Jahresbericht 2007-08 - Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

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Jahresbericht 2007-08 - Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
Jahresbericht
der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau
Zahlen und Bilder aus den Jahren 2007/2008
EKHN-Jahresbericht 2007/2008
Inhalt
Seelsorge
I
Auf allen Ebenen
Seelsorge in Altenheim, Krankenhaus
unsere Identität herausstellen
und Hospiz
Vorwort von Kirchenpräsident
Hoffnungen aufspüren
Prof. Dr. Peter Steinacker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .4
Positive Finanzentwicklung ermöglicht
I
Ehrenamtlicher Dienst in Hadamar . . . . . . . . . . . . . . .24
I
Seelsorge im Dekanat Runkel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .26
I
Zentrum Seelsorge und Beratung in der EKHN . . . . . . .27
eine nachhaltig vorsorgende Finanzpolitik
I
I
Heinz Thomas Striegler, Finanzdezernent
Polizeiseelsorge
der EKHN, zur finanziellen Lage . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6
Wo das Dienstliche persönlich werden kann
I
Einsatz im Rhein-Main-Gebiet . . . . . . . . . . . . . . . . . . .28
Weltoffen, diskutierfreudig und innovativ
I
Dienst der EKHN für die Gesellschaft . . . . . . . . . . . . . .29
Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
I
Beirat der Polizeiseelsorge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .30
(EKHN) im Profil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .8
Ein- und Austritte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .9
Bildung
Entwicklung der Mitgliederzahlen . . . . . . . . . . . . . . . .10
Die EKHN in Zahlen, Karte der EKHN . . . . . . . . . . . . . . .11
Familienbildung
Fitnessstudio für Familien
I
Verkündigung
Eltern-Kind-Gruppen in Heuchelheim
und Kleinlinden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .31
Kindergottesdienst
I
Evangelische Familien-Bildungsstätte in Gießen . . . . .32
Die Kirche der nächsten Generation
I
Evangelische Frauen
I
Kinderkreuzweg in Zotzenheim/Rheinhessen . . . . . . . .12
I
Landesverband Kindergottesdienst der EKHN . . . . . . . .13
I
Kindergottesdienst in Pfaffen-Schwabenheim/
Kindertagesstätten
Rheinhessen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .14
Ein sicherer Ort
in Hessen und Nassau e.V. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .33
I
Gottesdienst
Der etwas andere Blick
I
Prädikant im Dekanat Nassau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16
I
Gottesdienst in Dausenau, Hömberg
Kinderhaus Sonnenblume in
Darmstadt-Arheilgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .34
I
Fachberatung für Kindertagesstätten in
den Dekanaten Darmstadt Land und Stadt . . . . . . . . . .36
I
Zentrum Bildung der EKHN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .37
und Zimmerschied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .17
I
Konfirmanden
Zentrum Verkündigung in der EKHN . . . . . . . . . . . . . . .18
Gemeinsam auf der Suche nach dem Glauben
I
Kirchenmusik
I
Wochenendlehrgänge in Dreieich-Götzenhain . . . . . . .38
Damit viele Stimmen tönen
I
Jugendarbeit im Dekanat Dreieich . . . . . . . . . . . . . . . .39
Projekt Singen macht stark
I
Religionspädagogisches Studienzentrum
in Rohrbach-Wembach-Hahn/Odenwald . . . . . . . . . . . .19
I
Propsteikantor für Starkenburg . . . . . . . . . . . . . . . . . .20
I
Kirchenmusik in der EKHN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .21
in der EKHN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .40
Jugendarbeit
Der einzige Treffpunkt am Ort
I
Küster
I
Clubsprecher in Niddatal-Kaichen . . . . . . . . . . . . . . . .42
Türsteher des Glaubens
I
Jugendarbeit in der EKHN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .43
Dienst an der Nikolaikirche auf dem
I
Offene Jugendarbeit in der Großgemeinde Niddatal . . .44
Frankfurter Römer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .22
I
Küsterausbildung in der EKHN . . . . . . . . . . . . . . . . . . .23
Gebäude der EKHN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .23
2
Ökumene
Organisation
Partnerschaft
Ehrenamtliche Leitung
Die Botschaft Jesu fröhlich vermitteln
Echte, wichtige Entscheidungen treffen können
I
Ein Pfarrer aus Tansania in Waldgirmes . . . . . . . . . . . .45
I
Präses im Dekanat Bergstraße . . . . . . . . . . . . . . . . . . .61
I
Tansania-Arbeitskreis im Dekanat Gladenbach . . . . . . .46
I
Vorsitz im Kirchenvorstand Hammelbach . . . . . . . . . . .62
I
Zentrum Ökumene in der EKHN . . . . . . . . . . . . . . . . . .47
I
Ehrenamtsakademie in der EKHN . . . . . . . . . . . . . . . . .63
Interreligiöser Dialog
Verwaltung
Im Libanon für das Gießener Land lernen
I
I
Die Tür steht allen offen
Erfahrungen in den Dekanaten Grünberg,
I
Gemeindebüro in Viernheim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .64
Hungen und Kirchberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .48
I
Regionalverwaltung in Gernsheim . . . . . . . . . . . . . . . .65
Interreligiöser Dialog in
I
Kirchenverwaltung der EKHN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .66
Kubach und Hirschhausen/Taunus . . . . . . . . . . . . . . . .49
I
EKHN-Mitarbeiter/-innen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .67
Runder Tisch Islam für Journalisten in der EKHN . . . . .50
Ausbildung
Zuerst an sich selbst arbeiten
Gesellschaftliche Verantwortung
I
Pädagogische Akademie Elisabethenstift
gGmbH in Darmstadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .68
Bündnis Familie
Du bist die Hauptperson
I
Praktikum in der Kindertagesstätte Hainburg . . . . . . .69
I
Projekt Patente Paten in Mainz und Bingen . . . . . . . . .51
I
Evangelische Fachhochschule Darmstadt (EFHD) . . . . .70
I
Engagement für arbeitslose Jugendliche
Öffentlichkeitsarbeit
im Dekanat Ingelheim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .52
I
Ansprechend
Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung
der EKHN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .53
I
Kommunikation in der Gemeinde Ober-Roden . . . . . . . .71
I
Regionale Öffentlichkeitsarbeit
Diakonie
Essen, wo es hingehört
I
Die Tafel in Höhr-Grenzhausen/Westerwald . . . . . . . . .54
I
Regionales Diakonisches Werk im Westerwaldkreis . . . .55
I
Diakonisches Werk in Hessen und Nassau (DWHN) . . . .57
im Dekanat Rodgau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .72
I
Öffentlichkeitsarbeit in der EKHN . . . . . . . . . . . . . . . .73
Finanzen
Jahresergebnis 2007
Gleichstellung
I
Bagger oder Barbie
I
Beauftragte in Wiesbaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .58
I
Stabsstelle Gleichstellung in der EKHN . . . . . . . . . . . .59
I
[Ort, Gemeinde]
I
[Region, Dekanat, Propstei]
I
[gesamte EKHN]
Einnahmen und Ausgaben der EKHN im Jahr 2007 . . . .74
Verwendung des Haushalts 2007
I
Ausgaben für kirchliche Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . .76
I
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .80
I
Adressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .80
3
Vorwort von Kirchenpräsident Prof. Dr. Peter Steinacker
Auf allen Ebenen
unsere Identität herausstellen
Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,
woran denken Sie, wenn Sie das Stichwort »evangelische
vielen Menschen ist die Skepsis gegenüber Glauben und
Kirche« hören? Wahrscheinlich zuerst an Ihre Kirchen-
Kirchenmitgliedschaft gewachsen. Jahrhundertelange
gemeinde vor Ort. Das ist gut so, aber evangelische
evangelische Traditionen sind in vielen Familien verloren-
Kirche ist noch weitaus mehr: mehr als die einzelne
gegangen. Die EKHN hat darauf intensiv reagiert, aber
Gemeinde und auch mehr als die Summe aller Gemeinden.
auch das brauchte Zeit.
Die Gemeinde Jesu Christi ist die Gemeinschaft aller
Gläubigen und sie kann sich in ganz unterschiedlicher
Evangelisches Profil
Gestalt zeigen: als Ortsgemeinde, als Gemeindekreis, als
Zum einen haben wir verstanden, dass wir viel mehr als
Dekanat und auch als Landeskirche oder eine ihrer Ein-
früher unsere evangelische Identität herausstellen
richtungen. Gemeinde Jesu Christi sind wir zusammen
müssen. Wo evangelisch draufsteht, etwa an einer
und auf verschiedene Weise.
Kindertagesstätte oder einem Gemeindehaus, muss auch
Was die Gemeinde Jesu Christi in Gestalt der
evangelisch drin sein. Je weiter die Kenntnisse über die
Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) mit
kirchlichen Traditionen in der Gesellschaft schwinden,
den ihr anvertrauten Kirchensteuermitteln im ver-
desto klarer und präziser muss sich unsere Kirche zu
gangenen Jahr getan und erreicht hat, darüber geben wir
erkennen geben. Es ist unsere besondere Aufgabe als
Ihnen auf den folgenden Seiten Auskunft. Sie finden in
Kirche, die Kultur der Nächstenliebe, die Pf lege der
diesem Jahresbericht Beispiele aus der täglichen Arbeit
Feiertage und die Verkündigung des Evangeliums zu
unserer 1.182 Kirchengemeinden, 48 Dekanate und den
gestalten und in der Gesellschaft zu vertreten. Das
gesamtkirchlichen Einrichtungen.
wissen wir heute viel deutlicher als früher. Wie das konkret
Wir haben eine große Strukturreform hinter uns.
geschieht, darüber gibt dieser Jahresbericht Auskunft.
Viele Arbeitsfelder wurden neu geordnet und vernetzt.
In diesem Jahr möchten wir Ihnen deshalb vor allem
Transparente Struktur
zeigen, was die Reformen bewirken: Wie unsere Kirche
Seit dem Jahr 2000 hat die EKHN ihre Aktivitäten auf drei
auf vernetzte Weise zum Wohl vieler Menschen und zur
unterschiedlichen Ebenen gebündelt, die wir Handlungs-
Ehre Gottes handelt.
ebenen nennen: erstens die örtliche Ebene mit den
Kirchengemeinden, zweitens die regionale Ebene mit den
Umbruch
Dekanaten und ihren Arbeitsschwerpunkten für die
Meine Amtszeit als Kirchenpräsident der EKHN, die 1993
Region sowie drittens die gesamtkirchliche Ebene mit
begann und mit dem Jahr 2008 zu Ende gehen wird, war
ihren fachlichen Zentren und der Leitung. Neue starke
und ist geprägt von der intensiven Neuorientierung der
Kraft sind dabei vor allem die Dekanate. Sie können
evangelischen Kirche in unserer Gesellschaft. Solche
die evangelische Kirche für eine ganze Region gestalten.
Prozesse brauchen Zeit. Seit der Reformation gab es eine
4
Im Zuge der Reform sind die drei Handlungs-
enge Allianz zwischen der evangelischen Kirche und der
ebenen auf vielfältige Weise miteinander vernetzt worden
jeweiligen staatlichen Führung. Erst 1918 erfolgte die
und nehmen ihre Aufgaben im Verbund miteinander
förmliche Trennung von Staat und Kirche. Das war vor
wahr. Sie ergänzen und unterstützen sich gegenseitig.
90 Jahren, aber es hat lange gedauert, bis die neue
Es ist eine transparente Struktur geworden, die auf
Rolle der evangelischen Kirche in der Gesellschaft den
effektive Weise Übersicht und Verlässlichkeit schafft.
Beteiligten mit allen Konsequenzen klar wurde. Bei
Wie das im Einzelnen und konkret geschieht, das stellt
Hans Helmut Köke [1940 – 2007],
von 1993 bis 2005 Stellvertreter des
Kirchenpräsidenten.
dieser Jahresbericht anhand von Beispielen aus ver-
sein oder uns doch wohlwollend zu begleiten. Sie haben
schiedenen Themenbereichen dar. Ich bin überzeugt,
damit – direkt und indirekt – zum reichhaltigen Wirken
dass diese neue Struktur die Handlungsmöglichkeiten
unserer Kirche für die Menschen in unserer Gesellschaft
unserer Kirche erheblich verbessert.
beigetragen. Das gilt natürlich besonders auch für alle,
An dieser Stelle denke ich in Trauer und Dankbar-
die im vergangenen Jahr für unsere Kirche tätig waren,
keit an meinen langjährigen Stellvertreter Oberkirchen-
sei es im Haupt-, im Neben- oder im Ehrenamt. Ihnen allen
rat Hans Helmut Köke. Er ist im Oktober 2007 für uns alle
gilt mein herzlichster Dank.
völlig überraschend nach kurzer, schwerer Krankheit im
Alter von 67 Jahren gestorben. Den langen und mühsamen Weg der Reform hätte die EKHN ohne sein beharrliches Wirken kaum bewältigen können. Wir verdanken
ihm unschätzbar viel.
Mein letztes Wort gilt allen, die uns bis heute
die Treue gehalten haben. Sie haben sich weder von
der Kirchensteuer noch von Glaubens- und Lebenskrisen
Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Steinacker · Kirchenpräsident
Paulusplatz 1 · 64285 Darmstadt · Telefon (06151) 405-291
E-Mail [email protected]
davon abhalten lassen, Mitglieder unserer Kirche zu
5
Heinz Thomas Striegler, Finanzdezernent der EKHN, zur finanziellen Lage
Positive Finanzentwicklung
ermöglicht eine nachhaltig
vorsorgende Finanzpolitik
Das Finanzjahr 2007 bescherte der EKHN Kirchensteuereinnahmen, die deutlich
über den Erwartungen lagen, hohe Rückzahlungen aus der Schlussrechnung des
Kirchensteuerclearings der Evangelische Kirche in Deutschland, höhere Vermögenserträge und eine höhere Verzinsung des Kassenbestandes.
B
ereinigt um Clearingrückzahlungen in Höhe
Der unbereinigte Haushaltsüberschuss in Höhe von
von insgesamt 59,8 Mio. Euro für die Jahre
124,6 Mio. Euro konnte im Rahmen der Jahresrechnung
2002 und 2003 konnten nach Verwaltungs-
2007 verschiedenen Verwendungszwecken zugeführt
ausgaben und laufenden Clearingzahlungen
werden. Der größte Teil in Höhe von 111,3 Mio. Euro ging
im Jahr 2007 insgesamt Kirchensteuern in
dabei an eine zweckbestimmte Rücklage für die Kirchen-
Höhe von 423,3 Mio. Euro in den Haushalt überführt
bauunterhaltung/Kirchbaustiftung, die damit bereits
werden. Das entspricht einem Zuwachs von 7,84 Prozent
über 160 Mio. Euro verfügt. Des Weiteren wurde das
gegenüber 2006 oder rund 12 Prozent gegenüber dem
Stiftungskapital der EKHN Stiftung von 5 Mio. auf
Planansatz.
10 Mio. Euro aufgestockt. Schließlich wurden aus dem
Waren die Zuwächse 2005 und 2006 alleine noch
Jahresüberschuss 6 Mio. Euro zurückgestellt für Bonus-
auf hohen Steigerungsraten aus der Kircheneinkommen-
zahlungen gemäß der Kirchlichen Dienst- und Arbeits-
steuer zurückzuführen, beruht die positive Entwicklung
vertragsordnung. Die Angestellten werden entsprechend
2007 vor allem auf der steigenden Kirchenlohnsteuer,
dem wirtschaftlichen Ergebnis des jeweiligen Arbeit-
gewissermaßen als Spiegelbild des Arbeitsmarkts. Der
gebers an Haushaltsüberschüssen beteiligt. Für die
nominell hohe Betrag an Kirchensteuereinnahmen relati-
gesamte EKHN wurde hierbei nach einem bestimmten
viert sich allerdings deutlich, wenn man in der Steuer-
Schema ein bereinigter struktureller Haushaltsüber-
entwicklung auch die Inf lation berücksichtigt.
schuss als Kennziffer vereinbart. Entsprechend dem
Für das Haushaltsjahr 2007 ergibt sich im Saldo
Bonuszahlungsmodell dürfen sich die Angestellten der
von Einnahmen und Ausgaben unbereinigt ein Haushalts-
kirchlichen Einrichtungen im November 2008 auf eine
überschuss in Höhe von 124,6 Mio. Euro, in dem aller-
Bonuszahlung in Höhe von 40 Prozent eines Monats-
dings 59,79 Mio. Euro aus Clearingrückzahlungen ver-
gehaltes freuen, sodass die im November zahlbare
gangener Jahre enthalten sind. Mit anderen Worten:
Sonderzuwendung insgesamt ein komplettes Monats-
Knapp die Hälfte des Überschusses geht auf Ursachen
gehalt beträgt. Dahinter steht die Philosophie, dass
zurück, die sich nicht wiederholen werden. Der um
unsere Beschäftigten an finanziell guten Zeiten teil-
Clearingrückzahlungen bereinigte Überschuss beträgt
haben sollen. Inzwischen wurde diese Regelung auch auf
demnach 64,8 Mio. Euro. Bei einer weiteren Bereinigung
die Pfarrerinnen und Pfarrer sowie Kirchenbeamtinnen
von sämtlichen Zuführungen und Entnahmen aus dem Ver-
und Kirchenbeamte übertragen. Ihre Grundsonder-
mögen ergibt sich ein struktureller Überschuss in Höhe
zuwendung beträgt 2008 zwar zunächst nur 30 Prozent
von 85,4 Mio. Euro.
(Niveau der derzeitigen Bundesregelung), aber dafür
kann dann im Sommer 2009 ein Bonus ausgezahlt
werden. Dessen Höhe hängt vom strukturellen Haushaltsüberschuss des Jahres 2008 ab und kann bis zu 50 Prozent
Clearingverfahren:
Die evangelischen Landeskirchen verrechnen untereinander
Steuereinnahmen, die dort angefallen sind, wo ihre Mitglieder
arbeiten, die aber der Landeskirche zustehen, in deren Gebiet
diese Mitglieder wohnen.
6
eines Monatsgehalts betragen. Diese Regelung ist zunächst auf zwei Jahre befristet und muss danach je nach
Veränderung der Bundesregelung über die Sonderzuwendung angepasst werden. Neben der erstmaligen
Kirchensteueraufkommen
in Hessen und Rheinland-Pfalz
2007 [Mio. Euro]
400
n
300
zur Lohnsteuer
322,4
200
Kirchensteueraufkommen
2007 [Mio. Euro]
400
350
n
nominal
423,3
n
real/inflationsbereinigt
322,3
300
n
100
zur Einkommensteuer
97,6
0
250
200
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
1997
2002
2007
Gewährung einer Bonuszahlung für die Angestellten
gleicht der Lohnabschluss der Arbeitsrechtlichen
Kommission durch die Erhöhung um 5 Prozent ab dem
1. April 2008 und die Laufzeit von 24 Monaten die
Teuerungsraten der letzten drei Jahre aus. Er führt
andererseits aber auch zu Mehrausgaben in Millionenhöhe.
Mit Blick auf die gesamte EKHN sollen die hohen
unerwarteten Mehreinnahmen außer für die Anpassung
der Gehälter der Beschäftigten vor allem und zu einem
sehr hohen Prozentsatz (über 95 Prozent) dazu genutzt
werden, künftige kirchengemeindliche Haushalte zu
entlasten. Das – ergänzt um einen noch zu entwickelnden Kriterienkatalog für einen Härtefallfonds für
Kirchengemeinden – soll dazu dienen, die Handlungsfähigkeit der Gemeinden auch in den zu erwartenden
finanziell schwierigeren Jahren zu erhalten. Darüber
hinaus wird das neue Zuweisungssystem mit seinen
Übergangsregelungen, deutlichen Vereinfachungen und
wirtschaft – besonders wegen rückläufiger Mitglieder-
erhöhten Budgetfreiheiten die Verteilungsgerechtigkeit
zahlen auch von sinkenden Einnahmen ausgegangen
der Zuweisungsmittel verbessern und einen f lexibleren
werden muss. Es liegt daher in unserer Verantwortung,
Einsatz der finanziellen Ressourcen auf der Gemeinde-
den überwiegenden Teil der Mehreinnahmen dazu zu
und Dekanatsebene ermöglichen.
nutzen, mit einer vorsorgenden Finanzpolitik künftige
Die erfreuliche Entwicklung bei den Kirchen-
Haushalte nachhaltig zu entlasten und damit die
steuereinnahmen der letzten beiden Jahre hält auch in
Handlungsfähigkeit der Gemeinden, der Dekanate und
den ersten fünf Monaten des Jahres 2008 an. Im Ausblick
der Gesamtkirche für die nächsten Jahrzehnte zu sichern.
für das Jahr 2009 sind aber neben der Einführung der
Die derzeitige Finanzsituation bietet uns diese Chance.
pauschalen und anonymisierten Zinsabgeltungssteuer
An dieser Stelle danke ich besonders all denen,
auch weitere Risiken erkennbar. Die Krise an den Finanz-
die Kirchensteuer zahlen und damit die Erfüllung der
märkten, die weit über die sogenannten Subprime-Kredite
vielfältigen Aufgaben der EKHN in Verkündigung,
hinausgeht, und vor allem der Vertrauensverlust der
Seelsorge und Beratung, Diakonie und Ökumene sowie
Marktteilnehmer, weiten sich aus und werden je nach
in Bildung und gesellschaftlicher Verantwortung erst
Region und Volkswirtschaft in unterschiedlicher Intensität
ermöglichen.
auch negative Auswirkungen auf die Realwirtschaft haben.
Die Inf lationsspirale, die bislang noch überwiegend von
der Kreditmarktkrise überdeckt wurde, birgt enorme
Gefahren und sozialen Sprengstoff, speziell wegen der
stark steigenden Preise für Grundnahrungsmittel.
Die derzeit positive Entwicklung auf der einen
Seite sollte den Blick nicht dafür verstellen, dass langfristig – neben den Folgen möglicher Krisen in der Welt-
Heinz Thomas Striegler
Leiter des Dezernats Finanzen, Bau und Liegenschaften
Paulusplatz 1 · 64285 Darmstadt · Telefon (06151) 405-344
E-Mail [email protected]
7
Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) im Profil
Weltoffen, diskutierfreudig
und innovativ
Welten finden in der EKHN zusammen. Zu ihr gehört das Rhein-Main-Gebiet mit
seiner quirligen Urbanität und die angrenzenden Mittelgebirge mit ihren traditionsreichen Städten und dörflichen Lebensgewohnheiten. Die Region Rhein-Main
entwickelte sich nach dem Zweiten Weltkrieg stürmisch zu einem der innovativsten
Ballungsgebiete in Deutschland. Das hat die EKHN ständig herausgefordert, sich
mit neuen Entwicklungen auseinanderzusetzen: oft weit früher als die anderen
evangelischen Landeskirchen. Deshalb ist die EKHN – schon immer und bis heute –
eine innovative, weltoffene und diskutierfreudige Kirche.
Die Region
Die Bindung an die Kirche wird brüchig
Das Gebiet der EKHN reicht von Bromskirchen nördlich
Über Jahrhunderte war es in Deutschland selbstverständ-
von Marburg bis Neckarsteinach im Süden, von Lahnstein
lich, Mitglied der Kirche zu sein. Und die Kirche war ein
im westlichen Rheingau bis Fraurombach im östlichen
selbstverständlicher Bestandteil der Gesellschaft. Die
Vogelsberg. Die heutigen Grenzen haben historische
meisten Gegenden waren konfessionell eindeutig geprägt,
Ursprünge und umfassen Teile der Bundesländer Hessen
weil einst die Fürsten ihren Untertanen den Glauben
und Rheinland-Pfalz. Vier Orte machen die Sache noch
verordnet hatten. Zum Bereich der EKHN gehören über-
komplizierter: Hallenberg, das zur Kirchengemeinde
wiegend Regionen mit evangelischer Tradition, aber auch
Bromskirchen und damit zur EKHN gehört, liegt in Nord-
katholisch geprägte Gegenden wie Teile des Rodgaus, der
rhein-Westfalen. Die Gemeinde Schafheim am Main
Bergstraße, des Rheingaus und Rheinhessens. Aus der
kümmert sich noch um 150 Menschen, die in Bayern
traditionellen Bindung der Familien an die jeweiligen
wohnen. Und die Städte Wetzlar und Braunfels mit ihrem
Kirchen wuchsen oft auch tiefe persönliche Glaubens-
jeweiligen Umland liegen zwar mitten in Hessen und
haltungen für das ganze Leben.
werden vom Gebiet der EKHN umschlossen, gehören aber
zur Evangelischen Kirche im Rheinland.
Die Flüchtlingsströme und die dynamischen
Entwicklungen der Nachkriegszeit lösten die alte
regionale Ordnung auf. Zuzügler von auswärts brachten
Traditionen finden zusammen
andere Konfessionen, später auch andere Religionen mit
Kirchengeschichtlich ist die EKHN aus den evangelischen
und mischten mit ihren religiösen Auffassungen und
Kirchen im Fürstentum Nassau, im Großherzogtum
Lebensformen die bis dahin konfessionell relativ einheit-
Hessen-Darmstadt und der ehemals freien Reichsstadt
lich geprägten Regionen auf. Die traditionelle Bindung
Frankfurt hervorgegangen. Manche Gemeinden brachten
der Familien an ihre Kirche wurde schwächer oder brach
die reformierte, andere die lutherische oder die unierte
sogar ganz ab. Glaube wurde immer mehr als Privatsache
Tradition mit. Besonders im Nordwesten des Kirchen-
angesehen, die mit dem öffentlichen Leben nichts mehr
gebiets, zum Siegerland hin, ist der Einf luss des Pietis-
zu tun hatte.
mus spürbar. In den großen Städten dominiert die
Aber dieser Glaube verstand sich nicht mehr von
liberale volkskirchliche Tradition. Das Miteinander
selbst. Die alte, starke und generationenübergreifende
funktioniert erstaunlich gut. Gemeinsam tragen die
Einheit von Familie, Konfession und Heimat löste sich
unterschiedlichen protestantischen Glaubens- und
auf. Für viele verlor die Kirche ihren selbstverständlichen
Lebensformen zum geistlichen Reichtum der EKHN bei.
Platz im Lebensgefüge. Heute will jeder ganz persönlich
von der Botschaft überzeugt werden. Dadurch wachsen
die Ansprüche an die Leistungsfähigkeit der Kirche
erheblich. Viele Menschen geben sich heute mit der
8
Ein- und Austritte
klassischen Botschaft der Kirche und ihren Antworten
Eintritte 2007
auf Fragen des Glaubens nicht mehr zufrieden: Für die
Kirche ist das eine ungeheure Herausforderung.
4.000
3.000
n
Aufnahmen gesamt 4.647
n
Wiederaufnahmen
n
Erwachsenentaufen 1.279
2.050
Pendeln gefährdet den Kontakt zur Kirche
Drei Faktoren prägen die Beziehung eines Menschen zu
2.000
seiner Kirche ganz besonders: In welchem Umfeld sie
1.000
leben, ihre persönliche und familiäre Situation und die
persönliche Glaubenshaltung. Generell lässt sich sagen:
0
Je näher das Wohn- und das Arbeitsumfeld beieinander1957
1967
1977
1987
1997
2007
liegen, desto stabiler ist die Kirchenbindung. Je weiter
sie auseinanderliegen, desto größer ist die Gefahr einer
Entfremdung. Menschen, die von der Stadt aufs Land
ziehen und von dort zur Arbeit in die Stadt pendeln, verlieren dabei nicht unbedingt ihren Glauben, aber häufig
den Kontakt zur Kirche.
Wiederaufnahmen bezeichnen die Rückkehr Ausgetretener.
Deren Zahlen sind gegenüber dem Vorjahr leicht gestiegen.
Mittlerweile lässt sich ein Trend beobachten: Etwa zehn bis
15 Prozent derer, die einmal ausgetreten sind, treten nach
circa 20 Jahren wieder ein. Die Eintrittszahlen von heute
korrelieren also ungefähr mit den damaligen Austrittszahlen.
Reaktion der EKHN
Die Ansprüche an die Kirche sind regional und individuell sehr unterschiedlich. Und sie verändern sich.
n
20.000
Austritte 2007
9.717
Darauf reagiert die EKHN:
I
15.000
Sie erkennt, dass die persönliche Bindung des
einzelnen Mitglieds zu seiner Gemeinde und zu seiner
10.000
Kirche komplexer und damit weit wichtiger ist als früher.
I
5.000
Sie versucht, diese persönliche Bindung zu intensivieren
durch mehr Möglichkeiten, sich aktiv zu beteiligen, durch
0
interessantere Angebote und bessere Erreichbarkeit.
1957
Weiter auf Seite 10
1967
1977
1987
1997
2007
Die Zahl der Austritte war im Jahr 2006 auf einen historischen
Tiefstand gefallen. Demgegenüber hat sich ihre Zahl 2007
erhöht, bleibt aber im längerfristigen Vergleich auf einem eher
niedrigen Niveau.
9
Entwicklung der Mitgliederzahlen
Ein wichtiger Grund für den Rückgang ist der stärkere
Entwicklung der Mitgliederzahlen
[1950 – 2007]
n
im ländlichen Entwicklungsraum
n in der ländlichen Peripherie
n in Regionalzentren
n im Ballungsraum
Zuzug nicht evangelischer Menschen. Hinzu kommen
+ 23,0 %
– 6,2 %
– 8,7 %
– 36,5 %
Kirchenaustrittswellen, meist im zeitlichen Zusammenhang mit Steuerreformen. Beide Effekte treten in den
Großstädten erheblich stärker auf. Deshalb sinkt der
Anteil der Evangelischen dort von 1961 bis 2006 auf
+ 25 %
weniger als die Hälfte. Die Effekte sind aber auch in den
0
mittelgroßen Städten noch deutlich erkennbar, wo der
Anteil der Evangelischen von über 50 Prozent 1961 auf
– 25 %
unter 30 Prozent 2006 zurückgeht. In den Pendler– 50 %
Kommunen des städtischen Umlands treten die Effekte
nur mit halber Stärke auf und in den ländlichen Gebieten
– 75 %
bleiben sie nahezu aus.
1957
1967
1977
1987
1997
2007
Anteil der Mitglieder an Altersgruppen
Die Mitgliederzahlen der EKHN entwickelten sich bis
Aus der Kirche treten bevorzugt Menschen zwischen 30
1970 parallel zur Wohnbevölkerung. In den großen und
und 45 Jahren aus. Da ihr Kirchenaustritt häufig auch
mittleren Städten wuchsen sie von 1950 bis 1960 stark.
die Beziehung ihrer Kinder zur Kirche kappt, verschiebt
Die Städte wurden in den Nachkriegsjahren wieder auf-
sich langfristig der Anteil der Evangelischen in der
gebaut, Flüchtlinge kamen, ihr Anteil stieg in den 50er-
Bevölkerung: Sie sind heute bei den über 65-Jährigen
Jahren im Kirchengebiet auf 17 Prozent der Bevölkerung.
über- und bei den unter 15-Jährigen deutlich unter-
Arbeitskräfte zogen aufgrund der günstigen wirtschaft-
repräsentiert.
lichen Entwicklung ins Rhein-Main-Gebiet. Anfang
der 60er-Jahre stagnierten die Bevölkerungszahlen
Anteil der
unter 15-Jährigen
der großen Städte, die kleinen wuchsen weiter und im
n
städtischen Umland erhöhte sich die Bevölkerungszahl
n
in der Bevölkerung
in der EKHN
Anteil der
über 65-Jährigen
n in der Bevölkerung
n in der EKHN
durch zahlreiche Neubaugebiete um 75 Prozent. Auch
die Landbevölkerung wuchs bis 1971 um 30 Prozent und
20 %
bleibt seitdem auf dieser Höhe.
15 %
1970 erreicht die EKHN mit knapp 2,4 Millionen
Mitgliedern ihren höchsten Stand. Knapp 60 Prozent der
10 %
Wohnbevölkerung waren evangelisch.
5%
Danach steigt die Wohnbevölkerung weiter an,
aber die Zahl der Mitglieder und auch ihr Anteil an der
0
Wohnbevölkerung gehen auf heute 36 Prozent zurück.
Ballungsraum
Allerdings verläuft die Entwicklung in den Regionen unter-
Ländliche
Peripherie
Regionalzentren
Ländlicher
Entwicklungsraum
schiedlich.
Fortsetzung von Seite 9
I
10
Sie erkennt, dass nicht überall von ihr das Gleiche er-
I
Sie erkennt, dass die Regionen f lexibel und auf die
wartet wird. Es gibt unterschiedliche Motive für den
konkrete Situation angepasst handeln müssen, und
Kontakt zur Kirche: Geistliche Interessen passen zum
schafft dafür die Voraussetzungen. Als wichtige Ebene
Gottesdienst. Bildungswünsche werden in Akademien
dafür werden die Dekanate gesehen, welche die Menschen
und Veranstaltungen aufgegriffen. Soziale Interessen
einer Region unmittelbar vor Augen haben.
suchen nach Haus- oder Gemeindekreisen. Kulturelle
I
Wünsche werden etwa durch Chöre, Konzerte und
Mitglieder, indem sie ihre Angebote besser vernetzt,
Ausstellungen befriedigt. Gesellschaftsbezogenes und
koordiniert und bekannt macht. Das gilt für die Orts-
ökumenisches Engagement sucht wiederum nach anderen
gemeinde und das Dekanat ebenso wie für die Gesamt-
Angeboten.
kirche mit ihren Einrichtungen.
Sie verbessert die Anknüpfungsmöglichkeiten für die
I
Die EKHN in Zahlen
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
13.358,77 km2
4,9 Mio.
Kirchengebiet der EKHN
Bevölkerung im Kirchengebiet
davon EKHN-Mitglieder
mit erstem Wohnsitz innerhalb der EKHN
Propsteien
Dekanate
Gemeinden
Hauptamtliche Mitarbeiter/-innen
Nebenamtliche Mitarbeiter/-innen
Ehrenamtliche
Taufen
Trauungen
Bestattungen von Mitgliedern
Kassel n
n
1.778.659
6
48
1.182
11.924
9.260
ca. 64.000
14.919
4.255
21.871
n
Korbach
Bromskirchen
Battenberg n
Nordrhein-Westfalen
n Siegen
n
Hessen
Biedenkopf
n
n
Haiger
n
n
Dillenburg
Alsfeld
n
n
n
n
n
Selters
Gießen
n Heuchelheim
n
Montabaur
Großen-Buseck
n Grünberg
n
n
Wetzlar
n
n
Runkel
n
Butzbach
n
n
n Bad Ems
Dausenau n n Nassau
n
Freiensteinau
Gedern
Nidda
Limburg
Diez n
Koblenz n
Schotten
Kubach
n
n
Fulda
Laubach
Weilburg
n
n
n
Waldgirmes n
Westerburg
n
Schwalmtal
Fraurombach n
Lauterbach n
Bad
Marienberg
n
Bad Hersfeld
Homberg
Herborn n
Hachenburg n
n
Usingen n
Bad Nauheim
n
Friedberg
Lahnstein
Büdingen n
Kaichen n
n
Idstein
Bad Homburg n
Karben n
Bad Vilbel n
n
Bad Schwalbach
n Taunusstein
Frankfurt n
n
Hanau
n Offenbach
Rüdesheim n
n
n Wiesbaden
Götzenhain n
Mainz n
n
Hainburg n
Seligenstadt n
Neu-Isenburg n
Eltville n
n
Ingelheim
Mörfelden
n
Dietzenbach
n OberRoden
n
Aschaffenburg
Bingen
n
Groß-Gerau
n
n
Bad Kreuznach n
PfaffenSchwabenheim
Riedstadt n
n
n
Wöllstein
n
n
Alzey
Pfungstadt
Gernsheim
n
n
Bayern
Rohrbach
Seeheim-Jugenheim
Osthofen n
Michelstadt n
n
Rheinland-Pfalz
n
Bürstadt
n
Lampertheim
Bensheim
n
n
Erbach
n Hammelbach
Heppenheim
Worms n
n
Ludwigshafen n
Dieburg
n Darmstadt
Oppenheim n
Amorbach n
Viernheim
n Mannheim
Heidelberg n
Baden-Württemberg
n
Neckarsteinach
11
Kindergottesdienst: Kinderkreuzweg in Zotzenheim/Rheinhessen
Die Kirche
der nächsten Generation
Kindergottesdienst ist richtiger Gottesdienst, nur eben für Kinder. Das Engagement,
den Glauben auch den Kleinen nahezubringen, kann ein ganzes Leben ausfüllen.
Seit 40 Jahren beschäftigt sich der in Dietzhölztal-Ewersbach beheimatete
Studiendirektor Dr. Eberhard Scholl damit. Er ist Vorsitzender des Landesverbandes
Kindergottesdienst in Hessen und Nassau. Dessen Materialien setzt Pfarrerin Bea
Ackermann am anderen Ende der EKHN ein – zum Beispiel im Kinderkreuzweg des
Dekanats Wöllstein oder in ihrer eigenen Gemeinde.
Viele Hände, ein Ziel
»Kindergottesdienstleute müssen f lexibel sein«, lächelt
»Oh nein!« Bea Ackermann schaut ins Schneegestöber
die Pfarrerin und packt die Schildchen wieder zusammen.
vor der trutzigen alten Wehrkirche in Zotzenheim. In
Schon stürmen die ersten Kinder auf sie zu.
einer Stunde erwartet sie die Kindergottesdienstteams
»Schau mal!«, stolz zeigt die achtjährige Lena aus Stein-
von acht Gemeinden aus dem Dekanat Wöllstein in Rhein-
Bockenheim die große »Kigo-Kerze« ihrer Gruppe. Durch
hessen und will mit ihnen den Kinderkreuzweg gestalten.
die kleine Sandsteinpforte strömen jetzt Teamer und
Dafür hat sie zehn Stationen rund um die Kirche vor-
Familien, beladen mit Musikinstrumenten, Taschen,
bereitet – jetzt aber, nach Plan B, wird sie das Geschehen
Körben, Tüchern und bunt blühenden Zweigen. Und der
in die Kirche verlegen. Dort sollen die Kinder an mehreren
Himmel über den Mamas und Papas mit Kinderwagen,
Stationen etwas von den letzten Erlebnissen Jesu auf
den Kleinkindern, Heranwachsenden, Omas und Opas
dem Weg zur Kreuzigung erfahren. Während Ackermann
strahlt wolkenfrei.
an den Stirnseiten der Bankreihen Zettel befestigt wie
»Jesus betet am Ölberg«, »Jesus wird gefangen genommen« oder »Jesus trägt sein Kreuz«, erfüllt plötzlich
helles Sonnenlicht die kleine, weiß getünchte Kirche.
12
Weiter auf Seite 15
VERKÜNDIGUNG
Landesverband Kindergottesdienst der EKHN
Hüter eines Schatzes
Landesverband
für Kindergottesdienst
Sonnenstraße 60
35716 Dietzhölztal
Telefon (02774) 4603
E-Mail [email protected]
www.kigo-ekhn.de
Im Februar 2008 erhielt
DR. EBERHARD SCHOLL
das
16-jährige Tochter Cosima hat bereits einen Grundkurs
Bundesverdienstkreuz am Bande. Dass der Staat sein lang-
für Mitarbeitende gemacht, konzentriert sich derzeit je-
jähriges kirchliches Ehrenamt mit dieser Auszeichnung
doch auf ihre Orgelprüfung, ihre Mutter engagiert sich
würdigte, freut ihn – nicht zuletzt, weil damit der Kinder-
beim Weltgebetstag der Frauen. Anregungen hat die
gottesdienst innerkirchlich wie darüber hinaus in den
Familie immer zur Hand: Kindergottesdienstliteratur ist
Fokus geraten sei: »Es geht ja um die Sache, nicht um
im ganzen Haus verteilt und das Materialienarchiv füllt
meine Person.« Ein typischer Satz für den studierten
einen großen Kellerraum. Scholls wohnen am nörd-
Biologen, Chemiker und Pädagogen, der sich fast rund
lichsten Zipfel Hessens in einem so geschmackvoll wie
um die Uhr für Kinder einsetzt. Privat als zweifacher
karg eingerichteten Niedrigenergiehaus mit einem
Familienvater, beruflich als stellvertretender Direktor
traumhaften Blick auf die Bergrücken des Westerwalds.
der Lahntalschule Biedenkopf mit 1.150 Schülerinnen
und Schülern sowie ehrenamtlich in seiner Gemeinde.
Angefangen hatte Scholl als Mitarbeiter beim
Seit 30 Jahren beobachtet der Pädagoge die
Veränderungen in der Arbeit mit Kindern. Darunter auch,
dass religiöse Sozialisation, früher eine Selbstverständ-
heimischen »Kigo«, wie der Kindergottesdienst kurz ge-
lichkeit, kaum noch stattfindet. Junge Eltern sind dem
nannt wird. Dann kam die Dekanatsebene dazu und nun
Glauben gegenüber durchaus aufgeschlossen, wissen
steht er seit knapp 30 Jahren an der Spitze des Landes-
ihn jedoch nicht zu vermitteln. Eine Entwicklung, die
verbands. Dabei ist er ein Mann der Basis geblieben,
den Kindergottesdienst oft mit Angeboten für Kinder,
noch immer gestaltet er an vielen Sonntagen für rund
Jugendliche und Familien verschmelzen lässt. Für diese
25 Kinder Gottesdienste. Dabei vertritt er zwar ein eher
Verknüpfung gab es im Zentrum Bildung, unter einem
traditionelles Kindergottesdienstkonzept, verschließt
Dach mit der Jugendarbeit, eine Pfarrstelle. Scholl
sich aber neuen Impulsen nicht. Bewahren heißt eben
bedauert, dass sie gestrichen wurde. Es gibt zwar im
nicht stagnieren. Als Vater und Pädagoge steht er täglich
Zentrum Verkündigung auch eine Pfarrstelle für Kinder-
vor dieser erzieherischen Aufgabe.
gottesdienst – aber eben ohne direkten Kontakt zur
Jugendarbeit.
Religiöse Basisarbeit
Natürlich lotet er nun aus, was sich leisten lässt,
Da im Kigo Frauen und Mädchen dominieren, gehört –
und will Multiplikatoren ausbilden. Als stellvertretender
statistisch betrachtet – Scholls neunjähriger Sohn Asmus
Schuldirektor weiß Scholl: Bildungspolitik ist immer auch
zur Minderheit der Jungen, die den Kindergottesdienst
Finanzpolitik. Aber nicht nur. Was zählt, ist, als Mensch
besuchen, und der Vater zu den wenigen Männern, die
präsent zu sein.
ihn gestalten. Bei Scholls ist die ganze Familie aktiv. Die
I
13
Kindergottesdienst in Pfaffen-Schwabenheim/Rheinhessen
Stein vom Herzen
Normaler Kindergottesdienst hat ebenso eine Liturgie wie
Erwachsenengottesdienst, nur in kindgemäßer Form: So
legen wir etwa Steine für das, was uns traurig macht, das
entspricht dem Kyrie, und Blumen für das, was uns freut,
im Gloriateil. Es gibt Fürbitten, wobei wir Teelichter anzünden, wir haben das Vaterunser und wir schließen mit
einem Segen.«
Was schätzen Kinder am Kindergottesdienst?
ACKERMANN:
BEA ACKERMANN
ist Gemeindepfarrerin im rhein-
»Nach meiner Beobachtung bietet er mit
seinen festen Ritualen einen Ruhepunkt in dieser
hessischen Pfaffen-Schwabenheim. Besonders am Herzen
chaotischen Welt. Meine eigenen Kinder sagten immer,
liegt ihr der Kindergottesdienst, den sie als richtigen
wenn irgendwas Trauriges passiert war: ݆bermorgen ist
Gottesdienst, nur eben in kindgerechter Form, feiert.
ja Sonntag, dann kann ich einen Stein dafür legen.‹«
Dafür engagiert sie sich auch als ehrenamtliche Beauftragte im Dekanat Wöllstein.
Wie unterstützen Sie die ehrenamtlichen Mitarbeitenden?
ACKERMANN:
Welchen Stellenwert hat Kindergottesdienst in den
Falsches zu sagen. Daher ist es mein Anliegen, ihr Selbst-
Gemeinden?
bewusstsein zu stärken, damit sie authentisch von ihrem
ACKERMANN:
»Die Einschätzung ist leider oft: ›Richtiger
Gottesdienst ist das nicht.‹ Und das ist einfach falsch.
14
»Die Teamer haben oft Angst, etwas
Glauben erzählen, auch von ihren Fragen und Zweifeln –
nur so können sie Kindern den Glauben als Lebenshilfe
Fortsetzung von Seite 12
Lasst die Kinder ...
Im Kirchenschiff macht sich erwartungsvolle Stimmung
breit. Eine gemeinsame Probe gab es nicht, doch jede
Gemeinde hat ihre Stationen gründlich vorbereitet. Endlich sind die letzten Zöpfe gef lochten, Babys beruhigt –
es kann losgehen. Die Kinder einbeziehen und ihnen zu
vermitteln, dass Jesus für sie da ist, gilt auch für diesen
besonderen Gottesdienst. Daher wird an jeder Station, sei
Kindergottesdienst
es »Jesus Gefangennahme« oder »Simon von Cyrene hilft
das Kreuz tragen«, ein Bezug zum Leben der Kinder hergestellt: »Das kennt ihr sicher, wenn man verspottet
wird«, heißt es etwa oder »Habt ihr euch auch schon mal
nicht zu helfen getraut?«
I
I
I
Kindergottesdienste im Jahr 2007
Teilnehmende pro Sonntag, durchschnittlich
27.223
12.455
Kinderbibelwochen
Teilnehmende
524
18.322
Eine Stunde war geplant und trotz der bitteren
Kälte, die jetzt langsam durch alle Finger und Füße
kriecht, sind zwei daraus geworden. »Überwältigend.
So was habe ich in zehn Jahren nicht erlebt, einen Kinderkreuzweg mit 90 Leuten«, sagt eine Mitarbeiterin im
Gemeindehaus, wo mit der letzten »Station Emmaus« die
frohe Botschaft von Ostern – »Christus ist auferstanden« –
halten musste. Mara aus Bosenheim trug ihre Kigo-Kerze
angedeutet wird und alle gesegnet werden.
bis zur letzten Station, auch wenn es sie einige verkokelte
Als Eindruck bleiben Hingabe bei den Kindern
Haare kostete: die Kirche der nächsten Generation. Bea
und Ideenreichtum der Beteiligten sowie eine familiäre
Ackermann und ihr Team haben durch das Zusammen-
Atmosphäre. Tabea aus Wendelsheim blies an der ersten
spiel vieler Hände und Ideen gezeigt, wie vielfältig die
Station mit ihrer Mutter die Flöte zum Liedgebet, der
Kirche mit Kindern lebt. Für die Kinder und die Teamer
kleine Bruder dicht dabei, obwohl er sich die Ohren zu-
war es der Höhepunkt ihrer Kindergottesdienste.
vermitteln. Viermal im Jahr biete ich Fortbildungen an.
wenig Zeit für zusätzliche Fortbildung. Grundsätzlich
So entsteht eine Vernetzung, durch die sich die Teil-
würde ich von der Landeskirche mehr Rückendeckung er-
nehmenden untereinander bereichern.«
warten, denn im Kindergottesdienst liegt eine der großen
I
Chancen, Kirche wieder für junge Menschen attraktiv zu
Haben Sie Beispiele?
ACKERMANN:
machen.«
»Einmal sprachen wir im Rahmen des
Themas Liturgie über das Glaubensbekenntnis. Die
Was würden Sie sich dafür wünschen?
meisten in der Runde meinten, das würde nun doch nicht
ACKERMANN:
in den Kigo passen – ein Team stellte dann jedoch ein
und ein Papier der Kirchenleitung, das besagt: Kinder-
einfaches, kindgemäßes Bekenntnis vor. Davon waren
gottesdienst hat Priorität, steckt eure Energien da rein.« I
»Eine Pfarrstelle für den Landesverband
wir anderen ganz begeistert. Ich selbst habe dort die
kindgemäßen Symbolhandlungen des Steine- und
Blumenlegens vorgebracht – solche Ideen nehmen die
Teams dann mit und setzen sie um. Der Vorschlag, einen
Kinderkreuzweg auf Dekanatsebene zu machen, kam
übrigens auch aus diesem Kreis.«
Welche Unterstützung erhalten Sie durch die Landeskirche?
ACKERMANN:
»Hilfreich sind vor allem die Fortbildungen,
bei denen es sehr viele Anregungen gibt. Es werden auch
Kurse für Kigo-Mitarbeitende angeboten, doch die haben
15
Gottesdienst: Prädikant im Dekanat Nassau
Der etwas andere Blick
Markus Fischer ist einer von 979 Prädikanten in der EKHN. In den Rhein-LahnDekanaten hält er Gottesdienste, wenn ihn die Gemeinden, wie zum Beispiel
Pfarrerin Monika Sommer aus Dausenau an der Lahn, dazu einladen. Dann ist er
nicht nur Ersatz für verhinderte Pfarrer, sondern bringt seine eigene geistliche
Kompetenz als Laie ein. Sie zu schulen ist Aufgabe des Zentrums Verkündigung.
hatte, vererbte ihm 64 Aktenordner mit Predigtvorschlägen.
Als er die Zahl erwähnt, schüttelt Fischers Frau mit
leichtem Grausen den Kopf – beide lachen.
Nicht nur diese Ordner zieht der 31-Jährige bei
der Vorbereitung einer Predigt zurate, sondern auch
Anregungen des Frankfurter Zentrums für Verkündigung.
»Die werden regelmäßig per CD-ROM zugesandt, das ist
praktisch und spart Platz.« Allerdings übernimmt Fischer
eine Ansprache nie unbesehen. »Ich bin eher kritisch.«
Und wenn er Gedanken aufgreift, will er sie mit seinen
eigenen Worten ausdrücken. Damit ist auch ein Grund
genannt, warum er seit 2001 ehrenamtlich Gottesdienste
gestaltet. »Meinen Glauben in Worte zu fassen, das war
eine Herausforderung, die ich wirklich gesucht habe.«
Gottes Wort in der Kantine
Die Vorbereitung einer Predigt dauert lange. Aus der mehr-
D
er Prädikant sitzt im Café mit Blick auf die
stündigen Mühe heraus aber ist eine kurzweilige Predigt
alte Kirche in Dausenau. Genug Atem hat
entstanden: Von der Glaubensmüdigkeit der Christen in
Markus Fischer auch nach zwei absolvierten
biblischen und in heutigen Zeiten spricht Fischer in der
Gottesdiensten noch, um über sein Reden in
Kirche von Dausenau – und illustriert das spontan mit
der Kirche zu sprechen. Es gab auch schon
einem an die Konfirmanden gerichteten Beispiel: »Der
Tage, an denen der ehrenamtliche Prediger drei Gottes-
Reiz des Neuen kann sich schnell verlieren – das ist viel-
dienste zu halten hatte: »Danach aber ist man platt, das
leicht ähnlich, wie wenn man die Spielekonsole, die es zu
ist dann kein Sonntag mehr.« Der Jurist, der für den
Weihnachten gab, nach einigen Tagen in der Ecke stehen
Vorstand eines großen Versicherungskonzerns arbeitet,
lässt.« Von Gottes Macht, die tiefer geht, predigt Fischer.
hat am nächsten Morgen schließlich wieder im Büro zu
Er spricht ihn auch an – im Gebet. Bei der Bitte um
sein. Ungewöhnliche Büroutensilien gerieten kürzlich in
»Kraft« betont er das Wort auf so lebendig-feste Weise,
seine Wohnung. Ein Prädikant, der seinen Dienst beendet
dass es in der uralten Kirche zu schweben beginnt und
Gegenwart gewinnt. Der Liturg gibt freilich nie übermäßig Stimme. »Ich mache keine Show, das Wort Gottes
soll zum Tragen kommen.« Er ermuntert die Gemeinde,
ruhig einmal vom Besuch des Gottesdienstes zu erzählen.
»Dann leuchtet in den Augen anderer manchmal Sehnsucht auf.« Das könne die Müdigkeit vertreiben. Er habe
es erst kürzlich in der Kantine erlebt, als er einer Kollegin
von seinem Predigtamt erzählte.
16
VERKÜNDIGUNG
Gottesdienst in Dausenau, Hömberg und Zimmerschied
Schön und sorgfältig feiern
PFARRERIN MONIKA SOMMER
betont die besondere
Kompetenz von Prädikantinnen und Prädikanten. »Die
Arbeit der Prädikanten halte ich für eine große Entlastung.
Zwei bis drei Wochen bevor ein Prädikant oder eine
Prädikantin Gottesdienst hält, schicke ich den Ablauf zu.
Jeder Ort hat Eigenheiten, nicht dass sich einer wundert,
wenn er den Wechselgesang anstimmt und von der
Gemeinde keine Antwort erhält. Durch die Prädikanten
gewinnt der Glaube eine Stimmenvielfalt. Einmal hörte
ich etwa Markus Fischer zum Thema Geld. Als jemand, der
als ich diese Formulierung bei einem Vortrag hörte,
bei einer Versicherung arbeitet, hat er eine andere
dachte ich: Das ist es, worum ich mich bemühe. Ich will
Perspektive auf wirtschaftliche Zusammenhänge. Seine
nämlich nicht ständig darauf aus sein, Besonderes an-
Schlussfolgerungen beeindruckten mich sehr.
zubieten. Ich will stattdessen das Normale zu einem
Ich besuche manchmal Werkstattgespräche zum
besonderen Erlebnis machen, die Gottesdienste schön
Gottesdienst, die vom Zentrum Verkündigung angeboten
und sorgfältig feiern. Auch der von einem Prädikanten
werden. Dorthin kommen Pfarrer und viele Prädikanten,
gehaltene Gottesdienst ist etwas Alltägliches, das sehr
ich genieße den Austausch. ›Schätze im Alltag bergen‹ –
kostbar ist.«
I
Gottesdienstbesuch
Der Gottesdienstbesuch sinkt parallel zur Mitgliederzahl leicht.
Seit Jahrzehnten besuchen etwa vier Prozent der Mitglieder
den Gottesdienst.
Vier Mal im Jahr werden
die Gottesdienstbesucher/-innen gezählt:
I Invokavit (Beginn der Passionszeit im Februar)
I Karfreitag
I Erster Advent
I Heiligabend
59.531
80.952
84.007
566.426
Insgesamt wurden im Jahr 2007 an Sonn- und Feiertagen
73.533 Gottesdienste gefeiert.
Ein Jurist erklärt Luther
»Das hat mich angesprochen«, sagt eine Frau, die auf der
Durchreise den Gottesdienst besucht hat: »Gerade das
Beispiel mit der Kantine.« Die Qualität eines Prädikanten
könne durchaus an die eines Pfarrers heranreichen, urteilt ein Kirchenvorsteher. Vielleicht aber ist ohnehin
nicht entscheidend, ob ein Prädikant ähnlich gut wie
eine Pfarrerin predigt. Sondern: Er gibt dem Klang des
Glaubens eine eigene Nuance und findet in der Bibel
Besonderheiten. »Luther verwendet das Wort ›Eigentum‹
sehr gern, um die Beziehung Gottes zu uns Menschen zu
beschreiben«, hat Jurist und Versicherungsmitarbeiter
Fischer entdeckt. Damit unterscheide sich Luthers Übersetzung von anderen. »Ich finde aber, dieses Wort trifft
den Sinn am besten.«
I
17
Die Mitglieder im Gottesdienstbesuch
Teilnehmende am Sonntagsgottesdienst
[Prozent der Mitglieder, 2007]
n in der ländlichen Peripherie
5,0 %
n im ländlichen Entwicklungsraum 4,2 %
n in Regionalzentren
3,4 %
n im Ballungsraum
3,2 %
8%
6%
besuch abgelehnt hat. Das war auch in der »guten alten
Zeit« nicht anders. Bereits aus den 20er-Jahren des
vorigen Jahrhunderts ist ein ähnlicher Gottesdienstbesuch wie heute bekannt – etwa drei Prozent der Mitglieder. Seit den 50er-Jahren verlief die Entwicklung in
den Mittelstädten, dem städtischen Umland und auf dem
4%
Land unterschiedlich, gleicht sich aber auf lange Sicht
2%
immer mehr an. Dazu haben die vielen Menschen beigetragen, die seit den 60er-Jahren aus den Städten in die
0
Neubaugebiete des Umlands gezogen sind. Sie nahmen
1957
1967
1977
1987
1997
2007
ihr städtisches Verhalten der Kirche gegenüber mit und
integrierten sich nur teilweise in das soziale und kirch-
Mitglieder der evangelischen Kirche drücken ihre Zu-
liche Leben ihrer neuen Heimat. Parallel dazu haben
gehörigkeit nur bedingt über die Teilnahme am Gottes-
Teile der Landbevölkerung, geprägt durch das Pendeln
dienst oder an anderen Gemeindeaktivitäten aus. Das
zu ihren Arbeitsplätzen in den Städten, den Kontakt zur
entspricht der evangelischen Tradition, die bereits in
Kirche eingeschränkt.
I
reformatorischer Zeit die Pf licht zum Gottesdienst-
Zentrum Verkündigung in der EKHN
Ein stimmiges und sinnliches Erleben
PFARRERIN SABINE BÄUERLE
leitet das Zentrum
der Einschulung, beim Jubiläum der Feuerwehr und
Verkündigung in Frankfurt. Zuvor war sie dort Referentin
beim Gedenkgottesdienst für tot geborene Kinder, an
für Gottesdienst. Das Gegeneinander von traditionellen
Himmelfahrt im Grünen und vieles mehr. An einem
und modernen Gottesdiensten hält sie für überholt.
normalen Sonntag kommen eine Million Menschen in die
evangelischen Gottesdienste. Keine Gemeinde findet
Was hat sich in den letzten Jahren bei der Gestaltung von
sich ab, wenn die Kirche weitgehend leer bleibt. Das
Gottesdiensten verändert?
schmerzt immer so, dass sie etwas dagegen unternimmt.«
BÄUERLE:
»Viele Gemeinden und Dekanate wünschen
sich ein gottesdienstliches Angebot, das unterschied-
Ein breites Angebot verschiedener Formen zu unterschied-
liche Menschen erreicht. Dabei ist die Unterscheidung
lichen Zeiten? Angesichts knapper Ressourcen wird nicht
zwischen traditionellen und modernen Gottesdiensten
alles gehen!
künstlich. Alle Formen können Resonanz finden, wenn
BÄUERLE:
sie ein stimmiges und sinnliches Erleben bieten. Dazu
nicht alles schaffen. Ihr Angebot muss eingebettet sein
gehört eine Predigt, die Entscheidendes für das Leben
in das des Dekanats und der Region. Wesentlich ist,
denkt und deutet. Aber auch Sorgfalt für den Raum, die
dass Menschen in der Reichweite ihres Lebensradius
Musik, die Zeitrhythmen, die Verständlichkeit von
qualitätsvolle, ansprechende Gottesdienste vorfinden.«
»Eine einzelne Gemeinde kann und muss
Ritualen sowie die innere und äußere Beteiligung der
Gemeinde.«
Wie unterstützt das Zentrum die Gemeinden und Dekanate
dabei?
Zentrum Verkündigung
Markgrafenstraße 14
60487 Frankfurt
Telefon (069) 71379-0
E-Mail willkommen
@zentrum-verkuendigung.de
18
Alle reden von leeren Kirchen. Stimmt das?
BÄUERLE:
»Nicht jeder Gottesdienst ist so gut besucht,
BÄUERLE:
»Das Zentrum bietet Aus- und Fortbildung
für alle Beteiligten an. Das sind Prädikant/-innen, Gottes-
wie wir es uns wünschen. Dennoch ist der Gottesdienst
dienstteams, Küster/-innen, Kirchenmusiker/-innen
die Lebensäußerung der Kirche, an der die meisten
und Pfarrer/-innen. Wir bieten Materialien für Gottes-
Menschen teilhaben. Dazu zählt der Gottesdienst am
dienste und Kindergottesdienste an und unterhalten
Sonntagmorgen in der Kirche und zu Hause im Fernseher,
eine Fachbibliothek dazu. Wir führen Projekte zur
auf der Frankfurter Dippemess und in der Kapelle des
Belebung von Gottesdienst und Musik durch und feiern
Krankenhauses, bei Taufen, Konfirmationen und bei
selbst gottesdienstliche Veranstaltungen im Zentrum.
I
VERKÜNDIGUNG
Kirchenmusik: Projekt Singen macht stark
in Rohrbach-Wembach-Hahn/Odenwald
Damit viele Stimmen tönen
Penelope Schneider ist eine Teilnehmerin des Kindersingprojekts Singen macht stark.
Es vermittelt Fähigkeiten, um einen Kinderchor zu leiten oder musikalisch unterstützen zu können. Sechs Gemeinden aus der Region Starkenburg sind beteiligt.
Initiiert wurde das Projekt von Ursula Starke, Referentin für das Singen mit Kindern
im Zentrum Verkündigung, in Kooperation mit Propsteikantor Konja Voll aus Bensheim und Kantorin Beate Ihrig.
W
ährend der Probe stellt sie sich kein
einziges Mal alleine vor die Kinder –
obwohl sie doch für die ehrenamtliche
kindermusikalische Arbeit ausgebildet
wird. Penelope Schneider versteht
das als Pointe ihrer Arbeit: Sie übernimmt mit Absicht
nicht den Solopart, sondern will mit anderen gemeinsam
agieren. Das gilt für die Verwaltungsbeamtin nicht nur in
musikalischer Hinsicht: »Ich kann gut organisieren und
weiß, wen ich ansprechen kann.« Also spinnt sie geduldig
und mit leichter Hand die Fäden, damit viele Stimmen
tönen.
Als sie vom Pfarrer zur Mitarbeit in der evangelischreformierten Waldensergemeinde Rohrbach-WembachHahn angeregt wurde, wünschte sie sich: Eingeladen
werden nicht nur evangelische Kinder. In der Tat sind
nun unter den jungen Sängern einige katholisch, andere
ungetauft, auch muslimische Kinder sind dabei. Penelope
Schneider freut sich besonders, dass untypischerweise
Starke hatte Penelope Schneider zu dem Projekt Mut
mehr Jungen als Mädchen die Geschichte von Jona singen
gemacht: Meisterdirigentin muss niemand werden. So
und spielen.
begann sich Penelope Schneider dafür zu engagieren,
schrieb Zeitungen an, entwarf Werbezettel und Plakate.
Wie Fußballfans
»Ein ganzes Musical einzustudieren, das wäre für uns als
»Geh nach Ninive!« Den Ruf Gottes an den Propheten
Laien eher schwierig. Aber bereits musikalische Unter-
lässt ein Junge durch ein Megafon hallen. Jona soll der
stützung zu leisten ist aufregend.« Sie gehört selbst
verruchten Stadt Ninive den Untergang predigen. Die
einem Chor an: »Singen – das ist ein Fest für die Seele.«
Kinder verwandeln den Spruch Gottes in ein Lied. Sie
Gereizt hat sie das Projekt auch, weil es in der Gemeinde
lassen ihre Arme immer wieder nach vorne schnellen.
sonst kaum Angebote für Kinder gibt. Das Jona-Musical
Wie bei Fans auf Stadiontribünen sieht das aus. Ähnlich
bringt die Kinder beiläufig mit biblischen Geschichten in
stark sind auch die Stimmen, nur klingen sie nicht bier-
Berührung. »Das ist ein Highlight, das sie nicht mehr
stimmentief, sondern kindlich hell und groß. Die Probe
vergessen werden.« Glauben zu vermitteln ist ihr wichtig,
leitet Musikpädagogin Gaby Joest, die anderen Teame-
weil sie selbst lange suchte, bis sie sich schließlich als
rinnen Katja Lubotta und Dorothee Stoppel unterstützen
Erwachsene taufen ließ.
sie, regen die Kinder zum Mitmachen an, sprechen Mut
zu – falsche Töne sucht niemand. Stattdessen singen alle
zu Beginn: »Singen macht stark, singen macht Spaß« –
das Lied hat Ursula Starke für das Projekt komponiert.
Weiter auf Seite 20
19
Propsteikantor für Starkenburg
Mut machen
Fortsetzung von Seite 19
Die Pubertät wird Pate stehen
KIRCHENMUSIKER KONJA VOLL
arbeitet als Kantor
»Das Gefühl, nicht allein zu sein, ist großartig«, freut
im Dekanat Bergstraße und als Propsteikantor für
sie sich. Sie erlebt es während der Proben in Rohrbach,
Starkenburg. Er findet, dass von der Zusammenarbeit alle
bei den Regionaltreffen der sechs Projektteams und wenn
profitieren – auch er.
beispielsweise eine E-Mail von den Leitern eintrifft:
»Habt ihr Probleme? Braucht ihr Unterstützung?« Das er-
»Bereits bevor das Kindersingprojekt startete,
trafen sich die angehenden Kinderchorleiterinnen aus
muntert, im Engagement nicht nachzulassen, sondern
den Gemeinden Babenhausen, Birkenau, Paul-Gerhardt-
stets neue Ideen zu entwickeln. »Das mit den Bett-
Gemeinde Darmstadt, Rimhorn, Rohrbach-Wembach-
tüchern klappt«, bestätigen sich die Leiterinnen in
Hahn und Weitengesäß, allesamt aus dem Bereich der
der Rohrbacher Alten Schule untereinander. Penelope
Propstei Starkenburg. So haben sie gleich gemerkt: ›Ich
Schneider hatte wieder einmal Fäden gesponnen, um
bin nicht die Einzige. Woanders wird Ähnliches gemacht.‹
auch Ältere ins Boot des Jona-Musicals zu holen. In
Seitdem gibt es regelmäßig regionale Treffen für alle
weiße Tücher gehüllt, werden bei der Aufführung nun
Teams. Dann geht es darum: Wie wirbt man für ein Projekt?
auch Konfirmanden mitmachen. Sie übernehmen den
Wie baut man eine Probe auf? Selbstverständlich ist das
Musikalische wichtig: Wie ermuntert man Kinder zum
Singen? Dabei kommt es weniger auf eine bestimmte
Dirigiertechnik an, sondern auf den direkten Kontakt
zu den Kindern. Die Teilnehmer fragen sich oft: ›Kann
ich das?‹ Dann gilt es zu ermutigen: ›Man muss nicht
perfekt sein.‹ Auch signalisieren wir stets: Wenn es
Fragen und Probleme gibt, sprechen Sie uns an. Ich
selbst profitiere auch für meine eigene Arbeit mit Kindern,
von einem Team habe ich mir etwa eine Bastelidee für das
Jona-Musical abgeschaut.«
20
I
VERKÜNDIGUNG
Part der bösen Leute aus Ninive: »Die Besucher etwa
vorher schon mal frech anquatschen.« Die Pubertät wird
sicher gern Pate stehen.
Singen macht stark, manchmal aber auch schlapp
Im Moment jedoch stehen die Seeleute im Mittelpunkt,
präzise gesagt: Sie sitzen auf dem Deck, das sind die
knarrenden Dielen der Alten Schule. Man würfelt, wer an
dem schrecklichen Sturm schuld ist. »Das Meer, das tobte
Kirchenmusik
fürchterlich, so hoch wie ein Haus, da kommt keiner
heraus«, singen die Kinder dazu und malen die Wellen
I
mit ihren Armen viele Stockwerke hoch in die Luft. Einer
I
Chöre
Sängerinnen und Sänger
1.118
21.644
aber setzt sich jetzt, ausgerechnet ein Junge mit
Sportanzug und Namen Jonas. Zu Beginn der Probe hatte
er energisch wie kaum sonst jemand den Arm immer
wieder ausgereckt, um den Propheten nach Ninive zu
schicken. »Singen macht schon stark«, bestätigt er:
I
»manchmal aber auch schlapp.«
Kirchenmusiker/-innen
I A-Musiker/-innen
I B-Musiker/-innen
I Nebenamtliche Chorleiter/-innen*
I Nebenamtliche Organist(inn)en*
Stellen
30
88,5
Personen
ca. 55
110
1.100
3.300
* Honorarkräfte mit geringem Stundenaufwand in den Gemeinden
Kirchenmusik in der EKHN
Singen fördert Kinder sehr
Seit 2001 bildet
URSULA STARKE
vom Zentrum Ver-
mit. Die Eltern erzählen aber dann: Auf dem Bettrand
kündigung neben- und ehrenamtliche Kinderchorleiter
oder in der Badewanne fangen sie die Texte an zu singen.
aus und fort. Dabei ist auch die Idee zu dem Pilotprojekt
Singen hat eine Langzeitwirkung.«
entstanden. Sie leitet selbst einen Kinderchor in Bad
Nauheim, weil ihr der Kontakt zur Basis sehr wichtig ist.
Was hat die Kirchengemeinde davon?
STARKE:
»Kinder, die bei einem Musical mitwirken, sind
Das Singen gilt oft als netter Zeitvertreib. Warum ist es für
stolz und erzählen: Ich war Jona! Oder: Ich war der Engel!
Kinder wichtig?
Oder auch: Ich saß auf dem Strohballen! Viele Eltern
STARKE:
»Untersuchungen zeigen: Das Singen fördert
haben wenig Kontakt zu den Gemeinden, wollen jedoch,
Kinder sehr, sie sind konzentrierter und aufnahme-
dass ihre Kinder Anschluss finden. So werden sie indirekt
fähiger. In einer Kindergartengruppe, die regelmäßig
einbezogen, manche finden sogar in den Erwachsenen-
gesungen hat, bestanden alle den Einschulungstest,
chor. Überhaupt ist etwa ein Musical ein Bonbon für jede
nicht aber in der Vergleichsgruppe, in der nicht ge-
Gemeinde.«
sungen wurde. Es geschieht dabei nicht nur kognitiv,
sondern auch körperlich sehr viel: Singen ist durch die
Wo liegen Schwierigkeiten und Probleme einer Kinderchor-
Sauerstoffaufnahme der beste Wachmacher, besser als
arbeit?
Kaffee – dazu noch ohne Nebenwirkung.«
STARKE:
»Singen gilt unter Jungs als uncool – das scheint
aber bei diesem Pilotprojekt anders zu sein. Immer
Welche Chancen bietet das Singen für Kinder in Kirchen-
schwieriger wird eine regelmäßige Kinderchorarbeit. Denn
chören?
oft füllen die Angebote einer Ganztagsbetreuung die
STARKE:
»Sie erfahren Gemeinschaft, lernen Texte, die
Nachmittage aus. Vielleicht lassen sich feste Kinderchöre
nicht nur an der Oberf läche kratzen, sondern die Seele
eher in Städten aufrechterhalten – auf dem Land ist
ansprechen. Schon Luther wusste: Der Glaube geht über
der Aufwand durch die langen Fahrstrecken für viele zu
Lieder. Das kann heute auch ein Kindermusical sein –
groß. Wichtig ist uns, ein Musikangebot auch für sozial
manchmal singen kleine Kinder während der Probe nicht
Schwächere anzubieten.«
Zentrum Verkündigung
Markgrafenstraße 14
60487 Frankfurt
Telefon (069) 71379-0
E-Mail willkommen
@zentrum-verkuendigung.de
I
21
Küster: Dienst an der Nikolaikirche auf dem Frankfurter Römer
Türsteher des Glaubens
Die Arbeit der Küsterinnen und Küster geschieht meist im Verborgenen. Dabei
tragen sie einen wichtigen Teil dazu bei, dass Kirchen und Gottesdienste das
Evangelium verkündigen. Carsten Schwöbel ist ein professioneller Küster, der seine
Arbeit mit viel Liebe für seine Kirche und seine Gemeinde tut. Als stellvertretender
Leiter des Küsterbunds bildet er zusammen mit dem Zentrum Verkündigung auch
den Nachwuchs aus.
skeptisch. Was sich in Synagogen und Moscheen wie von
selbst versteht, argumentiert er dann freundlich, darf
ruhig auch in einer Kirche gelten: Der Glühwein soll bitte
draußen bleiben.
Es gibt eine angemessenere Art, in der Kirche
Wein zu trinken. In der Sakristei schließt Schwöbel den
Tresor auf, zeigt das Geschirr fürs Abendmahl. Es wird in
der Alten Nikolaikirche in fast jedem Gottesdienst benutzt. Schwöbel versteht den Küsterdienst als geistlichen
Beruf. Bevor er 1998 an die Nikolaikirche kam, hatte er
bereits einige Jahre nebenamtlich Küsterdienste bei
Büdingen versehen. Damals studierte er Sozialpädagogik
und wieder hatte der Gottesdienst die entscheidende
Rolle gespielt: Weil er ihn so oft besuchte, fragte der
Pfarrer, ob er nicht den Küsterdienst übernehmen wolle.
I
n dem Augenblick, wo der Besucher die Alte
Jede Feier lebt vom Hinterzimmer, der Gottes-
Nikolaikirche am Römerberg betreten will, tritt
dienst gewinnt seinen Glanz auch dank Keller und kirch-
Carsten Schwöbel an die Tür und begrüßt den
lichem Überbau. Schwöbel zeigt Licht-, Verstärker-,
Gast auf der Schwelle. Die Situation illustriert
Heizungsanlage, das Stuhllager, die Spülmaschine für den
die Arbeit des Küsters auf meisterhafte Weise.
sonntäglichen Kirchenkaffee. Hinauf in den Glocken-
Besonders im Sommer wollen viele Touristen auf dem
turm, auf halber Höhe bleibt Schwöbel stehen. Von der
Römerberg in Frankfurt Blicke in die Kirche der Sankt
Balustrade aus, unter einem Baldachin stehend, schaut
Paulsgemeinde werfen. Schwöbel jedoch steht an der
er auf den Römerberg, hier ist sein Lieblingsort: »Die
Tür und schützt den Gottesdienst. »Da gewinnt die
Balustrade ist bis ins 19. Jahrhundert das gewesen, was
lateinische Bedeutung von ›Küster‹, also ›Wächter‹,
der Römerbalkon heute ist – nur ohne Fußballmannschaft.«
noch einmal eine ganz neue Bedeutung«, sagt er und
lacht. Der Türsteher will das Kirchengeschehen jedoch
Ein Predigtexperte spricht im Hinterzimmer
nicht vor der Außenwelt verschließen. Das würden sich
Hier steht er nah an seiner Kirche und blickt zugleich von
manche Paare für ihre Trauung wünschen. Schwöbel aber
ihr weg – auf den Römerberg. Beides ist ihm wichtig:
lässt jeden in den Gottesdienst, nur will er das unruhige
Wenn einige selbst innerhalb der Kirche das Wort »fromm«
Kommen, Gucken und Gehen verhindern.
spöttisch aussprechen, ärgert ihn das. Zugleich schaut er
liebend gern ins Stadtgeschehen – und auch in dessen
22
Der Glühwein soll bitte draußen bleiben
Geschichte. Einiges dazu hat er publiziert. Die Spar-
Den Gottesdienst sieht der Kirchendiener als Herzstück
maßnahmen der Gemeinden treffen seinen Berufsstand.
der Gemeinde, die für ihre Größe erstaunlich viele
Immer mehr Gemeinden ersetzen Küsterstellen durch
Besucher anzieht. Den Sturm der Massen zum weihnacht-
neben- und ehrenamtliche Kräfte. Derzeit gibt es in der
lichen Stadtgeläut mit anschließendem Kirchenbesuch,
EKHN in diesem Bereich noch 162 Personen mit mehr als
den Glühweinbecher in der Hand, sieht Schwöbel aber
einer halben Stelle. Schwöbel trauert, dass mit dem
VERKÜNDIGUNG
Küsterausbildung in der EKHN
Von A wie Altarschmuck
bis Z wie Zufriedenheit
WENN EINE KIRCHE
einen einladenden Charakter hat,
dann wird sie von einem sorgsamen Küster oder einer
sorgsamen Küsterin gehütet. Dabei gilt es vieles zu
bedenken. Von A wie Altarschmuck bis Z wie Zufriedenheit der Gottesdienstgemeinde reicht die Bandbreite
des Küsterschaffens, das theologische, juristische,
kommunikative, kunsthistorische und handwerkliche
Gebäude der EKHN
I
I
I
I
I
I
Kirchen
Gemeindehäuser
Pfarrhäuser
Kindertagesstätten
Sonstige Gebäude
Gesamter Gebäudebestand
davon im Eigentum der Gesamtkirche
Aspekte umfasst.
1.287
973
985
312
619
4.235
59
Dafür gibt es Fortbildungen, die der Küsterbund
gemeinsam mit dem Zentrum Verkündigung organisiert.
Dabei vermittelt das Zentrum Wissen über den Ablauf
des Gottesdienstes, die Bedeutung des Kirchengebäudes
und dessen Ausstattung, Akzente des Kirchenjahres
mit ihren wechselnden liturgischen Farben sowie Kenntnisse über das Evangelische Gesangbuch. Die Kirchen-
Neun von zehn Kirchen in der EKHN
stehen unter Denkmalschutz.
verwaltung führt in das Arbeits- und Dienstrecht sowie
die Arbeitssicherheit ein. Die Öffentlichkeitsarbeit
sensibilisiert für den Umgang mit Menschen und schult
die Kommunikationsfähigkeit. Erfahrene Kolleginnen
und Kollegen vertiefen die Einsicht ihres Nachwuchses
in die Rolle des Küsters in der Gemeinde und den kirchlichen Gedanken der Dienstgemeinschaft. Hinzu kommt
Sterben des Küsterberufs auch die Gottesdienste es
eine Einführung in die EKHN. Ideal ist es, wenn zuletzt
schwerer haben werden. »Manchmal kommen Pfarrer
noch gelernt wird, als Kirchenführer auf anschauliche
an die Kirche, die das erste Mal einen hauptamtlichen
Weise kunsthistorisches Wissen über Ort, Gemeinde
Küster erleben – die wissen gar nicht, wie ihnen ge-
und die Kirche zu präsentieren. Sicherheit im Umgang mit
schieht.« Der Diener von Gottesdienst und Kirche hat
Heizung und Elektrik wird vorausgesetzt.
I
so viele Predigten gehört wie bestimmt nur wenige
Theologen. Was also ist eine gute geistliche Rede?
Küsterarbeit im Zentrum Verkündigung · Markuszentrum
Markgrafenstraße 14 · 60487 Frankfurt · Telefon (069) 71379-0
E-Mail [email protected]
Schwöbel sitzt im Hinterzimmer, in der Sakristei – und
spricht sich in wachsende Begeisterung hinein. Sie
kündet von der Würde jener Feiern, denen er seit mehr
als 15 Jahren dient: Substanz soll die Predigt haben und
theologisch solide sein. Die persönliche Frömmigkeit
aber darf nicht fehlen. »Die Sehnsucht der Menschen
nach Glauben wird sehr oft unterschätzt.« Dafür muss
man nicht alles neu erfinden, sondern kann sich von
einer Tradition finden lassen, die so gegenwärtig wird,
dass sie die Kirchentüren öffnet.
Die Sankt Paulsgemeinde mit ihrem Kindergarten
und der Alten Nikolaikirche füllt Schwöbels Stelle nur zu
40 Prozent. Zusätzlich ist er auch noch in der Dreikönigsgemeinde in Sachsenhausen, im Frauenbegegnungszentrum und in der Evangelischen Stadtakademie tätig.
Als stellvertretender Vorsitzender des Küsterbunds in der
EKHN pf legt Schwöbel überregionale Kontakte zu seinen
Kolleginnen und Kollegen und vertritt ihre Interessen.
I
23
Seelsorge in Altenheim, Krankenhaus und Hospiz: ehrenamtlicher Dienst in Hadamar
Hoffnungen aufspüren
Wer Menschen in Krisensituationen seelsorgerlich beistehen will, braucht mehr als
guten Willen und gesunden Menschenverstand. Seelsorge im Krankenhaus oder im
Altenpflegeheim heißt: »Beziehung wagen an den Grenzen des Lebens.« Pfarrerin
Gabriele Göbel weiß, wovon sie spricht. Sie bildet im Dekanat Runkel Ehrenamtliche
für die Seelsorge aus. Eine von ihnen ist Mandy Syvarth-Siegel.
W
as bewegt eine junge und lebenslustige
Anforderungen gewachsen wäre. Während ihrer Berufs-
Frau zur ehrenamtlichen Arbeit in der
tätigkeit hat sie zwar ständig auf Menschen zugehen und
Seelsorge? Für Mandy Syvarth-Siegel
mit den unterschiedlichsten Charakteren zurechtkommen
scheint das Engagement so selbstver-
müssen. In tiefere Schichten sei sie dabei aber nie vor-
ständlich, dass sie nur mit den Schultern
gedrungen. In der Seelsorge dagegen gehe es »um das
zuckt. Sie wollte ihre freie Zeit eben sinnvoll gestalten.
Nachdem die Kinder mit neun und zwölf Jahren schon
Menschliche an sich«.
Mit ihren Bedenken hat sich Syvarth-Siegel für
teilweise eigene Wege gehen, hat sie sich umgehört. Da
die Ausbildung bei Pfarrerin Gabriele Göbel beworben, in
ist ihr die Zeitung mit dem Artikel für den Ausbildungs-
der Kursgruppe viel gelernt und ein Seelsorge-Praktikum
kurs in die Hände gefallen. Der Bereich Seelsorge sprach
im Altenpf legeheim absolviert. Die Entscheidung hat
Syvarth-Siegel sofort an. Im Umgang mit Menschen
sie nicht bereut. Im Gegenteil: Sie weiß jetzt einiges
besitzt die gelernte Hotelkauffrau und ehemalige
über Gesprächsführung und Psychologie. Durch die
Chefstewardess hinreichend Erfahrung. Außerdem hat
Konfrontation mit den eigenen Stärken und Grenzen hat
sie »schon immer bewusst gelebt« und über Gott und
sie auch »persönlich enorm profitiert«. Früher ist sie
die Welt nachgedacht. Voraussetzungen, die für einen
»immer mit einem Rucksack voller Lebensrezepte« durch
verantwortungsvollen Dienst mit Menschen wie in der
die Welt gestiefelt. Äußerte in ihrem Umfeld jemand
Seelsorge von Vorteil sind. Nach dem Besuch des
ein Problem, hat sie, erinnert sie sich, mit dem Leitsatz
Informationsabends kamen der 38-Jährigen allerdings
Zweifel. Sie war sich nicht mehr sicher, ob sie den
24
Weiter auf Seite 26
SEELSORGE
Seelsorgeausbildung
Die Seelsorgeausbildung ist auf drei Kurswochenenden
(Freitag bis Sonntag) und acht Kurstage (jeweils samstags von 9.30 bis 16.30 Uhr) verteilt. Der Besuch aller
Kurselemente ist verbindlich. Zusätzlich erhalten die
Teilnehmenden jeweils drei Einzelsupervisionen. Da
im Raum Limburg kein stationäres Hospiz besteht,
werden die Seelsorge-Praktika im Altenpf legeheim und
im Krankenhaus absolviert.
Nach dem Informationsabend, der schriftlichen
Bewerbung, dem Auswahlgespräch und der Beratung
mit einer Kollegin entscheidet die Ausbilderin Pfarrerin
Gabriele Göbel über die Eignung. Die Teilnehmenden
müssen psychisch und körperlich belastbar sein, sich
im Kontakt mit sich selbst und anderen wahrnehmen
können, die Ausbildung nicht zur Bewältigung eigener
Probleme oder Traumata benutzen und auch kein Helfersyndrom ausagieren wollen. Im Kurs werden Selbstwahrnehmung und Gesprächsführung sowie seelsorglich
authentisches Beten erlernt und geübt. Außerdem
müssen sich die Teilnehmenden mit ihren Einstellungen
und Verhaltensweisen auseinandersetzen, um andere
Menschen in ihrer Einmaligkeit wertschätzen und annehmen zu können.
Ist die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen,
entscheiden die Ehrenamtlichen zusammen mit den
hauptamtlichen Seelsorgern vor Ort über eine aktuelle
Mitarbeit. Ist sie von beiden gewünscht, werden eine
schriftliche Vereinbarung geschlossen und eine kirchliche Beauftragung auf Zeit erteilt. Sie ist auf ein Jahr
und auf wöchentlich etwa drei Stunden begrenzt. Während
dieser Zeit bilden sich die Ehrenamtlichen in der monatSeelsorgedienste
lichen Begleitgruppe durch Fallbesprechungen und auf
Fortbildungstagen gemeinsam weiter. Die 100 Euro Kursgebühr erhalten alle zurück, die zur Mitarbeit in der Seelsorge beauftragt werden. An den Kosten für Unterkunft
I
und Verpf legung an den drei Kurswochenenden müssen
sich alle Teilnehmer mit 120 Euro beteiligen.
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
Krankenhäuser, Kur
und Hospiz
Altenheime
Regionale
Seelsorgedienste
Gehörlose, Blinde,
Behinderte
Flüchtlinge
Flughafen
Notfallseelsorge
Polizei
Strafgefangene,
Angehörige und
Bedienstete
Schulseelsorge
Telefonseelsorge und
Beratung
Pfarrstellen
Gemeindepädagog(inn)en
58,0
11,5
19,75
7,0
10,0
–
11,0
2,75
1,0
9,5
2,5
3,0
1,75
–
–
–
12,5
12,0
–
–
4,5
–
25
Seelsorge im Dekanat Runkel
Achtsame Haltung gegenüber dem Nächsten
PFARRERIN GABRIELE GÖBEL
ist seit fast einem Jahr-
die sich sonst womöglich anderswo engagieren würden.
zehnt Klinikseelsorgerin und bildet in Absprache mit
Den Nutzen macht die Pfarrerin im Dekanat publik.
dem Zentrum Seelsorge und Beratung der EKHN mit einer
Neben dem Unterricht sucht sie für die Ehrenamtlichen
halben Stelle im Dekanat Runkel Ehrenamtliche für die
Mentoren – die Pfarrerin oder den Pfarrer vor Ort – und
Seelsorge in Altenheimen und Krankenhäusern aus. Ihre
baut ein regionales Netzwerk auf. Eine Mentorin ist
Weiterbildung in pastoralpsychologischer Supervision
Pfarrerin Sieglinde Eich-Ganske, in der Kirchengemeinde
kommt dieser Aufgabe zugute. Denn: Seelsorge auszu-
Hadamar zuständig für die Seelsorge im Sozialzentrum
üben ist das eine – Seelsorge zu lehren, das bedeutet
der Arbeiterwohlfahrt mit 129 Bewohnerinnen und
eine doppelte Verantwortung: zum einen Lernende in
Bewohnern. Als Mentorin hat sie in Absprache mit Göbel
ihrer persönlichen Entwicklung zu seelsorgerlichem
und der Heimleitung den Praktikumsplatz für Mandy
Handeln hin zu fördern und zu fordern und zum anderen
Syvarth-Siegel eingerichtet und ist deren Ansprech-
dabei die alten und kranken Menschen im Blick zu
partnerin vor Ort.
haben, die sich ihnen einmal anvertrauen werden.
Für den ersten Kurs hatten sich 25 Personen ge-
Göbel ist zugleich auch Mentorin für die Ehrenamtlichen in der Krankenhausseelsorge. In Limburg hat
meldet, elf sind zu den beiden verbindlichen Informations-
sie unter anderem Kontakte zur Diakoniestation und zum
abenden erschienen, sieben reichten ihre Bewerbung
überkonfessionellen Hospizverein geknüpft und das
ein. Geblieben sind am Ende vier – allesamt Frauen.
Projekt in der katholischen Kirche vorgestellt. Ihr liegt
Seelsorge ist für Pfarrerin Göbel ein sensibles
daran, von vornherein die Weichen für eine gute Nach-
Feld, das eine »achtsame Haltung gegenüber dem
barschaft und eine künftige Kooperationen ähnlicher
Nächsten« verlangt. Die vermittelt sie in ihren Kursen.
Dienste in der Region um Limburg zu stellen. Auf keinen
Die Teilnehmenden lernen, dass Patienten oder Pf lege-
Fall will die Pfarrerin die ehrenamtlichen Seelsorgerinnen
bedürftige »keine Objekte meiner Bemühungen« sind
als Kompensation für den Stellenabbau in der Pf lege ver-
und dass in den Gesprächen »beide Seiten bestimmen,
standen wissen. Sie ergänzen und entlasten die haupt-
wo es langgeht.« Die Theologin fragt sich: »Wie kann ich
amtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorger, denn die
dazu beitragen, dass ein anderer Mensch entdecken kann,
können längst nicht alle Patienten aufsuchen und deren
was ihn trägt, wenn sein Lebensschiff ins Schwanken
Angehörige begleiten. Für die Patienten oder Pf lege-
gerät?« Um die oftmals verborgenen Bedürfnisse des
heimbewohner sind die kompetenten Ehrenamtlichen
Gegenübers wahrzunehmen und ihm seelsorgerlich an-
ein Gewinn. Bei Fragen oder Problemen können die sich
gemessen zu begegnen, braucht es Offenheit, Kontakt-
jederzeit an deren Mentoren oder an Pfarrerin Gabriele
fähigkeit und Selbstref lexion.
Göbel wenden. Sie hofft, dass die Gruppe, die Mentoren,
Göbels Ansicht nach eröffnet sich die Kirche mit
Kolleginnen und sie selbst allmählich zu einer tragenden
der Seelsorgeausbildung von Ehrenamtlichen die Chance,
Gemeinschaft für die Erweiterung und Vernetzung von
das Angebot an Seelsorge durch geeignete Personen zu
Seelsorge im Dekanat zusammenwachsen.
I
ergänzen. Damit spricht sie zum Beispiel Menschen an,
Fortsetzung von Seite 24
»Es wird schon wieder besser« entsprechende Ratschläge
ausgepackt. Heute liegt der Rucksack unbenutzt in der
Ecke. Ihr ist klar geworden, wie wichtig das Zuhören ist.
Selbst wenn Menschen zunächst nur jammern, was häufig
passiert. Sie erkennt an: In manchen Biografien gibt es
tatsächlich viel Belastendes und wenig Schönes. Klage
und Anklage Raum zu geben, Wut, Enttäuschungen
und Trauer standzuhalten, hat sie gelernt. Irgendwann
beginnen die Menschen zu erzählen – viele rücken dann
26
SEELSORGE
Zentrum
Seelsorge und Beratung
in der EKHN
Ein Gewinn für alle
PFARRER LUTZ KRÜGER
ist Referent im Zentrum Seel-
sorge und Beratung. Er hält die Professionalisierung der
Seelsorge in den Dekanaten für eine große Chance und
einen längst überfälligen Schritt.
Seit rund drei Jahren verfügen Dekanate mit
mehr als 30.000 Mitgliedern über Stellen für Alten-,
Kranken- und Hospizseelsorge, abgekürzt: AKH. Es sind
meist halbe Pfarrstellen, deren Inhaberinnen und
Inhaber die klassische Seelsorge in den Einrichtungen
übernehmen und sich darüber hinaus um die Vernetzung
der Seelsorge im Dekanat kümmern. Dazu gehört es,
Ehrenamtliche auszubilden. Lutz Krüger, der als Studienleiter im Zentrum Seelsorge und Beratung der EKHN
in Friedberg diesen Bereich betreut, verweist auf
die Telefon- und Notfallseelsorge, die diesen Schritt
zur Professionalisierung Ehrenamtlicher bereits vor
50 Jahren getan hat. Krüger betont die Chancen für die
Ehrenamtlichen, die Patienten und die Kirche: Die EKHN
bietet damit eine qualifizierte Seelsorgeausbildung für
auch mit ihrem Lebensüberdruss heraus. Syvarth-Siegel
Ehrenamtliche und zugleich Einsatzmöglichkeiten für
macht es innerlich betroffen, wenn sie hört, dass Senioren
sinnvolle und sinnstiftende Tätigkeiten an. Ausbilden
nicht mehr leben wollen, weil sie sich unnütz fühlen
können natürlich auch die Gemeinden und Diakonie-
oder der Körper nicht mehr richtig funktioniert. Sie hat
stationen.
gelernt, »dieser Traurigkeit Raum und Stimme zu geben«,
Grundlage der Ausbildungskurse sind die »Leit-
sie nicht zu beschwichtigen. Ihre Grundhaltung um-
linien zur Seelsorgeausbildung von Ehrenamtlichen in
schreibt sie mit der Formel: »Mitgefühl ja, Mitleid nein.«
der Alten-, Krankenhaus- und Hospizseelsorge«, welche
Seelsorge bedeutet stets eine Gratwanderung zwischen
die EKHN 2006 verabschiedete. Sie sind die Basis, auf der
Nähe und Distanz. Diese Einsicht hat sie dem Aus-
die einzelnen Ausbildungsgänge anhand örtlicher Um-
bildungskurs ebenso zu verdanken wie die Fähigkeit,
stände entwickelt werden. Pfarrerin Gabriele Göbel zum
Personen so zu nehmen, wie sie sind, oder ein Gespräch
Beispiel konzentriert sich auf die Seelsorge im Alten-
zu beenden, wenn es sie selbst zu sehr erschöpft.
pf legeheim und im Krankenhaus, da in ihrer Region der
Bedarf an ambulanter psychosozialer Sterbebegleitung
Für das nächste Jahr hat sich Syvarth-Siegel
auf eine fordernde, nicht selten auch belastende Arbeit
durch einen Hospizverein abgedeckt ist. Dass die Leit-
eingelassen. Ob sie die drei Stunden pro Woche im Alten-
linien einen gemeinsamen Rahmen bilden, aber Freiraum
pf legeheim oder im Krankenhaus verbringen wird, ist
für regionale Erfordernisse bleibt, betrachtet Krüger als
für sie noch offen. Fest steht jedoch, dass sie ihr Engage-
Stärke des Konzepts. Es sorgt für eine »Vernetzung von
ment in der Seelsorge als Bereicherung empfindet: »Ich
vorhandenen haupt- und ehrenamtlichen Strukturen,
bekomme viel zurück.« Durch die Begegnung mit Leid,
von kirchlichen Angeboten und bürgerschaftlichem
Tod und Alter ist Syvarth-Siegel der Wert, den ihre Familie
Engagement«. Nach Krügers Einschätzung sind die AKH-
für sie besitzt, noch bewusster geworden. Auch kann
Stellen als Projekt gut angelaufen. Die Erfahrungen
sie jetzt Kleinigkeiten genießen, die sie früher kaum
werden gesammelt und sollen in einigen Jahren ausge-
beachtet hat. Zudem hat ihr Glaube an Tiefe gewonnen.
wertet werden.
I
Die Auseinandersetzung mit christlichen Inhalten ist
Bestandteil des Ausbildungsprogramms. Sie tauchen als
Thema in den meisten Gesprächen auf. Sie ist dann immer
Zentrum Seelsorge und Beratung
Kaiserstraße 2 · 61169 Friedberg · Telefon (06031) 162950
E-Mail [email protected] · www.zsb-ekhn.de
wieder überrascht, wie fest die Mehrzahl der Senioren im
Glauben verwurzelt ist.
I
27
Polizeiseelsorge: Einsatz im Rhein-Main-Gebiet
Wo das Dienstliche
persönlich werden kann
16.000 Polizeibedienstete leben im Gebiet der EKHN. Was sie sehen, erleben und
zu tun haben, geht nicht spurlos an ihnen vorüber. Für sie gibt es die Polizeiseelsorge, die Pfarrer Wolfgang Hinz leitet. Polizeihauptkommissar Eric Baitinger
schätzt diese Arbeit so sehr, dass er sich im Beirat für die Polizeiseelsorge engagiert,
die im Zentrum Seelsorge und Beratung der EKHN fachlich begleitet wird.
E
in Wort und eine Aufgabe haben die Kirche im
Hinz, würdigt so die Arbeit der Polizei und sichert mit
Wandel der Zeit bewahrt: die Seelsorge. Der
der Finanzierung die Unabhängigkeit der Polizeiseel-
biedermeierliche Ton, der sie zwischenzeitlich
sorge. Die Polizei wiederum ist offen für die Mitarbeit
umgab, ist verklungen. Seelsorge hat wieder
der Kirchen – durchaus nicht selbstverständlich, wie ein
einen guten Klang und erfreut sich öffentlicher
Blick auf andere europäische Länder, etwa Frankreich,
Zustimmung.
Wolfgang Hinz, 51, ist der leitende Polizeiseel-
28
zeigt.
Das Arbeitsfeld des Polizeiseelsorgers sind Unter-
sorger der EKHN. Zum Polizeipfarramt gehören inzwischen
richt in der Polizeischule, Besuche in den Dienststellen,
zweieinhalb Pfarrstellen mit Schwerpunkten in Frank-
Begleitung bei Einsätzen, aber vor allem das Gespräch.
furt und Mainz. 1970 hatte man mit einer halben Stelle
Vom »Segen des Gesprächs« erzählt Hinz. Es wird unter
begonnen. Bis dahin waren Gemeindepfarrer mit einem
vier Augen und in der Gruppe angeboten, hier kann
Sonderauftrag zuständig gewesen. Die Kirche, betont
das Dienstliche persönlich werden. Jeder und jede kann
SEELSORGE
kommen, ob evangelisch, katholisch oder konfessionslos.
Immer wieder erfährt Hinz den Widerspruch. Zum einen
fühle sich die Polizei oft als Ausputzer der Gesellschaft,
zum anderen sei sie bei ihren Einsätzen auch in der
Gefahr zu überziehen. Im Ethik-Unterricht denkt man
dann über Maß und Grenzen staatlicher Machtausübung
nach. Wie weit muss, wie weit darf die Polizei gehen? Das
Notwendige soll nicht nur rechtlich verantwortet sein,
sondern auch ethisch und damit menschlich. Dann wird
Hinz Anwalt der »höheren Gerechtigkeit«. Er muss zeit-
Dienst der EKHN für die Gesellschaft
bezogen, aber doch nicht zeitabhängig argumentieren
können. Theologische Ref lexion muss direkt auf die
Lebenserfahrungen der Polizistinnen und Polizisten hin
entfaltet werden.
Der Stil, so heißt es, sei der Mensch selbst. Der
Ordnung und
Schutz des Lebens
Beruf des Polizeiseelsorgers verlangt Beweglichkeit, Einfühlung, Angemessenheit im Verhalten. Hinter Schlagworten und abgegriffenen Formeln kann Hinz sich nicht
ALS VOLKSKIRCHE SIEHT DIE EKHN
verstecken. Man kennt ihn in den Dienststellen, von der
verantwortung für das Gelingen des Gemeinwesens. Dafür
Wache bis zum Präsidium. Dabei sein ist tatsächlich alles.
ist eine gute Polizei – sind gute Polizisten – unerlässlich.
Er ist sichtbar gern und überzeugt Pfarrer, ein Grund für
Die Seelsorge der Kirche für sie und viele andere ist in
das Vertrauen, das ihm entgegengebracht wird.
theologischen Einsichten begründet.
Geboren ist Wolfgang Hinz 1956 im pommerschen
auch ihre Mit-
Das staatliche Gewaltmonopol und seine korrekte
Greifswald, aufgewachsen in Hessen, Studium der
Handhabung fordert die Polizei in besonderer Weise. Wie
Theologie in Tübingen und Mainz. Bis 1995 war er zehn
die Geschichte zeigt, entscheiden ihre Rechtstreue, Ver-
Jahre lang Gemeindepfarrer in Offenbach. Besonders
lässlichkeit und Belastbarkeit mit über den inneren
gern erinnert er sich an die Entwicklung der City-Kirche
Frieden eines Gemeinwesens. Mit der Polizeiseelsorge
und die Zusammenarbeit mit der Offenbacher Hochschule
nimmt die Kirche, vertreten durch das Zentrum Seelsorge
für Gestaltung in dieser Zeit. Er ist Mitglied des Krisen-
und Beratung, ihre Mitverantwortung dafür wahr: durch
Lehre, Beratung und Verkündigung.
Werte und Lebensformen wandeln sich schnell.
Die Polizeiseelsorge erinnert an den bleibenden Sinn
und das Recht staatlicher Machtausübung: Ordnung und
Schutz des Lebens, begründet in Gottes Willen für die
Erhaltung seiner Welt.
Auch die Arbeit der Polizei steht in der Spannung
zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Die Polizeiangehörigen erfahren in ihrem Beruf – oft an Leib und
Leben – das Schicksalhafte und Fragwürdige des menschlichen, auch des eigenen Daseins. Seelsorge ist Menschensorge.
Unsere Lebenswelt ist nicht vollkommen und von
interventionsteams für polizeiliche Auslandseinsätze
uns auch nicht zu vollenden. Trotzdem suchen wir ge-
Hessens und des Bundes. Sein Dienstsitz ist im Frank-
meinsam »der Stadt Bestes« (Jeremia 29,7). Die Polizei-
furter Rechneigraben, dort steht das Haus der Kirche –
seelsorge vertraut dabei auf Gottes heilenden Geist.
Das Christentum ist nicht allein-, aber allgemein-
offen und zugänglich.
gültig. Deshalb ist die Polizeiseelsorge offen für die
Eine Stadt ohne Tempel sei keine Stadt, meinte
eingängig der ansonsten so begriffsschwere Philosoph
verschiedenen Glaubens- und Weltanschauungen: »Selig
Hegel, den man mit einer solchen Bestimmung zum
sind die Friedensstifter, denn sie sollen Gottes Kinder
Schirmherrn öffentlicher Seelsorge ernennen könnte.
heißen« (Matthäus 5,9).
I
Denn Tempel – das ist das Angebot der Besinnung, des
Neuwerdens, der Befreiung der Seele. Viele gehen am
Tempel vorbei, aber wissend und dankbar, dass es ihn
gibt.
I
Zentrum Seelsorge und Beratung
Kaiserstraße 2 · 61169 Friedberg · Telefon (06031) 162950
E-Mail [email protected] · www.zsb-ekhn.de
29
Der 41-jährige
ERIC BAITINGER
ist Polizeihaupt-
Dass der Polizist – unser Freund und Helfer – selbst Hilfe
kommissar und Dienstgruppenleiter im 16. Revier in
braucht, ist verständlich, aber ausgerechnet vom Pfarrer?
Frankfurt-Griesheim. Privat gehört er dem Kirchen-
Ist der Seelsorger nicht ein Fremdkörper im starken Leib
vorstand seiner Gemeinde an und engagiert sich ehren-
der Polizei?
amtlich in der Gemeinde. Für ihn sind die Polizeipfarrer
BAITINGER:
die Helfer der Helfer. Weil ihm das so wichtig ist, ist er
wir nicht verzichten wollen. Denn: Er ist nah dran. Alle
Mitglied im Beirat des Polizeipfarramts.
Polizeiseelsorger, die ich kenne, sind einfach da, sie sind
»Er ist ein Fremdkörper, aber einer, auf den
im Raum, ohne ihn zu beherrschen, eine Art Mittler.«
Herr Baitinger, für den Bürger ist der Polizist der starke
Mann, Helfer und Retter in der Not. Doch wie’s da drinnen
Das ist ein sehr liebenswürdiges Kompliment für die Polizei-
aussieht, das geht niemanden was an?
seelsorge!
BAITINGER:
»Ja, wir helfen, wenn die anderen nicht
BAITINGER:
»Ja, die Kollegen schätzen den Polizei-
weiterkönnen. Zum Helfen muss man funktionieren.
pfarrer und die Werte, für die er steht. Sie erwarten auch
Aber gut sein kann ich als Polizist nur, wenn ich auch
Kompetenz, fachliche, menschliche. Bekehrt werden
Mensch bin in meinen Gefühlen. Aber das darf ich
wollen sie freilich nicht.«
nicht immer zeigen. Oft muss man das Menschliche ausblenden.«
Was bietet denn der Pfarrer, was nur er bieten kann?
BAITINGER:
»Ich kann ihm alles sagen, was mir auf dem
Herzen liegt. Der Pfarrer ist unabhängig, nicht weisungsgebunden, er hat das Recht auf Zeugnisverweigerung.
Alles bleibt vertraulich.«
Beirat der Polizeiseelsorge
Dieser Pfarrer
ist wirklich für uns da
Herr Baitinger, Polizisten wie Pfarrer sind, so sagen
die Meinungsforscher, Berufe mit großer öffentlicher
Anerkennung, aber beide sind sich nicht immer grün.
BAITINGER:
»Das ist leider wahr. Ich denke an die
Kämpfe vor Jahren um die Startbahn West am Frankfurter Flughafen, an die Abschiebeproblematik, Kirchenasyl oder kürzlich, als wir auch Demonstrationen von
Rechtsradikalen schützen mussten. Dann steht Kirche,
zumindest Vertreter der Kirche, oft gegen uns. Gegen
persönliche Überzeugung muss man, dienstlich, eben
auch einen Aufmarsch der Rechten ermöglichen, angegriffen aber von der Kirche fühlt man sich dann als
Mensch.«
Das ist auch für den Polizeiseelsorger ein Dilemma.
BAITINGER:
»Zweifellos, trotzdem können wir uns drauf
verlassen: Dieser Pfarrer ist wirklich für uns da.«
30
I
BILDUNG
Familienbildung: Eltern-Kind-Gruppen in Heuchelheim und Kleinlinden
Fitnessstudio für Familien
Die Evangelische Familien-Bildungsstätte Gießen bietet Interessierten vielfältige
Angebote rund um das Thema Familie. Mit jährlich mehr als 500 Kursen und
300 Einzelveranstaltungen zieht die Einrichtung, die in der Trägerschaft des
Verbandes Evangelische Frauen in Hessen und Nassau e.V. geführt wird, rund
10.000 Menschen an – quer durch alle Alterstufen und Geschlechter. Leiterin
Inge Dörr versteht unter Familienbildung zweierlei: die Vermittlung von Wissen
sowie die Befähigung zum Handeln und zu sozialer Kompetenz. Gruppenleiterin
Monika Lotz spart auch heikle Erziehungsthemen nicht aus.
I
m nächsten Jahr kann Monika Lotz ein silbernes
Jubiläum feiern. Dann steht sie ein Vierteljahrhundert im Dienst der Evangelischen FamilienBildungsstätte Gießen. Eine Spanne, die beinahe
die Hälfte ihrer Lebenszeit umfasst. Dass sie hier
schon so lange Krabbelgruppen und Spielkreise betreut,
kann die 53-Jährige manchmal selbst kaum glauben.
Doch an den Fakten gibt es nichts zu rütteln. Seit 1984
begleitet die ausgebildete Erzieherin in der Einrichtung
Kinder und Eltern durch wichtige Lebensphasen. Wie
vielen Müttern und Vätern sie in pädagogischen Fragen
schon zur Seite gestanden hat, lässt sich nicht mehr
zählen. Ebenso wenig die Zahl ihrer Krabbelkinder.
Einige von ihnen sind unterdessen selbst in die Elternrolle geschlüpft.
Lotz arbeitete neun Jahre lang als Erzieherin,
sieben davon als Leiterin einer evangelischen Kindertagesstätte. Nach der Geburt ihrer zwei Kinder bot ihr die
Familien-Bildungsstätte einen willkommenen WiederKinderkreise in Gemeinden der EKHN
einstieg in den Beruf. Von ihrem Fundus an Erfahrungen
profitieren seither vor allem Familien in Heuchelheim
und dem Gießener Stadtteil Kleinlinden. In den beiden
I
I
Kreise
Teilnehmende
1.612
13.383
Außenstellen – es sind Räume in Kirchengemeinden –
werden die Kleinen von Lotz in jeder Hinsicht gefördert
und unterstützt. Mit den Eltern diskutiert die Pädagogin
über Erziehungsfragen, gibt Tipps und bringt christliche
Werte ins Gespräch. Viele der Mütter und Väter wurden
auf diesem Weg auch auf die Kinderandachten und
Krabbelgottesdienste aufmerksam, die Lotz in zwei
Kirchengemeinden mitgestaltet. Im Rahmen ihrer Arbeit
spart die engagierte Gruppenleiterin auch heikle Themen
nicht aus. Bei Schreikindern etwa oder wenn sie den
Eindruck hat, zu Hause geht es über Tische und Bänke,
Weiter auf Seite 32
31
Evangelische Familien-Bildungsstätte in Gießen
Gemeinde auf Zeit
INGE DÖRR
leitet die Evangelische Familien-Bildungs-
Neben fachlicher Kompetenz bietet die Familien-Bildungs-
stätte in Gießen. Deren breites Angebot deckt die Vielfalt
stätte den Gästen Orientierung und bewahrt sowohl viele
an Fragen ab, die Familien heute bewegen – und das auf
junge Familien als auch Senioren vor Isolation. In den
hohem Niveau. Die rund 130 ausgebildeten Mitarbeite-
Gruppen begegnen sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer
rinnen und Mitarbeiter – es sind mehrheitlich Frauen –
mit ähnlichen Interessen und Lebenssituationen. Sie
bleiben durch interne Fortbildungen auf dem Stand der
bilden, wie es Dörr formuliert, eine »Gemeinde auf Zeit«.
Zeit.
Dass die Einrichtung evangelisch ist, nährt ihrer Erfahrung
Der Arbeitsschwerpunkt liegt zwar auf Eltern
nach nur das Vertrauen. Die christliche Ausrichtung
und Kindern. Mit einer »Mischung aus Bewährtem und
werde auch von Menschen geschätzt, die »keine religiöse
Innovativem« trägt das Haus aber auch dem gesellschaft-
Prägung« haben oder nicht unter einem Kirchturm ver-
lichen Wandel Rechnung. Themen wie Gewalt unter
ortet sind.
Kindern, Patientenverfügung, Demenz oder gesunde
Zu zeigen, wofür die Kirche steht, zählt die Sozial-
Ernährung knüpfen an sozialpolitische Diskussionen an.
arbeiterin und Supervisorin, die das Haus seit 1993
Kochkurse oder das Erlernen von Umgangsformen greifen
leitet, zu den elementaren Aufgaben. Aus diesem Grund
aktuelle Interessen auf.
kooperiert sie eng mit den Dekanaten Gießen und
Kirchberg, die auch im Beirat der Familien-Bildungsstätte vertreten sind. Großen Raum nimmt zudem die
Zusammenarbeit mit Kirchengemeinden, Kindergärten,
Schulen und anderen Einrichtungen ein. In den Außenstellen ist die Familienbildung mit über 100 laufenden
Kursen und etlichen Einzelveranstaltungen präsent.
Die Besucher nehmen dadurch Kirche und die von ihr
vermittelten Grundwerte verstärkt wahr. Wie etwa die
Eltern um Monika Lotz, die über Krabbelgruppen und
Spielkreise auch andere Gemeindeangebote für sich entdecken.
I
Fortsetzung von Seite 31
spricht sie die Erziehungsberechtigten darauf an. Auch
wenn es mitunter ein schwieriges Unterfangen ist, dabei
niemanden vor den Kopf zu stoßen.
Bisher ist ihr das gelungen. Das notwendige
Fingerspitzengefühl verdankt Lotz der langjährigen
Praxis und ihrer Abneigung gegen Belehrungen. Sie
bietet den Eltern vor allem Hilfestellungen an. Für den
Umgang mit Kindern gibt es ohnehin keine Patentrezepte. Die existieren freilich auch für den Umgang mit
Erwachsenen nicht. Von jeder neuen Gruppe fühlt sich
Lotz daher auf andere Weise herausgefordert. Als
»kontaktfreudiger, kommunikativer und praktisch
orientierter« Mensch spornt sie die Unterschiedlichkeit
der Menschen nur an. Dass die als Honorarkraft tätige
Pädagogin der Familien-Bildungsstätte schon so lange
die Treue hält, begründet sie mit der »herzlichen Atmosphäre unter den Mitarbeiterinnen« und ihrer Liebe zum
Metier. Erzieherin ist schon immer ihr Wunschberuf gewesen: »Das ist mein Ding.«
32
I
BILDUNG
Evangelische Frauen in Hessen und Nassau e.V.
Für Familien zuständig
Mit einem Bein in der Kirche und mit dem anderen in der
Arbeit stark gewandelt hat – Stichworte: Patchwork-
Kommunalpolitik: So sieht die Geschäftsführerin des
familien oder die frühere Aufnahme von Kleinkindern in
Verbandes Evangelischer Frauen,
Kindergärten –, f ließen die in der Praxis gesammelten
PUCHER T,
PFARRERIN SYLVIA
die Position der Familien-Bildungsstätten.
Erfahrungen derzeit in eine neue Konzeption. Für Puchert
Sie leisten für beide einen Dienst, der vor allem Familien
ist im Rahmen der EKHN-Strukturreform zutage getreten,
zugutekommt.
dass sich von den Zentren »jedes ein bisschen, aber
Der Verband Evangelische Frauen in Hessen und
keines so richtig für die Familie zuständig fühlte«. Seit
Nassau e.V. besitzt die Trägerschaft für vier der acht
2007 existiert ein Kooperationsvertrag zwischen dem
Familien-Bildungsstätten in der EKHN. Neben Gießen
Verband Evangelische Frauen in Hessen und Nassau e.V.
sind es die Einrichtungen in Offenbach, in Wiesbaden
und der Landeskirche, in dem die Zusammenarbeit mit
und in der Wetterau. Mit dem Ziel, theologische,
dem Zentrum Bildung der EKHN geregelt ist. Dort laufen
diakonische und politische Impulse zu setzen sowie das
nun die Fäden in Sachen Familienbildung zusammen.
I
gute Miteinander zu stärken, werden mit den Angeboten
jährlich über 30.000 Menschen erreicht. Die FamilienBildungsstätten sind Teil der Regionen und kooperieren
Evangelische Frauen in Hessen und Nassau e.V.
Erbacher Straße 17 · 64287 Darmstadt · Telefon (06151) 6690-166
E-Mail [email protected]
gleichermaßen mit Kirchengemeinden und Dekanaten
wie mit landeskirchlichen und staatlichen Stellen. Die
von der Frauenhilfe bereits vor dem Zweiten Weltkrieg
ins Leben gerufene Familienbildung ist in dem 2005
entstandenen Verband Evangelische Frauen in Hessen
und Nassau e.V. ein Arbeitsschwerpunkt geblieben.
Regional wie überregional präsent, bleiben die
Einrichtungen mit internen Fort- und Weiterbildungen
für die weit mehr als 500 haupt- und nebenamtlichen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Puls der Zeit. Mit
Qualifizierungskursen für Tagesmütter und Tagesväter
oder einem Großelternservice reagiert die Einrichtung
zudem auf gesellschaftliche Veränderungen. Da sich die
Familien-Bildungsstätten der Evangelischen Frauen in Hessen und Nassau e.V.
Zahl der Kurse
Zahl der Einzelveranstaltungen
Gesamtzahl der Unterrichtseinheiten (à 45 Minuten)
Gießen
501
303
7.645
Offenbach
113
229
2.730
Wetterau
545
413
13.265
Wiesbaden
414
128
9.432
I
I
Zahl der Teilnehmenden in den Kursen
Zahl der Teilnehmenden in den Einzelveranstaltungen
Gesamtzahl der Teilnehmenden
5.948
3.654
9.602
1.391
2.154
3.545
7.296
4.840
12.136
5.508
960
6.468
I
Anteil der Frauen
I
Anteil der Männer
I
Anteil der Kinder
6.942
72,3 %
382
4,0 %
2.278
23,7 %
2.704
76,3 %
276
7,8 %
565
15,9 %
6.969
57,5 %
2.030
16,7 %
3.137
25,8 %
3.968
61,3 %
276
4,1 %
2.233
34,5 %
I
I
I
I
In der EKHN gibt es noch vier weitere Familien-Bildungsstätten unter anderer Trägerschaft.
33
Kindertagesstätten: Kinderhaus Sonnenblume in Darmstadt-Arheilgen
Ein sicherer Ort
Ob Krabbelkind, Kindergartenknirps oder Grundschüler: im Arheilger Kinderhaus
Sonnenblume werden alle Kinder durch ein Konzept gestärkt, das auf Beziehungen
setzt. Das innovative Haus wird maßgeblich von der Leiterin Ute Weiß geprägt.
Ihr stehen Fachberaterin Rosemarie Gruber und das Zentrum Bildung zur Seite.
Dienstzeitenplanung ist ein weiterer Vorteil offener
Gruppen. Dank ihr können die Kindergruppen hier
vormittags oft von je drei pädagogischen Fachkräften
betreut werden.
Bindung vor Bildung
Sie übertrage viel Verantwortung, erwarte jedoch auch
viel Engagement, betont Ute Weiß. Zum Beispiel beim
Eingewöhnungskonzept, das mittlerweile nicht nur in der
Krippe, sondern auch im Kindergarten umgesetzt wird.
2005 wurde es als Pilotprojekt der Qualitätsentwicklung
für Kindertagesstätten in der EKHN ausgewählt. Durch
eine Weiterbildung lernte ein Großteil des 15-köpfigen
Teams zum ersten Mal die Grundlagen der Bindungstheorie kennen. Bindung steht dabei für Beziehungen,
die Eltern und ihre Kinder im besten Fall ganz eng verbinden. Gerade die »sicher gebundenen« Kinder weinen
E
rster Kontakt im evangelischen Kinderhaus
Sonnenblume ist die morgens und mittags
besetzte Rezeption. Eine patente Idee, die dem
Team mehr Ruhe verschafft und den Eltern eine
Anlaufstelle. Sie stammt übrigens nicht vom
Architekten des vor fünf Jahren eingeweihten Hauses,
sondern von dessen Leiterin Ute Weiß. Als Mutter von
drei Kindern, 25, 17 und fünf Jahre alt, weiß sie, wie
viele Fragen den Eltern unter den Nägeln brennen. Und
sie weiß auch, dass Erzieherinnen nicht jeden Augenblick genug Zeit für sie haben.
Gearbeitet wird in Arheilgen nach einem offenen
Konzept mit Stammgruppen. Das bedeutet: Die Kinder
können wählen, wo und mit wem sie spielen, sind aber
dennoch einem Erzieher – zwei Männer gibt es im Team –
oder einer Erzieherin und deren Gruppen zugeordnet. In
anderen Einrichtungen ist meist entweder das eine oder
das andere üblich, doch gerade derzeit erkennt manche
Leitungskraft, dass das gut zusammengehen kann: Kontinuität und Rituale einer festen Gruppe ergänzen sich
gut mit Offenheit für persönliche Interessen. Die f lexible
34
BILDUNG
herzzerreißend, wenn sie sich erstmals von ihren Eltern
trennen müssen, kommen dann aber gut zurecht, lernte
das Team Sonnenblume. Und dass es sich besonders um
diejenigen kümmern muss, die scheinbar pf legeleicht
sind.
Erst wenn die Kinder gute Beziehungen zu den
Erziehern aufgebaut hätten, seien sie bereit zu lernen,
fasst Ute Weiß zusammen. Hessens neuer Bildungsplan
liegt für die Eltern einsehbar an der Rezeption, doch von
»Bildungshysterie« hält die studierte Sozialpädagogin
nichts. »Vor lauter Aktivitäten haben schon Kinder keine
Zeit mehr«, so ihre Beobachtung eines gesellschaftlichen
Problems. Es gibt einen Mangel an echter Teilhabe, der
sich nicht selten in Aktionismus entlädt. Hauptsache
Spaß. Neuerdings auch »Hauptsache Bildung«, jedenfalls bei bildungsnahen, einkommensstarken Familien
wie im Einzugsgebiet der Kita. Sie planen von Ballett über
Frühenglisch bis Reiten viel Gutes und dennoch wenig
Weiter auf Seite 37
35
Kindertagesstätten
Hessen
I
I
I
I
I
I
I
I
Kitas
Kita-Gruppen
Kita-Plätze
belegte Plätze
Auslastung
Mittagessen für Kinder
Einrichtungen mit Nachmittagsbetreuung
Kinder mit Migrationshintergrund
Kitas mit unter Dreijährigen
unter Dreijährige
Kitas mit Schulkindern
Schulkinder
Einrichtungen mit Betreuung
behinderter Kinder
behinderte Kinder
490
1.501
33.502
30.922
92,3 %
13.465
423
7.099
104
604
98
1.742
RheinlandPfalz
111
322
7.635
6.873
90 %
2.194
82
1.326
58
262
26
409
EKHN
601
1.823
41.137
37.795
91,9 %
15.659
505
8.425
162
866
124
2.151
263
789
29
88
292
877
I
I
I
I
I
I
I
Mehr als vier Fünftel der Kitas sind nachmittags geöffnet.
Fast die Hälfte der Kinder erhält ein Mittagessen.
Etwas mehr als jedes fünfte Kind hat einen Migrationshintergrund.
Jede vierte Kita in der EKHN betreut Kinder unter drei
Jahren.
Jede fünfte Kita betreut Schulkinder.
Knapp 50 Prozent der Kitas in Hessen betreuen auch
behinderte Kinder.
Behinderte Kinder machen zwei Prozent aller Kinder aus.
Religionszugehörigkeit der Kinder in Kitas der EKHN
I
I
I
I
I
Evangelisch
Katholisch
Muslimisch
Andere Religion
Konfessionslos
45,0 %
18,5 %
12,5 %
4,5 %
19,5 %
Fachberatung für Kindertagesstätten in den Dekanaten Darmstadt Land und Stadt
Nicht nur viele, sondern auch gute Plätze
ROSEMARIE GRUBER,
Fachberaterin für Kindertages-
stätten in der Region Darmstadt, tritt für Qualität ein.
Wie informieren Sie sich über den Beratungsbedarf der
Kitas?
Sie und ihre fünf Kolleginnen, die alle im Zentrum
GRUBER:
Bildung ihren Sitz haben, bieten Fortbildung und Unter-
zeitig ein gegenseitiges Feedback ermöglicht: Unsere
stützung in betriebswirtschaftlichen, rechtlichen und
zehn Fachberatungen der EKHN informieren direkt über
organisatorischen Fragen, beraten bei Verhandlungen
Problemstellungen, außerdem werten die Träger und
mit Kommunen und Landkreisen und liefern Materialien,
Kita-Leitungen jährlich ihre Arbeit aus. Für Themen
Arbeitshilfen und Stellungnahmen.
der Weiterbildung gibt es die regelmäßigen Gespräche
»Wir haben eine gute Vernetzung, die gleich-
mit Fachschule, Fachhochschule, Fachberatung und
Was sind Ihre aktuellen Aufgaben?
GRUBER:
»Die derzeit größte Herausforderung ist die
Fort- und Weiterbildungseinrichtungen und der Fachzeitschrift Theorie und Praxis der Sozialpädagogik. Ich
Begleitung des gesetzlichen Anspruchs auf Krippenplätze
persönlich profitiere besonders von dem Bundesverband
ab 2013. Dabei darf es nicht allein darum gehen, viele
der evangelischen Tageseinrichtungen.«
Plätze zu schaffen, es müssen qualitätsvolle Plätze sein.
Weiteres großes Thema ist der hessische Bildungsplan,
Haben Sie ein Zukunftsprojekt?
der ab August für Grundschulen verpflichtend, für Kinder-
GRUBER:
tagesstätten auf freiwilliger Basis gilt.«
Familienzentren ähnlich dem englischen Vorbild der Early
»Unser Zukunftsprojekt ist die Errichtung von
Excellence Centers, mit denen wir Familien unterstützen
Wo liegen die Knackpunkte?
GRUBER:
»Neben der Unterstützung der Träger beim Auf-
wollen. Es gibt wissenschaftliche Untersuchungen, nach
denen Eltern ein maßgeblicher Bildungsindikator sind.
bau der Krippenplätze vor allem im Bereich Zusammen-
Deshalb müssen wir sie von vornherein in ihrer Erziehungs-
arbeit zwischen Kindertagesstätten und Schulen. Die
und Bildungskompetenz stärken. Familienzentren
Kooperation soll einerseits den Übergang erleichtern,
könnten ein niedrigschwelliges Angebot sein, das Eltern
andererseits in der Schule das fortführen, was in der
frühzeitig vernetzt und unterstützt.«
Kita begonnen wurde. Dafür gibt es bereits beispielhafte
Tandems. An der Bergstraße etwa, in Bensheim, habe
ich eine hervorragende Kooperation erlebt. Aber das ist
leider nicht die Regel.«
36
I
BILDUNG
Zentrum Bildung der EKHN
Kinder beschäftigen
sich mit dem Glauben
PFARRERIN MARTINA KLEIN
leitet das Zentrum
Bildung, zu dem die Fachbereiche Kindertagesstätten,
Kinder- und Jugendarbeit sowie Erwachsenen- und
Familienbildung gehören. Mit ihnen beteiligt sich das
Zentrum an der Weiterentwicklung der Pädagogik in
Theorie und Praxis. Klein nennt drei Leitmotive für die
Kindertagesstätten in der EKHN.
Religiöse Bildung
Religionspädagogik ist ein elementarer Baustein in der
Arbeit evangelischer Kindertagesstätten. Denn dort
werden alle Kinder eingeladen, sich mit dem christlichen Glauben zu beschäftigen – ohne sie religiös zu
vereinnahmen und mit Respekt vor ihrem kulturellen
oder religiösen Hintergrund.
Lernorte für Familien
Kindertagesstätten sind Orte der Bildung und Begegnung.
Sie fördern die Entwicklung sozialer sowie kognitiver
Fähigkeiten von Kindern und stehen Eltern als Netzwerk
Fortsetzung von Seite 35
für ihre Erziehungsaufgaben zur Seite.
Eigeninitiative für ihren Nachwuchs ein. Im Kinderhaus
Herausforderungen gemeinsam bewältigen
Sonnenblume dagegen sollen die Kleinen zur Ruhe
Um in Verhandlungen mit Kommunen oder Landkreisen
kommen und Dinge selbst in die Hand nehmen können.
effektiver auftreten zu können, müssen Träger von
Kindertagesstätten künftig enger kooperieren als bisher.
Selbst ist das Kind
Das Zentrum arbeitet daran, neue Netzwerkstrukturen
Das Mittagessen im »Restaurant« ist ein Beispiel dafür.
aufzubauen und zu fördern.
I
Es ist das Herzstück der Kita: ein heller Raum mit Tischen
und passenden Stühlen in unterschiedlichen Höhen für
Zentrum Bildung
Erbacher Straße 17 · 64287 Darmstadt · Telefon (06151) 6690-100
E-Mail [email protected] · www.zentrumbildung-ekhn.de
Krippen-, Kindergarten- und Hortkinder. Die erste
Gruppe findet einen mit Gläsern, Besteck und Servietten
gedeckten Tisch vor. Teller, Essen und Getränke nehmen
sich die Kinder selbst vom Büffet, müssen dann jedoch
ihre Plätze für die nächste Gruppe wieder ordentlich
hinterlassen. – Und das funktioniert? »Hervorragend«,
Ute Weiß’ Gesicht strahlt über alle Grübchen und die
Anzahl der Esser offenbart die Akzeptanz: Von 93 KitaKindern werden nur sechs vor dem Mittagessen abgeholt.
Ein offenes Konzept bestimmt auch die christlichreligiöse Arbeit der Kita. Auf Anregung der Leiterin wird
vor kirchlichen Festen wie Ostern, Pfingsten oder Weihnachten drei Wochen lang der montägliche Morgenkreis
vom Gemeindepfarrer zusammen mit dem katholischen
Kollegen ökumenisch gefeiert. Von der »positiven Kraft
des Zusammenarbeitens« spricht Ute Weiß oft. Eine Frau,
die Spuren hinterlässt.
I
37
Konfirmanden: Wochenendlehrgänge in Dreieich-Götzenhain
Gemeinsam auf der Suche
nach dem Glauben
Der traditionelle Konfirmandenunterricht am Nachmittag gerät in Zeiten der Ganztagsschule in Schwierigkeiten. Eine Alternative, die momentan an vielen Stellen
diskutiert wird, praktiziert Pfarrerin Martina Schefzyk in Dreieich bereits seit über
20 Jahren erfolgreich: Lehrgänge am Wochenende. Sie bieten eigene Chancen.
Auch Uwe Martini, Leiter des Religionspädagogischen Studienzentrums der EKHN,
plädiert für mehr Mut zu neuen Formen und für Qualität. Eine Schwachstelle hat
Dekanatsjugendreferent Charly Grosch im Blick. Er möchte den Konfis die Übergänge
in die Jugendarbeit erleichtern.
Enormer Druck im achten Schuljahr
Das erste Mal praktizierte Schefzyk, die im letzten Jahr
25-jähriges Ordinationsjubiläum feierte, eine solche Form
in Rheinhessen. Zu ihrer dortigen Gemeinde gehörten
etliche kleine Dörfer, aus denen jeweils zwei bis drei
Konfirmanden zum Unterricht zusammengeholt werden
mussten. Das erforderte bei einem schlechten Nahverkehrssystem einen hohen Aufwand. In Dreieich ist die
Situation vom Grundsatz her ähnlich: Die Jugendlichen
gehen auf unterschiedliche Schulen in unterschiedlichen
Städten. Viele fahren nach Frankfurt, Darmstadt, Dieburg
oder Langen. Der Nachmittagsunterricht nimmt zu und
die Konzentration nach einem anstrengenden Schultag
und der Fahrt nach Hause ist nicht mehr sehr groß.
»Gerade die achten Klassen stehen heute unter einem
enormen Druck, weil da alles reingeknallt wird: Projekte,
Fahrten, Nachmittagsunterricht«, weiß die Seelsorgerin.
lockunterricht – dieses Wort mag Martina
Als Seelsorgerin gefragt
Schefzyk nicht, auch wenn der Begriff oft
Dass die ungewöhnliche Form der Konfirmandenarbeit
fällt, wenn über ihre Konfirmandenarbeit
alles andere als eine Notlösung ist, sondern große Vor-
gesprochen wird. »Es geht ja in erster Linie
teile mit sich bringt, hat Schefzyk schnell festgestellt:
nicht um die Ballung von Stunden, sondern
»Gemeinsames Leben funktioniert nicht sinnvoll, wenn
B
um Inhalte und Qualität«, sagt die Pfarrerin, die seit
man sich jede Woche mal für zwei Stunden trifft. Und
19 Jahren in der Evangelischen Kirchengemeinde Götzen-
gerade in der Gemeinschaft erfahren die Jugendlichen,
hain, einem dörf lichen Stadtteil von Dreieich, wirkt.
dass der Glaube etwas Lebendiges ist.« Dazu gehört
Nicht jede Woche, sondern einmal im Monat kommen
für sie auch die Tischgemeinschaft beim Essen oder ein
ihre Konfirmandinnen und Konfirmanden zu einem
gemeinsamer Tagesabschluss bei den Lehrgängen. Wissen
thematischen Lehrgang zusammen – an insgesamt acht
Samstagen von neun bis 16 Uhr.
38
Weiter auf Seite 41
BILDUNG
Jugendarbeit im Dekanat Dreieich
Kontakte pflegen
CHARLY GROSCH
setzt im Anschluss an die Konfirmation
gruppen. Einmal im Jahr findet ein Grundkurs für Jugend-
auf einen möglichst direkten Übergang zur Jugendarbeit.
liche ab 15 Jahren statt. »Es ist ein aufbauender Kurs in
Für entscheidend hält der erfahrene Jugendreferent im
Kooperation mit sechs anderen Dekanaten und deckt ab,
Dekanat Dreieich dabei eine gute persönliche Beziehung
was für den Erwerb der Jugendleiter-Card Juleica ge-
zu den Jugendlichen.
fordert ist.« Die Wochenendveranstaltung findet auf der
»Jugendliche brauchen Bezugspersonen. Daher
Jugendburg Hohensolms mit knapp 90 Teilnehmenden
sollten diejenigen, die in der Gemeinde für Jugendarbeit
statt. Sie erreicht auch Jugendliche, die bisher noch
zuständig sind, bereits im Konfirmandenunterricht präsent
nicht in einer Gemeinde eingebunden sind. »Einige
sein«, sagt Charly Grosch und rät, Übergänge möglichst
bringen Freunde mit, die so begeistert sind, dass sie
f ließend zu gestalten. Denn das Problem mancher
nach dem Wochenende überlegen, sich ebenfalls zu
Gemeinde, dass Jugendliche nach der Konfirmation
engagieren.« Auch eine Dekanatsfreizeit in Südfrank-
sofort wieder von der Bildf läche verschwinden, kennt
reich mit Aktivitäten von Kanufahren über Klettern bis
auch der Dekanatsjugendreferent im Dekanat Dreieich.
zum Höhlenwandern zielt auf »kirchenfernere« Jugend-
»Wir dürfen nicht das Gefühl vermitteln, dass nach der
liche: »Um anschließend Kontakte aufrechtzuerhalten,
Konfirmation ein neuer Abschnitt beginnt. Das baut eine
ist es nahe liegend, sich in einer Gemeinde zu treffen.
künstliche Barriere auf.« Ideal wäre es, wenn Gemeinde-
Das stärkt die Jugendarbeit vor Ort.« Insgesamt fordert der
pädagogen im Konfirmandenunterricht mitarbeiten. Dass
Jugendreferent von den Gemeinden mehr Kommunikation
dies aufgrund der Finanzsituation nicht überall möglich
ein: »Neukonfirmierte müssen auf unsere Angebote noch
ist, weiß auch Grosch. Deshalb setzt er auf die regionale
gezielter aufmerksam gemacht werden.« Mit zahlreichen
Förderung von ehrenamtlichen Jugendlichen. Gemein-
Pfarrerinnen und Pfarrern gibt es bereits erfolgreiche
sam mit dem Fachbereich Kinder- und Jugendarbeit im
Kooperationen: »Einige machen etwa die Teilnahme
Zentrum Bildung bietet er einen »Schnupperkurs« für
an einem Kurs zur Voraussetzung für ehrenamtliche
13- bis 15-Jährige an, die sich nach der Konfirmation als
Mitarbeit«, berichtet Grosch, dessen Erfahrungen nun
Konfi-Betreuer engagieren möchten. »Es geht darum,
auch in eine Arbeitshilfe zum Thema Schulung von Ehren-
Lust aufs Ehrenamt zu machen.« In Kooperation mit den
amtlichen im Bereich Konfirmandenarbeit eingef lossen
Kirchengemeinden in Langen organisiert Grosch zudem
sind, die beim Zentrum Bildung erhältlich ist.
I
eine Schulung zum Konfirmandenunterricht in Klein39
Religionspädagogisches Studienzentrum in der EKHN
Plädoyer für Qualität
UWE MARTINI,
Leiter des Religionspädagogischen
Punk. In Fragen des Bekennertums sind sie sehr kompetent,
Studienzentrums in Kronberg, plädiert beim Konfirmanden-
da das viel mit Abgrenzung zu tun hat. Abgrenzung
unterricht gegenüber der Ganztagsschule für ein selbst-
schafft Identität und Vergewisserung. Konfirmanden-
bewusstes Profil und regionale Kooperationen.
arbeit bietet den Jugendlichen an, auszuprobieren, ob
es gelingen kann, mithilfe des traditionellen Glaubens-
Herr Martini, immer mehr Schulen weiten den Unterricht
bekenntnisses solche Identität zu finden und Ver-
auf den Nachmittag aus. Sie lösen damit große
gewisserungen herzustellen. Und so müssen wir überall
Befürchtungen um den Konfirmandenunterricht aus.
fragen: Wo sind die traditionellen Themen heute spannend
MARTINI:
»Ich rate zu mehr Unaufgeregtheit, denn ich
für Jugendliche?«
bin überzeugt, dass die Zukunft der Konfirmandenarbeit
nicht an strukturellen Fragen wie Uhrzeiten hängt,
Sollte es mehr Vernetzung geben?
sondern an der Qualität. Und wenn die gut ist, werden
MARTINI:
wir eine Struktur finden. Wir sind nicht gut beraten,
Konfirmandenarbeit. Nicht jede Gemeinde muss alles
wenn wir konfrontativ mit einzelnen Schulen über Zeit-
machen. Wenn es Menschen mit besonderen Fähigkeiten
fenster verhandeln. Reines Anspruchsdenken im Blick
oder Charisma in einer Gemeinde gibt, sollte man die
auf den Dienstagnachmittag, der ausschließlich uns als
regional einsetzen und Synergieeffekte nutzen. Über-
Kirche gehöre, führt nicht zu tragfähigen und nach-
gemeindliche Angebote, wie dekanatsweite Konfi-Tage
haltigen Lösungen, selbst wenn wir uns auf geltende
oder Konfi-Nächte in der Nachbarschaft, sind für Jugend-
Paragrafen und Verordnungen stützen können. Solche
liche spannend und faszinierend und schaffen für
Lösungen finden wir nur gemeinsam mit den Schulen.
Pfarrerinnen und Pfarrer auch einen Entlastungsfaktor.
Eine Voraussetzung dafür ist, dass wir die Konfirmanden-
Ganz besonders wünsche ich mir regionale Bildungs-
arbeit selbstbewusst kommunizieren und profilieren: als
pläne.«
»Wir brauchen regionale Konzepte der
ein Bildungsangebot, das andere, zum Beispiel schulische
Bildungsziele wirksam ergänzt.«
Was bedeutet das konkret?
MARTINI:
An welchen Kriterien lässt sich Qualität festmachen?
MARTINI:
»An der Relevanz für die Jugendlichen. Grad-
»Die Synode hat als Auftrag im Rahmen der
Perspektive 2025 einen Bildungsplan für die gesamte
EKHN beschlossen – nun sollten regionale folgen.
messer für Qualität ist, ob es uns gelingt, dass Jugend-
Dabei müssen wir als Kirche genau hinschauen, welche
liche in einer Kirchengemeinde ausprobieren können,
regionalen Bildungsangebote wir machen und für wen sie
was es heißen kann, als Christ in der Gesellschaft zu
gedacht sind. Dabei müssen wir fragen, was diese Angebote
leben. Jugendliche können lernen, dass es etwas bringt,
ausmacht und profiliert. Wo liegt ihr besonderer Wert?
an Gott zu glauben und im christlichen Glauben sein
Ein zweiter Schritt ist dann der Blick zu anderen
Leben zu gestalten. Wenn das gelingt, dann ist das eine
Bildungsträgern, wie Volkshochschulen, Vereinen und
gute Konfirmandenarbeit.«
eben auch Schulen: Wo ist Zusammenarbeit möglich und
wo ergänzen sich Angebote? Das ist eine Kultur, die wir
Muss der Konfirmandenunterricht moderner werden?
Religionspädagogisches
Studienzentrum
Im Brühl 30
61476 Kronberg im Taunus
Telefon (06173) 9265-133
E-Mail [email protected]
MARTINI:
mit den regionalen Bildungsplänen fördern müssen.«
»Es geht nicht darum, sich modernistisch
anzubiedern, sondern Kernthemen des christlichen
Was bieten Sie den Gemeinden an?
Glaubens von den Jugendlichen her zu betrachten und zu
MARTINI:
fragen: Welche Ansatzpunkte sind aus der Sicht und der
sehr viel, indem sie zum Beispiel Kirchenvorstände oder
Lebenswelt der Jugendlichen her betrachtet von
Dekanatssynoden beraten. Wir im Religionspädagogischen
Bedeutung? In den Leitlinien aus dem Jahr 2003 ist das
Zentrum bieten zudem eine Vielzahl von Fortbildungs-
mit dem Begriff ›Perspektivwechsel‹ beschrieben.«
veranstaltungen und Einzelberatung für Pfarrerinnen
»Die Religionspädagogischen Ämter leisten
und Pfarrer an. Bei diesen Kontakten wird immer wieder
Haben Sie ein Beispiel?
MARTINI:
»Das Glaubensbekenntnis gewinnt vor dem
einer Krise steckt. In vielen Gemeinden wird hier mit
Hintergrund besondere Relevanz, dass Jugendliche sich
viel Engagement Tolles geleistet und eine Konfirmanden-
heute zu bestimmten Gruppen im wahrsten Sinne des
arbeit der Zukunft entwickelt.«
Wortes bekennen: Cliquen oder Stile wie Hip-Hop oder
40
deutlich, dass die Konfirmandenarbeit keinesfalls in
I
BILDUNG
Fortsetzung von Seite 38
zu vermitteln ist ihr wichtig, aber nicht das Hauptziel,
sagt sie, obwohl die Konfirmanden auch in Dreieich
einiges zu traditionellen biblischen Themen auswendig
lernen müssen. »Relevant im Sinne einer Lebensbegleitung sind nicht zuletzt die Gespräche am Rande,
für welche die neue Form viel mehr Zeit lässt – über
das Rauchen, Partnerschaft, Beziehung zu den Eltern,
Schule. Auch als Seelsorgerin bin ich viel mehr gefragt.
Konfirmandenarbeit ist immer Beziehungsarbeit. Die
Jugendlichen müssen den Geist spüren.«
Qualität braucht Einsatz
Wie erfolgreich das Modell ist, zeigen die zahlreichen
ehrenamtlichen Betreuerinnen und Betreuer, die aus den
Konfirmandenjahrgängen hervorgehen. 15 von 18 waren
es im letzten Jahr. »Sie nehmen mich als eine Person
wahr, die auch im Alltag ansprechbar ist.« Dadurch
identifizieren sich die Konfis sehr mit der Gemeinde.
Der Wermutstropfen: Es ist nicht einfach, sie für die
guten übergemeindlichen Angebote zu begeistern, die
etwa Dekanatsjugendreferent Charly Grosch organisiert.
Dabei schätzt Schefzyk Teamarbeit sehr, denn sie weiß:
»Als Einzelkämpferin stößt man an Grenzen.« Von ihrer
Kirche wünscht sie sich daher noch mehr Unterstützung
für Gemeinden, die bewusst einen Schwerpunkt auf
Konfirmandenarbeit legen. Zum Beispiel durch Gemeindepädagogen, die durch ihre Präsenz f ließende Übergänge
zu gemeindlichen und übergemeindlichen Angeboten für
Jugendliche schaffen. »Qualität ist gerade auf diesem
Arbeitsfeld enorm wichtig und das ist mit viel Einsatz
schon bei der Vorbereitung verbunden. Über eineinhalb
Stunden kann man sich auch mal mit Improvisation
rüberretten, bei Tageslehrgängen ist das unmöglich.«
I
Taufen und Konfirmationen geringfügig gesunken
Die geringe und weiterhin eher sinkende Geburtenrate
der vergangenen Jahre spiegelt sich in den niedrigen
n
n
Taufen 2007
Konfirmationen 2007
14.919
18.784
40.000
und gegenüber dem Vorjahr leicht gesunkenen Tauf- und
Konfirmationszahlen wider.
30.000
20.000
10.000
0
1957
1967
1977
1987
1997
2007
41
Jugendarbeit: Clubsprecher in Niddatal-Kaichen
Der einzige Treffpunkt am Ort
In der Großgemeinde Niddatal arbeiten die Stadt und die Kirche seit 1984 zusammen,
um den Jugendlichen in diesem ländlichen Bereich dezentrale und damit leicht
erreichbare Angebote zu machen. Jonas Schmidt ist einer von sieben Honorarkräften
in der offenen Jugendarbeit, er leitet einen Club in Kaichen. Die Gemeindepädagogin
Gerlinde Jallow und ihr Kollege Edwin Pfuhl verantworten das gesamte Netzwerk der
offenen Jugendarbeit mit seinen vier Clubs.
Die eigene Rolle finden
Im letzten Jahr hat Schmidt beim Dekanat die Jugendleiter-Card, kurz Juleica, erworben, eine bundesweite
Ausbildung zum Jugendleiter. In Wochenendseminaren
müssen dabei Gruppenleiterschulungen absolviert
werden, zum Beispiel zum Thema Pädagogik, Erste Hilfe
oder zu rechtlichen Fragen. Insgesamt 40 Stunden sind
vorgeschrieben. »Das war schon eine Menge Aufwand.«
Danach, im Herbst 2007, begann er als Honorarkraft im
Jugendclub Kaichen: »Am Anfang ist es nicht so einfach,
seine Rolle zu finden«, sagt er, »man muss ja auch auf
Leute zugehen, sie auf Dinge ansprechen und manchmal
Grenzen setzen.« Die Mischung aus eher kumpelhafter
Art, welche er und die anderen jungen Honorarkräfte
einbringen, und der sozialpädagogischen Arbeit der
beiden Hauptamtlichen sieht Schmidt als ideale Mischung
und große Hilfe. Außer ihm arbeiten noch sechs weitere
Einfach aufzuhören ist unmöglich, wenn
Honorarkräfte mit. Es sind Studierende der Pädagogik
man mal Verantwortung für eine Sache
oder Sozialpädagogik, Sozialassistenten, Erzieherinnen
spürt.« – Jonas Schmidt erzählt von
sowie junge Leute mit Jugendleiter-Card, welche die Clubs
seinem Engagement im Jugendclub
in den Ortsteilen betreuen.
Kaichen. Bei jedem Wort wird klar: Das
macht gehörigen Spaß, bedeutet aber auch Arbeit an
Hoher Stellenwert
sich selbst. »Wer mit Menschen arbeiten möchte, kann
Dabei ist Jonas Schmidts Engagement ein gutes Beispiel
nicht einfach mal loslegen, sondern muss auch aktiv
dafür, wie effektiv eine sinnvolle Vernetzung zwischen
etwas für sich selbst tun«, sagt der 18-jährige Schüler
Konfirmandenunterricht und Jugendarbeit sein kann.
selbstbewusst.
Als Konfirmand in Kaichen lernte er Edwin Pfuhl von der
offenen Jugendarbeit kennen, besuchte später ab und zu
den örtlichen Jugendclub und wurde zum Clubsprecher
gewählt – in Niddatal ein durchaus geschätztes Amt.
Jeder der vier Clubs der offenen Jugendarbeit wählt
einen Clubsprecher, im Wechsel leiten sie unter anderem
die Sitzungen des Jugendbeirats. Dem gehören neben
den Hauptamtlichen auch der Dekan und der Bürgermeister an, denn in dem EKHN-weit einmaligen Projekt
hat das Dekanat auf der Basis eines Kooperationsvertrags
Weiter auf Seite 44
42
BILDUNG
Jugendkreise in Gemeinden
I
I
Jugendkreise
Teilnehmende
Jugendarbeit in der EKHN
1.232
8.976
Verantwortung
und Kompetenz fördern
JÖRG WALTHER
ist Geschäftsführer der Evangelischen
Jugend in Hessen. Er möchte mit seiner Arbeit dazu beitragen,dass Jugendliche sich aktiv in die Gesellschaft
einbringen und sie anhand ihrer christlichen Orientierung
mitgestalten. Für ihn haben Jugendliche ein Recht auf
soziale und religiöse Begleitung. Darin sieht er wichtige
Aufgaben der evangelischen Jugendarbeit.
»Evangelische Jugendarbeit bildet Kirche in all
ihren Facetten ab und geht darüber hinaus, indem sie die
gesamte Altersgruppe einlädt.« Jörg Walther bekräftigt,
Evangelische Jugendarbeit im Überblick
I
wie unterschiedlich die Ausprägungen sind: »von pietistisch
bis politisch.« Sie bewegt sich zwischen persönlicher
Die Evangelische Jugend in Hessen und Nassau e.V. (EJHN)
ist die Kinder- und Jugendarbeit in der EKHN und arbeitet
eng mit dem Fachbereich Kinder- und Jugendarbeit im
Zentrum Bildung zusammen. In der Vollversammlung der
EJHN sind die Jugendvertretungen der Dekanate präsent.
Frömmigkeit und gesellschaftlichem Engagement. »Jugendarbeit orientiert sich an der Heiligen Schrift und begleitet
junge Menschen einladend und offen in diesem Lebensabschnitt.« Dabei erreiche die Evangelische Jugend in
Neben Gemeinden und Dekanaten machen vier Organisationen
Angebote für Jugendliche. Diese freien Träger sind als Vereine
juristisch außerhalb der EKHN organisiert und kooperieren
mit ihr:
I Das Evangelische Jugendwerk Hessen e.V. (EJW) bietet
Kinder- und Jugendgruppen, Freizeiten, Bildungsveranstaltungen, Einkehrtage, diakonische Projekte und
Aktionen an.
I Im Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder
(VCP) sind zumeist Gruppen evangelischer Mädchen und
Jungen organisiert. Sie sind an der silbergrauen Kluft
erkennbar.
I Der Christliche Verein Junger Menschen (CVJM) ist der
größte christlich-ökumenische Jugendverband in Deutschland.
I Die Jugendbewegung Entschieden für Christus (EC) hat ihre
Schwerpunkte in Bibelstudium und Gebetsgemeinschaft.
I Mit der Jugendburg Hohensolms und dem Kloster Höchst
unterhält die EKHN zwei Tagungshäuser für Jugendliche.
Hessen selbst die kleinste Gruppe von Gemeinden oder
Verbänden unmittelbar, indem sie Projekte gezielt fördere.
Insgesamt geht es Walther um Bildung im umfassenden Sinne. »In vielen Familien schiebt sich jeder zu
einer anderen Zeit etwas in die Mikrowelle. Auf Freizeiten
lernen Jugendliche, dass Essen etwas mit Gemeinschaft
und Kommunikation zu tun hat«, nennt er nur ein Beispiel.
Zudem gelte es, Kompetenzen und Talente zu fördern,
denn: »Jeder Mensch, dem man Verantwortung zutraut,
wächst. Die vielfältigen Kurse zur Jugendleiterausbildung
im Rahmen der Juleica stehen dafür beispielhaft.«
Besonders dringlich sei, »von Bildungschancen
abgekoppelte« Jugendliche in den Blick zu nehmen.
Denn dass die soziale Schere immer weiter auseinandergehe, fordere nicht nur die Diakonie heraus. »Wir müssen
Lobbyarbeit leisten und Themen in der Öffentlichkeit
platzieren, zum Beispiel was Ausbildung und Arbeit
betrifft.« Werte in einem gemeinsamen Europa mitzugestalten sieht Walther dabei als Zukunftsaufgabe.
Beteiligung und Demokratie sind für ihn entscheidende
Schlagworte: »Ideen entwickeln, Kompromisse aushandeln
und sie vertreten – dafür steht evangelische Jugendarbeit. Bereits Kinder lernen das in Gruppen, wenn sie
ihre Regeln diskutieren.« Intensivieren möchte Walther, der
auch internationale Jugendbegegnungen organisiert,
unter anderem die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen
in Gemeinden fremder Herkunft und Sprache.
I
Evangelische Jugend in Hessen
Zentrum Bildung, Fachbereich Kinder- und Jugendarbeit
Erbacher Straße 17 · 64287 Darmstadt · Telefon (06151) 6690-134
E-Mail [email protected]
43
Fortsetzung von Seite 42
den Griff bekommen lässt. Schließlich wurde ein Treffen
der Anführer der rivalisierenden Gruppen einschließlich
den Auftrag übernommen, ländliche Jugendpf lege in
Eltern arrangiert, zu dem so gut wie alle auch erschienen.
einer Kommune zu übernehmen.
Das hat Ruhe gebracht.
Die Personalkosten teilen sich die Stadt und das
Dekanat. Die regelmäßige Aufmerksamkeit des Bürger-
Motivierende Erfahrungen
meisters und des Dekans zeigt den hohen Stellenwert der
Solche Probleme sind die Ausnahme. Für den Alltag
offenen Jugendarbeit und beweist, wie ernst man
wünscht sich Jonas Schmidt Mittel, in den Clubs auch
Jugendliche hier nimmt, bemerkt Schmidt. Wie sinnvoll
Internet anbieten zu können, und die Möglichkeit, auch
das ist, erwies sich zum Beispiel, als sich Jugendgruppen
nach dem Abitur als Student weiterzumachen. Eine
in der Stadt bekriegten. Da haben die beiden Pädagogen
seiner Freundinnen ist durch die Arbeit motiviert worden,
einen runden Tisch zum Thema Gewalt organisiert und
Sozialwissenschaften zu studieren, berichtet er, um so-
gemeinsam mit dem Dekan, Pfarrern, Schulleitern und
gleich zu betonen: »Ich dagegen sehe das Engagement im
dem Bürgermeister überlegt, wie sich die Situation in
Club mehr als ausgleichenden Kontrapunkt.«
I
Offene Jugendarbeit in der Großgemeinde Niddatal
Wir bieten Heimat und Lebenspraxis
GERLINDE JALLOW
und
EDWIN PFUHL
leiten die
Gibt es Probleme mit Jugendlichen, die Illegales tun?
offene Jugendarbeit der Großgemeinde Niddatal mit
JALLOW:
örtlichen Clubs in den Ortsteilen Assenheim, Bönstadt,
zu reagieren. So haben wir auch einen Graffiti-Workshop
Ilbenstadt und Kaichen, die jeweils an einem Abend pro
organisiert, als erste Schmierereien im Ort bekannt
Woche geöffnet sind.
wurden. Dazu kam ein Künstler und es gab Möglichkeiten
»Es ist unser Konzept, auf Probleme frühzeitig
zum legalen Sprayen.«
Wie unterscheiden Sie sich von klassischer GemeindeJugendarbeit?
JALLOW:
»Im Gegensatz zu vielen anderen Angeboten
Was ist das typisch Kirchliche an Ihrer Arbeit?
JALLOW:
»Wir predigen nicht, aber vermitteln durch
der evangelischen Jugendarbeit kommen zu uns zahl-
unsere Haltung Werte des Neuen Testaments. Dazu
reiche Hauptschüler. Die hat die Kirche noch immer zu
gehört, die im Blick zu haben, die am Rande stehen.
wenig im Blick.«
Wir sind Anwälte und signalisieren: Wir nehmen euch
ernst. Dass über uns Bilder von Kirche in den Köpfen
Und was bieten Sie Jugendlichen außer den Räumlich-
entstehen, empfinde ich als eine hohe Verantwortung.«
keiten?
PFUHL:
»Heimat und Lebenspraxis. Im Moment sind
Und wie kooperieren Sie mit den Kirchengemeinden?
einige gerade von zu Hause ausgezogen und haben so gut
PFUHL:
wie keinen familiären Rückhalt. Da taucht dann
Konfirmandenunterricht. Ein Großteil der Konfis kommt
beispielsweise die Frage auf, wie man eine Grund-
dann in die Clubs. Das zeigt, wie stark die Identifikation
ausstattung für den eigenen Haushalt erwirbt. Dazu
über Personen läuft. Konfirmanden- und Jugendarbeit
»Zum Beispiel durch gezielte Mitarbeit im
fahren wir mit Jugendlichen auch in Einrichtungshäuser
sollten immer untrennbar miteinander verbunden sein.«
und geben Tipps. Und es geht viel um ›Arbeit‹: Welche
JALLOW:
Jobs gibt es? Wie bewerbe ich mich? Wie beantrage ich
gemeindepädagogische Arbeit, denn Gemeindepädagogen
Grundsicherung?«
bringen eine Qualifikation mit, die der Kompetenz von
JALLOW:
»Da viele Jugendliche nach einem langen
Schultag mit ihrer Tiefkühlpizza bei uns auftauchten,
»Ein Garant dafür ist nicht zuletzt die
Pfarrerinnen und Pfarrern Entscheidendes hinzufügt – und
davon profitieren alle Seiten.«
hat es sich auch etabliert, gemeinsam einzukaufen,
zu kochen und Tipps für eine ausgewogene Ernährung
zu vermitteln. 2005 wurde von der Europäischen Union
ein Projekt mit 5.000 Euro gefördert: Jugendliche
sammelten Rezepte aus der Region und kochten diese
dann gemeinsam mit den Großeltern nach.«
44
I
ÖKUMENE
Partnerschaft: ein Pfarrer aus Tansania in Waldgirmes
Die Botschaft Jesu fröhlich
vermitteln
Der Glaube verbindet die Christen zu einer weltweiten Gemeinschaft. Ein sichtbares
Zeichen dieser geistlichen Einheit ist das Netzwerk der Partnerschaften, das die
evangelischen Kirchen unterhalten. Die EKHN hat 18 Partnerschaften, die jeweils
einzelnen Regionen und Gemeinden zugeordnet sind und im Zentrum Ökumene
koordiniert werden. Das Dekanat Gladenbach ist mit einer Region in Tansania verbunden. Im Rahmen eines Austauschprogramms arbeitet der tansanische Pfarrer
Yoram Karusya seit einigen Monaten in Waldgirmes.
W
aldgirmes ist ein typisches Dorf im
hessischen Hinterland: ein bisschen
Fachwerk, zwei Bäcker, ein Metzger und
eine Kneipe. Die Häuser sind intakt, die
Vorgärten gepf legt und auf den ersten
Blick fällt nichts aus dem Rahmen. Der zweite Blick
offenbart Besonderes: Einer der evangelischen Pfarrer
stammt aus Ostafrika. Yoram Karusya bek49leidet seit
Oktober 2006 eine halbe Stelle in der Gemeinde. Die restliche Zeit kümmert er sich im Dekanat Gladenbach um
das Handlungsfeld Mission und Ökumene. Der 33-jährige
Theologe ist viel unterwegs, spricht mit Kollegen und
Kirchenvorständen und berichtet in den Gemeinden über
die Lage in seiner Heimat. Das tut er äußerst lebendig,
auch wenn ihn die deutsche Grammatik immer wieder
stolpern lässt. Die herzliche und freimütige Art des
tansanischen Pfarrers kommt in Nord-Nassau gut an.
Ganz besonders bei Kindern und Jugendlichen. In Waldgirmes möchten sie ihren »Yoram« weder im Religions-
Jesu durchaus fröhlich vermitteln lässt. Seine Haltung
noch im Konfirmandenunterricht missen. Da ziehen sich
beeindruckt angesichts der aufreibenden Verhältnisse in
die Gesichter schon mal lang, wenn er nicht erscheint.
Tansania umso mehr. Die materielle Not ist dort groß, die
Ortspfarrer Frieder Ackermann hat nie zuvor erlebt, dass
Pfarrer werden oft nur mit Naturalien bezahlt. Manche
Mädchen und Jungs in der Pubertät aus freien Stücken
Pfarrer betreuen 15 Gemeinden im Umkreis von 80 Kilo-
singen. »Karusya packt einfach seine Trommel aus und
metern – ohne Auto und ausgebaute Straßen wohl-
dann geht es los – sogar mehrstimmig.« Doch auch Ältere
gemerkt. Nebenher züchten sie Gemüse, um ihre Existenz
schlägt er in seinen Bann. Bei den Predigten herrscht
zu sichern. In Deutschland sorgt Karusya mit seinen
»unglaubliche Aufmerksamkeit«, seine »Gedanken werden
Berichten für Verblüffung und Nachdenklichkeit. Der
intensiv wahrgenommen«.
Pfarrer seinerseits war überrascht zu sehen, wie hier der
Mit dem Exotenbonus ist Karusyas Anziehungskraft nur teilweise zu erklären. Die Authentizität des
»Wohlstand den Glauben erschwert«. »Die Menschen
haben alles, was sie brauchen, denken aber immer, sie
jungen Theologen wiegt schwerer. Er lebt vor, dass Glauben
auch Vergnügen bereiten kann und sich die Botschaft
Weiter auf Seite 46
45
sind zahlreich, ob von privat oder von kirchlichen Gruppen.
Nach der Geburt von Töchterchen Liam standen gar
sieben Patentanten und -onkel Schlange. Karusya und
seine Frau Judith haben sich mittlerweile mit deutschem
Essen und der Witterung arrangiert. Überdies sind sie mit
allerlei Gepf logenheiten vertraut. Das erste Osterfest in
Waldgirmes etwa wird Karusya nicht vergessen. Als man
Fortsetzung von Seite 45
ihn bei strömendem Regen in den Garten schickte, um
bunte Eier zu suchen, hielt er das zunächst für einen
hätten nicht genug.« Entsprechend heftig redet er ihnen
Scherz. Derartige Bräuche waren ihm bis dato nicht
ins Gewissen. Mitunter drückt Ackermann dabei ein
geläufig. In diesem Jahr hat er nicht nur Eier gesucht,
wenig auf die Bremse. Er weiß, wie empfindlich manche
sondern sich auch an der regionalen Tradition des Oster-
Leute darauf reagieren. Bislang sind ihm über Karusya
eierwerfens beteiligt. Bei Migranten spräche man von
aber nur beifällige Stimmen zu Ohren gekommen.
gelungener Integration. Yoram und Judith sind hier
Dass man den Pfarrer und seine Familie ins Herz
geschlossen hat, ist nicht zu übersehen. Die Einladungen
zweifellos angekommen, freuen sich aber auch auf die
Reise zurück. Am meisten vermissen sie ihre Familien.
I
Tansania-Arbeitskreis im Dekanat Gladenbach
Den Schwarzen Kontinent im Blick
ELISABETH STANDKE
gehört dem Vorstand des
sind sich die rund 20 Menschen im Arbeitskreis einig.
Außerdem vertritt sie als offizielle Delegierte die EKHN
Natürlich bemühen sie sich um Spenden, halten Vorträge
auf der Regional- und der Welt-Vollversammlung der
und berichten in Gemeindebriefen über die Situation von
Vereinten Evangelischen Mission (VEM). Sie sagt: »Wer
Land und Leuten. Doch richtige Partnerschaft, so der
einmal in Tansania war, fährt immer wieder hin oder nie
Konsens, braucht auch Gesichter. Am besten solche, die
mehr.« Sie hat sich für Ersteres entschieden. Seit sie dort
nicht nach einem 14-Tage-Besuch wieder verschwinden.
Anfang der 90er-Jahre ein Bildungsprojekt besuchte,
Pfarrer Ackermann war deshalb hartnäckig und hat sich
lässt sie das Land nicht mehr los. Die Offenheit der
durch Formularberge gewühlt. Er konnte die EKHN und
Menschen, ihre Armut, die Tabuisierung von Aids und
die VEM überzeugen, den Aufenthalt von Yoram Karusya
Klassen mit 120 Schülern stachelten den Unternehmungs-
zu finanzieren. Im Rahmen des Süd-Nord-Austauschs
geist der Schulleiterin an. Zurück in Deutschland baute
verbringt der Theologe nun insgesamt fünf Jahre in Nord-
sie in enger Kooperation mit der VEM im Dekanat Gladen-
Nassau. Die lange Anwesenheit eines außereuropäischen
bach den Tansania-Arbeitskreis auf. Der existiert
Christen ist im Dekanat eine Premiere und sorgt für mehr
mittlerweile 15 Jahre und hat Afrika bei vielen Menschen
Weltoffenheit und Interesse.
stärker ins Blickfeld gerückt. Nach 15 Jahren hat die
Das ist ganz im Sinne des Arbeitskreises, der auch
62-jährige Standke nun die Leitung an Pfarrer Frieder
Menschen zum Helfen anregen will. In Tansania muss
Ackermann abgegeben. Der Arbeit bleibt sie im Vorstand
zwar niemand verhungern, doch haben Flüchtlingsströme
treu.
aus Ruanda die soziale Lage verschärft. Die KirchenDer Arbeitskreis hat die Partnerschaft mit der
gemeinden sind oft die einzigen Anlaufstellen für
lutherischen Kirche in Tansania ein gutes Stück voran-
Gesundheitsversorgung oder Bildung. Deshalb f ließen
gebracht – vor allem in der Diözese Karagwe. Zum festen
die gesammelten Gelder nicht mehr direkt von Gemeinde
Programm entwickelte sich der Austausch von jungen
zu Gemeinde, sondern in Fonds, und werden über die
Menschen. Finanziert vom Dekanat und der EKHN, haben
VEM vor Ort gezielt an soziale Projekte verteilt. Da die
deutsche Jugendliche in Tansania zum Beispiel das
lutherische Kirche in Tansania boomt, aber viel zu wenig
Gebäude für eine Maismühle gebaut. Im Gegenzug lernen
Pfarrer hat, ermöglicht einer der Fonds auch Theologie-
ihre tansanischen Altersgenossen hessische Gemeinden
studiengänge. Das Fondssystem schützt nach Standkes
und Jugendkreise oder die Europaschule in Gladenbach
Einschätzung davor, »dass einige viel und andere so gut
kennen. Das Engagement für Tansania will Standke
wie nichts erhalten«.
nicht als Patenschaft nach dem Motto: »Ihr seid arm, wir
46
schicken euch Geld«, verstanden wissen. In diesem Punkt
Tansania-Arbeitskreises im Dekanat Gladenbach an.
I
ÖKUMENE
Zentrum Ökumene in der EKHN
Partnerschaft
auf Augenhöhe
DR. HELGA RAU
ist Beauftrage für die Partnerschaften
in Afrika. Mit Sitz im Zentrum Ökumene berät die
Ernährungswissenschaftlerin Partnerschaftsgruppen.
Dabei nimmt sie Veränderungen wahr.
Durch Vermittlung der Vereinten Evangelischen
Mission (VEM) und des Evangelischen Missionswerks Süddeutschland (EMS) – in denen die EKHN Mitglied ist –
werden seit rund zwei Jahrzehnten weltweit Partnerschaften gepf legt. In Afrika unterhält die EKHN zur
Lutherischen Kirche in Tansania, der Presbyterian Church
in Ghana und der Moravian Church in Südafrika enge
Kontakte. Gemeinden und Regionen pf legen die Partnerschaften. Das Zentrum Ökumene der EKHN berät und
begleitet sie dabei. Auf Dekanatsebene haben sich neun
Afrika-Gruppen – darunter der Tansania-Arbeitskreis im
Ökumene in der EKHN
I
I
I
I
I
Partnerschaften in Europa
Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen
Evangelisch-Reformierte Kirche in Polen
Polnischer Ökumenischer Rat
Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder, Tschechien
Waldenserkirche in Italien
Dekanat Gladenbach – etabliert. Durch gesellschaftliche
Entwicklungen verlagern sich zum einen inhaltliche
Schwerpunkte. So richteten zum Beispiel die SüdafrikaGruppen früher ihr Augenmerk auf die Apartheid, heute
auf Themen wie HIV/Aids oder Globalisierung. Zum
anderen ist das Interesse heute seltener dauerhaft,
sondern eher punktuell und themenspezifisch. Vor allem
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
Partnerschaften außerhalb Europas
Dekanate Büdingen, Gießen und Wetterau:
Church of North India, Amritsar Diocese
Dekanate Alsfeld und Vogelsberg:
Church of South India, East Kerala Diocese
Dekanate Grünberg, Hungen und Kirchberg:
Church of South India, Krishna Godavari Diocese
Dekanate Biedenkopf, Gladenbach, Selters und Nassau:
Evangelical Lutheran Church of Tanzania, Karagwe Diocese
Dekanat Herborn:
Evangelical Lutheran Church of Tanzania,
North-West Diocese
Dekanate Bad Marienberg und Dillenburg:
Simalungun Batak Church, Sumatra/Indonesien
Propstei Rheinhessen:
Christian Evangelical Church in Minahasa,
Nordsulawesi/Indonesien
Dekanat Bergstraße:
Moravian Church in Southern Tanzania
Dekanate Darmstadt Stadt und Rheinheim:
Moravian Church in South Afrika
Dekanate der Propstei Rhein-Main:
Presbyterian Church in the Republic of Korea,
Presbyterian Church of Ghana
Dekanate in Frankfurt und Wiesbaden:
United Church of Christ, New York State, USA
Dekanat Runkel:
Presbyterian Church of Ghana
Kirchenleitung der EKHN:
Evangelical Lutheran Church in the Republic of Namibia
Jugendliche legen sich ungern langfristig fest. Durch
neue Projektformen wie Austauschprogramme oder das
Global Youth Village, bei dem sich Jugendliche aus
verschiedenen Ländern für einige Zeit treffen, versucht
das Zentrum Ökumene, junge Menschen stärker in die
Partnerschaftsarbeit einzubinden. Insgesamt wünscht
sich Ökumeneexpertin Rau, dass die spezifischen Fähigkeiten und Möglichkeiten in den Partnerländern mehr ins
Bewusstsein rücken. Dadurch werden Partnerschaften
möglich, in denen sich beide Seiten auf Augenhöhe
begegnen. Partnerkirchen in anderen Kontinenten
haben – auch wenn sie über geringe finanzielle Mittel
verfügen – Kompetenzen, die für die EKHN von großem
Interesse sind. So weiß Rau zum Beispiel, dass es beim
Verhältnis zwischen Christen und Muslimen in Afrika
»äußerst kompetente Ansprechpartner gibt, die uns etwas
zu sagen haben«.
I
Zentrum Ökumene
Praunheimer Landstraße 206 · 60488 Frankfurt
Telefon (069) 97651811
E-Mail [email protected] · www.zentrum-oekumene-ekhn.de
47
Interreligiöser Dialog: Erfahrungen in den Dekanaten Grünberg, Hungen und Kirchberg
Im Libanon
für das Gießener Land lernen
Seit 2005 schickt die EKHN Pfarrerinnen und Pfarrer zu einem Studienaufenthalt
nach Beirut, der multikulturellen und multireligiösen Hauptstadt des Libanon.
Dort vertiefen sie Kenntnisse im interkulturellen und interreligiösen Dialog.
Diese Erfahrungen fließen in die Arbeit der EKHN ein, zum Beispiel bei Bernd Apel,
dem Ökumenereferenten in den Dekanaten Grünberg, Kirchberg und Hungen,
bei Dietmar Burkhardt, dem Kommunikationsfachmann in der Kirchenverwaltung,
und bei Gemeindepfarrer Bernd Ringleb in Kubach und Hirschhausen.
seit fünf Jahren Inhaber der Profilstelle Ökumene in den
Dekanaten Grünberg, Kirchberg und Hungen. Er sitzt
der Christlich-Islamischen Gesellschaft in Gießen vor,
engagiert sich im jüdisch-christlich-muslimischen
Projekt »Weißt du, wer ich bin?« sowie in der Partnerschaft mit der Diözese Krishna Godavari in Indien.
Ihm liegt es am Herzen, dass man Ökumene als
»aktuelle Herausforderung« erkennt und nicht nur ab
und an als »exotisches Thema« präsentiert. Heute sollte
»jeder Pfarrer ein Verhältnis zu anderen Religionen
N
ach seinem dreimonatigen Studienaufenthalt
haben«. Zudem bedeutet Christ-Sein hierzulande längst
im Libanon würde Pfarrer Bernd Apel am
nicht mehr ausnahmslos, weiß und deutsch zu sein. Da-
liebsten verkünden: »Es geht nur noch
für möchte Apel als »Scharnier zwischen den Gemeinden
ökumenisch.« In dem von religiöser und
und dem Zentrum Ökumene der EKHN«, das auch den
kultureller Vielfalt geprägten Land mit
Studienaufenthalt im Beirut organisiert, die Menschen
vier Millionen Einwohnern und doppelt so vielen im
in den Dekanaten hellhöriger machen. Das tut er auf Ver-
Exil konnte er hautnah erleben, wie »normal es ist,
anstaltungen und mit Vorträgen – oder ganz niedrig-
verschieden zu sein«. Das Land ist mit seinen über
schwellig mit einem »Kalender der Religionen«. In ihm
20 Religionen und Konfessionen sowie vielfältigen
sind nicht nur Ostern und Maria Himmelfahrt vermerkt
kulturellen Einf lüssen ein interessantes Lernfeld für den
und erklärt, sondern auch das Ashura-Fest der Schiiten
interkulturellen Dialog: vor allem in Beirut, wo Orient
und Aleviten oder das tibetische Neujahrsfest Losar.
und Okzident aufeinandertreffen. Christen und Muslime
48
Apel hat in seinem Umfeld einiges angestoßen
wohnen hier seit 1.400 Jahren in enger Nachbarschaft.
und bereits Früchte wie den Rat der Religionen ernten
Auf den Straßen sind verschleierte Frauen ebenso selbst-
können. 2006 gegründet, ist er im Großraum Gießen das
verständlich wie Mädchen mit bauchfreien Tops. Die
erste Forum, in dem sich 13 Gemeinden aus sechs ver-
Stadt bleibt dem Theologen als Sinnbild für »Globalisierung
schiedenen Glaubensrichtungen auf Augenhöhe begegnen.
pur« in Erinnerung. Die einzelnen Gruppen grenzen sich
Der Rat übt den Dialog und fungiert als Ansprechpartner
zwar voneinander ab. Doch zollen sie sich in der Regel
für die Öffentlichkeit – unter anderem bei Konf likten
gegenseitig Achtung und Respekt. Apels Einschätzung
um geplante Moscheen. In diesem Sommer waren die
nach funktionieren dort viele Dinge, an denen in
Gemeinden auf dem Stadtfest zum ersten Mal mit einem
Deutschland seit Jahrzehnten mühsam gebastelt wird.
gemeinsamen Stand präsent. Alles in allem versteht sich
»Leben ist dort immer Kompromiss.« Seit seiner Reise
Apel als Brückenbauer zwischen Konfessionen, Religionen
nimmt sich der Pfarrer als ein bisschen toleranter wahr,
und Kulturen. Ihm geht es dabei um »Beziehungen zu
obwohl er sich schon seit langem in Toleranz übt. Apel ist
Menschen und nicht zu Religionssystemen«.
I
ÖKUMENE
Interreligiöser Dialog in Kubach und Hirschhausen/Taunus
Mehr Verständnis
Drei Monate lang protokollierte
PFARRER ROLF RINGLEB
registriert er seit dem Studienaufenthalt eine »größere
via Internet seinen Studienaufenthalt im Libanon. Von
Sorgfalt im Umgang mit dem Islam«. Ihm wurde bewusst,
der großen Resonanz auf sein virtuelles Tagebuch war er
»wie viele Halbwahrheiten existieren«. Positiv wirkt sich
ziemlich überrascht. Nach der Rückkehr stieg das Inter-
die Horizonterweiterung auch auf seinen Unterricht an
esse weiter an. Nicht nur Gemeindemitglieder wollten
der Weilburger Berufsschule aus. In den Klassen sitzt
mehr über seine Erfahrungen im Land der Zedern wissen.
ein hoher Anteil muslimischer Schüler, denen er mehr
Mittlerweile hat Ringleb etliche Vorträge gehalten,
Verständnis entgegenbringen kann. Im Gegenzug ge-
Fotos gezeigt und Gespräche geführt. In Kubach und
nießt der Pfarrer größeres Vertrauen – zumal er auch
Hirschhausen ist jetzt das Bild vom Islam um einiges
muslimische Jugendliche seelsorglich begleitet. Ringleb
differenzierter. In den Gemeinden sind viele sensibilisiert
ist weit davon entfernt, sich neuerdings als »Islamfach-
und suchen den Kontakt zu den Muslimen in ihrer Um-
mann« zu begreifen. »Ich habe lediglich ein Fragment
gebung. So gab es erstmals ein interkulturelles Fest
der Religion kennengelernt, das im Libanon verbreitet
sowie Begegnungen, die Ringleb als »Treffen auf niederen
ist.« Die Reise hat ihm dennoch vor Augen geführt: »Wir
Ebenen« beschreibt. Christinnen und Muslima tauschten
sind zum Dialog verurteilt, jenseits bleibt nur Gewalt.«
sich dabei aus. Beliebte Fragen waren »Wie kochst du?«
Die vor Ort gewonnenen Eindrücke und Einsichten gibt
und »Wie glaubst du?«. Die Gemeinden wollen außer-
Ringleb daher auch außerhalb der Gemeindegrenzen
dem das Gespräch mit dem türkischen Kulturverein
weiter. An der Weilburger Volkshochschule etwa, auf der
im nahe gelegenen Weilburg intensivieren und einen
Dekanatssynode und unter den Pfarrerinnen und Pfarrern
interkulturellen Arbeitskreis auf die Beine stellen. Es
im Dekanat.
I
sind nur kleine Schritte, die sich in der ländlichen
Region realisieren lassen. Für große Sprünge fehlen den
Gemeinden sowohl Personal als auch Mittel. In Kubach
werden 900, in Hirschhausen 500 Mitglieder gezählt.
Aufwind könnte die Dialogarbeit bald durch einen ortsansässigen Theologiestudenten erfahren. Den haben die
Berichte des Pfarrers so beeindruckt, dass er zwei
Auslandssemester im Mittleren Osten plant. In dem Vorhaben kann ihn Ringleb nur bestärken. Bei sich selbst
49
Runder Tisch Islam für Journalisten in der EKHN
Einfach ergriffener
PFARRER DIETMAR BURKHARDT
kümmert sich eigent-
Evangelischen Pressedienst epd, die Katholische Nach-
lich um die interne Kommunikation in der EKHN. Der
richtenagentur kna, die Evangelische Sonntagszeitung,
Aufenthalt im Libanon hat den Fachreferenten in der
ZDF, HR, Hüriyett, Milliyet, Samman-Gruppe (Fernseh-
Kirchenverwaltung nicht nur persönlich geistlich be-
und Radiostation für Europa, Offenbach), Sabah und
reichert, sondern auch zu einem neuen journalistischen
Tyrkie. Die Beteiligten lernen am runden Tisch die
Projekt geführt.
Positionen ihrer religiös oder säkular orientierten
Kolleginnen und Kollegen kennen und bemühen sich um
Warum haben Sie sich für das Programm im Jahr 2005
größere Objektivität. Vermittelt werden deutsche Gast-
angemeldet?
kommentare in türkischen Zeitungen oder umgekehrt.
BURKHARDT:
»Mich hat die religiöse Vielfalt des Nahen
In der EKHN hat der runde Tisch bewirkt, dass nun auch
Ostens interessiert. Insbesondere den Islam wollte ich
türkische und marokkanische Zeitungen die Presse-
aus erster Hand kennenlernen. Man kann nur verstehen,
mitteilungen der EKHN erhalten. Der bundesweit einmalige
was man kennt und am besten selbst erlebt hat.«
Vorstoß weckte mittlerweile auch in Berlin Interesse. Das
Konzept will man dort bald übernehmen. Daneben bin ich
Mitglied im Nahost-Forum der EKHN. Persönlich freue ich
Hat der Aufenthalt Sie persönlich verändert?
BURKHARDT:
mich über einen viel unverkrampfteren Kontakt zu meinen
»Ich bin mit einer westlich geprägten
Theologie hingefahren und mit einem östlich geweiteten
muslimischen Nachbarn.«
Blick zurückgekommen. Ein Beispiel: Das Gottesverhältnis
drückt sich im westlichen Glaubensverständnis über-
Runder Tisch Islam für Journalisten
Dietmar Burkhardt · Stabsbereich Öffentlichkeitsarbeit
Paulusplatz 1 · 64285 Darmstadt · Telefon (06151) 405-286
E-Mail [email protected]
wiegend horizontal, also im Miteinander, aus. In der
Frömmigkeit der östlichen Christen steht der vertikale
Aspekt, also der direkte Draht zu Gott, im Vordergrund.
Man ist da einfach ergriffener, vielleicht weil die biblischen Stätten hautnah sind. Ich habe jetzt eine stärkere
persönliche Bindung zu Gott.«
Und der Islam?
BURKHARDT:
»Besser als vorher habe ich verstanden:
Der Islam ist eine Religion mit vielen unterschiedlichen
Traditionen und entsprechend differenziert muss er gesehen werden.«
Ökumene in der EKHN
Was machen Sie mit Ihren Erfahrungen hier?
BURKHARDT:
»Wie die anderen Kollegen des Programms
auch werde ich als Experte für Vorträge und Beratungen
angefragt. Als Grenzgänger zwischen Kirche und Medien
spreche ich Multiplikatoren in Zeitungen und Sendern an.
Zusammen mit dem Zentrum Ökumene, dem katholischen
Haus am Dom in Frankfurt und der Quandt-Stiftung habe
I
I
I
I
I
I
I
Die EKHN fördert
die Aktion »Brot für die Welt«
die Katastrophenhilfe des Diakonischen Werkes der EKD
die Aktion »Hoffnung für Osteuropa«
den Evangelischen Entwicklungsdienst (EED)
die Aktion »Kirchen helfen Kirchen«
die Aktionsgemeinschaft »Dienst für den Frieden« (AGDF)
das Evangelische Missionswerk in Deutschland (EMW)
ich einen runden Tisch für Journalisten initiiert. Daran
nehmen 30 Journalistinnen und Journalisten aus dem
I
Rhein-Main-Gebiet teil. Sie vertreten die FAZ, FR, den
I
I
I
Interreligiöse Taufen und Trauungen
Taufen von Kindern mit muslimischen
und evangelischen Eltern
Trauungen zwischen muslimischen
und evangelischen Paaren
50
I
I
27
23
I
Die EKHN ist Mitglied
im Ökumenischen Rat der Kirchen
in der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK)
in der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa
(GEKE) – Leuenberger Kirchengemeinschaft
in der Union Evangelischer Kirchen (UEK)
in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK)
im Evangelischen Missionswerk in Südwestdeutschland
(EMS)
in der Vereinten Evangelischen Mission (VEM)
I
GESELLSCHAFTLICHE VERANTWORTUNG
Bündnis Familie: Projekt Patente Paten in Mainz und Bingen
Du bist die Hauptperson
Jugendliche in Ausbildung zu bringen, die das alleine nur schwer schaffen, ist das
Ziel des Ingelheimer Dekanatsprojekts Patente Paten. Birgit Bohl-Croseck, Pfarrerin
für gesellschaftliche Verantwortung im Dekanat Ingelheim, hat es initiiert und mit
dem »Lokalen Bündnis für Familie« im Raum Mainz-Bingen vernetzt. Eine Patin und
zwei Paten aus Mainz, Bingen und Ingelheim berichten von ihren Erfahrungen.
E
rst hat sie den gemeinsamen Termin vergessen
Chefin eines Friseursalons lud sie ein. Brief und Projekt
und nun bricht bei der Rückfrage per Telefon
hätten sie so neugierig gemacht, dass sie mehr wissen
das Gespräch mitten im Satz ab: »Bestimmt
wollte, obwohl sie gar keine Auszubildende suchte, ver-
ist der Akku leer.« Irene Alt legt auf und fängt
riet sie der jungen Frau später, die heute bei ihr lernt.
an zu lachen: »Genauso sind sie.« Kurze Zeit
Patin Irene Alt ist ein Energiebündel mit Strubbel-
später meldet sich ihr ehemaliges Projektpatenkind
frisur und festem Händedruck. Seit drei Jahren leitet
Ornella Putignano wieder, nun vom Festnetz, entschuldigt
sie als zweite Beigeordnete der Kreisverwaltung Mainz-
sich und erzählt, wie mutlos sie anfangs war. Rund
Bingen den Geschäftsbereich Jugend und Soziales und
100 erfolglose Bewerbungen lagen hinter ihr. Dabei
hat längst gemerkt, dass die Eröffnung eines Jugend-
schwebte ihr nichts Ausgefallenes vor, Friseurin ist ihr
treffs oder die Schirmherrschaft einer Bildungstagung
Traumberuf. »Aber meine Noten waren schlecht«, räumt
ihr weit weniger Renommee einbringen als den männ-
sie ein. Im neuen Anlauf schrieb sie dann zusammen mit
lichen Kollegen der Bau einer neuen Schule oder Straße.
Irene Alt alle Friseure im Umkreis von 30 Kilometern an.
Mit Begleitbrief der Patin und einem Flyer des Projekts.
Schon ein paar Tage später klingelte das Telefon und die
Weiter auf Seite 52
51
teiligte sich an der Gründung des Lokalen Bündnisses
für Familie. Als sie in diesem Rahmen Pfarrerin Birgit
Bohl-Croseck traf, die ihr die Patenschaftsidee erläuterte,
hatte das Bündnis sein erstes Projekt und das Projekt
seine erste ehrenamtliche Patin.
Von der Hausfrau über den Chemiker oder die
Politikerin bis zum Gärtner versammelt der Patenpool
heute eine Fülle von Menschen samt ihren Erfahrungen.
So findet jeder Jugendliche seinen Ansprechpartner. Wer
sich für Gartenbau interessiert, kann etwa Jörg Gundert
Fortsetzung von Seite 51
ansprechen. Der schmale Enddreißiger führt das Gärtnerteam der Firma Boehringer, die auch im Lokalen Bündnis
Für die zweifache Mutter und Großmutter mit den hellen,
vertreten ist. Drei Jungen hat er bisher betreut, zwei
wachen Augen ist das kein Grund zum Jammern. – Im
haben die Begleitung vorzeitig abgebrochen – bei einem
Gegenteil. Durch die Arbeit an einer politischen Dreh-
bedauert er, ihn nicht mehr gefordert zu haben. Den
scheibe von Kontakten und Gremien findet sie immer
Dritten hat er zu Gärtnereien begleitet und ihn angeregt,
Möglichkeiten, sich für andere einzusetzen. Das sollten
Erfahrungen aus den Vorstellungsgesprächen zu nutzen.
auch andere tun, überlegte sie vor zwei Jahren und be-
Der Junge hatte ein eher bescheidenes Zeugnis und
Engagement für arbeitslose Jugendliche im Dekanat Ingelheim
Eine Chance für Jugendliche ohne Ausbildung
PFARRERIN BIRGIT BOHL-CROSECK
besetzt im
Geht Kirche in einem solchen Bündnis nicht unter?
Dekanat Ingelheim die Fachstelle für gesellschaftliche
BOHL-CROSECK:
Verantwortung. Sie weiß: Wenn ein Jugendlicher arbeits-
dass Kirche vor Ort ist und handelt. Ich werde oft ein-
los ist, dann ist die ganze Familie mitbetroffen. Deshalb
geladen, um von unserem Projekt zu berichten. Daraus
sieht sie das Projekt Patente Paten als festen Bestandteil
hat sich unter anderem ergeben, dass wir mit einer
im Bündnis Familie.
Hauptschule zusammenarbeiten, in der ein Pate regel-
»Im Gegenteil: Es wird hoch geschätzt,
mäßig Sprechstunden anbietet.«
Was bedeutet gesellschaftliche Verantwortung für Sie?
BOHL-CROSECK:
»Es ist die Herausforderung, Kirche
Sind sie stolz auf die Idee?
als gestaltende Kraft sichtbar werden zu lassen. Wir sind
BOHL-CROSECK:
vor allem beim Thema Jugendarbeitslosigkeit gefragt.
Jahr etwa habe ich zusammen mit einer Pfarrerin am
Vor drei Jahren entstand deshalb das Projekt Patente
Buß- und Bettag einen gut besuchten Gottesdienst zum
Paten, in dem wir Jugendliche, die keine Ausbildungsstelle
Thema Jugendarbeitslosigkeit gestaltet. Dabei stellten
finden, durch erfahrene ehrenamtliche Begleiter unter-
wir das Patenschaftsmodell vor. Hinterher boten sich
stützen.«
einige Gemeindemitglieder als Paten an, andere sagten:
»Ich habe viel Freude daran. Letztes
I
›Es ist gut, dass Kirche sich hier einsetzt!‹«
Wie kam es dazu?
BOHL-CROSECK:
»Als Gemeindepfarrerin in Ingelheim
Fach- und Profilstellen
lernte ich Jugendliche kennen, die schon früh die
Erfahrung des Scheiterns machten, und war überzeugt,
dass oft nur die individuelle Betreuung fehlte. Zeitgleich
gründete sich ein Lokales Bündnis für Familie – Brigitte
Bertelmann vom Zentrum Gesellschaftliche Verant-
Fach- und Profilstellen wurden im Rahmen der Dekanatsstrukturreform seit dem Jahr 2000 eingerichtet. Sie geben
den Dekanaten die Möglichkeit, in wichtigen kirchlichen
Handlungsfeldern zusätzliche Impulse zu setzen.
wortung gab mir den Hinweis darauf. Mit den Patenten
Paten initiierte das Dekanat das erste von mittlerweile
acht Projekten im Bündnis und begleitete mehr als
20 Jugendliche bis zur Aufnahme einer Ausbildung.«
52
I
I
I
I
Gesellschaftliche Verantwortung
Ökumene
Bildung
Öffentlichkeitsarbeit
Stellen
16,35
13,5
16,9
24,75
Personen
21
22
28
28
GESELLSCHAFTLICHE VERANTWORTUNG
Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN
Einmischen für die Interessen von Familien
DR. BRIGITTE BERTELMANN
ist Referentin für
Bündnisse für Familie
Ökonomie und Sozialpolitik im Zentrum Gesellschaftliche
Durch ihre Beteiligung an Projekten wie Soziale Stadt,
Verantwortung der EKHN. Sie tritt ein für eine sozial
Mehrgenerationenhäusern und Familienzentren oder
gerechte und ökologisch verträgliche Entwicklung
Bündnissen für Familien übernimmt die evangelische
der Gesellschaft. Auch Familienpolitik ist dabei im
Kirche Mitverantwortung für diese neue Netzwerkarbeit.
evangelischen Blickfeld. Das Zentrum beteiligt sich an
Hier kann sie christliche und sozialethische Qualitäts-
der gesellschaftlichen Debatte darüber und fördert die
kriterien einbringen und für Benachteiligte eintreten.
Bildung regionaler Bündnisse für Familien. Dafür hat sie
Leitsätze entwickelt:
Verantwortung für nachwachsende Generation
Durch diese Kooperation wird die gesellschaftliche
Familien im Wandel
Bedeutung von Familien stärker wahrgenommen und
Wo traditionelle Wertvorstellungen ihre gesellschaftliche
anerkannt, dass sie die Verantwortung für das Heran-
Selbstverständlichkeit verlieren, entsteht für die Lebens-
wachsen einer ausreichend großen, gut ausgebildeten
gestaltung eine Vielfalt von Optionen, deren Folgen
und gesellschaftlich verantwortungsbewussten Generation
kaum abzusehen sind. Das fordert ein zunehmendes
nicht alleine tragen können. Das ist eine gesamtgesell-
Maß an Flexibilität, die Fähigkeit zur Ref lexion von
schaftliche Aufgabe, für die auch Wirtschaft und Politik
Entwicklungen und Entscheidungen sowie zum Aufbau
die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen müssen.
neuer sozialer Netzwerke. Familien dabei zu unterstützen
I
ist eine wichtige kirchliche Aufgabe.
Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung
Albert-SchweitzerStraße 113 – 115
55128 Mainz
Telefon (06131) 28744-0
E-Mail [email protected]
wusste, nach dem Grund befragt, nichts zu sagen. »Ich
habe ihm geraten, offensiv damit umzugehen, zu erklären,
dass er ab jetzt etwas tun wolle, dass Schule und Beruf
zwei paar Stiefel sind.« Kurze Zeit später klappte es mit
der Ausbildungsstelle auf einem Weingut.
Gemeinsam stark
Ebenfalls überlegt und verbindlich, aber dennoch ein
ganz anderer Patentyp ist Joachim Kühn. Der 56-jährige
pensionierte Bundeswehroffizier trifft sich zum Kennenlernen gern »auf neutralem Boden«, im Haus der Kirche.
Ein hagerer, sportlicher Mann, der immer wieder auch
vom »Spaß an der Sache« berichtet, was im Zusammen-
Gemeindeveranstaltungen
hang mit benachteiligten, teils schwierigen Jugend-
zu gesellschaftlichen Themen
lichen zunächst verblüfft. Doch für ihn hat das Pate-Sein
viele Aspekte. So bereichere ihn sein Bemühen, die
I
I
Veranstaltungen
Teilnehmende
1.149
31.266
Jungen unterzubringen, durch eigene neue Erkenntnisse.
Der Freizeitschiedsrichter setzt sich gern mit Jugendlichen auseinander und erlebt dabei immer wieder, dass
War die Stellensuche erfolgreich, freut sich nicht nur
sie sich eher auf seine Vorgaben einlassen als auf die der
das Projektpatenkind, sondern die gesamte Paten-
Eltern. Er ist ein Teamplayer, der den gemeinsamen Erfolg
gemeinschaft. Sie eint eine sehr persönliche Motivation,
schätzt. Das bedeutet jedoch keineswegs, dass er die
die darauf beruht, dass sie selbst oder ihre Kinder gut
Stellensuche selbst übernimmt. Diesen Erfolg sollen die
auf den Lebensweg gekommen sind. Dankbar darüber
Jugendlichen selbst spüren. Gleich zu Anfang stellt er
wollen sie jemandem die Hand reichen, der es weniger
klar: »Du bist jetzt die Hauptperson!« Und erwartet, dass
leicht hat. Einmal im Monat treffen sie sich und teilen
die Betreuten aktiv werden.
Tiefschläge ebenso wie Erfolge – und alle lernen dazu.
I
53
Diakonie: die Tafel in Höhr-Grenzhausen/Westerwald
Essen, wo es hingehört
Angesichts wachsender Not haben sich an vielen Orten Tafeln gebildet, die
gespendete Lebensmittel an Bedürftige verteilen. Dabei engagieren sich zumeist
Ehrenamtliche wie das Ehepaar Ulla Groenewald-Keller und Ingo Keller.
Doch auch solchen Projekten tut der professionelle Hintergrund eines regionalen
Diakonischen Werkes gut. Im Westerwald leitet es Wilfried Kehr.
legt offen: Unsere Gesellschaft ist zu reich und zu arm,
auch in den überschaubaren Ortschaften des Westerwaldkreises. Zwar gibt es hier nur fünf Prozent Arbeitslose,
trotzdem 5.000 Bedarfsgemeinschaften, wie es im
modernen Sozialdeutsch heißt, die etwa 10.000 Menschen
betreffen: Alte wie auch Junge, Alleinerziehende, Obdachlose, Geringverdiener, Arbeitssuchende und Kriegerwitwen.
Der Tafelleitspruch »Essen, wo es hingehört« hat
deutschlandweit eine Bürgerbewegung in Gang gesetzt.
Ulla Groenewald-Keller, 48, und ihr Ehemann Ingo Keller,
46, sind so etwas wie Säulen im Westerwälder Tafel-Aufbau.
D
ie heilige Elisabeth von Thüringen, die
Im September 2005 wurde die Westerwaldkreis Tafel
Patronin von Thüringen und Hessen, öffnete
gegründet. Unter der Regie des regionalen Diakonischen
die prallen landgräflichen Kornkammern,
Werkes arbeiten Kirchengemeinden, evangelische wie
öffnete Herz und Hand und verteilte Brot an
katholische, die Orte und Verbände zusammen mit Wirt-
die Armen. »Zu viele Lebensmittel und zu
schaftsunternehmen, den Lebensmittelspendern sowie
viele arme Leute. Zu viel für die Mülltonne. Wir müssen
rund 300 Ehrenamtlichen. Die Tafel hat sieben Ausgabe-
die Geschäfte von ihrem Überf luss befreien, den die
stellen in Bad Marienberg, Rennerod, Hachenburg,
Kundschaft ohnehin nicht mehr nehmen würde«, sagen
Herschbach bei Selters, in Höhr-Grenzhausen, Montabaur
Ulla Groenewald-Keller und Ingo Keller. Die Tafelarbeit
und in Westerburg für derzeit 2.200 Tafelkunden.
Ulla Groenewald-Keller ist Grundschullehrerin,
Ingo Keller leitet eine wissenschaftliche Bibliothek in
Remagen. Beide widmen durchschnittlich je drei bis vier
Stunden in der Woche der Tafel. Er sei also eigentlich
»Schreibtischtäter«, meint Ingo Keller, aber hier packt
er alle Arbeit an, die zu tun ist. Da stehen Mülltonnen
oder Kartonagen vor der Tür, die müssen geleert und
weggefahren werden. Die Lebensmittel werden von den
Spendern abgeholt, sortiert, eingeräumt, gekühlt –
und ausgegeben. Zwar sind die meisten Ehrenamtlichen
Frauen, aber auch Männer sind gefragt. Der wöchentliche Zeitaufwand ist im Terminkalender eingeplant
wie auch ihre Arbeit im Kirchenvorstand, erläutert Ulla
Groenewald-Keller.
Weiter auf Seite 56
54
GESELLSCHAFTLICHE VERANTWORTUNG
Regionales Diakonisches Werk
im Westerwaldkreis
Wir können handeln
Regionales Diakonisches Werk im Westerwaldkreis
Hauptamtliche
Ehrenamtliche
Zentrale: Westerburg
Außenstellen: Montabaur, Hachenburg,
Höhr-Grenzhausen
47
330
Für den Leiter des regionalen Diakonischen Werkes im
»Unsere diakonische Mitarbeiterschaft soll stärker den
Westerwaldkreis,
christlichen Glauben bedenken, bekennen und aussagen
WILFRIED KEHR,
ist die Diakonie
dann gesund, wenn Haupt- und Ehrenamt kombiniert
können.« Damit erfasst Kehr ein gemeinsames Kern-
bezogen werden, wenn Engagement und fachliches
thema von Kirche und Diakonie.
Können sich verbinden wie Kirche und Diakonie.
Wilfried Kehr stammt von einem Bauernhof an
Im Westerwald, wo einst in Westerburg der erste
Kindergarten in Nassau gegründet wurde, ist nicht
der Bergstraße, aber er kennt den Westerwald gut. Nach
nur die Tafelarbeit neu. In Höhr begleitet aufsuchende
seinem Studium der Sozialpädagogik an der Evangelischen
Sozialarbeit 180 Jugendliche. Hier ist fast die Hälfte
Fachhochschule Darmstadt war Kehr bereits jahrelang
der Bevölkerung ausländischer Herkunft: Die Keramik-
für die Aussiedlerberatung im Westerwald zuständig.
industrie des Kannenbäckerlands hat es nötig und
Seit 2005 leitet er nun das regionale Diakonische Werk
möglich gemacht. Eine neue Adresse ist auch der Markt-
in Westerburg, das 47 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
platz 8 – Geschenke und mehr in Westerburg. Dort ver-
beschäftigt. Mit Ehefrau und drei Töchtern wohnt Kehr
kaufen psychisch behinderte Menschen die Produkte
in Gemünden. Dort ist er auch Kirchenvorsteher und
ihrer Tagesstätte. Weitere Arbeitsgebiete des regionalen
Prädikant.
Diakonischen Werkes sind Suchtkrankenhilfe, psycho-
Man wird nicht nur geprägt, man muss sich auch
logische Beratung, Beratungsdienste für Schuldner,
prägen lassen. Kehr hat viel gelernt in der Fortbildungs-
Schwangere und Migranten, Integrationsfachdienst,
reihe Kirche und Diakonie des Diakonischen Werkes in
Westerwaldkreis Tafel, Tagesstätte, Betreutes Wohnen
Hessen und Nassau, die Pfarrer, Sozialarbeiter und
sowie Kontakt- und Informationsstelle für psychisch
Ehrenamtliche in Tuchfühlung und Gespräch miteinander
Kranke und Angehörige.
gebracht hatte. Bei seiner Rückkehr nach Westerburg
Regionales Diakonisches
Werk im Westerwaldkreis
Hergenrother Straße 2a
56457 Westerburg
Telefon (02663) 94300
E-Mail [email protected]
Das regionale Diakonische Werk Westerburg
kam Kehr zugute, dass er dort wie auch in Gemünden
arbeitet im Gebiet der Dekanate Bad Marienberg und
viele Menschen kennt. Er will das regionale Diakonische
Selters mit 61.700 Christen in 34 Kirchengemeinden, das
Werk noch stärker verbinden mit den Kirchengemeinden.
fast deckungsgleich mit dem Westerwaldkreis und seinen
Für ihn ist die Diakonie gesund, wenn sich Haupt- und
203.000 Einwohnern ist.
I
Ehrenamt ergänzen. Wenn Kehr das sagt, dann ist nicht
dahergeredet, sondern hat Hand und Fuß. Gerade die
umfangreiche Westerwälder Tafelarbeit zeigt für ihn,
dass es ohne das fachliche Können der Hauptamtlichen
gar nicht geht. Und Ehrenamtliche soll man nicht einsetzen in der Hoffnung, dass dadurch die Diakonie
billiger wird. Die Anforderungen und Erwartungen an die
Diakonie werden keinesfalls weniger. Kehr ist überzeugt:
Wir können handeln. Gerade die Tafelarbeit zeigt die
Früchte einer bodenständigen Gemeindediakonie. Er
lässt sich erinnern an ein Wort des Marburger Theologen
Ernst Christian Achelis vor rund 120 Jahren: Wie macht
man aus einer Ansammlung von Christenmenschen eine
Gemeinde? – Durch Diakonie.
55
Fortsetzung von Seite 54
Die Tafel erfordert nicht nur Zeit, sondern auch Bereitschaft zur Teamarbeit und die beginnt schon bei der
Planung. Wer holt wann und wie und welche Lebensmittel
ab, wer versorgt, wer teilt aus? Groenewald-Keller erzählt
von der große Bereitschaft zur Mitarbeit. Das Ehrenamt
blüht, wenn es um etwas geht. Es ist durchaus möglich,
in Höhr-Grenzhausen 40 bis 50 Ehrenamtliche zusammenzutrommeln. Man sieht, was beim Einsatz herauskommt,
die Arbeit hat unmittelbaren Erfolg, man freut sich an
der Gemeinschaft. Allein in Höhr-Grenzhausen werden
pro Woche 110 Haushalte versorgt mit insgesamt 300
bis 400 Familienmitgliedern. Die verblüffte Frage, ob
es dann für alle reichte, ist klar zu beantworten: Ja, alle
Empfänger mit dem Tafelkundenausweis können vielseitig versorgt werden.
Es ist nicht nur eine Bürgerbewegung wie im
Lehrbuch sondern auch eine vorbildliche praktische
Ökumene: Evangelische und katholische Kirchengemeinden, Johanniter und die Caritas, Bürgermeister
und Kommunalpolitiker aller Parteien wirken zusammen.
Es ist wie ein getäfeltes Pfingstwunder. Wird nicht auch
56
GESELLSCHAFTLICHE VERANTWORTUNG
Diakonisches Werk in Hessen und Nassau (DWHN)
Für Barmherzigkeit und Gerechtigkeit
Das DWHN in Zahlen:
195 Rechtsträger mit
370 Einrichtungen und
21.134 Betten/Plätzen
14 Vereine für Jugend- und Erwachsenenhilfe/Betreuungsvereine
48 Dekanate der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau
257 Mitglieder des DWHN mit insgesamt rund
15.500 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
[Arbeitsbereiche]
Krankenhilfe
Jugendhilfe
Familienhilfe
Altenhilfe
Behindertenhilfe
Hilfen für Personen
in besonderen sozialen
Situationen
Ausbildung
Sonstige Einrichtungen
Gesamt
[Zahl]
15
38
35
27
5
1
26
85
30
10
24
14
6
10
4
10
7
6
1
8
362
56
[Einrichtungen]
Krankenhäuser
stationäre Einrichtungen
teilstationäre Einrichtungen
Beratungsstellen sowie ambulante Dienste
stationäre Einrichtungen
Tageseinrichtung
Beratungsstellen sowie ambulante Dienste
vollstationäre Einrichtungen inklusive Kurzzeitpflege
Betreutes Wohnen für Senioren und Altenwohnungen
Tages- und Nachtpflegeeinrichtungen
stationäre Einrichtungen
Tageseinrichtungen
Beratungsstellen sowie ambulante Dienste
stationäre Einrichtungen
Tageseinrichtungen
Beratungsstellen sowie ambulante Dienste
Ausbildungsstätten
stationäre Einrichtungen
Tageseinrichtung
weitere Einrichtungen und Dienste
[Betten/Plätze]
3.007
1.183
1.334
93
498
95
7.734
1.395
157
2.123
1.934
244
289
20
Diakonisches Werk
in Hessen und Nassau
Ederstraße 12
60486 Frankfurt
Telefon (069) 7947-0
E-Mail [email protected]
552
322
75
28
21.134
Diakoniestationen sind dem DWHN nach
§ 13 Abs. 1 Satz 2 des Diakoniegesetzes angeschlossen.
tätigkeit des 19. Jahrhunderts mache die Armen wieder
einmal zu Almosenempfängern und die Helfer und Hilfsorganisationen, ob nun gewollt oder ungewollt, zu
Komplizen derer, die sich und den Reichen ein gutes
Gewissen verschafften. Sie rechtfertigten angeblich den
durch die Ausbeutung vieler Menschen angehäuften
Reichtum der wenigen, der doch allen gehöre. Niemand
hier in Höhr-Grenzhausen denkt allerdings daran, den
Tisch- und Tafeldienst als Gewissensläuterung zu missbrauchen, und jeder Mann und jede Frau wissen, dass
der Blick über die Tafel hinaus auf eine gerechte und
menschenwürdige Gesellschaft zu gehen hat. Aber das
dem Wortsinn der »Diakonie« Ehre erwiesen? Diakonie –
eine zu tun, heißt nicht, das andere zu lassen. Wie
das meint doch in der christlichen Urgemeinde den Tisch-
überall findet man auch im Westerwald eine verdeckte
dienst, den Tafeldienst füreinander. Jeder sechste der
und versteckte Armut, die Bedürftige daran hindert, die
Ehrenamtlichen ist – im Unterschied zu anderen Tafeln –
Hemmschwelle zur Tafel zu überschreiten.
zugleich Kunde. Das ist im Westerwald gewünscht,
Erst dann, so versichern Ulla Groenewald-Keller
betont das Ehepaar Ulla Groenewald-Keller und Ingo
und Ingo Keller, wäre die Diakonie-Tafel fragwürdig,
Keller, weil es gut ist, gemeinsam füreinander zu sorgen.
wenn bei allem Aufwand der Hilfe suchende Mensch nicht
Diese Gemeinsamkeit bewahrt davor, gegenüber den
mehr interessierte. Denn der lebt, wie man weiß, nicht
Empfängern überheblich zu werden.
vom Brot allein, sondern von jedem guten Wort und dem
Freilich öffnet die Tafelarbeit auch weite Tore für
Kritik. Manche sagen: Die Rückkehr zur privaten Wohl-
Geist, der ihn umgibt. Damit erscheint wieder die heilige
Elisabeth.
I
57
Gleichstellung: Beauftragte in Wiesbaden
Bagger oder Barbie
Als Gleichstellungsbeauftragte des Dekanats Wiesbaden befasst sich Marianne
Zimmermann mit Geschlechterrollen – und mit Klischees. Den noch relativ
jungen Arbeitsbereich Gleichstellung koordinieren für die EKHN Maren Cirkel und
Andreas Schwöbel in der Stabsstelle Gleichstellung.
Manche denken: Da kommt jetzt so eine
Alice Schwarzer.« – Marianne Zimmermann lacht und macht schnell deutlich,
dass ihr Verbissenheit nicht liegt.
»Ich brauche viel Humor – gerade um
Ängste zu nehmen.« Sicher, sagt sie nachdenklich, bei
ihrer Arbeit gehe es auch um Konf likte oder sexuelle
Belästigung am Arbeitsplatz: »Schwerpunkt ist jedoch,
für die Geschlechterthematik zu sensibilisieren, die
sich wie ein roter Faden durch alle kirchlichen Arbeitsbereiche zieht.«
Lebenssituationen im Blick
»Gender Mainstreaming« lautet das Fachwort. Viele
halten es fälschlicherweise für ein neues Instrument der
Frauenförderung, hat die Sozialpädagogin festgestellt,
die mit ihrem halben Stellenanteil als GleichstellungsGender Mainstreaming
beauftragte für rund 1.000 Mitarbeitende zuständig ist.
Dabei geht es darum, die unterschiedlichen Lebens-
Gender bezeichnet in der englischen Sprache das sozial
situationen von Frauen und Männern zu betrachten und
geprägte Geschlecht im Gegensatz zum biologischen
ihre Folgen bei einer geplanten Maßnahme zu berück-
(sex). Die Gerechtigkeit der Geschlechter im Blick zu
sichtigen. »Es gibt nirgendwo eine geschlechterneutrale
haben bewirkt, dass die sozial geschaffene Situation von
Wirklichkeit: Sozial und kulturell geprägte Geschlechter-
Frauen und Männern nicht als natürlich gegeben, sondern
rollen sind erlernt und somit veränderbar.« Das Ziel:
als veränderbar erkannt wird.
mehr Qualität und Effizienz in der Zusammenarbeit.
Integration der Gleichstellungsperspektive oder
Gender Mainstreaming bedeutet, bei allen Vorhaben die
Sind Männer Bildungsmuffel?
möglichen Auswirkungen sowie die unterschiedlichen
Die Grundlagen werden früh gelegt, weiß Zimmermann.
Lebenssituationen und Interessen von Frauen und
Deshalb soll Pädagogik stets sensibel sein gegenüber
Männern von vornherein und stets zu berücksichtigen, da
den Geschlechtern. Ein Beispiel: Immer wieder tauchte
es keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt.
in Kindertagesstätten das Problem auf, dass sich Jungs
sehr schwer tun, Bücher zu lesen. Meist wurde dann
Weitere Informationen zu diesem Thema:
www.ekhn.de/gleichstellung
gesagt: Jungs sind eben Bildungsmuffel. Gemeinsam
mit Erzieherinnen ging Zimmermann der Sache auf den
Grund und fand heraus: Die meisten der vorhandenen
Bücher enthalten Themen und Darstellungen, die eher
Mädchen ansprechen. Die Kita schaffte neue Bücher an,
in denen zum Beispiel auch mal ein Mann den Kinder Weiter auf Seite 60
58
GESELLSCHAFTLICHE VERANTWORTUNG
Stabsstelle Gleichstellung in der EKHN
Verbale Aufgeschlossenheit bei gleichzeitiger
Verhaltensstarre
MAREN CIRKEL UND ANDREAS SCHWÖBEL
vom
Stabsbereich Gleichstellung in der Kirchenverwaltung
der EKHN erläutern das Gleichstellungsgesetz und seine
praktischen Konsequenzen.
Was verändert das neue Gleichstellungsgesetz, das die
Kirchensynode Ende 2005 verabschiedete?
CIRKEL:
»Gleichstellung von Frauen und Männern soll
sich als ein Leitprinzip durch alle Aufgabenbereiche und
Entscheidungen ziehen. Eine zentrale Funktion kommt
dabei dem Stabsbereich Gleichstellung zu, den wir in
Form einer Doppelspitze aus Frau und Mann besetzen. Ich
SCHWÖBEL:
bin Juristin, mein Kollege ist Pfarrer. Wir und die Gleich-
anstehenden Kirchenvorstandswahlen: Wir beraten, wie
stellungsbeauftragten in den 14 Regionalverwaltungen
Frauen und Männer gezielt für eine Kandidatur gewonnen
haben uns die Umsetzung von Geschlechtergerechtigkeit
werden können.«
im kirchlichen Leben zur Aufgabe gemacht. Für Frauen
CIRKEL:
und Männer. In einigen kirchlichen Arbeitsfeldern,
entwicklung: für uns eine wichtige Komponente im
beispielsweise in den Kindertagesstätten, wäre ein
Qualitätsentwicklungsprozess in der Kirchenverwaltung.
höherer Anteil männlicher Mitarbeitender wünschenswert.«
Zur Förderung von Frauen in Leitungspositionen fanden
»Ein zweites Beispiel – die im Juni 2009
»Und drittens – die strategische Personal-
bereits drei Mentoring-Projekte statt, zuletzt zusammen
Und wie setzen Sie das konkret um?
SCHWÖBEL:
»Wir begleiten Prozesse und Entscheidungen.
mit der Evangelischen Kirche der Pfalz.«
SCHWÖBEL:
»Die ungleiche Verteilung von Familien-
Dabei bringen wir unsere Zielvorgaben ein, denen zu-
arbeit hat zur Folge, dass Frauen oftmals zögern, Ämter
folge bei allen Entscheidungen die unterschiedlichen
zu übernehmen. Und Männer führen manche Aufgaben
Auswirkungen auf Männer und Frauen berücksichtigt
in der Familie eher im Verborgenen aus, weil sie ihr
werden müssen. Zum Beispiel weisen wir darauf hin, wenn
berufliches Ansehen nicht gerade stärken. Das Gleich-
Gremien neu zu besetzen sind und nahezu ausschließlich
stellungsgesetz beschreibt in vielen Fällen noch nicht
Männer vorgeschlagen werden.«
die Realität, sondern ist lediglich ein Leitbild.«
Können Sie weitere Beispiele nennen?
Gibt es theologische Argumente für Gleichstellung?
CIRKEL:
»Erstens: Das Familienbudget, das die EKHN
SCHWÖBEL:
»Viele. Als Ebenbilder Gottes liegt zwischen
neuerdings eingeführt hat. Mit einem Teil der Personal-
Mann und Frau bewusst keine Hierarchie – entgegen
kosten sollen gezielt familienfreundliche Arbeits-
manchen anderen ›männlichen‹ Interpretationen der
bedingungen geschaffen werden. Dabei wünschen sich
biblischen Schöpfungsgeschichte. Da Gleichwertigkeit
viele Betroffene eher logistische als finanzielle Hilfe.
und Aufeinander-angewiesen-Sein schon in der Bibel
Da das Budget gering ist, engagieren wir uns dabei
entscheidende Aspekte sind, müsste die kirchliche Realität
für innovative Beispielprojekte mit Signalwirkung. Ein
eigentlich schon weiter sein ...«
großes Thema – auch für kirchliche Arbeitgeber – wird
in Zukunft die Vereinbarkeit von beruf licher Tätigkeit
Müsste! Und warum ist das nicht der Fall?
und Betreuung für Kinder und Angehörige sein. Da wird
CIRKEL:
die demografische Entwicklung einigen Druck erzeugen.
Forcierung des Themas in der EKHN als sehr positiv. Aber
Unter dem Titel ›Balance finden‹ haben wir eine Veran-
Kirche ist auch ein Spiegel der Gesellschaft und so gibt
staltung mit erfolgreichen Beispielen (neudeutsch:
es vielfach eine verbale Aufgeschlossenheit bei gleich-
Best Practise) durchgeführt. Kind und Karriere – das
zeitiger Verhaltensstarre. Heute geht es weniger darum,
darf nicht länger ein Privileg für Männer bleiben. In der
gegen sichtbare Benachteiligungen zu kämpfen, sondern
Partnerschaft sollten vermehrt Männer Verantwortung
darum, Errungenschaften zu erhalten und sie alltäglich
für Kinder und Pf lege übernehmen.«
und normal werden zu lassen.«
»Zunächst einmal bewerte ich die starke
I
59
Aufteilung von Leitungsämtern in der EKHN
Funktion
Kirchenpräsident
Stellvertreterin des Kirchenpräsidenten
Pröpstinnen/Pröpste
Kirchenleitung
Präses der Kirchensynode
Kirchensynodalvorstand
Vorsitz synodale Ausschüsse
Mitglieder der Kirchensynode
Jugenddelegierte in der Synode
Leitung der Kirchenverwaltung
Dezernentin/Dezernent
Leitung der Zentren
Dekaninnen/Dekane
Vorsitz der Dekanatssynodalvorstände
Kirchenvorstände
Frauen
–
1
2
5
–
2
2
52
2
1
1
4
9
16
6.239
Männer
1
–
4
3
1
3
10
108
3
–
2
3
38
32
4.944
Stabsbereich Gleichstellung
Maren Cirkel und Andreas Schwöbel
Paulusplatz 1
64285 Darmstadt
Telefon (06151) 405-423 und -434
E-Mail [email protected],
[email protected]
Gezielte Lobbyarbeit
In der kirchlichen Stadtteilarbeit begegnet Zimmermann
Kreise in Gemeinden
I
I
Frauenkreise
Teilnehmende
Männerkreise
Teilnehmende
zahlreichen ausländischen Männern, die nie richtig
1.211
17.858
64
706
Deutsch gelernt haben, weil sie es am Fließband nicht
brauchten. Wenn sie arbeitslos werden, reichen ihre
Sprachkenntnisse nicht, um sich wieder zu bewerben
oder anders zu qualifizieren. Für sie entstand das
Angebot: Deutsch für die Arbeit – ein Kurs für Männer.
Auch Lobbyarbeit für Arbeitnehmerinnen gehört
zu Zimmermanns Aufgaben: Unter älteren Erzieherinnen
etwa gibt es zahlreiche Langzeitkranke, deren gesund-
Fortsetzung von Seite 58
heitliche Probleme wie Rheuma, Arthritis oder Schäden
an den Bandscheiben nicht als Berufskrankheiten an-
wagen schiebt. Gut etabliert hat sich auch, dass Jungs
erkannt werden. Zimmermann streitet für ihre Rechte
aus dem Hort den Jüngeren aus dem Kindergartenbereich
und Ansprüche, kooperiert mit der Arbeitsagentur, dem
vorlesen. Ein Pilotprojekt, das Zimmermann im letzten
Integrationsamt sowie den Trägern und sie arbeitet
Herbst gemeinsam mit dem Stabsbereich Gleichstellung
dabei eng mit Maren Cirkel und Andreas Schwöbel von der
der EKHN organisierte, untersucht die Rolle von Männern
Stabsstelle Gleichstellung der EKHN zusammen. Mit deren
und Vätern in Kindertagesstätten und Gemeinden.
Unterstützung hat sie nun ein weiteres ambitioniertes
Projekt gestartet: schrittweise eine kirchliche Männerarbeit im Dekanat Wiesbaden aufzubauen.
60
I
ORGANISATION
Ehrenamtliche Leitung: Präses im Dekanat Bergstraße
Echte, wichtige Entscheidungen
treffen können
Wichtige Kompetenzen liegen in der EKHN nicht allein in den Händen von Pfarrerinnen und Pfarrern.
Alle Entscheidungsgremien – das ist eine alte Tradition in der EKHN – sind mindestens zur Hälfte mit
Ehrenamtlichen besetzt. Zu ihnen gehören Axel Rothermel als Vorsitzender der Dekanatssynode Bergstraße und Markus Röth als Vorsitzender des Kirchenvorstands von Hammelbach. In der Ehrenamtsakademie können sie sich die nötigen Kenntnisse für ihre verantwortungsvollen Aufgaben aneignen.
A
xel Rothermel – noch 38, wie er betont – ist
der Vorsitzende der Dekanatssynode und
damit auch in Personalunion der Vorsitzende
des Dekanatssynodalvorstands des Dekanats
Bergstraße. Landläufig vereinfacht wird diese
Zungenübung zum »Präses«, also zur leitenden Person.
Im Haus der Kirche in Heppenheim befindet
sich sein ehrenamtlicher Dienstsitz. Hauptberuf lich ist
Rothermel – nun allerdings nicht noch, sondern schon
mit 38 Jahren – Abteilungsleiter bei der Sparkasse in
Darmstadt und zuständig für die Vergabe von Krediten im
Jugenheim bis Gorxheimertal, von Wald-Michelbach bis
mittelständischen Firmenkundengeschäft.
Lorsch mit 77.000 Evangelischen, 34 Gemeinden und
Er selbst war und ist offenbar kreditwürdig, als
50 Pfarrstellen. Rothermel ist ein ebenso nüchterner wie
ihn die Synode seines Dekanats für sein Amt auf sechs
von seiner Aufgabe begeisterter Mann. »Selbstverständ-
Jahre wählte. Das Dekanat ist neu, es wurde vor zwei
lich muss die Kirche sparsam mit ihren Mitteln umgehen,
Jahren aus den bisherigen Dekanaten Bergstraße Süd
aber nicht das bestorganisierte Unternehmen sein wollen.
und Mitte gebildet. Rothermel begreift das als eine
Bereicherung. Das neue Dekanat reicht von Seeheim-
Weiter auf Seite 62
61
Fortsetzung von Seite 61
Vorsitz im Kirchenvorstand Hammelbach
Der große Wert
des Christentums
Allerdings sollte sie ihren Mitgliedern beste Möglichkeiten
bieten, das evangelische Christentum mitzugestalten
und vor allem nicht den Kontakt zu den Menschen zu
verlieren. Die Bereitschaft der Kirche, sich zu verändern,
wird größer und das wird auch in der Öffentlichkeit
MARKUS RÖTH
wahrgenommen«, findet Rothermel. »Das öffnet die Tore
ist Diplomverwaltungswissenschaftler,
Bürgermeister von Grasellenbach und Kirchenvorstands-
für die Mitarbeit von leitungs- und gestaltungswilligen
vorsitzender von Hammelbach. Der 40-Jährige will nicht
Menschen, zumal die Oberherrschaft des Pfarramtes in
nur, dass die Kirche im Dorf bleibt, sondern dass sie
der Kirche Vergangenheit ist.«
Das Ehrenamtsgesetz der EKHN vom November
auch wieder für die interessant wird, die sie nicht mehr
2003 formuliert knapp: »Haupt- und ehrenamtlich Tätige
kennen.
arbeiten zusammen.« Axel Rothermel hat nicht nur ein
Herr Röth, 1997 wurden Sie Bürgermeister. Ebenso lang
wichtiges Ehrenamt, er ist auch ein Anwalt des Ehren-
sind Sie Kirchenvorsteher. Die Kirche ist im Dorf, Sie
amts in der Kirche: »Das Ehrenamt muss echte, wichtige
haben das Heft in den Händen. Hier ist also die Welt noch
Entscheidungen treffen können, nicht Mädchen oder
in Ordnung.
RÖTH:
»Das meint man. Es ist hier wie überall. Wir haben
mit Arbeitslosigkeit und Überalterung zu tun und auch
im Odenwald ist die Entkirchlichung fortgeschritten.
Aber neuerdings sitzen sogar Nichtkirchenmitglieder im
Gottesdienst.«
Man merkt doch schnell: Sie sind Bürgermeister und
Kirchenmann aus Leidenschaft.
RÖTH:
»Ja, Gemeinde und Selbstverwaltung sind eine
Lebenseinstellung. Die Gemeinde, die bürgerliche wie
die kirchliche, legt Wert auf ihre Selbstbestimmung.
Wir pf legen unsere reformierte Tradition, aus der kurpfälzischen, der Heidelberger Zeit. Erst unter Napoleon
sind wir zu Hessen-Darmstadt gekommen. Für uns hat die
Gemeinde Vorrang vor der Landeskirche, das entspricht
übrigens der hessischen Gemeindeordnung: Die Gemeinde
ist die Grundlage des demokratischen Staats.«
Aber Sie vertragen sich hoffentlich mit der Kirchenleitung
in Darmstadt ...
RÖTH:
»Das kommt darauf an. Mit den Mitarbeitern der
Kirchenverwaltung komme ich gut aus. Aber die Kirche
ist eben auch eine hierarchische Organisation. Die
Kirchenleitung schwebt mir zu stark über den Gemeinden.
Ich stehe dafür ein, dass die Gemeinden auch in weltlichen
Ehrenamtliche in EKHN-Leitungsgremien
Dingen möglichst viel selbst entscheiden können.«
Was möchten Sie gerne in der Gemeinde erreichen?
RÖTH:
»Wir sollen uns kümmern um die, die den großen
Wert des Christentums nicht mehr kennen. Die christliche
Grundeinstellung möchte ich gern alltagsfähig machen,
Kirchenvorstände
Dekanatssynoden
Dekanatssynodalvorstände
Kirchensynode
Kirchensynodalvorstand
Kirchenleitung
Ehrenamtliche
11.046
2.560
150
107
3
3
Hauptamtliche
1.034
1.280
300
53
2
5
über das Kirchengebäude und den Gottesdienst hinaus
Wirkungen entfalten, das sollte unser Ziel sein.«
62
I
Insgesamt engagieren sich mehr als 65.000 Ehrenamtliche in
der EKHN, zwei Drittel davon Frauen.
ORGANISATION
groß geworden. Er schwärmt von seinem Kindergottesdienst, 30 Jahre her, mit 21 Jahren saß er im Kirchenvorstand.
Im zwölfköpfigen Synodalvorstand sind die Aufgabenbereiche verteilt – wie Finanzen, Personal, Bauangelegenheiten oder Gemeindepädagogik. Das Dekanat
Bergstraße ist Arbeitgeber von über 20 Mitarbeitenden in
den Bereichen Gemeindepädagogik, Kirchenmusik, Verwaltung sowie Fach- und Profilstellen. Zu den nächsten
Aufgaben gehört die Besetzung einer vollen Stelle für die
Öffentlichkeitsarbeit und einer halben Pilotstelle für das
Fundraising. Das Einwerben von Spenden soll ausgebaut
Bübchen für alles sein, geschweige denn eine Art Hilfs-
werden. Rothermel moderiert, leitet Sitzungen und
geistlicher.« Das Amt brauche eine klare Begrenzung der
Gespräche, muss vorbereiten und vordenken, das
Zeit und der Zuständigkeiten. »Oft wird Zeit verbrannt.«
Dekanat vertreten und – nicht zuletzt – repräsentieren.
Axel Rothermel kennt seine Bergsträßer, er stammt von
Woher nimmt er die Zeit? Seine Antwort überrascht nicht:
hier, aus Alsbach-Hähnlein. In und mit der Kirche ist er
Das alles sei ihm nicht Opfer, sondern Leidenschaft.
I
Ehrenamtsakademie in der EKHN
Mehr als Ehre
PFARRERIN HELGA ENGLER-HEIDLE
leitet seit April
Alsfeld-Vogelsberg, Büdingen-Nidda-Schotten, Wester-
2006 die Ehrenamtsakademie. Sie bietet ehrenamtlichen
wald, Wetterau-Hochtaunuskreis, Reinheim-Odenwald-
Führungskräften in der EKHN Unterstützung an und sieht
Groß Umstadt sowie Runkel-Weilburg.
das auch als Beitrag für eine Kultur der Anerkennung.
Ehrenamtliche haben in der EKHN auf allen
Für Pfarrerin Engler-Heidle ist die Ehrenamtsakademie ein Meilenstein auf dem Weg der EKHN von
Ebenen erhebliche Leitungs- und Gestaltungs-
der Betreuungs- hin zu einer Beteiligungskirche. In
kompetenzen sowie Personalverantwortung. Es sind
Zukunft wird es immer mehr Ehrenamtliche geben, die
Mitglieder von Kirchenvorständen, Vorständen der
auf Augenhöhe mit den Hauptamtlichen ihre Potenziale
Dekanatssynoden, der Kirchensynode und anderer
in die Kirche einbringen wollen und erwarten, dass ihr
Gremien mehr. Damit sie ihre Verantwortung kompetent
jeweiliger Beitrag anerkannt wird. Ehrenamtliche, die
wahrnehmen können, greift die Akademie vor allem in
früher oft als Hilfskräfte angesehen wurden, sollen nun
Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Organisations-
die Chance haben, ihre besonderen Fähigkeiten zu ent-
entwicklung und Supervision der EKHN theologische,
falten. Für Engler-Heidle drückt sich die Anerkennung
organisatorische und viele fachliche Aspekte der
des ehrenamtlichen Engagements auch in klareren Ab-
Gemeinde- und Gremienarbeit auf. Das Programm um-
sprachen aus. Dazu zählen Umfang, Qualität und Dauer
fasst Fortbildungsangebote für die Leitungsarbeit,
des Engagements. In Zukunft will die EKHN die Gaben-
den Leitungsstil in Sitzungen und Veranstaltungen,
vielfalt ihrer Mitglieder besser nutzen, Ehrenamtliche
Projektmanagement, Gestaltung von Andachten und
gewinnen und ihnen damit eine Heimat in ihrer Kirche
Diskussionsrunden. Außerdem Personalführung,
bieten, die sie aktiv mitgestalten können.
I
Öffentlichkeitsarbeit, Finanzen, Fundraising sowie Bau
und Recht der EKHN. Die Veranstaltungen richten sich
nach dem regionalen und aktuellen Bedarf. So stehen
derzeit die Vorbereitungen der Kirchenvorstandswahlen
2009 im Vordergrund. Die Angebote werden zum Teil
Aktuelle Informationen über Angebote,
Ziele und Aufgaben:
www.ehrenamtsakademie-ekhn.de
zentral und zum Teil in einem Netzwerk von regionalen
Ehrenamtsakademien durchgeführt. Letztere umfassen
die Regionen Bergstraße-Ried, Dreieich-Rodgau-Offen-
Ehrenamtsakademie · Kirchenverwaltung der EKHN
Paulusplatz 1 · 64285 Darmstadt · Telefon (06151) 405-355
E-Mail [email protected]
bach, Mainz-Wiesbaden, Darmstadt Land und Stadt,
63
Verwaltung: Gemeindebüro in Viernheim
Die Tür steht allen offen
Auch die Verwaltungsarbeit ist ein Teil des kirchlichen Handelns. Das setzt eine
Gemeindesekretärin auf ihre ganz persönliche Weise im Gemeindebüro ihrer
Ortsgemeinde um. Demselben Anspruch eifern auch die Beschäftigten in den
Regionalverwaltungen und in der Kirchenverwaltung der EKHN nach.
Managerin, Aushängeschild, Kummerkasten – Sekretärinnen sind die Seele einer
Gemeinde. Stellvertretend für viele andere wird an dieser Stelle Ute Joerchel aus
der Christuskirchengemeinde in Viernheim porträtiert.
gleich sich Pfarrbüros in den letzten 25 Jahren gründlich
gewandelt haben und die Frauen gleich mit.
Landete man früher eher zufällig im Gemeindebüro, sind dort heute zunehmend gut qualifizierte Kräfte
mit kaufmännischer Ausbildung und teils fast geschäftsführenden Aufgaben tätig, deren Selbstverständnis sich
an Eigenständigkeit und -verantwortung orientiert. Um
den wechselnden Anforderungen gerecht zu werden,
nutzen viele Sekretärinnen Tagungen der EKHN sowie
Informationsveranstaltungen regionaler Verwaltungen.
Sie bieten nicht nur Wissenszuwachs, sondern auch Austausch unter Kolleginnen.
Gemeinsam bunt
Als Ute Joerchel als ehemalige Jugendgruppenleiterin
Gemeindesekretärin? Du bist doch so
und frisch ausgelernte Anwaltsgehilfin 1985 gefragt
locker!« Begleitet von ansteckend-
wurde, ob sie frischen Wind ins Pfarrbüro bringen wolle,
fröhlichem Lachen gibt Ute Joerchel
wünschten sich Pfarrer und Kirchenvorstand mehr
typische Reaktionen auf ihre Berufswahl
Verbindlichkeit, mehr Transparenz und mehr Gemeinsam-
wieder. Bei solchen Gesprächen rückt
keit. Die Gemeinde befand sich im Umbruch und folgte
die zweifache Mutter, begeisterte Surferin, Radlerin und
damit einem Trend, der anderswo ähnliche Prozesse aus-
Vespafahrerin nicht zuletzt eingefahrenen Vorstellungen
löste wie in Viernheim. Eine Neuerung war eine monat-
zu Leibe, Gemeindesekretärinnen seien altbacken und
liche Dienstbesprechung als zentrales Austauschforum
weltfern. Solche Vorurteile halten sich hartnäckig, ob-
aller Haupt- und Ehrenamtlichen.
Wenn die 43-Jährige von ihrer Arbeit erzählt,
fällt ihre Freude am Mitgestalten auf und ihr Respekt vor
dem Engagement Ehrenamtlicher. Für sie würde sie sich
sogar mit den Pfarrern anlegen – Pfarrer Klaus Traxler
meint dazu augenzwinkernd, es könne allerdings nicht
immer nach ihrem Kopf gehen. In einer Kirchengemeinde
gibt es viele unterschiedliche Akteure und damit natürlich auch mal Ärger. Rausgelassen werde der meist im
Gemeindebüro. Wird Ute Joerchel nicht ausdrücklich
64
ORGANISATION
Regionalverwaltung in Gernsheim
Dienstleister für Gemeinden
HARALD-UDO KOUBA
ist Leiter der Regionalverwaltung
Starkenburg-West und fördert das Mitdenken bei der
weiter. Früher waren wir nur ›kassenführende Stelle‹,
heute unterstützen und beraten wir.«
Arbeit im eigenen Haus und für die Gemeinden.
Der Neubau, den die Regionalverwaltung 2004
Wie sieht diese Unterstützung aus?
bezog, ist der Stolz der Belegschaft und zugleich Symbol
KOUBA:
ihres Arbeitsprofils: Kontinuität, dafür steht die
Gesetzen zum Arbeitsschutz oder Ähnlichem können
Wetterseite aus Torfbrandklinker, Transparenz zeigt die
Gemeinden für sich gar nicht mehr überblicken. Wir
andere mit Glas und Holz. Mitdenken und -planen steckt
ziehen die wichtigen Punkte heraus und informieren
schon in der Planung, bei der 33 Mitarbeitende Wünsche
darüber.«
»Ein Beispiel: Die vielen Änderungen bei
äußern konnten. Die meistgenannten Punkte – große
Fenster, keine Klimaanlage, dafür viele Pf lanzen –
Ihr Zukunftswunsch?
wurden umgesetzt. Passanten wie Besucher grüßt die lila
KOUBA:
Fahne mit dem Facettenkreuz.
Einrichtungen durch professionelle Dienstleistungen
»Ich möchte die Kirchengemeinden und ihre
und kürzere Verwaltungswege entlasten. Dabei wäre es
Was unterscheidet eine christliche Verwaltung von anderen?
KOUBA:
»Wir legen im Unterschied zu klassischen Ver-
waltungen großen Wert darauf, mit den Gemeinden ins
wünschenswert, wenn wir die derzeitigen Veränderungsprozesse in unserer Kirche etwas entschleunigen
I
könnten.«
Gespräch zu kommen. Der besondere Charakter unseres
Handelns zeigt sich auch in der internen Zusammenarbeit.
Es geht darum, mitzudenken.«
Können Sie ein Beispiel dafür nennen?
KOUBA:
»Wenn etwa der für das Dekanat Ried zuständige
Kollege bemerkt, dass mehrere Gemeinden Freizeiten
planen, die zum Teil überbucht oder nicht voll besetzt
sind, wird er ihnen einen Hinweis geben. Mitdenken geht
nur, wenn Mitarbeitende verlässlich für eine Region zuständig sind. Das ist unser Prinzip und wir entwickeln es
gebeten, das Gehörte für sich zu behalten, leitet sie Kritik
oder Anregungen weiter, damit die Kritik auch etwas
bewirken kann.
Alle sollen kommen
Aber auch tiefer gehende seelsorgerliche Gespräche finden
an ihrem Schreibtisch statt. Ob junge Mütter, Witwen
oder Wohnsitzlose: Die Tür steht allen offen. Manche
erzählten »schlimme Dinge, die mir tief in die Seele
ziehen«. Pfarrer Traxler und seine Kollegin Beate Schwenk
wissen ihre Einfühlsamkeit zu schätzen. Das ist nicht
selbstverständlich, mancher Sekretärin an anderer Stelle
tragen derartige Gespräche den Vorwurf der »Kompetenzüberschreitung« ein. Ihre Aufgabe sieht die begeisterte
Netzwerkerin darin, das Miteinander in der Gemeinde zu
fördern: »Ich wünsche mir immer, dass vom Kind über
den Jugendlichen bis zur Oma alle wissen: Da kann ich
hingehen.«
I
65
Kirchenverwaltung der EKHN
Teil des großen Netzwerks
OBERKIRCHENRÄTIN SIGRID BERNHARDT-MÜLLER
leitet seit 2002 die Kirchenverwaltung der EKHN mit Sitz
am Paulusplatz in Darmstadt. Zuvor hatte die Juristin
im Diakonischen Werk in Stuttgart gearbeitet. »Die
Kirchenverwaltung ist Teil des kirchlichen Auftrages und
arbeitet mit an der Erfüllung des kirchlichen Auftrages.«
Dieser Satz aus der Präambel des Kirchenverwaltungsgesetzes ist Sigrid Bernhardt-Müller sehr wichtig. Sie und
die Mitarbeitenden der Kirchenverwaltung versuchen, ihn
mit Leben zu füllen.
Der Leitgedanke aus der Präambel des Kirchen-
dazu, die Beschlüsse der Kirchenleitung vorzubereiten
verwaltungsgesetzes entspricht dem biblischen Bild
und auszuführen. Dabei erschließt sich das ganze inhalt-
vom Leib Christi und seinen Charismen. Paulus entfaltet
liche Spektrum der EKHN. Als großen und wichtigen
das Bild, um die Bedeutung der verschiedenen Gaben
Teil der Arbeit benennt Sigrid Bernhardt-Müller Dienst-
für das Ganze zu erläutern. Nicht zufällig war der Bibel-
leistungen in Form von Beratung und Information. Die
vers (1. Korinther 12,28) auch das Motto für den Tag
Verwaltung ist zudem eine Kreativwerkstatt, in der zum
der offenen Tür am Paulusplatz im Jahr 2005. Am Leit-
Beispiel die Kommunikationsprojekte LebensArt für
gedanken orientieren sich die 268 Beschäftigten der
die Hessentage, Rheinland-Pfalz-Tage sowie die Landes-
Kirchenverwaltung in der Art des Miteinanders beim
gartenschauen entstehen.
Einschneidende Veränderungen hat das Jahr
Arbeiten und Feiern, in den Kontakten nach außen und
in wöchentlichen Andachten, die von vielen – nicht nur
2003 gebracht. Damals wurde im Rahmen der Struktur-
Theologinnen und Theologen – gehalten werden und bei
reform auch das Kirchenverwaltungsgesetz grundlegend
denen auch manches kirchenmusikalische Talent zutage
reformiert. Aufgaben wurden an die neu geschaffenen
tritt.
Zentren und Regionalverwaltungen abgegeben, zugleich
Sigrid Bernhardt-Müller leitet »den Paulusplatz«
hat der Paulusplatz diesen gegenüber Aufgaben der
als ein offenes Haus. Sie will, dass man im schönen
Koordination und Aufsicht übernommen. Weitere neue
Gebäude im klassizistischen Stil tagen, Hausführungen
Aufgaben sind dazugekommen wie Fundraising und
machen, Gespräche vereinbaren, an Schulungen teil-
Sponsoring, Stiftungsrechtsberatung und -aufsicht,
nehmen kann und vieles andere mehr. Begegnungen mit
Ehrenamtsakademie und Mitgliederorientierung.
In der Realität einer modernen Organisation
Gruppen aus Gemeinden, Dekanaten und Einrichtungen
sind am Paulusplatz ausdrücklich erwünscht.
Die Aufgabenstellung der Kirchenverwaltung ist
arbeitet die Verwaltung inzwischen weitgehend in
Projektform, dabei ist sie zumeist mit anderen kirch-
sehr vielfältig und mit dem Begriff »Verwaltung« im
lichen Einrichtungen und Organen wie den Zentren oder
Sinne des Ordnens und Gestaltens innerhalb vorgegebener
der Synode vernetzt. Damit ist wie bei jeder anderen
Weisungen und Richtlinien eigentlich zu eng gefasst.
Organisation das Problem verbunden, wie sich diese
Denn neben klassischen Verwaltungsaufgaben, wie im
zusätzlichen Aufgaben mit den genannten Regelaufgaben
Liegenschafts-, Finanz und Personalbereich, gehört auch
der Verwaltung vereinbaren lassen.
Mitarbeiter/-innen in den Verwaltungen
I
I
I
66
in Gemeinden
in Regionalverwaltungen
in der Kirchenverwaltung
Stellen
322
282
211
Mitarbeitende
1.076
368
268
ORGANISATION
EKHN-Mitarbeiter/-innen
I
I
Nach der Strukturreform sind viele neue, zum Teil sehr
umfangreiche und mehrjährige Projekte von der Ver-
I
waltung erwartet und vorangetrieben worden. Dazu
gehören gegenwärtig die Projekte Perspektive 2025, das
Personalwirtschaftssystem P5, die Umsetzung des neuen
I
I
I
I
Finanzzuweisungssystems und die Zukunftssicherung
I
der Diakoniestationen.
I
»Wir wollen uns stetig verbessern«, sagt Sigrid
I
Bernhardt-Müller. Deshalb befindet sich die Verwaltung
I
Beschäftigte insgesamt
Beschäftigte ohne Pfarrdienst
mit mehr als einer halben Stelle
davon
Erzieher/-innen
Sekretariat/Sachbearbeitung
Krankenpflegeberufe
Gemeinde-/Sozialpädagogik, Sozialarbeit
Reinigungskräfte
Kirchenmusiker/-innen
Hauswirtschaft
Küster/-innen und Hausmeister/-innen
andere Berufe
21.458
9.252
4.459
1.305
861
540
273
257
237
162
1.158
in einem Qualitätsentwicklungsprozess, der nach einer
Bewertungsphase, in der Mitarbeitende aller Ebenen
I
Pfarrstellen insgesamt
davon
I Gemeinde-Pfarrstellen
I regionale Pfarrstellen
I gesamtkirchliche Pfarrstellen
und Sparten beteiligt waren, nun in die Phase der Verbesserungsprojekte tritt. Dazu gehören eine Befragung
der Mitarbeitenden, die Projekte Verbesserung der
1.556,5
1.034,0
408,5
114,0
internen Kommunikation, Beschwerdemanagement,
Vorgesetztenfeedback, Motivation der Mitarbeitenden
und Leitungsqualifikation. Auch hier arbeitet die
Verwaltung vernetzt, indem die Qualitätsentwicklungsprozesse der Regionalverwaltungen und Kitas vom
Erzieher/-innen
Stabsbereich Organisationsentwicklung und Steuerungsunterstützung begleitet und im Rahmen von Anwenderkonferenzen Erfahrungen ausgetauscht werden.
I
Pfarrer/-innen
Sekretariat/Sachbearbeitung
Oberkirchenrätin Sigrid Bernhardt-Müller
Leiterin der Kirchenverwaltung
Paulusplatz 1 · 64285 Darmstadt · Telefon (06151) 405-296
E-Mail [email protected]
Gemeinde-/Sozialpädagogik,
Sozialarbeit
Krankenpflege
Kirchenmusiker/-innen
Küster/-innen, Hausmeister/-innen
Andere Berufe
67
Ausbildung: Pädagogische Akademie Elisabethenstift gGmbH in Darmstadt
Zuerst an sich selbst arbeiten
»Wissen ist wichtig, aber nicht alles« – diese Einsicht liegt der Ausbildung in
der Pädagogischen Akademie Darmstadt zugrunde. Deshalb verbindet sie Fachausbildung, Persönlichkeits-, Herzens- und Gewissensbildung miteinander.
Bei der Vernetzung von Theorie und Praxis wirken mit Karola Bicherl, die Leiterin
der Evangelischen Kindertagesstätte in Hainburg, und Dr. Renate Zitt, Professorin
an der Evangelischen Fachhochschule Darmstadt.
Keine Kuschelpädagogik
In der Pädagogischen Akademie passen Diakonie, Leistung
und Bildung zusammen. Frasch sieht darin einen Unterschied zu vielen staatlichen Einrichtungen, die Bildung
oftmals nur als Mittel zum Zweck begreifen – mit dem
Trend, dass irgendwann schon in der Kindertagesstätte
Ingenieure herangebildet werden. Von Kuschelpädagogik
halten Frasch und das Ausbildungsteam jedoch nichts:
»Wir verweigern uns nicht dem Leistungsprinzip,
das wäre gänzlich unprotestantisch.« So müssen die
Schülerinnen und Schüler in der Ausbildung auch hart
an sich selbst arbeiten: zum Beispiel ein Lerntagebuch
führen und sich gleich zu Beginn eine halbe Stunde lang
selbst präsentieren. Zwei gezielte Einheiten beschäftigen
sich zudem mit ihrem familiären Hintergrund. Denn wer
bildend mit Kindern arbeiten will, muss eine Persönlichkeit sein, die ref lektieren kann – diese Sichtweise kennWir möchten junge Menschen neugierig
zeichnet evangelisches Bildungsprofil, betont Frasch.
auf Sinnfragen machen«, erklärt Gerhild
Frasch. Die Diplom-Pädagogin leitet die
Welche Antworten hat die Kirche?
Höhere Berufsfachschule für Sozial-
»Lebensbezogenes und diakonisches Lernen«, lautet das
assistenz, die Teil der Pädagogischen
Stichwort. Und so bestehen Kontakte zu rund 180 Ein-
Akademie Elisabethenstift gGmbH in Darmstadt ist. 2007
richtungen im Gebiet der EKHN. Besonders intensiv sind
hatte das Kuratorium der Stiftung Elisabethenstift die Aus-
sie mit 20 Kitas, die beste Fachpraxis repräsentieren.
gründung der sozialpädagogischen Fachbereiche in eine
Gute Verbindung zwischen Wissen und Erfahrung gibt es
gemeinnützige Gesellschaft beschlossen. Die Pädagogische
nur in der Praxis, weiß Dr. Martina Templin, Leiterin der
Akademie umfasst seitdem ein Kinderhaus, das Arbeits-
Fachschule für Sozialpädagogik. Grob fahrlässig findet
zentrum Fort- und Weiterbildung sowie die Evangelischen
sie eine Erzieherinnen-Ausbildung, die Praxisphasen nur
Ausbildungsstätten für sozialpädagogische Berufe.
als Staffage beinhalte. Die Neugier und Wissbegierde der
Pädagogische Akademie Elisabethenstift gGmbH in Darmstadt
68
I
I
Ausbildungen/Studiengänge (402 Plätze):
Höhere Berufsfachschule für Sozialassistenz
Fachschule für Sozialpädagogik
I
Fachschule für Heilpädagogik
Voraussetzungen:
mittlere Reife
Abschluss Sozialassistenz
oder Abitur oder anderer Beruf
Abschluss Erzieher/-in
oder Abitur plus 2 Jahre Berufserfahrung oder anderer Beruf
Ausbildungsdauer:
2 Jahre
1,5 – 3 Jahre
1,5 Jahre
ORGANISATION
Kinder, ihre spezifische Form entdeckenden Lernens und
ihre Lebensfreude sind in den Praxiseinrichtungen für
Studierende unmittelbar erfahrbar. Konkret können sie
vor Ort lernen, wie sie Kinder in ihren Lernprozessen
unterstützen können. Auch Besuche im Kinderhospiz
sind feste Unterrichtsbestandteile. Die Studierenden
werden mit Fragen zu Leben und Tod konfrontiert und
ergründen: Welche Antworten hat die Kirche? Was ist mir
wichtig und wie gestalte ich meinen weiteren Weg? »Bei
aller Offenheit – die Studierenden sind multireligiös –
geben wir dabei klar zu erkennen, nach welchen Werten
wir Christen leben und was uns trägt«, bekräftigt Templin.
Praktikum
in der Kindertagesstätte Hainburg
Wo Theorie und Praxis
zusammenfinden
Bundesweites Novum
KAROLA BICHERL
Bundesweit in dieser Form ein Novum ist der Studien-
stätte am Kiefernhain in Hainburg. Sie findet: »Wenn
gang Bildung und Erziehung in der Kindheit, der 2007
Theorie und Praxis in der Ausbildung gut aufeinander
gemeinsam mit der Evangelischen Fachhochschule
bezogen sind, dann ist das eine klassische Win-win-
Darmstadt (EFHD), dem Fröbelseminar Kassel und der
Situation.« Für sie war die Einladung, als Praxisvertreterin
Hephata-Akademie für soziale Berufe in Schwalmstadt-
an mündlichen Prüfungen der Pädagogischen Akademie
Treysa ins Leben gerufen wurde. Er verbindet die
Darmstadt teilzunehmen, vor acht Jahren der Startschuss
klassische Fachschulausbildung für Erzieherinnen und
für eine kontinuierliche Zusammenarbeit. Gemeinsam
Erzieher mit einem Fachhochschulstudium. Nach einem
mit Lehrern haben sie regelmäßig erörtert: »Was brauchen
einheitlichen Lehrplan umfasst der Studiengang sowohl
wir in der Praxis und welche Inhalte sind in der Schule
Ausbildungsphasen an der Pädagogischen Akademie
nötig?«
als auch an der EFHD. Studierende, die ihren Fachschulabschluss gemacht haben, können dann in nur drei
weiteren Semestern auch ihren Bachelor machen.
leitet die Evangelische Kindertages-
Heute ist die Einrichtung eine von 20 Kitas, die
regelmäßig mit der Pädagogischen Akademie zusammen-
I
arbeiten. Zahlreiche Schülerinnen und Schüler machen
dort ein Praktikum. Im Rahmen des neuen Verbund-
Pädagogische Akademie Elisabethenstift gGmbH in Darmstadt
Stiftstraße 41, 64287 Darmstadt, Telefon (06151) 4095-401
E-Mail [email protected]
studiengangs kommen zudem Studierende der EFHD mit
einem Arbeitsauftrag in die Kita. »Dabei steht besonders
die Beobachtung und Dokumentation von individuellen
kindlichen Entwicklungsprozessen im Vordergrund.« Von
der Zusammenarbeit, so Bicherl, profitiere auch das
gesamte 14-köpfige Erzieherinnen-Team: »So bleiben wir
Leute der Praxis stets auf dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Entwicklung.« Als besonders relevantes
Beispiel nennt sie Veränderungen in der Pädagogik aufgrund neuester Erkenntnisse der Hirnforschung: »Früher
wurde da viel gemutmaßt, heute hat man immer klarere
Erkenntnisse darüber, wann und wodurch Kinder welche
Inhalte lernen.«
I
69
Evangelische Fachhochschule Darmstadt (EFHD)
Mündig und freiheitlich
DR. RENATE ZITT,
Theologin und Diakoniewissen-
und Praxis. Praktikumsphasen sind in das Studium
schaftlerin, lehrt als Professorin an der Evangelischen
integriert, zum Beispiel in einem gemeindepsychiatrischen
Fachhochschule Darmstadt (EFHD). In der Tradition der
Zentrum des Diakonischen Werkes, im kommunalen
Reformation bildet sie zum mündigen Mitgestalten in
Sozialdienst oder in der offenen Jugendarbeit. Auch
der Gesellschaft aus.
die Forschung ist auf Praxisprojekte bezogen. Unsere
Absolventen lernen, theologisch-diakonisch sowie sozial
Frau Zitt, was bedeutet für Sie evangelisches Profil in der
zu reflektieren. Dabei erhalten sie die staatliche wie auch
Ausbildung für soziale Berufe?
die kirchliche Anerkennung. Dieses breite Ausbildungs-
ZITT:
»Es verknüpft Bildung mit dem Dienst an der
angebot stellen wir durch Vernetzung mit anderen
Gesellschaft. Im Mittelpunkt steht die Gestaltung einer
Institutionen sicher. Zu ihnen gehören die Pädagogische
solidarischen und gerechten Gesellschaft, die Ausgrenzung
Akademie Darmstadt, das Fröbelseminar Kassel, die
verhindert. Die Reformation spielt für die Bildung eine
Hephata-Akademie für soziale Berufe in Schwalmstadt
wichtige Rolle, da es ihr zum einen darum geht, dass
sowie die Universitäten in Freiburg, Heidelberg und
Christen in Glaubensdingen mündig werden, und zum
Reutlingen-Ludwigsburg. Als Referenten haben wir viele
anderen, dass sie in Kirche und Gesellschaft einen Dienst
Verantwortungsträger aus den Kirchen einbezogen, sie
leisten. Dadurch machen sie dort auch Kirche sichtbar.
sorgen für die Verbindung dorthin. Unsere beiden Hoch-
Der evangelische Bildungsbegriff zielt also auf Mündig-
schulstandorte Darmstadt und Schwalmstadt verbinden
keit im Glauben, die zum Mitgestalten in der Gesellschaft
die EKHN und die Evangelische Kirche von Kurhessen-
befähigt.«
Waldeck.
Was bedeutet das für die Evangelische Fachhochschule?
Und wie wirkt evangelische Bildung in die Gesellschaft hinein?
ZITT:
»Für uns geht Bildung von den Fragen der
ZITT:
»Die Studierenden der EFHD sind Multiplikatoren
Studierenden aus und stellt Theologie in ihre lebens-
der kirchlichen Botschaft, denn die Frage: ›Was bedeutet
geschichtlichen, kulturellen und sozialen Kontexte.
Christ-Sein in der Gesellschaft konkret?‹, ist im Studium
Untrennbar zum evangelischen Profil gehört dabei das
stets präsent. Studierende fragen nach der heutigen
Gespräch zwischen Theologie, Human- und Sozialwissen-
Bedeutung der biblischen Perspektiven für eine Kultur
schaft. Wir bilden junge Menschen aus, die ethische
des Sozialen. Wir reflektieren menschliche Verletzlichkeit
Fragen, soziale Kompetenz und die religiöse Dimension
und Verantwortung im Horizont biblischer Hoffnungs-
direkt aufeinander beziehen können. Damit befähigen
und Gerechtigkeitsbilder. Die Studierenden machen dabei
wir sie, interdisziplinäre Leitungsverantwortung in
eine Erfahrung mit Kirche und diese werden sie weiter-
kirchlich-diakonischen Arbeitsfeldern zu übernehmen.
geben. Wir sprechen von dialogischer Didaktik: Wenn
Das ist ein Alleinstellungsmerkmal der EFHD gegenüber
sich die Studierenden hier mit ihrer Lebensgeschichte und
nicht kirchlichen Hochschulen.«
ihren Fragen einbringen können, dann werden sie dafür
auch später im Beruf bei anderen ein offenes Ohr haben –
Wie setzen Sie das um?
ZITT:
»Mit einer sinnvollen Verbindung von Wissenschaft
im Sinne eines ganzheitlichen Menschenbilds, das auf
Gottesebenbildlichkeit und Nächstenliebe gründet.«
Evangelische Fachhochschule Darmstadt (EFHD)
Evangelische Fachhochschule Darmstadt
Zweifalltorweg 12
64293 Darmstadt
Telefon (06151) 8798-0
E-Mail [email protected]
I
I
I
Bildung und Erziehung in der Kindheit
(+ Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern)
I Pflegewissenschaft
I
I
70
Grundständige Studiengänge (1.026 Studienplätze):
Soziale Arbeit einschließlich gemeindepädagogische/diakonische Qualifikation
Integrative Heilpädagogik
Berufsbegleitende Aufbaustudiengänge (170 Studienplätze):
Psychosoziale Beratung, Management, Diakoniewissenschaft
Religionspädagogik/Gemeindepädagogik
Voraussetzungen:
Fachhochschulreife
oder Abitur
Fachhochschulreife
oder Abitur
Fachhochschulreife
oder Abitur
Fachhochschulreife
oder Abitur
Studiendauer:
Bachelor: 3,5 – 4 Jahre
Master: 5 Jahre
Bachelor: 4 Jahre
Master: 5 Jahre
insgesamt 4 Jahre
Voraussetzungen:
Diplom/Bachelor
Diplom in Sozialarbeit/
Sozialpädagogik
Studiendauer:
2,5 – 3 Jahre
Diplom-Aufbaustudium:
2 Jahre
Bachelor: 3 Jahre
Master: 5 Jahre
I
ORGANISATION
Öffentlichkeitsarbeit: Kommunikation in der Gemeinde Ober-Roden
Ansprechend
Christine Ziesecke sorgt in Ober-Roden dafür, dass die evangelische Kirchengemeinde im öffentlichen Leben eine tragende Rolle spielt. Dabei arbeitet sie mit
Kai Fuchs zusammen, dem Öffentlichkeitsbeauftragten des Dekanats Rodgau.
Er hat 27 Kolleginnen und Kollegen in den 48 Dekanaten der EKHN. Martin Reinel
koordiniert ihre Arbeit.
Wir müssen von dem reden, was uns
ausmacht.« – Christine Ziesecke wirkt
entschlossen, wenn sie auf den »Verkündigungscharakter« verweist, der
Öffentlichkeitsarbeit für sie hat. »Als
Gemeinde möchten wir Themen besetzen und Stellung
beziehen.« 1980 schrieb die Diplom-Bibliothekarin
und Mutter von vier Kindern ihren ersten Beitrag für
die Gemeindezeitung, neun Jahre später wurde sie Chefredakteurin der Publikation, die heute 40 Seiten stark
ist und bereits zwei Mal den Gemeindebriefpreis der
EKHN gewann. Vor sieben Jahren schloss sie mit dem
Kirchenvorstand einen Ehrenamtsvertrag als Pressereferentin ab. Er beschreibt die Aufgaben und regelt, was
in eigener Verantwortung und was in der Verantwortung
Nachgefragt
des Kirchenvorstands liegt.
»Grundlage jeder Öffentlichkeitsarbeit ist, zu wissen,
welche Bedürfnisse es in der Gemeinde gibt«, betont
Aktuell und wiedererkennbar
Ziesecke. Dafür befragte die Evangelische Kirchen-
Eine gute Öffentlichkeitsarbeit in einer Gemeinde braucht
gemeinde Ober-Roden im Jahr 2000 alle ihre Mitglieder.
Aktualität und Wiedererkennbarkeit. Deshalb ist der
Von 4.500 verschickten Fragebögen kam ein Viertel
Gockel vom Kirchturm, der zusammen mit dem EKHN-
zurück. »Ein sehr guter Wert für etwas, das ungefragt
Facettenkreuz das unverwechselbare Symbol der Gemeinde
ins Haus kommt und zudem Zeit und Mühe bedeutet«,
bildet, immer präsent. Und deshalb verfasst Ziesecke
weiß Ziesecke. Ergebnis: 83 Prozent der Gemeinde-
jede Woche Meldungen, die an einen stets aktuellen
mitglieder kennen den Gemeindebrief und auch viele
Presseverteiler gesendet werden. Die Texte stellen
Nichtmitglieder lesen ihn intensiv. Das unterstreicht
junge Ehrenamtliche, deren Arbeit Ziesecke ebenfalls
seine Bedeutung als Stadtteilzeitung, die über den Kirch-
koordiniert, auf die Homepage der Gemeinde. Um immer
turm hinausschaut: 500 Exemplare legt die Gemeinde
»am Puls« zu sein, nimmt Ziesecke an den wöchentlichen
allein an öffentlichen Orten aus. So können sich auch
Dienstbesprechungen der Hauptamtlichen teil und
Büchereibesucher oder Patienten im Wartezimmer des
arbeitet eng mit den beiden Pfarrern Matthias Welsch und
Hausarzts darüber informieren, was in der Gemeinde
Oliver Mattes zusammen. Bei allem Engagement weiß
ansteht. Alle neu Zugezogenen bekommen einen persön-
sie die Wirkung von Öffentlichkeitsarbeit einzuschätzen:
lichen Brief mit einer Vorstellungsbroschüre der Gemeinde.
Pressemitteilungen und Werbung allein füllen keine Ver-
Die Stadt versendet sie gemeinsam mit ihrer Neubürger-
anstaltung. Das Schaufenster muss zu dem passen, was
mappe. Was ein guter Gemeindeaufbau mit einer guten
dahinter steht. Und das muss für die Zielgruppe stimmig
sein und Qualität haben.
Weiter auf Seite 72
71
Fortsetzung von Seite 71
Ziesecke möchte Kontaktschwellen senken. »Auch öffentliche Feste und nicht zuletzt unsere sechs Schaukästen
Öffentlichkeitsarbeit bewirken kann, lässt sich in Ober-
sind dafür wichtige Instrumente«, betont sie und deutet
Roden und anderen Gemeinden des Dekanats sehen.
auf ein großes Banner, das vor der Kirche das ganze Jahr
Gemeinden wachsen, wenn die Rahmenbedingungen
über Werbung für die Gottesdienste macht. Vor zwei
stimmen und gut kommuniziert werden. Das lässt sich
Jahren gründeten sie und ihre Mitstreiter zudem eine
an den Mitgliederzahlen, bei den Ehrenamtlichen, den
Fundraising-AG, um eine Gemeindepädagogin selbst
Angeboten, der Teilnahme am Gemeindeleben und am
finanzieren zu können. »Gut 6.000 Euro kommen so jähr-
Spendenaufkommen ablesen.
lich zusammen.« Im Herbst soll eine Stiftung folgen.
I
Regionale Öffentlichkeitsarbeit im Dekanat Rodgau
Profil zeigen in der Region
Der 35-jährige
KAI FUCHS
ist gelernter Redakteur und
richten veröffentlicht. 70.000 Besuche zählen wir aktuell
arbeitete früher bei der örtlichen Regionalzeitung.
im Jahr. Unser regionaler Presseverteiler umfasst mehr
Jetzt wirkt er als regionaler Öffentlichkeitsbeauftragter
als 30 Adressen von der Zeitung bis zum Lokalradio. Es
im Dekanat Rodgau. Er möchte die evangelische Kirche
gibt einen Newsletter mit über 600 Abonnenten.«
nach außen erkennbarer und nach innen verbundener
Warum brauchen Kirchengemeinden dann noch eine eigene
machen.
Öffentlichkeitsarbeit?
Herr Fuchs, was sind Ihre Aufgaben im Dekanat Rodgau?
FUCHS:
»Die Vielfalt macht die Arbeit spannend: Dazu
FUCHS:
»Weil jede Gemeinde ihr eigenes Profil hat, das
es zu kommunizieren gilt. Alles andere wäre nicht EKHN-
gehören die Pressearbeit für das Dekanat und die Pf lege
gemäß. Gute Öffentlichkeitsarbeit ist ein wichtiges
seines Internetauftritts, kreative Arbeit an Flyern
Instrument für Gemeindeaufbau – siehe Ober-Roden und
und Plakaten, Fortbildung haupt- und ehrenamtlich
andere Gemeinden.«
Mitarbeitender und Beratung von Gemeinden und Einrichtungen in Sachen Medien, Kommunikation und
Wie politisch darf kirchliche Öffentlichkeitsarbeit sein?
Wirkung nach außen. Alles in allem geht es darum, die
FUCHS:
evangelische Kirche in der Region zu vernetzen und ihre
öffentliche Diskussion zu bringen und als Kirche in der
Angebote öffentlich zu machen – nach dem Motto:
Region Profil zu zeigen. Wir sind Teil der Gesellschaft und
›erkennbarer nach außen, verbundener nach innen‹.«
gestalten sie mit. Wir treten für die Wahrung christlicher
»Es geht darum, evangelische Positionen in die
Werte ein – zum Beispiel mit Blick auf die kirchlichen
Wo stoßen Sie auf Probleme?
FUCHS:
»Selten. Die evangelische Öffentlichkeitsarbeit
Feiertage: Aktuell haben wir mit einer viel beachteten
Pressemeldung zum Nachtshopping am Gründonnerstag
in der Region ist nach rund fünf Jahren den Kinder-
zusammen mit dem katholischen Schwesterdekanat den
schuhen entwachsen. Sie ist akzeptiert, ihre Angebote
christlichen Standpunkt klargemacht: Leben ist mehr, als
stoßen auf Interesse in den Gemeinden und bei den
Geld zu verdienen und es wieder auszugeben.«
Medien. Dass die räumliche Bezugsgröße Dekanat nach
außen zuweilen schwer zu vermitteln ist, stellt eine
Wo erfahren Sie selbst Unterstützung?
Herausforderung dar. Hier ist Zusammenarbeit mit den
FUCHS:
Nachbardekanaten gefragt – und mit dem regionalen
team und von den Menschen, die in den Gemeinden
Diakonischen Werk. Zusammen sind wir hier vor Ort
ehrenamtlich Öffentlichkeitsarbeit bestreiten. Vor allem
evangelisch in Stadt und Kreis Offenbach. Das ist eine
aber im Austausch mit den Öffentlichkeitsbeauftragten
Definition, die Menschen verstehen können.«
in den Regionen und in der Zentrale am Paulusplatz.
»Von den Kolleginnen und Kollegen im Dekanats-
Forum dafür ist unter anderem die Konferenz der
Wie unterstützen Sie die Gemeinden?
FUCHS:
72
»Unsere Internetseite ist das regionale Portal
regionalen Öffentlichkeitsbeauftragten. Die kollegiale
Beratung war nicht nur in der Anfangsphase Gold wert.
der evangelischen Kirche rund um den Rodgau: Hier
Die verschiedenen Kompetenzen und Charaktere
laufen die Informationen zusammen, werden Veran-
ergänzen sich gegenseitig und schaffen Qualität. Tipps,
staltungen angekündigt, Angebote beworben und Nach-
Kontakte und Know-how werden hier für alle nutzbar.«
I
ORGANISATION
Öffentlichkeitsarbeit in der EKHN
Vernetzen und
gemeinsam handeln
MARTIN REINEL,
Pfarrer und Journalist, sorgt seit
2005 für die Koordination und Fachberatung der
regionalen Öffentlichkeitsarbeit. Zuvor war er zwölf
Jahre lang Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit in der
Gesamtkirchliche Öffentlichkeitsarbeit
Propstei Oberhessen.
Ziele evangelischer Öffentlichkeitsarbeit
Leitung und Koordination
Evangelische Öffentlichkeitsarbeit nutzt moderne
I
Herausgabe echt und Evangelische Sonntagszeitung
Kommunikationsmittel. Damit wirbt sie für die
I
protokollarische Organisation von offiziellen
evangelische Kirche, hält den Glauben wach, unterstützt
Veranstaltungen
die Kirchenmitgliedschaft, verbreitet die christliche
Botschaft und tritt öffentlich für Frieden, Gerechtigkeit
Fachreferat interne Kommunikation
und die Bewahrung der Schöpfung ein.
I
EKHN-Mitteilungen, Intranetportal
I
Corporate Design
Vernetzung der Regionen
Nur das Zusammenwirken der vielfältigen Aktivitäten in
Fachreferat externe Kommunikation
der EKHN verbessert die öffentliche Wahrnehmung der
I
evangelischen Kirche. Wenn sie mit den Menschen über-
Leitendes Geistliches Amt, Synode
I
zeugend und lebendig öffentlich kommunizieren will,
Pressearbeit für Kirchenleitung,
Jahresbericht
müssen die Regionen miteinander und mit der Gesamtkirche gut zusammenarbeiten. Dabei ist ein gemeinsames
Fachreferat Kommunikationsprojekte
Erscheinungsbild wichtig: »Wo evangelisch drauf steht,
I
muss auch evangelisch drin sein!«
Großveranstaltungen wie Hessentage oder
Rheinland-Pfalz-Tage
I
Koordination der Fachleute
LebensArt Evangelische Kirche/
LebensArt-Shop »www.meine-lebensart.de«
Die Koordination und Fachberatung regionale Öffentlichkeitsarbeit der EKHN organisiert die regelmäßigen
Fachreferat Mitgliederorientierung
Konferenzen der Öffentlichkeitsarbeit in den Dekaten
I
Projekte zur Verbesserung des Mitgliederkontakts
und den Zentren. Dort arbeiten professionell ausgebildete Tageszeitungsredakteure, Spezialisten für
Koordination regionale Öffentlichkeitsarbeit
Marketing und Public Relations, Radiojournalisten und
I
Vernetzung mit Regionen
Pfarrer. Konkreter Nutzen der Treffen sind der regel-
I
Fachberatung der Dekanate
mäßige Informationsaustausch, die gezielte Verteilung
von Informationen und neuen Ideen. Zusammenarbeit
Online-Agentur
wird konkret verabredet, zum Beispiel für Hochzeits-
I
Betreuung der website »www.ekhn.de«
messen, Kampagnen zum Thema Taufe, die Präsentation
I
Beratung von Internet-Auftritten in der EKHN
der EKHN auf Hessentag und Landesgartenschau. Der
Erfolg der Nacht der Kirchen, die in etlichen Dekanaten
Daneben gibt es in der EKHN eine unabhängige
durchgeführt wird, basiert auch auf der Vernetzung der
evangelische Publizistik: Evangelischer Pressedienst
Öffentlichkeitsarbeit.
I
epd, Evangelische Sonntagszeitung und Rundfunkarbeit, jeweils mit Sitz im Evangelischen Medienhaus
Koordination regionale Öffentlichkeitsarbeit · Martin Reinel
Paulusplatz 1 · 64285 Darmstadt · Telefon (06151) 405-514
E-Mail [email protected] · www.kroeb.de
in Frankfurt.
I
73
Einnahmen und Ausgaben der EKHN im Jahr 2007
Jahresergebnis 2007
Einnahmen
2006
2007
2007
Veränderung
gegenüber
2006
[%]
2008
Planzahlen
[T Euro]
2007
Anteil an den
Gesamtausgaben
[%]
[T Euro]
420.397,02
483.097,66
82,3
+ 14,9
405.000,00
Erlöse, Kostenerstattungen
28.396,99
28.469,74
4,9
+ 0,3
29.231,67
Staatsleistungen und -erstattungen
14.955,60
15.181,09
2,6
+ 1,5
16.159,81
[T Euro]
Laufende Einnahmen
Kirchensteuer netto
[1, 2]
Zins- und Vermögenserträge
19.428,10
26.657,39
4,5
+ 37,2
17.093,74
Sonstige laufende Einnahmen
23.096,16
22.716,76
3,9
– 1,6
23.258,42
506.273,86
576.122,63
98,2
+ 13,8
490.743,65
4.923,22
404,55
0,1
– 91,8
1,20
553,45
Vermögenswirksame Einnahmen
Veräußerungen
Rücklagenentnahmen
Sonstige vermögenswirksame Einnahmen
[3]
8.307,65
5.615,52
1,0
– 32,4
47,25
4.591,50
0,8
–
13.278,11
10.611,57
1,8
– 20,1
555,85
519.551,98
586.734,20
100,0
+ 12,9
491.299,50
1,20
Summe aller Einnahmen
[1] Im Jahr 2007 überstieg das Ergebnis der Kirchensteuereinnahmen
die Planzahl um 104,1 Mio. Euro. Davon sind 59,8 Mio. Euro Erstattung
aus dem Betriebsstättenausgleich der Finanzämter.
Die Kirchenlohnsteuer von Arbeitnehmern muss vom Arbeitgeber an
das für ihn zuständige Finanzamt abgeführt werden. Sie steht aber der
Kirche zu, in der die Arbeitnehmer ihren Wohnsitz haben.
Liegt die Arbeitsstätte außerhalb des Gebiets dieser Landeskirche, wird
die Steuer auf dem Weg des Betriebsstättenausgleichs ausgeglichen.
[2] Für die Planung 2007 wurde aufgrund der konjunkturellen Rahmenbedingungen von niedrigeren Einnahmen ausgegangen, die von hohen
Rückzahlungen aus dem Betriebsstättenausgleich für die Jahre 2001
und 2002 aus der Kirchenlohnsteuer übertroffen wurden. Für 2008 werden
gleichbleibende Einnahmen aus Kirchensteuern erwartet.
[3] Die Summe der sonstigen vermögenswirksamen Einnahmen war
geprägt durch hohe Darlehensrückzahlungen.
[4] Bedingt durch das gute Jahresergebnis 2007 konnten die Rücklagen
weiter aufgestockt werden.
74
Verteilung der laufenden Ausgaben
Der größte Teil der Einnahmen
wird für Personalkosten verwendet.
Personalausgaben
Zuweisungen an kirchliche
Einrichtungen,
inkl. weiterer Personalkosten
70 %
8%
Sachausgaben
14 %
EKD-Umlagen
6%
Vermögenswirksame Ausgaben
ohne Rücklagenzuführungen
2%
FINANZEN
Ausgaben
2006
2007
[T Euro]
[T Euro]
124.223,18
2007
Anteil an den
Gesamtausgaben
[%]
2007
Veränderung
gegenüber
2006
[%]
2008
Planzahlen
126.891,20
+ 2,1
127.647,51
[T Euro]
Zuweisungen an Kirchengemeinden und Dekanate
Kirchengemeinden
Gebäudeinvestitionen und -unterhaltung
33.963,68
34.151,19
+ 0,6
34.575,76
Dekanate, regionale Verwaltung
28.636,30
29.398,06
+ 2,7
29.690,10
27.573,17
78.536,54
+ 184,8
38.668,85
214.396,33
268.976,98
+ 25,5
230.582,22
14.670,95
14.460,59
– 1,4
17.161,47
Zuführungen an kirchengemeindliche
Rückstellungen und -lagen
[4]
45,8
Zuweisungen an kirchliche Einrichtungen
Diakonisches Werk
Kirchlicher Entwicklungsdienst/
»Bekämpfung der Not in der Welt«
Zuweisungen an andere kirchliche Einrichtungen
4.448,66
5.944,90
+ 33,6
4.437,45
15.966,54
13.783,28
– 13,7
16.458,71
35.086,15
34.188,78
– 2,6
38.057,62
7.447,22
7.383,19
– 0,9
7.794,87
18.052,08
18.012,74
– 0,2
18.687,10
1.661,64
1.575,31
– 5,2
1.428,49
5,8
EKD-Umlagen
Allgemeine Umlage
Finanzausgleich an östliche Landeskirchen
Ostpfarrerversorgung
Andere Umlagen
650,22
210,69
27.811,16
27.181,94
– 67,6
662,67
– 2,3
28.573,13
105.743,69
5.162,06
105.086,78
– 0,6
107.563,02
5.381,38
+ 4,2
6.587,87
20.584,37
19.882,34
– 3,4
20.501,81
621,77
644,02
+ 3,6
631,49
4,6
Personalausgaben
Pfarrdienst (inkl. Altersvorsorge und -versorgung)
Beamte
Angestellte und Arbeiter
Nebenamtlich Beschäftigte
Personalnebenkosten (inkl. Beihilfe)
14.207,29
14.575,72
+ 2,6
15.512,03
146.319,18
145.570,24
24,8
– 0,5
150.796,22
25.151,82
33.883,24
5,8
+ 34,7
28.863,27
9.760,20
8.646,06
– 11,4
9.859,55
33.149,41
68.286,96
+ 106,0
4.567,49
27.877,73
0,00
– 100,0
0,00
70.787,33
76.933,02
13,1
+ 8,7
14.427,04
519.551,98
586.734,20
100,0
+ 12,9
491.299,51
Laufende Sachausgaben
Vermögenswirksame Ausgaben
Investitionen und Instandhaltung
Zuführungen an Rückstellungen und -lagen der Gesamtkirche
Aufstockung Versorgungsstiftung
[4]
Summe aller Ausgaben
75
Ausgaben für kirchliche Arbeit
Verwendung des Haushalts 2007
Ausgaben
[T Euro]
Anteil an
den Gesamtausgaben
[%]
Veränderung
gegenüber
2006
[%]
Budgetbereich Kirchliche Arbeit auf Gemeindeund Dekanatsebene
[4] Bedingt durch das gute Jahres- Kirchengemeinden und Dekanate
ergebnis 2007 konnten die RückKirchengemeinden
lagen weiter aufgestockt werden.
[5] Die Ausgaben für den Pfarrdienst werden aus budgettechnischen Gründen hier separat
ausgewiesen. Inhaltlich kommen
sie der Verkündigung, der Seelsorge und den anderen gemeindenahen Bereichen zugute.
[6] Erhöhung des Ausgabevolumens für Pastoralkollegs
durch jahresübergreifende
Verschiebungen bei den
Anmeldungen und Teilnahmen.
I
davon Kindertagesstätten
I
davon Diakoniestationen
[8] Erhöhung des Ausgabevolumens 2007 durch Haushaltsausgleich Gesangbuchfonds.
[9] Teilnehmendenzuschuss
für den Deutschen Evangelischen
Kirchentag Köln.
[10] Beinhaltet im Jahr 2007 auch
einmalige Zuschüsse.
[11] 2006 Zusammenführung
von Sekretariatsaufgaben im
Bereich Leitung und Verwaltung,
Beendigung der Arbeit der WMKoordinationsstelle und Fertigstellung der Baumaßnahme Kapelle
in der Commerzbank-Arena. Des
Weiteren Verschiebung von Kostenblöcken in den Bereich Leitung und
Verwaltung für Veröffentlichungen.
[12] Die Reduktion der Ausgaben
im Bereich der Seelsorge an Alten
und Kranken ist nicht das Resultat
einer Kürzung. Sie ist vielmehr auf
eine neue Konzeption der Arbeit
zurückzuführen. Entsprechend
werden die Ausgaben jetzt beim
Zentrum Seelsorge und Beratung
ausgewiesen.
+ 2,1
29.826,31
+ 0,9
3.123,92
– 6,0
Gebäudeinvestitionen und -unterhaltung
34.151,19
+ 0,6
Dekanate, regionale Verwaltung
29.398,06
+ 2,6
78.536,54
+ 980,1
Zuführungen an kirchengemeindliche
Rückstellungen/Rücklagen
[4]
Summe Kirchengemeinden und Dekanate
Pfarrdienst (ohne Beihilfe und Versorgung)
Budgetbereich Verkündigung
[5, 6]
268.976,98
5,0
+ 41,6
57.915,35
9,9
+ 0,2
326.892,34
55,7
+ 31,9
[5]
Gottesdienst
[7] 2006 höhere Zuweisung für
eine Baumaßnahme.
126.891,20
261,57
Bibelgesellschaften
[7]
141,00
– 27,6
Sonstige Kirchenmusik
[8]
149,93
+ 75,0
Evangelische Kirchentage
[9]
23,34
+ 41,3
1.093,77
± 0,0
Evangelische Studierendengemeinden
Sonstige Verkündigung einschließlich Stadtkirchenarbeit
[10]
745,34
+ 23,6
Zentrum Verkündigung
[11]
811,89
+ 115,3
Gottesdienstgestaltung, Kunst und Kultur
[11]
218,28
– 41,0
Kirchenmusik
[11]
890,37
– 21,3
Missionarisches Handeln und geistliches Leben
[11]
468,23
– 38,2
Summe Zentrum Verkündigung
[11]
2.388,76
– 9,4
4.803,71
Budgetbereich Seelsorge
76
0,8
– 1,6
[5]
Krankenhausseelsorge
[12]
2.772,43
– 7,9
Altenheimseelsorge
[12]
413,42
– 43,7
Hospizarbeit
[12]
65,74
+ 43,5
Gehörgeschädigten-, Gehörlosenseelsorge
249,99
– 13,8
Behindertenseelsorge
327,05
+ 3,4
Notfallseelsorge und sonstige Seelsorge
[13]
467,72
+ 264,7
Telefonseelsorge
[13]
236,54
+ 100,0
Polizei- und Zollgrenzdienstseelsorge
226,63
+ 2,8
Flughafenseelsorge
149,78
– 2,0
Gefangenenseelsorge
Sonstige Seelsorge
[13]
Zentrum Seelsorge und Beratung
[12]
780,02
+ 2,2
662,39
– 44,8
958,89
7.310,61
[13] Umgliederungen bei Notfall-,
Telefon- und sonstiger Seelsorge.
+ 5,0
+ 20,7
1,2
– 4,5
FINANZEN
Ausgaben
[T Euro]
Anteil an
den Gesamtausgaben
[%]
Veränderung
gegenüber
2006
[%]
Budgetbereich Bildung
Stadtjugendpfarrstellen
[14]
Jugendkulturkirche Frankfurt
[15]
184,90
– 14,7
0,00
– 100,0
Religionspädagogisches Zentrum
1.233,57
– 9,3
Religionspädagogische Ämter
1.112,65
± 0,0
Religionsunterricht, Schulseelsorge
8.926,31
+ 0,6
3,28
+ 133,0
770,42
+ 7,2
Konfirmandenunterricht
[16]
Kirchliche Grundschulen
Laubach-Kolleg (gymnasiale Oberstufe und Internat)
Evangelisches Gymnasium Bad Marienberg
1.967,17
– 7,3
342,89
+ 3,9
Evangelische Akademie Arnoldshain
673,72
– 1,1
Tagungsstätte Martin-Niemöller-Haus
104,49
– 2,8
15,30
+ 81,9
111,17
– 2,5
Freizeitheim (Ebernburg)
[17]
Evangelische Jugendbildungsstätte Kloster Höchst
Evangelische Jugendburg Hohensolms
[18]
138,89
– 20,6
Geschäftsführung Tagungsstätten
[19]
21,87
– 31,8
1.462,22
+ 3,5
[20]
6.792,82
+ 31,8
955,78
– 19,9
2.072,77
+ 18,3
Sonstige Bildung
Zentrum Bildung und Erziehung
I
davon Leitung/interne Verwaltung
I
davon Kinder- und Jugendarbeit
I
davon Erwachsenenbildung
646,60
– 23,3
I
davon Fachbereich Kindertagesstätten
943,52
+ 7,3
I
davon Projektgruppe Frauen
[21]
1,06
– 99,3
I
davon Kinder- und Jugendkirchentag
[22]
141,41
– 57,8
I
davon Jugendkulturkirche Frankfurt
[15]
2.031,69
+ 100,0
23.861,66
4,1
+ 4,2
Sonstige Gesellschaftliche Verantwortung und Diakonie
[23]
Besondere Pfarrstellen Diakonie
[23]
Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung
[23]
[15] Die Ausgaben für die Jugendkulturkirche wurden 2007 zum
Zentrum Bildung umgegliedert.
[16] 2007 neue Projekte in der
Konfirmandenarbeit.
[17] Gewährung des Zuschusses
2007 wieder auf dem bisherigen
Niveau.
[18] Änderung der Finanzierungsstruktur bei den kirchlichen
Tagungshäusern.
[19] Erhöhte Sachausgaben im
Jahr 2006.
[20] 2007 strukturelle Veränderungen bei der Zuordnung der
Personalkosten innerhalb der Fachbereiche und dem Leitungsbereich.
[21] 2007 Umgliederung der
Projektgruppe Frauen in den
Bereich Sonstige Bildung.
[22] Der Jugendkirchentag findet
im zweijährigen Turnus statt.
Budgetbereich Gesellschaftliche Verantwortung und Diakonie .
Diakonisches Werk in Hessen und Nassau
[14] 2007 waren nicht alle Pfarrstellen besetzt.
14.459,17
– 6,2
615,86
+ 100,0
406,97
+ 100,0
1.493,66
+ 4,0
16.975,65
2,9
[23] Ab 2007 neue Struktur für
Ausgabendarstellung.
+ 0,8
Budgetbereich Ökumene
Missionswerke und Partnerkirchen
3.075,52
– 0,1
Friedensdienst
[24]
73,87
+ 66,7
Bekämpfung der Not in der Welt
(Kirchlicher Entwicklungsdienst)
[24]
7.102,20
+ 59,5
Ökumenische Bildungsarbeit,
interkonfessioneller und interreligiöser Dialog
[24]
210,28
+ 36,8
Sonstige Ökumene
Zentrum Mission und Ökumene
[24]
159,15
+ 2,1
2.313,83
+ 2,8
12.934,85
+ 2,2
[24] Erhöhung der Ausgaben durch
Zuführungen zu zweckgebundenen
Fonds sowie Mittel zur Soforthilfe
bei Katastrophen und Notfällen.
+ 27,6
77
Ausgaben für kirchliche Arbeit
Verwendung des Haushalts 2007
[Fortsetzung]
Ausgaben
[T Euro]
Anteil an
den Gesamtausgaben
[%]
Veränderung
gegenüber
2006
[%]
Budgetbereich Theologische Ausbildung
[25] Reduktion der Ausgaben
2007 durch derzeit geringe
Ausbildungszahlen.
Vorbereitungsdienst der Vikarinnen und Vikare
[25]
Theologisches Seminar Herborn
Kirchliche Studienbegleitung
1.447,53
– 20,2
1.067,36
+ 9,0
156,00
– 2,0
[26] Erhöhung der Ausgaben
2007 für Aus- und Fortbildung.
Universitäten, Theologiestudium
[26]
62,54
+ 42,4
Evangelische Fachhochschule Darmstadt
[27]
4.097,10
+ 33,2
[27] 2007 höhere Ausgaben durch
Investitionszuschuss für Brandschutzauflagen.
Theologischer Nachwuchs
4,53
+ 100,0
494,80
– 65,0
167,45
+ 2,1
Berufspraktikum Gemeindepädagogen/
Sozialpädagogische Fachschulen und Aus- und Fortbildung
[28]
Kirchliche Personalberatung
[28] Ab 2007 Umgliederung des
Betriebskostenzuschusses für die
Sozialpädagogischen Fachschulen
in das Budget Kirchliche Arbeit auf
Gemeinde- und Dekanatsebene.
Zentrum für Organisationsentwicklung und Supervision
1.131,57
8.628,87
– 11,3
1,5
– 3,3
Budgetbereich Gesamtkirchliche Dienstleistungen
[29] Erhöhung der Ausgaben durch Leitung interne Verwaltung
Anstieg bei den Personalkosten.
Organisationsentwicklung und Steuerungsunterstützung
[30] Anstieg 2007 bedingt durch
höhere Personalausgaben.
Koordinationsstelle Öffentlichkeitsarbeit
Gleichstellungsbeauftragte
Stabsbereich Recht
[31] 2007 Nachweis der Personalkosten erstmalig im Budgetbereich Ehrenamtsakademie
(2006 unter Dezernat 2 ausgeBibliotheken/Zentralarchiv
wiesen).
Dezernat 1 – Kirchliche Dienste
[32] Umgliederung der Ehrenamtsakademie in den Bereich Sonstige
Verwaltung.
Dezernat 2 – Personal und Organisation
Kantine Kirchenverwaltung
Übergangsstellenplan
451,14
+ 1,4
423,43
+ 28,0
451,29
+ 8,5
[30]
107,76
+ 42,7
[31]
136,47
+ 100,0
[32]
0,00
– 100,0
[31]
Dezernat 3 – Finanzen, Bau und Liegenschaften
[33] Anstieg des Ausgabevolumens Fortbildung, Weiterbildung externer Mitarbeiter
2007 bedingt durch höhere
Sonstige Verwaltung
Ausgaben für Lebensmittel sowie
höhere Personalkosten.
[29]
[33]
854,78
– 5,1
1.567,02
– 1,0
6.244,87
– 11,1
3.100,29
– 8,8
216,81
+ 25,1
0,00
– 100,0
[32]
1.159,34
+ 32,6
[34]
0,00
– 100,0
14.713,18
[34] Verlagerung des Übergangsstellenplans in den Bereich
Vermögensverwaltung.
2,5
– 7,1
Budgetbereich Öffentlichkeitsarbeit
Regionale Öffentlichkeitsarbeit
[35]
0,68
– 98,3
[35] 2007 weitere Reduktion der
regionalen Öffentlichkeitsarbeit.
Medienhaus
2.007,87
+ 3,8
Sonstige Medienarbeit
2.009,58
+ 21,2
[36] Erhöhung der Ausgaben 2007
durch Jubiläumsbericht.
Interne und externe Kommunikation
[36]
613,74
+ 77,0
Projekte »Evangelisch aus gutem Grund«
[37]
143,79
+ 77,0
Koordinationsstelle Öffentlichkeitsarbeit
[37] 2007 Durchführung des
Hessentags in Butzbach sowie
Start der Vorbereitungen fü
die Landesgartenschau 2008 in
Bingen.
78
55,43
4.831,09
– 0,5
0,8
+ 17,4
FINANZEN
Ausgaben
[T Euro]
Anteil an
den Gesamtausgaben
[%]
Veränderung
gegenüber
2006
[%]
3.747,73
0,6
– 56,4
565,46
0,1
– 0,2
764,48
0,1
+ 22,1
981,64
0,2
– 1,9
Budgetbereich Zentrales Gebäudemanagement
[38]
[38] 2006 Abschluss von
mehreren Bauunterhaltungsmaßnahmen.
Budgetbereich Synode
Budgetbereich Kirchenleitung
[39]
Budgetbereich Leitendes Geistliches Amt
[39] Anstieg bei den Sachausgaben durch Spende für die
Gedenkstätte im ehemaligen
Konzentrationslager Dachau.
Budgetbereich Vermögensverwaltung, Altersversorgung
Umlagen
[40]
Versorgungsleistungen Pfarrer/-innen
588,42
+ 284,1
34.725,02
– 1,8
Versorgungsstiftung
[41]
0,00
– 100,0
Sonstige Altersversorgung
[42]
21,03
– 33,2
13.836,75
+ 2,2
1.230,90
– 70,7
0,35
+ 4,8
1.864,69
– 4,8
65.485,02
+ 100,0
Beihilfen, Unterstützungen
Überbrückungsfonds/Übergangsstellenplan
[34]
Kirchensteuerverwaltung/Clearing
Sammelversicherungen
Zuführung an gesamtkirchliche Rücklagen/Rückstellungen
[4]
Betriebsmittelrücklage
[43]
0,00
– 100,0
Sonstige Vermögensverwaltung
[44]
13.449,70
– 74,5
131.201,88
22,4
– 6,7
1.339,12
0,2
+ 3,3
27.181,94
4,6
– 2,3
586.734,20
100,0
+ 12,9
[40] 2007 geänderte Darstellung
der Umlagen an die EKD.
[41] 2007 keine Zuführung an
die Versorgungsstiftung.
[42] Reduktion der Zuweisung
an die Aidshilfe.
[43] Im Haushaltsjahr 2007
erfolgte keine Zuführung an die
Betriebsmittelrücklage.
[44] 2007 im Bereich der
sonstigen Vermögensverwaltung
keine Zuführung an Budgetrücklagen.
Budgetbereich Rechnungsprüfung
EKD
EKHN-Anteil am EKD-Haushalt und
Finanzausgleich mit östlichen Landeskirchen
Summe
79
Impressum
EKHN © Juli 2008
Herausgegeben von der Kirchenleitung
der Evangelischen Kirche
in Hessen und Nassau
Paulusplatz 1
64285 Darmstadt
Telefon (06151) 405-504
E-Mail [email protected]
www.ekhn.de
Verantwortlich:
Oberkirchenrat Dr. Joachim Schmidt
Redaktion/Koordination:
Kirchenrat Stephan Krebs
Darstellung des Haushalts:
Dipl.-Betriebswirtin
Ulrike Gaube-Franke
Statistische Daten/soziologische
Befunde:
Oberkirchenrat Dr. Peter Höhmann
Gestaltung:
Prof. Gregor Krisztian,
Prof. Marian Nestmann
Produktion:
Prof. Marian Nestmann
Korrektorat:
Peter Schughart,
Iljitsch Rumpf
Texte:
I Dr. Jürgen Albert: Seiten 28, 54, 61
I Sigrid Bernhardt-Müller: Seite 66
I Jörn Dietze: Seiten 38, 42, 58, 68, 71
I Stephan Krebs: Seite 8
I Georg Magirius: Seiten 16, 19, 22
I Sylvia Meise: Seiten 12, 34, 51, 64
I Prof. Dr. Peter Steinacker: Seite 4
I Doris Stickler: Seiten 24, 31, 45, 48
I Heinz Thomas Striegler: Seite 6
Reportagefotos:
I Eva Giovannini: Seiten 5 Mitte, 7,
13, 14, 15, 16, 17, 19, 20, 21,
34 oben, 34 unten, 35 oben, 37,
51, 52, 53, 59, 60 oben
I Jule Kühn: Seiten 12, 28, 29, 30,
31, 32, 33, 34 Mitte, 35 Mitte,
35 unten, 45, 46, 47, 62, 63, 64,
65 unten, 68, 69 oben, 69 unten
I Friederike Schaab: Seiten 5 oben,
9, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 38, 39,
41, 42, 43, 44, 54, 55, 56, 57, 58,
60 unten, 61, 71, 72, 73
I Bernd Apel: Seiten 48, 50 Mitte
I Oliver Berg, dpa/Picture Alliance:
Seite 49
I Stephan Krebs: Seiten 66, 67
I Pädagogische Akademie Elisabethenstift Darmstadt: Seite 69 Mitte
[Die Porträtfotos haben
die abgebildeten Personen
zur Verfügung gestellt.]
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Kirchenpräsident
Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Steinacker
Telefon (06151) 405-291
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Stellvertreterin des Kirchenpräsidenten
Oberkirchenrätin Cordelia Kopsch
Telefon (06151) 405-297
E-Mail [email protected]
Mitglieder der Kirchenleitung
I Elke Schulze
I Dr. Gerhard Walter
I Pfarrer Martin Freise
I Propst Dr. Klaus-Volker Schütz
I Dr. Ulrich Oelschläger
Leiterin der Kirchenverwaltung
Oberkirchenrätin
Sigrid Bernhardt-Müller
Telefon (06151) 405-296
E-Mail sigrid.bernhardt-mueller
@ekhn-kv.de
Leiterin des Dezernats
Kirchliche Dienste
Oberkirchenrätin
Pfarrerin Christine Noschka
Telefon (06151) 405-305
E-Mail [email protected]
Leiter des Dezernats
Personal und Organisation
Oberkirchenrat Pfarrer
Dr. Walter Bechinger
Telefon (06151) 405-375
E-Mail [email protected]
Leiter des Dezernats Finanzen,
Bau und Liegenschaften
Oberkirchenrat
Heinz Thomas Striegler
Telefon (06151) 405-344
E-Mail heinz-thomas.striegler
@ekhn-kv.de
Leiter der Öffentlichkeitsarbeit
Oberkirchenrat Dr. Joachim Schmidt
Telefon (06151) 405-289
E-Mail [email protected]
Ansprechpartner für Fragen
rund um die Kirchensteuer
Kirchenrat Bernd Karn
Telefon (06151) 405-353
E-Mail [email protected]
Kirchenamtsrat Peter Lemke
Telefon (06151) 405-352
E-Mail [email protected]
Präses der Kirchensynode
Prof. Dr. Karl Heinrich Schäfer
Paulusplatz 1
64285 Darmstadt
Telefon (06151) 405-308
E-Mail karl-heinrich.
[email protected]
Zentrum Bildung
Leitung: Pfarrerin Martina Klein
Erbacher Straße 17
64287 Darmstadt
Telefon (06151) 6690-100
E-Mail [email protected]
www.zentrumbildung-ekhn.de
Propstei Nord-Nassau
Propst: Pfarrer Michael Karg
Friedrich-Birkendahl-Straße 31
35745 Herborn
Telefon (02772) 3304
E-Mail [email protected]
Zentrum Gesellschaftliche
Verantwortung
Leitung: Pfarrerin Gundel Neveling
Albert-Schweitzer-Straße 113 – 115
55128 Mainz
Telefon (06131) 28744-0
E-Mail [email protected]
www.zgv.info
Propstei Oberhessen
Propst: Pfarrer Klaus Eibach
Lonystraße 13
35390 Gießen
Telefon (0641) 7949610
E-Mail propstei.oberhessen
@ekhn.de
Propstei Rheinhessen
Propst: Pfarrer Dr.
Klaus-Volker Schütz
Am Gonsenheimer Spieß 1
55122 Mainz
Telefon (06131) 31027
E-Mail propstei.rheinhessen
@t-online.de
Propstei Süd-Nassau
Propst: Pfarrer Dr. Sigurd Rink
Humperdinckstraße 7A
65193 Wiesbaden
Telefon (0611) 522475
E-Mail ev.propstei.sued-nassau
@ekhn-net.de
Propstei Rhein-Main
Pröpstin: Pfarrerin Gabriele Scherle
Saalgasse 17
60311 Frankfurt
Telefon (069) 287388
E-Mail ev.propstei.rhein-main
@ekhn-net.de
Propstei Starkenburg
Pröpstin: Pfarrerin Karin Held
Ohlystraße 71
64285 Darmstadt
Telefon (06151) 41151
E-Mail propstei.starkenburg
@t-online.de
Zentrum Ökumene
Leitung: Pfarrer Detlev Knoche
Praunheimer Landstraße 206
60488 Frankfurt
Telefon (069) 97651811
E-Mail [email protected]
www.zentrum-oekumene-ekhn.de
Zentrum Verkündigung
Leitung: Pfarrerin Sabine Bäuerle
Markgrafenstraße 14
60487 Frankfurt
Telefon (069) 71379-0
E-Mail willkommen
@zentrum-verkuendigung.de
www.zentrum-verkuendigung.de
Zentrum Seelsorge und Beratung
Leitung: Wolfgang Kinzinger
Kaiserstraße 2
61169 Friedberg
Telefon (06031) 162950
E-Mail [email protected]
www.zsb-ekhn.de
Zentrum für Organisationsentwicklung und Supervision
Leitung: Kersti Weiß
Kaiserstraße 2
61169 Friedberg
Telefon (06031) 162970
E-Mail [email protected]
www.zos-ekhn.de
Zentrum für kirchliche Personalberatung
Leitung: Sylta Stautner
und Hans Georg Berg
Kaiserstraße 2
61169 Friedberg
Telefon (06031) 162990
E-Mail personalberatung
@ekhn-net.de
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