Die Faszination des Einhandsegelns

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Die Faszination des Einhandsegelns
EINHANDSEGELN
Die Faszination des Einhandsegelns
Das Segeln
zum Ich
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Einhandsegeln hat viele Facetten und ist nicht nur Weltumseglern vorbehalten. Oft
sind es nur kleinere oder mittlere Törns, die absolviert werden und dies meist nur aus
einem Grund: die Einsamkeit und das Ich genießen. Marcus Schlichting hörte sich unter
Einhandseglern um, was die Faszination der Reise ins Ich ausmacht.
Foto: Bert Fritsch
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EINHANDSEGELN
Die Ruhe: Einhandsegler
genießen die Einsamkeit
auf dem Meer.
Der Urahne
amerikanischer Staatsbürgerschaft
in die Runderneuerung seiner SPRAY,
bevor er die ersten Törns entlang
der amerikanischen Ostküste segelJoshua Slocum ist der Vater aller te. Dann folgte der Sprung über den
Einhandsegler. Mit seiner Yacht war Atlantik. Im August 1895 erreichte
er der erste, der 1895 zu einer kom- er nach einem Zwischenstopp auf
pletten Umrundung der Welt auf- den Azoren Gibraltar.
brach, unter heute kaum noch vor- Von seinem ursprünglichen Plan,
stellbaren Bedingungen.
durch das Mittelmeer und den SuSeine 11,20 Meter lange SPRAY war H]NDQDOLQGHQ3D]LÀN]XJHODQJHQ
HLQ XUDOWHU $XVWHUQÀVFKHU GHQ GHU nahm der 51-jährige Abstand. Die
gelernte Seemann und Kapitän von zur damaligen Zeit im südlichen
einem alten Freund geschenkt be- Mittelmeer herrschende Piraterie
kam – wie man sich sicherlich gut war für einen Einhandsegler einvorstellen kann in einem eher repa- fach zu gefährlich. Stattdessen seraturbedürftigen Zustand. Mehr als gelte Slocum über die Kanaren nach
ein Jahr Arbeit und 500 Dollar inve- Südamerika und erreichte über die
stierte der gebürtige Kanadier mit 0DJHOODQVWUD‰H GHQ 3D]LÀN DP 44
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März 1896. Weiter ging es über Australien, wo er ein halbes Jahr seine
Weltumseglung unterbrach, durch
den südlichen Indischen Ozean nach
Südafrika. Die letzte Etappe seiner
einmaligen Einhandpionierleistung
führte ihn über die Karibik nach
Newport Rhode Island zurück, wo
er am 27. Juni 1898 seine Reise nach
drei Jahren und zwei Monaten und
knapp 46.000 Meilen beendete. Er
wurde damit zum absoluten Vorbild
aller Einhandsegler und seine Reiseberichte zur Basisliteratur für jeden,
der eine Weltumseglung plant.
Zehn Jahre später, auf einer weiteren Einhandreise, kam der inzwischen 65-jährige Joshua Slocum nie
am Orinoko an. Er blieb verschollen.
Foto: Vendee Globe
Eine Kollision mit einem Wal oder
einem Frachter wurden als Ursachen
vermutet. Erst 1924 wurde er für tot
erklärt.
Der Einhandsegler
Berühmte und weniger berühmte
Segler wurden durch Joshua Slocum inspiriert, selbst eine Einhandreise zu planen: Francis Chichester,
Wilfried Erdmann, Naomi James
oder Matt Rutherford, der mit einer
kleinen Albin Vega nonstop durch
die Nordwestpassage und um Kap
Horn einmal komplett beide Amerikas umrundete, sind sicher die
bekannten Segler. Weniger bekannt
sind all die Einhandsegler, die sich
jährlich auf kleinere und größere
Törns auf allen Revieren der Welt
begeben. Sie sind beseelt von der
Faszination des Einhandsegelns, oft
aus ganz verschiedenen Gründen.
Die Spanne reicht vom bewussten
Ausstieg und einer langen Reise, bis
zur kleinen Pause vom Alltag und
einem kurzen Trip – nur ein paar
Stunden oder Tage.
Die Ruhe
Fast konträr zu der ständigen Anspannung beim Einhandsegeln steht
die Ruhe an Bord, die Einhandsegler so genießen. Fernab der Hektik
an Land und nur auf sich gestellt,
kann die Stille ein Segen, aber auch
ein Fluch sein, denn nicht jeder kann
mit ihr gleich gut umgehen.
Einen der bekanntesten deutschen
Weltumsegler, Wilfried Erdmann,
fasziniert beim Alleinsegeln die
Unerreichbarkeit, wie er in seinem
neuen Buch „Von der Wüste und
vom Meer“, das er zusammen mit
dem Wüstenwanderer Achill Moser
kürzlich veröffentlichte, schreibt.
Läuft bei Erdmann an Bord alles
nach Wunsch, würde er förmlich
schweben an Bord, egal ob bei Sturm
oder Flaute. Doch in unserer von
Medien- und Kommunikation
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Foto: Imke Feddersen
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Planung: Beim Einhandsegeln müssen alle Manöver akribisch vorbereitet werden.
durchtränken Welt muss diese Unerreichbarkeit neu erlernt werden.
Handy aus, TV nicht an Bord, der
Radioempfang der Deutschen Welle ist nur schwach, die Zivilisation
muss ein paar Tage ohne den Einhandsegler auskommen. Nicht selten schlägt dann die ersehnte Ruhe
in Langeweile um. Während sich einige mit sinnvollen Reparaturen an
ihrer Yacht beschäftigen, beginnen
andere fast planlos zu basteln oder
sich ihre bereits dreimal gesehene
DVD-Sammlung erneut anzuschauen. Für Menschen mit einer labilen
Psyche kann das Einhandsegeln zur
Grenzerfahrung oder sogar gefährlich werden. Deshalb empfehlen Experten und erfahrene Einhandsegler
in kleinen Dosen zu beginnen.
Der zweistündige Schlag am NachPLWWDJ DOOHLQ DXI GHU )X‰<DFKW
kann der Beginn sein, der erste Törn
über 50 Meilen durch die Nacht der
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nächste Schritt und so weiter. Wichtig ist nur, so empfehlen auch Psychologen, seine eigenen Grenzen im
Umgang mit der Einsamkeit erkennen zu können.
Der Schlafmangel
Eines der größten Probleme während eines langen Törns allein an
Bord ist der Schlafmangel. Die
Yacht braucht auch bei leichten
und guten Wetterbedingungen 24
Stunden die volle Aufmerksamkeit
seines Skippers. Weniger als vier
Stunden Schlaf am Stück können
dabei lebensgefährlich sein. Aber
viel schlimmer: Schlafentzug trübt
die Sinne und raubt dem Körper zunehmend Kraft.
Auf ihrer Rekordweltumseglung
mit einem Trimaran B&Q meldet
die britische Ausnahmeseglerin
Ellen MacArthur kurz bevor sie
wieder Europa erreicht über das
Satellitentelefon ihrem Landteam
aus dem Atlantik: „Dieser Trip hat
mir alles abverlangt, was ich hatte...
Bitte beachtet, dass es hier keine Reserven mehr gibt.“ Noch im letzten
Moment ist ein Sturm für sie fast unumgänglich, sie hat Angst um ihre
Yacht und um sich.
Dabei hatte sich die versierte Einhandseglerin über Jahre einen ganz
individuellen Schlafrhythmus antrainiert. Durchläuft ein Mensch
normalerweise in der Nacht alle
90 Minuten wichtige Schlafphasen
wie Tiefschlaf und Traum, teilte Ellen MacArthur diese Phasen in 10
ELV0LQXWHQ(LQKHLWHQDXI$EHU
auf weiten Strecken blieben der
Engländerin oft nur drei Stunden
Schlaf pro Tag. Auch eine Woche
Flaute im Südatlantik bringen El-
NEU
Foto: New Bedfort Whaling Museum
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Joshua Slocum an Bord seiner Spray.
len MacArtuhr keine Erholung. Die Sorge,
ihren Rekord nicht zu schaffen, zerrt an ihren Nerven und lässt sie ebenfalls nicht in
den Schlaf kommen. Nur viele Mails und
Telefonate mit ihren Wetterberatern um
den Kieler Dr. Meeno Schrader, die ihr 24
Stunden zur Seite stehen, helfen in diesen
schweren Momenten, wenn der Schlafmangel zu stark an der Seele zerrt. Aus Meteorologen werden so Psychologen und Freunde.
Am Rande ihrer Kräfte übersteht Ellen MacArthur auch den letzten Sturm im Atlantik
und kehrt nach 71 Tagen und 14 Stunden in
Rekordzeit zurück.
Die Belastung
Auch Jessica Watson kämpft bei ihrer 210
Tage dauernden Weltumseglung permanent mit Schlafentzug und gönnt sich nur
kurze Schlafphasen von 10 bis 40 Minuten.
Auch sie kommt trotz Selbststeueranlage,
Radar-Warn-System und anderen technischen Hilfsmitteln an Bord nicht wirklich
in den Schlaf. Nach ihrer Rückkehr gibt sie
zu, das Schlafen erst wieder lernen zu müssen.
Nicht weniger stark ist die Belastung für
den Körper, auch wenn man nur auf der
Ostsee segelt. In engen verkehrsreichen
Gewässern mit Berufsschifffahrt, Fischern
und ebenfalls in der Nacht segelnden Sportschiffe sollte der Skipper an Schlaf und
Ruhe nicht mal denken. Schon die Navigation ist viel aufwendiger, durch die nahen
Küsten müssen ständig Kurskorrekturen
vorgenommen werden. Sicher, eine oder
zwei Nächte Schlafentzug sind noch zu
verkraften, unterstreichen Mediziner
Leopard 39
Leopard 39 PC
Leopard 44
NEU Leopard 58
8 58
T el : + 4 9 ( 0 ) 1 6 3 7 2 0 0 9 2 9
w w w. l e opa r d c ata m a r a n s . c o m
Email: [email protected]
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Foto: Marcus Schlichting
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Nicht lange suchen: Jedes Segel hat seine eigene Leinenfarbe, schwarz für Großschot und Fall zum Beispiel.
Problemen ganz zu schweigen. Ein
Patentrezept, wie man den richWLJHQ6FKODIUK\WKPXVÀQGHWJLEWHV
nicht. Jeder Segler muss lernen, seine zu ihm passenden und gesunden
6FKODÀQWHUYDOOH]XÀQGHQ
Foto: Martin Birkhoff
und Psychologen, danach kann es
an die Substanz gehen. Durch das
5HJHQUDWLRQVGHÀ]LW GHV .|USHUV
steigt die Gefahr für Krankheiten,
von der kurzfristigen Schwächung
des Körpers und psychologischen
Die Gefahr: Stürme können ebenso auf das Gemüt schlagen wie Flauten.
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Weniger Nonstop
Immer weniger Einhandsegler umfahren die Welt nonstop. Eine Ausnahme bilden die professionellen
Rekordjäger, die durch Sponsorengelder aufwendige und ehrgeizige
Projekte auf die Beine stellen können. Vor mehr als 25 Jahren war
es Wilfried Erdmann, der als erster
und bisher einziger Deutscher die
Welt von West nach Ost nonstop
umsegelte, im Jahr 2000 nochmals,
nur dieses Mal von Ost nach West.
Warum ihm kein deutscher Segler
bisher folgte, liegt für Erdmann an
der mangelnden Aufmerksamkeit
der Öffentlichkeit hierzulande. Und
ohne eine gewisse Aufmerksamkeit
in den Medien sind kaum Sponsoren für solch ein Unternehmen
zu mobilisieren. Ein Teufelskreis:
Ohne Sponsoren keine Möglichkeit
eine gut ausgerüstete Yacht zu kaufen und ohne eine gut ausgerüstete
Yacht keine Weltumseglung ohne
Zwischenstopp.
Zuletzt war Weltumsegler Bernt Lüchtenborg in die Schlagzeilen geraten. Er hatte es
geschafft, für eine Einhandweltumseglung
6SRQVRUHQ ]X ÀQGHQ XQG IU GHQ Q|WLJHQ
Wind in den Medien zu sorgen. Als allerdings herauskam, dass der verheiratete
Lüchtenborg auf Teilen seiner Reise gar
nicht allein Bord war, sondern von seiner
Freundin begleitet wurde, drehte sich der
mediale Rückenwind zu einem wahren
Shitstorm in sozialen Netzwerken und Internetforen. Sponsoren forderten am Ende
vor Gericht ihre Gelder zurück. Für alle
kommenden Einhandsegler, die ein solches
Projekt planen, hinterließ diese unrühmliche Geschichte jedenfalls viel verbrannte
Erde.
Nicht weniger umstritten sind die zahlreichen Weltumseglungen von minderjährigen Einhandseglern wie Laura DekNHU $OV MlKULJH ZLOO GLH MXQJH 6HJOHULQ
mit niederländischem Pass durch ihren
Vater, deutschem Pass durch ihre Mutter
und neuseeländischem Pass durch ihren
Geburtsort, die Welt umsegeln. Einhand
natürlich! Nein, sagt zunächst ein Vormundschaftsgericht in den Niederlanden,
und auch die Öffentlichkeit ist hin und her
gerissen. Soll man wirklich ein Kind um
die Welt segeln lassen? Es folgt ein langes
juristisches Tauziehen bis die dann 15-Jährige im Jahr 2010 von Gibraltar aus ihre
Weltumseglung startet. Um eine Rekordumseglung in kürzester Zeit geht es den Eltern nicht, wie Laura Dekkers Vater immer
wieder vor den Medien betont. Und diesen
Rekord kann sie auch nicht mehr erlangen,
die Australierin Jessica Watson ist mit 210
Tagen für ihre Einhandweltumseglung
uneinholbar für Laura Dekker. Trotzdem
geht sie als jüngste Weltumseglerin in die
Geschichte ein.
Die Einhandyacht
Die Yachten, mit denen heute Einhandtörns
gestartet werden werden immer größer.
Moderne Technik an und unter Deck machen es möglich. Vorsegel werden heute
zunehmend auf sogenannten Furlern aufgerollt und nicht nur die Genua. Auch Gennaker oder Code 0 können bequem und sicher vom Cockpit aus ein- und auch wieder
ausgerollt werden, ohne dass das Vor-
Axel Elvegaard segelt eine Optima 98 auf der Ostsee.
Seit wann segelst Du Einhand?
Ich segle schon seit knapp zehn Jahren Einhand. Ich nehme mir
jedes Jahr vor, für mindestens eine Woche alleine zu segeln. Meistens mache ich das im Spätherbst, bevor sich die Saison dem
Ende neigt.
Was fasziniert Dich am Einhandsegeln?
Das Segeln alleine hat seinen ganz eigenen Rhythmus und Charme.
Ich genieße die Zeit alleine zu sein, mich treiben zu lassen und einmal mehr mich auf die Elemente der Natur einzulassen. Ich kann
vielmehr auf mein eigenes Wesen achten, muss mich nicht nach
anderen richten, sondern nur nach dem Wind und dem Meer. Meine ganzen Sinne sind in alle Richtungen schärfer als sonst, und
doch kann ich mich mehr entspannen, wenn ich alleine bin. Frei
nach Hermann Hesse „Das Leben bestehen“, aus Negativem noch
etwas Positives zu generieren, sei es ein missglücktes Anlegermanöver oder acht Stunden im schweren Wetter kämpfend. Einfach
die Saison und das Erlebte noch einmal Revue passieren zu lassen,
dazu hat man dann die Zeit.
Es geht nicht darum, viele Seemeilen zu machen, meine längste
Tour am Stück waren 260 Seemeilen, sondern zu sich selbst zu
finden und im Einklang zu sein. Und dazu ist das Meer und das
Leben auf dem Wasser prädestiniert. Und last but not least finde
ich es einfach klasse, die Segelmanöver, auch mit Spinnaker ohne
Bergeschlauch, alleine zu meistern.
Was sollte man als Einhandsegler mitbringen?
Menschen, die zögerlich und ängstlich sind und keine Ahnung vom
Wetter haben, würde ich davon dringend abraten. Auch solchen,
die sich noch nie als Skipper behaupten mussten. Denn Mitsegeln
ist eine Sache, Schiffsführer zu sein eine ganz andere Herausforderung!
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Foto: Axel Elvegaard
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Die Ausgeglichenheit: Trotz Selbsteueranlage stundenlang die Yacht zu steuern, entspannt.
schiff betreten werden muss. Und
elektrische Winschen auf modernen
Fahrtenyachten sind längst nicht
mehr ein Zeichen mehr von Schwäche, sondern dienen der Sicherheit.
Wer beim Einhandsegeln Kräfte
sparen kann, segelt länger aufmerk-
sam und entspannter. Wer nun die
Frage nach der idealen Yacht zum
Einhandsegeln stellt, muss enttäuscht werden. Es gibt nur eine
Yacht, die ideal zum Skipper und
seinen Zielen passt, frei nach der
:HLVKHLW Å<DFKWHQ ÀQGHQ LKUH (LJ
ner, selten die Eigner eine Yacht“.
Es gibt aber Parameter, die man bei
der Auswahl einer Yacht für sein
Einhandvorhaben beachten sollte.
Zunächst ist die Yacht, die man gerade besitzt, die beste Wahl. Man ist
mit ihr vielleicht Jahre, wenn nicht
Wie oft bist Du schon in Deinem Leben Einhand gesegelt?
Mit Fahrtenyachten war ich ungefähr zwanzigmal allein unterwegs. Meine längste Strecke waren 100 Seemeilen am Stück.
Ist Einhandsegeln Stress für Dich?
Ich genieße die Ruhe und die Einsamkeit. Für mich ist das keine Belastung, sondern
Entspannung.
Wem würdest Du auf jeden Fall vom Einhandsegeln abraten?
Besonders labilen Menschen würde ich einen Einhandtörn nicht empfehlen.
Welche Ausrüstung ist für Dich am wichtigsten beim Einhandsegeln ?
Kerstin Visbeck segelt gern mit ihrer
X-332 allein.
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Für mich gehören Rettungsweste, Lifeleine, Rettungsinsel, Epirb, UKW-Funk, Signalraketen, Badeleiter mit Leine und Streckgurte an Deck auch beim kleinsten Törn zum Muss.
Der Partner: Ohne eine Selbststeueranlage ist ein Einhandsegler nichts.
Jahrzehnte unterwegs und kennt
ihre Stärken und Schwächen. Oft
reichen schon ein paar kleinere Umbauarbeiten und eine Komplettierung der Ausrüstung, um die Yacht
einhandtauglich zu machen.
Je größer die Yacht wird, desto größer werden auch die Kräfte durch
Segel, Rigg und Rumpf. Lässt sich
HLQH*HQQDNHUDXIHLQHU)X‰ODQgen Yacht noch problemlos auf das
Vorschiff tragen, sind es auf einer
42-Fuß-Yacht schon gefühlte 50 Kilogramm, die ein nasser Gennaker
samt Segelsack und Bergeschlauch
auf die Waage bringen können. Das
Ganze potenziert sich dann, je nach
Material und Tuch, bei den Genuas
und dem Großsegel.
Das Steuer
Eine der zentralen Ausrüstungsgegenstände ist die Selbststeueranlage
auf der Yacht eines Einhandseglers,
egal ob es sich um eine traditionelle
Windsteueranlage handelt oder um
eine moderne elektronische.
Sie ersetzt den Steuermann, wenn
Segelmanöver anstehen, navigiert,
gekocht oder ausgeruht werden
muss. Ist sie ein funktionierender
und verlässlicher Partner an Bord,
ist dies schon die halbe Miete.
Seit fast 20 Jahren beschäftigt sich
Reinhold Michelly mit der Konstruktion, der Fertigung und
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.
Incila Oezmert von Sailvation.com gibt ihre Erfahrungen weiter und
segelt selbst gerne allein.
Welche Erfahrung mit Einhandsegeln hast Du?
Ich bin mehrere Überführungen Einhand gesegelt, etwa 40 Seemeilen war die längste. Ab und zu fahre ich alleine im Golf von
Fethiye raus, um mich dann mit Freunden in den Buchten zu treffen. Dieses jedoch wetterbedingt, um beim Anlegen kein Risiko
einzugehen. Glücklicherweise sind die Buchtenwirte in der Türkei
immer sehr hilfsbereit beim Anlegen, sodass ich die Mooringleine
anbringen kann, während die hinten vom Steg aus das Heck im
Auge behalten, falls ich zu nah an den Steg komme.
Ich liebe das Einhandsegeln, wenn ein Autopilot an Bord ist ganz
besonders. Es ist eine schöne Erfahrung und eine gute Möglichkeit,
Natur und Wind und das Segeln zu genießen, ohne laute Stimmen
und Gepolter im Hintergrund. Eigentlich eine einmalig schöne Erfahrung. Als Frau stößt man hier und da auch an seine Grenzen,
wenn der Wind stärker wird, manchmal ist es kräftemäßig schwierig, aber das kommt auf die Situation an. Und eben beim Anlegen
kann es halt dann auch mal stressig werden.
Kann man Einhandsegeln lernen?
Abraten würde ich eigentlich niemanden vom Einhandsegeln, solange die Person Erfahrung hat und sich gut organisiert. Ich habe
bereits zweimal eine Art Skippertraining gegeben, für die, die gerne
mal alleine segeln wollten und bin mit denen einen Tag rausgegangen, sozusagen als unsichtbare Person und habe mich dann nach
dem nötigen Briefing aus allem rausgehalten und bin nur im Notfall eingesprungen. Beide waren nach ihrem Segeltrip alleine sehr
glücklich und wesentlich selbstsicherer. Über die Jahre habe ich jedoch viele Einhandsegler getroffen, die mit ihren eigenen Yachten
unterwegs sind und das Ganze problemlos meistern.
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dem Verkauf von Windsteueranlagen. Der
deutsche Diplom-Ingenieur sitzt heute mit
seiner Firma Asmer in La Rochelle, und beim
Thema Windsteueranlage entwickelt der
Wahlfranzose förmlich eine glühende Leidenschaft, denn für ihn ist eine Windsteueranlage eine Wissenschaft und eine Überzeugung,
und das ist sie wohl auch.
Der Markt für Windsteueranlagenhersteller
ist selbst weltweit gesehen übersichtlich, aber
Windsteueranlage ist nicht gleich Windsteueranlage. Fast schon philosophisch spalten
sich die Lager in die Anhänger und Fans der
jeweiligen Hersteller.
Es geht um die richtige Distanz von Drehachse und Servopendel, die richtige Anbindung
der Steuerleinen und die Langlebigkeit der
Materialien. Michelly musste nach seinen
Aussagen viel Lehrgeld bei der Entwicklung
seiner Windsteueranlagen bezahlen und investiert immer noch viel Zeit in die Weiterentwicklung seiner Windfahnen.
Auf eine von Hydraulikzylindern und BitsAnd-Bytes gelenkte Selbststeueranlage würde
Reinhold Michelly nie vertrauen. Aber genau
dorthin geht der Trend.
Fast jede Serienfahrtenyacht ist heute mit
einem Autopiloten ausgerüstet, und ihre
Technik und Zuverlässigkeit hat in den letzten
Jahren um ein Vielfaches zugelegt. Das liegt
natürlich an der immer komplexeren Elektronik an Bord, die immer schneller ihre Schlüsse
aus Bootsgeschwindigkeit, Windeinfall und
Stärke, Kompasskurs und GPS-Daten zieht.
Moderne Autopiloten können daher schon
heute oft besser steuern als ihre menschlichen
Skipper und das über Stunden, Tage und Wochen.
Die Ausrüstung
Kartenplotter, AIS, Radar inklusive Warner
VRZLHHLQDNWLYHU5DGDUUHÁHNWRUJHK|UHQKHX
te neben UKW-Sprechfunk und Satellitentelefon bei Einhandseglern fast zur Standardausrüstung. Erst langsam im Kommen sind
Sicherheitsausrüstung wie EPIRB und andere
Mann-über-Bord-Meldesysteme, die im Fall
des Falles automatisch Rettungskräfte für den
Seenotfall mobilisieren. Sie werden in der Anschaffung immer günstiger und können am
Körper getragen werden. Aber dies soll alles
nicht abschrecken, ein Einhandtörn lohnt sich,
der Ruhe wegen und als Reise zum Ich.
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Einhand um die Welt
Rekordjäger
am Limit
Regatten für Einhandsegler gehören zu den härtesten Herausforderungen im
Segelsport. Viele Segler verdienten sich ihre seglerischen Lorbeeren in dieser
Disziplin – und nicht wenige scheiterten. Marcus Schlichting schaute sich die
Foto: Vendee Globe
Geschichte und die Geschichten einiger großer Segler an.
Zwar wird die Erde nicht kleiner,
aber die Einhandsegler umrunden
sie in immer kürzerer Zeit.
Brauchte Sir Robin Knox-Johnston
1968 noch 312 Tage mit seiner 9,70
Meter langen Holzyacht SUHAILI für
die 30.123 Seemeilen nonstop um
die Welt, benötigte der Franzose
Francçois Gabart bei der Einhandregatta Vendée Globe in diesem
Jahr mit einer seiner Open 60 (18,28
Meter) nur 78 Tage und ein paar
Stunden. Seine MACIF prügelte der
29-Jährige mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 14,7 Knoten
förmlich um den Globus. Alles am
Limit, und wie selbst Teilnehmer
dieser Extrem-Regatten meinen, eigentlich schon über das Limit hinweg. Von zwanzig gestarteten Skippern erreichten gerade etwas mehr
als die Hälfte das Ziel. Drei Yachten
verloren ihren Kiel, und es grenzt
an ein Wunder, dass niemand zu
Schaden kam. Der viertplatzierte
Jean-Pierre Dick verlor ebenfalls
2.000 Seemeilen vor dem Ziel seinen Kiel, schaffte es aber mit seglerischem Können seine VIRBAC PAPREC
3 noch bis ins Ziel zu segeln. Weniger Glück hatte Javier Sanso als er
seinen Kiel 360 Seemeilen südlich
der Azoren verlor, seine ACCIONA
kenterte durch. In einer Rettungsinsel musste der Franzose auf seine
Rettung per Helikopter nur wenige
Stunden warten. Seine EPIRB hatte
sofort einen Alarm ausgelöst und
die Rettungsaktion eingeleitet.
Teufelskerle oder Selbstmörder? Die
Diskussion ist nicht neu. Vergleicht
man die Bedingungen, unter denen
noch vor 30 Jahren Einhandsegler
starteten, mit denen von heute, so
ist die Entwicklung rasant vorangeschritten: Der Sextant ist längst
modernster
Navigationssoftware
gewichen, in Sachen Wetter ist der
Blick in die Wolken durch einen auf
den Computer ersetzt worden, und
die Autopiloten segeln die Yachten
heute so exakt, dass sie permanent
auf maximaler Geschwindigkeit gesegelt werden können. Allein dieses
Geschwindigkeitspotenzial
birgt
Gefahren. Beinah-Kollisionen mit
Frachtern in besonders verkehrsreichen Regionen werden nur noch
am Rande gemeldet, als ob sie bei
den Einhandpiloten schon fast an
der Tagesordnung sind.
Aber waren die Einhandsegler von
einst wirklich umsichtiger? Hatten
sie eine bessere Seemannschaft, und
waren sie keine Hasardeure, die nur
auf den Erfolg gepolt waren?
Die Pioniere
Als sich Sir Robin Knox-Johnston
1968 auf seine Reise machte, als erster Mensch die Welt nonstop Einhand zu umrunden, um die von
der Sunday Times gesponserte
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ist der erfahrene Blauwassersegler
Moitessier eher philosophischer
Natur. Das von der Sunday Times
angebotene Funkgerät hatte er abgelehnt. Er will lieber mit seiner
Wurfschleuder Nachrichten für die
Leser der britischen Zeitung an vorüberfahrende Frachter abschießen.
Wetterprognosen erstellt er anhand
der Steifheit seines Geschirrhandtuches, und er steht im ständigen
Dialog mit seinem „ältesten“ Bruder: Gott.
Nach vier Monaten auf See im Südpolarmeer entschied sich Moitessier
LQGHQ3D]LÀNDE]XGUHKHQXQGGDV
Rennen nicht zu beenden. Er möchte nicht nach Plymouth zurück,
nicht in die Schlangengrube, wie er
es nennt. In seiner letzten Nachricht
schreibt er: „Ich segle nonstop weiWHU LQ GHQ 3D]LÀN ZHLO LFK DXI 6HH
glücklich bin und vielleicht auch,
um meine Seele zu retten.“ Ein verschenkter Sieg, wie sein Buch auch
später heißt. Seine 11,90 lange Stahlketsch JOSHUA segelte gut 25 Prozent
schneller als die etwa zwei Meter
kürzere SUHAILI von Sir Robin KnoxJohnston. Trotzdem oder gerade
deshalb gehört Bernard Moitessier
zu den Ikonen der Einhandsegler.
Foto: Vendee Globe
An Bord seiner Ketsch JOSHUA entschied
Bernard Moitessier nicht wieder in die
Zivilisation zurückkehren zu wollen.
Golden Globe Challenge zu gewinnen, war der damals 29-Jährige sicher für seine Zeit und die ihm zur
Verfügung stehenden Mittel perfekt
vorbereitet. Vor Rückschlägen und
beinahe der Aufgabe seines Vorhabens war aber auch er nicht gefeit.
Vor Australien bricht seine schon
angeschlagene Selbststeueranlage
endgültig und zwingt ihn, seine
Yacht nur über eine Leinenkonstruktion an Kaphorn vorbei wieder
in den Atlantik und zurück nach
England zu segeln. Seine Kajüte
wurde durch eine Welle eingedrückt
und nimmt bis zum Ende der Reise nach 313 Tagen ständig Wasser.
Mit dieser Leistung wird Sir Robin
Knox-Johnston zum Volkshelden
und erhält von der Queen seinen
Ritterschlag. Dass er 1994 zusammen mit Neuseelands Segelikone
Peter Blake, später ebenfalls zum Sir
erhoben, die Jules Verne Trophy für
die schnellste Weltumrundung in
nur 74 Tagen gewinnt, unterstreicht
seine Leistung von 1969, übertrifft
sie in der Popularität aber kaum.
Zur Golden Globe Challenge
1968/69 tritt auch Bernard Moitessier an. Im Gegensatz zum Pragmatiker Sir Robin Knox-Johnston
Mit 29 Jahren kämpfte sich François Gabart
auf das Siegerpodest.
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Fast die Hälfte aller Skipper beim Vendée Globe mussten wegen Materialschäden aufgeben, die einzige Frau Sam Davies verlor ihren Mast.
Die Betrüger
Gegen Bernard Moitessier und Sir
Robin Knox-Johnston tritt 1968 auch
der erfolgreiche Geschäftsmann
Donald Crowhurst bei der Golden
Globe Challenge an. Auch ihm geht
es weniger um die 5.000 Pfund Siegprämie, er will die Ehre. Doch schon
im Atlantik merkt er, er hat mit seiner schlecht ausgerüsteten Yacht
gegen Knox-Johnston und Moitessier keine Chance und begibt sich in
eine gefährliche Schizophrenie. Vier
Monate segelt er die Küste Südamerikas auf und ab und beginnt zwei
Logbücher zu führen, ein wahres
mit seinen täglichen Positionen und
eines für seine angebliche Weltumseglung. Navigatorisch aus heutiger
Sicht eine Meisterleistung. Nur anhand seiner Tabellen konnte er auf
die richtigen Sonnenhöhen schließen von Positionen, an denen er
nie war. Aber je länger Crowhurst
in seiner Doppelwelt segelt, desto
mehr Zweifel an seinem kriminellen
Verhalten keimen in ihm auf.
Am 1. Juli 1969 macht er die letzte
Eintragung in sein echtes Logbuch:
„Es ist vorbei, es ist eine Gnade.“
Nur zehn Tage später wird seine
Yacht TEIGNMOUTH ELECTRON ohne
ihn an Bord von einem Postschiff
gefunden. Legenden, die behaupten
er habe seine Yacht verlassen und
in Südamerika weitergelebt, haben
sich nie bestätigt. Wahrscheinlich
ist, dass er in tiefen Selbstzweifeln
seinem Leben ein Ende setzte.
Spannung
an Bord ...
Die Einsteiger
Die Einstiegsdroge für Einhandregatten ist das Mini Transat. Jeder,
GHU 3URÀ(LQKDQGVHJOHU ZHUGHQ
möchte, muss die harte Schule dieses Rennens von Frankreich nach
Brasilien mit Bravour absolvieren,
sonst gibt es kaum Chancen, später Sponsoren und Partner für die
großen Regatten a la Vendée Globe
zu bekommen. Ellen MacArthur,
Boris Herrmann, Isabelle Autissier,
Yves Parlier, Thierry Dubois, die
Liste der Teilnehmer und Gewinner
liest sich wie ein Who is Who der
Einhandseglerszene. Und die 1.200
Seemeilen von Douarnenez und Arrecife für die erste Etappe und der
2.800 Seemeilen lange Sprung über
den Atlantik nach Point-à-Pi-
Zwei Menschen haben auf ihrer Segelyacht
einer Welt den Rücken gekehrt, in der
ihrer Meinung nach menschliche Werte
längst dem Machteinfluss des Geldes
geopfert wurden. Sie werden von dieser
Welt mit all ihren Problemen grausam
wieder eingeholt, als plötzlich ein Koffer
mit drei Millionen Dollar auftaucht ...
Ein Roman aus der Welt der seefahrenden
Aussteiger, die authentischen Schauplätze
der Handlung sind Thailand, Malaysia
und die Andamanensee.
Conrad Stark: Drogengeld, Paperback,
470 Seiten, 12 Euro + 2 Euro Porto
Jacobus van Wijk, suspendierter Kommissar der Amsterdamer Polizei, lebt in Enkhuizen an Bord der THYRA, einer Contessa
32. Auf Drängen seines Chefs nimmt er
widerwillig Nachforschungen zum Tod
Jan de Wits auf, dem Schwiegersohn
eines der mächtigsten Industriellen der
Niederlande. Was zunächst nur wie ein
Unfall aussieht, entpuppt sich bald als
kriminelles Verwirrspiel, bei dem es um
Milliarden geht und das nicht nur van
Wijk in akute Lebensgefahr bringt ...
Foto: Vendee Globe
Jan Kuffel: Eine Handbreit Mord, Paperback,
220 Seiten, Euro 9,80 + 2 Euro Porto
Einhandsegler helfen sich: Alex Thomson wurde 2006 nach einer Havarie von einem Konkurrenten gerettet.
Palstek Verlag
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Foto: Rolex Daniel Forster
EINHANDSEGELN
gutes Bild für die Presse und Anlass, die Sicherheitsvorschriften für
das Mini Transat drastisch zu verschärfen.
Trotzdem verunglückten noch weitere Skipper im Laufe der Geschichte des Mini Transat, einer verbrachte
96 Tage in einer Rettungsinsel bis er
gerettet wurde. Doch das Begehren
der Einhandsegler durch eine Teilnahme am Mini Transat den Ritterschlag der Einhandsegler zu erlangen, ist nach wie vor hoch.
Für den Start der diesjährigen Mini
Transat im Oktober haben sich bereits 100 Einhandsegler registrieren
lassen. Und bis dahin können sie
noch viel trainieren, denn der Kalender der Klassenvereinigung dieser Yachten ist bis dahin randvoll,
inklusive eines eigenen Rennens um
den Fastnet Rock.
Foto: Solitaire du Figaro
Sir Robin Knox-Johnston segelte 1968 bis
1969 in 313 Tagen als Erster nonstop um
die Welt.
tre als zweite Etappe sind wirklich
hart. Gesegelt wird auf 6,50-MeterClasse-Mini-Yachten (21 Fuß). Eine
Kajüte ist kaum größer als ein Kinderzimmer. Die Mini-Transat-Segler sitzen fast durchgehend an Deck,
Tag und Nacht, nahezu ungeschützt
den Gewalten ausgesetzt.
Bob Salomon, ein britischer Segeljournalist, hatte 1977 das Mini Transat als Alternative für alle ins Leben
gerufen, denen das Budget für die
großen Regatten über den Atlantik
oder um die Welt fehlte. Und auch
wenn Salomon selbst nur über wenig Geld verfügte, gleich die erste
Mini Transat wurde ein Erfolg,
wenn auch nicht ohne Schatten.
Mit dem Belgier Patrick van God
und dem Franzosen Maurice Fouget
bezahlten gleich zwei Skipper ihre
Teilnahme mit dem Leben. Kein
Die Solitaire du Figaro gilt als große Talentschmiede für Einhandsegler.
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Die Universität
Die Gemeinschaft
Ist das Mini Transat der Einstieg in
GDV 3URÀOHEHQ HLQHV (LQKDQGVHJlers, so ist die Solitaire du Figaro die
Universität. Gesegelt wird dieses
Jahr ab 2. Juni in vier Etappen von
Bordeaux ins portugiesische Porto,
weiter nach Guon in Spanien und
entlang der französischen Küste
über Roscoff nach Dieppe.
Insgesamt 1.998 Meilen müssen die
32 Skipper auf ihren Yachten vom
Typ Figaro segeln, und die haben
es in sich. Die Biskaya muss durchkreuzt werden und der Eingang
zum Englischen Kanal. Fast 100 Prozent der 10,10 Meter langen Yachten
segeln unter der Flagge eines Sponsors, und die Skipper kämpfen in
vielen Ausscheidungen, um eine
der begehrten Yachten auf der Solitaire du Figaro segeln zu dürfen.
Wer im vorderen Teil des Feldes
landet, darf auf weitere Sponsoren
und Partner für größere Projekte
hoffen.
Wer nun glaubt, Einhandsegler, die
sich auf die großen Regatten spezialisiert haben und schon zum ProÀODJHUGHUEH]DKOWHQ6NLSSHUJHK|ren, wären einsame egozentrische
Einzelgänger, liegt falsch. Die EinKDQGVHJOHUSÁHJHQHLQHKLOIVEHUHLWH
Kultur untereinander und dies nicht
nur in den langen und intensiven
Vorbereitungsphasen zu den großen Events. Man weiß, dass auf dem
Atlantik oder entlang der EisbergJUHQ]HQ LP 6GSD]LÀN RIW QXU GHU
Konkurrent in einer Seenotsituation
helfen kann.
Alex Thomson zum Beispiel. Die
60 Fuß lange Rennyacht des Britten
war beim Velux Five Oceans Race
2006 knapp 1.850 Meilen südlich
von Kapstadt völlig außer Kontrolle geraten. Die komplexe Mechanik
für den schwenkbaren Canting-Keel
hatte in einem schweren Sturm versagt, die Yacht war kaum noch vor
dem Kentern zu retten. Über Satel-
litentelefon setzte Thomson einen
Notruf ab. Gleich zwei seiner Konkurrenten machten sich sofort auf
den Weg. 18 Stunden später saß der
völlig erschöpfte Shootingstar der
internationalen Segelszene trocken
und sicher an Bord seines schlimmsten Verfolgers Mike Golding.
Immer schneller
Die Yachten für die Einhandregatten werden immer schneller und
leichter. Dies gilt natürlich auch für
die Hightech-Mehrrumpfklassen,
die bei den schon fast unzähligen
Regatten über den Atlantik oder um
die Welt zu immer neuen Rekorden
aufbrechen. Wann die Grenzen des
Machbaren bei dieser Form des Segelsports erreicht werden, ist dabei
noch nicht abzusehen. Klar ist: Gewinnen kann nur der, der über die
besten physischen und psychischen
Voraussetzungen verfügt, der seglerisch die größten Erfahrungen besitzt und mit der komplexen Technik seiner Yacht umgehen kann.
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