am rande - Universitätsklinikum Leipzig
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17/10 DAS PATIENTENMAGAZIN DES UNIVERSITÄTSKLINIKUMS LEIPZIG IHR PER GRA TIS- Tabaluga-Tag: Ablenkung vom Klinikalltag Seiten 4/5 Adipositas: Neuer Lehrstuhl eingerichtet… 3 Riesenküche: Haushalt aus Kinderperspektive… 6 SÖN EXE LICH MPL ES AR Foto: Stefan Straube GESUNDHEIT UND MEHR... 2 MELDUNGEN | KOPF DER WOCHE Ausgabe 17 / 20. August 2010 Gesundheit und mehr... N INHALT N KOPF DER WOCHE Steffen Seibert, neuer Regierungssprecher S teffen Seibert ist vielen Fernsehzuschauern als ZDF-Moderator bekannt. Am 16. August hatte er seine Premiere als neuer Sprecher von Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Der 50-Jährige ist zugleich Staatssekretär der schwarz-gelben Regierung und Leiter des Bundespresseamtes. Er hat ein besonderes – und besonders schweres – Amt angetreten. Klinikum Intern Neues aus dem Klinikum . . 3 Aktuell Tabaluga Kinderfest an der Uniklinik . . . . . . . .4/5 Klinikum 2010 Der dunkle Fleck im Auge . 6 Klinikum 2010 Hochmoderne Geräte erleichtern Analysen . . . . . 7 Einerseits wird er mächtig und einflussreich sein. Andererseits muss sich der langjährige Frontmann des Fernsehens persönlich zurücknehmen und nun von der zweiten Reihe aus in zwei Richtungen arbeiten: für Kanzlerin und Öffentlichkeit. Wissenschaft & Forschung Monster-Magnetstern stellt Wissen in Frage . . . . . . . . . 8 Universitäts-Leben Umzug des Uni-Archivs . . . 9 Politik I Wirtschaft Neue Querelen um Homo-Ehen in denUSA . . 10 Politik I Wirtschaft Saftiger Zuschlag für säumige Versicherte? . . . . 11 Unterhaltung Lindsay Lohan hat neue Freundinnen . . . . . . 13 Reise Frankreich . . . . . . . . . . . . 14 Jugend Deutsche sind Fans der Youth Olympics . . . . . . . . 15 Prävention Riskanter Nachtmarsch . . 16 Wellness & Beauty Stille und Effizienz: Der Garten als Arbeitsplatz . . 17 Ihr Geld, ihr Recht Google Street View . . . . . . 18 Soziales Wenn Kinder kranke Eltern pflegen . . . . . . . . . 19 Sport Made in Italy; Rossi wird ein „Roter“ . . . . . . . . . .20/21 Rätselseite und Gewinner der letzten Ausgabe . . . 22 VA-Hinweise | TV-Tipps . . . . . . . . . . . . . 23 Steckbrief | Impressum . . . . . . . . . . 24 Foto: ddp Kultur Der Papst beim Fotografen 12 Seibert, ein bekennender Wechselwähler, wird seinen eigenen Stil im Amt des Regierungssprechers entwickeln müssen. Aus dem Fernsehen kennt man ihn als souveränen Nachrichtenmann. Er war Korrespondent in Washington und wurde für seine Moderation am 11. September 2001 nach dem Terroranschlag auf das World Trade Center in New York ausgezeichnet. Der gebürtige Münchner studierte in Ham- burg und London Geschichte und Literaturwissenschaft. Der Katholik ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Seibert räumte Sympathie für Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ein. Er sei Regierungssprecher geworden, „weil ich die Überzeugung in mir trage, dass die Ziele dieser Bundesregierung richtig sind, weil ich diese Ziele teile, und ich sage noch dazu, weil ich eine große Sympathie – vielleicht auch Bewunderung – für die Arbeit der Bundeskanzlerin habe“, sagte Seibert in der Bundespressekonferenz. Er habe „mit heißem Herzen“ zugesagt. Sein Vorgänger Ulrich Wilhelm wurde kürzlich gefragt, ob Seibert wisse, worauf er sich eingelassen habe: viele 16-Stunden-Tage, viele Dienstreisen, viele Krisen, wenig Schlaf, wenig Urlaub, wenig Familienleben. „Ich habe es ihm gesagt“, antwortete Wilhelm, der Intendant des Bayerischen Rundfunks wird. Für den Fall, dass Seiberts Wechsel „auf die andere Seite“ schiefgehen sollte, hat er vorgesorgt mit einem Rückkehrrecht zum ZDF, wo seine Kündigung sehr bedauert wurde. dpa N BLUTSPENDE Vampire in Leipzig – Blutsauger im besten Sinne V ampire in Leipzig? Klar, gibt’s bei uns! Die Blutbank des Leipziger Universitätsklinikums lädt am 24. September 2010 im Rahmen der Langen Nacht der Wissenschaften zu einer Blutspende der besonderen Art ein. An diesem Tag sind alle unerschrockenen und spätaktiven Vampirfreunde sowie all jene, die gern einmal in schaurigschönem Ambiente ein wenig von ihrem roten Lebenssaft spenden wollen, in der Spendeeinrichtung der Blutbank auf dem Gelände des Universitätsklinikums in der Ph.-Rosenthal-Str. 27c (Eingang Johannisallee) zur „Vampirnacht“ herzlich willkommen! Wenn an diesem Tag die reguläre Blutspendezeit zu Ende geht, beginnt erst so richtig der geisterhafte Vampirspaß in der stilecht dekorierten Einrichtung. Ab 18 Uhr werden Vampire das bunte Treiben beobachten und mit ihrem bleichgesichtigen Auftreten die Szenerie unheimlich bereichern. Mutige dürfen sich jedenfalls in dieser Nacht auf ein einmaliges Erlebnis mit interessanten Begegnungen freuen. Gleichwohl wäre es keine lan- ge Nacht der Wissenschaften, wenn die Blutbank diesem Anspruch nicht auch gerecht werden wollen würde: Für Interessierte, Neugierige und alle großen und kleinen Besserwisser werden daher spannende Erkenntnisse rund um das Blut Geschichte des Blutspendens? Nicht gähnen, es klingt unspektakulärer als ist: Oder wussten Sie schon, dass Papst Innocenz der VIII. literweise Knabenblut trank, nur um den fortschreitenden Alterungsprozess aufhalten zu können? Nein? Dann Keine Angst vor Vampiren! Die Blutsauger der Leipziger Blutbank brauchen den Lebenssaft dringend für die Patienten. Foto: A. Kempner geboten und bei einem GruselQuiz rund ums Blutspenden winken für die schlauesten Köpfe sogar tolle Gewinne. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Blutgruppenbestimmung in schummrigem Geisterlicht oder einer Ausstellung zur doch am besten die Äuglein geschärft beim Betrachten der Ausstellung, dann natürlich gern auch bei einem Gläschen „Fledermauspunsch“. Auch kleine Gäste sind natürlich zur Vampirnacht der Blutbank herzlich willkommen! Kinder, die ihre blutspendewilligen Eltern im Vampirlook begleiten, können sich über eine fetzige Überraschung freuen. Keine Sorge: Wem der echte Vampirstyle bei der Ankunft noch fehlt, der lässt sich einfach beim Kinderschminken das passende Gesicht malen. Hier überlassen wir nichts dem Zufall. Natürlich erhalten alle Blutspender, die sich vom geisterhaften Treiben nicht von ihrem „freiwilligen Aderlass“ abhalten lassen, einen einmalig leckeren Imbiss. Der an diesem Abend allerdings gleichermaßen nur etwas für unerschrockene Herzen sein dürfte – nichts ist eben, wie es scheint. Die Pforten der Blutbank werden sich an diesem Abend gegen 24:00 Uhr leise knarrend schließen. Bis dahin bleibt jede Menge Zeit, die Blutspende im „Gruselkabinett“ zu genießen und ein wenig medizinisches Hintergrundwissen rund um den einzigartigen roten Lebenssaft aufzuschnappen. Und ganz nebenbei hat man ein gutes Werk vollbracht und mit seiner Blutspende einem Patienten im Universitätsklinikum womöglich das Leben gerettet. Besser geht es doch (fast) nicht. Anja Griesser KLINIKUM INTERN 3 Ausgabe 17 / 20. August 2010 Gesundheit und mehr... N BERUFUNG Prof. Shang: Versierter Experte bereichert Uniklinik Leipzig P rof. Dr. Edward Shang hat seit 17. August die Leitung der neuen Sektion für Adipositas Chirurgie in der Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie inne. „Damit ist erstmals eine ganzheitlich inderdisziplinäre Auseinandersetzung mit diesem Spezialbereich der Chirurgie möglich“, so Prof. Michael Stumvoll, der wissenschaftliche Leiter des IFB, „Gerade der wissenschaftliche Aspekt, der ja mit dieser Universitätsprofessur verbunden ist, wurde in Deutschland bis jetzt kaum beachtet.“ Am IFB Adipositas sollen jetzt im Rahmen klinisch-wissenschaftlicher Forschungsprojekte bestehende Methoden der bariatrischen Chirurgie evaluiert und bewertet werden. Außerdem werden neue Methoden entwickelt wie zum Beispiel die sogenannte NOTES-Technik, bei der Magenoperationen über den Mund durchgeführt werden. „Für uns und unsere Patienten ist es ein enormer Zugewinn, dass Prof. Shang dem Ruf nach Leipzig gefolgt ist“, so Stumvoll. Mit Edward Shang bereichert ein versierter Praktiker das Leipziger Uniklinikum, der auch mit seinen wissenschaftlichen Arbeiten schon Preise gewonnen hat. Unter Patienten und Kollegen ist er vor allem für seine methodische Vielfalt und umfassende praktische Erfahrung bekannt. „Besonders für das IFB ist die interdisziplinäre Zusammen- Neu am Universitätsklinikum: Prof. Dr. Edward Shang Prof. Dr. Wolfgang Fleig, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Leipzig, begrüßte Prof. Dr. Edward Shang auf das Herzlichste. Fotos: Stefan Straube arbeit zwischen Forschung und Behandlung wichtig“, so Prof. Joachim Thiery, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig, „in der bariatrischen Chirurgie arbeiten unsere Wissenschaftler immer Hand in Hand mit Kinder- und ErwachsenenChirurgen, Ernährungsberatern, Anästhesisten, Psychologen und Internisten. Jeder Fall wird bei uns ausführlich mit allen beteiligten Spezialisten besprochen und evaluiert. Für die wissenschaftliche Erkenntnis ist das ungemein effektiv.“ auch bariatrische Chirurgie ist eine noch vergleichsweise junge Disziplin. Neben Magenverkleinerungen, Magenbändern oder Magenballonen, werden auch Methoden praktiziert, bei denen Teile des Dünndarms oder der gesamte Magen künstlich umgangen werden. Die Adipositaschirurgie oder „Die chirurgische Therapie hat in der Behandlung von massivem Übergewicht einen zentralen Stellenwert erlangt“, so Prof. Jonas, Direktor der Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie, „Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck, Zuckerkrank- heit oder Arterienverkalkung können dazu führen, dass die Adipositas zu einer lebensbedrohlichen Erkrankung wird. Den betroffenen Patienten kann häufig nur noch durch einen chirurgischen Eingriff geholfen werden. In der Regel bessern sich dann neben dem Gewicht des Patienten auch diese Folgeerkrankungen schon innerhalb weniger Monate.“ Das IFB AdipositasErkrankungen ist eines von acht Integrierten Forschungs- und Behandlungszentren, die in Deutschland vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert werden. Es ist ein gemeinsames Projekt der Universität Leipzig und des Universitätsklinikums Leipzig (AöR). Ziel der Bundesförderung ist es, Forschung und Behandlung interdisziplinär so unter einem Dach zu vernetzen, dass Ergebnisse der Forschung schneller als bisher in die Behandlung integriert werden können. Das IFB AdipositasErkrankungen hat mit 19 Forschungsprojekten begonnen und wird mit über 120 Mitarbeitern das Feld der Adipositasforschung und -behandlung in den nächsten Jahren kontinuierlich ausbauen. Janna Buchele N MITGLIEDSCHAFT Ehrung für Leipziger Urologen Der Direktor der Klinik und Poliklinik für Urologie des Universitätsklinikums Leipzig erhielt die Ehrenmitgliedschaft für seine Verdienste um die Aus- und Weiterbildung von Ärzten und Studenten in der minimal-invasiven Chirurgie – sowohl in Leipzig als auch in England. Zugleich wurden die Leistungen des 45-Jährigen bei der Etablierung der urologischen Laparoskopie im Vereinigten Königreich gewürdigt. „Es war für mich ein erhebender Augenblick, als ich die Urkunde im Rahmen einer sehr feierlichen Zeremonie überreicht bekam“, so Stolzenburg. „Ich bin natürlich sehr stolz auf diese Ehrung und freue mich, dass mein Engagement für die Aus- und Weiterbildung und die Weiterentwicklung operativer Techniken eine solche Würdigung erfährt. Das ist ein großer Ansporn, diesen Weg weiter zu gehen.“ Üblicherweise, so der Urologe, werden Leistungen in der Medizin durch Veröffentlichungen und Reaktionen darauf sowie Jury-Entscheidungen bei Wettbewerben gewürdigt. Da sei eine Ehrenmitgliedschaft in einer der ältesten medizinischen Vereinigungen der Welt doch schon etwas ganz Besonderes. In Leipzig hat Stolzenburg mit der von ihm entwickelten endoskopischen extraperitonealen radikalen Prostatektomie in der operativen Therapie des lokal begrenzten Prostatakarzinoms neue Akzente gesetzt. Er bildet in einem von ihm geleiteten internationalen Trainingszentrum für urologische Laparoskopie am Universitätsklinikum Leipzig Urologen aus aller Welt in verschiedenen laparoskopischen Techniken aus. Mehrmals im Jahr finden derartige Kurse statt, an denen auch zahlreiche englische Urologen teilnehmen. Das Royal College of Surgeons of England, dessen Wurzeln bis 1540 in die Zeit Heinrich VIII. zurückreichen, ist weltweit eine der ältesten medizinischen Vereinigungen für die chirurgischen Fächer. 2007 hatte Stolzenburg bereits als erster deutscher Urologe die Ehrenmitgliedschaft des Royal College of Surgeons of Edinburgh erhalten. ukl Foto: Royal College of Surgeons of England D as Royal College of Surgeons of England hat jetzt dem Leipziger Urologen Professor JensUwe Stolzenburg in London die „Fellowship by Election“ verliehen. Stolzenburg ist bislang der einzige deutsche Urologe, dem diese Ehre zuteil wurde. Uni-Professor Jens-Uwe Stolzenburg nach der Verleihungszeremonie. 4 AKTUELL Ausgabe 17 / 20. August 2010 Gesundheit und mehr... Drache Tabaluga zu Gast auf dem Spielplatz Innenhof – „Wir vom Teddybärenhospital wollen den Kindern die Angst vor dem Arzt nehmen“, erklärt Eva-Maria Radermacher. „Denn diese Angst ist definitiv vorhanden, wenn die Kinder einen weißen Kittel sehen. Doch wenn sie ihre Lieblingskuscheltiere zu uns bringen können, dann verlieren sie ihre Angst.“ Das Teddyhospital ist eines der vielen Angebote beim diesjährigen Kinderfest der Uniklinik Leipzig. Denn ein Mal im Jahr organisiert die Klinik ein Fest als Ablenkung für all die Kinder, die auf den Stationen der Kinderklinik liegen. „Die Kinder nehmen dieses Fest immer mit Be- Fotos: Stefan Straube H ochkonzentriert steht die dreijährige Stella neben der Medizinstudentin Susanne Bittrich und schaut der angehenden Ärztin mit großen Augen zu. Gemeinsam untersuchen Stella und Susanne Bittrich einen großen Teddy, der bereits ein großes Pflaster auf dem Kopf kleben hat. Doch da er nun auch sein Bein gebrochen hat, bekommt er von Stella einen dicken Verband angelegt. Susanne Bittrich zeigt dem kleinen Mädchen, wie das geht. geisterung auf“, erzählt der langjährige Organisator Michael Lindner. „Und meistens wollen sie anschließend nicht mehr auf Station zurück.“ Während sich viele Kinder von der Polizei in einem Puppenspiel die Verkehrsregeln und Verkehrszeichen erklären lassen, formen andere Kinder Riesenseifenblasen. Josefine Tabea kreist mehrfach um sich selbst, um aus ihrem Plastikreifen eine gewaltige schillernde Blase wachsen zu lassen. Zwar platzt diese immer, bevor sie komplett entstehen kann, dafür tanzen anschließend 5 Ausgabe 17 / 20. August 2010 Gesundheit und mehr... Kinderfest in der Uniklinik Dieses Jahr hat erstmals der kaufmännische Leiter der Frauen- und Kinderklinik, Michael Hoge, die Organisation des siebten Kinderfestes übernommen. Er hat sich darum gekümmert, dass die Kinder sich auf einer Hüpfburg austoben konnten, er holte erstmals den Kindergarten Miniuniversum mit ins Boot und setzte auf langjährige Partner wie das Leipziger Eiscafé San Remo, Porsche, die Polizei und die Feuerwehr. „Bei solch einem Fest ist es wichtig, dass man auch die Kinder integriert, die nicht runter in den Innenhof der Klinik zum Fest kommen können“, erklärt Hoges Vorgänger Lindner. „Deshalb ist im Moment auch Tabaluga unterwegs auf den Stationen und verteilt kleine Geschenke an die kranken Kinder“, ergänzt Michael Hoge. Andrang herrscht nicht nur im Zelt beim Puppentheater mit Hase und Igel und der Polizei. Auch die beiden Feuerwehr- hier mit dabei sind“, erklärt der stellvertretende Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr Leipzig Ost, Holger Groß. „Wir können den Kindern so eine Freude bereiten und ihnen ein bisschen Sonne ins Leben bringen.“ Trotzdem hat das Engagement der Feuerwehr auch einen ernsten Hintergrund, denn die Kinder lernen spielerisch ganz nebenbei wichtige Fakten über den Umgang mit Feuer. autos waren umschwärmt von einer dichten Kindertraube. Während im Hintergrund auf einer Wiese die Jungs und Mädchen sich an der Wasserspritze ausprobieren durften, zeigten die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Leipzig Ost Neugierigen das Innere eines Feuerwehrautos. Der kleine Samuel steht ganz oben in Mannschaftsraum und strahlt seine Mutter Emmanuelle Mai an. Ein Feuerwehrmann setzt ihm noch einen viel zu großen Helm auf, und der Nachwuchsfeuerwehrmann ist perfekt. Doch nicht alle Kinder können mit auf das Feuerwehrauto klettern, einige werden auch in Rollstühlen oder in ihren Betten über den Rasen des In- „Wegen der Kinder ist es doch selbstverständlich, dass wir Fotos: Stefan Straube dutzende kleiner Seifenblasen um sie herum. Josefine ist keine Patientin der Uniklinik, denn es sind nicht nur die kleinen Patienten, sondern alle Kinder eingeladen. nenhofs gefahren. Doch auch ihre Augen strahlen, wenn sie, mit einem Eis in der Hand, im Zelt dem Puppentheater lauschen. Stella hat inzwischen den Teddy fachgerecht verarztet. Ihre Großmutter Gertrud Walther hat ihr die ganze Zeit schmunzelnd über die Schulter geschaut. „Meine Schwiegertochter hat mir erzählt, dass hier was los ist“, erzählt sie. „Und Stella gefällt es sehr gut. Zwar haben einige platzende Luftballons im Puppentheaterzelt sie erschreckt, doch hier unter freiem Himmel gefällt es ihr gut.“ Ulrike Schnabel 6 KLINIKUM 2010 Ausgabe 17 / 20. August 2010 Gesundheit und mehr... N KOLUMNE Alzheimer durch Störungen W issenschaftler des PaulFlechsig-Instituts für Hirnforschung, Abteilung Molekulare und zelluläre Mechanismen der Neurodegeneration der Universität Leipzig, haben Hinweise darauf gefunden, dass die degenerative Alzheimersche Krankheit Folge einer Hirnentwicklungsstörung ist. „Alzheimer scheint in der Tat angeboren zu sein“, umreißt Prof. Dr. Thomas Arendt jüngste Forschungsergebnisse, die jetzt in der Fachzeitschrift The American Journal of Pathology beschrieben wurden. Laut Arendt sind so genannte hyperploide Neuronen dafür verantwortlich, dass bei AlzheimerPatienten Hirnzellen in großer Zahl absterben. „Bei der Entwicklung von Stammzellen zu Neuronen gibt es eigentlich einen Mechanismus, der solche ‚falschen Bausteine‘ absterben lässt“, so Arendt. Bei den hyperploiden Neuronen sind – anders als in der gesunden Zelle – statt zweier Chromosomenpaare eine Vielzahl dieser genetischen Erbgutträger vorhanden. „Manche tragen vier, andere sogar sechs Chromosomenpaare“, beschreibt der Hirnforscher. Da es vielfältige Kombinationen solcher Zellen gebe, spreche man auch von einem Mosaik. „Diese Mosaike sind auch im normal entwickelten, erwachsenen gesunden Gehirn vorhanden“, so Arendt. Nach Ansicht der Alzheimer-Experten des Paul-Flechsig-Instituts kann das menschliche System offenbar mit einer bestimmten Zahl hyperploider Zellen im Gehirn durchaus umgehen und sie tolerieren. „Im Gehirn von Alzheimer-Patienten stellen wir aber eine doppelt so hohe Anzahl fest; es scheint eine Toleranzgrenze durchbrochen zu sein“, berichtet Arendt. Das Problem dabei ist, dass Hyperploidie ein irreversibler Prozess ist. Die betroffenen Zellen sterben auf jeden Fall ab, gerade so, als ob eine in der Hirnentwicklung nicht vorgenommene Regulierung nachgeholt wird. Festgestellt haben dies die Hirnforscher bei der Untersuchung von Proben aus Hirnen von Menschen mit unterschiedlich starker Ausprägung der Alzheimer-Krankheit: Sind die hyperploiden Zellen im normalen Gehirn lediglich in begrenzter Zahl vorhanden, so steigt ihre Anzahl in der vorklinischen Phase der Erkrankung sowie in der Zeit, in der erst milde Auswirkungen feststellbar sind, deutlich an. Beim schwer an Alzheimer erkrankten Patienten dagegen sinkt die Zahl der hyperploiden Zellen wieder. „Ein deutlicher Hinweis darauf, dass sie abgestorben sind, denn Zellen verschwinden ja nicht einfach so.“ ba N KLINISCHE STUDIE Der dunkle Fleck im Auge D as Alter macht auch vor dem Auge nicht halt. Mit den Jahren muss das menschliche Auge Veränderungen verkraften, die die Sehkraft deutlich beeinträchtigen. Ursache können normale Alterungsprozesse sein, häufig jedoch handelt es sich um spezielle, altersbedingte Augenerkrankungen. Eine der häufigsten altersbedingten Augenerkrankungen, die die Hauptursache für die Erblindung bei Menschen über 60 Jahren ist, ist die Altersbedingte Makuladegeneration (AMD). Betroffen von der Erkrankung ist die Makula. Der sogenannte „Gelbe Fleck“ ist der Punkt des schärfsten Sehens der Netzhaut und für wesentliche Sehleistungen des Auges verantwortlich. Mit zunehmendem Alter kann es zu Störungen in diesem nur wenige Quadratmillimeter großen Bereich kommen. Schreitet die Erkrankung voran, sterben Netzhautzellen ab und die Sehfähigkeit wird stark beeinträchtigt. Im schlimmsten Fall erblindet das erkrankte Auge. Besonders gefährlich ist die sogenannte feuchte oder neovaskuläre AMD. Bei dieser fortgeschrittenen Form bilden sich kleine Blutgefäße unter der Netzhaut aus, die Lesefähigkeit ist bei diesen Patienten meist erloschen. Eine Heilung der AMD ist bislang nicht möglich, es gibt jedoch Medikamente, die das Voranschreiten der Krankheit verzögern können. Bei der neovaskulären AMD muss vorrangig das Wachstum der Blutgefäße behandelt werden. Diesem Problem widmet sich eine klinische Studie, die derzeit an der Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde des Uni- Die Alte Handelsbörse in Leipzig mit den Augen eines AMD-Patienten: Das weitere Umfeld bleibt sichtbar, das Zentrum verschwimmt zu einem Fleck (großes Bild). Dr. med. Yousef Yafai betreut die Studie am Universitätsklinikum Leipzig (kleines Bild). Fotos: Klaus-Dieter Sonntag, ukl versitätsklinikums Leipzig läuft und die vom Zentrum für Klinische Studien Leipzig betreut wird. Der verantwortliche Prüfarzt am Universitätsklinikum Leipzig ist Dr. med. Yousef Yafai, der selbst mehrere Jahre an der vorklinischen Forschung zu dem neuen Wirkstoff beteiligt war. Er erklärt die Bedeutung der AMD-Studie: „Wir untersuchen die Wirksamkeit eines noch nicht zugelassenen Medikaments, das möglicherweise das Wachstum von neuen Blutgefäßen sowie das Austreten von Blut und Flüssigkeit in den Augenhintergrund verhindern kann und das in Form von Augentropfen verabreicht wird.“ Bislang müssen die Medikamente mit einer Spritze in den Augapfel appliziert werden. Da wird manchem Patienten unwohl, zudem macht jede Behandlung einen Klinikbesuch notwendig. Im Rahmen der Studie werden die teilnehmenden Patienten zufällig verschiedenen Behandlungen zugeteilt. Ein Teil der Patienten erhält dabei ein Jahr lang den zu untersuchenden Wirkstoff, ein anderer Teil zu Vergleichszwecken nicht. Alle Patienten erhalten im Bedarfsfall die derzeitige Standard- therapie und werden von dem Leipziger Studienteam kontinuierlich durch regelmäßige Untersuchungen begleitet. Anne-Katrin Hartinger Betroffene Patienten, die unter einer feuchten AMD leiden und sich für eine Teilnahme an der Studie interessieren, können sich in der Klinik melden. Ansprechpartner ist die Studienassistentin Christina Kolbin, Tel.: 0341/ 9721547, E-Mail: studienteilnahme@zks. uni-leipzig.de. Informationen, auch zu allgemeinen Fragen einer Studienteilnahme, finden Patienten auf der Homepage des Zentrums für Klinische Studien Leipzig www.zks.uni-leipzig.de. N AKTION Erlebnisse in der Riesenküche G efahren für Kinder lauern in jedem Haushalt. Ob die Flasche mit dem leuchtend grünen Inhalt oder die Platte mit der roten Sonne: Aus Kindersicht könnte die Spülmittelflasche einen leckeren Inhalt haben oder die glühende Herdplatte zum Anfassen verführen. Der Backofen ist ein gutes Versteck, der Milchtopf sieht gar nicht heiß aus. Kinder sehen die Welt mit neugierigen Augen, wollen alles entdecken. Und das heißt nicht nur Ansehen, sondern auch Anfassen, Schmecken, Ausprobieren. Mit der Erlebnisausstellung „Riesenküche“ möchte die Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie in Zusammenarbeit mit dem Kindernetzwerk Leipzig und der Injury Data Base, dem europäischen Erfassungssystem für Verletzungen, auf mögliche Gefahren für Kinder aufmerksam machen. Denn viele dieser Risiken lauern im täglichen Leben und in heimischer Umgebung. Durch die überdimensional großen Möbel und Gegenstände wird Erwachsenen deutlich, dass eine normale Küchenausstattung durchaus große Hindernisse für Kinder darstellt. Die Größenverhält- nisse machen oftmals den Unterschied: In den Topf auf dem Herd kann nun nicht mehr hineingesehen werden, der Backofen bietet Raum zum Hineinsetzen. Große und kleine Besucher erwartet die Ausstellung, die vom 6. bis 24. September im Atrium des Kinder- und Frauenzentrums aufgebaut ist. In individuell zu vereinbarenden Rundgängen werden zudem Tipps und Anregungen gegeben, um Vorsichtsmaßnahmen gegen Kinderunfälle treffen zu können. Auch Kindergärten und Schulen sind herzlich eingeladen. Im Rahmen der Ausstellung „Riesenküche“ sind zudem alle Schulen der Region aufgerufen, einen kleinen Filmspot zum Thema „Gefahren im Haushalt“ zu drehen. Die besten Filme sollen auf der Eröffnungsveranstaltung am 6. September, 15 Uhr, im Atrium des Kinder- und Frauenzentrums vorgestellt und prämiert werden. un Ansprechpartner für die Rundgänge in der Riesenküche: Sandra Becker, Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie, Tel.: 0341/97 26 900 E-Mail: sandra.becker@medizin. uni-leipzig.de KLINIKUM 2010 7 Ausgabe 17 / 20. August 2010 Gesundheit und mehr... N GENOM-SEQUENZIERER Hochmodernes Gerät erleichtert genetische Analysen Die Auswertung der molekulargenetischen Diagnostik erfolgt am Computerbildschirm. Jedem der vier Buchstaben (A, C, G, T) des Genoms entspricht eine Farbe. I m Institut für Humangenetik am Universitätsklinikum Leipzig wurde jetzt ein hochmodernes Genom-Sequenziergerät in Betrieb genommen. Das bisherige 14 Jahre alte Gerät war defekt und konnte nicht repariert werden. Durch die acht Kapillaren, mit denen das Gerät ausgestattet ist, können acht Messungen gleichzeitig vorgenommen werden. „Dies erleichtert unsere Arbeit wesentlich“, so Prof. Dr. Eberhard Passarge, Kommissarischer Leiter des Instituts, das genetischen Ursachen von Krankheiten auf den Grund geht. Nach seinen Worten haben alle Krankheiten teilweise oder gänzlich eine genetische Grundlage. „Das heißt, dass Krankheitsursachen auch im mensch- lichen Genom liegen können. Mit Hilfe des Sequenziergerätes können wir sehr effektiv genetische Analysen vornehmen und beispielsweise auch die Frage von Patienten beantworten, ob sie ein erhöhtes Risiko auf eine bestimmte Krankheit in sich, also im Genom, tragen.“ Wie Prof. Dr. Passarge weiter erläutert, sind die genetischen Informationen als Buchstaben abgelegt, die einen „Text“ ergeben. Zwar gebe es im Gegensatz zum Alphabet im Genom nur vier Buchstaben, jedoch besteht das Genom immerhin aus drei Milliarden Buchstaben, auch wenn der verwendete „Text“ nicht so lang ist. Bei der molekulargenetischen Diagnostik werde jeder Buchstabe vom Sequenzer mit einer bestimm- ten Farbe kenntlich gemacht – so können „Druckfehler“ besser erkannt werden. „Gibt es zwei Farben übereinander oder es fehlt eine Farbe – dann kann dies auf eine Krankheitsursache hindeuten“, so der Humangenetiker. „Das Gerät, das immerhin 120 000 Euro kostet, macht uns also auf den Druckfehler aufmerksam, die funktionelle Bedeutung dieses Fehlers müssen dann freilich wir herausfinden.“ Am Leipziger Institut für Humangenetik werden die verschiedensten DNA-Untersuchungen vorgenommen, beispielsweise mit Blick auf familiären Brustkrebs, Cystische Fibrose oder familiär auftre- Prof. Dr. Eberhard Passarge, komm. Leiter des Leipziger Instituts für tende Formen von Darmkrebs. Humangenetik, und Mandy Leonhardt, Medizinisch-Technische AssisUwe Niemann tentin, freuen sich über das neue Genom-Sequenziergerät. N KURS Radiopharmazie – eine Brücke zwischen Chemie und Medizin G enau 31 Naturwissenschaftler aus 13 Ländern nehmen an einem Postgradualkurs „Radiopharmazie – Pharmazie und Nuklearmedizin“ teil, der von Prof. Dr. Karen Nieber zusammen mit Mitarbeitern des Lehrstuhls Pharmakologie für Naturwissenschaftler organisiert wird. Das Programm ist interdisziplinär. Neben Veranstaltungen zu nuklearmedizinischen Problemen (Radiotracer, PET, stabile Isotope u. a.) werden auch Vorlesungen und Praktika in Pharmakologie und Toxikologie, Physiologie, Genetik, Biochemie, Immunologie und Statistik angeboten. Ergänzt werden die theoretischen und praktischen Lehrveranstaltungen des zweiwöchigen Kurses, der bereits zum sechsten Mal stattfindet, durch einen Besuch im Apothekenmuseum Leipzig, eine Besichtigung des Forschungszentrums Dresden-Rossendorf, Institut für Radiopharmazie (Leipzig) und eine Fahrt zur Firma ABX (Radeberg). Der Kurs ist Bestandteil eines dreijährigen On-the-job-Studiums und dient der beruflichen Zusatzausbildung von Chemikern und Pharmazeuten, die mit der Herstellung und Qualitätskontrolle von radioaktiven Arzneimitteln im kleineren Rahmen sowie der Forschung und Entwicklung solcher Produkte befasst sind. Neben dem Kursmodul an der Universität Leipzig müssen die Studierenden Kurse in Zürich und Frankfurt belegen. Jedes Modul schließt mit einer Prü- fung ab. Nach erfolgreicher Beendigung aller Module erhalten die Teilnehmer ein Zertifikat, mit dem die Spezialausbildung bescheinigt wird. Die Radiopharmazie ist ein Teilgebiet der Pharmazie, das sich mit der Synthese, dem Modelling und den pharmakologischen Eigenschaften von Radiotherapeutika und -diagnostika (Radiopharmaka) befasst. Auch in der Entwicklungsphase von neuen Arzneimitteln spielt die radioaktive Markierung eine wichtige Rolle, da mittels Tracer die Pharmakokinetik der Wirkstoffe erforscht werden kann. Dieses Arbeitsgebiet gewinnt immer mehr an Bedeutung, da nuklearmedizinische Untersuchungen heute zu den Standard- verfahren der modernen medizinischen Diagnostik gehören. Für die moderne molekulare Bildgebung wird die enge Zusammenarbeit zwischen Naturwissenschaftlern und Medizinern immer wichtiger. Um krankhafte Prozesse im Körper sichtbar zu machen, müssen spezifische radioaktive Moleküle entwickelt werden, welche an bestimmten Zellrezeptoren andocken. So ist es möglich, Ort und Ausmaß der Erkrankung präzise zu diagnostizieren. Diese Kenntnisse helfen dem Arzt die geeignete, individuell auf den Patienten abgestimmte Therapie auszuwählen und den Therapieerfolg zu kontrollieren. Weiterhin ist es möglich, dass ein Radiopharmakon mit einem Radionuklid an eine Krebszelle bindet und so der Tumor lokal bestrahlt wird. Dadurch wird im Rahmen der Radionuklidtherapie sogar eine gezielte Abtötung von Krebszellen erreicht. Für die Entwicklung dieser molekularen Tracer oder Radiopharmaka müssen die Wissenschaftler nicht nur die Chemie verstehen, sondern auch die Pharmakologie und die klinische Situation sehr gut kennen. „Angesichts dieser Situation besteht in den europäischen Ländern ein dringender Bedarf an einem Forum für die postgraduale Weiterbildung, das Chemiker, Biologen oder Pharmazeuten nach einem international akzeptierten und evaluierten Programm qualifiziert“, erklärt Prof. Dr. Karen Nieber vom Institut für Pharmazie der Universität Leipzig. ba 8 WISSENSCHAFT & FORSCHUNG Ausgabe 17 / 20. August 2010 Gesundheit und mehr... N AM RANDE Wetterextreme werden häufiger N ASTRONOMIE Monster-Magnetstern stellt Theorien auf den Kopf D as Hochwasser im Osten Deutschlands oder die akute Hitzewelle in Russland geben nach Ansicht des internationale bekannten Klimaforschers Mojib Latif einen Vorgeschmack auf die Folgen des Klimawandels. „Wir erwarten, dass in Zukunft Wetterextreme häufiger werden“, sagte der Wissenschaftler vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften an der Universität Kiel. Es sei eine „Ironie des Schicksals“, dass momentan weltweit so viele Naturkatastrophen aufträten. Dies sei zwar Zufall. Es sei aber auch zu beobachten, dass „extreme Wetterereignisse sich häufen“. Ein enormes Hochwasser mit Todesopfern und Evakuierungen erreichte Anfang August Sachsen. Noch weitaus dramatischer sind die Überschwemmungen in Pakistan, bei denen in den vergangenen zwei Wochen mindestens 1600 Menschen ums Leben kamen. In China hatte es nach heftigen Regenfällen mehrere Erdrutsche gegeben. Russland wird seit Wochen von einer Hitzewelle und schweren Bränden heimgesucht. Die globale Erwärmung wird laut Latif künftig zu mehr Trockenheit, aber auch zu extremen Niederschlägen führen. „Dies sind zwei Seiten einer Medaille“, sagte der Klimaforscher. In Deutschland beobachte er durch Katastrophen wie derzeit in Sachsen schon einen Bewusstseinswandel. In den USA sehe er diesen allerdings nicht. Ein Hauptproblem im Kampf gegen den Klimawandel sei es aber, dass dort „relativ wenig passiert“. Auch in Deutschland müssten die Menschen immer wieder darauf hingewiesen werden, zum Beispiel statt mit dem Auto mehr mit dem Fahrrad zu fahren, mahnte Latif. AFP Der Westerlund-1-Magnetar: Seine Existenz stellt alle bisherigen Theorien zu Schwarzen Löchern in Frage. in kosmischer Supermagnet verblüfft Astronomen: Die magnetische Sternleiche muss von einer Riesensonne stammen, die eigentlich zu einem Schwarzen Loch hätte zusammenstürzen sollen. Die Beobachtung kollidiert mit der gängigen Vorstellung, wie Schwarze Löcher entstehen, schreiben die Forscher um Ben Ritchie von der britischen Open University in Milton Keynes im Fachjournal „Astronomy & Astrophysics“. E Lichtjahre entfernten Supersternhaufen Westerlund 1 im Sternbild Altar (Ara) am Südhimmel untersucht. Er enthält neben hunderten Riesensonnen auch ein sehr seltenes Objekt: einen sogenannten Magnetar. Magnetare sind extrem stark magnetische Sternleichen und bilden eine neue Klasse astronomischer Objekte, die erst vor wenigen Jahren entdeckt wurde. Ihr Magnetfeld ist rund eine Billiarde Mal stärker als das der Erde. Die Astronomen hatten mit dem „Very Large Telescope“ (VLT) der Europäischen Südsternwarte (ESO/Garching) in den chilenischen Anden den 16 000 Magnetare gehören zu den Neutronensternen, den kollabierten Überresten ausgebrannter Riesensonnen. Zu ihrer genauen Entstehung gibt es aber noch keine allgemein akzeptierte Theorie. In unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße, sind erst eine Hand voll Magnetare bekannt. Die Forscher um Ritchie wollten wissen, wie massereich der Vorläuferstern des Westerlund-1-Magnetars war. Sterne brennen umso schneller aus, je mehr Masse sie besitzen. Da die Riesensonnen des Supersternhaufens alle zur selben Zeit entstanden sind, muss der Magnetar-Vorläufer mehr Masse besessen haben als die derzeit dort noch leuchtenden Sterne. Die Astronomen schätzen den Vorläufer auf mindestens 35 bis 40 Mal so massereich wie unsere Sonne. Sterne mit mehr als 25 Foto: dpa Sonnenmassen sollten jedoch nach der gängigen Vorstellung am Ende ihrer Existenz zu einem Schwarzen Loch zusammenstürzen. Der Magnetar-Vorläufer muss daher auf irgendeine Weise rund 90 Prozent seiner Masse verloren haben, noch bevor er als Supernova explodiert ist. Das ist nur schwer mit den etablierten Modellen der Sternentwicklung zu erklären. „Es stellt sich daher die schwierige Frage, wieviel Masse ein Stern denn überhaupt haben muss, um schließlich zu einem Schwarzen Loch zusammenzustürzen, wenn dies nicht einmal Sternen mit mehr als 40 Sonnenmassen gelingt“, betont Koautor Norbert Langer von der Universität Bonn. dpa N ARCHÄOLOGIE Himmelsscheibe nach Vulkanausbruch geopfert E in Vulkanausbruch mit einer riesigen Aschewolke auf der Mittelmeerinsel Thera (Santorin) vor rund 3600 Jahren hat die Himmelsscheibe von Nebra für die Menschen plötzlich wertlos gemacht. Das fanden Forscher der Universitäten Mainz und Halle heraus. Sie erklären es so: Die auf der Insel hoch aufsteigende Vulkanasche verfinsterte bis nach Mitteleuropa den Himmel für 20 bis 25 Jahre. Während dieser Zeit wurde es auch ein bis zwei Grad kälter. „Zudem gab es kühle und nasse Sommer mit verheerenden Missernten sowie außergewöhnlich kalte Winter“, sagt François Bertemes vom Institut für Kunstgeschichte und Archäologie Europas der Martin-Luther-Universität HalleWittenberg. Für die Menschen der Bronzezeit, die einem Sonnenkult huldigten, waren diese Veränderungen unerklärlich. Ihr Glaube an die Götter sei erschüttert worden. „Sie stellten die Priesterschaft und ihre Rituale infrage“, erklärt Bertemes. Die 3600 Jahre alte Himmelsscheibe von Nebra in Sachsen-Anhalt, die 1999 entdeckt wurde, gilt als die weltweit älteste konkrete Himmelsdarstellung. Wegen des Vulkan- ausbruchs war die Abbildung von Sonne, Mond und Sternen für die Menschen der Bronzezeit wertlos geworden, meinen Wissenschaftler. Das Symbol des alten Kultes wurde entweiht und zusammen mit zwei goldverzierten Schwertern, bronzezeitlichen Spiralringen und Bronzebeilen an einem damals heiligen Ort, auf dem Mittelberg bei Nebra vergraben und damit den Göttern Wurde die Himmelsscheibe von Nebra geopfert. dpa nutzlos für ihre Schöpfer? Foto: ddp UNIVERSITÄTS-LEBEN 9 Ausgabe 17 / 20. August 2010 Gesundheit und mehr... N EXPERTE Michael Kölmel neuer Honorarprofessor D r. Michael Kölmel ist neuer Honorarprofessor für Medienökonomie und AV-Wirtschaft an der Universität Leipzig. Die Honorarprofessur ist am Lehrstuhl Medienwissenschaft und Medienkultur bei Prof. Dr. Rüdiger Steinmetz angesiedelt, an dem in folgenden Studiengängen gelehrt wird: Master Kommunikationsund Medienwissenschaft, Schwerpunkt Film, Fernsehen, Online; Master Hörfunk; Bachelor Kommunikations- und Medienwissenschaft. „Michael Kölmel war und ist es ein zentrales Anliegen, den Studierenden die Mechanismen aufzuzeigen, die den Film zu einem relevanten Faktor des Wirtschaftsgeschehens machen“ sagt Prof. Steinmetz. Der Medienunternehmer Dr. rer. pol. Michael Kölmel (56) ist zum 1. April 2010 zum Honorarprofessor für Medienökonomie und AV-Wirtschaft am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft, Abteilung Medienwissenschaft und Medienkultur, der Universität Leipzig ernannt worden. Herr Dr. Kölmel unterrichtete und betreute Studierende u.a. bei ihren Seminararbeiten in den vergangenen Jahren kontinuierlich. Der Schwerpunkt seiner praxisnahen Lehrtätigkeit lag auf dem Gebiet der Ökonomie des Filmgeschäfts. führenden Positionen reputierter Wirtschaftsmedien, wie zum Beispiel als Chefredakteur des neu gegründeten Wirtschaftsmagazins „Börse Online“. 1990 gründete er den Finanzenverlag mit den Titeln „Finanzen“ und „Euro am Sonntag“. 1988 zog Kölmel mit der „Kinowelt“ nach München und etablierte das Unternehmen als einen der führenden deutschen Filmverleiher. 1994 entwickelte er das Videolabel „Arthaus“, eine starke Marke für den anspruchsvollen besonderen Film, einem Schwerpunkt auf dem deutschen Film der Nachkriegszeit. Drei Jahre später wagte Kölmel den Schritt aufs Börsenparkett und war ab 1998 Vorstand der „Kinowelt Medien AG“. Mit dem Zusammenbruch des Neuen Marktes musste auch die „Kinowelt AG“ 2001 Insolvenz anmelden. Der 1954 in Karlsruhe geborene Michael Kölmel studierte zunächst Mathematik an der Universität in Göttingen. 1978 gründete er den ersten Filmclub und wurde 1981 Besitzer eigener Kinos in Göttingen und Umgebung. 1984 wurde er an der Georg-August-Universität zu Göttingen in Volkswirtschaftslehre zum Dr. rer. pol. promoviert. Im gleichen Jahr gründete er den „KinoSeit 1998 baute der Fußballfan welt“-Filmverleih. Zwischen 1987 und 1989 engagierte Neuer Honorarprofessor an der Uni Leip- Kölmel mit seinem Unterneher sich darüber hinaus in zig: Dr. Michael Kölmel. Foto: Uni Leipzig men „Sportwelt Beteiligungs GmbH“ auch die Aktivitäten im Sportrechtehandel aus und ging insgesamt elf Kooperationen mit deutschen Fußballclubs ein, u.a. mit Borussia Mönchengladbach, dem Karlsruher Sport-Club, Rot Weiss Essen, FC Sachsen Leipzig und Union Berlin. Mit der neu gegründeten „Kinowelt GmbH“ wagte Dr. Michael Kölmel 2003 den Neuanfang seines Filmgeschäfts in Leipzig und erwarb dazu von der „Kinowelt Medien AG i.I.“ den Filmbestand und die Mehrzahl der Tochtergesellschaften. Schnell wuchs das neue Leipziger Unternehmen auf mittlerweile 160 Mitarbeiter; es ist nun wieder einer der führenden unabhängigen Kinoverleiher und DVDProduzenten Deutschlands. Kölmel verkaufte das Unternehmen 2008 an den französischen Medienkonzern „Vivendi“. Die „Red Bull Arena“, das frühere Leipziger Zentralstadion, ist ebenfalls im Eigentum der Familie Kölmel. ba N UNIVERSITÄTS-ARCHIV Die Zeit zieht um Am alten Archiv-Standort in der Oststraße wird ausgeräumt und aufgeladen. Ins- Am neuen Archiv-Standort in der ehemaligen Posthalterei wird kräftig geputzt, begesamt 700 Tonnen sind zu bewegen. vor wieder eingeräumt wird. Fotos: André Kempner E in Umzug kann bekanntlich schon in normaler familiärer Größenordnung der gegebene Anlass sein, um völlig aus der Spur des Lebens zu geraten. Beim gestern begonnenen Umzug des Leipziger Universitätsarchivs zeichnet indes Jens Blecher und seine Mitstreiter eine schon erstaunliche Gelassenheit aus. „Könnte wohl vor allem damit zusammen hängen, dass dieser Umzug quasi schon seit Jahren vorbereitet wird“, mutmaßt Archiv-Direktor Blecher. In den nächsten Tagen werden 700 Tonnen Material aus vielen Zeiten aus dem alten Archiv in der Oststraße in das neue Domizil in der Prager Straße geschafft. Seit der Sprengung von Paulinerkirche und Augusteum war das Universitätsarchiv ab 1968 in wechselnden Quartieren untergebracht. Der neue Standort wurde in den vergangenen Monaten von der Stadtbau AG, die Eigentümer und Investor ist, nach Plänen der Architektin Cornelia von Domaros saniert und rekonstruiert. Das Haus im Hof der alten Post, in dem das Uniarchiv nun unterkommt, hat eine interessante Geschichte. Der Bau entstand in den Jahren 1876 bis 1880 nach Plänen von Postbaurat Karl Zopf als Posthalterei. Es war der Parkplatz für Pferde und Kutschen des kaiserlichen Paketpostamtes. Im Haus war ein Aufgang eingebaut, damit die Pferde zu ihren Stal- lungen kamen. Bis zu 40 Schwergewichte standen hier in den Boxen, bevor die neu aufkommende Autotechnik Pferde samt Kutschen aufs Altenteil schob. Die heutige Last ist auch nicht ohne. Gewährleistet wird eine Deckentraglast von 1000 Kilogramm pro Quadratmeter. Jens Blecher freut sich, für die Universität einen sehr besonderen Bau, der sich zudem in zentraler Lage befindet – nicht weit entfernt der neue Campus am Augustusplatz, gleich um die Ecke das Areal des Universitätsklinikums – nutzen zu können: „Seit 1968 war das Archiv ständig auf der Flucht. Nie waren wir in den vergangenen 40 Jahren so untergebracht, wie es sich für so eine die Universität prägende Einrichtung gehört. Nun muss man zu uns nicht mehr per Bahn und Bus anreisen, sondern kann sogar von der City per pedes zu uns kommen.“ und Tonbändern seit 1850. Zum Bestand gehören Bücher auf 250 Regalmetern, Nachlässe im gleichem Umfang, 2500 Plakate und museales Erinnerungsgut. Die Gesamtbaukosten für Post und Posthalterei betrugen einst exakt berechnete 878 492 Reichsmark. Die heutigen Sanierungskosten für das Archivgebäude betragen zwei Millionen Euro. Der Umzug wird zu einer großen Herausforderung, schließlich sind 70 000 Kartons mit 1,2 Millionen Objekten zu bewegen. Die Magazine des Archivs in der Oststraße enthielten 30 Regalmeter mit Urkunden seit 1409, 4000 Regalmeter mit Akten seit der Gründung der Universität vor über 600 Jahren, 80 Regalmeter an Fotos, Filmen Archiv-Direktor Blecher: „Bei so einem Umzug darf nichts verloren gehen, und das historisch gewachsene Ordnungssystem soll ja den Umzug auch unbeschadet überstehen.“ Im neuen, alten Haus werden den Uni-Archivaren bei insgesamt 2000 Quadratmetern Lagerfläche 600 Quadratmeter mehr als am alten Standort und 12 000 Regalmeter zur Verfügung stehen. Ab 6. September will man wieder dienstbereit sein. Offiziell eröffnet wird nach einer Phase der Einarbeitung zu Beginn 2011. Thomas Mayer 10 POLITIK I WIRTSCHAFT Ausgabe 17 / 20. August 2010 Gesundheit und mehr... N AM RANDE Wettrüsten in Asien C hina rüstet einem US-Bericht zufolge massiv auf und dehnt seine Reichweite für Militäreinsätze auf weite Teile Asiens aus. Besonders Taiwan gerate gegenüber der Volksrepublik ins Hintertreffen, teilte das US-Verteidigungsministerium in seinem jährlichen Bericht an den US-Kongress mit. Die taiwanische Regierung erneuerte als Reaktion auf die Analyse seinen Aufruf an die USA, Waffen an Taiwan zu verkaufen. Dem Pentagon zufolge hat die Regierung in Peking ihre Investitionen in den Bereichen Nuklearwaffen, Langstreckenraketen, U-Boote, Flugzeugträger sowie Kriegsführung im Internet aufgestockt. Als Betroffenen der chinesischen Aufrüstung macht der Bericht an erster Stelle Taiwan aus: Das militärische Gewicht an der Taiwan-Straße verschiebe sich weiter zugunsten Chinas, erklärte das Pentagon. China betrachtet die Insel seit der Revolution von 1949 als abtrünnige Provinz und strebt eine Wiedervereinigung zu seinen Bedingungen an – auch unter Zwang. Chinas Militärstrategie gehe jedoch inzwischen über den Fall Taiwan hinaus, warnt das Pentagon weiter und führt in seinem Bericht ein Projekt zum Bau von Langstreckenraketen an, mit denen auch die zu den USA gehörende Pazifikinsel Guam erreicht werden könnte. Auf der 3000 Kilometer von China entfernten Insel im Westpazifik befindet sich ein USMilitärstützpunkt. AFP N USA Neue Querelen um Homo-Ehe H omosexuelle im US-Bundesstaat Kalifornien dürfen trotz der richterlichen Aufhebung des Verbots gleichgeschlechtlicher Ehen vorerst nicht heiraten. Zwei Tage vor der geplanten Wiederaufnahme von Trauungen homosexueller Partner erließ ein Berufungsgericht in San Francisco Mitte August eine einstweilige Verfügung. Die Eheschließungen könnten erst nach Abschluss des Einspruchverfahrens von Gegnern wiederaufgenommen werden. Für die Befürworter der HomoEhe bedeutet die jüngste Entscheidung einen Rückschlag, aber noch keine Niederlage. Das Berufungsgericht gab noch kein Urteil darüber ab, ob es die vor zwei Wochen erfolgte Wiederzulassung der Trauungen durch einen Bundesrichter für rechtens hält. Es verfügte aber, dass heiratswillige Schwule und Lesben bis zum Ende der Berufung warten müssen. Das Gericht setzte dafür Anhörungen für Dezember fest. Danach will es ein Urteil fällen, bis dahin wird es keine neuen Homo-Ehen in Kalifornien geben. Die Organisation Equality California, die sich für die Rechte Homosexueller einsetzt, kritisierte die Entscheidung des Berufungsgerichts in San Francisco scharf. „Wir sind sehr enttäuscht, dass gleichgeschlechtliche Paare nun noch länger warten müssen, um heiraten zu können und dass hatte vor zwei Wochen das Verbot der Eheschließung zwischen Homosexuellen als „verfassungswidrig“ eingestuft und für unwirksam erklärt. 2008 war die Homo-Ehe in Kalifornien schon einmal erlaubt. Damals hatten rund 18.000 homosexuelle Paare diese Möglichkeit genutzt. Die Gegner der Homo-Ehe hatten ihren Antrag auf einstweilige Verfügung damit begründet, dass eine Ehe zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern keiner Ehe von Mann und Frau gleichkomme. Die Ehe sei ein Instrument, „um potenziell auf Nachwuchs ausgerichtete sexuelle Beziehungen zu stabilen Partnerschaften werden zu lassen mit Verantwortung für die Erziehung der nächsten Generation“. Die Ehe diene damit „einem vitalen Interesse der Gesellschaft“. Ein Unterstützer des Rechts Homosexueller, zu heiraten, wartet in San Francisco auf eine richterliche Entscheidung. Foto: AFP unsere Rechte einmal mehr mit Füßen getreten werden“, erklärte Equality California. „Doch wir sind optimistisch, dass es letztlich eine für uns positive Gerichtsentscheidung geben wird.“ Bundesrichter Vaughn Walker Vergangene Woche entschied er, dass Schwule und Lesben in Kalifornien ab dem 18. August wieder heiraten dürfen. Das Verbot war im November 2008 in einer Volksabstimmung angenommen worden. Zwischen Mai und November Die Wiederzulassung der HomoEhe in Kalifornien hatten auch Gouverneur Arnold Schwarzenegger sowie der kalifornische Generalstaatsanwalt Jerry Brown unterstützt. Experten gehen davon aus, dass der Fall letztlich vor das Oberste Gericht der USA kommt und dieses dann über gleichgeschlechtliche Ehen in allen Bundesstaaten entscheidet. Derzeit ist die Homo-Ehe lediglich in den Bundesstaaten Connecticut, Iowa, Massachusetts, New Hampshire und Vermont sowie in der Hauptstadt Washington erlaubt. AFP N PALÄSTINA Nahost-Konflikt am Fußballfeld Dschibril Radschub ist außer sich vor Wut. „Wir werden einen offenen Krieg gegen die Besatzer führen, um sicherzustellen, dass sich die palästinensischen Spieler, Mannschaften und Klub-Mitglieder frei bewegen können“, kündigt der Präsident des palästinensischen Olympischen Ko- mitees an. Radschub war einst der Sicherheitschef der Autonomiebehörde von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und sitzt auch dem palästinensischen Fußballbund vor. Er hat dutzende Demonstranten an einem Protestzelt am Stadion Faisal-elHusseini in El Ram um sich geschart. „Wir fordern, dass Israel von den internationalen Sportorganisationen ausgeschlossen wird“, sagt Radschub entschlossen. der radikalislamischen Hamas kontrolliert und deshalb von Israel abgeriegelt wird. Sie leben und spielen im Westjordanland. Ihr Aufenthalt dort muss aber von den israelischen Behörden genehmigt werden und ist an ihren Einsatz in der Nationalmannschaft gebunden. Diese Sondergenehmigung, dass sie sich im Westjordanland „aus humanitären Gründen“ frei bewegen dürfen, fehlte den sechs Nationalspielern. Das Faisal-el-Husseini-Stadion im Westjordanland ist der ganze Stolz des palästinensischen Fußballs. Es wurde erst vor zwei Jahren eröffnet. Damals trat die palästinensische Nationalmannschaft gegen die jordanische Auswahl an. Von der Tribüne aus verfolgte FIFA-Präsident Joseph Blatter das Spiel. Der Konflikt mit Israel droht nun, den mühsam errungenen Fortschritten des palästinensischen Fußballs zu schaden. „Die Spieler haben sich im Westjordanland illegal aufgehalten, weil der palästinensische Fußballbund ihre Genehmigungen nicht erneuern ließ“, verteidigt ein israelischer Vertreter, der seinen Namen nicht nennen möchte, das rigide Vorgehen. „Als sie nach Jordanien reisen wollten, wurde ihnen dies aus Sicherheitsgründen verweigert.“ Nachdem die israelischen und palästinensischen Behörden in den vergangenen Jahren den Nahost-Konflikt erfolgreich vom Fußball trennen konnten, scheint es damit nun vorbei. Hossam Ezzedine „Als man mir gesagt hat, dass ich Foto: dpa E igentlich hatte sich die palästinensische Fußballnationalmannschaft für das Freundschaftsspiel gegen Mauretanien gute Chancen ausgerechnet. Doch die Partie endete Mitte August mit einem mageren 0:0. Für das schlechte Ergebnis macht das palästinensische Olympische Komitee Israel verantwortlich: Sechs Nationalspieler konnten das Spiel nicht bestreiten und mussten kurzfristig ersetzt werden, weil die israelischen Behörden sie nicht aus dem besetzten Westjordanland ausreisen ließen. Während Israel diesen Schritt mit „Sicherheitsgründen“ verteidigt, fordern die palästinensischen Funktionäre Konsequenzen. Trauriger Alltag: Wer die Palästinenser-Gebiete verlassen will, muss durch einen der gefängnisartigen israelischen Checkpoints. nicht nach Mauretanien fahren dürfte, war ich sehr enttäuscht“, erzählt Suleiman el Obeid. Der palästinensische Fußballer war einer der sechs Spieler, dem die Ausreise aus dem Westjordanland verweigert wurde. Der Fußball verlangt ihm ohnehin einiges ab: Seit eineinhalb Jahren wohnt er getrennt von seiner Familie in dem von Israel besetzten Gebiet. In den Gazastreifen, wo seine Frau und seine beiden Kinder leben, ist er seitdem nicht mehr zurückgekehrt – aus Angst, die israelischen Behörden könnten ihm danach untersagen, wieder bei seiner Mannschaft zu sein. Alle von Israel aufgehaltenen Sportler stammen ursprünglich aus dem Gazastreifen, der von 11 Ausgabe 17 / 20. August 2010 Gesundheit und mehr... N ZUSATZBEITRÄGE N AM RANDE Saftige Strafe für säumige Versicherte? GM treibt bei Opel Sanierung voran G esetzlich Krankenversicherte, die den Zusatzbeitrag ihrer Kasse nicht zahlen, müssen künftig mit einem Strafgeld rechnen. Entsprechende Überlegungen bestätigte am Montag in Berlin eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums. Der Säumniszuschlag sei Teil des Entwurfs, sagte die Sprecherin. Er solle erhoben werden, wenn Versicherte sechs Monate und mehr den von ihrer Kasse erhobenen Zusatzbeitrag nicht gezahlt haben. Eine Möglichkeit wäre, den Säumniszuschlag über die Arbeitgeber einzuziehen. Für Versicherte, die den Zusatzbeitrag nicht leisten können, ist ein Sozialausgleich geplant. Experten von Union und FDP hatten über das Konzept zur Umsetzung der umstrittenen Gesundheitsreform beraten. Die Gespräche der Gesundheitspolitiker der Koalition sollten fortgesetzt werden. Nach den Beratungen soll der entsprechende Referentenentwurf folgen. Seit Juli liegen Eckpunkte dafür vor. Aus Koalitionskreisen verlautete, beim Säumniszuschlag sei man sich in der Sache einig. Es gebe aber noch Beratungsbedarf, wie das Verfahren konkret aussehen solle. Auch beim Sozialausgleich gebe es grundsätzlich Übereinstimmung. Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) rechnet trotz Widerstände bei der CSU mit breiter Zustimmung für seine Reform. „Wir haben jetzt einen klaren Auftrag, die Frage Sozialausgleich U Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) schlägt vor, den bei vielen Krankenversicherten ausstehenden Zusatzbeitrag direkt über die Arbeitgeber einziehen und abführen zu lassen. Foto: ddp und Zusatzbeiträge gesetzgeberisch umzusetzen“, sagte Rösler im „Deutschlandfunk“. Rösler erwartet keine grundsätzlichen Änderungen: „Aber natürlich steckt der Teufel im Detail, und es lohnt sich, eben sauber und solide sich diesen Gesetzentwurf gemeinsam anzusehen.“ Auf die Frage, ob er mit weiterem CSUStörfeuer aus Bayern gegen die höheren Zusatzbeiträge rechne, sagte Rösler: „Also, das denke ich nicht.“ Der Minister betonte, im nächsten Jahr sollten die Versicherten nicht durch höhere Zusatzbeiträge belastet werden. „All die Maßnahmen, die wir er- greifen, auch die Einsparungen bei Ärzten, Zahnärzten, Apothekern und Krankenhäusern, sollen ja eben verhindern, dass wir ein großes Milliardendefizit im nächsten Jahr haben.“ SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles nannte es aberwitzig und unzumutbar, Arbeitgebern und Rentenversicherern die Last für die Überweisung von Zusatzbeiträgen, die Einbehaltung säumiger Beiträge und die Ermittlung von Sozialausgleichsansprüchen aufzubürden. Nach Ansicht von KassenärzteChef Andreas Köhler sollten ge- setzlich Versicherte besser über Behandlungskosten aufgeklärt werden. Ärzte sollten öfter Patientenquittungen ausstellen, sagte der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „Die Quittung schafft ein Kostenbewusstsein beim Patienten.“ Dem Bericht zufolge nutzen nach einer KBV-Umfrage nur 2 Prozent der Patienten die seit 2004 bestehende Möglichkeit, sich eine Quittung ausstellen zu lassen. 80 Prozent der Befragten hätten gar nicht gewusst, dass es eine solche Möglichkeit gibt. dpa N BUNDESWEHR Noch keine Vorentscheidung über Wehrpflicht D im Grundgesetz verankert. Es würde aber niemand mehr gegen seinen Willen eingezogen. Verteidigungsminister KarlTheodor zu Guttenberg (CSU) will seine Pläne in der kommenden Woche den Experten der Bundestagsfraktionen vorstellen. Mehrere Medien hatten berichtet, dass er ein Modell favorisiere, nach dem die Zahl der Berufs- und Zeitsoldaten Foto: ddp ie Bundesregierung hält die Zukunft der Wehrpflicht weiterhin für völlig offen. „Es ist noch überhaupt keine Vorentscheidung gefallen“, sagte der neue Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. Das derzeit öffentlich diskutierte Modell, das ein Aussetzen der Wehrpflicht und eine Verkleinerung der Bundeswehr von mehr als 250 000 auf 165 000 bis 170 000 Soldaten vorsieht, sei lediglich eines von mehreren Szenarien. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) sitzt auf dem Flug ins Bundeswehr-Feldlager in Kundus (Afghanistan) im Helikopter. von rund 190 000 auf 156 000 sinken würde. Hinzu kämen 7500 Soldaten im Jahr, die freiwillig Wehrdienst leisten. Die Pflicht zum Dienst an der Waffe bliebe zwar weiterhin Die CSU will auf eine allgemeine Aufwertung der Freiwilligendienste bei einer Aussetzung der Wehrpflicht dringen. Das sei notwendig, um die durch den gleichzeitigen Wegfall des Zivildienstes entstehenden Lücken zu füllen, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe in Berlin, Stefan Müller, der „Passauer Neuen Presse“. „Das wird mit Mehrkosten verbunden sein. Die Einrichtungen werden nicht in der Lage sein, diese Aufwendungen alleine zu tragen.“ Dienste wie das Freiwillige Soziale Jahr müssten daher ausgebaut und „noch attraktiver gestaltet“ werden. Michael Fischer S-Autohersteller General Motors (GM) treibt die Sanierung seiner Europasparte weiter voran. Im Zusammenhang mit dem geplanten Stellenabbau bietet Opel den Bochumer Beschäftigten hohe Abfindungen an. Zudem könnten deutsche Opelaner den Standort wechseln. Darüber hinaus verspricht GM, der Belegschaft den Sparbeitrag zu erstatten, sollten die Investitionszusagen nicht eingehalten werden. Gegenwind erhält der Konzern dagegen von der Wettbewerbszentrale. Opel sei in der Absicht, den Pkw-Absatz anzukurbeln, über das Ziel hinaus geschossen, hieß es mit Blick auf eine „lebenslange“ Garantie für Neuwagen. Wie Medien berichteten, bietet Opel seinen Bochumer Beschäftigten Abfindungen in sechsstelliger Höhe an. Der Bochumer Opel-Betriebsratschef Rainer Einenkel kritisierte das Angebot. Unter anderem sei die Regelung nicht mit dem Betriebsrat ausgehandelt worden. Ferner seien die Abfindungen auf 250 000 Euro begrenzt. Bis Ende 2011 will Opel 1800 von derzeit rund 5000 Stellen in Bochum streichen. Der Betriebsratschef des Thüringer Werks, Harald Lieske, sagte der Leipziger Volkszeitung: „Den Leuten in den anderen Werken wird auch das Angebot gemacht, nach Eisenach zu wechseln.“ Das Thüringer Werk ist als einziges in Deutschland nicht von Stellenstreichungen betroffen, weil laut Lieske mit Aussicht auf den geplanten Kleinwagen Opel Junior mit Personalbedarf gerechnet werde. ddp Drucker gegen Euro-Ausschreibung H underte Drucker, darunter auch viele aus Leipzig, kämpfen gegen die europaweite Vergabe eines Druckauftrags für 1,6 Milliarden Euro-Scheine. Vor der Deutschen Bundesbank in Frankfurt verlangten die Facharbeiter eine Beteiligung der Bundesdruckerei in Berlin sowie von Giesecke & Devrient (G&D) mit Standorten in Leipzig und München. Die wieder verstaatlichte Bundesdruckerei sollte nach der inzwischen angefochtenen Vergabeentscheidung der Bundesbank bei dem Auftrag für den deutschen Bargeldbedarf 2011 erstmals leer ausgehen. G&D sollte den kleinsten Teilauftrag erhalten, während die übrigen Scheine in Frankreich und den Niederlanden produziert werden sollten. Die Bundesdruckerei hat Einspruch erhoben. Die Bundesbank ist für 30 Prozent des Euro-Bargelds verantwortlich. dpa 12 KULTUR Ausgabe 17 / 20. August 2010 Gesundheit und mehr... N AM RANDE Rooney Mara spielt Salander D ie relativ unbekannte USSchauspielerin Rooney Mara soll an der Seite von Daniel Craig in der Hollywood-Verfilmung der „Millennium“-Trilogie von Stieg Larsson spielen. Dies kündigte das Sony-Filmstudio in Los Angeles an. Die 24-Jährige werde die weibliche Hauptrolle der Computer-Hackerin Lisbeth Salander übernehmen. Die Hollywoodversion des ersten Trilogie-Teils „Verblendung“ solle im Dezember 2011 weltweit in die Kinos kommen. Dass der unter anderem als James-Bond-Darsteller zu Weltruhm gekommene Brite Craig die männliche Hauptrolle übernimmt, hatte Sony bereits Ende Juli mitgeteilt. Der schwedische Schriftsteller Larsson gelangte 2005 posthum mit seiner „Millennium“-Trilogie zu Weltruhm: Von der Saga um den Journalisten Mikael Blomkvist und die Computer-Hackerin Salander wurden allein in Europa mehr als 20 Millionen Bücher verkauft. Auch eine schwedische Kino-Verfilmung räumte schon an den Kassen ab, nun will Hollywood eine eigene Version drehen. Larsson starb im November 2004 im Alter von 50 Jahren. dpa Nietzsche-Zentrum wird eröffnet N ach zweijähriger Bauzeit soll am 14. Oktober in Naumburg ein Nietzsche-Dokumentationszentrum eröffnet werden. Der Neubau stünde künftig für Tagungen und Ausstellungen, die sich mit Werk und Wirkung des deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche (1844-1900) auseinandersetzen, zur Verfügung, teilte die in Naumburg ansässige Nietzsche-Stiftung in der Saalestadt mit. epd N MALEREI Der Papst ist beim Fotografen M ichael Triegel im Leipziger Kunstzentrum Spinnerei zu finden, ist sowieso nicht einfach. Doch seit der Maler damit befasst ist, Papst Benedikt zu porträtieren, schaffen nur noch Insider den Weg zu ihm ins Atelier. Denn Triegel hat an der Tür das Namensschild entfernt. Zu sehr ist er zuletzt gestört wurden, auch musste er wohl aus Sicherheitsgründen reagieren. Es gibt nun mal seitens des Auftraggebers, dem Regensburger Institut Papst Benedikt XVI., die Order, dass Triegels Bild erst am 26. November, dem Vorabend der Eröffnung einer Triegel-Ausstellung im Leipziger Museum der bildenden Künste, zu sehen sein wird. Der Papst ist also in Triegels Atelier auch auf Leinwand nicht anwesend. Das Bild, 105 mal 80 Zentimeter groß und in zweieinhalb Monaten gemalt, ist aber vollendet. „Mein Benedikt sitzt gerade beim Fotografen in Frankfurt-Main“, sagt der Maler. Sein Galerist Carlo Schwind sorgt dort für die Abgeschirmtheit, in der Hessen-Metropole wird der Papst auch gerahmt. Dass irgendwelchen Paparazzi ein nicht erlaubter Blick gelingt, hält Triegel für unwahrscheinlich. „Das Bild ist mir recht gut gelungen“, sagt der Maler. Großartig sei sogar der Schaffensprozess gewesen. Triegels Arbeit auf dem fertigen Porträt kritisch. Durchaus problematisch gestaltete sich für den Maler die Debatte um die MissbrauchsFälle in der Katholischen Kirche. Triegel: „Fragend wurde ich immer wieder mal genervt: Wie stellen Sie diese Fälle dar? Da sagte ich immer: Ich male keine Kirchenpolitik, sondern das Porträt eines Menschen.“ Kunst aus Leipzig: Michael Triegel mit dem ersten Entwurfsbild für das Porträt von Benedikt XVI. Foto: dpa begann so richtig bei der Audienz in Rom mit einem kurzem Gespräch mit Benedikt. Triegel zeichnete und fotografierte. Danach sei es erst mal schwierig gewesen, die ganze Presse, Funk und Fernsehen bekamen ja mit, dass ein Maler aus Leipzig den Papst malen darf. Gleich nach der Audienz wollte man wissen, wie der Papst im Bild aussehen soll. Zurück in Leipzig, tastete sich Triegel an den Auftrag. Er schloss sich ein, machte Studien, kleinere Porträts und Skizzen, probierte Gesichtsausdrücke, bald kam ein größerer Karton auf die Staffelei, die Eins-zuEins-Vorzeichnung entstand. Nachdem Triegel das sechste Bild auf Probe gemalt hatte, dachte er: „Jetzt muss es gut sein, sonst ist ja bei dir schon vorher die Luft raus.“ Die Zeit des Zupackens war gekommen. Es galt, dem Menschen Joseph Ratzinger so nah wie möglich zu kommen – der Papst also nicht im vollen Ornat, nicht mit Mitra und Pallium, sondern in Weiß. Triegel setzte auf Reduktion, um das Lebendige des Bildes durch das Gesicht des Porträtierten zum Ausdruck bringen zu können. Der Papst wird sitzend bis zum Knie zu sehen sein, der Betrachter kann „ganz nah an ihn heranrücken“. Dominant sind Benedikts Augen. In die war der Maler von ersten Moment vernarrt. „Auch wenn er auf der Audienz nicht selbst agierte, so zeigte doch sein Blick, wie unglaublich aufmerksam er ist“, erinnert sich Triegel. Der Papst ist für den Künstler nicht nur der Oberhirte, sondern auch der große Intellektuelle, der beispielsweise ein Sprachgenie darstellt. Modell sitzen wollte Benedikt übrigens nicht. Er sagte zu Triegel: „Sie machen das schon.“ Wie empfohlen, so ausgeführt. Niemand redete rein. Vorgabe war allein das Format. Der Papst hat das fertige Bild noch nicht gesehen. Er bekam lediglich eine der Vorstudien zugesandt, die mit aber dem jetzigen Original nur bedingt etwas zu tun hat. Aus dem Vatikan drang keine Beschwerde nach Leipzig. Auf dem Entwurf schaut Benedikt milde, Jüngst war Joachim Reinelt, Bischof von Dresden und Meißen, in Triegels Atelier. Er stand vor Benedikt und war angetan. Die Öffentlichkeit wird sich den Papst ab 27. November im Leipziger Bildermuseum anschauen können. Er ist dann fraglos der Höhepunkt einer Triegel-Werkschau mit 60 Bildern. Ob es die Ausstellung auch geben würde, wenn Triegel nicht den Papst gemalt hätte, ist zu bezweifeln. Geplant war sie nicht. Und was passiert mit den Studien und Skizzen zum Papst-Porträt? – „Davon werde ich mich auch trennen. Ich habe sowieso nicht ein sehr sentimentales Gefühl in Bezug auf meine Bilder. Es gibt einige, die ich haben muss, die anderen aber erfüllen nicht ihren Zweck, wenn sie im Atelier rumstehen. Sie müssen raus.“ Raus musste auch Triegel nach dem Papst-Malen. Er war mit der Familie in England – und hat im Urlaub nicht gemalt. Das hat es auch noch nicht gegeben. Thomas Mayer N LINGUISTIK Nicht nur Kinofans lernen Kunstsprachen A uf der ganzen Welt beschäftigen sich Menschen mit Plansprachen. Nicht nur Außerirdische in Filmen sprechen so, sondern auch Menschen in Tübingen: Dorthin kommen dort Plansprachler aus vielen Ländern zur Konferenz der deutschen Ido-Gesellschaft zusammen. Über Tage hinweg sprechen sie dann nur Ido, eine vereinfachte Weiterentwicklung der sehr viel bekannteren Kunstsprache Esperanto. „Die Stärke einer Plansprache liegt in ihrer relativen Neutralität“, sagt Detlev Blanke, emeritierter Dozent für Interlin- guistik an der Humboldt-Universität Berlin und Vorsitzender der Gesellschaft für Interlinguistik. „Momentan gibt es aber kein starkes Bedürfnis nach einer Plansprache. Der politische Wille, eine einzuführen, fehlt.“ Die große Stunde der Plansprachen könnte schlagen, wenn zum Beispiel China eine Alternative zu Englisch als Weltsprache sucht, hoffen die Ido-Anhänger. „Ich gehe davon aus, dass China in ein paar Jahren über eine Plansprache nachdenken wird“, sagt Don Gasper aus Hongkong, der die drei großen Plansprachen Esperanto, Ido und Interlingua beherrscht. erfunden für den Film „Avatar“. Im Internet fanden sich umgehend ein paar tausend Fans zusammen, die die Sprache der Lebewesen von Pandora lernen wollten. Klingonisch aus „Star Trek“ hat ebenfalls Anhänger. Blanke ist in diesem Punkt skeptischer: Ein Land allein könne eine Plansprache für seinen Außenhandel nicht durchsetzen. „Aber China kann natürlich einen Vorschlag einbringen und Unterstützer suchen.“ Ein Vorteil der Plansprachen: Sie sind einfach zu lernen, mit wenig Grammatik. Der Wortschatz greift vor allem auf die weit verbreiteten romanischen Sprachen zurück. Beim Tübinger Kongress geht es auch um die Kinofans, die sich für Sprachen außerirdischer Lebewesen begeistern. Der neueste Clou ist die Sprache Na’vi, Die Sprache der Na‘vi aus Avatar ist auch eine Kunstsprache. Mit dem Streben nach einer internationalen Brückensprache habe das aber wenig zu tun, sagt Detlef Groth, der zu diesem Thema in Tübingen einen Vortrag halten will. „Dabei handelt es sich um so eine Tüftelei von Männern. Die Sprachen sind eigentlich unlernbar. Die meisten beschäftigen sich nicht lange damit.“ Martina Schröck UNTERHALTUNG 13 Ausgabe 17 / 20. August 2010 Gesundheit und mehr... N HOLLYWOOD N AM RANDE Michael Douglas an Krebs erkrankt G H als bester männlicher Hauptdarsteller ausgezeichnet. ollywood-Schauspieler Michael Douglas ist an Krebs erkrankt. Der 65-Jährige sei wegen eines „Tumors im Hals“ in Behandlung, sagte sein Pressesprecher dem US-Magazin „People“ Mitte August. Douglas müsse sich einer achtwöchigen Bestrahlung und Chemotherapie unterziehen. Seine Ärzte erwarten eine vollständige Genesung. „Ich bin sehr optimistisch“, ließ der Oscar-Gewinner per Erklärung ausrichten. Um welche Art von Krebs es sich genau handelt, wurde zunächst nicht bekannt. Michael Douglas ist in zweiter Ehe mit Oscar-Gewinnerin Catherine Zeta-Jones (40) verheiratet, mit der er zwei Kinder hat. Der Star ist ab dem 25. September in der Fortsetzung seines größten Erfolgs zu sehen: In Der Douglas-Clan hatte in diesem Jahr bereits mit anderen ernsten Sorgen zu kämpfen. Michaels Sohn aus erster Ehe, Cameron Douglas, wurde im April wegen Drogenhandels zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Der 31-Jährige hatte vor Gericht von seiner langjährigen Drogensucht berichtet – und Besserung gelobt. Schauspieler Michael Douglas hat Krebs: Bei dem 65-Jährigen ist ein Tumor im Hals entdeckt worden. Foto: dpa „Wall Street: Geld schläft nicht“ schlüpft er erneut in seiner Paraderolle als Gordon Gekko. Für die Verkörperung des skru- pellosen Börsenmaklers in dem ersten Teil „Wall Street“ (1987) unter der Regie von Oliver Stone wurde er mit einem Oscar In einem Brief an den Richter hatte Michael eingeräumt, als Vater oft versagt zu haben. Der Sohn von Hollywood-Legende Kirk Douglas (93) kämpfte selbst jahrelang mit Alkoholproblemen, bis er sich Anfang der 90er Jahre behandeln ließ. Sein Halbbruder, der Schauspieler und Komiker Eric Douglas, war 2004 an einer Überdosis Alkohol und Tabletten gestorben. dpa N HAFTSTRAFE Lindsay Lohan hat neue Freundinnen H ollywood-Sternchen Lindsay Lohan (24) hat nach zwei Wochen Haft „Mörder-Freundinnen“ – das sagt zumindest ihre Mutter. „Sie wurde mit angeblichen Mörderinnen zusammengesperrt. Mit vielen hat sie sich angefreundet“, sagte Dina Lohan in einem Interview im NBC-Fernsehen in New York. Die Richterin sei viel zu hart mit ihrer Tochter umgesprungen. „Die hat mit ganz harten Bandagen gekämpft, mit ganz harten.“ Lohan war zu 90 Tagen Haft verurteilt worden, weil sie Bewährungsauflagen wegen Alkohol- und Drogenvergehen verletzt hatte. Nach zwei Wochen kam sie jedoch Anfang August aus dem Gefängnis und in eine Entzugsklinik. Auch dort werde sie aber nicht die vollen drei Monate verbringen, sagte Dina Lohan. „Ich will nicht für die Staatsanwälte sprechen, aber sie wird bald da raus sein.“ Die Mutter kündigte zugleich an, dass Lindsay Lohan wieder von Hollywood nach New York zie- hen werde. „Kalifornien ist ein wundervoller Staat. Aber diese Welt ist anders, da wird nach anderen Regeln gespielt. Das Justizsystem ist ein bisschen... anders.“ Lohan wurde 1986 in New York geboren. Die „New York Daily News“ kommentierten die Ankündigung mit dem Satz: „Pass’ auf, New York. Deine böse Saat kehrt heim.“ dpa erhard Schröder (66), ExKanzler, fährt mit seiner Familie im Kleinbus in den Urlaub und singt dabei Arbeiterlieder. Neben dem alten sozialistischen Kampflied „Brüder zur Sonne zur Freiheit“ stimme die Familie aber auch Kinderlieder an wie „Old MacDonald had a farm“, sagte der SPD-Politiker. Das sei das Lieblingslied seines Sohnes. Bevorzugtes Urlaubsziel sei die Nordseeinsel Borkum. Die Liebe zu der Insel stamme vor allem aus seiner Verbundenheit mit den Ostfriesen, „die mich politisch immer unterstützt haben“. Außerdem: „Wir haben ja noch kleine Kinder im Alter von vier und neun Jahren und was sie zum Urlaub brauchen, ist Sand und Wasser“, erzählte der frühere Bundeskanzler. U lrike Folkerts (49) sieht ihre Rolle als dienstälteste TV-Kommissarin im ARD-„Tatort“ auch als Belastung. „Die Lena Odenthal hat mich unendlich festgelegt“, sagte sie. „Alles, was keine Kommissarin ist, ist eine reizvolle Rolle.“ Vor der Ausstrahlung ihres 50. „Tatorts“ am 22. August sagte Folkerts, sie genieße es, Menschen kennenzulernen, die den Krimi nicht gucken. „Inzwischen bin ich verrückt nach Leuten, für die ich völlig fremd bin.“ Häufiger erlebe sie jedoch Leute, die sie wie eine alte Bekannte behandeln. „Da umarmt mich eine wildfremde Frau auf dem Flughafen und erzählt mir, wir seien Seelenverwandte. Das ist doch Wahnsinn.“ N RAMADAN Beim Fastenbrechen maßvoll sein I sogenannten Iftar – ganz in der islamischen Tradition zu begehen: „Starten Sie mit zwei Tassen Wasser oder Saft, Datteln und einer Schüssel Suppe oder einem Teller Salat“, rät Fayyad. Im Anschluss daran und durch das folgende Maghrib-Gebet habe der Magen etwa 20 Minuten, um sich auf die noch ausstehende Hauptmahlzeit vorzubereiten. n vielen islamischen Familien wird im Ramadan beim täglichen Fastenbrechen groß aufgefahren: Die Tische biegen sich dann unter der Last der Speisen. Die Folge ist häufig ein rebellierender Magen. „Sich zu voll zu essen, kann zu Übelkeit, Magenverstimmungen sowie Sodbrennen führen“, warnt Abdullah Fayyad, Facharzt für Gastroenterologie am American Hospital Dubai. „Zusätzlich steigt das Risiko für Diabetes“, sagte er anlässlich des diesjährigen Ramadan-Beginns am 11. August. Sehr fettige Speisen und mächtige Süßigkeiten liegen am nächsten Tag häufig schwer auf dem Magen. „Auch spätes Essen kurz vor dem Zubettgehen kann aufgrund von Sodbrennen zu Magenproblemen führen“, warnt der Experte. Besser sei es, das Fastenbrechen – den Das reichhaltige Speisenangebot für die Zeit nach Sonnenuntergang – hier auf einem Markt in Indonesien – kann den muslimischen Fastenden auf den Magen schlagen. Foto: AFP Auch für die Hauptmahlzeit empfiehlt der Experte ausgewogenes Essen – ein voller Teller reiche aus. Das Gericht enthält idealerweise Proteine, Kohlenhydrate und Gemüse. „Der Fettgehalt des Essens sollte 30 Prozent auf keinen Fall übersteigen.“ Neben Fleisch und Fisch versorgen auch Linsen, Bohnen und Kichererbsen den Körper mit Proteinen. Da der Ramadan in diesem Jahr in die warme Jahreszeit fällt, ist der Sonnenaufgang und somit auch der tägliche Fastenbeginn früher. Das Fastenbrechen am Abend verschiebt sich nach hinten, denn die Sonne geht später unter. Fastende sollten versuchen, die empfohlene tägliche Trinkmenge von etwa 1,5 Litern einzuhalten. Fayyad rät, das Trinken nach dem Fastenbrechen gut auf den Abend zu verteilen und die Flüssigkeit langsam zu sich zu nehmen. Ein wichtiger Aspekt einer gesunden Ernährung im Ramadan ist das morgendliche Essen vor Sonnenaufgang – der sogenannte Suhoor. „Der Suhoor ist eine sehr wichtige Mahlzeit, die ebenfalls Kohlenhydrate, Proteine, Milchprodukte und Wasser enthalten sollte“, empfiehlt der Mediziner. Der Suhoor liefere dem Körper Energie, die er für den Tag benötigt. Ragah Kamel 14 REISE Ausgabe 17 / 20. August 2010 Gesundheit und mehr... N FRANKREICH Kunstvoll umsteigen in Paris V on einem Zug in den anderen umzusteigen ist üblicherweise keine große Sache. Man steigt an einem Gleis aus, läuft ein paar Minuten zu einem anderen Gleis und steigt in den Anschlusszug ein. Nicht so in Paris. Hier gibt es keinen Hauptbahnhof wie in anderen europäischen Metropolen. Der Fernverkehr läuft über sechs sogenannte Kopfbahnhöfe, die rund um den Stadtkern liegen. Wer den Zug wechseln will, muss mit Metro, Schnellbahn, Bus oder Taxi durch die Innenstadt hetzen. „Als im 19. Jahrhundert verschiedene private Bahngesellschaften ihre Gleisstränge vom zentralen Verkehrsknoten Paris sternförmig in alle Landesteile verlegten, baute jedes Unternehmen seinen eigenen Bahnhof“, erklärt Gustave Mercier, Vielreisender aus dem Elsass und geübter Umsteiger. Das Eisenbahnsystem befindet sich längst in staatli- Endstation für deutsche Parisreisende: der Gare du Nord. chem Besitz, die alten Bahnhöfe und Strecken aber blieben bis auf wenige Ausnahmen erhalten. Bahnfans in aller Welt schwärmen von diesen Bauten, die Adelsschlössern aus der Feudalzeit gleichen. Der Prunk war gewollt, die Bahn galt vor eineinhalb Jahrhunderten noch als Fortbewegungsmittel der Reichen. Die Fahrgäste warteten in Salons an den Bahnsteigen und speisten in pompösen Restaurants. Von Paris nahm 1883 der legendäre „OrientExpress“ seine tagelange Reise nach Istanbul auf, zur Côte d’Azur fuhren rollende Luxushotels. sagte der Maler Edouard Detaille bei der Eröffnung. Der Gare Saint Lazare faszinierte im 19. Jahrhundert den Impressionisten Claude Monet. „Er malte ihn zwölfmal“, sagt Roussel. Von hier erreicht man bis heute die Badeorte und Häfen am Ärmelkanal. Bahnreisende aus Deutschland kommen entweder am Gare de l’Est oder am Gare du Nord an. Von hier fahren der Eurostar durch den Kanaltunnel nach London, der Thalys nach Amsterdam, Brüssel und Köln, die superschnellen TGVs in Richtung Norden sowie in die Schweiz und nach Italien. Viele Touristen fotografieren die 180 Meter lange neoklassizistische Fassade aus dem Jahr 1864. Wer hier ankommt und weiter in den Süden, ans Mittelmeer, reisen will, muss zum Gare de Lyon. „Für das Umsteigen haben Sie hoffentlich geFotos: dpa nügend Zeit kalkuliert“, sagt der französische Zugbegleiter Alain. „Etwa eine Stunde reicht.“ Am bequemsten ist es, per Taxi die Züge zu wechseln. Wer Metro oder Schnellbahn nimmt, muss lange Wege in den verzweigten Tunnelsystemen zurücklegen. Der Geschäftsmann Sean Peters aus London, der regelmäßig nach Marseille weiterreist, lässt sich beim Umsteigen gerne etwas mehr Zeit. „Im Gare de Lyon gibt es das schönste und beste Bahnhofsrestaurant Europas“, schwärmt er. „Le Train Bleu“ nennt sich der Gourmettempel, wie früher der luxuriöse Express an die Côte d’Azur. Hier in der ersten Etage, teils mit Blick auf die Bahnhofshalle mit ihren modernen Zügen, lebt die Belle Epoque weiter. Mit dem Zweiten Weltkrieg endete die Glanzzeit der Eisenbahn in EuroDutzende mächtige Wand- und pa. Doch in Paris, dem europäischen Deckengemälde, Kronleuchter, MoZentrum des Hochgeschwindigkeitsbiliar im Stil der Wende zum 20. verkehrs, erinnern die prachtvollen Jahrhundert, weiß gedeckte Tische Stationen bis heute daran. Hundertund traditionell gekleidete Kellner tausende von Passagieren eilen jeden erzeugen die elegante Atmosphäre Tag achtlos durch die traditionellen der Vergangenheit. Das Restaurant Hallen. Nur wenige Bewunderer der vergangenen Bahnhofsarchitektur Vom Bahnhof zum Museum: Im Musée d‘Orsay betrachten Besucher heute Gemälde aus dem Im- wurde im April 1901 vom Staatspräsidenten eröffnet. Gäste sollten unbenehmen sich Zeit für eine Besich- pressionismus – und die prachtvolle Architektur. dingt reservieren – auch mittags. tigung und fotografieren eifrig die Details. Reisende in die zentralen französischen Regionen sowie in den SüdIn einem der alten Prachtbahnhöfe westen müssen zum Gare d’Austerflanieren Kunstbegeisterte dort, wo litz. Er ist benannt nach dem einst die Gleise lagen. Der einstige Schauplatz der Dreikaiserschlacht Gare d’Orsay am linken Ufer der im Jahr 1805, in der Napoleon siegte. Seine ist heute das Musée d’Orsay, Auch die Schlafwagenverbindungen spezialisiert auf Maler des Impressiomit Madrid und Barcelona starten nismus. „Unvorstellbar, dass dieser und enden hier. herrliche Bau vor 40 Jahren abgerissen werden sollte“, ereifert sich Der einzige Bahnhof, der seine archidie Kunststudentin Thérèse Roussel. tektonische Vergangenheit ablegen Heute ziehe das Museum jedes Jahr musste, ist der Gare Montparnasse. 2,2 Millionen Besucher an. Von hier fahren die TGVs an den Atlantik. Eine moderne Glasfassade Eine private Gesellschaft errichtete prägt seit 20 Jahren das Gebäude, den Gare d’Orsay zur Weltausstelzum Schrecken der Bahnnostalgiker. lung im Jahr 1900 für den Verkehr Es ist nur schwer vorstellbar, dass nach Südwestfrankreich. Qualmensich hier eines der spektakulärsten de Lokomotiven waren aus der Halle Zugunglücke ereignete: 1895 durchverbannt, der Betrieb lief elektrisch – brach eine Dampflok die Bahnhofseine Sensation für die damalige Zeit. fassade und stürzte auf den eine Ein Luxushotel war angeschlossen. „Der Bahnhof ist prachtvoll, er er- Verspätung willkommen: Im luxuriösen „Le Train Bleu“ im Gare de Lyon lässt sich stilvoll die Zeit Etage tiefer liegenden Vorplatz. innert mich an den Kunstpalast“, zum Anschlusszug überbrücken. Horst Heinz Grimm FRESH – DIE JUNGE SEITE 15 Ausgabe 17 / 20. August 2010 Gesundheit und mehr... N WELT-SPORTSPIELE Deutsche sind Fans der Youth Olympics D ie Premiere der Olympischen Jugendspiele in Singapur wird im deutschen Team schon nach drei von zwölf Wettkampftagen mit dem Prädikat „gelungen“ versehen. „Nach meiner Wahrnehmung ist das Konzept aufgegangen“, sagte Delegationschef Ulf Tippelt. Auch Ingo Weiss, der Vorsitzende der Deutschen Sportjugend (DSJ), zog ein positives Zwischenfazit: „Ich werde immer mehr ein Fan der Jugendspiele. Jacques Rogge kann man nur danken.“ Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) hatte die Idee zu dem Sportfest gehabt – und nicht nur Zustimmung dafür erhalten. Nicht wenige zweifelten, ob der von ihm formulierte pädagogische Anspruch nicht gegen das Leistungsdenken der angehenden Sportstars und ihrer Trainer verlieren würde. „Das Kultur- und Erziehungsprogramm stößt auf großen Zuspruch“, berichtete Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und IOC-Vizepräsident. Begeistert ist der frühere Fechter auch vom Auftreten des deutschen Teams. „Die Athleten machen alle einen sehr sympathischen Eindruck, sie sind frisch, ziel- hatte im Finale 14:9 geführt und noch mit 14:15 verloren. Für ihn war es dennoch „die bitterste Niederlage meines Lebens“. strebig und trotzdem locker“, urteilte Bach. Das trifft nicht auf die iranische Delegation zu. Diese hatte mit dem ziemlich fadenscheinigen Verzicht aus Verletzungsgründen ihres Taekwondo-Starters Mohammad Soleimani auf den Gold-Kampf gegen den Israeli Gili Haimovitz die IOC-Führung einmal mehr erzürnt. Das IOC ordnete eine Untersuchung an, konnte aber dem Iran, der den Staat Israel nicht anerkennt, ein politisch motiviertes Handeln nicht nachweisen. „Nach jetzigem Kenntnisstand gehen wir davon aus, dass er verletzt war“, erklärte IOC-Vizepräsident Thomas Bach diplomatisch. Nicht ganz so locker wie der DOSB nehmen es die anderen Nationen mit den Themen Leistung, Erfolg und Medaillen. Die Medien des Stadtstaates Singapur berichten über das Jugend-Großereignis wie über die traditionellen Olympischen Spiele. Nicht nur die „Straits Times“ veröffentlicht täglich einen Medaillenspiegel und berichtet über jugendliche Gewinner wie über Stars. „Ich gebe offen zu, das ärgert mich sehr“, schimpfte Tippelt. In der Beurteilung der Ergebnisse der deutschen Nachwuchs- Dass es im Wettkampf wie bei den „Großen“ zugeht, musste auch Lena Malkus am ersten Tag der Leichtathletik bei den Jugendspielen erleiden. Die Weitsprung-Mitfavoritin aus Münster überstand am Dienstag die Qualifikation erst im letzten Versuch, als sie bei exakt 6,00 Metern landete und damit ins Finale flog. Dagegen war Diskuswerferin Shanice Craft (Mannheim) mit 54,10 Metern die Nummer eins der Qualifikation. Richtig auf die Mütze bekamen die deutschen Basketballerinnen im „3 gegen 3“-Spiel auf einen Korb: 6:33 endete die Partie gegen die USA. Dafür liegt Seglerin Constanze Stolz gut im Wind. Die Düsseldorferin ist nach zwei Wettfahrten vorn. Hohe sportliche und ideelle Ziele: Vom 14 bis 16. August findet die Jugend-Olympiade in Singapur statt. Foto: dpa sportler schlägt er deshalb einen anderen Ton an. „Am Ende des langfristigen Weges wird Silber vielleicht Gold wert sein“, sagte er über den Degenfechter Nikolaus Bodoczi. Der Offenbacher N MUSIC / VIDEO / GAMES / BOOKS N AM RANDE Hurts Hangover Halo: Reach Schuld S D I F eit fast zehn Jahren müht sich die Popwelt nun an einem adäquaten Revival der 80er und doch ist dabei bislang nicht viel herausgekommen. Hurts aus Manchester scheinen das Versprechen nun einzulösen. Mit Wonderful Life und Blood, Tears & Gold kursierten zunächst nur zwei Videos des Duos im Internet. Theo Hutchcraft und Adam Anderson aka Hurts verstehen es bravourös einen Synthiesound mit so betont kühl, eleganten Stylings zu verschmelzen, dass kaum eine Erwartung der multimedialen Popgesellschaft unerfüllt bleibt. oug steht kurz vor der Eheschließung. Bevor die Falle zuschnappt will er noch mal so richtig einen draufmachen. Er fährt mit seinen Kumpels Phil, Stu und seinem zukünftigen Schwager Alan nach Las Vegas. Sie sind wild entschlossen die Nacht durchzufeiern. Doch als die drei Trauzeugen am nächsten Tag verkatert aufwachen, können sie sich an nichts mehr erinnern. Die Hotelsuite ist ein Trümmerfeld und der Bräutigam verschwunden. Die Zeit drängt, der Hochzeitstermin kommt immer näher. Verzweifelt versuchen die Buddys zu rekonstruieren was in dieser Nacht passierte. Blu-ray. Licht und Schatten gibt es auch bei der Organisation. „Die Wettkämpfe sind hervorragend organisiert, fast wie bei den richtigen Spielen“, sagte Tippelt. Ein Manko seien nur die meist halbleeren Zuschauerränge. „Es soll alles ausverkauft sein und Karten bekommt man auch keine mehr. Das ist sehr irritierend.“ Andreas Schirmer n Halo: Reach, dem von Bungie exklusiv für die Xbox 360 entwickelten Action-Game, kehrt der Spieler erneut in das legendäre Halo-Universum zurück. Als Mitglied der SpartansEliteeinheit Noble Team muss er alles geben, um auf dem Planeten Reach die zahlenmäßig deutlich überlegenen Covenants zu vernichten und ihren Vormarsch in Richtung Erde zu endgültig stoppen. Neben der packenden Kampagne, die zu viert gespielt werden kann, warten mehrere innovative Multiplayer-Modi, die wochenund monatelangen Spielspaß versprechen. Xbox 360 erdinand von Schirach hat die Leser im deutschsprachigen Raum begeistert und bewegt, wie es Büchern nur ganz selten gelingt. Nun legt der Autor und Strafverteidiger einen neuen Band Geschichten vor. Ein Mann bekommt zu Weihnachten statt Gefängnis neue Zähne. Ein Junge wird im Namen der Illuminaten fast zu Tode gefoltert. Die neun Biedermänner einer Blaskapelle zerstören das Leben eines Mädchens. Neue Fälle aus der Praxis des Strafverteidigers von Schirach, die der Autor von Schirach in große Literatur verwandelt hat. Schweini Top – Sido Flop W ie gut ist eigentlich der Autogramm-Service der Stars? Das wollte die Jugendzeitschrift Popcorn genau wissen und machte den Check. Getarnt als Fans wurden die 25 zurzeit angesagtesten Stars – von Lena und Justin Bieber bis Miley Cyrus – angeschrieben und um ein Autogramm gebeten. Das Ergebnis: die totale Pleite. Stars wie KeSha, Sido, Menowin oder Katy Perry haben auch nach sechs Wochen Wartezeit nicht geantwortet – im Gegensatz zu Bastian Schweinsteiger, der bereits nach vier Tagen ein Autogramm schickte: top Service, Schweini! Von insgesamt 25 Promis meldeten sich nach sechs Wochen Wartezeit gerade mal weitere vier zurück. Platz zwei – nach Schweini – besetzen Queensberry, die allerdings bereits schon 12 Tage Wartezeit aufwiesen. Gefolgt von Mehrzad mit 14 Tagen, Justin Bieber mit 17 Tagen und Der Checker mit 19 Tagen Reaktionszeit. dpa 16 PRÄVENTION Ausgabe 17 / 20. August 2010 Gesundheit und mehr... Testosteron-Gaben bergen Risiko D ie Behandlung mit dem Sexualhormon Testosteron erhöht bei älteren Männern das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung bis hin zu einem Herzinfarkt. Auf dieses Ergebnis einer Studie weist die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) in Wiesbaden hin. Die Untersuchung sollte zeigen, ob eine künstliche Testosteron-Zufuhr die Mobilität der Männer im Alter verbessern kann. Obwohl sich nach einigen Wochen eine höhere Arm- und Beinkraft bei den Teilnehmern feststellen ließ, musste die Studie abgebrochen werden. Bei vielen der mit Testosteron behandelten Männer traten Herz-KreislaufErkrankungen auf. Ärzte sollten ihren Patienten eine dringend notwendige Testosterontherapie trotz dieser Ergebnisse nicht vorenthalten, sagt der DGIM-Vorsitzende Prof. Hendrik Lehnert. Weitere Studien hätten bisher keinen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Testosteron und vermehrten Herz-Kreislauf-Erkrankungen feststellen können. Mit steigendem Alter sinkt bei Männern im Allgemeinen der Testosteronwert im Blut. Sie verlieren an Kraft und Beweglichkeit. Manche Männer nehmen daher künstliches Testosteron ein, um ihre Muskeln zu stärken. Auch Patienten, die unter „Hypogonadismus“ leiden, kann die Therapie helfen. Bei dieser Erkrankung produzieren die Keimdrüsen zu wenig Testosteron. Sie kann auch bei jüngeren Männern auftreten. Ein sehr ausgeprägter Mangel des Sexualhormons hätte erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität des Patienten. dpa Alter spielt nur Nebenrolle N SCHLAFWANDLER Riskanter Nachtmarsch D Eltern schlafwandelnder Kinder sollten daher Vorkehrungen treffen, dass sich die Kinder bei ihren Ausflügen nicht verletzen. Dazu gehört, gefährliche Gegenstände aus dem Kinderzimmer zu räumen sowie Außentüren und Fenster vorsichtshalber zu verschließen. Wichtig ist, schlafwandelnden Kindern ruhig zuzusprechen und sie wieder ins Bett zu legen. Keinesfalls sollte man sie wecken, rät Kunz. Sie schlafen anschließend weiter und wissen am Morgen nichts mehr von den aufregenden Ereignissen der Nacht. „Schlafwandeln ist bei Kindern nichts Schlimmes“, betont Kunz. „In aller Regel wächst es sich aus.“ Der Somnambulismus zählt zu den Parasomnien. Das sind Schlafstörungen, die beim Erwachen, beim teilweisen Erwachen oder bei Schlafstadienwechsel auftreten und den Schlafprozess unterbrechen. Leider werde das Phänomen etwas vernachlässigt, sagt Dieter Kunz von der Abteilung Schlafmedizin am St. Hedwig-Krankenhaus in Berlin. Nur wenige Schlafmediziner und Neurologen befassten sich damit. Etwa 30 Prozent der Kinder und 1 Prozent der Erwachsenen schlafwandeln, erläutert Kunz. Bei Kindern tritt das Phänomen oft in der Pubertät auf und kann mehr oder weniger stark ausgeprägt sein. Bei manchen äußert es sich so, dass sie sich nur kurz im Schlaf aufsetzen. „Das bekommen viele gar nicht mit.“ Man vermute, dass ein „Ausreifungsdefizit des Gehirns“ dahinter steckt, erläutert der Schlafforscher. Dieses „mismatch“ – das sind Fehlverschaltungen der Nervenzellen im Gehirn – wachse sich meist bis zum 25. Lebensjahr aus. Bei den Betroffenen tritt das Phänomen danach nicht mehr auf. F ür eine Organspende spielt das Alter des Spenders nur eine untergeordnete Rolle. Entscheidend sei vielmehr der Zustand der Organe zum Zeitpunkt der Spende, erläutern die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Köln (BZgA) und die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) in Frankfurt. Daher sei es auch weder nötig noch sinnvoll, sich zu Lebzeiten ärztlich untersuchen zu lassen, wenn man sich zu einer Organspende bereiterklärt. Wer möchte, könne allerdings Vorerkrankungen in seinem Organspendeausweis vermerken. Die beiden Institutionen empfehlen, den Ausweis immer dabei zu haben, da potenzielle Organspender nirgends registriert werden. Sinnvoll sei außerdem, seine Angehörigen über die eigene Spendenbereitschaft zu informieren. dpa Sicherheit gibt es nicht“, betont Kunz. ie gängige Vorstellung vom Schlafwandler lässt viele schmunzeln: Da krabbelt jemand nachts aus dem Bett, tapst im Dunkeln mit ausgestreckten Armen in Haus und Garten umher und kehrt schließlich völlig unversehrt ins Bett zurück, ohne von seinem Ausflug überhaupt etwas mitbekommen zu haben. Doch so lustig ist Schlafwandeln nicht. Bei Erwachsenen kann die Somnambulismus genannte Schlafstörung sogar auf Erkrankungen des Gehirns hindeuten. Sie sollten daher umgehend einen Arzt aufsuchen. Anders sieht die Lage jedoch aus, wenn Schlafwandeln erstmals bei Erwachsenen auftritt, sagt Prof. Jürgen Zulley, Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums am Bezirksklinikum Regensburg. „Es kann mit bestimmten Anfallsleiden verwechselt werden“, erläutert der Schlafforscher. Und es könnte auf Verwirrtheitszustände hindeuten. „Wenn ein Erwachsener zum ersten Mal schlafwandelt, sollte er daher zum Neurologen gehen, um andere Erkrankungen auszuschließen.“ Bei Kindern ist Schlafwandeln nichts Schlimmes – bei Erwachsenen kann allerdings eine ernstzunehmende neurologische Störung dahinter stecken. Foto: dpa Beim Schlafwandeln werden laut Kunz in der Tiefschlafphase motorische Programme abgerufen, die nicht beabsichtigt sind. Ein „Abschaltmechanismus“, der im Schlaf normalerweise die Skelettmuskulatur lahmlegt, funktioniere nicht, ergänzt Uwe Meier, Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Neurologen in Krefeld. Laut Kunz kann Schlafwandeln bei Erwachsenen auch eine Nebenwirkung von eingenommenen Psychopharmaka sein. Es sei auch nicht ganz auszuschließen, dass andere schwerere Erkrankungen wie ein Hirntumor dahinterstecken. Auch er rät daher dazu, möglichst schnell ein neurologisch-psychiatrisches Schlaflabor aufzusuchen und der Sache auf den Grund zu gehen. Felix Rehwald „Dann laufen wir herum.“ Dessen sind sich die Menschen, die schlafwandeln, nicht bewusst. Sie haben bei ihren nächtlichen Ausflügen daher keine Angst – was riskante Handlungen während des Schlafwandelns erklärt, aber nicht bedeutet, dass Schlafwandlern unterwegs nichts passieren kann. „Die traumwandlerische N VORSORGE Depressive haben hohes Diabetes-Risiko D epressive haben ein höheres Risiko, an Diabetes Typ 2 erkranken. Denn die Krankheit verstärkt die Risikofaktoren Übergewicht und Bewegungsmangel. Darauf weist die Deutsche DiabetesGesellschaft (DDG) in Bochum hin. Depressive Störungen können zudem zu einem stressbedingten Anstieg der Kortisolwerte im Blut führen. Dieses Hormon fördert zugleich die Insulinresistenz, so dass der Zucker aus dem Blut nicht ausreichend in die Körperzellen eingebaut werden kann (Diabetes Typ 2). Menschen mit Depressionen sollten sich deshalb gezielt auf diese Diabetesform untersuchen lassen. Im Vergleich zu Diabetikern ohne Depressionen leiden depressive Diabetiker elfmal häufiger an Komplikationen an den kleinen Blutgefäßen. Die Gefahr von Schädigungen an den großen Gefäßen, die zu einem Herzinfarkt führen können, ist um das 2,5-Fache erhöht. Laut DDG kann aber auch eine bestehende Diabetes-Erkran- kung das Risiko erhöhen, an einer Depression zu erkranken. Die negativen Folgen sind dabei besonders hoch, da die Behandlung eine aktive Mitarbeit des Patienten erfordert. „Depressionen stellen hierbei eine große Barriere dar“, sagt Bernhard Kulzer, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Psychologie der DDG. Damit steige die Gefahr von Komplikationen wie Fußamputation oder Erblindung. Betroffene Diabetiker sollten sich deshalb immer psychologisch betreuen lassen. dpa Foto: André Kempner N AM RANDE Blutzuckeruntersuchung Diabetes-Prävention. zur FITNESS, BEAUTY & WELLNESS 17 Ausgabe 17 / 20. August 2010 Gesundheit und mehr... N ENTSPANNUNG N AM RANDE Stille und Effizienz: Der Garten als Arbeitsplatz H einz K. war beim ersten Mal sehr skeptisch: Erde zerkrümeln und mischen, welke Blätter und Blüten abzupfen, pflanzen und gießen. Das hört sich so gar nicht nach medizinisch wirksamer Maßnahme an. Aber es macht Spaß, und irgendwie fiel es ihm am Ende der Therapie dann plötzlich leichter, die Bewegungen beider Hände zu koordinieren. Inzwischen liebt er die entspannte Atmosphäre zwischen den Pflanzen, den Geruch nach Erde und Grün. Vielleicht gelingt es ihm so doch, die Folgen seines schweren Unfalls zu überwinden. Heinz K. ist ein Patient der Klinik für neurochirurgische und neurologische Rehabilitation in Hattingen-Holthausen (Nordrhein-Westfalen). Die Klinik setzt auf Gartentherapie. „Die Gartentherapie macht sich die anregenden und gleichzeitig entspannenden Eigenschaft von Garten und Pflanzen zunutze“, erklärt Kliniktherapeut Andreas Niepel, „und sie hat damit erstaunliche Erfolge“. Nicht nur Schädel-HirnTrauma-Patienten wie Heinz K. verbesserten im Umgang mit Garten und Pflanze ihre Konzentration und Feinmotorik. Auch Kinder lernen in Therapiegärten motorische Störungen zu überwinden, wie beispielsweise im Heilpädagogischen Kindergarten Holzminden. Unbewusst nebenbei beim Spielen, Toben und Buddeln müssen sie schwache Muskelpartien stärken, fehlende Koordination einüben und ihren Gleichge- den Duftgarten kann man nicht gehen, ohne zu schnuppern, zu tasten und zu fühlen. Dass die Sinne dabei wach bleiben, das geschieht so ganz nebenbei. spüren“. Erleben wie ein junges Pflänzchen wächst, das man selbst gepflanzt hat, wie es zur Blüte kommt und Frucht trägt – das lehrt auf einfache Weise, Entwick- Wer nicht im Grünen arbeiten kann, lässt den Blick ab und zu auf Pflanzen ruhen. Foto: dpa wichtssinn trainieren. Die Therapeuten greifen behutsam steuernd dabei ein. Eines der Geheimnisse von Gartentherapie ist der „Aufforderungscharakter“ von Pflanzen und Gärten. Nicht der Therapeut will etwas von dem Patienten, sondern die Pflanze signalisiert mit schlaffen Blättern, dass sie dringend gegossen werden muss. Der Kletterberg will erobert werden, auch wenn die Stufen den Kinderbeinchen noch so schwer fallen. Durch So wie viele gesunde Menschen den Garten nutzen, um abzuschalten, und die eigene Kreativität zu spüren, so hilft er auch psychisch Kranken, stärker in Einklang mit sich selbst zu kommen. Patienten der sozialtherapeutischen Gemeinschaft Hof Sondern formulieren das so: „Im Garten lerne ich die eigenen Grenzen kennen“, „Gartenarbeit hilft mir bei einer realistischen Se lb s te i ns chätzu ng“ , „Mir hat die Erdung geholfen: Man kann auf den Boden kommen, sich lungen Raum zu geben und abzuwarten. Stellen sich dann Erfolgserlebnisse ein, wachsen Zufriedenheit und Selbstbewusstsein. Ein großes Stück Lebensqualität können Gärten für Menschen mit Demenz bedeuten. Viele von ihnen treibt innere Unruhe zu ständiger Bewegung, zu einer Flucht aus einengenden Räumen. Der geschützte Gartenraum erlaubt es ihnen, selbstständig nach draußen zu gehen und ihrem Bewegungs- bedürfnis nachzukommen. Da mittelfristiges und Kurzzeitgedächtnis versagen, kommen den Kindheitserinnerungen besondere Bedeutung zu. Im Garten spielen von klein auf vertraute Pflanzen wie Rose, Tulpe, Osterglocke, Aster, Flieder, Apfelbaum eine wichtige Rolle. Sie rufen verschüttete Erinnerungen wach und geben ein Stück Orientierung in zunehmend beängstigender Umwelt. Ilse Copak, Gartenplanerin am Alexianer-Krankenhaus Münster entwickelte ein paar Regeln, die sich auch auf den eigenen kleinen Garten von Demenzkranken übertragen lassen. Bewährt hat sich ein zusammenhängendes „Endloswege“-System, das den verwirrten Menschen durch den Garten und wieder zum Ausgangspunkt zurückführt. Ungünstig sind Wegekreuzungen oder Sackgassen, die den Patienten zum entschlusslosen Verharren veranlassen. Auch auffälliger Materialwechsel lässt die Füße stocken. Mühelos begangen wird dagegen ein einheitlicher Untergrund, der sich deutlich von der Umgebung abhebt. Türen nach draußen verleiten, den Garten zu verlassen. Sie sollten möglich unauffällig aus Rasenpflaster gebaut und durch Büsche und Pflanzungen kaschiert werden. Helga Panten N FITNESS Die Fettverbrennung richtig ankurbeln usdauer ist wichtig beim Sport. Dass aber die Fettverbrennung erst nach 30 Minuten einsetzt, gehört zu den Mythen, die sich hartnäckig halten, obwohl sie falsch sind, sagt Prof. Ingo Froböse vom Zentrum für Gesundheit der Deutschen Sporthochschule Köln. „Die Wahrheit ist, dass der Körper im Wesentlichen vier verschiedene Energiebereitstellungssysteme besitzt, auf die er je nach Anforderung und Situation zurückgreift.“ A und der Fettstoffwechsel die größte Rolle. Beide Systeme laufen nahezu immer parallel ab, wobei sich je nach Anforderung der Anteil der Energiebereitstellung verschiebt. „Der Fettstoffwechsel ist jener Stoffwechsel, der auf Grund eines riesigen Reservoirs an Fettspeichern unser größtes Depot darstellt“, erklärt Froböse. Ein 70 Kilogramm leichter Mann zum Beispiel habe etwa 180 000 Kilokalorien Fett gespeichert. Sport, allerdings ist er dem Wissenschaftler zufolge bei Untrainierten deutlich weniger effektiv als bei Trainierten. „Selbst zu Beginn der körperlichen Arbeit ist der Fettstoffwechsel unmittelbar beteiligt und sorgt für ausreichend Energie im Sport.“ Allerdings dominiere gerade bei Untrainierten der Zuckerstoffwechsel am Anfang, während Trainierte bereits zu Beginn mehr Fette als Zucker verbrauchten. Im Alltag und beim Sport spielen der Zuckerstoffwechsel Der Fettstoffwechsel ist nahezu immer aktiv, auch beim Der Fettstoffwechsel sollte als wichtigste Energiequelle im Alltag und Sport regelmäßig einbezogen werden, rät Froböse. „Hierzu ist es notwendig, dass bei allem, was getan wird, dem Muskel ausreichend Sauerstoff zur Verfügung steht. Denn Muskeln können Fette nur verbrennen, wenn sie Sauerstoff zur Verfügung haben.“ Wer zum Beispiel läuft ohne zu schnaufen, geht damit auch den Fetten an den Kragen. „120 Millionen Fettzellen können sich zwar wehren, aber gegen einen funktionierenden Stoffwechsel haben auch sie keine Chance.“ Nina C. Zimmermann Arbeit: Haut braucht Schutz W er viel im Freien arbeitet, muss seine Haut vor UVStrahlung schützen. Die Haut selbst kann das nicht. Auch regelmäßiger Aufenthalt im Freien härtet sie nur geringfügig gegen Sonnenstrahlung ab. Das ist das Ergebnis einer Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin in Dortmund. Bei den meisten Beschäftigten mit ständiger Arbeit im Freien stieg der Eigenschutz der Haut durch das Einlagern von Pigmenten und Verdickung der oberen Hautschichten in einem Jahr um den Faktor 1,5. Das ist vergleichbar mit dem Lichtschutzfaktor 1,5. Personen mit stärker pigmentierter Haut, die ihren Rücken in der Freizeit häufig der Sonne aussetzen, erreichten das Niveau von Lichtschutzfaktor 2. Die Bundesanstalt warnt allerdings vor der Annahme, dass die Haut durch regelmäßigen Sonnenkontakt „abgehärtet“ wird. Dadurch erhöhe sich nur das Hautkrebsrisiko. dpa Nüsse bessern Blutfettwerte auf M enschen, die auf ihre Figur achten, meiden Nüsse oft, weil sie die vielen Kalorien fürchten. Dabei zeigen Studien, dass die Knabberkerne das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich senken. Wissenschaftler der Loma-Linda-Universität in Kalifornien (USA) werteten kürzlich 25 Untersuchungen aus, die bestätigten, dass Nüsse die Blutfettwerte verbessern. Bereits 67 Gramm täglich verringerten die Cholesterin- und Triglyzeridwerte. Die Kerne nützen vor allem schlanken Personen, die viel „schlechtes“ LDLCholesterin im Blut haben. dpa Kritzeln aktiviert das Gehirn G edankenloses Kritzeln kann die Gedächtnisleistung verbessern. Denn durch die motorische Aktivität wird das Gehirn an den Stellen besser durchblutet, die für Aufnahme und das Verarbeiten von Informationen wichtig sind. Das hat eine Studie der Universität Plymouth (Großbritannien) ergeben. Dabei mussten sich Testpersonen ein Telefonat anhören, bei dem ihnen jemand mit monotoner Stimme Namen vorlas, die zu einer Party gehen wollten. Die Zuhörer sollten sich merken, welche der Eingeladenen zugesagt hatten. Ein Teil der Probanden durfte während des Telefonats auf einem Papier Kästchen ausmalen. Die Auswertung ergab, dass die Namen der Personen besser erinnert werden konnten, wenn dabei nebenbei gekritzelt wurde: Die Quote der richtigen Zuordnung lag um 29 Prozent höher. Zudem waren auch andere Inhalte des Telefonats besser im Gedächtnis hängen geblieben. dpa 18 IHR GELD, IHR RECHT Ausgabe 17 / 20. August 2010 Gesundheit und mehr... N DATENSCHUTZ Street-View-Gegner sollten rasch aktiv werden D Wie läuft das Verfahren ab? er Straßenbilderdienst Street View des Internet-Konzerns Google soll schon in diesem Jahr auch für die 20 größten deutschen Städte zur Verfügung stehen. Wer nicht möchte, dass er selbst, sein Haus oder sein Auto auf den detaillierten Straßenansichten zu sehen ist, kann dagegen Widerspruch einlegen. Vorab ist dies vier Wochen lang bis zum 15. September möglich. Wir haben die Antworten auf die wichtigsten Fragen zusammengetragen. Nach einem Widerspruch erhält der Betroffene zunächst eine Eingangsbestätigung sowie häufig die Aufforderung, sein Wohnhaus genauer zu identifizieren. Ein Grund ist, dass Hausnummern auf den Google-Bildern oft nicht erkennbar sind – was Datenschützer auch sinnvoll finden. Daher erfolgt die Identifizierung entweder über von Google über ein Formular abgefragte nähere Angaben oder über Satellitenbilder. Gefragt wird etwa nach der Farbe des Hauses oder Besonderheiten wie Balkonen oder markanten Nachbargebäuden. Für die Nutzung von Satellitenbildern will Google ein InternetWerkzeug zur Verfügung stellen, mit dem das eigene Wohnhaus praktischerweise gleich online gekennzeichnet werden kann. Wer hat ein Widerspruchsrecht? Gegen die Veröffentlichung von Aufnahmen der eigenen Person, des eigenen Autos oder der eigenen Wohnung kann grundsätzlich jeder per E-Mail an [email protected] oder per Brief an Google Germany GmbH, Street View, ABC-Straße 19, 20354 Hamburg, Widerspruch einlegen. Hausbesitzer in Hamburg wehren sich gegen das großflächige Abfotografieren von Straßen und Plätzen: Protestschild eines Eigenheim-Besitzers gegen das Google Street-View. Foto: ddp Gibt es Vorlagen für dieses Widerspruchsschreiben? oder online ausgefüllt werden. Von der Internetseite des Bundesverbraucherschutzministeriums können Musterschreiben heruntergeladen Was ist beim Widerspruch zu beachten? Was passiert nach Ablauf der Vier-Wochen-Frist? Besitzer oder Mieter von Wohn- N AKTUELLE URTEILE Verlust des Honoraranspruchs P der Bilder zu bearbeiten und die Gebäude durch eine Verschleierungstechnik unkenntlich zu machen. Bereits eingelegte Widersprüche sollen automatisch mit berücksichtigt werden. N ALG II §E atienten müssen eine Schönheits-Operation nicht bezahlen, wenn der persönlich verpflichtete Chefarzt nicht selbst operiert hat. So urteilte das Oberlandesgericht Koblenz. Dies gelte auch dann, wenn der Eingriff sachgemäß und fehlerfrei verliefe. In diesem Fall ließ sich die Klägerin vor der Operation vom Chefarzt beraten. Sie vertraute ihm und wollte von ihm operiert werden. Nach dem Eingriff erfuhr sie, dass sie ihr neues Aussehen nicht dem Chefarzt sondern einem angestellten Arzt zu verdanken hatte. Sie focht den Behandlungsvertrag wegen arglistiger Täuschung an und forderte das Honorar in Höhe von 7765 Euro zurück. Das Gericht gab der Klage in zweiter Instanz zum größten Teil Recht. Da half auch der Hinweis des Chefarztes nicht, er hätte den persönlichen Eingriff nicht zugesagt. Die Richter begründeten ihre Entscheidung damit, dass die ärztliche Pflichterfüllung bei einer freiwilligen Schönheitsoperation an den operierenden Chirurgen gebunden sei. Dies sei anders zu handhaben als bei medizinisch notwendigen Eingriffen. Da der Chefarzt die vertragliche Leistung nicht persönlich erbracht habe, habe er auch keinen Vergütungsanspruch. Das Geld müsse er der Klägerin zurückerstatten. (Az.: 5 U 1309/07) Berufung muss gut begründet sein K häusern können bis zum 15. September vorab Widerspruch gegen die Veröffentlichung von Bildern dieser Gebäude einlegen. Google hat zugesagt, alle fristgemäßen Widersprüche vor der Freischaltung Auch nachträgliche Widersprüche sollen innerhalb von zwei Monaten berücksichtigt und die Aufnahmen unkenntlich gemacht werden. Dafür steht im Street-View-Dienst eine Meldefunktion zur Verfügung. Der Nachteil ist, dass beanstandete Bilder dann vorläufig im Internet zu sehen sind. AFP läger, die in Berufung gehen, müssen auf alle Gründe der arbeitsgerichtlichen Entscheidung eingehen. So urteilte das Landesarbeitsgericht (LAG) Rheinland-Pfalz in Mainz. Sofern sie sich nur mit einzelnen Argumenten des Gerichts auseinandersetzen, sei die Berufung insgesamt unzulässig. Das LAG wies damit die Berufung eines Arbeitgebers gegen eine Entscheidung des Arbeitsgerichts Trier zurück. Der Arbeitgeber hatte einem Mitarbeiter aus betrieblichen Gründen gekündigt, ihm zugleich aber eine Weiterbeschäftigung unter geänderten Arbeitsbedingungen angeboten – eine sogenannte Änderungskündigung. Das Arbeitsgericht Trier hatte die Kündigung jedoch in einem umfassend begründeten Urteil als sozial nicht gerechtfertigt beurteilt. In seiner Berufungsschrift ging der Arbeitgeber nur auf einen Teil der Urteilsgründe ein. Das Gericht wertete die Berufung daher „ohne sie in der Sache zu prüfen“ bereits als unzulässig. (Az.: 2 Sa 740/09) Erbschaft wird angerechnet rbt ein Hartz-IV-Empfänger Geld, muss er dies zunächst für seinen Lebensunterhalt einsetzen. Ein Erblasser kann nicht testamentarisch verfügen, dass dem Arbeitslosen nur soviel vom Erbe ausgezahlt wird, dass dieser seinen Hartz IV-Status nicht verliert. Die zuständige Behörde darf ihre Leistungen einstellen. Das geht aus einer Entscheidung des Sozialgerichts Dortmund (Az.: S 29 AS 309/09 ER) hervor. Außerdem sei ein solches Testament sittenwidrig. In diesem Fall hatte eine Mutter ihrem 52-jährigen Sohn, einem Langzeitarbeitslosen aus Dortmund, rund 240 000 Euro vererbt. In ihrem notariellen Testament hatte die Mutter ihren Bruder als Testamentsvollstrecker eingesetzt. Sie verfügte, dieser habe dafür zu sorgen, dass der Sohn in den Genuss der Früchte des Nachlasses komme, ohne dass ihm die staatlichen Zuwendungen verloren gingen. Erbt ein ALG-II-Bezieher Geld, so muss er es auch für seinen Lebensunterhalt einsetzen. Foto: Volkmar Heinz Der Sohn sollte Geldbeträge für Geschenke oder Hobbys erhalten, soweit diese nicht auf seine Sozialleistungen angerechnet würden. Das JobCenter stellte daraufhin die Zahlung des Arbeitslosengeldes II ein und wies darauf hin, der Mann solle das geerbte Vermögen verbrauchen. Zu Recht, so die Richter. Um seine Hilfsbedürftigkeit zu beenden und an das Erbe zu ge- langen, müsse der Sohn das Testament als sittenwidrig erklären lassen. Der Erbe könne nicht sämtliche Annehmlichkeiten aus dem Nachlass finanziert bekommen, während für den Lebensunterhalt der Steuerzahler aufkommen solle. Der gesunde und erwerbsfähige Antragsteller benötige nicht die Fürsorge seiner Mutter, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. dpa SOZIALES 19 Ausgabe 17 / 20. August 2010 Gesundheit und mehr... N ROLLENTAUSCH N AM RANDE Wenn Kinder kranke Eltern pflegen W amt kommen und ihnen die Kinder wegnehmen könnte“, sagt Kathrin Hornung vom Hamburger Modellprojekt „Supakids“, einer Anlaufstelle für betroffene Eltern und Kinder. Diese Sorge sei in den meisten Fällen zwar unbegründet. Aus dem Teufelskreis aus Scham und Schweigen kommen viele Familien aber nicht heraus. enn Mama oder Papa krank sind, ist das für Kinder schlimm. Sie sorgen sich um ihre Eltern. Häufig kommt noch eine weitere Belastung hinzu: Sie helfen dem kranken Elternteil, entlasten und unterstützen ihn. „Wenn jemand in der Familie chronisch krank ist, nimmt das Einfluss auf die gesamte Familie“, sagt die Pflegewissenschaftlerin Sabine Metzing-Blau von der Universität Witten-Herdecke. Metzing-Blau leitet seit 2004 eine Studie, die das Leben von Kindern chronisch kranker Eltern beleuchten soll. „Die Kinder füllen die Lücken, die entstehen“, sagt sie. Kann Mama zum Beispiel nicht mehr kochen, weil es zu anstrengend ist, übernehmen das die Kinder, sofern Papa nicht in der Nähe ist. Besonders schwierig ist die Situation für Alleinerziehende. „Kein Elternteil tut das freiwillig, sich von seinem Kind pflegen zu lassen“, sagt Metzing-Blau. Sie und ihr Team haben mit 81 betroffenen Kindern und Eltern gesprochen. Ihr Fazit: Oft wachsen Familien ungewollt in die Pflegesituation hinein, auch deshalb, weil qualifizierte Beratungen fehlen. „Viele Familien haben keine angemessene Unterstützung von außen“, sagt Metzing-Blau. Zwar helfen Krankenkasse, Pflegeversicherung und Sozialamt, wenn es um die Bewilligung von Pflegegeldern geht. Aber nur eine 24-Stunden-Betreuung wäre auch beim nächtlichen Toilettengang zur Stelle - und die gibt es in den meisten Fällen nicht. Genaue Zahlen darüber, wie viele „kleine Pfleger“ in Deutschland leben, gibt es nicht. Viele betroffene Familien leben unauffällig im Verborgenen, meist aus Scham und Angst vor übereifrigen Behörden. „Viele Eltern haben Angst, dass das Jugend- Bestattung: Nicht ohne Sarg Kinder von behinderten Eltern übernehmen häufig deren Aufgaben im Haushalt. Unterstützung von außen zu bekommen, ist dagegen für viele Familien schwierig. Foto: dpa Anlaufstelle für betroffene Familien „Eine zentrale familienorientierte Anlaufstelle, die die Bedürfnisse der Betroffenen aufgreift, gibt es in Deutschland bislang nicht“, sagt die Pflegewissenschaftlerin Sabine Metzing-Blau von der Universität Witten-Herdecke. Ihr Institut hat die Webseite www. kinder-kranker-eltern.de ins Leben gerufen. Dort gibt es unter anderem Informationen über verschiedene Krankheiten und eine Datenbank mit bundesweit 45 Hilfsangeboten. Wieterführende Informationen im Internet: Projekt SupaKids: www. supakids.de; Bundesverband behinderter und chronisch kranker Eltern: www.behinderte-eltern.de; COSIP Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf: www.uke. de/kliniken/kinderpsychiatrie/ index_23150.php Vor allem Jugendliche schämen sich oft für die Krankheit der Eltern und sprechen das Thema in ihrem Freundeskreis gar nicht erst an. Wenn auch zu Hause nicht darüber gesprochen wird, gibt es für die Kinder meist niemanden, dem sie sich mit ihren Sorgen und Ängsten anvertrauen können. „Man macht die Situation nicht besser, indem man nicht darüber redet“, versucht Hornung den Familien immer wieder klar zu machen. Offenheit propagiert auch der Bundesverband behinderter und chronisch kranker Eltern in Hannover. Geschäftsführerin Kerstin Blochberger sagt: „In der Öffentlichkeit fehlt größtenteils noch das Verständnis für das Problem.“ Chronisch kranke oder behinderte Eltern erfahren eher Vorwürfe als Unterstützung. Wie könne man einem Kind das antun? Man habe doch vorher gewusst, dass man im Rollstuhl sitzt oder depressive Anfälle einem das Leben schwer machen. S achsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen lehnen Bestattungen ohne Sarg für Muslime ab. Eine Novelle des Bestattungsgesetzes sei nicht geplant, sagte eine Sprecherin des sachsenanhaltischen Sozialministeriums und bestätigte damit einen Bericht des Radiosenders MDR Info. Den Sargzwang aufzuheben und somit Bestattungen nach islamischem Brauch im Baumwolloder Leinentuch zu ermöglichen, ist demnach auch in Thüringen und Sachsen nicht geplant. Der Sprecher des sächsischen Sozialministeriums, Ralph Schreiber, verwies auf bereits bestehende Ausnahmeregeln. Das sächsische Bestattungsgesetz sei flexibel genug und nehme auf religiöse Besonderheiten Rücksicht. „Das heißt, dass die Bestattung des Leichnams in Richtung Mekka gewährleistet wird und auf Wunsch auch die Gestaltung des Grabes durch die Angehörigen erfolgen kann“, sagte Schreiber dem Sender. Der Berliner Senat hatte Anfang August angekündigt, den Sargzwang auf städtischen Friedhöfen mit einem muslimischen Grabfeld aufzuheben. ddp Bildungscard: Start Mitte 2011 D Wer dennoch wagt, um Hilfe zu bitten, hat oft einen langen Weg vor sich. „Das ist ein Gang durch die Institutionen und ohne einen Anwalt an der Seite erreicht man häufig nichts“, sagt Blochberger. Ihr Verband fordert, Betroffenen zumindest für schwierige Phasen eine Elternassistenz zur Seite zu stellen. In der Realität ist das derzeit aber noch der Ausnahmefall. Meist organisieren Familien ihre Hilfen ganz alleine. Vivien Leue ie umstrittene elektronische Bildungs-Card für Hartz-IV-Kinder soll bis Mitte nächsten Jahres in ersten Modellregionen starten. „Dadurch wollen wir die Hilfe direkt zu den Kinder bringen und benachteiligte Familien aus ihrer Isolation befreien“, sagte Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) in Berlin. Wie aus Regierungskreisen verlautete, kann die vom Jobcenter ausgegebene Bildungs-Card je nach Bedarf mit unterschiedlichen Geldbeträgen ausgestattet werden. Am 20. Oktober 2010 soll das Bildungspaket für bedürftige Kinder und Jugendliche im Kabinett verabschiedet werden. ddp N GESETZESÄNDERUNG Lärmende Knirpse sind kein Klagegrund D ie Bundesregierung will einem Zeitungsbericht zufolge Klagen gegen Kinderlärm und Kindertagesstätten in Wohngebieten deutlich erschweren. „Kinderlärm ist doch keine schädliche Umwelteinwirkung, vor der die Bürger mit einem Gesetz geschützt werden müssen“, sagte Bundesbau- und Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU). Spielende Kinder sollen keinen juristischen relevan- „Wir werden die Rechtsten Klagegrund mehr darstellen können. Foto: ake lage deshalb ändern.“ Hermann Kues (CDU), Parlamentarischer Staatssekretär im Familienministerium, sagte der Zeitung, „Toleranz und Akzeptanz gegenüber dem Lachen, Kreischen, Singen und Rufen spielender Kinder muss eine Selbstverständlichkeit sein“. Die Gespräche könnten nach der Sommerpause abgeschlossen werden. Baugesetzbuches. Danach sollen Kindertagesstätten künftig in allen Wohngebieten zulässig sein. Bisher mussten die Kommunen Ausnahmegenehmigungen erteilen. Angestrebt wird demnach auch eine Klarstellung im Bundesimmissionsschutzgesetz, dass Kinderlärm nicht mehr als schädliche Umwelteinwirkung betrachtet wird. Geplant ist demnach unter anderem eine Novelle des Der Bundesrat hatte sich bereits im März für einen wohlwollenderen Umgang mit Kinderlärm eingesetzt. Die Länderkammer hatte ebenfalls gefordert, Kinderlärm nicht mehr als schädliche Umwelteinwirkung im Sinne des Immissionsschutzrechts einzustufen und außerdem Kitas generell auch in reinen Wohngebieten zuzulassen. Als erstes Bundesland hatte Berlin im Februar sein Immissionsschutzgesetz zugunsten der Kinder geändert. AFP 20 SPORT Ausgabe 17 / 20. August 2010 Gesundheit und mehr... N MOTORSPORT Noch dreht der siebenfache Motorrad-Weltmeister seine WM-Runden auf einer japanischen Yamaha: Doch im kommenden Jahr steigt Superstar Valentino Rossi auf die italienischen Edel-Rösser von Ducati um. Seine Mechaniker nimmt der in London lebende Fahrer gleich mit. Fotos: AFP Made in Italy: Rossi wird ein „Roter“ D er Start in die „TraumEhe“ war alles andere als standesgemäß. Lediglich eine lapidare Pressemitteilung verkündete die Zusammenarbeit des italienischen Herstellers Ducati und MotorradSuperstar Valentino Rossi. Von Januar 2011 an gehen die beiden Erfolgsmarken „Made in Italy“ zusammen an den Start. „Sobald er zum ersten Mal eine Ducati fährt, werden wir zusammen an jedem noch so kleinen Detail arbeiten, um ein Motorrad zu entwickeln, welches sein großartiges Talent voll zur Geltung bringen wird“, versprach Filippo Preziosi, Generaldirektor von Ducati Corse. sel kam, ist der Stärke von Rossis Noch-Teamkollegen Jorge Lorenzo zu verdanken. Dem Spanier ist der Titel in der „Königsklasse“ MotoGP kaum noch zu nehmen. Das wurmt den „Doctor“. Immerhin war er es, der mit seinem Einstieg 2004 bei Yamaha das bis dahin zweitklassige Motorrad wieder konkurrenzfähig machte und bislang vier Titel für die Japaner einfuhr. Dass nun andere die Früchte seiner Arbeit ernten, schlug Rossi ebenso auf den Magen wie die kolportierte Uneinigkeit der beiden Seiten beim zukünftigen Gehalt des Piloten. Dies machte sich Ducati, unterstützt von potenten Geldgebern, zunutze. Angeblich 13 Millionen Euro soll Rossi jährlich erhalten. Das Warum und Wie der neuen Zusammenarbeit ist den Italienern völlig egal. „Das ist die Nachricht des Jahrzehnts. Jetzt gibt es wieder ein rein italienisches Siegerteam. Valentino und Ducati können ein neues Wunder vollbringen und seit 1972 den ersten rein italienischen WM-Sieg in der Königsklasse einfahren“, jubelte die „La Gazzetta dello Sport“ auf ihrer Homepage. Vor 38 Jahren hatte der legendäre Giacomo Agostini auf einer MV Agusta triumphiert. Für den „Corriere dello Sport“ ist es die „Hochzeit des Jahres“ und „Tuttosport“ verkündet in großen Lettern: „Rossi wird Rot“. Mit dem Wechsel zum italienischen Erfolgshersteller Auf die Nachricht hatte die Grand-Prix-Welt schon so lange und so sehnsüchtig gewartet. Nun ist es soweit, zwei Jahre lang wird der bislang neunmalige Champion versuchen, die als widerspenstig geltende „Rote“ aus Bologna zu zähmen und mit ihr neue Gipfel zu erklimmen. Dabei hob Rossi schon als Gegner die Marke Ducati. „Er ist der Größte, was unseren Siegen immer einen besonderen Wert gegeben hat“, meinte Preziosi. Dass es überhaupt zum Wech- Italiener Valentino Rossi fährt bald ein italienisches Bike. Schon bald trägt die rote Ducati Rossis bekannte Nummer „46“. Hier düst der künftige Teamkollege Nicky Hayden auf der „Duc“. Ducati sollten nun aber die Stimmen endgültig verstimmen, die Rossi in der Formel 1 bei Ferrari sehen wollen. Rossi hat gerade bei Yamaha gezeigt, dass er schnell auch mit anderen Maschinen umgehen kann. Wenn er das bei Ducati auch schafft, macht er sich in Italien unsterblich. Denn die „Rote“ gilt als schwer zu beherrschen. Viele Motorrad-Größen wie Max Biaggi (Italien), Sete Gibernau (Spanien) oder Nicky Hayden (USA) scheiterten. Nur der Australier Casey Stoner, der 2007 die WM nach Bologna holte, und ansatzweise Loris Capirossi (Italien) bändigten die „Wilde“. Rossi, der von vielen nur „Vale“ gerufen wird, hat mit seinem technischen Superhirn Jeremy Burgess im Gepäck eine Menge Arbeit vor sich, die frühestens nach dem Saisonende im November in Valencia beginnen kann. Möglich ist auch, dass Yamaha seinem fliehenden Angestellten aber auch erst ab 1. Januar 2011 die Freigabe erteilt. Dann würde die Zeit knapp, um gleich im ersten Jahr nach der Krone greifen zu können. Stefano Bruckner 21 Ausgabe 17 / 20. August 2010 Gesundheit und mehr... N VERLETZUNGEN Sommer, Sonne, Knochenbruch – Vorsicht bei Trendsportarten E erlebt das klassische Windsurfen gerade eine Renaissance. „Windsurfen ist im Gegensatz zu Sportarten wie Wakeboarding oder Kitesurfing auch für Sportler jenseits der 50 problemlos erlernbar“, so Dr. Hensler. Voraussetzung: ein guter Gleichgewichtssinn und Dehnübungen vor Sportbeginn, um den Körper auf die Bewegungen einzustellen. „Und falls es doch einmal zum Sturz kommt, ist das nicht weiter tragisch, Schwimmen gehört zu den gesündesten Formen der Fortbewegung“, ergänzt der Sportmediziner augenzwinkernd. gal ob Kitesurfing, Wakeboarding oder Nordic Blading: Kaum ein Sommer vergeht ohne neue TrendSportarten. Doch gerade bei Trends fehlt es den Sportlern häufig an Erfahrung und Ausrüstung. Die Folge: Volle Wartezimmer in Kliniken, Arztpraxen und bei Orthopäden. Sportmediziner haben die aktuellen Top 5 der Trendsportarten dieses Sommers einem RisikoCheck unterzogen: Wo ist die Verletzungsgefahr am höchsten, wo am niedrigsten? Kitesurfing: Hier mischt sich Wasser- mit Flugsport. Kitesurfing gehört zu den Trendsportarten mit dem größten Gefahrenpotential. Kitesurfer lassen sich von einem Lenkdrachen über das Wasser ziehen und vollführen aufsehenerregende Sprünge. „Kitesurfing ist spektakulär anzusehen, kann aber auch spektakuläre Verletzungen hervorrufen“, so der Sportmediziner Dr. Christian Hensler vom Klinikum Ortenau. „Dazu zählen neben Trümmerbrüchen im Knie- und Beinbereich auch Rippenbrüche oder Schädelfrakturen.“ Die richtige Ausrüstung sowie ein intensiver Vorbereitungskurs sind Pflicht: „Die Kitesurfer werden bei ihren Sprüngen mehrere Meter in die Luft gezogen, da ist volle Körperbeherrschung gefragt.“ Gleich welche Leistungsstufe: Auch beim Windsurfen besteht Verletzungsgefahr. Die Risiken finden sich weniger im Wasser, sondern eher durch fallende Segel oder spitze Board-Finnen. Foto: dpa Wakeboarding: An zweiter Stelle der risikoreichen Trendsportarten steht das Wakeboard, der kleine Bruder des Surfbretts. Die Mischung aus Wasserski und Wellenreiten ist ideal für Sommersportler, die es rasant mögen. Wer sich beim Wakeboarding ausprobieren möchte, sollte jedoch unbedingt Wasserski- oder Surf-Erfahrungen besitzen. Ansonsten drohen Prellungen, Muskelzerrungen oder sogar Knochenbrüche. Nordic Blading: „Inline Skaten mit Stöcken, das ist Nordic Blading“, sagt der Sportmediziner, „es ist schneller und fordernder als das geruhsame Nordic Walking und erfordert eine gewisse Grundfitness sowie ausgeprägte koordinative Fähigkeiten“. Das Verletzungsrisiko ist ähnlich wie beim Skaten: „Handschuhe, Gelenkschoner und Helm sind wichtig, sonst ziehen sich Stürzende Verletzungen wie Schürfwunden, Prellungen oder Knochenbrüche zu.“ Zudem sollten die Stöcke aus Kohlefaser sein, um die Bewegungen auf dem Asphalt gelenkschonend abzudämpfen. Windsurfen: Für einige Jahre etwas in Vergessenheit geraten, Beach-Volleyball: Spätestens seit die Teamsportart olympische Disziplin wurde, hat sich BeachVolleyball ganz nach oben auf der Beliebtheitsskala katapultiert. „Beach-Volleyball ist ideal für jüngere und ältere Menschen“, so Dr. Hensler. „Das Verletzungsrisiko ist gering, und als Mannschaftssportart steht das gemeinsame Erlebnis im Vordergrund.“ Ein wichtiger Tipp, den auch die Profis beherzigen: „Bei Sonne mit Kopfbedeckung spielen und auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten.“ Sonst besteht die Gefahr eines Hitzschlags, der sich durch Schwindel, Übelkeit und Kopfschmerzen bemerkbar macht. „Betroffene sollten schnellstmöglich einen schattigen Platz aufsuchen und den Körper beispielsweise durch Eis oder kalte Bäder abkühlen.“ dpa N GEWINNER Martin Kaymer – der neue Golfstar nach Bernhard Langer M artin Kaymers Leben gleicht einer Bilderbuch-Karriere. Perfekt abgeschirmt und von hoher Professionalität geprägt, hat der 25 Jahre alte Golfer aus Mettmann mit seinem ersten Major-Sieg in den USA eine Weltkarriere gestartet. Typisch Martin Kaymer: Hochkonzentriert und cool stand der Profi aus Mettmann nach dem größten Triumph seiner jungen Golfkarriere den Journalisten Rede und Antwort. Kaum eine Regung war im jugendlichen Gesicht des 25-Jährigen auszumachen, als der stille Star für seinen ersten Major-Titel bei der PGA Championship Lob aus aller Welt einheimste. 17 Jahre nach Bernhard Langers spektakulärem zweiten Major-Sieg ist Martin Kaymer in der Weltrangliste auf den fünften Rang vorgerückt und in die Fußstapfen des zweimaligen Masters-Siegers getreten. Ein Star, dessen Leben sich dramatisch verändern wird. Der aber nicht abheben oder ausflippen dürfte, weil er sich total im Griff hat. „Ich bin ein sehr normaler Typ. Die Welt denkt, wir Deutschen sind langweilig. Ich bin jetzt nicht langweilig, aber ich bin auch kein verrückter Typ. So wie ich mich auf dem Golfplatz verhalte, so bin ich auch privat“, schilderte Kaymer, „ich kann noch nicht realisieren, was passiert ist. Ich habe mein erstes Major gewonnen und bin erst seit vier Jahren dabei.“ Typisch Kaymer: Der Modellathlet erfüllt alle positiven Charakteristiken, die von einem Golfprofi seines Formats gefordert werden. Keine schrillen Storys, keine lauten Töne. Extreme Konzentrationsfähigkeit und Siegeswillen. Mustergültige Planung, durchstrukturiertes Leben, Trainingsfleiß bis zum Exzess. Bodenständig. Pflicht- bewusst. Wie ein perfekter Schwiegersohn vielleicht, aber nicht „Everybody’s Darling“. Dazu geht Martin Kaymer zu kritisch mit sich und seinem Leben um. ternationalen Schlagzeilen machte Kaymer 2006, als er auf der drittklassigen EPDTour in Bayern eine 59er „Ich hoffe, dass sich mein Leben kein bisschen verändert. Ich mag mein Leben sehr. Ich kann mir kein besseres vorstellen. Ich habe eine tolle Familie, das ist das Wichtigste für mich. Warum sollte ich wollen, dass sich was verändert? Es gibt Wichtigeres als Golfturniere. Natürlich geht es nur um den Sieg. Aber am Ende ist es nur Golf“, sagte Kaymer am Montag in einem Interview mit golf. de. Seine ersten PGA Champion aus Deutschland: Martin Kayin- mer mit der Wannamaker Trophy. Foto: dpa Runde drehte. Seitdem gehört der gebürtige Düsseldorfer, der auch Fußball-Profi hätte werden können, zur Golf-Elite. Als „Sir Henry Cotton Rookie of the Year“ begann der beste Aufsteiger des Jahres 2007 die Weltelite aufzumischen. Sechs Turniersiege haben dem Mann, der sich auch in der Werbung mit spektakulären Bildern einen Platz erobert hat, zu einem mehrfachen Millionär gemacht. Aber Bernhard Langer als Vorbild? „Klar, bei dem, was Langer erreicht hat, ist er natürlich ein Vorbild. Aber mein großes Idol ist und bleibt Ernie Els. Wie er den Schläger schwingt – ich liebe diesen Typen. Der Südafrikaner hat sich als „The Big Easy“ wegen seiner Eleganz beim Schwingen verewigt und schon vor drei Jahren über Kaymer gesagt: „Das wird ein ganz Großer. Er hat alles, was ein Golfstar braucht.“ Rainer Fülscher 22 RÄTSELSEITE Ausgabe17 / 20. August 2010 Gesundheit und mehr... N KREUZWORTRÄTSEL Verlosung: Drei Büchergutscheine Die Lösung des Rätsels im Heft 15/10 lautete: Sklerose. Über je einen Bücher- Schreiben Sie die Lösung auf eine Postkarte mit dem Kennwort „Kreuzworträtsel“ und senden Sie diese gutschein dürfen sich Frau Gudrun Müller (Leipzig), Frau Elke Bayer (Pristäblich) bis zum 2. September 2010 an unsere Redaktionsanschrift (siehe Impressum, Seite 24) oder per E-Mail an: und Frau Gudrun Urban (Taucha) freuen. Herzlichen Glückwunsch! [email protected]. In E-Mails bitte Adresse angeben. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. VERANSTALTUNGSHINWEISE | TV-TIPPS 23 Ausgabe 17 / 20. August 2010 Gesundheit und mehr... N VERANSTALTUNGEN IN LEIPZIG Freitag, 20.08.10 Auwaldstation, Tel. 4621895, Schloßweg 11; 19 Uhr: Kabarett mit Gunter Böhnke. Central Kabarett, Tel. 52903052, Markt 9; 20 Uhr: Sachsentaxi: „S gladdschd glei!“, mit Meigl Hoffmann. Gewandhaus, Tel. 1270280, Augustusplatz; Großer Saal 20 Uhr: Mendelssohn-Festtage 2010 – Großes Concert: Mendelssohn und Schumann, mit dem Gewandhausorchester Leipzig. Störmthaler See, Großpösna; 15.30 Uhr: Highfield-Festival. TheaterPACK-Sommerbühne im Westwerk, Tel. 0174 5682280, Karl-Heine-Str. 87; 20 Uhr: Die Schatzinsel. Zentrum für Psychische Gesundheit der Uni Leipzig, Tel. 9724586, Semmelweisstr. 10; 17 Uhr: Abendbesinnung. Mittwoch, 25.08.10 academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse 2; 20 Uhr: Alles Böhme, Gastspiel mit Olaf Böhme. Paulaner-Palais, Kartentel. 21787878, Klostergasse 3-5; 20 Uhr: Immer auf die Kleinen, Gunter Böhnke/Frank Sieckel. 20. 08. 10 BIS 02. 09. 10 Freitag, 27.08.10 academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse 2; 20 Uhr: Katrin Weber Solo, mit Katrin Weber und Rainer Vothel. Cospudener See/Nordstrand, Lauerscher Weg; 18-22 Uhr: Wikinger-Spektakel. Funzel, Tel. 9603232, Nikolaistr. 6-10; 20 Uhr: Glotze total! Best of Funzel. Kirche Wiederitzsch, Tel. 5217004, Bahnhofstr. 10; 19.30 Uhr: Konzert mit hans-Peter Linde und Andreas Linde (Viola da gamba), Doris Linde (Spinett/Viola da gamba) , und Brundhild Fischer (Flöte). Sonnabend, 21.08.10 academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse 2; 20 Uhr: Hubbe, mei Begahsus, hubbe!, mit Gunter Böhnke & Steps. Best Western Premier Victor‘s ResidenzHotel, Kartentel. 034207 420, Georgiring 13; 19.30 Uhr: finde-mich-sofort.de, Lesung mit Tatjana Meissner. Central Kabarett, Tel. 52903052, Markt 9; 20 Uhr: Sachsentaxi: „S gladdschd glei!“, mit Meigl Hoffmann. Kirche Zuckelhausen, Tel. 034297 42772, Zuckelhausener Ring; 15 Uhr: Hein das Schwein – Musik und Puppenspiel mit Wolfram Fricke & Friends. Puppentheater Rosi Lampe, Tel. 6994842, Markkleeberg, Friedrich-EbertStr. 51; 20 Uhr: Gegrüßt seid ihr hohen Herrn, Gegrüßt ihr, schöne Damen!, Goethe, gesungen und gelesen von Ulrike Richter und Rosi Lampe. Sonntag, 29.08.10 Cospudener See/Nordstrand, Lauerscher Weg; 11-19 Uhr: Wikinger-Spektakel. Krystallpalast Varieté, Tel. 140660, Magazingasse 4; 18 Uhr: Je t‘aime – Zwei Clowns unter Frauen. Palmengarten zwischen Kleinmesse Haupteingang/Straßenbahnhof Angerbrücke, Tel. 2255172, Jahnallee 52; 18 Uhr: Wellenbrecher, Lieder von Hans Albers, Rio Reiser, Bertolt Brecht u. a. mit Hansa Molle und Heidi Steger. Raum der Stille in der Uniklinik, Liebigstr. 20; 10 Uhr: Gottesdienst. Montag, 30.08.10 academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse 2; 20 Uhr: Katrin Weber und Bernd-Lutz Lange ganz persönlich. Bachdenkmal, Thomaskirchhof; 19 Uhr: Konzerte am Bachdenkmal – Spanische Streicherklänge, mit Cuarteto Arriatga (bei Regen in der Thomaskirche oder im Bauwens-Haus). Pfeffermühle Interim im Kosmos-Haus, Tel. 9603196, Gottschedstr. 1; 20 Uhr: Frust oder Keule. Sonntag, 22.08.10 Bundesverwaltungsgericht, Telefon 20071933, Simsonplatz 1; Sitzungssaal 18 Uhr: Mendelssohn-Festtage – Leipziger Klavierzyklus II mit Ragna Schirmer. Gohliser Schlösschen, Tel. 589690, Menckestr. 23; 17 Uhr: Serenade im Park mit den Leipziger Salon-Philharmonikern. Kabarett Leipziger Brettl im Gambrinus, Tel. 9613547, Odermannstr. 12; 19 Uhr: Gelumbe, Arschgrieschor, Bleede – Reprise, Streifzug durch die Brettl-Programme. Pfeffermühle Interim Kosmos-Haus, Tel. 9603196, Gottschedstr. 1; 19 Uhr: Salto Fatale – ein Staatszirkus (Lothar Bölck). Raum der Stille in der Uniklinik, Liebigstr. 20; 10 Uhr: Gottesdienst. Dienstag, 31.08.10 academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse 2; 20 Uhr: Katrin Weber und Bernd-Lutz Lange ganz persönlich. Funzel, Tel. 9603232, Nikolaistr. 6-10; 20 Uhr: Hört, wie es humort!, Witzeabend. Gewandhaus, Tel. 1270280, Augustusplatz; Mendelssohn-Saal 20 Uhr: Mendelssohn-Festtage 2010 – Kammermusik mit dem Trio di Clarone. Kabarett SanftWut in der Mädler-Passage, Tel. 9612346, Grimmaische Str. 2-4; 20 Uhr: Improvisationstheatershow. Zentrum für Psychische Gesundheit der Uni Leipzig, Tel. 9724586, Semmelweisstr. 10; 17 Uhr: Abendbesinnung. Montag, 23.08.10 Bachdenkmal, Thomaskirchhof; 19 Uhr: Konzerte am Bachdenkmal – Rosetti, Klughardt und Ibert, mit dem Döring-Bläserquintett des MDR Sinfonieorchesters (bei Regen in der Thomaskirche oder im Bauwens-Haus). Palmengarten zwischen Kleinmesse Haupteingang/Straßenbahnhof Angerbrücke, Tel. 2255172, Jahnallee 52; 20 Uhr: Die Männer sind schon die Liebe wert, Evergreens der 1920er bis 1940er Jahre mit den Five Gentlemen. Pfeffermühle Interim im Kosmos-Haus, Tel. 9603196, Gottschedstr. 1; 20 Uhr: Wir kriegen die Krise, mit dem Jugendkabarett der Leipziger Pfeffermühle. Dienstag, 24.08.10 Gewandhaus, Tel. 1270280, Augustusplatz; Mendelssohn-Saal 20 Uhr: Mendelssohn-Festtage 2010 – Curiose Geschichten, Kitty Hoff singt Robert Schumanns „Kinderszenen“. Pfeffermühle Interim im Kosmos-Haus, Tel. 9603196, Gottschedstr. 1; 20 Uhr: Der Weisheit letzter Stuss, Gastspiel: Theo Richtsteiger. theater fact, Tel. 9614080, Hainstr. 1; Webers Hof 21 Uhr: Mirandolina nach Carlo Goldoni, Sommertheater. Mittwoch, 01.09.10 Der ehemalige Sänger der Bee Gees kehrt wieder zurück auf die deutschen Bühnen. Robin Gibb und seine Band gastieren am 27. August, 20 Uhr, auf der Parkbühne im Leipziger Clara-ZetkinPark. Foto: André Kempner Donnerstag, 26.08.10 Central Kabarett, Tel. 52903052, Markt 9; 20 Uhr: Mir ham se als geheilt entlassen, Otto-Reutter-Programm mit Meigl Hoffmann. Fauser, Lützner Str. 100; 20 Uhr: Brot und Wein – Rund ums Thema Brot, mit Michael Schwesinger. Gewandhaus, Tel. 1270280, Augustusplatz; Großer Saal 20 Uhr: Mendelssohn-Festtage 2010 – Großes Concert, Aufführung mit dem Gewandhausorchester. Krystallpalast Varieté, Tel. 140660, Magazingasse 4; 21 Uhr: Je t‘aime – Zwei Clowns unter Frauen. Parkbühne im Clara-Zetkin-Park, KarlTauchnitz-Str.; 20 Uhr: Robin Gibb & Band, Special Guest: Jan Sievers. Funzel, Tel. 9603232, Nikolaistr. 6-10; 20 Uhr: Hört, wie es humort!, Witzeabend. Gesundheitsladen, Konradstr. 64; 14 Uhr: Infos zu Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung. Lehmanns Buchhandlung, Tel. 33975000, Grimmaische Str. 10; 20.15 Uhr: Tintenwelt-Trilogie, Lesung mit Rainer Strecker. TheaterPACK-Sommerbühne im Westwerk, Tel. 0174 5682280, Karl-Heine-Str. 87; 20 Uhr: So weit bin ich noch nicht, Lesung und Musik mit Martin Spieß. Donnerstag, 02.09.10 Sonnabend, 28.08.10 Festwiese, Am Sportforum 2-3; 14 Uhr: Bessere Zeiten-Festival, mit The Sonic Boom Foundation, nevAmind, Madrhymaz, Arranged Chaos, Over Body Free, The ArtbreakHeartshop, Lamend, Die Optrien, The Squibs und Star Roxx. Gewandhaus, Tel. 1270280, Augustusplatz; Großer Saal 20 Uhr: MendelssohnFesttage 2010 – Klavierabend mit Denis Matsuev. academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse 2; 20 Uhr: Delikatessen – die finale Kochshow, mit Katrin Hart, Natalie Hünig und Armin Zarbock. Funzel, Tel. 9603232, Nikolaistr. 6-10; 20 Uhr: Hört, wie es humort!, Witzeabend. Kabarett SanftWut in der Mädler-Passage, Tel. 9612346, Grimmaische Str. 2-4; 20 Uhr: Hör nicht auf deine Frau – mit Ramba, Samba und Holadrio. Theater der Jungen Welt, Tel. 4866016, Lindenauer Markt 21; Saal 19.30 Uhr (Premiere): Kiwi. N TV-TIPPS Do., 26.08.2010, 21 Uhr Hauptsache Gesund (MDR) Jahrelange Rückenschmerzen oder Migräne, Reizdarm oder Schwindel, Gelenkbeschwerden oder Blasenprobleme. Nichts scheint zu helfen. Dann könnte ein Gang zum Manualtherapeuten, Osteopathen oder Chiropraktiker Befreiung von den Beschwerden bringen. Das Verblüffende ist, sie benutzen ausschließlich die Hände, um Krankheitsursachen aufzuspüren und zu behandeln. So ertastet der Therapeut Blockaden im Körper, die in keinem Röntgenbild zu sehen sind. Die unglaubliche Sensibilität der Hände, die ein Haar unter etlichen Zeitungsseiten erspüren können, wird in einem langjährigen Ausbildungsprozess trainiert. Das ganzheitliche Betrachten der Zusammenhänge zwischen Muskeln, Skelett und Organen sind der Ausgangspunkt einer erfolgversprechenden Behandlung. Auch das Erfragen des Lebenslaufes gehört dazu. So können zurückliegende Operationen, Verletzungen oder Unfälle ein wichtiger Hinweis sein, da diese noch Jahrzehnte später Schmerzen auslösen können. Speziell entwickelte Grifftechniken ermöglichen dabei eine sanfte Therapie. „Hauptsache Gesund“ erzählt bewegende Geschichten von Menschen, die ihre Beschwerden mit der Heilkraft der Hände besiegt haben. Zu Gast bei Dr. Franziska Rubin ist der Leiter des Deutschen Instituts für Gesundheitsforschung Prof. Dr. KarlLudwig Resch aus Bad Elster. Do., 02.09.2010, 21 Uhr Hauptsache Gesund (MDR) „Doktor, was kann ich sonst noch tun?“ Diese Frage stellen die meisten Krebspatienten ihrem Arzt, wenn sie mit der Diagnose Krebs konfrontiert werden und dann über die notwendigen Behandlungen gesprochen wird. Die Patienten meinen damit Naturheilverfahren wie Akupunktur, Misteltherapie oder Nahrungsergänzungsmittel. Die wenigsten Ärzte können diese Frage zufriedenstellend beantworten. Dies zu ändern, ist Dr. Jutta Hübner angetreten, die Deutschlands größtes naturheilkundliches Forschungs- und Beratungszentrum für Krebspatienten am Universitären Tumorzentrum Frankfurt/M. leitet. Sie berät in ihrer Ambulanz Patienten aus ganz Deutschland und kann so ganz individuelle Ratschläge für den jeweiligen Fall geben. Die Ärztin beschäftigt sich seit Jahren mit der Problematik und ist eine ausgewiesene Expertin. Das MDR Gesundheitsmagazin berichtet zudem wie man sich vor unseriösen Angeboten der Alternativmedizin schützt. 24 STECKBRIEF Ausgabe 17 / 20. August 2010 Gesundheit und mehr... N WAS IST WO? N IMPRESSUM ÜBERSICHT ÜBER DAS UNIVERSITÄTSKLINIKUM LEIPZIG N WICHTIGE SERVICENUMMERN Öffnungszeit 24 Stunden täglich Schwangerenambulanz (0341) 97 23494 Klinikbesichtigung (0341) 97 23611 Telefon (0341) 97 – 109 Infoabend für (0341) 97 23611 Internet www.uniklinik-leipzig.de werdende Eltern E-Mail [email protected] Eine Anmeldung zur Entbindung ist nicht erforderlich. Zentrale Notaufnahme Mehr Informationen Operatives Zentrum www.geburtsmedizin-leipzig.de Liebigstraße 20 (Zufahrt über Paul-List-Straße) Universitätsklinikum Leipzig AöR Liebigstraße 18 04103 Leipzig GESUNDHEIT UND MEHR... Das Patientenmagazin des Universitätsklinikums Leipzig Herausgeber: Universitätsklinikum Leipzig AöR Der Vorstand Liebigstraße 18 04103 Leipzig Telefon: 0341 97 109 Telefax: 0341 97 15 909 E-Mail: [email protected] Redaktion: Heiko Leske (v. i. S. d. P.), Uwe Niemann, Frank Schmiedel. Universitätsklinikum, Leipzig AöR. 6. Jahrgang. In Kooperation mit der Redaktion der LEIPZIGER VOLKSZEITUNG. Druck: Leipziger Verlags- und Druckereigesellschaft mbH & Co. KG, Peterssteinweg 19, 04107 Leipzig. 04103 Leipzig Telefon Öffnungszeit (0341) 97 17800 24 Stunden täglich Notaufnahme für Kinder und Jugendliche im Zentrum für Kindermedizin Liebigstraße 20a 04103 Leipzig Telefon Öffnungszeit (0341) 97 26242 24 Stunden täglich Kreißsaal der Universitätsfrauenklinik Liebigstraße 20a 04103 Leipzig Blutbank (Blutspende) Delitzscher Straße 135, 04129 Leipzig Philipp-Rosenthal-Straße 27c, 04103 Leipzig Miltitzer Allee 36 (Montags und Donnerstags 13.30 bis 18.30 Uhr) Hainbuchenstraße 13 (Freitags 14 bis 18 Uhr) Info-Telefon (0341) 97 25410 www.blutbank-leipzig.de Zentraler Empfang Liebigstraße 20 Telefon Zentrale Ambulanz-Nummer Innere Medizin (0341) 97 12222 Zentrale Ambulanz-Nummer Chirurgie (0341) 97 17004 Zentrale Ambulanz-Nummer Kinderzentrum (0341) 97 26242 Universitäres Darmzentrum (0341) 97 19967 Neuropsychiatrisches Zentrum (0341) 97 24304 Diabeteszentrum (0341) 97 12222 Transplantationszentrum (0341) 97 17271 Universitäres Brustzentrum (0341) 97 23460 Giftnotruf Erfurt (0361) 730 730 Kliniksozialdienst (0341) 97 26206 Seelsorge (0341) 97 15965 -15967 und -26126 Detaillierte Informationen zu allen Kliniken und Ambulanzen finden Sie im Internet unter (0341) 97 17900 www.uniklinik-leipzig.de.