No. 39 / 09 / Jg. 23
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No. 39 / 09 / Jg. 23
FRIEDRICH Kurier FRIEDRICH Kurier No. 39 / 09 / Jg. 23 1 2 FRIEDRICH Kurier INHALT Editorial................................................................................... Shantychor Bremer Kogge übt an Bord.................................... KiTa Bremen – Schiff ahoi!....................................................... Pan-pan – Generator der MS Friedrich defekt........................... Titelbild: Friedrich vor MS Werrastein Acryl auf Leinwand, 60 cm x 60cm Klaus Schalipp 2009 Das Porträt Ein Atelierbesuch bei Klaus Schalipp......................................... Interessengemeinschaft Maritimes Erbe.................................... Maritime Woche Bremen Besichtigung der Schleusen- und Wehranlagen Weserwehr...... Kirchentag in Bremen.............................................................. Vortrag von Kapitän Dieter Klebe: 40 Jahre Seefahrt................ Das historische Foto................................................................. Stimmung auf den Mitgliederfahrten....................................... Wolfgang Petschenik =............................................................ 3 4 6 8 10 13 14 15 16 17 18 20 Termin-Vorschau Am Sonntag, den 14. März 2010, 11:00 Uhr, findet unsere jährliche ordentliche Mitgliederversammlung wieder im Gästehaus der Universität, Teerhof 58, 28199 Bremen statt. Ein Tagesordnungspunkt ist die Neuwahl des gesamten Vorstandes. Um zahlreiches Erscheinen wird gebeten. Eine schriftliche Einladung dazu erhalten Sie rechtzeitig. Nach einem ereignisreichen Jahr wünschen Crew, Fahrtenplaner, Vorstand und die Redaktion allen Mitgliedern, Familien und Freunden der MS FRIEDRICH eine ruhige Adventszeit, ein fröhliches, stimmungsvolles Weihnachtsfest und ein friedliches neues Jahr bei guter Gesundheit. Impressum Herausgeber: Bankkonto: Redaktion: Auflage: Erscheinungsweise: Redaktionsschluß: Bremische Gesellschaft zur Erhaltung der Großen Hafenrundfahrt „MS Friedrich“ e.V., c/o Klaus Schalipp, Mathildenstraße 3, 28203 Bremen Telefon an Bord: (0421) 3‑34‑71‑43 Festnetz und 0162 97‑98‑010 Mobil E-mail: [email protected] · Internet: www.msfriedrich.de Sparkasse in Bremen, Konto-Nr. 12293692, BLZ 29050101 Klaus Schalipp, Dietmar Gode, Heinrich Staar, Rolf B. Tiesler, Klaus Auf dem Garten 500 halbjährlich für die nächste Ausgabe 1. März 2010 EDITORIAL FRIEDRICH Kurier Liebe Vereinsmitglieder und Freunde der FRIEDRICH ! Es ist ein schöner Brauch unseres KURIERS zurück zu schauen auf das letzte halbe Jahr, auf das Geschehene und dabei noch einmal zu erinnern an Ereignisse, die besonders waren, die aus dem gewöhnlichen Vereins- und Schiffsalltag herausragten. Auch dieses Heft bietet einiges dazu an. Mein persönliches Top-Erlebnis 2009 war eine Fahrt mit unserer Friedrich in den Europahafen mit Besuchern des Kirchentages und die Begegnung dort mit der Alex und der Cap San Diego. Viele Jahre mußten vergehen bis MS Friedrich ihre alten vertrauten Gewässer wieder befahren konnte! Ich war (fast) versucht zu glauben, dass man der Friedrich ein Glücksgefühl anmerken konnte. Hamburg ist zu beneiden! Diese unvergleichliche Cap San Diego, das größte fahrtüchtige zivile Museumsschiff der Welt, als maritime Attraktion im Herzen dieser Stadt! Dagegen: Armes Bremen! Die citynahe Überseestadt erwacht, attraktive Gebäude säumen wieder die Pier des Europahafens, geschäftiges Leben beginnt, doch es fehlt maritimes Flair und der Bezug zu „Übersee“. Einfacher gesagt: es fehlen die Schiffe. Kann man den Zustand des Kirchentages nicht dauerhaft machen? Da trifft es sich doch gut, dass die Alex, 1906 auf der AG Weser gebaut, jüngst zum Kauf angeboten wurde. Einen würdigeren Platz als Bremen und den Europahafen kann man kaum für dieses weltbekannte Schiff finden. Ein Geschäftsmodell, welches die Staatssäckel schont, läßt sich sicher auch finden, man kann ja mal in Hamburg nachfragen. Ich wünsche Ihnen eine wunderschöne Adventszeit und freue mich, Sie anläßlich einer Veranstaltung an Bord begrüßen zu können – oder bei einer Schiffsfahrt in den Europahafen, um zu sehen, ob mein Traum in Erfüllung gegangen ist . Ihr Klaus Schalipp Klaus Schalipp 3 4 FRIEDRICH Kurier Shantychor Bremer Kogge übt an Bord Jeden 1. Montag im Monat übt von 18:00 bis 20:00 Uhr der Shantychor Bremer Kogge an Bord unseres Schiffes. Gäste sind willkommen. Die Stimmung ist locker bei den Musikern, obwohl auch ernsthaft geübt werden muss. Wie bei unserem Mitgliederstammtisch üblich hat Angelika Wiemer ihre Theke geöffnet, damit die Stimmen zwischendurch auch mal geölt werden können. Leckere Schmalzbrote dürfen dabei natürlich nicht fehlen. – Eine etwas andere Form unseres Mitgliederstammtisches – und eine gelungene dazu! Klaus Wunderwald (links) leitet den Shantychor Bremer Kogge. Zur Seite steht ihm Lothar Vorbusch. Um den Service an der Theke kümmern sich Angelika Wiemer und Gaby Gode (von rechts). Die 1. und die 2. Stimmen sitzen an Steuerbord ... Der Shantychor Bremer Kogge hat eine CD auf den Markt gebracht, sie kann an Bord gekauft werden. Fünf Euro vom Verkaufspreis fließen dabei in unsere Vereinskasse als Spende. ... die 3. und 4. Stimmen an Backbord. FRIEDRICH Kurier 5 6 FRIEDRICH Kurier KiTa Bremen – Schiff Ahoi Zwei Fahrten mit vielen Hortkindern auf der MS Friedrich Christiane Schrader und Dr. Hans-Joachim Stamer (der auch seine Hochzeit auf der MS Friedrich feierte – aber das ist eine andere Geschichte) Regionalleitungen von KiTa Bremen konnten zusammen mit Peter Nicklaußen und seiner Crew einen besonderen Ferientag mit 42 Kinder aus den Hortgruppen der Kinder- und Familienzentren Hohentor, Neustadtswall, Warturm und Delmestr. am Mittwoch, dem 01.07.09, aus der MS Friedrich planen. Am Dienstag den 25.08.09 folgte die zweite Fahrt mit ebenso vielen Kindern aus den Hortgruppen der Kinder- und Familienzentren Schwedenhaus und Hohwisch mit etwas Verspätung, nachdem eine wichtige Reparatur am Generator abgeschlossen war. Wie das so ist, mit nahezu 130 Jahren. Da kann es schon mal vorkommen, dass auf der MS Friedrich einige Teile nicht so funktionieren, wie sie sollen. Die Wartezeit hatte sich aber gelohnt. Wie auf der ersten Fahrt fand die Fahrt bei sehr schönem Wetter statt. Jeweils um 15 Uhr wurde abgelegt und Fahrt in Richtung Weserstadion aufgenommen. Ein gigantisches Bild, dass Stadion vom SV Werder Bremen mit den Sonnenkollektoren von der Wasserseite zu sehen. Für viele Kinder war es nicht nur die erste Gelegenheit Bremen von der Wasserseite zu betrachten. Sondern einige Kinder waren zum ersten Mal in ihrem Leben auf einem Schiff. Flussabwärts wurde die Fahrt Richtung Neustädter Hafen fortgesetzt. Im Neustädter Hafen gab es dann größere Seeschiffe zu bestaunen. Nicht nur am Weserufer gab es viel zu entdecken, auch die MS Friedrich wurde gründlich erforscht. Den Maschinenraum besichtigen, Seemannsknoten lernen, Rettungswesten ausprobieren, an Bord blieb keine Frage zu Schiff und Schifffahrt unbeantwortet. Zurück am Anlieger konnten sich die Kinder nicht entscheiden, ob ihnen die Schifffahrt, die MS Friedrich Caps und T- Shirts, die Knotentafel mit Übungsseil, die Tombola oder die freundliche Mannschaft am besten gefallen hat. Zum Abschied gab es noch für jedes Kind noch eine Trillerpfeife von Herrn Nicklaußen – jeder kann sich vorstellen wie schön die Rückfahrt in der Straßenbahn für die Mitfahrer war. Die Hortkinder des Kinder- und Familienzentrums Hohwisch gaben aus Dankbarkeit für die Fahrt noch ein Abschiedsständchen für die Crew, begleitet mit Gitarre. Für die Kinder und die MitarbeiterInnen von KiTa Bremen war mit Ende der Schifffahrt das Thema Weser und Wasser noch nicht beendet. Über die Fahrt wurde in den verschieden Hortgruppen noch ausgiebig diskutiert, Bilder gemalt , Knoten geübt und die nächste Schifffahrt auf der Landkarte geplant. KiTa Bremen und die Kinder- und Familienzentren Hohentor, Neustadtswall, Warturm, Delmestr., Schwedenhaus und Hohwisch bedanken sich bei den Aktiven und Unterstützern des Vereins Bremische Gesellschaft zur Erhaltung der Großen Hafenrundfahrt MS Friedrich, die diese Fahrt , in einer unkomplizierten Kooperation ermöglicht haben. Damit gaben Sie mit viel Einsatz und Engagement vom Verein den vielen Kindern einen erlebnisreichen Nachmittag und unvergessenen Stunden. Sicherlich werden die Kinder in vielen Jahren noch auf die MS Friedrich mit Stolz zeigen und anderen von dieser schönen Fahrt erzählen. FRIEDRICH Kurier 7 8 FRIEDRICH Kurier Leitungsverbindungen waren marode u.brüchig Pan-pan – Generator der MS Friedrich defekt Bei einer Charterfahrt Anfang Juni brach plötzlich die gesamte Bordstromversorgung zusammen. Nach einer sofortigen Untersuchung des Störfalles an Bord wurde festgestellt, daß der Bordgenerator keine Leistung mehr abgab. Da von dem Stromausfall nicht nur Geräte wie Gläserspülung, Kühlung, Beleuchtung , WC-Spülung usw. sondern auch die Sicherheitseinrichtungen, wie Lenz- und Feuerlöschpumpen, betroffen waren, mußten alle Fahrten bis auf weiteres abgesagt werden. Veranstaltungen auf dem liegenden Schiff konnten weiter durchgeführt werden, da die LandStromversorgung ohne Probleme lief. Eine genaue Fehleranalyse sowie ein Kostenvoranschlag konnten – nach Aussage eines Spezialisten für Generatorenwartung – nur im ausgebauten Zustand vorgenommen werden. Der Ausbau des Gerätes war aufgrund seines Eigengewichtes von ca. 300 kg sowie der Einbaulage eine echte Herausforderung und konnte allein mit Manneskraft nicht bewältigt werden. Hier war professionelle Hilfe in Form von Kettenzügen und Krananlage gefragt. Eckhard,Reinhard u. Manfred bereiten den Ausbau vor Neben der Planung zur Reparatur oder möglicherweise auch Neubeschaffung eines Generators wurde die Möglichkeit untersucht, zur Überbrückung der Ausfallzeit ein Leihgerät zu beschaffen. Leider ohne Erfolg. Ein Generator für die erforderliche Leistung und Dieselmotor als Antrieb waren nicht verfügbar. Zunächste mußte also der defekte Generator ausgebaut werden. Der Ausbau erfolgte auf der BBS-Werft in Bardenfleth, da unser Schiff dort bestens bekannt ist. Es konnten die vorhandenen Betriebsmittel wie Krananlage Kettenzüge und weitere Spezialwerkzeuge sowie fachliche Unterstützung in Anspruch genommen werden. Von Bardenfleth aus wurde der Generator dann wieder nach Bremen zu einer Fachfirma für Generatoren transportiert. Hier wurde eine gründliche Fehleranalyse vorgenommen. Es ergab sich, dass sämtliche elektrischen Anschlüsse marode und unbrauchbar waren und komplett erneuert werden mußten. Die Firma wurde beauftragt, den Generator komplett zu sanieren. Das Gerät war nach einer Woche wieder wie neu. Doch dann begannen die eigentlichen Schwierigkeiten, die die Auslieferung und somit den Einbau verzögerten. Beim Abschlusstest mußte man feststellen, dass auch der Regler defekt war. Dieses Bauteil war jedoch nicht zu reparieren und mußte neu bestellt werden. Da unser Generator bereits 35 Jahre alt und ein französisches Produkt ist, war der Beschaffungsvorgang äußerst kompliziert. Derartige Bauteile werden in keinem Ersatzteillager auf Vorrat gehalten. Lediglich der Hersteller hat möglicherweise noch Zugang zu derartigen Einzelexemplaren. Nur durch die guten Verbindungen und die exakten Fachkenntnisse der uns behilflichen Firmen, war die Beschaffung des von uns benötigten Ersatzteiles möglich. Am 22. Juli waren die Sanierungsarbeiten abgeschlossen. Der Einbau erfolgte am 23.7. wieder auf der BBS-Werft. FRIEDRICH Kurier Der Generator wurde ausgebaut Folgende Vereinsmitglieder waren an der Aktion „Generator“ beteiligt: Werner Bultmann, Horst Dürrbaum, Peter Nicklaussen,Christian Rieder, Eckhard Pautz, Reinhard Siemer, Manfred Stähr, Dietmar Tomoscheid und Manfred Wöstendieck. Vielen Dank für euren Einsatz. Ein besonderer Dank gilt den Firmen, die uns mit Rat und Tat zur Seite standen und ihre Unterstützung gesponsert haben: Firma Schiffstechnik und Anlagenbau STA Bremerhaven (Dietmar Kircher) Einbauvorbereitungen Firma Generatorenbau August Lange Firma Wendelken. Peter Nicklaußen Der sanierte Generator und der Jockel bilden wieder eine Einheit 9 10 FRIEDRICH Kurier DAS PORTRÄT Die „Friedrich“ und die Farbigkeit des Graus Ein Atelierbesuch bei Klaus Schalipp Für viele Mitglieder waren sie eine Überraschung bei der letzten Jahreshauptversammlung: die schönen und interessanten Gemälde, die im Sitzungsraum zu sehen waren. Mitgebracht hatte die Bilder der 1. Vorsitzende höchstpersönlich und sich damit als ernst zu nehmender Künstler zu erkennen gegeben. In seinem Atelier in der Mathildenstraße gab er Auskunft über seine Arbeit. Seit wann widmest du dich der Malerei? Klaus Schalipp an der Staffelei Mit Acrylfarben und Leinwand arbeite ich etwa seit zehn Jahren, ich habe aber das ganze Leben lang gezeichnet. Ich bin nach meiner Pensionierung 1994 in die Hochschule gewechselt und habe dort Professoren der Hochschule für Künste kennen gelernt und bei dem bekannten Maler und Zeichner Klaus Warwas in den Zeichenkurs gerutscht und habe anschließend bei seinem Sohn Till Warwas mit der Malerei begonnen. In welcher Technik arbeitest du? Ich male mit Acrylfarben. Die Frage Öl zu nehmen, hat sich für mich eigentlich nie gestellt. Ist Acrylmalerei nicht schwieriger? Ja, das kann sein, ein paar Aspekte sind schwieriger, andere leichter. Schwieriger ist, dass Acryl sehr viel schneller trocknet, man kann auf der Leinwand nicht mehr pastos (mit einem dicken Farbauftrag) arbeiten, aber dafür kann man die fertigen Bilder auch eher transportieren. Außerdem arbeite ich noch gern in der Aquarelltechnik. Was mich daran fasziniert, ist, dass man zu einer Leichtigkeit finden muss. Aquarelle leben von der Luftigkeit, und man muss sie in einem Zug hinkriegen, überarbeiten kann man sie nicht. Man kann zum Beispiel nicht wieder vom Dunkel ins Helle zurückkommen. Du hast schon mehrere Ausstellungen gehabt. Gibt es in deiner Motivwahl Schwerpunkte? Die gibt es in der Tat. In der ersten Periode habe ich viel vor den Motiven selbst gemalt. Ich war in der Natur und habe Landschaftsbilder gemalt. Ich war im Atelier und habe Stillleben gemalt oder auch Porträts, aber eigentlich immer vor dem Objekt. Danach gab es eine gewisse Weiterentwicklung, ich habe mich von der Farbigkeit getrennt und mir eröffneten sich dadurch ganz neue Motivmöglichkeiten, weil ich nicht mehr so sehr am Gegenstand und seiner Farbigkeit hing. Ich arbeite sehr viel mit Grau und Blaugrau. Grau ist sehr viel farbiger als jede andere Farbe. Grau liegt ja zwischen Weiß und Schwarz, aber das wäre eine sehr eindimensionale Definition von Grau. In Wirklichkeit ist Grau die Summe aller Farben. Zum Beispiel wenn ich Blau mit Braun mische, entsteht ein sehr dunkles Grau, und wenn ich Weiß dazu mische, bekomme ich jede Grautönung hin zu Helligkeit, ich kann Blau und Braun in seinen Anteilen variieren, und dadurch bekomme ich eine große Palette. Braun selbst ist auch wieder eine Mischung aus Rot und Grün, und Grün ist auch wieder eine Mischung aus Gelb und Blau. Das heißt, du hast durch die Benutzung deiner Farbpalette eigentlich jede Farbe drin. Und wenn du richtig mit Grau malen kannst, merkst du diese Farbigkeit. Sie schimmert immer wieder durch, je nach dem in welchem Verhältnis man diese Bestandteile mischt. Man sehr deutlich Blau dazu mischen, dann wird das Grau also bläulich. Und so kann man das mit Braun, mit Gelb, mit Grün, mit Rot machen, so dass aus der grauen eine farbige Fläche wird. Wenn man sich in deinem Atelier umschaut, sieht man neben Landschaften einen deutlichen maritimen Schwerpunkt. Ist das ein bewusster Themenwechsel? Das ist eine Phase. Es gibt jetzt viele Bilder mit Wasser und Wasserspiegelungen und eben auch mit der „Friedrich“. Das ist natürlich mit meinem besonderen Verhältnis zu dem Schiff zu erklären. Ich sehe die „Friedrich“ jetzt nicht nur als Gegenstand, sondern FRIEDRICH Kurier 11 12 FRIEDRICH Kurier immer eingebettet in die Geschichte und in die alte maritime Umgebung, den Hafen zum Beispiel. Diese Elemente kommen mit auf das Bild, aber natürlich so wie man es von der geschichtlichen Seite wahrnimmt, nämlich, dass der Hafen verschwunden ist. Ich male jetzt also nicht einfach Schiffe im Hafen, sondern stelle sie aufgelöst, zerbröselt dar, als Vergangenheit. Die „Friedrich“ ist real, die anderen Schiffe sind nicht mehr real. Ist die „Friedrich ein dankbares oder eher ein sperriges Motiv? Sehr dankbar, aber das liegt wohl auch an der emotionalen Beziehung, die ich zu dem Schiff habe. Hinzu kommt, dass ich mich sowieso gerne mit Wasser beschäftige. Ich habe viele Bilder gemalt, wo die Wasserspiegelung im Vordergrund ist. Schiffe, die sich im Wasser spiegeln, male ich besonders gern. Man begibt sich in einen Dialog mit dem spiegelnden Wasser, man will ja auch die Bewegung mit einfangen. Bilderwand in Klaus Schalipps Atelier Und die Linienführung der „Friedrich“ ist elegant? Kurios würde ich eher sagen. Aber durch seine Geschichte entsteht ein ganz liebenswertes Objekt. Alles an ihr ist geschwungen, rund, ein bisschen knuddelig. Man muss sie einfach mögen. Wer Interesse an den Bildern hat, wird gebeten, sich mit Klaus Schalipp direkt in Verbindung zu setzen. 20% des Erlöses kommt der Erhaltung der FRIEDRICH zugute. Seine „Friedrich“-Phase ist jetzt erst einmal abgeschlossen, genauso wie eine Griechenlandphase irgendwann abgeschlossen war. Was jetzt kommt, weiß Klaus Schalipp noch nicht. Auf jeden Fall ist das Verkaufen Bilder bei ihm nicht ein primäres Ziel, aber, so sagt er schmunzelnd: „Ich fühle mich sehr geehrt, wenn jemand sagt, das Bild gefällt mir, kann ich das erwerben? Da kann ich mich dann auch trennen.“ Rolf B. Tiesler „Interessengemeinschaft Maritimes Erbe“ Am 2. Dezember 2004 kamen an Bord von MS „Friedrich“ 28 Personen zusammen, die einer Einladung gefolgt waren, in der es u. a. hieß, die Unterzeichner seien „der Ansicht, daß Bremen das Potential des Maritimen für eine Attraktivitätssteigerung der Stadt im allgemeinen und für die Identität der Stadt und ihrer Bewohner im besonderen besser nutzen sollte. Sie wollen folglich – jenseits von schwärmerischen Nostalgie – eine Debatte anstoßen, die geeignet ist, praktische Vorschläge zur Revitalisierung des maritimen Gedächtnisses der Stadt zu gewinnen.“ Welcher Ort für Debatten um dieses „maritime Gedächtnis“, um das „maritime Erbe“ der Stadt wäre besser gewesen als unsere „Friedrich“? Ist doch das Schiff und sein Trägerverein nicht anderes als maritimes Erbe in Aktion! Deswegen war es auch kein Zufall, daß der Vorsitzende des „Friedrich“-Vereins, Klaus Schalipp – übrigens zusammen mit drei anderen Mitgliedern des Vereins –, zu den Unterzeichnern jener Einladung gehörte. Seit der 1. Zusammenkunft des Interessentenkreises, der sich „Maritime Interessengemeinschaft“ oder auch „Interessengemeinschaft Maritimes Erbe“ nannte, hat es bis heute zwanzig weitere gegeben. Ob deren Aktivitäten in der Öffentlichkeit, der Politik oder Wirtschaft irgendetwas bewirkt haben, ist schwer einzuschätzen – es scheint jedenfalls, daß es eine neue Offenheit für die Einbeziehung einer historisch-maritimen Dimension beispielsweise in der „maritimen Woche“ oder sogar bei Vorhaben in der „Überseestadt“ gibt. Im übrigen sind die oben zitierten Sätze vom Dezember 2004 unverändert aktuell. Die Initiatoren der „Interessengemeinschaft“ wollen ihre Zusammenkünfte ab 2010 in Form eines informellen „Maritimen Stammtisches“ – etwa alle Vierteljahr – fortsetzen. Daß sie bisher und auch in Zukunft dafür die „Friedrich“ nutzen konnten und weiter nutzen dürfen – dafür möchten sie sich an dieser Stelle beim Verein herzlich bedanken. Vereinsmitglieder, die Interesse daran haben, zu diesem Stammtisch eingeladen zu werden, müssen ihre E-Mailadresse bei Klaus Schalipp angeben. Für den Initiativkreis der „Interessengemeinschaft“ Klaus Auf dem Garten FRIEDRICH Kurier 13 14 FRIEDRICH Kurier Maritime Woche 2009 Fahrt zum Weserwehr Im Rahmen der Maritimen Woche 2009 haben wir u.A. eine Fahrt zum Weserwehr unternommen. Das Schiff war ausgebucht, das Wetter spielte mit. Nach der Schleusung machte MS FRIEDRICH beim Wasser- und Schifffahrtsamt fest, wir wurden herzlichst in Empfang genommen. Es folgte nach der Begrüßung ein Spaziergang über die Schleusenanlage zum Weserwehr. Nachdem wir in drei Gruppen eingeteilt wurden, begann die Besichtigung der Schleusenanlage, des Weserwehrs, und es wurde im Vorführraum ein Film über den Bau der neuen Schleusenanlage gezeigt. Es war schon interessant in die Tiefen des Weserwehrs zu steigen. Riesige Hydraulikzylinder regulieren dort den Abfluss des Weserwassers. In einem der Kammern unter dem Weserwehr befindet sich eine Modellanlage der Schleusenanlage. Während eine Gruppe sich unter dem Wasserspiegel bewegte, beobachtete eine andere den Schiffsverkehr in den beiden Schleusenkammern. In der großen Kammer herrschte ein reger Betrieb durch Binnenmotorschiffe, während in der kleinen Schleuse nur ein Sportboot Richtung Wesermündung fuhr. Nachdem sich wieder alle Gruppen an Bord eingefunden hatten, ging es zurück zur Schlachte. Viele Eindrücke waren zu verarbeiten, dabei half auch das eine oder andere Bier bzw. ein heißer Kaffee. FRIEDRICH Kurier Besichtigung der Betriebszentrale des Weserwehrs und der Schleusenanlagen Kirchentag Was Bremen allein kaum noch schafft, der Kirchentag schaffte es locker: ihrem großen Fest ein attraktives maritimes Flair zu geben. Die Auftaktveranstaltung „Abend der Begegnungen“ mit 300.000 Menschen fand am Wasser statt, mit 40 Schiffen, und klar, unsere FRIEDRICH war auch dabei. Dann wurde für einige Tage eigens für dieses Fest der Europahafen geöffnet, FRIEDRICH besorgte zusammen mit HalÖver die wasserseitige Anbindung an die Schlachte. Seit mehr als 40 Jahren war die GROSSE HAFENRUNDFAHRT wieder in ihrem Revier! Ein besonderes Fest. MS Friedrich im Europahafen - ein Fest auch für sie! 15 16 FRIEDRICH Kurier Kapitän Dieter Klebe, 40 Jahre Seefahrt Am 24.04. 2009 war Kapitän Dieter Klebe zu Gast an Bord. Das Erzählcafé Brodelpott hatte eingeladen, etliche Besucher folgten der Einladung. Carola Menzel von Brodelpott begrüßte die anwesenden Gäste, die schon gespannt auf die Erzählungen warteten. Es herrschte eine lockere Stimmung an Bord. Kapitän Dieter Klebe Eigentlich sollte Dieter Klebe ein Landwirtschaftsstudium beginnen, so wollte es sein Vater. Aufgewachsen in Wietze / Südheide ging er aber 1958 zur See. Die ersten 3 Monate besuchte er die Seemannschule in Bremen. Auf dem Schulschiff DEUTSCHLAND herrschte ein reger Betrieb, 60 Schüler waren an Bord. Dann ging es auf die FRAUENFELS, dem Kadettenschiff der DDG Hansa. Fahrtgebiet Persischer Golf, 50 °C im Schatten, keine Aircodition, nur Propeller an der Decke oder an der Wand. Dann war er monatelang in Indien, Pakistan und Ceylon unterwegs. Als Decksjunge und Jungmann fuhr er bei der DDG Hansa, dann wechselte er als Leichtmatrose zum Norddeutschen Lloyd. 11 Jahre fuhr er dort in verschiedenen Fahrtgebieten und brachte es in dieser Zeit bis zum 2. Steuermann. Alle Patente machte er an der Seefahrtsschule Bremen. Viel zu erzählen hat er auch aus anderen Fahrtgebieten, z.B. West-Afrika. Über diese Erlebnisse als Kapitän könnte er ein Buch schreiben. Nach 40 Jahren Dienst für die Seefahrt ging er in den verdienten Ruhestand. Die Gäste hörten während des Vortrags aufmerksam zu. FRIEDRICH Kurier Dieter Klebe hatte nicht nur Dias mitgebracht, sondern auch ein Schiffsmodell von einem Lloyd-Dampfer, auf dem er gefahren ist. Das historische Foto Unser Verein hat von Familie Gerke ein ganz „aktuelles“ Foto bekommen. Man sieht Emil Gerke 1958 am Strand von Rablinghausen, im Hintergrund fährt unsere FRIEDRICH wieder Richtung Martini-Anleger, heimkehrend von einer Hafenrundfahrt. 17 18 FRIEDRICH Kurier MITGLIEDERFAHRT 2. Saisoneröffnungsfahrt Eigentlich war nur eine Saisoneröffnungsfahrt vorgesehen, aber die Karten waren innerhalb kürzester Zeit ausverkauft. Da die Nachfragen nicht aufhörten, organisierten wir eine 2. Eröffnungsfahrt. Auch diese Fahrt war fast vollständig ausgebucht. Für das nächste Jahr haben wir vorgesorgt, wir werden zwei Saisoneröffnungsfahrten anbieten. Hier noch einige Fotos vom 21.06.2009. MITGLIEDERFAHRT 2. Freimarktsfahrt Am 25.10. 2009 fand die 2. Freimarktsfahrt bei typischem Freimarktswetter, also Sonne, Wind und Regen, statt. Wie im letzten Jahr sorgten die HARMON OLDIES für die Musik, schnell kam Stimmung auf. Wobei die knackigen Fischbrötchen und frischen Berliner besonders gut ankamen. Hier einige Impressionen von der Fahrt. FRIEDRICH Kurier 19 20 FRIEDRICH Kurier WOLFGANG PETSCHENIK = Unser Ehrenmitglied Wolfgang Petschenik ist am 7. August im 64. Lebensjahr gestorben. Es werden ihn nur noch wenige aus der großen Zahl unserer Vereinsmitglieder gekannt haben, denn Wolfgang hatte sich schon früh aus der aktiven Vereinsarbeit zurückgezogen. Tatsächlich war er gleichsam Mitglied Nr. 1 und der erste 1. Vorsitzende der „Bremischen Gesellschaft zur Erhaltung der Großen Hafenrundfahrt MS Friedrich e.V.“ gewesen. Wolfgang Petschenik kam 1962 aus Berg (Rhein) bei Duisburg nach Bremen. Der Siebzehnjährige interessierte sich für Geschichte und Technik und wollte Schiffbauer werden. Über ein Praktikum bei Lürssen, eine Lehre als Speditionskaufmann und einige Semester Ingenieurschule nahm er schließlich an der Bremer Uni ein Lehrerstudium auf. Nach dessen Abschluß unternahm er zusammen mit einem Freund eine mehrmonatige Reise durch England, um dort technikhistorisch und industriearchäologisch bedeutsame Orte und Objekte zu erkunden. Dies öffnete dem angehenden Lehrer die Augen für die Qualität und Eigenart technischer Denkmäler, wobei ihm besonders der 2-Schornstein-Seeraddampfer „Waverley“ zeigte, wie eindrucksvoll historische Schiffe sein können, wenn sie liebevoll und im Bewußtsein ihrer Bedeutung gepflegt und erhalten werden. So „präpariert“, erkannte er auch den Wert der seit 1963 am Martini-Anleger als Werkstattschiff der Schreiber-Reederei vor sich hin rostenden „Friedrich“. Da er sich inzwischen mit der Eröffnung einer Werkstatt und eines Ladens für Modellschiffe in der Bremer Feldstraße selbständig gemacht hatte, dauert es nicht lange, bis er 1985 mit historisch-maritim interessierten und beschlagenen Kunden die ersten Mitstreiter für sein Projekt gewann, das er nun starten wollte: die Rettung, Renovierung und Infahrtsetzung der alten „Großen Hafenrundfahrt“. Wir wissen alle, daß dieses Projekt – freilich nach Überwindung viel größerer Hindernisse als zunächst gedacht – von Erfolg gekrönt war. Daran haben viele mitgewirkt. Aber wir gedenken hier desjenigen, der als erster die Idee dazu hatte und als erster den Schritt zu dessen Verwirklichung tat. Dafür danken wir Wolfgang Petschenik – dafür werden wir sein Andenken bewahren.