Mitteilungen der - Universität Würzburg

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Mitteilungen der - Universität Würzburg
Mitteilungen der
Nr. 8 / 1. Mai 2011
Vorwort
Inhalt
„Die Leute streiten im allgemeinen nur deshalb, weil sie nicht diskutieren können“ (Gilbert Keith Chesterton). Aus diesem Spruch läßt
sich ableiten, daß ein Streit meist ein feindseliger, auf Persönliches
gerichteter Schlagabtausch ist, während eine Diskussion eine fair
ausgetragene Auseinandersetzung zweier oder mehrerer Positionen
darstellt, die mit Argumenten pro und contra einen Gegenstand sachlich behandelt. Wo diskutiert und nicht gestritten wird, herrscht im
allgemeinen Dialogfähigkeit, d.h. es wird (nötigen) Diskussionen
nicht aus dem Weg gegangen und dabei stets lauter gekämpft – natürlich, wenn es sein muß, durchaus mit harten Bandagen, aber immer mit Achtung und Respekt vor der gegnerischen Seite.
Eine solche Diskussionskultur scheint in unseren Breiten momentan
immer mehr verloren zu gehen. Sei es in Politik, Wirtschaft oder
Wissenschaft – nur noch wenige sind offenbar willens und bereit, im
Austausch sachlicher Argumente für die jeweilige Sache zu kämpfen,
um die es eigentlich geht. Stattdessen wird rhetorisch polemisiert,
dem Gegner Unfähigkeit oder Niveaulosigkeit vorgeworfen oder der
Gegenseite gleich gar nicht mehr zugehört – getreu dem Motto: wer
als erstes und dazu am lautesten schreit, wird am meisten gehört.
Und wenn alles nichts mehr hilft, fühlt man sich auf den berühmten
Schlips getreten und die Argumentation wandert von der Sache zur
Person. Ende der Diskussion, Anfang des Streits (vgl. wieder Chesterton). Dabei sind beständiger Austausch und konstruktive Diskussion unerläßlich. Es geht darum, daß verschiedene Positionen immer
wieder gemeinsam um Fragen und Antworten ringen, statt daß die
Welt in eine Schwarz-Weiß-Optik getaucht und in „Hier ist gut“,
„Dort ist schlecht“ eingeteilt wird. Wie schon gesagt: es darf auch
mit harten Bandagen gekämpft werden, es sollte dabei aber immer
fair, achtsam und respektvoll zugehen. Das gilt auch für Theologie
und Kirche.
„Konfliktfähigkeit ist auch eine theologische Kompetenz“
- Studienabschlussfeier
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Würzburg, im April 2011
Für den Vorstand
Astrid Schilling
Endspiele: Apokalypse in der Bibel und
in der Kunst
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Würzburger Alttestamentler Matthias
Helmer mit Förderpreis der Universität
Regensburg ausgezeichnet
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"Theologen Zutritt verboten!" - Schließung der Fakultät vor 75 Jahren
4
Gedenkfeier am Fakultätsgrab auf dem
Würzburger Hauptfriedhof
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Auf den Spuren unserer jüdischen Wurzeln im Shalom Europa - Ein Abend für
die „Jungen Freunde und Förderer“ 6
„Abkehr – Einkehr – Aufstieg“: Augustins Weg zu Gott - Lektüreseminar des
Zentrums für Augustinus-Forschung (ZAF)
an der Universität Würzburg
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Von der Trennung zur Einheit: Das
Bemühen um die Pius-Bruderschaft 8
Liturgiereform: Kolloquium und Vortrag
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Die „Entwicklungslinien der Pfarrseelsorge“
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Macht Religion den kulturellen Unterschied? Religionssysteme in den USA
und Deutschland
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„Vom Völkerbund zur regionalen Integration. Europa als Anstoß arabischer
Integrationstheorie“
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Staatsleistungen an die Domkapitel in
Bayern
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Veranstaltungen des Ostkirchlichen Instituts
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Vorankündigungen
Neu an der Fakultät: Andrea Betz
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„Konfliktfähigkeit ist auch eine theologische Kompetenz“
„Die Theologie ist wieder Tagesgespräch, und das ist
gut so“, mit diesen Worten eröffnete Erich Garhammer,
Dekan
der
Würzburger
KatholischTheologischen Fakultät, die Studienabschlussfeier des
Wintersemesters. Mehr als 200 Gäste waren der Einladung zur traditionellen Zeugnisverleihung an die Absolventinnen und Absolventen gefolgt, darunter Universitätsvizepräsident Professor Wolfgang Riedel und
zahlreiche Vertreter des Bistums.
In seiner Ansprache ging Garhammer ausführlich auf
die aktuellen Auseinandersetzungen im Kontext des so
genannten „Theologen-Memorandums“ ein. Der Pastoraltheologe, selbst einer von vier Würzburger Unterzeichnern, bedauerte die bisweilen polemischen Reaktionen auf diese Erklärung, die inzwischen mehr als
240 Theologieprofessorinnen und Professoren unterschrieben. Manche Stellungnahme, auch von hohen
Würdenträgern der Kirche, bediene sich einer Jahrhunderte alten Methode der Kirche im Umgang mit
Kritikern: „Reformvorschläge einfach mit dem Ketzerstigma zu versehen und Maulkörbe zu verhängen.“
Dies aber sei heute nicht mehr akzeptabel. „Es darf
keine Denkverbote geben, keine Maulkörbe. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, die aber doch immer
wieder einzufordern ist“, so Garhammer.
In der gegenwärtigen Situation lägen bisweilen die
Nerven blank. Umso wichtiger sei es, Denkblockaden
aufzubrechen und neue Denkräume zu schaffen. Dazu
könne auch der Blick zurück in die Kirchengeschichte
helfen. Am Beispiel der Auseinandersetzungen in
Deutschland in den 1940-er Jahren um die damals
aufkommende Liturgische Bewegung skizzierte der
Dekan der Würzburger Theologie grundlegende Muster und wiederkehrende Reflexe solcher innerkirchlichen Konflikte. In jeder Epoche der Geschichte seien
notwendige Wandlungen von übersteigerten Angstreaktionen begleitet gewesen. Wo Veränderung eingefordert werde, entstehe immer auch Sorge, die eigene
Identität zu verlieren. „Die Vermittlung von Alt und
Neu, Tradition und Fortschritt ist jeder Generation
aufgegeben“, so Garhammer weiter.
Garhammer mahnte eine bessere und fairere Gesprächskultur in der Kirche an. Streit und Auseinandersetzungen seien nicht der Ruin der Kirche. „Viel
ruinöser ist es, wenn unter dem Deckmantel der Einheit bestimmte Richtungen, bewaffnet mit dem Schild
der Geheimhaltung und der selbstfabrizierten Lanze
der Rechtgläubigkeit, andere als Ketzer diffamieren.“
Verweigerte Diskussion und Unterdrückung von Konflikten seien viel gefährlicher als offen und fair ausgetragener Streit. Deshalb trügen auch die kirchlichen
Amtsträger eine besondere Verantwortung. Diese
seien bisweilen einseitig theologisch beraten und
manchmal gar unter Druck gesetzt. „Entscheidend ist,
von wem sich Bischöfe beraten lassen“, so die Mah-
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nung des seit dem Jahr 2000 an der Universität lehrenden Pastoraltheologen.
Garhammer ging auch kurz auf die am selben Tag von
Kardinal Walter Kasper geäußerte Kritik am Memorandum ein. Dieser hatte den Unterzeichner vorgeworfen sie übersähen, dass die gegenwärtige Krise
weniger eine Kirchen- als vielmehr eine Gotteskrise
sei. „Ich gebe Kardinal Kasper recht, widerspreche
ihm nur in einem Punkt: ein Memorandum ist keine
Monographie, sondern eine Intervention“, gab Garhammer zu bedenken. Die kommenden Monate müssten zeigen, was diese Intervention auslöse und wie sich
die Kräfte formierten. Allerdings sei schon jetzt zu
beklagen, dass manche Reaktionen, insbesondere auf
Internetforen wie kath.de oder kreuz.net, das angemessene Niveau unterschritten, so der Dekan weiter.
„Wuchern Sie mit Ihren Fähigkeiten!“
Mit den Glück- und Segenswünschen an die 44 Absolventinnen und Absolventen des Diplomstudiengangs
und der Lehramtsstudiengänge verband Garhammer
die Aufforderung, ihre im Studium erworbenen
Kenntnisse in der Praxis einzusetzen. „Konfliktfähigkeit ist auch eine theologische Kompetenz. Und so
ermuntere ich Sie, liebe Absolventinnen und Absolventen, wuchern Sie mit den Fähigkeiten, die Ihnen
die Fakultät während Ihres Studiums nahe bringen
wollte: Wissenschaftlichkeit, Kritikfähigkeit, Offenheit,
Glaubensstärke und Loyalität gegenüber der Kirche.
Ein Zeichen dieser Loyalität kann auch der Widerspruch sein“, so Garhammer am Ende seiner mit großem Beifall bedachten Rede.
Neben den Absolventen der regulären Studiengänge
wurden auch die neu promovierten Theologen Ignace
Bisewo Pesa aus der DR Kongo (Moraltheologie),
Florian Kluger (Liturgiewissenschaft) und Thomas
Meckel (Kirchenrecht) sowie die im Fach Altes Testament habilitierte Exegetin Stephanie Ernst feierlich
verabschiedet.
Den akademischen Festvortrag hielt Thomas Meckel.
Er beschäftigte sich mit der Frage, ob der konfessionelle Religionsunterricht an öffentlichen Schulen ein
Privileg der Kirchen sei, das zudem die Neutralität des
Staates verletzen würde. Die Konfessionalität des Religionsunterrichts sei nicht nur Anliegen der jeweiligen
Religionsgemeinschaft, sondern ureigenes Interesse
des religionsneutralen Staates, der von Werten lebe,
die er weder schaffen noch garantieren könne. Religionsunterricht sei daher eine gemeinsame Angelegenheit von Staat und Religionsgemeinschaft, für die beide im Sinn des kooperativen Verhältnisses von Staat
und Religion in der Bundesrepublik bei bleibender
Unterschiedenheit in Beziehung treten. Vor diesem
Hintergrund hielt Meckel fest, dass der konfessionelle
Religionsunterricht weder besonderes Privileg der
Kirchen noch ein Verstoß gegen die staatliche
Neutralität in Religionsfragen sei. Vielmehr unterstütze er den schulischen Bildungsauftrag, begründe sich
von diesem her und garantiere so die individuelle und
korporative Religionsfreiheit der Religionsgemeinschaften. „Der konfessionelle Religionsunterricht ist
ein wichtiges Mittel zur Verwirklichung der positiven
Religionsfreiheit im neutralen Staat“, so das Fazit des
frisch promovierten Würzburger Kanonisten.
Musikalisch umrahmt wurde die Feier von einem Bläser-Trio mit Lena Dinkel (Flöte), Benjamin Leven
AbsolventInnen der Lehramtsstudiengänge
(Flöte) und Korbinian Müller (Fagott). Mit einem
Grußwort der Alumni-Beauftragten der Universität,
Michaela
Thiel,
und
Glückwünschen
der
Fachschaftsvertreterin Anna Krähe endete der offizielle Teil. Der gewohnt stimmungsvolle Empfang im
Lichthof der Universität schloss sich an. Er bot ausreichend Gelegenheit zu Begegnung, Feier und weiterer
Diskussion.
Claudio Ettl
AbsolventInnen des Diplomstudienganges
v.l.n.r.: Dekan Prof. Dr. Erich Garhammer, Dr. Florian Kluger, Dr. habil. Stephanie Ernst,
Dr. Ignace Bisewo Pesa, Dr. Thomas Meckel, Studiendekan Prof. Dr. Wolfgang Weiß
Wir gratulieren herzlich und wünschen Gottes Segen!
Prof. Dr. Wolfgang Klausnitzer zum 60. Geburtstag am 8. Oktober 2010
Prof. em. Dr. Dr. Walter Simonis zum 70. Geburtstag am 5. November 2010
Prof. Dr. Heribert Hallermann zum 60. Geburtstag am 9. März 2011
Prof. Dr. Erich Garhammer zum 60. Geburtstag am 14. Mai 2011
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Endspiele: Apokalypse in der Bibel und in der Kunst
Durch die Jahrhunderte hindurch hat die Offenbarung
des Johannes Künstler und Denker beschäftigt. Dass
dabei nicht nur die apokalpytischen Endzeitvisionen,
sondern auch andere Motive aufgegriffen wurden,
zeigte die Vorlesungsreihe der Universität, die unter
dem Titel „Endspiele. Apokalypse in der Bibel und in
den Künsten“ von der Katholisch-Theologischen
Fakultät organisiert wurde.
Zum Auftakt am 6. Oktober bot Professor Dr. Bernhard Heininger eine theologische Einführung in die
Johannesapokalypse. Dabei nahm der Würzburger
Neutestamentler besonders die zeitgeschichtlichen
und politischen Hintergründe des Textes in den Blick.
Daran anschließend widmeten sich drei Vorträge der
künstlerischen Rezeption des biblischen Textes. Am
20. Oktober beschäftigte sich der Würzburger Musikwissenschaftler Professor Dr. Ulrich Konrad mit der
Offenbarung aus musikalischer Sicht. Einen literarisch
orientierten Blick auf Endspiele und Untergänge warf
am 3. November der Germanist und Vizepräsident der
Universität Professor Dr. Wolfgang Riedel. Den Abschluss bildete am 17. November Dr. Thomas Schauerte, Leiter des Nürnberger Albrecht-Dürer-Hauses
und der Grafischen Sammlung der Stadt, der sich mit
Dürers Holzschnittfolge zur Apokalypse und ihrer
historischen Entstehungssituation auseinandersetzte,
die dieses Werk in einem neuen Licht erscheinen lässt.
Die Ringvorlesung wurde in Kooperation mit dem
Projekt „Endspiel. Würzburger Apokalypse 2010“
angeboten und stieß auf großes Interesse: insgesamt
ca. 400 Zuhörer besuchten die vier Abende. Eine Publikation der Beiträge ist in der Reihe "Würzburger
Theologie" geplant.
Claudio Ettl
Würzburger Alttestamentler Matthias Helmer mit Förderpreis der Universität Regensburg
ausgezeichnet
Der Würzburger Nachwuchswissenschaftler Dr. Matthias Helmer wurde mit dem Armin-Schmitt-Preis für
biblische Textforschung der Universität Regensburg
ausgezeichnet. Helmer, derzeit wissenschaftlicher Assistent an der Theologischen Fakultät Fulda, erhielt
den mit 3000 EUR dotierten Preis für seine im Fach
Altes Testament bei Professor Theodor Seidl in
Würzburg verfasste Dissertation „Pharaos vergängliche Pracht: Analyse und Exegese der Ägyptenorakel in
Ez 31-32“.
Der Armin-Schmitt-Preis wird
für hervorragende wissenschaftliche Arbeiten zur Textforschung
vergeben, die aus den Bereichen
Altes und Neues Testament,
Apokryphen und Pseudepigraphen, Qumrantexte oder der
patristischen
Bibelauslegung
stammen können. Die überkonfessionell und interreligiös ausgelegte Auszeichnung wird jährlich von der
Armin-Schmitt-Stiftung verliehen. Die von dem früheren Regensburger Alttestamentler Armin Schmitt begründete Einrichtung fördert begabte Nachwuchswissenschaftler, die sich mit den biblisch-orientalischen
Grundsprachen und Grundtexten beschäftigen.
Armin Schmitt stammte aus Eußenheim (Landkreis
Main-Spessart), wurde 1960 in Würzburg zum Priester
geweiht und war viele Jahre Professor für Altes Testament in Osnabrück und Regensburg. Er starb am 18.
Oktober 2006 im Alter von 72 Jahren in Würzburg.
Schmitt hatte die Stiftung als sein Vermächtnis hinterlassen und sie mit einem Grundstockvermögen von
300.000 Euro ausgestattet. Weitere Informationen
unter: www.armin-schmitt-stiftung.de
Claudio Ettl
Dr. Matthias Helmer
"Theologen Zutritt verboten!"
Am 18. November 1935 wurde durch den damaligen
Rektor der Würzburger Universität die Schließung der
Theologischen Fakultät verfügt. Auslöser dürften zunehmende Spannungen zwischen Bischof Matthias
Ehrenfried und den Nationalsozialisten gewesen sein.
Doch währte die Schließung nicht lange, bereits eine
Woche später konnten die Theologen an den Sanderring zurückkehren.
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Vordergründig wurde die Schließung vom damaligen
Rektor der Universität, dem Zahnmediziner Johannes
Reinmöller, damit begründet, dass die Fakultät angeblich keinen Fachschaftsleiter habe. Tatsächlich dürften
jedoch andere Gründe eine Rolle gespielt haben. Die
so genannte Sistierung der theologischen Fakultät war
der vorläufige Höhepunkt einer bereits länger andauernden Auseinandersetzung zwischen der katholischen
Kirche bzw. dem Würzburger Bischof, der von den
NS-Machthabern eingesetzten Universitätsleitung und
einer nationalsozialistisch kontrollierten Studentenvertretung. Trotz zahlreicher Bemühungen war es den
Nationalsozialisten bis 1935 nicht gelungen, die seit
der Machtergreifung vollzogene Gleichschaltung und
ideologische Kontrolle der Würzburger Studenten
auch bei den Theologen durchzusetzen. Dies lag nicht
zuletzt an der klaren, ablehnenden Haltung des Würzburger Bischofs. Immer wieder widersetzte sich Matthias Ehrenfried derartigen Versuchen des Regimes.
Erst im September 1934 einigten sich Bischof, Hochschulleitung und Studentenschaft schließlich auf ein
Regulativ, das die Einrichtung einer vollständig von
den Nationalsozialisten kontrollierten und an die
NSDAP angebundenen theologischen Fachschaft
verhindern konnte.
Machtdemonstration gegenüber Theologen und
Bischof
Seit Fronleichnam 1935 hatte sich die Situation jedoch
wieder verschärft. Am 14. November schließlich wurde der bisherige theologische Fachschaftsleiter abgesetzt und ohne Zustimmung des Bischofs kommissarisch durch den NS-Studentenschaftsführer der Universität, Otto Kreppel ersetzt. Dies widersprach dem
Regulativ, weshalb Bischof Ehrenfried massiv dagegen
protestierte. Am 18. November 1935 schloss Rektor
Reinmöller dann kurzerhand die Fakultät. Am Haupteingang wurde morgens ein Schild mit der Aufschrift
„Theologen Zutritt verboten“ angebracht, außerdem
für 14 Uhr ein Pflichtappell der Hochschulgruppe
Würzburg des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes angekündigt. Diese Veranstaltung, die
auf der Freitreppe der Neuen Universität am Sanderring abgehalten wurde und von der sich drei Fotografien im Archiv des Bistums Würzburg erhalten haben,
geriet zur Machtdemonstration und Agitation gegen
die Theologen und den Würzburger Bischof.
Nach den polemischen Ansprachen des NSStudentenschaftsführers Kreppel und des Gaustudentenführers Wahl erschien auch Reinmöller auf
Rektor Johannes Reinmöller bei seiner Ansprache
(Foto: Diözesanarchiv Würzburg)
der Treppe. Seine Ansprache war zwar allgemein gehalten und griff die Konflikte um die theologische
Fakultät nicht direkt auf; durch seine Anwesenheit in
offizieller Funktion, angetan mit Uniform und Amtskette der Universität, signalisierte der Rektor dennoch
seine Zustimmung zum Verhalten der NSStudentenführer.
Scharfe Proteste Bischof Ehrenfrieds
Bereits unmittelbar vor und vor allem in den Tagen
der Schließung der Fakultät legte Bischof Ehrenfried
schärfsten Protest gegen diese Maßnahmen ein, sowohl vor Ort in Würzburg als auch durch Schreiben
und Eingaben an die zuständigen Reichs- und Landesminister in Berlin und München. Auch der emeritierte Kirchenhistoriker Sebastian Merkle schaltete sich
ein und nutzte offenbar seine Kontakte nach Berlin.
Auf Intervention des Reichserziehungsministeriums
und durch Vermittlung verschiedener Personen konnte schließlich eine Einigung erzielt werden, die beiden
Seiten Zugeständnisse machte und zur Wiedereröffnung der Fakultät und einige Tage später zur Ernennung eines Fachschaftsleiters führte, der für beide
Seiten akzeptabel war. Bis heute lässt sich nicht eindeutig klären, was der eigentliche Auslöser für die
Schließung der Fakultät war. Der Wunsch, den Einfluss des Würzburger Bischofs auf Universitätsbelange
zu brechen, dessen vehementes Auftreten von den
Nationalsozialisten als Einmischung und Bedrohung
gesehen wurde, dürfte ebenso eine Rolle gespielt haben wie Macht- und Karrierestreben des Rektors und
die kirchenfeindliche Haltung der nationalsozialistisch
kontrollierten Studentenvertretung.
Ausweichquartier im Augustinerkloster
Die Schließung der Würzburger theologischen Fakultät dauerte nicht lange. Bereits eine Woche später, am
25. November 1935, konnte die Fakultät zu ihrem
regulären Vorlesungsbetrieb zurückkehren. Auf den
laufenden Studienbetrieb hatte sich die Maßnahme des
Rektors ohnehin kaum ausgewirkt: Denn schon am
zweiten Tag der Schließung hatten die Theologen ihre
Veranstaltungen kurzerhand in das Augustinerkloster
verlegt.
Claudio Ettl
Die zum Appell angetretenen Studenten und Professoren
(Foto: Diözesanarchiv Würzburg)
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Gedenkfeier am Fakultätsgrab auf dem Würzburger Hauptfriedhof
Erstmals fand am Mittwoch, 24. November 2010, auf
dem Würzburger Hauptfriedhof eine Gedenkfeier der
Katholisch-Theologischen Fakultät für ihre verstorbenen Dozenten statt. Dekan und Fachschaft
der Fakultät hatten dazu eingeladen, zahlreiche Studierende, Mitarbeiter und Dozenten waren der Einladung
gefolgt.
Nach Totengedenken und Gebeten durch Dekan
Erich Garhammer gab Wolfgang Weiß, Professor für
Fränkische Kirchengeschichte und Kirchengeschichte
der neuesten Zeit, einige biographische Erläuterungen
zu den auf dem Hauptfriedhof begrabenen Theologieprofessoren. Ergänzt wurden sie durch Erinnerungen
des emeritierten Einleitungswissenschaftlers Karlheinz
Müller an den Neutestamentler Rudolf Schnacken-
burg, den bislang letzten dort bestatteten Theologen.
Das so genannte Fakultätsgrab auf dem Würzburger
Hauptfriedhof war 1906 zunächst als Grabmal für den
Theologen und Philosophen Herman Schell (18501906) errichtet worden. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs wurden dort weitere verstorbene Dozenten der
Fakultät bestattet. Neben Herman Schell fanden im
Fakultätsgrab die sterblichen Überreste der Professoren Josef Zahn (1862-1945), Berthold Altaner (18851964), Fritz Hofmann (1902-1977), Theobald Freudenberger (1904-1994), Heinz Fleckenstein (19071995) und Rudolf Schnackenburg (1914-2002) ihre
letzte Ruhestätte. Künftig soll jedes Jahr im November
eine solche Gedenkfeier abgehalten werden.
Claudio Ettl
Alexander Gießen / Josef Gründel / Melanie Helm / Andreas Hölscher / Bernd Elmar Koziel /
Gertrud Lange (Hg.)
Fußnoten zu Prof. Dr. Wolfgang Klausnitzer
297 Seiten
5,- EUR (ausschließlich zu beziehen über das Sekretariat des Lehrstuhls für Fundamentaltheologie)
Verlag Sankt Michaelsbund, München 2010
Nur wenige werden es sein, die den Jubilar an allen Orten, in allen Wirkungsfeldern, in all seinen Berufen
und Berufungen erlebt haben und erleben. Diese Geburtstagsgabe unternimmt den Versuch einer kleinen
Zusammenschau; ihr liegt daran, wenigstens einige Facetten ansichtig zu machen, ja möglichst viele Momente dessen zusammenzutragen, was das bisherige, bemerkenswert vielfältige und vielschichtige Lebenswerk ausmacht.
Unterschiedliche Weggefährten aus sehr verschiedenen Schaffensbereichen haben es daher unternommen,
aus ihrer Warte ein Stichwort aufzugreifen, das jeweils einen charakteristischen Zug Wolfgang Klausnitzers
andeuten kann.
Auf den Spuren unserer jüdischen Wurzeln im Shalom Europa
Ein Abend für die „Jungen Freunde und Förderer“
Eine kleine, aber beschwingte und angeregte Gruppe
„Junger Freunde und Förderer“ machte sich zu Beginn des Wintersemesters auf den Weg, die Geschichte
der Jüdischen Gemeinde in Würzburg zu erforschen
und sich dem jüdischen Brauchtum in Wort und Tat
anzunähern.
Unsere Begehung des Shalom Europa begann. Nachdem wir die Torarolle ausgerollt und Einiges über ihre
langwierige Entstehung erfahren sowie uns dem jüdischen Gebetsleben gewidmet hatten, beschritten wir
unter ausführlichster Anleitung unseres Museumsführers die verschiedenen Stationen eines jüdischen Lebensweges: von den Ritualen einer Beschneidung am
achten Tag nach der Geburt über die Bar Mitzwah mit
13 Jahren bis hin zu einer typisch jüdischen Trauung.
Letztere Zeremonie demonstrierte unser Museumsführer spontan mit einer Studentin aus der Gruppe.
Der „Antrag“ kam für die Braut aber wohl etwas zu
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unmittelbar, sodass sie sich schnellstmöglich wieder
unter die heitere Truppe „flüchtete“. Auch das praktische Leben heutiger Juden und ihr Umgang mit den
zahlreichen Speisegeboten und der religiösen Tradition
wurden uns beim Rundgang in Wort und Bild nähergebracht.
Anschließend erwarben wir noch einen tiefen Einblick
in den Ablauf eines jüdischen Gottesdienstes, der für
einige von uns auch Grundlage für den
Fachschaftslehrauftrag des vergangenen Semesters
„Wende die Tora hin und wende sie her… (mPirke
Abot) – die Lebensdienlichkeit der Tora im Judentum
und Christentum“ mit Prof. Schöttler darstellte. In die
Feierlichkeit eines jüdischen Gottesdienstes und seiner
für uns doch ungewohnten Eigentümlichkeiten konnten wir uns, in der Synagoge sitzend, ein wenig einfühlen. Aus studentischer Sicht war es auch angenehm,
nachspüren zu können, wie es sich anfühlt, mit Schul-
klassen gleich unter fachkundiger und engagierter
Führung ein solch eindrucksvolles Objekt zu begehen.
Unter diesem Aspekt fühlte man sich vielleicht auch
leicht wieder in die eigene Schulzeit zurückversetzt.
Aufgrund leicht unbeständigen und trüben Wetters
musste der anschließende Gang zur Festung leider
entfallen, was der Stimmung jedoch keinen Abbruch
tat. Glücklicherweise fanden wir Zuflucht in den heimeligen Räumen der Pastoraltheologie. Mit Dr. Bernhard Spielberg gingen wir der These „Die jungen Er-
wachsenen sind auch nicht mehr die alten“ nach. Beispiele aus der Musikwelt und die Sinus-Milieu-Studie
lieferten uns dabei einen interessanten und etwas anderen Zugang zur Lebenswelt junger Erwachsener.
Wohlverdient genossen wir schließlich den Abschluss
dieses gelungenen Abends in gemütlicher Runde mit
Weinverköstigung und Knabbereien, der mit einer
„leichten Malakoff-Tortn“ (Wiener O-Ton) abgerundet wurde. Unser Votum: Wiederholungsbedürftig!
Anna Krähe und Br. Marcel Holzheimer OSA
„Abkehr – Einkehr – Aufstieg“: Augustins Weg zu Gott
Lektüreseminar des Zentrums für Augustinus-Forschung (ZAF) an der Universität Würzburg
Wie sehr die Confessiones / Bekenntnisse des Augustinus
von Hippo bis heute Leser in ihren Bann zu ziehen
vermögen, zeigte einmal mehr das Blockseminar, zu
dem das Zentrum für Augustinus-Forschung (ZAF) im
vergangenen Wintersemester – wie es inzwischen gute
Tradition ist – in Verbindung mit Instituten aus Theologie, Philosophie und Philologie eingeladen hatte.
Von den 35 TeilnehmerInnen war am 15. Januar ein
gutes Drittel sogar von auswärts angereist, um sich in
Lektüre und Diskussion mit Augustins Schilderung
seines Weges zu Gott auseinanderzusetzen.
„Geh nicht nach draußen, zu dir selbst kehre zurück,
denn im inneren Menschen wohnt die Wahrheit. Und
findest du deine Natur als wandelbar, so schreite über
dich hinaus. Sei aber dessen eingedenk, dass du, wenn
du über dich hinausschreitest, die vernünftige Seele
dies ist, die über dich hinausschreitet. Dorthin also
trachte, von wo die Vernunft ihr Licht empfängt. Wohin denn sonst gelangt, wer seine Vernunft recht gebraucht, wenn nicht zur Wahrheit?“ – An dieses vielzitierte Dictum aus Augustins Frühschrift De vera religione
erinnerte Professor Dr. Cornelius Mayer, der wissenschaftliche Leiter des ZAF, in seinem Einführungsvortrag. Den hier bereits formulierten Weg des Aufstiegs
von der sinnlich erfassbaren Außenwelt über die Innenwelt der Geistseele hin zu Gott als dem Inbegriff
des Wahren und Schönen schildert Augustinus en
detail im zehnten Buch seiner Bekenntnisse. Professor
Mayer erläuterte, dass dieses Buch im Aufbau der
Confessiones, die als „Protreptikos“, als „Werbeschrift
für das Christentum“ konzipiert seien, eine Schlüsselstellung einnehme, insofern Augustinus darin „seinen
gegenwärtigen Stand als Christ, seine Kreatürlichkeit
und die damit gesetzten Bedingungen seiner Existenz
vor seinen Zeitgenossen, seinen ‚Mitbürgern und
Weggefährten in der Fremde‘ mustergültig zur Sprache
bringt“.
In das Proömium, das dem zehnten Buch bemerkenswerterweise vorangestellt ist, und dessen stilistische
Besonderheiten führte der Latinist Professor Dr.
Christian Tornau ein. Er verwies unter anderem auf
die meisterhaft eingesetzten Bibelzitate, mittels derer –
ähnlich einer musikalischen Ouverture – Leitmotive
wie „gaudium“ und „veritas“ angespielt werden.
Augustins Weg des Aufstiegs zu Gott beginnt mit der
„Abkehr“ von der Sinnenwelt; leitend ist hier der Gedanke, dass die Schönheit der Schöpfung auf den
Schöpfer selbst verweist – wobei für Augustinus am
Anfang dieses Erkenntnisweges – dies zeigte Dr. Andreas Grote, Redaktor des „Augustinus-Lexikons“ –
freilich die Initiative Gottes stehen muss.
Die „Einkehr“ in die Innenwelt des Geistes führt Augustinus zum Staunen über die Tiefe der „memoria“ –
seine Analyse wird bis in die Gegenwart für ihre phänomenologische Brillanz gerühmt. PD Dr. Christof
Müller, Mitherausgeber des Augustinus-Lexikons, stellte
Augustins Sicht der „memoria“ als eines „Mikrokosmos“ heraus und betonte die hier zutage tretende
innere Unendlichkeit des menschlichen Geistes, der –
in den Worten der Confessiones – „sich selbst nicht zu
fassen vermag“. Neben den bleibenden Abdrücken
der sinnlich wahrgenommenen Dinge verorte der
Kirchenvater in der „memoria“ auch die Gehalte und
Gesetze der Wissenschaften, die nicht aus der Außenwelt gewonnen sind. Der „memoria“ komme, so Dr.
Müller, eine Vermittlerrolle zwischen Außen- und
Innenwelt zu. Als eine dritte Kategorie von Gedächtnisinhalten beschäftigt sich Augustins Analyse mit den
Stimmungen. Hierzu verwies Professor Dr. Karl Mertens, Inhaber des Lehrstuhls für Praktische Philosophie, auf die phänomenologisch interessante Differenz
etwa von ursprünglicher Freude und erinnerter Freude, die von einer völlig gegensätzlichen Gestimmtheit
geprägt sein könne. Ebenso griff Mertens das Paradox
auf, dass selbst das Vergessen vom Gedächtnis festgehalten werde. Doch rein innerhalb der Selbstbeziehung des Geistes ist nach Augustinus Gott nicht zu
finden, dazu ist vielmehr ein weiterer Akt des Überschreitens gefordert. Dieser Schritt des „Aufstiegs“ zu
Gott gelingt, wie PD Dr. Jörn Müller vom Institut für
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Philosophie formulierte, durch eine „Substitutionsstrategie“. Das Verlangen des Menschen nach Glück,
Weisheit und Wahrheit – für Augustinus apriorische
Gehalte – werden, insofern nach christlichem Verständnis deren Quelle Gott ist, zu „Markern, die in die
Transzendenz verweisen“: alles Streben nach Weisheit
sei für Augustinus eine Form der anonymen Gottsuche. Im Blick auf den Schlussabschnitt der Lektüre
hob der Kirchenhistoriker Professor Dr. Dominik
Burkard den für Augustinus charakteristischen Zusammenhang von Selbsterkenntnis und Gotteserkenntnis heraus. Augustins Weg des Aufstiegs zu Gott
klingt aus in den hymnischen Worten: „Sero te amavi,
pulchritudo tam antiqua et tam nova, sero te amavi! –
Spät hab ich dich geliebt, du Schönheit, so alt und so
neu, spät hab ich dich geliebt!“Anknüpfend an das
Lektüreseminar steht der 9. Augustinus-Studientag in
diesem Sommersemester unter dem Thema „‘Redi …
ad pulchrum ut ad pulchritudinem redeas’ (Aug. s.
177,9): Das Schöne in Theologie, Philosophie und
Kunst“. Die Tagung findet am 16. und 17. Juni 2011
statt und wird am Donnerstagabend um 19.30 Uhr mit
dem Festvortrag „Theologie und Ästhetik“ von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann im Toscana-Saal der
Residenz eröffnet. Programm und weitere Informationen unter: www.studientage.augustinus.de
Guntram Förster
Von der Trennung zur Einheit: Das Bemühen um die Pius-Bruderschaft
Die Aufhebung der Exkommunikation für die vier im
Jahr 1988 unerlaubt geweihten Bischöfe der PiusBruderschaft durch Papst Benedikt XVI. im Januar
des vergangenen Jahres hat nicht nur für ein großes
mediales Echo gesorgt, sondern auch die verstärkte
Beschäftigung der Theologie mit der PiusBruderschaft ausgelöst. Die Fachtagung „Von der
Trennung zur Einheit: Das Bemühen um die PiusBruderschaft“ auf Schloss Hirschberg mit ca. 60 Teilnehmern, die vom Würzburger Kirchenrechtler Prof.
Dr. Heribert Hallermann organisiert wurde, griff dieses aktuelle Thema auf und nahm die Einheitsbemühungen Roms um die Pius-Bruderschaft aus der Perspektive mehrerer theologischer Disziplinen wie des
Kirchenrechts, der Liturgiewissenschaft und der systematischen Theologie in den Blick.
Die Tagung brachte die verschiedenen Disziplinen
miteinander ins Gespräch, was sich am regen Austausch und der engagierten Diskussion der teilnehmenden Professoren, Dozenten und Studenten zeigte.
Die Kirchenrechtler Prof. Dr. Stephan Haering (München) und Prof. Dr. Markus Graulich (Rom) zeichneten den Konflikt und die Verhandlungen zwischen der
Pius-Bruderschaft und Rom in seinen geschichtlichen
Etappen und seiner aktuellen Problematik nach. Bei
der Auseinandersetzung geht es nicht nur vordergründig um unterschiedliche Formen der hl. Messe, sondern vielmehr um die volle Anerkennung des II. Vatikanischen Konzils. Das betrifft vor allem das Verständnis von der Kirche als Volk Gottes, das Verhältnis von Kirche und Welt, die Anerkennung der Religionsfreiheit und der Gewissensfreiheit, die Ökumene,
den interreligiösen Dialog etc. Wie Papst Benedikt
XVI. schreibt, kann man die Tradition und „die Lehrautorität der Kirche nicht im Jahr 1962 einfrieren –
das muss der Bruderschaft ganz klar sein.“ Die PiusBruderschaft bekundet zwar verbal immer wieder ihre
Treue zum Papst, akzeptiert aber im gleichen Zug die
Lehrautorität des Papstes und der Bischöfe nicht.
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Der Fundamentaltheologe Prof. Dr. Wolfgang
Klausnitzer (Würzburg) schilderte die Entwicklung des
Papstamtes und seine zentrale Aufgabe, Garant der
Einheit zu sein, und zeigte entsprechende Gestaltungsmöglichkeiten für den päpstlichen Dienst an der
Einheit auf. Die Pius-Bruderschaft selbst ist nach dem
Urteil von Papst Johannes Paul II. eine schismatische
Gemeinschaft. So stellt sich in der Praxis des kirchlichen Lebens immer wieder die Frage nach der rechtlichen Stellung der Mitglieder der Pius-Bruderschaft.
Von diesen müssen die Sympathisanten und Anhänger
unterschieden werden.
Dr. Bernd Dennemarck (Eichstätt/Benediktbeuern)
diskutierte vor diesem Hintergrund, ob die in der PiusBruderschaft gespendeten Sakramente, wie zum Beispiel die Taufe oder die Eucharistie, gültig sind oder
ob es Katholiken erlaubt ist, Sakramente in dieser
schismatischen Gemeinschaft zu empfangen.
Der Eichstätter Liturgiewissenschaftler Prof. Dr. Jürgen Bärsch zeigte auf, dass die Liturgie immer auch
eine Feier des jeweiligen Verständnisses von Kirche ist
und dass es insofern zu Spannungen zwischen der
ordentlichen Form des römischen Ritus und der außerordentlichen Form dieses Ritus kommt, da in der
so genannten „tridentinischen Messe“ ein anderes,
nämlich ein rein klerikales Verständnis von Kirche
gefeiert werde.
Prof. Dr. Wilhelm Rees (Innsbruck) hob in seinem
Vortrag zur strafrechtlichen Bewertung der Aufhebung der Exkommunikation hervor, dass dies ein
reiner Gnadenakt des Papstes war, der nicht auf Vorleistungen beruhte, sondern vielmehr positive Schritte
der Pius-Bruderschaft auf dem Weg zur Einheit hervorrufen wollte. Bis jetzt scheint diese Hoffnung jedoch vergeblich zu sein. Rees stellte zudem klar, dass
die vier Bischöfe weiterhin suspendiert sind und in der
katholischen Kirche weder ein Amt bekleiden noch
einen Dienst versehen können. Auch hat die Pius-
Bruderschaft innerhalb der katholischen Kirche keinerlei rechtlichen Status.
Prof. em. Dr. Peter Krämer (Trier) zeigte, dass die
Leugnung des Holocaust, wie sie von Bischof
Willamson wiederholt erfolgt ist, bereits mit dem geltenden Strafrecht der Kirche sanktioniert werden
kann, ohne dass dieser Tatbestand eigens in das kirchliche Strafrecht aufgenommen werden müsste.
Abschließend fragte Prof. Dr. Christoph Böttigheimer
(Eichstätt) nach den erforderlichen Bedingungen
kirchlicher Einheit und lenkte den Blick dabei nicht
nur auf die Pius-Bruderschaft, sondern auch auf die
Ökumene mit anderen christlichen Kirchen.
Jenseits aller verletzenden Polemik, die Papst Benedikt
in seinem Brief vom 10. März 2009 beklagt, hat die
Fachtagung in Schloss Hirschberg zu einer vertieften
Sicht der Problematik beigetragen: Es geht im Bemühen um die Pius-Bruderschaft um die Einheit der katholischen Kirche; es geht aber auch um die Frage, ob
die Kirche ihre durch das II. Vatikanische Konzil geprägte Identität preisgibt und somit ihrem Bemühen
um die Ökumene, um den interreligiösen Dialog und
um die Mitgestaltung der Welt den Boden entzieht.
Alle Vorträge der Fachtagung werden in einem Tagungsband publiziert, damit so ein noch weiter reichender Beitrag zum Ringen um die Einheit der Kirche geleistet werden kann.
Prof. Dr. Heribert Hallermann
Liturgiereform: Kolloquium und Vortrag
Einen „Rückblick auf die Liturgiereform“ bot Karl
Kardinal Lehmann, Bischof von Mainz, am Samstag,
4. Dezember 2010 bei einem Vortrag im Würzburger
St.-Burkardus-Haus. Anlass war der 47. Jahrestag der
Veröffentlichung von „Sacrosanctum Concilium“. Mit
diesem Dokument stellte das Zweite Vatikanische
Konzil im Jahr 1963 die Weichen für die Erneuerung
des Gottesdienstes in der katholischen Kirche.
Nach einer feierlichen Vesper in der Neumünsterkirche zusammen mit dem Würzburger Bischof Dr.
Friedhelm Hofmann würdigte Kardinal Lehmann vor
vollbesetztem Saal die Reform als „großes Werk“. Das
Zweite Vatikanische Konzil habe „die Bedeutung der
Liturgie für das Leben der Kirche“ gestärkt. Der Kardinal reagierte auf Kritiker, die an „altehrwürdigen,
unveränderlichen Formen“ hängen. Diese durchschauen nicht „deren geschichtliche Bedingtheit“,
meinte Lehmann. Andererseits habe das Konzil auch
keinen „Freibrief zum eigenen Gestalten“ ausgestellt.
„Willkür und Beliebigkeit sind nicht das Ziel der Reform“, betonte der Kardinal, der während des Konzils
in Rom studierte, dann als Professor die Reform theologisch begleitete und bis heute als Bischof für eine
würdige Feier der Liturgie sorgt. Liturgie zu feiern sei
eine „Kunst“, betonte Kardinal Lehmann in seinem
Vortrag. Es gelte, eine „Synthese zwischen Subjektivem und Objektivem“ zu schaffen. „Es ist gut, wenn
im Gottesdienst unser Leben vorkommt“, so der Kar-
dinal. Gleichzeitig müsse man bei der Liturgie „ganz
und gar Jesus Christus Raum geben“.
Eingeladen hatte den Kardinal der Professor für
Liturgiewissenschaft an der Universität Würzburg,
Martin Stuflesser: „Zusammen mit dem Liturgiereferat
des Bistums organisieren wir jedes Jahr Vorträge wichtiger Kirchenvertreter zur Liturgiereform“, erklärt der
Theologe. „Besonders wichtig ist uns dabei die Verbindung mit der gefeierten Liturgie. Wir freuen uns
deshalb, dass Bischof Dr. Friedhelm Hofmann mit uns
die Vesper gefeiert hat.“
Im Vorfeld der Veranstaltung hatten sich junge Theologen aus dem deutschen Sprachraum zu einem Kolloquium getroffen, um über die Umsetzung der Reform zu diskutieren. Mit Fragen der Liturgiereform
beschäftigen sich Nachwuchswissenschaftler an der
Universität Würzburg auch im Rahmen eines Forschungsprojekts.
Martin Stuflesser und sein Team richten den Blick
schon auf den 50. Jahrestag der Liturgiekonstitution
im Jahr 2013. Dann ist ein großer, internationaler
Kongress geplant. „Die Societas Liturgica trifft sich in
Würzburg. Das ist die größte ökumenische Vereinigung von Liturgiewissenschaftlern“, berichtet
Stuflesser. Theologen aus aller Welt wollen sich 2013
in Würzburg mit der Liturgiereform in ökumenischer
Perspektive beschäftigen.
Benjamin Leven M.A.
Wolfgang Klausnitzer
Kirche, Kirchen und Ökumene. Lehrbuch der Fundamentaltheologie für Studierende,
Religionslehrer und -lehrerinnen
430 Seiten; 22,- EUR; Pustet Verlag, Regensburg 2010
Was ist Kirche? – Wie schwer diese Frage zu beantworten ist, zeigt die Debatte um das Wesen der Kirche
in der Ökumene. Wolfgang Klausnitzer bietet zu diesem Thema den verpflichtenden Prüfungsstoff für
Lehramtsstudierende in Katholischer Religionslehre. Für Diplomstudierende und die Masterstudiengänge
enthält das Buch den Inhalt des fundamentaltheologischen Traktates „Kirche“. Das Thema „Kirche“ wird
übersichtlich, verständlich, auf dem neuesten Diskussionsstand und durchgängig am ökumenischen Dialog
ausgerichtet präsentiert.
9
Die „Entwicklungslinien der Pfarrseelsorge“
Den langen Weg „Von der Eigenkirche zur
Pfarreiengemeinschaft“ nahm die in Zusammenarbeit der Katholischen Akademie Domschule, des
Archivs und der Bibliothek des Bistums Würzburg,
des Würzburger Diözesangeschichtsvereins, der
Professur für Fränkische Kirchengeschichte der
Universität Würzburg und des Historischen Seminars der Universität Leipzig am 26./27. November
2010 veranstaltete Tagung in den Blick.
Prof. Dr. Wilfried Hartmann (Tübingen) spannte
den Bogen „Vom frühen Kirchenwesen (Eigenkirche) zur Pfarrei (8.-12. Jahrhundert)“ und schloss
dabei – so der Untertitel – „strukturelle und kirchenrechtliche Fragen“ ein. An diese Ausführungen
knüpfte der Vortrag von Prof. Dr. Enno Bünz
(Leipzig) zum Thema „Kirchliche Blüte oder Krise?
Pfarreien, Seelsorger und Gemeinden im Bistum
Würzburg um 1500“ an.
Auf die umfassenderen Grundlagenreferate zur
mittelalterlichen Entwicklung folgten jeweils halbstündige Kurzreferate zu zentralen frühneuzeitlichen Themen. Ausgangslage der Tagungskonzeption war hierbei die Situation, dass große Teile des
Bistums Würzburg im 16. Jahrhundert von der Reformation erfasst wurden, was in den weltlichen
Territorien die Einrichtung eines evangelischen
Kirchenwesens zur Folge hatte. Dagegen konnte im
Hochstiftsgebiet die katholische Konfession durch
die Gegenreformation Fürstbischof Julius Echters
gesichert werden und sich durch Aktivitäten in Sinne der katholischen Reform, die bis in die Schönbornzeit festzustellen sind, festigen. Der Schweinfurter Stadtarchivar Dr. Uwe Müller beleuchtete als
Beispiel für einen evangelischen Reichsstand das
Verhältnis von „Geistlichkeit und Rat in der protestantischen Reichsstadt Schweinfurt“. Veronika
Heilmannseder M.A., die an einer historischen Dissertation arbeitet, die vergleichend den Würzburger
und Freisinger Geistlichen Rat in der Zeit der Gegenreformation und Katholischen Reform behandelt, konnte anhand des Fallbeispiels der würzburgischen Landstadt und Pfarrei Seßlach zeigen, wie
sich im frühneuzeitlichen Bistum Würzburg die
diözesanen Kommunikationskanäle zu einem engmaschigen Netz der Informationsübermittlung und
Kontrollnahme verdichteten. Chronologisch schloss
Dr. Winfried Romberg in seinem Referat über das
Würzburger „Pfarrwesen vom Dreißigjährigen
Krieg bis zur Aufklärungszeit (1617/18-1803)“ an.
Einen Hauptgegenstand seiner Überlegungen bildeten die Kirchenordnungen (1670/1693) und die
Impulse der Aufklärung ab den 1750er Jahren.
10
In Fragestellungen der Entwicklung im 19. und 20.
Jahrhundert führte eine Reihe von Statements ein.
Dabei griff Prof. Dr. Wolfgang Weiß (Würzburg)
die von Olaf Blaschke geprägte Kennzeichnung der
Pfarrer bzw. der Geistlichen als „Milieumanager“
auf. Weiß warnte vor der Neigung der Sozialgeschichte
zu
vereinfachenden
Forschungskonstrukten und mahnte an, die innere Differenzierung des Katholizismus auch und gerade im 19.
Jahrhundert ernst zu nehmen. Zum Thema „Entwicklungen der Seelsorgeplanung im Bistum Würzburg seit den 1970er Jahren“ referierten Christiane
Stock M.A. und Matthias Finster M.A. (beide
Würzburg). Frau Stock thematisierte hierbei die
Errichtung der Pfarrverbände. Herr Finster stellte
die Motive und Kriterien bei der Neugliederung der
Dekanate in 1970er Jahren vor. Mit den „Seelsorglichen Strukturen innerhalb des Bischöflichen Kommissariats Meiningen nach 1945“ beschäftigte sich
Katrin Schwarz M.A. (Würzburg).
Die beiden letzten Referate wandten sich Gegenwartsfragen zu. Prof. Dr. Heribert Hallermann behandelte aus kanonistischer Sicht den gegenwärtigen
Umbruch „Von der Territorialpfarrei zur
Pfarreiengemeinschaft“. Der Würzburger Domkapitular Christoph Warmuth, innerhalb der Diözesanleitung hauptverantwortlich für die aktuelle Pastoralplanung, referierte über das Thema „Die Errichtung der Pfarreiengemeinschaften im Bistum Würzburg als Antwort auf die aktuellen pastoralen Herausforderungen“. Im Anschluss daran entstand eine
interessante Diskussion zwischen Christoph
Warmuth und Heribert Hallermann zu den rechtlichen Grundlagen der Pfarreigemeinschaften.
Der Blick in die einzelnen Epochen verdeutlichte,
dass die Organisierung der Seelsorge vor Ort unterhalb der Diözesanebene ständigen Anpassungsprozessen ausgesetzt war. Sie stand jeweils unter besonderem Bewährungsdruck. Immer wieder war es
notwendig, die verschiedenen Interessen der Beteiligten bzw. Betroffenen (Diözesanleitung, theologische Leitlinien, weltliche Obrigkeit, Laien) oder
soziologische Veränderungen zu berücksichtigen.
Nicht zu verkennen ist auch, dass der obrigkeitliche
Zugriff in der Neuzeit wuchs, dass besonders der
Bischof, seine Diözesankurie sowie seine Pfarrer
ausschlaggebend wurden und selbst in der Gegenwart wirkliche Mit- oder gar Eigenverantwortung
der Laien nur eine untergeordnete Rolle spielt.
Prof. Dr. Wolfgang Weiß
Macht Religion den kulturellen Unterschied?
Religionssysteme in den USA und Deutschland
Auf wissenschaftlicher und politischer Diskursebene
ist die öffentliche und private Signifikanz von Religion
in der modernen Gesellschaft umstritten. Der amerikanische Religionssoziologe Peter L. Berger hat mehrfach betont, dass die Theorie der Säkularisierung für
Europa einige Plausibilität habe, jedoch nicht für die
USA. Zwar ist die Trennung von Staat und Religion in
den Vereinigten Staates strikter als in Deutschland,
aber die religiöse Szene scheint vitaler zu sein. Während der moderne Europäer Religion scheinbar
„überwunden“ hat, nimmt in den Vereinigten Staaten
die Zahl der Religionen, christlichen Kirchen und
religiösen Bewegungen stetig zu und die kulturelle wie
mediale Präsenz von Religion ist beträchtlich.
Um die gegenläufige Situation in den USA und Europa genauer in den Blick zu nehmen, kamen am 11.
Januar 2011 auf Einladung von Professor Hans-Georg
Ziebertz (Lehrstuhl für Religionspädagogik) und dem
Kompetenzzentrum der Universität „Globale Systeme
und interkulturelle Kompetenz“ (GSiK) Dr. Marcia
Pally (Professorin für Multikulturalität an der New
York State University und Mitglied des Wissenschafts-
kollegs Berlin) und Dr. Rolf Schieder (Professor für
Praktische Theologie und Sprecher des Forschungsbereichs Religion und Politik an der HumboldtUniversität zu Berlin) nach Würzburg, um von ihren
Forschungen zu berichten. Ihre sachverständige Situationsanalyse half dem Auditorium, ein Verständnis für
die Hintergründe der markanten Unterschiede zu entwickeln. Weil man beispielsweise in den USA staatlichen Institutionen zutiefst misstraut, ist ein StaatKirchen-Verhältnis wie in Deutschland dort undenkbar. Die Präsentation exemplarischer Ergebnisse aus
aktuellen Forschungsprojekten zu verschiedenen
evangelikalen Bewegungen in USA und Europa machte den transatlantischen Vergleich beider Religionskulturen griffig und für Fachfremde und -vertraute anschaulich. Die Brisanz des Themas und der Erfolg der
Tagung lassen sich nicht zuletzt am großen Interesse
der Studierenden, Universitätsmitarbeiter und externen
Besuchern ablesen, so dass an diesem Vormittag fast
100 Zuhörerinnen und Zuhörer am Sanderring begrüßt werden konnten.
Daniela Popp M.A.
„Vom Völkerbund zur regionalen Integration. Europa als Anstoß arabischer Integrationstheorie“
Am 15. Dezember 2010 hatte der Lehrstuhl für Christliche Sozialwissenschaft für einen Vortrag zu diesem
Thema Herrn Friedhelm Hoffmann M.A. vom Zentrum Moderner Orient (ZMO) eingeladen. Der Vortrag
hatte zum Ziel, die parallelen Entwicklungen von
Regionalisierungskonzepten in Europa und der arabischen Welt darzustellen. Dabei wurden Kontinuitätslinien von der Zeit des Völkerbundes in der Zwischenkriegszeit bis in die jüngste Vergangenheit der europäischen Integration aufgezeigt.
Die Darstellung gliederte sich in einen ersten Teil, der
die gemeinsamen Ursprünge regionaler internationaler
Organisation im Völkerbundskontext verortete, und
einen zweiten Teil, der das europäische und das arabische Integrationsprojekt nördlich und südlich des
Mittelmeers, wie sie sich seit dem Zweiten Weltkrieg
herausbildeten, in Verbindung setzte. Dabei lag das
Augenmerk auf der Verbreitung neuer normativer
Konzepte regionaler Integration von Staaten.
Das Völkerbundsystem krankte von Beginn an am
Spannungsverhältnis zwischen universalem Anspruch
und regionalen Erfordernissen. Die universale Zuständigkeit überforderte die Kapazitäten des Völkerbundes mit der Folge, dass er bei der regionalen Konfliktbeilegung oft versagte. Insbesondere in Europa
hatten regionale Konflikte jedoch das Potenzial, den
ganzen Kontinent und damit die ganze Welt in kriegerische Auseinandersetzungen zu stürzen. Als Gegengewicht zur universalen Zuständigkeit des Völkerbundes schlugen Intellektuelle, wie Graf CoudenhoveKalergi, und Politiker, wie Aristide Briand, eine regionale europäische Organisation vor, die den Frieden
und die Kooperation zwischen den europäischen Staaten garantieren sollte. Ähnlich wie in Europa der Zusammenbruch der alten Imperien zu einer Vielzahl
neuer Nationalstaaten geführt hatte, so war auch in der
arabischen und islamischen Welt mit dem Ende des
osmanischen Kalifatsstaates die Ebene des supranationalen Zusammenhalts beseitigt worden. In dieser
Situation staatlicher Zersplitterung wurden die europäischen Regionalisierungsdebatten schon in der Zwischenkriegszeit aufgegriffen und auf die Situation der
arabischen Länder übertragen. Dabei tat sich der bekannte ägyptische Jurist `Abdarrazzâq Ahmad asSanhûrî (1895-1971) hervor, der schon 1925 einen
Entwurf zur Neubelebung des Kalifats als Regionalorganisation im Rahmen des Völkerbundssystems vorlegte und dabei ausdrücklich auf die Inspiration durch
Coudenhove-Kalergi hinwies.
In der Tat gründeten die arabischen Staaten schon am
Ende des Zweiten Weltkriegs erfolgreich ihre Regionalorganisation, die Liga der Arabischen Staaten
11
(1944), die sie in das UN-System einfügten. Als Muster
diente ihnen dabei der Völkerbund mit seiner Betonung einzelstaatlicher Souveränität. Trotz des zeitlichen Vorsprungs und trotz der politischen Teilung des
europäischen Kontinents mussten die arabischen Staaten mit ansehen, wie die europäische Integration mit
Gründung der Europäischen Gemeinschaften Mitte
der 1950er Jahre in Schwung kam und langsame aber
stetige Fortschritte zu verzeichnen hatte, die schon
bald die arabische regionale Zusammenarbeit in den
Schatten stellten. Anfänglich hatten arabische Beobachter der europäischen Integration wegen der Heterogenität Europas keine hohen Chancen eingeräumt
und waren zuversichtlich, dass die sprachliche, historische und religiöse Einheit der arabischen Welt viel
schnellere Fortschritte zuließen. Seit den 1960er, spätestens aber seit den 1970er Jahren richtete sich der
Blick arabischer Integrationsexperten verstärkt nach
Europa, wo sie Muster und Lösungswege ausmachten,
die für die arabischen Staaten Vorbildcharakter haben
könnten. Seither ist es in der Fachliteratur zur arabi-
schen Einheit und Integration zur Regel geworden,
das europäische Beispiel zur Kritik und als Vorbild der
arabischen Integration zu zitieren. Europäische
Regionalisierungskonzepte haben also nicht nur eine
gemeinsame Vorgeschichte mit den arabischen, sondern strahlen auch kontinuierlich auf die innerarabischen Debatten aus, selbst wenn sich dies auf der
Ebene der praktischen Politik bisher nur zögerlich
auswirkt.
An den Vortrag schloss sich eine lebhafte Diskussion
an, in der u.a. auch Fragen des Rechtssystems und der
Stellung der Scharia in den arabischen Einzelstaaten
angesprochen wurden. Diskutiert wurde auch, ob eine
größere religiöse Kohäsion in den arabischen und
islamischen Staaten nicht ein Vorteil auf dem Weg zur
angestrebten Integration sei, und in welchen Bereichen
der Arabischen Liga sich ein Integrationsfortschritt
feststellen lasse, wenn denn überhaupt.
Prof. DDr. Gerhard Droesser
Staatsleistungen an die Domkapitel in Bayern
Am 26. Januar 2011 hielt Dr. iur. can. Bernd
Dennemarck, Lehrbeauftrager für Kirchenrecht an der
Philosophisch-Theologischen Hochschule Benediktbeuern, an der Katholisch-Theologischen Fakultät
Würzburg einen Gastvortrag über die Staatsleistungen
an die Domkapitel in Bayern. Der gut besuchte Vortrag – unter den Zuhörern der Würzburger Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand und der ehemalige Eichstätter Generalvikar Johann Limbacher – stellte klar, dass
die Staatsleistungen keine unbegründeten Geschenke
an die Kirche darstellen, sondern Ausgleichsleistungen
für den Entzug von Kirchengütern in der Zeit der
Reformation im 16. Jh. und insbesondere der Säkularisation Anfang des 19. Jh. sind. Mit der staatlichen
Übernahme von Kirchengütern hat der Staat gemäß
dem Reichsdeputationshauptschluss auch die mit diesen ehemaligen Kirchengütern verbundenen Abgaben
und Lasten übernommen. Ohne diesen historischen
Kontext lassen sich sowohl die positiven Staatsleistungen als auch die negativen Staatsleistungen wie etwa
bestimmte Steuerbefreiungen nicht verstehen. Im
Bayerischen Konkordat von 1817 wurde geregelt, dass
12
für den Unterhalt der bayerischen Erzbischöfe und
Bischöfe ein Fonds gegründet wird, der von diesen
selbst verwaltet werden soll. Ferner wird den Bischöfen und mit der Wiedererrichtung der Domkapitel
auch den Dignitären und den älteren Kanonikern und
Vikaren eine ihrer Würde und ihrem Stand entsprechende Wohnung zur Verfügung gestellt. Dennemarck
zeigte, dass in der weiteren Rechtsentwicklung dieser
Rechtsstand über die Weimarer Reichsverfassung, das
Bayerische Konkordat von 1924, das Reichkonkordat
von 1933 bis hin zur heutigen Bayerischen Verfassung
und dem Grundgesetz nicht nur in der Sache erhalten
blieb, sondern auch immer stärker im Verfassungsrecht verankert wurde. Seit der Weimarer Reichsverfassung war aber auch die Ablösung von Staatsleistungen geregelt, wofür die Grundsätze vom damaligen
Reich aufgestellt werden sollten. Abschließend illustrierte Dennemarck einzelne Staatsleistungen und
deren vertraglich vereinbarte Ablösung, wie etwa Ablösungen im Bereich der zur Verfügung gestellten
Wohnungen.
Dr. Thomas Meckel
Veranstaltungen des Ostkirchlichen Instituts
Im Ostkirchlichen Institut fanden im vergangenen
Wintersemester wieder mehrere wissenschaftliche
Vortragsveranstaltungen statt, die auch von der
interessierten Öffentlichkeit wahrgenommen wurden: Dr. Olga Sapožnikova (St. Petersburg), die seit
September 2009 als Humboldt-Stipendiatin zu einem längeren Forschungsaufenthalt am OKI weilte,
präsentierte ihr neu erschienenes Buch mit einem
Vortrag am 19. Oktober 2010: „Sergij Šelonin – ein
russischer Gelehrter und Theologe im Kloster
Solovki zur Mitte des 17. Jahrhunderts“. In den 30er
und 40er Jahren des 17. Jhd. beschäftigte sich
Šelonin vorwiegend mit der Revision von bedeutenden monastischen Texten wie den Paterika, der
Expositio fidei von Johannes von Damaskus und der
Klimax des Johannes vom Sinai.
Seit Herbst 2009 ist am OKI die Zweigstelle Würzburg der Südosteuropa-Gesellschaft (SOG) angesiedelt, deren Leiter Prof. Dr. Christian Hannick ist,
der seit seiner Emeritierung im Jahre 2009 die Arbeit am Ostkirchlichen Institut ehrenamtlich unterstützt. Daher konnten noch zwei weitere Symposien
veranstaltet werden, die durch die SOG finanziell
ermöglicht wurden: Am 28. Oktober 2010 sprach
Dr. Raffi Kantian (Hannover) über das Thema „Die
Türkei und ihre Armenier. Hypotheken der Vergangenheit – Chancen der Zukunft“. Der Referent legte
die Bedeutung der Armenier als Teil der kulturell
und sozial herausragenden Bevölkerung im Osmanischen Reich und als Kulturmittler zu Westeuropa
dar.
Am 16. Dezember 2010 hielt Dr. Pavel Ermilov
(Orthodoxe Universität Hl. Tichon/Moskau) einen
Vortrag „Zur spannungsreichen Geschichte der
Kirche von Konstantinopel. Die Synoden von
1156-1157 – Wirklichkeit und Verzerrung in der
byzantinischen und modernen Historiographie“.
Die Thematik dieser Synoden betraf einen speziellen Aspekt der Deutung der Göttlichen Liturgie,
nämlich den Opfercharakter im wirklichen bzw. im
übertragenen Sinn. Die Akten dieser Synoden wurden in der äußerst komplizierten Überlieferung
umgearbeitet.
Am 25. Januar 2011 präsentierte Pfarrer Bogdan
Puszkar (Bamberg) seine Neuausgabe der liturgischen Gesänge für die Entschlafenen nach dem
Ritus der Ukrainischen Griechisch-Katholischen
Kirche in ukrainischer Sprache (Zaupokijni
bohoslužinnja u tryholosnomu vykladi, Bamberg/L’viv 2010). Hörbeispiele aus der beiliegenden
CD illustrierten die heutige musikalische Gestalt der
Begräbnisoffizien und des Gedenkgottedienstes für
die Entschlafenen.
Am 10. Februar 2011 stellte Sr. Jelena Herasym
MSsR (Lemberg/München) die jüngere Geschichte
und Gegenwart des neugegründeten ukrainischen
Zweiges der „Missionsschwestern vom Heiligsten
Erlöser“ vor. Ihr Vortrag bot Einblicke in das Klosterleben und die vielfältigen Aktivitäten der Schwesterngemeinschaft, die in der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche angesiedelt ist und dem
byzantinischen Ritus folgt.
DDr. Thomas Mark Németh
HeiligSEIN und SeligSPRECHEN
Heilig-Sein und Heiligkeit sind Kategorien, die das
Menschsein überschreiten und nicht in seiner Verfügbarkeit stehen. Sie verweisen auf Gott und lassen sich
nur von ihm her verstehen. Selig-Sprechen ist dagegen
ein kirchliches Handeln. Nach einem langwierigen
Verfahren bestätigt der Papst als Haupt der Kirche,
dass sich an einem Menschen die göttliche Heilszusage
erfüllt hat, und erteilt die Erlaubnis, eine Person innerhalb einer Teilkirche öffentlich zu verehren. Erstmals wird eine solche Seligsprechung mit der des Märtyrerpriesters Georg Häfner in Würzburg selbst stattfinden.
Dieses Ereignis nehmen die Katholisch-Theologische
Fakultät der Universität Würzburg und die Katholische Akademie Domschule zum Anlass, Facetten um
das Thema Heiligsein und Seligsprechen in einem
gemeinsamen Studientag am 07. Mai 2011 zu beleuchten: der Postulator spricht zum Seligsprechungsprozess, der Bischof, der den Prozess eröffnet und lange
Jahre begleitet hat, stellt den künftigen Seligen als
Märtyrer aus unserer Mitte vor. Der Liturgiewissenschaftler erschließt die Verehrung der Heiligen.
Der Historiker stellt Georg Häfner in die Reihe der
Seligen und Heiligen des Bistums.
Der Einbezug anderer Konfessionen schärft den Blick
für die Bedeutung des Heiligseins: der Ostkirchenexperte verbindet das Thema mit der langen und eigenen
Tradition der Heiligen in der Orthodoxie. Und der
Oberkirchenrat aus der Leitung der evangelischen
Landeskirche in Bayern nimmt Stellung zu einem angeblich typischen katholischen Thema.
Der Studientag reiht sich ein in die Vorbereitung auf
das Ereignis der Seligsprechung am 15. Mai 2011. Er
beleuchtet seine unterschiedlichen Aspekte und eröffnet auf diese Weise die Möglichkeit, die Bedeutung
von Pfarrer Georg Häfner für die Gegenwart zu erschließen. Herzliche Einladung!
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Vom 12. bis zum 14. Mai 2011 veranstaltet der Lehrstuhl für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit
im Tagungshaus Himmelspforten (Würzburg) die von der Fritz-Thyssen-Stiftung geförderte Fachtagung
„Der Jansenismus – Eine ‚katholische Häresie‘ der frühen Neuzeit?“
Als komplexes, vielschichtiges Phänomen hatte der
sogenannte Jansenismus seinen Ursprung in den
großen Gnadenstreitigkeiten des 16. und 17. Jahrhunderts, die innerhalb der katholischen Theologie
auch nach dem Konzil von Trient andauerten. In
dieser Diskussion suchte der Löwener Theologe
Cornelius Jansenius eine Lösung. Dabei empfahl er,
sich an einer unbestrittenen theologischen Autorität,
an Augustinus, zu orientieren. Das Ergebnis seiner
Studien legte Jansenius in seinem dreibändigen
Werk „Augustinus“ nieder, das 1640 erschien. Weil
er die Unwiderstehlichkeit der göttlichen Gnade
und die Schwachheit des Menschen betonte, den
Jesuiten aber vorwarf, in der Gnadentheologie dem
Semipelagianismus, in der seelsorgerlichen Praxis
einem leichtfertigen Laxismus zu huldigen, zog er
sich deren erbitterte Gegnerschaft zu.
Bald verlagerte sich die Diskussion aus den Niederlanden nach Frankreich und strahlte später auch auf
andere Länder aus. Hintergrund war eine tiefgehende Spaltung der französischen Kirche im 17. Jahrhundert. Jetzt wurde der Begriff „Jansenismus“ auf
reformorientierte Kreise und Gruppierungen bezogen, die mit der Gnadentheologie des Jansenius
wenig oder nichts zu tun hatten, aber von ihren
(kirchen-)politischen Gegnern angefeindet wurden.
Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein wurden Katholiken zu „Jansenisten“ gestempelt, um sie in die häretische Ecke zu stellen. Dabei wies der Begriff eine
ungeheure Bandbreite auf und barg durchaus Widersprüchliches in sich.
Mehrfach beschäftigte man sich in Rom mit
Jansenius und dem „Jansenismus“. 1641 und 1642
wurde Jansens Werk verboten, 1653 folgte eine
Verurteilung von fünf Sätzen des „Augustinus“.
Dies rief in Frankreich einen Sturm der Entrüstung
hervor, sah man darin doch eine Verurteilung des
Kirchenvaters selbst. Die Jesuiten hingegen argumentierten mit der angeblichen Identität von kalvinistischer und jansenistischer Gnadenlehre, womit
die Furcht vor einer neuen Häresie bzw. vor einer
Spaltung Frankreichs geschürt und der französische
König zum Einschreiten veranlasst wurde.
Über den Jansenismus als europäisches Phänomen
der frühen Neuzeit mit seinen vielfältigen theologischen, historischen und politischen Implikationen
referieren und diskutieren Experten aus verschiedenen Ländern und Wissenschaftsdisziplinen.
Veranstalter:
Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Lehrstuhl für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit
Prof. Dr. Dominik Burkard
Sanderring 2
97070 Würzburg
Anmeldungen sind nur beschränkt möglich: [email protected]
Cornelius Mayer (Hg.)
Augustinus – Recht und Gewalt
Beiträge des V. Würzburger Augustinus-Studientages am 15./16. Juni 2007. Mit einer kommentierten Quellensammlung zur Richtertätigkeit Augustins(Cassiciacum 39,7 = Res et signa. Augustinus-Studien 7)
291 Seiten; 30,00 EUR
Echter Verlag, Würzburg 2010
Die staatsphilosophischen und sozialtheologischen Überlegungen des Augustinus von Hippo (354-430)
zum Verhältnis Recht und Gewalt haben bis heute nichts von ihrer Brisanz verloren, wie der V. Würzburger Augustinus-Studientag bestätigte, dessen Beiträge in vorliegendem Sammelband dokumentiert werden.
Im Mittelpunkt stehen die von Augustinus entwickelten Kriterien zur Legitimität von staatlicher Gewalt.
Verständlich sind die Aussagen des Kirchenvaters freilich nicht ohne den pagan-philosophischen Kontext
der Antike, der ebenso dargelegt wird wie Aspekte des Fortwirkens im politischen Augustinismus des
Spätmittelalters. Zur Sprache kommt ferner – gleichsam als Kontrapunkt zur augustinischen Tradition –
der Staatsphilosoph der Neuzeit Niccolo Machiavelli, während der von Augustinus maßgeblich geprägte
Begriff des „gerechten Krieges“ im Kontext aktueller Fragen des modernen Völkerrechts erörtert wird. Ergänzt wird die Dokumentation des V. Augustinus-Studientages durch eine kommentierte Quellensammlung
zur Richtertätigkeit Augustins.
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Neu an der Fakultät: Andrea Betz, Wiss. Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Religionspädagogik
Mein Name ist Andrea Betz (Jahrgang 1985) und ich bin seit dem Wintersemester 2010/2011 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Religionspädagogik. Aufgewachsen bin ich größtenteils in Eichstätt, wo ich
2004 am Willibald-Gymnasium mein Abitur ablegte. Zu diesem Zeitpunkt
wusste ich schon länger, dass ich Gymnasiallehrerin für Theologie und
Mathematik werden will und entschloss mich für ein Studium in Würzburg.
Nach einem kurzen Gastspiel als Mathe-Übungsleiterin wurde ich zum
Sommersemester 2006 Hilfskraft bei Prof. Rechenmacher. Zwei Jahre später belegte ich mein erstes Hauptseminar über empirische Forschung in der
Religionspädagogik und „landete“ dadurch schließlich an meinem heutigen
Lehrstuhl. Über verschiedene Haupt- und Oberseminare sowie durch die
Arbeit als Hiwi konnte ich in den folgenden zwei Jahren weiter in die Materie eindringen. Meine Zulassungsarbeit, eine qualitativ-empirische Untersuchung von Geschlechterrollen unter christlichen und muslimischen Jugendlichen, wurde schließlich mein erstes eigenständiges Projekt. Nach meinem
ersten Staatsexamen im Frühjahr 2010 stand einer Stelle am Lehrstuhl sowie einer Promotion schließlich nichts
mehr im Wege. Bei letzterer werde ich mich vor allem mit der empirischen Erfassung und persönlichen Determinanten interreligiöser Kompetenz beschäftigen.
Erich Garhammer
Zweifel im Dienst der Hoffnung. Poesie und Theologie
320 Seiten; 24,80 EUR
Echter Verlag, Würzburg 2011 (erscheint im Mai)
Reiner Kunze setzt Papst Johannes XXIII. ein lyrisches Denkmal. Felicitas Hoppe rückt die Beichte in ein
neues Licht. Hanns-Josef Ortheil geht den Kindheitsspuren seines Glaubens nach. Peter Handke trägt die
Bibel bei seinen Fußmärschen mit und übersetzt sie ungewohnt anders. Thomas Hürlimann beschreibt seine katholische Sozialisation im Stift Maria Einsiedeln literarisch. Petra Morsbach überrascht mit einem modernen Pfarrerroman und Ralf Rothmann buchstabiert das Thema „Schuld“ auf neue Weise.
Poesie und Theologie berühren sich – einander weder vereinnahmend noch verharmlosend, sondern in einem produktiven Spannungsverhältnis. Diesen überraschenden Begegnungen geht Erich Garhammer nach,
ein ausgewiesener Kenner auf dem Grenzgebiet von Literatur und Theologie.
Wolfgang Weiß (Hg.)
Würzburger Diözesangeschichtsblätter, Band 72
738 Seiten
Würzburg 2010
Der Jahresband 2010 der Würzburger Diözesangeschichtsblätter ist Dr. Dr. h.c. Adolf Bauer zu seinem 65.
Geburtstag und dem damit verbundenen altersbedingten Abschied als Finanzdirektor des Bistums Würzburg gewidmet. In den Beiträgen spiegeln sich auch verschiedene Aspekte seines Lebens und Wirkens wider: zum einen beschäftigen sich zwei Beiträge mit seinem Geburtsort Thüngersheim und seiner Wirkstätte
Würzburg, andere Beiträge setzen sich mit der Kunst und ihrer Förderung auseinander. Im Weiteren sind
Artikel u.a. zu Bischof Adalbero zu dessen Jubiläumsjahr 2010, zum geistlichen Komponisten Valentin
Rathgeber oder zur Entwicklung der „Theologie im Fernkurs“ an der Katholischen Akademie Domschule
in den letzten 20 Jahren zu finden.
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Erich Garhammer (Hg.)
Theologie, wohin? Blicke von außen und von innen (= Würzburger Theologie 6)
280 Seiten; 24,80 EUR
Echter Verlag, Würzburg 2011
Die Theologie erlebt nicht nur von innen durch den Bolognaprozess an den Universitäten eine Umgestaltung. Auch von außen ist sie immer wieder gefragt, aber auch in Frage gestellt.Wolfgang Frühwald, der
ehemalige Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Humboldtstiftung, skizziert die unverzichtbare Bedeutung der Theologie an der Universität. Dietmar Willoweit, der Präsident der Bayer. Akademie der Wissenschaften, konstatiert Tendenzen einer aggressiven Religionskritik und fordert von den Religionen, ihr Verhältnis zu den Wissenschaften neu zu klären.Die Vertreter der theologischen Disziplinen
an der Katholisch-Theologischen Fakultät an der Universität Würzburg entfalten auf diesem Hintergrund
ihr Fachverständnis.
Theologie ist gefragt innerhalb und außerhalb der Universität – das ist das Ergebnis dieses Bandes, der aus
einer Ringvorlesung der Fakultät erwachsen ist.
Heribert Hallermann
Katholische Theologie im Bologna-Prozess. Gesetze, Dokumente, Berichte
(= Kirchen- und Staatskirchenrecht 13)
400 Seiten; 49,90 EUR
Schöningh Verlag, Paderborn / München / Wien / Zürich 2011 (im Erscheinen)
Der Bologna-Prozess ist auch bei Verantwortlichen für theologische Studiengänge auf eher verhaltene Begeisterung gestoßen: Umstrukturierungen beanspruchen personelle und finanzielle Ressourcen, Informationsdefizite verunsichern und führen zu Fehlentwicklungen. Das Buch will deshalb vor allem informieren.In
vier Hauptteilen werden die Informationen zusammengestellt: Zuerst werden grundlegende Dokumente
zum kirchlichen Hochschulrecht sowie zum Verfassungs- und Staatskirchenrecht in Deutschland versammelt. Im zweiten Teil werden Basisdokumente zum Bologna-Prozess präsentiert. Der dritte Teil betrachtet
die Aktivitäten des Apostolischen Stuhls im Bologna-Prozess. Der vierte Teil ist der Umsetzung im Bereich
der Deutschen Bischofskonferenz gewidmet. Als methodische Hilfen werden zur Verfügung gestellt: Die
Einleitungen zu den einzelnen Teilen, ein Glossar zu zentralen Begriffen des Bologna-Prozesses, ein ausführlicher Wortindex sowie Verweise auf weiterführende Literatur und Links.
Stephan Ernst
Anselm von Canterbury (= Zugänge zum Denken des Mittelalters 6)
176 Seiten; 14,80 EUR
Aschendorff Verlag, Münster 2011
Anselm von Aosta (1033–1109), Mönch und Abt im Kloster Bec, später Erzbischof von Canterbury, gehört zu den prägenden Vordenkern der mittelalterlichen Philosophie und Theologie. In einer Zeit, in der –
neben der Autorität – die menschliche Vernunft ihre eigenständige Bedeutung für die Begründung des
Glaubens beansprucht, möchte Anselm dadurch „Einsicht in den Glauben“ (intellectus fidei) gewinnen,
dass er die Wahrheit der zentralen Glaubensaussagen „allein mit der Vernunft“ (sola ratione) und „mit
notwendigen Gründen“ (rationibus necessariis) aufzuweisen versucht. Der „ontologische“ Gottesbeweis,
aber auch seine Satisfaktionslehre haben eine breite Wirkungsgeschichte bis in die Neuzeit hinein entfaltet
und das Interesse der gegenwärtigen Philosophie und der systematischen Theologie gefunden. Die vorliegende Einleitung in Leben, Werk und Denken Anselms soll im Sinne der „Zugänge“ geeignete Hilfsmittel
für das selbständige Studium und die eigene Erschließung der Schriften des „Vaters der Scholastik“ bereitstellen.
Impressum
Herausgeber des Vereinsblatts: Verein der Freunde und Förderer der Katholisch-theologischen Fakultät der Julius-MaximiliansUniversität Würzburg e.V., gegründet am 28. Juli 2006, Sanderring 2, D-97070 Würzburg, Internet: www.freunde-theologiewuerzburg.de, E-Mail: [email protected] Erscheinungsweise: zweimal jährlich, jeweils zu Semesterbeginn.
– Bankverbindung: Liga Bank (BLZ 750 903 00), Kto.-Nr.: 30 12 190. – Vorstand: Vorsitzender: Prof. Dr. Wolfgang Weiß,
Sandering 2, 97070 Würzburg – 2. Vorsitzende: Astrid Schilling, Paradeplatz 4, 97070 Würzburg - Kassenführer: Prof. Dr. Stephan
Ernst, Paradeplatz 4, 97070 Würzburg – Schriftführer: Prof. Dr. Heribert Hallermann, Paradeplatz 4, 97070 Würzburg – Druck:
Vinzenz Druckerei und Schreinerei GmbH, Würzburg – Auflage: 200 – Verantwortlich: Prof. Dr. Stephan Ernst, Astrid Schilling,
Andrea Lurz. Redaktionsschluss für das Vereinsblatt Nr. 9 ist der 31. August 2011.
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