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Geheimtipp für den Sommerurlaub
Warum die kleine Atlantikprovinz Nova Scotia die
Entdeckung des Jahres ist
Dienstag, 17.02.2015, 07:40 · · von FOCUS-Online-Autorin Michaela Strassmair
Nova Scotia Tourism, Culture&Heritage Die älteste, deutsche Siedlung Kanadas: das Fischerdorf Lunenburg
Verschlafene Fischerdörfer, menschenleere Sandstrände und Hummer an jeder Ecke: Wer kennt schon Nova
Scotia? Kanadas kleine Atlantikprovinz ist ein Geheimtipp. Wir verraten sieben Gründe, warum Sie sich beeilen
müssen, die unberührte Halbinsel zu entdecken - bevor es die anderen tun.
7600 Kilometer Küste. Tausende von einsamen Buchten. Menschenleere Strände. Ideal zum Relaxen, aber auch
für Wassersport, zum Sandburgenbauen, Drachensteigen lassen und für Strandspaziergänge ohne Schuhe. So
sieht ein Strandparadies aus. In Kanada? Sehr wohl, und zwar an der Ostküste. Nova Scotia oder Neuschottland
heißt die kleine Atlantikprovinz, die aus einer Halbinsel besteht. Die zweitkleinste Provinz des Landes ist
ungefähr so groß wie Niedersachsen – nur, dass hier acht Mal weniger Menschen leben. In Zahlen ausgedrückt:
nur 940.000 Einwohner. Und alle leben relativ nah an der Küste, denn kein Punkt auf der Halbinsel ist mehr als
56 Kilometer vom Meer entfernt.
Apropos Einwohner: 80 Prozent haben Vorfahren, die von den britischen Inseln stammen, die meisten aus
Schottland wie der Name Nova Scotia verrät. Der Rest setzt sich aus 18 Prozent französischer Herkunft (die
französischen Kolonisatoren nannten die Provinz Akadien) zusammen, es folgen deutsche und niederländische
Einwanderer und 22.000 Nachfahren der Mi'kmaq genannten Ureinwohner. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie
unkompliziert, entspannt und ohne Zeitstress zusammenleben. Das spüren auch Urlauber: Es herrscht eine
herzliche Atmosphäre, Stress und Hektik sind auf den leeren Straßen ein Fremdwort und das Reisen gestaltet
sich unkompliziert.
Schließlich gibt es hier alles, was das Urlauberherz begehrt: von frischen Meeresfrüchten und preisgekrönten
Weinen bis zu wilden Abenteuern, aber auch sanften Outdoor-Aktivitäten über Tierbeobachtungen in der
Wildnis bis hin zu Unesco-Weltkulturerbe Städtchen und Höhepunkten für Sterngucker. Wir zeigen sieben
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Überirdisch schön: Skyline Trail und Strände, Kanu
und Robben
Nova Scotia Tourism, Culture&Heritage, Scott Munn Kiten, Surfen, Schwimmen: Die ostkanadische Halbinsel
Nova Scotia ist ein Paradies für Wassersportler
Kanada und Nationalparks, das gehört zusammen wie Deutschland und Schloss Neuschwanstein. In Nova Scotia
gibt es zwei Nationalparks: im Norden den „Cape Breton Highlands“-Park und im Süden den
„Kejimkujik“-Park.
Schon die Anfahrt zum „Cape Breton Highlands“-Park ist spektakulär. Ein Damm mit Hebebrücke führt von der
Halbinsel auf die vorgelagerte Insel. Der bewaldete Park mit vielen Flüssen und Seen liegt auf einer Hochebene.
Auf dem so genannten Skyline Trail werden Wanderer mit Ausblicken der himmlischen Art belohnt: Aus der
Vogelperspektive präsentieren sich steile Felsen, die fjordartig zerklüftete Küste, Berge, Täler, Wasserfälle bis
hin zu den langen, weißen Sandstränden der Ingonish Bay. Im ersten Nationalpark Ostkanadas leben Wildtiere
wie Elche, Weißkopfseeadler, Kojoten und Schwarzbären.
Auf den Spuren der Ureinwohner
Die beliebteste Art den „Kejimkujik“-Park zu entdecken, ist das Kanu. Der Park wird von den Einheimischen
kurz „Keji“ genannt, was in der Sprache der Mi'kmaq-Ureinwohnner so viel bedeutet wie „angeschwollenes
Gewässer“. Das Besondere am „Keji“ ist nicht nur, dass er in einem Unesco-Biosphärenreservat liegt und 21
verschiedene Waldarten beherbergt. Sondern auch das Siegel „Natural Historic Site“ trägt wegen seiner
kulturellen und archäologischen Bedeutung. Hier fanden Archäologen 500 Petroglyphen der Mi'kmaq, also in
Stein gemeißelte Bilder, die um 1200 nach Christus angefertigt wurden. Im „Keji“ leben Robben, Komorane,
Kanadareiher, Nerze, Fischadler und Schwarzbären.
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Traumkurven: Cabot Trail, die schönste
Küstenstraße Nordamerikas
Nova Scotia Tourism/ Wally Hayes Diese Straße gilt als die schönste Küstenstraße Nordamerikas
Ein Panorama zum Niederknien: Der „Cabot Trail“ windet sich in gefühlten 1000 Kurven durch das Hochland
der Insel Cape Breton, die im Norden Nova Scotias liegt. Wer mit dem Fahrzeug unterwegs ist, wird ständig
anhalten, weil er nicht glauben kann, was er sieht: Die raue Felsküste, Wälder, die sich wie dunkelgrüner Samt
an die Hügel schmiegen, Leuchttürme und einsame Buchten mit weißen Sandstränden stets begleitet vom
Schimmern des tiefblauen Atlantiks. Oft tauchen Gruppen von Walen in Ufernähe auf und Weißkopfseeadler
kreisen in der Meeresbrise.
Die Panoramastraße gilt als die schönste Küstenstraße des ganzen nordamerikanischen Kontinents. Der Highway
ist als Ringstraße angelegt und läuft auf einer Länge von 300 Kilometern zwischen den Orten Cheticamp und
Ingonish. Individualtouristen schätzen hier die Unberührtheit der Natur, durch die sie ganz bequem und ohne
Gegenverkehr cruisen können.
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Riesen-Erlebnis: Schnorcheln mit Walen
Nova Scotia Tourism, Culture&Heritage, Wally Hayes Der Moment auf den alle Whale Watcher hinfiebern: Ein
Buckelwal zeigt seine Schwanzflosse
In den Sommermonaten von Mai bis Oktober ist Wal-Beobachtungszeit. Dann kommen Finnwale, Buckelwale,
Pilotwale, Zwergwale und Delfine ganz nah an die Küste Nova Scotias. In Cheticamp, an der Nordwestküste der
großen, vorgelagerten Insel, wird eine ganz besondere Art des so genannten Whale Watchings angeboten: mit
Walen schnorcheln und eben nicht nur auf einem Boot sitzen und die Tiere beobachten.
Dabei schlüpfen die Schnorchler in die Rolle des stillen Beobachters. Das heißt: Es wird weder mit noch auf die
Meeressäugern zugeschwommen, sondern gewartet bis die wilden Tiere sich den Menschen nähern. „Softin-water-encounter“ lautet der Name dieser tierfreundlichen Methode, bei der die Schnorchler mit dem Boot
rausfahren, ins Wasser springen, um dann ruhig im Wasser zu treiben und mit ihren Flossen höchstens gegen das
Abtreiben zu paddeln.
Wale wollen lieber Menschen erforschen als andersherum
Denn die über 20 Meter langen und bis zu 70 Tonnen schweren Finnwale mögen es nicht, von Geräuschen
gestört zu werden. Auch die Buckelwale, die an ihren pockenartigen, weißen Flecken auf dem Rücken und den
riesigen Brustflossen zu erkennen sind, hauen ab, wenn sie die Blasen der Sauerstoffflaschen von Tauchern
wahrnehmen. Pilotwale, die auch Grindwale heißen, und Zwergwale, die nur zwischen sechs und zehn Metern
groß und sehr zutraulich sind, kommen offensichtlich auch näher an den Menschen heran, wenn er sich still und
zurückhaltend verhält.
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Bunt und verträumt: Fischerdörfer wie aus dem
Bilderbuch
Nova Scotia Tourism, Culture&Heritage Die älteste, deutsche Siedlung Kanadas: das Fischerdorf Lunenburg
Neuschottland ist bekannt für seine vielen Leuchttürme. „Lighthouse Route“ heißt eine von insgesamt elf
ausgeklügelten Touren, die auf einer Strecke von 339 Kilometern zu den schönsten Plätzen führen. Der Vorteil
der Leuchtturm-Route entlang der Küste ist, dass sie an zwei der schönsten Fischerdörfer Halt macht. Die kleine
Hafenstadt Lunenburg zum Beispiel ist Kanadas älteste deutsche Siedlung – mit langer Fischerei- und
Schiffsbautradition. Das Städtchen, das 90 Kilometer von der quirligen Hauptstadt Halifax entfernt liegt, ist
nicht nur für seine roten Holzhäuschen am Hafen bekannt. Auch die bunten Holzhäuser und alten Kapitänsvillen
im Zentrum sind sehenswert. Die historischen Holzbauten mit der markanten Architektur und den kräftigen,
bunten Farben waren es auch, die Lunenburg vor 20 Jahren zum Unesco-Weltkulturerbe gemacht haben.
Gerademal 650 Einwohner leben in Peggy's Cove, dem Vorzeigedorf Nova Scotias. Der Mini-Ort an der Ostküste
darf sich mit dem Titel Kanadas meistfotografiertes Fischerdorf schmücken. In dem Leuchtturm hier war mal ein
Postamt untergebracht. Der 15 Meter hohe Turm ist weiß, die Metallkanzel rot – ganz klassisch. Der Leuchtturm
„Peggy's Point“ steht allein in einer Felslandschaft an der Spitze einer Landzunge. Diese Lage und die Tatsache,
dass es hier mal einen besonderen Poststempel gab, haben ihn zu einem der weltweit am meisten
wahrgenommenen Leuchttürme gemacht. Ein echter Bilderbuch-Leuchtturm.
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Nervenkitzel Tidenhub: Rafting auf Monsterwellen
Nova Scotia Tourism, Culture&Heritage, Wally Hayes Tidal Bore Rafting heißt der wilde Ritt...
Der Namen der Bucht klingt schon nach Spaß: In der Bay of Fundy ereignet sich ein seltenes Naturphänomen,
das sich Outdoor-Abenteurer nicht entgehen lassen sollten. Die Bucht zwischen der Halbinsel Nova Scotia und
dem Festland von New Brunswick ist 220 Kilometer lang und 60 Kilometer breit. Hier entwickeln sich die
weltweit höchsten Gezeiten, sprich der Tidenhub beträgt zwischen 13 und bei Springflut 16 Meter. Bei einem
Sturm wurden sogar 21 Meter gemessen. Diese Tidenunterschiede produzieren gewaltige Wellen, über die sich
abenteuerlustige Rafter freuen.
Denn beim „Tidal Bore Rafting“ bleibt niemand trocken: Auf einem motorisierten Schlauchboot geht es hinaus
auf den Shubenacadie River in die Gezeitenwellen, die sich bis zu drei Meter hoch aufbäumen. Das Boot gleitet,
springt und surft bei einem wilden Ritt über die nicht enden wollenden Wellen. Adrenalinkicks garantiert!
Mehr Infos:
www.tidalborerafting.com
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Sternenregen: Nachthimmel der Superlative
Sie waren die Ersten: Die Region „Acadian Skies & Mi'kmaq Lands of Nova Scotia“ haben als erste Destination
in Nordamerika ein Sternenhimmel-Zertifikat erhalten. Denn im Südwesten der Halbinsel leuchten die Sternen
so hell und klar vom schwarzen Nachthimmel wie an nur wenig anderen Orten der Welt. Die Luft ist rein und
von Industrieabgasen und sonstigen Verunreinigungen verschont, die Halbinsel ist dünn besiedelt, die nächsten
Orte liegen weit weg von dem Unesco-Biosphärenreservat – deshalb gibt es auch keine Lichtverschmutzung.
Ideale Bedingungen also für die Sternbeobachtung.
Genauso wie heute muss der französischen Eroberer Samuel de Champlain die Sterne gesehen haben, als er sich
an ihnen orientierte, um im Jahr 1604 die Küste Nova Scotias zu erreichen. Eine interessante Tatsache, die
viele Astro-Touren aufnehmen und Touristen nicht nur die Sternbilder, sondern auch die Geschichte
Neuschottlands näher bringen.In dem großen Wildnisgebiet gibt es sogar das erste, zertifizierte
„Starlight Hotel“ der Welt, wo sich aus dem Bett die tiefe, dunkle Nacht mit ihren taghell erleuchteten
Sternen beobachten lässt.
Mehr Infos:
http://www.acadianskies.com/
© FOCUS Online 1996-2016
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Fotocredits:
Nova Scotia Tourism, Culture&Heritage
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