Der Dominator! - Ballerkalle.de

Transcrição

Der Dominator! - Ballerkalle.de
PORTAIT
D e u t s c h e To p s c h ü t z e n u n d i h re A u s r ü s t u n g
Treppensteiger: Bei der
DSB-DM mußte Markus
Bartram gleich mehrfach
aufs Podest klettern.
„Z
uerst habe ich immer gedacht, er hat
sehr gute Nerven, mittlerweile vermute ich, daß er gar keine hat“, charakterisiert Karl Brendebach seinen Vereinskameraden Markus Bartram. Kein Wunder, schließlich setzte sich der talentierte Ausnahmeschütze
bei den Deutschen DSB-Meisterschaften auf der
Olympiaschießanlage in München-Hochbrück
in teilweise atemberaubend-spannenden Wettkampfverläufen in nahezu allen GroßkaliberKurzwaffen-Disziplinen an die Spitze.
In allen Waffenklassen 490 von 500
möglichen Ringen
So schoß er mit der Pistole im Kaliber .45
ACP im Vorkampf 391 Ringe und im Endkampf
99 Ringe und wurde somit mit 490 von 500
maximalen Punkten verdient Deutscher Meister. Nebenbei schoß er mit 99 von 100 Ringen
im Finale einen neuen deutschen Finalrekord,
wobei er den bisher von ihm höchstpersönlich
Der Dominator!
Bei den aktuellen Deutschen DSB-Meisterschaften in München-Hochbrück beherrschte Markus Bartram die GroßkaliberKurzwaffen-Disziplinen dermaßen, daß er in allen vier Waffenkategorien dreimal deutscher Meister und einmal deutscher Vizemeister wurde. Nebenbei stellte er zwei neue Rekorde mit der Pistole in 9 mm Luger und .45 ACP auf. Wir
Meistermacher: Das sind die Matchwaffen, mit
denen Markus Bartram in den Großkaliber-Kurzwaffen-Disziplinen bei den Deutschen Meisterschaften des Deutschen Schützenbundes auf der
Olympia-Schießanlage in München-Hochbrück so
ziemlich alles abgeräumt hat.
Markus Bartram, der mit einer Champion-Schießbrille
schießt, im Anschlag mit seiner Peters Stahl .45er und
seinem Smith & Wesson 629 Classic in .44 Magnum.
Man beachte im Revolver-Anschlag den Daumen der
unterstützenden Hand, der auf der schußstarken Hand
aufliegt, weil Bartram auch in den Zeitserien den
Hammer für das Single Action-Schießen vorspannt.
37 caliber 11-12/2002
36 caliber 11-12/2002
stellen den „Dominator“ und seine Erfolgsrezepte vor.
D e u t s c h e To p s c h ü t z e n u n d i h re A u s r ü s t u n g
Titelgekrönte Peters Stahl P 92 Sport im Kaliber .45 ACP
mit Aristocrat-1500er-Visierung und Hakenkorn.
caliber-Kontakt
Peters Stahl-Pistolen: Peters Stahl GmbH,
Stettiner Straße 42, 33106 Paderborn,
Telefon: 05251-750025, Fax: 05251-75611,
www.peters-stahl.com.
Smith & Wesson-Revolver:
Wischo Jagd- und Sportwaffen GmbH & Co KG,
Dresdener Strasse 30, D-91058 Erlangen,
Tel. 09131- 30090, Fax:300930,
www.wischo.com oder AKAH, Albrecht Kind GmbH,
Hermann-Kind-Straße 18-20, 51645 Gummersbach,
Telefon: 02261-7050, Fax: 02261-73540,
info@akah.
Korth-Revolver: Korth Germany GmbH,
Robert-Bosch-Straße 11, 23909 Ratzeburg,
Telefon: 04541-840363, Fax: 04541-840535,
www.korthwaffen.de, [email protected].
aufgestellten Rekord um drei Ringe übertroffen
hat.
Mit der Pistole im Kaliber 9 mm Luger sah
die Sache nahezu identisch aus. 393 Ringe im
Vorkampf - und wieder einen deutschen Rekord eingestellt - sowie 97 Ringe im Finale machen summa sumarum: 490 von 500 Ringen.
Und daß der ruhige, sympathische 31jährige
auch mit dem Revolver in Perfektion
umgehen kann, läßt sich ebenfalls
leicht den aktuellen Ergebnislisten entnehmen. Mit dem
schweren .44 Magnum legte
Markus Bartram 391 Ringe im
Vorkampf hin und mit seinen 99
Ringen im Endkampf stellt er wiederum einen um einen Ring verbesserten neuen
deutschen Finalrekord auf. Gesamtergebnis,
wer hätte es gedacht: 490 von 500 machbaren
Punkten. Und auch mit dem Six Shooter im Kaliber .357 Magnum schoß Bartram seine obligatorischen 490 von 500 Ringen. Im Vorkampf
erhöhte er mit 392 Ringen wiederum den bisher bestehenden deutschen Rekord um zwei
Punkte, was zusammen mit den 98 Ringen
im Endkampf auch wiederum einen neuen, um zwei Punkte erhöhten deutschen
Finalrekord bedeutete. Wie eng es
heutzutage in allen statischen Präzisions- und
dynamischen Action-Disziplinen im Großkaliber-Kurzwaffen-Schießsport zugeht, beweist die
Tatsache, daß er mit diesem Spitzenresultat
nach einer spannungsgeladenen, ringgleichen
Stechserie und Ausmessen des besten Schusses
„nur“ auf dem zweiten Platz hinter dem neuen
deutschen Meister Peter Dück landete und
deutscher Vizemeister wurde. Doch 490 von
500 möglichen Ringen in allen Waffenklassen
der DSB-DM 2002 hinzulegen, zeugt von einer
geradezu brutalen Konstanz in Sachen perfekte
Schießtechnik. Erst recht, wenn man die Tatsache, bedenkt, daß Bartram in der .357er-Revolverklasse mit einem geliehenen Korth-Revolver an die Startlinie trat, den er vor der DM
2002 genau einmal probegeschossen hat. Aus
zeitlichen Gründen stammte die wiedergeladene Muniton in den Kalibern 9 mm Luger und
.357 Magnum von seinem Schützenfreund Karsten Braun vom Pistolenclub Sinzig. Und nur,
wer über echtes Talent und nahezu unglaubliche Fertigkeiten im Präzisionsschießen verfügt,
kann es sich erlauben, mit einem solchermaßen „zusammengeliehenen“ Equipment an
den Start zu gehen.
Titelgekrönter Smith & WessonRevolver 629 Classic in .44 Magnum
mit 6,5“-Lauf und Werksvisierung
mit hinterschnittenem Korn.
Titelgekrönte Peters Stahl P
92 Sport in 9 mm Luger mit
Aristocrat-1500er-Visierung
und Hakenkorn.
s/w
Satzspiegel
Wie die Jungfrau zum Kind
kam Markus Bartram zum Schießsport. Denn von seinem Großvater
bekam er Anfang der 90er Jahre ein altes Flobert-Gewehrchen vererbt,
was Markus Bartram bei seinen Recherchen zum Bonner Schützenverein „Sportschützen Ännchen“ führte, wo er mit dem Luftgewehrschießen
begann. Allerdings stellte sich schnell heraus, daß er von den Anlagen
her eher ein „Pistolenmann“ und weniger ein „Gewehrmann“ war. So
brachte ihn sein Vereinskamerad Michael Terhorst vom erfolglosen Gewehr- zum Pistolenschießen. Und unter seinen Anleitungen entwickelte
sich Markus sehr schnell zu einem guten Pistolenschützen, so daß er als
Neuling mit einer Feinwerkbau C 10 gleich die nächste Vereinsmannschaft mit deutlichem Ringabstand gewann und so sein Potential erkannt
wurde. Es folgte der klassische Werdegang, so daß er ab 1992 mit einer
Walther GSP in die Kleinkaliber-Sportpistole einstieg, sich 1993 seinen
ersten Großkaliber-Revolver in .357 Magnum zulegte (unglaublich, aber
wahr: Mateba M 2006 C) und ab 1995 auch mit einer Peters Stahl 92
Das Publikum verfolgte die
streckenweise sehr spannenden
Wettkämpfe in München-Hochbrück mit großem Interesse.
38 caliber 11-12/2002
1/4
Mit diesem geliehenen Korth-Revolver in .357
Magnum in rostträger Sportausführung und mit
6“-Lauf und Werksvisierung mit Hakenkorn
reichte es nach einer Herzschlag-Stechserie und dem
Ausmessen des besten
Schusses „nur“ für
den Vizemeister.
1/4
4c
Satzspiegel
39 caliber 11-12/2002
PORTAIT
PORTAIT
D e u t s c h e To p s c h ü t z e n u n d i h re A u s r ü s t u n g
Standard in .45 ACP in den Großkaliber-Pistolendisziplinen mitmischte.
Mit dieser völlig unüberarbeiteten Peters
Stahl verbesserte Bartram 1999 bei den Deutschen DSB-Meisterschaften in Amberg den Rekord von 385 auf 392 Ringe im Vorkampf und
auf 487 Ringe im Finale.
Training mit Köpfchen
Doch wie kommen solche Spitzenleistungen
zustande? Am Trainingsfleiß kann es nicht liegen, denn der ist alleine schon aus beruflichen
Gründen eher durchschnittlich ausgeprägt und
auf den jeweiligen Anlaß abgestimmt. So reicht
Ausrüstung von Markus Bartram bei der DSB-DM 2002
Waffenklasse 9 mm Luger
.45 ACP
.357 Magnum
Waffe
Peters Stahl P 92 Sport Peters Stahl P 92 Sport Korth Sport
.44 Magnum
Smith & Wesson 629 CL
Lauflänge
6,5“
6“
6“
6“
Werksvisierung
Visierung
Aristocrat/Hakenkorn
Aristocrat/Hakenkorn
Munition
124 Grains Hornady-
200 Grains WM-Bullets 180 Grains H&N
240 Grains PMC
Vollmantel-Flachkopf
Blei-Semiwadcutter
verkupfert
Teilmantel-Kegelstumpf
4,6 Grains N 330
4,3 Grains N 310
6,0 Grains N 320
19,0 Grains N 110
Winchester-Hülse
PMC-Hülse
Winchester-Hülse
PMC-Hülse
Federal 100-Zünder
Winchester LP-Zünder
Federal 100-Zünder Winchester LP-Zünder
Motorenöl SAE 0W40
Tetra-Gun
Ballistol
Waffenöl
Trophäenjäger:
Markus Bartram mit
seiner MedaillenAusbeute von der
DSB-DM 2002.
40 caliber 11-12/2002
Markus Bartram vor Matches auf Bezirksebene
eine Trainingseinheit (mit jeweils rund 150
Schuß), vor Wettkämpfen auf Landesebene vier
Trainingstermine und vor einer Deutschen Meisterschaft strengt sich Bartram mit vier bis acht
Trainingseinheiten in zwei bis drei Wochen
richtig an. Natürlich scheint bei einem Ausnahmeschützen wie Markus Bartram ein naturgegebenes Talent vorhanden zu sein, doch ein Geheimnis seines Erfolges ist sicherlich die intelligente Gestaltung des Trainings. Denn wie alle
Topschützen übt der siebenfache DSB-Rekordhalter nicht das, was er gut kann und viel Spaß
macht, sondern arbeitet mit analytischem Verständnis an seinen Schwachstellen. Auf Kommando seines Trainers Günther Sterzer schießt
Werksvisierung
Ballistol
er mit einer zufällig bestimmten Waffe mal 150
Sekunden oder mal nur 20 Sekunden-Serien.
Hierbei konzentriert sich Bartram nur auf die
saubere Schießtechnik (Abzugsbetätigung, Visierbildkontrolle) und nicht auf die Ergebnisse
auf der Scheibe. Und so kann er - wie jeder
gute Schütze - nur aufgrund der Konzentration
auf das Korn ansagen, wo der jeweilige Schuß
lag. Ganz entscheidend sind hierbei Fragen
wie: „Welcher Schuß der 20 Sekunden-Serie
war die 9?“ und dies wird dann wiederum
durch Videoaufzeichnungen analyisiert, um
dann in neuerlichen Trainingseinheiten an der
weiteren Perfektionierung des Schießvorganges zu feilen. Gute Schützen dürften mit recht
hohem Trainingsaufwand um die 370 von 400
möglichen Ringen schießen können und so
kann man ungefähr erahnen, wie schwierig es
ist, seine Schießfertigkeiten jenseits der 390er
Ringe noch verbessern zu wollen. Nachdem
Markus Bartram seit letztem Jahr auch in den
BDS-Disziplinen aktiv ist, trainiert er im
Trockentraining für die dynamischen Disziplinen vor allem das immens wichtige Zeitgefühl
für die Spanne zwischen Visiererfassung und
Abziehen.
Neben dem reinen Schießtraining betreibt
der sechsfache deutsche DSB-Meister auch als
Ausgleich zum Büroalltag ein durchschnittliches, auf Kondition ausgelegtes Sportprogramm mit Radfahren, Inline-Skating und
Fitness-Studio.
Optimale Wettkampfvorbereitung
Als Teil seines Erfolgsgeheimnisses sieht
Bartram auch eine optimale Wettkampf-Vorbereitung und das Erarbeiten von routinemäßigen Abläufen. So wird vor dem Match die umfangreiche Ausrüstung sehr gewissenhaft gepackt und der jeweilige Schießstand, wenn
möglich, vor dem Wettkampf besucht, um die
Gegegebenheiten und Lichtverhältnisse vor Ort
bereits zu kennen. Und andere Schützen mögen es belächeln, wenn beispielsweise der Präzisionsfanatiker Bodenunebenheiten auf einem
Outdoor-Stand mit einer eigens mitgebrachten
Schaufel beseitigt, doch der Erfolg gibt ihm
Recht.
Zu seinen Zukunftszielen befragt, hat der
Spitzenschütze beruflich, privat und sportlich
eine ganze Menge vor. So strebt der wissenschaftliche Angestellte und Diplom-Ingenieur
am Institut für Stromrichtertechnik und Elektrische Antriebe an der Rhein-Westfälischen
Technischen Hochschule Aachen im Jahr 2004
seine Promotion zum Dr.-Ing. an. Im März
2003 wollen er und seine Verlobte Angela
Hüneke, die übrigens Nachwuchs erwartet, heiraten. In sportlicher Hinsicht will er bei der
nächsten deutschen DSB-Meisterschaft mit einer guten Mannschaft antreten und träumt von
einem europäischen Vergleichsschießen in den
verschmähten Großkaliber-Disziplinen. Ein
weiterer Wunsch von Bartram wäre aber auch,
genügend Unterstützung der Politiker, die seiner Ansicht nach begreifen müssen, daß etwa
1,7 Millionen aktive und höchst zuverlässige
Sportschützen keine zu vernachlässigende
Randgruppe sind.
Ein Wunsch von Markus Bartram war, daß er
einigen seiner engsten Schützenfreunde für die
Unterstützung seiner überaus erfolgreichen
Schützenkarriere auch „hochoffiziell“ danken
wollte. Diesem Wunsch kommt caliber gerne
nach. Sein Dank gilt also Günther Sterzer als
Trainer, Fritz Schliebusch für seine unermüdliche Hilfestellung bei Waffen- und Munitionsauswahl sowie Wiederladefragen, Michael Terhorst für die Wegweisung zum Pistolenschießen sowie Manfred von Negelein und Karl
Brendebach von den Bonner Sportschützen
Ännchen und Hermann Morsch vom Pistolenclub Sinzig.
Text: Stefan Perey
Fotos: Uli Grohs
ANZEIGE
1/1
4c
A

Documentos relacionados