WASSERKRAFT - Kleinwasserkraft Österreich

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WASSERKRAFT - Kleinwasserkraft Österreich
WASSERKRAFT
Foto: Fotolia
Österreichische Post AG / Sponsoring Post 03Z035316 S Verlagspostamt 1070 Wien
Das Magazin des Vereins Kleinwasserkraft Österreich
Wiederverleihung des Wasserrechts
Klärungsbedarf bei Ökostromgesetznovelle Öffentlichkeitsarbeit
World Energy Outlook der IEA
www.kleinwasserkraft.at
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Ausgabe 22/Dezember 2008
AKTUELL
Liebe Wasserkraft-Freunde!
D
ie Liberalisierung der europäischen Strommärkte
bringt für Erzeuger aus Wasserkraftanlagen eine
neue Herausforderung mit sich: Ab 2009 trifft sie besonders WasserkraftbetreiberInnen, die ihre Anlage nicht
revitalisiert oder erneuert haben und somit keinen gesicherten Tarif auf 13 bzw. 15 Jahre erwirken konnten.
Sogenannte Altanlagen bekommen für die eingespeiste Energie nach dem 1. Jänner 2009 den Marktpreis abzüglich Aufwendungen für Ausgleichsenergie. Die letzten Monate zeigten drastisch, welche Sprünge und welch hohes Spekulationsrisiko
Christoph Wagner,
auf einem Markt möglich sind. Es gibt nun für AltanPräsident Kleinwaslagen zum derzeitigen Gesetzesstand zwei Varianten:
serkraft Österreich
Sie können die Energie über die Ökobilanzgruppe
ÖMAG zum Marktpreis abzüglich Aufwendungen abgeben. Die E-Control ermittelt diesen Preis nach einem festgelegten Schema
quartalsweise (siehe dazu den Mitgliederbereich auf www.kleinwasserkraft.at).
Sie können Ihren Strom auf dem freien Markt an einen Stromhändler verkaufen. Der Preis bildet sich dafür in Anlehnung an die EEX-Börse in Leipzig.
In den letzten sechs Monaten ist dieser Preis kurzfristig bis auf 90 Euro/MWh
gestiegen. Heute liegt der Börsenpreis wieder weit darunter. Keiner weiß, welche Auswirkung die
Finanzkrise auf den
Wir als Interessenvertretung dürfen Ihnen
Strompreis haben
nicht empfehlen, mit welchem Händler Sie wann
wird. Wir können daein Geschäft machen sollten. Christoph Wagner
her nicht empfehlen,
wann am besten ein
Abschluss mit einem Stromhändler zu tätigen ist. Diese Einschätzung müssen
Sie selbst vornehmen. Wir informieren Sie laufend über die Marktpreis-Entwicklung und besonders darüber, wo Sie sich selbst Auskunft holen können.
Ich möchte Sie erinnern, dass der Marktpreis 2002 bei 2,8 Cent/kWh lag und
wir damals bis 2012 etwa 6,5 Cent/kwh als Marktpreis erwartet hatten. Die
Entwicklung der letzten beiden Jahre ist primär von Spekulationen an den Rohstoffbörsen geprägt. Ich bin aber überzeugt, dass sich der Strompreis wieder
erholen wird – ist doch elektrische Energie die wertvollste Energieform, die
ständiger Nachfrage unterliegt. Beobachten Sie den Markt! Nutzen Sie dafür
unsere Website und unser Magazin. Wir vertreten Sie bei den politischen Verantwortlichen, in den Arbeitsgruppen der Länder und des Bundes und erklären
ständig den hohen Stellenwert der Kleinwasserkraft. Schon mehrmals genannte Aufgaben, wie Wasserrahmenrichtlinie und Gesetzeswerdung, nehmen derzeit viel Zeit in Anspruch. Es geht um Restwasserfragen, Fischwanderhilfen,
aber besonders um die zu beachtenden Umsetzungszeiträume.
Christoph Wagner,
Präsident Kleinwasserkraft Österreich
WASSERKRAFT Ausgabe 22/Dezember 08
Unannehmbare Sys
Am 5. November ging der Entwurf der Systemnutzungstarife-Verordnung 2009 (SNTVO 2009) der Energie-ControlKommission offiziell in die Begutachtung. Diesem Entwurf
zufolge kommen auf die österreichische Stromerzeugung
massive Belastungen zu, da sie
bei den Netzgebühren ordentlich zur Kasse gebeten werden
soll. Kleinwasserkraft Österreich trat gegen diese Pläne auf
und erzielte erste Teilerfolge.
D
ie Aufbringung der Strom-Netzgebühren soll neu geordnet werden.
Bisher waren wesentliche Komponenten
der Netznutzungsgebühren von den Verbrauchern und nicht von den Erzeugern
zu tragen. Dies ist auch international
so üblich. In Zukunft sollen nun jedoch
auch die inländischen Erzeuger massiv bei den Netzkosten mitbezahlen. Mit
der Belastung der Erzeuger mit Netzgebühren wird offensichtlich eine Reduktion der Netzgebühren für die KonsumentInnen angestrebt. Kleinwasserkraft Österreich zweifelt eine Entlastung
der KonsumentInnen jedoch ernsthaft an.
Die zusätzlichen Belastungen für die Erzeuger finden sich am Ende erst recht wieder
auf der Stromrechnung der Verbraucher –
außer Spesen nichts gewesen!
Die beabsichtigte Einhebung der Netzgebühren (Netzverlustentgelt) benachteiligt die österreichischen Stromerzeuger
gegenüber ihren europäischen Mitbewerbern signifikant, da dort keine vergleichbaren Entgelte von Erzeugern eingehoben werden. Dies führt zu einer deutlichen Wettbewerbsverzerrung, steigert
die Energieabhängigkeit vom Ausland und
gefährdet die heimische Stromproduktion. Auf den Punkt gebracht bedeutet das:
grünes Licht für Stromimporte, egal ob
Fotos: Kleinwasserkraft Österreich
E D I TO R I A L
K O M M E N TA R
temnutzungstarife-Verordnung 09
aus Gas-, Kohle- oder Atomkraftwerken,
existenzbedrohender Gebührenschock für
inländische Ökostromerzeuger – und das
in wirtschaftlich schwierigen Zeiten!
zeugern ist somit sachlich nicht gerechtfertigt. Daher entspricht dieses Vorgehen
nicht den rechtlichen Vorgaben.
Gleiches trifft auf das SystemdienstleisÖkostromanlagen, deren Förderung im
Ökostromgesetz geregelt ist, treffen die
zusätzlichen Belastungen besonders hart.
Sie bekommen einen gesetzlich vorgeschriebenen Fixpreis für ihren Strom.
Wenn sie nun, was in dieser Höhe niemals absehbar war, für die Netzgebühren
zur Kasse gebeten werden, können sie
diese Kosten nicht weitergeben. Die SNTVO 2009 gefährdet somit die Erreichung
der Ökostrommengen, die aus Sicht des
Klimaschutzes und aufgrund internationaler Verpflichtungen erforderlich sind.
Laut dem ersten Entwurf der SNT-VO 2009
sollten von allen Erzeugern über dem
S c h w e l l e n w e r t v o n 1 M W N e t z v e rlustentgelte eingehoben werden, und
zwar in bedeutender Höhe zwischen 0,1
Cent/kWh bis 0,4 Cent/kWh. Netzverlustentgelte müssen entsprechend den
gesetzlichen Vorgaben nach den Grundsätzen der Kostenorientierung und Kostenwahrheit festgelegt werden. Erzeuger – v. a. dezentrale, nationale Stromerzeuger – tragen technisch betrachtet fast
immer zu einer Verringerung der Netzverluste bei. Die Einhebung eines Netzverlustentgelts bei den heimischen Stromer-
tungsentgelt (SDLE) für kleine Anlagen zu, welches mit der SNT-VO 2009
abermals deutlich erhöht werden soll.
Das SDLE soll den Regelzonenführern
jene Aufwendungen abgelten, die beim
Ausgleich von Lastschwankungen entstehen. Das von Erzeugern zu entrichtende SDLE soll von derzeit 0,11 Cent/
kWh auf 0,15 Cent/kWh erhöht werden.
Technische Gutachten belegen, dass
Kleinwasserkraftwerke im Leistungsbereich bis 5 MW den Sekundärregelungsbedarf nicht verursachen. Kleinwasserkraft Österreich forderte daher, dass
Kraftwerke unter 5 MW von der Entrichtung der SDLE befreit werden (siehe
auch Artikel in „Wasserkraft“ Ausgabe
21/Oktober 2008, S. 16 und 17).
Erste Erfolge für
Kleinwasserkraft Österreich
In vielen Gesprächen und durch Pressearbeit trat Kleinwasserkraft Österreich
gegen den Verordnungsentwurf auf. Bis
zum Redaktionsschluss brachte das folgende Ergebnisse und Teilerfolge:
Gemäß unserer Forderung wird der
Schwellenwert beim SDLE auf 5 MW angehoben.
Auch für das Netzverlustentgelt wurde
der Schwellenwert auf 5 MW angehoben.
Selbst wenn dadurch einige unserer Mitglieder nicht mehr vom Netzverlustentgelt betroffen sind, möchten wir darauf
hinweisen, dass diese Anhebung an den
Argumenten gegen die Belastung der
Erzeuger mit Netzverlustentgelt nichts
ändert.
Fixiert sind diese Änderungen allerdings
erst, wenn die Verordnung Anfang nächsten Jahres in Kraft tritt. Wir werden unsere
Mitglieder über alle Entwicklungen in diesem Zusammenhang auf dem Laufenden
halten.
Neue Förderschiene
„Gewässerökologie“
K
urz vor Redaktionsschluss erreichte
uns die Nachricht: Die Förderungsrichtlinien für die neue Förderungsschiene „Gewässerökologie“ wurden beschlossen. Für
die Umsetzung von
Maßnahmen zur Verbesserung des ökologischen Zustandes
der österreichischen
Fließgewässer stehen damit auf Basis
des Umweltförde- DI Martina Prechtl,
Geschäftsführerin
rungsgesetzes För- Kleinwasserkraft
d e r u n g s m i t t e l i m Österreich
Ausmaß von insgesamt 140 Mio. Euro bis 2015 zur Verfügung. Ein Teil davon ist auch für Wasserkraft reserviert. Kleinwasserkraft Österreich
hat sich dafür eingesetzt, dass auch KleinwasserkraftwerksbetreiberInnen von dieser Förderung entsprechend profitieren.
Gefördert werden Investitionen zur Behebung von Defiziten bei der Hydromorphologie wie die Schaffung der Durchgängigkeit der Fließgewässer und die Verbesserung der Gewässerstruktur. Konkret bedeutet das zum Beispiel die finanzielle Unterstützung der Errichtung von Fischwanderhilfen. Die Förderungsrichtlinien werden vom
Umweltminister Anfang 2009 in Kraft gesetzt. Ab diesem Zeitpunkt können Förderanträge eingereicht werden. Wir werden
unsere Mitglieder dazu noch genauer informieren. Ich wollte es mir aber nicht entgehen lassen, gleich vorweg diese Möglichkeit anzukündigen.
DI Martina Prechtl,
Geschäftsführerin Kleinwasserkraft Österreich
Kontakt:
Tel.: 01/522 07 66
E-Mail: [email protected]
Ausgabe 22/Dezember 08
WA S S E R R E C H T
D r. F r a n z O b e r l e i t n e r i n f o r m i e r t ü b e r d i e a k t u e l l e R e c h t s l a g e
Wiederverleihung des
Wasserrechts
Einhaltung des nunmehrigen Standes der Technik, rechtzeitige Antragstellung, kein Widerspruch zu öffentlichen Interessen. Sind diese drei Punkte erfüllt, sollte einer Wiederverleihung
nichts im Wege stehen.
W
asserkraftwerke sind langlebig.
Es gibt zahlreiche Wasserkraftnutzungsrechte und -anlagen, die bis ins
19. Jahrhundert oder weiter zurückreichen. Mit zunehmender Verdichtung der
Wasserwirtschaft und neuen Erkenntnissen über die Verhältnisse an Gewässern zeigte sich jedoch, dass manche alten Rechte einer sinnvollen Entwicklung
bzw. nachhaltigen Gewässerbewirtschaftung im Wege stehen können und an geänderte Verhältnisse angepasst werden müssen. Eine rechtlich einwandfreie
Möglichkeit hierfür ist die Befristung solcher Rechte. Nach Ablauf der Bewilli-
gungsdauer kann somit bei einer Neubewilligung der Wassernutzung auf die aktuellen wasserwirtschaftlichen Verhältnisse eingegangen werden.
Im § 21 Wasserrechtsgesetz (WRG) ist
seit 1959 eine Befristung der Bewilligungsdauer für Wasserkraftnutzungen
zwingend vorgesehen. Mit der Wasserrechtsnovelle 1990 wurde diese zwingende Befristung auch auf alle anderen
Wasserbenutzungen ausgeweitet. Die
Bewilligungsdauer soll demnach so lange wie möglich, maximal jedoch für den
längsten vertretbaren Zeitraum festge-
WASSERKRAFT Ausgabe 22/Dezember 08
legt werden. Im Falle der Wasserkraft
bedeutet das aktuell eine Bewilligungsdauer von etwa dreißig bis fünfzig Jahren. Zudem wurden 1990 durch § 21a
Eingriffe in rechtskräftig verliehene Wasserbenutzungsrechte ermöglicht. Damit
besteht die Möglichkeit zur Berücksichtigung allfälliger späterer wasserwirtschaftlicher Erfordernisse.
Kurze Bewilligungsdauer
versus lange Bestandsdauer
Die mit der Bewilligung bestimmte Konsensdauer kann nicht erstreckt werden.
Foto: Kleinwasserkraft Österreich
WA S S E R R E C H T
Befristete Wasserbenutzungsrechte erderungen geschaffen werden. Der Waslöschen vielmehr mit Ablauf der Bewilliserberechtigte soll möglichst selbst entgungsdauer. Die weitere Ausübung der
scheiden, wann er absehbar notwendige
Wasserbenutzung bedarf daher stets eiAnpassungen ohne Druck und nach einer neuen Bewilligung. Die laufenden
genen betrieblichen und finanziellen VorEntwicklungen der Wasserwirtschaft erstellungen und Möglichkeiten planen
fordern relativ knappe Fristsetzungen.
und umsetzen möchte. Derartige AnpasWasserkraftnutzungen sind aber oft auf
sungen bedürfen einer entsprechenden
langfristigen Bestand hin geplant und
behördlichen Bewilligung (Änderungsbeausgelegt. Im Interesse der Rechtswilligung gem. § 9 WRG).
und Investitionssicherheit wurde dieses
Spannungsverhältnis zwischen wasserFür die Beurteilung, ob ein Vorhaben
wirtschaftlich gebotener kurzer Bewillidem Stand der Technik entspricht, ist
gungsdauer und langer Bestandsdauer
nicht der Zeitpunkt der Antragstellung,
der Anlagen durch die mit der WRG-Nosondern jener der behördlichen Entscheivelle 1990 eingeführten Bestimmungen
dung über die Wiederverleihung maßüber die Wiedervergeblich. Es besteht
leihung von Wasserkein Anspruch daZahlreiche Wasserkraftnutrauf, dass im Wiebenutzungsrechten
zungsrechte reichen bis ins 19.
derverleihungsver(§ 21 Abs. 3) gelöst:
Wenn eine WasserJahrhundert oder weiter zurück. fahren mit der bebenutzung weiterhördlichen Entscheidung auf die Bewilhin aktuell ist und
den heutigen Anforderungen entspricht,
ligung und Realisierung von als nötig erkannten Anpassungen zugewartet wird.
dann sollte grundsätzlich ein RechtsanEbenso wäre eine behördliche Vorschreispruch auf Wiederverleihung des Wasbung solcher Änderungen rechtswidrig.
serbenutzungsrechts bestehen. Dies
stellt eine deutliche Verbesserung der
Position des Wasserberechtigten gegenNotwendige Anpassungen sollten daüber der Rechtslage vor 1990 dar.
her bereits vor Stellung des Wiederverleihungsantrages in Angriff genommen
Der Wiederverleihungswerber hat unter
werden, damit sie rechtzeitig vor der
Entscheidung über den Wiederverleibestimmten Voraussetzungen (§ 21 Abs.
3) Anspruch auf Neuerteilung der Bewilhungsantrag wirksam sind.
ligung. Außerdem hat er bei Erfüllung
Ad 2: Rechtzeitige Antragstellung
dieser Voraussetzungen in einem allfälligen Widerstreit zwischen geplanten
Ein Wiederverleihungsantrag kann frühestens fünf Jahre, spätestens aber sechs
Wasserbenutzungen (§ 17) grundsätzlich
Vorrang vor anderen Bewerbern:
Monate vor Ablauf der Bewilligungsdauer gestellt werden. Diese Beschränkung des Antragszeitraums soll einen
1. E inhaltung des nunmehrigen Standes
Abschluss des Wiederverleihungsverfahder Technik
rens vor Ablauf der bestehenden Bewil2. rechtzeitige Antragstellung
3. k ein Widerspruch zu öffentlichen Inligung ermöglichen. Der Übergang von
Alt- zu Neubewilligung, und hier v. a. der
teressen
Zeitraum zwischen dem ErlöschenszeitAd 1: Einhaltung des nunmehrigen
punkt und der Rechtskraft der neuen BeStandes der Technik
willigung, stellt dabei ein spezielles ProDa die Wiederverleihung an die Einblem dar. Diese Problematik berücksichtigt das Wasserrechtsgesetz: Sollte trotz
haltung des nunmehrigen Standes der
Technik geknüpft ist, schließt dessen
rechtzeitiger Antragstellung das Wiederverleihungsverfahren nicht vor BewilliFehlen eine Wiederverleihung aus. Dagungsablauf abgeschlossen sein, ist der
mit soll ein Anreiz zur rechtzeitigen freiWeiterbetrieb der Anlage über die urwilligen Anpassung der Wasserbenutsprüngliche Konsensdauer hinaus rechtzung an neue Gegebenheiten und Anfor-
lich gedeckt. Dies gilt für die Dauer des
Wiederverleihungsverfahrens (Ablaufhemmung der Konsensdauer). Ein nicht
rechtzeitiger Verfahrensabschluss führt
damit NICHT zur Rechtswidrigkeit der
weiteren Ausübung der Wasserbenutzung über die Konsensdauer hinaus.
Da es sich bei der Wiederverleihung rechtlich gesehen um die Neuerteilung eines
Wasserbenutzungsrechts handelt und
nicht um die Verlängerung oder das Fortleben eines alten Rechtes, gelten im Verfahren alle einschlägigen Bestimmungen. So
ist etwa die Vorlage von entsprechenden
Projektunterlagen erforderlich, und die
Berücksichtigung fremder Rechte findet
uneingeschränkt Anwendung. Allfällige
Zwangsrechte wären neuerlich einzuräumen. Die oben beschriebene Fristablaufhemmung wirkt auch bei Zwangs-
Info
Befristete Wasserbenutzungsrechte erlöschen
nach Ablauf der Bewilligungsdauer. Für die weitere Wasserbenutzung ist eine Wiederverleihung
des Wasserrechts nötig. Die Vorgangsweise:
1 Der Wiederverleihungsantrag kann frühestens fünf Jahre, muss jedoch spätestens
sechs Monate vor Ablauf der Bewilligungsdauer gestellt werden.
2 Voraussetzung für die Wiederverleihung
ist, dass die Anlage dem nunmehrigen „Stand
der Technik“ entspricht.
3 Auch die Wiederverleihung von Wasserrechten setzt voraus, dass kein Widerspruch
zu öffentlichen Interessen besteht. War die
ursprüngliche Bewilligung mit Auflagen versehen, empfiehlt es sich, diese ins Wiederverleihungsprojekt aufzunehmen.
4 Bei der Beantragung auf Wiederverleihung des Wasserrechts sind entsprechende
Projektunterlagen erforderlich.
5 Wird trotz rechtzeitiger Antragstellung
das Wiederverleihungsverfahren nicht rechtzeitig abgeschlossen, ist der Weiterbetrieb
der Anlage über die ursprüngliche Konsensdauer hinaus – auf Dauer des Wiederverleihungsverfahrens – rechtlich gedeckt.
WASSERKRAFT Ausgabe 22/Dezember 08
WA S S E R R E C H T
rechten. Mit rechtskräftiger Wiederverleihung tritt das Erlöschen der bisherigen Bewilligung und der damit verbundenen Zwangsrechte ein. Bedarf daher
die weitere Ausübung der Wasserbenutzung wiederum einer Zwangsrechtseinräumung, wäre diese im Wiederverleihungsverfahren neuerlich vorzunehmen. Bei Vereinbarungen über Dienstbarkeiten kann
durch entsprechende Formulierung für eine Weitergeltung der Dienstbarkeit über
die Bewilligungsdauer hinaus vorgesorgt
werden. So können etwa Vereinbarungen
auf die Bestandsdauer der Anlagen getroffen werden und damit die Rechtslage
auch für ein späteres Wiederverleihungsverfahren vereinfacht werden.
Ad 3: Kein Widerspruch zu öffentlichen
Interessen
Da es sich bei der Wiederverleihung um
die Neuerteilung eines Wasserbenut-
zungsrechts handelt, sind im Verfahren
auch alle einschlägigen Bestimmungen
über die Wahrnehmung öffentlicher Interessen anzuwenden. Die Wiederverleihung setzt voraus, dass kein Widerspruch zu öffentlichen Interessen besteht. Diese Widersprüche können behebbar oder unbehebbar sein. Es liegt
auf der Hand, dass unbehebbare Widersprüche sowohl einer Bewilligung als
auch Wiederverleihung entgegenstehen.
Bei behebbaren Widersprüchen kann
es darauf ankommen, ob diese durch
einfache Auflagen oder nur durch massive Projektänderungen beseitigt werden können. War schon die ursprüngliche Bewilligung mit Auflagen versehen, dann empfiehlt es sich, diese inhaltlich in das Wiederverleihungsprojekt aufzunehmen und zum Antragsgegenstand zu machen. Ähnliches gilt für
Widersprüche zu öffentlichen Interes-
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sen, die im Wiederverleihungsverfahren erkannt werden. Wenn diese durch
freiwillige Projektänderung überwunden
werden, bestünde kein Bewilligungshindernis mehr.
Nach rechtskräftigem Abschluss eines
Wiederverleihungsverfahrens ist aufgrund der wasserwirtschaftlichen Ordnung hinsichtlich des ursprünglichen
Rechts noch ein Erlöschensverfahren
(§§ 27, 29) durchzuführen. Natürlich
sind aber besondere letztmalige Vorkehrungen bei Wiederverleihung des Rechts
nicht zu erwarten.
Die durch Befristung und Wiederverleihung erreichbare Aktualisierung von
Wasserbenutzungen ist jedenfalls effizienter, zugleich aber schonender und
weniger aufwendig als ein behördliches
Vorgehen nach § 21a. AKTUELL
Die Ökostrombranche
braucht rasch klare
Rahmenbedingungen.
Wirtschaftsministerium muss Bemühungen intensivieren
Klärungsbedarf
bei Ökostromgesetznovelle
Bereits in unseren letzten beiden Ausgaben informierten wir Sie über die für Kleinwasserkraft Österreich so positive Ökostromgesetznovelle 2008. Auf den Beschluss der Novelle im
heimischen Parlament im Juli 2008 sollte die Genehmigung durch die EU folgen. Doch Brüssel
spielte den Ball mit 23 Nachfragen an Wien zurück.
I
m August wurde die Ökostromgesetznovelle der EU-Kommission zur Genehmigung übermittelt. Diese Anmeldungs- und Genehmigungspflicht durch
die EU heißt „Notifizierungspflicht“. Sie
soll sicherstellen, dass Beihilfen keine
wettbewerbsverzerrende Wirkung zwischen den Mitgliedsstaaten schaffen und
dass sie dem beihilfrechtlichen Rahmen
der Union entsprechen.
Foto: pixelio
Ende Oktober erhielt das Wirtschaftsministerium in dieser Sache Post aus Brüssel. Die Kommission richtete einen Brief
mit Nachfragen zu 23 Punkten der Ökostromgesetznovelle an Österreich. Der
Großteil dieser Fragen wäre einfach abzuklären. Bei einzelnen Punkten, etwa
der „Ausgleichsregelung“ für die Industrie (§ 22 c), könnte es aber zu einer eingehenden Prüfung kommen. Wird zu
diesem Zweck ein so genanntes „Hauptprüfungsverfahren“ eröffnet, wird viel
Zeit bis zu einem rechtskräftigen Ökostromgesetz ins Land ziehen. Eine Verzögerung von ein bis eineinhalb Jahren
bei unsicherem Ausgang des Verfahrens
droht.
Formal könnte Österreich bei der EUKommission um eine Teilung des Verfahrens ansuchen. Eine Trennung in einen
großen Teil, der unbedenklich ist und bewilligt wird, und in einen zweiten Teil, der
ein Hauptprüfungsverfahren durchlaufen
muss. Zu diesem Zweck ist lediglich ein
Schreiben des Wirtschaftsministeriums
an die EU-Kommission notwendig.
Die nächsten Schritte
Unisono mit den anderen Ökostromverbänden fordert Kleinwasserkraft Österreich – auch mit einer Pressekonferenz
(siehe S. 18 und 19) – daher, dass Österreich seine Bemühungen beim Genehmigungsverfahren intensivieren muss. Das
Wirtschaftsministerium muss engagiert,
kompetent und mit hohem Nachdruck
agieren. Die Ökostrombranche braucht
rasch klare Rahmenbedingungen. Die
Verantwortlichen müssen zudem rasch
klären, ob die EU-Kommission einzelne
Punkte der Ökostromgesetznovelle eingehend wird prüfen müssen. In diesem
Fall sollte unverzüglich beantragt werden, die Prüfung des Gesetzes zu teilen. Durch dieses schrittweise Vorgehen
können die unbedenklichen Teile rasch
in Kraft treten, und der Ökostromausbau
in Österreich mit einem Volumen von 3,8
Mrd. Euro bis 2015 kann wieder an Fahrt
gewinnen. In Zeiten schwächelnder Wirtschaft ist das ein wichtiger Konjunkturimpuls, bei geringer und v. a. im Nationalrat
schon beschlossener Anreizfinanzierung.
Das Wirtschaftsministerium bekam 20
Tage Zeit, den Brief der EU-Kommission
zu beantworten. Dafür wurde leider bereits eine Fristverlängerung beantragt. Danach tickt die Uhr für Brüssel. Die Kommission ist dann innerhalb von zwei Monaten zu einer Beurteilung der Antwort
verpflichtet. Selbstverständlich verfolgen
wir auch in dieser Causa die Interessen
unserer Mitglieder mit Nachdruck und halten Sie darüber auf dem Laufenden.
WASSERKRAFT Ausgabe 22/Dezember 08
INTERVIEW
D r. R o b e r t F e n z , L e i t e r d e r A b t e i l u n g N a t i o n a l e Wa s s e r w i r t s c h a f t i m L e b e n s m i n i s t e r i u m
Umsetzung der
Wasserrahmenrichtlinie
Der Entwurf des Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplans wird Ende 2008, Anfang 2009 veröffentlicht. Mit seinem Maßnahmenprogramm sollen die durch die EU-Wasserrahmenrichtlinie
festgelegten Umweltziele erreicht werden.
Wie ist der Stand der Dinge bei der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie?
Dr. Robert Fenz: Derzeit arbeiten wir am Entwurf des Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplans (NGP).
Nach der Veröffentlichung des
Entwurfs hat die
Öffentlichkeit im
Jahr 2009 sechs
Monate lang die
und soll alle Maßnahmen beinhalten, mit
denen die Umweltziele bis 2015 erreicht
werden sollen. Da bei weitem nicht in allen Gewässern bis 2015 der gute Zustand
erreicht werden kann, sieht die Wasserrahmenrichtlinie auch die Möglichkeit der
Fristverlängerung vor. Wenn auch langfristig kein guter Zustand mit verhältnismäßigem Aufwand erreichbar ist, besteht
unter bestimmten Voraussetzungen die
Möglichkeit, abgeminderte Ziele festzu-
„Das Maßnahmenprogramm ist das Kernstück des Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplans.“ Dr. Robert Fenz
Möglichkeit zur Stellungnahme. Die endgültige Veröffentlichung des ersten NGP
hat bis spätestens 22. Dezember 2009 zu
erfolgen. Danach beginnt die Phase der
Umsetzung.
Sie erwähnen den NGP. Was kann man sich
darunter vorstellen?
Fenz: Der NGP ist der (vorläufige) Abschluss eines langen Planungsprozesses
und umfasst die im Jahr 2004 erstellte und 2007 ergänzte Ist-Bestandsanalyse, die Zusammenfassung der Überwachungsergebnisse des Gewässermonitorings und darauf basierend schließlich
das Maßnahmenprogramm, um die im
Wasserrechtsgesetz festgelegten Umweltziele zu erreichen. Das Maßnahmenprogramm ist das Kernstück des Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplans
legen. Im NGP ist darzulegen, in welchen
Fällen bis 2015 davon Gebrauch gemacht
werden soll.
Eine wesentliche Basis für den NGP ist die
Ist-Bestandsanalyse. Was sind die Ergebnisse für die österreichischen Gewässer
und wie lauten die wichtigsten Wasserbewirtschaftungsfragen, die sich daraus ergeben? Wo stehen wir im Vergleich zu anderen Ländern?
Fenz: Die Ist-Bestandsanalyse und auch
die bisher vorliegenden Ergebnisse des
darauf basierenden Gewässermonitorings zeigen, dass die stoffliche Belastung der österreichischen Gewässer heute
nur in relativ wenigen Fällen zu einer
Überschreitung von Umweltqualitätszielen führt. Dies ist auf die großen Anstrengungen bei der Abwasserreinigung
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in den letzten Jahrzehnten zurückzuführen. Gleichzeitig hat sich aber auch gezeigt, dass ein erheblicher Teil der Fließgewässer durch deutliche Defizite bei
der Hydromorphologie, also bei den Abflussverhältnissen bzw. bei der Gewässerstruktur, gekennzeichnet ist. In Österreich wird daher in Zukunft ein Schwerpunkt der wasserwirtschaftlichen Aktivitäten auf die „Erhaltung und Entwicklung
der Gewässer als Lebensräume“ zu legen sein. Regional wird es auch erforderlich sein, die in der Vergangenheit bereits
gesetzten Maßnahmen zur Reduzierung
der punktförmigen und diffusen Nährstoffeinträge in die Fließgewässer zu intensivieren. Die Ergebnisse des Überwachungsprogramms im Grundwasser
zeigen, dass vor allem im Osten Österreichs Grenzwertüberschreitungen überwiegend beim Parameter Nitrat festzustellen sind. Hier gilt es, vor allem im Einzugsbereich von Wasserversorgungsanlagen, eine Reduktion der Nitrateinträge
zu erreichen. In einigen EU-Staaten steht
man bei der Reduzierung der stofflichen
Einträge in die Gewässer vor wesentlich
größeren Herausforderungen als Österreich heute. Auch Fragen des mengenmäßigen Zustands von Gewässern und
Grundwasser haben vor allem in den südlichen Staaten eine ganz andere Bedeutung als bei uns. Bezüglich der morphologischen Belastungen der Oberflächengewässer dürfte die Situation in den meisten Staaten ähnlich sein wie in Österreich, wenngleich der hohe Nutzungsgrad
durch Wasserkraft sicher eine Besonderheit Österreichs in der EU ist.
INTERVIEW
Was sind die Knackpunkte, die für die BetreiberInnen von Kleinwasserkraftwerken
relevant sind?
Fenz: Die Biologie in den Fließgewässern
wird – wie erwähnt – vor allem durch hydromorphologische Eingriffe belastet. In
Bezug auf Kleinwasserkraftanlagen sind
das vor allem zu geringe Gewässerabflüsse bei Ausleitungskraftwerken und die
fehlende Fischpassierbarkeit der Wehranlagen. Fische benötigen abhängig von ihrem Entwicklungsstadium verschiedene
Lebensräume und müssen diese durch
Wanderung erreichen können. Eine erhebliche Belastung sind auch längere Staue
und Schwallabflüsse, was aber eher bei
größeren Kraftwerken relevant ist.
Welche Prioritäten verfolgt das Ministerium in diesem Zusammenhang mit dem ersten NGP?
Fenz: Das Ziel des guten Zustands wird
Foto: Privat
vielfach nicht bis 2015 erreichbar sein.
Daher wird die Erreichung des guten
ökologischen Zustands/guten ökologischen Potenzials vielfach nur etappenweise unter Nutzung der Ausnahmebestimmungen der WRRL bzw. des
WRG bis 2021 oder 2027 möglich sein.
Ziel für den ersten NGP ist es, Maßnahmen in jenen Gebieten zu priorisieren,
in denen diese Maßnahmen möglichst
große Wirksamkeit entfalten. Bei
den Fließgewässern sind vor allem die
größeren Fließgewässer (inklusive der
strecke zu berücksichtigen, damit in dieMündungsbereiche der Zubringer), in deser Strecke der gute ökologische Zustand
nen die Mittelstreckenwanderfische Nase,
erhalten bzw. erreicht werden kann. Im
Barbe und Huchen als gewässertypische
Fischlebensraum soll für den langfristigen
Arten vorkommen, aus ökologischer Sicht
Erhalt der Fischpopulation die Gewässerbedeutend. Diese Gewässer werden für
vernetzung und damit die Fischpassierbarden ersten NGP als prioritär eingestuft,
keit des neuen Kraftwerks sichergestellt
da sie im Vergleich zu den kleineren Gesein. Beides sind Anforderungen, die im
wässern einem besonders intensiven NutWesentlichen bereits bestehen und in der
zungsdruck unterliegen und daher nur
Regel auch umgesetzt wurden. Aus der genoch wenige Abschnitte dieser Gewässertypen in gutem
Zustand sind. Ein weiterer
Für ökologische Maßnahmen bei KraftSchwerpunkt werden Gewäswerken gibt es eine Förderung von 20 bis
ser sein, bei denen Synergien
mit Projekten des Schutz30 Prozent der Investitionskosten.
wasserbaus möglich sind. Im
Rahmen der derzeit durchgeführten gemeinsamen Bund-/Länder-Plaplanten Priorisierung bei der Sanierung ernung werden die Prioritäten des Ministerigibt sich, dass Kleinwasserkraftwerke daums mit den Vorstellungen und Prioritäten
von überwiegend erst nach 2015 betrofder Länder abgestimmt, also gemeinsam
fen sein werden. Abschließend möchte
festgelegt, welche Maßnahmen an welich noch betonen, dass es für ökologische
chen Gewässern letztlich im Entwurf des
Maßnahmen bei Kraftwerken eine FördeNGP enthalten sein sollen.
rung von 20 bis 30 Prozent der Investitionskosten im Rahmen des UmweltförderungsWie wird das Thema Restwasser und Schafgesetzes geben wird. Details werden in
fung der Durchgängigkeit in den nächsten
den entsprechenden Förderrichtlinien festJahren für die Kleinwasserkraft relevant
gelegt, die vor der Beschlussfassung stewerden?
hen. Wenn alles wie geplant läuft, ist daFenz: Bei neuen Kraftwerken (auch Wiedermit Anfang 2009 zu rechnen. (Anmerkung
verleihungen) wird es für die Planung jeder Redaktion: In der nächsten Ausgabe
denfalls wichtig sein, eine ausreichende
von „Wasserkraft“ berichten wir ausführlich darüber.)
Dotierwassermenge für die Restwasser-
WASSERKRAFT Ausgabe 22/Dezember 08
KRAFTWERK
Kleinwasserkraftwerk Kugler
Leben mit der Wasserkraft
Nächstes Jahr wird das Kraftwerk Kugler 75 Jahre alt. In diesem turbulenten Dreivierteljahrhundert hat die Betreiberfamilie Strickner stets an ihrem Engagement für die Kleinwasserkraft
festgehalten.
J
osef Strickner errichtete 1934 mit
seinen Söhnen Andreas und Johann in unmittelbarer Nähe ihres Bauernhauses am Griebenbach in Vina ders (Gemeinde Gries am Brenner) ein
kleines Wasserkraftwerk. Das Gebäude, die Fassung und der Zulauf waren in einfacher Holzbauweise ausgeführt. Das Kraftwerk erbrachte eine Leistung von bereits stattlichen 1.000 Watt
und 110 Volt Gleichstrom. Damit waren
eine bescheidene Hausbeleuchtung und
der abwechselnde Betrieb einer Kreissäge oder eines Bügeleisens möglich.
Johann Strickner fuhr unter den damals
noch recht abenteuerlichen Reisebedingungen mit dem Fahrrad ins 30 km entfernte Innsbruck, wo er erfolgreich die
wasserrechtliche Genehmigung beantragte.
Immer in Betrieb
Info
Betreiber: Max Strickner
Ansprechperson: Mag. Andrea Leiter
E-Mail: [email protected], Mobil: 0664 436 84 20
10
Es folgte der Zweite Weltkrieg, und die
kleine Anlage geriet immer mehr in einen sehr desolaten Zustand und schien
zu verfallen. Trotz schwierigster Bedingungen – denn im Winter hatte man
mit Frost zu kämpfen und somit fror die
WASSERKRAFT Ausgabe 22/Dezember 08
Wasserzufuhr aufgrund der geringen
Fallhöhe nahezu ein – blieb die Anlage
immer in Betrieb. In den Ringschmierlagern an der Turbine hatte sich im Laufe der Zeit Spritzwasser angesammelt
und somit wurde das zur Schmierung
notwendige Öl herausgeschwemmt,
wodurch sich die Turbinenwelle auf ein
Viertel ihrer Stärke abrieb.
1952 gelang Andreas Strickner unter
schwierigen Umständen die Sanierung
und teilweise Erneuerung des Kleinwasserkraftwerks mit Stahlrohren. Die
Leistung stieg dadurch auf etwa vier
kW bei 110 Volt. 1956 baute sein Sohn
Max Strickner ein kleines Sägewerk,
das bis heute in Betrieb ist. Max Strickner kümmerte sich von da an auch um
KRAFTWERK
Damals wie heute betreibt die Familie Strickner das Kraftwerk in Vinaders – die Technik hat sich geändert, die Begeisterung für Wasserkraft nicht.
das Wasserkraftwerk. 1965 erfolgte
d a n n d i e U m s t e l l u n g a u f 2 2 0 Vo l t
Gleichstrom.
Einspeisung ab 1984
Um die häusliche Versorgung gänzlich
zu gewährleisten, startete Max Strickner im Jahr 1973 einen größeren Umbau. Auf der somit neu erzielten Fallhöhe von 80 Metern wurden 300-mmStahlrohe verlegt. Auch die Umstellung auf Wechselstrom erfolgte zu dieser Zeit. Aufgrund der damaligen wirtschaftlichen Lage, des billigen Öls und
der guten Veranlagungsmöglichkeiten
wurde ihm von vielen Seiten von diesem Vorhaben abgeraten, und zudem
gab es damals keinerlei Einspeisemöglichkeiten. Unbeirrt setzte er aber sein
Engagement für die Nutzung der Wasserkraft fort.
Fotos: Privat
1984 entstand nach einer weiteren wasserrechtlichen Genehmigung die Anlage
in ihrer heutigen Form mit einer Fallhöhe von 120 Metern. Dabei wurden 550
Lfm. 300-mm-Rohrleitungen verlegt. Eine Wassermenge von 120 sek/l versorgt
die Turbine, wodurch eine Leistung von
105 kW produziert werden kann. Von
diesem Zeitpunkt an wurde auch die
Einspeisung in das öffentliche Stromnetz ermöglicht, womit eine stabile
Leistung erzielt werden konnte. Seit
1984 wird das Kraftwerk stetig mit viel
Hingabe betreut und je nach Möglichkeit technisch erneuert sowie bei abnutzungsbedingter Notwendigkeit überarbeitet.
Erlesenes
Kleinwasserkraftwerksbau
betriebswirtschaftlich
Die Autorin, Mag. Andrea Leiter, ist die Tochter von Max Strickner, dem Betreiber des 1934
errichteten Kraftwerks Kugler (siehe Artikel).
In ihrem Buch „Kleinwasserkraftwerksbau betriebswirtschaftlich“ gibt sie den LeserInnen
anhand eines praxisbezogenen Beispiels einen
Überblick über Risikoanalyse und Unternehmensbewertung zur Investitionsentscheidung
im Bereich Kleinwasserkraft vor dem Hintergrund von Behördenauflagen, Tarifentwicklungen, Wasserrahmenrichtlinie, Elektrizitätsabgaben, Grundlagen der Stromlieferung, Einspeisetarifen, Wasserrecht und Förderungen.
Andrea Leiter
Kleinwasserkraftwerksbau
betriebswirtschaftlich – Grundlage
für Investitionsentscheidungen
Verlag Dr. Müller, 2008, 92 Seiten
ISBN: 978-3-639-01997-1, Preis: 49 Euro
WASSERKRAFT Ausgabe 22/Dezember 08 11
WA S S E R K R A F T U N D Ö K O L O G I E
Wa s s e r a u s l e i t u n g u n d i h r e F o l g e n
Wasserrest oder Restwasser
Über den Balanceakt bei der Bemessung einer ökologisch verträglichen Mindestdotation.
A
usleitungskraftwerke sind der häufigste Typ von Kleinwasserkraftwerken. Zwischen Entnahmewehr und Rückgabe entsteht eine Restwasserstrecke, die
früher oft eine „Nullwasserstrecke“ war.
Immer noch begegnen uns Kraftwerksanlagen mit veraltetem Konsens, die das
Wasser bis aufs letzte Tröpfchen einziehen. Heute erübrigt
sich aber die Diskussion über die Notwen-
Wasserrechtsgesetz verankert. Somit liegt,
wie der Schutz der Gewässer überhaupt, eine ausreichende Restwasserdotation im öffentlichen Interesse.
Ist die Restwassermenge zu gering, hat das
vielfältige Auswirkungen: Das Wasser rinnt
langsamer, es erwärmt sich im Sommer
schneller. Im Winter kann es zu Grundeisbildung kommen. Etwaige Einleitungen aus
Siedlungsgebieten und landwirtschaftliche
Einträge (Gülle) werden weniger verdünnt.
Die geringere Fließgeschwindigkeit kann zu Un„Sinnvolles Restwasser
terschieden in der Substratmuss 365 Tage im Jahr und
zusammensetzung führen.
Statt Kies überwiegt plötz24 Stunden am Tag rinnen.“
lich Feinsediment und OrDr. Regina Petz-Glechner
ganismen des Makrozoobenthos verlieren ihren Ledigkeit einer Restwassermenge im Bachbensraum. Bettbildende Umlagerungsprobett: Sie zählt aus ökologischer Sicht zum
zesse werden unterbunden, wenn bei einer
„Stand der Technik“.
hohen Ausbauwassermenge kaum Tage mit
Überwasser auftreten. Größeren Fischen
Schwieriger wird es, wenn es um die korfehlen tiefere Zonen, so dass die Fischbiorekte Bemessung dieser Dotation geht. Bemasse drastisch zurückgeht.
triebswirtschaftliche Gründe stehen im Konflikt mit den ökologischen Anforderungen,
Eine ökologisch begründete Mindestdotaeine gewässertypspezifische Lebensgetion ist daher sehr wichtig. Im Optimalfall
meinschaft qualitativ und quantitativ zu ersollte für jedes Gewässer eine Einzelfallhalten. Ein guter ökologischer Zustand ist
beurteilung erfolgen. Es werden dabei an
Ziel der Wasserrahmenrichtlinie, die ein Vercharakteristischen sowie flachen (d. h. kribot der Verschlechterung des Zustandes im
tischen) Abschnitten Messungen der Was-
Wasserlose Restwasserstrecken sollten
im 21. Jahrhundert
der Vergangenheit
angehören.
Starkes Algenwachstum
in einer stark besonnten,
zu gering dotierten
Restwasserstrecke.
12
WASSERKRAFT Ausgabe 22/Dezember 08
sertiefen und Fließgeschwindigkeiten vorgenommen. Je nach Fischregion gelten unterschiedliche Grenzwerte, denn ein großer
Huchen oder ein hochrückiger Karpfenfisch
brauchen tieferes Wasser als die schlanken Forellen. Besonders wichtig ist, dass
ein Wanderkorridor erhalten bleibt, durch
den die Strecke für alle Fischarten durchwanderbar bleibt. Die schönste Fischwanderhilfe am Wehr ist sinnlos, wenn eine
seichte Restwasserstrecke das Erreichen
des Fischpasses verhindert.
Dynamik im Abfluss zählt zu den charakteristischen Erscheinungen in einem Fließgewässer. Sie muss in Restwasserstrecken
für den Erhalt der Lebensgemeinschaften
durch höhere Dotation in abflussreichen
Monaten oder die Abgabe eines prozentuellen Anteils am zufließenden Wasser simuliert werden.
Schwarze Schafe, die vorgeschriebene
Werte nicht einhalten, schaden dem Image
aller KleinwasserkraftbetreiberInnen und
sind der Grund, warum Behörden eine
Nachweisbarkeit der Restwasserabgabe
fordern. Versuchen Sie, eine Stunde die Luft
anzuhalten! Ebenso wie unsere Luft zum
Atmen muss auch Restwasser 365 Tage im
Jahr und 24 Stunden am Tag gewährleistet
sein. Nur dann kann auch die Energiegewinnung nachhaltig genannt werden.
GESELLSCHAFT
Trotz moderner, stromsparender Geräte nimmt
der Stromverbrauch stetig zu.
EndverbraucherInnen in der Pflicht
Die Krise als Chance
Raumwärme, Kühlung, elektrischer Strom, Mobilität, Sachgüter,
Nahrung. In welchen Bereichen unseres täglichen Lebens steckt
keine Energie? Noch nie hat eine Gesellschaft so viel Energie verbraucht wie wir. Der wachsende Energieverbrauch birgt
viele Gefahren, die man auch als Chance betrachten kann.
F
olgende Risiken der Energiegesellschaft sorgten bei einer Veranstaltung
im Wiener RadioKulturhaus für Diskussionsstoff: sichere Beschaffung der fossilen Energieressourcen, Begrenzung der
klimatischen Auswirkungen, Wandel von
der fossil orientierten Mehrbedarfsgesellschaft zur regenerativ orientierten Minderbedarfsgesellschaft sowie Erhaltung von
Lebensstandard und Beschäftigung. Analog dazu warnte die Internationale Energieagentur – konkret deren Chefökonom
Fatih Birol – erstmals: „Wir sollten das Öl
verlassen, bevor es uns verlässt.“
Fotos: Kleinwasserkraft Österreich, Bilderbox
Otto Normalverbraucher würde sich nun
gerne zurücklehnen und den Schwarzen
Peter der Industrie, dem Dienstleistungssektor und der Landwirtschaft zuspielen. Doch diese Rechnung geht nicht auf.
Denn die Haushalte verursachen 30,3 %
des energetischen Endverbrauchs. Auch
beim Verkehr, der 29,9 % des energetischen Endverbrauchs ausmacht, geht ein
wesentlicher Teil auf die Haushalte zurück.
Die beiden Bereiche stellen damit die In-
tenziale. Doch Erzeugung, Verarbeitung,
Transport, Vermarktung, Zubereitung und
Abfallentsorgung von Lebensmitteln sind
energieintensiv. Rindfleisch und andere tierische Produkte kristallisieren sich
bei genauerer Betrachtung als die großen
CO2-Verursacher heraus. Darüber hinaus
kann der übermäßige Verzehr tierischer
Lebensmittel als eine erhebliche Ressourcenverschwendung gesehen werden, da
beispielsweise bei Rindfleisch erst zehn
Kalorien verfüttert werden müssten, um
eine Kalorie Rindfleisch zu erhalten. Ökologisch angebaute, saisonale und regionale Produkte sowie gering verarbeitete
(Stichwort Frischkost) und pflanzliche Lebensmittel stellen hierzu eine Alternative
für unsere Gesellschaft dar. Weiters sollen die Konsumenten zu umweltverträglich verpackten Produkten greifen.
Vorbild Indonesien,
Madagaskar, Galapagos
Laut einer Studie der Universität Magdeburg setzt sich nur eine kleine Bevölkedustrie mit 26,4 %, den Dienstleistungsrungsgruppe, etwa ein Zehntel, aktiv für
sektor mit 10,4 % und die Landwirtschaft
die Nutzung erneuerbarer Energie ein.
mit 2,9 % in den Schatten.
Wenn es zu einem Wandel in der gesellschaftlichen Energienutzung kommen soll,
muss dieser Anteil steigen. Gelingt dies,
Unterschätzt: Faktor Ernährung
so entstehen mehr und mehr wirklich
Wo kann man bei den Haushalten ansetnachhaltige Energiegemeinschaften, wie
zen? Eine oft strapazierte Forderung ist,
sie in der genannten Studie in Indonesien,
das Auto öfter in der Garage zu lassen. LeMadagaskar und auf den Galapagos-Inbensstile, die sich in größeren Wohnfläseln schon beobachtet wurden. Scheitern
chen pro Person, luwir, so sind Mensch
xuriöser Ausstattung
und Umwelt gefährNur eine gemeinsame Anstrenetc. niederschlagen,
det. Es geht auch
gung
kann
die
Lösung
sein.
müssen hinterfragt
darum, Risiken wie
werden. Zu allem
Ungleichverteilung
Überfluss werden Effizienzgewinne in
und daraus entstehende Konflikte bis hin
Haushalten zum Teil durch Nachfragesteizu Kriegen rechtzeitig zu verhindern.
gerungen überkompensiert (Rebound-Effekt). Das muss sich ändern. Passivhäuser
Die Quintessenz der Veranstaltung: Die Versparen beispielsweise im Vergleich zu herantwortung für eine nachhaltige, neue Enkömmlichen Häusern etwa drei Viertel der
ergiekultur können weder der Gesetzgeber
Energie. Erklärtes Ziel ist, bewusst zu manoch die EndkonsumentInnen allein tragen.
chen, dass billige Energie knapp ist.
Nur eine gemeinsame Anstrengung kann
der Schlüssel sein, wobei sich die GesellSo denken auch beim Wort „Ernährung“
schaft im Kollektiv ihrer Möglichkeiten wieder stärker bewusst werden sollte.
die wenigsten an Energie und Einsparpo-
WASSERKRAFT Ausgabe 22/Dezember 08 13
TECHNIK-NEWS
Pelton-Turbine
zweidüsig, horizontal,
außenreguliert
Für große Fallhöhen sowie geringe und mittlere Durchflüsse
Die Pelton-Turbine
Ohne Turbine keine Nutzung der Kraft des Wassers und kein
Kleinwasserkraftwerk. Grund genug, die verschiedenen Typen
in einer Artikelserie vor den Vorhang zu holen. Wir beginnen
mit der Pelton-Turbine, die dem klassischen Wasserrad ähnelt.
I
hren Namen verdankt die Pelton-Turbine
dem amerikanischen Ingenieur Lester
Pelton, der sie 1879 konstruierte und sich
das Patent sicherte. Da die Turbine bereits
im Folgejahr industriell zum Einsatz kam,
blieb ihm das typische Erfinderschicksal,
ein Lebensabend in Armut, erspart.
Die Pelton-Turbine ist eine Freistrahlturbine, die ihre Vorteile vor allem bei geringen
und mittleren Durchflüssen und einer relativ großen Fallhöhe entfalten kann. Häufig
kommt sie bei Speicherkraftwerken und
Hochdruckanlagen zum Einsatz. Das Triebwasser entströmt dem Druckrohr durch
eine Düse mit verstellbarer Austrittsöffnung als relativ dünner Wasserstrahl. Anschließend trifft es auf ein mit Schaufeln
besetztes Laufrad. Aus der Ablenkung des
Wasserstrahls, der die Schaufeln anstößt,
entsteht eine Impulskraft. Die Pelton-Turbine schluckt je nach Bauart zwischen 20
und 8.000 Liter Wasser pro Sekunde. Mit
bis zu 1.500 Umdrehungen pro Minute
hat sie eine sehr hohe Drehzahl. Der Wirkungsgrad der Turbine beträgt zwischen
85 und 90 %, oft auch darüber.
Das mit Schaufeln besetzte
Laufrad ist typisch für diese Turbinenart.
14
WASSERKRAFT Ausgabe 22/Dezember 08
TECHNIK-NEWS
Foto: Voith Siemens Hydro
Zwei Arten, eine Funktionsweise
trifft. Die beiden Strahlhälften werden im
Peltonbecher um fast 180 Grad umgelenkt. Dabei wird die kinetische Energie
des Wassers in eine Impulskraft auf die
Becherschaufel und damit auf den gesamten Laufradumfang überführt.
Je nach Wassermenge und Fallhöhe kommen Freistahlturbinen mit horizontaler
Welle oder mit vertikaler Wellenausrichtung zum Einsatz. Pelton-Turbinen mit
horizontaler Welle haben eine oder zwei,
maximal drei Düsen je Laufrad. Sie sind
Worauf beim Betrieb
als Einfach- oder als parallel arbeitende
zu achten ist
Zwillingsturbinen mit zwei Laufrädern auf
einer Welle ausgeführt. Diese Turbinen
Bei Pelton-Turbinen muss besonders beeignen sich besonders für kleinere Anlaachtet werden, dass das Triebwasser
gen sowie für den Kleinwasserkraftbegut von Geschiebe und Schwebstoffen,
reich. Turbinen mit vertikaler Wellenausvor allem Quarzsandpartikeln, gereinigt
richtung mit bis zu
ist. Sonst droht bei
sechs Düsen werderartig hohen G e Der Wirkungsgrad liegt bei 85
den in Anlagen mit
schwindigkeiten
bis
90
Prozent
–
oft
auch
mehr.
großer Fallhöhe und
e r h e b l i c h e r Ve r extrem variierender
schleiß. Für den opWassermenge verwendet. Die Kraftübertimalen Betrieb darf das Laufrad nicht im
tragung auf den Generator erfolgt stets unUnterwasser waten. Es muss ein ausmittelbar über die Welle. Der grundsätzreichender Freihang zwischen Laufrad
liche Aufbau und die Funktionsweise gleiund höchstem Unterwasserstand zur Verchen sich bei beiden Wellenausrichtungen.
fügung stehen, und der Turbinenraum
muss ausreichend belüftet werden. Für
Die Druckrohrleitung mündet ins DüsenInspektions-, Wartungs- und Reparaturrohr. An dessen Ende befindet sich die eiarbeiten muss das Laufrad gut zugänggentliche Düse mit der Düsennadel zur
lich sein. Bei größeren vertikalachsigen
Regulierung des Durchflusses sowie zur
Maschinen ist dafür meist unterhalb des
gezielten Anströmung der SchaufelbeLaufrades ein begehbarer Gitterrost ancher. Um die hydraulischen Verluste infolgeordnet, der über dem Unterwasserge der enormen Geschwindigkeiten gering
spiegel liegt.
zu halten, muss die Düse optimal ausgebildet werden. Das Düsenrohrsystem darf
Herstellung der Turbine
nur schwach gekrümmt sein, was auch
das Limit von drei Düsen pro Laufrad bei
Im Vergleich zu anderen Turbinentypen
horizontalachsigen Maschinen erklärt. Die
durchleben die Laufräder von Pelton-TurSteuerung der Düsennadel kann über eibinen erheblich mehr Lastwechsel. Der
ne das Düsenrohr durchstoßende Spindel
Strahl trifft immer nur punktuell auf und
mit anschließendem Reglergestänge oder
belastet nur einzelne Schaufeln, während
über ein komplett im Düsenrohr eingedie anderen frei sind. Daher wird heute
bautes Düsenmodul mit Servomotor erfolein nicht rostender Chromnickelstahl vergen. Vor dem Laufrad befindet sich normawendet, der die Brücke zwischen Stabililerweise noch der Strahlablenker, der mit
tät, Elastizität, Schweißbarkeit, Abriebsder Düsennadel zur Regelung der Turbine
und Kavitationswiderstand bildet.
den Druckstoß begrenzt. Um den Maschinensatz schneller stillsetzen zu können,
Wurden früher die einzeln aus Gussstahl
gibt es oft eine kleine Bremsdüse, deren
hergestellten Becherschaufeln gesondert
Strahl sich auf die Becherrückseiten richoder paarweise mit der Laufradscheibe
tet. Wegen ihrer guten und schnellen Reverschraubt, so fertigt man die Laufräder
gulierbarkeit bietet sich diese Turbine auch
heute meist komplett aus einem Stück.
für die Erzeugung von Spitzenenergie an.
Seit kurzem erhalten die Schaufelbecher
einen speziellen Keramiküberzug, der die
Die Mittelschneide in den BecherschauAbriebsfestigkeit erhöht, wenn das Triebwasser stark Sedimente führt. feln teilt den Strahl, der auf das Laufrad
Firmenjubiläum
80 Jahre Kössler
E
nde September feierte der im niederösterreichischen St. Georgen ansässige Kleinwasserkraft-Spezialist Kössler
sein achtzigjähriges Bestehen.
1928 hatte Alois Kössler im benachbarten
Wilhelmsburg mit seiner Werkstatt für
Elektromaschinenbau begonnen. Acht erfolgreiche Jahrzehnte später feierten Eigentümer und MitarbeiterInnen gemeinsam mit über 160 KundInnen, PolitikerInnen und Partnern aus aller Welt. Josef
Lampl, Geschäftsführer von Kössler, beglückwünschte die Belegschaft: „Mit unseren qualifizierten und erfahrenen MitarbeiterInnen, der derzeitigen breiten Bewusstseinsbildung für erneuerbare Energie aus Wasserkraft und unseren langjährigen guten Kundenbeziehungen haben
wir als Mitglied einer international positionierten Firmengruppe hervorragende Aussichten für die nächsten Jahre. Kössler
wird auch weiterhin für Qualitätsprodukte
und -lösungen in der Wasserkraft stehen.“
Ein Höhepunkt des Jubiläums war die Einweihung des neuen Fünf-Achsen-CNC-Bearbeitungszentrums zur Fertigung von Turbinenlaufrädern – der bedeutendsten Investition der Firmengeschichte. Seit einem
Jahr ist Kössler mit seinen über 80 MitarbeiterInnen und 25 Millionen Euro Umsatz
Mitglied der Voith Siemens Hydro-Gruppe.
Sie feierten gemeinsam: Josef Lampl (Geschäftsführer von Kössler), Dr. Roland Münch (Vorsitzender der Geschäftsführung von Voith Siemens Hydro), Dr. Gerhard Blaschitz (Vorsitzender des
Beirats von Kössler) und Kössler-Geschäftsführer
Robert Doppler (v. l.).
WASSERKRAFT Ausgabe 22/Dezember 08 15
BLICK IN DIE BUNDESLÄNDER – STEIERMARK
Maschinenhaus des KW Schöttlbach.
Aus je 2 Düsen werden die Laufräder aus dem Hause EFG angetrieben.
Bewusstseinsbildung für Kleinwasserkraft
Betriebsamkeit in der Grünen Mark
Das Projekt „Steirische Schaukraftwerke“ nimmt Gestalt an, und im Herbst ging das Kraftwerk
Schöttlbach im Wölzertal in Betrieb. Wie man sieht, ist in der Steiermark in Sachen Kleinwasserkraft viel in Bewegung.
I
n der Grünen Mark produzieren derzeit
rund 420 Kleinwasserkraftwerke CO 2frei 1,3 Mrd. kWh Strom. Sie versorgen
damit etwa 270.000 Haushalte. Bei der
Wasserkraft wird großer Wert darauf gelegt, dass die Nutzung der Ressourcen im
Einklang mit der Natur steht. Unter dieser
Prämisse strebt das Land Steiermark die
Revitalisierung und Modernisierung alter
Anlagen sowie den Bau neuer Anlagen an.
Info
Kraftwerk Schöttlbach
Fallhöhe: 190 m
Ausbauwassermenge:
1.200 l/s
Turbinen:
2-düsige Pelton-Turbinen
Leistung:
je 900 kW
Generatoren:
Marelli
Druckrohrleitung: GFK (Superlit) 3.821 m
Regelarbeitsvermögen:
6 – 6,5 GWh
16
Viele InteressentInnen für
„Steirische Schaukraftwerke“
Das Land Steiermark will die Information
der Bevölkerung vorantreiben. Die SteirerInnen sollen erfahren, welche Vorteile die
Wasserkraftnutzung bringt und wie eine
moderne, ökologisch verträgliche Nutzung
dieser Ressource funktioniert. Daher startete das Land gemeinsam mit Kleinwasserkraft Österreich und dem Umwelt-Bildungs-Zentrum Steiermark ein Bewusstseinsbildungsprojekt (siehe „Wasserkraft“
Ausgabe 19/März 2008, Seite 18 und 19).
Kernstücke sind eine Schulaktion, die Gestaltung von umfassendem Infomaterial sowie die Ausstattung von Vorzeigeprojekten als „Steirische Schaukraftwerke“.
Bei einem Workshop am 6. November in
Graz ging es um die Entscheidung, welche
Kleinwasserkraftwerke Schaukraftwerke
werden. Denn erfreulicherweise bekundeten viele BetreiberInnen ihr Interesse –
WASSERKRAFT Ausgabe 22/Dezember 08
mehr, als aufgrund der finanziellen Möglichkeiten ausgestattet werden können. Beim
Workshop sollten sich alle Beteiligten persönlich kennen lernen. Es wurde darüber
informiert, was es heißt, ein Schaukraftwerk zu betreiben: womit die BetreiberInnen in der Praxis konfrontiert sein werden, wie sie profitieren, welche rechtlichen
Aspekte zu beachten sind, aber auch, was
von ihnen an Einsatz erwartet wird.
Der Tatendrang und das Engagement der
teilnehmenden BetreiberInnen waren
überwältigend. Wir möchten uns nochmals herzlich bei allen bedanken! Die
„Steirischen Schaukraftwerke“ öffnen im
nächsten Frühjahr ihre Pforten. Wir halten
Sie selbstverständlich auf dem Laufenden.
Kleinwasserkraft-Schlagzeilen
Dass die Bedeutsamkeit von Kleinwasserkraft in der Steiermark schon manche Gegner nervös macht, zeigte eine Artikelreihe
BLICK IN DIE BUNDESLÄNDER – STEIERMARK
Die 3.821 m lange Druckrohrleitung besteht aus GFK-Rohren (Marke Superlit).
in der steirischen Kronen-Zeitung. Besagte
Gegner verließen die sachliche Diskussionsebene und wendeten sich mit teils
haarsträubend falschen Daten und Argumenten an diese Zeitung. Im Sommer
sorgte die daraus resultierende, tendenzielle
Berichterstattung für Aufregung. Gegen
sachliche Diskussionen haben wir nichts
einzuwenden, wehren uns aber entschieden gegen populistischen Journalismus.
Vorzeigekraftwerk in Betrieb
trennte Maschinensätze mit je zweidüsigen
serkraftwerk sind hier recht gut. Da das
Gewässer ein Einzugsgebiet von 30 km 2
Pelton-Turbinen. Das hat den Vorteil, dass
hat, sinkt die Wassermenge auch in den
bei Wartungsarbeiten oder Stillstand einer
schwächsten Monaten im Winter kaum
Maschine immer noch die andere in Betrieb ist. Theoretisch kann das KW Schöttlunter 200 l/s. Die Wasserfassung wurde
auf 1.225 m Seehöhe
bach ein Triebwasserminimum bis
errichtet, das neue
Die
Bedingung
für
ein
Kraftwerk
Krafthaus ca. 200 Mezu 60 l/s mit einem
sind am Schöttlbach recht gut.
ter darunter. Da der
Wirkungsgrad von
Zeitplan ambitioniert
85 % abarbeiten.
war, arbeitete die beBei einem Nettogeauftragte Judenburger Baufirma Zotter teils
fälle von ca. 190 m erreicht eine Turbine eiparallel an Krafthaus, Druckrohrleitung und
ne Nennleistung von 900 kW. Zum Schluss
Wasserfassung. Es galt, 4 km Rohrleitung
war noch ein Problem zu lösen: Da der
Prellbereich im Unterwasser mit Stahl ausin alpinem Gelände zu verlegen.
gekleidet wurde, kam es im Betrieb zu
starkem Lärm. Als Lösung wurden einerBei der Turbinenwahl setzten die Betreiber auf das Know-how der Firma Hörl aus
seits eine kleine Gegenstufe im UnterwasFohnsdorf. Es wurde überlegt, eine dreidüserbereich und eine Abdeckmatte im Aussige Turbine zu verwenden. Am Ende entlauf eingebaut. Nun ist auch bei Volllast
kaum etwas vom Kraftwerk zu hören.
schied man sich doch für zwei völlig ge-
Fotos: ZeK
Umso erfreulicher ist, dass die KWBG Kraftwerksbetreibergesellschaft unter großer
Rücksichtnahme auf die Naturlandschaft
des Wölzertals ein Vorzeigekraftwerk am
Schöttlbach in Betrieb genommen hat. Das
neue KW Schöttlbach erzeugt seit September im Regeljahr 6 bis 6,5 GWh sauberen
Strom. Die Bedingungen für ein Kleinwas-
Die Bauarbeiten wurden von der Firma Zotter im Eiltempo durchgezogen.
WASSERKRAFT Ausgabe 22/Dezember 08 17
ÖFFENTLICHKEITSARBEIT
Wir tun viel und reden darüber
Öffentlichkeitsarbeit der
letzten Monate
Ein Sprichwort besagt, dass Stillstand Rückschritt ist. Davon kann bei Kleinwasserkraft
Österreich keine Rede sein. Denn es hat sich viel getan, auch in der Öffentlichkeitsarbeit. Hier
nur einige Highlights.
enttarnte DI Martina Prechtl das Ansinnen
der Energie-Control-Kommission. Weiters
forderten die Verbände bei der Pressekonferenz eine Beschleunigung des laufenden
EU-Genehmigungsverfahrens der Ökostromgesetz-Novelle (siehe Artikel S. 7).
Medienecho
Ökostrom-Vertreter bei der Pressekonferenz (v. l.): Stefan Hantsch (IG Windkraft), Heinz Kopetz (Biomasse-Verband), Martina Prechtl (Kleinwasserkraft Österreich), Hans Kronberger (Photovoltaic Austria)
W
ir sind stets bemüht, die Branche
möglichst breit in der öffentlichen
Diskussion zu positionieren und uns mit
vereinten Kräften deutlich gegen drohende
Ungerechtigkeiten zu wehren. So auch
am 12. November bei einer gemeinsamen
Pressekonferenz der Ökostromverbände Kleinwasserkraft Österreich, IG Windkraft, Biomasse-Verband und Photovoltaic
Austria. Die VerbandsvertreterInnen machten dabei sehr deutlich, dass der Entwurf
der E-Control-Kommission für die Systemnutzungstarife-Verordnung 2009 die heimische Stromerzeugung generell und die
Ökostromerzeuger besonders massiv bedroht (siehe Artikel S. 2 und 3).
cher erweckt werden. „Das ist ein billiger
Taschenspielertrick der Regulierungsbehörde, die um jeden Preis niedrige Netzgebühren vorweisen will, auch wenn bei den
Verbrauchern nie etwas ankommen wird“,
Mitgliederbereich auf Website
Für unsere neue Website, die seit Anfang
des Jahres online ist, haben wir schon
viel Lob erhalten. Danke dafür! Seit Oktober ist nun auch der Mitgliederbereich für
Medienecho auf die Pressekonferenz
Durch die Aufteilung der Netzgebühren auf
Verbraucher und Erzeuger soll der Anschein
einer Netzgebührensenkung für Verbrau-
18
Die Pressekonferenz mit dem Titel „Stillstand und neue Belastungswelle statt Aufschwung für österreichische Ökostromerzeuger“ stieß auf reges Interesse. Der
„Kurier“ berichtete ausführlich, der „Standard“ und das „Wirtschaftsblatt“ in Kürze.
Die Branchenmagazine „EnergieReport“
und „Umweltmagazin“ griffen die Problematik in langen Artikeln auf.
WASSERKRAFT Ausgabe 22/Dezember 08
Kurier,
Wirtschaftsblatt
und Standard vom
13. November (v. l.)
ÖFFENTLICHKEITSARBEIT
Sie freigeschaltet. Dieser Sektor ist exklusiv unseren Mitgliedern vorbehalten.
Wir stellen Ihnen dort interessante und
hilfreiche Informationen zur Verfügung.
Derzeit finden Sie dort etwa die Vorträge und Fotos der Jahrestagung 2008 und
eine direkte Verlinkung zum tagesaktuellen
Marktpreis für Strom an der European
Energy Exchange (EEX) Strombörse.
Der Einstieg erfolgt über www.kleinwas-
Hinweistafeln für Ihr Kraftwerk
Um die positiven Effekte der Kleinwasserkraftwerke noch besser in der öffentlichen
Meinung zu verankern und auf unsere
große Interessengemeinschaft aufmerksam zu machen, sind wir seit längerem
bestrebt, an jedem Kleinwasserkraftwerk
eine Hinweistafel anzubringen. So soll
jeder vorbeikommende Wanderer oder
Besucher erkennen, dass die Anlage ein
Partner von Kleinwasserkraft Österreich
ist und hier saubere Energie im Einklang
mit der Natur produziert wird.
Auf der Hinweistafel kann in der rechten oberen Ecke der individuelle Kraftwerksname angeführt werden. Die Bestellung läuft einheitlich über Kleinwasserkraft Österreich (Tel.: 01/522 07 66-0,
Mail: [email protected]). Die Ta-
Ihre individuelle Hinweistafel können Sie zum
Selbstkostenpreis von 25 Euro inkl. USt. und
Versand in der Vereinszentrale in Wien bestellen.
fel besteht aus einer Aluminiumgrundtafel mit einer aufgeklebten Folie, Abmessungen 41 cm x 29 cm, Stärke 2 mm.
Weiters sind vier Bohrungen für die Befestigung vorgesehen. Der Selbstkos0tenpreis beträgt pro Stück 25 Euro inkl.
USt. und Versandkosten (innerhalb Österreichs) und ist bei Lieferung fällig. Wir
freuen uns auf Ihre Bestellung!
Foto: Kleinwasserkraft Österreich, Biomasse-Verband
serkraft.at. Bitte klicken Sie hier rechts
oben auf das Feld „Mitgliederbereich“.
Dann wird die Eingabe von Benutzername und Passwort eingefordert. Jedes
Mitglied erhält so Zugang zu diesem Bereich. Der Benutzername setzt sich aus
Ihrer Mitgliedsnummer und Ihrer Postleitzahl zusammen. Ein Beispiel: Das Mitglied Max Mann hat die Mitgliedsnummer
„120“ und die Postleitzahl „5020“. Sein
Benutzername lautet daher „1205020“.
Das Passwort ist anfangs für alle mit
„VereinKWOE“ gleich, Sie können es je-
doch nach der ersten Registrierung individuell ändern.
WASSERKRAFT Ausgabe 22/Dezember 08 19
UMFRAGE
Erneuerbare Energie in Österreich beliebt
89 Prozent sind für Ausbau
der Kleinwasserkraft
Erneuerbare Energien und mit ihr die Kleinwasserkraft genießen
hierzulande große Sympathiewerte. Fossile Energien werden hingegen kritisch hinterfragt, wie eine Umfrage ans Licht brachte.
D
ass erneuerbare Energien bei der
österreichischen Bevölkerung hoch
im Kurs stehen, zeigt eine aktuelle Umfrage, mit der die IG Windkraft das Meinungsforschungsinstitut Neuberger Research beauftragt hatte. Eine der zentralen Fragen war: „Welche Kraftwerke sollen in Zukunft in Österreich gebaut bzw.
nicht gebaut werden?“ Dabei entpuppte sich mit 97 % Ja-Stimmen Strom aus
Sonne als Spitzenreiter. Die gute Nachricht für die Kleinwasserkraft lautet, dass
auf Platz zwei mit 89 % Zustimmung bereits Kleinwasserkraftwerke liegen, ex
aequo mit Windkraftwerken. Der Ausbau
von Biomasseanlagen wird von 73 % befürwortet. Große Wasserkraftwerke bilden mit 69 % das Schlusslicht unter den
erneuerbaren Energien, aber finden dennoch deutlich Befürworter.
Ganz anders das Bild bei den Fossilen:
Kohle- und Gaskraftwerke erhalten nur
mehr 14 % Zustimmung, was einer Ablehnung von 86 % entspricht. Eine noch
klarere Absage erhalten Atomkraftwerke
mit 96 % Gegnern. Somit will die österreichische Bevölkerung den Ausbau erneuerbarer Energien forcieren und in
Zukunft auf Kohle, Gas und Atom verzichten. Es steht also fest: Erneuerbare
Energien – und somit selbstverständlich
die Kleinwasserkraft – genießen Sympathie in der breiten Öffentlichkeit, auch
wenn wir manchmal rauen Gegenwind
verspüren!
Zustimmung zu Kraftwerksarten
Welche Kraftwerke sollen in Zukunft in Österreich gebaut werden?
80
97 %
89 %
89 %
Ja
73 %
60
69 %
Nein
40
20
0
-20
14 %
3%
10 %
10 %
-40
22 %
3%
30 %
-60
82 %
-80
-100
96 %
Sonnenkraftwerke
Kleine
Wasserkraftwerke
Windkraftwerke
Biomassekraftwerke
Große
Wasserkraftwerke
Fossile
Kraftwerke
Atomkraftwerke
Quelle: Meinungsforschungsinstitut Neuberger Research
20
WASSERKRAFT Ausgabe 22/Dezember 08
NACHRUF
Ein väterlicher Freund
von Hanns Kottulinsky
Ing. Harald Kawann
(1929 – 2008)
Von 1987 bis 2000 Präsident
von Kleinwasserkraft Österreich
Als vor rund fünfundzwanzig Jahren
völlig unerwartet und viel zu früh mein Vater starb, wurde ich ganz unvorbereitet
mit der unabänderlichen Tatsache konfrontiert, das E-Werk mit dem Stromnetz in Neudau zu übernehmen und zu führen. Ich war überhaupt nicht darauf vorbereitet und hatte keine Ahnung, was da zu machen sei und welche Verpflichtungen und Aufgaben ich sofort zu übernehmen hätte. Ich bekam aber den Hinweis,
ich weiß heute nicht mehr von wem, dass es da in Birkfeld jemanden
gibt, der mir helfen könnte. Ich setzte mich in mein Auto, fuhr nach
Birkfeld und landete bei Harald Kawann.
Ich werde mich immer daran erinnern, wie nett und freundlich ich empfangen wurde und mit welcher Geduld und freundlicher,
verständnisvoller Art Harald sich meiner annahm und mir meine neuen
Aufgaben näherbrachte. Er hat mich in das Stromgeschäft eingeführt!
Aus dieser ersten Begegnung wurden viele Gespräche und schon nach
sehr kurzer Zeit entwickelte sich eine Kameradschaft und tiefe Freundschaft zwischen uns.
Es war auch Harald Kawann, der mir unseren Verein näherbrachte und mich immer mehr in die Vereinstätigkeit eingebunden
hat. Nach kurzer Zeit berief er mich in den Vorstand, und ich durfte als
Sprecher der steirischen Mitglieder meine ersten Aufgaben erfüllen
und gemeinsam mit dem Präsidenten Harald Kawann die ersten Kohlen für unsere Mitglieder aus dem Feuer holen. Es war für mich selbstverständlich, nach einigen Jahren Harald Kawann als Präsident nachzufolgen und sein Werk in dieser für uns schwierigen Zeit fortzuführen.
Nicht nur für mich, der ich einen väterlichen Freund verloren habe,
sondern für uns alle ist der Tod von Harald Kawann ein großer Verlust,
und wir alle trauern um ihn.
Foto: Privat
Wir werden ihm immer für seinen Einsatz für unsere Sache dankbar sein und uns stets in Freundschaft an ihn erinnern.
WASSERKRAFT Ausgabe 22/Dezember 08 21
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Ortschaft mit Strom. Das gesamte Haus wird jetzt – einschließlich Wärmepumpe (für Haus- und Schwimmbadheizung) – mit eigenem Strom versorgt. Das Wasserrecht besteht mit Genehmigung des Landes NÖ bis ins Jahr 2088. Das Wassereinzugsgebiet erstreckt sich über 107 km². Die Anlage ist als ÖKO-Stromanlage mit einer Engpassleistung von 30 KW anerkannt, somit kann kurzfristig ins öffentliche Netz eingespeist werden.
Das Haus ist voll unterkellert, hier läuft eine KÖSSLER-FrancisSchachtturbine, bei der im Zuge der Generalüberholung u. a. die
Bolzen des Leitapparates auf Edelstahlbolzen getauscht wurden. Mit geringem Investitionsaufwand kann der nicht benötigte Strom in das EVN-Netz eingespeist werden. Weitere Informationen sowie Bilder und Ansprechpartner finden Sie unter www.w-iv.at oder unter 02822 526 81
Francisturbine: Francisturbine, generalüberholt, H = 2,5 m, Q =
0,6 m 3/s, Farbr. Osser; Hyd. Voithturbinenregler, D50, generalüberholt; Hyd. Voithturbinenregler, D125, generalüberholt. Anfrage
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Francis-Schachtturbine: Francis-Schachtturbine; Q = 600 l/s,
H = 6,0 m, Baujahr 1952, n = 272 U/min, N = 36 PS, Laufraddurchmesser d = 650 mm, Schaufelanzahl 12, Leitschaufelbreite 150 mm, Lagerung: Gleitlager, Saugrohrdurchmesser d = 600
mm, mit Schwungscheibe (Durchmesser d = 875 mm, Breite 100
mm,) incl. 2 Stk. Riemenscheiben. Anfragen an Sägewerk Falkner,
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Bj. 2005, Type SGS C04T, Serien-Nr. 121713, 400/230 Volt, 50
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22
WASSERKRAFT Ausgabe 21/Oktober 08
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Energethika – 4. internationale Fachmesse für erneuerbare und
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Info: E-Mail: [email protected], www.energethica.it
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12. Internationales Anwenderforum für Kleinwasserkraft
Call for Papers (Einreichschluss: 9. März 2009), Info: OTTI e.V.
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Impressum: Herausgeber und Medieninhaber: Verein Kleinwasserkraft Österreich,
Museumstr. 5,1070 Wien, Telefon: +43 1 522 07 66, Redaktion: DI Martina Prechtl,
Mag. Claudia Aigner, Gestaltung: COMO GmbH, Am Winterhafen 11, 4020 Linz,
Tel. +43 732 77 42 22, Fax +43 732 77 42 22-50, E-Mail: [email protected], Internet:
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WASSERKRAFT Ausgabe 22/Dezember 08 23
I N T E R N AT I O N A L
Wo r l d E n e r g y O u t l o o k 2 0 0 8
Aufruf zur Energierevolution
Mit den globalen Trends von Energieversorgung und -verbrauch verbauen wir uns unsere
Zukunft. Nur ein rascher Kurswechsel kann die Menschheit noch retten, prognostiziert
die Internationale Energieagentur in ihrem aktuellen „World Energy Outlook 2008“.
A
lle Jahre wieder, rund einen Monat
benheiten. Sie setzen voraus, dass unser
vor Weihnachten, wartet die BranKurs fortgeführt wird. Maßnahmen und
che auf die Veröffentlichung des „World
politische Entscheidungen, die bis Mitte
Energy Outlook“. Die Internationale Energie2008 verabschiedet wurden, werden beagentur (IEA) gibt nämlich jedes Jahr ausrücksichtigt. Es wird aber auch unterstellt,
führliche Daten, detaillierte Prognosen
dass keine neuen Maßnahmen ergriffen
sowie eingehende Anawerden. Diese Prognolysen über den globasen lassen dann ableilen Energiemarkt, seine
ten, wie stark und rasch
Hoffnungen auf billiges Öl
Entwicklungen und seiwir unseren Kurs änund einen schmerzfreien
ne Folgen für den Klidern müssen, um unsere
Klimaschutz sind Illusion.
mawandel in Buchform
Energiezukunft zu siheraus. Am 12. Novemchern. F a z i t d e s B e ber 2008 war es wieder so weit. Das errichts: Die Zeit ist knapp, es muss jetzt
nüchternde Fazit: Hoffnungen auf billiges
gehandelt werden. Denn laut „World
Öl und einen schmerzfreien Klimaschutz
Energy Outlook 2008“ steigt der weltsind Illusion.
weite Primärenergieverbrauch zwischen
2006 und 2030 um durchschnittlich 1,6 %
Daher ruft die IEA zu nichts Geringerem
pro Jahr. Das entspricht insgesamt einer
als zu einer Energierevolution auf. Die
Erhöhung von 45 %!
Entwicklung der Energiepreise im letzten
Jahr hat wieder einmal deutlich vor AuDie gute Nachricht lautet, dass im Szegen geführt, dass Erdöl und Erdgas endnario der IEA die erneuerbaren Energien
liche Ressourcen sind. Eine Energiewenmit jährlich 7,2 % das stärkste Wachsde ist eine ökologische, eine wirtschafttum verzeichnen und sich auf der Überliche und eine soziale Notwendigkeit.
holspur befinden. Laut dem Bericht können sich die Erneuerbaren durch sinkenErneuerbare auf der Überholspur de Kosten infolge von zunehmender Reife der Technologien, voraussichtlich höDie Prognosen der IEA zur Energiezukunft
heren Preisen für Fossile und starker poorientieren sich an den derzeitigen Gegelitischer Unterstützung von ihrer Subventi-
24
WASSERKRAFT Ausgabe 22/Dezember 08
onsabhängigkeit befreien. Erhebliche Anstrengungen sind erforderlich: Energiesparen, Energieeffizienz und ein rasche Umstellung des Energiesystems in Richtung
Erneuerbare sind das Gebot der Stunde.
Um 6 Grad mehr bis
zum Ende des Jahrhunderts
Mit dem Energieverbrauch steigt freilich
die Treibhausgaskonzentration. Deren Anstieg in der Atmosphäre beträgt im errechneten Szenario ebenso 45 %. Das schlägt
sich mit einem durchschnittlichen Temperaturanstieg um bis zu 6 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts auf das Klima nieder.
Das von der EU verfolgte Ziel, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen,
wäre damit nicht zu erreichen. Eine katastrophale und irreversible Schädigung des
Weltklimasystems ist damit zu befürchten. China, die Vereinigten Staaten, die
Europäische Union, Indien und Russland
sind weltweit die größten Emittenten. Auf
sie gehen fast zwei Drittel der weltweiten
CO 2-Emissionen zurück. Die IEA fordert
in ihrem Bericht daher resolute und koordinierte Maßnahmen. Nur so können das
Wachstum der Treibhausgasemissionen
und der daran geknüpfte Temperaturanstieg eingedämmt werden. Neben den
I N T E R N AT I O N A L
bereits genannten Aktionen im Bereich
des Energieverbrauchs und der Energiebereitstellung gehört auch die rasche
Entwicklung eines globalen Marktes für
CO2-Emissionen zu wesentlichen Instrumenten, um eine Wende herbeizuführen.
viele Jahre dauert, bis eine vollständige
Erneuerung der Bereitstellungsinfrastruktur durch die Verbreitung von effizienten
und klimafreundlichen Technologien stattfinden wird, da eine frühzeitige Außerbetriebnahme von existierendem Sachkapital
hohe Kosten verursacht.
Die Konferenz von Kopenhagen legt 2009
das globale klimapolitische Regelwerk für
die Zeit nach 2012 fest. Diese Konferenz
muss ein Meilenstein der Energierevolution werden. Es muss dabei eine langfristige
Zusammenarbeit unter Mitwirkung möglichst vieler Staaten zustande kommen.
Die Frage nach den Kosten
Natürlich sind bei all den aufgestellten Forderungen für die Energierevolution auch
die Kosten dafür eine Realität, vor der die
Augen nicht verschlossen werden können
und die einen wesentlichen Einfluss auf
die Entwicklungen nehmen. Gerade auf
dem Energiesektor stehen hohe Investitionskosten langen Laufzeiten gegenüber.
Das bedeutet auch, dass es in der Regel
Aber auch jede/r einzelne Bürger/in wird
einen Beitrag leisten müssen: Energieverbrauchsgewohnheiten müssen völlig umgestellt werden und Mehrkosten für energiesparende Kraftfahrzeuge, Elektrogeräte
und Gebäude sind zu erwarten. Diesen
Mehrkosten für BürgerInnen stehen aber
unmittelbar Einsparungen bei den Energiekosten gegenüber, die diese sogleich wieder kompensieren können.
Der „World Energy Outlook 2008“ macht
wieder einmal deutlich: Wir stehen vor einer großen globalen Herausforderung. Wir
alle sind gefordert, die Energierevolution
rasch herbeizuführen. Regierungen müssen dafür den geeigneten Rahmen und finanzielle Anreize schaffen. Der neue US-
Der „World Energy Outlook“ enthält
ausführliche Daten,
detaillierte Prognosen und eingehende Analysen.
Präsident Barack
Obama lässt immer wieder mit
Aussagen aufhorchen, die Grund zur Hoffnung geben, dass
erneuerbare Energie und Klimaschutz weltweit bald an Fahrt gewinnen werden. Obama hat eine führende Rolle der USA im
Kampf gegen den Treibhauseffekt angekündigt. Er will die erneuerbaren Energien
forcieren und den Energieverbrauch Amerikas deutlich eindämmen. Er sprach sich
dafür aus, die Emission klimaschädlicher
Gase bis 2020 auf den Stand von 1990 zurückzufahren. Bis 2050 sollte der Ausstoß
dann um weitere 80 % verringert werden.
Nur mit vereinten Kräften wird es gelingen,
das weltweite Energiesystem sauberer und
zukunftsfähiger zu gestalten.
WASSERKRAFT Ausgabe 22/Dezember 08 25
AKTUELL
Kleinwasserkraft- Potenziale in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nutzen
Forderungen an die neue Regierung
Seit kurzer Zeit steht die neue Regierung fest, und mit ihr die Ministerriege. Kleinwasserkraft
Österreich wird sich bei den Verantwortlichen umgehend für die Realisierung ihrer Forderungen
einsetzen.
N
un ist sie fixiert, die neue Regierung.
Und fest steht weiters, dass Kleinwasserkraft Österreich bei dieser auf die
Bedeutung der Kleinwasserkraft deutlich hinweisen wird: Kleinwasserkraftanlagen produzieren günstigen und CO2-freien Strom. Angesichts der steigenden Preise für fossile Rohstoffe tragen sie langfristig zu einer Preisstabilisierung im Strombereich bei. Darüber hinaus haben sie
starke positive Effekte auf die regionale
Wertschöpfung sowie auf die Schaffung
und Sicherung von Arbeitsplätzen. Gera-
de in wirtschaftlich schwierigen Zeiten
soll der Staat Investitionen schaffen und
so, ohne viel Geld in die Hand zu nehmen,
die österreichische Wirtschaft ankurbeln.
„Aus wirtschaftspolitischer Sicht wäre es
also unvernünftig, das hohe Potenzial im
Bereich der Kleinwasserkraft nicht auszuschöpfen“, stellt Präsident Christoph
Wagner fest und wendet sich im Namen
von Kleinwasserkraft Österreich mit Forderungen an das neue Regierungsteam.
26
Kleinwasserkraft Österreich fordert ein
deutliches Bekenntnis zur Wasserkraftnutzung und zur Realisierung der Potenziale im
Bereich der Kleinwasserkraft auf allen politischen Ebenen.
Laut einer Studie von Pöyry verfügt Österreich über ein Gesamtpotenzial an Wasserkraft zur Stromerzeugung von 57 TWh.
Davon wird bereits ein großer Teil genutzt. Das theoretisch ausbaufähige technisch-wirtschaftliche Wasserkraftpotenzial beträgt rund 18 TWh. Aus ökologischen
Gründen realisierbar sind davon rund 13
TWh. Nach einer Schätzung von Kleinwasserkraft Österreich und der österreichischen E-Wirtschaft sind bis 2020 sieben von diesen 13 Milliarden Kilowattstunden realisierbar. Im Bereich der Kleinwasserkraft liegen davon rund zwei TWh. Ein
Teil des Wasserkraftpotenzials liegt bei der
Optimierung von Wasserkraftwerken, der
wesentlich größere Anteil beim Neubau
von Anlagen. Im Fall der Kleinwasserkraft
schätzen wir ein Optimierungspotenzial
von rund 0,7 TWh. Kleinwasserkraft Österreich fordert die Anerkennung der positiven energiewirtschaftlichen und der Klimaschutzeffekte der Stromgewinnung aus
Wasserkraftanlagen bei der Interessenabwägung im Zuge von Projektvorhaben.
Leider sind die Genehmigungsverfahren oft
extrem langwierig und teilweise mit Hürden verbunden. Kleinwasserkraft Österreich
fordert daher eine Erleichterung der derzeit
schwierigen Genehmigungssituation für
Kleinwasserkraftprojekte.
Wasserkraftnutzung ist aktiver Klimaschutz!
Ihr Strom ist CO2-frei. Dennoch gibt es leider
oft heftige Proteste von Naturschützern
WASSERKRAFT Ausgabe 22/Dezember 08
gegen Kleinwasserkraftprojekte. Kleinwasserkraft Österreich zeigt auf, dass dabei viel
polemisiert wird, und fordert eine sachliche
Diskussion.
Kleinwasserkraft Österreich fordert eine
Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie mit
Augenmaß, da es sonst zu großen Einbußen
wertvoller Energiebereitstellung kommt.
Durch die EU-Wasserrahmenrichtlinie wird
auch in bestehende Rechte eingegriffen.
KleinwasserkraftwerksbetreiberInnen in
Österreich müssen Fischwanderhilfen bauen, oder zusätzliche Restwassergaben
für bestehende Anlagen werden vorgeschrieben. Letzteres bedeutet Einbußen in
der Energieproduktion. Daneben besteht
Investitionsbedarf für die Schaffung der
Fischwanderhilfen. Kleinwasserkraft Österreich steht zur Umsetzung von ökologisch verträglicher Wasserkraft – aber mit
Augenmaß. Denn es besteht die Gefahr,
dass Kleinwasserkraftanlagen wirtschaftlich nicht mehr tragbar sind, wenn nicht
entsprechend sensibel vorgegangen wird.
Vor allem beim Restwasser muss Fingerspitzengefühl gelten, damit nicht übervorsichtig überschießende Maßstäbe angelegt werden. Andererseits glauben wir,
dass es Förderungen sowie kompetente
Begleitung und Beratung geben muss, um
Fehlplanungen bzw. -investitionen zu verhindern und Win-win-Situationen für Gewässerökologie und Energiewirtschaft zu
schaffen. Im Rahmen von kompetenten
Beratungen soll abgeklärt werden, wie
man die Effizienz alter Anlagen steigert,
damit drohende Verluste abgefangen bzw.
überkompensiert werden. Eine über viele
Jahre geschaffene Versorgungsinfrastruktur kann nur so gesichert werden. ERNEUERBARE ENERGIE – SOLARENERGIE
„Bei den Produktionszahlen
liegt Österreich
europaweit an
der Spitze.“
Roger Hackstock
Solarwärme
auf dem Vormarsch
auch bei den Produktionszahlen liegt Österreich europaweit an der Spitze“, so Roger
Hackstock, Geschäftsführer von Austria Solar. Im Jahr 2007 wurden 800.000 Sonnenkollektoren exportiert, das entspricht 68 %
der heimischen Produktion. Drei von vier
in Österreich produzierten Kollektoren werden weltweit in mehr als 20 Länder exportiert. Der Umsatz mit Solarwärmeanlagen
betrug 2007 rund 385 Mio. Euro.
Solaranlagen für Warmwasser und Heizung boomen. Ein Impulsprogramm soll den Ausbau bis 2020 weiter beschleunigen.
Trotz dieser Erfolge ist noch viel zu tun. Um
Österreich bei Produktion europaweit an der Spitze
S
olarenergie ist die einfachste und logischste Form der Warmwasserbereitung und eine praktische Form von Klimaschutz. Sie lässt sich auch zum Heizen
und Kühlen nutzen. Für ein Einfamilienhaus
genügen 4 bis 6 m2 Kollektoren, um zwei
Drittel des Warmwassers zu erzeugen. Bei
Investitionskosten abzüglich Förderung von
ca. 4.000 Euro spart man jährlich bis zu 400
Euro Heizkosten – und das für mehr als 20
Jahre. Mit 15 bis 20 m2 Kollektoren kann
die Anlage auch die Heizung unterstützen.
Den Rest erledigt der Heizkessel.
bauten werden jedoch erst 2,2 von 100
Wohnungen solar versorgt. Im Tourismus
nutzen bereits 15 % der Betriebe die Sonne. Im dritten Quartal 2008 sind die Förderanträge für Solarwärmeanlagen in Österreich um fast zwei Drittel auf 6.047 Anträge gestiegen, gegenüber dem ersten Quartal haben sie sich mehr als verdoppelt. Der
Solarmarkt boomt in Europa, die heimische
Solarwärmebranche profitiert besonders.
„Sowohl beim technischen Fortschritt als
Österreich weltweit im Spitzenfeld
Solarwärme in kWth pro 1.000 EW (2006)
installierte Leistung in kWth / 1.000 EW
Foto: Christoph Haderer, pixelio
Fast 240.000 österreichische Haushalte
nutzen bereits die Sonne für Warmwasser und Raumheizung. Sie sparen so ca.
110 Mio. Euro an Energiekosten pro Jahr.
Bereits mehr als jede dritte neue Solaranlage dient der Heizungsunterstützung,
rund zwei Drittel der Anlagen werden im
Neubau installiert. Etwa 3.000 Solaranlagen sind im Mehrfamilienwohnbau errichtet, weitere 3.500 in Tourismus-, Gewerbe- und Industriebetrieben. Bislang sind
22 % aller Einfamilienhäuser mit einer Solaranlage ausgestattet, in Geschoßwohn-
Potenziale in den einzelnen Bereichen optimal zu nutzen, wurde eine Road-Map zum
Thema Solarwärme erstellt. Werden die
darin vorgeschlagenen Maßnahmen umgesetzt, kann im Jahr 2020 der österreichische Niedertemperaturwärmebedarf
(aktuell 40 % am gesamten Endenergiebedarf Österreichs) zu 10 % mit Solarwärme
gedeckt werden. „Nun ist die Politik gefordert, ein Impulsprogramm Solarwärme
zu starten, um die Wirtschaft zu stärken,
den Export innovativer Solartechnik ,Made in Austria‘ zu sichern und CO2-Strafzahlungen zu vermeiden“, so Hackstock.
700
600
680
500
506
400
300
200
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0
Zypern
Israel
Österreich Barbados Griechenl. Jordanien
Türkei
Deutschl. Australien
China
Quelle: Weiß/Bergmann/Faninger: „Solar Heating Worldwide: Markets and Contributions to the Energy Supply 2006“, IEA-SHC 2008
WASSERKRAFT Ausgabe 22/Dezember 08 27

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