Niederflureinstieg für KMU-SAN

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Niederflureinstieg für KMU-SAN
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Computerworld, die Schweizer Wochenzeitung für Informatik, Telekommunikation und Internet
12 Test
Computerworld Nr. 14 2. April 2004
Products
Niederflureinstieg für KMU-SAN
Gigabytes in der Westentasche
Mit seinem Formfaktor von 85 mal 85 mal 12 mm
lässt sich Freecoms USB-Speicherlaufwerk FHDXS in jeder Westentasche mitführen. Im eloxierten Aluminiumgehäuse des Winzlings steckt eine
1,8-Zoll-Harddisk von wahlweise 20 oder 40
GByte Kapazität. Das Laufwerk rotiert mit 4200
Umdrehungen pro Minute und bietet durchschnittliche Zugriffszeiten von 15 ms. Der HiSpeed-fähige USB-2.0-Hostadapter erlaubt die
Anbindung an Windows- und Mac-OS-Rechner
im laufenden Betrieb. Die ausschwenkbare USBKabelpeitsche erübrigt dabei in vielen Fällen ein
separates Anschlusskabel. Das FHD-XS ist komplett busgespiesen, so dass zum Betrieb kein
SAN-Melody Datacores
Storage-Software verwandelt einen beliebigen Standard-Server in einen Plattenspeicher, der seine
Kapazität via I-SCSI zur
Verfügung stellt. Dieses
Konzept soll KMU einen
niederschwelligen Einstieg
in die Speichernetzwerkwelt gestatten, ohne das
Budget zu sprengen.
Dirk Pelzer*
peichernetzwerken haftete in
der Vergangenheit der Ruf an,
nicht nur extrem kostspielig,
sondern auch äusserst komplex zu
sein. Seit Ende des vergangenen
Jahres aber die I-SCSI-Te ch n i k
(Internet Small Computer Systems
Interface) Fahrt aufgenommen hat,
rücken Speich e rn etze zunehmend
in die Reichweite von KMU. Das liegt
nicht zuletzt daran, dass die vorhandene Ethernet-Infrastruktur unmodifiziert weiter verwendbar ist. Was
bislang indes fehlte, war eine einfache Mögl i ch keit, den in vielen
Unternehmen bereits vorhandenen
Speicherplatz effektiver zu nutzen
oder preiswert zusätzliche Kapazität
bereitstellen zu können.
Auf diese Lücke zielt die SANSpezialistin Datacore mit der anlässlich der Cebit lancierten Software
SAN-Melody. Deren Konzept ist
ebenso einfach wie interessant: Man
nehme einen i86-kompatiblen Standard-Server und mache dessen Plattenspeicher per I-SCSI-Proto ko l l
zugänglich. Die Hardwareanforderungen scheinen recht gering: Datacore schreibt lediglich eine 300MHz-CPU von Intel oder AMD, 512
MByte RAM und eine beliebige
Ethernet-Karte vor. Da auf den Prozessor eines SAN-Melody-Servers
aber unter Umständen hohe Anforderungen zukommen, sollte man
diese Voraussetzungen eher als
Grenze des technisch gerade noch
m a ch b a ren bet ra ch ten. Praxisgere ch te Leistungswerte dürfte man
mit einer 1-GHz-Pentium-III-CPU
und 1 GByte RAM erreichen.
Bei der Wahl des Betriebssystems
ist zu beachten, dass SAN-Melody
ausschliesslich unter den englischsprachigen Versionen von Windows
2000/2003 Server oder Windows
XP läuft und zusätzlich Microsofts
Dotnet-Framework benötigt. Nutzbar ist der Speicher hingegen von
Servern unter allen Windows-Versionen, verschiedenen Unix-Derivaten, Linux und Mac-OS.
S
Taschenspeicher: USB-2.0-Festplatte FHD-XS.
zusätzliches Netzeil benötigt wird. Als Besonderheit ist eine Synchronisationsfunktion implementiert, die auf Knopfdruck den Datenbestand mit
dem heimischen PC abgleicht. Das FHD-XS
kostet in der kleineren Ausführung 329 Franken,
das baugleiche aber kapazitätsstärkere Schwestermodell geht für 449 Franken über die Theke.
Info/http://www.freecom.de
Digitaler Messsucher-«Klassiker» mit M-Bajonett
Epson, bislang eher im Scanner-, Drucker- und
Point-of-Sale-Segment aktiv, überrascht mit
einer digitalen Inkarnation der Messsucherkamera. Die aus einer Partnerschaft mit dem FotoSpezialisten Cosina hervorgegangene R-D1 erinnert nicht bloss äusserlich an Klassiker aus den
Fünfzigerjahren, sie übernimmt auch deren präzises Fokussierprinzip. Bei diesem gilt es, zwei
aus verschiedenen Winkeln aufgenommene
Sucherbilder deckungsgleich zu überlagern.
Hinter dem M-Bajonett, das mittels Adapter auch
die Verwendung von L-Objektiven zulässt, steckt
aber Digitaltechnik: Ein CCD-Sensor liefert Aufnahmen von 6,1 effektiven Megapixel Auflösung, die im RAW- oder JPEG-Format auf SDKarten gespeichert werden. Der ISO-Empfindlichkeitsbereich erstreckt sich von 200 bis 1600,
Freie Plattenwahl
Erst auf den zweiten Blick kein Klassiker: Epson RD1.
die Verschlusszeiten von 1/2000 Sekunde bis
Bulb. Als Besonderheit bietet die Kamera
Schwarzweiss-Modi mit Grün- Gelb- Orangeund Rotfilter-Simulation. Die RD1 gelangt zum
Sommerbegin in die Verkaufsregale und wird
mit knapp 4500 Franken ausgezeichnet.
Info/http://www.epson.ch
Inserat
Um den im San-Melody-System vorhandenen Speicherplatz bereitzustellen, wird im einfachsten Fall eine
– sinn vollerweise dedizier te – Festplatte über den Logical Disk Manager (LDM) von Windows in beliebig
grosse Partitionen unterteilt. Der
Harddisk-Typ (SATA, SCSI, Fibre
Channel, etc.) spielt dabei keine
Rolle. Die einzige Einschränkung,
welche die Herstellerin vermutlich
aus geschäftspolitischen Gründen
macht, ist die, dass keine externen
Plattenarrays angeschlossen werden
dürfen. Dies ist ein Bereich, den
Datacore wohl weiterhin exklusiv
mit ihrer Virtualisierungslösung
SAN-Symphony beackern möchte.
Die über den LDM angelegten
Partitionen dürfen weder formatiert
noch mit einem Laufwerksbuchstaben versehen sein. Danach müssen
sie über die SAN-Melody-Konfigurationsoberfläche in virtuelle Volumes
umgewandelt und den Applikationsservern zugewiesen werden. Diese
Hosts haben dann via LAN Zugriff
auf den Plattenplatz. Sie können
*Dirk Pelzer ist Diplomingenieur in Elektround Informationstechnik und arbeitet als
freiberuflicher Consultant und Journalist
mit dem Schwerpunkt Speichernetze in
München.
Nach dem Mapping der virtuellen Volumes erhält jeder Server exklusiven Zugriff auf seinen Plattenbereich. B i l d :C W / Pe l z e r
diesen weiter partitionieren, formatieren und ansons ten genau so nutzen, als würden sie auf lokale Disks
zugreifen.
Solange keine extremen Anforderungen an die Performance ges tellt
werden, sind keine zusätzlichen
Investitionen in separate LAN-Switches, Netzwerkkarten und ähnliches
erforderlich. Damit aber die Applikationsserver die Plattenkapazitäten nutzen können, muss ein Treiber
installiert werden, der auf Softwarebasis einen I-SCSI-Initiator realisiert. In seiner Funktion ähnelt dieser einem SCSI-Controller, mit dem
Unterschied, dass er die SCSI-Kommandos in TCP/IP-Pakte ve rp a ck t
und über das LAN versendet. Derartige I-SCSI-Initiators sind für verschiedene Bet ri e b s s ysteme erhältlich. Für den Einsatz unter Windows
empfiehlt Datacore den Einsatz von
Microsofts I-SCSI-Initiator in der
Version 1.0.3, der kostenlos heruntergeladen werden kann.
Kategorien und Optionen
Um SAN-Melody einem mögl i ch st
breiten Spektrum potenzieller Kunden schmackhaft zu machen, offeriert Datacore das Produkt in unterschiedlichen «Kategorien». Die mit
1178 Dollar preiswerteste Kategorie
A unterstützt bis zu acht Festplatten,
zwei Netzwerkanschlüsse und eine
CPU. Bei den Kategorien B, C und D
steigt zum einen der Umfang an
unterstützten Ressourcen bezüglic h
Plattenanzahl, CPU und Netzwerkkarten, zum anderen bieten sie
Schnittstellen zu optionalen Komponenten, die den Preis in der höchsten Ausbaustufe auf 23 569 Dollar
hochtreiben.
An Optionen bietet Datacore
allerlei Nützliches. Unternehmen
können beispielsweise ab Kategorie
B anstelle von I-SCSI auf Wunsch
auch Fibre Channel nutzen, um auf
die Platte n ka p a z i tä ten des SANMelody-Servers zuzugreifen. Dies
soll der Performance zugute kommen. Mit der Auto-Failover-Option
lassen sich die Daten synchron auf
zwei SAN-Melody-Server spiegeln,
so dass sie auch beim Ausfall eines
Systems noch zur Verfügung stehen.
Für erhöhte Ausfallsicherheit sorgt
auch die Asynchronous IP Replication Option. Diese repliziert den
Inhalt ausgewählter Volumes asynchron von einem SAN-Melody-Server auf einen anderen. Für Backups
grosser Datenbestände in kleinen
Zeitfenstern bietet sich zudem die
Snapshot-Option an, über die der
Datenzustand zu einem bestimmten
Zeitpunkt eingefroren und gesichert
werden kann, während der Produktivbetrieb weiterläuft. Als Besonder-
heit bietet Datacore «Network
Managed Volumes» (NVM). Diese
Technik ermöglicht eine dynamische Zuweisung von Speicherkapazität für jeden Server. Dabei wird
einem Host pro zugewiesener Logical Unit ein maximal zwei TByte
grosses Volume vorge ga u kelt. In
Wirklichkeit wird jedoch nur ein
Bruchteil davon physikalisch beansprucht. Sobald der Applikationsserver mehr Speicher benötigt, sorgt
die NVM-Technik automatisch
dafür, dass dieser entspre ch e n d
bereit gestellt wird.
Freud’ und Leid im Labor
Beim Test im SAN-Labor richteten
wir unser Augenmerk auf die Kateg o ri e -A-Version von SAN-Melody,
um deren Praxisnutzen als KMUEinstiegsprodukt zu überprüfen. Als
SAN-Melody-Server fungierte ein
Dell Poweredge 1600SC unter Windows Server 2003, bestückt mit einer
2,8-GHz-Xeon-CPU, einem GByte
Hauptspeicher, zwei ATA-100-Festplatten und einem Onboard-GigabitEthernet-Adapter von Intel. Als
Applikationsserver kam ein Dell
Poweredge 500SC mit einer 1,1GHz-Pentium-III-CPU, einem GByte
Hauptspeicher und einem GigabitEthernet-Adapter von HP zum Einsatz, der unter Windows 2000 Server
mit Service Pack 4 lief. Zudem war
auf dem Applikationsserver Microsofts I-SCSI-Initiator in der Version
1.0.3 installiert.
Installation und Ko n fi g u ra t i o n
von SAN-Melody liessen sich dank
der ausführlichen und gut verständlichen Anleitung schnell und ohne
S ch w i e ri g ke i ten bewerkstelligen.
Dabei stellten wir fest, dass sich die
Software sogleich 650 MByte der 1
GByte RAM als Zwischenspeicher
einverleibt hatte, um den Datenzugriff zu beschleunigen. Unser Applikationsserver war bereits nach 15
Minuten in der Lage, auf die ersten
Volumes zuzugreifen. Auch die Per formance über die Gigabit-EthernetAnbindung konnte sich sehen lassen. Intels I/O Meter bestätigte
Durchsätze von bis zu 26 MByte/s.
Die CPU-Belastung des SANMelody-Systems bewegte sich bei
den Leistungstests stets im unkritischen Bereich von 52 bis 56 Prozent.
Im we i te ren Te st ve rlauf zeigte
sich ein Sch wa ch p u n k t: Es stellte
sich heraus, dass auf unserem Applikationsserver nach jedem Reboot
die per I-SCSI gemounteten Laufwerke manuell reaktiviert werden
mussten, ehe auf sie zugegriffen
werden konnte. Verschiedene Problemlösungsvorschläge vom Datacore-Support führten zunächst nicht
zum gewünschten Ergebnis. Erst als
wir den von Datcore empfohlenen
Microsoft-I-SCSI-Treiber der Version
1.0.3 auf dem Applikationsserver
gegen die ältere Version 1.0.1 austa u s ch ten, klappte der Reconnect
reibungslos. Anscheinend handelt
es sich hierbei um ein Kompatibilitätsproblem auf I-SCSI-Ebene, eine
Fehlerquelle, die sich bei dieser verhältnismässig neuen Technik noch
hier und da zeigt. Im Übrigen verrichtete SAN-Melody seinen Dienst
zuverlässig. Vermisst haben wir in
der Grundausstattung allerdings
eine Mögl i ch keit, die Grösse von
Volumes dynamisch zu erwe i te rn .
Hierfür setzt Datacore die teuerste
Produktkategorie D und die Autoprovisioning-Option voraus, die
zusammen mit knapp 12 000 Dollar
zu Buche schlagen.
Fazit: Einstieg für KMU
Im Test zeigte sich die SAN-MelodyEinstiegsversion als eine ebenso
preiswerte, wie sinnvolle Investition
für Unternehmen, die in SAN-Technologie einsteigen möchten, ohne
dafür ein Vermögen auszugeben. So
könnte beispielsweise ein E-MailServer seine Daten per Soft wa re Raid auf einen SAN-Melody-Server
spiegeln, wo sie bei Ausfall des EMail-Servers von einem ReserveSystem übernommen werden könnten. Auch Szenarien zur Beschleunigung von Backup- und Restore-Vorgängen sind denkbar, die sich mit
Hilfe von SAN-Melody recht preiswert realisieren lassen.
Durch den Zukauf von Optionen
kann die Lösung zudem zu einem
späteren Zeitpunkt leicht um zusätzliche Funktionen erweitert werden.
Voraussetzung dafür ist allerdings,
dass man sich von Anfang an für die
ri ch t i ge SAN-Melody-Version entscheidet, denn nicht alle Optionen
stehen für sämtliche Produktkategorien zur Verfügung.
Produkt: SAN-Melody 1.4
Hersteller: Datacore
Vorteile: Einfache Installation und Konfiguration, flexible Preisgestaltung, gute Performance bei
Gigabit-Ethernet, optionale
Komponenten für verbesserte
Ausfallsicherheit und höheren
Durchsatz erhältlich.
Nachteile: Online-Erweiterung von Volumes nur gegen hohen Aufpreis möglich.
Preise:
Ab 1178 Dollar (Kategorie A
ohne Optionen) bis 23 569
Dollar (Kategorie D mit allen
Zusatzkomponenten).
Info/http://www.datacore.com