EineSportartfürKämpfer - Modern Pentathlon Zürich
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EineSportartfürKämpfer - Modern Pentathlon Zürich
Bellevue Tages-Anzeiger – Montag, 15. August 2016 B-Side Ich, Olympionike Moderner Fünfkampf (1/3) Content for People Die 15-Jährige, die 1912 als Reiterin an die Spiele wollte Eine Sportart für Kämpfer Ein 15-jähriges Mädchen aus England, Helen Preece, bewirbt sich 1912 um die Teilnahme als Fünfkämpferin an den Olympischen Spielen in Stockholm. Preece ist bekannt als gute Reiterin. An den Spielen sind die Pferdesportarten jedoch den Männern vorbehalten – alle, bis auf den Fünfkampf, der zum ersten Mal olympisch ist und noch keine Geschlechterregelung kennt. Das schwedische Organisationskomitee entscheidet in einer geheimen Abstimmung mit 10 zu 2 Stimmen gegen Preece’ Teilnahme. Für die Sportsoziologin Jennifer Hargreaves ist klar: Am Modernen Pentathlon konkretisierte sich, was die Olympischen Spiele der Neuzeit in ihren Anfängen waren – «ein Kontext für institutionalisierten Sexismus». (mir) Früher richtete sich der Fünfkampf nur an Männer – als ob Frauen nicht fechten oder schiessen könnten. Entscheidend ist die Lust am Kampf, merkt die Autorin. Mirjam Fuchs Die Luft im Fechtclub ist stickig, unter der weissen Weste fliesst der Schweiss, die verdammte Maske engt mein Gesichtsfeld ein. Das alles lenkt mich so ab, dass der Teenager, der mir entgegentänzelt, schon wieder einen Treffer platziert. Er grinst triumphierend. Ich bin frustriert – die erste Lektion in modernem Fünfkampf läuft nicht gut für mich. Moderner Fünfkampf ? Das braucht ein paar Erklärungen. Kaum einer kennt die Sportart, in der Schweiz gibt es nur etwa 30 aktive Athleten. Und das, obwohl Pentathlon – so die altgriechische Bezeichnung – laut Pierre de Coubertin für den «vollkommenen Athleten» geschaffen wurde. Der französische Baron modernisierte Ende des 19. Jahrhunderts nicht nur die Olympischen Spiele, sondern auch den Fünfkampf der Antike. Aus Sprung, Lauf, Diskus, Speer, Ringen machte er Laufen, Schwimmen, Reiten, Schiessen und Fechten. Die Presse sprach 1936 vom «schwersten und männlichsten» Wettbewerb der Olympiade. Tatsächlich war Fünfkampf lange Männersache. Nicht zuletzt, weil sich die Auswahl der Sportarten am militärischen Training orientierte. Die Legende geht so: Einem Meldereiter wird in feindlichem Gelände das Pferd getötet. Er verteidigt sich zunächst mit dem Degen, nach dessen Verlust mit der Pistole, muss anschliessend durch einen breiten Fluss schwimmen und legt die restliche Strecke laufend zurück. Ich bin eine Frau und habe erst einmal im Leben geschossen – mit einer Chäpslipistole. Seither erschrecke ich bei jedem Knall. Dass mit ungefährlichen Laserpistolen geschossen wird, kommt mir deshalb entgegen. Ich stelle mir eine Art Stuntwoman-Training vor, mit dem ich eine mutige Soldatin doubeln könnte. Jeanne d’Arc, Lara Croft, Grimmelshausens Landstörzerin Courasche? Alles Fünfkämpferinnen. «Eins nach dem anderen» Fünfkämpfer sind Alleskönner. Das verspricht Abwechslung beim Training. Organisatorisch ist die Sportart für Neulinge eine grosse Herausforderung, merke ich beim Durchlesen der Website von Pentathlon Zürich. Eine farbige Tabelle zeigt, wie die Woche eines Fünfkämpfers aussieht: Einsteiger trainieren zweimal Schwimmen und zweimal Laufen. Später kommen dann, je nach Fortschritt, ein bis zwei Einheiten Fechten, Reiten und Schiessen dazu. Für sportliche Jugendliche ist das machbar – aber für eine berufstätige Erwachsene? Fünfkampf heisst mindestens fünfmal Sport pro Woche. So viel Aufwand braucht Überwindung. Gut, gehe ich bereits jetzt regelmässig Laufen. Reiten ist mir dank einer kurzen, aber heftigen Phase als Pferdemädchen geläufig, und Brustschwimmen kann ich auch. Dumm nur, dass ich noch nie gefochten und geschossen habe. Allerdings winkt bei Erfolg, schneller als in Disziplinen mit viel Konkurrenz, die Teilnahme an den Olympischen Spielen. Wenn ich 19 Was man zu wissen braucht Rio 2016 – der moderne Fünfkampf im Überblick Die 72 Athleten bestreiten die fünf Disziplinen an einem Tag – bei den Frauen ist das der 19., bei den Männern der 20. August. Am Anfang steht die Qualifikationsrunde im Fechten: Jeder gegen jeden, ein Treffer genügt zum Sieg innerhalb einer Minute. Falls keiner der Duellanten trifft, wird es als Doppelniederlage gewertet. Es folgen 200 m Freistilschwimmen, die Fechten-Bonusrunde, dann das Springreiten, bei dem mit einem zugelosten Pferd ein Parcours mit 12 Hindernissen bewältigt werden muss. Die Resultate dieser Disziplinen bestimmen die Startreihenfolge für das Schiessen und Laufen, bei dem viermal 800 Meter mit vier Schiessstopps kombiniert sind: Mit einer Laserpistole muss fünfmal ein Ziel in 10 m Entfernung getroffen werden. (mir) Anzeige Event-Vorschau Leichttraben müsste eigentlich Schwertraben heissen, wenn es in einer brütend heissen Halle geschieht. Foto: Urs Jaudas ab sofort täglich trainiere, ja dann schaffe ich vielleicht die Qualifikation für Tokio 2020. Der Mann, der mir beim Einstieg helfen soll, heisst Andreas Perret. Er ist deutsch-schweizerischer Doppelbürger und Spezialist für Wertpapiere im Private Banking einer Schweizer Grossbank. 1993 wurde Andreas Perret Weltmeister mit der deutschen JuniorenMannschaft. Er ist zertifizierter Übungsleiter für modernen Fünfkampf und leitet seit einem Jahr eine Pentathlongruppe in Zürich. Der 43-Jährige möchte Jugendlichen weitergeben, was er selbst gelernt hat. Dazu gehört, dass er ihnen die Angst vor dem Scheitern nimmt. Die vielen Disziplinen könnten überwältigend sein, sagt er, aber «man muss einfach eins nach dem anderen machen». Zögerliche Angriffsversuche Bei unserem ersten Treffen im Fechtclub in der Zürcher Saalsporthalle führt Perret geschickt durch die erste Lektion: Vom korrekten Anlegen der weissen Weste und der Maske über die Beinarbeit bis zu den Angriffen auf meinen Gegner, Perrets 16-jährigen Sohn, der ebenfalls Fünfkämpfer ist. Dieser pariert meine zögerlichen Angriffsversu- che mit dem Degen geduldig, aber irgendwann wird es ihm zu blöd. «Mach mal etwas!», ruft er mir durch das schwarze Gitter seiner Maske zu. Doch mit einer Waffe auf einen anderen Menschen loszugehen, fällt mir schwer, Schutzausrüstung hin oder her. Fehlt mir etwa die nötige Portion Kampflust, die es für den Fünfkampf braucht? Die nächste Trainingseinheit, das Schiessen, wird es zeigen. Serie Der olympische Geist weht über das Bellevue olympionike.tagesanzeiger.ch Sha'S FEckEl Konzert, Jazz Exil · Hardstrasse 245 · Zürich Montag, 15. August · 21.00 Uhr Sportpsycho Von Patrick Frey Alles Gequälte und Leidende Lassen wir für einmal die Frauen aus dem Spiel. Der moderne Fünfkampf hiess früher militärischer Fünfkampf, er diente der Kriegsertüchtigung, und modern war daran wenig. Denn er bestand aus den Disziplinen Reiten, Schiessen, Stechen, Plündern und Vergewaltigen. Also gut, das ist nun wirklich sehr lange her. Heute schwimmt der moderne Fünfkämpfer 200 Meter, er ficht mit dem Degen, er durchreitet einen Hindernisparcours, und er läuft schliesslich viermal 800 Meter und muss dazwischen mit der Laserpistole treffen. Alle Sportler quälen sich, aber der Fünfkämpfer – für Baron de Coubertin «der ideale Athlet» – ist der grosse Leidende der Olympischen Spiele. Er leidet, weil ihm niemand zuschaut, wie er leidet. Seine Qualen stehen in keinem Verhältnis zur Attraktivität seines Sports. Es ist, wie wenn einer aus dem Militär nach Hause kommt: Niemand will seine Geschichten hören. Er hat ja auch keine Höchstleistungen vorzuweisen, nach denen OrgElkOnzErtE - SOmmErzykluS Die Grossmünster-Orgel ist tragender Bestandteil in den Gottesdiensten, die auch durch regelmässige Mitwirkung von Chören und Ensembles bereichert werden. Das wunderbare Instrument kann aber auch an zahlreichen Konzerten erlebt werden. Konzert, Klassik grossmünster · Zwingliplatz · Zürich Mittwoch, 17. August · 18.30 Uhr das rekordsüchtige Publikum giert. Er schwimmt so schnell wie Phelps frühestens in 31 Jahren. Er schiesst wie Heidi Diethelm Gerber mit einer Flasche Gravensteiner intus. Er kämpft nicht nur um den Sieg, sondern auch für die Erhaltung seines Sports, den man schon zweimal von der Olympialiste streichen wollte. Und um die Spannung bis in die Schlussrunde zu retten, wurden die Punkte in Handicaps umgerechnet: Wer im 800-Meter-Lauf als Erster ins Ziel kommt, kriegt Gold. Vergeblich – das Einzige, was bei diesem ehemaligen Armeesport heute noch gekillt wird, ist die Quote. matt mullican Führung kunstmuseum ·Museumstr. 52 · Winterthur Dienstag, 16. August · 18.30 Uhr dEr lEichnam Ausstellung Friedhof Forum · Aemtlerstrasse 149 · Zürich Mittwoch, 17. August · 12.30 Uhr city running EngE Sport hafen Enge · Mythenquai 87 · Zürich Mittwoch, 17. August · 19.00 Uhr Einträge unter www.eventbooster.ch · [email protected] Bellevue Tages-Anzeiger – Dienstag, 16. August 2016 B-Side Ich, Olympionikin Moderne Fünfkämpferin (2/3) Geili Teili Auch im Hallenbad gilt: Buoys will be buoys Gut im Schuss Auf der Tempobahn herrscht am Samstagmorgen reger Betrieb. Ausschliesslich Männer kraulen dort durch das Becken, an ihren Händen tragen sie farbige Brettchen. Sehen aus wie Flipflops, sind aber Paddles. «Richtig eingesetzt, machen sie schneller, funktionieren wie Flossen an den Händen», erklärt ein befreundeter Triathlet. Auch für die Schaumstoffscheiben, die Schwimmer zwischen die Beine klemmen, hat er eine Erklärung. «Pool Buoys helfen beim Auftrieb.» Männer lieben Gadgets, vor allem wenn sie schneller machen. Und Männer sind Männer, auch im Wasser. (mir) Fünfkampf-Anfänger starten am besten mit Schiessen – der schnellen Erfolgserlebnisse wegen. Ob aus unserer Autorin eine Lara Croft wird? Mirjam Fuchs, Text Urs Jaudas, Bilder Moderne Fünfkämpfer trainieren jeden Tag. Sie brauchen Disziplin und Talent. In meiner ersten Fechtlektion stellte ich fest, dass mir Letzteres fehlt. Meine Beinarbeit war so miserabel wie damals, als wir mit der Mädchenriege zu «Eye of the Tiger» tanzten und sich alle synchron bewegten – alle ausser mir. Fest entschlossen, den Mangel an Talent mit fleissigem Training wettzumachen, gehe ich am nächsten Tag ins Hallenbad. Alleine, weil mein Coach im Trainingslager ist. Die Mission: herausfinden, was vom Schulschwimmunterricht übrig geblieben ist. Leider bin ich im Kraulen noch untalentierter als im Fechten. Nach drei Längen Japsen und Wasserschlucken sehe ich es ein. Kein Auftrieb, kein Atem, keine Ahnung. «No Problem!», schreibt Andreas Perret, mein Coach, per SMS. Später wird er erklären, dass man die Koordinationsabläufe schon als Jugendlicher lernen muss, um ein richtig guter Krauler zu werden. Er selbst hat als 14-Jähriger mit Fünfkampf angefangen und ist vor einem Jahr, nach einer langen Pause, als Trainer zurückgekehrt. Er sagt: «Diese Sportart ist wie eine Sucht.» Als zweite Lektion hat Perret Reiten vorgesehen. Darauf freue ich mich, einst war ich vernarrt in Pferde. Die «Wendy»Zeitschriften habe ich weggeschmissen, aber der Reithelm passt noch. In der brütend heissen Reithalle in Uster drehe ich mich mit dem Wallach Rubinell im Kreis und nehme Schrittwechsel vor. Das klappt ganz gut, aber von der Springlizenz, die es im Fünfkampf braucht, trennen mich noch einige Reitstunden. Immerhin. Ich schöpfe wieder Hoffnung für Tokio 2020. Für die letzte Lektion in der Kombidisziplin Laufen/Schiessen fahren wir zur nahe gelegenen Sporthalle. An einem Fünfkampf-Wettbewerb läuft man und schiesst dazwischen vier Serien, eine Art Sommerbiathlon. Geschossen habe ich noch nie. Kein Problem, findet Perret. «Einfach zielen und feuern.» Zielen. Entspannen. Nachdenken. Ein Gläschen Wodka zur Beruhigung der Schützen Früher, so liest man in den FünfkampfGeschichtsbüchern, war Alkoholtrinken vor dem Schiessen normal. Man glaubte, dass dies die Leistung verbessere. Damals wurde die Disziplin noch separat vom Laufen ausgetragen. Jede Nation hatte ihr Getränk, die Russen tranken Wodka, die Österreicher Bier, die Ungarn Barack. An der WM 1965 in Leipzig nahm ein österreichischer Schütze zusätzlich zu seinem Mass Bier ungarischen Barack zu sich. Unter dem heissen Wellblechdach schoss ihm der Alkohol in den Kopf, und er zielte daneben. Die Kampfrichter gingen erst in Deckung und führten ihn dann ab. Seither ist Alkohol für die Schützen verboten. (mir) Serie Der olympische Geist weht durch die Bellevue-Redaktion olympionike.tagesanzeiger.ch Anzeige Event-Vorschau Wenn Andreas Perret Schiessen erklärt, klingt das ganz simpel: «Einfach zielen und feuern.» Und was ist mit treffen? Dabu Fantastic Für Dabu Fantastic ist klar: So regelmässig Konzerte zu spielen wie Celine Dion in Las Vegas - das ist der ganz grosse Showteppich. Darum verbringen die Zürcher, die grad bisschen mit «Angelina» flirten, fast den ganzen August auf der Bühne. Konzert, Mundart Pop Güter Garten · Hohlstrasse 150 · Zürich Donnerstag, 18. August · 18.00 Uhr Der Rote muss ins Schwarze Beim Zielen, das im Schützenjargon Visieren heisst, fokussiert das rechte Auge Kimme und Korn, zwei Erhebungen auf der Waffe. Damit dieses «Scharfsehen» klappt, ist das linke Auge abgedeckt. Zu meinem Glück schiessen Fünfkämpfer nicht mit scharfen Waffen, sondern einer ungefährlichen Laserpistole. Schon bald feuere ich rote Laserstrahlen auf die Zieltafel und treffe immer öfter ins Schwarze. Cool! Ein bisschen wie Büchsenschiessen an der Chilbi – bis ich eine Runde laufen und dann auf Zeit schiessen muss. Das Herz pumpt, die Hand zittert, ich schiesse daneben. Perret macht den Einflüsterer: «scharfsehen», «langsam ziehen», «nachhalten». Die Kommandos helfen bei der Konzentration auf die Technik. Diese sei beim Schiessen wichtiger als das Ergebnis, sagt Perret, «der Weg ist das Ziel». Blöderweise gilt das nicht fürs Schwimmen. Dort zählen schnelle Zeiten. Und dafür braucht es – genau: Talent und Disziplin. 21 Fünfkampf ist auch ein bisschen Materialschlacht: Bereit fürs Reiten. So präsentiert sich der Schiessstand. Oder dient das Flipchart als Deckung? Sehen wie eine Fliege: Unsere Autorin ist bereit zum Duell. Von DEn tropEn in DiE stubE Ausstellung botanischer Garten · Zollikerstr. 107 · Zürich Mittwoch, 17. August · 9.30 Uhr LuFt - ist nicht nichts Ausstellung technorama ·Technoramastr. 1 · Winterthur Mittwoch, 17. August · 10.00 Uhr city runninG EnGE Sport hafen Enge · Mythenquai 87 · Zürich Mittwoch, 17. August · 19.00 Uhr oDyssEE im stranDhaus Theater Landiwiese · Mythenquai · Zürich Freitag, 19. August · 18.30 Uhr Schwimmen kann jede. Gutes Kraulen hingegen braucht Frühförderung. Geschossen wird heute mit Laser. Es ist schliesslich Moderner Fünfkampf. Was sind schon 800 Meter? Viel, wenn nach dem Laufen Schiessen ansteht. Einträge unter www.eventbooster.ch · [email protected] Bellevue Tages-Anzeiger – Mittwoch, 17. August 2016 B-Side Ich, Olympionikin Moderne Fünfkämpferin (3/3) Amt für Modernisierung Wie man eine einst moderne Sportart modernisiert Eine Handvoll Disziplinen Der Moderne Fünfkampf ist seit 1912 ( Stockholm) olympisch. Seither gab es immer wieder Versuche, die Randsportart aus dem Olympiaprogramm zu kippen. Zum Beispiel durch Jacques Rogge, der 2002 als IOK-Präsident das Programm reformieren wollte. Der grosse Organisationsaufwand und das geringe öffentliche Interesse stünden in keinem Verhältnis, monierte Rogge. Seine Reformpläne scheiterten, aber die Modernen Fünfkämpfer reagierten auf die Kritik, indem sie ihre Sportart sanft modernisierten: Laufen und Schiessen werden seit 2009 kombiniert, und heute wird mit Laserpistolen geschossen. So geht Moderner Moderner Fünfkampf. (mir) Früh übt sich, wer ein guter Fünfkämpfer werden will. Für unsere Autorin kommt diese Erkenntnis zu spät. Einzig ihr Coach sieht noch Hoffnung. Mirjam Fuchs Fünfkämpfer sind Alleskönner. Leider bin ich – so die Erkenntnis nach meiner Schnupperrunde durch die Disziplinen Laufen, Schwimmen, Reiten, Schiessen, Fechten – eine Wenigkönnerin. Der Olympiazug jedenfalls ist für mich abgefahren. Aber der Reihe nach, oder «eines nach dem anderen», wie mein Fünfkampf-Coach Andreas Perret gern sagt. Gestartet bin ich mit der Vorstellung, Fünfkämpferin zu werden. Echt jetzt. Die Vielfalt, die die Sportart bietet, ist kaum zu übertreffen. Nur schon die Ausrüstung zeugt davon: Reithelm, Chaps für die Beine, Badekappe, Schwimmbrille, Degen, Fechthelm, Laserpistole, Augenklappe, Laufschuhe und die jeweils passende Kleidung. An Wettkampftagen muss ein Athlet innerhalb weniger Stunden fechten, 3,2 Kilometer laufen, aus 10 Meter Entfernung auf eine Zielscheibe mit knapp 60 Millimetern Durchmesser schiessen, 200 Meter Freistilschwimmen und durch einen 350 Meter langen Springparcours mit 12 Hindernissen reiten. Wer will nicht ein solcher Superheld sein? Good News Modern und militärisch passen nicht zusammen Die Geschichte des Modernen Fünfkampfs in Deutschland zeigt, wie sehr die Sportart vom Militär weggerückt ist. In Peking 2008 gewann Lena Schöneborn die erste deutsche Goldmedaille seit Berlin 1936. An der «Nazi-Olympiade» (die Faschisten missbrauchten die Spiele als Propagandaplattform) wurde mit Oberstleutnant Gotthard Handrick ein Vertreter der Wehrmacht Olympiasieger. Nach dem 2. Weltkrieg waren Sportarten mit militärischem Charakter verboten. Erst nach der Gründung der Bundesrepublik 1949 kam es zu einer Lockerung: Schon bald trainierten in der Polizei und später auch in der Bundeswehr wieder Athleten. Seit den 70er-Jahren engagierten sich Deutsche für den Frauen-Fünfkampf. Doch erst 2000 in Sydney durften Frauen an den Olympischen Spielen teilnehmen. (mir) Vor einem Berg Arbeit Doch nun sehe ich schwarz, nicht bloss für Tokio 2020, sondern auch für eine Zukunft als Hobby-Fünfkämpferin. Dabei sind es nicht der tägliche Trainingsaufwand, das Herumschleppen der voluminösen Sporttasche, die militärischen Ursprünge oder die kleine Anzahl Wettkämpfe pro Jahr, die mich abschrecken. Sondern der Berg an Arbeit. «Von den fünf Disziplinen kann ich nur eine so richtig: Laufen», jammere ich. «Gut, dann fängst du mit dem Laufen an!», sagt Perret. Der Mann, der in einer Bank ein Team leitet und drei Kinder hat, weiss, wie man motiviert. «Du warst besser als erwartet», sagt er, «ganz ehrlich.» Bis man als Fünfkämpfer an einem Wettbewerb teilnehmen könne, müsse man mindestens ein Jahr trainieren. «Diese Langfristigkeit muss man akzeptieren.» Ich schlucke leer. Geduld und Durchhaltevermögen sind nicht meine Stärken. Perret hilft mit Salamitaktik, portioniert das grosse Ziel «Hobby-Fünfkämpferin» in kleine Schritte. Zur miesen Trefferquote im ersten Fechtduell sagt er: «Die Ambition, nach einer Stunde den Gegner zu treffen, ist absurd.» Alleine um die Beinarbeit zu lernen, brauche man vier Intensivlektionen. Fürs Kraulen ist es zu spät Beim Thema Schwimmen holt Perret weiter aus. «Jugendliche Fünfkampf-Anfänger beginnen mit Kraulen», das Gefühl für den Auftrieb im Wasser und die Atemtechnik lerne man in jungen Jahren am besten. Perret sagt es zwar nicht direkt, aber ich merke schon: Um eine richtig gute Schwimmerin zu werden, ist es längst zu spät. Wieder relativiert der Coach. «Wichtig für den Trainingserfolg ist, dass man sich auf die Stärken konzentriert.» Also: Reiten kann ich bereits so gut, dass es nur einige zusätzliche Stunden braucht, bis ich es mit einem Pferd über Hinder- 17 Anzeige Event-Vorschau Eins nach dem anderen, sagt der Pentathlon-Coach: Fechten, Reiten, Schiessen, Schwimmen, Laufen. Foto: Urs Jaudas nisse schaffe. Und mit etwas mehr Training werde ich eine gute Schützin. Weil die Fünfkämpfer mit geräuschlosen Laserstrahlen statt mit scharfer Munition schiessen, fällt die Knallerei weg, man kann sich also auf die Technik konzentrieren. Wie beim Biathlon liegt der Reiz beim kombinierten Laufen und Schiessen im schnellen Wechsel zwischen Bewegung und Stillstand: Mit erhöhtem Puls die Hand ruhig halten, visieren, am Abzug ziehen und – Treffer! Beim Stichwort Treffer erinnere ich mich an die schmachvolle Niederlage gegen einen jugendlichen Fechter vor einigen Tagen. «Mach mal etwas!», hat er mir noch zugerufen. Das nehme ich mir zu Herzen. Da beim Fünfkampf-Fechten ein Treffer zum Sieg reicht, werde ich das nächste Mal einfach entschieden angreifen. So machen es vielleicht nicht die Alleskönner, aber die Alleswoller. Serie Der olympische Geist weht durch die Bellevue-Redaktion olympionike.tagesanzeiger.ch Der Beste der Geschichte Peter Steinmann Unser Bester in Rio Schaut aus der Ferne zu Nur 22 Punkte weniger als der Weltmeister holte Peter Steinmann an der WM 1991 in San Antonio. Für seine 5476 Punkte gab es Silber. 1995 gewann der Dübendorfer erneut Silber in der Staffel. Dreimal nahm er an den Olympischen Spielen teil (1984, 1988 und 1992). Nach seiner Profikarriere wurde Steinmann Fünfkampftrainer. Heute betreibt der 54-Jährige mit seiner Frau Claudia, einer ehemaligen Olympiateilnehmerin im Synchronschwimmen, den Regionalfernsehsender Tele Z. Erfolgreich Fünfkampf und Fernsehen machte auch Werner Vetterli, der 1954 in Budapest Silber in der Mannschaft gewann. Er moderierte jahrelang die Sendung «Aktenzeichen XY ... ungelöst» und sass für die SVP im Nationalrat. (mir) Keiner der rund 30 aktiven Schweizer Athleten im Alter zwischen 12 und 75 Jahren hat sich für Rio qualifiziert. Um einen der 36 Startplätze pro Geschlecht zu ergattern, muss man weit oben sein in der Weltrangliste oder sich durch einen offiziellen Wettkampf qualifizieren. Die letzte Schweizer Fünfkämpferin an Olympischen Spielen war Belinda Schreiber 2008 in Peking, sie erreichte den 11. Platz. Die Goldmedaillengewinnerin von 2008 ist die deutsche Lena Schöneborn; sie gilt auch dieses Jahr als Favoritin. Beim Testlauf für die Sommerspiele in Rio belegte die 29-Jährige den zweiten Platz. Das ZDF überträgt am Freitag: 15 Uhr Schwimmen, 17 Uhr Fechten, 20 Uhr Reiten, 23 Uhr Laufen und Schiessen der Frauen. (mir) SardiniEn - Land dEr TräumE Die besonders fruchtbare Insel war Kreuzungspunkt der überseeischen Schifffahrt. Dieses Spannungsfeld zwischen innerer Geschlossenheit und Offenheit nach aussen führte zur Ausprägung der charakteristischen «Nuraghenkultur ». Ausstellung archäologische Sammlung·Rämistr.73·Zürich Freitag, 19. August · 13.00 Uhr Jakob dEr LügnEr Film rote Fabrik · Seestrasse 395 · Zürich Donnertag, 18. August · 21.00 Uhr riESbachFEST Fest gZ riesbach ·Seefeldstrasse 93 · Zürich Freitag, 19. August · 19.00 Uhr comic-WorkShop Für kindEr Workshop museum Strauhof · Augustinergasse 9 · Zürich Samstag, 20. August · 14.00 Uhr FranciS picabia Ausstellung kunsthaus Zürich · Heimplatz 1 · Zürich Samstag, 20. August · 10.00 Uhr Einträge unter www.eventbooster.ch · [email protected]