Praktischer Ratgeber zur Bewegungserziehung im
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Praktischer Ratgeber zur Bewegungserziehung im
Praktischer Ratgeber zur BEWE G U NGSERZIEHUNG im Kleinkind- und Vorschulalter Impressum Impressum Herausgeber Sportjugend NRW im LandesSportBund Nordrhein-Westfalen Friedrich-Alfred-Str. 25 47055 Duisburg Inhalt Dr. Klaus Balster Ulrich Beckmann Isolde Helmrich-Freude Michael Meurer Ingrid Stähler Uschi Zimmermann Redaktion Ulrich Beckmann Uschi Zimmermann Layout Duisburg Druck Rhiem Druck, Voerde 4. überarbeitete Auflage 8.001 – 11.000 Duisburg, Februar 2005 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Seite Vorwort.......................................................................................................................................2 1. Bewegung ist unverzichtbar!.................................................................................................3 1.1 Bewegung und Wahrnehmung ......................................................................................9 2. Bewegung findet überall statt! ............................................................................................11 3. Wie wird man vielen Kindern gerecht? ..............................................................................15 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden ......................................................................21 4.1 Beispielhafte Stundenbilder für die verschiedenen Lernbereiche der Bewegungserziehung...................................................................................................22 4.2 Praktische Beispiele für Bewegungsstunden zum Ausprobieren ................................35 5. Wie lassen sich Bewegungsanlässe für Stundenbeispiele finden? ...................................123 6. Eine Lobby für Kinder! Was Sportvereine, Kindergärten und andere Institutionen für Kinder tun können .........125 7. Weitere Hilfen ...................................................................................................................139 7.1 Praxishilfen der Sportjugend NRW für die Kinder- und Jugendarbeit im Sport ......139 7.2 Literaturhinweise .......................................................................................................142 7.3 Grundsatzpapier der Sportjugend NRW zur Bewegungserziehung im Kleinkind- und Vorschulalter ...............................................................................143 7.4 Nähere Informationen bei der Sportjugend NRW.....................................................147 1 Vorwort Vorwort zur 4. Auflage Das Bemühen um eine praxisnahe Umsetzung der Bewegungserziehung im Kleinkind- und Vorschulalter in der Vereins- und Verbandsarbeit ist seit Jahren ein besonderer Schwerpunkt der Sportjugend NRW. Darüber hinaus hat dieses Handlungsfeld in den Sportvereinen und Kindergärten sowie den Fachschulen für Sozialpädagogik immer mehr an Bedeutung gewonnen. Übungsleiter/innen, Erzieher/innen und Eltern wissen, dass unsere Kinder für ihr Leben ausreichende Bewegung benötigen. Die Bewegung, einschließlich der Wahrnehmung, ist der Motor für eine ganzheitliche Entwicklung und für die Aneignung bedeutsamer Lebenskompetenzen und Lebenserfahrungen: Bewegung ist die Grammatik des Lebens! Darum versucht die Sportjugend NRW als starke Lobbyistin und Bewegungsanwältin für Jungen und Mädchen viele Erziehende zu erreichen, um bei ihnen eine neue Aufmerksamkeit und Verantwortung für eine „Kinderwelt als Bewegungswelt“ auszulösen! Als größte Kinder- und Jugendorganisation Nordrhein-Westfalens informieren, beraten und qualifizieren wir alle Interessierten, um Bewegung, Spiel und Sport für Kinder und Jugendliche auch in Kooperation mit anderen Institutionen und Organisationen zu fördern. Darüber hinaus entwickeln wir u.a. praktische Arbeitsmaterialien und Handlungskonzepte als alltagsunterstützende Hilfen. Weil jeder Mensch selbst Konstrukteur seiner Entwicklung und seines Handelns ist, brauchen Erziehende im Umgang mit Kindern ein umfangreiches erzieherisches Handlungsrepertoire, damit sie die Entwicklung von Kindern unterstützen können. Zum erzieherischen Handlungsrepertoire gehört u.a. die individuelle Förderung und die Planung und Durchführung von Bewegungsstunden. Besonders hierzu bietet der vorliegende Ratgeber Orientierungs- und Unterstützungshinweise. Dirk Mays 1. Vorsitzender der Sportjugend NRW 2 Dr. Klaus Balster Ehrenamtlicher Ressortleiter „Bewegung, Spiel und Sport für Kinder und Jugendliche“ der Sportjugend NRW 1. Bewegung ist unverzichtbar! ist unverzichtbar! hat für den ganzheitlichen Entwicklungsprozess des Kindes, für seine individuelle, harmonische Persönlichkeitsentfaltung, eine fundamentale Bedeutung. ist die erste und wichtigste Komunikationsform des Kindes und das entscheidende Mittel, um im vorsprachlichen Alter einen Dialog zwischen Kind und Umwelt in Gang zu setzen. Ohne gibt es ❍ „keinen Aufbau einer sensorischen Intelligenz in den frühen Entwicklungsstufen; ❍ keine Entwicklung von Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit; ❍ keinerlei Ausdruck von Gedanken oder Empfindungen und damit weder eine mimische noch eine gestische Verständigung; ❍ keine Möglichkeit zur Kommunikation und Interaktion; ❍ keinen Erwerb von Sprach- und Sprechfähigkeit; ❍ keine Möglichkeit der Erkenntnisgewinnung; ❍ kein Spiel, keinen Sport und keinen Erwerb von Kulturtechniken; oder sehr viel später auch • keine Arbeitstätigkeit und keine Handlungsmöglichkeiten, • keine musisch-künstlerischen Tätigkeiten, • keine aktive Erregungszufuhr; im Gegenteil: Bewegung steigert das Wohlbefinden und das Selbstwertgefühl.“ ★ ist das grundlegende Mittel zum emotionalen Erleben, zur Verständigung, Einordnung des Einzelnen in die Gemeinschaft und Erkenntnisgewinnung. ★ vgl.: GRAICHEN, J.: Neuropsychologische Aspekte von Bewegung und Sprache. in: IRMISCHER, T./IRMISCHER, E.: Bewegung und Sprache, Schorndorf 1993, S. 23 - 44. 3 g un n tz le se ia er ter t nd a el na m w ei er m us in /U A t se iti M m 4 A m us it ei se na M iner nde it- p rs /U er etz m so un w na g el le t n m g un tz se st er lb nd se na h ei t sic i us A m Aus it ei se na M iner nde it- rä rs /U u etz m ml un w ic g el h t en 1. Bewegung ist unverzichtbar! ermöglicht dem Kind erst eine ... 1. Bewegung ist unverzichtbar! DURCH erhält das Kind eine ... e iss tn e nn ck e ke drü iss Er in ebn E l Er Er k Ei enn Er nd tn le rüc iss bn k e iss e e e iss tn e nn ck e ke drü iss Er in ebn E l Er Er k Ei enn Er nd tn le rüc iss bn k e iss e e Zunahme von Erfahrungen 5 1. Bewegung ist unverzichtbar! Dadurch gelingt dem Kind eine ... Zunahme von Erfahrungen Entfaltung der gesamten Persönlichkeit Erwerb vielfältiger Kompetenzen ❍ Selbstkompetenz ❍ Sachkompetenz ❍ Sozialkompetenz 6 Zunahme von ❍ Sicherheit ❍ Selbständigkeit ❍ Selbstvertrauen Weitere Auseinandersetzung ❍ mit sich selbst ❍ mit den Dingen seiner Mit-/Umwelt ❍ mit den es umgebenden Personen 1. Bewegung ist unverzichtbar! Das primäre Ziel einer Bewegungserziehung ist die harmonische, individuell-ganzheitliche Entwicklung des Kindes und die Entfaltung seiner gesamten Persönlichkeit. Die Ganzheitlichkeit der menschlichen Persönlichkeit wird gefördert, indem vielfältige Wahrnehmungs- und Bewegungserfahrungen in Handlungssituationen vermittelt werden. Bewegung und Wahrnehmung sind als untrennbare Einheit zu verstehen. Dieses Ziel ist durch vielfältige Angebote aus verschiedenen Lernbereichen zu erreichen, die untrennbar zusammengehören! sichert die Erweiterung vielfältiger senso-motorischer ★ Erfahrungen durch • Erfahren und Erleben des Körpers • Entdecken, Erfahren und Erleben verschiedener Wahrnehmungs-, Bewegungs- und Spielräume • Handhaben vielfältiger Materialien und Geräte • ... ermöglicht emotionales Erleben durch • Steigerung des Selbstvertrauens und der Selbstbestätigung durch Erfolgserlebnisse • Erhalt der Bewegungsfreude durch Bereitstellen kindgerechter Handlungsmöglichkeiten • Bewältigung von Angst und Niederlagen • ... fördert soziales Verhalten durch • Erfahren von Hilfsbereitschaft und Rücksichtnahme im gemeinsamen Tun • Auf- und Annehmen von Kontakten • Wahrnehmen und Respektieren eigener und fremder Grenzen • ... ★ Sensomotorik bezeichnet die Zusammenhänge von Wahrnehmung und Bewegung. 7 1. Bewegung ist unverzichtbar! Bewegung fördert/unterstützt geistige Prozesse durch • Ausbau des Vorstellungsvermögens und Entwicklung des Bewegungsgedächtnisses durch Speichern sensorisch-motorischer Erfahrungen und Muster • Intensivieren der Informationsverarbeitung und der Entscheidungsfähigkeit durch selbständiges Lösen von Bewegungshandlungen im Gestalten und Spielen • Entwicklung eines Verständnisses von Realität durch Erfahren unterschiedlicher Materialien und durch grundlegende Tätigkeiten • ... Bewegung ermöglicht ökologische Erfahrungen durch • Erfahrungen wichtiger klimatischer Reize bei Aktivitäten im Freien • Steigern von Erlebniswerten durch naturnahe Bewegungsaktivitäten • ... Eine Vernachlässigung der Bewegungserziehung führt zu einer Unterdrückung der kindlichen Bedürfnisse und hat negative Folgen für die Entwicklung der Persönlichkeit des Kindes! Eine eingeschränkte Bewegungserfahrung behindert körperliches Wohlbefinden und Gesundheit, soziale Integration, Selbstsicherheit, Selbstvertrauen und geistige Erkenntnisgewinnung. ★ ★ 8 vgl. Positionspapier der Sportjugend NRW: „Kinder und Jugendliche mit mangelnden Bewegungserfahrungen“, Duisburg 1993. 1. Bewegung ist unverzichtbar! 1.1 Bewegung und Wahrnehmung Die Entwicklung von Wahrnehmung und Bewegung bilden eine untrennbare Einheit, denn jede eingehende Information wird über die Sinne aufgenommen und fast jede Reaktion ist motorischer Art. Wahrnehmung ist dem zufolge Voraussetzung für Reaktionen, Kommunikation, Auseinandersetzung mit sich und der Umwelt. Unter Wahrnehmung versteht man den Prozess der Aufnahme (durch die verschiedenen Sinnessysteme), Koordination und Verarbeitung (im Gehirn) von Reizen und Informationen aus der Außenwelt oder dem eigenen Körper. Um sich in der Umwelt orientieren zu können, braucht das Kind die Fähigkeit, Sinnesreize zu differenzieren, d.h. wichtige Informationen von unwichtigen zu unterscheiden. Ein Kind sollte z.B. in der Lage sein, sich trotz eines höheren Lärmpegels in der Halle auf die Stimme der Übungsleiterin/desÜbungsleiters zu konzentrieren. Mithilfe der Sinnesorgane muss ein Kind neue Situationen erfassen und an das Zentralnervensystem (ZNS) im Gehirn weiterleiten, bevor es eine sinnvolle motorische Handlung vornehmen kann. Eine selbständige Bewegung ist ohne Wahrnehmung nicht denkbar, deshalb geht jeder Bewegung eine Wahrnehmung voraus. Folgende Wahrnehmungsbereiche werden unterschieden: System Taktiles System Sinnesorgan Haut Gewonnene Informationen Die Haut ist das größte Wahrnehmungsorgan, darüber wird Druck, Berührung, Temperatur und Schmerz wahrgenommen. Vestibuläres System Gleichgewichtsorgan Über Rezeptoren im Innenohr werden Lage im Innenohr und Orientierung im Raum, Beschleunigung des eigenen Körpers und das Gleichgewichtsempfinden wahrgenommen. Kinästhetisches System (Bewegungsempfinden) Propriozeptoren in Die Bewegungen des eigenen Körpers, die Muskeln, Sehnen und Stellung der Körperteile zueinander, MuskelGelenken spannung. Kraft des eigenen Körpers und Gewicht von Objekten wird wahrgenommen. Visuelles System Augen Der Sehsinn nimmt die meisten Informationen auf, er unterscheidet Helligkeit, Farbe, Form und Lage von Objekten und Lebewesen. Auditives System Ohren Durch die akustische Wahrnehmung wird die Tonhöhe, Lautstärke, Geräusche, Sprache, Art und Ort von Schallquellen aufgenommen Geruchssystem Nase Reizstoffe und Reizintensität werden unterschieden. Geschmackssystem Zunge Unterschieden werden kann süß, sauer, salzig und bitter. 9 1. Bewegung ist unverzichtbar! Werden die unterschiedlichen Wahrnehmungsreize sinnvoll miteinander verknüpft, befähigen sie das Kind zu einer angemessenen Reaktion. Durch vielfältige Wahrnehmungs- und Bewegungshandlungen in unterschiedlichen Situationen erlangt das Kind wichtige Körper- und Umwelterfahrungen. Erst auf der Grundlage sinnlicher Wahrnehmungen erwirbt das Kind die Fähigkeit, willkürliche, zielgerichtete Bewegungen ausführen zu können, z.B. auf einer Bank balancieren oder einen Ball zum Partner zu rollen. Hierbei kommt den so genannten „Basissinnen“ (taktile, kinästhetische. vestibuläre Wahrnehmung) eine besondere Bedeutung zu, da sie die Grundlage der kindlichen Entwicklung darstellen. Ihre Förderung steht im Vordergrund, auch um einer visuellen und akustischen Reizüberflutung entgegen zu wirken. 2. Bewegung findet überall statt! findet überall statt! Grundsätzliche Überlegungen zu altersangemessenen Bewegungs-, Spiel- und Sportangeboten Beachten wir die oben genannte Bedeutung der Bewegung für den ganzheitlichen Entwicklungsprozess eines Kindes, so heißt dies für die Planung und Durchführung der Bewegungserziehung im Kleinkind- und Vorschulalter, dass Bewegungs-, Spiel- und Sportangebote vielfältig und abwechslungsreich an den Interessen und Bedürfnissen der Kinder sowie deren Vorerfahrungen orientiert sein müssen. Denn Kinder wollen: ✰ laufen, springen, hüpfen, tanzen, singen, ... ✰ klettern, balancieren, schaukeln, werfen, rollen, ... ✰ kleine und große Spiele kennen lernen, ... ✰ Sportgeräte ausprobieren, ... ✰ mit allen Dingen spielen, die ihnen im Alltag begegnen: Dosen, Zeitungen, Teppichfliesen, Tüchern, Decken, ... ✰ basteln, malen, feiern, sich verstecken, Geschichten hören und erzählen, miteinander spielen, ... ✰ planschen, blubbern, spritzen, springen, tauchen, ... ✰ wahrnehmen, fühlen, riechen, schmecken, hören, sehen, ihren Körper und seine Bewegungen spüren, ihr Gleichgewicht testen, ... Alle Aktivitäten sollen möglichst oft und überall stattfinden: ❍ drinnen, draußen, im Wasser ❍ mit verschiedenen Materialien und Geräten ❍ alleine, mit Partnerinnen und Partnern, mit der Gruppe 11 2. Bewegung findet überall statt! 12 Konstruieren Gestalten n vo n n me se le Lö ob Pr Au sp ro bi er en Planen Va rii er en en er isi ov pr Im Wahrnehmen Erst ein vielfältiges, jederzeit zu variierendes und kombinierbares, umfangreiches Bewegungs-, Spiel- und Sportangebot, das sich nicht nur an einer Sportart orientiert, ermöglicht: 2. Bewegung findet überall statt! Die praktische Arbeit sollte sich an den folgenden sieben didaktischen Handlungsprinzipien orientieren, die den Rahmen für offene Lernsituationen bilden ★: ① Kindgemäß Grundsätzlich sollten Angebote die Interessen und Bedürfnisse der Kinder berücksichtigen, ihrem Bewegungsdrang Raum geben, Neugierde zulassen und einen Wechsel von Spannung und Entspannung (körperlich und emotional) beinhalten. Durch Rituale, Regeln (die dem Schutz von Personen und Material dienen) und Grenzen erfahren die Kinder Sicherheit und Vertrauen. ② Offenheit Die Angebote sollten offen sein, d.h. trotz Planung bleibt Raum für situative Interessen, spontane Einfälle und neue Anregungen seitens der Kinder. Der Aufforderungscharakter ergibt sich aus anregungsreicher Umwelt und Geräteauswahl, motivierenden Medien und Materialien sowie aktivierenden Impulsen, passenden Bewegungsaufgaben und flexiblem Umgang mit aktuellen Ereignissen. ③ Freiwilligkeit Das Kind bestimmt über die Teilnahme und Beteiligung an Angeboten, aber auch über einzelne Aktivitäten je nach Neigung und Interesse. Dabei ist ein hohes Maß an individuellen Bewegungsfreiheiten eingeschlossen. Jede/r bestimmt selbst über seine/ihre eigenen Tätigkeiten und über seine/ihre Beteiligung und kann über Dauer, Tempo, Intensität und Unterbrechung frei verfügen. ④ Zwanglosigkeit Zwanglosigkeit meint, sich ungezwungen zu fühlen und geben zu können. Die Atmosphäre sollte frei von Reglementierung, Erfolgszwang, Leistungsdruck und Konkurrenzdruck sein und von Achtung und Wertschätzung geprägt sein. Freiwillige Leistungsbereitschaft, persönlich geprägte Bewegungserlebnisse und variable, veränderbare Regelvereinbarungen bestimmen die Angebote. Im Vordergrund steht das Erfinden, Ausprobieren und Ideenentwickeln. ⑤ Entscheidungsfreiheit Um sich entscheiden zu können brauchen Kinder Wahlmöglichkeiten zwischen Alternativen. Gemeint sind hier verschiedene Geräte, Aufbauten oder Materialien, unterschiedliche Spiele, aber auch Rollen innerhalb der Bewegungsspiele oder Aktivitäten. Das Abwählen ist eingeschlossen und damit auch die Möglichkeit, sich nicht nur für, sondern auch gegen ein Angebot zu entscheiden, gemeinsam mit anderen tätig zu sein, sich selbst zu beschäftigen, zuzuschauen oder auch nichts zu tun. Die Kinder sollen die Möglichkeit haben, selbstbestimmt aus eigenem Entschluss heraus zu handeln und damit die Verantwortung für ihr eigenes Handeln zu übernehmen, d.h. Konsequenzen erfahren und tragen. Damit wird angestrebt, aus eigenem Antrieb und nach eigenem Ermessen Entscheidungen nachgehen zu können. Insbesondere im Umgang mit jüngeren Kindern ist dabei zu berücksichtigen, dass ihre Entscheidungsfreiheit noch ausgebildet und erweitert werden muss. Der Spielraum muss daher kindgemäß sein. ★ vgl. Lorenz/Stein: Eltern-Kind-Turnen, Celle 1994, S. 25 ff, Zimmer, Renate: Handbuch der Bewegungserziehung, Freiburg 2004, S. 154 ff 13 2. Bewegung findet überall statt! ⑥ Erlebnisorientiert Bei diesem Handlungsprinzip geht es um die Orientierung an der Lebens- und Erlebniswelt der Kinder. Das Spiel bietet die Basis für Symbol- und Rollenspiele, die in Bewegungsgeschichten umgesetzt werden können. Hier haben Kinder Frei-Räume, ihre Fantasie auszuleben, Abenteuer und Erlebnisse zu erfahren. Sie versetzen sich in unterschiedliche Rollen, Bewegungssituationen werden in komplexe Spielhandlungen eingebunden, so dass die Kinder unterschiedliche Rollen und Ereignisse durchleben. So kann der Kasten zum „Felsen“ werden und die Weichbodenmatte zum „See“, in den die Kinder nach einer „Gebirgstour“ springen. Uneingeschränktes Erleben des Kindes vollzieht sich im Jetzt. Daher brauchen Kinder Zeit und Raum, um in ihren Aktionen Sinnhaftigkeit finden zu können. ⑦ Initiativmöglichkeit Hier ist die Möglichkeit gemeint, selbst und/oder gemeinsam mit anderen Gruppenmitgliedern initiativ werden zu können. Kinder müssen Eigenaktivitäten entwickeln können, um den eigenen Interessen nachgehen zu können und um sich den eigenen Bedürfnissen, Neigungen und der eigenen Fantasie entsprechend verhalten zu können. Wenn Kinder sich selbst erproben, selbst Initiative ergreifen können, wächst das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Kinder erfahren, selbst etwas bewirken zu können und eigenständig Probleme lösen zu können, sie nehmen eine aktive Haltung ein und bauen die passiv-konsumierende ab. 3. Wie wird man vielen Kindern gerecht? 3. Wie wird man vielen Kindern gerecht? ★ Selbst bei einer ganzheitlichen Betrachtung dürfen Einzelteile nicht außer Acht gelassen werden, denn die beste Mahlzeit schmeckt nicht, wenn einzelne Zutaten fehlen, wenngleich das Ganze immer mehr als die Summe der Einzelteile ist. Denn die Gesamtpersönlichkeit lässt sich nicht in einzelne unabhängige Bereiche zergliedern, die mit überzeugender Berechtigung theoretisch isoliert und unabhängig voneinander betrachtet werden können. Für die Planung konkreter Fördersituationen ist es zweckmäßig, analytische Einzelschritte in abhängigen Bereichen vorzunehmen, wobei die ganzheitliche Gesamtsicht in der Kenntnis der Abhängigkeiten gesehen werden muss. „Ganzheitliche Sichtweise und das Vorgehen in planbaren, analytischen Einheiten schließen sich nicht aus, sondern müssen als dialektische (gegensätzliche) Schrittfolge eines Gesamtprozesses verstanden werden“ (vgl. EGGERT 1994, S. 28). Und „um möglichst vielseitige und umfangreiche Erfahrungen und Einsichten zu erreichen, sollte das Bewegungsangebot sowohl freie als auch strukturierte Situationen umfassen“ (ZIMMER 1994, S. 48). Um den Kindern „ganzheitlich“ gerecht zu werden, ist es darum erforderlich, dass sich die Betreuerinnen und Betreuer bei der Auswahl von Förderbeispielen an dem jeweiligen Alter, dem Erfahrungsniveau, dem Leistungsstand, der Motivation und den Bedürfnissen und Interessen der Kinder orientieren. Für die Vorbereitung vielseitiger Lerngelegenheiten und differenzierter Erfahrungssituationen sind beispielsweise verschiedene Entscheidungshilfen nützlich. Die Entscheidungshilfen sollen bei Beachtung der Verschiedenartigkeit der Kinder die jeweilige Einmaligkeit der Förderung unterstützen! Lern- und Entwicklungsregeln ➠ motorisch-körperlich • Entwicklung vom Kopf über die Arme zu den Beinen z.B. vom Rumpf- zum Arm- zum Handkreisen • Vom Körperzentrum zur Körperperipherie z.B. vom Körperrumpf zu den Händen • Vom Krafteinsatz des ganzen Körpers zu gezielten Einzelbewegungen z.B. beidarmiges Werfen mit ganzem Köpereinsatz, zu beidarmigem Werfen, zum gezielten Werfen mit einem Arm/einer Hand • Von der Grob- zur Feinmotorik z.B. weiträumige zu kleinräumigen Bewegungen, z.B. Arme zu Fingern ➠ koordinativ • Von der Grob- zur Fein- und Feinstkoordination z.B. Eierkartons hoch und weit werfen zum Balancieren auf der Hand bis zum Bauen eines Turms • Von einfachen Bewegungsfolgen zu Folgekopplungen z.B. von Laufen zu Laufen und Transportieren erst eines, dann mehrerer Geräte • Von Synchronbewegungen zu Simultanbewegungen z.B. Nebeneinander einer gleichzeitigen Bewegung (auf dem Rollbrett liegend mit beiden ★ vgl.: BALSTER, K.: Kinder mit mangelnden Bewegungserfahrungen – Teil 2, Sportjugend NRW (Hrsg.), 3. Aufl., Duisburg 2000. 15 3. Wie wird man vielen Kindern gerecht? Armen vorwärts bewegen) zu Nebeneinander zweier gleichzeitiger Bewegungen (auf dem Rollbrett liegend auf der Stelle im Kreis drehen, dabei wechselseitig mit den Armen abstoßen) • Von Komplexbewegungen mit geringer Zahl von Bewegungsfolgen zu Komplexbewegungen mit höherer Folgenzahl z.B. Anlauf und Sprung zu Anlauf – Sprung – Ziellandung ➠ sensomotorisch-perzeptiv* • Von modalen (Reizaufnahme in nur einem Sinnesgebiet, wie nur Tasten) über intermodale (zwei Sinnesgebiete, wie Tasten und Riechen) zu serialen Wahrnehmungen (aufeinander folgende Reize in Raum und Zeit, wie tastend und riechend einem Bewegungspfad folgen; nach AFFOLTER in MERTENS 1991) • Bei der Entwicklung der Wahrnehmung von der Differenzierung (Geräusche unterscheiden) über die Lokalisation (zeitlich-räumliche Veränderungen der Geräusche) zur Entwicklungsstufe der Strukturierung (Gestaltung der zeitlich-räumlichen Geräusche; nach EGGERT/PETER 1992) • Von den „Basissinnen“ (Tastsinn, Gleichgewichtssinn, Körper- und Bewegungssinn) zu den „Fernsinnen“ (riechen, schmecken, hören, sehen); Grundlage der Wahrnehmungsentwicklung bilden die Basissinne Methoden und methodische Grundsätze (Sie sind die Grundlage für jede Differenzierung und Individualisierung der Angebote.) ➠ Allgemeine • Vom Leichten zum Schweren z.B. erst eine Zeitung auf dem Kopf balancieren, dann mehrere Zeitungen auf mehreren Körperteilen • Vom Bekannten zum Unbekannten z.B. erst mit geöffneten Augen über einen großen Kasten steigen, dann mit geschlossenen Augen • Vom Einfachen zum Komplexen z.B. erst auf den Linien frei in der Halle gehen, dann einen festgelegten Weg auf den Linien gehen/laufen • Vom Langsamen zum Schnellen z.B. erst durch den Raum gehen, dann laufen • von der Einzelarbeit zur Gruppenarbeit z.B. erst alleine mit Bierdeckeln beschäftigen, dann mit einem/r Partner/in, dann legen alle Kinder (Kleingruppe – Großgruppe) zusammen eine „Bierdeckelstraße“ • von der Aktivität ohne Gerät/Material zur Geräte-Materialkombination z.B. erst durch die Halle laufen, dann laufen und verschiedene Dosen einsammeln, dann unterschiedliche Materialien (Dosen, Kartons, Schachteln, Kästen…) sammeln, sortieren, etwas daraus bauen (Burg, Schiff…) • von der Körpererfahrung über die Sacherfahrung zur Sozialerfahrung z.B. erst Erfahrung mit dem eigenen Körper sammeln (ihn kennen lernen, mit ihm umgehen können, sich einschätzen können), dann mit dem Raum, der Zeit und Material (Umwelterfahrungen, physikalische Erfahrungen wie Größe, Gewicht, Schwerkraft, Beschleunigung) bis zur Gruppe (Kontaktaufnahme, Kooperation, Konfliktbereitschaft) ★ Perzeption = Wahrnehmung 16 3. Wie wird man vielen Kindern gerecht? Differenzierungsmöglichkeiten ➠ Variation der Methoden • Bewegungsaufgaben - räumen dem Kind verschiedene Lösungsmöglichkeiten ein, es gibt kein „Falsch“ oder „Richtig“. Die Aufgaben sind so gestellt, dass jedes Kind seinen individuellen Lösungsweg finden kann. • Bewegungsimpuls/Anregung/Anreiz - zur Verfügung stellen von Material, Geräten oder Gerätekombinationen - selbst aktiv mitspielen - kurzer verbaler Anstoß für eine Spiel- oder Bewegungsidee • Bewegungslandschaft - aufgebaute Gerätearrangements mit unterschiedlichen Spiel- und Bewegungsschwerpunkten, die an Landschaften erinnern (Berg, Sumpf, Felsen, Brücke) • Bewegungsbaustelle - keine vorgefertigte Gerätekombination, Material (Kleingeräte, Alltagsmaterial, Kisten, Bretter, Reifen) wird zur Verfügung gestellt, das die Kinder eigenständig und selbstverantwortlich nutzen und handhaben • Bewegungsgeschichten - motivieren Kinder zum Mitmachen, sie entdecken über leicht nachvollziehbare Geschichten die Sinnhaftigkeit von Bewegungen bzw. Bewegungsspielen - entstammen der Vorstellungs- und Erlebniswelt der Kinder - regen kreatives, fantasievolles Mitgestalten an ➠ Variation der Bewegungsmöglichkeiten/-formen/Verwendungsmöglichkeiten • Bewegungsmöglichkeiten - Entspannungs- und Stilleübungen, Lauf- und Fangspiele, Ballspiele, Kreisspiele, Tänze/Bewegung nach Musik, Singspiele, Geräteparcours, Sinnesparcours etc. • Bewegungsformen - Gehen, Laufen, Hüpfen, Springen, Klettern, Ziehen, Rollen etc. - Bewegungskombinationen wie Gehen und Tragen, Werfen und Fangen • Verwendungsmöglichkeiten von Sport-/Spielgeräten und Alltags- und Verpackungsmaterialien - Sortieren und Ordnen - Werfen und Rollen - Kombination von Groß- und Kleingeräten ➠ Variation verschiedener Materialien, Hilfsmittel, Spiel- und Sportgeräte; möglichst aus der Lebenswelt der Kinder • Sport-/Spielgeräte - herkömmliche Sportgeräte, z.B. Kasten, Barren, Bänke, Matten, Reck, Taue, Sprossenwand - Balanciergeräte, z.B. Wackelbrett, Kreisel, Stelzen, Therapieband, Schaukel - Fahrgeräte, z.B. Rollschuhe, Pedalo, Skateboard, Fahrrad, Roller, Inline-Skates, Rollbrett - Bälle, z.B. Schaumstoff-, Papier-, Jonglierball, Luftballon, Wasserball, Pezziball - Hantiergeräte, z.B. Seil, Tuch, Gymnastikreifen, Stäbe - Gruppenspielgeräte, z.B. Ziehtau, Schwungtuch, Fallschirm - Sprunggeräte, z.B. Sprungseil, Gummitwist, Sprungball, Trampolin • Freizeitgeräte, z.B. Weichfrisbee, Wurfring, Beach-Ball, Indiaca, Hängematten, Kriechtunnel, Murmeln 17 3. Wie wird man vielen Kindern gerecht? • Alltagsmaterialien, z.B. Bierdeckel, Teppichfliese, Handtuch, Decke, Schaumstoffteil, Zeitung, Heulrohre • Verpackungsmaterialien, z.B. Joghurtbecher, Küchenrolle, Getränkekisten, Waschpulvereimer, Kartons • Naturmaterialien, z.B. Äste, Steine, Muscheln, Tannenzapfen, Kastanien, Blätter ➠ Variation der koordinativen Anforderungen • Veränderte Ausgangs- und Endstellungen, z.B. einen Ring im Sitz werfen, vom Kasten, aus der Hängematte • Veränderte Aufgabenausführung, z.B. ein Bohnensäckchen auf einem Körperteil balancieren, sich dabei durch den Raum bewegen • Schwierigkeitssteigerung während der Aufgabe, z.B. über die Bank balancieren und dabei über unterschiedliche Hindernisse steigen • Kombination von Aufgaben, z.B. Luftballon hochwerfen und vor dem Fangen in die Hände klatschen • Beidseitiges Probieren, z.B. einen Joghurtbecher mit dem rechten und linken Fuß transportieren • Bei geschlossenen Augen probieren, z.B. mit geschlossenen Augen über verschieden Matten gehen • Probieren unter ungewohnten Bedingungen, z.B. Werfen mit ungewohnten Objekten, wie Schwämme, Bierdeckel, Korken • Probieren bei nicht vorhersehbaren Situationsänderungen, z.B. auf ein Zeichen hin auf Matten springen, in eine Höhle kriechen, auf einem Bein stehen, plötzlich kommt ein „Löwe“ und will die Kinder fangen (weglaufen/verstecken) ➠ Variation von Spielideen • Anzahl der mitspielenden Kinder • Spieldauer, z.B. unbestimmte Spielzeit, bis alle Reifen eingesammelt sind • Spielgeräte/Gerätemaße/Spielanlagen, z.B. leichte/schwere/große/kleine/weiche/harte Bälle • Spielziel, z.B. niedrige/hohe/kleine/große/breite/schmale Tore/Ziele, gemeinsam aus allen Matten einen „Riesen“ bauen • Spielregeln, z.B. ein Fänger, mehrere Fänger ➪ Unbedingt das ständige Ausscheiden von Kindern vermeiden! • Aufgaben/Schwierigkeitsgrad, z.B. Aufgabenstellung im Stand, in der Bewegung • Lauf-/Ballweg, z.B. die Papprolle darf nur nach hinten geworfen werden • Tempo, z.B. Frisbee muss schnell abgegeben werden, weil sie „giftig“ ist • Aufgaben durch Hinzunahme zusätzlicher Spielgeräte, Materialien, Hindernisse und Sonderaufgaben, z.B. mehrere/unterschiedliche Kartons • Aufstellungsformen/Ausgangsstellungen, z.B. Fangen: nur auf den Matten bewegen • Fortbewegungsarten, z.B. durch die Halle laufen, krabbeln, hüpfen • Grundstrukturen der Spiele, z.B. Reise nach Jerusalem: Kinder scheiden nicht aus, wie viele Kinder passen auf einen Stuhl ➠ Variation der Bewegungsorte • Nicht nur in der zugewiesenen Sporthalle bleiben, sondern auch umliegende Spielplätze, Wälder, Grünanlagen, Wasserflächen, Asphaltflächen (Skates) etc. nutzen • Veränderung der äußeren Bedingungen, z.B. Balancieren auf Bänken in der Halle und dann auf Baumstämmen im Wald 18 3. Wie wird man vielen Kindern gerecht? Integrationshilfen (um Kinder mit Bewegungs- und Verhaltensauffälligkeiten in Gruppen zu integrieren) Eine Integration kann durch die Erziehenden u.a. unterstützt werden durch ➠ Entgegenbringen einer „gleich bleibenden“ Zuneigung durch Ermutigung und Lob, die nicht von der Leistung abhängig ist ➠ Bereitstellung einer lustbetonten und vertrauensvollen Atmosphäre, Echtheit und Aufrichtigkeit ➠ Entgegenbringen von Verständnis und Geduld auch bei unangemessenem sozialen Verhalten; keine Bloßstellung ➠ Einfühlendes, nicht wertendes Verhalten ➠ Keine Über-/Unterforderung; druckfreie Situationen anbieten ➠ Förderung der Erlebnisse, die wichtiger sind als Ergebnisse ➠ Förderung des Vertrauens in die eigene Leistungsfähigkeit ➠ Vermeidung zu frühen Eingreifens in den Lernprozess; Impulse sollen vom Kind ausgehen ➠ Förderung der Selbständigkeit und Eigeninitiative ➠ Schutz vor Außenseiterstellung (kein Auslachen, keine Abwertung) ➠ Möglichst umfassendes Wissen vom Kind, um es besser zu verstehen ➠ Berücksichtigung der Bedürfnisse und Interessen der Kinder Weitere methodisch-didaktische Hinweise ➠ Zielgemäßheit, d.h. Spiel, kein Training! Auch keine „Programme“! ➠ Ritualstabilisierung, d.h. feste, wiederholende Inhalte am Anfang/Ende der Bewegungszeit zum Orientieren berücksichtigen ➠ Angebots-Rhythmisierung, d.h. Wechsel von bewegungsintensiven Phasen, kreativem Rollenspiel und Pause oder angeleitete Situationen und freies Spiel ➠ Erlebnisorientiert, d.h. Spiele, die den Bedürfnissen der Kinder entsprechen und zur Fantasie anregen; aber auch Einbettung von Spielen und Aktivitäten in Bewegungsgeschichten ➠ Wiederholung, d.h. häufige Wiederholungen ermöglichen erst das Bewusst machen des Lernvorganges und damit die Stärkung des Selbstkonzeptes ➠ Ganzheitlichkeit, d.h. neben sensomotorisch-körperlichen, auch geistige und emotional-soziale Reize berücksichtigen ➠ Entwicklungsorientiertheit, d.h. unterschiedliches Können der Kinder ansprechen 19 3. Wie wird man vielen Kindern gerecht? Verhaltenshinweise für Erziehende Kompetenzen bei Kindern aufzubauen, fängt zunächst bei unseren Kompetenzen an! D.h. jeder von uns sollte sich zunächst selbst unter die Lupe nehmen, um stets eigene Kompetenzen zu überprüfen. Erst, wenn wir uns unserer Möglichkeiten und Grenzen innerhalb und außerhalb der Bewegungszeiten genau und realistisch bewusst sind, werden wir Jungen und Mädchen eher beim Aufbau stabiler Kompetenzen helfen können. Beispielsweise könnten wir uns beim Umgang mit unbeherrschten Kindern folgende Fragen stellen: ➠ Bin ich mir meiner eigenen Gefühle, z.B. Aggression bewusst? ➠ Versuche ich, möglichst unbewertet wahrzunehmen und zu reagieren, wenn mich ein Kind provozierend anredet? ➠ Lässt sich mein Gefühlszustand selbst durch unvorhergesehene Ereignisse stabil halten? ➠ Schätze ich die funktionale Bedeutung meines Verhaltens richtig ein, z.B. als Mittel zur Erreichung bestimmter Ziele? ➠ Drücke ich meinen Ärger konstruktiv aus? Erwäge ich die Nachwirkungen unüberlegter Äußerungen? ➠ Akzeptiere ich z.B. aus eigener Ängstlichkeit unangemessenes Verhalten älterer Kinder? ➠ Entwickle ich ausreichende Empathie für die Kinder (Einfühlen in Kinder)? ➠ Konzentriere ich mich trotz aggressiven Verhaltens der Kinder auf ihre Stärken? ➠ Setze ich die Gewichtung von Werten angemessen; ist mein Leistungsanspruch kindgemäß? ➠ Wähle ich stets eine kindgerechte Körpersprache (z.B. auf Augenhöhe gehen) und Sprache? ➠ Berücksichtige ich ihre Lebenshintergründe, soweit ich sie kenne? ➠ Beziehe ich Jungen und Mädchen in Lösungs- und Entscheidungsprozesse mit ein? ➠ Entwickele ich Regeln „mit“ den Kindern oder „für“ die Kinder? ➠ Wie hoch ist meine Bereitschaft, gemeinsam mit Kindern zu spielen? ➠ Lasse ich den Kindern ausreichend Freiraum zum Experimentieren und Ausprobieren? ➠ Akzeptiere ich die individuellen Neigungen, Bedürfnisse und Erfahrungen der Kinder? ➠ Sind meine Aussagen klar und eindeutig, setze ich angemessene Grenzen? ➠ Gelingt es mir bei inakzeptablem Verhalten des Kindes, angemessene Konsequenzen (keine sinnlosen Strafen) anzukündigen und erfolgen zu lassen? 20 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Die Umsetzung der „theoretischen“ Gedanken der ersten drei Kapitel bedeutet für das praktische Angebot an Jungen und Mädchen, ihnen altersangemessen Reizvolles aus den verschiedenen Lernbereichen zu bieten. Was das sein kann und in welcher Form dies möglich ist, wird in ausgesuchten Stundenbeispielen vorgestellt. Zur Sicherung einer ganzheitlichen Entwicklungsförderung der Jungen und Mädchen sollten die Stundeninhalte immer alle Lernbereiche berücksichtigen! Für die eigene Planung, als „Eselsbrücke“, und hier zur Verdeutlichung, sind die Lernbereiche symbolisch anhand eines Kuchens dargestellt, wobei bis auf den ökologischen Lernbereich, der den Kuchenboden bildet, alle anderen Bereiche jeweils durch ein Kuchenviertel dargestellt sind. geistiger Bereich emotionaler Bereich sozialer Bereich senso-motorischer Bereich ökologischer Bereich In den Praxisbeispielen verdeutlichen die herausgeschnittenen Kuchenteile die in dieser Stunde vornehmlich angesprochenen Lernbereiche, d.h. die Schwerpunktsetzung. Weitere Praxisbeispiele zur Bewegungserziehung finden sich im Anschluss an die Beispiele aus den verschiedenen Lernbereichen im Kapitel 4.2. Zum Teil werden auch dort die vornehmlich angesprochenen Lernbereiche im Text genannt. 21 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden 4.1 Beispielhafte Stundenbilder für die verschiedenen Lernbereiche der Bewegungserziehung Am Ende sind die Füße Spielformen zur Fußwahrnehmung Zeit: Ca. 60 Minuten. Teilnehmer/innen: Ca. 15 Vorschulkinder im Alter von 3-6 Jahren, barfüßig. Materialien: Die Geschichte des Papalagi, Klebepunkte, 1 ausgeschnittener Fußumriss, kleine Handtücher, Öle oder Fettcreme, Waschschüsseln, evtl. kleine Planschbecken, gefüllte Kartons. Die Materialien (für die Kartons) sollten möglichst natürlich sein und unterschiedliche Eigenschaften haben, wie hartweich, eckig-rund, warm-kalt, klebrig-flauschig usw. (z.B. Sand, Moos, Gras, Kiesel, Blätter, Tannenzapfen, Samt, Wolle, Metall, Holz, Ton, flüssige Schmierseife, Korken, zerrissenes Papier, Seife, gefüllte Wärmflasche). Lernbereich: Vornehmlich geistige und emotionale Kompetenzen sollen erworben werden. emotional sozial geistig senso-motorisch ökologisch Zielsetzung: Im Rahmen dieser Stunde geht es um die intensive Wahrnehmung über die Füße und die Förderung ihrer Fähigkeiten. Eingezwängt in Socken und Schuhe werden die Füße häufig „am Ende des Körpers“ vergessen, obwohl sie einiges leisten: So sind sie z.B. an unserer Aufrichtung und Fortbewegung beteiligt, tragen unser Körpergewicht und können uns über die hochsensiblen Sohlen verschiedenste Informationen melden. Durch das zu frühe und häufige Tragen von oftmals schlechtem Schuhwerk sind die Füße unterfordert bzw. einseitig beansprucht und verlieren an Wahrnehmungsfähigkeit, Beweglichkeit und Muskelkraft, wodurch Haltungsschwächen und -schäden entstehen können. Um dem entgegenzuwirken sollten die Füße so oft wie möglich nackt sein und dadurch gefordert werden. Eine Möglichkeit zur spielerischen Wahrnehmung unserer Füße und ihrer Fähigkeiten zeigt die folgende Stunde. 22 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken O = Organisation H = Hinweis ● Begrüßung, frei erzählte Geschichte zu den Füßen. ● Thematische Einstimmung, Geschichte in Anlehnung an „Papalagi“. O Gesprächskreis. ● Die Füße wachen auf, räkeln, strecken und drehen sich, sie sehen den 2. Fuß, begrüßen sich, spielen miteinander und zeigen sich, was sie können. ● Bewusstmachung der Bewegungsmöglichkeiten der Füße, Erwärmung. H Falls Kinder noch Schuhe und Strümpfe anhaben, diese gemeinsam ausziehen. O Sitzkreis. ● Viele kleine Zappelfüße zappeln hin und her, vielen kleinen Zappelfüßen fällt das gar nicht schwer. Viele kleine Zappelfüße zappeln auf und nieder, viele kleine Zappelfüße tun es immer wieder. Viele kleine Zappelfüße zappeln rund herum, viele kleine Zappelfüße, die sind gar nicht dumm. Viele kleine Zappelfüße suchen ein Versteck, viele kleine Zappelfüße sind auf einmal weg. Viele kleine Zappelfüße rufen laut „Hurra“! Viele kleine Zappelfüße, die sind wieder da. (angelehnt an „Die Zappelmänner“ aus „Sing mit mir ...“, S. 12). ● Fortschreitende Erwärmung der Füße, gemeinsames Aufnehmen des Reimes, Bewegung der Füße und Zehen wie es der Text vorgibt. O Sitzkreis. ● Langsam und behutsam berühren die Füße den Boden, der Körper richtet sich auf. ● Differenzierte Wahrnehmung der Auflagefläche der Fußsohle. O Freie Aufstellung. ● Gespräch zu folgender Frage: „An welchen Stellen der Fußsohle spürt Ihr Euer Gewicht?“ ● Begriffserklärung durch sachgemäße Benennung der Fußteile. O Ergebnissicherung mit Klebepunkten auf ausgeschnittenem Fußumriss. H Alle von den Kindern benannten Punkte müssen aufgeklebt werden, auch wenn sie untypisch sind. ● Aufgabenstellung: „Mit unseren Füßen können wir uns ganz verschieden durch die Halle bewegen.“ ● Verschiedene Fortbewegungsarten finden lassen, Vorschläge/Ideen der Kinder herausgreifen, ggf. anregen, z.B. stampfend, stelzend, schleichend, schlendernd, laut–leise ... O Freies Bewegen durch die Halle. ● Bewusstmachung der unterschiedlichen Bewegungsansätze und Fußeinsätze zur Verdeutlichung von Bewegungsqualitäten (z.B. leicht–schwer, schnell–langsam, weit–eng, laut– leise, schleichen, stampfen). H „Achtet auf einander, stoßt nicht zusammen!“ 23 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken O = Organisation H = Hinweis O Gesprächsform („Wie bin ich am leisesten gelaufen? Welche Teile des Fußes haben dabei den Boden berührt?“) im Wechsel mit freiem Ausprobieren in der Halle. ● Benennung der Fußteile, Vertiefen der Begriffsbildung. ● Gespräch über verschiedene Untergründe in unterschiedlichen Umgebungen. ● Erfahrungen der Kinder als Hinführung zum Barfußweg nutzen. O Gesprächskreis. ● Bau eines Barfußweges. H Plastikwannen oder Kartons jeweils mit Material gefüllt. O Kinder legen die vorbereiteten Kartons zu einem Weg aus. ● Den Weg mit geöffneten Augen, später nach Wunsch auch mit geschlossenen Augen einzeln oder zu zweit begehen. ● Verschiedene Materialien mit den Fußsohlen wahrnehmen (Sensibilisierung der Fußsohle); evtl. Vertrauen zu Partner/innen entwickeln. O Alleine, evtl. paarweise Wechsel von Führen und Geführtwerden. H Möglichkeit offen lassen, unangenehme Materialien auszulassen. ● Gespräch über das Erlebte; mögliche Fragestellungen: Was ist angenehm, unangenehm? Wie fühlt sich was an? ● Benennung der jeweiligen Eindrücke, Ausdrücken von Gefühlen. ● Nochmaliges Ausprobieren. ● Intensivierung der taktilen Wahrnehmung. ● Gemeinsames Fußbad. ● Reinigung der Füße. O Planschbecken oder Plastikwannen mit lauwarmen Wasser, Handtücher, Kinder sitzen in Kreisform um die Wasserbecken herum, Füße baumeln im Wasser. H Danach Füße gründlich abtrocknen. ● Paarweise oder einzeln die Füße mit Öl oder Creme einreiben und massieren. ● Füße verwöhnen, Entspannung, Körperkontakt herstellen. ● Gemeinsamer Ausklang wie in jeder Stunde. H Überschüssiges Fett mit Handtüchern entfernen. AUTORIN: ISOLDE HELMRICH-FREUDE 24 Quellen und weiterführende Literatur: Schürmann: Der Papalagi, Die Reden des Südseehäuptlings Tuiavii, Zürich 1981 Hugo Kükelhaus: Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne, Frankfurt 1982 Ulrich Jansen: Barfuß unterwegs, in: Motorik 3/89 Bildungswerk des LandesSportBundes NRW: Sing mit mir ..., spiel mit mir ..., tanz mit mir! Liederbuch, 6. Aufl., Duisburg 1995 Helga Raschke: Die Füße entdecken, in: Sportpädagogik 5/89 Sportjugend NRW: Bewegungserziehung im Kleinkind- und Vorschulalter, Grundsatzpapier, Duisburg 1993 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Knall, Knall, Knall, wir fliegen jetzt ins All Eine phantastische (Bewegungsbaustellen-)Geschichte Zeit: Ca. 1 Stunde. Teilnehmer/innen: 15-20 Vorschulkinder (3-6 Jahre). Materialien: Alle Gegenstände einer Hallenausstattung, die sich zum Balancieren und Brückenbauen eignen, Bordcomputer (Briefumschlag DIN A4 oder Karton). Lernbereich: Senso-motorischer, sozialer, kognitiver und emotionaler Bereich sind gleichrangig. emotional sozial geistig senso-motorisch ökologisch Zielsetzung: Oberstes Ziel der Bewegungserziehung im Elementarbereich (Vorschulalter) ist die Förderung der gesamten Persönlichkeitsentwicklung der Kinder, d.h die Förderung der geistigen, emotionalen, sozialen und senso-motorischen Entwicklungen. Das nachfolgend vorgestellte Stundenbeispiel zeigt, dass es möglich ist, alle vier Entwicklungsbereiche gleichrangig anzusprechen. Im Rahmen dieser Bewegungsbaustelle sollen die Kinder ihre eigenen Bewegungsvorstellungen umsetzen und durch den Umgang mit ihrem Körper, den Geräten und Materialien gemeinsam mit anderen Kindern entdeckend lernen. Darüber hinaus trägt die Bewegungsgeschichte dazu bei, das Gemeinschaftsgefühl der Kinder zu stärken, Phantasie und Kreativität anzuregen und die Bewegungsbaustelle thematisch einzugrenzen (hier: Schwerpunkt Balancieren). 25 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken O = Organisation H = Hinweis ● Einladung zu einem Flug ins All; Reiseziel ist ein Spielplatzplanet. ● Thematische Einstimmung. O Gesprächskreis. DAS FLUGRITUAL ● Im Rhythmus des folgenden Sprechreimes mit den Händen auf den Boden klatschen, bei Null steigen die Raketen in die Höhe (Strecksprung) und fliegen ins All: „Knall, knall, knall, wir fliegen jetzt ins All. Der Countdown läuft: 10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1!“ (Verfasserin: Heidi Lindner) Sanfte Landung in Bauchlage auf dem Boden zur Beendigung des Fluges. ● Psychische und physische Einstimmung. O Mittelkreis der Turnhalle als Startrampe, freies Laufen durch die gesamte Halle im Flug. ● Alle üben Start, Flug und Landung mehrmals. ● Einstimmung, Erwärmung. O Jeweils gemeinsamer Start im Mittelkreis, freies Laufen und Landen. ● Zwischenlandungen auf dem Weg zum Spielplatzplaneten. ● Aneignung und Vervollkommnung elementarer Bewegungsformen. ● Landungen z.B. auf dem Hüpfplanet, Rollplanet, Kriechplanet, Kitzelplanet, ... ● Nach kurzem Aufenthalt wird wieder gestartet, um einen neuen Planeten anzufliegen (Grund: eintöniger Planet, lädt nicht zum längeren Verweilen ein). ● Erneute Motivation, Einbezug der Ideen und Interessen der Kinder. O Nach der Landung jeweils freies Hüpfen, Rollen, ... in der Halle entsprechend dem Namen des Planeten: • jedes Kind wie es kann, • nach 2-3 vorgegebenen Beispielen sollen die Kinder Planetennamen und ihre Bewegungen selbst erfinden. O Entsprechend dem Namen des Planeten Bewegungsformen ausführen. ● Weiterflug zum Spielplatzplaneten ... Direkt nach der Landung wirft der Bordcomputer eine Zeichnung aus. O Gesprächskreis: Langsam wird eine Skizze zum Geräteaufbau aus dem großen, als Bordcomputer bemalten Briefumschlag (o.ä.) herausgezogen. 26 H Die Höhe der eingesetzten Geräte muss auf den jeweiligen Entwicklungsstand der Kinder abgestimmt sein. 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken O = Organisation H = Hinweis ● ... und Bebauung: Im Gespräch mit den Kindern wird der Aufbau des Spielplatzes gemäß der Skizze erklärt und anschließend durchgeführt. H Organisation des Geräteaufbaus mit Beteiligung der Kinder, Begriffsbildung durch sachgemäße Benennung der Geräte. O Gesprächskreis und gemeinsamer Geräteaufbau. ● Bewegungsaufgaben zum Erforschen von Geräten, z.B.: • Überwinden der Geräte, • Berühren der Geräte mit verschiedenen Körperteilen, • Beriechen, Beklopfen der Geräte, • Verstecken neben, hinter, unter, ... den Geräten. ● Raumerfahrung, Gerätegewöhnung, Wahrnehmungsschulung, Begriffsbildung. O Alle bewegen sich frei um, über, durch Geräte. ● Ereignisse auf dem Spielplatzplaneten: Plötzlich wird das Wetter schlecht, es fängt an zu regnen. O Alle Kinder suchen Schutz unter den Geräten. ● Stärkung des Gemeinschaftsgefühls. ● Das Wasser steigt bis zum Hochwasser an. O Alle Kinder retten sich auf die Geräte. ● Stärkung des Gemeinschaftsgefühls. ● Es hört auf zu regnen, der Spielplatz steht unter Wasser. Alle entstandenen Kleingruppen sind voneinander getrennt – was nun? Es werden verschiedene Lösungsmöglichkeiten ausprobiert und verworfen (Haie, Nichtschwimmen/innen, kaltes Wasser). Die Idee des Brückenbaus setzt sich durch, da in der Nähe des Spielplatzes Treibgut schwimmt. ● Einstimmung auf Problemlösung, die Geschichte wird jetzt in die Hand der Kinder übergeben. Die Gruppenleitung steht lediglich helfend und beratend zur Seite. O In einer Ecke oder an einer Hallenseite lagert Treibgut, z.B. Bänke, Bretter, kleine Kästen, Kastenteile, Eimer, Leitern, Reckpfosten, Teppichfliesen, Lüneburger Stegel, Kriechtunnel. ● Alle bauen Brücken, probieren aus, besuchen sich gegenseitig, bauen ggf. entstandene Objekte um. ● Förderung von problemlösendem Handeln und kooperativem Verhalten, Förderung elementarer Bewegungsformen wie Schieben, Heben, Tragen, Klettern. Gruppenleitung übernimmt die Rolle des Planetenbauamtes, das die Sicherheit überprüft und ggf. Umbaumaßnahmen vorschreibt. Wichtig ist, dass zu den Grundgeräten jeweils verschiedene schwierige Brücken gebaut werden, damit alle Kinder jedes Bauobjekt erreichen können. 27 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken O = Organisation H = Hinweis O Freies Bauen und Bewegen auf dem Parcours in alle Richtungen. ● Üben elementarer Bewegungsformen unter erschwerten Bedingungen, Förderung des Sozialverhaltens. ● Je nach Bedarf werden entstandene Spielideen einzelner Kinder für die ganze Gruppe aufgegriffen: • alle werden nacheinander in verschiedene Tiere verzaubert und bewegen sich entsprechend über den Parcours (Kriechen, Krabbeln, Schlängeln ...), • verschiedene Möglichkeiten des Transports von Lebensmitteln (mit Sandsäcken) finden, • verschiedene Möglichkeiten des Transports von verletzten oder blinden Personen finden. RÜCKFLUG ZUR ERDE ● Der bevorstehende Rückflug wird angekündigt. Vorher muss der Spielplatzplanet allerdings für die nächsten Besucher aufgeräumt werden. Rückflug zur Erde findet nach bekanntem Ritual statt. ● Gemeinsamer Ausklang wie in der ersten Stunde. O Gemeinsamer Geräteabbau. AUTORIN: HEIDE MUSEBRINK 28 Quelle: Lindner, H.: Hier bewegt sich was – Praxisreihe zum Eltern-Kind-Turnen und Kinderturnen in Kindergarten, Schule und Verein, Pipo-Verlag, Hainbuchenweg 16a, 24536 Neumünster, 1989 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Eine runde Sache Spielen mit verschiedenen Bällen Zeit: Ca. 60 Minuten. Teilnehmer/innen: 15-20 Vorschulkinder (3-6 Jahre). Materialien: Eine Auswahl von Bällen mit unterschiedlichem Gewicht, aus verschiedenen Materialien und Größen, z.B.: Gymnastik-, Volley-, Basket-, Tennis-, Fuß-, Schaumstoff-, Medizin-, Hand-, Tischtennis-, Wasserbälle, Luftballons, „Wackelballons“, zwei Gymnastikkeulen, Korf- oder Basketballständer, Ballwagen oder Ballsäcke, Zeichnung zum Geräteaufbau. Wackelballons Material: ein kleiner und ein großer Luftballon Den Mini-Ballon (Ø 3-5 cm) in den großen Ballon stecken und mit etwas Wasser füllen. Die „Wasserbombe“ zuknoten. Den großen Luftballon anschließend aufblasen und zuknoten. Lernbereich: Schwerpunktmäßig werden der geistige und der soziale Bereich angesprochen, der emotionale und der senso-motorische Bereich sind nachrangig. geistig emotional senso-motorisch sozial ökologisch Zielsetzung: Einen Schwerpunkt der Bewegungserziehung der Vorschulkinder bildet die Wahrnehmungsförderung. Im handelnden Umgang durch Begreifen und Betasten etc. sollen die Kinder in dieser Stunde die unterschiedlichen Eigenschaften verschiedener Bälle bewusst wahrnehmen und Bewegungserfahrungen mit Bällen sammeln. 29 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte O = Organisation Absichten/Gedanken H = Hinweis EINSTIMMUNG/EINLEITUNG (20 MIN.) ● Begrüßung und Bekanntgabe des Themas. ● Kontakt zu den Kindern aufnehmen, thematische Einstimmung. O Gesprächskreis. ● Die Kinder packen die mitgebrachten Bälle aus Ballwagen oder Säcken aus und verteilen sie gleichmäßig in der Halle. ● Erster Kontakt zu den Bällen, das Material wird „gesichtet“. O Freies Spielen mit Bällen. H Ausprobieren und erste Erfahrungen sammeln lassen. SPIEL „HALTET DAS FELD FREI!“ O Zwei Gruppen in jeder Hallenhälfte versuchen, ihr eigenes Feld von Bällen freizuhalten. ● Balltypische Bewegungsformen wie Werfen, Rollen, Schießen werden initiiert; hohe Belastungsintensität. H Auf das abschließende Auszählen einer Siegermannschaft sollte verzichtet werden, da die Frustrationstoleranz von Vorschulkindern so niedrig ist, dass u.U. zukünftige Situationen (Ballspiele) gemieden werden. ● Verschiedene Bewegungs- und Wahrnehmungsaufgaben: Berühren der Bälle mit genannter Farbe bzw. Material mit einem Körperteil, z.B.: „Berührt rote Bälle mit einem Fuß“ oder „Berührt Lederbälle mit dem Bauch“ etc. ● Förderung der Farb- und Materialwahrnehmung, der Raumorientierung, Kennen lernen des Körperschemas. H Je nach Gruppe ist es angebracht, die vorkommenden Farben und Materialien vorher zu zeigen und zu benennen. O Die Bälle liegen auf dem Boden in der Halle verteilt. Die Kinder laufen jeweils zwischen den Aufgaben um die Bälle herum, laufen rückwärts, springen über die Bälle ... H Für die Kinder ist es zusätzlich motivierend, selbst die Anweisungen zu geben. ● Sortieren der Bälle nach ihrer Größe auf einer Grundlinie der Halle; es soll nur jeweils ein Ball mit den Füßen bewegt oder transportiert werden. ● Wahrnehmung verschiedener Größe, Förderung des Ballgefühls und der Geschicklichkeit mit den Füßen; Förderung der Geduld, nur einen Ball zu nehmen und eine Aufgabe zu beenden. O Die Bälle sollen so sortiert werden, dass auf der einen Seite der Reihe die kleinsten, auf der anderen Seite die größten Bälle liegen. ● Benennen und Zeigen der Bälle im Gespräch. 30 ● Dynamikwechsel. ● Begriffsbildung. 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken O = Organisation H = Hinweis ● Sortieren der Bälle nach ihrem Gewicht auf der gegenüberliegenden Grundlinie der Halle. Jeweils ein Ball soll diesmal mit den Händen bewegt werden. Die Kinder sollen werfen, prellen, rollen und evtl. Kombinationen davon anwenden. ● Wahrnehmung verschiedener Gewichte, Förderung des Ballgefühls und der Geschicklichkeit mit den Händen; Förderung der Geduld, nur einen Ball zu nehmen und eine Aufgabe zu beenden. O Die Bälle sollen wieder so sortiert werden, dass auf der einen Seite der Reihe die leichtesten, auf der anderen Seite die schwersten liegen. ● Gespräch über besondere Beobachtungen. ● Den Kindern soll bewusst werden, dass die größeren Bälle nicht unbedingt die schwersten sind HAUPTTEIL (CA. 30 MIN.) ● Gemeinsamer Aufbau folgender Stationen: • Gymnastikreifen in unterschiedlicher Höhe an Ringen oder zwischen Tauen mit Seilchen befestigen, • Bänke an den Stirnseiten eines großen Kastens einhängen • Mattentunnel: Matten biegen und zwischen Wand und kleinen Kästen eingeklemmt zu einem Tunnel hintereinander stellen, • Gymnastikkeulen zum Kegeln aufstellen, • Korf- oder Basketballständer aufstellen, • kleine Kästen als Tore auf die Seite legen. O Zeichnung zum Geräteaufbau vorlegen, einfache Stationen von den Kindern selbständig aufbauen lassen. ● Kinder am Geräteaufbau beteiligen, zur Begriffsbildung sollten die benutzten Geräte jeweils benannt werden. Die Kinder erhalten so einen ersten Überblick über die Stationen und bauen gemeinsam auf. ● Die Stationen sind so ausgewählt, dass sie Balltypische Bewegungsformen wie Werfen, Rollen, Schießen etc. initiieren, wobei die Kinder Flug- und Rolleigenschaften der verschiedenen Bälle erfahren können. ● Ausprobieren verschiedener Bewegungsmöglichkeiten mit unterschiedlichen Bällen an den Stationen. O Freies Bewegen in beliebiger Sozialform (alleine, zu zweit oder in Kleingruppen). ● Erfahrungsaustausch: „Was könnt Ihr mit bestimmten Bällen besonders gut oder gar nicht machen?“ ● Verschiedene Qualitäten der Bälle (Zweckhaftigkeit) bewusst machen. O Gesprächskreis, anschließend gemeinsamer Geräteabbau. AUSKLANG (10 MIN.) ● Mit geschlossenen Augen jeweils einen Ball abtasten, beschreiben, Material und evtl. Namen nennen. O Partner/innen-Aufgabe, jede/r wählt 2-3 Bälle aus, die vom Partner/von der Partnerin ertastet werden, (anschließend Wegräumen der Bälle). ● Förderung der taktilen Wahrnehmungsfähigkeit, des Erinnerungsvermögens und der Begriffsbildung. ● Förderung sozialer Kontakte, ruhiger Ausklang. ● Gemeinsamer Ausklang wie in jeder Stunde. AUTORIN: HEIDE MUSEBRINK 31 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Geschichten aus dem Mattenland Es war einmal ein Mattenberg ... Zeit: Ca. 60 Minuten. Teilnehmer/innen: 15-20 Vorschulkinder (3-6 Jahre). Materialien: 1 Stapel möglichst leichter Turnmatten, kleine Kästen, Bänke, Kastendeckel und -teile, Reutherbretter, (selbstgemaltes) Landschaftsbild mit Bergen und Tälern, Höhle, Haus, Bach, Brücke, ... Hinweis: Der/die Übungsleiter/in sollte vor der Stunde mit dem Spielgerät „Matte“ experimentiert haben, um alle Eigenschaften zu kennen, die über den bekannten Verwendungszweck hinausgehen (z.B. Verformbarkeit, Transportierbarkeit). Lernbereich: Der soziale und der senso-motorische Bereich werden schwerpunktmäßig angesprochen, der geistige und der emotionale Bereich nachrangig. emotional geistig sozial senso-motorisch ökologisch Zielsetzung: 32 In dieser Stunde soll den Kindern das Gerät „Matte“, das in der Regel nur zur Sicherheit an Großgeräten oder als weiche Unterlage genutzt wird, begreifbar gemacht werden. Im handelnden Umgang lernen die Kinder Eigenschaften und Handhabung der Matten sowie ihre Nutzungsmöglichkeiten kennen. Darüber hinaus erleben die Kinder beim Spielen mit den unhandlichen Matten, dass sie gemeinsam stark sind und die Matten bewegen können. 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte O = Organisation Absichten/Gedanken H = Hinweis EINSTIMMUNG ● Begrüßung und Einladung zu einer Spiel- und Bewegungsstunde mit Matten/Gespräch über die bekannte Nutzung der Matten. ● Einstimmung der Kinder, Bewusstmachung bekannter Nutzungsmöglichkeiten und Eigenschaften. O Gesprächskreis. ● Der Mattenwagen wird geholt. ● Gemeinschaftserlebnisse, Umgang mit dem Mattenwagen kennen lernen und üben. O Die Gruppe arbeitet zusammen. H Die Kinder auf die Gefahr hinweisen, dass die Füße unter die Rollen geraten können. ● Die Matten werden in einer Hälfte der Turnhalle verteilt. ● Erste Handhabung der Matten; der Mattenstapel auf dem Wagen soll als Fläche erfahrbar werden. O Siehe oben. ● Die Kinder werden aufgefordert, Spiele mit den ausgebreiteten Matten zu erfinden. ● Experimentieren und Erfinden. O Freies Spiel mit den Matten. H Falls die Kinder nicht ins Spiel kommen, können verschiedene Impulse gegeben werden, z.B.: • Spielt, ohne die Matten zu berühren. • Bewegt Euch nur auf den Matten. • ... ● Die von den Kindern erfundenen Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten werden aufgegriffen und ggf. um weitere Aufgabenstellungen ergänzt, z.B. „Tragt Euch gegenseitig auf Matten.“ ● Kennen lernen weiterer Nutzungsmöglichkeiten und Eigenschaften, Förderung des sozialen Verhaltens, gemeinsames Erleben in der Klein- und Großgruppe. O In der Großgruppe oder in Kleingruppen gemeinsam bewegen. H Bei der Spielauswahl auf wechselnde Sozial- und Belastungsformen achten. ● Förderung des sozialen Verhaltens, gemeinsames Erleben in der Klein- und Großgruppe. 33 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte O = Organisation Absichten/Gedanken H = Hinweis HAUPTTEIL ● Die Kinder beschreiben das Bild und benennen seine verschiedenen Elemente (Berge, Täler, Höhle, Haus, Bach, Brücken). O Gesprächskreis. ● Aufforderung, eine ähnliche Landschaft mit den Matten und Kleingeräten zu bauen. O Freies Bauen in einer Hallenhälfte. ● Freies Bewegen und Spielen in der gebauten Landschaft. Je nach Bedarf werden entstehende Spielideen einzelner Kinder für die ganze Gruppe aufgegriffen, z.B.: • bewegen sich verschiedene Tiere durch die Landschaft, • besuchen sich verschiedene Familien gegenseitig in ihren Häusern und Höhlen, • wechselt das Wetter und die Kinder suchen Schutz bei Regen und Schnee, gehen schwimmen im See bei Sonnenschein ... ● Hinführung/Motivation zum „Bauen“ mit Matten, Anregung der Phantasie zur Gestaltung der Gerätelandschaft, Belastungswechsel. H Für Kinder, die diese Form des Bauens mit Kleingeräten nicht kennen, sollten konkretere Bauvorschläge in der Gruppe gesammelt werden. ● Gemeinsames Bauen fördert den Gemeinsinn der Kinder untereinander, Förderung problemlösenden Handelns und elementarer Bewegungsformen wie Schieben, Heben, Tragen, Ziehen, Kennen lernen weiterer Nutzungsmöglichkeiten der Matten. H Der/die Übungsleiter/in steht den Kindern beratend und ggf. helfend zur Seite. ● Üben elementarer Bewegungsformen, wie Kriechen, Krabbeln, Schlängeln, Hüpfen ... unter veränderten Bedingungen, Förderung des Gemeinschaftsgefühls. H Der/die Übungsleiter/in sollte sich nur so viel wie nötig einbringen, die Kinder sollen soweit wie möglich ihre Bewegungsanlässe selbst wählen. O Freies Spielen in der Landschaft. ● Vorlesen einer kurzen entspannenden Geschichte in einer Höhle, einem Haus, der Landschaft. ● Entspannung und Ausklang des Hauptteils. O Gemütliche Gesprächsrunde. H Ruhige Atmosphäre schaffen. ● Alternative: Gespräch über die (positiven und negativen) Erlebnisse beim Landschaftsbau. ● Auswertung der Stunde durch Rückmeldung von den Kindern. O Gesprächskreis. ● Gemeinsamer Geräteabbau. AUSKLANG ● Gemeinsamer Ausklang wie in jeder Stunde (übliches Ritual). AUTORIN: HEIDE MUSEBRINK 34 ● Ein fester sich wiederholender Rahmen schafft für Kinder Sicherheit und erleichtert die Orientierung im Tagesablauf. 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden 4.2 Praktische Beispiele für Bewegungsstunden zum Ausprobieren Rot, Gelb, Grün – Spielerische Farbwahrnehmung Zeit: Ca. 45 Minuten. Teilnehmer/innen: 15-20 Vorschulkinder. Materialien: • • • • • • • • • • • Zielsetzung: Wahrnehmungsförderung hat in der Bewegungserziehung der Vorschulkinder einen besonders hohen Stellenwert. Die Farbwahrnehmung stellt einen Teilbereich dar. In dieser Stunde sollen die Kinder spielerisch Farben erkennen, benennen, auseinander halten und zuordnen lernen. Im Hinblick auf die Verkehrserziehung wurde der Schwerpunkt auf die Rot-Gelb-Grün-Unterscheidung gesetzt. Je 1 rotes, gelbes und grünes Tuch, evtl. 1 Tennisring pro Kind, je 1 rote, gelbe oder grüne Pylone (oder Papphüte), je Kind ein rotes, gelbes oder grünes Parteiband bzw. Farbpunkt etc., 3 Farbwürfel, 1 großes Spielfeld auf Tapetenbahnen (s. Abbildung), möglichst viele Sandsäcke in Rot, Gelb oder Grün, 4 kleine Kästen, 3 x Plakatpapier und Wachsmalstifte, pro Kind ein Luftballon in Rot, Gelb oder Grün, Kassettenrecorder, Musikkassette. 35 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte O = Organisation Absichten/Gedanken H = Hinweis EINSTIMMUNG ● Begrüßung und Bekanntgabe des Stundenthemas. ● Informierender Stundeneinstieg. O Kreisgespräch. ● Gemeinsames Lied „Grün, grün, grün sind alle meine Kleider ...“. Die im Liedtext angesprochenen Farben können von den Kindern im Raum erkannt und gezeigt werden. ● Einstimmung auf das Thema der Stunde, Farbwahrnehmung, musikalische Schulung. O Singkreis. H Vor jeder Strophe wird der Text mit den Kindern besprochen. ● Spiel „Straßenverkehr“: Die Übungsleiter zeigen ein farbiges Tuch und die Kinder reagieren wie folgt: • „Grün“ bedeutet schnelles Laufen, • „Gelb“ bedeutet langsames Laufen, • „Rot“ bedeutet Stehen bleiben. O Alle kreuz und quer durch die Halle. ● Mögliche Variationen: Wird die Farbe „grün“ oder „gelb“ nach oben gehalten, fahren die Autos vorwärts; wird die Farbe nach unten gezeigt, legen alle den Rückwärtsgang ein. ● Dem Bewegungsdrang der Kinder stattgeben, Farben erkennen und den jeweiligen Bewegungen zuordnen. H Nach einigen Wiederholungen zeigt jeweils ein Kind die Farben. Tennisringe können den Kindern als Lenkrad dienen. HAUPTTEIL ERKLÄREN DES SPIELVERLAUFS ZUM „FARBEN-MALEFIZ-SPIEL“ ● Jede Gruppe würfelt mit ihrem Würfel und setzt nach erwürfelter Farbe die Pylone um einen Punkt weiter. An den Zwischenstationen (eckige Felder) hat jede Gruppe eine Aufgabe zu erfüllen, die erst dann bekannt gegeben wird. ● Farben erkennen, vergleichen und zuordnen. O Alle vor dem Spielplan. H Das Erklären durch deutliches Vormachen ergänzen. ● Aufteilen der Kinder in 3 gleich große Gruppen. Jedes Kind erhält entsprechend der Gruppenfarbe ein Parteiband oder einen Farbpunkt. ● Deutliche Zuordnung eines jeden Kindes zu einer Gruppe O Drei Gruppen vor dem Spielplan. H Auf altersgemischte Gruppenzusammensetzung achten. ● Spielen des Farben-Malefiz mit Erfüllen der Aufgaben: 1. Aufgabe: In einem umgedrehten kleinen Kasten liegen rote, gelbe und grüne Sandsäckchen bereit. Jede Gruppe muss entsprechend ihrer Farbe die jeweiligen Säckchen in den markierten Kasten auf der gegenüberliegenden Hallenseite transportieren. ● Farbwahrnehmung verbunden mit Bewegung und Materialtransport. O Hin und her zwischen den Stirnseiten der Halle. 36 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken O = Organisation H = Hinweis ● 2. Aufgabe: Malt alle gemeinsam eine bunte Blumenwiese (auf ein für Eure Gruppe vorbereitetes Plakat). ● Kreativität und Phantasie anregen, selbst mit Farben malen. O Alle Kinder einer Gruppe an ihrem auf dem Boden liegenden Plakat. H Zum Ausnutzen des gesamten Plakates ermuntern. ● 3. Aufgabe: Jeder nimmt sich entsprechend der Gruppenfarbe einen Luftballon und spielt damit frei im Raum. ● Farbzuordnung, Materialerfahrung und Austoben. O Freies Spiel im Raum. AUSKLANG ● Abschließendes Spiel: Alle Luftballons werden in der Luft gehalten solange die Musik spielt. Bei Musikstopp fängt jeder einen Ballon auf. Entspricht der gefangene Ballon nicht der eigenen Gruppenfarbe, wird er an ein Kind mit gleicher Farbe übergeben. ● Gemeinsame Aufgabenbewältigung in der Gesamtgruppe, Gruppenerlebnis, Festigung der Farbkenntnisse. O Frei im Raum. H Die Kinder dürfen nicht zu weit auseinander stehen. ● Abschlussgespräch mit Präsentation der Gruppenbilder. ● Rückmeldung über den Stundenverlauf und Würdigung der Ergebnisse der Kinder. O Gesprächskreis. ● Gemeinsames Abschlussritual wie in jeder Stunde oder: Wiederholung des Liedes „Grün, grün, grün ...“. ● Festigung durch Wiederholung. gelb grün rot FARBEN MALEFIZ gelb grün rot AUTORINNEN: INGRID MARKWITZ-ROTTHÄUSER/DORIS KRUG 37 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Pitsch-Patsch-Wasserquatsch Oder: Wassergewöhnung beginnt unter der Dusche Zeit: Ca. 1 Stunde. Teilnehmer/innen: Eltern-Kind-Gruppe oder ca. 15 Vorschulkinder. Materialien: Malseife oder Rasierschaum aus der Dose, große Abdeckplane. Wasserbehälter wie Eimer, Plastikschüsseln und Joghurtbecher, Schwämme, Waschlappen, Wasserspielzeug, Tennisbälle, Klötze, Steine, Legosteine. Raum: Duschraum ohne Trennwände. Zielsetzung: Im Sommer ist es oft viel zu heiß für Bewegungsangebote in der Sporthalle. Der Besuch des Schwimmbades oder die ausgiebige Nutzung des Duschraumes in der Sporthalle können hier mehr als eine willkommene Erfrischung bieten. Wassergewöhnung – auch im Hinblick auf das spätere Schwimmenlernen – beginnt am Waschbecken, in der Badewanne und unter der Dusche. Der Schwerpunkt des Praxisbeispiels liegt darin, durch das spielerische Tun im Duschraum Angst vor der Berührung mit Wasser abzubauen, Spaß am Baden und Planschen zu vermitteln und die Bewegungsumwelt der Kinder und jungen Familien zu erweitern. Dabei sollen die Kinder behutsam und ohne ihr Vertrauen zu enttäuschen, im gemeinsamen Spiel mit dem Element Wasser vertraut gemacht werden. 38 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte O = Organisation Absichten/Gedanken H = Hinweis EINSTIMMUNG ● Begrüßung im Umkleideraum, kurzes Gespräch über Duschen, Waschen, Baden etc. und Einladung zur Spielstunde im Duschraum. ● Orientierung, Einstimmung. O Kreisgespräch. ● Alle bemalen sich selbst und/oder andere mit bunter Malseife. Auch lustige Punkfrisuren sind möglich. Alternative: Einschäumen des ganzen Körpers mit viel Rasierschaum. O Einzeln oder paarweise im Umkleide- und Duschraum. ● Taktile Ganzkörpererfahrung, Spaß, spielerisches Einseifen. H Malseife malt am besten auf trockener Haut. H Vor dem Anstellen der Duschen mit der Gruppe ein Signal vereinbaren, bei dem keine Dusche mehr angestellt wird und alle zuhören. HAUPTTEIL WIR WOLLEN NICHT NASS WERDEN ● Um die bunte Bemalung noch nicht abzuwaschen, versuchen alle, trotz laufender Duschen, nicht nass zu werden, indem sie sich zwischen Duschstrahl und Wand herschlängeln. ● Spielerisches Ausleben möglicher Ängste vor dem Wasser. O Alle hintereinander ● Gruppenerlebnis.. ● Unter den Eltern herkrabbeln, die als schützende Dächer im hohen Liegestütz das Wasser fern halten. O Eltern dicht nebeneinander. Große Kinder hintereinander. ● Große Eimer und Schüsseln als Dächer benutzen. O Jede/r für sich. ● Unter einer großen Abdeckfolie Schutz suchen. O Alle unter der Folie. WIR FANGEN DAS WASSER EIN ● Einfangen des Duschwassers in der Abdeckfolie durch Hochhalten der Ränder. ● Spielerischer Umgang mit dem Wasser. O Alle um die Folie verteilt. H Ränder der Folie etwas einrollen, damit sie nicht reißt und besser gehalten werden kann. 39 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken O = Organisation H = Hinweis ● Aktivitäten mit dem Duschwassersee in der Folie: • Sturm im See mit hohen Wellen durch Rütteln an der Folie. • „Können wir den See hochheben“? • Der See kann in der Folie kreisen (Durch entsprechendes Heben und Senken der Folie fließt Wasser im Kreis). • Manche wollen im See baden. ● Erlebnis der Schwere von Wasser. ● Gruppenerlebnis. O Alle an der Folie. ● Ausgießen des Wassers in mitgebrachte Behälter. O Alle helfen mit. WIR WASCHEN UNS DOCH ● Mit dem aufgefangenen Wasser, Schwämmen und Waschlappen waschen und duschen sich alle gegenseitig ab. Die abwaschende Person fragt jeweils: „Wo darf ich Dich waschen?“ und wäscht und spült nur dieses Körperteil ab. ● Behutsamer Umgang mit Waschen, vertrauensvolles Heranführen an Abduschen. O Paarweise/Partnerwechsel. H Darauf achten, dass niemand Vertrauen missbraucht und wild herumputzt. ● Nun sind alle so nass, dass sie ein Körperteil nach dem anderen direkt unter die Dusche halten, bis sie vielleicht ganz darunter stehen. ● Schrittweises Heranführen an das Duschen. H Freiwilligkeit der Kinder beachten. UND SPIELEN NOCH EIN BISSCHEN ● Die großen Behälter voll Wasser laufen lassen und testen, welche der mitgebrachten Materialien schwimmen oder untergehen. ● Materialerfahrung. O Freie Aufstellung um die Behälter. ● Mit den Füßen nach den Materialien angeln und sie nach Farbe, Form oder Schwimmfähigkeit sortieren. ● Förderung des Fußgeschickes sowie der Materialerfahrung. O Im Sitzen um die Behälter. AUSKLANG ● Singen und Spielen des nachfolgenden Liedes. ● Gruppenerlebnis und fröhlicher Ausklang. ● Singkreis um die Wasserbehälter. AUTORIN: HEIDE MUSEBRINK 40 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Der 7. Sinn Ein Parcours zur Sensibilisierung der Sinne Zeit: 90 Minuten. Teilnehmer/innen: 20 Kinder, 5-6 Jahre. Materialien: Kartons, Bürsten, Blätter, Äste, Stäbe, Filz, Nägel, Watte, Linsen, Gummi, Gardinenbleischnur, Bierdeckel und und ... eben alles, was wir so finden können. Die eingesetzten Materialien sollten nach folgenden Eigenschaften ausgesucht werden: klein, groß, kalt, warm, feucht, weich, hart, schmal, kompakt, filigran, wenig, viel, eng, fein, grob, bekannt, unbekannt ... Möglichst viele Gegenstände aus der Natur einsetzen. Zielsetzung: In dieser Einheit geht es um das Fühlen, Schmecken, Tasten, Riechen, Hören und Sehen – kurz, um das bewusste Erleben unserer Wahrnehmungsmöglichkeiten. Die heutige Zeit spricht fast ausschließlich das Auge und das Ohr an, alle anderen Sinne werden nur am Rande eingesetzt. Das Auge wird ständig überfordert (z.B. Reizüberflutung in Einkaufszentren) und gleichzeitig in seiner Vielfalt und seinen Möglichkeiten eingeschränkt. Das Ohr ist konstant einer großen Palette von Geräuschen ausgesetzt, oftmals in nicht vertretbarer Lautstärke (Verkehrslärm). Diese Entwicklung führt langfristig dazu, dass unsere Sinne nur noch mit schriller Aufmerksamkeit erreicht werden können (Signalfarben, große Plakatflächen). Um dieser „Verarmung“ zu begegnen, sollte man gezielt alle Sinne ansprechen. Der Sport kann diesen Raum anbieten, wie es bereits im Erlebnissport, bei Tanz und Yoga geschieht. Erfahrungen aus der Praxis: Noch kurz ein paar Anmerkungen und Tips für die Durchführung: Es gibt keine Grenzen bei der Materialauswahl. Lassen Sie Ihrer Phantasie freien Lauf und bevorzugen Sie naturbelassene Gegenstände und Qualitäten. Ein allmählicher Einstieg in die Thematik ist sinnvoll. Die Ansprache der Gruppe sollte dem Thema bezüglich der Lautstärke und der Wortwahl angepasst sein. Insgesamt sollte eine ruhige Atmosphäre erzeugt werden. Die Zeit für die Durchführung der einzelnen Aufgaben sollte großzügig bemessen sein. Lassen Sie Raum zum Erfahren und Probieren. Verfahren Sie nach der Regel „Geht mit anderen so um, wie Ihr es wünscht, dass sie mit Euch umgehen“. 41 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken O = Organisation H = Hinweis ● Begrüßung und Bekanntgabe des Stundenthemas. ● Einstimmung. O Organisationsrahmen beliebig. KÖRPERLICHE UND SINNLICHE EINSTIMMUNG ● Kreuz und quer durch den Raum gehen mit offenem Blick. ● Wach werden, ankommen. O Freier Ordnungsrahmen. H Schaut Euch gegenseitig an, schaut Euch im Raum um! ● Gehen durch den Raum, mit einzelnen Körperteilen (Knie, Fuß, Arm, Bein) Kontakt mit anderen aufnehmen. ● Körperkontakt aufnehmen, vertraut werden, Spüren einzelner Körperpartien. O Freier Ordnungsrahmen. H Leitungsperson nennt anfangs die jeweiligen Berührungspunkte (Knie, Arm, ...). ● Durch den Raum laufen, Berührungspunkte mit anderen Teilnehmenden finden und diese im Laufen eine Zeit lang beibehalten und dann wieder lösen. ● Intensivierung der körperlichen Belastung. O Freier Ordnungsrahmen. ● Gespräch über das Erlebte. H Achtet aufeinander, um Zusammenstöße zu vermeiden! O Kreisgespräch. ● Bewusstmachung der einzelnen Erfahrungen: bezüglich sich selbst, des Körpers, des/der Partner/in, der Materialien etc.; Verbindung zum Alltag herstellen (Reizüberflutung). ● Die Gruppe wird halbiert. ● Gruppenbildung mal anders. O Z.B. alle, die gerne Klöße essen, oder kurze Haare haben, oder ... gehen in einen vorher bestimmten Teil des Raumes. ● Die erste Gruppe geht in den Raum und jede/r sucht sich einen Platz, die Teilnehmenden der zweiten Gruppe laufen um die Stehenden herum und tippen einzelne Körperteile an, die dann sofort in der Bewegung „einfrieren“ (es entstehen kuriose Standfiguren). O Mehrmaliger Gruppenwechsel, wobei der erste Wechsel frühzeitig erfolgen sollte, um sich in die jeweilige Rolle einfügen zu können. 42 ● Körperwahrnehmung ohne Material sowohl des eigenen als auch des anderen Körpers. H Deutlich hervorheben, dass nicht nur „grobe“ Körperregionen (Bein, Fuß), sondern auch die kleinen Partien (Finger, Ohr) angetippt und bewegt werden; die Körperteile nur antippen und nicht führen. 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte O = Organisation Absichten/Gedanken H = Hinweis HAUPTTEIL/SENSIBILISIERUNGSPARCOURS ● Gemeinsamer Aufbau der Stationen, Verteilung der entsprechenden Materialien, Demonstration der jeweiligen Aufgabe. ● Vorbereitung auf das selbständige Arbeiten an den Stationen. O Die einzelnen Stationen sind auf Karteikarten aufgezeichnet. ● Die Teilnehmenden erleben zu zweit oder zu dritt die einzelnen Stationen. O Die Reihenfolge der Stationen ist beliebig. BESCHREIBUNG DER STATIONEN ● Silhouette legen; eine/r liegt mit geschlossenen Augen am Boden, der/die andere zeichnet den Körperumriss mit Hilfe einer Gardinenbleischnur nach; anschließend versucht sich der andere, in die entstandene Silhouette hineinzulegen. ● Mit verschiedenstem Material über die Hand, Armbeuge, Rücken, Bauch der liegenden Person streichen (liegende Person hat Augen geschlossen); jede/r Liegende legt max. zwei bis drei Körperstellen frei, an denen sie/er die Materialien spüren möchte; der/die Partner/in wählt die Materialien und die Art der Berührung (streichen, tippen, drücken); Blätter, Watte, Fell, Bürsten, Schmirgelpapier, Steine, Federn, ... liegen bereit. ● Deckeldecke I: mit Bierdeckeln den ganzen Körper abdecken; der/die Partner/in liegt auf dem Bauch und wird mit Bierdeckeln zugedeckt. ● Förderung der Auge-Hand-Koordination durch das möglichst exakte Anlegen der Schnur; Wahrnehmung von Körperproportionen, Abbau von Scheu. ● Verschiedene Materialien und Qualitäten auf der Haut spüren. ● Ganzkörperwahrnehmung, das Bauen/ das Auflegen bewusst erleben lassen. Welche Wirkung hat die Deckeldecke (Wärme, Gewicht)? ● Deckeldecke II: Bierdeckel nur auf einzelne Körperteile legen. ● Wahrnehmung von Körperteilen. ● Fußerfahrungsparcours: Barfuß über verschiedene Materialien gehen, zuerst mit geöffneten dann mit geschlossenen Augen, mit oder ohne Führung über Filzfliesen, Sand, Blätter, Eisen, Ketten, Stäbe (mit Krepp am Boden befestigt). ● Ballmassage: mit einem Tennisball, Flummi, Igelball ... über den Körper rollen; durch die Kleidung erfährt der/die Partner/in eine Massage. ● Fühlkästen/-kartons: Pappkartons o.ä. mit einem Loch versehen, durch welches eine Hand passt; mit Stoff die Öffnung als Sichtschutz abdecken; die Kartons können mit losem Material gefüllt werden: Luftballons, Nägel, feuchtes Leder, Linsen, Schwamm, Mehl etc. AUTORIN: GUDRUN NEUMANN ● Sensibilisierung der Fußsohle, verschiedene Materialbeschaffenheiten erfahren lassen, Verbesserung der Fußkoordination und des Gleichgewichtsvermögens. ● Entspannung. ● Es geht dabei nicht darum, die Gegenstände zu erraten, sondern die jeweiligen Qualitäten zu fühlen und zu erleben. H Die Verwendung von Gemeinheiten (tote Mäuse, Mausefallen) bewirkt das Gegenteil und zerstört das Vertrauen. 43 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Katzen können Mäuse fangen Zeit: 45 Minuten. Teilnehmer/innen: Kinder im Vorschulalter (4-6 Jahre). Zielsetzung: Das Spiel kann nicht als gesonderter Lernbereich aufgefasst werden. Es ist Grundlage und Voraussetzung für die Verwirklichung aller Bildungsaufgaben am Kleinkind. In gleichem Maße wird die kognitive, emotionale und die motorische Entwicklung gefördert. Hierbei ist zu berücksichtigen: • Erfahrungen vor die Unterweisung stellen, • Leistungsdruck vermeiden, • Interessen und Konflikte der Gruppe aufgreifen, • Interessen und Bedürfnisse des einzelnen Kindes beobachten und berücksichtigen, • nach Schwerpunkten vorgehen, nicht lückenlose Systematik anstreben, • kindliche Erfahrungskreise in verschiedenen Lernbereichen deutlich werden lassen (sehen, hören, probieren lassen, anleiten, selbständig durchführen lassen). 44 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken O = Organisation H = Hinweis ● Einführung des Fingerspiels: „Katzen können Mäuse fangen, haben Krallen wie die Zangen. Mäuslein mit dem Ringelschwänzchen, machen auf dem Dach ein Tänzchen, schlüpfen durch die Bodenlöcher und zuweilen auf die Dächer. Leise, leise kommt die Katz, hat sie all auf einen Satz.“ ● Konzentrationsvermögen; Gedächtnistraining; Feinmotorik; Erweiterung des Sprach- und Rhythmusgefühls. ● Gemeinsam werden die unterschiedlichen Bewegungen der Katze erläutert, z.B. „Katze läuft auf Samtpfoten“ – weich, leise – schleicht – schnell, langsam – läuft majestätisch, Katze geht auf Mäusefang, verharrt, setzt zum Sprung an: springt. ● Unterschiedliche Bewegungsabläufe kommen dem Bewegungsdrang und der Bewegungsfreude der Kinder entgegen, Sprache in Körpersprache umsetzen. ● Um der spielerischen Darstellungsfreude der Kinder entgegen zu kommen, setzen wir Tücher als „Mäuse“ ein. „Mäuse“ werden nun von den „Katzen“ z.B. geworfen, gezogen, geschüttelt. ● Hilfsmittel: Tücher. ● Bei allen Bewegungsabläufen soll darauf geachtet werden, dass die gesamte Halle bespielt wird. (Als Hilfe: Mäuse verstecken sich häufig in Ecken und Winkeln.) ● Raumerfassung. ● Katze und Kater suchen sich eine/n Partner/in. Sie zeigen Zuneigung durch laute Katzenmusik. Haben sich Paare gefunden, schnurren sie, reiben und streicheln sich. ● Partnerschaftliche Übungen; Eingehen auf emotionale Bedürfnisse (Zärtlichkeit). ● Paare laufen durch die Halle. Im Wechsel „Führen“ und „Folgen“. Jedes Kind hat nun die Möglichkeit, die schon erprobten Bewegungsabläufe zu wiederholen. Der Partner/die Partnerin übernimmt die vorgegebene Bewegung. Dies geschieht im selbst gewählten zeitlichen Wechsel. ● Sozialverhalten. 45 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte O = Organisation Absichten/Gedanken H = Hinweis ● Haben sich alle Katzen auf dem Hallenboden ausreichend bewegt, unternehmen sie einen nächtlichen Ausflug in die Stadt (Wechsel zum Geräteaufbau). In einer Bewegungsgeschichte (ÜL) erleben die Katzen verschiedene Abenteuer, z.B. verstecken sie sich vor einem Hund oder flüchten vor dem Regen oder sie singen auf den Dächern der Stadt den Mond an. ● Nach ausgiebiger Wanderung über die Dächer geht die Sonne auf. Langsam schleichen die Katze und der Kater nach Hause. Sie schlecken Milch, putzen sich, rollen sich zusammen und schlafen zufrieden ein (lächelnd, freundlich). ● Mimik. ● So träumen sie den Traum, der Katze und Maus in der Musik vereint. Bei Einsatz der Musik tanzen die Katzen zunächst noch verschlafen, dann immer freudiger und zu guter Letzt tanzen sie mit den Mäusen. Ist die Musik zu Ende, erwachen unsere Katzen aus ihren Träumen. Das alte Spiel zwischen Katz und Maus beginnt von vorn. ● Einsatz von Musik. ● Katzen können Mäuse fangen ... ● Zum Abschluss die Wiederholung des eingeführten Fingerspiels. AUTORINNEN: MONIKA KAPLIK/GABRIELE SCHAUEN 46 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Eine Reise in das Land der Gefühle Zeit: Ca.1 1⁄2 Stunden. Teilnehmer/innen: 15-20 Vorschulkinder. Materialien: Skizzen der Geräteaufbauten und die entsprechenden Geräte; z.B. 1 Bank, 3 Kästen (vier-, drei- und zweiteilig), 1 Weichboden und 2 Matten für den Mattenberg; 3-5 Gymnastikreifen und 1 Matte für die Reifenschaukel; 3 lose Kastenteile, 2 kleine Kästen und Weichboden für das Labyrinth; 2-3 Matten und eine Langbank für den Mattentunnel; 1 Langbank, 5-8 Gymnastikstäbe und 2 Matten für die Wackelbank; 1 Fallschirm und ein umgekipptes Tor für die Höhle. Zielsetzung: Über Bewegung, Singen und Spiel wird in dieser Stunde der Gefühlsausdruck der Kinder gefördert. Darüber hinaus lernen die Kinder, dass es verschiedene Gefühle gibt, die von verschiedenen Menschen unterschiedlich ausgedrückt werden. Während die eine vor Freude in die Hände klatscht, tanzt der andere vielleicht herum. Die Kinder sollen erfahren, dass alle Gefühle ihre Berechtigung haben und ausgelebt werden können, ohne anderen Personen oder Gegenständen zu schaden. Deshalb sollte kein Gefühl von den Erwachsenen als schlecht, gut oder böse gewertet werden. Gefühle auszudrücken erleichtert Kinder und lässt sie das Empfundene auch schneller und besser verarbeiten. Ständig geforderte Kontrolle des Gefühlsausdruckes führt dazu, im Erwachsenenalter verlernt zu haben, den Gefühlen Ausdruck zu geben. 47 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte O = Organisation Absichten/Gedanken H = Hinweis EINSTIMMUNG ● Begrüßung und Einladung zu einer Reise in das Land der Gefühle. ● Einstimmung der Kinder. O Gesprächskreis. ● Gespräch über Gefühle wie Angst, Freude, Wut, Trauer, Ärger, ... O Gesprächskreis. ● Lied: „Wenn ich fröhlich bin, dann klatsch ich in die Händ!“ (siehe Literaturangabe). O Kreisaufstellung. ● Erfinden eigener oder veränderter Strophen durch die Kinder. O Kreisaufstellung und ggf. freies Bewegen in der Halle. ● Begriffserklärung. H Bei Vorschulkindern können die Namen für verschiedene Gefühle nicht vorausgesetzt werden. ● Gemeinschaftserlebnis, spielerische Hinführung zu bewusstem Gefühlausdruck. H Kinder ggf. zu deutlicher Mimik und Körperhaltung entsprechend der Gefühle auffordern. Der/die ÜL muss mitspielen. ● Weitere Auseinandersetzung mit verschiedenen Gefühlen und den entsprechenden Ausdrucksmöglichkeiten. H Den Kindern Zeit zum Überlegen lassen, Ideen evtl. durch Impulse herauslocken, bei der Textgestaltung für eine neue Strophe helfen. HAUPTTEIL ● Gespräch über das Land der Gefühle: Die Kinder betrachten und beschreiben die Geräteskizzen. ● Hinführung/Motivation zum Geräteaufbau, Begriffsbildung durch Benennen der abgebildeten Geräte. O Gesprächskreis. ● Gemeinsamer Geräteaufbau. H Geräteaufbau in der Gruppe und auf die jeweilige Situation abstimmen, Kinder beteiligen. ● Kurzes Gespräch über den weiteren Ablauf der Stunde und Hinweis auf „Gefahrenpunkte“. ● Orientierungshilfe für die Kinder, Hinführung zur Verantwortung für die eigene Person, „Sicherheitstraining“. Mattenberg 48 Reifenschaukel Labyrinth Mattentunnel 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken O = Organisation H = Hinweis O Gesprächskreis bzw. Aufstellung um die „Gefahrenpunkte“ (siehe Bild). H An der Rollbank besteht die Gefahr, sich die Zehen zu klemmen. Die Kinder darauf hinweisen, dass sie auf andere achten und niemand auch nur aus Versehen von einem Gerät geschubst werden darf. ● Freies Ausprobieren und Spielen an den Geräten. ● Erprobungsphase, jedes Kind bewegt sich entsprechend seines Könnensstandes und seiner Bedürfnisse. ● Versammeln der Kinder in der Höhle und Wiederaufgreifen des Liedes „Wenn ich fröhlich bin, ...“ ● Wiederaufgreifen des Stundenthemas, Dynamikwechsel von lebhaften Spiel zur „aktiven“ Pause. O Gesprächsrunde. ● Erfinden einer neuen Strophe unter der Fragestellung: „Wo gehst du hin, wenn Du fröhlich bist?“ ● Auch das Aufsuchen bestimmter Orte ist Teil des Gefühlsausdruckes. O Beim Singen der neuen Strophe den Ort entsprechend wechseln, z.B.: „Wenn ich fröhlich bin, dann lauf ich auf den Berg ...“ ● Erfinden weiterer Strophen, Singen und Ausleben. ● Weitere Erfahrungen zum Gefühlsausdruck. O Jeweils Ortswechsel mit der gesamten Gruppe. H Neben Ortswechsel können die Strophen auch Aktionen beinhalten wie: „Wenn ich wütend bin, dann hau ich auf die Matte.“ ● Gemeinsamer Geräteabbau. ● Die Gruppe verlässt das Land der Gefühle wieder. AUSKLANG ● Ratespiel aus dem Land der Gefühle: Ein Kind stellt wortlos ein Gefühl dar, ein anderes rät, um welches Gefühl es sich handelt. ● Förderung des Gefühlsausdruckes; Wahrnehmung des Gefühlsausdruckes einer anderen Person. O Partneraufgabe. ● Abschließender Ausklang wie in jeder Stunde. ● Ein fester sich wiederholender Rahmen schafft für Kinder Sicherheit und erleichtert die Orientierung im Tagesablauf. AUTORIN: HEIDE MUSEBRINK 49 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Entspannen gegen Verspannen Zeit: 30-45 Minuten. Teilnehmer/innen: Ca. 20 Jungen und Mädchen (4-6 Jahre alt). Materialien: Für jedes Kind 15 Bierdeckel und eine Wolldecke (Turnmatten als Alternative). Ort: Ruhige, etwas verdunkelbare Ecke einer Sporthalle oder andere Räume. Zielsetzung: Jungen und Mädchen fallen uns im Sportverein auf, denen es kaum gelingt, mit ihren Spannungen bewusst umzugehen. Sie können meist nicht Spannungen auf- und abbauen und keinen harmonischen Spannungs- und Entspannungsrhythmus entwickeln. Dieses Wechselspiel beeinflusst nachhaltig u.a. die Konzentrationsfähigkeit, die emotionale Befindlichkeit, die eigene Leistungsfähigkeit, den Umgang mit dem Alltagsstress, das Sozialverhalten und die Ausdauerfähigkeit. Diesen Kindern kann mit Entspannungstechniken geholfen werden, die bewirken, dass sie die Fähigkeit üben, die Muskeln des Körpers wie auch die geistig-seelische Aktivität willkürlich-konzentrativ zur Lösung und Ruhe zu bringen. Dabei geht es nicht um das Erreichen einer völligen Entschlaffung, sondern um einen wohltuenden Entspannungszustand, bei dem die Nervenund Muskelhochspannung gelöst wird. Nachfolgend wird die Eutonie als eine bewährte Entspannungstechnik für 4- bis 6-jährige Kinder vorgestellt. Das Gelingen von Entspannungsübungen hängt von der Bereitschaft und Fähigkeit der Kinder ab, u.a. ruhig zu liegen, den gesprochenen Worten des/der ÜL/in zuzuhören. Anfangs sollten kürzere Entspannungszeiten berücksichtigt werden. Eine wiederholende Reihenfolge der Entspannungssequenzen, verpackt in kindgerechte Geschichten, ist bei jüngeren Kindern ratsam. Geschlossene Augen unterstützen die Konzentrationsfähigkeit und erleichtern, die Aufmerksamkeit auf sich selbst und nach innen zu richten. 50 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte O = Organisation Absichten/Gedanken H = Hinweis „BASISENTSPANNUNG“ ● „Autospiel“ Kinder spielen Autofahren: 1. Gang = Gehen, 2. Gang = Traben, 3. Gang = schnelles Laufen, 4. Gang = Sprint. ● Abbau körperlicher und seelischer Spannungen. H Der/Die Übungsleiter/in signalisiert die Gänge verbal (Zahlen zurufen) oder visuell (Zahlen zeigen). O Sie bewegen sich entsprechend dem eingelegten Gang frei im Raum. ● „Atomspiel“ Der/Die ÜL/in signalisiert eine Zahl verbal (Ruf) oder visuell (Handzeichen). Die Kinder sollen entsprechend des Signals zusammenfinden z.B. 3-4-5. O Alle Kinder gehen im Raum umher. ● „Haltet die Sache frei“ Zwei gleichstarke Gruppen versuchen, ihre Spielfeldhälfte von Bierdeckeln (pro Kind 15 Bierdeckel) frei zu halten. Nur werfen ist erlaubt! H Unterhaltsamer wird das Spiel dadurch, dass mit den genannten Zahlen noch bestimmte Aufgaben verbunden werden, z.B. nur 3 Beine sind am Boden; als Gruppe möglichst schnell die Ecken des Raumes berühren; einhaken und als Gruppe kreuz und quer durch die Halle laufen. ● Entwicklung eines Ruhebedürfnisses durch bewegungsintensive Spiele oder Übungen. „RUHETÖNUNG“ ● ÜL/in lässt die Bierdeckel von den Kindern sehr langsam einsammeln. ● Einleitung der Phase „Ruhetönung“. O Es werden für alle Kinder Matten oder Wolldecken im Raum verteilt. Die Kinder gehen zu zweit zusammen. Sportschuhe ausziehen. H Ist die Raumtemperatur zu kalt, sollten die Kinder warme Kleidung anziehen, um sich wohlfühlen zu können. ● „Mit Bierdeckeln etwas bauen“ Die Kinder bauen mit den Bierdeckeln nach ihren Wünschen etwas auf einer Matte oder Wolldecke. ● Übergang von der aktiven Phase in einen ruhigeren Abschnitt. Die Konzentration wird jetzt auf die eigene Person gelenkt. ● „Bierdeckelstraße“ Ein Kind legt sich hin und schließt die Augen. Das andere Kind legt eine Bierdeckelstraße auf den Körper des liegenden Kindes. Anschließend ist Platztausch. ● Wahrnehmung des eigenen Körpers. ● „Spürst Du etwas?“ Die Deckel, auch mehrere, werden auf verschiedene Körperteile gelegt. Das auflegende Kind fragt: „Wo liegen die Deckel? Wo spürst Du die Deckel?“ Anschließend Aufgabentausch. H Die Deckel wieder in der umgedrehten Richtung abnehmen. H Alternativ: Deckel hinlegen und wieder wegnehmen und dann erst die Frage stellen „Wo lagen sie?“ 51 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte O = Organisation Absichten/Gedanken H = Hinweis „ENTSPANNUNG“ ● „Reise durch den Körper“ O Jedes Kind liegt auf einer Wolldecke oder Turnmatte. Es ist günstig, wenn sich der Raum verdunkeln lässt. Die Kindergruppe sollte in einem Raumteil zusammenliegen. ● Ziel ist das Hineinspüren in einzelne Körperteile, das letztlich die Entspannung bewirkt. Die Voraussetzung für die Durchführung der „Reise“ ist, dass die Kinder die Körperteile mit Namen kennen. Ist das nicht der Fall, muss noch einmal in der Stufe „Ruhetönung“ das Körperwissen geübt werden. H Genügend Zeit zum Erspüren lassen. ● Der/Die ÜL/in beginnt die „Reise“ auf der rechten Körpervorderseite und sagt mit ruhiger Stimme: „Du spürst den Daumen deiner rechten Hand (1), den Ringfinger ...“; er/sie reist weiter ... über den rechten Arm zur rechten Schulter (2-5); rechten Brustkorb und zur rechten Hüfte (6); ... über das rechte Bein (7) bis zum rechten kleinen Zeh (8). Es folgt die linke Körperseite. Dann die Körpervorderseite vom Scheitel bis zum Unterleib (9). Schließlich die Rückseite vom Hinterkopf bis zum Po. H Zum besseren Erspüren einzelner Körperteile eignen sich verbale Hilfen wie „Du spürst den Arm, wie er den Ärmel berührt.“ ● Am Schluss der „Reise“ wieder „Zurücknehmen“: „Du hast dich entspannt und fühlst dich wohl. Atme tiefer und tiefer, rekel und Streck dich, bewege die Arme und Beine, öffne deine Augen, stehe langsam auf und gehe durch den Raum!“ ● Zurückfinden in das „normale“ Aktivitätsniveau. ● Am Schluss der „Entspannungszeit“ ist ein Sitzkreisgespräch sinnvoll, bei dem Kinder über ihre „Reise“ sprechen können. ● Phase der Besinnung und des Nachwirkens. AUTOR: KLAUS BALSTER 52 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Erste Schritte in der Turnhalle Klettern und Steigen an der Kastenpyramide Zeit: 60 Minuten. Teilnehmer/innen: Eltern mit ihren Kleinkindern im Alter von 2-4 Jahren. Materialien: 1 Sandsäckchen pro Teilnehmer/in, 6 kleine Kästen, 6 Bodenmatten. Ort: Sporthalle. Zielsetzung: Das Eltern-Kind-Turnen schafft in unserer heutigen Zeit einen Ausgleich zu den einengenden Umweltbedingungen unserer Kleinkinder. Es bietet einen Raum, in dem Kleinkinder ungefährdet die so wichtigen physischen, psychischen und sozialen Erfahrungen während dieser prägenden Entwicklungsperiode sammeln können. Diese 1. Stufe regt zur freien Bewegung mit einfachen Geräten, die unterschiedlich variiert werden, an. Werfen und Fangen werden mit bunten, handlichen Sandsäcken geübt. An kleinen Kästen werden erste Erfahrungen beim Steigen und Klettern, sowie mit Rollbewegungen gesammelt. Der Aufforderungscharakter der geschaffenen Situation ist hoch, reizt Eltern und Kinder zu Eigeninitiative und bildet so die Grundlage für das wichtigste Element im Kinderturnen: den Spaß an der Bewegung! 53 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte O = Organisation Absichten/Gedanken H = Hinweis EINSTIMMUNG ● Laufen nach Musik, bei Musikstopp auf der Stelle hinsetzen. Bei Musikstopp wird jeweils eine neue Bewegungsaufgabe gestellt: • Hüpfen, • Hopserlaufen, • Laufen mit Pferdchensprüngen. H Z.B.: Detlef Jöker, Menschenkinder Verlag: „Seine schönsten Lieder“. ● Anregung der Herz-Kreislauftätigkeit, Orientierung im Raum, Gewöhnung an die Hallensituation. O Freie Aufstellung. ● Eltern und Kinder werfen sich das Sandsäckchen in unterschiedlicher Form zu, z.B. frontal zueinander; rückwärts durch die Beine; beidhändig über den Kopf; etc. O Freie Aufstellung, Eltern üben mit ihrem Kind, jeder hat ein Sandsäckchen. ● Die Sandsäckchen sind leicht und handlich und somit für Kinderhände gut zu greifen und zu werfen. Ihre leuchtenden Farben regen zum Spiel an. Darüber hinaus kann das Farbenlernen ganz nebenbei in den Unterrichtsverlauf eingebaut werden. ● Das Säckchen über den Boden hin und her schlittern; zuwerfen; mit einer bzw. beiden Händen übergeben; Säckchen mit den Füßen halten und übergeben. O Eltern und Kinder sitzen sich mit weit gegrätschten Beinen gegenüber, im 2. Durchgang: Bauchlage gegenüber. ● Das Kind geht in Bankstellung, das Säckchen liegt auf der Lendenwirbelsäule, Wechsel zwischen „Katzenbuckel“ und „Pferderücken“. ● Langsames Gehen durch die Halle; aus dem Stand in die Hocke gehen; dann zum Sitz; Bauchlage und jeweils wieder aufstehen. O Stand; das Säckchen liegt auf dem Kopf. 54 H Das Gewicht des Säckchens hilft bei der Bewegungsausführung. 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte O = Organisation Absichten/Gedanken H = Hinweis HAUPTTEIL ● Überwinden der Kästen auf beliebige Weise (nach einer Weile die Übungen der Kinder aufgreifen und dann von allen ausführen lassen), z.B. Übersteigen; Aufsteigen – Strecksprung; Aufhocken – Strecksprung; Seitwärts Aufknien – Abhocken; Bauchlage auf dem Kasten – ganze Drehung; Bauchlage – auf die Matte abrollen. H Die kleinen Kästen eignen sich besonders gut, um Kinder an Gerätelandschaften zu gewöhnen. Der Geräteaufbau fordert von alleine die Bewegungsabläufe des Steigens und Springens heraus. Die Anforderungen können dem jeweiligen Stand der einzelnen Kinder problemlos angepasst werden. O Die Kästen mit je einer Matte hintereinander in einer Reihe aufstellen. Eltern versammeln sich mit ihren Kindern hinter dem ersten Kasten und bilden eine Reihe, es wird nacheinander geturnt. ● Eltern turnen grundsätzlich gemeinsam mit ihrem Kind, begleiten es und geben Hilfestellungen. ● Beliebiges Überlaufen der Mattengräben: Schlusssprünge über die Mattengräben. H Der veränderte Geräteaufbau fördert die Motivation und vertieft die Bewegungsabläufe. O Matten bleiben liegen; Lasten zur Seite schieben. ● Ersteigen der Pyramide vorwärts herauf, rückwärts herunter, nach einiger Übung auch vorwärts herunter; dann von der 2. Kastentreppe auf die Matten springen; nach einiger Übung von der Spitze herunterspringen. H Kinder lernen ihre eigene Leistungsfähigkeit selbst einzuschätzen und zu erproben. O Die kleinen Kästen werden zu einer Pyramide aufgestellt: 3 Kästen bilden die Basis, dann 2 und zuletzt einen als Spitze; die Pyramide mit Matten sichern. AUSKLANG ● Fingerspiel: „10 kleine Zappelmänner“ Spiellied: „Was tun wir denn so gerne hier im Kreis?“ Schlusslied: „Das Turnen ist aus!“ ● Der gemeinsame Schlusskreis bildet mit dem Stundeneinstieg einen festen immer wiederkehrenden Rahmen, der den Kindern in der neuen Situation der Turnstunde das Gefühl von Vertrautheit und Sicherheit vermittelt. Das immer gleiche Schlusslied entlässt die Kinder in der Gewissheit, sich in der nächsten Woche wieder zu versammeln. AUTORIN: ULRIKE BANSE Literatur.: Cornelia Nitsch, Zehn kleine Fingerchen..., Mosaik-Verlag. München 1994. 55 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Die Bärenkinder Förderung des Gleichgewichts Zeit: Ca. 45-60 Minuten. Teilnehmer/innen: Ca. 15 Kinder im Alter von 4-6 Jahren. Materialien: Für jede Station wird ein Bild angefertigt, wonach die Kinder die Station entsprechend aufbauen können. Materialien siehe einzelne Stationsbeschreibungen. Zielsetzung: Das Gleichgewicht ist an der Steuerung aller Bewegungen beteiligt und wichtige Grundlage für Bewegung, Spiel und Sport. Das zeigt sich z.B. durch die aufrechte Körperhaltung eines Kindes oder eine sichere Raumorientierung. Kinder mit einem gut entwickelten Gleichgewichtsgefühl können sich schnell auf Richtungsänderungen einstellen oder reagieren sicherer bei Drehbewegungen. Erst mit 8-12 Jahren erreicht das Gleichgewicht ein Optimum. Die Entwicklung des Gleichgewichts ist altersabhängig, daher müssen in der Bewegungsgeschichte („Die Bärenkinder“) – je nach Alter der Kinder und persönlicher Leistungsfähigkeit – die Anforderungen entsprechend gesteigert bzw. vereinfacht werden. Die Kinder sollen die sich aus der Geschichte ergebenden Aufgaben möglichst selbstständig lösen und dabei spielerisch eine Förderung des Gleichgewichts erfahren. Unterschieden wird bei der Förderung des Gleichgewichts zwischen: • Förderung des statischen Gleichgewichts, • Förderung des dynamischen Gleichgewichts, • Förderung des Objektgleichgewichts. 56 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte O = Organisation Absichten/Gedanken H = Hinweis EINSTIMMUNG ● Lied „Was hört der Bär?“ (Impulse Musikverlag Drensteinfurt 1997). ● Die Geschichte der Bärenkinder erzählen: Die Bärenkinder treffen sich morgens auf der Wiese und wollen einen Ausflug in die Traumhöhle machen. Dazu müssen sie durch einen Bach, eine Schlucht, auf einen Berg, durch den Wald und über eine Brücke klettern, bis sie sich alle in der Traumhöhle wiedertreffen und dort ausruhen können. Je nach Alter der Gruppe wird die Geschichte entsprechend erzählt und gestaltet. ● Phantasievoller Einstieg. H Bewegen wie ein Bär. ● Alle Stationen dienen der Förderung des Gleichgewichts, der Körperkoordination und Konzentration. Die phantasievolle Ausschmückung der Aufgaben erzeugt bei den Kindern Motivation. O Sitzkreis. SCHWERPUNKT ● Aufbau der Stationen, Erläuterungen zu den Stationen und Bewegungsaufgaben. Bach: „Klettert mit den drei Steinen (Bierdeckel) durch den Bach, ohne nass zu werden (ohne auf den Boden zu treten).“ ● Organisation des Aufbaus mit den Kindern. ● Förderung des dynamischen Gleichgewichts, indem die Kinder auf den Bierdeckeln balancieren. H Material: Tesafilm und Bierdeckel. Schlucht: „Schleicht leise auf Zehenspitzen durch die Schlucht, ohne euch zu verletzen (die Seile zu berühren).“ ● Förderung des dynamischen Gleichgewichts, indem die Kinder sich an den durch die Seile vorgegebenen Raum „Schlucht“ anpassen. H Barfuß üben; Kinder können die Intensität und Schwere der Übung selbst bestimmen. H Material: Seilchen. Wald: „Schleicht durch den Wald, ohne die Bäume zu berühren... Wenn ihr den Zauberbaum seht, rührt euch nicht vom Fleck, bis ihr von einem anderen Kind erlöst werdet.“ ● Förderung des statischen Gleichgewichts, indem die Kinder sich beim Anblick des Zauberbaums (markierter Korken) ruhig verhalten. H Material: Korken. 57 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte O = Organisation Berg: „Steigt auf den hohen Berg. Bleibt oben stehen und schaut bis zu eurer Traumhöhle.“ Absichten/Gedanken H = Hinweis ● Förderung des dynamischen Gleichgewichts beim Klettern. Förderung des statischen Gleichgewichts beim Blick über das Land vom Gipfel des Bergs. H Material: Dicke Matten oder Sprossenwand oder Kästen. Brücke: „Balanciert über die Brücke, ohne ins Wasser zu fallen. Haltet euren Rucksack hoch über dem Kopf, damit er nicht nass wird.“ ● Förderung des Objektgleichgewichts, indem die Kinder ihren Rucksack (Bohnensäckchen) über dem Kopf halten. H Material: Bank oder Schwebebalken. H Der/die Spielleiter/in (Bärenvater/ Bärenmutter) kann durch die gezielte Abgabe von Bildkarten mit den Stationsmotiven die Gruppen alle Stationen durchlaufen lassen. O Bärengruppen von 3-4 Kindern bilden. Die Gruppe erhält jeweils vom Bärenvater/Bärenmutter ein Bild, zu welcher Station sie als nächstes gehen muss. AUSKLANG ● Zum Abschluss treffen sich alle Bären in der Höhle und ruhen sich aus. Die Bären legen sich auf Matten und schließen die Augen. Der Bärenvater/die Bärenmutter erzählt eine Traumgeschichte. O Gemeinsames Aufräumen. AUTORIN: BEATE LEHMANN 58 ● Zur Ruhe finden, entspannen. H Material: Fallschirm, Ringe, Matten. 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Erlebnisorientierter Aufgabenspaziergang In der Natur als Alternative zur Turnhalle Zeit: 60-120 Minuten. Teilnehmer/innen: 15 Vorschulkinder im Alter von 4-6 Jahren, 2-3 Erwachsene als Betreuung (Eltern ansprechen!). Materialien: 15 Augenbinden, 1 langes Seil (ca. 30 m), Tragetasche zum Sammeln, Pfeile und Punkte als Markierungs- und Orientierungshilfen, bemalte und beschriftete Aufgabenkarten (gelocht), Wollfäden, 1 Tuch (ca. 40x40 cm), Kleber, 15 Fotokartons oder Knete. Zielsetzung und organisatorische Hinweise: Im Gegensatz zu unseren weitestgehend sterilen Parks und zubetonierten Innenstädten kann Wald als ein natürlicher Lebensraum noch direkte Naturerlebnisse für Kinder ermöglichen. Im Wald haben die Kinder die Möglichkeit, Natur ursprünglich zu begreifen, zu erfahren und mit allen ihren Sinnen in sich aufzunehmen. Vielfältige Sinneserfahrungen sind sowohl wesentlich für die gesamte Persönlichkeitsentwicklung von Kindern (vgl. „Sport im Elementarbereich“ Grundsatzpapier der Sportjugend NRW) als auch Voraussetzung für eine positive Beziehung zur Natur und damit Grundlage für ein späteres verantwortungsvolles Umweltbewusstsein. Im Rahmen dieses erlebnisorientierten Spazierganges erkundet die Gesamtgruppe den Wald mit Hilfe von Aufgabenkarten. Die Strecke sollte sich an den vorgegebenen Waldwegen orientieren. Zwischen den einzelnen Karten helfen ausgeschnittene Punkte oder Pfeile, den richtigen Weg zu finden. Alles Material ist mit Wollfäden an Ästen und/oder Bäumen befestigt und kann sofort wieder mitgenommen werden. Die Aufgabenkarten sind entweder kindgemäß bemalt oder beschriftet, wobei Erwachsene die Aufgabenstellungen vorlesen müssen. Während des gesamten Spazierganges werden von den Kindern typische „Schätze“ des Waldes in Tüten oder Körben gesammelt (ohne etwas abzubrechen oder herauszureißen), so dass als Abschluss oder während eines möglicherweise zusätzlichen Nachmittags eine „Waldplastik“ erstellt werden kann. Wichtig ist, dass die Strecke nicht zu lang gewählt wird, da der Schwerpunkt der Stunde auf der Lösung der Aufgaben liegen soll. Die beschriebene „Stunde“ wird abhängig vom gewählten Abschluss und von der Anzahl der Aufgabenkarten zwischen 60 und 120 Minuten Zeit in Anspruch nehmen. Es ist also möglich, Aufgaben weg zu lassen, wobei allerdings darauf zu achten ist, dass trotzdem durch die verbleibenden Aufgaben alle Sinne angesprochen werden. 59 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken O = Organisation H = Hinweis ● Begrüßung zur Walderkundung. ● Orientierung, Einstimmung. O Kreisgespräch. ● Finden der 1. Aufgabenkarte. O Die Karten erst abnehmen und vorlesen/beschreiben lassen, wenn alle aus der Gruppe da sind. Die Gruppe geht erst zur nächsten Karte, wenn alle Kinder die Aufgabe gelöst haben. ● Wegmarkierungen zur Orientierung und zur Motivation, den Weg zu finden. H Evtl. natürliche Gegebenheiten wie umgefallene Baumstämme, Gräben, Baumstümpfe usw. zum Klettern, Springen und Balancieren nutzen. AUFGABE 1 ● „Seid ganz leise und horcht! Welche Geräusche hört Ihr?“ O Kreisgespräch, evtl. wiederholtes Hören und Benennen. AUFGABE 2 ● „Bleibt stehen und schaut Euch um. Welche Farben könnt Ihr sehen? Gibt es unterschiedliche Farbtöne, helle und dunkle?“ O Kreisgespräch. ● „Nehmt etwas Loses vom Boden mit, das für Euch eine typische Waldfarbe hat! Sammelt es in den Körben/Tüten!“ ● Akustische Wahrnehmung der Geräusche, evtl. auch der Stille der Natur. ● Benennen der Geräusche und Geräuschsquellen. H Bei Trockenheit auf den Boden setzen oder legen, und die Augen schließen zur Erleichterung der akustischen Wahrnehmung. ● Optische Einstimmung, Wahrnehmung und Bewusstmachung der vielfältigen Naturfarben; Begriffsbildung. ● Zuordnen von Farben; Scheu überwinden, etwas Unbekanntes (Natürliches) anzufassen. H Wichtig ist, dass die Beobachtungen beschrieben und gesammelt werden. AUFGABE 3 ● „Sucht in der nahen Umgebung folgende Gegenstände und bringt sie mit, ohne etwas ab- oder auszureißen: • etwas Weiches, • etwas Hartes, • etwas Rundes, • etwas Gerades, • etwas, das ein Geräusch macht!“ ● Natürliche Gegenstände sehen, erkennen, anfassen und zuordnen können; Materialerfahrung; taktile Wahrnehmung. H Diese Gegenstände können auch in Körben/Tüten gesammelt werden. AUFGABE 4 ● „Unter diesem Tuch liegen 5 Gegenstände, die Ihr hier in der Nähe auch finden könnt. Ich hebe das Tuch kurz hoch, schaut genau hin und versucht, Euch alle Teile zu merken und sucht gleiche Gegenstände!“ H Neugierde wecken, Konzentration, Erinnerungsfähigkeit und Zuordnungsfähigkeit schulen. O Nach 5 Minuten alle Kinder zusammenholen, Gegenstände einzeln unter dem Tuch hervorholen und fragen, ob gleiches gefunden wurde. Über jedes Teil kurze Informationen/Geschichte erzählen. ● 5 natürliche Gegenstände (z.B. Tannenzapfen, Eicheln, Moos, Blätter, Federn) sammeln, ohne dass die Kinder es merken. ● Erfahren, welche Funktion diese Gegenstände im Wand haben. 60 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte O = Organisation Absichten/Gedanken H = Hinweis AUFGABE 5 ● „Messt die Bäume, indem Ihr sie umarmt! Könnt Ihr sie allein in den Arm nehmen oder wie viel andere Kinderarme braucht Ihr noch?“ ● Größe und Dicke der Bäume einschätzen lernen, Bezug zu eigener Körpergröße herstellen. AUFGABE 6 ● Geht zu zweit zusammen. Der/die erste schießt die Augen und verbindet sie. Der/die zweite führt den/die Blinde/n vorsichtig zu einem Baum. Der/die Blinde soll den Baum kennen lernen ohne Worte. Wie riecht er? Wie fühlt sich die Rinde an? Sind Zweige oder Moos am Baum? Der/die Sehende führt den/die Blinde/n zurück zur Ausgangsposition. Der/die Blinde öffnet die Augen und versucht, „den“ Baum wiederzufinden. ● Vertrauen zum Partner entwickeln, Verantwortung übernehmen, Sensibilisierung der Geruchs- und Tastorgane, Orientierung, sich einfühlen. H Auf Ruhe und aufmerksames, verantwortungsbewusstes Führen achten! O Augenbinden. AUFGABE 7 ● „Schnüffelt an unterschiedlichen Pflanzen: – Gräsern – Tannennadeln – Moosen! Wie riechen Sie?“ ● Wahrnehmen und Benennen von Gerüchen. AUFGABE 8 ● „Nehmt eine Handvoll loser Erde und riecht daran. Wie riecht sie, und was findet Ihr alles in der Erde?“ O Kreisgespräch, bei Trockenheit sitzen. AUFGABE 9 ● „Tastet Euch mit geschlossenen oder verbundenen Augen an einem Seil entlang durch den Wald.“ O Seil (ca. 30 Meter) vorher verspannen (hüfthoch, hoch und herunterführend); • Erwachsene begleiten die Kinder zum Anfang des Seiles und nehmen sie am Ende in Empfang; • Kinder nicht zu dicht hintereinander herlaufen lassen; • Erwachsene nehmen Tüten/Körbe der Kinder, so dass diese beide Hände zum Tasten frei haben; • 1-2 Erwachsene beobachten den Seilweg. ● Verdeutlichen wie viel Lebewesen auch „unsichtbar“ in der Erde sind, Funktion der Vermoderung verdeutlichen (Humus etc.). H Wichtig ist die Sammlung und Erklärung dessen, was in der Erde ist (Blätter, Ästchen, Früchte, Kleinstinsekten usw.) und was passiert im Herbst, wenn Blätter usw. auf die Erde fallen/ den Boden bedecken. ● Vertrauen schulen, verschiedene Sinneswahrnehmungen anregen, Angst überwinden, Spannung ertragen können, Konzentration fördern. H Wichtig ist Ruhe bei dem Spiel (keine Unterhaltung). Verschiedene, ungefährliche Tast- und Geruchserfahrungen ermöglichen. ● Gespräch über die Erlebnisse und Erfahrungen bei dem Blindenweg. ● Verarbeiten des Erlebten, Ausdrücken von Gefühlen. O Kreisgespräch; im Anschluss Abgehen und Nachvollziehen des Weges mit geöffneten Augen. ● Be- und Verarbeiten der gesammelten Teile; Reflexion. ● Gemeinsamer Ausklang wie in jeder Stunde. AUTORIN: ISOLDE HELMRICH-FREUDE 61 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Wie fühlen sich Muskeln an? Zeit: Die einzuplanende Zeit richtet sich nach dem Alter der Kinder und ihrem Konzentrationsvermögen; die Entspannungszeit sollte im zweiten Teil einer Sportvereinsstunde berücksichtigt werden. Teilnehmer/innen: 5- bis 6-jährige Mädchen und Jungen. Materialien: Pro Kind eine Turnmatte oder Wolldecke, die evtl. jedes Kind mitbringt. Ort: Beliebiger Ort; in der Sporthalle eine „ruhige Ecke“. Zielsetzung: In dem Beitrag „Entspannen gegen Verspannen“ wurde über den Sinn von Entspannungstechniken berichtet und die Methode „Eutonie“ vorgestellt. Eine gute Alternative dazu ist die „Progressive Muskelentspannung“. Bei dieser Methode werden unterschiedliche Muskelgruppen nacheinander mit steigender Intensität angespannt und wieder losgelassen, wobei die Muskeln nach und nach von selbst entspannen. Bei der Arbeit mit Kindern hat sich folgender Ablauf bewährt: • Konzentration auf eine Muskelgruppe; • Auf ein vereinbartes Zeichen, z.B. „Jetzt“ wird angespannt; • Zeit der Maximalanspannung ca. 5-7 Sek.; • Auf ein vereinbartes Zeichen, z.B. „Loslassen“, wird die Anspannung in der Muskelgruppe gelockert. • Während des Anspannens und Entspannens werden verbale Hilfen (kindgerechte Sprache!) gegeben, die die Wahrnehmung der jeweiligen Tonusqualität sichern, z.B. „Mach deine Beine so hat wie einen Besenstiel und spür, wie sich das anfühlt, so harte Beine zu haben“. „Spür was nun passiert, wenn deine Beine von alleine locker und weich werden ... vielleicht fühlt es sich an, als wenn die Spannung in den Boden abfließt“. Die Reihung des Ablaufs ist nicht vorgeschrieben. Dennoch sollten anfangs bei jüngeren Kindern immer dieselben Anweisungen in derselben Reihenfolge gegeben werden. Bewährt hat sich, zunächst mit einer oder zwei Muskelgruppen zu beginnen, die dann in den nächsten Entspannungszeiten jeweils immer um zwei Muskelgruppen ergänzt werden. Ebenfalls ist es ratsam, mit Körperteilen mit großer Muskelmasse zu beginnen, weil sie von allen Kindern als gut spürbar und als schnell entspannt erlebbar sind. 62 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte O = Organisation Absichten/Gedanken H = Hinweis ENTSPANNUNGSZEIT/INHALTE ● „Lege dich entspannt (locker) mit dem Rücken auf eine Matte oder auf deine mitgebrachte Wolldecke. Atme tief ein und aus. Deine Beine liegen nebeneinander und deine Arme liegen neben deinem Körper. Schließe deine Augen.“ „Du sollst gleich probieren, wie sich die Muskeln anfühlen – fest (angespannt) und locker (entspannt).“ ● Vorbereitung auf die „Progressive Muskelentspannung“. O Kinder liegen einzeln auf einer Turnmatte/Wolldecke. SCHWERPUNKT ● „Einen nassen Schwamm ausdrücken“ „Fang mit der rechten Hand an. Stell dir vor, du hast einen feuchten Schwamm in deiner Hand.“ „Drücke jetzt den Schwamm fest zusammen, immer fester – noch fester – bis der letzte Wassertropfen herauskommt.“ „Prima so!“ „Lass jetzt schnell los. Strecke schnell deine Finger. Schüttel deine Hand aus und lege sie wieder locker (entspannt) auf den Boden. Spüre, wie etwas Warmes durch deinen Arm strömt und aus der Hand heraus. Der Arm fühlt sich nun schwer und locker (entspannt) an.“ „Atme ruhig normal weiter.“ „Probiere dasselbe noch einmal.“ „Drücke jetzt wieder den Schwamm fest zusammen. Drücke noch fester als eben.“ „Prima so!“ „Lass jetzt wieder schnell los. Strecke schnell deine Finger. Schüttel deine Hand aus und lege sie wieder locker (entspannt) auf den Boden. Spüre, wie etwas Warmes durch deinen Arm strömt. Durch deine Hand fließt das Warme ab. Der Arm fühlt sich nun schwer und locker (entspannt) an“. ● Anspannung der rechten Hand und des rechten Unterarmes; die anderen Muskelgruppen sind entspannt. H Texte können individuell gestaltet und variiert werden. Die jeweiligen Schwerpunkte können sich nach dem Entspannungsbedürfnis der Kinder richten. H Keine Pressatmung. „Atme ruhig und gleichmäßig.“ „Spürst du den Unterschied zwischen Spannung (fest) und Entspannung (locker)?“ „Und nun mit der linken Hand ...“ „Und jetzt hast du in beiden Händen einen Schwamm ...“ 63 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte O = Organisation Absichten/Gedanken H = Hinweis ● Weitere kindgerechte Möglichkeiten, die jeweils nach der angegebenen Systematik ablaufen können: • starken Mann, starke Frau spielen – Bizeps zeigen; • böse gucken – Grimassen ziehen; • angestrengt über etwas nachdenken – Stirn runzeln; • enges Hemd anhaben – Knöpfe abspringen lassen; • einen Kuss geben – Mund spitzen; • Gipsbein haben – Bein anspannen; • zu enge Schuhe tragen – Zehen krumm machen; • zu einem Brett erstarren – gesamter Körper ist starr. AUSKLINGEN DER ENTSPANNUNG ● „Du hast doch entspannt und fühlst sich wohl. Atme tief, tiefer, rekel und Streck dich, bewege die Arme und Beine, öffne deine Augen, stehe langsam auf und gehe durch den Raum.“ ● Zurückfinden in das normale Aktivitätsniveau. ● Am Schluss der „Entspannungszeit“ ist ein Sitzkreisgespräch sinnvoll, bei dem die Kinder über ihre Erfahrungen sprechen. ● Phase der Besinnung und des Nachwirkens. AUTOR: KLAUS BALSTER 64 Literatur: BALSTER, K.: Kinder mit mangelnden Bewegungserfahrungen – Teil 1. Sportjugend NRW (Hrsg.), 4. Auflage Duisburg 1998. OHM, D.: Progressive Relaxation, Stuttgart 1992. 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Sich Kraft im Dschungel holen Zeit: Mit Auf- und Abbau der Dschungellandschaft 90-120 Minuten. Teilnehmer/innen: 5- bis 10-jährige Jungen und Mädchen. Materialien: vorhandene Geräte der Sporthalle nutzen u.a. Bänke, Sprossenwand/Gitterleiter, Barren, Deckentaue, Ziehtaue, kleine und große Kästen, große Sprungmatten, große Medizinbälle, Gymnastikstäbe, (alte) Turnmatten. Ort: Einfach-Sporthalle. Zielsetzung: In unseren Sportvereinsgruppen beobachten wir u.a. Kinder, die nicht an Tauen klettern bzw. in Reifen springen können oder die sich oft schwerfällig, plump und träge bewegen. Die Kinder haben zu wenig Kraft! Weil sich aber konditionelle Eigenschaften (wie die Kraft), Beweglichkeit und koordinative Fähigkeiten gegenseitig bedingen und die Voraussetzung sind für das Gelingen von Bewegungen, sollten häufiger gezielte Bewegungsanlässe zur „Kräftigung“ berücksichtigt werden. Jede koordinative Handlung ist u.a. abhängig vom rechten Kraftmaß, welches Bewegungsumfang und -geschwindigkeit bestimmt. Der zunehmende Bewegungsmangel führt bei vielen Jungen und Mädchen zu beängstigenden Muskelschwächen und Haltungsauffälligkeiten. Immer mehr Kinder zeigen vor allem eine schwache Rumpf- und Fußmuskulatur. Im frühen Schulkindalter ist die vielseitige Kräftigung des Halte- und Bewegungsapparats in den Mittelpunkt zu rücken, d.h. die umfassende Ausbildung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Ein reines „Krafttraining“ ist fehl am Platz! Für jüngere Kinder ist die dynamisch-positive Arbeitsform zu wählen, weil sie u.a. besonders für den allgemeinen Muskelaufbau geeignet ist. Sie stellt für Jungen und Mädchen keine allzu hohe physische und psychische Belastung dar, weil sie u.a. mit geringen bis mittleren Widerstandsgrößen und mäßigem Tempo durchgeführt wird. Die Kinder üben mit dem eigenen Körpergewicht. Bewegungsanlässe zur „Kräftigung“ sind immer in Verbindung mit der Entwicklung des Haltungsbewusstseins zu planen. Die Förderung der Haltungskoordination geht meist einher mit der Verbesserung der Muskelkraft. Besonders geeignet sind Bewegungsanlässe, die in ein Bewegungsthema verpackt sind, wie „eine Reise in den Dschungel“. Dieses Thema soll zur Förderung der Kräftigung der Rumpf- und Fußmuskeln beitragen. 65 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte O = Organisation Absichten/Gedanken H = Hinweis VORBEREITUNG O Kinder und Übungsleiter/in bauen in einer Sporthallenhälfte eine Dschungellandschaft nach eigenen Vorstellungen auf, z.B.: ● Die Dschungelsituationen werden mit den Kindern gemeinsam gesammelt und von ihnen arbeitsteilig aufgebaut. ● Höhle • zwischen Bank und einer Sporthallenwand Matten als Tunnel klemmen. H Bei der Planung von Bewegungsanlässen sind die jeweiligen Nutzungsordnungen der Sportstätten zu beachten. ● Abhang • Bank in die Sprossenwand einhängen, • große Sprungmatte über einem Barrenholm befestigen. H Bei Unsicherheiten über eine „sichere“ Nutzung bieten die zuständigen Unfallversicherungsverbände gezielte Informationen. ● Brücke • Bank zwischen Gitterleiter und Barren, • Bank auf zwei kleine Kästen legen. ● „Handbrücke“ • Taue zwischen Sprossenwand und Barren befestigen, • Taue zum Schwingen und Schaukeln benutzen. ● Wackeliger Baumstamm • große Sprungmatte auf Medizinbälle legen, • umgedrehte Bank auf Gymnastikstäbe legen. O Kleine und große Kästen als Ab- und Aufsteighilfen nutzen. DURCHFÜHRUNG ● Flugreise in den Dschungel (in der gerätefreien Sporthallenhälfte). O Kinder spielen Flugzeug. H Grobschrittfolge ● Flugzeug erreicht den Dschungel, die Kinder erkennen aus dem Flugzeugfenster verschiedene Tiere und spielen diese nach. H Verschiedene Bewegungsarten; gymnastische Übungen H Nachahmung der Tiere (Mimik, Gestik, Fortbewegungsart); Die Auswahl orientiert sich an den Förderschwerpunkten zur Kräftigung von: • Bauch-/Gesäßmuskulatur, • Schultergürtel-/Rückenmuskulatur, • Fuß-/Beinmuskulatur. 66 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken O = Organisation H = Hinweis ● Das Flugzeug ist im Dschungel gelandet. H Kinder wechseln in den anderen Hallenteil. ● Die Dschungeldurchquerung beginnt: • durch eine Höhle kriechen, • über einen Abhang rutschen, • über eine Brücke gehen, • über einen Fluss hangeln, • über einen wackeligen Baumstamm balancieren, • einen Baum hochklettern. ● Rückflug Kinder versammeln sich wieder in dem gerätefreien Hallenteil und spielen noch ein bis zwei kleine Spiele bzw. singen ein Lied. ● Kinder zu verschiedenen Nutzungsarten mit unterschiedlichen Aufgabenstellungen animieren, z.B. kriechen, rutschen mit/ohne geschlossene(n) Augen. Die Anlässe sollten die o.g. Förderschwerpunkte berücksichtigen. ● Freudvoller Ausklang. ABBAU O Kinder und Übungsleiter/in bauen die Dschungellandschaft ab. AUTOR: KLAUS BALSTER Literatur: BALSTER, K.: Kinder mit mangelnden Bewegungserfahrungen – Teil 1. Sportjugend NRW (Hrsg.), 4. Auflage Duisburg 1998. 67 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Was soll der Müll in der Halle? Zeit: 90 Minuten. Teilnehmer/innen: 20-30 Jungen/Mädchen; 5-6 Jahre. Materialien: Die Kinder sollen Verpackungsmaterialien zu Hause sammeln, säubern und „gefährliche“ Materialien aussortieren. Ort: Sporthalle; jeder andere Ort ist denkbar. Warum mit Materialien umgehen: Kinder benötigen für eine harmonische Persönlichkeitsentwicklung einen breit angelegten, vielfältigen Handlungsspielraum, der ihnen einen selbständigen Umgang mit sich selbst, ihrer materialen und sozialen Umwelt ermöglicht und in dem die Interessen und Bedürfnisse des Kindes den Bewegungsrahmen bestimmen. Weil aber in einer zunehmend bewegungsarmen Welt den Jungen und Mädchen immer mehr lebensbedeutsame Reize vorenthalten werden, wird die Schaffung und Erhaltung von künstlichen Erfahrungsräumen, wie die Sporthalle, und die Bereitstellung vielfältiger, sinnvermittelnder Materialien zu einer lebensbedeutsamen Aufgabe. Die Bedeutung der handlungsgebundenen materialen Erfahrungen liegt besonders darin, dass sie die Grundlage der kognitiven Entwicklung darstellen. Mädchen und Jungen lernen mit Materialien umzugehen, sie wahrzunehmen, zu bewegen, zu beherrschen, zu verändern und zu gestalten. Warum Verpackungsmaterialien: Für Bewegungsanlässe lassen sich eine Vielzahl von Materialien und Geräten nutzen. Weil aber im Sportvereinsalltag leider immer noch sehr häufig Basismaterialien fehlen und sich diese Lücken auch auf dem Hintergrund der geringen Finanzdecke der Vereine nicht so schnell schließen lassen, bieten sich kostenlose Verpackungsmaterialien als sinnvolle Alternative an. Sie sind leicht zu beschaffen, üben einen großen Reiz auf die Kinder aus, lassen vielfältige Sinneserfahrungen zu, sind variationsreich, vielerorts unkompliziert und schnell einsetzbar und erlauben eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema „Müll“. Darüber hinaus bieten Verpackungsmaterialien in Verbindung mit anderen Alltagsgegenständen oder mit Spiel-, Sportgeräten und psychomotorischen Geräten vielfältige Bewegungsanlässe. 68 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken O = Organisation H = Hinweis ● Kinder legen ihre mitgebrachten Verpackungsmaterialien in die Hallenmitte und begutachten die mitgebrachten Gegenstände. Jungen und Mädchen tragen u.a. zusammen: Deckel von Waschpulvereimern, Waschpulvereimer, Kartons, Plastikmilchflaschen, Eierkartons, Postverpackungsrollen, Küchenrollen, Schaumstoffteile, Erdbeerschalen, Käseschachteln, Zeitungen, Dosen, Styroporteile, Joghurtbecher, Margarinetöpfe, Tennisballdosen. ● Prüfung der Sauberkeit. Eine Vielzahl von Materialien kennen lernen. ● Jungen und Mädchen ermuntern, mit den Materialien alleine zu experimentieren, z.B. sie zu bewegen, sich mit ihnen zu bewegen, sie als Spielgeräte und Hilfsmittel zu nutzen. ● Materialeigenschaften erfahren; Probieren und Entdecken, wie mit den Objekten umzugehen ist. ● Kinder stellen ihre Erfahrungen und Entdeckungen vor, u.a.: • Kartons, Schaumstoffe überspringen, • Dosen, Joghurtbecher jonglieren, • Deckel von Waschpulvereimern, Papierbälle aus Zeitungen hochwerfen und fangen bzw. mit dem Fuß schießen, • Küchenrollen, Tennisdosen rollen, • Eierkartons, Käseschachteln balancieren, ● Erlebnisdarstellung. ● Jungen und Mädchen animieren, die gesehenen und noch nicht erfahrenen Einsatzmöglichkeiten auszuprobieren. ● Erweiterung der Materialerfahrung und des Handlungsspielraumes. ● Kinder ermutigen, Bewegungsformen zu entdecken, wie mit den Verpackungsmaterialien zu zweit gespielt werden kann. ● Erweiterung der Gestaltungs- und Variationsmöglichkeiten. ● Jungen und Mädchen stellen ihre Erfahrungen und Entdeckungen vor, wie u.a.: • Deckel von Waschpulvereimern als Wurfgerät (Frisbee) • Joghurtbecher als Fanggerät (Scoop) • Plastikmilchflaschen als Hantiergerät (Jonglieren) • Tennisballdosen als Schlaggerät (Hockey) • Käseschachteln als Schussgerät (Fußball) ● Erlebnisdarstellung. ● Kinder animieren, die gesehenen und noch nicht erfahrenen Einsatzmöglichkeiten auszuprobieren. ● Erweiterung der Materialerfahrungen und des Handlungsspielraumes. ● Jungen und Mädchen ermuntern, in Gruppen Staffelmöglichkeiten mit Alltagsmaterialien zu erfinden. ● Erweiterung der Gestaltungs- und Variationsmöglichkeiten. 69 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken O = Organisation H = Hinweis ● Die Gruppen (4-6 Kinder) stellen ihre Erfahrungen vor, wie u.a.: ● Erlebnisdarstellung. • Karton-Staffel: Das erste Kind der Gruppe stellt sich in den Karton und läuft um einen Schaumstoffwendepunkt in 10 m Entfernung, springt aus dem Karton und das zweite Kind übernimmt den Karton. • Balancier-Pendelstaffel: Das erste Kind der Gruppe balanciert vier Joghurtbecher übereinander und übergibt die Becher möglichst schnell einem in 10 m Entfernung stehendem Mannschaftsmitglied. • Müll-Aufräum-Staffel: 12 verschiedene Verpackungsmaterialien sind im Raum für jede Gruppe verteilt. Nacheinander holen die Gruppenmitglieder einzeln die Müllgegenstände. • Hindernisstaffel: Im Raum sind Hindernisbahnen aus Verpackungsmaterialien aufgebaut. Die Gruppenmitglieder haben die Aufgabe, einzeln ihre Hindernisbahn zu durchlaufen und dabei keinen Gegenstand zu berühren, z.B. durch eine enge Joghurtgasse hüpfen oder eine Schaumstoffmauer überspringen. • Transportstaffel: Alle Kinder einer Gruppe packen um einen großen Karton herumliegende Müllgegenstände in ihren Karton und tragen ihn gemeinsam zu einem in 20 m Entfernung befindlichen Mal. ● Jungen und Mädchen animieren, die vorgestellten Staffelmöglichkeiten als Wettbewerb zu erproben. ● Erweiterung der Materialerfahrungen und des Handlungsspielraumes. Variation der Staffelaufgabe nach Interesse und Bedürfnis der Kinder. ● Beim Abschlussgespräch kommen Übertragungsmöglichkeiten für zu Hause zur Sprache. Der Müll wird von den Kindern zur weiteren Nutzung mit nach Hause genommen. ● Nutzungssicherung für verschiedene Orte. AUTORIN: HEIDE MUSEBRINK 70 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Alle Besen spielen gut! Spielen mit Verpackungsmaterialien und Alltagsgegenständen Zeit: 90 Minuten. Teilnehmer/innen: 20 Jungen/Mädchen; 5-6 Jahre. Materialien: Die Kinder sollen ungefährlich handhabbare und saubere Verpackungsmaterialien und Alltagsgegenstände mitbringen. Ort: Sporthalle; jeder andere Ort ist denkbar. Warum mit Materialien umgehen: Auch in dieser Stunde gilt, dass aufgrund einer zunehmend bewegungsarmen Welt unsere Jungen und Mädchen auf lebensbedeutsame Reize, die durch vielfältige, sinnvermittelnde Materialien vermittelt werden, angewiesen sind. Warum Verpackungsmaterialien und Alltagsgegenstände: Weil im Sportvereinsalltag immer noch sehr häufig Basismaterialien fehlen und sich diese Lücken vor dem Hintergrund der geringen Finanzdecke der Vereine nicht so schnell schließen lassen, bieten sich Verpackungsmaterialien und Alltagsgegenstände als sinnvolle Alternative an. Sie sind leicht zu beschaffen, üben einen großen Reiz aus, lassen vielfältige Sinneserfahrungen zu, sind variationsreich und vielerorts schnell einsetzbar. 71 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken O = Organisation H = Hinweis ● Kinder legen ihre mitgebrachten Verpackungsmaterialien und Alltagsgegenstände in die Hallenmitte und begutachten diese. Jungen und Mädchen tragen u.a. zusammen: Deckel von Waschpulvereimern, Waschpulvereimer, Kartons, Plastikmilchflaschen, Eierkartons, Postverpackungsrollen, Küchenrollen, Schaumstoffteile, Erdbeerschalen, Käseschachteln, Zeitungen, Dosen, Styroporteile, Joghurtbecher, Margarinetöpfe, Tennisballdosen, Teppichfliesen, Wolle, Besen, Handfeger, Stoffstreifen, Staubtücher, Eimer, Wolldecken, Handtücher, Wäscheleine, Wäscheklammern, Aufnehmer. ● Prüfung der Sicherheit und Sauberkeit. Eine Vielzahl von Materialien kennen lernen. ● Jungen und Mädchen ermuntern, mit den mitgebrachten Materialien alleine zu experimentieren, z.B. sie zu bewegen, sich mit ihnen zu bewegen, sie als Spielgeräte zu nutzen. Aufgabe: Mit mindestens einem Verpackungs- und einem Alltagsgegenstand gleichzeitig spielen. ● Materialeigenschaften erfahren; probieren und entdecken, wie mit den Objekten umzugehen ist. ● Kinder stellen ihre Erfahrungen und Entdeckungen vor, u.a. • mit Teppichfliesen rutschen und gleichzeitig mehrere Küchenrollen balancieren, • mit einem Besen verschiedene Kartons über Hallenbodenlinien schieben, • Kartons als Handschuhe benutzen und mit einem Handfeger Bälle aus Wolle durch die Halle treiben. ● Erlebnisdarstellung. ● Jungen und Mädchen animieren, die gesehenen und noch nicht erfahrenen Einsatzmöglichkeiten auszuprobieren. ● Erweiterung der Materialerfahrung und des Handlungsspielraumes. ● Kinder ermuntern, Bewegungsmöglichkeiten zu entdecken, wie mit den Materialien zu zweit gespielt werden kann. ● Erweiterung der Gestaltungs- und Variationsmöglichkeiten. ● Jungen und Mädchen stellen ihre Erfahrungen und Entdeckungen vor, wie u.a.: • Ein Kind sitzt auf einer Decke und balanciert zwei Dosen übereinander. Das andere Kind versucht, so an der Decke zu ziehen, dass das Kind aus der Balance gerät. • Jedes Kind hat einen Deckel eines Waschpulvereimers als Schlaggerät. Sie spielen mit einem Ball aus Wolle. • Jedes Kind hat ein Handtuch als Wurfgerät, mit dem Käseschachteln bzw. Eierkartons geworfen werden sollen. ● Erlebnisdarstellung. ● Kinder animieren, die gesehenen und noch nicht erfahrenen Einsatzmöglichkeiten auszuprobieren. ● Erweiterung der Materialerfahrung und des Handlungsspielraumes. ● Jungen und Mädchen ermuntern, in Gruppen Staffelmöglichkeiten mit Alltagsmaterialien zu erfinden. ● Erweiterung der Gestaltungs- und Variationsmöglichkeiten. 72 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken O = Organisation H = Hinweis ● Die Gruppen (4-6 Kinder) stellen ihre Erfindungen vor, wie u.a. • Decken-Staffel: Das erste Kind der Gruppe sitzt auf einer Decke und balanciert auf dem umgedrehten Eimer vier Joghurtbecher. Alle anderen Kinder ziehen die Decke zu einem Schaumstoffwendepunkt in 10 m Entfernung. Dann übernimmt das zweite Kind Eimer und Joghurtbecher und setzt sich auf die Decke. • Transportstaffel: Jede Gruppe packt für jedes Kind einen Verpackungs- und einen Alltagsgegenstand in einem Eimer. Mit einem zweiten Eimer werden die Gegenstände einzeln zu einem in 20 m entfernten dritten Eimer gebracht; dabei gleitet man auf Staubtüchern. • Aufhängestaffel: Jede Gruppe hat für jedes Kind zwei Verpackungs- und Alltagsgegenstände und ausreichend Wäscheklammern hinter einer Linie liegen. In 15 m Entfernung wird eine Wäscheleine gespannt. Die Gegenstände werden einzeln auf- und abgehängt. ● Erlebnisdarstellung. ● Jungen und Mädchen animieren, die vorgestellten Staffelmöglichkeiten als Wettbewerb zu erproben. ● Erweiterung der Materialerfahrungen und des Handlungsspielraumes. Variationen der Staffelaufgabe nach Interesse und Bedürfnis der Kinder. ● Kinder animieren, die Halle für verschiedene Mannschaftsspiele in zwei Felder aufzuteilen. Als Grenzen dienen Turnbänke und Kastenteile. In jedem Feld spielen bis zu zehn Kinder in zwei Mannschaften nach Zeit. Jedes Kind lernt alle Spiele kennen. • Feld 1, Handfeger-Hockey: Jedes Kind hat einen Handfeger. Als Tore dienen umgedrehte Kartons. Gespielt wird mit einem Wollband. Zur Mannschaftsunterscheidung werden Absperrstreifen verwendet. • Feld 2, Karton-Fußball: Als Schuh wird von jedem Kind ein Karton genutzt. Gespielt wird mit einem aus Stoffresten zusammengeknoteten Ball. Mannschaftsunterscheidung und Tore wie in Feld 1. • Feld 3, Handtuch-Ball: Immer zwei Kinder tragen ein Handtuch. Ein aus Papier zusammengeklebter Ball soll so über eine in 2 m Höhe gespannte Wäscheleine mit dem Handtuch geworfen werden, dass er auf den Boden der gegnerischen Mannschaft fällt. ● Erweiterung der Materialerfahrung und des Handlungsspielraumes. ● Beim Abschlussgespräch kommen Übertragungsmöglichkeiten für zu Hause, für Vereinsfeste und -fahrten zur Sprache. ● Nutzungssicherung für verschiedene Orte. AUTOR: KLAUS BALSTER 73 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Tanz’ nicht aus der Reihe, hör’ mal hin! Zeit: 45 Minuten. Teilnehmer/innen: 20 Kinder, 5-6 Jahre. Materialien: Kassettenrecorder oder Plattenspieler. Musik: „Break-Mixer“ (erschienen auf Fidula-Ton 1197). Zielsetzung: Ziel ist das Erlernen eines einfachen Tanzes, der es allen ermöglicht, sich mehr auf das Miteinander zu konzentrieren, als auf das „Wie war das gerade noch einmal?“ Die Teilnehmenden sollen musikalische Strukturen „erhören“ und „erfahren“ können, um Musik ohne abgezählte Schritte in einen gestalteten Tanz umsetzen zu können. Der hier vorgestellte Tanz wird Freiräume zur eigenen Gestaltung bieten, die je nach Wunsch der Teilnehmenden genutzt werden können. Anmerkungen zum Stundenverlauf: Die Vermittlung des Tanzes ist methodisch vom Einfachen zum Komplexen, vom Leichten zum Schweren, vom Freien zum Festgelegten aufgebaut. Beim Tanz muss es Aufwärmung geben, neben der körperlichen (physiologischen) Aufwärmung ist die geistige (psychologische) Einstimmung genauso wichtig. Das Auszählen von Schritten zerstört jedes Tanzerlebnis, wenn die Beteiligten es nicht gelernt haben, die wesentlichen Elemente der Musik herauszuhören. Aus diesem Grunde sollte man bei jüngeren Kindern vorrangig das Hören üben und auf das Schrittezählen verzichten. Der Tanz muss nicht in der vorgestellten Form/Gestaltung enden, er kann auch aus den gefundenen Improvisationselementen der Anfangsphase zusammengesetzt werden (z.B. welche Formen des Miteinanderspazierengehens haben sich entwickelt, welche Raumwege sind entstanden, wie wurde umeinander herumgetanzt, etc.). 74 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken O = Organisation H = Hinweis ● Die eigenen Hände reiben, wärmen, schütteln. ● Wach und locker werden, handlungsbereit sein. O Alle verteilen sich frei im Raum. ● Sich selbst die Unter-, Oberarme, Schultern, Unter-, Oberschenkel und Po ausklopfen. O Alle verteilen sich frei im Raum. ● Aktion „Schwester und Bruder Leichtfuß“: Mit dem Fußballen, der Ferse oder dem ganzen Fuß tippeln, trampeln, huschen ... O Alle verteilen sich frei im Raum. ● Sich paarweise – vorsichtig! – den Rücken wachklopfen. ● Erste Kontaktaufnahme untereinander. O Zu zweit frei im Raum verteilt. H Lockere Handgelenke. ● Sich zur Musik frei bewegen, dabei alles schütteln und lockern. ● Freies Bewegen zur Musik. O Jede/r für sich am Ort. Musik: z.B. Gibsy Kings, „Bamboleo“ oder eine andere temperamentvolle Musik. ● Wie oben mit deutlicher Vorwärtsbewegung. O Kreuz und quer durch den Raum. ● Aufmerksamkeit auf den freien Raum richten, Lösen des Blickkontaktes vom Boden, aufrechte Haltung. ● Sich in die neue Musik einhören und darauf bewegen. H Es darf niemand zusammenstoßen. O Kreuz und quer durch den Raum. Musik: „Break-Mixer“. ● Aktion „Statur“: während der akustischen Pausen in der Musik, erstarrt stehen bleiben. ● Reagieren auf die Pausen in der Musik. O Kreuz und quer durch den Raum. Musik: „Break-Mixer“. ● Wie oben, nach jeder Pause auf jemanden zugehen, begrüßen und umtanzen. ● Eigene Formen finden lassen, Hervorheben von witzigen, interessanten, einfachen und herzlichen Formen. H Hier gefundene Formen können in die nachfolgende Tanzbeschreibung integriert oder zu einem eigenen Tanz zusammengestellt werden. 75 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken O = Organisation H = Hinweis ● Die Pause erahnen, in die Stille ein erstauntes „oh“ (laut/leise) rufen, sonst wie oben. ● Vorwegnahme des Pausenbeginns (Antizipation), weg vom Reagieren hin zum Agieren. H Der ganze Körper drückt das Erstaunen aus. ● Wie oben, statt Erstaunen, eine andere Stimmung ausdrücken (z.B. ein schadenfrohes „Ätsch“). ● Festigung der Antizipationsfähigkeit, Förderung von individuellen Ausdrucksmöglichkeiten. ● Wie oben, statt der Stimmungslaute wird die Pause mit Klatschen (ein „Ja-ta-ta“) (Kurz, kurz, lang) gefüllt. ● Rhythmusschulung, Anpassung aneinander. ● Wie oben, Kombination von Stampfen („Ja-ta-ta“ mit den Füßen) und Klatschen („Ja-ta-ta“ mit den Händen). ● Koordination von Füßen und Händen unter erleichterten Bedingungen. O Ohne Musik frei im Raum. ● Wie oben, Stampfen „Ja-ta-ta“ und Klatschen „Ja-ta-ta“ in der Pause. O Mit Musik frei im Raum. AUTOR: MICHAEL MEURER 76 ● Erstes erarbeitetes Element des Tanzes. 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Ein praktisches Abenteuer Zeit: Ca. 2 1⁄2 Stunden. Teilnehmer/innen: Kinder im Alter von 6 Jahren. Ort: Doppelturnhalle. Vorbemerkung: Die im folgenden dargestellte Vereinsaktion wurde als Auftaktveranstaltung der Breitensport-Projektarbeit einer Badminton-Abteilung für Kinder und Eltern geplant und durchgeführt. Die Zielsetzung der Veranstaltung bestand darin, breitensportliche Inhalte kennen zu lernen und erleben. Als Thema der praktischen Aktion wurde gewählt: „Eine abenteuerliche Expedition zu dem letzten noch unerforschten Gebiet auf unserer Erde!“ Ferner kamen einige kleinere Geschwisterkinder hinzu. Mit Eltern waren wir 30 Personen. Dazu wurde ein Erlebnisparcours aufgebaut, der in eine Geschichte eingebunden wurde. 77 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte O = Organisation Absichten/Gedanken H = Hinweis ZUR GESCHICHTE ● Sie fängt etwa so an: Wir stellen uns vor, wir befinden uns in einem der letzten unerforschten Gebiete auf unserer Erde. Auf uns lauern viele Gefahren, die wir zu meistern haben. Doch dazu brauchen wir einige Sachen, wie z.B. Rucksack mit Proviant, Fernglas, Landkarte (vorher malen und zerknüddeln wegen der Echtheit), eine Lampe u.a. Ferner braucht jeder eine Sauerstoff-Flasche. Diese ist ein Luftballon. Darauf wird der Name geschrieben und er wird mit Luft aufgeblasen, aber noch nicht zugeknotet. Auf „LOS“ lassen alle ihre Luftballons los, so dass sie wie wild durch die Gegen fliegen. Jeder sollte versuchen, seinen Luftballon zu fangen, bevor er zu Boden fällt. Wenn man den falschen erwischt hat, kann man ihn tauschen, bis man seinen eigenen wieder hat. Dann wird er wiederum mit Luft aufgeblasen und zugeknotet. Die Flaschen werden vorerst am Wegrand in ein Kastenoberteil gelegt. ● Einstimmung. HAUPTTEIL O Hindernis 1: Dazu benötigen wir: Markierungshütchen, Rollbretter, 2 dicke Matten und was zum Abstützen der Matten, darüber ein Tuch, z.B. Fallschirm, legen, Geräuschekassette mit Radiorecorder (Geister-Gespenstergeräusch). ● Die Reise geht los auf den Rollbrettern = Rollwoods. Markierungshütchen sind in der Geschichte die Fleisch fressenden Schlingpflanzen, Matten mit großem Tuch = eine Schlucht, die sich nur auf ein bestimmtes Klopfzeichen hin öffnet. Mit den Rollwoods darf die Schlucht nicht berührt werden, da sonst der Geist kommt. O Hindernis 2: Dazu benötigen wir: 2 Bänke, in gewissem Abstand auseinander gestellt, mit Matten oben abgedeckt! Kassettenrecorder mit Löwengebrüll, einen Löwenstempel. ● Dieses Hindernis ist ursprünglich eine alte Löwenhöhle, die unbewohnt sein soll, doch dem ist nicht so, auf einmal Löwengebrüll. Nach erfolgreicher Überwindung des Hindernisses bekommt jeder einen Löwenstempel auf die Hand! O Hindernis 3: Dazu benötigen wir: Mattenwagen mit 2 Matten drauf, Markierungshütchen zum Abmessen! Man bildet kleine Gruppen. ● Der Mattenwagen wird als altes Steinzeitmobil deklariert. Wer kann mit den Mattenwagen am weitesten vorwärts kommen? O Hindernis 4: Dazu benötigen wir: 2 Kästen, verbunden mit einer Bank, Stufenbarren als Hindernis = Holmen evtl. schräg abgestuft! Matten zur Absicherung, kl. Kästen vor den Barren stellen, ein Gebirgsflußalligator (evtl. Basteln). ● Die Matten sind der Fluss, in denen es nur von Gebirgsflußalligatoren wimmelt. Sie warten auf Beute, daher nehmen wir die Seilchen und knoten uns familienmäßig zusammen. Nur so können wir sicher den Fluss überqueren. Ebenfalls wird der Stufenbarren überklettert! ● Pause: Im Rucksack sind kleine Leckereien für alle! 78 ● Erleben der Situation durch Vorstellungskraft. ● Kennen lernen der Geräte (Rollbretter). Erfahren des Umgangs mit ihnen. H Die Rollbretter = Rollwoods müssen nun da gelassen werden, da die Wege für uns unbefahrbar werden, nämlich sumpfig, schlammig usw. ● Förderung der Phantasie, Umgang mit plötzlicher Veränderung erproben. H Zur Abmessung sind die Markierungshütchen gedacht. ● Erfahren des Fahr- und Rollverhaltens des Mattenwagens, Wetteifer wird geweckt. ● Vielseitige motorische Beanspruchung. ● Sicherheitsgefühl durch Zusammengehörigkeit. 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte O = Organisation O Hindernis 5: Wir benötigen dazu: Kassette mit Gewittergeräusch, großes Sprungtuch. ● Auf einmal kommt ein Wind auf. Alle Teilnehmer umfassen das vor ihnen liegende Sprungtuch und spielen einen fürchterlich kalten Wind, durch entsprechende Bewegungen des Tuches. Dann fängt es zu blitzen und zu donnern an (Gewittergeräuschkassette). Alle können sich in eine Höhle retten. Unter dem hochgewölbten Sprungtuch finden alle Platz, indem sie sich das Sprungtuch hinter den Rücken ziehen und sich daraufsetzen. O Hindernis 6: Dazu benötigen wir: Sprossenwand, dicke Matten. ● Die Sprossenwand ist ein hoher, fast unüberwindbarer Berg, die Schwierigkeit ist jedoch der Abhang, den kann man nur mit einem Supersprung ins weiche Moos machen. Doch, oh Schreck, ein Teilnehmer stürzt ab! Pantomimisch wird der Verletzte an einem langen Seil hochgezogen. Alle helfen mit und freuen sich über geglückte Rettung! O Hindernis 7: Dazu benötigen wir: Taue, Bänke, kleine Kästen mit Früchten = Softbälle, Badmintonbälle, kl. Gummibälle, evtl. einen Plüsch-Affen, der an einem Seil befestigt wird u.a. ● Unterwegs macht ein Teilnehmer schlapp, die Sauerstoff-Flasche muss her. Dann sieht man die Bäume mit herrlichen Früchten. Die Früchte liegen in einem kl. umgedrehten Kasten. Doch man muss diese Früchte über einen Fluss transportieren. Die Taue sind die Lianen, mit ihnen muss man sich mit den Früchten über den Fluss schwingen. Jeder nimmt soviel er kann und versucht, die Früchte in einen auf der anderen Seite umgedrehten kleinen Kasten zu werfen. O Hindernis 8: Dazu benötigen wir: Augenbinden-Tücher, aufgebautes Badmintonfeld mit Netz, auf diesem Feld sind viele Dinge verteilt, wie Badmintonschläger, Bälle und vieles andere, ferner eine Kassette mit ruhiger Musik. ● Die Kinder bekommen die Augen verbunden oder schließen sie, denn es ist langsam Nacht geworden. Die Eltern führen ihre Kinder jetzt. Die Leiterin geht vor, also braucht man keine Angst zu haben. Es spielt eine Musikkassette. Es geht über holprige Wege, durch enge Höhlen usw., schließlich endet alles auf dem Badmintonfeld. Die Kinder dürfen die Spielgeräte ertasten und sagen, worum es sich dabei handelt. Dann nehmen sie die Augenbinden ab und es wird bekannt gegeben, dass man nun am Ziel der Reise angelangt ist. Das Badmintonfeld mit vielen Schlaggeräten. Absichten/Gedanken H = Hinweis ● Einsatz der Phantasie wird gefördert. Vorstellungskraft soll verbessert werden. ● Mut und Bereitschaft zum Sprung sollen entwickelt und gefördert werden. ● Förderung von Zusammenarbeit. ● Veränderte motorische Beanspruchung: Koordination und Kraft. ● Sinneswahrnehmung verändert sich. ● Zusammenarbeit wird gefördert, Vertrauen verbessert. ABSCHLUSS O Haltet mein Feld frei! Eltern gegen Kinder! Die Kinder stellen sich in das Badmintonfeld, die Eltern stehen ihnen gegenüber. ● Da ja im Feld viele Sachen verstreut liegen, muss man nun irgendwie versuchen, sein Feld davon frei zu bekommen, durch rüberwerfen mit der Hand oder mit dem Schläger. Auf los geht’s los! ● Abschlussspiel mit leichtem Wettkampfcharakter schafft Verbindung zur Sportart. AUTORIN: INGEBORG BAUMEISTER 79 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Ideen – Beweglichkeit zu fördern Zeit: Förderungssequenzen sind je nach Alter der Kinder bis 30 Minuten sinnvoll. Teilnehmer/innen: 5-bis 10-jährige Jungen und Mädchen. Materialien: Für eine Bewegungssequenz „Förderung der Beweglichkeit der Wirbelsäule in Bewegungsparcours“ sollten Geräte der Sporthalle wie Bänder, Gitterleiter, Stufenbarren, Kastenteile genutzt werden. Für eine Bewegungssequenz „Förderung der Beweglichkeit mit Alltagsmaterialien“ bieten sich u.a. Bälle, Zeitungen und Seile an. Ort: Einfach-Sporthalle. Für Bewegungssequenzen, die keine Geräte verlangen, sollten häufiger die Außenflächen neben den Sporthallen genutzt werden. Zielsetzung: In unseren Sportvereinsgruppen beobachten wir Kinder, die z.B. unelastisch gehen und springen, sich hölzern und eckig bewegen oder sich weder durch eine Gitterleiter schlängeln noch durch eine Bank kriechen können. Die Kinder sind unbeweglich! Weit verbreitet ist die Auffassung, dass „Gelenkigkeit“ (der Gelenke) und „Dehnfähigkeit“ hauptsächlich der Muskeln die Beweglichkeit (optimale Schwingungsweite bei Bewegungen) ausmachen. Handlungen können bei einer guten Beweglichkeit kräftiger, schneller, leichter, fließender und ausdrucksvoller ausgeführt werden. Eine gute Beweglichkeit schützt vor Verletzungen. Eine Schulung der Beweglichkeit muss auch im Rahmen eines vielseitigen Bewegungsangebotes berücksichtigt werden. Übungen zur Beweglichkeit und zur Kräftigung gehören immer zusammen. Im Alter von etwa 5-10 Jahren verlangt der in unserer Gesellschaft zunehmende Bewegungsmangel nach Angeboten zur Förderung der Beweglichkeit. Kindgemäße Bewegungsanlässe zur Beweglichmachung verschiedener Wirbelsäulenabschnitte sind u. a. Kriechen, Auf-, Um-, Durchwinden, Schlängeln, u.a. an Bewegungsstationen, in Bewegungslandschaften oder Bewegungsparcours. Angebote zur Beweglichkeitsförderung der Wirbelsäule sollten mit Übungen zur Beweglichmachung der Füße kombiniert werden, weil eine mangelnde Wirbelsäulenelastizität, die eine Belastung der Zwischenwirbelscheiben bedingt und zu Stauchungen bei Sprüngen führt, durch eine Förderung der Fußbeweglichkeit ausgeglichen werden kann. Kindgerechte Bewegungsanlässe zur Beweglichmachung des Fußes sind u.a. das Hantieren mit beliebten Alltagsund Verpackungsmaterialien wie Zeitungspapier, Korken, Tücher. Weil Anlässe zur Förderung der Beweglichkeit nicht unmittelbar nach anstrengenden Ausdauerbelastungen geplant werden sollten, empfiehlt sich eine Berücksichtigung im ersten Teil einer Sportvereinsstunde. 80 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte O = Organisation Absichten/Gedanken H = Hinweis BEWEGUNGSSEQUENZ „BEWEGUNGSPARCOURS“ O Kinder und Übungsleiter/in bauen einen Bewegungsparcours u.a. in folgender Reihenfolge zum: ● Förderung der Beweglichkeit der Wirbelsäule. ● • kriechenden Überwinden (Bank); • Durchwinden (waagerecht gestellte Kasteneinsätze); • Umwinden (senkrecht gestellte Kasteneinsätze); • Aufwinden (Stufenbarren); • Überwinden (Robben um/über/durch niedrige Hindernisse wie Bänke, Kastenteile); • Unterkriechen (Brücke – 2 kleine Kästen und eine Bank); • Durchschlängeln (Gitterleiter). ● Alternativ: einfache Handgeräte oder auch Kinder bzw. Übungsleiter/in können für Anlässe im Freien viele der o.g. Parcoursteile ersetzen, z.B.: • Kinder als Bänke oder Slalomstangen zum Durchkriechen, Überwinden, Um- und Durchwinden; • Gymnastikseile als Slalombegrenzung, Brücken, Hindernisse zum Um-, Überwinden und Unterkriechen. H Bei der Förderung der Beweglichkeit sollten Bewegungsanlässe für verschiedene Bewegungsrichtungen und -ebenen (u.a. Vor-, Rück-, Seitbeugen) bereitgestellt werden. H Die Abstände zwischen den Parcoursteilen sind so eng zu wählen, dass eine Bankstellung des Körpers nicht möglich wird. H Den Kindern deutlich machen, dass nicht die Schnelligkeit im Vordergrund steht! BEWEGUNGSSEQUENZ „ALLTAGSMATERIAL“ ● Kinder und Übungsleiter/in legen in Zirkelform Bewegungsstationen fest, z.B. • auf einem Zeitungsblatt (Zb) einzelne Zehen beugen, strecken, spreizen; ● Förderung der Beweglichkeit des Fußes. H Barfuß üben! ● Förderung der Zehenbeweglichkeit. • Zb mit den Zehen zerkleinern; • kleine Zb-Streifen mit den Zehen eines Fußes aufnehmen, zwei Meter transportieren und ablegen; • mit kleinen Zb-Streifen Formen oder Bilder nachlegen; • über schmale Zb-Linien balancieren; 81 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte O = Organisation Absichten/Gedanken H = Hinweis • Zb zusammenknüllen und wegschieben; • Sitz mit gebeugten Beinen vor einer Zb-Linie; im Wechsel Fußspitzen hinter der Linie/Ferse vor der Linie aufsetzen; • Sitz mit gebeugten Beinen, Zb-Ball zwischen den Fußsohlen „rollen“; • Sitz mit gebeugten Beinen, Zb-Ball zwischen den Fußrücken „rollen“ (Füße überkreuzen); • Sitz mit gebeugten Beinen, Zb-Ball um die/den Fußsohle/ -rücken „wandern“ lassen, ohne Bodenberührung. ● Alle Beispiele erfahren auch einen Erlebniswert, wenn sie partner- oder gruppenweise (z.B. Staffelform) angeboten werden. AUTOR: KLAUS BALSTER 82 ● Förderung der Beweglichkeit der Sprunggelenke. 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Winterspiele in der Natur! Dem YETI auf den Fersen – geheimnisvolle Spuren im Schnee Zeit: Ca. 60-90 Minuten. Teilnehmer/innen: Ca. 15 Kinder im Alter von 6 Jahren, 3-4 Erwachsene als Betreuung oder auch nur einfach Familien o.ä. Gruppierungen. Materialien: Wetterfeste Kleidung – vor allem Ersatzwäsche, Handschuhe, Mütze o.ä., Bestimmungsbücher, weiße Laken, Nüsse, Kartoffeln, Kastanien, Feuerzeug, Reisigäste, trockenes Holz, Messbecher, Tee-/Friedhoflichter. Unbedingt mitzuführen sind eine gute Karte, Erste-Hilfe-Päckchen und wenn vorhanden, Kompass und Taschenmesser. Zielsetzung: Hitze, Kälte, Wind, Hunger, Durst, Sehnsüchte nach einem warmen Bett, trockener Kleidung, ein warmes Bad als etwas Besonderes zu genießen, vom Wind aufgepeitschte Schneekristalle oder Regentropfen zu fühlen, Wärme in den Körper (zurück-)kriechen zu spüren usw. sind Dinge, die uns in unserer hochtechnisierten Umgebung immer mehr verloren gehen. Es sind die „einfachen Dinge“, die uns wieder reizen. Der Winter ist für viele eine Zeit der Ruhe und Besinnung. Viele Tiere (Zugvögel) sind im Herbst in den Süden „gezogen“ und einige halten bei uns ihren Winterschlaf. Durch die herrschende Kälte entsteht bei Mensch und Tier ein erhöhter Energieverbrauch und aufgrund des kargen Nahrungsangebots sollte ein Aufscheuchen der Tiere im Winter unbedingt vermieden werden. Sollte ein ausgedehnter Winterspaziergang auf dem Programm stehen, dann ist darauf zu achten, ausgeruht und gestärkt die Schneewanderung zu beginnen. Ein ganz wichtiger Aspekt ist hierbei die richtige Kleidung. Bewährt hat sich das „Zwiebelsystem“, d.h. mehrere Lagen aufeinander abgestimmte Wäsche übereinander. Empfehlenswert ist Fleecebekleidung, darüber hinaus ist wind- und regendichte Kleidung ebenso ein Muss, wie auch die notwendig mitzuführende Wechselwäsche. Nicht zu vernachlässigen ist, dass Kinder unterwegs häufig und in ausreichender Menge trinken und essen müssen, da sie weniger Flüssigkeit und Kalorien speichern können als Erwachsene. 83 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken O = Organisation H = Hinweis EINSTIMMUNG H Der Beginn der Winterwanderung sollte gemütlich und in gleichmäßigen Schritten erfolgen. Sehr schnell werden die Kinder von sich aus, ihre Spuren im Schnee hinterlassen und verändern. ● Begrüßung und Einstimmung zu einem Winterabenteuer+ im Schnee. ● Beginne die Schneewanderung mit der Frage an die Kinder, wie sie sich fühlen und ob sie den „YETI“ kennen. Zahlreiche geheimnisvolle Erzählungen umranken den „YETI“ und mit etwas Phantasie können sehr leicht interessante Aufgaben und Spiele im Schnee erarbeitet werden. HAUPTTEIL ● Figuren oder Namen in den Schnee stapfen Auf einer Schneefläche lassen sich zahlreiche Figuren, Zeichen, Namen oder ganze Sätze in den Schnee stapfen. ● YETI – oder, wer hat Angst vorm weißen Mann Es werden zwei Gruppen gebildet. Die erste Gruppe tarnt sich mit weißen Laken als Yetis und die zweite Gruppe spielt Wissenschaftler/innen auf einer Expedition. In einem abgegrenzten Wald-/Wiesengelände verstecken sich mit Hilfe von Ästen, Laub und Schnee die Yetis. Die Wissenschaftler/innen müssen nun versuchen, unbemerkt durch dieses Gebiet zu schleichen. Sollten sie von einem Yeti aufgeschreckt werden, müssen sie sich mit Nüssen, Kastanien o.ä. (Wegezoll) wieder freikaufen. „Gewonnen“ hat die Mannschaft, die am Ende über die meisten Nüsse, Kastanien o.ä. verfügt. H Wärmeisolierende Kleidung muss bei Bedarf abgelegt bzw. gelüftet werden können. ● Variation: Alle Teilnehmende sind Wissenschaftler, bis auf ein oder zwei Mitspieler, die den Yeti spielen. Den Yetis wird ein Vorsprung von 5-10 Minuten gegeben. Die Yetis haben die Möglichkeit den Wissenschaftlern davon zu rennen, hinterlassen aber viele Spuren. Sie versuchen daher, durch das Verwischen der eigenen Spuren bzw. durch das Legen von Finten, die Wissenschaftler zu täuschen. Zusätzlich sammeln die Yetis Schneebälle und sobald sie einen guten Unterschlupf gefunden haben, warten sie auf ihre Verfolger. Wird die Lage für sie zu brenzlig, eröffnen sie unter lautem Johlen die Schneeballschlacht. ● Schneeball-Zielwerfen Ziele gibt es reichlich in der Natur. Zusätzlich können der Zylinder eines zuvor gebauten Schneemanns, Kugeln aus Schnee, die irgendwo (Ast, Zaun, Stein, ...) aufgelegt werden oder aber eine in den Schnee gestapfte Zielscheibe weitere Ziele sein. ● Feuer im Schnee? Im Winter Feuer zu machen ist nicht ganz so gefährlich wie in anderen Jahreszeiten. Leicht lassen sich in einer Schneekuhle Kastanien braten, Kartoffeln garen oder Stockbrot backen. ● Welcher Baum bin ich? Der Winter ist die beste Zeit für ein Baumsuchspiel, weil durch das fehlende Laub ein Baum besonders gut zu erkennen ist. Anhand des Rindenmusters und der Silhouette des Baums lassen sich typische Eigenheiten und somit die Art des Baums feststellen. 84 H Zweckmäßig ist es, wenn kindgerechte Bestimmungsbücher mitgeführt werden. Kinder haben somit die Möglichkeit, mit diesen umgehen zu lernen und sich unabhängig von Erwachsenen zu machen. 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte O = Organisation Absichten/Gedanken H = Hinweis ● Wie viel Wasser ergibt ein kleiner Schneemann? Dieses Schätzspiel ist auch für Erwachsene immer wieder interessant. Durch die Einzigartigkeit der einzelnen Schneekristalle ergeben sich bei diesem Schätzspiel immer neue Ergebnisse. Die Teilnehmenden schätzen: Wie viel Liter Wasser ergeben geschmolzene kleine Schneemänner? ● Spurensuche im Schnee Spuren und Fährten der Tiere zu suchen, macht gerade in einem schneereichen Winter sehr viel Spaß, weil die Spuren dann besonders deutlich zu erkennen sind. Aber auch der Kot der Tiere, der in der Fachsprache „Losung“ heißt, hinterlässt zusätzliche Merkmale für die Bestimmung der Tiere. Manchmal lassen sich ganze Geschichten aus den vorhandenen, sich evtl. kreuzenden Fährten lesen. AUTOR: UWE BIERMANN 85 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden (Keine) Angst vor Dunkelheit Zeit: 90 Minuten. Teilnehmerinnen: 10-16 Mädchen, die sich bereits kennen. Materialien: Kuscheltiere, Tücher zum Augen verbinden. Ort: Turnhalle oder ein größerer Bewegungsraum, vorteilhaft ist die Möglichkeit der Nutzung von Fluren, Außenräumen etc. Zielsetzung: Dunkelheit, Schritte im Dunkeln, Geräusche im dunklen Haus – all dies löst Angst aus. Über diese Erfahrung verfügen die meisten Mädchen bereits im Grundschulalter. Warum dies so ist, lässt sich an dieser Stelle nicht ausreichend analysieren. Tatsache ist jedoch, dass Mädchen in dieser Angst alltäglich bestätigt werden: „Geh’ nicht allein im Dunkeln“; „Vermeide dunkle Wege“. Das nach wie vor übermächtige Bild des Fremdtäters (im Dunkeln) führen zu einer intensiven Verunsicherung, die ein situationsangemessenes Verhalten verhindert. Angst ist zunächst als ein positiv zu wertendes Warnsignal zu verstehen. Um es als Auslöser für ein in der Folge selbstbewusstes Überprüfen und Umgehen mit der akuten Situation zu begreifen, ist es notwendig, sich der eigenen Wahrnehmung und körperlichen (Stress-) Reaktionen bewusst zu sein. Ziel der nun vorgestellten Stunde ist eben diese Bewusstmachung der eigenen Fähigkeiten als Grundlage für selbstbewusstes und – wenn nötig – abwehrbereites Verhalten. 86 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte O = Organisation Absichten/Gedanken H = Hinweis EINSTIMMUNG ● Begrüßung und Frage nach der allgemeinen Befindlichkeit. O Sitzen im Kreis; ein Kuscheltier wird an die jeweils Sprechende gereicht, jede ist einmal dran. ● Urwaldfangen Zwei Gruppen (A und B) Die Mädchen der Gruppe A verteilen sich im Raum und bilden mit Armen und Beinen (tiefhängende) Äste und Wurzeln. Gruppe B läuft im Joggingtempo zwischen den Bäumen herum, klettert über Äste und kriecht zwischen den Wurzeln durch. Wechsel nach einer Minute. Die Bäume fallen durch einen Sturm alle um: Die Mädchen der Gruppe A legen sich im Raum verteilt mit abgespreizten Armen und Beinen auf den Rücken. Gruppe B läuft durch den zerstörten Wald, indem sie über Äste, Wurzeln und Baumstämme springt. ● Ankommen in der Gruppe, Wahrnehmung jeder einzelnen Teilnehmerin. ● Das Kuscheltier verhilft einigen zu einem ruhigeren Sprechen. Auch garantiert es, dass die Sprechende nicht unterbrochen wird. ● Warmwerden, in Bewegung kommen, Vertrauen aufbauen, andere nicht gefährden. ● Angst in der Dunkelheit Welche Situationen kennt ihr? Wie reagiert ihr? Herzklopfen, Luft anhalten, weggucken ...? Was mach ihr dann? Erklärung über die Wahrnehmung von Menschen und Umgebung mit Hilfe der Sinne – Hören, Riechen, Fühlen. O Gesprächskreis. Jede redet so lange, wie sie das Kuscheltier hält. HAUPTTEIL ● Blind führen Die Sehende führt die Blinde durch die vorhandenen Räume und auch nach draußen. Damit die Blinde nicht von ihren Empfindungen abgelenkt wird, darf nicht gesprochen werden. Einzige Ausnahme: Die Geführte wünscht ein anderes Tempo. Hindernisse werden durch Berühren des Körperteils signalisiert, welches sonst anstoßen würde, z.B. antippen des Fußes vor einer Stufe. Nach 10 Minuten bittet die Übungsleiterin alle in den zentralen Raum zurück. Jede Blinde wird an einen freien Platz geleitet. Dort überlegt sie, wo sie mit welcher Blickrichtung steht. Anschließend erfolgt der Rollenwechsel. O Die Mädchen finden sich paarweise zusammen. Eine verbindet ihre Augen und legt eine Hand auf die Schulter ihrer Partnerin. ● Austausch über die Empfindungen und verschiedenen Wahrnehmungen und Gefühle. H Es ist absolut erforderlich, dass die Führende sich ihrer Verantwortung für die Sicherheit ihrer Partnerin bewusst ist. Sie muss ihre ganze Konzentration sehr genau darauf richten, wie und wo sie die andere hinleitet. Dies gilt insbesondere für Hindernisse wie z.B. Türrahmen und Stufen. Nur so ist es der Blinden möglich, sich ganz auf das eigene Empfinden und Wahrnehmen einzulassen. Für die Übungen mit verbundenen Augen gilt zu berücksichtigen: Manchmal gibt es Mädchen, die einen Blickspalt im Tuch offen lassen. Die Übungsleiterin sollte sich bewusst sein, dass Mädchen ganz reale Gründe haben können, die Dunkelheit zu fürchten, v.a. wenn sie sexuelle Gewalterfahrungen zur Nachtzeit erleben/erlebt haben. 87 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken O = Organisation H = Hinweis ● Blinde Orientierung Alle bewegen sich frei im Raum. Zusammenstöße sollen vermieden werden. Kommt es dennoch dazu, so sollen die Betroffenen nicht erstarren, sondern bewusst einmal ausatmen, dann tief einatmen und entspannt weitergehen. Auch diese Übung wird ohne Sprechen durchgeführt. Nach etwa 5 Minuten sucht sich jede einen Platz, wo sie gut stehen kann, überlegt, wo sie sich befindet und zeigt in die Richtung, wo sie die Nächststehende vermutet. Nach Öffnen der Augen wird im Gesprächskreis wiederum ein Austausch über Wahrnehmungen und Gefühle durchgeführt. ● Das Hinschauen kann insofern ein absolut verständlicher und zu respektierender Schutzmechanismus sein, um nicht in Panik und Hilflosigkeit zu verfallen. Es empfiehlt sich ein stillschweigendes Respektieren. H Im Gesprächskreis wird der Unterschied im Vor-Angst-/Vor-Schreck-Erstarren und dem Einmal-Tief-Luft-Holen herausgearbeitet. O Jede hat die Augen verbunden. ● Annäherung einer Person im Dunkeln Der Reihe nach steht jeweils ein Mädchen (A) in der Mitte und schließt ihre Augen. Alle schweigen. Auf Zeichen einer vorher zu bestimmenden Person geht eine (B) vorsichtig in direkter Linie auf A zu. Wenn diese glaubt zu wissen, von wo die Annäherung erfolgt, zeigt sie in die entsprechende Richtung. Stimmt ihre Anzeige, so sagt B „ja“ und geht zurück. Stimmt es nicht, so geht sie weiter, bis sie A erreicht hat und leicht (!) mit der Hand berührt. Dies wird jeweils 5mal durchgeführt. ● Die Mädchen können ihre Wahrnehmung überprüfen und ihr Selbstvertrauen stärken. Ist jede einmal dran gewesen, wird ein Gesprächskreis gebildet und auf die Übertragbarkeit im Alltag eingegangen. Stichworte dazu: In der Realität kann ich durch Hingucken meine Wahrnehmung und die u. U. daraus resultierende Verunsicherung überprüfen bzw. mindern. O Je nach Größe der Gruppe werden ein oder zwei große Kreise gebildet. ● Annäherung stoppen A hat diesmal die Augen offen und fixiert B mit ihrem Blick. Kommt ihr diese zu nah, so stoppt sie B mit lauter, klarer Stimme (hau ab, bleib stehen, ...) Ist die Zurückweisung nicht überzeigend, darf B weitergehen. O Je nach Größe der Gruppe werden ein oder zwei große Kreise gebildet. ABSCHLUSS ● Ein Schrei läuft durch den Raum Die Übungsleiterin gibt die Aufforderung vom langsamen bis hin zum schnellen Laufen auf der Stelle. Dabei wird auch die Stimme vom leisen Summen bis zum Schreien immer lauter. Bei „Los“ rennen schließlich alle schreiend bis zur anderen Seite. Ein- bis zweimal wiederholen. O Alle stellen sich nebeneinander an einer Schmalseite des Raums auf. AUTORIN: C. WORTBERG 88 ● Bei unerwünschter Annäherung verharrt A nicht passiv/erstarrt, sondern benutzt ihre Stimme als eine mögliche Abwehrstrategie. Die Mädchen erfahren zudem den Unterschied, zwischen unsicherem Weggucken und aktivem Abwehrverhalten. H Der Einsatz von Stimme als Strategie der Abwehr kann nur in einer eigenen Stunde ausreichend bearbeitet werden. ● Eventuell vorhandene Spannungen loswerden; entspannt die Stunde beenden. 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden „Im Dunkeln ist gut munkeln ?“ Aktionen und Spiele bei Nacht (1. Folge) Zeit: 60-120 Minuten. Teilnehmer/innen: Ab ca. 6 Jahre; ab ca. 10 Personen (jede Gruppengröße ist möglich, die die Bildung von Kleingruppen zulässt). Materialien: • • • • • • Ort: Jugendherbergs-/Schullandheimgelände, Wald-/Wiesengelände. Bei den Geländespielen (s. nächste Folge) den Spielbereich nicht zu groß wählen, damit auch etwas „passiert“. Zielsetzung: Spiele im Halbdunkel und Dunkeln üben eine besondere Faszination auf alle Beteiligten aus, egal ob es Kinder, Jugendliche oder Erwachsene sind. Bei Freizeiten, Wochenendfahrten oder Schullandheimaufenthalten wird immer wieder die Forderung nach nächtlichen Aktionen gestellt: aufgeregte Spannung, wohliges Schauern, ungewohnte Sinneseindrücke, Gruselgeschichten etc. werden mit nächtlichen Aktionen assoziiert. Und wer selbst interessante Nachtspiele erlebt hat, wird sich bei diesen Stichworten sofort erinnern. Dieses „Sich-Erinnern“ wird häufig durch die intensivere Wahrnehmung sonst alltäglicher Situationen hervorgerufen: Stille, Dunkelheit, Wasserrauschen, frische Luft werden anders wahrgenommen. Dem Gefühl von Einsamkeit und Gemeinsamkeit, dem Träumen, Abschalten, und Phantasieren wird Raum gewährt. Weil nicht alles sichtbar ist, bleibt vieles ungewiss. Allerdings ist es notwendig, vom typischen „Standardprogramm“ einer „Nachtwanderung“ abzuweichen, um hierin erfahrene Teilnehmer/innen für Aktionen und Spiele im Dunkeln neu zu motivieren. Hierbei ist es nicht nötig, das Nachterlebnis durch erschreckende Aktionen „aufzuwerten“. Erste Hilfe-Kasten Wanderkarte Taschenlampe und ggf. Ersatzbatterien eine Trillerpfeife die Telefonnummer der Unterkunft und das nötige Kleingeld/Telefonkarte Verpflegung 89 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte O = Organisation Absichten/Gedanken H = Hinweis EINSTIMMUNG ● Die geplante Nachtwanderung kann schon im Vorfeld, d.h. mit einigen Tagen Vorlauf angekündigt werden. So lässt sich bis zum entsprechenden Termin bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine Grundspannung aufbauen, die sicherlich durch die unterschiedlichen Erfahrungen mit nächtlichen Aktionen zusätzlich gesteigert wird. Am Abend vor der Nachtwanderung sollten bereits bestimmte Verhaltensweisen und Regularien angesprochen werden. ● Einstimmung auf die Nachtwanderung; emotionale Beteiligung der Teilnehmer/innen. Das frühzeitige Ansprechen von Verhaltensregeln dient zum einen der Information der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, räumt darüber hinaus allen Beteiligten die Möglichkeit ein, sich mit diesen Regeln auseinander zu setzen. H Der Versuch, unmittelbar vor Beginn der Nachtaktion noch Absprachen zu treffen, schlägt meistens fehl. Hier kann nur noch auf wesentliche Punkte erneut aufmerksam gemacht werden. H Bereits im Vorfeld sollte daher schon die Kleingruppenbildung vorgenommen werden, und es sollte klar abgesprochen werden, welche/r Teamer sich vorn bzw. am Ende der Gruppe befindet. Ausgangs- und ggf. Endpunkt sowie die ungefähre Dauer der Wanderung werden bekannt gegeben. Für das benötigte Material packt sich jede Kleingruppe einen Rucksack, und auf die entsprechende Kleidung sollte auch hingewiesen werden. DURCHFÜHRUNG DER „NACHTRALLYE“ ● Mit dem Wecken zur vereinbarten Zeit beginnt die nächtliche Aktion. Anhand der stark reduzierten Karte sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Weg vom Start zum Ziel finden; Treffen der gesamten Gruppe am Startort; Austeilen der Wanderkarte; Zusammenstellen der Kleingruppen; Losschicken der Gruppen in geringen zeitlichen Abständen. 90 ● Die Nachtrallye-Aktion verfolgt mehrere Ziele: Zum einen wird die oftmals bekannte Form der „Nachtwanderung“ variiert, die Beschäftigung mit der Karte lenkt vom eigentlichen „Wandern“ ab und lässt Freiraum für Erlebnisse anderer Art (vgl. Vorbemerkungen). Des weiteren werden die Teilnehmer/innen und Teilnehmer in der Handhabung der Karte geschult und müssen in den Kleingruppen gut zusammenarbeiten. 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken O = Organisation H = Hinweis ● Tips zur Sicherheit Für die Organisatoren bedeutet diese nächtliche Aktion einen nicht unerheblichen Mehraufwand an Zeit und Energie bei der Vorbereitung und Durchführung, da durch die Dunkelheit Probleme und Gefahrenquellen entstehen können. Dies beginnt bei der mangelnden Ausrüstung der Teilnehmer/innen (Bekleidung, Taschenlampen), einer möglichen Fehleinschätzung der körperlichen Anforderungen, unvorhersehbaren Angstreaktionen (Alleinsein, Schatten, Verlaufen), möglichen Verletzungsgefahren bei Stürzen und die nicht immer eindeutig zu analysierenden Geländegegebenheiten bei Nacht (Zäune, Gewässer, Sandkuhlen etc.) Deshalb ist eine intensive Vorbereitung unerlässlich, um bei auftretenden Problemen angemessen reagieren zu können. Dazu gehören die genaue Kenntnis des Weges oder des Geländes, das Einrichten eventueller Kontrollposten, das Festlegen von erster und letzter Person und das Kontrollieren von Schuhwerk und Kleidung. Angesprochen werden sollten auch allgemeine Verhaltensweisen in der nächtlichen Natur, aber auch das Umgehen mit und das Zulassen von Angst in bestimmten Situationen. H Für jeweils zwei TN sollte eine Karte zur Verfügung stehen, auf eine wechselseitige Führung in den Kleingruppen sollte geachtet werden. H Für das vorliegende Beispiel ist eine Vorbesprechung der benutzten Kartensymbole am Vortag hilfreich. H Den Schwierigkeitsgrad der Strecke dem Alter der TN anpassen. ● Das Zusammenholen der Gesamtgruppe bietet noch einmal die Gelegenheit, die Kleidung und die Ausrüstung zu kontrollieren, darüber hinaus nochmals die wichtigsten Regeln anzusprechen. H Vor allem auf Sicht- und Rufweite in den Kleingruppen zusammenbleiben, besondere Ereignisse an die Teamer weitergeben etc. ● Eine Einweisung in die Karte und die damit verbundene Aufgabe sollte erfolgen. H Die Teilnehmerzahl in den Kleingruppen wird abgezählt, evtl. werden die Namen aufgeschrieben. H Ggf. von den Kleingruppen beim Start den Beginn des Weges beschreiben lassen, bei einer ausreichenden Zahl von Teamern können einzelne Gruppen begleitet werden. H Hinweis, dass die Strecke nicht auf Zeit abgelaufen werden soll. AUSKLANG ● Am Ende der Rallye treffen sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Lager- oder Kaminfeuer bei einer Tasse Tee oder einer heißen Suppe. ● Mit der gemeinschaftlichen Beendigung der Nachtaktion wird noch einmal Raum fürs Erzählen, Berichten, Phantasieren gegeben das „Zu-BettGehen“ erfolgt dann „gleitend“. O Für den „Empfang“ am Zielort sollte ein Teamer bereit stehen; die ersten Gruppen bereiten für die später ankommenden alles vor. H Die Verpflegung muss im Vorfeld sichergestellt sein, auch für die Letzten muss ausreichend vorhanden sein. ● Die Strecke evtl. noch einmal bei Tag abgehen! ● Das Abwandern derselben Strecke bei Tag macht die unterschiedliche Wahrnehmung bei Tag und bei Nacht deutlich. AUTOR: KLAUS PRUNSCHE 91 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Erste Schritte in der Sporthalle Rhythmusschulung; Balancieren, Springen und Klettern (2. Folge) Zeit: 60 Minuten. Teilnehmer/innen: Eltern mit ihren Kleinkindern im Alter von 2-4 Jahren. Materialien: Tambourin, 2 Kästen (120 cm), 4 Bänke, 2 kleine Kästen, Weichboden, Matten. Ort: Sporthalle. Zielsetzung: Bei der Gestaltung der Eltern-Kind-Turnstunden gilt zu beachten, dass die altersspezifische Bewegungsausführung nicht nur durch ein langsameres Tempo gekennzeichnet ist, sondern auch der Bewegungsrhythmus und die Bewegungskopplung noch mangelhaft ausgebildet sind. Motorische Lernprozesse führen zur Beherrschung der Grobkoordination und -motorik, d.h. die verschiedenen Bewegungsformen werden mit der Zeit erlernt und Schritt für Schritt verfeinert. In dieser Turnstunde wird während der Einstimmung das Rhythmusgefühl angesprochen. Die vielfältigen Bewegungsformen zum Überwinden der Gerätelandschaft im Hauptteil setzen bei den Kindern bereits Erfahrungen im Balancieren, Steigen und Klettern voraus. 92 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte O = Organisation Absichten/Gedanken H = Hinweis EINSTIMMUNG ● Lockeres Bewegen in der Halle, dabei das Schlagtempo des Tambourins übernehmen. Die verschiedenen Schlagrhythmen: 1.Gehen, 2.Laufen, 3.Hüpfen, 4.Stop, 5.Lautes Schlagen = Trampeln (Aufsetzen des ganzen Fußes), Leises Schlagen = Schleichen (Zehengang). O Freie Aufstellung; der/die Übungsleiter/in steht mit dem Tambourin in der Hallenmitte und gibt mit dem Schlagrhythmus des Tambourins die Gangarten vor. ● Das Aufwärmen wird in den Kontext der gezielten Wahrnehmungs- und Rhythmusschulung einbezogen. Die Musik wird durch das Tambourin ersetzt, um die Konzentration gezielt auf den Rhythmus zu lenken. Anfangs gibt der/die Übungsleiter/in noch verbale und optische Hilfen (Mitmachen), die nach und nach weggelassen werden. Die Kinder lernen die direkte Umsetzung des gehörten Rhythmus in Bewegung. Die Konzentrationsfähigkeit und die Reaktionsschnelligkeit werden intensiv geschult. H Die körperliche Belastung kann gut variiert werden, liegt aber meist recht hoch. ● Zuerst werden die verschiedenen Gangarten einzeln geübt. ● Beherrschen die Kinder die Umsetzung des Gehörten in Bewegung, werden die verschiedenen Gangarten in unterschiedlichen Tempi frei variiert. HAUPTTEIL: KLETTERN, RUTSCHEN UND BALANCIEREN ● Mit Hilfe der kleinen Kästen auf den Kasten klettern; den Steg im Sitz „überrutschen“; dann die „Rutsche“ ebenfalls im Sitz abwärts rutschen. O Die 2 Kästen stehen einander gegenüber mit dem Weichboden dazwischen; 2 Bänke werden als Rutschen an einen der Kästen gehängt; die anderen 2 Bänke als Stege nebeneinander zwischen die beiden Kästen gehängt. Die kleinen Kästen stehen vor dem freien Kasten und dienen als Aufstiegshilfe; die ganze Anlage mit Matten sichern. Es können 2 Gruppen gleichzeitig üben, begonnen wird an den kleinen Kästen. Die Eltern begleiten ihre Kinder neben dem Gerät und geben Hilfestellung. H Diese Gerätezusammenstellung stellt schon eine anspruchsvolle Gerätelandschaft dar. Sie fordert zu vielfältigen Bewegungsformen heraus. Der besondere Reiz dieser Zusammenstellung liegt in der Höhe der zu überwindenden Balancierfläche. Aus diesem Grund sollten die Kinder in vorangegangenen Stunden bereits Erfahrungen gesammelt haben. H Nicht mehr als 3 Kinder gleichzeitig auf einem Steg. Die Kinder bewegen sich in einer warmen Halle am besten barfuß; ist die Halle kühler sollten die Kinder Socken mit Noppen oder Turnschlappen tragen. 93 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte O = Organisation Absichten/Gedanken H = Hinweis ● Variation: • den Steg und die „Rutsche“ in Bauchlage überwinden, • das Gleiche, aber im Vierfüßlergang, • das Gleiche, aber rückwärts im Sitzen, • das Gleiche, aber im Gehen vorwärts/rückwärts. ●Die Kinder gehen jetzt mit je einem Fuß auf einem Steg, die „Rutsche“ wird abwärts gelaufen. O Die beiden Stege werden auf ca. 10 cm in der Mitte zusammengeschoben. ● In Bauchlage die „Rutsche“ hochziehen, dann vom Kasten in die Weichbodenmatte springen. ● Variation: • im Sitzen hochziehen, • im Gehen vorwärts/rückwärts hochkommen. H Die meisten Kinder lieben Niedersprünge aus der Höhe. Ängstliche Anfänger an der Hand der Eltern testen lassen, bzw. eine Bank als „Rutsche“ alternativ anbieten. O Die beiden Stege werden ganz entfernt. O Gemeinsamer Geräteabbau. AUSKLANG ● Kreisspiel: „Auf der grünen Wiese steht ein Karussell“, Spiellied: „Die fleißigen Handwerker“, Schlusslied: „Das Turnen ist aus“. O Alle versammeln sich im Mittelkreis. H Beim gemeinsamen Singen und Sprechen, das durch einfache Finger- und Handbewegungen begleitet wird, erfahren die Kinder Rhythmus und Reim der gesprochenen Sprache in direkter Weise. Ihre Konzentrationsfähigkeit wird beim Lernen der Texte geschult, ebenso wie die Koordinationsfähigkeit der Hände. Hier haben auch Kinder Erfolgserlebnisse, die Bewegungsprobleme beim Sport haben. AUTORIN: ULRIKE BANSE Literatur: KNITTEL, I.: Der fröhliche Kreis, Don Bosco Verlag, 1987. 94 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken 95 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte AUTOR: KLAUS KRUSKA 96 Absichten/Gedanken 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken 97 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte AUTORIN: ULRIKE KRETSCHMER 98 Absichten/Gedanken 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken 99 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte AUTORIN: BIRGITT ALEFELDER 100 Absichten/Gedanken 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken 101 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte AUTORIN: ULRIKE KRETSCHMER 102 Absichten/Gedanken 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken 103 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte AUTORIN: THERESA TALBOT 104 Absichten/Gedanken 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken 105 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken AUTORIN: BIRGIT OLSOK 106 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken 107 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken AUTORIN: INGEBORG BAUMEISTER 108 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken 109 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte AUTORIN: ULRIKE KRETSCHMER 110 Absichten/Gedanken 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken 111 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte AUTOR: NILS NEUBER 112 Absichten/Gedanken 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken 113 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken AUTOR: NILS NEUBER 114 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken 115 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken AUTOR: NILS NEUBER 116 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken 117 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte AUTORIN: KERSTIN SCHLEGEL 118 Absichten/Gedanken 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken 119 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte AUTORIN: BEATE LEHMANN 120 Absichten/Gedanken 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken 121 4. Praktische Beispiele für Bewegungsstunden Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken AUTORIN: ANGELA BUCHWALD 5. Wie lassen sich Bewegungsanlässe für Stundenbeispiele finden? 5. Wie lassen sich Bewegungsanlässe für Stundenbeispiele finden? Der Umgang mit dem „Ideen-Findungsraster“ ★ Von den Nutzungsmöglichkeiten wird ein Beispiel angedacht; der Bewegungsanlass – das Thema – wird durch Einbeziehen der Aspekte (Punkte A – M des Rasters) variiert bzw. verändert. Bewegungsanlass (Beispiel) Förderung der dynamischen Haltungsregulation (Gleichgewichtsfähigkeit) auf einer Bank. Grundvariation A B C D E F G H I J K L M allein im Raum breite Seite auf der Bank Balancieren (Gehen) aufrecht vorwärts langsam Augen geöffnet Variation II rückwärts seitwärts Variation III mit Drehungen Selbsterprobung Variation IV A B C D E F G H I J K L M Variation I Kombination Variation V vorwärts Variation VI rückwärts Variation VII seitwärts Variation VIII mit Drehung Augen geschlossen A. geschlossen A. geschlossen A. geschlossen Selbstverständlich können und sollten auch nicht immer alle Entscheidungshilfen bei jedem Bewegungsanlass berücksichtigt werden. ★ vgl. BALSTER, K.: Kinder mit mangelnden Bewegungserfahrungen – Teil 2, Sportjugend NRW (Hrsg.), Duisburg 1998 123 5. Wie lassen sich Bewegungsanlässe für Stundenbeispiele finden? Ein „Ideen-Findungsraster“ M Möglichkeiten zur Veränderung von (Ball)Spielen Spielerzahl/Gruppenzusammensetzung/Spieldauer/Spielgeräte/Spielziel/Wertung/ Regeln/Schwierigkeitsgrad/ Tempo/Wurf-, Stoß-, Schlagart/... A Sozialform allein/Partnerweise/gruppenweise/... B Bewegungsort/Raumgröße Bewegungen an einem Ort/ Bewegungen im Raum/... C Untergrund breit/schmal/stabil/rund/... L Bewegungsmöglichkeiten, -anlässe Selbsterprobung/Spiele/Staffeln/Tänze/Bewegen nach Musik/... K Verwendungsmöglichkeiten von Geräten/Materialien Werfen/Fangen/Schlagen/ Hochschlagen/Tragen/Balancieren/Weitergeben/Rollen/ Durchreichen/... D Bewegungshöhe auf dem Boden/auf einer Bank/... Bewegungsanlass J Geräte/Materialien Sport-/Spielgeräte • Tücher: Schwungtuch/Ballontuch/... • Balanciergeräte: Wackelbrett/Sportkreisel/... • Fahrgeräte: Rollschuhe/Pedalos/Gleitrollbrett/ Skateboard/... • Bälle: Schaumstoffball/Papierball/Luftballons/ Wasserball/... • Hantiergeräte: Schwungband/Seile/Tücher/ Jonglierbälle/... • Gruppenspielgeräte: Ziehtau/Kriechtunnel/ Hockeyspielgerät/... • Sprunggeräte: Sprungseile/Sprungbälle/Hüpfsäcke/... • Freizeitgeräte: Weich-/Stofffrisbee/Mini-PlaySpiele/... Alltagsmaterialien • Bierdeckel/Teppichfliesen/Handtuch/Decke/ Schaumstoffteile/... Verpackungsmaterialien • Joghurtbecher/Küchenrolle/Zeitung/Schaumstoffteile/... 124 E Bewegungsformen Gehen/Laufen/Hüpfen/Springen/Klettern/Balancieren/Ziehen/Schieben/Tragen/Werfen/ Fangen/Kriechen/Rutschen/ Rollen/Prellen/... • Bewegungskombinationen: Laufen und Springen/... F Körperlage Stehen/Sitzen/Knien/Liegen/... G Bewegungsrichtung vorwärts/rückwärts/seitwärts/... H Bewegungsgeschwindigkeit in Zeitlupe/langsam/schnell/... I Augenkontrolle Augen geöffnet/geschlossen/... 6. Eine Lobby für Kinder 6. Eine Lobby für Kinder Was Sportvereine, Kindergärten und andere Institutionen für Kinder tun können Für die Persönlichkeitsentwicklung jedes Kindes sind Wahrnehmung und Bewegung von herausragender Bedeutung: Eine entsprechend wichtige Rolle fällt daher auch der Bewegungserziehung zu. Obwohl vielen bereits die Notwendigkeit und die Bedeutung von Bewegung klar ist, führt die kindgerechte Bewegungserziehung immer noch ein Schattendasein bei den meisten Institutionen, die für die Erziehung von Kindern zuständig sind. Darüber hinaus schränken auch gesellschaftliche Veränderungen sowie veränderte Umweltbedingungen die Bewegungsmöglichkeiten der Jungen und Mädchen weiter ein und beeinflussen so nachhaltig deren persönliche Entwicklung. Seit 1995 hat die Sportjugend den Schwerpunkt ihrer Arbeit unter das Motto gestellt: „Kinder brauchen eine starke Lobby“. Gemeinsam mit den Jugenden der Fachverbände sowie der Stadt- und Kreissportbünde sollen möglichst viele Maßnahmen unter dieses Thema gestellt werden. Die Sportjugend NRW hat sich deshalb zur Aufgabe gemacht „Bewegungsgarantien“ für unsere Kinder zu sichern, indem sie praktische sowie theoretische Grundlagen für ein entsprechende Aus- und Fortbildungsangebot im Bereich „Bewegungserziehung im Kleinkind- und Vorschulalter“ und für den Schwerpunkt „Kinder mit mangelnden Bewegungserfahrungen“ geschaffen hat, sowie Hilfen für das Handlungsfeld „Kinderpolitik“. Ziele für das Handlungsfeld Kinderpolitik ❍ Hauptziel ist es, eine Lobby für Kinder zu schaffen, die sich für die Interessen der Kinder einsetzt und sie „politisch“ vertritt. ❍ Bewegungsräume für Kinder bereitstellen und ausstatten (materiell, ggf. auch personell). ❍ Finanzielle, personelle und materielle Mittel/Hilfen für Kinderprojekte einfordern und aus einer übergreifenden Sichtweise sinnvoll koordinieren und einsetzen. Bewertung kinderpolitischer Maßnahmen ❍ Bei allen Maßnahmen der verschiedenen Handlungsfelder sollte immer der Bezug zur kinderpolitischen Ebene/Nutzung beachtet werden; nur dann vereinigen sich alle Maßnahmen zu einem überzeugenden Konzept, das kinderpolitisch und langfristig wirksam werden kann. ❍ SSB/KSB/Sportjugend sollten sich als Koordinierungsebene zwischen verschiedenen Institutionen, Gremien und Vereinen verstehen. ❍ In dieser Funktion und mit den dadurch verbundenen Einblicken auf verschiedene Ebenen, sollten langfristige Ansatzpunkte und Regelungen zum Vorteil der Kinder aufgezeigt und genutzt werden. ❍ Die „politisch“ geleistete Arbeit muss den Vereinen transparent gemacht werden, Bezüge/Vorteile für die Vereine sollten dargestellt werden. ❍ Die Vereine sollten, wenn nötig, dazu aufgefordert werden, evtl. „erkämpfte“ Vereinbarungen auch in Anspruch zu nehmen. 125 6. Eine Lobby für Kinder Wen können Sportvereine gezielt ansprechen? Sportvereine, die über den Rahmen ihrer jetzigen Möglichkeiten noch mehr für Kinder im Kleinkind- und Vorschulalter tun möchten, finden detaillierte Informationen und Anregungen bei verschiedenen lokalen und regionalen/zentralen Partnern, Gremien und Gruppen: ➠ Ausschüsse für den Schulsport, besonders die Beauftragten für den Schulsport ➠ Gesundheitsämter, besonders Schulärzte, Kinderärzte ➠ Krankenkassen ➠ Elternverbände/Fördervereine ➠ ... Die Sportjugenden der Stadt- und Kreissportbünde und Fachverbände bieten ggf. folgende Unterstützungsleistungen: ➠ Beratung/Kontakte/Adressen ➠ Bewegungs-, Spiel- und Sportgeräte ➠ Versicherungsauskünfte ➠ finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten ➠ Literatur/Initiativmaterialien ➠ Informationsveranstaltungen ➠ Aus- und Fortbildungen ➠ ... Was können Sportvereine leisten? ❍ Vorhandene personelle, räumliche und organisatorische Ressourcen schaffen! ❍ Auf kontinuierliche Aus- und Fortbildung von Vereinsmitarbeiterinnen und -mitarbeitern Wert legen! ❍ Einrichtung spezieller Gruppen für das Kleinkind- und Vorschulalter oder von Eltern-KindGruppen! ❍ Kooperationsmaßnahmen mit örtlichen Tageseinrichtungen für Kinder (Kindergärten usw.) durchführen! ❍ Junge Menschen als Mitarbeiter/innen einbeziehen! ❍ Bewegungskindergärten einrichten! ❍ Elternabende durchführen (s. folgende Seiten) ❍ Besondere Veranstaltungen 126 6. Eine Lobby für Kinder Elternarbeit im Verein Einrichtung von Gruppen für Kleinkind- und Vorschulkinder Zeit: Ca. 120 Minuten. Teilnehmer/innen: Eltern von Kindern im Alter von 3-6 Jahren. Materialien: • • • • Klebeband, Klebe-Stifte, dicke Filzstifte, drei Gegenstände, die man zuwerfen kann (z.B. Softball, Igelball, Flummi), Kreide, Tafel (ggf. Wandzeitung, Stifte), Lappen, 4 Plakate (z.B. Packpapier), Papierabschnitte (1⁄4 DIN A4) für die 4 Entwicklungsbereiche; dazu vorbereitete Stichpunktkarten, • vorbereitetes Schaubild „Übergeordnete Ziele“ (Tafel oder Plakat), • vorbereitete Stichpunktzettel „Forderungen zum Elternverhalten“, • Kaffee und Kuchen oder Getränke und „Knabberzeug“. Material zur Vorbereitung der Veranstaltung: Flugblätter, Plakate, Zeitungsnotizen, Hinweise im Lokalfunk. Vorbemerkung/Ziele: Eltern, die zuvor durch eine gezielte Werbeaktion (Mund-zu-Mund-Infos, Faltblatt, Plakate etc.) auf den Elternabend aufmerksam gemacht worden sind, sollen während einer ca. zweistündigen Veranstaltung konkrete Informationen zu der geplanten Einrichtung einer Kindergruppe erhalten. Die einladenden Übungsleiter/innen (ÜL) werden ihre Ziele und ihr methodisches Grundkonzept zur Bewegungserziehung mit Kindern sowie einige notwendige organisatorische Rahmenbedingungen verdeutlichen. 127 6. Eine Lobby für Kinder Stundenverlauf/Inhalte O = Organisation Absichten/Gedanken H = Hinweis EINSTIMMUNG ● Begrüßung, Vorstellung der ÜL; Verlauf des Abends skizzieren. ● Einstimmung, Transparenz. O Eltern sitzen am Tisch. H Sie oder Du? ● Kennenlernspiele z.B.: Die Eltern sitzen im Kreis und werfen sich gegenseitig erst einen, später mehrere Gegenstände zu, wobei zunächst der eigene Name und danach der Name der fangenden Person gerufen wird. ● Auflockerung der i.d.R. verkrampften Anfangssituation durch Spielaktionen. H Ggf. diese Phase durch ein zweites Spiel verlängern. O Freies Laufen durch die Halle. ● Erläuterungen zur ganzheitlichen Entwicklung des Kindes: • motorische Entwicklung, • emotional-psychische Entwicklung, • kognitive Entwicklung, • soziale Entwicklung. ● ÜL geben „Grobdefinitionen“ der Entwicklungsbereiche. O Kurzvortrag der ÜL mit Veranschaulichung an einer Wandzeitung (s. Zeichnung). ● Erarbeitung und Konkretisierung der vier Entwicklungsbereiche (s. „Stichpunktliste“ als Beispiel auf der nächsten Seite) ● Intensive und eigenständige Auseinandersetzung mit der Persönlichkeitsentwicklung von Kindern. O Eltern bilden Kleingruppen, erarbeiten die Konkretisierungen zunächst selbständig und halten ihre Ergebnisse auf vorbereiteten Karteikarten fest; danach Gespräch und weitere Konkretisierungen durch ÜL. H Die ÜL kleben die von den Eltern ausgefüllten Karten auf die bereits vorgestellte Wandzeitung (Zeichnung oben) und ergänzen ggf. durch eigene Karteikarten. ● Herausstellen des übergeordneten Ziels der „Förderung der Gesamtpersönlichkeit des Kindes“. ● Eltern erhalten anschließend einen Überblick über die Ziele der kindlichen Entwicklungsförderung. ● Luftballon und Bewegung: Bewegungsanweisungen (= genaue Vorgaben), z.B. den Luftballon mit beiden Händen zum Partner werfen; mit der rechten Hand, mit der linken, Kopfball ... Bewegungsaufgabe stellen (teiloffen), z.B. den Luftballon mit verschiedenen Körperteilen aus beliebigen Ausgangspositionen zum Partner stoßen, hinüberbringen. ● Verdeutlichung des methodischen Grundrezeptes an einem Beispiel. O Zu zweit, frei im Raum. 128 6. Eine Lobby für Kinder Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken O = Organisation H = Hinweis ● Gespräch über das methodische Grundkonzept der Bewegungserziehung. ● Anknüpfend an das Spiel „Luftballon und Bewegung“ werden die Vorteile der Bewegungsaufgabe und offener Situationen erläutert: Bewegungsaufgabe: offener, mehr Ideen, Kreativität wird angesprochen, jeder findet Lösungen, nichts ist falsch, niemand versagt, macht mehr Spaß. ● „Organisatorisches“ zu der geplanten Kindergruppe. ● Klare Angaben zu: Zeiten, Altersgruppen, Bekleidung, Abholen der Kinder, möglichst keine Süßigkeiten, Name und Tel.-Nr. der ÜL. ● Zettelumlauf zu folgenden Themen: • „Eltern und Bewegung“, • „Ist das Sofa nur zum Sitzen da?“, • „Spielzeug: Viel fördert viel?“, • „Verbote“. ● Alltägliche Bewegungsmöglichkeiten erkennen und gewähren. Reflexion des elterlichen Verhaltens („Unterdrücke ich die Bewegung meiner Kinder zuhause?“). O Auf jedem Zettel steht ein/e Thema/Frage (siehe oben); Eltern formulieren ihre Aussagen auf den Zetteln reihum. ● Beginn des offenen Ausklangs bei Kaffee und Kuchen bzw. Getränken und „Knabberzeug“. AUTORIN: ANDREA HILGERT ENTWICKLUNGSBEREICHE – Stichpunktliste – Motorische Entwicklung Emotional-psychische Entwicklung ➟ Bewegungsgrundformen üben (krabbeln, laufen, hüpfen, werfen ...) ➟ Bewegungslösungen mit dem Körper ausprobieren und umsetzen ➟ mit dem eigenen Körper umgehen ➟ Haltungsschwächen vorbeugen ➟ Raumorientierung ➟ Hand-Auge-Koordination ➟ Ausdauer ➟ Flexibilität, Dehnfähigkeit ➟ Rhythmikschulung ➟ ... ➟ ➟ ➟ ➟ ➟ Kognitive Entwicklung ➟ ➟ ➟ ➟ ➟ ➟ ➟ ➟ überlegen und Lösungen finden Phantasie erhalten/entwickeln sich in Geschichten einfinden Regeln, Spiele, „Techniken“ und „Taktiken“ kennen lernen eigene Grenzen erkennen realistische Selbsteinschätzung sprechen, reden, sich ausdrücken ... den eigenen Könnensstand akzeptieren Aggressionen gelenkt loswerden können Gefühle anderer erkennen und ernst nehmen Gefühle, Wünsche ausdrücken Misserfolge verkraften können und „richtige“ Aufgaben finden ➟ Erfolge richtig deuten, damit umgehen ➟ Ängste abbauen, bzw. damit umgehen ➟ ... Soziale Entwicklung ➟ ➟ ➟ ➟ ➟ ➟ ➟ miteinander umgehen, spielen gemeinsam Lösungen finden und umsetzen miteinander reden, „streiten“ Hilfe annehmen können Hilfe anbieten sich behaupten können persönliche Bedürfnisse in der Gruppe äußern können ➟ ... 129 6. Eine Lobby für Kinder Nikolausfeier mit Hindernissen Zeit: Ca. 1 1⁄2 Stunden. Teilnehmer/innen: Eltern-Kind-Gruppe. Materialien: Für den vorgeschlagenen Geräteaufbau: Große Kästen, kleine Kästen, Bänke, Weichboden, Matten, Ringe, Seilchen, Medizinbälle. Für die gemütliche Ecke: Schwungtuch, Seilchen, Bänke, Äpfel, Nüsse, Gebäck, ..., Weihnachtsteller, Dekorationsmaterial wie Tannenzweige, Servietten, Teelichter. Für den Schneesturm: Wattebäusche oder Tennisbälle. Außerdem: 1 Nikolaus und 1 Geschenk für die Eltern-Kind-Gruppe. Vorbereitung der Stunde: Einladung den Familien ein bis zwei Wochen vor dem geplanten Termin mitgeben. Hinweis, dass alle in Sportkleidung kommen sollen und eventuell auch etwas zu essen mitbringen. Vorbemerkungen: Nikolaus und Weihnachten bieten im Jahresverlauf Anlass für eine attraktive Aktion in der Eltern-Kind-Gruppe. Durch besondere Veranstaltungen lässt sich das Gemeinschaftsgefühl in der Gruppe fördern, besondere Erlebnisse binden Eltern und Kinder fester an die Gruppe und regen dazu an, sich auch außerhalb der Übungsstunden zu treffen. Da gerade in der Weihnachtszeit Eltern und Kind schon traditionell ausgerichtete Feiern in anderen Institutionen besuchten, wurde hier über eine „bewegende“ Alternative nachgedacht. 130 6. Eine Lobby für Kinder Stundenverlauf/Inhalte O = Organisation Absichten/Gedanken H = Hinweis EINSTIMMUNG ● Begrüßung und Gespräch über Nikolaus und Nikolausfeiern. ● Einstimmung. O Kreisgespräch. ● Laufen durch die Halle und so viele Hände wie möglich schütteln. ● Kontakt zu möglichst vielen Mitgliedern der Gruppe herstellen. O Freies Laufen durch die Halle. ● Laufen auf den Linien der Turnhalle und Begrüßen mit einem frei gewählten Körperteil bei Bewegung mit einer anderen Person. Namen nennen, verabschieden, weiterlaufen. H Linien der Turnhalle könnten schmale Trampelpfade im Schnee sein. HAUPTTEIL ● Rufen des Nikolaus mit dem Lied: „Nikolaus komm in unser Haus, ...“ ● Belastungswechsel, Einstimmung in den Hauptteil der Stunde. O Singkreis. ● Nichts rührt sich. – Der Nikolaus kommt noch nicht. Überlegen, was passiert sein kann. Wie sieht der weite Weg des Nikolaus aus und welche Hindernisse muss er überwinden? ● Anregung der Phantasie. O Gesprächskreis. ● Mögliche Hindernisse: • Hügellandschaft, • hoher Berg, • Hängebrücke, • Fluss, • wackeliger Steg, • Tunnel, • ... ● Geräteauswahl zur Förderung elementarer Bewegungsmöglichkeiten. Wackelsteg H Entsprechend der genannten Hindernisse die vorbereiteten Skizzen zeigen. Hoher Berg ● Geräteaufbau nach Skizzen. ● Gemeinsam etwas schaffen. O Gruppenarbeit. H Kinder am Geräteaufbau frühzeitig beteiligen. ● Ausprobieren der Hindernisse. ● Üben elementarer Bewegungsformen. O Freies Bewegen an den Geräten. H Die Eltern zum Mitmachen und ausprobieren mit ihren Kindern ermutigen. O = Organisation Flußübergang 131 6. Eine Lobby für Kinder Stundenverlauf/Inhalte Absichten/Gedanken H = Hinweis ● Überlegen, warum es für den Nikolaus schwerer ist, die Hindernisse zu überwinden. – (Na, weil er den schweren Sack mit den Geschenken tragen muss.). O Gesprächskreis. ● Statt des großen Sackes transportieren alle die Utensilien für eine gemütliche Ecke über die Hindernisse (Äpfel, Nüsse, Gebäck, Weihnachtsteller, Servietten, Tannenzweige, ...). ● Einrichten der gemütlichen Ecke z.B. unter einem aufgehängten, gespannten Schwungtuch. ● Neue Problemstellung. Hügellandschaft ● Erhöhung des Schwierigkeitsgrades, Gemeinschaftserlebnis. H Die Kinder Gegenstände transportieren lassen, die ruhig mal hinfallen dürfen. Die Eltern tragen den Rest. O Alle helfen mit. ● Erzählen, ausruhen, ein wenig stärken in der gemütlichen Ecke. Tunnel ● Lied: „Nikolaus, komm’ in unser Haus, ...“ ● Bezug zum Beginn der Stunde herstellen. ● Endlich kommt der Nikolaus (oder ein Bote des Nikolaus) und bringt ein Geschenk für die gesamte Gruppe. ● Die Kinder zeigen dem Nikolaus ihren Hindernisparcours. Dann muss der Nikolaus weiterziehen. H Statt Süßigkeiten für jedes Kind Spielmaterial für die Gruppe anschaffen, z.B.: Bohnensäckchen, Schwungtuch, Rollbretter, Pedalos, Softbälle ... ● Gemeinsamer Geräteabbau und Aufräumen. H Das Schwungtuch zuletzt abhängen. AUSKLANG ● Schwingen mit dem Schwungtuch in kleinen und großen Wellen. ● Alle verteilen sich gleichmäßig um das Schwungtuch und fassen es mit beiden Händen. ● Wattebäusche oder Tischtennisbälle auf das Schwungtuch geben, Tuch in unterschiedlicher Intensität schwingen. ● Gerätegewöhnung. Hängebrücke ● Förderung der Ausdauer, Materialerfahrung. ● „Schneeflocken“ einsammeln und auf das Tuch bringen. H Assoziation zu Schneetreiben herstellen: leichtes Schneetreiben, Schneeflocken wirbeln, Schneesturm, alles ist wieder ruhig. ● Abschlusslied: „Lasst uns froh und munter sein ...“. ● Entspannender, fröhlicher Ausklang. O Sitzkreis „im Schnee“ auf dem Schwungtuch. AUTORIN: HEIDE MUSEBRINK 132 6. Eine Lobby für Kinder Was können Eltern, Politik und Öffentlichkeit leisten? ★ Eltern beeinflussen von Geburt an und damit am nachhaltigsten das Bewegungsleben der Kinder. Darum kommt ihnen eine besondere Verantwortung zu. Da Eltern aber meist zu wenig über die Bedeutung der Bewegung für das Kind wissen und oft nicht über eigene positive Bewegungserfahrungen verfügen oder eigene Erfahrungen nicht für ihre Kinder „übersetzen“ können, ist eine fundierte und kontinuierliche Elternarbeit erforderlich. Elternarbeit aber kann nicht nur alleine von Tageseinrichtungen geleistet werden, sondern auch Vereine, Kinderärzte usw. sollten gerade hier ihren Schwerpunkt setzen. Neben den Tageseinrichtungen für Kinder, den Vereinen und den Eltern sollten alle, die für Kinder verantwortlich sind, für den Anspruch unserer Kinder auf Bewegung durch politisches Handeln einstehen und mithelfen, kindgerechte Möglichkeiten zu schaffen, beispielsweise: ➠ Kindgerechte Wohnungen und eine kindgerechte Gestaltung des Wohnumfeldes! ➠ Verkehrspolitische Konzeptionen zur Reduzierung des Verkehrsaufkommens in Wohngebieten! Darüber hinaus ist es wichtig, dass das Bild vom „Kindersport“ vor allem in den visuellen Massenmedien, das hauptsächlich sportliche Höchstleistungen zeigt, zugunsten unserer allgemeinen Arbeit mit Kindern verändert wird. Der Verein braucht Eltern! Die Arbeit mit Kindern im Sportverein ist eine gemeinschaftliche Aufgabe von Verein und Eltern. Sie ist eine vielschichtige und umfassende Aufgabe, die positiv nur mit gegenseitigem Verständnis und gegenseitiger Unterstützung erfüllt werden kann. Der Verein sollte daher ein großes Interesse haben, Eltern anzusprechen, weil ➠ Eltern Interesse an der Entwicklung und Förderung ihrer Kinder haben, ➠ die Kinder im Verein sozialen Rückhalt durch die Eltern brauchen, ➠ eine enge Kommunikation mit Eltern Reibungsverluste mindert, ➠ Elternhilfe die Arbeit im Verein auf mehrere Schultern verteilen kann, ➠ Eltern mögliche Mitarbeiter/innen von Morgen sein können. ★ vgl. auch: Grundsatzpapier der Sportjugend NRW: Bewegungserziehung im Kleinkind- und Vorschulalter, Duisburg 1991. 133 6. Eine Lobby für Kinder Was können Tageseinrichtungen für Kinder leisten? Tageseinrichtungen wie Kindergärten oder Tagesstätten sind die ersten Institutionen, die Kinder über einen längeren Zeitraum am Tag außerhalb des Elternhauses betreuen und fördern. Somit muss der Bewegungserziehung in Tageseinrichtungen für Kinder ein hoher Stellenwert beigemessen werden, da hier, wie im Elternhaus, das Bewegungsverhalten der Kinder in sehr frühem Alter beeinflusst werden kann und die Möglichkeiten der Familie in nachhaltiger Weise ergänzt sowie ausgeglichen und erweitert werden können. Bewegungserziehung im Kindergarten stellen wir uns folgendermaßen vor: ★ ❍ Dem aufgestauten natürlichen Bewegungsdrang 3-6jähriger Kinder mit täglichen Gelegenheiten zur Bewegung begegnen! ❍ Dabei angrenzende Bewegungsräume und Außenanlagen nutzen! ❍ Freie, kreative Auseinandersetzung mit natürlichem Gelände, verschiedenen Materialien und mit Spielgefährten muss im Vordergrund stehen! ❍ Die Umwelt sollte durch Spiel- und Sportgeräte mit hohem Aufforderungscharakter und vielfältigen Bewegungsmöglichkeiten, die zum Experimentieren anregen, bereichert werden! ❍ Die Ausstattung der Räume und die Spiel- und Beschäftigungsmaterialien auf Spiel- und Bewegungsfreundlichkeit überprüfen! ❍ Auf unbebaute Außenflächen achten und sie nutzen! ❍ Die Wege zu Bewegungsorten wir Turnhalle, Schwimmbad oder Wald auf Kinderfreundlichkeit überprüfen! ❍ Die Aus- und Fortbildung der Erzieher/innen im Bereich Bewegung, Spiel und Sport unterstützen und fördern! Bewegungskindergärten In den z.Zt. 54 anerkannten Bewegungskindergärten des LandesSportBundes NRW (Träger sind Stadt- bzw. Kreissportbünde sowie Sportvereine, Anschriften s. S. 135) ist die Bewegungsförderung ein durchgängiges Prinzip der frühkindlichen Erziehung. Mit der Übernahme als Träger eines Bewegungskindergartens oder als Kooperationspartner von anerkannten Bewegungskindergärten stellen Sportorganisationen die Bewegungserziehung in den Mittelpunkt ihrer pädagogischen Arbeit. Fachschulen Die Fachschulen für Sozialpädagogik in NRW haben im Rahmen ihrer Ausbildung die Möglichkeit, angehende Erzieher/innen weiterzuqualifizieren und die Sonderausbildung „Bewegungserziehung im Kleinkind- und Vorschulalter“ in die Ausbildung zu integrieren. ★ 134 vgl. Sportjugend NRW (Hrsg.): Kindergärten kommen in Bewegung – Handlungsrahmen für einen bewegungsfreudigen Kindergarten, Duisburg 2003 6. Eine Lobby für Kinder „Anerkannte Bewegungskindergärten des LandesSportBundes NRW“ (Stand 01/05) Name Anschrift Ansprechtpartner/ Leitung Träger/ Kooperations-Verein Bewegungskindergar- Schillerstr. 29 ten der SJ Bielefeld 33609 Bielefeld Carola Scholz 0521/8752678 Sportjugend Bielefeld Bewegungskindergar- Kappellenstr. 84 ten „Grashüpfer“ 46119 Oberhausen Susanne Jeß 0208/6090380 Turnerbund Osterfeld DRK-InKita Kaldenkirchen Severusstr. 1 41334 Nettetal Dagmar Karwarth 02157/132858 TSV Kaldenkirchen Ev. Tageseinrichtung für Kinder Lutherstr. 2a 41466 Neuss Ulrike Müller-Rütz 02131/745770 Verein für Gesundheitssport und Sporttherapie Neuss Integrative Kita „Simsalabim“ Im Grund 28 a Ute Brauckhage 41372 Niederkrüchten 02163/898370 SV Schwarz-Weiß Elmpt Kindergarten Kunter- Leonhard-Jansen-Str. Frau Schröder bunt 36, 41379 Brüggen 02163/7913 Tura Brüggen Kindertagesstätte „Flic Flac“ Langemarckweg 24 51465 BergischGladbach Beate Lange 02202/43935 Turnerschaft Bergisch Gladbach e.V. Kita „Kreisel“ Gildenstr. 13 46325 Borken Andrea Strehlau 02861/62779 KSB Borken Städt. Kita Euskirchen Kölner Str. 125 53879 Euskirchen Sylvia Dreßen-Thelen 02251/781412 LGO Euskirchen/ Erftstadt Städt. Kindertagesein- Feldstr. 2a richtung „Mullewapp“ 47918 Tönisvorst Anne Snellen 02151/994804 Turnerschaft St. Tönis SVB – Kindergarten „Waldschlößchen“ Zum Waldschlößchen Birgit Tebroke 36, 46395 Bocholt 02871/225626 Kindergarten „Ratze- Lowicker Str. 19 f köpper“ 46395 Bocholt Kindergarten „Die Eichhörnchen“ Gabriele Lucka 02871/48582 Berck-sur-Mer-Str. 14 Margaret Schnuch53604 Bad Honnef Staszko 02224/969818 SV Biemenhorst TuB Bocholt 1907 e.V. TV Eiche Bad Honnef 02 e.V. 135 6. Eine Lobby für Kinder Name Anschrift Ansprechtpartner/ Leitung Träger/ Kooperations-Verein Bewegungskindergar- Germanenallee 4 ten „Mobile“ 48429 Rheine Cornelia SchleckHoffmann 05971/9749-84 TV Jahn Rheine Kindergarten „Springmäuse“ Stadionring 5 40878 Ratingen Helga Osterkamp 02102/209624 TV Ratingen 1895 e.V. Städt. Tageseinrichtung für Kinder Hartmannweg 41515 Grevenbroich Herr Vittinghof 02181/9551 TK Grevenbroich Kindergarten St. Niko- Langenkamp 58 laus 48683 Ahaus Frau Rosing 02561/41299 VFL Ahaus Kindergarten St. Bar- Pothsberg 5 bara 45257 Essen Frau Reinecke 0201/483378 TV Eintracht Kupferdreh AWO Kindertagesstät- Bergstr. 9 te Villa Lach & Krach 59174 Kamen Frau Siegrist 02307/490278 TG Heeren Städt. TFK Kindervil- Ingerstr. 9 la Gänseblümchen 47918 Tönisvorst Frau Rulands 02151/994803 Turnerschaft St. Tönis Elterninitiative Kindergarten „Purzelbaum“ Rathenaustr. 17 47533 Kleve Frau WillemsenSchoofs 02821/47635 VfL Merkur Kleve e.V. Kita „Hampelmann“ Hendrick-GoltziusStr. 1-3 41379 Brüggen Frau Karg 02157/123730 TSF Bracht Städt. Kita „Holtershöfchen“ Am Holtershöfchen 18, 40724 Hilden Frau Fischer 02103/21249 TUS Hilden Kindertagesstätte Zentrum Kind e.V. Itterstr. 180 40589 Düsseldorf Frau Schiefer 0211/757834 Sport und Freizeit 75 Düsseldorf Tageseinrichtung für Kinder „Steppkeshaus“ Ludgerusstr. 1 42579 Heiligenhaus Sabine Eidner 02056/921700 Sport- und Spielvereinigung 09/12 DRK Tageseinrichtung „Am Schloss“ Hiddingseler Str. 29 48308 Senden Eugen Scholle 02597/6455 ASV Senden Turnund Hallensport 1972 136 6. Eine Lobby für Kinder Name Anschrift Ansprechtpartner/ Leitung Träger/ Kooperations-Verein Kindertagesstätte Stoppelhopser Jahnstr. 1 48324 Sendenhorst Dieter Lohmann 02526/4280 SG Sendenhorst Städt. Kindertageseinrichtung Honnenpfad 10 47249 Duisburg Angelica Krechel 0203/702068 SV Wanheim 1900 Kareen Houben 02151/396141 Fischelner Turnverein 1905 Kindergarten Klein & Kölner Str. 403 Groß e.V. 47807 Krefeld Städt. Kita Am Papenbusch Hermann-Bauer-Str. 5 Frau Germowitz 58708 Menden 02373/62504 VFL Menden Platte Heide Städt. Kita Schönau Wiesentalstr. 20 53902 Bad Münstereifel Frau Baum 02253/6522 TV Mahlberg Kita Villa Purzelbaum Bahnhofstr. 21 41472 Neuss Frau Althoff 02131/203168 Holzheimer SG Ev. Kita „Regenbogen“ Lessingstr. 10 32312 Lübbecke Frau Holste TV Grüne Eiche Stockhausen 1912 Kita „Villa Kunterbunt“ Trills 49 40699 Erkrath Frau Brodka 02104/36724 TSV Hochdahl Städt. Kita AlbertSchweitzer-Straße Albert-Schweitzer-Str. Frau Szabadi 64, 47259 Duisburg 0203/780898 TUSPO Huckingen Kindertagesstätte „Flummi“ Dohler Str. 183 Frau Peters 41238 Mönchenglad- 02166/21426 bach Rheydter Turnverein Kolping-Kita Bartels- Am Bartelskamp 58 kamp 42549 Velbert Herr Weber-Engels 02597/6455 Radsportverein Velbert Kindergarten Bärenstark In der Bärenkämpen 40a, 32425 Minden Christiane Kruse 0571-649255 TUS Minderheide Kita „Kleine Strolche“ Universitätsstr. 1A 40225 Düsseldorf Birgitta Wacke 0221/3368250 Sport und Freizeit 75 Düsseldorf AWO-Kita „Rabennest“ Am Südhang 9 59192 Bergkamen Petra Freund 02307/61449 TuS Weddinghofen 137 6. Eine Lobby für Kinder Name Anschrift Ansprechtpartner/ Leitung Träger/ Kooperations-Verein Kita Greste Dorfstraße 65 B 33818 Leopoldshöhe Frau Rubart-Wend 05202/3534 TuS Leopoldshöhe Kindertagesstätte „Gänseblümchen“ Berliner Str. 14 47669 Wachtendonk Monika Marschner 02836/1470 TSV Wachtendonk Matthäus-Kita Matthäusstr 1 44795 Bochum Sylvia Sprung 0234/431996 SV Rot-Weiß 04 Bochum-Stiepel Kath. Kita St. Hildegard Flurstr. 57 40235 Düsseldorf Dagmar Massion-Szy Düsseldorfer Sport0211/674640 verein 04 Städt. Tageseinrichtung für Kinder „Bullerbü“ Hülsdonkstr. 206 47877 Willich Frau Manske 02154/484217 DJK-VfL 1919 Willich Städt. Kindergarten „Spatzennest“ Êibenweg 5a 47906 Kempen Frau Hüskes 02152/3113 Vereinigte Turnerschaft Kempen 1859 AWO-Kita „Nottbäumchen“ Lüttelforster Weg 40 41366 Schwalmtal Frau Lamers-Jilg 02163/320055 TUS Waldniel DRK Bewegungskindergarten Haltern Burgstraße 13 45721 Haltern Frau Hamann 02360/105132 SV Lippramsdorf Kindergarten an der Linde An der Linde 2 40629 Düsseldorf Frau Brackelmann 0211/286252 SV Knittkuhl Bewegungskindergar- Am Rosenplätzchen ten „Wirbelwind“ 30, 44267 Dortmund Frau Ries 0231/162719 Dortmunder TG Städt. Tageseinrichtung für Kinder Ingo Bings 02251/51914 SF WüschheimBüllesheim Feldgartenstr. 33 53881 Euskirchen DRK-Kindertagesstät- Gertrud-Bäumer-Stra- Antje Schnepper te „Monopoli“ ße 13a 02307/22131 59174 Kamen VFL Kamen Ev. Tageseinrichtung Am Hahn 2 f. Kinder „Am Hahn“ 42555 Velbert Gerlinde Knaup 02052/962172 Langenberger SG Kita „Am Wiemhof“ Christa Meßelken 02052/84484 Langenberger SG 138 Am Wiemhof 11 42555 Velbert 7. Weitere Hilfen 7. Weitere Hilfen 7.1 Praxishilfen der Sportjugend NRW für die Bewegungserziehung Kinder mit mangelnden Bewegungserfahrungen, Teil 1 – Praktische Hilfen für den Umgang mit Bewegungsmängeln und Verhaltensauffälligkeiten * Der Ratgeber (6. Aufl. 2002) bietet umfassende praktische Hilfen für den Umgang mit den elf häufigsten Bewegungsmängeln, z.B. Wahrnehmungsmängeln, Ungeschicklichkeit und sechs meistgenannten Verhaltensauffäligkeiten, wie Aggressivität, Überaktivität. Die über 400 übersichtlich dargestellten Förderhinweise und -beispiele sind für Sportvereine, Kindergärten, Schulen, Eltern und sonstige Interessierte nutzbar. Kinder mit mangelnden Bewegungserfahrungen, Teil 2 – Praktische Hilfen zur Förderung der Wahrnehmung und Bewegungsentwicklung * Der Ratgeber (3. Aufl. 2000) bietet umfassende praktische Hilfen zur Förderung der Wahrnehmung und Bewegungsentwicklung. Die aktuellen motorischen und sensomotorischen Entwicklungsübersichten, die 22 wichtigsten detailliert beschriebenen Entwicklungsbausteine und die übersichtlich dargestellten Förderschwerpunkte und -beispiele sind für Sportvereine, Kindergärten, Schulen, Eltern und sonstige Interessierte nutzbar. Kinder mit mangelnden Bewegungserfahrungen, Teil 3 – Praktische Beobachtungshilfen zur Einschätzung und Förderung kindlichen Bewegungsverhaltens * Der Ratgeber (2. Aufl. 2000) ist eine umfassende praktische Beobachtungshilfe zur Einschätzung und Förderung kindlichen Bewegungsverhaltens. Das Buch ermutigt alle Erziehenden im Sportverein, Kindergarten, in der Schule oder Eltern zur Beobachtung und gibt altagsnahe Beobachtungs- und Förderhinweise. Es bietet umfassende altersvergleichende Entwicklungsübersichten zu den wichtigsten Wahrnehmungsfähigkeiten und grundlegenden motorischen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Daneben werden 20 praktisch erprobte Beobachtungshilfen/-bögen, auch als Kopiervorlagen, geboten. Kinder mit mangelnden Bewegungserfahrungen, Teil 4 – Praktische Erfahrungsrezepte für den Umgang mit den häufigsten alltäglichen Verhaltensproblemen bei Bewegungs-, Spiel- und Sportangeboten * In diesem Buch (2. Aufl. 2000) werden Entlastungshilfen im Umgang mit Verhaltensproblemen beschrieben. Diese stützen sich auf praktische Erfahrungswerte von Erziehenden und bieten für die 34 häufigsten alltagstypischen Verhaltensprobleme, wie z.B. „Kinder sind rücksichtslos“ oder „Kinder haben Angst vor Misserfolgen“, praxisbewährte Bewegungs-Handlungsentwürfe. * Autor: Dr. Klaus Balster 139 7. Weitere Hilfen Kinderwelt = Bewegungswelt – oder nicht? Die Broschüre (2. Aufl. 2000) von Dr. Klaus Balster zur Ausstellung „Kinderwelt = Bewegungswelt – oder nicht?“ bietet eine Vielzahl zusätzlicher Erklärungen, Erläuterungen und Informationen. In ihr sind die einzelnen Ausstellungstafeln beschrieben. Daran schließt sich ein Erklärungs- und Informationsteil mit den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen an, der Interessierten einen intensiveren Zugang erlaubt. Die Broschüre begleitet und kommentiert also einerseits die Ausstellung und bietet andererseits die Möglichkeit, sich von ihr unabhängig einzelnen Schwerpunkten thematisch zu nähern und diese gesondert zu beleuchten. Kompetenzen von Kindern erkennen Die Autoren Dr. Klaus Balster und Frank Schilf stellen in dieser Broschüre (2. Aufl. 2000) ein Instrumentarium vor, mit dem jedes Kind individuell und seiner Entwicklung angemessen begleitet und beim Fähigkeits-, Fertigkeits- und Kenntniserwerb unterstützt werden kann. Übungsleiter/innen, Lehrkräfte an Schulen und anderen Erziehende können sich so über Entwicklungsstände einzelner Kinder im Bereich der Sensomotorik, der Graphomotorik, der Schriftsprache und der Mathematik ein Bild machen, sich darüber austauschen und eigene Förderwege anlegen oder gemeinsame Förderverabredungen treffen. Übergewichtige Kinder in Bewegung, Spiel und Sport Praktische Hilfestellungen für Übungsleiter/innen und Sportvereine – enthält verschiedene Bausteine (z.B. Entstehung von Übergewicht, ausgewogene Ernährung, Praxisbeispiele, Kooperationspartner etc.), mit denen Engagierte von der Sofortmaßnahme bis zum Aufbau einer speziellen Gruppe unterstützt werden. Kinderwelt ist Bewegungswelt – Das Video Immer mehr Kinder zeigen bereits im Vorschulalter Bewegungs- und Haltungsmängel. Häufig werden Auffälligkeiten nicht rechtzeitig entdeckt. Dieser Film möchte Mut zum frühzeitigen Beobachten machen und eine unterstützende Orientierungshilfe sein. Was Kinder bewegt, muss auch Erwachsene bewegen! In dieser kleinen, aber feinen Broschüre von Dr. Klaus Balster sind Aphorismen, Gedichte und Geschichten zusammengestellt, die sich hervorragend als Ergänzung zu den zahlreichen Arbeitshilfen der Sportjugend NRW zum Thema „Kinder mit mangelnden Bewegungserfahrungen“ eignen. Sie bietet in lockerer Form zahlreiche Anregungen und Erkenntnisse, damit Erwachsene bewegt, was Kinder bewegt! 140 7. Weitere Hilfen Kindergärten kommen in Bewegung Dieser Handlungsrahmen (2. Auflage 2002) eines bewegungspädagogischen Konzeptes für Kindertagesstätten ist ein unterstützender Baustein auf dem Weg zu einem bewegungsfreudigen Kindergarten, und liefert die Grundlage zur Erarbeitung eigenständig geprägter Konzepte interessierter Einrichtungen. Es wird beschrieben, was die Sportjugend NRW unter einer bewegungsfreudigen Kindertagesstätte versteht und wie sie Kindertagesstätten auf dem Weg dorthin unterstützen kann. Kooperation Sportverein und Tageseinrichtung für Kinder Dieser Leitfaden (3. Auflage 2001) wendet sich an alle, die in Sportvereinen und Kindergärten konkrete Lösungen für die Einrichtung von Kooperationsmaßnahmen suchen und will dazu anregen, dass Sportvereine und Kindergärten aufeinander zugehen und miteinander gemeinsam Ideen und Projekte in Sachen Bewegung, Spiel und Sport verwirklichen. Darüber hinaus enthält der Leitfaden den Antrag zum „Anerkannten Bewegungskindergarten“ des LandesSportBundes NRW und eine Kooperationsvereinbarung. 141 7. Weitere Hilfen Kostenlose Materialien x x x x x x x x x x x x x x x x x x Leitbild Sportjugend NRW Motorische/sensomotorische Entwicklungsübersichten Altersvergleichende sensomotorische Entwicklungsübersichten 4-, 6- und 8-jähriger Kinder Flyer zur Ausstellung „Kinderwelt = Bewegungswelt – oder nicht?“ (Heft) Sportimpulse Eltern / Erziehungsberechtigte Sportimpulse Bewegungserziehung Sportimpulse KmmB KmmB – kommentierte Literatur- und Medienliste Leitfaden Kooperation Schule – Sportverein Orientierungsrahmen Schulsport Aktionsprogramm zur Förderung der Zusammenarbeit von Schulen und Sportvereinen in NRW Sport im Ganztag 2, Arbeitshilfen für die Umsetzung Konzeption ÜL-B Ausbildung „Bewegungserziehung im Kleinkind- und Vorschulalter“ Konzeption ÜL-B Ausbildung „Bewegung, Spiel und Sport für 6- bis 12jährige Kinder Konzeption zur ÜL-Ausbildung P, „Gesundheitstraining für Kinder“ Arbeitshilfe Einrichtung von Förder- und Fitnessgruppen Arbeitshilfe Eltern/Erziehungsberechtigte Vereinspraxis – Angebote zur Aus- und Fortbildung von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen im Sport (2005) Alle Materialien sind über die SPURT GmbH – Sportshop zu beziehen: Friedrich-Alfred-Str. 25, 47055 Duisburg, Tel. 0203/7381-795, Fax. 0203/7381-794, e-mail: [email protected] 142 7. Weitere Hilfen 7.2 Literaturhinweise Bei den folgenden Literaturangaben wurde eine kleine Auswahl grundlegender Werte für Praktikerinnen und Praktiker zusammengestellt. Ein Gesamtüberblick über das derzeitige Marktangebot erscheint im Rahmen dieses Ratgebers nicht sinnvoll. Fachbücher/Broschüren Zimmer, R.: Bewegung, Sport und Spiel mit Kindern Lehr- und Lernmaterialien, Meyer u. Meyer Verlag Die Lehrbriefe geben einen aktuellen Überblick über die didaktisch-methodischen Grundlagen und die Bedeutung von Bewegungserziehung. In einigen Lehrbriefen werden praktische Beispiele frühkindlicher Bewegungserziehung aufgezeigt. Die Materialien sind für Ausbilderinnen und Ausbilder geeignet. Zimmer, R.: Handbuch der Bewegungserziehung – Didaktisch-methodische Grundlagen und Ideen für die Praxis Herder Verlag Dieses Buch gibt einen Überblick über die theoretischen Inhalte der Bewegungserziehung und beinhaltet auch etliche praktische Beispiele. Zimmer, R.: Kreative Bewegungsspiele Herder Verlag Dieses „Praxisbuch Kindergarten“ gibt grundlegende Informationen zur Bedeutung der Bewegung für die Persönlichkeitsentwicklung und eine Vielzahl von praktischen Anregungen für kreative Bewegungsspiele. Zimmer/Cicurs (Red.): Kinder brauchen Bewegung – Brauchen Kinder Sport? Meyer u. Meyer Verlag Dieses Buch enthält eine Zusammenfassung aller Vorträge und praktischer Arbeitskreise des bundesweiten Kongresses in Osnabrück. Zimmer/Cicurs: Psychomotorik Band 190 der Schriftenreihe zur Praxis der Leibeserziehung und des Sports, Hofmann Verlag, Schorndorf Dieses Buch begründet die neuen Bewegungsansätze im Sport- und Bewegungsunterricht und gibt sehr gute und viele praktische Ideen zur Umsetzung. 143 7. Weitere Hilfen 7.3 Grundsatzpapier der Sportjugend NRW zur Bewegungserziehung im Kleinkind- und Vorschulalter 1. Problemstand Wir leben heute in einer Gesellschaft, die als bewegungsfeindlich und -hemmend eingeschätzt werden kann. Grundbedürfnisse von Kindern werden nicht ernst genommen. Die räumliche Mitwelt, die von Erwachsenen für Erwachsene gestaltet ist, wird immer mehr zugemauert, zubetoniert, eingezäunt und asphaltiert. Bewegungsmöglichkeiten der Kinder werden oft auf eigens dafür eingerichtete „Spielplatzghettos“ reduziert. Diese sind dann überwiegend unter zweckorientierten und ökonomischen Aspekten von Erwachsenen entworfen worden. Veränderte Essgewohnheiten wie „Fast Food“ und Süßigkeiten, sowie übermäßiger Fernseh- und Videokonsum zeigen ebenfalls Wirkung. Als Folge dieser eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten ist eine Besorgnis erregende Zunahme des defizitären Gesundheitszustandes unserer Kinder bereits im Vorschulalter festzustellen. In den letzten Jahren sind psychosomatische und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sprunghaft gestiegen. Diese negativen gesellschaftlichen Entwicklungen gilt es mit allen Mitteln zu stoppen und unverzüglich eine „Bewegungsgarantie“ für unsere Kinder zu schaffen! Die Bewegung ist ein notwendiger, unaustauschbarer und nicht nachholbarer Entwicklungsfaktor. Sie hat eine besondere Bedeutung in der Entwicklung des Kindes, denn der gesamte menschliche Lern- und Aneignungsprozess verläuft über das Handeln. Das Zusehen bei einer Bewegung kann eigenes Handeln niemals ersetzen. Die Unterdrückung der kindlichen Bewegungsbedürfnisse hat nachhaltige Folgen für die gesamte Entwicklung, nicht nur bezüglich der motorischen Fähigkeiten sondern im sozialen, kognitiven und psychischen Bereich. Vor diesem Hintergrund ist das vorliegende Grundsatzpapier der Sportjugend NRW für den Bereich Kleinkind- und Vorschulalter zu sehen. Es soll als vorwärts weisende Orientierungshilfe für Fachverbände, Stadt- und Kreissportbünde, Sportvereine, Kindergärten und ihre Träger, Erzieher/innen, Übungsleiter/innen gelten und entsprechende Aktivitäten initiieren und unterstützen. Die aufgeführten Konsequenzen zeigen für verschiedene Handlungsbereiche Steuerungsmöglichkeiten und Perspektiven auf, um angemessen für die ureigenen Persönlichkeitsrechte der Kinder einzutreten. Der Erfolg aller Bemühungen und Aktionen wird primär davon abhängen, wie ernsthaft alle Verantwortlichen dieses Grundsatzpapier bewerten und wie intensiv und umfassend sie aktiv werden! 144 7. Weitere Hilfen 2. Konsequenzen 2.1 Sportvereine Die Sportvereine müssen sich verstärkt der Bewegungserziehung im Kleinkind- und Vorschulalter annehmen. Das bedeutet: ➠ ein vielseitiges, kindgemäßes nicht sportartspezifisches Bewegungs-, Spiel- und Sportangebot, ➠ die Qualifikation der Mitarbeiter/innen durch Ausbildungen und qualifizierte Weiterbildung, ➠ ausreichender Platz und Hallenkapazitäten, ➠ gutes und vielfältiges Bewegungsmaterial, ➠ kleine Gruppen (10-15 Kinder), um differenzierter zu arbeiten, ➠ gleiche Honorierung wie für Trainer/innen, die ältere Kinder und Jugendliche trainieren, ➠ Eltern beraten, ➠ Eltern zur Mitarbeit gewinnen, ➠ Einflussnahme auf Stadt(teil)entwicklungspläne, welche die Bewegungsumwelt der Kinder betreffen, ➠ Öffentlichkeitsarbeit zum Thema „Bewegung im Kleinkind- und Vorschulalter“, ➠ Kooperation mit Partnern (z.B. Kindergärten, Ärzte), ➠ Aufnahme von Kontakten. 2.2 Sportfachverbände und Sportbünde In den Sportverbänden und den Bünden muss der Stellenwert der Bewegungserziehung im Kleinkind- und Vorschulalter verdeutlicht werden. Das bedeutet: ➠ Angebote zur Aus- und Fortbildung, ➠ Bewusstmachung des Stellenwertes qualifizierter Mitarbeiter/innen, ➠ Bereitstellen von Praxismaterialien (z.B. in ÜL-Praxisbeilagen), ➠ Ausbilder/innen aus- und fortbilden, ➠ verstärkte, politische Einflussnahme, ➠ umfassende Öffentlichkeitsarbeit, ➠ Beratung der Vereine und anderer Partner. 145 7. Weitere Hilfen 2.3 Eltern Die Eltern müssen intensiv die Interessen ihrer Kinder vertreten. Das bedeutet: ➠ Kenntnis über die Notwendigkeit der Bewegung im Kleinkind- und Vorschulalter, ➠ Vorbildfunktion, direkter Einfluss auf Bewegungsangebote von Kindergärten, Vereinen, ➠ kommunalpolitische Interessenvertretung kinderrelevanter Themen, ➠ Unterstützung von gemeinsamen Aktivitäten und Initiativen. 2.4 Kindertagesstätten Einrichtungen für Kinder im Vorschulalter müssen den Stellenwert der Bewegungserziehung angemessen berücksichtigen. Das bedeutet: ➠ tägliche Berücksichtigung vielfältiger Bewegungsanreize und Bewegungsanforderungen, ➠ Abbau bestehender Unsicherheiten, Vorurteile und Ängste beim Personal und dem Träger der Einrichtungen, ➠ Bewegungsfreundliche Ausstattung der Kindertagesstätten, ➠ Vermitteln des entsprechenden Bewegungsverständnisses an die Eltern, ➠ aktive Mitarbeit der Eltern. 2.5 Aus- und Fortbildungseinrichtungen für Erzieher/innen Die Aus- und Fortbildungseinrichtungen für Erzieher/innen müssen den Stellenwert des Schwerpunktes „Bewegungserziehung“ umfassender berücksichtigen. Das bedeutet: ➠ Berücksichtigung der „Bewegungserziehung“ in den Ausbildungsrichtlinien, ➠ grundlegende Überarbeitung von Lehrgängen für die Erzieher/innen-Ausbildung, ➠ vermehrte Angebote zur Fortbildungen im Bereich „Bewegungserziehung“, ➠ Kooperation mit anderen Fortbildungsträgern, ➠ Einrichtung örtlicher Arbeitskreise zum Erfahrungsaustausch, ➠ kontinuierliche Weiterqualifizierung. 2.6 Träger von Kindertageseinrichtungen/Kindertagesstätten Träger der verschiedenen Einrichtungen müssen den Stellenwert der Bewegungserziehung angemessen und umfassend berücksichtigen. Das bedeutet: ➠ Verpflichtung zur qualifizierten Aus-, Fort- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter/innen, ➠ Bereitstellung personeller, finanzieller, räumlicher und materieller Mittel, ➠ verstärkte politische Einflussnahme. 146 7. Weitere Hilfen 2.7 Politische Entscheidungsgremien Politische Entscheidungsgremien müssen Bewegungsgarantien für Kinder geben. Das bedeutet: ➠ Bereitstellung ausreichender, personeller, finanzieller, materieller, räumlicher Mittel, ➠ ausreichende und kindgemäße Bewegungsräume im Wohnumfeld (Spielstraßen und verkehrsberuhigte Zonen), ➠ kindgemäße Ausstattung von Sportstätten. 2.8 Ärzte/Ärztinnen Ärzte/Ärztinnen müssen sich stärker für die Bewegungserziehung der Kinder einsetzen. Das bedeutet: ➠ aktive Beratung der Eltern, ➠ verstärkte politische Einflussnahme und die Sicherung der Bewegungserziehung im Verbund mit anderen. 2.9 Medien Die Medien müssen verstärkt über die Bedeutung der Bewegungserziehung berichten. 3. Ansprechpartner/Information • • • • • • • • • • • • • Sportjugend NRW Sportfachverbände SSB/KSB Vereine Träger der freien Wohlfahrtshilfe/Öffentliche Träger von Jugendhilfe Landschaftsverbände Elternverbände Sozialeinrichtungen der Kommunen Gewerkschaften Kinderverbände Ärztinnen und Ärzte Kommunale Jugendhilfeausschüsse Kinderbeauftragte der Kommunen und des Landes 147 7. Weitere Hilfen 7.4 Nähere Informationen bei der Sportjugend NRW Sportjugend NRW, Referat „Jugendbildung/Schule“ Friedrich-Alfred-Str. 25, 47055 Duisburg • • • • • Allgemeine Informationen Bewegungskindergärten Fachschulen für Sozialpädagogik Kinder mit mangelnden Bewegungserfahrungen Aus- und Fortbildungen Ulrich Beckmann: 02 03 / 73 81 - 876, [email protected] ➠ Birgitt Alefelder: 02 03 / 73 81 - 953, [email protected] ➠ 148