese in Ihrem privaten
Umfeld in oder out sind und gleichzeitig, wie Sie selbst dazu stehen."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
Smartphones wie iPhone oder Android
96
Freunde treffen
95
Musik runterladen
93
Ferien im Ausland
92
Facebook
92
neue Leute kennenlernen
91
SMS
89
ins Kino gehen
87
Fernsehen
87
Fernsehserien anschauen
87
in und genutzt / in und nicht genutzt
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = 1000)
Bei den meisten Elementen ergeben sich im Kommunikationsbereich nicht
eindeutige Trends, wenn man die Anteile betrachtet, welche ein Instrument als
„in“ bezeichnen und auch selbst nutzen. Insbesondere Facebook nimmt nach
einem klaren Sprung im Vorjahr nicht weiter an Nutzung zu. Daneben verliert
das Festnetz-Telefon noch mehr an Trendcharakter und Nutzung. Es fällt damit
hinter das Filme runterladen und steht nur noch vor dem von Hand geschriebenen Brief. SMS und E-Mail stagnieren auf hohem Niveau, sind aber weiterhin
an der Spitze der trendigen und effektiv genutzten Kommunikationsmittel. Den
einzigen klaren massiven Anstieg verzeichnen Smartphones, welche innert
Jahresfrist massiv als genutztes Trendobjekt zugelegt haben.
Facebook verbreitet sich auf sehr hohem Niveau unter den Jungen in der Tendenz weiterhin – aktuell geben 90% an, Mitglied auf Facebook zu sein (Vorjahr
87%). Als Kontaktmedium verliert Facebook aber tendenziell an Bedeutung:
SMS und Mobilfunk sind die zentralen Kontaktmedien in der Schweiz und daran
ändert sich auch nichts, selbst wenn Chats und Messanger-Dienste auf tiefem
Niveau etwas zulegen (Whatsapp?).
35
Grafik 36
Trend Kontaktmöglichkeiten mit Freunden
"Welche Möglichkeiten nutzen Sie, um mit Ihren Freunden in Kontakt zu treten? Bitte tragen Sie die folgenden Medien nach
Ihrer Bedeutung ein, die Sie für die Kontaktpflege haben."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren, wichtigstes Kontaktmedium (1) und (2)
71
64
75
73
SMS
67
67
Mobil-Telefon
Facebook
26
Mail
26
23
12
10
10
Aug./Okt.2010
10
14
9
11
8
7
Mai 2011
Festnetz-Telefon
Chats/Messenger-Dienste
März/April 2012
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = ca. 1000)
Eindeutig als Trend identifizierbar ist die Zunahme der Jugendlichen, welche
sich mehrmals täglich über das Tagesgeschehen ins Bild setzen. Dabei steigt
der Anteil allerdings nicht mehr, welcher sich mindestens einmal täglich ein
Update gönnt. Es bleibt bei etwa einem Viertel, welcher sich nicht täglich informiert.
Grafik 37
Trend Info über Tagesgeschehen
"Wie oft informieren Sie sich über Medien über das Tagesgeschehen?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
11
12
4
5
3
5
14
2 1
4
3
14
16
weiss nicht/keine
Angabe
gar nie
seltener
43
40
42
einmal pro Woche
mehrmals pro Woche
täglich
29
36
34
mehrmals täglich
Aug./Okt.2010
Mai 2011
März/April 2012
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = ca. 1000)
Die Häufigkeit des Zugriffs steigt, nicht aber die Länge. Nimmt man die Anteile,
welche ein Medium mindestens eine Stunde oder mehr nutzen, sinkt die Bedeutung des Internets tendenziell und auch der TV-Konsum ist nicht steigend.
36
In der Länge der Nutzung nimmt Facebook im Trend sogar ab – auf deutlich
tieferem Niveau als andere Medien.
Einzig minim steigend ist die Länge der Youtube-Nutzung, was auf eine verstärkte Orientierung auch auf Internet in Richtung bewegte Bilder verweisen
könnte.
Grafik 38
Trend Mediennutzung
"Wie lange nutzen Sie die folgenden Medien an einem durchschnittlichen Tag für private Zwecke?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren, mehr als 3 Stunden/2-3 Stunden/1-2 Stunden
Internet allgemein/total
79
55
77
75
56
Facebook
53
39
38
37
37
20
16
16
15
12
11
Aug./Okt.2010
Fernsehen schauen mit einem TVGerät
40
Youtube, Fernsehen/Filme anschauen
mit Computer
33
Gamen
Mai 2011
Blogs, Chats, Dating-Plattformen
März/April 2012
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = ca. 1000)
Ein einziges Medium steigt im Trend massiv an, wenn es um Informationen
über das Tagesgeschehen geht: News-Apps auf Smartphone. Dagegen verliert
das Fernsehen relativ klar an Bedeutung, wobei es hinter Gratiszeitungen weiterhin knapp an zweiter Stelle rangiert. Dahinter folgt das Internet (leicht steigende Bedeutung) und das Radio (konstant). News-Apps sind als erstes Medium nur klar minderheitlich genutzt, wenn die Bedeutung aber in ähnlichem
Mass weitersteigt, erreichen Sie bald das Niveau von Radio und Fernsehen.
37
Grafik 39
Trend Filter: Art der Information über das Tagesgeschehen
"Wie informieren Sie sich über das Tagesgeschehen?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren, welche sich mindestens selten informieren
74
75
TV
70
51
Gratiszeitungen wie 20 Minuten,
Blick am Abend
77
71
63
Internet: Newsseiten/
Zeitungsseiten
59
57
Radio
53
52
Internet: Facebook
49
35
35
30
23
32
37
Wochenzeitungen
24
23
12 12
7
9
Aug./Okt.2010
bezahlte Tageszeitungen
29
22
14 14
40
Mai 2011
29
News-Apps auf Smartphone
16
Internet: Blogs und Maildienste
13
Internet: soziale Netzwerke
6
andere Quellen
März/April 2012
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (n = ca. 980)
3.3.1.1. Die Zwischenbilanz
Kommunikationsmittel definieren einen grossen Teil der aktuellen Trends. Es
sind gleichzeitig Lifestyle-Produkte und Austauschmittel zu dem, was den Jungen am Wichtigsten ist: Der Austausch und das Erlebnis mit den Nächsten.
Während Freunde auf sehr hohem Niveau konstant sehr bedeutend sind,
wechseln die Trends für das Austauschmedium mit ihnen sehr rasch. Dabei
stechen im Vorjahresvergleich Smartphones und News-Apps eindeutig heraus.
Die Verbreitung nimmt stark zu und der Zugang zu News wird verstärkt über
Apps gesucht. Das dürfte auch den anhaltenden Trend zum mehrmals täglichen
Informationskonsum mit erklären.
Uneinheitlich ist das Bild bezüglich Facebook. Weiterhin steigt die Mitgliederzahl leicht an und auch als Informationsquelle hat Facebook eine gewisse Bedeutung. Die Nutzung steigt aber nicht mehr an, und als Medium zum Austausch mit Freunden nimmt die Bedeutung von Facebook zurzeit eher wieder
ab.
3.4. Politik: Probleme und Ansichten
Wo etwa die Politik oder das soziale Engagement unter den Jugendlichen stehen, zeigt ein kurzer Blick auf die Trendbeurteilung im Bereich der Aktivitäten
zur Lebensgestaltung. Noch gerade für eine Mehrheit „in“ ist der Einsatz für
die Umwelt oder für die Gleichstellung von Mann und Frau. Das Engagement in
einer wohltätigen Organisation oder die Pflege von Schweizer Traditionen stehen gemessen am Anteil, welche ein Element wenigsten als „in“ bezeichnet,
noch weiter hinten.
38
Grafik 40
Trends Aktivitäten/Einstellungen: Aktivitäten/Lebensgestaltung (1)
"Wir haben hier nochmals ganz unterschiedliche Aktivitäten/Einstellungen aufgelistet. Beurteilen Sie, ob diese in Ihrem
privaten Umfeld in oder out sind und gleichzeitig, wie Sie selbst dazu stehen."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
92
Freunde treffen
3 3 11
84
Ferien im Ausland
8
82
neue Leute kennenlernen
9
79
ins Kino gehen
8
71
Fernsehserien anschauen
7 3 6
81
private Parties besuchen
62
flirten
61
3 6
16
10
16
66
mit Freunden zu Hause Filme schauen oder Gamen
Umfeld: in, aber mache ich nicht
Umfeld: out, aber mache ich gerne
Umfeld: out & mache ich nicht
9
5
13
10
Umfeld: in & mache ich gerne
7 2
4 4 5
22
sich selbst sein und sich nicht verstellen
6 21
4
16
62
in Clubs/an Parties gehen
4 22
7
1
7
3 7
8
9
weiss nicht/keine Angabe
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = 1000)
Grafik 41
Trends Aktivitäten/Einstellungen: Aktivitäten/Lebensgestaltung (2)
"Wir haben hier nochmals ganz unterschiedliche Aktivitäten/Einstellungen aufgelistet. Beurteilen Sie, ob diese in Ihrem
privaten Umfeld in oder out sind und gleichzeitig, wie Sie selbst dazu stehen."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
Alkohol trinken
(Ehe-)Partner teilen sich in die Erziehungsarbeit
Kinder haben
sich für die Gleichstellung von Mann und Frau einsetzen
Online gamen/Multiplayer-Spiele nutzen
21
sich in einer wohltätigen Organisation engagieren
21
Schweizer Traditionen pflegen
22
27
29
8
35
30
9
Umfeld: in & mache ich gerne
Umfeld: in, aber mache ich nicht
Umfeld: out, aber mache ich gerne
Umfeld: out & mache ich nicht
15
15
19
18
4
31
5
11
17
26
14
14
8
17
24
32
zu vielen sexuellen Erlebnissen kommen
11
25
36
sich für die Umwelt einsetzen
7
10
19
20
44
6 4
25
17
48
12
7
9
16
56
25
31
weiss nicht/keine Angabe
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N =1000)
Die vier hintersten Ränge belegen allesamt mehr oder weniger politische oder
soziale Engagements. Auch politische Demonstrationen gelten verbreitet als
„out“ und nur Wenige nehmen daran aktiv teil. In diesen hinteresten Bereich
neben dem sozialen oder politischen Engagement gehören nur noch Drogen.
39
Grafik 42
Trends Aktivitäten/Einstellungen: Aktivitäten/Lebensgestaltung (3)
"Wir haben hier nochmals ganz unterschiedliche Aktivitäten/Einstellungen aufgelistet. Beurteilen Sie, ob diese in Ihrem
privaten Umfeld in oder out sind und gleichzeitig, wie Sie selbst dazu stehen."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
Rauchen
10
an politischen Demonstrationen teilnehmen
7
Drogen konsumieren
5
27
26
8
23
Hausmann sein und sich ganz auf die Erziehung
konzentrieren
8
22
11
14
Umfeld: in & mache ich gerne
Umfeld: in, aber mache ich nicht
Umfeld: out, aber mache ich gerne
Umfeld: out & mache ich nicht
12
15
26
Flashmobs
Hausfrau sein und sich ganz auf die Erziehung konzentrieren
6
8
45
7
45
4
57
43
3
31
23
6
29
33
7
39
weiss nicht/keine Angabe
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N =1000)
Noch verdichtet bringt das die Top-Ten der Nicht-Trends respektive die „OutHitliste“ zum Ausdruck. Es sind die grössten Anteile der Elemente aufgeführt,
die als „out“ gelten und selber auch nicht aktiv gemacht werden.
Nur Drogen konsumieren. SUVs und Rauchen stehen hier vor politischen Demonstrationen. Diese sind sogar noch mehr „out“ als von Hand geschriebene
Briefe oder das Pflegen von Schweizer Traditionen.
Grafik 43
Top-Ten: Nicht-Trends aller Lebensbereiche: out und nicht genutzt
"Wir haben hier eine Liste von ganz unterschiedlichen Dingen im Leben aufgelistet. Beurteilen Sie, ob diese in Ihrem privaten
Umfeld in oder out sind und gleichzeitig, wie Sie selbst dazu stehen."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
57
Drogen konsumieren
48
Geländewagen/SUV
Rauchen
45
an politischen Demonstrationen
teilnehmen
45
44
von Hand geschriebene Briefe
Hausfrau sein und auf Erziehung
konzentrieren
39
35
E-Bikes/Bikes mit Elektroantrieb
Hausmann sein und sich ganz
auf die Erziehung konzetrieren
33
online gamen/Multiplayer-Spiele
nutzen
31
Schweizer Traditionen pflegen
31
out und nicht genutzt
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = 1000)
40
Angesichts dieser Resultate überrascht der geringe Anteil nicht, der gemäss
unserem Index als politisch sehr oder eher stark engagiert gelten kann.
Grafik 44
Gesamtindex politisches Engagement
Index gebildet aus Angaben zu politikrelevanten Fragen.*
Politisch engagiert sein / ju3w: Lebensvorstellungen
Interesse News Politik ju30: Tagesgeschehen
An politischen Demonstrationen teilnehmen/ ju52af Aktivitäten/Lebensgestaltung
Mitgliedschaft politische Partei/ ju52bd Aktivitäten/Lebensgestaltung
Parteiensympathie vorhanden / ju42
Politische Orientierung vorhanden / ju45 Links-/Rechts-Positionierung
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
sehr stark
7
eher stark
22
sehr schwach
42
eher schwach
29
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = 1000)
*Details der Berechnung im methodischen Teil des Schlussberichts
Ähnlich verhält es sich beim Index für das soziale Engagement. Etwas mehr
können hier als mindestens eher stark sozial engagiert gelten. Allerdings macht
der Anteil erneut weniger als die Hälfte der Schweizer Jugendlichen aus.
41
Grafik 45
Gesamtindex soziales Engagement
Index gebildet aus Angaben zu sozialrelevanten Fragen.*
Verantwortungsbewusst leben und handeln / ju3k: Lebensvorstellungen
Benachteiligten Menschen helfen/Wohltätige Arbeit verrichten / ju3x: Lebensvorstellungen
Missstände/Ungerechtigkeiten in der Welt bekämpfen/ ju3ad: Lebensvorstellungen
Engagiert in sozialen/gemeinnützigen Projekten / ju12g Eigenschaften Arbeitgeber
Sich für die Gleichstellung von Mann und Frau einsetzen / ju52ae Aktivitäten/Lebensgestaltung
Sich in einer wohltätigen Organisation engagieren / ju52ag Aktivitäten/Lebensgestaltung
Mitgliedschaft NGO / ju52bc Aktivitäten/Lebensgestaltung
Spenden für wohltätige Zwecke / ju49g Finanzaussagen
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
sehr schwach
22
sehr stark
7
eher stark
27
eher schwach
44
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = 1000)
*Details der Berechnung im methodischen Teil des Schlussberichts
Deutlich stärker können die Schweizer Jugendlichen als umweltaffin bezeichnet werden. Etwas mehr als die Hälfte sind mindestens eher umweltaffin gemäss der Indexberechnung.
Grafik 46
Gesamtindex Umweltaffinität
Index gebildet aus Angaben zu umweltrelevanten Fragen.*
Umwelt schonen "Die Umwelt schonen/schützen." / ju3e: Lebensvorstellungen
Umweltfreundlicher Arbeitgeber / ju12b: Eigenschaften Arbeitgeber
Einsetzen "Sich für die Umwelt einsetzen" / ju52ah Aktivitäten/Lebensgestaltung
Problem Umwelt / ju37 Problem Umwelt genannt
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
sehr schwach
18
sehr stark
18
eher schwach
30
eher stark
34
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = 1000)
*Details der Berechnung im methodischen Teil des Schlussberichts
Wir haben zum zweiten Mal auf dieser Basis die Indizes berechnet. Im Trend
sind die Indizes alle praktisch stabil, wobei bei der Umwelt eher ein Rückgang
und bei der Politik eher eine Zunahme auf deutlich tieferem Niveau zu verzeichnen ist.
42
Grafik 47
Trend Indizes Umweltaffinität, soziales Engagement, politisches
Engagement
Indizes gebildet aus Angaben zu umweltrelevanten, sozialrelevanten und politikrelevanten Fragen.*
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren, sehr stark / eher stark
Umweltaffinität
53
52
soziales Engagement
34
34
29
27
politisches Engagement
Mai 2011
März/April 2012
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = ca. 1000)
*Details der Berechnung im methodischen Teil des Schlussberichts
Trotz tiefer Beliebtheit der Politik, steigt das Vertrauen in die Regierung im
Trend eher an – noch 30% denken, dass die Regierung oft in entscheidenden
Dingen versagt.
Grafik 48
Trend Regierungsversagen
"Haben Sie das Gefühl, die Politik von Regierung und Verwaltung versagen in entscheidenden Dingen? Ist dies oft, selten oder
nie der Fall?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
24
24
1
1
20
weiss nicht/keine
Angabe
2
nie
39
41
48
selten
36
Aug./Okt.2010
oft
34
30
Mai 2011
März/April 2012
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = ca. 1000)
Diese Entwicklung dürfte auch mit dem guten Zustand der Schweizer Wirtschaft trotz Euro-Krise zusammenhängen. Der Anteil, welcher das Ansehen der
Schweiz im Ausland als sehr oder eher gut bezeichnet, steigt ebenfalls an.
43
Grafik 49
Trend Ansehen der Schweiz im Ausland
"Wie ist Ihrer Meinung nach das Ansehen/Image der Schweiz im Ausland? Ist es sehr gut, eher gut, eher schlecht oder sehr
schlecht?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
2
10
6
1
5 1
2
10
sehr schlecht
4
eher schlecht
65
57
65
weiss nicht/keine
Antwort
eher gut
sehr gut
25
Aug./Okt.2010
27
20
Mai 2011
März/April 2012
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = ca. 1000)
AusländerInnen und Integrationsfragen beschäftigen die Jugendlichen weiterhin und praktisch unverändert am stärksten unter den wichtigsten Problemen
der Schweiz. Klar rückläufig allerdings die Arbeitslosigkeit, welche 2010 noch
praktisch auf Niveau der Ausländerproblematik stand und heute noch von etwa
einem Drittel als Problem bezeichnet wird. Flüchtlinge/Asyl dagegen hat im
Vorjahresvergleich stark zugenommen und ist nun praktisch auf dem Niveau
der Arbeitslosigkeit. Weiterhin unter den wichtigsten Themen ist die Altersvorsorge. Der Umweltschutz ist nach einer Zunahme im Vorjahr im Umfeld von
Fukushima zwar immer noch ein Topthema, aber nur noch das fünftwichtigste.
Weitere Themen sind konstant das Schul- und Bildungswesen, die Sicherung
der Sozialwerke mit leicht steigender Tendenz und Gesundheitsfragen.
44
Grafik 50
Trend fünf wichtigste Probleme (1)
"Auf dieser Liste sehen Sie einige Themen, über die in der letzten Zeit viel diskutiert und geschrieben worden ist: Sehen Sie
sich bitte die gesamte Liste an, und wählen Sie dann aus dieser Liste jene fünf wichtigsten Punkte aus, die Sie persönlich als
die fünf wichtigsten Probleme der Schweiz ansehen."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
AusländerInnen, Integration von
AusländerInnen/ Personenfreizügigkeit
44
45
42 42
39
29
22 22 22
20
15 15
Arbeitslosigkeit/ Jugendarbeitslosigkeit
44
AHV/Altersvorsorge
36
34
34
30 32
23
29
22
Rassismus/Fremdenfeindlichkeit
21
19
Umweltschutz/ Klimaerwärmung/
Umweltkatastrophen
Schul- und Bildungswesen
20
18 18
18
Flüchtlinge/Asylfragen
15
17 16
Gesundheitsfragen/Krankenkasse/ Prämien
persönliche Sicherheit/ Kriminalität/
Jugendgewalt/ Gewalt in Stadien
Aug./Okt.2010
Mai 2011
März/April 2012
Sicherung der Sozialwerke AHV+IV/ Soziale
Sicherheit
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = ca. 1000)
Energiefragen und die Kernenergie haben letztes Jahr deutlich stärker beschäftigt und sind leicht rückläufig. Sorgen um die Wirtschaftsentwicklung und Löhne beschäftigen rund einen Fünftel der Jugendlichen, wobei Sorgen um die
Wirtschaftsentwicklung deutlich angestiegen sind.
Grafik 51
Trend fünf wichtigste Probleme (2)
"Auf dieser Liste sehen Sie einige Themen, über die in der letzten Zeit viel diskutiert und geschrieben worden ist: Sehen Sie
sich bitte die gesamte Liste an, und wählen Sie dann aus dieser Liste jene fünf wichtigsten Punkte aus, die Sie persönlich als
die fünf wichtigsten Probleme der Schweiz ansehen."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
Löhne
Wirtschaftskrise/Wirtschaftsentwicklung/
Konjunktur
27
24
15
20
13 13 13
19
13 13 13
14
12
12
11 11
Extremismus/Terrorismus
13 13
19 19
Religiöser Fundamentalismus
16
Benzin-/Erdölpreis
14 12
11 11
9 9
8
Armeefragen
Energiefragen/Kernenergie/
Versorgungssicherheit
9
Rauschgift/Drogenkonsum/
Alkoholmissbrauch
5
EU/Bilaterale/ Europäische Integrationsfragen
Zusammenleben in der Schweiz
Aug./Okt.2010
Mai 2011
März/April 2012
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = ca. 1000)
Die Hauptsorge rund um AusländerInnen hat zwar nicht an Bedeutung verloren,
doch etwas an sozialer Sprengkraft. Zwar ist es weiterhin eine Mehrheit, welche das Verhältnis als eher angespannt beurteilt, es sind aber wachsende Anteile, welche das Verhältnis eher harmonisch oder neutral erleben.
45
Grafik 52
Trend Heutiges Verhältnis jugendliche Schweizer - Ausländer
"Wie würden Sie das heutige Verhältnis zwischen jugendlichen Schweizern und Ausländern bezeichnen? Ist es eher
harmonisch, eher angespannt oder neutral?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
6
6
7
weiss nicht/keine
Angabe
63
58
62
eher angespannt
neutral
20
18
11
13
Aug./Okt.2010
21
eher harmonisch
15
Mai 2011
März/April 2012
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = ca. 1000)
Weiterhin haben sehr viele Jugendliche AusländerInnen im Freundes- und Bekanntenkreis und diese werden überwiegend als nett erlebt. Die Haltung, dass
die Schweiz von den ausländischen Arbeitskräften profitiert, teilen ebenfalls
konstant rund drei Viertel der Jugendlichen. Tendenziell sinkend ist die Ansicht,
dass es Probleme mit AusländerInnen gebe – es bleibt aber bei annähernd zwei
Dritteln, welche dem zustimmen – ähnlich wie die Ansicht, dass die Probleme
zugenommen haben. Knappe Mehrheiten wünschen sich einen Staat, der mehr
unternimmt, um Ausländer zu integrieren und eine schnellere Einbürgerung von
in der Schweiz geborenen AusländerInnen.
46
Grafik 53
Aussagen zu AusländerInnen
"Stimmen Sie folgenden Aussagen zu?"
AusländerInnen im privaten Umfeld sind nett "Die AusländerInnen in meinem privaten Umfeld sind nett."
Schweiz profitiert von qualifizierten ausländischen Arbeitskräften "Die Schweiz profitiert von qualifizierten Arbeitskräften aus dem Ausland."
Probleme mit AusländerInnen "Es gibt viele AusländerInnen, die der Gesellschaft Probleme bereiten."
Probleme haben zugenommen "Die Probleme mit AusländerInnen haben in den letzten zwei, drei Jahren zugenommen."
Staat muss Ausländer integrieren "Der Staat muss mehr unternehmen, um die Ausländer zu integrieren."
schnellere Einbürgerung von hier geborenen Ausländern "AusländerInnen, die hier geboren sind, sollten schneller eingebürgert werden."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
AusländerInnen im privaten Umfeld sind nett
48
Schweiz profitiert von qualifizierten ausländischen
Arbeitskräften
34
41
Probleme mit AusländerInnen
30
33
Probleme haben zugenommen
29
33
Staat muss Ausländer integrieren
25
schnellere Einbürgerung von hier geborenen Ausländern
24
stimme voll und ganz zu
stimme eher nicht zu
2 10 2
38
32
31
stimme eher zu
stimme überhaupt nicht zu
7
5
8
5
27
12
7
13
5
21
5
24
12
24
13
weiss nicht/keine Angabe
 gfs.bern, Jugendbarometer, März/April 2012 (N = 1000)
3.4.1.1. Die Zwischenbilanz
Während Kommunikation und Medien einen grossen Teil der aktuellen Trends
bestimmen, hat die Politik eine sehr geringe Priorität im Leben der Jugendlichen. Sie gilt nach Drogen und SUV’s am stärksten als „out“. In der Breite gibt
es keine Anzeichen einer Auflehnung der Jugendlichen im politischen Sinn. Das
muss nichts heissen: Es genügen in der Regel wenige Aktive, um eine Jugendbewegung auszulösen. 10‘000 18-25jährige DemonstrantInnen machen
etwa 7% dieser Altersklasse aus. Eine solche Menge kann aber viel Aufmerksamkeit erringen wie in der Nacht auf den 3. Juni 2012 bei „Tanz dich frei“ in
Bern. Allerdings ist der politische Gehalt nicht sicher festzustellen. Tanzen,
Party und ein Fest mit Freunden ziehen in der Breite der Jugendlichen deutlich
stärker als politische Anliegen. Der Aspekt des Feierns mit Freunden kam in
Bern auch zum Tragen. Das Vertrauen in das Schweizer Staatswesen ist eher
im Steigen begriffen. Die Schweiz steht international gut da und die Sorgen um
die eigene Arbeit nehmen ab. Das definiert das positive Lebensgefühl der Jungen deutlich stärker als die Auflehnung gegen als repressiv empfundene Regelungen der Nachtruhe. Steigend sind allerdings die Sorgen im Bereich des
Asylwesens und der Wirtschaftsentwicklung generell. Hier reagieren die Jugendlichen auf aktuelle Debatten. Es ist ihnen damit mit hoher Wahrscheinlichkeit bewusst, dass sie in der Schweiz bisher privilegiert sind, wenn man es mit
einigen EU-Ländern vergleicht. Hauptsorge bleiben AusländerInnen und die
Integration, selbst wenn im Trend das Verhältnis leicht harmonischer wahrgenommen wird als noch vor zwei Jahren.
47
4. Synthese
Eine Kernfrage bei den Orientierungen der Jugendlichen betrifft die Orientierungslosigkeit an sich. Lebensvorstellungen, Ausrichtungen, Ziele und Haltungen gegenüber Zielen an sich legen nahe, eine wertneutrale Differenzierung
vorzunehmen zwischen Flexibilität und Orientierung. Es ist eine klare Verneinung der Orientierungslosigkeit.
These 1
Junge haben feste Zukunftspläne, sind aber in beruflichen Fragen flexibel. Die
Flexibilität ist sowohl eine Reaktion auf Angebot und Nachfrage der Wirtschaft,
wie auch der Lebenssituation zwischen Aus- und Weiterbildung und Beruf angepasst.
Der Beruf muss bei aller Flexibilität in die fixe Zukunftsvorstellung bezüglich
Freunden und Familien passen und die Work-Life-Balance ist ein zentrales Element der beruflichen Zukunft. Für die Ausbildung und den Berufsweg investieren Schweizer Jugendliche zwar viel, der Karriere wird aber bei weitem nicht
alles untergeordnet.
Typisch für die Schweiz ist eine Mischung aus beruflicher Erfahrung und Ausrespektive Weiterbildung. Teilweise definieren diese Lebenssituationen auch
etwas die beruflichen Ausrichtungen. In zugespitzter Form lassen sich so auch
unterschiedliche Orientierungen ableiten.
These 2
In der Schweiz lassen sich drei Orientierungen unterscheiden, wobei eine NoFuture-Haltung oder eine reine Spassorientierung nicht verbreitet sind:
 Besonders leistungsorientiert und optimistisch in Berufsfragen sind Junge,
welche nach der Lehre eine Weiterausbildung machen. Sie haben oft ihren
Platz in der Wirtschaftswelt bereits gefunden.
 Besonders auf eine Selbstverwirklichung über den Berufsweg achten Junge
im Gymnasium und auf dem universitären Weg. Sie haben hohe Erwartungen an (künftige) Arbeitgeber.
 Besonders pragmatisch ohne weitergehende ideologische Erwartungen an
den Beruf sind Junge vor- in der oder nach der (ersten) Lehre.
Eine Zigarettenfirma bezeichnet die Jungen als Maybe-Generation. Oliver Jeges
(29) und Volontär an der Axel-Springer Akademie drückt es so aus: „Wir 20- bis
30-Jährigen sind eine Generation ohne Eigenschaften. Gut ausgebildet, aber
ohne Plan, ohne Mut, ohne Biss. Weil alles möglich ist, sind alle heillos überfordert“.1 Mindestens für die Schweiz muss dieses Bild korrigiert werden. Das
pragmatische, aber auch das anpackende Element in der Berufswelt beschreiben die Jugendlichen viel eher.
1
http://www.welt.de/debatte/kommentare/article13939962/Generation-Maybe-hat-sich-imEntweder-oder-verrannt.html
48
These 3
Das duale System der Schweiz und die geringe Jugendarbeitslosigkeit fördern
eine pragmatische Berufssicht der Jungen mit generell hoher Leistungsbereitschaft.
Statt von Maybe-Generation muss in der Schweiz von der Hands-OnGeneration gesprochen werden.
Die internationalen Umstände können die Befindlichkeit der Jugend mitbestimmen. In den Siebzigern geborene SchweizerInnen erlebten ihre prägenden
Jugendjahre rund um den Fall der Mauer zum Ende eines goldenen Jahrzehnts.
Sie glauben an Prosperität und Frieden und sind deshalb besonders stark
postmateriell ausgerichtet und erscheinen auch etwas postmodern in ihren
Haltungen. Dies unterscheidet sie von den Jungen der nachfolgenden Jahrzehnte.
These 4
Wer in den Neunzigerjahren geboren wurde, erlebte beim Erwachsenwerden
mehrere internationale Wirtschaftskrisen mit bisher nur punktuellen Auswirkungen auf die Schweiz. Sie sind darauf eingestellt, dass sie die Wirtschaft
zwar nicht willkommen heisst, dass sie sich aber einen Platz erarbeiten können.
Das unterscheidet sie von den in den Achtzigern Geborenen: Diese wurden
während der Schweizer Wachstumskrise erwachsen, hatten grössere Angst,
keine Stelle zu finden, und entwickelten deutlich stärkere berufliche und wirtschaftliche Sicherheitsbedürfnisse.
Neben dem Beruf sind Kommunikationsmittel weiterhin entscheidend, wenn
es um die Klärung des Lebensgefühls und das Umfeld der Jugendlichen geht.
These 5
Trends werden heute stark durch Kommunikationsmittel geprägt und sind in
Bewegung. Smartphones und das Abrufen von News unterwegs sind aktuell
noch mehr im Trend als das auf hohem Niveau stagnierende Facebook.
Die Politik dagegen spielt für die Orientierungen der Jugend eine deutlich geringere Rolle. Wenn sich eine tanzende Menge für mehr urbanen Freiraum
einsetzt, ist das nicht zwingend ein Misstrauensvotum, sondern auch Ausdruck
einer weiterhin recht sorgenfreien Schweizer Jugend.
These 6
Die Jungen bleiben auffallend unpolitisch und Politik ist nicht im Trend. Die
Eurokrise hat aber das Vertrauen in die Schweizer Politik eher gestärkt.
49
5. Anhang
5.1. Berechnung der Indices
Die im Bericht vorgestellten Indices geben Auskunft über den "Glauben", die
"Umweltaffinität", das "soziale Engagement", das "politische Engagement" und
die "wirtschaftliche Orientierung" der Jugendlichen. Jeder Index besteht aus
mehreren Faktoren. Im Folgenden wird die Berechnung für die Indices vorgestellt.
5.1.1. Index "Umweltaffinität"
Der Index "Umweltaffinität" berechnet sich aus je drei Aussagen zu den Lebensvorstellungen und den Aktivitäten und je einer über die Eigenschaften
eines Wunscharbeitsgebers und zu Finanzen.
Tabelle 2
Berechnung Index "Umweltaffinität"
Faktor
Variable
Umwelt
schonen
ju3e
umweltfreundlicher
Arbeitgeber
ju12b
für Umwelt
Einsetzen
ju52ah
Problem
Umwelt
ju37
Index [–6,+9]
Berechnung
äusserst wichtig [+3], sehr wichtig [+2], eher wichtig
[+1], eher unwichtig [–1], sehr unwichtig [–2], äusserst unwichtig [–3], weiss nicht/keine Angabe [0]
sehr wichtig [+2], eher wichtig [+1], eher unwichtig
[–1], sehr unwichtig [–2], weiss nicht/keine Angabe
[0]
in & mache/will ich selbst [+1], out, aber mache/will
ich selbst [+1], in, aber mache/will ich nicht [–1], out
& mache/will ich nicht [–1], weiss nicht/keine Angabe
[0]
Problem Umweltschutz genannt [+3], Problem nicht
genannt/weiss nicht/keine Angabe [0]
=a
=b
=c
=d
=a+b+c+d
©gfs.bern, Credit Suisse Jugendbarometer, März/April 2012
Die Gruppenzuteilung erfolgte aufgrund untenstehender Tabelle.
Tabelle 3
Gruppierung des Index"Umweltaffinität"
Wert
[–6,0]
[+1,+3]
[+4,+6]
[+7,+9]
Zuordnung
sehr schwach
eher schwach
eher stark
sehr stark
©gfs.bern, Credit Suisse Jugendbarometer, März/April 2012
5.1.2. Index "soziales Engagement"
Der Index " soziales Engagement" berechnet sich aus jeweils einer Aussage zu
den Lebensvorstellungen, den Aktivitäten, den Eigenschaften eines Wunscharbeitsgebers und der Benennung des Problems Umwelt.
50
Tabelle 4
Berechnung Index "soziales Engagement"
Faktor
verantwortungsbewusst
leben und
handeln
benachteiligten Menschen
helfen/ wohltätige Arbeit
verrichten
Missstände/
Ungerechtigkeiten in
der Welt bekämpfen
engagiert in
sozialen/
gemeinnützigen Projekten
sich für die
Gleichstellung
von Mann
und Frau
einsetzen
sich in einer
wohltätigen
Organisation
engagieren
Variable
ju3k
Berechnung
äusserst wichtig [+3], sehr wichtig [+2], eher wichtig [+1], eher unwichtig [–1], sehr unwichtig [–2],
äusserst unwichtig [–3], weiss nicht/keine Angabe
[0]
=a
ju3x
äusserst wichtig [+3], sehr wichtig [+2], eher wichtig [+1], eher unwichtig [–1], sehr unwichtig [–2],
äusserst unwichtig [–3], weiss nicht/keine Angabe
[0]
=b
ju3ad
äusserst wichtig [+3], sehr wichtig [+2], eher wichtig [+1], eher unwichtig [–1], sehr unwichtig [–2],
äusserst unwichtig [–3], weiss nicht/keine Angabe
[0]
=c
ju12g
sehr wichtig [+2], eher wichtig [+1], eher unwichtig
[–1], sehr unwichtig [–2], weiss nicht/keine Angabe
[0]
=d
ju52ae
in & mache/will ich selbst [+1], out, aber mache/will
ich selbst [+1], in, aber mache/will ich nicht [–1],
out & mache/will ich nicht [–1], weiss nicht/keine
Angabe [0]
=e
ju52ag
Mitgliedschaft
NGO
ju52bc
Spenden für
wohltätige
Zwecke
ju49g
Index [–15,+15]
in & mache/will ich selbst [+1], out, aber mache/will
ich selbst [+1], in, aber mache/will ich nicht [–1],
out & mache/will ich nicht [–1], weiss nicht/keine
Angabe [0]
in & mache/will ich selbst [+1], out, aber mache/will
ich selbst [+1], in, aber mache/will ich nicht [–1],
out & mache/will ich nicht [–1], weiss nicht/keine
Angabe [0]
trifft zu [+1], trifft nicht zu [–1], weiss nicht/keine
Angabe 0]
=f
=g
=h
=a+b+c+d+e+f+g+h
©gfs.bern, Credit Suisse Jugendbarometer, März/April 2012
Die Gruppenzuteilung erfolgte aufgrund untenstehender Tabelle.
Tabelle 5
Gruppierung des Index "soziales Engagement"
Wert
[–15,0]
[+1,+5]
[+6,+10]
[+11,+15]
Zuordnung
sehr schwach
eher schwach
eher stark
sehr stark
©gfs.bern, Credit Suisse Jugendbarometer, März/April 2012
5.1.3. Index "politisches Engagement"
Der Index "politisches Engagement" berechnet sich aus zwei Aussagen zu den
Aktivitäten sowie je einer zu den Lebensvorstellungen, zum Tagesgeschehen,
Parteisympathie und der politischen Orientierung
51
Tabelle 6
Berechnung Index "politisches Engagement"
Faktor
Variable
politisch engagiert sein
ju3w
Interesse
News Politik
an politischen
Demonstrationen teilnehmen
Mitgliedschaft
politische
Partei
Parteisympathie vorhanden
politische
Orientierung
vorhanden
ju30
ju52af
ju52bd
ju42
ju45
Index [–7,+10]
Berechnung
äusserst wichtig [+3], sehr wichtig [+2], eher wichtig [+1], eher unwichtig [–1], sehr unwichtig [–2],
äusserst unwichtig [–3], weiss nicht/keine Angabe
[0]
Politik genannt [+2], Politik nicht genannt/weiss
nicht/keine Angabe [0]
in & mache/will ich selbst [+1], out, aber mache/will
ich selbst [+1], in, aber mache/will ich nicht [–1],
out & mache/will ich nicht [–1], weiss nicht/keine
Angabe [0]
in & mache/will ich selbst [+1], out, aber mache/will
ich selbst [+1], in, aber mache/will ich nicht [–1],
out & mache/will ich nicht [–1], weiss nicht/keine
Angabe [0]
eine Partei genannt [+2], keine Partei, aber bestimmte Person [+1], restliche Antworten [0]
auf der Links-Rechts-Achse (0-10) positioniert [+1],
Links-Rechts-Achse ohne Bedeutung [–1], Rest [0]
=a
=b
=c
=d
=e
=f
=a+b+c+d+e+f
©gfs.bern, Credit Suisse Jugendbarometer, März/April 2012
Die Gruppenzuteilung erfolgte aufgrund untenstehender Tabelle.
Tabelle 7
Gruppierung des Index"politisches Engagement"
Wert
[–7,0]
[+1,+3]
[+4,+6]
[+7,+10]
Zuordnung
sehr schwach
eher schwach
eher stark
sehr stark
©gfs.bern, Credit Suisse Jugendbarometer, März/April 2012
52
5.2. gfs.bern-Team
LUKAS GOLDER
Senior-Projektleiter, Mitglied der Geschäftsleitung, Politik- und Medienwissenschafter
Schwerpunkte:
Integrierte Kommunikations- und Kampagnenanalysen, Medienwirkungsanalysen, Abstimmungen, Wahlen. Modernisierung des Staates. Publikationen in
Sammelbänden, Fachmagazinen, Tagespresse und auf Internet
CLAUDE LONGCHAMP
Verwaltungsratspräsident und Vorsitzender der Geschäftsleitung gfs.bern, Verwaltungsrat gfs-bd, Politikwissenschafter und Historiker, Lehrbeauftragter der
Universitäten Zürich und St. Gallen und an der Zürcher Hochschule Winterthur
Schwerpunkte:
Abstimmungen, Wahlen, Parteien, politische Kultur, politische Kommunikation,
Lobbying, öffentliche Meinung, Rassismus, Gesundheits- und Finanzpolitik
Zahlreiche Publikationen in Buchform, in Sammelbänden, wissenschaftlichen
Zeitschriften
MARTINA IMFELD
Projektleiterin, Politikwissenschafterin
Schwerpunkte:
Statistische Datenanalyse, Medienanalysen, Visualisierung
STEPHAN TSCHÖPE
wissenschaftlicher Mitarbeiter, Politikwissenschafter
Schwerpunkte:
Komplexe Datenanalytik, EDV- und Befragungs-Programmierungen, Hochrechnungen, Parteienbarometer, Visualisierung g
53
gfs.bern
Hirschengraben 5
Postfach 6323
CH – 3001 Bern
Telefon +41 31 311 08 06
Telefax + 41 31 311 08 19
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www.gfsbern.ch
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