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WERL 7 SAMSTAG 15. NOVEMBER 2014 Bilder mit Tee: Am Anfang steht Ottos Badewanne Oder: Wenn Elefanten-Puste Marilyns Rock aufbauscht / Rund 100 Kunstwerke von Otto Waalkes werden in der Galerie Walentowski gezeigt Aber so ein Bild, das Otto für „Nachbar in Not“ gespendet hat, gehe im freien Verkauf für gut und gerne 4 000 Euro über die Verkaufstheke, sagt Galerist Christoph Walentowski. Jede Kunst hat ihren Preis, „ob nun Chagall oder Otto“. Da grinst der 66-Jährige. „Oh – das ist gut: Otto, Chagall oder Rembrandt.“ Die Anlehnungen an die „Großen“ der Zunft finden sich überall. Die Mona Lisa als „Lächel-fant“, Bilder im Stil von Toulouse-Lautrec, der „Wanderer über dem Nebelmeer“ von Caspar David Friedrich samt Rückenfigur und Elefant an der Seite – das ist kein Verschaukeln, sondern künstlerisches Anlehnen, immer mit zwinkerndem Auge. „Das zeigt das Verhältnis von Kunst mit Humor“, sagt Waalkes. Und wer kann sich ein Grinsen verkneifen, wenn ein Bild zeigt, warum bei Marilyn Monroe einst das Kleid aufwallte? Otto klärt auf: Zwei Elefanten bliesen ihr unter den Rock... Manchmal finden sich die typischen Ottifanten nur versteckt, so beim Jeans-Bild auf dem Markenschild. Von Gerald Bus WERL J „Ich bin Otto.“ So begrüßt der 66-Jährige den Anzeiger-Redakteur zum Interview. „Sie Otto oder Du Otto?“ Keine Frage: „Du Otto. Ich heiße nunmal so.“ Und er gibt sich so, wie man ihn kennt. Jahrzehntelang. Oft lachend. Zu Scherzen aufgelegt. Aber ganz nahbar. Die Anmerkung, dass es doch ein Phänomen sei, dass ich ihn als Kind schon mochte und nun meine 13-jährige Tochter ihn ebenso gut findet, ist sofort Anlass für ihn, spontan in die Rollen jüngerer Vergangenheit zu schlüpfen. Schon schallt die Stimme von Sid aus „Ice Age“ durch die Galerie am Hellweg, kurz darauf ist Zwerg Bubi aus den „7 Zwergen“ zu hören. Der Ostfriese ist wandelbar. Und wandelt auch auf Malers Spuren. Kein Zufall, wie er anmerkt. Nicht nur, weil er in dem Bereich studiert hat. Nein, „ich habe schon immer gemalt, von klein auf.“ Der Vater war schließlich Malermeister. „Und ich habe immer die Rückseiten der Tapetenbücher als Malpapier benutzt.“ Cartoons und der zur Unterschrift gehörende „Ottifant“ begleiten das Leben, das der Komik gewidmet ist. In der jüngeren Vergangenheit aber hat Otto Waalkes vermehrt gemalt. Galerist Christoph Walentowski freut sich über einen prominenten Künstler: Otto Waalkes. J Foto: Bus „Natürlich ohne Zucker und Milch!“ Dass die Bilder nun ausgestellt und verkauft werden sollen, auf die Idee sei er selber nicht gekommen. Über die Werler Galerie Walentowski wurde der Kontakt geknüpft. Und nun soll auf den Markt kommen, was größtenteils den Anfang in Ottos Badewanne nahm. Denn die Vernissage mit Otto vor Ort Die Werler Galerie Walentowski an der Unionstraße 8 lädt am heutigen Samstag zur Vernissage der Ausstellung mit Bildern von Otto Waalkes. Dabei ist vorgesehen, dass Künstler und „Multitalent“ Otto auch vor Ort ist. Beginn ist um 12 Uhr; Waalkes wird bis gegen 16 Uhr da sein, die Vernissage bis gegen 18 Uhr dauern. Gezeigt werden Originale auf Leinwand und Papier sowie exklusiv für die Walentowski-Galerien gefertigte Farblithografien. Die Ausstellung läuft bis zum 6. Dezember (Öffnungszeiten der Galerie am Hellweg: montags bis freitags 9.30 bis 18 Uhr, samstags 10 bis 14 Uhr). meisten Leinwände werden in jener Wanne in knöcheltiefem Tee getränkt – „natürlich Ostfriesentee“ – und dann getrocknet, bevor der Künstler sie mit seinen Motiven verziert, bevorzugt Ottifanten. „Tee ist ein guter Untergrund – natürlich ohne Zucker und Milch!“ Und bringt Farbe ins Spiel. Gelblich coloriert scheinen die Bilder dadurch. Wie er auf die Idee gekommen ist? So simpel: „Ich habe mal mit Tee gekleckert.“ Das Malheur hatte die nun bekannten Folgen. „Jugendfrei“ - anders als Udo... dert“ gemalten Werke von Otto werden bei Walentowski gezeigt; viele davon entstanden erst in der jüngeren Vergangenheit. Aber nein, gut trennen könne er sich nicht von dem, was er schuf. Otto hängt an seinen Bildern, „Ich gebe sie nicht gern her“. Letztens, erzählt er, habe er ein Bild extra teuer angeboten, damit ja niemand auf die Idee kommt, es zu kaufen. Nix da: Es fand sich ein Liebhaber. Zumindest ist Otto es dann wichtig, dass er seine Werke — Anzeige — später für Ausstellungen wieder zusammenbekommen kann. Und Kritiker-Lob schmeichelt ja auch: „Ich freue mich, wenn meine Bilder begeistern und Anerkennung finden.“ Was kostet so ein echter Otto? „Die Leute können mir einen Preis nennen – und dann lachen wir darüber“, blödelt Otto. Über Geld spricht man auch im Spaß nicht unbedingt. Eher setzt die Galerie auf den persönlichen Kontakt mit Kunden. Ein Otto-Gruß an die „Läser vom Werler Anzeiger“... Acryl, Stifte – und eben Tee. Einen Tag brauche er für ein Bild, in jedem stecke neben dem ostfriesischen Nationalgetränk echtes Herzblut. „Natürlich versuche ich, auch ernst genommen zu werden.“ Was schwer vorstellbar scheint bei dem Grinsen und den vielen Lachfalten – und doch Anliegen ist: „Als Künstler braucht man immer eine Bestätigung.“ Aber klar: „Ich „Ottifanten“ statt bin so, wie ich bin.“ Otto Selbstportrait eben. „Und ich freu mich daDie Ottifanten, die malt rüber.“ Verstellen müsse er Otto schon seit über 50 Jah- sich nicht. Verbiegen schon ren. Entstanden seien sie in Schulzeiten aus dem Versuch eines Selbstportraits, erzählt er. „Ich wollte mich selber Soziales Engagement, das ist Otto zeichnen. Plötzlich hatte ich Waalkes nicht fremd. Aber damit ein lange Nase.“ Er machte eiwill er nicht „hausieren gehen“, nen Rüssel daraus, verändersagt er. Die Anzeiger-Hilfsaktion te die Beine. Die Figur war ge„Nachbar in Not“ aber, über die er boren. „Und sie verfolgt mich sich gestern beim Interview-Termin ewig.“ Auch, weil er sie kultiinformieren ließ, die gefällt ihm. viert. Selbst als Stofftier gibt „Das ist eine wunderbare Aktion“. es sie. Und daher trenne er sich auch gerDer Stoff, aus dem die Bilder ne von einem der Werke, die ihm sind, ist aber ein anderer. sonst so am Herzen liegen. Denn Hilfsaktionen wie diese solle man Video „jederzeit unterstützen“. Das gezum Thema auf www.soester-anzeiger.de gar nicht. Dabei war nicht immer alles leicht. Mehr als einmal erwähnt er die beiden gescheiterten Ehen und deutet aufs Herz: „war gebrochen.“ Aber das Scherzen ist doch Programm. Und so endet auch das Gespräch mit einem Witz über die Bekanntheit, die dem Künstler nicht immer Last ist. „Letztens war ich am Kölner Dom. Da hat einer geschrieen: ‘Da ist Otto.’ Und alle sind angerannt gekommen. Alle! Ich hätte wohl doch nicht so laut rufen sollen...“ Otto-Spende für „Nachbar in Not“ @ wählte Bild, gerahmt von der Galerie Walentowski, stammt aus der „Be different“-Staffel von Otto mit stets vergleichbarem Bildmotiv. Details im Anzeiger folgen kurzfristig, auch zu den Modalitäten der Versteigerung, deren Erlös an „Nachbar in Not“ geht. J bus — Anzeige — Tee in der Kunst – dass das an Udo Lindenbergs „Likörelle“ erinnert, das räumt Otto ein. „Das ist eine Fortsetzung von Udo“, sagt Otto zum Panikrocker, mit dem er einst in einer WG lebte. „Aber meine sind jugendfreier als seine Schnapsbilder.“ Malen, das war immer ein Hobby. Und sorgt für „Entspannung pur“ beim Vorzeige-Ostfriesen der Republik. Wenn auch die Bilder „flott von der Hand“ gehen: „Das ist schon viel Arbeit.“ Und die will er nun zeigen. Rund 100 der insgesamt „wenigen hun- LESERBRIEF „Meinungsfestigkeit“ Zum Artikel „Fischers Wendemanöver bleibt im Rat wohl chancenlos“ über die Ortsschilder samt Zusatz „Wallfahrtsstadt“ erreichte uns ein Brief: „Ich versuche mal, nach dreimaligem Lesen dem Artikel auf der heutigen Lokalseite konkrete Aussagen zu entnehmen: 1. Die Werler Protestwähler beantragen, die Ortsschilder mit dem Zusatz „Wallfahrtsstadt“ zu versehen; nach „wiederholter, sachlicher Abwägung sämtlicher Argumentationen“ sei man, anders als vor einem halben Jahr, nun zu dieser Position gelangt. 2. Die SPD-Fraktion (zitiert wird Herr Esser) unterstützt weiterhin „unverändert“ den Namenszusatz, wird aber sehr wahrscheinlich beantragen, den Antrag der Protestwähler von der Tagesordnung des Rates zu streichen. 3. CDU-Kreise (zitiert wird ein CDU-Ratsherr ohne Namen) unterstützt „grundsätzlich“ ebenfalls weiterhin den Namenszusatz, wird aber „dieses Wendemanöver“ Fischer nicht durchgehen lassen, d. h., ebenfalls dafür sorgen, dass darüber nicht abgestimmt wird. „Heute Hü, morgen Hott, mal eben eine feste Überzeugung ohne nachvollziehbare Begründung über Bord werfen“; aber halt, diese Qualifizierung ist ja nicht für die CDU bestimmt, sondern von der CDU formuliert! Aus dieser beeindruckenden Meinungsfestigkeit schließe ich, dass es demnächst ganz leicht sein dürfte, irgendeinen von SPD und CDU favorisierten Ratsbeschluss zu verhindern: Man muss nur dafür sorgen, dass Herr Fischer ihn ebenfalls unterstützt.“ Theo Halekotte Werl "! % # # $ %