Der wilde Ritt
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Der wilde Ritt
DER WILDE RITT MF 11 C, 2004/2005 Vorwort Am 1. Oktober 2004 war der Anfang vom Ende des „Wilden Ritts“. Entstanden ist diese - teilweise in die erotische Welt abgleitende Geschichte - im Deutschunterricht der Klasse MF 11 c der Berufsschule Weilheim unter der Leitung von Herrn Berger. Die Unterhaltungslektüre basiert auf einer vorausgegangenen Geschichte mit dem Titel „ Der erste Kuss“ von Renate Jäger, in welcher die durch einen Unfall entstehende Liebesgeschichte zwischen dem Baron Götz von Herberg und der Baroness Marion beschrieben wird. Die Autoren unseres Schriftstückes sind: Michael Bißle, Alex Dallmayr, Stefan Heiland, Florian Fischer, Stephanie Bichlmeyr, Daniel Leuner, Benedikt Schrott und Johannes Strauß. Für das Layout zeigen sich Michael Bißle, Stephanie Bichlmeyr, Florian Fischer und Michael Gschmeißner verantwortlich. Die Zusammenfassung wurde von Tobias Schägger und Martin Fischer verfasst. Das Ende der Geschichte schrieben Alexander Poth und Heiko Leich. Für die grafischen Darstellungen opferten Andreas Neumaier, Fabian Lindauer und Engin Kilavuz sowie Christian Kemmelmeier ihre Zeit. Die für den Einband wichtigen Kordeln wurden in aufwändiger Handarbeit von Hubert Mach, Markus Schweiger und Stefan Heiland gefertigt. Für die Organisation der Fertigstellung der ganzen Aufgaben wurde Thomas Rapp ausgewählt, weil er in Deutsch noch die Note 2 erreichen möchte. Da bei jeder guten Geschichte das Vorwort die halbe Miete ist, musste die Bauelemente-Stunde, „geführt“ von Herrn Buchalik, leider dran glauben. Verantwortlich für diese Schandtat waren Alexander Dallmayr und Benjamin Ziller. Jetzt lassen Sie sich nicht länger durch unser Selbstlob von der eigentlichen Geschichte ablenken - die Klasse MF 11 c wünscht viel Spaß beim Lesen. 1 Der erst Kuss (Renate Jäger) Einen Augenblick hatte sie nicht auf den Weg geachtet und einen tief hängenden Ast zu spät bemerkt. Sie sah nur einen Schatten und spürte einen Schlag gegen den Kopf. Von dem Augenblick an wusste sie nichts mehr. Der Rappe kam zu seiner Herrin zurück, die bewegungslos am Boden lag. Sein aufgeregtes Wiehern war bald weit zu hören. Baron Götz von Herberg hob lauschend den Kopf. Er zügelte sein Pferd und lenkte es in die Richtung, aus der das aufgeregte Wiehern kam. Als er wenig später die junge Baroness von Bergen auf dem Waldweg liegen sah, durchfuhr ihn ein heißer Schreck. Er sprang aus dem Sattel und kniete an der Seite der Gestürzten nieder. Fassungslos starrte er auf das blutüberströmte schöne Gesicht. „Marion“, stieß er erschrocken hervor. Mit seinem Taschentuch tupfte er das Blut von ihrem Antlitz und stellte zu seiner Erleichterung fest, dass die Wunde am Kopf nicht so tief war, wie er zuerst befürchtet hatte. Er beugte sich über sie, als ein tiefer Atemzug ihren Lippen entfloh. Zärtlich glitt seine Hand über ihr seidiges Haar. „Marion“, flüsterte er erschüttert. „Liebes, was ist nur geschehen?“ Nie hätte er gewagt, ihr zu gestehen, wie es in seinem Herzen aussah, denn sie sollte nicht denken, dass er, der verarmte Baron, seine Hände nach der reichen Baroness ausstreckte. Doch in dieser Situation, wo er um sie bangte, vergaß er alle Vorsicht. Er tastete mit bebenden Händen ihre Glieder ab, um festzustellen, ob irgendetwas gebrochen war. Als er wieder besorgt in ihr Antlitz schaute, hatte sie die Augen geöffnet. 2 „Götz..“ Ihre Stimme klang unsicher. Aber sie hatte ihn erkannt. „O Marion!“ Er streichelte mit zitternder Hand ihr Gesicht. „Was ist nur passiert?“, fragte er. „Ich sah zu spät den Ast, der über den Weg hing“, erklärte sie. „Was tut dir weh“, fragte er bang. „Alles“, stöhnte sie und versuchte, sich aufzurichten. Er half ihr dabei, stützte sie liebevoll, bis sie saß. Da sank ihr Kopf vor Erschöpfung auf seine Brust. Er hielt sie mit seinen Armen fest umschlungen. „Sei vorsichtig, Liebes“, sagte er erregt. „Vielleicht sollte ich zum Schloss reiten und Hilfe holen.“ „Nein, bleib bei mir, Götz“, bat sie. Sie hatte Götz von Herberg schon immer gut leiden mögen und es bedauert, dass er sich so zurückzog. Jetzt klammerte sie sich an ihn. „ Ich kann gleich schon aufstehen“, sagte sie tapfer. Er drückte sie zärtlich an sich. „Ich war furchtbar erschrocken, als ich dich hier liegen sah“, gestand er. Sie schloss die Augen und dachte beglückt: „So müsste er mich immer halten. In seinen Armen fühlt man sich geborgen.“ Er blickte mit heißem Verlangen auf ihren zuckenden Mund, um den sich ein weiches Lächeln schlich. Sekundenlang dachte er, dass es unfair war, ihre augenblickliche Lage auszunutzen. Doch da übermannte ihn schon das Verlangen. Immer näher kamen seine Lippen ihrem Mund. Sein Atem streichelte ihre Wange. Dann küsste er sie voll inniger Liebe. Marion schlang zögernd ihre Arme um seinen Nacken. Sie hielt die Augen immer noch geschlossen, doch zaghaft erwiderte sie seine Küsse. 3 Die beiden Pferde begannen am Wegrand zu grasen, während sich für zwei junge Menschen die Welt von einer Sekunde zur anderen wandelte. 4 Kapitel 1 Die beiden lagen noch eine kurze Weile im Gras und schmusten. Voller Glücksgefühle und total verliebt standen die zwei auf und gingen Hand in Hand zu den Pferden. Marion sagte: „ Schau doch, die Pferde! Siehst du? Sie grasen zusammen. Ob sie sich vielleicht auch ineinander verliebt haben?“ Götz antwortete: „ Ja, bestimmt, meine Prinzessin“. Kurz darauf bestiegen die beiden die Pferde und ritten zusammen auf das Schloss von Baron Götz von Herberg. Während des Nachhauseritts schauten sie sich die ganze Zeit sehr verliebt an. Bei Götz angekommen, sagte Marion: „Schatz, ich habe Durst. Lass uns ein Glas Wein trinken“. Götz zögerte keine Sekunde und ging in den Weinkeller, um einen seiner besten Weine zu holen. Sie gingen die Treppe hinauf zum Esszimmer, wobei die Treppe - wie ihre Liebe knisterte. Als Marion am Tisch Platz nahm und Götz ihr gegenüber, sagte Marion; „Schatz, setz’ dich doch bitte neben mich“. Götz war sehr erleichtert, dass Marion ihn darum gebeten hatte. Sie tranken drei Gläser Wein, redeten viel, küssten und berührten sich dabei nicht selten. Inzwischen vergingen die Stunden, und es wurde dunkel. Marion stotterte erschrocken: „Ich hätte vor Sonnenuntergang wieder daheim sein müssen, was soll ich nur tun?“ Der Baron erwiderte: „In der Nacht ist es zu gefährlich, allein nach Hause zu reiten. Bleib doch bei mir!“ Marion gab nach und blieb bei ihm - die ganze Nacht über. Kapitel 2 Als der Baron am nächsten Morgen von den ersten Sonnenstrahlen geweckt wurde, überkam ihn ein 5 fürchterlicher Schreck. Die Baroness lag kreidebleich und verkrümmt auf dem Boden. Besorgt sprang er aus dem Bett, rüttelte an Marion und sagte hysterisch: „Marion, Marion, was ist mit dir passiert?“ Im ersten Moment meinte der Baron Götz von Herberg, dass die Baroness aus dem Leben geschieden sei. Doch als er sich kurze Zeit später wieder einigermaßen beruhigt hatte und nachdachte, lag er richtig in der Annahme, dass die Baroness von Bergen eine schwerwiegende Alkoholvergiftung hatte. Anscheinend bekam der Baroness der edle Tropfen nicht, den Götz von Herberg aus seinem weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten Weinkeller hervorholte. Der Baron ließ aber nun anstatt länger inne zu halten und nachzudenken - Taten folgen. Um aus der Baroness den Alkohol wieder herauszubekommen, bereitete der Baron seiner über alles geliebten Marion einen wahrhaftig abscheulich schmeckenden Trunk aus lauwarmem Salzwasser zu. Diesen flößte er ihr umgehend ein, worauf die Baroness von Bergen mindestens ein dutzend Mal erbrach. Letzten Endes kam nur noch übel riechende Galle aus ihrem Mund hervor, worauf den Baron von Herberg fast selbst das Erbrechen überkam. Nach dieser mittelalterlichen „1.- Hilfe-Aktion“ bestand aber immer noch Handlungsbedarf, denn die Baroness war immer noch nicht bei Bewusstsein. Der Baron verpasste ihr eine Mund-zu-Mund-Beatmung, worauf die Baroness langsam wieder zu Bewusstsein kam. Sie fragte den Baron mit leiser und schwacher Stimme: „Wo bin ich, wo bin ich?“ Nachdem sie langsam realisierte, dass sie am gestrigen Abend einen „Riesen-Rausch“ hatte, verspürte sie aufgrund des kurz zuvor vollständig entleerten Magens einen riesigen Appetit, etwas Deftiges zu essen und zu trinken. 6 Sie gingen in die namenlose Brauerei auf einem Berg mit einer kleinen Wirtschaft nahe des Schlosses des Barons von Herberg. Dort aßen sie eine Schweinshaxe mit Kartoffelknödel und Blaukraut. Sie tranken dazu das vorzügliche Salvatorbier der Brauerei. Aufgrund der beeindruckenden Heilwirkung des Starkbieres bei der Baroness, hieß die Brauerei zukünftig „NockHerberg“. Sie tranken das kühle, wohlschmeckende Bier noch bis in die späten Abendstunden, worauf die Baroness von Bergen schon wie vom Wein am Abend zuvor, nur heute vom Starkbier - auf dem Nockherberg ausge“Nockt“ wurde. Kapitel 3 Es dauerte nur wenige Minuten, bis Bedienstete der Baroness die Wirtschaft betraten. Sie seien im Auftrag des Vaters unterwegs und für das Wohl der Baroness verantwortlich, hieß es. Der Baron Götz von Herberg wollte, wegen der durch den Vater eventuell auftretenden Probleme, seine Geliebte an diesem Abend nicht mit zu sich nehmen und ließ sie von ihren Dienern nach Hause bringen. Dies entpuppte sich auch als gute Entscheidung. Die Baroness hatte ihre Burg von Bergen noch nicht mal ganz betreten, da wartete ihr Vater, der über das Verschwinden seiner Tochter am vorigen Abend sehr erbost war, bereits mit grimmiger Miene auf sie! Als er sie in diesem Zustand antraf, ging mit ihm förmlich der Gaul durch! Er packte sie am Arm, schleppte sie in den Speisesaal, wo er nach wenigen Minuten der Besinnung begann, sie zu befragen. Die Baroness versuchte mit all ihren noch vorhandenen Kräften, dem Vater zu erklären, dass den Baron Götz von Herberg nicht die geringste Schuld träfe, und dass er ihr 7 wohl möglicherweise das Leben gerettet habe! Doch der Vater glaubte seiner immer noch vom Starkbier benommenen Tochter kein Wort und schrie: “Dieser Baron ist nur auf dein Geld aus! Er hat nicht das geringste Interesse an deiner Person, mein Engel! Er ist ein Nichtsnutz, der die Situation schamlos ausnützen will. Sieh dich doch nur an, was er mit dir angestellt hat! Erst nimmt er dich mit nach Hause auf sein Schloss von Herberg, gibt dir soviel Wein zu trinken, dass du nicht mal mehr weißt, wo oben und unten ist, dann „rettet“ er dich morgens wieder von deiner Alkoholvergiftung, für die er verantwortlich ist…! Als nächstes schleppt er dich - natürlich nur, weil du solchen Hunger hast - in diese Wirtschaft … und wie endet dieser Besuch? Du bist wieder sturzbetrunken! Ich untersage dir jeglichen Kontakt zu diesem Baron Götz von Herberg!“ Damit war das Gespräch der beiden beendet, und die Baroness verließ weinend den Saal und schloss sich in ihrem Zimmer ein. Es vergingen Stunden, bis sie überhaupt wieder ansprechbar war. Die Nacht brach herein, und die Baroness wusste sich nicht mehr zu helfen. Sie zog sich an und kletterte an den Pflanzen, welche an der Wand der Burg hinauf wuchsen, hinunter in den Garten. Leise schlich sie zu ihrem Pferd und ritt in Windeseile davon! Ihr Ziel wird wohl jedem bekannt sein! Bei ihrem Götz angekommen, „stürmte“ sie das Schloss, packte ihn an der Hand und rief: „Schatz, schnell wir müssen fliehen. Die Leute meines Vaters werden uns bereits bei Sonnenaufgang suchen. Und was sie dann mit uns bzw. dir machen, muss ich dir wohl nicht näher erklären. Also komm schnell!“ Kapitel 4 8 Als Baron Götz von Herberg langsam die Augen aufmachte, sagte er zu ihr: „Hey Alte, was geht´n mit dir ab? Willst du dich vielleicht zu mir gesellen?“ Die Baroness musste ihren Holden nicht mal anschauen, den er stank wie eine ganze Brauerei. Sie packte ihn und schliff den sturzbetrunkenen Kerl aus seinem Zimmer. Nun, als die beiden auf ihren Pferden hockten, ritten sie los, um sich irgendwo Unterschlupf vor den Rittern ihres Vaters zu beschaffen. Am Wald angekommen, stellten sie ihre beiden Pferde ab und gingen zum See. Dort angekommen, sagte der Baron: „Ich brauche jetzt erst mal eine kleine Abkühlung und was zum Trinken.“ Bereits nach kurzer Zeit hörte die Baroness einige Pferde, die sich unmissverständlich in ihre Richtung näherten. Sie schrie entsetzt: „Schnell, mein Schatz, wir müssen zum Dorf weiter reiten.“ Jetzt begriff der Baron erst, in welchen Schwierigkeiten sie gerade steckten, und sprang sofort auf sein Pferd. Am Dorf angekommen redete die Baroness erst einmal mit den Einwohnern und machte ihnen klar, wie es um die beiden stand. Einer von den Einwohnern hatte es sehr schnell begriffen und sagte zu den beiden Turteltäubchen: „Ihr könnt euch so lange in meinem Haus verstecken, bis sich die Lage etwas entschärft hat.“ Nach ein paar Minuten kam der Vater mit seinen Leuten angeritten und schrie genervt: „Wo sind meine Tochter Marion und der dauersteife Baron?“ „Wir haben hier schon lange keinen mehr vorbei reiten sehen und schon recht keine Baroness mit einem „Steiff“Tier“ sagte einer der Bewohner. Als sich der Vater langsam beruhigt hatte, rief einer seiner Leute: „Es hat keinen Sinn 9 noch weiter hier zu suchen. Sie sind bestimmt schon längst über alle Berge.“ Der Anführer der Verfolgertruppe bedankte sich für die Auskunft, und sie zogen weiter Richtung Osten. Danach - als der Suchtrupp weg war - schrie ein Bewohner des Dorfes: „Dein Vater ist weg. Ihr könnt jetzt wieder weiterziehen.“ Doch als sie nicht herauskamen, ging er ins Haus, um nachzusehen, was sie dort gerade trieben. Voller Entsetzen musste der Hausherr mit ansehen, wie seine Köstlichkeiten langsam aber sicher immer weniger wurden. Nach dem Essen bedankten sich die beiden bei allen Einwohnern des Dorfes und gingen zu den Pferden, um nach Hause zu reiten. Einer der Dorfbewohner rief ihnen noch hinterher, dass sie jederzeit wieder herzlich willkommen seien. Als die Nacht langsam hereinbrach, ritten sie Richtung Schloss von Herberg. Marion flüsterte ihrem Geliebten zu: „Dürfte ich heut’ bitte bei dir schlafen, weil mein Vater und seine Leute bestimmt schon wieder zu Hause sind, und ich will heut’ keinen Ärger mehr bekommen?“ Bei so einem Angebot konnte der Baron von Herberg natürlich nicht nein sagen... Kapitel 5 Bei Baron Götz zu Hause angekommen, gingen die beiden Verliebten sofort ins Bett. Sie kuschelten noch ein wenig und schliefen nach wenigen Minuten erschöpft vom langen Ritt ein. Doch die Ruhe hielt nicht lange. Der Baron und die Baroness wurden plötzlich von lautem Geschrei, das vom Westflügel des Schlosses kam, geweckt. Es kam immer näher und näher, bis das Getöse an ihr Schlafzimmer heranreichte. Es war der Vater der Baroness, der mit seinen Männern, die inzwischen auch den teuren Designer-Teppich zerstört hatten, gekommen war, um seine Tochter persönlich abzuholen. „Wenn wir schon da sind, können wir 10 den Baron auch gleich mitnehmen“, schrie der Vater. „Fesselt ihn - wir reiten zurück.“ In der Burg von Bergen wurde Götz umgehend in den Kerker gebracht. „Das werdet ihr mir büßen!“, rief er wütend. „Marion wird mich hier raus holen, und dann seht ihr uns nie wieder.“ Doch Marion hatte sich zu dieser Zeit schon in ihrem Zimmer eingeschlossen, aus dem sie auch die nächsten drei Tage nicht heraus kam. Ihr Vater machte sich schon große Sorgen, da sie nicht einmal antwortete, wenn man nach ihr rief. Drei Tage lang vernahm man kein Lebenszeichen von ihr. Der Vater beschloss, den Schlüsseldienst kommen zu lassen. „Der ist zwar nicht billig, aber was soll´s.“ Der Schlüsseldienst brauchte mehrere Stunden, bis er von seiner kleinen Ein-Mann-Firma auf der Burg von Bergen eintraf. Er stellte sein Pferd ab und wurde schon vor der Tür von Detlef, so hieß Marions Vater, in Empfang genommen. „Bevor wir bzw. Sie an die Arbeit gehen, gibt es erst mal eine kleine Stärkung“, sagte Detlef freundlich. Sie aßen und tranken reichlich von dem köstlichen Bier, das seit Neuestem von der Brauerei „NockHerberg“ auch ausgeliefert wurde. Die beiden verstanden sich sehr gut und hatten viel Spaß zusammen - was auch am Bier gelegen haben könnte. Auf deutsch: Sie waren „zua wia a Haus“. In diesem wackeligem Zustand versuchten die beiden später auch, die Tür aufzubekommen, was gar nicht mehr so leicht war. Nach sehr, sehr langer Zeit gelang es ihnen, die Tür zu öffnen. Aber es war leider die falsche, denn diese Tür führte zur Spielhölle der Burg. Auf diesen Reinfall tranken sie gleich noch ein Bier und spielten eine Runde Billard, falls man das noch so nennen konnte. Was zu dieser Zeit noch keiner wusste: 11 Marion war schon am frühen Morgen aus dem Fenster gestiegen und zu ihrer Freundin Edeltraut nach Österreich geritten... Kapitel 6 Die Freundin in Österreich hatte nämlich einen sehr berühmten Mann. Er war Anwalt. Man sagte, der Beste, der je gelebt habe! Mit dieser Unterstützung wollte sie es wagen, ihren armen Götz zu befreien. Allerdings waren die Gebühren für solch einen Anwalt auch nicht gerade billig. Was also tun? Sie hatte kein Geld mitgenommen! Sie war zwar in ganz Österreich als Geizkragen bekannt, aber fragen konnte man ja! Als sie am Abend mit Edeltraut und ihrem Mann am Essenstisch saß, wollte sie es versuchen. „Äh, ich hätte da mal eine Frage“, fing sie ängstlich an. „Du bist doch immer noch Anwalt, Ernst, oder?“ (Ernst, so hieß der Anwalt.) „Ich hab da nämlich ein sehr großes Problem! Mein Freund Baron Götz und ich sind ein Paar, aber mein Vater will nicht, dass ich einen „verarmten Baron“ zum Manne nehme. Er hat uns aber vor ein paar Tagen zusammen erwischt. Wie du meinen Vater kennst, hat er Götz natürlich sofort ins Verlies gesteckt. Ich brauche deine Hilfe also sehr, sehr dringend! Ich glaub auch nicht, dass das so ganz legal ist.“ Hier machte sie eine Pause, denn man musste ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. „Es war eine gute Entscheidung, erst mal mich, einen Profi, zu fragen! Es ist zwar verboten andere Leute ohne Grund ins Gefängnis zu werfen, aber nachdem dein Alter ein sehr einflussreicher Mann ist, wird es schwer, an ihn ran zu kommen. Wir bräuchten irgendetwas, das keiner von ihm weiß! Mit dem wir ihn erpressen können! Eine Jugendsünde zum Beispiel.“, schlug Ernst vor. Nach einiger Überlegung fiel der Baroness etwas ein: 12 “Mein Vater ist unwahrscheinlich spielsüchtig! Er verbringt jede freie Minute damit, Blackjack zu spielen. Um Geld natürlich. Er macht das jetzt schon so lange, dass wir inzwischen hoch verschuldet sind. Es heißt zwar immer, dass er der reichste Baron des Landes sei, aber das ist gelogen!“ Begeistert rief Ernst: “Das ist ja wunderbar, das ist perfekt! Damit kriegen wir ihn, wenn er seinen Ruf nicht verlieren will!“ „Ernst, es gibt da noch ein kleines Problem. Ich hab leider kein Geld mehr! Mein Vater hat mir das Taschengeld gestrichen.“ Nach einer langen Minute des Schweigens erwiderte er:“ Tja, da haben wir wirklich ein Problem! Denn ich müsste ja auch zu euch mitkommen, um mit ihm zu reden! Das ist nicht billig! Nun, wir können es ja so machen, dass ich den Schadensersatz für die unmenschliche Bestrafung bekomme? Falls ihn dein Vater überhaupt zahlen kann!“ Weil die Baroness so begeistert von dem Plan war und sich schon so auf ihren Götz freute, willigte sie ein. Ob das nicht ein Fehler war… 13 Kapitel 7 Kurz nachdem die Sonne den Zenit überschritten hatte, ritten Marion und Ernst los, um den Baron Götz von Herberg, der seit vier Tagen im Kerker der Burg eingesperrt war, zu befreien. Zur selben Zeit in der Burg wurde der Baron Götz von Herberg durch Stimmen vor der Kerkertür geweckt. Als gleich darauf die Kerkertür aufgemacht wurde, dachte er schon: "Endlich frei". Aber noch bevor er aufstehen konnte, wurde er von einer der Wachen brutal aus der Zelle gezerrt und in den Speisesaal gebracht. Vor ihm stand ein langer Tisch, der vor Essen nur so strotzte. Dort wartete Detlef, um ihm ein Angebot zu machen, das er nicht abschlagen könne. Marion und Ernst hatten nach ihrem fünfstündigen Ritt die Burg von Bergen erreicht und stürmten an den Wachen vorbei, direkt zu den Gemächern von Detlef. Dort angekommen riss Marion die Tür auf und sagte zu ihrem Vater: "Wo ist er?" Detlef, der so froh war, seine Tochter wieder zu sehen, ignorierte ihre Worte einfach und sagte überglücklich: "Da bist du ja endlich wieder. Ich habe mir schon solche Sorgen um dich gemacht!" Doch Marion, deren Miene durch die Worte ihres Vaters nur noch ernster wurde, sagte ein zweites Mal: "Wo ist er?", und diesmal begriff auch Detlef, auf was seine Tochter hinaus wollte. Nach kurzem Zögern sagte Detlef spöttisch: "Er ist auf seinem Schloss, wo sollte er denn sonst sein?". Marion, die ein wenig verwirrt war, drehte sich um und lief - ohne ein Wort zu sagen - aus dem Raum. Fast bei ihrem Pferd angekommen, überkam sie ein ungutes Gefühl. Warum hatte ihr Vater so hämisch gegrinst, als er ihr sagte, dass der Baron Götz von Herberg in seinem Schloss sei. Aber das Glücksgefühl, dass sie ihren Schatz bald wieder in ihre Arme nehmen könne, ließ diesen Gedanken verschwinden. 14 Kapitel 8 Währendessen im Speisesaal der Burg ... Ein breiter, wie aufgeblasener, in schwarz-lederne Klamotten gekleideter und mit Gesichtsmaske umhüllter Mann bat Götz den Platz an der Spitze der Tafel an. Die Blicke von Götz irrten im Raum umher und suchten eine Antwort. Der prunkvoll geschmückte Saal mit den vielen Kronleuchtern jagte ihm eine enorme, nicht zu begründende Angst ein. Schließlich setzte er sich auf den für ihn vorgesehenen Platz und blickte den furchteinflößenden Mann erwartungsvoll an. Die große Tür des Saals ging schwungvoll auf und Detlef (englisch auch D. genannt) betrat den Raum. Mit einem feisten Lächeln auf den Lippen ging er auf den Baron zu und fragte hämisch: “Hast du heute schon etwas gegessen?“ Da der Baron im Kerker keinen Bissen bekommen hatte und sich jetzt vor so einem reichlich gedeckten Tisch mit allen möglichen Spezialitäten befand, erwiderte er mit: “Nein, hab’ ich nicht.“ „Gut, dann werde ich dir jetzt ein Angebot machen“, teilte ihm D. mit. „Du willst also meine Tochter, richtig?“ Zögernd antwortete der Baron: „Ja, schon.“ und dachte „...geile Braut...“. „Dann hab ich mir für dich eine kleine Aufgabe überlegt“, entgegnete ihm Mr. D. Er schwenkte mit seinem Arm über die Tafel und sagte: „Sobald du all diese Spezialitäten des Landes gegessen hast, ohne etwas abzulehnen, weil es dir nicht schmeckt, kriegst du meine Tochter zur Frau. Wenn nicht, dann wirst du in meinem Kerker den Rest deines erbärmlichen Lebens sitzen und Kakerlaken essen.“ Götz schluckte: „Bitte was?“ „Ach ja, und um das Ganze nicht zu einfach zu machen, hast du nur 24 Stunden Zeit. Der nette Herr hinter dir wird 15 darauf achten, dass du nicht gegen die Spielregeln verstößt. O.k.?“, erklärte ihm sein eventueller Schwiegervater oder Henker. Götz nickte und konnte das Angebot nicht mehr ablehnen. Detlef verschwand wenig später aus dem Saal. Götz blickte zu dem „netten“ Herren an seiner Rechten und senkte seinen Blick bald darauf wieder. Was blieb ihm anderes übrig, als zu essen, was das Zeug hielt? Er begann mit der Fischleberpaste in Biersoße (welch gute Wahl). Im Hof des Schlosses eilte die Baroness suchend nach ihrem Schatz umher. Sie befragte alle Angestellten, doch keiner konnte ihr weiterhelfen. Bis sie dann schließlich zum Schwarzen Jimmy kam, der in der Küche arbeitete. Er konnte ihr genaue Auskunft geben, wo sich der Baron aufhielt. Die Baroness stürmte die Treppe zum Speisesaal hinauf und trat fast die Tür ein. Sie konnte ihren Augen nicht trauen... Kapitel 9 Da saß ihr Geliebter vor einem riesigen Berg mit Essen. Sie fragte ihn verblüfft: „Hast du so einen großen Hunger oder was ist los mit dir?“ Er antwortete: „Bis jetzt habe ich noch Hunger, aber wenn dies nicht mehr so ist … Ich werde dir zuliebe alles aufessen!“ „Wie ... wieso mir zuliebe?“, stotterte die Baroness hervor. „Dein Vater hat gesagt, wenn ich alles innerhalb von 24 Stunden aufgegessen habe, darf ich dich zu meiner Frau nehmen!“ „Mein Vater hat das wirklich gesagt? Glaubst du, dass du das schaffst?“, fragte sie 16 hoffnungsvoll. „ Ich denke schon, mein Schatz! Für dich und unsere Liebe würde ich alles tun!“, antwortete er entschlossen. Er aß und aß… Nach 24 Stunden kamen Marion und ihr Vater Detlef in den Speisesaal und sahen den kugelrunden Götz, der aussah wie ein Bierfass. Ein Meer aus leeren Tellern stand vor ihm. Er hatte es geschafft! Doch jetzt war sich Marion nicht mehr sicher, ob sie so ein Walross zum Mann nehmen wollte. Doch nach einem halben Jahr im Fitnessstudio „Biertime“, war der Baron wieder gertenschlank, und er und seine Marion lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende. 17