Ben Aalbers - Bartkowiaks forum book art, Hamburg

Transcrição

Ben Aalbers - Bartkowiaks forum book art, Hamburg
Johannes Gutenberg Universität Mainz
Institut für Buchwissenschaft
Übung: Zeitgenössische Buchkunst. Ein Dokumentationsprojekt.
Leiter: Univ. Prof. Dr. Ernst Fischer
Ben Aalbers – meditative Kalligrafie aus den Niederlanden
Melina Guske
Adelheidstraße 36
65185 Wiesbaden
[email protected]
Buchwissenschaft, Anglistik
8. Semester
Inhaltsverzeichnis
Ben Aalbers - meditaitve Kalligrafie aus den Niederlanden
1
Achtzehn ausgewählte Werk des Künstlers
1. Buchumschläge
1.1. Simon Vestdijk: De Beker van de Min
1.2. Kramer's Woerdenbook Engels
1.3. Islamic Culture / Arabia - Turkey - Iran
1.4. F. Bordeweijk: Karakter
und Antoon Coolen: Herberg in’t Misverstand
1.5. Bertus Aafjes: In het Atrium der Vestalinnen
1.6. Dr. J. H. Walgrave: Op de grondslag van het woord.
Openbaring en gelorig bestaan
1.7. DuMont`s Handbuch Kalligrafie
6
6
6
7
7
8
8
9
9
2. Luxusedition Mappenwerk
2.1. Nimm dir etwas Schönes
2.2. Die größte Offenbahrung ist die Stille
2.3. Ah quelle Beauté
2.4. Later is now
2.5. Qu’est ce que c’est que ca
2.6. I love Music
10
10
11
11
12
12
13
3. Winter, Yis, Schaatzen
14
4. Le jardin mouillé
14
5.
Le Ciel est bleu comme une Orange
15
6.
When I listen I live
16
7.
Would you follow me, I want my Roses to see you
16
Verfügbare Literatur über Ben Aalbers
17
Anhang
18
Ben Aalbers
Der niederländische Kalligraf, Buchkünstler und Designer Ben Aalbers wurde
1916 im niederländischen Coevorden in der Provinz Drenthe geboren1. Bereits
im Alter von zehn Jahren wurde er bei einer Reise auf einer Fähre auf die
Kunst der asiatischen Kalligrafie aufmerksam als ein Chinese am Nebentisch
eine Postkarte mit chinesischen Schriftzeichen beschrieb2. Diese Anekdote
erzählte er Journalisten immer wieder. 1929 besucht er das Kamper Stad Lyceum in Kampen. Mit 17 zog er nach Amsterdam und studierte von 1935 – 39
Zeichnen, Werbung und Buchbinderei an der Rietveld Akademie, wo er bereits
ein großes Interesse an der Kalligrafie entwickelte, beeindruckt von seinen
Professoren Joh. B. Smith und Tine Baanders. Hier interessierte ihn allerdings
noch das klassisch westliche geprägte „Schönschreiben“.
Nach Beendigung
seines Studiums schlug er zunächst eine Karriere als ästhetischer Berater bei
einer der größten Buchbindereien, Van Rijmenam in Den Hag, ein.
Während des Zweiten Weltkrieges machte er im Untergrundverlag Mansarden
Presse Bekanntschaft mit berühmten niederländischen Autoren, Dichtern und
Verlegern. Einige von ihnen wurden allerdings von der SS verhaftet und in
verschiedene Lager deportiert, was für die Mansarden Presse ein harter Schlag
war. Einer von ihnen, Bert Bakker, gründete nach seiner Entlassung das
gleichnamige Verlagshaus, für das Aalbers als alter Freund immer wieder Bücher illustrierte. Ein weiterer befreundeter Dichter, Bertus Aafjes, schrieb während der grausamen Zeit des Krieges und des Hungers 1944 das Gedicht „Atri-
1
Namen und Daten entstammen zum größten Teil dem Buch von Dieuwke Etty-Aalbers: Ben
Aalbers European Calligrafy. Rotterdam: AD. Donker, 1995.
2
Willem Enzinck: Ben Aalbers und die Kunst der Kalligrafie. Lahnstein: Calatra Press, 1993.
S.9.
1
um der Vestalinnen“, das Aalbers so sehr beeindruckte, dass er für seine erste
Frau Dieuwke Kollewijn, eine handgebundene Ausgabe kalligrafierte. Solch
tiefe Eindrücke waren es meistens, die den Beweggrund für seine Arbeiten
bildeten.
Nach dem Krieg, Anfang der fünfziger Jahre, arbeitete er als Sekretär der Geschäftsleitung und ästhetischer Berater der „königlichen Begeer“ und der Silber
Fabrik in Voorschoten. 1952 wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit und
gründete zusammen mit seiner Frau die NV Aalbers – Kollewijn Design and
Buchbinderei. Zusätzlich übernahm er bis 1970 Dozenturen am typografischen
Institut des Plantin Museum im belgischen Antwerpen und an der Academy for
Visual Arts in Rotterdam. Ende der sechziger Jahre reiste er durch Europa und
die Türkei und ging immer wieder auf Vortragsreisen, die ihn in die ganze
Welt führten. Etwa in diesem Zeitraum hatte er auch Studios in Fez und Japan,
wo er die landesüblichen Kalligrafierkünste intensiv studierte. Ferner schuf er
zusammen mit Architekten Außeninstallationen aus Stahl, Messing und Stein:
unter anderem einen Kirchturm in Utrecht und eine Betonplastik in seinem
Wohnort Leidschendam. Bis in die neunziger Jahre hinein illustrierte er Bücher
für wissenschaftliche Editionen, machte Labeldesigns unter, anderem für die
Henkels Genever Distillery, und gestaltete, Kirchenfenster, designte Messestände und sogar ein Damasttafeltuch für Königin Juliane von Holland.
Ab ende der siebziger Jahre arbeitete er zum größten Teil als selbstständiger
Kalligraf hauptsächlich für private Sammler, für die er auch Luxuseditionen
seiner Werke anfertigte. Es folgten Ausstellungen in den Niederlanden,
Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Japan und Argentinien. Der Galerist
Thilo Götzen-Regenbogen bezeichnet Ben Aalbers als „Mittler zwischen Ost
2
und West“ der eine Brücke schlägt zwischen beiden Kulturen3. Eine sehr gute
Beschreibung für Aalbers kalligrafische Werke, da er sich der 26 Buchstaben
des lateinischen Alphabets bedient, aber diese mit der asiatischen und orientalischen Kunst des schönen Schreibens verbindet, wobei man die Gedichte und
Sinnsprüche, die er benutzt, erscheinen wie japanische Grasschrift oder andere
Formen asiatischer Zeichen. Seine enge Verbindung zur asiatischen Kultur
zeigt sich auch in der Art, wie er seine Signatur unter ein Werk setzt. Dies geschieht in Form eines Namenssiegels, da in roter Farbe auf das Papier gesetzt
wird. Schon lange hatte er sich von der traditionell westlichen Kalligrafie mit
deutscher Fraktur und gotischer Schrift abgewendet. Die meditative Versenkung in der Schrift und dem Bild, das aus ihr entsteht, stand für ihn besonders
im Vordergrund. Dadurch entsteht eine weitere Dimension der Schrift. Die
Aussage ist nicht das primäre Ziel, sondern das Bild und die Übertragung der
Emotionen des Künstlers auf seine Leser. Der Schaffensprozess ist oft ein sehr
intensiver, bei dem viel Papier und Farbe aufgewandt werden und an dessen
Ende die fertige Kaligrafie steht. Dem voran steht die Versenkung, das Suchen
nach der perfekten Form. Einen ähnlichen muss der Leser oder Betrachter beschreiten, wenn er das Ergebnis vor Augen hat. Es erschließt sich einem nicht
einfach auf den ersten Blick.
Auch die Wahl des Materials scheint eher eine Philosophische zu sein: Bei der
Wahl einer Feder geht es um ein hartes Schriftbild und das Kratzen auf dem
Papier und um das weiche Schwingen bei einem biegsamen Pinsel. Der Kalligraf formuliert seine Beweggründe bei der Materialwahl so: „Die Feder ruft
Widerstand hervor ist hart ... Der Pinsel lässt sich weicher und geschmeidiger
3
Etty-Aalbers, Dieuwke: Ben Aalbers European Calligrafy. Rotterdam: AD. Donker, 1995.
3
führen aber auch schwieriger“4. Aalbers selbst sagt, er habe einer Frau in England einmal ihren gesamten Bestand an Schreibfedern abgekauft5. Man kann
sagen die „Wahl der Waffen“ beeinflusst stark das Werk, das am Ende entsteht.
Mit der Schreibfeder ist alles sehr akkurat und ordentlich. Das Schriftspiel ist
häufig sehr klar und gut erkennbar. Da er häufig sehr dicke Pinsel verwendet,
wird das Bild weicher und wirkt oft auch etwas verschlungen und desorientiert.
Erst auf den zweiten Blick wird klar, was gemeint ist. Man erkennt die teilweise die Borsten am Ende eines Striches, wodurch das Schriftbild ausgefranst
erscheint. Die Linien und die Form werden demnach „um ihrer selbst willen“
bewundert6. Zu einigen Themen hat Aalbers mehrere Kalligrafien angefertigt,
die aufgrund des Schreibgerätes sehr unterschiedlich aussehen, aber auch die
große Auswahl an Materialien, auf die er kalligrafierte hat. Am häufigsten ist
das Japan Papier in verschiedenen Qualitäten, aber er hat laut Enzinck auf alles
geschrieben, was er finden konnte, auch auf Plastik7. So har er auch Paravents
gestaltet und großformatige Wandbilder mit farbigen Hintergründen, wobei
blau die oft vorherrschende Farbe ist. Einige Male wurde auch silberne und
goldene Farbe zum Schreiben verwendet.
Mit diesen Mitteln wollte Aalbers seine Gedanken darstellen, die sich einstellten, wenn er ein bestimmtes Gedicht oder ein Sprichwort hörte. Er verwandelt
Worte also mittels der Kalligrafie in „Sehtexte“8.
Sein gesamtes Lebenswerk beläuft sich auf sehr viele Buchumschläge, einige
hundert Kalligrafien, deren Zahl schwer zu bestimmen ist, da er viele Titel
immer wieder neu und in veränderter Form aufgelegt hat und auf Plastiken und
4
Willem Enzinck: Ben Aalbers und die Kunst der Kalligrafie. Lahnstein: Calatra Press, 1993.
S. 12.
5
Enzinck. S. 13.
6
Iris Bölke in ihrer Eröffnungsrede einer Ausstellung in Bremen.
7
Enzinck: S.12.
8
Prof. Dr. Roger Goepper. Vorwort. In: Enzinck.
4
andere Kunstgegenstände. Seine Werke sind heute im Museum van het boek,
Meermanno Westrenianum und der königlichen Bibliothek in Den Haag, dem
niederländischen Textil Museum in Tilburg, im Staatlichen Museum für Kunst
und Design in Nürnberg, Stiftung Archiv der Akademie der Künste in Berlin
und im Victoria and Albert Museum in London zu finden.
5
Achtzehn ausgewählte Arbeiten des Künstlers
1. Buchumschläge
1.1. Simon Vestdijk: De Beker van de Min
Schutzumschlag. Größe 13 x 21 cm. Gedruckt in Rotterdam. Verlag: Nijgh & van
Ditmar. 1957.
Beschreibung:
Die
Vorderseite
des
Schutzumschlags ist in drei Bereiche aufgeteilt: Am oberen und am unteren Rand
sind jeweils Landschaftszeichnungen, die
vermutlich im Original farbig waren, und
in der Mitte eine schwarze Fläche, auf der
mit weißen Lettern der Autor und der Titel des Buches. Diese Fläche nimmt
die Hälfte des Platzes ein, während die Zeichnungen sich die andere Hälfte
teilen und einen Rand für den Titel bilden. Die obere Zeichnung zeigt die Ansicht eines typisch holländischen Dorfidylls. Auf der unteren erkennt man Häuserreihen, die eher zu einer Stadt passen. Bemerkenswert ist, dass Aalbers den
Umschlag signiert hat, was eigentlich für die Gestalter von Buchumschlägen
ungewöhnlich ist.
6
1.2. Kramer’s Woordenboek Engels
Schutzumschlag. Wörterbuch Niederländisch – Englisch, Englisch - Niederländisch. Größe : ca. 13x 18 cm.
Beschreibung: Aalbers hat einen relativ
einheitlichen Stil. Wie auch im oben gezeigten Schutzumschlag arbeitet er hier mit einer schwarzen Grundfläche und
weißer Schrift, die wie sehr oft auf Umschlägen der Familie der Futura Schriften entstammen könnte. Die ganze Gestaltung ist eher unspektakulär, einem
Wörterbuch entsprechend.
1.3. Islamic Culture / Arabia – Turkey – Iran
Verlagsvorschau. Broschur. 1966.
Beschreibung: Diese Vorschau für den Verlag E.J. Brill ist relativ einfach gehalten. An
das Thema angepasst sind die Buchstaben
mit Schnörkeln versehen. Die Seite ist geteilt, was durch einen dunklen Strich etwas
über der Mitte verdeutlicht wird. Die Verlagsinformationen sind in einer fetten Ariale
in Schwarz, während der Rest in einer weißen Schmuckschrift gehalten ist.
7
1.4. F. Bordeweijk: Karakter und Antoon Coolen: Herberg in’t Misverstand
Leineneinbände. Format: 8°. Gedruckt in
Rotterdam Verlag: Nijgh & van Ditmar.
Vermutlich 1938.
Beschreibung: Diese beiden Bücher sind
identisch gestaltet, da sie zur „Taschentuch“ Reihe („Zakdoeken“ reeks) des Verlages gehören. Im Gegensatz zu der
eher ruhigen Gestaltung der vorigen Umschläge sind diese hier geradezu chaotisch. Aalbers bediente sich hier eines schottischen Tartan Musters, das aus
großen und kleinen Karos besteht. In den größeren, die wieder das mittige Drittel der Seite einnehmen, stehen wieder die Titelinformationen, diesmal aber in
Schwarz und fett gedruckt.
1.5. Bertus Aafjes: In het Atrium der Vestalinnen
Handgebunden und kalligrafiert. Oktavformat.
Einzelstück für Dieuwke Kollewijn. 1944.
Beschreibung: Dieses Gedicht Beertus Aafjes bewegte Aalbers so sehr, dass er es für
seine erste Frau eigenhändig kalligrafierte
und band. Das erklärt die recht zurückhaltende Ausstattung. Der Einband ist einer einfachen Kladde ähnlich, der Titel wurde um den Buchrücken geklebt. Er besteht
im Gegensatz zum Rest des Einbandes aus weißem Papier, das in Anlehnung
8
an Bücher die römische Geschichte mit einer Säule geschmückt ist, über die
der Titel gedruckt wurde.
1.6. Dr. J. H. Walgrave: Op de grondslag van het woord. Openbaring
en gelorig bestaan
Schutzumschlag in weiß, grün und schwarz.
Größe: 13 x 20 cm.
Für Aalbers ist dieser Umschlag etwas ungewöhnlich, denn außer der für ihn typischen
horizontalen Dreiteilung der Seite, kommt
ein Bild hinzu. Außerdem haben wir einen
hauptsächlich weißen Hintergrund. Es wird
zudem Schrift in drei Farben verwendet.
Eine weitere Besonderheit stellt die Tatsache
dar, dass der Text im grünen Mittelfeld sich bis auf die Rückseite des Umschlags fortsetzt.
1.7. DuMont`s Handbuch Kalligrafie
Umschlagprägung auf Leinen.
Format: 18 x 24cm. Köln, 1992.
Beschreibung: Auf blauem Leinuntergrund
wurde die Kalligrafie „I like Books“ in
weiß auf die obere linke Ecke des Einbandes eingeprägt.
9
2. Luxusedition Mappenwerk
Ganzleinenmappe, bibliophile Ausgabe mit 6 Kalligrafien, nummeriert und
signiert. Drucker: De Bink b.v. in Leiden / Niederlande. 1982. Auflage: 180
Exemplare. Preis: 1.350 DM also ca. 690 Euro.
2.1. Nimm dir etwas Schönes
Kalligrafie. Siebdruck auf Japan Hosho Papier (Gewicht 78g). Größe: 44 x 32 cm
Beschreibung: Das japanische Hosho Papier
ist im Hochformat bedruckt, allerdings steht
die Schrift auf der Seite, sodass der Betrachter das Blatt eigentlich drehen müsste, um
besser lesen zu können. Das Schriftbild wirkt
sehr beschwingt, was beispielsweise die
Kleckse rings um die Wortkombination „Nimm Dir“ zeigen. Die Pinselführung
wirkt kindlich und fröhlich. Die Kombination „etwas Schönes“ ist klarer.
Großbuchstaben in einer leicht asiatisch anmutenden Druckschrift runden das
Bild ab.
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2.2. Die größte Offenbarung ist die Stille
Kalligrafie. Siebdruck auf Japan Hosho Papier
(78g). Größe: 44 x 32 cm.
Beschreibung: Dieses Zitat des chinesischen
Philosophen Laotse ähnelt im Schriftbild
schon sehr der asiatischen Schönschreibekunst, die stark mit der Philosophie des Zen
verbunden ist. Es wird von oben nach unten
gelesen, wie im asiatischen Raum üblich. Über
allem scheint das O von „Offenbarung“ wie eine Sonne aufzugehen. Der Rest
des Wortes bildet eine Art Linie, die mit dem ersten Strich des N beginnt und
erst mit dem Stammstrich des T endet.
2.3. Ah quelle Beauté
Kalligrafie. Siebdruck auf Japan Hosho Papier
(78g). Größe: 44 x 32 cm.
Beschreibung: Ein Ausruf des Entzückens
entweicht dem Künstler hier. „Oh, welche
Schönheit!“, ruft er dem Betrachter entgegen.
Der Strich, mit einer Feder geführt, ist
schwungvoll, weniger präzise. Das T und E
von „Beauté“ bilden eine Art Stamm für den
Rest des Satzes, der einem Baum gleich aus ihm zu wachsen scheint, auch
wenn eigentlich wieder von oben nach unten gelesen wird.
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2.4. Later is now
Kalligrafie. Siebdruck auf Japan Hosho Papier (78g). Größe: 44 x 32 cm.
Beschreibung: Der sehr schlichte Satz „Später ist jetzt“ scheint Aalbers Antwort auf die
Eigenschaft vieler zu sein, die alles auf später verschieben. Der Schriftzug schreit förmlich: Lebe jetzt, nicht später! Man erhält den
Eindruck, dass es hier keinen all zu langen
Schaffensprozess gab, sondern, dass der Künstler einfach einen Pinsel in Farbe
getaucht und „drauf los“ geschrieben hat. Doch das täuscht, denn die Komposition ist genau geplant. Es fällt auf, dass er Groß- und Kleinschreibung beim
ersten Wort einfach vermischt, denn er schreibt es „LatER“.
2.5. Qu’est ce que c’est que ca
Kalligrafie. Siebdruck auf Japan Hosho Papier (78g). Größe: 44 x 32 cm.
Beschreibung: Diese Kalligrafie unterscheidet sich ein wenig von den übrigen fünf aus
dieser Mappe. Grafische Aspekte scheinen
hier genauso wichtig zu sein, wie die
Schrift. Der Satz wurde auf die Seite gekippt, was ihn noch schwerer lesbar macht.
Die Buchstaben sind stark ausgefranst, sodass nicht wirklich erkennbar ist, ob
mit Feder oder Pinsel gearbeitet wurde. Die ausgefransten Enden sprechen für
einen Pinsel, aber, wenn man sich das E des zweiten „QUE“ sieht man, dass
12
die Striche viel zu präzise gezogen wurden, als das sie von einem Pinsel stammen können. Die Worte werden außerdem von einer Horizontalen und zwei
Vertikalen durchschnitten. Die vertikalen Linien entstammen den Buchstaben
selbst, die Horizontale allerdings steht in keinem Zusammenhang und existiert
eigenständig.
2.6. I love Music
Kalligrafie. Siebdruck auf Japan Hosho Papier (78g). Größe: 44 x 32 cm.
Beschreibung: Wieder benutzte Aalbers lieber das Querformat für seine Kalligrafie.
Dies ist eine der vielen Variationen zum
Thema Musik aus dem Zyklus „I like /love
...“. Das „I love“ steht hier besonders im
Vordergrund, während das „Music“ als Anhängsel des „L“ gerade so erkennbar wird. Die Schrift ist sehr breit und rund.
Die Schrift ähnelt stark der hinduistischen Shruti. Das „E“ von „love“ erinnert
entfernt an das Schriftzeichen für das tibetische / indische Wort „Ohm“, nur
das es hier spiegelverkehrt wäre. Das „O“ und der untere Strich des „L“ scheinen wieder einmal einen Sonnenunter- oder –aufgang darzustellen. Betrachtet
man das Ganze aber hochkant, wie es beabsichtigt war - das Namenssiegel
lässt darauf schließen - scheinen die beiden Buchstaben eine Art Lautsprecherbox zu bilden.
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3. Winter, Yis, Schaatzen
Kalligrafie. Siebdruck auf Japan Hosho Papier (78g). Größe: 44 x 32 cm.
Beschreibung: Dieses Motiv besteht aus drei
einzelnen Worten mit winterlicher Bedeutung. „Schaatzen“ heißt Eislaufen und das
Schriftbild gleicht ein wenig den Spuren, die
Schlittschuhe auf dem Eis hinterlassen.
Das Wort „Yis“ ist sehr zaghaft geschrieben,
eigentlich nur ein einzelner dünner Pinselstrich. Die Jahreszeit dagegen ist fett
und aufdringlich und sehr zackig. „Schaatzen“ ist wiederum dünn geschrieben.
Die Buchstaben sehen eher aus, wie eine Signatur.
4. Le jardin mouillé
Kalligrafie auf farbigem Hintergrund. Größe:
80 x 55cm.
Beschreibung: Diese als Wandbild konzipierte
Kalligrafie ist eine doppelte Hommage. Der
Text ist ein Gedicht von Henri de Regnier,
dessen Titel in der Mitte steht und die einzelnen Strophen drumherum. Der Hintergrund,
gehalten in Grün am unteren Teil und einem
stroh-gelb auf dem Hauptteil des Werkes,
nimmt die Stimmung der Landschaft des Jardin de mouillé dar. Das Schriftbild entspricht
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dem asiatischen Stil wieder sehr stark. Die Überschrift des Gedichts wird erst
deutlich, nachdem der Betrachter die Täuschung eines Schriftzeichens überwunden hat. Das Gedicht selbst allerdings ist erst nach langer Beschäftigung
mit dem Werk lesbar. Wenn man sich das Foto des Jardin betrachtet, könnte
die Schrift auf der Kalligrafie auch das Reedgras darstellen.
5. Le Ciel est bleu comme une Orange
Kalligrafie. Siebdruck. Nummeriert und signiert. Größen: 33 x 33, 50 x 65 und 40 x 80
cm.
Beschreibung: Mit diesem Werk bezieht sich
der Künstler wohl in gewisser Weise auf das
Gedicht „La terre est bleu comme une Orange“ von Paul Eluard. Aalbers hat das Blatt
mit einer Horizontalen im oberen Drittel der
Seite unterteil und somit einen Himmel und einen Horizont entstehen lassen.
Das O von „Orange“ spiegelt das C von „Ciel“ wider, wie das Meer den Mond
oder auch die Sonne widerspiegelt. Auf diese Weise hat er mit diesem paradoxen Satz ein Szenario geschaffen, dass sich weniger auf dem Blatt, als im Geiste des Betrachters heraufbeschwören lässt.
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6. When I listen I live
Kalligrafie. Siebdruck auf Japan Papier
Nr.3. Nummeriert und signiert.
Größen: 33 x 33, 50 x 65 und 40 x 80 cm
Beschreibung: Diesen Titel gibt es auch
als blauen Paravent, bei dem die teilende
Wirkung der beiden Is für die Scharniere genutzt wurde. Diese Striche sind
genauso lang wie die einzelnen Worte „when“, „listen“ und „live“.
Dabei
schafft es Aalbers diese drei Worte im Schriftbild sehr ähnlich wirken zu lassen.
7. Would you follow me, I want my Roses to see you
Kalligrafie. Siebdruck. Nummeriert und
signiert. Größen: 33 x 33, 50 x 65 und 40 x
80 cm.
Beschreibung: Das Schriftbild entspricht
eher der europäischen Form der Kalligrafie:
Eine geschwungene Schönschrift, mit der ein regelrechtes Rosenspalier entsteht. Die kleinen geschwungenen Linien und die vielen runden Vokale, die
Art wie er ein D und das S schreibt, lassen die Buchstaben aussehen wie Rosenblüten. Aalbers macht sich sogar den Spaß und benutzt das O von „Roses“
um eine wirklich Blume ins Bild einzufügen. Es darf dabei aber nicht übersehen werden, dass hier nichts dem Zufall überlassen ist. Die gesamte Schrift ist
wieder an einem akkuraten Raster ausgerichtet, dessen Linien man über „want
my Roses“ gut erkennen kann. Durch diese strenge Planung entsteht die
scheinbare Unordnung der Schrift.
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Verfügbare Literatur über Ben Aalbers
Bücher:
Enzinck, Wilhelm: Ben Aalbers und die Kunst der Kalligrafie / et l’Art de la
Calligraphie / and the Art of Calligraphy. Lahnstein: Calatra, 1992.
Etty-Aalbers, Dieuwke (hrsg): Ben Aalbers European Calligraphy. Leiden:
Druckerei De Bink, 1996.
Artikel:
Bartkowiak, Heinz Stefan (Hrsg.): Ben Aalbers “European Calligraphies”. In:
Kompendium zeitgenössischer Handpressendrucke, 1 / 1991, S. 439.
Bartkowiak, Heinz Stefan (Hrsg.): Ben Aalbers “European Calligraphies”. In:
Kompendium zeitgenössischer Handpressendrucke, 2 / 92, S. 230f.
Bartkowiak, Heinz Stefan (Hrsg.): Bartkowiaks Forum Book Art, Compendium Forum Book Art, Hamburg, 1997.
Götze Regenbogen, Thilo: When I listen, I live. Ben Aalbers und die European
Calligraphy. In: Lotusblätter, Zeitschrift für Buddhismus, Nr. 1 / 2, 1992, S.
98f.
Haberland, Detlef: Buchbesprechung. In: Berichte „Humboldt Gesellschaft“,
Bonn, März 1992.
Raub, Wolfhard: Ben Aalbers – Schriftbilder. In: Bibliotheksnachrichten, Universität Münster, November, 1982, S. 249-52.
Ruigrok, Willibrod: Ben Aalbers: Den Mut haben, frei zu sein. In: Scriptores,
Nederlands-Vlaamse Verenigung von Kalligrafen, deutsche Zusammenfassung, August 1992, S. 1.
Safferling, Ulrich: Bilder aus bewegten Buchstaben, Kalligrafien von Ben Aalbers. In: Frankfurter Rundschau, Nr. 239 vom 14.10.1993, S. II.
Ben Aalbers Calligraphieën. In: The Edge, the Magazine of the Calligraphy
and Lettering Arts Society, volume 4, issue 6, Spring 1999, S. 4f. London.
Ein Leben in Buchstaben, über den niederländischen Künstler Ben Aalbers. In:
Bücher Markt, das Fachmagazin für Sammler von Büchern, Graphiken und
altem Papier, 2. Jahrgang, Nr. 11, 1993, S. 32f.
17
Krifteler Kunstforum präsentiert holländische Künstler. Kalligraphien von Ben
Aalbers. In: Hofheimer Zeitung vom 15.10.1993. S. 7.
Zwischen Bild und Botschaft. Ben Aalbers’ Kalligraphie in >Raum 1<. In.
Krifteler Nachrichten, vom 15. 10. 1993. S.2.
Museums und Bibliothekskataloge:
Das Meermanno Westrenianum, Den Haag besitzt einen recht ausführlichen
Katalog, der allerdings nicht online einsehbar ist. Informationen erteilt Herr
Rickey Tax.
Im Archiv der Akademie der Künste in Berlin kann man unter www.adk.de
Im OPAC der Bibliothek recherchieren.
18
Anhang
Liste der Werke9
Niederländisch
9
•
Vogeltje
•
Zie Zo
•
O ja?
•
Leef en laat leven
•
Tot ziens
•
De schaduw van 't leven gaat niet aan ons voorbij
•
Blijf m'n lief
•
God waar gaan we heen
•
Teveel lawaai hier
•
Bid tot God
•
Geduld
•
Het wonder van een golf, I
•
Het wonder van een golf, II
•
Lente
•
Zomer
•
Herfst
•
Winter
•
Winter, ijs, schaatsen
•
Samen is 2x alleen (zwart en rood)
•
Tot ziens
•
Vogeltje, drieluik met Ah Réveille toi
Diese Liste gewährt keine Vollständigkeit
19
•
Waarom
•
Geluk
•
Doen wat je hand vindt om te doen
•
Stilte
•
Ja & nee
•
Verkondigong an Maria
•
De Dagen zijn wat wij ze maken
•
De stoel helpt iedereen zonder aanzien des persoons
•
De Tand des Tuds
•
Dood is uitzuicht
•
Als je hout ziet, gedenk de boom
•
Gisteren en Morgen
•
Het oog is de Spiegel der ziel
•
Het wonder van n schaal (Paravent)
•
Ijs / Winter / Liefde / Marken
•
Kij hoe schoon
•
Klei / Glazuur / Vuur
•
Zoals ‘t hart in het lijf klopt, klopt het nergens
•
Water heeft geen will
•
Ah Kunst is overboding
•
Thuis komen is better dan oop reis gaan
Englisch:
•
I like music
•
I love music
•
To be or not to be
20
•
Less is more
•
Love Peace Freedom
•
Pleasure
•
Would you follow me
I want my roses to see you
•
Listen my love
•
Whites and non-whites only
•
Why my love not now!
•
The Future is yours an mine
•
When I listen, I live
•
When I listen, I live, variant
•
The Beauty is indescribable
•
Later is now
•
So it is, so it is not
•
The miracle of a wave
•
Friendship
•
I know you know
•
Yes & No
•
Brush
•
I like Books
•
I like Sports
•
I like the sun
•
Thank you
•
Help me
21
Französisch:
•
Plus est en toi
•
Moi je suis fou
•
Je t'aime
•
Notre amour est chose charmante
•
Le texte vu c'est le texte lu
•
Ah Réveille toi
•
Chaque hiver est, un Printemps qui signore
•
Je n'ai jamais été aussi près de toi
•
Ça y est
•
Oui ou non
•
l'Enfer c'est l'autre
•
Le ciel est bleu comme une Orange
•
l'Avenir est à toi
•
La Beauté est indescriptible
•
Ah quelle Beauté
•
Qu'est ce que c'est que ça
•
la Chat, poème de
Ch. Baudelaire
•
l'Amour
•
La venir est a toi
•
Je suis venu au monde tres jeune dans un temps tres vieux
•
Le vent
•
Paris tel qu’on l’aime
•
Un objet moral
22
•
Un qui ne s’en fait pas
•
J’ai pour la table une sorte de respect
Spanisch:
•
La vida es Sueño
•
Te Abrazo"
Deutsch:
•
Nimm dir etwas Schönes
•
Berlin ich liebe dich
•
Die grösste Offenbarung is die Stille
•
Die grösste Offenbarung is die Stille, variant
•
Geduld
•
Mozart
•
J.S. Bach
•
Schubert
•
Die Sonne
Lateinisch:
•
"Carpe diem"
Informationen zu Formaten, Materialien und Preisen erteilt die Witwe des
Künstlers Frau Joke Bosman auf www.benaalbers.nl.
23