Die Kahnert-Datei Ein Nachruf auf Gerhard Kahnert Kurz

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Die Kahnert-Datei Ein Nachruf auf Gerhard Kahnert Kurz
Die Kahnert-Datei
Ein Nachruf auf Gerhard Kahnert
Kurz-Biographie:
Der Elektromeister Gerhard Kahnert wurde am 17.03.1947 als Sohn des Gerhard Adolf Knappe *1925 aus
Kohlhöhe, Striegau/Schlesien und der Ursula Gertrud Meta Kahnert *1923 aus Königsberg/Ostpreußen in
Hamburg Eppendorf geboren und verstarb am 21.11.2006 bei Hamburg.
Gerd hat in ca. 30 Jahren Daten aus Kirchenbüchern meist aus Ostpreußen gesammelt.
Sein Antrieb dazu war die ostpreußische Herkunft seiner Kahnert Familie.
Motiviert hatte ihn sein, aus Ostpreußen stammender, Schwiegervater Arno Bass.
Durch Gerhards vielfältige Kontaktaufnahme in alle Welt konnte er seine Dateien, über die Grenzen und durch
lebende Personen über viele Generationen ergänzen.
Sein besonderes Engagement in Sachen Ahnenforschung ist ein Traum für jeden eingefleischten Forscher, der auch
heute noch auf digitalisiertes Material wartet:
Gerhard hatte, nach eigener Aussage, ca. 200 Kirchenbuchverfilmungen erworben und konnte diese auf seinen
Lesegeräten zuhause einsehen.
Viele Daten hat er im alten Datenbestand des familysearch der Mormonen veröffentlicht. Diese besteht heute in
der Form leider nicht mehr.
Unser Kontakt:
2005 antwortete Gerhard mir auf eine Anfrage in einer genealogischen Liste. Ich hatte nach meiner Bass Familie
im nördlichen Ostpreußen angefragt. So fanden wir zu einem gemeinsamen Forschungsziel und einem intensiven
Austausch. Darin blieb ein persönlicher Anteil des Kennenlernens nicht aus: Gerd war gesundheitlich bereits
angeschlagen. Seine Forscher-Seele kannte scheinbar nur ein Ziel: Sein Lebenswerk zu erweitern.
Aus seiner ungeheuren Fülle an Material fand er die Daten meines Altvaters Heinrich Matz in den Trauungen
des Tharauer Kirchenbuches. Seine Art war bescheiden und so schrieb er mir: „Dies könnte dein Urgroßvater
sein...“ Er war es!
Ich hatte diese Suche schon längst aufgegeben, da ich nicht weiter wusste.
Kurze Zeit darauf hatte ich dank Gerds Abschriften die Kopien aus Leipzig in der Hand. Darauf konnte ich
meine weitere Forschung aufbauen. Bis heute schreibe ich u.a. die Tharau Kirchenbücher ab.
Im September 2006 verabredeten wir uns zum Heimattreffen der Kreisgemeinschaft Preußisch Eylau in Verden.
Noch vor meinem Eintreffen hatte Gerd dort gerade nach den Einwohnerlisten des Kreises befragt. Er war
ziemlich erbost darüber, das die Kreisgemeinschaft Ahnenforscher so abschätzig betrachtete (zu der Zeit war das
leider noch so).
Hintergrund war, das ich ihm zuvor aus den Gemeindelisten von Tharau Informationen zu seiner Kahnert
Familie liefern konnte. Diese Listen waren „Neuland“ für Gerhard. Die Informationen daraus sind aber wertvoll,
da sie Lücken zwischen den Kirchenbüchern und (meist nicht mehr vorhandenen) Standesamtsunterlagen
schliessen könnten.
Als ich das Museum ansehen wollte, hielt er mich zurück und meinte, „Das bringt nix. Da schaffen wir beide
mehr.“
Er öffnete seinen Laptop und damit eine Gedcom Datei mit dem PAF Programm (Freeware der Mormonen).
Darauf präsentierte er mir seine bis dahin digitalisierte Sammlung von 54155 Pers
Nach vielen Erläuterungen zu Familiennamen und Orten, zog er die CD aus dem Laufwerk. Er übergab sie mir
und sagte in ungefährem Wortlaut:
„Ich weiss nicht, wieviel Zeit ich noch habe. Ich habe so viele Daten rausgeschrieben. Vieles passt noch nicht
zusammen. Ich hoffe mir bleibt noch Zeit, das zu ändern.
Wäre ärgerlich, wenn die [Daten] untergingen. Wenn ich nicht mehr bin, weiss ich nicht ob meine Söhne da
durchsteigen und ob überhaupt jemand Interesse daran hat. Es ist nur ein Bruchteil aus den Filmen. Bei dir ist
sie wohl gut aufgehoben [die CD], vielleicht steigst du ja durch. Mach damit was du willst“.
Wir verblieben noch im Gespräch über die Veröffentlichung seiner Sammlungen in Form einer Netzpräsentation.
Nach unserem zweistündigem Gespräch hielt ihn nichts mehr in Verden. Er hatte noch einen Termin in der
Nähe... um Ahnenforschung zu betreiben...!
Zum Ende...:
blieben wir in regelmässigem Kontakt. Durch die Nähe unserer Forschungsgebiete konnte sogar ich meinen Teil
zu Gerds persönlicher Forschung beitragen.
Im Herbst stellte er seine Gedcom mit mehreren tausend Familiennamen auf einer eigenen Homepage ins Netz. Er
erfüllte sich einen Traum damit! Am 23. Oktober erreichten mich an die 200 Kopien aus Kirchenbüchern. Sie
sind ansonsten nicht einsehbar....
Auf meine letzte Mail im November folgte keine Rückmeldung.... Gerd wusste also doch so ungefähr, wieviel Zeit
er noch hatte.
Im noch jungen Gästebuch der Homepage teilte Gerds Bruder dessen Tod mit.... Kurz darauf wurde diese
gelöscht.
Ein letzter Gruß:
Was blieb:
ist der Sachsstand: 54155 digitalisierte Personen durch die 19248 Ehen/Partnerschaften entstanden sind.
Hinterlassen hat er eine, mit Leidenschaft betriebene, Fleissarbeit.
Vor allem aber die Erinnerung an einen Menschen, der viel zu früh unsere Forschergemeinde verlassen. Sein
Auftreten war authentisch, die Schale schien rauh. Sein Handeln war zielgerichtet, pragmatisch und effektiv.
Seine Herzlichkeit bestand im Geben.
Die Kahnert-Datei soll also dem Andenken an Gerhard Kahnert dienen und seine wunderbare Arbeit fortführen.
So mache ich mit dieser Hinterlassenschaft, was ich will und was Gerd vielleicht gefallen hätte?! Ich erweitere
diese Datei und hoffe durch Austausch von Daten auf die Unterstützung von Mitforschern.
Herzliche Grüße
Andrea Thiel