pferd - Tierarzt Owschlag
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pferd - Tierarzt Owschlag
Ausgabe PFERD 01/2008 Erscheint quartalsweise ® aktuell TIERGESUNDHEIT +++ AKTUELLES +++ TIERMEDIZIN +++ FÜTTERUNG +++ MANAGEMENT +++ INFORMATIONEN +++ 02 I Gesund in den Frühling Frühjahrs-Check für Pferd und Weide 06 I Interview zum Einreiten Warum das Rückwärtsrichten dazu gehört 08 I Erschwerte Bedingungen Olympische Reiterspiele Hongkong 2008 12 I Lebenselexier Welches Wasser brauchen Pferde? 16 I Sammelkarte 4 Krokus Buschwindröschen Ti er I hr e is Ihre Tierarztpraxis a r z t -eP r a x Tiergesundheit aktuell -Pferd- ist der Name unserer Praxiszeitung speziell für Pferde. Viermal im Jahr gibt es Neuigkeiten zur Tiergesundheit, immer aktuelle Themen zur anstehenden Jahreszeit. Auf uns Tierärzte strömen permanent die unterschiedlichsten Informationen und Meldungen ein, die wir gerne aufbereitet an Sie weitergeben. Mit Tiergesundheit aktuell möchten wir Sie über die neuesten marktspezifischen und wissenschaftlichen Entwicklungen auf dem Laufenden halten, die uns erreichen. Unser Ziel ist es, die gute Zusammenarbeit zwischen Pferdehaltern und Tierärzten weiter zu festigen und eng bei der Lösung von Problemen zusammenzuarbeiten. Lesen Sie die Zeitung kritisch und sprechen Sie uns gerne an, wir freuen uns über jegliche Anregungen aber auch Kritikpunkte Ihrerseits. Unser Motto lautet: Immer gut informiert durch Ihren Hoftierarzt. 2|3 aktuell TIERGESUNDHEIT PFERD Gesund in den Frühling: Foto: Sontheimer Frühjahrs-Check für Pferd und Weide! Die ersten warmen Sonnenstrahlen locken, die Wiesen werden wieder grün, die Pferde stehen im Stall und scharren mit den Hufen. Also Boxentür aufgemacht und ab auf die Weide? Mitnichten. Sowohl das Pferd als auch die Weide wollen auf die Weidesaison vorbereitet werden. Angelika Sontheimer gibt Tipps im folgenden Beitrag und zeigt, wie's geht. Wer als Durchschnittsreitpferd über den Winter mit Heu und Hafer oder Pellets gefüttert wurde, kann nicht von einem auf den anderen Tag auf eine fette Frühjahrsweide hinausgelassen werden. „Anweiden“ heißt das Zauberwort, das viele Pferde vor den gefürchteten Weidekoliken rettet. Anweiden kann heißen, dass die Pferde zunächst nur auf spärlich bewachsene Flächen dürfen, die nicht oder kaum gedüngt wurden oder dass sie nur stundenweise auf Flächen mit energie- und eiweißreichem Gräserbestand weiden. Die Vorlage von Grünfutter im Stall ist, anders als bei Rinder haltenden Betrieben, in Pferde haltenden Betrieben dagegen kaum verbreitet. Die richtigen Gräser und Kräuter An eine Pferdeweide stellen Mensch und Pferd andere Ansprüche als an eine Weide für Milchkühe. Während bei den Kühen die Energie- und Eiweißdichte für die Milchbildung im Vordergrund steht, muss der Bewuchs von Pferdeweiden eine geringere Zellwandverdaulichkeit, weniger schnell lösliche Zucker und mehr schwerer verdauliche Rohfaser aufweisen, damit die Pferde keine Würde man die Weide fragen: Pferde sind keine guten Weidetiere. Als frühere Steppentiere zogen sie einfach weiter, wenn die Weidegründe erschöpft und die Nahrungsgrundlage aufgebraucht war. Die hohe Futterselektion führt zu partiellem Kahlfraß, während daneben durch die gehäufte Ansammlung von Exkrementen Geilstellen entstehen. fütterungsbedingten Krankheiten bekommen. Während bei Milchkühen aus Gründen der optimalen Futternutzung öfter die mit einem hohen Arbeitsaufwand verbundene Portionsweide durchgeführt wird, sind bei Pferden aufgrund des höheren Bewegungsdranges mehr die großen Standweiden verbreitet - mit all ihren Vor- und Nachteilen. Die Pferdeweide soll gleichzeitig Futtergrundlage und Bewegungsmöglichkeit sein. Pferde beißen die Futterpflanzen mit ihren Schneidezähnen bis knapp über dem Boden ab. Dadurch werden die Horst bildenden Gräser gegenüber den Ausläufer treibenden Gräsern benachteiligt. Als Lauf- und Fluchttiere sind Pferde sehr aktiv und legen zudem im Spielverhalten auch kurze Sprints, Stopps und Wendungen ein, die die Grasnarbe enorm schädigen. Auf Pferdeweiden entstehen entlang der Zäune schnell Trampelpfade. Die Eingänge oder Fress- und Tränkeplätze sind nach kurzer Zeit bar jeder Vegetation und werden bei nasser Witterung zum Matschloch. Am größten ist die Narbenschädigung bei beschlagenen Pferden. Die Trittbelastung von Pferdeweiden ist wohl nur noch der Belastung von Fußballfeldern vergleichbar, der Aufwand, der zur Regeneration und dauerhaften Nutzbarkeit betrieben werden müsste, ist in der Praxis nicht immer machbar. Wer Pferde auf der Weide halten will, muss sich überlegen, welchem Zweck die Weide dienen soll: Foto: Sontheimer Eine Weide für Mutterstuten mit Fohlen hat andere Anforderungen als eine Weide für Ponys. Pferdeweiden, die intensiv genutzt werden, sollten einen möglichst hohen Anteil an trittverträglichen narbenbildenden und regenerationsfähigen Untergräsern wie z.B. Deutsches Weidelgras oder Wiesenrispe haben. Diese beiden haben zudem den Vorteil, dass sie Pferden äußerst gut schmecken und so gut angenommen werden. Ebenfalls sehr schmackhaft ist das Lieschgras, wohingegen der Rotschwingel zwar sehr gut Lücken füllt und die Narbe dicht macht, allerdings für Pferde weniger schmackhaft ist. Der Handel bietet seit neuestem auch spezielle Gräsermischungen für Pferde an, die als fructanreduziert beworben werden, um HufreheGefahr zu vermindern. Unkräuter auf der Pferdeweide sind Löwenzahn, Scharfer Hahnenfuß oder Ampfer. Auch wenn es schön aussieht: Wenn Pferde auf einer „Weide“ inmitten von gelb blühendem Löwenzahn oder Scharfem Hahnenfuß stehen, ist die Weide durch lange einseitige Beweidung negativ selektiert. Weißklee und Gänseblümchen lassen auf Überbeweidung schließen. Brennnesseln sind Nährstoffanzeiger und Feuchtwiesen mit Binsen und Seggen sind keine Pferdeweiden! Minderwertig oder giftig sind Wiesenschaumkraut, Jakobskreuzkraut und Herbstzeitlose. Auf gut gepflegten und belüfteten Weiden werden die Exkremente der Tiere rasch umgesetzt. Trotzdem neigen besonders Pferdeweiden zu so genannten Geilstellen, die nicht mehr gefressen werden. Pferdeäpfel absammeln oder nicht? Dass die Verwurmungsgefahr eng mit dem Kontakt der Pferde mit ihrem eigenen Kot zusammenhängt, ist im Allgemeinen bekannt. Auf Sandausläufen, Paddocks und Grünausläufen sollten deshalb die Pferdeäpfel abgesammelt werden. Anders sieht das auf richtigen Weiden aus, also Grünlandflächen, die als Nahrungsgrundlage gedacht sind. Hier sind die Exkremente der Tiere durchaus als hochwertiger Dünger zu sehen. Es kommt dann zwar zum Aufnehmen von Larven und Wurmeiern mit dem Weidegras, aber eine geringe „Verwurmung“ stärkt die Abwehrkräfte und Selbstheilungskräfte der Pferde. Vermieden werden muss aber ein hoher Verwurmungsdruck und Massenbefall. 8 Foto: Sontheimer Zur richtigen Weidehygiene gehört beispielsweise, dass ein Pferdebestand grundsätzlich vor dem Weideaustrieb entwurmt werden sollte. Vor allem für Fohlen und Aufzuchttiere ist wichtig, dass sie auf Neuansaaten oder auf Weiden kommen, die im vorhergehenden Jahr bis höchstens in den August hinein mit Pferden beweidet wurden, um die Infektionskette zu unterbrechen bzw. abzuschwächen. Auch eine Misch- oder Wechselbeweidung mit Rindern hilft den Infektionsdruck zu verringern, da viele Parasiten wirtsspezifisch sind. Einige Fachleute empfehlen, keine vorbeugenden Entwurmungen vorzunehmen, sondern die zielgerichtete Entwurmung nach wiederholter Kotanalyse durchzuführen. In der Praxis ist aber vor allem bei Zuchtbetrieben und auch einigen Pensionsställen die viermalige Entwurmung mit Schwerpunkt in den Sommermonaten verbreitet. aktuell TIERGESUNDHEIT PFERD Foto: Sontheimer 4|5 Besonders Freß- und Tränkeplätze sind oft zu ganzjährigen Matschplätzen geworden. Abhilfe schafft - wo es möglich ist - eine Verlegung mit anschließender Neuansaat. Wenn die Forsythien blühen… Foto: Sontheimer Was beim Friseur waschen, schneiden, fönen heißt, könnte man für die Pferdeweide mit Striegeln, Schleppen, Walzen und Düngen bezeichnen. Diese Pflegemaßnahmen sollten im zeitigen Frühjahr - ab Beginn der Forsythienblüte etwa Mitte März - stattfinden, sobald die Flächen ohne Schäden befahrbar sind. Da viele Pferdehalter zum einen nicht das notwendige Wissen für eine sachgemäße Grünlandpflege und -düngung haben und zum anderen nicht über die hierfür notwendigen Maschinen und Geräte verfügen, empfiehlt sich die Anfrage bei benachbarten Landwirten oder beim örtlichen Maschinenring. Mit einer Schleppe können Maulwurfshaufen und unterschiedliche Bodenbeschaffenheiten und Belastungsintensitäten eingeebnet werden. Achtung: Das Abschleppen nach der Beweidung zur Verteilung der Kothaufen wird heute aufgrund der gleichzeitigen Verteilung der Parasitenstadien zunehmend kritisch gesehen. Ein Striegel mit Federzinken reißt die verfilzte Altnarbe auf, regt die Untergräser zur Bestockung an, schädigt unerwünschte flach kriechende Kräuter und Gräser und bereitet die Fläche für eine eventuell notwendige Übersaat mit dem Düngerstreuer vor. Pferde verbeißen das Gras tiefer als Rinder und verursachen durch ihr artspezifisches Verhalten einen besonders scharfen Tritt. Beschlag erhöht die Belastung für die Grasnarbe noch zusätzlich. Durch das Anreißen der obersten Bodenschicht wird der Boden belüftet und die Mineralisation setzt ein. Die Nährstoffe werden freigesetzt und das Wachstum wird angeregt. Was der Profi weiß, kann dem Laien nicht oft genug gesagt werden: Die Geschwindigkeit entscheidet bei allen Pflegemaßnahmen über den Erfolg! Nur bei optimalen Bodenverhältnissen darf beim Striegeln und Schleppen schneller als zehn Kilometer pro Stunde gefahren werden. Auf humosen, anmoorigen und Moorböden muss nach dem Schleppen oder Striegeln anschließend gewalzt werden, um den Bodenschluss wieder herzustellen. Die Geschwindigkeit darf hierbei nicht mehr als sechs bis acht Kilometer pro Stunde betragen. Düngen mit Augenmaß Koppelgröße, Besatzdichte und Weidedauer müssen miteinander im Einklang stehen. Die alte Regel „ein Pferd ein Hektar“ wird nur bei wenigen Betrieben verwirklicht, meist stehen mehr Tiere auf kleineren Grünlandflächen. Die reine Weidenutzung entzieht dem Boden nicht so viele Nährstoffe wie die Schnittnutzung. Zum Teil düngen die Pferdehalter die Weiden nicht oder kaum, manche Pferdeweiden werden extensiv, d. h. ohne Stickstoffdüngung bewirtschaftet. Nichtsdestotrotz muss in jedem Fall eine ordnungsgemäße Grunddüngung mit den Nährstoffen Phosphor und Kali und je nach Boden auch von Zeit zu Zeit eine Erhaltungskalkung erfolgen. Im Rahmen einer ordnungsgemäßen Düngung sind auch die Nährstoffrückflüsse durch die Exkremente oder andere organische Wirtschaftsdünger anzurechnen. Ein für Pferdeweiden gut geeigneter Stickstoffdünger, mit dem man quasi auch noch nebenbei Kalk auf die Fläche bringt, ist der langsam und nachhaltig wirkende Kalkstickstoff. Durch das beim Abbau entstehende Cyanamid hat Kalkstickstoff eine desinfizierende Wirkung. Der Dünger wird mit einer Aufwandmenge von drei bis vier Dezitonnen pro Hektar ausgebracht, was einer Stickstoff-Startgabe von 60 bis 80 kg N entspricht. Wegen der Verätzungsgefahr sollte Kalkstickstoff zwar auf feuchten Boden aber auf trockene Grasnarben ausgebracht werden. Außerdem sollte die Bodentemperatur mindestens sechs Grad betragen. Nach zwei bis drei Wochen mit ausreichendem Regen dürfen die Pferde wieder auf die gedüngte Fläche. Bevor die Pferde aber endgültig hinausgelassen werden können, müssen noch die Zäune kontrolliert und marode Bestandteile ausgewechselt werden. Besonders der E-Zaun benötigt eine sorgfältige Kontrolle: Nicht selten sind durch Frost und Wind die kleinen Nirosta-Drähte in den Litzen und Bändern gerissen und der Zaun ist nicht mehr stromführend. An Weidepfosten, die der Unterteilung dienen und die nur über einen kurzen Zeitraum in Betrieb sind, sind oft die Isolatoren von den Pferden regelrecht ausgeschubbert worden und müssen ersetzt werden. Wenn kein Netzgerät zur Verfügung steht, muss die Nass- oder Trockenbatterie in absolut gutem Zustand sein, soll die Hütesicherheit gewährleistet werden. Es ist also soweit, die Pferde sind draußen. Sich zurücklehnen und Ferien machen kann der Pferdebesitzer deswegen nicht, Weide und Tiere müssen den ganzen Sommer über betreut werden. Nicht vergessen werden dürfen Schattenplätze, Witterungsschutz, eine angepasste Mineralienversorgung und ein Salzleckstein. Auch das Zufüttern von raufaserreichem Heu kann sinnvoll sein, wenn entweder der Aufwuchs nicht ausreicht oder das junge, sehr eiweißhaltige Gras ergänzt werden soll. Die Wasserversorgung muss so gestaltet werden, dass alle Pferde zu jeder Zeit Zugang zu frischem Wasser haben. Dies kann entweder stationär mit einer Weidepumpe oder mobil mit einem Weidefass, Tank oder manueller Versorgung aus Kanistern und Wannen sichergestellt werden. Zu guter Letzt Das Glück der Pferde und des Pferdebesitzers ist perfekt, wenn es Petrus gut meint und zum richtigen Zeitpunkt die richtige Menge an Niederschlägen fällt, so dass der Aufwuchs für den ganzen Sommer reicht. Wenn all die oben beschriebenen Maßnahmen durchgeführt wurden, ist jedenfalls die Grundlage für einen guten Weidesommer gelegt. n Angelika Sontheimer Checkliste Pferdeweide m Frühjahrspflege nach Bodenart und Nutzungszweck m Nachmähen nach der Beweidung, nicht tiefer als 5-7 cm m nach Mulchen Aufwuchs von der Weide entfernen m Düngung nach Entzug je nach Nutzungsart und Ertragspotenzial m Zaunkontrolle und ggf. Erneuerung m Kontrolle auf giftige Pflanzen m Unkrautbekämpfung chemisch/mechanisch m Nutzungswechsel zwischen Weide und Mahd, Mischbeweidung mit Rindern Checkliste Pferd m Entwurmung vor Weideaustrieb, Spul- und Bandwurmbekämpfung während der m m Weidezeit Hufpflege nicht vergessen, bei reiner Sommerweide Hufeisen herunternehmen langsame Futterumstellung und Anweiden, anfangs Weidegang beschränken 6|7 aktuell TIERGESUNDHEIT PFERD Warum beim Einreiten das Rückwärtsrichten dazu gehört Interview mit Bereiter Stephan Thomas Das schonende Einreiten junger Pferde ist entscheidend für ihre weitere Entwicklung als Reitpferd. Stephan Thomas, Pferdewirtschaftsmeister und Profi-Bereiter, gibt im Interview Tipps zum richtigen Einreiten von Jungpferden. Er betreibt in Lüdenscheid einen Pferdepensionsstall und reitet Dressur, Vielseitigkeit und Springen bis Klasse S. Stephan Thomas Mit welchem Alter sollten Jungpferde eingeritten werden? Optimal ist es, erst Dreijährige anzureiten, denn erst dann sind die nötige mentale und körperliche Reife vorhanden. Vor allem eine gut entwickelte Rückenmuskulatur ist entscheidend, damit das Pferd Lektionen schmerzfrei ausführen und den Reiter tragen kann. Wichtig ist zu wissen, dass viele Pferde, die als Dreijährige von der Weide in den Stall kommen, durch die Umstellung erst einmal in ein Leistungstief fallen. Das Immunsystem ist dann geschwächt. Diese Pferde sollten zuerst wieder fit sein, bevor das Anreiten beginnt. Foto: Privat Wie bereitet man Pferde ideal auf das Einreiten vor? Stephan Thomas reitet die sechsjährige und gut bemuskelte Stute Bonita erfolgreich im Springen. Das geht auch bei uns nach der klassischen Methode: Zuerst läuft das junge Pferd nur frei in der Halle, dann legen wir nacheinander Trense und Longiergurt an. Für das Longieren - bei ruhigen Pferden meist schon am selben Tag - empfiehlt es sich, die Halle in der Mitte zu begrenzen oder den Longierzirkel zu nutzen. Nach einigen Tagen kommen Sattel und Ausbinder für die stehende Verbindung von Maul zu Sattelgurt dazu. So lernen die Pferde gleich, im Genick nachzugeben. Beim eigentlichen Anreiten - sicherlich der aufregendste Moment - hält ein Helfer das Pferd, während der Reiter sich leicht mit dem Bauch auf den Pferderücken legt und dann nacheinander die Füße in die Steigbügel nimmt. Bleibt das Pferd ruhig, führt der Helfer das Pferd im Schritt. Am nächsten Tag wiederholt man das, oft geht dann schon Trab und Galopp. Was ist Ihnen beim Anreiten besonders wichtig? Vier Dinge sind wichtig: Ruhe und Geduld, Trainingseinheiten von maximal 20 Minuten, positive Bestärkung durch Lob und jedes Training mit einer erfolgreichen Übung abschließen, das erhält den Gute-LauneFaktor fürs Pferd. Absolut tabu ist das Arbeiten mit Druck, denn wenn Pferde schon zu Beginn ihrer Karriere schlechte Erfahrungen machen, wirkt sich dies auf ihr gesamtes späteres Verhalten negativ aus. Ist zuviel Energie im Futter gerade bei Jungpferden nicht kontraproduktiv? Nein, im Gegenteil. Die Pferde sind ausgeglichener und die Leistungsbereitschaft nimmt zu, weil das Pferd besser über den Rücken kommt und losgelassen läuft. Muskelkater, für Pferde eine unangenehme Erfahrung, kommt so gut wie nicht vor. Wenn die Tiere motiviert mitarbeiten, ist das für Pferd und Reiter gut. Die Dreijährigen bekommen daher das Ergänzungsfutter in den ersten acht Wochen ihres Trainings, zwei bis drei Wochen vor dem Einreiten fangen wir damit an. Was sollten Pferde nach dem Einreiten können? Pferde sollten nach acht Wochen in allen drei Grundgangarten unter dem Reiter gehen. Es hat sich außerdem bewährt, bereits Fliegenden Galoppwechsel und Rückwärtsrichten abzuverlangen. Das Rückwärtsrichten geht zwar gegen die Natur des Pferdes, aber am Anfang wiegt dieser Bruch für das Pferd noch nicht so schwer. Den Fliegenden Galoppwechsel hingegen kann jedes Pferd, je eher es die Hilfe dafür lernt, desto besser. Herr Thomas, vielen Dank für das Gespräch! Das Interview führte Dr. Heike Engels Kann man Pferden zusätzlich zum Training noch Unterstützung geben? Gerade im Bereich Tierhaltung ist der Informationsdschungel aufgrund zahlloser Internetseiten und Foren schier undurchdringlich. Deswegen gibt es jetzt seit Anfang September den „Marktplatz Tiergesundheit aktuell - Das Tierhalterportal von Tierärzten“. Mit diesem neuen und innovativen Tierhalterportal ist das Finden der wirklich wichtigen Informationen rund um Groß- und Kleintier jetzt ganz leicht. Wissenswertes zu Gesundheit, Fütterung sowie Haltung ist anschaulich und leicht verständlich in Text, Bild und Video aufbereitet. Ob Pferde, Rinder, Schweine, Katzen und Hunde - jeder Tierhalter findet aktuelle Informationen und praktische Tipps zu seiner Tierart und ist im neuen Portal bestens aufgehoben. Foto: Privat Ja, artgerechte Haltung mit regelmäßigem Sozialkontakt zu Artgenossen sowie trotz Training auch Auslauf auf Weide oder Paddock - das Pferd muss auch noch Pferd sein dürfen. Und die Ernährung ist wichtig. Das Immunsystem braucht Vitamine und Spurenelemente. In Fällen, wo die tragende Rückenmuskulatur schlecht ausgeprägt ist, hilft ein Ergänzungsfuttermittel. Wir machen seit Jahren gute Erfahrungen mit Viequo Powerbol Plus (www.vetvital.de), das ist ein rein pflanzliches Muskelaufbaupräparat auf Reiskeimölbasis. Die Sauerstoff- und Energieversorgung der Muskelzellen wird so effektiv unterstützt. Stephan Thomas legt sich vorsichtig auf den Rücken der jungen Stute und wartet ihre Reaktion ab. Das Besondere am Portal ist die Rubrik „Tierärzte auf dem Marktplatz“: Sie hilft bei der Suche nach dem richtigen Tierarzt, denn hier stellen sich einzelne Tierärzte mit ihren Praxis- und Therapie-schwerpunkten vor. Das Online-Portal ist die Ergänzung des bereits erfolgreich eingeführten Kundenmagazins von Tierärzten für Tierhalter, der „Tiergesundheit aktuell“ bzw. der „Gesunden Tierliebe“. n Hier geht's zum Marktplatz: www.marktplatz-tiergesundheit-aktuell.de 8|9 aktuell TIERGESUNDHEIT PFERD Subtropische Temperaturen Olympische Reiterspiele Hongkong 2008 unter erschwerten Bedingungen Die FEI (International Federation of Equestrian Sports) ist Ausrichter aller internationalen Reitsportturniere, die von ihren Mitgliedern veranstaltet werden, also auch der Olympischen Reiterspiele, die 2008 in Hongkong, China stattfinden werden. Auch die medizinische Betreuung und Dopingtests bei internationalen Turnieren fallen mit in den Zuständigkeitsbereich der FEI. Dr. Gerit Matthesen ist FEI-Tierarzt und hatte als Mitglied des FEI-Veterinär-Komitees die Gelegenheit, sich beim Test-Event 2007 in Hongkong vor Ort über die sportlichen Bedingungen für Pferd und Reiter zu informieren. Seine Eindrücke schildert er im folgenden Beitrag. Nachdem im Jahre 2001 die olympischen Spiele 2008 an Peking vergeben worden sind, zeigte sich rasch, dass die Reiterspiele dort aus tierseuchenrechtlichen Gründen nicht durchführbar waren. Es war nicht möglich, eine seuchenfreie Zone einzurichten und einen sicheren Start wie auch die Heimkehr in die Ursprungsländer von rund 200 Hochleistungspferden zu gewährleisten. Daher entschied das IOC zusammen mit der BOCOG, der Organisationsgesellschaft der Olympischen Spiele in China, die Reiterspiele nach Hongkong in die ehemalige britische Kronkolonie auszulagern, die über entsprechende Erfahrungen durch den konstanten Rennbusiness auf seinen Rennbahnen verfügt. Der Hongkong Jockey-Club (HJC) mit seinem großen Rennbahngelände in Sha-Tin in den New-Territories sah sich der Aufgabe gewachsen, dort die Olympischen Reiterspiele auszurichten. Natürlich sind allen die sich daraus ergebenen Probleme bewusst. Im August herrschen in Hongkong subtropische Temperaturen von um die 30°C in Kombination mit einer Luftfeuchtigkeit von 85 bis 95 %, also sicherlich nicht die Idealvorrausetzungen für Hochleistungssport mit Pferden. Dafür sind die Werte der Luftverschmutzung deutlich niedriger als in Peking. Allerdings ist es auch nicht das erste Mal, dass Olympische Spiele in klimatischen Problemzonen abgehalten werden. Man erinnere sich an die ähnliche Problematik in Atlanta (USA) oder die Hitze in Athen und die ebenfalls lange Flugdistanz nach Sydney. 8 und hohe Luftfeuchtigkeit: Fo to: M att he sen Kla usUw eG erh ard t/p ixe lio. de aktuell 10 | 11 TIERGESUNDHEIT PFERD Klimaanlagen in den Ställen Foto: Matthesen Da es nicht möglich war, die Prüfungen in eine Gegend mit moderaten Bedingungen zu verlegen, musste man sich entsprechend rüsten, um den Pferden den Aufenthalt so sicher und angenehm wie möglich zu gestalten. Es wurden neue Ställe und eine neue Pferdeklinik auf dem Rennbahngelände gebaut, die alle mit Klimaanlagen ausgerüstet sind. Ebenso steht eine große klimatisierte Reithalle zur Verfügung. Foto: Matthesen Grosse klimatisierte Reithalle. Nach dem Ritt werden die Pferde mit Eiswasser gekühlt. Als Möglichkeiten zur aktiven und passiven Akklimatisierung stehen große Reitflächen, die Rennbahn und in deren Innerem der Penfoldpark mit vielen Möglichkeiten zur Verfügung. Der Geländeritt der olympischen Vielseitigkeit wird in etwa zwanzig Kilometern Entfernung auf dem Golfgelände des HJC in Beas River stattfinden. Der Transport der Pferde dorthin erfolgt am Tag vorher mit klimatisierten LKW des HJC in der übergangsweise genutzten Unterbringung in ebenfalls klimatisierten Stallzelten. Für diese Transporte werden die Autobahnen zeitweise komplett gesperrt. Der Transport der Pferde aus den Heimatländern erfolgt mit Transportflügen nach einer Quarantänephase in den Heimatländern oder zentralen Sammelställen wie zum Beispiel Aachen in Deutschland. Die Pferde fliegen entweder direkt oder mit einem oder zwei Zwischenstops. In Hongkong wird derzeit alles gerichtet, um ein für die vierbeinigen Athleten sicheres Wettbewerbgeschehen auszurichten. In allen verfügbaren Bereichen wurden Zelte mit Kühlvorrichtungen (Misting Fans) installiert. Insbesondere im Ziel der Geländestrecke Vielseitigkeit stehen Zelte mit Kühlmöglichkeiten und zusätzlichen Kühltrucks auf der Strecke. Für den Geländetag stehen allein fünf Tonnen Eis zur Verfügung. Foto: Matthesen Eiswasser zum Kühlen der Pferde Misting-Fans im Einsatz. Im August 2007 wurde ein Test-Event durchgeführt, an dem 20 Pferde aus Hongkong in einem CCI* (CCI = Concours Complet d'Equitation International, Vielseitigkeitsreiten) und 17 internationale Pferde, darunter vier aus Deutschland, in einem CCI** teilnahmen. Ziel war es, die Anlagen und die Ausrüstung sowie alle Abläufe zu testen. Hierzu kam ein rund zwanzigköpfiges internationales Veterinärteam zum Einsatz. Seit nunmehr zwei Jahren wurde bereits die Witterung anhand von meteorologischen Aufzeichnungen überwacht und Prüfungstage simuliert. Daraus ergibt sich, dass die Dressur- und Springprüfungen am besten in den Abendstunden ablaufen und der Geländeritt idealerweise ab 8:00 Uhr morgens. Für den Fall von plötzlichen Witterungsereignissen kann man auf Reservetage ausweichen, die langfristig eingeplant wurden. So gab es in der Testwoche im August einen ausgeprägten Taifun, der mit seinen massiven Regenfällen den Geländeritt bedachte. Jedoch zeigte sich der Boden auf dem Golfplatz in Beas River in der Lage, auch Regenmengen von bis zu 70 Litern pro Stunde zu kompensieren. Ebenso kompensierten die Pferde die Anstrengungen der 4.300 Meter langen, hügeligen Geländestrecke. Sie waren zwar müde mit erhöhten Atmungs- und Körpertemperaturwerten, aber bedingt durch massive Kühlungsphasen mit Eiswasser (Agressive Cooling) erholten sich alle sehr schnell. Auch die, denen man die Belastung deutlicher ansah, konnten nach etwa 30 Minuten in ihre Ställe zurück. Pferde besser als die Menschen versorgt Foto: Matthesen Am 17. Februar 2008 wurden in Lausanne (CH) im Musée Olympique die Ergebnisse und Auswertungen des Test-Events vorgestellt. Vor rund 150 Delegierten aus 27 Nationen fiel das Fazit eigentlich positiv aus. Dank der enormen Anstrengungen des Veranstalters wurden perfekte lokale Vorraussetzungen geschaffen, um Pferden wie Reitern den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Prof. Catherine Kohn (USA) vom Veterinärteam sagte: „Wir sind die Anwälte zum Schutz des Pferdes. Jeder soll von den vorhandenen Möglichkeiten Gebrauch machen. Der Springparcours vor der Hochhauskulisse Hongkongs. Unser Ziel sind exzellente und sichere Prüfungen.“ Prof. Leo Jeffcott (AUS) als ausländischer Veterinärdelegierter verwies zusätzlich darauf, dass verantwortliches Reiten erforderlich ist und die Pferde wie auch die Reiter topfit trainiert sein sollten. „Jeder muss seine Hausarbeiten erledigen!“ FEI-Präsidentin Haya Bint-Hussein räumte ein, dass Pferde nicht für sich selbst sprechen können, die Menschen also die Verantwortung für sie übernehmen müssen. Dies ist mit den exzellenten Rahmenbedingungen im Hongkong-JockeyClub und der engagierten Forschung und Betreuung bereits auf dem besten Weg. Mit genügend Zeit zur intensiven Vorbereitung und Akklimatisierung von Pferden und Reitern sind die Prüfungen realisierbar und auch vertretbar. Dr. Gerit Matthesen, FEI-Tierarzt und Mitglied im Veterinär-Komitee der FEI Foto: Matthesen Im Schlusswort sagte der IOC Medical Director Dr.Patrick Schamasch, dass bei den in Hongkong geschaffenen Rahmenbedingungen die Pferde vergleichsweise besser umsorgt seien als die Menschen. Wollen wir also dafür Sorge tragen, dass wir für Pferde und Menschen sichere und faire Wettbewerbe schaffen und die Besten die olympischen Medaillen erhalten! n Dr. Gerit Matthesen mit mobilem Kühltruck. aktuell 12 | 13 TIERGESUNDHEIT PFERD Wasser ist Lebenselixier: Wie viel Wasser in welcher Qualität brauchen Pferde? Wasser ist die Grundbedingung des Lebens. Die Oberfläche der Erde ist zu mehr als 70 Prozent von Wasser bedeckt. Wie Menschen bestehen auch Pferde und andere Säugetiere zu etwa zwei Dritteln aus Wasser. Wie wichtig Wasser in der Pferdefütterung ist, wie man auf der Weide die Wasserversorgung am besten sicherstellt und welche Wasserqualitäten für das Pferd nötig sind, beschreibt Heike Flenner im folgenden Beitrag. Alle Körperzellen benötigen Wasser, um ihre Aufgaben zu erfüllen: Sämtliche Flüssigkeiten des Säugetier-Organismus, ob Blut, Schweiß oder Magensäure bestehen hauptsächlich aus Wasser. Ohne Wasser kommt der Transport von Nährstoffen und Sauerstoff zum Erliegen. Fällt der Gehalt um etwa 15 bis 20 Prozent des Körpergewichts, tritt der Tod ein. Glücklicherweise herrscht in Mitteleuropa noch kein Wassermangel, weshalb hier weder Mensch noch Pferd verdursten sollten. Dennoch ist es nicht verkehrt, sich einmal bewusst zu machen, wie essentiell die Versorgung unserer Vierbeiner mit ausreichendem und sauberem Wasser ist. Wie viel Wasser ein Pferd braucht, ist sehr unterschiedlich: Abhängig von Größe, Gewicht, Alter, Rasse, Futter, Witterung und Beanspruchung benötigt es 20 bis 60 Liter pro Tag. Alte Pferde trinken oft zu wenig, einfach, weil sie keinen Durst verspüren - menschliche Senioren kennen dieses Problem. Ein Shire Horse trinkt mehr als ein Shetlandpony, ein Sportpferd mehr als der Wallach auf der Hausweide und eine säugende Stute muss mehr Flüssigkeit zu sich nehmen als sonst. Bei sommerlicher Hitze brauchen auch Saugfohlen Wasser - zusätzlich zur Muttermilch. Pro Kilogramm Trocken- bzw. Raufutter erhöht sich der Wasserbedarf nochmals um drei bis vier Liter. Foto: Engels Wasseraufnahme von Pferd zu Pferd verschieden Wenn Pferde auf der Weide stehen, sind andere Lösungen für die Tränkwasserversorgung gefragt als im Stall. Die Trinkgewohnheiten sind dabei von Pferd zu Pferd verschieden. Während manche Pferde nur selten zum Wasser laufen und dann relativ viel auf einmal trinken, gehen andere öfter zur Tränke, nehmen dabei aber wesentlich geringere Mengen Wasser zu sich. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) empfiehlt deshalb, Wasser stets zur freien Verfügung zu stellen - am besten über Selbsttränken. Auf diese Weise trinken Pferde in der Regel von sich aus genug. Bei Tränken per Eimer sollte der Halter vor dem Füttern und ein bis drei Stunden danach Wasser anbieten. Für diese Variante gilt: Mindestens dreimal täglich. Nach einem anstrengenden Training oder Ausritt sollten die Pferde nicht sofort trinken, das kann Krampfkoliken hervorrufen. Erst nachdem sich die vierbeinigen Sportler etwas entspannt haben, dürfen sie zur Tränke. Damit sie dann nicht zu schnell schlucken, kann man das Trensengebiss im Maul lassen oder etwas Heu auf den Wassereimer legen. Foto: Firma Stephanshof Als ideale Temperatur des Tränkwassers gibt die FN 8 bis 12° C an, aber auch kühleres Wasser wird aufgenommen. Die USamerikanische Verhaltensforscherin Sue McDonnell hat festgestellt, dass Pferde bei kalter Witterung mehr trinken, wenn warmes statt kaltes Wasser zur Verfügung steht. Auf elektrisch beheizbare Tränken kann man aber verzichten: Folgt man McDonnell, reicht es aus, zweimal am Tag heißes Wasser (etwa 45°C) in die bereitstehenden Tränkbottiche zu geben, wenn man die Pferde gezielt zum Trinken anregen will. In jedem Fall muss das Zufrieren der Tränke vermieden werden. Bei milderen Temperaturen bevorzugen die meisten Pferde kühles Wasser. Ein Pferd, das großen Durst hat, säuft auch aus Pfützen oder brackigen Tümpeln, wenn man es lässt. Als Reiter sollte man dies verhindern, denn in solchen Lachen können sich Giftstoffe aus Pflanzenschutzmitteln oder Bakterien angesammelt haben. Ein Wassertank sichert auf Weiden die Wasserversorgung, wo keine Pumpe und keine Wasserleitung vorliegt. Foto: Firma Stephanshof Wasserversorgung im Stall und auf der Weide sicherstellen Solange die Pferde im Stall stehen, stellt die Wasserversorgung generell ein geringeres Problem dar als während der Weidezeit. Viele Stallungen verfügen über Selbsttränken, die den Kampf mit dem Wasserschlauch oder gar Eimerschleppen überflüssig machen. Ob Trinkschale oder Eimer - den Tieren steht so in jedem Fall sauberes Trinkwasser aus der Leitung zur Verfügung. Wenn die Tränken in der richtigen Höhe angebracht und die Leitungen in Ordnung sind, bereitet diese Form des Wassermanagements selten Schwierigkeiten. 8 Foto: Firma Stephanshof Im Frühling heißt es allerdings für die meisten Pferde: Raus ins Grüne! Einige Überlegungen zur Wasserversorgung sind da nicht fehl am Platze. Gerade für stallferne Weiden ist es nicht einfach, eine ökonomische und hinsichtlich der Pferdegesundheit unbedenkliche Lösung in der Wasserbereitstellung zu finden. Am einfachsten erscheint die Einrichtung einer Wasserstelle an einem an die Koppel grenzenden Bach oder See. Ist diese Möglichkeit gegeben, sollte in jedem Fall ein zertifiziertes Labor das Wasser analysieren, bevor man es für die Pferde „freigibt“. Standard im Stall: Tränkbecken mit Zungenventil. Balltränken sind eine gute Tränkmöglichkeit auf der Weide oder auf dem Paddock. aktuell PFERD Foto: Engels Foto: Engels 14 | 15 TIERGESUNDHEIT Die einfachste Wasserversorgung auf der Weide funktioniert mit Eimern, aber Vorsicht im Winter, denn das stehende Wasser kann schnell zufrieren. Nur so ist eine Belastung mit Schadstoffen auszuschließen. Erste Hinweise zum Zustand der Gewässer einer Region können bei Umweltbehörden, Gesundheitsämtern oder der kommunalen Verwaltung erfragt werden. Deutschlandweit stehen so genannte Gewässergütekarten zur Verfügung, die alle paar Jahre aktualisiert werden. Darauf wird beispielsweise das Flusssystem der Weser im Verlauf dargestellt und je nach Zustand des Wassers in einem bestimmten Abschnitt farblich markiert. Aktuell verwenden Experten hierzulande ein vierstufiges System, das unter anderem nach Sauerstoffsättigung, Bakterien- und Ammoniumgehalt differenziert. Der höchsten Güteklasse entsprechen dabei generell nur Quellbäche. Wasser aus stehenden Gewässern eignet sich dagegen nur selten als Tränkwasser: Wo keine oder kaum Strömung vorhanden ist, siedeln sich schnell Parasiten oder Bakterien an. Viele Tiere geben allerdings Teichen und Tümpeln den Vorzug vor Leitungswasser. Das Gewässerwasser reizt offenbar je nach Bodenbeschaffenheit und Quelle durch einen interessanteren Geschmack, als ihn das kühle Nass aus der Leitung zu bieten hat. Bei der Einrichtung einer natürlichen Tränke ist übrigens unbedingt eine ausreichende Uferbefestigung anzulegen, sonst entsteht schnell ein Morast inklusive Rutschgefahr. Eine Weidepumpe ist praktisch, muss aber gelegentlich auf ihre Funktion überpüft werden. Der Zugang kann gut mit dicken, genoppten Gummimatten gesichert werden. Um einer Verschmutzung des Gewässers mit Kot, Urin und Parasiten vorzubeugen, sollte man einen völlig freien Zugang zum Wasser mit einer Umzäunung verhindern. Bei der Einrichtung einer Gewässertränke muss zudem darauf zu geachtet werden, ob naturschutzrechtliche Vorschriften gegen eine solche Nutzung sprechen. Wo das Bach- oder Seewasser ungenügende Qualität hat - und das ist wie gesagt eher die Regel als die Ausnahme - kann die Versorgung über einen Wasserwagen eine Alternative darstellen. Allerdings besteht auch hier die Gefahr von Keimbildung. Der Wagen muss also unbedingt im Schatten stehen und regelmäßig gereinigt werden. Abhängig von der Anzahl der Tiere kann die Grabung eines so genannten Flachbrunnens (Wasserentnahme aus sechs bis sieben Metern Tiefe) die beste Möglichkeit sein. Zusammen mit der Installation einer Membranpumpe belaufen sich die Kosten nach einer Rechnung des Landesamtes für Landwirtschaft (LVLF) in Brandenburg auf 1.120 Euro (Stand 2004). Für 1.800 Euro fördert nach Amtsangaben ein Windrad das Wasser. Laut Wasserhaushaltsgesetz des Bundes ist die Anlage von Brunnen zur Viehtränke ohne weiteres erlaubt. Ein solches Vorhaben ist allerdings der Unteren Wasserbehörde zu melden. Wasserqualität ist entscheidend für Gesundheit und Geschmack Ob Wasser aus der Leitung, direkt aus dem Bach oder Brunnenwasser: Der Geschmack spielt eine große Rolle. Schwefelwasserstoff macht das Wasser geschmacklich ungenießbar - es riecht nach faulen Eiern. Eisen- oder kalkhaltiges Wasser, dessen Werte im zulässigen Bereich liegen, ist zwar nicht ungesund, es schmeckt aber einfach nicht gut. Zudem schadet es dem Leitungssystem, da es Korrosion bzw. Ablagerungen und Verstopfungen verursacht. Andere Inhaltsstoffe sorgen bei entsprechender Konzentration für weitaus größere Probleme: Ein hoher Sulfatgehalt wirkt abführend, erhöhte Nitritwerte sind ernsthaft gesundheitsschädlich. Nitrite behindern die Zellatmung und die Fähigkeit des Blutes zum Sauerstofftransport. Apathie, Kreislaufkollaps und im schlimmsten Fall innerliches Ersticken sind die Folge. Ammonium und Ammoniak entstehen bei der Zersetzung von Exkrementen und gelangen über die Gülledüngung ins Oberflächen- und Grundwasser. Erhöhte Konzentrationen dieses Stoffes sind giftig und weisen außerdem auf eine Belastung mit Krankheitserregern hin. Bei mangelnder Qualität Wasseraufbereitung möglich Im Stall ist das Tränkwasser in der Regel gut. Um Ablagerungen in den Rohren des Tränksystems und damit einhergehende Verkeimungen zu vermeiden, kann man dem Wasser regelmäßig Chlordioxid zugeben. Das ist nicht ganz ungefährlich, da eine Überdosierung zu Gesundheitsschäden führt. Außerdem schätzen Pferde den Geschmack bereits sehr leicht chlorierten Wassers überhaupt nicht. Bei hartem Wasser, das die Leitungen verstopft und außerdem den Geschmack beeinträchtigt, kann der Einbau von Umkehrosmoseanlagen eine umweltund pferdefreundliche Option sein: Das Wasser wird mit einem bestimmten Druck auf eine Filtermembran gepresst. Auf der einen Seite der Membran bleiben Mineralien sowie gegebenenfalls Schadstoffe und Keime zurück, auf der anderen sehr reines Wasser. Meist macht man sich erst Gedanken über die Wasserqualität, wenn die Pferde krank werden. Sowohl bei Nutzung von Oberflächenwie auch von Brunnenwasser kann das passieren, seltener auch bei Wasser aus der Leitung. Erst eine Analyse durch ein anerkanntes Labor gibt zuverlässig Aufschluss über Inhalts- und Schadstoffe des jeweiligen Wassers. Doch wie ist das Problem zu beheben? Handelt es sich um Oberflächenwasser, das durch die Prüfung gefallen ist, liegt die Alternative „Brunnenbau“ auf der Hand Grundwasser ist fast immer sauberer als Wasser aus Bächen oder Teichen. Ist das Brunnenwasser ungenügend, kann möglicherweise eine Filteranlage zum Einsatz kommen. Wo das nicht machbar oder zu aufwendig ist, muss man in den sauren Apfel beißen und Trinkwasser zur Weide fahren. Ein weiteres innovatives Verfahren zur Verbesserung der Wasserqualität ist die „Aktivierung“ des Wassers. Hierfür wird Leitungswasser mit einer Kochsalzlösung gemischt und anschließend elektrochemisch behandelt. Unter anderem entsteht hierbei eine Lösung, die schädliche Mikroorganismen abtötet. Allerdings ist eine entsprechende Anlage recht teuer, rechnet sich aber eventuell für Betriebe, die Pferdehaltung im großen Stil betreiben. Wer alternative und ökologisch orientierte Verfahren schätzt, kann zum Beispiel auf eine „Vitalisierung“ des Wassers durch spezielle Geräte zurückgreifen. Das Funktionsprinzip: Viele Inhaltsstoffe belasten das Tränkwasser und verändern die von den Wassermolekülen ursprünglich gebildeten Muster. Im Gegensatz zum Trinkwasser gibt es für das Tränkwasser noch keine vergleichbaren rechtlichen Vorgaben. Allerdings hat das Bundeslandwirtschaftsministerium im vergangenen Jahr einen „Orientierungsrahmen zur futtermittelrechtlichen Beurteilung“ von Tränkwasser herausgegeben, der auch auf die Versorgung von Pferden angewendet werden kann. Als Maßstab wurden die Grenzwerte für Trinkwasser herangezogen, wenn sie auch gelegentlich über- oder unterschritten werden. Tabelle: Orientierungswerte zur Bewertung der chemischen Tränkwasserqualität ausgewählte Parameter (* laut Trinkwasserverordnung) Parameter Orientierungswert für Mögliche Störungen Tränkwasser (mg/l) Grenzwert für Trinkwasser* (mg/l) Das Wasser vergisst sozusagen sein eigenes Ur-Muster bzw. seine eigentliche Schwingungsfrequenz. Um sich an diese zu erinnern, wird es in einem eigens konstruierten Behälter mit Quell- und Heilwässern zusammengebracht. Deren elektromagnetische Felder aktivieren nun dieselben Felder im vorbeifließenden, mangelhaften Wasser. Auf diese Weise werden die erwünschten Codes weitergegeben - und ein wohlschmeckendes, gesundes Wasser bleibt zurück. Fazit Wasser ist in unseren Breiten noch genügend da und kommt meistens problemlos aus der Leitung, oder steht in Form von Bachläufen, Teichen und Seen allzeit bereit. Daher wird die Bedeutung von Wasser als grundlegendem Lebens- und Futtermittel häufig unterschätzt. Ist das Tränkwasser nicht in Ordnung, hat dies über kurz oder lang Auswirkungen auf Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsvermögen der Pferde. Und Pferde benötigen viel Wasser, sowohl im Stall als auch auf der Weide. Zum verantwortungsvollen Management eines Pferdebetriebes gehört daher unbedingt die Bereitstellung von ausreichend Wasser für die Pferde sowie eine sorgfältige Kontrolle der Wasserqualität. n Heike Flenner Impressum Herausgeber VetM GmbH & Co. KG Impressum Am Stadion 2 - 4 26871 Papenburg Tel: 0 49 61 - 9 82 88 - 17 Fax: 0 49 61 - 9 82 88 - 26 E-Mail : [email protected] Redaktion VetM GmbH & Co. KG Am Stadion 2 - 4 26871 Papenburg Tel: 0 49 61 - 9 82 88 - 17 Fax: 0 49 61 - 9 82 88 - 26 E-Mail : [email protected] Realisation VetM GmbH & Co. KG Am Stadion 2 - 4 26871 Papenburg Tel: 0 49 61 - 9 82 88 - 17 Fax: 0 49 61 - 9 82 88 - 26 E-Mail : [email protected] (Quelle: Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, 2007) ! Vorsicht Giftplanzen ! Sammelkarte 4 Name: Krokus Giftklasse: + (giftig) (Crocus, Frühlingskrokus) Giftige Teile der Pflanze: ganze Pflanze, besonders Blütenstaub (Safran) Dosis: ? Symptom nach Aufnahme: Hautblutungen, herabgesetzte Blutgerinnung, Gefäßschäden, Nierenschäden, starke Schleimhautreizungen des gesamten Verdauungstraktes, wehenfördernd, Gehirnstörungen. Hinweise: Der Krokus ist eine beliebte Gartenpflanze. Wild wächst er in den Alpen und Voralpen auf Wiesen und in Gräben. Besondere Gefahr besteht für trächtige Stuten durch die wehenfördernde Wirkung! Name: Buschwindröschen Giftige Teile der Pflanze: Alle Pflanzenteile. (Waldröschen, Windröschen, Annemone) Dosis: 300 Pflanzen tödlich? (Manche Quellen sprechen von 30 Pflanzen) Es sind Todesfälle bekannt. Symptom nach Aufnahme: Speichelfluss, Schleimhautentzündungen im gesamten Verdauungskanal, Durchfall, Krämpfe, blutiger Urin, Tod durch Kreislaufkollaps und Atemlähmungen. Hinweise: Die Pflanze wächst in Laub- und Laubmischwäldern bis zu einer Höhe von 1900 m. Sie ist in ganz Europa verbreitet und für Pferde besonders anziehend, da im zeitigen Frühjahr sattgrün und deshalb verlockend! Im Heu ungiftig. Eigene Notizen Praxisstempel " Giftklasse: + (giftig)