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PRESSEGESPRÄCH EINE VORSCHAU AUF DAS PROGRAMM DER VIENNALE 2016 20. OKTOBER – 2. NOVEMBER 2016 Wien, 19. August 2016 Sehr geehrte Damen und Herren! Wir freuen uns, Sie über den aktuellen Stand der Vorbereitungen für die Viennale 2016 zu informieren. Die Viennale findet in diesem Jahr von 20. Oktober bis 2. November statt. In den vorliegenden Unterlagen präsentieren wir Ihnen eine erste Vorschau sowie bereits feststehende Programmpunkte der 54. Ausgabe der Viennale. Darüber hinaus stellen wir Ihnen die Plakatsujets des Festivals und der Retrospektive vor. Laufend aktualisierte Informationen finden Sie auf unserer Website www.viennale.at, Pressematerialien und Fotos zum Download unter www.viennale.at/de/presse/download. Twitter & Facebook Ab sofort kommuniziert die Viennale Presse auch über Social Media. News, Nützliches und die großen Geheimnisse in Zukunft auf Twitter (@ViennalePress) und Facebook (Gruppe: viennalepress). Bei Interesse bitten wir um Anmeldung! Sichtungsmöglichkeiten Ab sofort kann eine Auswahl an Filmen des diesjährigen Festivals für Pressezwecke gesichtet werden. Auf Anfrage stellen wir DVDs oder Sichtungslinks zur Verfügung. Für Mitglieder unseres langjährigen Partners Festival Scope stehen viele Filme auch auf dessen Portal für eine Sichtung zur Verfügung: https://pro.festivalscope.com Für alle weiteren Fragen wenden Sie sich gerne an uns. Mit besten Grüßen Das Viennale-Presseteam [email protected] Fredi Themel 01/526 59 47-30 Lisa Kriechhammer 01/526 59 47-33 Katharina Riedler 01/526 59 47-20 Akkreditierungen, ab 22. August: Katharina Riedler 01/526 59 47-20 [email protected] (Annahme der Akkreditierungsanträge bis 30. September) printed by VIENNALE 2016 20. OKTOBER BIS 2. NOVEMBER VIENNALE 2016 A Festival of Films HAUPTPROGRAMM VIENNALE 2016 Spielfilme Dokumentarfilme DANCER IN THE DARK A Tribute to Christopher Walken TIME AND TIDE A Tribute to Peter Hutton ANALOG PLEASURE. PART 1 Das Filmfestival als Kinemathek ROBERT LAND Die Wiederentdeckung eines verschollenen Filmemigranten RETROSPEKTIVE EIN ZWEITES LEBEN – Thema und Variation im Film VIENNALE 2016 A Festival of Films Wie schon manchmal an dieser Stelle ausgeführt, ist es Anspruch der Viennale, mehr zu sein als ein einfaches „Festival of Festivals“. Das bedeutet natürlich nicht, dass die Viennale darauf verzichten kann oder verzichten will, eine Auswahl jener wesentlichen und entscheidenden neuen Filme zu zeigen, die im vergangenen Jahr bei diesem oder jenem größeren oder kleineren Festival zwischen Cannes und Buenos Aires ihre Premiere erlebt haben. Sondern dass die Viennale versucht, auch jenseits der von Markt und Medien ausgetretenen Pfade die eine oder andere ungewöhnliche Entdeckung zu machen. Wobei dieser Zwang des Entdeckens schon seinerseits wieder Teil des Betriebs und seiner Mechanismen ist. Vielleicht sollten wir also versuchen, ganz einfach und bescheiden das zu sein, was das Sinnvollste und Schönste ist: ein großes Fest für die spannendsten, eigenständigsten, lebendigsten und unverzichtbarsten Filme des Jahres. Kurz: a Festival of Films. Hans Hurch LA MORT DE LOUIS XIV Albert Serra, F 2016 FEI CUI ZHI CHENG Midi Z, Taiwan/Myanmar 2016 DAFT PUNK UNCHAINED Hervé Martin-Delpierre, F/GB 2015 Hauptprogramm Viennale 2016 Zum heutigen Tage, rund zwei Monate vor Beginn des Festivals, zeichnet sich ein reiches und weitgefächertes Programm der diesjährigen Viennale ab. Wie in den letzten Jahren scheint die aktuelle Weltlage oft nicht als unmittelbares Abbild, sondern als Wasserzeichen durch die Erzählungen der neuen Filme. Dies gilt für fiktionale Arbeiten wie AKHER AyAM EL MADINA oder DARK NIGHT ebenso wie für BODKIN RAS oder RADIO DREAMS . Deutlicher schon ist der Abdruck des Politischen in vielen der dokumentarischen Beispiele im Programm der Viennale 2016, wie etwa A MAGICAL SUBSTANCE FLOWS INTO ME , DUGMA – THE BUTTON , FI RASSI RONDPOINT oder LA PERMANENCE . Im dokumentarischen Kino gibt es darüber hinaus eine Anzahl interessanter CERTAIN WOMEN Kelly Reichardt, USA 2016 DARK NIGHT Tim Sutton, USA 2016 WEINER Josh Kriegman, Elyse Steinberg, USA 2015 Porträtfilme, wie etwa über den Regisseur Brian De Palma, den Musiker Frank Zappa, die Schriftsteller Peter Handke und John Berger sowie den skandalumwitterten New yorker Politstar Anthony Weiner, um nur eine erste Auswahl zu nennen. Wie immer sind einige große Filme Teil des Viennale-Programms, darunter Kelly Reichardts Episodenerzählung CERTAIN WOMEN mit Michelle Williams, Kristen Stewart und Laura Dern oder die zwei außerordentlichen Darstellungen sehr unterschiedlicher Frauenfiguren durch Isabelle Huppert in Mia Hansen-Løves L’AVENIR und Paul Verhoevens ELLE, Don Cheadles fiktives Miles Davis-Porträt, Jim Jarmuschs PATERSON oder Albert Serras LA MORT DE LOUIS XIV mit Jean-Pierre Léaud in der Rolle des sterbenden französischen Sonnenkönigs. Das heimische Kino findet starke Resonanz in der Filmauswahl mit aktuellen Arbeiten wie KATER (Händl Klaus), HOMO SAPIENS (Nikolaus Geyrhalter), MISTER UNIVERSO (Tizza Covi und Rainer Frimmel), SÜHNHAUS (Maya McKechneay), ACCELERANDO (Georg Wasner) und STILLE RESERVEN (Valentin Hitz). Die Sujets der Viennale 2016 Die Auflösung und Erklärung des Hauptsujets der Viennale 2016 wollen wir in diesem Jahr unserem neugierigen und informierten Publikum überlassen. Es ist nicht sonderlich schwer herauszufinden, wer sich hinter diesem schwarzweißen, ein wenig abstrahierten und verfremdeten Porträt verbirgt. Achten Sie vor allem auf die Haare und Schultern dieser gar nicht so geheimnisvollen Person. Das Sujet des Plakats zur Retrospektive „Ein Zweites Leben – Thema und Variation im Film“ ist eine Montage oder Abfolge von zwei Bildern aus zwei verschiedenen Filmen, die den gleichen Titel „Elephant“ tragen. Dabei handelt es sich um den 37-minütigen irischen Film ELEPHANT aus dem Jahr 1989 von Alan Clarke sowie Gus Van Sants filmischer Bearbeitung des berüchtigten Massakers an der Columbine High School in Littleton, Colorado. Was diese beiden Filme verbindet und unterscheidet, ist, wie bei zahlreichen anderen Beispielen, Gegenstand der diesjährigen Retrospektive. Viennale 2016 Retrospektive 2016 Auswahl aus dem Spielfilm-Programm AKHER AYAM EL MADINA Tamer El Said, Ägypten/D/GB/VAE 2016 L’AVENIR Mia Hansen-Løve, F/D 2016 BODKIN RAS Kaweh Modiri, NL/B 2016 CERTAIN WOMEN Kelly Reichardt, USA 2016 CORRESPONDÊNCIAS Rita Azevedo Gomes, P 2016 CUMP4RSIT4 Raúl Perrone, Argentinien 2016 DARK NIGHT Tim Sutton, USA 2016 DIAMANT NOIR Arthur Harari, F/B/Kanada 2016 ELLE Paul Verhoeven, F 2015 EL FUTURO PERFECTO Nele Wohlatz, Argentinien 2016 INFORME GENERAL II. EL NUEVO RAPTO DE EUROPA Pere Portabella, E 2016 KATER Händl Klaus, A 2016 LA LOI DE LA JUNGLE Antonin Peretjatko, F 2016 MILES AHEAD Don Cheadle, USA 2015 MISTER UNIVERSO Tizza Covi, Rainer Frimmel, A/I 2016 LA MORT DE LOUIS XIV Albert Serra, F 2016 LE PARC Damien Manivel, F 2016 PATERSON Jim Jarmusch, USA 2016 RADIO DREAMS Babak Jalali, USA 2016 RAMAN RAGHAV 2.0 Anurag Kashyap, Indien 2016 EL REY DEL ONCE Daniel Burman, Argentinien 2016 STILLE RESERVEN Valentin Hitz, A 2016 I TEMPI FELICI VERRANNO PRESTO Alessandro Comodin, I/F 2016 UNTERWÄSCHELÜGEN Klaus Lemke, D 2016 ZHI FAN YE MAO Zhang Hanyi, China 2016 Auswahl aus dem Dokumentarfilm-Programm A MAGICAL SUBSTANCE FLOWS INTO ME Jumana Manna, Palästina/D/GB 2016 ACCELERANDO Georg Wasner, A 2016 AUSTERLITZ Sergei Loznitsa, D 2016 LE COMPLEXE DE FRANKENSTEIN Alexandre Poncet, Gilles PensoPoncet, F 2015 DAFT PUNK UNCHAINED Hervé Martin-Delpierre, F/GB 2015 DAISIS MIZIDULOBA Salomé Jashi, Georgien/D 2016 DE PALMA Noah Baumbach, Jake Paltrow, USA 2015 DUGMA – THE BUTTON Paul S. Refsdal, NO 2016 EAT THAT QUESTION – FRANK ZAPPA IN HIS OWN WORDS Thorsten Schütte, F/D 2016 ESCAPES Michael Almereyda, USA 2016 FEI CUI ZHI CHENG Midi Z, Taiwan/Myanmar 2016 FI RASSI ROND-POINT Hassen Ferhani, Algerien/F/Katar/Libanon/NL 2015 HOMO SAPIENS Nikolaus Geyrhalter, A 2016 LANDSTÜCK Volker Koepp, D 2016 OLEG Y LAS RARAS ARTES Andrés Duque, E 2015 LA PERMANENCE Alice Diop, F 2016 PETER HANDKE – BIN IM WALD. KANN SEIN, DASS ICH MICH VERSPÄTE … Corinna Belz, D 2016 THE SEASONS IN QUINCY: FOUR PORTRAITS OF JOHN BERGER Colin MacCabe, Christopher Roth, Tilda Swinton, Bartek Dziadosz, GB 2015 SÜHNHAUS Maya McKechneay, A 2016 V LUCHAKH SOLNCA Vitaly Mansky, RUS/D/CZ/LV/Nordkorea 2015 WEINER Josh Kriegman, Elyse Steinberg, USA 2015 Dancer in the Dark A Tribute to Christopher Walken Der amerikanische Schauspieler Christopher Walken ist eine der außergewöhnlichsten und eigenwilligsten Erscheinungen im amerikanischen Kino der letzten Jahrzehnte. Unter seinen bisher rund 100 darstellerischen Arbeiten sind einige der legendärsten der neueren Kinogeschichte, darunter THE DEER HUNTER, KING OF NEW yORK oder AT CLOSE RANGE. Und manchmal reicht schon ein einziger Cameo-Act Walkens wie in TRUE ROMANCE aus, einen Film ganz und gar unvergesslich zu machen. Obwohl Walken auf Grund seines leicht sinistren Aussehens und eines ganz eigenen, singenden und von seltsamen Pausen skandierten Sprachduktus früh auf die Rolle des Bad Guy, des Outcast und manchmal des Psychopathen festgelegt wurde, ist der Schauspieler viel mehr als das. Christopher Walken ist ein ausgebildeter Tänzer, was immer wieder in seinen Auftritten durchscheint, und verfügt über eine höchst subtile Komik und Selbstironie, und in den wunderbarsten Momenten ist Walken alles zugleich: ein tänzerischer, gefährlicher, komischer, bedrohlicher und vor allem großartiger und völlig singulärer Darsteller in einer Reihe von bedeutenden Filmen. Die Viennale präsentiert in ihrem Tribute to Christopher Walken neben einigen seiner zentralen Arbeiten, darunter THE DEER HUNTER, THE DEAD ZONE, CATCH ME IF yOU CAN oder THE ADDICTION , auch weniger bekannte Filme sowie eine Reihe legendärer Sidesteps wie Auftritte im Musikvideo WEAPON OF CHOICE von Fatboy Slim oder die abgründig witzige Episode „More Cowbell“ aus dem Programm „Saturday Night Live“. Time and Tide A Tribute to Peter Hutton Vor wenigen Wochen starb im Alter von 71 Jahren einer der bedeutendsten zeitgenössischen Avantgardisten des Kinos, der amerikanische Filmemacher Peter Hutton. Huttons über nahezu ein halbes Jahrhundert hinweg entstandenes Werk stellt einen unvergleichlichen filmischen Kosmos dar und ist zugleich große, radikale, künstlerische Anrufung der Welt. Seine Filme sind ebenso einfache wie vielschichtige Artefakte, Tagebuch und Reisebericht, Geschichtsstunde und Weltvermessung, Malerei und Skulptur, aufgenommen mit einer persönlichen, insistierenden und poetischen Sicht auf die Erscheinungen der Natur und Kultur gleichermaßen. Anders als die meisten experimentellen Filmemacher seiner Generation war Hutton ein rückwärtsgewandter Avantgardist, sein Werk eine Rückkehr zu den Anfängen des Kinos, zum statischen, durchgehenden, stummen Blick der Brüder Lumière. Ein genaues und neugieriges Kino der Weltbeobachtung und zugleich artifizielle und subtile Komposition einer anderen, neuen Kino-Welt. Unter seinen Filmen finden sich Städte-Porträts und Architekturbeschreibungen, Industriestudien und private Notizen und als immer wiederkehrende Motive das Meer, das Hutton über viele Jahre hinweg als Matrose bereiste, und der Hudson River, dessen Valley so etwas wie Heimat und Fluchtpunkt des Filmemachers war. „I’ve never felt that my films are very important in terms of the history of cinema“, sagte Hutton einmal, aber das Tribute, das die Viennale jetzt dem langjährigen Freund des Festivals als Würdigung und Erinnerung widmet, zeigt, wie mit jedem Film von Peter Hutton das Kino doch immer wieder aufs Neue beginnt. Analog Pleasure. Part 1 Das Filmfestival als Kinemathek In Zeiten, in denen Filmfestivals neben Archiven und Kinematheken die letzten Orte sind, an denen Filme in jener Form präsentiert werden, wie sie ihre Macher erdacht und realisiert haben, beginnt die Viennale in diesem Jahr eine kleine Serie mit dem Titel „Analog Pleasure“. Gezeigt wird eine Auswahl an analogen Arbeiten in den verschiedenen Filmformaten, von 8mm im kleinen Eric-Pleskow-Saal des Metro Kinokulturhauses bis 70mm im großen Gartenbaukino. Die Idee dieses Programms ist es, die Präsentation des analogen Materials mit zum Gegenstand des Festivals zu machen, also jene Art und Weise von Wahrnehmung zu thematisieren, die eine genuin kinematografische ist. Und dies nicht mit dem angestrengten Anspruch von Vermittlung und Didaktik, sondern als reines Sehvergnügen an einer Reihe außergewöhnlicher filmischer Arbeiten. Präsentiert werden in restaurierten Kopien ausgewählte 8mm-Filme der legendären Berliner Künstlergruppe „Die Tödliche Doris“ aus der ersten Hälfte der 80er-Jahre, der zentrale französische Experimentalfilm LA VALLÉE CLOSE (1995) von Jean-Claude Rousseau in einer 16mm-Kopie, der von Roger Corman produzierte, feministische Sexploitation-Debütfilm THE STUDENT NURSES (1970) der Regisseurin Stephanie Rothman sowie erstmalig in Österreich Jacques Tatis Meisterwerk PLAyTIME in der ursprünglichen, originalen 70mm-Fassung. Robert Land Die Wiederentdeckung eines verschollenen Filmemigranten Er gilt als einer der großen Unbekannten des deutschsprachigen Kinos der Zwischenkriegsjahre. Die Überlieferung seines filmischen Werkes konnte man allenfalls als fragmentarisch bezeichnen, und seine Biografie lag praktisch im Dunkeln. Wie bei so vielen Filmemigranten führten die politischen Umstände der Vertreibung zu einer beinahe vollständigen Auslöschung. Dabei kann der 1887 im mährischen Kremsier geborene Robert Land als eine echte filmhistorische Entdeckung gelten. Schon bisher verwiesen erhaltene Titel wie DER FLUCH (Ö 1924), die Geschichte einer jungen Frau in einem jüdischen Schtetl (für die Hauptrolle entdeckte und engagierte er Lilian Harvey), oder ICH KÜSSE IHRE HAND, MADAME (D 1927), ein enthusiastisch gefeierter Stummfilm mit ersten Tonelementen und Marlene Dietrich in der Hauptrolle, auf die Meisterschaft ihres Regisseurs. Das Filmarchiv Austria hat in den letzten Jahren ein großes internationales Rechercheprojekt zu Robert Land initiiert. Viele internationale Partnerarchive, aber auch private Sammler wurden kontaktiert, um das verschüttete Erbe und auch die Lebensgeschichte eines Film-Besessenen, der letztlich Opfer eines mörderischen Regimes wurde, wieder sichtbar zu machen. Neben einigen Archivausgrabungen wurde die Arbeit auch mit sensationellen Funden wie der Entdeckung einer vollständigen Fassung von UNSCHULD , einem nun in restaurierter Fassung wieder auf der Leinwand erstrahlenden, späten Meisterwerk des österreichischen Stummfilms, belohnt. Robert Land konnte eine Würdigung seiner Arbeit nicht mehr erleben. Er starb 1938 auf der Flucht ins Exil. Das Filmarchiv Austria präsentiert im Rahmen der Viennale eine erste Werkschau zu Robert Land und ergänzt damit die Geschichte des österreichischen Filmexils um einen gewichtigen Eintrag. EIN PROGRAMM VON FILMARCHIV AUSTRIA RETROSPEKTIVE EIN ZWEITES LEBEN Thema und Variation im Film Bekanntlich ist ja alles schon mal da gewesen. Geschichte wiederholt sich. Ob nun als Tragödie oder als Farce oder einfach nur so. Immer wieder und überall heißt es: Zurück auf Anfang. Nochmal von vorn. Zweite Chance. Neuer Versuch. Was für ein Glück! So bleibt alles in Bewegung, bleibt frei flottierendes Spiel der Elemente und hält die Möglichkeit offen, dass alles eigentlich auch ganz anders sein könnte oder dermaleinst sein wird. Dass es zum Beispiel nicht ums Geld geht, das sich mit der aufgemascherlten Neuverfilmung eines liebgewonnenen alten Films verdienen lässt, sondern darum, einer nachgewachsenen Generation eine Geschichte zu überliefern: David gegen Goliath in SHICHININ NO SAMURAI von Kurosawa Akira (1954) und THE MAGNIFICENT SEVEN von John Sturges (1960). Oder eine Figur weiterzugeben: Billardspieler Eddie Felson in Robert Rossens THE HUSTLER (1961) und Martin Scorseses THE COLOR OF MONEy (1986). Oder ein Gefühl zu transportieren: Rache in SHURAyUKIHIME von Fujita Toshiya (1973) und Quentin Tarantinos KILL BILL: VOL.1 (2003). Oder ein Thema wiederaufzugreifen: Standesdünkel in Douglas Sirks ALL THAT HEAVEN ALLOWS (1956), Rainer Werner Fassbinders ANGST ESSEN SEELE AUF (1974) und Todd Haynes’ FAR FROM HEAVEN (2002). Und dass es in diesem Zusammenhang dann darum geht, dieser Geschichte oder Figur, diesem Gefühl oder Thema eine weitere Facette abzugewinnen, sie fruchtbar zu machen für die Gegenwart – oder einen geänderten Kontext. In diesem Sinne widmet sich die diesjährige Retrospektive von Viennale und Österreichischem Filmmuseum nicht einem Thema, sondern vielen. Sie widmet sich Themen und ihren Variationen im Film, von damals bis heute, quert die Genres, kreuzt die Kontinente, und klopft unterwegs ein paar Begriffe auf ihren Gehalt wie auf ihre Brauchbarkeit hin ab. Dabei gilt es, hinter das merkantilistisch geprägte Vokabular des zeitgenössischen Mainstream-Kinos zu kommen, hinter Worten wie „Remake“, „Sequel“, „Prequel“, „Reboot“ und „Spin-off“ zum Stoff, seiner (Bedeutungs-)Fülle und den vielfältigen Möglichkeiten seiner Bearbeitung vorzudringen. Denn schon das vermeintlich einfache Nocheinmal-Erzählen gewinnt schnell an Komplexität, denkt man an Alfred Hitchcock, der über seinen Film THE MAN WHO KNEW TOO MUCH aus dem Jahre 1934 urteilte, der sei das Werk eines talentierten Amateurs gewesen, und ihn also 1956 kurzerhand erneut drehte. Und was zum Beispiel geschieht, wenn ein Stoff aus dem einen Kulturkreis in einen anderen transferiert wird? Wie sieht es aus, wenn ein japanischer Klassiker (yOJIMBO , Akira Kurosawa, 1961) als Meilenstein des Italowestern wiederaufersteht (PER UN PUGNO DI DOLLARI , Sergio Leone, 1964)? Und was hat eine Wegmarke des US-amerikanischen Independent-Kinos (MILLER’S CROSSING , Gebrüder Coen, 1990) mit den beiden Vorgänger-Filmen zu tun? Währenddessen stellt sich auf dem weiten Feld der Literaturverfilmung, genauer dem der zahlreichen filmischen Adaptionen von Emily Brontës ruppigem Liebesroman „Wuthering Heights“ (1847) weniger die Frage, ob Buch oder Film „besser“ sei, als vielmehr die, welche Verfilmung auf welche Weise welchem Aspekt der Vorlage gerecht(er) wird. Überlegen lässt sich dies nun anhand von WUTHERING HEIGHTS (William Wyler, 1939), ABISMOS DE PASIÓN (Luis Buñuel, 1953) und HURLEVENT (Jacques Rivette, 1985). Es versteht sich, dass die für diese Schau getroffene Auswahl insgesamt subjektiv ist und nur repräsentativ sein kann im Hinblick auf ihre Funktion: ein Filmkorpus anzubieten, anhand dessen Strategien des Erzählens in motivgeschichtlichen, (film-)historischen und geografischen Kontexten bedacht werden können – schließlich ist die siebente Kunst der Mythenmotor der Moderne und keine kapitalistische Franchise-Fabrik. Alexandra Seitz EIN PROGRAMM VON VIENNALE UND ÖSTERREICHISCHEM FILMMUSEUM 14. Oktober bis 30. November 2016 Österreichisches Filmmuseum, Augustinerstraße 1, 1010 Wien Tel. 01/533 70 54 • www.filmmuseum.at Filme der Retrospektive ROMEO UND JULIA IM SCHNEE 1920, Ernst Lubitsch ROMEO UND JULIA AUF DEM DORFE 1941, Hans Trommer, Valerien Schmidely FAUST: EINE DEUTSCHE VOLKSSAGE 1926, F.W. Murnau THE DEVIL AND DANIEL WEBSTER 1941, William Dieterle PYSHKA 1934, Michail Romm STAGECOACH 1939, John Ford UKIGUSA MONOGATARI 1934, Ozu Yasujiro UKIGUSA (ABSCHIED IN DER DÄMMERUNG) 1959, Ozu Yasujiro THE MAN WHO KNEW TOO MUCH 1934, Alfred Hitchcock THE MAN WHO KNEW TOO MUCH 1956, Alfred Hitchcock M – EINE STADT SUCHT EINEN MÖRDER 1931, Fritz Lang M 1951, Joseph Losey LA CHIENNE 1931, Jean Renoir SCARLET STREET 1945, Fritz Lang THE DIARY OF A CHAMBERMAID 1946, Jean Renoir LE JOURNAL D’UNE FEMME DE CHAMBRE 1964, Luis Buñuel WUTHERING HEIGHTS 1939, William Wyler ABISMOS DE PASIÓN 1953, Luis Buñuel HURLEVENT 1985, Jacques Rivette TO HAVE AND HAVE NOT 1944, Howard Hawks BACALL TO ARMS 1946, Bob Clampett & Arthur Davis, ca. 7 min THE BREAKING POINT 1950, Michael Curtiz THE KILLERS 1946, Robert Siodmak UBIJCY (DIE KILLER) 1956, Andrej Tarkovskij ANNI DIFFICILI 1948, Luigi Zampa ANNI FACILI 1953, Luigi Zampa MESHI (DAS MAHL) 1951, Naruse Mikio VIAGGIO IN ITALIA 1954, Roberto Rossellini LE PLAISIR 1952, Max Ophüls TRAVIATA ’53 1953, Vittorio Cottafavi LA SIGNORA SENZA CAMELIE 1953, Michelangelo Antonioni THE RAID 1954, Hugo Fregonese VIOLENT SATURDAY 1955, Richard Fleischer SHICHININ NO SAMURAI (DIE SIEBEN SAMURAI) 1954, Akira Kurosawa THE MAGNIFICENT SEVEN 1960, John Sturges YÔJIMBÔ (DER LEIBWÄCHTER) 1961, Akira Kurosawa PER UN PUGNO DI DOLLARI / A FISTFUL OF DOLLARS 1964, Sergio Leone MILLER’S CROSSING 1990, Ethan Coen & Joel Coen ALL THAT HEAVEN ALLOWS 1956, Douglas Sirk ANGST ESSEN SEELE AUF 1974, R.W. Fassbinder FAR FROM HEAVEN 2002, Todd Haynes THE HUSTLER 1961, Robert Rossen THE COLOR OF MONEY 1986, Martin Scorsese EL CASTILLO DE LA PUREZA 1973, Arturo Ripstein KYNODONTAS / DOGTOOTH 2009, Yorgos Lanthimos SHURAYUKIHIME (LADY SNOWBLOOD) 1973, Toshiya Fujita KILL BILL: VOL. 1 2003, Quentin Tarantino AIRPLANE! 1980, David Zucker, Jim Abrahams, Jerry Zucker ZERO HOUR! 1957, Hall Bartlett ELEPHANT 1989, Alan Clarke ELEPHANT 2003, Gus Van Sant CRIME AND PUNISHMENT 1935, Josef von Sternberg NORTE, HANGGANAN NG KASAYSAYAN (NORTE, THE END OF HISTORY) 2013, Lav Diaz PRESSEBILDER DER VIENNALE 2016 Ausgewählte Spielfilme AKHER AYAM EL MADINA Tamer El Said, Ägypten/D/GB/VAE 2016 MILES AHEAD Don Cheadle, USA 2015 ELLE Paul Verhoeven, F 2015 LE PARC Damien Manivel, F 2016 MISTER UNIVERSO Tizza Covi, Rainer Frimmel, A/I 2016 LA LOI DE LA JUNGLE Antonin Peretjatko, F 2016 PETER HANDKE – BIN IM WALD. KANN SEIN, DASS ICH MICH VERSPÄTE … Corinna Belz, D 2016 AUSTERLITZ Sergei Loznitsa, D 2016 ABISMOS DE PASIÓN Luis Buñuel, 1953 HURLEVENT Jacques Rivette, 1985 Ausgewählte Dokumentarfilme FI RASSI ROND-POINT Hassen Ferhani, Algerien/F/Katar/Libanon/ NL 2015 Retrospektive WUTHERING HEIGHTS William Wyler, 1939 FOTONACHWEIS Produktionsfirmen; Regisseure; Verleiher; Weltvertriebe; Filmdokumentationszentrum Filmarchiv Austria; Österreichisches Filmmuseum; Filmbild Fundus; Kevin Winter/Getty Images; Brian Douglas/Courtesy of Sony Pictures Classics FOTORECHTE Es konnten nicht alle Fotorechte vollständig geklärt werden. Wo uns dies nicht gelungen ist, bitten wir Rechteinhaber um freundliche Nachsicht. A Tribute to Christopher Walken CATCH ME IF YOU CAN Steven Spielberg, USA 2002 SEVEN PSYCHOPATHS Martin McDonagh, USA 2012 WEAPON OF CHOICE – FATBOY SLIM Spike Jonze, USA 2001 NEW YORK PORTRAIT: CHAPTER I USA 1979 AT SEA USA 2007 THE STUDENT NURSES Stephanie Rothman, USA 1970 PLAYTIME Jaques Tati, F/I 1967 ICH KÜSSE IHRE HAND, MADAME D 1927 UNSCHULD – DIE KLEINE VERONIKA A 1929 A Tribute to Peter Hutton Peter Hutton, Viennale 2007 Analog Pleasure LA VALLÉE CLOSE Jean-Claude Rousseau, F 1995 Robert Land Robert Land Fotos zum Download finden Sie unter www.viennale.at im Bereich Presse. Kostenloser Abdruck nur im Zusammenhang mit der Viennale 2016. Rückfragen bitte an: Viennale PRESSE • [email protected] • Tel. 01/526 59 47-30 Anlässlich des Sommer-Pressegesprächs dankt die Viennale ihren wichtigsten Förderern und Sponsoren, ohne deren großzügige Unterstützung das Festival in dieser Form nicht realisierbar wäre. FÖRDERER SPONSOREN RECYCLINGPARTNER FESTIVALSPONSOR WIEN Am Gelingen des diesjährigen Festivals ist wieder eine große Anzahl von Sponsoren und Kooperationspartnern beteiligt. Zur Programm-Pressekonferenz am 11. Oktober werden alle Sponsoren der Viennale 2016 bekannt gegeben. VIENNALE – Vienna International Film Festival Siebensterngasse 2, 1070 Wien • T +43/1/526 59 47 • F +43/1/523 41 72 offi[email protected] • www.viennale.at