Hirnanatomischen Institutes nach Westpakistan und Assam im Jahre

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Hirnanatomischen Institutes nach Westpakistan und Assam im Jahre
Wissenschaftliche Expedition des Berner
Hirnanatomischen Institutes nach Westpakistan und
Assam im Jahre 1969 zur Erforschung des
Gangesdelphins (Platanista gangetica)*
Von
G. PILLE RI
Hirnanatomisches Institut der Universität Bern
inhalt
Einleitung Hauptausrüstung Karachi District Indus River Zoologische Sammlungen am Indus Das Indian Museum in Calcutta Dr. JOHN ANDERSON (1833-1900) Assam Brahmaputra river Kaziranga Wildlife Sanctuary (Assam) Zoologische Sammlungen in Assam Platanista gangetica (RoxBURCH 1801) Stammesgeschichte Lokale Namen Geographische Verbreitung Fangmethoden Biotope Aktivität Schwimmverhalten Blasen und Tauchen Springen, Schwanzbewegungen Gleiten an der Oberfläche
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* TREVOR A. RORERTSON als Zeichen der Freundschaft und Dankbarkeit zugeeignet. Durchgeführt mit Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen
Forschung und der Volkart-Stiftung.
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Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich
Soziales Verhalten Brutpflege Balzverhalten, Paarungsverhalten
Strandungen Epimeletic Behaviour Flucht und Panikverhalten Nahrung Tiergeruch
Biocönosen Orientierung Pathologisch-anatomische Befunde Verzeichnis der während der Expedition gesammelten Präparate und photographischen
Dokumente, die in Bearbeitung sind Zusammenfassung Résumé
Summary Literatur 1970
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Einleitung
Seit mehrerer JahreH galt mein Interesse den grossen Flüssen des indischen Subkontinenten wegen dem Vorkommen einer besonderen Delphinart, dem sogenannten
«blinden» GaHgesdelphin, Platanista gangetica (ROXBURGH 1801). Bereits voH PLINIUs
in seiner «Naturalis historia» erwähnt, von ROXBURGH und LEBECK gleichzeitig
beschrieben, fand diese Delphinart eine eingeheHde Darstellung erst im Jahre 1878
durch JOHN ANDERSON, damals Professor der vergleichenden Anatomie in Calcutta.
Eine weitere mehr osteologisch gerichtete Arbeit über Platanista hatte vor ihm
DANIEL FREDERIK ESCHRICHT, der bekannte Cetologe an der UHiversität KopeHhagen, 1851 verfasst.
In der nachfolgenden zoologischen Literatur findeH wir keine originellen Studien
über das seltsame Tier, sondern lediglich Erwähnungen, die sich meisteHs auf das
heute seltene Werk von ANDERSON beziehen. Man kann wohl sagen, dass Platanista
gangetica beiHahe 100 Jahre lang von den Zoologen vergesseH wurde.
Ein erstes Präparat, der Kopf eines juveHilen Tieres aus dem Yamuna river
(Ganges), kam im Jahre 1966 in meine Hände. Leider wurde der Delphin lange nach
dem Tode seziert, als bereits autolytische Prozesse das ZentralHervensystem angegriffen hatteH. Immerhin ermöglichte dieses Präparat Masse uHd Gewichte des
Gehirns und seiner Teile zu bestimmen und die Form des in situ fixierten Organs
zu erfassen.
Histologisch konnte die Cytoarchitektonik der RiHde iH den Grundzügen untersucht werden (PILLERI 1966; PILLERI, KRAUS, GIHR 1968).
Im Jahre 1967 erfolgte eine erste Expedition nach OstbeHgalen und Nordindien;
die anatomische Ausbeute blieb aber wegen besonderer Umstände aus. Ich konnte
nur VerhaltensbeobachtungeH aHstellen (PILLER( 1970a). HiHgegen ist die letzte
Expedition im Herbst 1969 (7. 11. 1969--27. 12. 1969) erfolgreich gewesen und hat
meinem Institut das bisher kompletteste osteologische, splanchHologische, hemato-
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logische und parasitologische Material verschafft, das je von eiHem FlussdelphiH
gesammelt werden konnte. Dieses Material hat auch insofern einen besonderen
Wert, als es von Delphinen aus zwei voneinaHder getreHnten Flussgebieten, dem
Indus uHd dem Brahmaputra, stammt. Es ist m. E. noch ein offeHes Problem, ob die
Indus-Form mit der des Assamtales bzw. GangesbeckeHs systematisch gaHz ideHtisch
ist. Es gelang uns ferner, auf der Rückreise zwei lebende Delphine aus dem uHteren
Indus nach Bern mitzuHehmeH, welche weitere bioakustische uHd verhaltenspsychologische StudieH in Gefangenschaft ermöglichen.
Die Reise nach Westpakistan und Assam hat mich mit grundverschiedenen Biotopen und faunistischen Gebieten iH Kontakt gebracht: mit der trocken-subtropischen Sind-Wüste nördlich von Karachi mit ihrer charakteristischen ReptilienfauHa,
in Assam mit dem von den Tributariern des Brahmaputra durchströmten immergrünen Dschungel und zuletzt (KaziraHga) mit dem typischeH Habitat der grossen
Ungulaten und Carnivoren der indischeH FauHa.
Trotz des Winters uHd der Hauptarbeit an DelphiHen, habe ich nicht unterlassen,
nebenher Material zu sammeln, was ich nur konHte, zumal sich mehrere KollegeH
vor meiner Abreise angeboteH hatten, diese Präparate wissenschaftlich zu verarbeiten. Das gesammelte Material umfasst IHsekteH, Mollusken, CrustaceeH, Fische,
Amphibien uHd Reptilien.
Die Expedition wurde durch die grosszügige Hilfe der VoLKART-Stiftung in
Winterthur ermöglicht, und es ist eiHe angeHehme Pflicht, Herrn BALTHASAR REIN
für seiH Interesse an meinen Studien sehr herzlich zu dankeH.
-HART
Der Flugtransport der TeilHehmer und des Materials sowie die Ausrüstung siHd
vom Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung
finanziert worden. Herrn Professor JEAN G. BAER bin ich für seiH Interesse und seine
Hilfe sehr dankbar. Mein besoHderer Dank gilt der Expeditionsassistentin Miss
JANET KNUCKEY. Sie hat zur photographischen Dokumentation wesentlich beigetragen uHd mir bei den Autopsien der Delphine sowie bei Hydrophonaufnahmen
sehr geholfen. Sehr zu daHken habe ich auch meinem FreuHd TREVOR A. ROBERTSON
in Karachi, ferner Herrn BUCHER, Swiss Air Karachi, den Mitarbeitern der VOLKART
Pakistan Ltd. in Karachi, Herrn P. MEYER, P. VOGEL, welche u. a. die Telexverbindungen zwischen Expedition und dem BerHer Hirnanatomischen Institut aufrechterhalten haben. In Assam waren Herr Dr. D. H. LAYCOCK, Dr. S. K. DUTTA, Dr.
W. HADFIELD, Mr. K. C. DUTTA uHd Mr. P. K. DUARAH sehr hilfsbereit und haben
wesentlich zum Gelingen unserer Programme beigetragen. Für den Rücktransport
des Assammaterials nach Bern war Herr R. MESEBERG von der LufthaHsa in Calcutta
sehr entgegeHkommend.
Das Unternehmen umfasste drei Etappen: nach dem kurzen AufeHthalt in der
Umgebung Karachis wurde auf der Insel Tappu (Sukkur-area) uHd Umgebung
operiert, danach im Brahmaputra-Tal (Assam: Jorhat-area). Diese beiden Phasen
galten in erster Linie der Sammlung des anatomischeH Materials uHd Verhaltensbeobachtungen von Platanista gangetica. VoH Assam führte die Reise über Calcutta
wieder zurück zum gleichen Indusgebiet, um zwei DelphiHe lebend in die Schweiz
zu bringen. Im folgenden Bericht möchte ich chronologisch einige Aspekte der
Expedition näher erörtern.
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Hauptausrüstung
2 Zelte «Igloo» (Pneumatic tent)
1 Luftpumpe
3 Luftmatratzen
3 Schlafsäcke
1 Primuskocher
1 elektrischer Scheinwerfer (Batterie)
1 Foebus-Camping-Benzinlaterne
1 Kongsberg-Harpoon-rifle mit 6 Harpunen
1 Walther-Repetiergewehr (22 Magnum)
2 Leica-M-H-Kamera mit kompletter Optik
1 Feldstecher Zeiss (10: 50)
1 Bolex-Paillard-16-mm- Filmapparat mit 4
Objektiven
15 16-mm-Kolorfilme (Kodakchrome)
35 Schwarzweiss -Ilford -Filme
30 Ektachrome -Filme
1 Chronometer
1 Fluid- Kompass Silva
Kartenmaterial (Operation Navigational Chart
1 : 1 000 000)
1 Hygrometer
1 Schwenkthermometer
1 Wasserthermometer
1 Maxima-Minima-Thermometer
Nagra IV-L (KuDLLslu) Tape recorder
Hydrophon LC-32 (Atlantic Research corporation)
Preamplifier (KUDELSKI, spezielle Ausführung
für Nagra IV-L)
Magnetophonbänder Scotch 3 M – 175 und 215
1 Kopfhörer Beyer DT 48 S
Formol (normales und neutrales)
Bouinsche Flüssigkeit
Äthylalkohol 96%
Verschiedene Reagenzien und Geräte für Histologie, Hämatologie und Entomologie
Karachi District
Faunistisch betrachtet liegt Westpakistan zwischen der paläarktischen und orientalischen Region (DARLINGTON 1957). Das Zusammentreffen beider faunistischen
Gebiete kommt beim Studium der Reptilien- uHd Amphibienfauna deutlich zum
Ausdruck (MINTON 1966). Der kurze Aufenthalt in Karachi diente den ersteH Vorbereitungen und gab auch Gelegenheit, von ROBERTSONS Farm aus Reptilien zu
sammelH. Diese Farm liegt etwa eine Autostunde nordwärts von der Stadt in der
Sind-Wüste. Die Gegend ist frostfrei und voH April bis Oktober sehr heiss. Regenfälle in den MoHsooHmonateH erreichen höchstens 6-8 Inches jährlich. Die Wüste
ist fl ach, hie und da von breiteren Hügeln unterbrochen, sandig und felsig (Abb. 1).
Die spärliche, typisch xerophile Vegetation besteht aus Euphorbia caducifolia, Caltropis procera, Capparis decidua, Cassia und Grewia popuhfolia. In dieser trockenen
Gegend ist die ReptilienfauHa artenreich. In der Umgebung der Farm konnte die
Colubridenart Spalerosophis arenarius BOULANGER (Diadem snake, lokal «surmar»
genannt) erbeutet werden (Abb. 2). Es handelt sich um eiHe Hächtliche Schlange, die
oft in den Nagernestern (Abb. 1) von Tatera indica, HARDWICKE 1807 (Indian desert
gerbil) und Meriones hurrianae, JERDON 1867 (siehe PRATER 1965) lebt und sandige,
an Felsen angreHzende Biotope oder flaches sandiges Land bewohHt. Der Fang
geliHgt am besten nachts mit einer Petromax-Laterne. Bei Tag kann maH die Schlange
ausgraben. Die Lokalfänger verfolgen genau die Spuren bis zur Endstation und sind
in der Lage, das Versteck genau zu lokalisieren.
Eine weitere, in dieser GegeHd relativ häufige Art ist Eryx conicus, SCHNEIDER
1801 (RussEL's saHd boa). Auch diese Schlange (Abb. 2) bewohnt flache sandige
Areale mit spärlicher Vegetation. Mehr in felsenfreien, flachen und saHdigen Gebieten
konzentriert ist die indische Sandboa, Eryx johni (RussEL 1801). Diese Art (Abb. 2)
führt eine Hächtliche Lebensweise; sie ist in PakistaH, den angreHzeHden Gebieten
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Abb. l. A, B typisches Biotop von Spalerosophis arenarius in der Sind-Wüste; C = Nesteingang von
Tatera indica.
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Abb. 2. A = Spalerosophis arenarius, B = Eryx johni (dunkel gefärbt im Vordergrund, beachte den
verstümmelten Schwanz), C = Eryx conicus.
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von Afghanistan und Iran weit verbreitet uHd reicht ostwärts bis zu den zentralen
Provinzen IHdiens. JuHgtiere sind hell und werden mit zunehmendem Alter dunkelbraun. Der Schwanz ist sehr oft narbig verstümmelt, da das Tier, weHn es angegriffen
wird, sich spiralig einrollt und dem Feinde (Fuchs, Schakal) statt dem Kopf den
SchwaHz darbietet. Aktive VerteidiguHg wird dabei nicht geleistet.
WähreHd meines Aufenthaltes hatten wir Gelegenheit, durch die lokalen SchlangeHfänger auch andere Arten zu Gesicht zu bekommen, die an zoologische HäHdler
oder den serotherapeutischen Instituten in Karachi und Hyderabad vermittelt werden. Sehr häufig wird in den feuchten Gebieten östlich vom Indus und im Deltagebiet der Python (Python molurus LIN.) erbeutet (Abb. 3). Für uHsere SammluHg
erwarben wir eiH kleineres Exemplar von Pseudocerastes persicus (DuMERIL and
BIBRON 1854). Dieses Exemplar der persischen HorHviper war 150 Meilen von Karachi
in der Mekran Area im August 1969 gefangen worden. Von den Sauria bekam ich
durch lokale Fänger mehrere Exemplare des Indian Monitor, Varanus griseus
(DAUDIN 1803) aus der TattagegeHd (Abb. 3).
Von der Karachigegend fuhren wir mit einem Landrover über Hyderabad nach
Sukkur. Hier wurden 2 Lokalboote gemietet und damit die IHsel Tappu im Indus
erreicht. Diese Boote (Abb. 4) sind sehr geräumig, aber laHgsam, da sie von einem
eiHzelnen Heckruder durch einen Mann oder im seichten Wasser von zwei Männern
befördert werden, die mit je einem Bambusstab am Flussboden stemmeH. Vom
Steven aus «gehen» sie entlaHg der Bordwand zum Heck und stosseH mit dem
Bambusrohr das Boot vorwärts. Die Fahrtgeschwindigkeit beträgt bei dieseH Beförderungsmethoden etwa 4 km/h.
Auf Tappu, nördlich von der Lloyd Barrage, wurde das Zeltlager in der Nähe
eines natürlichen Tümpels errichtet, in welchem die frisch gefangeHen DelphiHe
gehalten werden konnten. Mit den Booten wurden ausserdem mehrere Exkursionen
flussaufwärts unterHommen uHd Beobachtungen an den Delphinen im Indus durchgeführt.
Indus river
Von seinem Ursprung im Tibet, etwa 100 Meilen von dem des Brahmaputra entfernt, bis zum Arabischen Meer durchläuft der Indus ein Gebiet voH etwa 1400
Meilen, wovon rund 1000 Westpakistan zufallen. Schon zur Zeit der Harappa-Kultur
(1500 v. Chr., WHEELER 1960) uHd in den folgendeH JahrhunderteH bis zur MogulPeriode hatte man Versuche unternommen, das Wasser des Indus und seiner Nebenflüsse zur BewässeruHg des Ackerlandes zu benützen. Eindrucksvolle RuiHen der
Wasserwerke aus diesen fernen Kulturepochen wurden in unserer Zeit durch Ausgrabungen ans Licht gefördert (Mohenjo Daro, Harappa). Die letzte gewaltige
Phase in der Entwicklung des BewässeruHgssystems dieses Flusses fällt in die Mitte
des XIX. Jahrhunderts, als britische Ingenieure dauerhafte diversions works, als
barrages oder headworks bekannt, zu konstruieren begannen. Diese Werke sind an
strategischen Stellen des Flusses angebracht, um die BewässeruHgskanäle zu kontrollieren (Abb. 5). Das ganze Kanalsystem hat eine Länge von 10000 Meilen und
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Abb. 3. A = Varanus griseus, B, C = Python inolurus molurus.
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Abb. 4. Die beiden Boote der Expedition auf dem Indus. Im Hintergrund des oberen Bildes sieht
man die Sukkur- und Rohribrücke.
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Abb. 5. Keti Shah Bela Forest auf dem östlichen Flussufer mit Kanal (C), der in den Indus (Pfeil)
einmündet.
bewässert jährlich 33 MillioHen Acres LaHd. Es stellt das grösste kontinuierliche
Bewässerungssystem der Welt dar (TAYLOR 1965).
Die Segmentierung des Indus durch die barrages hatte zur Folge, dass die FlussdelphiHe iH getrennte Populationen aufgesplittert wurdeH. Über den Bestand der
Populationen zwischen den einzelnen barrages sind leider noch keine UntersuchuHgen
durchgeführt worden.
Wie die meisten grossen uHd kleinen Sandbänke des Indus erhebt sich die Insel
Tappu auch in der TrockeHzeit wenig vorn Niveau des Flusses, und ihre Form ist
den dyHamischen Schwankungen des jährlichen Monsoon uHd der Drainage der
Lloyd Barrage unterworfen. Sie ist zum kleinen Teil mit hohem Schilf bedeckt und
wird in deH Wintermonaten landwirtschaftlich ausgenützt. IH den meisten geographischen Karten (siehe z. B. operatioHal navigation charts ONC/H 8,1 : 1000000)
hat sie eine läHgliche Form und trennt somit den main river, der voH Nordosten die
breite Sukkurebene iH grossen Windungen durchläuft, in zwei Arme. Der östliche
breitere Arm ist tiefer und hat etwas mehr StrömuHg; der westliche ist schmäler, das
Wasser weniger tief und die StrömuHg geringer. Die Insel selbst wird durch mehrere
Querkanäle in einzelne Sandbänke unterteilt. Die nördlichen . Bänke von Tappu
werden lokal auch Alif Kachan genanHt. Die Ostufer des Indus – vis-à-vis von Tappu –
sind mit grösseren Bäumen (Acacia arabica, leucophloea, Prosopis, Salvadora) bewachsen und gehören zum Keti Shah Bela forest (Abb. 6).
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Abb. 6. Hydrophonaufnahme der Laute von Platanista vom Flussufer aus: 1 = Hydrophonkabel,
2 = Vorverstärker, 3 = Mikrophon, 4 = Nagra-IV-L-Tonbandgerät.
Am wärmsten Tag meines AufeHthaltes, am 15. 11. 1969, erreichte die Lufttemperatur im Schatten ein Maximum von 37° C; das Durchschnittsmaximum betrug
32,1° C. Das TemperaturmiHimum lag tagsüber bei 16° C, bei einem DurchschHitt
von 19,5° C. Die Nächte hatteH ein Temperaturmaximum von 23° C bei eiHem
Durchschnitt von 20,3° C. Das Nachtminimum war am 19. 11. 1969 10° C; das
durchschnittliche Nachtminimum betrug 15,7° C. Die Luftfeuchtigkeit auf dem
Fluss .war nachts am höchsteH (85%) und in den MittagsstuHdeH am HiedrigsteH.
Frühmorgens uHd abeHds betrug sie 74-78%. Die Temperatur des Flusses sank am
20. 11. 1969 auf 18° C, sonst blieb sie immer bei 20° C oder darüber. Die SoHnenbestrahlung führte zu einer täglichen Erhöhung der Wassertemperatur um 2-5° C.
Während der ganzen Periode meines Aufenthaltes hatte ich nur an einem Tag
ganz wenig RegeH. Im Januar-Februar kann die Lufttemperatur auf Tappu noch
weiter gegen 0° C absinken.
Zoologische Sammlungen am Indus
Neben der anatomischeH und bioakustischen Arbeit am Delphin konnte ich
mehrere Arten von Wasserschildkröten im Indus fangen. Sehr häufig ist die Art
Lissemys punctata (LACEPEDE 1788). Die Art ist auch im GaHges anzutreffeH und
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Abb. 7. Oben, Fischerkinder am Indus mit Kulareenetzen; unten, in der Nähe der Insel Tappu
frisch gefangener Nlystus (spec.).
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Abb. 8. Fangmethode der Sindifischer im Indus für Delphine: a = Trikhur, b = Kulareenetz.
kann ein Gewicht von 4,5 kg erreichen. Das häufige Vorkommen der «IHdian flatshell turtle» im Schwimmareal voH Platanista gangetica, das ich als eine lockere
Biocönose gedeutet habe (PILLERI 1970), ist iHteressant. Einige ArteH, Kachuga tecta,
Tryonix gangeticus, Lisseniys punctata, Hardella thurgi, wurden lebeHd nach Bern
verschickt, um damit ethologische Studien durchzuführen.
Von Ophidien habe ich nur zwei SchlaHgenarten erhalten: Xenochrophis (Natrix)
piscator (SCHNEIDER 1799) uHd Cobra (Naja naja naja LIN. 1758, davon nur Hautreste). Xenochrophis piscator wurde in copula am Strand von Tappu gefaHgen. Erst
iH der Narkose befreite sich der PeHis mit dem mächtigen Schwellkörper vom weiblichen Geschlechtsorgan. Häufiger – während und nach dem MonsooH bei hohem
Wasserstand – hält diese WasserschlaHge iH den Monaten Dezember und Januar
Winterschlaf und ist in Haupt- und NebeHflüssen sowie tiefereH Kanälen eher selteH
(MINTON 1966). Mehr nachtaktiv, sieht man sie Hur in der kalten Saison bei Tag.
Von den Sauria wurde ein aus dem Keti Shah Bela forest stammendes lebendes
Exemplar von Heridactylus brooki (GRAY 1845), voH Sukkur mehrere H. flaviviridis
(RUPPEL 1835) nach Bern mitgenommeH.
Sehr zahlreich – besonders am östlichen Ufer des Indus (Keti Shah Bela forest) –
Abb. 10. Spuren im Schlamm eines erwachsenen Tieres (Keti Shah Bela Forest) und Jungtier von Lutrogale perspicillata.
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perspicillata sindica, POCOCK 1940 (Abb. 10). Ich sah auf dem schlammigen Ufer oft
Fussspuren, und junge Tiere wurden von manchen Lokalfischern gefangen. Meistens
werden die jungen Otter auf den Menschen geprägt uHd danach im Indus zum
Fischen eingesetzt.
Von der Insel Tappu kehrte ich am 21. 11. 1969 Hach Sukkur zurück und fuhr
mit dem Landrover Hach Karachi. Hier wurde das erste Material mit Air-Cargo
nach Bern verschickt. Danach flog ich Hach Calcutta. Die alte Hauptstadt Bengalens
und – in der britischen Zeit – von ganz IndieH iHteressierte mich vor allem deshalb,
weil im vorigen Jahrhundert JOHN ANDERSON am dortigen Museum gewirkt hatte.
Wie bereits in der Einleitung erwähnt, hatte ANDERSON gründliche Untersuchungen
über die asiatischeH Süsswasser- und marinen Cetaceen verfasst (Platanista gangetica,
Orcellafluminalis, Balaenoptera edeni). Der Typus von Balaenoptera edeni (ANDERSON
1878) und osteologisches Material von Platanista sind im Calcutta-Museum aufbewahrt. Auch sonst ist die PersöHlichkeit dieses echt viktorianischen Forschers und
erstklassigen zoologischeH Sammlers sehr fasziniereHd. Da er auch in seinem Heimatlande relativ wenig bekaHnt ist, lasse ich eine kurze biographische Skizze und eine
Chronologie der EntwickluHg des IHdischeH Museums folgen.
Das Indian Museum in Calcutta
Der Ursprung dieses Museums wurzelt in der von Sir WILLIAM JONES 1784 begrüHdeten Asiatic Society of BeHgal. Es war ein däHischer Botaniker, Dr. NATHANIEL
WALLICH (1785-1854), welcher der Gesellschaft 1814 vorschlug, die verschiedeHen
Sammlungen der Mitglieder in einem Museum zu vereinigen. Das dama li ge bescheidene Museum hatte nur zwei AbteilungeH : 1. eine ethnologische uHd technische und
2. eiHe geologische uHd zoologische. 1840 entstand ebenfalls im Schosse der Gesellschaft ein weiteres Museum für angewandte Geologie, das aber 1856 von dem neubegründeten Geological Survey of India iH der Hastings Street eiHverleibt wurde.
1865 wurde der Regierung für den Bau eines grossen einheitlichen Indischen Museums
ein Memorandum vorgelegt. 1866 vermachte die Asiatische Gesellschaft dem Museum
ihre ganzen Sammlungen; aber erst 1875 im neuen Haus unter der SuperiHtendenz
voH JOHN ANDERSON wurden sie dem Publikum geöffnet.
Das Museum wurde iH folgende, heute noch bestehende Sektionen untergliedert:
1. Archäologie, 2. KuHst, 3. AHthropologie, 4. Geologie, 5. Gewerbe (mit aHgewandter Botanik), 6. Zoologie. Die zoologische Abteilung hat im Zweiten Weltkrieg
erheblich gelitten. Die meisten Sammlungen wurden nach BaHaras in das Kaiserschloss am VaruHafluss tibersiedelt. Während der ganzen Kriegszeit war das Museumsgebäude von Militärpersonal besetzt, was auch zum SchadeH der Restbestände
führte. Dazu kam noch eine Überschwemmung der Kellerräume des Schlosses am
Varuna, die dem dort aufbewahrten Material erheblichen Schaden zufügte. Eine
grosse restauratorische Arbeit war notwendig, um die Sammlungen auf den heutigen
Stand zu bringen. Das Museum ist heute in den HäHden von Prof. A. K. BHATTACHARYYA, einem Archäologen, der von mehreren AbteiluHgsleitern für die anderen
Sektionen koadjuviert wird.
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Dr. John Anderson (1833-1900)
JOHN ANDERSON stammte aus einer schottischen Bankierfamilie und wurde am
4. Oktober 1833 in Edinburgh geboren. An der Universität in EdiHburgh promovierte
er im Jahre 1861 zum Doktor der Medizin. Seine Thesis «Contributions to Zoology»
bezeugt das frühzeitige Interesse für zoologische Fragen uHd wurde mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Auch die weiteren Arbeiten waren zoologischen Inhaltes, so
z. B. «On an apparently new form of Holothuria» und «On the anatomy of Sacculina» (beide in Ann. and Mag. Nat..Hist. 1862 publiziert). Nach zwei Jahren Lehrtätigkeit als Professor der Naturgeschichte am Free Church College in Edinburgh
kam er, seinem Bruder Dr. T. ANDERSON folgend, nach Indien. Der Bruder, ebenfalls
Arzt, gehörte zum Medical Service der East Indian Company, beschäftigte sich
nebenbei inteHsiv mit botanischen Fragen uHd wurde später für eiHige Jahre Superintendent des BotanischeH Gartens in Calcutta. Es war das Jahr 1864, eine für die
indische Zoologie sehr glückliche Zeit. Das grosse Werk von JERDON über die «Indian
Birds» (1862-1864) war gerade vollendet uHd eiHe Reihe sehr fleissiger Zoologen
war dabei, die VertebratenfauHa dieses wichtigen Teiles des British Empire zu erforschen : BLYTH (Catalogue of mammals, 1863), GÜNTHER (Indian Reptiles, 1864),
FERDINAND STOLICZKA, FRANCIS DAY, VALENTINE BALL, BEDDOME, BLANFORD
(FauHa of British India, Mammalia 1888-4891), GODWIN AUSTEN, HUME, THEOBALD.
Die asiatische Gesellschaft von Bengalen war allmählich im Besitze wertvoller
Sammlungen von archäologischen Funden, MaHuskripten, MünzeH und auch von
vielen zoologischen und geologischen ObjekteH. Die rapide Zunahme dieser Sammlungen hatte deH Gedanken der Erbauung eines grösseren Museums in Calcutta
reifeH lassen. In der Auswahl des Kurators entschloss man sich für JOHN ANDERSON.
Damals 32 Jahre alt, wurde er bald danach Superintendent uHd gleichzeitig Professor
der vergleichenden Anatomie am Medical College in Calcutta. Für 21 Jahre (1865
bis 1886) war es ihm beschieden, die FühruHg der Heuen IHstitution zu lenken.
Tiefgreifende politische ÄnderungeH und Schicksalsschläge haben das kulturelle
und wirtschaftliche Leben Calcuttas in der folgenden Zeit wesentlich verändert. Die
Spuren des Wirkens dieses Mannes iH der indischen Zoologie sind aber nicht ausgelöscht.
EiHe von der Witwe und den Freunden JOHN ANDERSONS 1901 gestiftete Büste
(Abb. 11) blickt vom zweiten Stock des Museums durch die Arkaden des stillen
Gartenhofes hinüber zum strahlenden Marmordenkmal der KöHigin Victoria. Trotz
der Patina der Zeit, welche Inschriften und Gesichtszüge zu überschatten beginnt,
schaffen die beiden Gestalten dieser Etage des Museums eine besoHdere Atmosphäre
und vermitteln dem besuchenden Naturwissenschaftler eiHe eindrückliche Stimmung
lebendiger Vergangenheit. Die Anfangstätigkeit ANDERSONS richtete sich - neben
vielen zoologischen Aufgaben - zuerst auf die archäologischen und ethnologischen
Sammlungen. Ein zweibändiges Werk mit Beschreibungen der archäologischen
Bestände stammt aus dieser Zeit (Catalogue aHd Handbook of the Archaeological
Collection, 1883). Daneben stellt er eine ethnologische Serie mit anthropologischer
SammluHg der indischeH Rassen zusammen und begann die arteHreiche Sammlung
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Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gese ll schaft in Zürich
1970
JOHN ANDERSON, M. D., F. R. S.
First Superintendent of the Indian Museum
1865-1886.
BESIDES ORGANIZING AND ARRANGING THE ZOOLOGICAL AND ARCHAEOLOGICAL
SECTIONS OF THIS MUSEUM, HE MADE LARGE COLLECTIONS AND MANY
DISCOVERIES IN YUNNAN AND MERGUI, AND ACHIEVED ENDURING
DISTINCTION BY HIS ORIGINAL CONTRIBUTIONS TO VERTEBRATE ZOOLOGY.
PRESENTED TO THE MUSEUM BY HIS WIDOW AND FRIENDS 1901.
Abb.
Jahrgang 115 G. PILLExi. Wissenschaftliche Expedition zur Erforschung des Gangesdelphins 299
indischer SchildkröteH. Die Arbeit im Calcutta-Museum wurde durch die Teilnahme
an zwei wisseHschaftlichen ExpeditioHeH nach Nordburma und YunHan unterbrochen. ANDERSON war gleichzeitig Expeditionsarzt und Naturwissenschaftler. Die
ExpeditioHen hatten die Aufgabe, zwischen Burma und den Städten Canton oder
Shanghai eine VerbinduHg über ChiHa zu finden. Dieser Plan giHg jedoch nicht in
Erfüllung. Die erste Mission unter dem Kommando voH Colonel G. B. SLADEN
startete von Calcutta Ende des Jahres 1867, erreichte Momein in Yunnan und kehrte
Ende 1868 nach Indien zurück. Die zweite Expedition uHter der Führung von Colonel
H. BROWNE fuhr im Januar 1875 ab, wurde unweit der birmaHischen Grenze auf
chinesischem Gebiet heftig attackiert und musste zurückkehren. Mr. MARGERY, ein
Mitglied des chinesischen KoHsulardienstes, welcher der Expedition um eiHen Tag
vorauseilte, wurde mit seinen Begleitern ermordet. Trotz dieser Schwierigkeiten und
der häufigen Gefechte gelaHg es ANDERSON, eiH umfangreiches Material v. a. an
Säugetieren, Reptilien und Amphibien heimzubringen. Die ExpeditioHserfahrungen
sind als Tagebuch «Mandalay to MomieH» (1876) spannend geschildert. Die detaillierten zoologischen Ergebnisse sind zusammengefasst im Monumentalwerk «Anatomical and Zoological Researches comprising aH Account if the two Expeditions to
Western YunnaH in 1875 and 1878 aHd a Monograph of the two Cetacean Genera
Platanista and Orcella» (gedruckt in Calcutta 1878). Von den zwei FoliobäHden
(1 Tafelband) wurden 250 Exemplare gedruckt, wovon nur ein kleiner Teil iH den
Handel gelangte. In diesem Werk wurden neben morphologischen Studien an verschiedenen Vertebraten als neue Cetaceenarten die Balaenoptera edeni uHd der
Irrawaddy-Delphin Orcella fluminalis (inzwischen iH Synonimie geraten) beschrieben.
Daneben fiHdet Platanista gangetica an Hand zahlreicher Exemplare eine eiHgehende,
vor allein anatomisch-systematisch gerichtete Darstellung.
Eine dritte zoologische Sammelreise führte ihn im Jahre 1881-1882 nach Tenasserim und dem Mergui-Archipel, währenddessen er sich der Meeresfauna widmete
(Contribution to the Fauna of Mergui and its Archipelago, 1889). Bei dieser Gelegenheit untersuchte er auch den EingeboreHenstamm der «Selung» uHd verfasste ausserdem eine historische Studie über die Inseln, welche vorher ThailaHd gehört hatten
(English Intercourse with Siam, 1889).
ANDERSON war 1879 Fellow der Royal Society geworden. Im Jahre 1883-1884
fand iH Calcutta die internatioHale Ausstellung unter dem Patronat des Duke of
CONNAUGHT statt. ANDERSON gehörte dem Exekutivkomitee der ExhibitioH aH und
war Chairman der Fine Art section.
Im Jahre 1886 zog er sich vom indischen Dienst zurück, bereiste mit seiner Frau
Japan und liess sich dann in London nieder. Mehrere WiHter verbrachte er in Ägypten, wo er sich dem Studium der Fische, Amphibien, Reptilien uHd Säugetiere des
oberen Niltales widmete. Weitere zoologische Reisen führten ihn nach Arabien
(A Contribution to the Herpetology of Arabia, 1898), Algerien uHd TunesieH.
Im Jahre 1898 folgte die Publikation des eIsten Bandes der «Zoology of Egypt»,
das beste faunistische Werk aus dieser Zeit. Der Aufenthalt iH Calcutta hatte seine
GesuHdheit unterminiert, und ANDERSON konnte sich später, trotz des milden Klimas
am Nil und Mittelmeer, von einer chronischen katarrhalen InfektioH nie mehr
richtig erholeH. Als er im Sommer 1900 in Buxton (England) weilte, erkrankte er an
300
Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich
1970
eiHer Pneumonie, die am 15. August 1900 fatal endete. Die «Zoology of Egypt»
koHHte durch seine Frau, der tapferen Begleiterin uHd Förderin seiner Forschungen,
vollendet werden.
Assam
In Calcutta widmete ich eiHige Tage dein Indian Museum, der Asiatic Society of
Bengal, dem Zoological Survey of India und dem Botanischen Garten und flog am
30. 11. 1969 mit der Air India Hach Gauhati im Brahmaputratal (Assam). Hier
ersuchte ich um die nötige Bewilligung zur Weiterfahrt nach Jorhat. Sämtliche
Grenzgebiete in Assam sind seit den politischen Schwierigkeiten iH den Nagahills
für Besucher geschlosseH, und die erlaubten, mehr zeHtralen Territorien könHen erst
nach vorheriger Anmeldung beim District CommissioHer bereist werden. Für die
Strecke Gauhati-Jorhat (etwa 300 km) zog ich einen verlotterten Wagen dem Flugzeug vor, um mehr von der interessaHten GegeHd zu seheH. In Jorhat hatte ich die
Unterstützung der Tocklai Experimental Station, dem grössten Forschungslaboratorium für die TeepflaHze. Die Station liegt aH der Stadtgrenze uHd hat folgende
Abteilungen: BodeHbiologie, BotaHik (uHd PflaHzeHphysiologie), Ackerbau, Pflanzenschutz (Pesticide, eHtomologische und mykologische AbteiluHg), Verarbeitung uHd
Degustation, technische Entwicklung, Statistik und Administration.
Die Teegärten von Assam gehen auf das Jahr 1825 zurück. In dieser Zeit eHtdeckte
ein Engländer im Dschungel dieser Gegend eineH Baum, der ihm unbekannt war.
Nach der Bestimmung im Botanischen Garten von Calcutta stellte sich heraus, dass
der unbekannte Baum eine dein chinesischeH Teestrauch (Thea sinensis L.) eHg verwandte Camelienart war. 1835 folgte eine erste Expedition, um die Möglichkeit
einer Anlage von Teegärten zu untersuchen. Die grossen Chancen wurden rasch
erkannt, und man einigte sich, chinesische Teesträucher zusammeH mit der eHdemischen Art (Thea assamica MAST.) zu kultivieren, so dass heute eiHe Menge Hybriden.
entstanden sind. Man versucht diese in den letzten Jahren voneiHaHder zu trenHeH,
um Verbesserungen der Qualität zu ermöglichen. Mit dem Assamtee steht IndieH
in der Weltproduktion an erster Stelle.
Der Direktor der TeestatioH, Herr Dr. D. H. LAYCOCK, lud mich ein, in Tocklai
einen Vortrag über meine Cetaceenstudien zu halten. Hierbei hatte ich auch die
Gelegenheit zu einem Einblick iH die verschiedeHen ForschuHgslaboratorien. Nach
dem Besuch in der Teestation wandte ich meiHe ganze Aufmerksamkeit deH Delphinen des Brahmaputra zu.
Brahmaputra river
Der Brahmaputra entspringt eiHem Gletscher in den Kailas raHge des Himalaya
(Tibet), durchquert das nordöstliche Indien (Assam) und Ostpakistan auf einer
Gesamtlänge von 1800 Meilen. Der etwa 6 MeileH breite Fluss durchmisst in Assam
etwa 450 MeileH und bildet viele InselH. In Monsoonzeiten überflutet der Brahmaputra seine Ufer und erscheint wie ein Binnenmeer. In Ostpakistan fliesst der mächtige
Jahrgang 115 G. PILLERI. Wissenschaftliche Expedition zur Erforschung des Gangesdelphins 301
Strom für weitere 150 Meilen südwärts bis zur Einmündung in den Ganges nahe von
Goalundo. Der Padma river ist die gemeinsame Fortsetzung beider Flüsse. Er mündet
in das breite Estuarium des MeghHa river, der zur Bengalbucht fliesst.
Bekannterweise ist die Strömung des Hauptflusses im Assamtal stark, der Fluss
durch starke Wirbelbildung nicht uHgefährlich und die Wasserfläche auch im Winter
enorm ausgedeht. Aus dieseH Gründen und in AHbetracht der ZeitspaHne, die uns
zur Verfügung stand, habe ich für die ethologischeH Beobachtungen kleinere Nebenflüsse ausgesucht. Nach ausgiebiger Exploration mehrerer Biotope wurde das Gebiet
als Beobachtungsstation ausgewählt, wo der Bhogdoi und Kakadanga river in den
Gela Bil river zusammenfliessen (Abb. 15). Der Gela Bil fliesst in den Dhausini river,
der direkt in den Brahmaputra einmündet. Für die Fahrten auf den Flüssen wurden
«Nao», aus einem Stamm Azarholz gebaute Lokalkanus verwendet.
Weitere Ausflüge führten mich nach Kaziranga, wo in einem kleinen See Delphine
vorkommen, und zu einigen Orten am Brahmaputra selbst. Die Zeit des Besuches
in Assam fiel in den BegiHn der kalten Jahreszeit, die durch den Nord-Ost-Monsoon
charakterisiert ist. Nebel und geringe Regenfälle sind häufig iH dieser Zeit.
Kaziranga Wild Life Sanctuary (Assam)
Kein Zoologe oder Tourist, der die ProviHz Assam bereist, wird sich entgehen lassen, das Schutzgebiet von Kaziranga am südlichen Ufer des Brahmaputra zu besucheH.
Hier findet sich einer der letzten Bestände des indischen Panzernashorns (Rhinoceros
unicornis L IN., Abb. 12). Die Population soll aus 400 TiereH bestehen. Weitere
kleinere Schutzgebiete siHd das Jaldapara-sanctuary in Westbengalen, das Nord•Kamrup-Schutzgebiet am Nordufer des Brahmaputra und das Sonai-Rupai-Gebiet
im Darrang-Distrikt. 97 km von Jorhat und 216 km voH Gauhati entfernt, umfasst
Kaziranga eine Fläche voH 430 km2. Die gesamte Anzahl Panzernashörner in IHdien
wird auf 450 Tiere geschätzt. 40 (?) weitere Tiere sollen in Nepal vorkommen. Trotz
der Anstrengungen der indischeH Regierung kommt es immer wieder vor, dass
Wilderer des HorHes wegen Rhinoceros abschiessen. Das Horn wird zu Pulver verrieben und findet als Aphrodisiacum Verwendung. Der Preis für ein einzelnes Horn
kanH 6000 Rupies erreichen. Eine bewaffnete Patrouille auf ReitelefaHten koHtrolliert
das Gebiet und hatte vor nicht allzulanger Zeit ein Gefecht mit Wilderern, welche
dabei einen Mann verloren. Unter den Tieren hat das Nashorn keine Feinde. Seit
der letzten Milzbrandepidemie im Jahre 1949, an welcher 40 Tiere eingiHgen, siHd
keine epidemischen Krankheiten mehr aufgetreten. Der jährliche Monsoon wirkt
sich auf das Schutzgebiet uHgünstig aus. In dieser Jahreszeit suchen viele Tiere vor
der Überschwemmung in deH Mikierbergen Zuflucht. Eine AusdehHung des Schutzes
auf dieses Gebiet ist in der Regenzeit schwieriger. Man plant deshalb, einen Teil
der Berge in das Reservat einzugliedern.
Die Nahrung des Nashorns besteht aus jungen Trieben des ElefaHtengrases, aus
Schilf und SumpfkräuterH (Eichornia crassipes). Biocönosen mit Vögeln sind vielfach untersucht worden. Auf dem Rücken des Nashorns – oder in seiner nächsten
302
Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich
Abb. 12. Rhinoceros
unicormis
1970
(Kaziranga, Assam).
Abb. 13, Pine Herde von Wasserbüffel (Bubalus bubalis). Photo Dr. R. Banerjee im Kaziranga
Reservat, Assam,
Jahrgang 115 G.
PTLLERI.
Wissenschaftliche Expedition zur Erforschung des Gangesdelphins 303
Abb. 14. Auf den Menschen (Dr. R. Banerjee) geprägter Hylobates hoolock (Assam).
Umgebung – werden folgende Vogelarten angetroffen: Bubulcus ibis (Kuhreiher),
Acridotheres tristis (Hirtenstar), Ardea cinerea rectirostris (Graureiher) und Ardea
purpurea (Purpurreiher).
Ausser dem Nashorn leben in Kaziranga Hoch zahlreiche Büffel (Bubalus bubalis
L., Abb. 13), Schweinhirsche (Axis porcinus ZIMMERMANN 1780), Tiger und Leopard.
Durch das AbbrenHen des DschuHgels der Mikierberge siHd auch die Biotope der
Hulocks (Hylobates hoolock HARLAN 1834) stark eingeschränkt worden. Diese Affenart (Abb. 14) war früher in Kaziranga recht häufig. Auch die LippeHbären gehöreH
heute zu den grossen SelteHheiten des Tierreservates (ULLRICH 1964, 1965, FISHER
et al. 1969, MUKHERJEE 1966). Zur Zeit meiHes kurzen Besuches (Dezember) nistete
eine Kolonie Pelikane auf den Bäumen.
304
Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich
1970
Zoologische Sammlungen in Assam
Auch in dieser Gegend ist die Ausbeute aH Insekten wegeH der Winterzeit vorwiegend auf Coprophagen beschränkt gewesen. Neben einigen Siisswassermollusken,
-krabben und -krebsen ist die SammluHg an Süsswasserfischen bedeutend geweseH.
Von den Amphibien koHnten einige Raniden gefangen werden. Die Reptilien (Chelonia) umfassen Emys (trijuga?, lebeHd mitgenommen), Batagur (Hardella) thurgi
GRAY 1831 und zwei jüngere Exemplare der schönen Trionyx peguensis GRAY 1 870
(siehe detaillierte Beschreibung bei ANDERSON 1878). Allgemein zoologisch betrachtet
ist Assam noch eine Terra incognita, und der geeignete Fachmann könHte in dieser
Gegend wunderschöne Studien über jede Tiergruppe durchführen.
Platanista gangetica (Roxburgk 1801)
Die folgeHde kurze Abhandlung über den Gangesdelphin ist ein Résumé der
Beobachtungen am Brahmaputra und Lndus, die hier aus Übersichtsgründen zusammengeschlossen werden.
Stammesgeschichte
Wie die Stammesgeschichte der übrigen Cetaceenfamilien verliert sich auch die
der Platanistidae, zu der der Gangesdelphin, der La-Plata-Delphin (Pontoporia
blainvillei), der chinesische Flussdelphin (Lipotes nexillifer) und der Amazonasdelphin (In/a geoffrensis) gehören, iH die geologische Vergangenheit – man kann
wohl sagen – noch ohne Spuren. Schon die diskontinuierliche Verbreitung spricht
für den starken Niedergang dieser Familie seit dem Jungtertiär uHd auch für eine
frühzeitige Isolierung (THENIUS und HOFER 1960).
In der orientalischen Region hat die Erhebung des Himalaya einerseits und die
Abtrennung in der Kreide-Tertiärzeit von Australien und Madagaskar andererseits
auf die Ausbreitung und DiffereHzierung der gesamten orientalischen FauHa weseHtlich eiHgewirkt. Das grosse dreieckige Plateau der indischen Halbinsel, ehemals ein
seichtes Meer, verlandete schon sehr früh – vor dem Himalayagebiet. Die indische
Halbinsel gehörte in der Eozänzeit zu eiHer grossen LaHdstrecke, die mit Afrika in
Verbindung stand. Nach Osten dehnte sich ein Meer, das sich nordöstlich bis ins
heutige Assamtal erstreckte. Ein anderes Meer im NordwesteH bedeckte Persien,
BelutschistaH, die Indusebene und einen Teil der oberen Gangesebene. Ein nordwestlicher Arm dieses Meeres reichte das IHdustal hinaus bis Ladak. Himalaya und
Tibet waren bereits verlandet, erhöhten sich aber noch unbedeutend über das Meeresniveau (siehe WEGENER 1942, LYDEKKER 1901).
Es ist anzunehmen, dass die Süsswasserdelphine ursprünglich Meeresbewohner
waren und sich nach Hebung des Kontinents allmählich zu reinen Flusstieren umgebildet haben. Der La-Plata-Delphin macht davon eine Ausnahme, da er sowohl an
der Mündung des Rio de la Plata als auch im Meer an der Küste Uruguays vorkommt. Die Etappen dieser Anpassung konnten jedoch durch Fossilfunde bis heute
nicht unterbaut werden.
Jahrgang 115 G.
PILLERI.
Wissenschaftliche Expedition zur Erforschung des Gangesdelphins 305
Lokale Namen
Der GangesdelphiH wird in der Urdusprache Süs oder Süsü, iH Hindi nenHt
man in S o o n s e, S o o s o o, S o o s a. In der bengalischen Sprache heisst das Tier
Süsük, Sishük, in Sanskrit Sisiimar, iH Sindi Bhulan oder auch Sünsar. In
Assam wird der Delphin Hiho oder Seho geHannt, in Sylhet und Cachar heisst er
Huhh (siehe auch ANDERSON 1878, BLANFORD 1888-1891). Das H dieser letzten
Benennungen wird stark inspiriert ausgesprochen und weist onomatopoetisch auf
den besonderen Laut des Tieres beim Blasen hin.
Geographische Verbreitung
Im Indus ist der Delphin in einem Areal Lat 24° bis Lat 34° Nord anzutreffen.
Wenn wir die Verbreitungskarte von ANDERSON (1878) mit einer Karte der Indus
plaiHs vergleichen, sehen wir, dass Platanista gangetica im Indus und seinen Nebenflüssen zwischen der nördlichsten und südlichsten Barrage vor dem Indusdelta vorkommt. Im GaHges lebt Platanista in einem Areal, das sich zwischen dem 77. und
89. östlichen Längengrad erstreckt. Sie ist auch in den meisten NebeHflüssen anzutreffen. Im Brahmaputra findet man den Delphin im gesamten Hauptfluss ostwärts
bis Long 95° und Lat 27° 30' Nord uHd ist häufig in den breitereH Nebenflüssen zu
beobachten.
Im oberen Verlauf des Karnaphuli river (Ostpakistan) soll das Tier – nach Angaben lokaler Leute – auch vorkommen. Der Karnaphuli hat keiHe Verbindungen mit
dem Brahmaputra und mündet getrennt von diesem in die Bengalische Bucht südlich
vom Sandwir Channel. Der Staudamm von Rangamati, etwa 55 km von der Mündung des Flusses gebaut, soll angeblich die oberen Delphinpopulationen von denen
unterhalb des Dammes abgeschlossen haben (PILLERI 1970). Leider besitzen wir
keiHe Berichte über die tiergeographische Situation vor und nach dem Bau des
Dammes.
Fangmethoden
Während im vorigen Jahrhundert Gangesdelphine noch aH vieleH Orten ihres
Vorkommens im indischen Subkontinent von lokalen FischerH regelmässig gefangen
wurden, erfolgt der FaHg heutzutage selten oder ist mehr akzidentell, wenn zufällig
ein Tier mit deH Fischen ins Netz gerät. Die beste Fangsaison ist für den Indus
(Westpakistan) im WiHter nach den MonsoonmonateH, weHH der Fluss das tiefste
Niveau erreicht hat. Als Nachtfresser kommt das Tier schon gegen Abend ins seichte
Wasser und jagt Hach FischeH. Als Seitenschwimmer kaHH es bis in Gebiete des
Flusses vordringen, wo das Wasser eine Tiefe von nur 30 cm aufweist. Hier wird
mitten im seichten Wasser vor der Jagd eine Plattform mit einem Holztripod iH den
Schlamm gesteckt (Abb. 7, 8). Die Plattform wird in der Sindisprache Bhati und
der dreifach gegabelte Stamm Trikhur genannt. Der Fischer steht unbeweglich
auf dem Bhati und hält mit nach oben gestreckteH Armen das spezielle Netz, das
Kularee, in seineH Händen. Das ruHde Netz wird durch einen Bambusring und
konisch disponierte Stöcke gestützt. Kommt eine Platanista in erreichbare Nähe,
306
Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich
Abb. 15. FischeIszenen am Gela 'Bil River (Assam).
1970
Jahrgang 115 G. PILLERI. Wissenschaftliche Expedition zur Erforschung des Gangesdelphins 307
Abb. 16. Delphinfang in Assam: oben, 1. Versuch im Gela Bit River mit Treibbooten und quer
angelegtem Netz; unten, durch Abriegelung des Kakadanga River mittels einer Bambusbarriere.
308
Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich
1970
dann wirft der Fischer das Kularee schnell auf das Tier, springt gleichzeitig von der
Plattform und bemächtigt sich des Tieres mit den Händen. Manchmal wird er dabei
von einem zweiten Fischer unterstützt, der vom Ufer aus herbeieilt.
Eine Variante dieser Methode stellt der Fang vorn Ufer aus ohne Plattform dar.
Ein Fischer hält das Netz mit erhobenen Armen bereit, ein zweiter hockt in der
Nähe mit einer Rute, an deren Leine ein 10 cm langer lebender Fisch hängt. Die
feine Leine wird mit einer Nadel uHterhalb der Rückenflosse durchgestossen. Dieser
lebende Köder lockt die Delphine, die in der gleichen Weise wie von der Plattform
aus gefangen werden. MaHchmal bedienen sich die Fischer zum Delphinfang trainierter Fischotter (Lutra perspicillata). Der Otter treibt die Fische aHs Ufer und
somit auch die Platanista, die vom Ufer aus mit einem Kularee gefangen wird.
Über eine besondere Methode zum Fang der Platanista im Barak river (Cachar,
Assam) hat mir Herr S. DEB RoY, Sibsagar (Assam), berichtet. Der Fang soll mit
einer schweren Harpune erfolgen, welche durch eine einfache Hebelvorrichtung vom
Boot auf das Tier geworfen wird. Die Harpune beschreibt in der Luft eine Hyperbel
und soll zu «99%» aller Fälle den Delphin treffeH. JOHN ANDERSON (1878) schreibt
von den gleichen Cachar-Leuten, dass sie die Harpune von Hand aus direkt auf die
Delphine werfen.
Zum Fangen der Delphine in Assam, die sonst nicht gefangen werden, haben wir
folgende Methoden angewendet. Westlich vorn Camping-Platz wurde der Gela Bil
river durch eine Bambusbarriere quer abgeschnitteH. Die EiHmündung des Kakadanga river wurde durch zwei Boote abgeschlossen, deren Ruderer durch ständiges
Schlagen der Ruder auf dem Wasser die Tiere akustisch abschreckteH. Der Plan
war, die Tiere gegen die Bambusbarriere zu treiben und sie mit einem grossen, mit
Schwimmkugeln und Senkern versehenen Netz, das schnell von einem grösseren
Boot quer über den Fluss geworfen wurde, einzuschliessen (Abb. 16). Kleinere Boote
wurden eingesetzt, um die Aktion flussaufwärts zu sichern. Alle Fischer schlugen
mit ihren Rudern auf das Wasser und schrien sehr laut. Die Tiere flüchteten gegen
die Barriere, schneller schwimmend und mit vo llen Sprüngen aus dem Wasser
emporschnellend. Das SpriHgen trat immer häufiger auf, je näher die Boote heranrückten. Das grosse Boot ging voran und spanHte in kürzester Zeit das grossen Netz
vom Nord- zum Südufer des Gela Bil. Mit gleicher Geschwindigkeit waren aber
alle 8 Tiere unterhalb des Netzes geschwommen, noch bevor dieses den Flussgrund
erreichen konnte.
Es wurde ein zweiter Versuch unternommen, jedoch mit dem gleichen Erfolg.
Alle Tiere hatten das Gefahrenobjekt rasch gekreuzt und kamen ostwärts vom Netz
wieder zum Vorschein. Die Methode musste geändert werden. Die Bambusbarriere
wurde in den Kakadanga river ostwärts verlagert, das grosse Boot wartete am Nordufer mit dem langen Netz, und es wurde veIsucht, die Delphine gegen die neue
Barriere zu treiben. Kaum waren die kleineren Kanus vor dem grösseren Boot
Abb. 17. a = blasende Platanistn, Oberkiefer parallel der Wasserlinie; b = blasendes Tier mit dem
ganzen Kopf aus dem Wasser; c = erste Phase des Tauchens; d = in 30 cm tiefem Wasser auf der
linken Körperseite schwimmende Platanista im Indus.
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310
Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich
1970
vorbeigerudert, spannte dieses das Netz schnell quer im Fluss. Prompt danach wurde
etwas weiter davor eiHe zweite Bambusbarriere (Abb. 16) in den Fluss eingelassen,
dem Netz parallel, die durch mehrere Tauchversuche von den Fischern auf ihre
Durchlässigkeit geprüft wurde. Erst daHn gelang es, die Delphine abzuriegeln. Das
abgeschlossene Flussgebiet war etwa 50 m lang. Die DelphiHe konHten an verschiedenen Tagen mit deH kleinen quer geworfeneH Netzen von den Kanus gefaHgen
werden. Der FaHg erforderte aber jedesmal mehrere StundeH Arbeit, da die Tiere
die Gefahr des Netzes geschickt vermeiden koHnten. Von den sechs gefaHgenen
TiereH (Abb. 18) waren alle Weibchen trächtig uHd starben sehr schHell im Netz,
bevor man sie aus dem Wasser holen konHte. Nur die beiden Männchen konnten
Hoch lebend aus dem Wasser geborgen werdeH.
Biotope
Flüsse: Im Indus kommt das Tier in Haupt- und Nebenflüssen vor, die alle in
der offenen Ebene verlaufen. Das flache Land und die Bremswirkung der Barrages
bedingen einen langsamen, ungleichmässigen, aber ruhigen Strom. Die Küsten sind
flach oder erodiert (Abbruchufer). Einige Abschnitte sind kultiviert, andere wiederum
von trockenem Dornbusch, selten einmal von Wald bewachsen. Der Boden ist
sandig-schlammig, sehr weich. Das trübe Wasser bei Sukkur hatte eine Gesamthärte
voH 12,0; die Sichtweite voH der Oberfläche iH die Tiefe betrug etwa 2-3 cm.
Die Delphine halten sich von den Barrages fern uHd vermeiden die küHstlichen
BewässeruHgskanäle. Sie schwimmen tagsüber im tiefen Wasser, oft nicht weit vom
Flussufer entfernt uHd kommen nachts ins seichte Uferwasser, um Fische zu erbeuten. Diese Aufenthaltsorte, in welchen die Tiere in lockeren GemeiHschaften von
8-10 Individuen schwimmen, sind sehr o ft in Front eiHes Bewässerungs- oder Navigationskanales gelegeH, wo auch meHschliche SiedluHgen, Boote und sonstiges
menschliches Treiben vorkommeH. Die Nachbarschaft der Flussbevölkerung scheint
als ökologischer Faktor eine gewisse Bedeutung zu haben.
Neben diesen ortsstäHdigen Gemeinschaften, die man schlechthin lockere Schulen
nenHen könnte, findet man Einzeltiere mitten im Strom. Aber auch diese scheinen
eine ziemlich ausgeprägte Ortsständigkeit zu haben, und wir konHten die gleiche
Anzahl Tiere isoliert oder zusammen an verschiedenen Tagen um die gleiche Zeit
an deHselben Orten treffen. Ob es sich urH echte Territorien handelt und ob diese
von den Futterquellen abhängig sind, aber auch, welche Schwankungen die Schwimmgebiete in . den Jahreszeiten haben, bleibt Hoch zu erforschen.
Auch im Ganges (Calcutta area, BotaHischer Garten: Hooghly river) ist Platanista
sehr ortsstäHdig und soll nur in den MoHsoonzeiten die kleineren Flüsse aufsuchen
(ANDERSON 1878). Im Ganges und unteren Brahmaputra sind die Biotope – wie ich
1967 beobachten konnte – denen des Indus vergleichbar.
Im mittleren Verlauf des Brahmaputra (Assam) ist das Tier im grossen Strom
1? . Beachte den deutlichen
Abb. 18. Im Gela Bil River (Assam) gefangene Platanista: A = a, B, C =
Geschlechtsdimorphismus in der Schnabellänge.
Jahrgang 115 G. PILLERI. Wissenschaftliche Expedition zur Erforschung des Gangesdelphins 311
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Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gese llschaft in Zürich
1970
des main river zu sehen, aber auch häufig iH der Nähe von SiedluHgen, EiHmünduHgen von KaHälen, verankerten Schiffen oder alten Schiffswracks.
In der Winterzeit ist das Wasser des Brahmaputra etwas klarer als das des Indus.
Die Strömung des main river ist stark, das Wasser wirbelreich. In den kleineren
Flüssen (von etwa 15-25 m Breite) fanden wir das Tier aH Orten koHzentriert, wo
ebenfa ll s meHschliche Siedlungen und reger Bootsverkehr vorhanden waren. Diese
Flüsse verlaufen stellenweise durch immergrüneH Dschungel. Hier siHd die hellen,
belichteteH Zonen seltener, dafür sind mehr SchatteHplätze vorhanden. Nach unseren
Erfahrungen siHd Flussteile, wo eifrig von Menschen gefischt wird, öfters auch
Schwimmplätze von Platanista. Die häufige Nachbarschaft menschlicher Siedlungen
habe ich im Biotop von Inia geoffrensis im Rio Ibare (Bolivia) auch beobachtet
(PILLERI 1969).
Seen: Nur der Fall vom Nehe-Beal-See (Kaziranga, Assam) ist mir bekannt, wo
einige DelphiHe in dem kleinen, im WiHter vom Fluss abgetrennten See seit Jahren
leben.
Klimatisch ist das Industal dem Ganges-Tiefland ähnlich. Im Ganges-Delta ist
das Bild ganz anders. Hier begleiten oft dichte Dschungel und immergrüner tropischer Regenwald den Flusslauf. Es wurde mir berichtet, dass Platanista auch iH den
Sundarbans von BeHgalen nicht selten wäre. Wie weit das Tier in den Mangrovenbereich der Deltaregion vordringt, dort wo auch Haie vorkommen sollten, bleibt
noch zu erforscheH. Klimatisch ist das Deltagebiet und viele Biotope im Assamtal
mit den höchsten FeuchtigkeitsprozeHten von den GebieteH des Ganges und IHdustieflandes grundverschieden. Wir wissen Hoch nicht, welche Rolle diese klimatischen
Faktoren in der Ökologie der entsprechenden Delphinpopulationen spielen.
Aktivität
Während meiner Beobachtungen habe ich das Tier dauernd in Bewegung gesehen.
Niemals habe ich ein Sistieren an der Wasseroberfläche beobachtet, wie dies marine
Arten oft tun (PILLERI aHd KNUCKEY 1969). Unbewegliches Sistieren am Grund
(s. z. B. Inia geoffrensis, PILLERI 1969) oder ähnliches Ruheverhalten kanH man im
trüben Wasser nicht nachweiseH. Für die Beobachtungen an gefangenen Tieren im
klareH Wasser verweise ich auf die andere Arbeit (PILLERI, GIHR und KRAUS 1970).
An allen besuchten Orten haben wir die Beobachtung gemacht, dass die Aktivität
von Platanista gangetica nachts reger ist als während des Tages. Vor allem das
Erbeuten der Nahrung so ll nach meinen Erfahrungen vorwiegend in den Abendund Nachtstunden stattfinden, was auch mit Beobachtungen an Tieren in Gefangenschaft ziemlich übereinstimmt. Von einem ausgesprochenen Nachttier oder Nachtfresser kann man Hicht gut sprecheH; es besteht aber ein Tagesrhythmus mit Schwerpunkt in der Nachtzeit. ANDERSON (1878) ist der MeiHung, das Tier (Calcutta area)
fresse sowohl währeHd des Tages als auch während der Nacht. Der Delphin, den er
für 10 Tage gefangeH hielt, hatte aber ausschliesslich nachts gefresseH.
Allgemein betrachtet waren die DelphiHe der assamischen Flüsse auch tagsüber
temperamentvoller und gerieten bei Fangversuchen in ein PanikverhalteH, das viel
Jahrgang 115 G. PILLERI. Wissenschaftliche Expedition zur Erforschung des Gangesdelphins 313
vehementer®erschien als die gleiche Reaktion der Tiere im Indus. Das «Wedeln» mit
dem Schwanz in der Luft am Schluss der Sprungbewegung wurde bei Tieren des
Indus niemals beobachtet. Ob diese Unterschiede wesentlich sind und qualitativer
Natur, d. h. eine taxonomische Bedeutung haben, ist Hoch nicht bewiesen. Nach
meinen Erfahrungen wirkt der allgemeine Verhaltenshabitus der Delphine in Assam
bei einer ersten AHalyse als etwas Besonderes. Die Frage, ob wir zwei systematisch
trennbare Formen von Platanista vor uns habeH, ist vor allem biometrisch und
anatomisch zu beantworten.
Schwimmverhalten
Platanista gangetica ist ein gewaHdter, auf kurze Strecken rascher Schwimmer,
der auch dem Brahmaputrastrome durchaus gewachseH ist. Normalerweise ist die
Schwimmgeschwindigkeit 3-4 Meilen, in der Panik doppelt so viel oder mehr. Das
Schwimmen erfolgt, wie ich im Indus oft verfolgen konnte, in Seitenlage, meistens
in rechter Seitenlage (PILLERI 1970). Diese besondere Schwimmart konnten wir an
zwei gefangenen Tieren, die seit dem 28. 12. 1969 im Bassin unseres Institutes gehalten werdeH, bestätigen. Im tiefen trüben Wasser kann man das Schwimmen in Seitenlage nicht verfolgen. Im seichten Wasser ist diese Schwimmart aber evident, wenn
das Tier eine Brustflosse, die eine Hälfte der Schwanzflosse oder sogar eine ganze
(meistens linke) Körperhälfte aus dem Wasser zeigt (Abb. 17). Die treibende Kraft
wird, wie bei allen Delphinen, von der Schwanzflosse geliefert; nur ist diese beim
Seitenschwimmen vertikal gehalten und bewegt sich kräftig nach rechts und links.
Die in die Tiefe ragende Flosse berührt den Boden. Man hat oft den Eindruck, sie
greife fast am Bodenschlamm und trage auch bei, die Fortbewegung des Tieres zu
fördern.
Seitenschwimmen ist bei Walen nicht bekannt. Der Pottwal legt sich gelegentlich
auf die Seite an der Meeresoberfläche und verweilt so, wie Flugaufnahmen das
bestätigt haben. Delphinus delphis kann – aber Hur phasenweise – iH Rückenlage
schwimmen (PILLERI und KNUCKEY 1969). Von den FlussdelphiHeH schwimmt Inia
geoffrensis wie die Meeresarten gerade uHd kanH sich drehend um die eigene Körperachse ins seichte Wasser begebeH. Ein typischer Seitenschwimmer ist der Amazonasdelphin aber nicht, und ich habe voH «tumbling in shallow water» bei Inia gesprochen
(PILLERI 1969).
Bei den Tieren im Indus stand das Schwimmen auf der rechten Seite im Vordergrund. Die Schwimmart von den anderen FlussdelphiHen Sotalia fluviatilis, Pontoporia blainvillei und Lipotes vexillifer ist noch Hicht untersucht worden, nun sicher zu
sein, dass Seitenschwimmen ausschliesslich beim Gangesdelphin vorkommt.
Blasen und Tauchen
Das Blasen kaIn in drei Formen auftreten:
1. Das Tier kommt an die Oberfläche, Hur deH Melon zeigeHd. Das Atemgeräusch
ist kurz und leise.
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Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich
1970
2. Das Tier zeigt beim Blasen den Kopf; die Wasserlinie stimmt mit der Zahnreihe
überein, d. h. der Oberkiefer ragt aus dem Wasser parallel zur Wasseroberfläche
(Abb. 17). Das Atemgeräusch ist kräftiger.
3. Der ganze Kopf bis zum Hals erscheint schräg aus dem Wasser (Abb. 17). Die
Körperbeugung beim Tauchen ist sehr stark, uHd man sieht vom Tier ein Dreieck,
dessen oberes Eck die Schwanzflosse bildet. Auch in diesem Fall ist das Atemgeräusch lauter.
Bei allen drei Bewegungen ist der Melon mit dem Blasloch Hach oben gegen den
Himmel gerichtet. Alle drei BeweguHgsformen sind TeilabschHitte eines mehr oder
weniger vollständigen Schwimmkreises, der unter Wasser erfolgt, währenddessen
der Delphin sich von der Seitenlage iH gerader Körperhaltung zum Blasen dreht
(siehe die Beobachtungen in Gefangenschaft, PILLERI, GIHR, KRAUS 1970). Die
typische volle Bewegung umfasst also eine DrehuHg um die eigene Körperachse um
90° von der Seitenlage nach oben, dann Blasen, wieder Drehung um 90° um die
eigene Achse und Purzelbewegung unter Wasser. Als Variante kann die Purzelbewegung ausbleiben; das Tier kommt in Seitenlage und schwimmt weiter in der
gleichen oder in eiHer lateralen Richtung, je nach SituatioH.
Die Tauchzeiten können variieren. Als minimales Intervall zwischen zwei Blasen
habe ich 10" gemessen, als längstes 3' (Hur 1 mal von sämtlichen Beobachtungen).
Durchschnittlich taucht es 30-60", was mit den Beobachtungen von ANDERSON
(1878) uHgefähr übereinstimmt.
Verglichen mit marinen Arten (z. B. Tursiops truncatus) ist die ganze ApHoe von
Platanista kürzer. Von Inia geoffrensis habe ich noch kein Vergleichsmaterial.
Springen, Schwanzbewegungen
Allgemein erfolgt das Springen bei den Delphinen in Assam häufiger als bei den
Industieren. Meine Beobachtungen reichen aber nicht aus, um damit einen klaren
Unterschied behaupten zu können. Das Tier schnellt mit dem RückeH Hach oben
in der ganzen Körperlänge bogenförmig aus dem Wasser. Der SchwaHz kommt
gerade zum Vorschein, wenn die Schnabelspitze das Wasser erreicht. Diese Sprünge
unterscheiden sich Hicht wesentlich von denen des AmazoHasdelphins, Inia geoffrensis
(PILLERI 1969).
Im tiefen Wasser bleibt der SchwaHz des Tieres beim SchwimmeH, Blasen und
Tauchen meistens unter der Oberfläche und kommt beim Springen zum Vorschein.
Beim sehr kräftigen Springen, z. B. in der Panik, aber auch ohne solche, kann das
Tier mit dem Schwanz, der fast vertikal aus dem Wasser ragt, einige (auf- uHd abwärts
gerichtete) «Wedelbewegungen» 2-3mal durchführeH. Der Schwanz ist dabei am
stärksten gespannt, und der Bewegungsablauf erinnert an eine federnde Vibration.
Dieses «Wedeln» in der Luft war typisch für die Tiere der Assam-Flüsse.
Als Hächste Folge dieser Phase könnte man das SchwaHzschlagen ansehen, das
mit dem SchwanzrückeH (d. h. der dorsalen Schwanzfläche auf die Wasseroberfläche
erfolgt, indem der Körper, extrem gebeugt, eine komplette Purzelbewegung im
Wasser ausführt, während der SchwaHz Hoch in der Luft ist. Ich bin nicht sicher,
Jahrgang 115 G. PILLERI. Wissenschaftliche Expedition zur Erforschung des Gangesdelphins 315
ob bei Platanista auch ein aktives SchwaHzschlageH mit der veHtralen Fläche des
Schwanzes auf dem Wasser besteht, wie bei mariHeH Arten beschrieben wurde
(PILLERI und KNUCKEY 1969). Die Frage bleibt offen, wie weit man diese Bewegungen
als ethologische EiHheiten des Schwimmverhaltens oder nur als Teilbewegungen
einer ganzen Ablaufeinheit zu betrachten sind. Bei Delphinus delphis haben die Teilbewegungen an sich Einheitscharakter. Das Tier kann z. B. in normaler Körperlage
rhythmisch mit dem Kopf oder mit dem Schwanz, oder auch in Rückenlage mit dem
Kopf auf das Wasser schlagen. Platanista ist durchaus sehr wendig; die Bewegungen
fliessen aber leichter ineinander über. Der Meeresdelphin hat eine differenzierte
Kontrolle der Motorik und kann die SchwimmbewegungeH auch iH rhythmischer
Folge eiHzeln ausprägen.
Gleiten an der Oberfläche
Diese Bewegung, die bei Delphinus delphis beschrieben wurde (PILLERI und
ist bei Platanista gaHz selten und scheint mehr akzidentell zu
erfolgen.
KNUCKEY 1969),
Soziales Verhalten
Dieser psychologische Bereich wird eine dankbare Aufgabe der künftigen Forschung sein, da wir darüber praktisch noch ganz im Dunkeln sind. Platanista gangetica
ist solitär oder gesellig. Man findet – und zwar immer an den gleichen Orten – Einzeltiere, oft mitten im Fluss, und kleine Gruppen von 8-10 Tieren, die lose beisammen
schwimmen. Die soziale Struktur dieser lockeren Schulen, sowie die Bedingungen,
warum manche Tiere isoliert schwimmen, kennen wir nicht.
In GefangeHschaft schwimmen oft zwei Weibchen oder ein PärcheH zusammeH.
Man sieht dieses paarweise Schwimmen sehr deutlich, wenn die Tiere iH eiH frisches
Becken traHsferiert sind. Danach lockert sich das Paar uHd das NebeHeiHander
erfolgt nur mehr gelegentlich. Bei Inia geoffrensis hatte ich iH BolivieH (RegeHzeit)
Paare oder Einzeltiere angetroffen.
Nursery behaviour
BLYTH (1859) berichtet, dass das Kalb mit dem Schnabel die Mutter an der
Brustflosse packt und sich von der Mutter ziehen lässt. Andere Beobachtungen über
die Kalb-Mutterbeziehungen konnte ich nicht in ErfahruHg bringen. In Assam hatte
ich vier 99 im Dezember obduziert, die alle trächtig waren. Die Föten wareH etwa
25 cm laHg. Demnach sollte die Geburt gegen Ende des Winters oder zu Beginn des
SommerHmonsoon erfolgen.
Balzverhalten, Paarungsverhalten
Darüber ist bisher nichts bekannt.
Strandungen
Wurden von den lokalen FischerleuteH nie beobachtet.
316
Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich
1970
Epimeletic behaviour
Ob Hilfeleistungen bei Platanista bestehen, bleibt noch zu erforschen.
Flucht- und Panikverhalten
Bei VerfolguHg einer Gruppe im offenen Fluss gehen die Tiere auseinander uHd
rekomponieren daHn am gleichen Platz die ursprüngliche Gruppe. IH eHgen offeneH
Flüssen taucht manchmal das Tier, äHdert die Schwimmrichtung und kreuzt das
Gefahrobjekt uHter Wasser. Das Verhalten ist aber Hicht so konstant wie bei Inia
geoffrensis (PILLERI 1969). In der Panik bei Aufhebung der Fluchtmöglichkeit (enge
Abriegelung des Schwimmgebietes) werden die Tauchzeiten länger und die sichtbaren Gebärden ausserhalb des Wassers entsprechend reger mit heftigem SpriHgen.
Die Heftigkeit in einer solchen Situation war bei den Delphinen in Assam viel ausgeprägter als bei den IndustiereH.
Gefangen schlägt das Tier stark um sich, wird aber bald etwas ruhiger und bleibt
auch während langer Transporte uHd ohne Wasser ziemlich ruhig (PILLERI 1970).
Nahrung
Bei allen Autopsien habe ich Fische oder Fischreste im Magen gefunden. Die
Bestimmung der Fischarten durch Spezia listen ist noch nicht abgeschlosseH.
Auffallend ist die Grösse der Fische, schätzungsweise 30-35 cm, die erwachsene
Assamexemplare von Platanista erbeuten können. ANDERSON (1878) gibt als Nahrung vorwiegend Fische an, ausserdem aber Hoch Flusskrevetten (shrimps). Eine
von ihm selbst harpunierte Platanista aus dem Hooghly river (Calcutta) hatte den
Magen ausschliesslich mit shrimps angefüllt. Flusskrabben wie bei Inia geoffrensis
(PILLERI 1969) habe ich bei Platanista nicht gefunden, obwohl sie in den Flüssen
von Assam sehr häufig sind. Nematoden sind bei allen Tieren konstant vorkommende
Magenparasiten. Ob die Pflanzensamen und Chitinstrukturen von IHsekten direkt
von Platanista aufgenommen werden oder von Fischen stammen, ist noch nicht
ganz sicher, obwohl die letzte AHnahme wahrscheinlicher wäre. Im Magen von
marinen Delphinen (Delphinus delphis, Grampus griseus) sind oft Pflanzenreste oder
Samen (z. B. Maiskerne) zu finden (PILLERI und KNUCKEY 1969).
Tiergeruch
Im Gebiet, wo Gangesdelphine schwimmen, wird nicht selten eiH besonderer
unangenehmer Geruch wahrgenommeH, der ferne an Darminhalt erinnert. Vielleicht
stammt diese Exalation aus dem Magen. Es könnte sich um erbrochenen Mageninhalt
(nicht verdaute Gräten von Fischen) handeln, die ich in grosser Menge neben den
obligaten Nematoden im Magen gefundeH habe; die Gräten hatten einen ähnlichen
Geruch. Dieser besondere Geruch war sowohl an Tieren des IHdus als auch der
assamischer Flüsse wahrnehmbar. Nach BeobachtuHgen an den beiden Tieren in
Gefangenschaft scheiHt der volatile Geruchsstoff von Urin zu stammeH (PILLERI,
GIRR und KRAUS 1970).
Jahrgang 115 G. PILLERI. Wissenschaftliche Expedition zur Erforschung des Gangesdelphins 317
BiocöHosen
Mit grosser Häufigkeit habe ich im Schwimmareal der Delphine im Indus Wasserschildkröten der Art Lissemys (Emyda) punctata angetroffen. Während der Expedition konnten wir mehrere aquatile Schildkrötenarten sammeln, jedoch fand sich
keine von diesen – wie Lissemys – in der Nähe der Delphine. Ich neige dazu, keine
pure Koinzidenz in diesem Beisammensein zu erblicken, obwohl Lissemys punctata
keiHe selteHe Art im IHdus ist.
OrieHtieruHg
Am Indus und in unserem Laboratorium durchgeführte bioakustische UntersuchungeH sprechen für eine Orientierung der Platanista gangetica nach dem SonarTypus. Auch die Morphologie des Gehirnes und das Kaliber der Hirnnerven mit
Überwiegen des Nervus acusticus bei hochgradiger Atrophic des opticus sprechen
für eine akustische Dominanz uHter den Sinnesapparaten. Sehr deutlich kommt das
zum Vorschein, wenn man versucht, das Tier mit konventionellen Netzen zu fangen
(siehe Fangversuche in den Verhaltensprotokollen). Der DelphiH kann der Gefahr
in geschickter Weise ausweicheH; es braucht Stunden, bis maH in einem relativ
kleiHen und ganz abgeschlossenen Flussareal unter Einsatz mehrerer Boote und
Netze einen Delphin fängt. Mit dem gleichen Apparat ist das Tier in der Lage, die
Beute zu erwerben. Wie ich mich überzeugen konHte, kann das Tier in kompletter
Dunkelheit eines Schwimmbassins die Fische mit dem Schnabel faHgen und verspeisen. Sowohl im trüben Wasser der indischen Flüsse mit dem schlammigen Boden
als auch im klaren Wasser eines Schwimmbeckens fuHktioniert der akustische
Apparat mit der gleicheH Leistung.
Das Auge von Platanista ist extrem zurückgebildet. Der atrophische Prozess ist
aber selektiv vor sich gegangen und hat – wie meiHe Präparate und ANDERSONS
BefuHde (1878) zeigen – in erster LiHie die Linse uHd den Ciliarkörper samt dem
Pigmentepithel betroffen. Die Netzhaut ist vorhanden und laminiert. Der Nervus
opticus ist sehr dünn, enthält aber noch mehrere Fasern. Ich vermute, diese Fasern
gehören ausschliesslich dem Tractus retino-hypothalamicus und vermitteln dem
Zwischenhirn Lichtimpulse, die unter anderem vegetative Funktionen zu iHduzieren
haben. Das könnte womöglich auch die NahrungsaufHahme beim Gangesdelphin
vorwiegend in der Dämmerung und in der Nacht erklären.
Pathologisch-anatomische Befunde
Beim Tier Nr. 8 (Gela Bil river, Assam) faHd sich eine abgeheilte Amputation des
Oberkiefers. Eine ähnliche, jedoch etwas weHiger ausgedehHte pathologische VeränderuHg hatte ich bei einem Amazonasdelphin (Inia geoffrensis) aus dem Rio Ibare
festgestellt (PILLERT und GIHR 1969). Der Schnabel und vor allem das distale Stück
des Oberkiefers scheint eine besoHdere Vulnerabilität bei Platanistidae zu habeH.
Welche pathogenetische Faktoren dabei eine Rolle spielen, bleibt zu erforschen. Die
ausgeprägte ZahHcaries, die häufig die adulte Inia befällt (Ness 1966, PILLERI und
GIHR 1969), war beim Gangesdelphin nicht nachweisbar; bei dieser Art fanden sich
in den älteren Individuen mehr Zahnabrasionen.
318
Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich
1970
Verzeichnis der während der Expedition gesammelten Präparate und photographischen
Dokumente die in Bearbeitung sind
Mammalia: Platanista gangetica
Komplettes Skelett von 12 Tieren aus Westpakistan (Indus) und Assam (Brahmaputra).
Hirnschädelpräparat (juvenil) aus dem Gela Bil River (Assam).
Situs thoracis et abdominis von 12 Tieren.
Gehirne, Augen und Hypophysen von 10 Tieren.
4 Embryonen (Assam).
Blutplasma von 12 Tieren.
Blut- und Knochenmarkausstriche.
Milch.
Ham- und Stuhlproben.
Susu-ÖI aus dem Fett von Indus- und Assamdelphinen.
2 lebende Gangesdelphine aus dem unteren Indus.
Reptilia: Chelonia, Ophidia und Sauria, plures vom Indus, der Sindwüste und von Assam,
z. T. lebend transportiert.
Amphibia: mehrere Exemplare (Ranidae und Bufonidae) aus dem Indus und dem Brahmaputra
River.
Pisces: grosse Fischsammlung aus dem Indus (Sukkur Area), dem Gela Bil River (Assam) und
dem Brahmaputra (North River bank).
Arthropod a: zahlreiche Crustacea aus dem Gela Bil River und dem Indus.
Mollusca: mehrere Exemplare aus dem Indus und Gela Bil River.
Insect a: mehrere Coleoptera, Hymenoptera, Orthoptera, Hemiptera aus Westpakistan und
Assam, insgesamt etwa 2000 Exemplare.
Wasserproben aus dem Indus und Brahmaputra.
Schlammproben aus dem Indus und Gela Bil River.
300 m 16-mm- Farbfilm
800 Schwarz-Weiss-Negative.
800 Farbdiapositive.
Zusammenfassung
Die Publikation stellt eineH kurzen Rapport iiber eine zweimonatige Expedition
nach Westpakistan (uHterer Indus) und Assam (Brahmaputratal) dar, deren Hauptziel das Studium des Gangesdelphins (Platanista gangetica) war. Daneben konnten
auch Tiere anderer Gruppen (Mammalia, Reptilia, Amphibia, Insecta) gesammelt
oder beobachtet werdeH. Ein Kapitel ist der Geschichte des Indischen Museums in
Calcutta und dein Leben und Wirken JOHN ANDERSONS (Superintendent am Indian
Museum in den Jahren 1865-1886) gewidmet. Dieser Forscher hat im vorigen Jahrhundert eine bedeutende Rolle in der Entwicklung der indischen Zoologie gespielt.
Das Verhalten von Platanista gangetica wird eingehend analysiert. Die verschiedenen
Biotope sind beschrieben. Es werden das Schwimmverhalten, Tauchen, Blasen,
Springen sowie das Flucht- und Panikverhalten untersucht. Der Gangesdelphin ist
ein Seitenschwimmer und kann sich in Seitenlage in bis 20 cm tiefem Wasser fortbewegen. Der Delphin kommt in Einzelexemplaren oder als lockere Schule von 5-10
Individuen vor. Sowohl die Einzeltiere als auch die Schulen sind sehr ortsbeständig.
Jahrgang 115 G. PILLERI. Wissenschaftliche Expedition zur Erforschung des Gangesdelphins 319
In der Nähe der Schulen ist oft ein besonderer unaHgenehmer Geruch spürbar. Im
Schwimmareal der Delphine im Indus kommt sehr oft biozönotisch (?) die Schildkröte Lissemys punctata vor. Die akustische Orientierung und die spezielle Funktion
des rudimentären Auges sind erwähHt. Es werden sch liesslich einige pathologische
Befunde und Angaben über den untersuchten Mageninhalt angeführt. Nach den
durchgeführten Beobachtungen ist Platanista gangetica mehr Hachtaktiv. Die Unterschiede im Verhalten der Delphine aus dem Indus und solcher in Assam siHd hervorgehoben und die verschiedenen Fangmethoden beschrieben.
Résumé
La publicatioH presente un bref rapport d'une expedition de deux mois au Pakistan
oriental (region au-dessous de l'Indus) et dans l'Assam (plaiHe du Brahmaputra) et
dont le but principal fut l'etude du dauphin du Gange (Platanista gangetica). A cote
de cela des animaux d'autres groupes oHt pu etre collectionnes ou observes (mammiferes, reptiles, amphibiens, insectes). Un chapitre a ete consacre ä l'histoire du Musee
indien de Calcutta et a la vie et ä l'ceuvre de JOHN ANDERSON, surinteHdant du Musee
indien peHdant les annees 1865 a 1886; au siècle dernier ce savant a joue un role
essentiel dans revolution de la zoologie indienne. Le comportement de Platanista
gangetica est analyse de facon detainee. Les differeHts biotopes en sont decrits.
L'investigation porte sur sa faron de nager, de plonger, de respires, d'effectuer des
sauts et egalement sur son comportement en etat de panique et de fuite. Le dauphiH
du GaHge a la possibilite de nager sur le cote et pent nager, en cette position laterale
dans l'eau, jusqu'ä 20 cm sous la surface. Le dauphiH avance isolement ou en troupe
peu serree de cinq ä dix individus. Tant les animaux isoles que ceux en groupe sont
tres constants d'un lieu donne. Aux alentours de la troupe s'exhale souvent une
odeur particulierement desagreable et qui la signale. Dans la zone d'habitat des
dauphins de l'Indus on trouve tres frequemment la presence biocenotique (?) de la
tortue Lissemys punctata. Le texte fait mention egalement de l'orientatioH par l'acoustique et de la fonction speciale de Plzen rudimentaire. Il se termine sur quelques
constatations pathologiques et informations sur les trouvailles du contenu de l'estomac. Selon les observatioHs effectuees la plus grande activite de Platanista gangetica
est nocturne. Ont ete miles encore en evideHce les differences de comportement des
dauphins de l'Indus et de ceux de l'Assam et decrits les divers procedes de capture.
Summary
The publication contains a short report on the expedition to West Pakistan
(lower Indus) and Assam (Brahmaputra Valley), the chief aim of which was to study
the Ganges dolphin (Platanista gangetica). Specimens belonging to other groups
(mammals, reptiles, Amphibia, Insecta) were also collected or observed. One chapter
is given to the history of the IndiaH Museum in Calcutta aHd the life and work of
John Anderson (Superintendent of the Indian Museum from 1865-1886). This
320
VierteljahIsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich
1970
investigator played an important role during the last ceHtury in the development of
Indian zoology. The behaviour of Platanista gangetica is analysed in detail. The
various biotopes are described. Behaviour during swimming, diving, blowiHg and
leaping is discussed, together with flight and panic behaviour patterns. The Ganges
dolphin swims oH its side, in which position it penetrates into water as shallow as
20 cm. The dophins are observed alone or in scattered schools of 5-10 iHdividuals.
Both the lone animals and the schools show a marked tendency to keep to the same
spot. A peculiar, uHpleasant odour is often noticed in the neighbourhood of the
schools. A turtle belonging to the species, Lissemys punctata, occurs frequently in
the vicinity of the Indus dolphin. Reference is made to acoustic orieHtation and the
special function of the rudimentary eyes. Finally, some pathological findiHgs are
reported together with details on stomach conteHts examined. According to the
observations made, Platanista gangetica is more active at night. The differences in
the behaviour of the Indus aHd Assam dolphins are pointed out and a description
is given of the various methods used for capture.
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