pflanzensoziologisches gutachten der skilifte lech

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pflanzensoziologisches gutachten der skilifte lech
pflanzensoziologisches gutachten der skilifte lech
(Kurzfassung von Lech-Zürs-Tourismus GmbH)
Die sogenannte Beschneiung wird in Lech Zürs am Arlberg seit nunmehr 38 Jahren zur
Pistenoptimierung eingesetzt. Um einen reibungslosen Winterbetrieb von Saisonbeginn bis
zu deren Ende gewährleisten zu können, wurde bereits 1973 zum ersten Mal die
Schlegelkopfpiste, als betriebszeitlich meist befahrene am ganzen Arlberg, im unteren
Bereich beschneit. Dies veranlasste die Vorarlberger Landesregierung vor 20 Jahren die
„Vorarlberger Beschneiungsrichtlinien“ einzuführen, die Beschneiung fortan nur unter
strengsten behördlichen Bedingungen möglich machte. Im Jahre 2010 wurden die
Beschneiungsrichtlinien dann so weit gelockert, dass die Wintersaisonen der Vorarlberger
Skigebiete nach Menschenermessen künftig durch Beschneiung der Hauptskipisten
gesichert werden können. Die Skilifte Lech haben zur Untermauerung ihrer Argumente für
den zusätzlichen technischen Schnee ein Vegetationsgutachten in Auftrag gegeben, das
Tourismuspolitik-Verantwortliche, Naturschützer, Fachleute und Betroffene über den StatusQuo der Vegetation am Schlegelkopf und die tatsächlichen Auswirkungen von Beschneiung
informieren soll.
vorverlegung des beschneiungstermins für gesicherten saisonstart
Dieses pflanzensoziologische Gutachten untersucht im Besonderen die möglichen
Auswirkungen einer Vorverlegung des Beschneiungsbeginns auf den 01.10. hinsichtlich der
vorkommenden Pflanzen- und Tierarten. Die derzeit geltenden Beschneiungsrichtlinien der
Vorarlberger Landesregierung gaben einen Schneistart bisher ab dem 01.11., nach
umfangreichen Bewilligungsverfahren dann ab dem 20.10. und neuerdings gemäß Bescheid
ab dem 01.10. für Depotbeschneiung in Lech vor. Die Skilifte Lech treten für einen früheren
Schneistart Anfang Oktober ein, da dieser einen flexibleren Zeitrahmen für erforderliche
Beschneiungstätigkeiten ermöglicht, um den Saisonbeginn gegen Ende November zu
sichern.
37 jahre beschneiung im visier
Die pflanzensoziologische Studie wurde durchgeführt von Frau Univ. Prof. Dr. Ulrike Pröbstl
vom Institut für ökologische Forschung in Etting-Polling in Zusammenarbeit mit AVEGA
(Arbeitsgemeinschaft Vegetation der Alpen). Sie enthält die Ergebnisse einer umfassenden
und detaillierten vegetationskundlichen Untersuchung vom Juni/ Juli 2010, in der vom Skilauf
unberührte, beschneite und nicht beschneite Pistenflächen im Schlegelkopfgebiet untersucht
worden sind. Ebenso konnten Aussagen zu potenziell betroffenen Tierarten mit ihren
spezifischen Lebensraumansprüchen getroffen werden. Abschließend wurde die Entwicklung
der Vegetation seit Beginn der Beschneiung (1973) qualitativ (Anm.: als Gegensatz zu einer
quantitativen Untersuchungsmethode) untersucht, da aus dieser Zeit und auch aus den 80er
Jahren bereits Vegetationsaufnahmen existieren, die zum Vergleich herangezogen werden
konnten.
veränderungen für flora und fauna nicht zu erwarten
Aus
der
Studie
zur
Untersuchung
der
Auswirkungen
einer
Vorverlegung
des
Beschneiungsbeginns konnten überblicksmäßig folgende Erkenntnisse gewonnen werden:
Die Vegetation hat zum Zeitpunkt der vorgezogenen Beschneiung (also Anfang Oktober)
schon abgeschlossen, bedingt durch die Höhenlage im Skigebiet kann bereits von Natur aus
Schneefall eintreten und auch Bodenfroste sind an der Tagesordnung. Der Zeitpunkt liegt
damit im Rahmen der natürlichen Streuung, an die die Lebensräume in dieser Höhenlage
angepasst
sind,
was
potenziell
keine
Veränderung
durch
die
Vorverlegung
der
Beschneiaktivitäten im Hinblick auf die natürlichen Rahmenbedingungen erwarten lässt.
Daneben spielt die Qualität des technischen Schnees, insbesondere die Schneedichte, eine
wesentliche Rolle für den Zustand der Vegetation, was sich aufgrund der zeitlichen
Erstreckung der Beschneiung (seit den 80er Jahren) in deutlichen Veränderungen der
Pflanzenwelt niedergeschlagen hätte. Dies konnte nicht bestätigt werden, da sowohl auf
beschneiten Pistenflächen als auch auf angrenzenden nicht beschneiten Flächen die
verschiedenen Arten in Abhängigkeit der geologischen Verhältnisse etabliert sind. Prägend
hierfür ist weniger die Beschneiung als die sommerliche Pflege durch späte Mahd. Vor allem
dem Beginn der Ausaperung kommt bezüglich Vegetationsbelastung eine wichtige
Bedeutung zu.
Auch für die Tierwelt ist weniger die Reduktion der verfügbareren Herbst- und
Frühwinterlebensräume relevant als der Zustand der Skipisten im Spätwinter. Unter der
Voraussetzung, dass keine Verlängerung im Spätwinter eintritt, ist auch hier nicht mit
negativen Auswirkungen zu rechnen. Die Pistenflächen stellen für die betroffenen Tiere kein
Nahrungsumfeld dar, das im Herbst wichtig wäre - aufgrund der Dauer der Beschneiung
kann von einer Gewöhnung ausgegangen werden. Entscheidend ist für die potenziell
betroffenen Arten vielmehr der lockere Waldbestand und dessen Unterwuchs und die
Vernetzung der Lebensräume. In Hinblick auf die Größe des Lebensraumes scheint der
Verlust an Fläche im Spätherbst nicht relevant, was auch für die Reproduktivitätsräume- und
zeiträume keine Beeinflussung erwarten lässt.
späte mahd und schneedecke schützen vegetation
Das pflanzensoziologische Gutachten, das von den Skiliften Lech angefordert werden kann,
ergibt somit, dass Schäden von Flora und Fauna durch frühzeitige Beschneiung wie auch
Beschneiung per se ausgeschlossen werden können, da sich keine Unterschiede zwischen
beschneiten und unbeschneiten Räumen
nachweisen ließen. Die Vegetation am
Schlegelkopf zeichnet sich vielmehr durch charakteristische Pflanzengesellschaften und
artenreiche Wiesen aus, was, wie im Gutachten erwähnt, der gestaffelten Mahd der
Landwirte bis in den Herbst hinein zu verdanken ist- die Skilifte Lech halten seit geraumer
Zeit eigene Schottische Hochlandrinder, die das überständige Heu noch „wegfressen“. Und
zum anderen gereicht die möglichst frühzeitige, ausreichende Schneebedeckung zum
Schutz von Oberboden und Vegetation vor Frost und Wechselfrost sowie mechanischen
Schäden. Dies wird wiederum durch ein gutes Schneemanagement unter Zuhilfenahme von
Beschneiung erreicht.
erfolgsfaktor pistenmanagement
Sowohl für Flora als auch Fauna ist also die Reduktion des spätwinterlichen Lebensraumes
von größerer Bedeutung als jene im Herbst und Frühwinter. Um Winterverlängerungen zu
vermeiden, sind im Gebiet seit der Saison 09/10 auch Schneehöhenmessungen auf der
Basis von Laserscanning und GPS im Einsatz, die unnötige Schneeaufhäufungen verhindern
und zudem bei der Schneeerzeugung sparen helfen. Nur noch die Stellen, wo die Auflage
wirklich schwach ist, müssen nachbeschneit werden, wodurch der Schnee gleichmäßig tief
bleibt und die Vegetation schützen kann. Durch die optimale Nutzung der Ressourcen
können Schneedepots vermieden werden, die viel später ausapern und die unerwünschte
Verlängerung in den Frühling brächten.
sparsamer umgang mit dem weißen gold
TR DI Michael Manhart, der Geschäftsführer der Skilifte Lech, und sein Team stellen sich
seit fast 40 Jahren den Herausforderungen der Beschneiung. In Lech Zürs am Arlberg sind
im Winter 2010/11 68 Druckluft-, 60 Propeller-Kanonen und 212 Lanzen in Stellung, die
maximal verschneite Wassermenge beträgt 800 l/s, die erzeugte Schneemenge pro Saison
rund 850.000m³, was einen Anteil von ca. 53 % der Pisten in Lech Zürs ausmacht. Der
vieldiskutierte hohe Energieaufwand für Beschneiung betrug bei den Skiliften Lech in der
Wintersaison 2007/2008 im Schnitt ungefähr das dreifache eines 115-Betten-4-Stern Hotels.
Dies bedeutet im Verhältnis zur Gesamthotelerie von Lech Zürs am Arlberg nur einen
geringen Prozentsatz und macht somit den Bau eines Kraftwerks noch lange nicht
notwendig, wie Michael Manhart betont. Die Beschneiung kostet derzeit beinahe 6 Millionen
Euro pro Saison, zusätzlich fließen etwa 3,5 Millionen Euro in das Schneemanagement mit
Pistenmaschinen, Pistendienst und Lawinensprengen. Ein sparsamer Umgang mit dem
weißen Gold ist daher immer schon oberstes Gebot der Skilifte Lech gewesen und dies nicht
nur aus wirtschaftlichen Gründen. Sie wurden als erste Bergbahn der Branche 1998 nach
dem Umweltstandard ISO 14001 und 1999 nach EMAS zertifiziert und halten seit
Jahrzehnten Tagungen zur „Hochlagenbegrünung“ ab.
Was die ökologischen Auswirkungen von Kunstschnee anbelangt, haben die Skilifte Lech
durch viele Fachgutachten und für alle sichtbar bereits des Öfteren nachgewiesen, dass
Beschneiung die Vegetation in ihrer Artenvielfalt nicht gefährdet. Mit dem jüngsten
Gutachten soll dies noch einmal untermauert werden, um einer frühzeitigen Beschneiung
künftig nichts mehr in den Weg zu stellen. Frau Dipl. Biol. Astrid Hanak, die von Seiten der
AVEGA an der Durchführung der Studie beteiligt war, resümierte in einem Schreiben an die
Skilifte Lech zum Vegetationsgutachten am Schlegelkopf: „Auf den Zustand ihrer Skipisten
können sie wirklich stolz sein. Im Nordalpenraum gibt es nahezu keine vergleichbar
hochwertige Flora und Vegetation in ähnlich frequentierten Pistenregionen. Wir wünschen
einen schneereichen Winter.“