Das Ringen um Frieden wird niemals zu Ende

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Das Ringen um Frieden wird niemals zu Ende
„Das Ringen um Frieden wird niemals zu Ende sein...“
Die „Dekade zur Überwindung von Gewalt 2001-2010“
in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau
www.zentrum-oekumene-ekhn.de
Impressum
Herausgegeben vom
Zentrum Ökumene
der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau
Praunheimer Landstraße 206
60488 Frankfurt am Main
Tel.: 069 / 97 65 18 11
Fax: 069 / 97 65 18 19
E-Mail: [email protected]
www.zentrum-oekumene-ekhn.de
Oktober 2010
Redaktion:
Pfarrerin Mechthild Gunkel,
Beauftragte für Friedensarbeit
in Zusammenarbeit mit dem Fachbeirat
„Frieden und Konflikt“ der Evangelischen Kirche
in Hessen und Nassau
Fotos: Zentrum Ökumene der EKHN und privat
Auflage: 500 Stück
Druck: Druckerei Pollinger, Frankfurt am Main
Innenteil gedruckt auf 100% Altpapier
Geleitwort
Liebe Leserinnen und Leser,
mit diesem Jahr endet die vom Ökumenischen Rat
der Kirchen ausgerufene „Dekade zur Überwindung
von Gewalt 2001 – 2010“. Eine Fülle von guten Anregungen haben wir durch sie erhalten und damit dem
Friedensengagement im Leben und Zeugnis unserer
Kirche neue Räume eröffnet. Im Rahmen eines
eigens von der Synode aufgelegten Dekadefonds
haben wir in den vergangenen 10 Jahren innovative
Projekte gefördert. Dazu gehörten Impulse, die dazu
beitrugen, Streitschlichtung, Gewaltprävention und
Mediation bereits im Kindergarten oder in der Grundschule zu vermitteln.
Ich möchte allen für die vielfältigen Anregungen
danken und hoffe, dass sie weiter auf fruchtbaren
Boden fallen und so mit dazu beitragen, dass unser
Friedenszeugnis in der Gesellschaft auch künftig
erkennbar wird.
Dr. Volker Jung
Kirchenpräsident
Daneben haben wir interreligiöse Begegnungsprojekte ins Leben gerufen sowie Flüchtlinge aus Kriegsund Bürgerkriegsgebieten in ihren Asylbegehren
unterstützt. An verschiedenen Orten haben sich Menschen mit Häuslicher Gewalt auseinandergesetzt,
was ein Erfolg der Ausstellung „Rosenstraße 76“
ist. Dabei sind Netzwerke entstanden, die über den
kirchlichen Kontext hinausweisen.
In ökumenischen Gottesdiensten und Friedensgebeten haben Menschen neu entdeckt, auf welch
reichen Schatz wir in unseren religiösen Quellen
zurückgreifen können. Opfer von Gewalt und Krieg
haben für manche ein Gesicht bekommen. Es wurde
nach den Ursachen von Gewalt gefragt und nach
Möglichkeiten gesucht, Gewaltspiralen zu unterbrechen.
Es ist deutlich geworden, dass „Frieden Frucht der
Gerechtigkeit ist“ (Jesaja 32, 17) und dass unser
Friedensengagement in einer Beziehung steht mit
dem Eintreten für Klimagerechtigkeit und für einen
sorgsamen Umgang mit der Schöpfung. Im nächsten
Jahr werden Früchte dieser Arbeit bei der Friedenskonvokation auf Jamaika vorgestellt werden. Dieses
große „Erntedankfest“ in Kingston schließt die Dekade ab und wird zugleich neuen Samen aussäen.
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Inhaltsverzeichnis
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Grußwort Kirchenpräsident Pfarrer Dr. Volker Jung
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Vorwort OKR Pfarrer Detlev Knoche, Leiter des Zentrums Ökumene
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Die „Dekade zur Überwindung von Gewalt“ in der EKHN Pfarrerin Mechthild Gunkel
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Innovative Ideen fördern
Der Dekadefonds Prof. Dr. Berthold Meyer
Häusliche Gewalt Pfarrerin Karin Greifenstein
Strukturelle Gewalt Prof. Dr. Berthold Meyer
Gewaltprävention an Schulen und in der Kinder- und Jugendarbeit Uli Sander
Interkulturelle und Interreligiöse Projekte Birgit Wehner
Gottes Frieden, Gottesdienst und Friedensjournalismus Pfarrer Horst Scheffler
Lernen aus der Geschichte – Engagement gegen rechtsextreme Gewalt Pfarrerin Mechthild Gunkel
Die Dekade in den Dekanaten Pfarrerin Mechthild Gunkel
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Dekadethemen im Diakonischen Werk in Hessen und Nassau Pfarrerin Mechthild Gunkel
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Die Dekade in Deutschland Pfarrerin Mechthild Gunkel
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Workshops aus der EKHN während der Friedenkonvokation auf Jamaika
Friede zwischen den Religionen - eine zarte Pflanze Pfarrerin Mechthild Gunkel
Kriegsdienstverweigerung und Asyl international Rudi Friedrich
Diversity in Unity Pfarrerin Dr. Kerstin Söderblom
33 Ganz viel Neues entstanden? - Ein kritisches Resümee im Gespräch zwischen
Wolfgang Buff und Mechthild Gunkel
35 Adressen, Linklisten, Materialhinweise
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Vorwort
Liebe Leserinnen und Leser,
am Ende der „Ökumenischen Dekade zur Überwindung von Gewalt“ lädt der Ökumenische Rat der
Kirchen zu einer Friedenskonvokation nach Kingston,
Jamaika, ein. Als Ausdruck des Dankes gegenüber
Gott für die kleinen und großen Erfolge der Dekade wird ein „Erntedankfest“ gefeiert werden. Zu
diesem Erntedankfest haben Menschen aus unserer Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau,
haben Gemeinden und Dekanate sowie Initiativen,
Organisationen und Netzwerke in der Region etwas
beizutragen. Beispiele davon sind in dieser Broschüre zusammengestellt worden und sind Teil „unseres
Erntedankfestes“. Die große Spannbreite der Beispiele spiegelt die Vielschichtigkeit des Gewaltbegriffes wider.
Zur Förderung dieser Initiativen und Projekte hat die
EKHN in den 10 Jahren insgesamt 160.000 € zur
Verfügung gestellt. Für die Beteiligung zu werben,
die richtigen Akzente bei der Förderung zu setzen
und den Antragstellerinnen und Antragstellern gerecht zu werden, war eine Herausforderung. Diese
angenommen und mit ihr konstruktiv umgegangen
zu sein, dafür sei den Mitgliedern des „Fachbeirates
Frieden und Konflikt“ und seinem Vorsitzenden Prof.
Dr. Berthold Meyer ganz herzlich gedankt.
Die Themen und Anliegen der Ökumenischen
Dekade haben aber auch die inhaltliche Arbeit und
die Angebote im Zentrum Ökumene bestimmt. Von
Beginn an kristallisierte sich die Dekade als Orientierungsrahmen für die Angebote und Arbeit der
Beauftragten für Friedensarbeit und des Fachbereichs „Frieden und Konflikt“ heraus. Dem „Mythos
der erlösenden Gewalt“ widerstehen – die Debatte
um ein Verständnis von „menschlicher Sicherheit“
– eine Lehre vom gerechten Frieden – 10 Gründe
gegen den Irakkrieg – das Verhältnis von Religion
und Gewalt – Zivilcourage und eigenes Konfliktverhalten – Menschenrechte und eine Kultur des
Friedens – die Aktion Wanderfriedenskerze – dies
sind nur einige der Themen, die in diesen 10 Jahren
aufgegriffen und kontrovers diskutiert wurden. Damit
haben Pfarrerin Gabriele Scherle (bis August 2004)
und Pfarrerin Mechthild Gunkel (ab November 2004)
als Beauftragte für Friedensarbeit wichtige Impulse
gesetzt, die sicherlich über die Ökumenische Dekade
hinaus von Bedeutung sein werden.
Am Ende der Dekade sind die Herausforderungen
zur Überwindung von Gewalt nicht geringer geworden. Aber wir sind reicher an guten Erfahrungen und
die in dieser Dokumentation dargestellten Initiativen
und Projekte ermutigen uns, am Einsatz für Gewaltlosigkeit, Frieden und Gerechtigkeit festzuhalten.
Pfarrer Detlev Knoche
Oberkirchenrat - Leiter des Zentrums Ökumene
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Die „Dekade zur Überwindung
von Gewalt“ in der EKHN
Als die 8. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) 1998 in Harare eine „Dekade
zur Überwindung von Gewalt“ für die Jahre 2001 bis
2010 ausrief, forderte sie damit alle Menschen zur
Auseinandersetzung mit zerstörerischen Formen von
Gewalt auf und regte eine neue Kultur des Friedens
und der Gewaltlosigkeit an. Sie rief die Kirchen
dazu auf, Geist, Logik und Ausübung von Gewalt zu
überwinden und auf jede theologische Rechtfertigung
von Gewalt zu verzichten, ein neues Verständnis von
Sicherheit zu gewinnen und gegen die zunehmende Militarisierung unserer Welt zu protestieren. An
diesen Zielen soll gemeinsam mit zivilgesellschaftlichen Gruppen, aber auch mit Andersgläubigen
gearbeitet werden, um Frieden und Versöhnung als
zentralen Auftrag der Kirchen deutlich zu machen.
Die EKHN hat sich als eine der ersten Landeskirchen
auf ihrer Synodaltagung im Herbst 1999 der Ökumenischen „Dekade zur Überwindung von Gewalt“
angeschlossen und wird bei der diesjährigen Herbsttagung ein Resümee ziehen. Die Dekade gehöre zu
den synodalen Anliegen und verlange die Verankerung auf allen Ebenen der Kirche, durch Teilnahme,
Mitwirkung, Begleitung und Fürbitte, so formulierte
Präses Karl Heinrich Schäfer bei der Eröffnung. Der
mennonitische Theologe Fernando Enns forderte
in seinem Einführungsreferat die EKHN dazu auf,
„sich auf Entdeckungsreise zu begeben“. In den
vergangenen zehn Jahren wurde engagiert an den
unterschiedlichsten Themen der Dekade gearbeitet,
allerdings nicht immer unter dem Dekadelogo. Mit
den unterschiedlichsten Ausprägungen von Gewalt,
den ihnen innewohnenden Strukturen und Mechanismen haben sich viele auseinandergesetzt und haben
Ideen entwickelt, die der Gewalt etwas entgegensetzen, aus der Ohnmacht und Lähmung herausführen
und präventiv wirkungsvoll sind. Manche Fragestellungen wurden neu aufgenommen, andere, teilweise
langjährig bewährte Arbeit wie die Ökumenische
FriedensDekade wurde unterstützt und fortgeführt.
Manchen Gruppen, Initiativen und Personen diente
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die Dekade zur Fokussierung ihrer Arbeit. In manchen Themenfeldern wie z.B. Häusliche Gewalt,
Gewalt und Schule, Rechtsextremismus ist neue
zivilgesellschaftliche Zusammenarbeit entstanden.
Gerade in den letzten Jahren wurde deutlich, wie
eng Gerechtigkeits-, Friedens- und Klimathemen
zusammengehören und ineinander verschränkt sind.
„Wir sind der festen Überzeugung, dass die Kirchen
aufgerufen sind, vor der Welt ein klares Zeugnis
abzulegen von Frieden, Versöhnung und Gewaltlosigkeit, die auf Gerechtigkeit gründet. … Wir müssen
aufhören, reine Zuschauer der Gewalt zu sein oder
sie lediglich zu beklagen“, hieß es in der Botschaft
des ÖRK zur Dekade. In der Dekadearbeit wurde
die Kirche mit ihrem ureigensten Thema sichtbar
– dieses zentrale Anliegen wurde aber selten als
ekklesiologisches Thema, viel eher als sozialethische Aufgabe angesehen. Die Themen der Dekade betreffen das „Esse“ von Kirche, hatte Margot
Käßmann einmal formuliert, sie sollen „vom Rand
in das Zentrum des Lebens und Zeugnisses der
Kirchen“ gebracht werden, wie die ÖRK-Botschaft
formuliert. Ist diese Aufgabe in unserer Kirche
verstanden worden? Gelingt es als Kirche, von der
Zivilgesellschaft als „Agentur des Friedens“ wahrgenommen zu werden? Zwei zentrale Fragen, die einer
längeren Diskussion auch in der EKHN bedürfen.
Die EKHN-Synode richtete einen Dekadefonds für
die Dauer der Dekade ein, um innovative Projekte,
die sich mit der Überwindung von Gewalt befassen,
zu ermöglichen. Inzwischen wurden über 110 Projekte gefördert, die anfangs zu Verfügung gestellte
Summe von 100.000 € wurde beträchtlich erhöht.
Ein erster synodaler Zwischenbericht 2003 zeigte,
dass das Engagement für die Ziele der Dekade
unterschiedlich aufgenommen wurde und sich keine
Dekadegruppen gegründet haben. Die strukturelle
Verankerung der Dekade ist schwierig – das mag
auch am weiten Gewaltbegriff liegen. Hilfreich für die
Synode war sicherlich der differenzierte Einblick aus
der Sicht des Giessener Polizeipräsidenten Manfred
Meise, der auch im Fachbeirat mitarbeitete. Unter
der Überschrift „Innere Sicherheit und Gewalt“ legte
er nahe, Kinder und Jugendliche in die Lage zu
versetzen, selbständig zu Drogen und Gewalt Nein
zu sagen. Dazu hilft die Arbeit am Selbstwertgefühl,
die Vermittlung von Konfliktfähigkeit und die Hilfe
für eine aktive Lebensgestaltung. Christoph Reichel
vom Evangelischen Missionswerk in Südwestdeutschland lenkte den Blick auf die Partnerkirchen
und schloss seine Ausführungen vor der Synode
mit der Erkenntnis: „Versöhnung ist ein Weg und
nicht nur ein fernes Ziel. In einer durch Armut, Aids
und Gewalt bedrohten Situation entsteht Hoffnung
und Versöhnung, wo Menschen sich nicht auf ihre
Opfer- und Täterrolle festnageln lassen, sondern ihre
Narben als eine Gabe der Versöhnung, der Menschlichkeit und Menschenwürde annehmen lernen.“
Drei Jahre später brachten sich Jugendliche aus
dem Lautertal beim Synodeneröffnungsgottesdienst mit einem Anspiel zum Widerstand gegen
rechtsextreme Anwerbeversuche ein. Ein aus dem
Dekadefonds gefördertes Projekt, das kompetent
durch die Jugendbegegnungsstätte Anne Frank
begleitet wurde.
Gemeinsam mit Menschen aus den Partnerkirchen
wurde bei den Partnerschaftskonsultationen im
Februar 2009 und im November 2010 an Themen
wie Häusliche Gewalt, Zwangsprostitution, interreligiöse Konflikte, zivile Konfliktbearbeitung und
Umgang mit Rechtsextremismus gearbeitet.
Zweimal jährlich erscheint ein DekadeInfobrief, in
dem die fünf süddeutschen Landeskirchen gemeinsam mit dem Evangelischen Missionswerk
in Südwestdeutschland „best practice“-Beispiele
veröffentlichen, ergänzt durch Material- und Literaturhinweise oder Veranstaltungseinladungen
für die Unterstützung der lokalen Dekadearbeit.
2. Internationale Partnerschaftskonsultation 2009 in Arnoldshain
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Pröpstin Gabriele Scherle, Pfarrer Andreas Günther und Bernd Rieche
(zfd Ziviler Friedensdienst) bei der Eröffnung der Ausstellung „Wir
scheuen keine Konflikte“ im Zentrum Ökumene am 25. August 2010
Gemeinsam mit dem Ökumenischen Dienst Schalomdiakonat werden Fortbildungen in gewaltfreier
Konfliktbearbeitung angeboten und ähnliche Konzepte anderer Träger beworben. Die Ausstellung
„Frieden braucht Fachleute“ war an 12 Orten in der
Region zu sehen und lud dazu ein, sich mit den Möglichkeiten eines zivilen Friedensdienstes auseinander
zu setzen. Eine gut besuchte Abschlussveranstaltung am 2. September 2006 legte die Weiterarbeit
am Thema nahe und ermutigte das von Pax Christi
Mainz und Limburg, vom Bistum Mainz, der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz und
vom Zentrum Ökumene getragene Team, regelmäßig
Veranstaltungen anzubieten und dabei über die unterschiedlichsten Formen ziviler Konfliktbearbeitung
zu informieren. Zu der von der Dekade geforderten
Kultur des Friedens gehört diese Beschäftigung mit
Konzeptionen und Methoden der Gewaltfreiheit.
Auch die geistig-geistliche Auseinandersetzung mit
der unserer theologischen Tradition innewohnenden
Gewalt wurde gesucht. 2002 befasste sich eine
Theologische Werkstatt mit der „Rettenden Gewalt“,
im folgenden Jahr mit Spiritualität und Weltverantwortung. In einem Materialheft „Zwei Männer
streiten sich“ sind im September 2007 Predigten und
liturgische Texte aus unserer Landeskirche veröffentlicht worden. Zur Herbstsynode 2010 erscheint
eine umfangreiche Materialsammlung mit Predigten,
Gebeten und Liedern, die während der vergangenen
zehn Jahre entstanden sind: „Nicht erschrecken vor
dem Grauen der Nacht“.
(zu finden auf www.zentrum-oekumene-ekhn.de
unter Materialien/Gottedienstmaterialien)
Getragen vom Ökumenischen Friedenskonveniat Rhein-Main, zu dem neben der EKHN und der
katholischen Friedensbewegung Pax Christi Menschen aus katholischen Orden und Institutionen,
aus der Mennonitengemeinde, der methodistischen,
anglikanischen und altkatholischen Kirche gehören,
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„wandert“ seit 2002 eine Friedenskerze durch unsere
Region. Vom 1. September, dem internationalen
Antikriegstag, bis zum Ende der FriedensDekade
mit dem Buß- und Bettag sind inzwischen mehrere
Kerzen unter einem wechselnden Motto unterwegs,
brennen bei Friedensgebeten, ökumenischen
Gottesdiensten, Konfirmationsstunden, Friedensseminaren oder zu anderen Gelegenheiten. Jährlich
wird eine Gebetshilfe erstellt, die liturgische Texte,
Liedvorschläge und Hintergrundinformationen liefert.
Diese längst etablierte spirituelle Aktion – inzwischen
beteiligen sich etwa 80 Gemeinden und Gruppierungen - stärkt die ökumenische Verbundenheit
und ermöglicht Begegnung und Informationen über
die verschiedenen Konfessionen und ihr Engagement für den Frieden. 2010 lautet das Motto
„Leben achten statt Tod verkaufen! Gedenken an
die Opfer deutscher Waffenexporte“. Ein ökumenisches Engagement zu den Anliegen der Dekade,
das spirituelle und politische Anliegen vereinigt.
Mechthild Gunkel
Pfarrerin für Friedensarbeit und Koordinatorin der
„Dekade zur Überwindung von Gewalt“ in der EKHN
Über 100 Kinder und Jugendliche gingen am 1. Oktober 2010 beim Lauf gegen
Rassismus und Gewalt der Evangelischen Jugend Frankfurt an den Start
Eröffnung der Aktion: Ökumenische Wanderfriedenskerze am
1. September 2010 in Frankfurt am Main „Leben achten statt Tod verkaufen!“
Ökumenische Wanderfriedenskerze 2008 „Miteinander aneinander vorbei.
Schritte zur Solidarität mit Minderheiten“ beim Weltsozialforum in Bélem,
Brasilien, Januar 2009
Ökumenische Wanderfriedenskerze 2007 „Wenn eineR anfängt aufzuhören...
Frieden wächst nicht aus Gewalt!“ beim Pastoralkolleg in Hyderabad, Indien,
Januar 2008
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Innovative Ideen fördern
Der Dekadefonds
Während der vom ÖRK ausgerufenen „Dekade zur
Überwindung von Gewalt (2001-2010)“ sollten – so
wollte es die Synode der EKHN – Projekte kirchlicher
wie außerkirchlicher Initiativen unterstützt werden,
die sich der Gewaltprävention widmen, aber allein
auf sich gestellt es nicht schaffen würden, ihre Ziele
zu verwirklichen. Zu diesem Zweck rief die Synode einen Dekadefonds ins Leben und stattete ihn
zunächst mit 100.000 € aus, stockte ihn später noch
um 30.000 € auf und ermöglichte schließlich noch
weitere Projekte, als auch diese Mittel Anfang 2010
verbraucht waren.
Die Anliegen der Dekade sollten allerdings auch
direkt von der Kirche umgesetzt werden. Dies war
eine der zentralen Aufgaben der Beauftragten für
Friedensarbeit. Um diese dabei zu beraten und die
Entscheidung über die Mittel aus dem Dekadefonds
nicht der kirchlichen Bürokratie zu überlassen, wurde
beim Zentrum Ökumene ein Fachbeirat „Frieden und
Konflikt“ berufen, dem zehn Mitglieder aus unterschiedlichen Arbeitsbereichen (außerschulische
Jugendarbeit, katholische Friedensarbeit, Friedensjournalismus, Friedens- und Konfliktforschung, Militärseelsorge, Gefängnisseelsorge…) angehören.
Der Fachbeirat tagte vier bis fünf Mal im Jahr. Bei unserer allgemeinen Unterstützung der Friedensarbeit
in der EKHN versuchten wir, die im Oktober 2007
vom Rat der EKD veröffentlichte Friedensdenkschrift
„Aus Gottes Frieden leben – für gerechten Frieden
sorgen“ durch einen Kommentar und einige ergänzende Gedanken für die Gemeindearbeit nutzbar zu
machen. Hieran beteiligten sich auch die anderen
Fachbeiräte des Zentrums Ökumene. Außerdem
wurde die Teilnahme der EKHN an der 3. Europäischen ökumenischen Versammlung in Sibiu (Hermannstadt, Rumänien) im September 2007 begleitet
und ein erster Entwurf zur Erklärung zum gerechten
Frieden bearbeitet.
Auf die Dekade bezogen ging es zunächst um die
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Frage, wie breit die Aufgabe der Gewaltprävention zu fassen ist, denn der Gewaltbegriff selbst ist
äußerst vielschichtig und reicht von Verletzungen, die
einzelne Menschen anderen zufügen, über gesellschaftliche Strukturen, die Individuen oder Gruppen
daran hindern, sich so zu entfalten, wie dies andere
vielleicht können, bis hin zum Kriegsgeschehen im
fernen und doch über die Beteiligung der Bundeswehr so nahen Afghanistan.
Weiterhin ging es darum, zu bestimmen, nach
welchen Kriterien Projekte gefördert werden sollten.
Außerdem musste über die Möglichkeit informiert
werden, Mittel für Projektarbeit zu erhalten, unabhängig davon, ob es sich um kirchliche, kirchennahe
oder gesellschaftliche Initiativen ohne einen religiösen Bezug handelte.
Schließlich wurden Projekte aus folgenden Themenbereichen gefördert:
- Häusliche Gewalt und Gewalt gegen Frauen und
Kinder, Zwangsprostitution;
- Umgang mit struktureller Gewalt, Angebote dazu in
der (Erwachsenen-) Bildungsarbeit;
- Gewaltprävention an Schulen und in der pädagogischen Arbeit;
- Interreligiöse und interkulturelle Begegnungen;
- Friedenstheologie und Friedensethik; Friedensjournalismus;
- Lernen aus der Geschichte, gegen rechtsextremistische Gewalt.
Erstes Kriterium war für uns, ob es sich um ein innovatives Projekt handelt. Es wurde darauf geachtet,
ob der Zugang zu einem Problem(feld) originell und
kreativ war und sich von der herkömmlichen Kinder-,
Jugend- und Konfirmandenarbeit oder Erwachsenenbildung unterschied. Dies war vor allem relevant,
wenn ein Träger zum zweiten oder dritten Mal einen
Antrag stellte. Dann wollten wir sehen, ob es Lerneffekte aus dem vorangegangenen Projekt gab, die
beim neuen Vorhaben berücksichtigt wurden oder
ob nur eine neue Zielgruppe im Blick war. Letzteres
sollte allerdings auch kein Hindernis sein, wenn ein
wichtiges Projekt wie die Ausstellung gegen häusliche Gewalt „Rosenstraße 76“ mit ihrem vielseitigen
Begleitprogramm von einer Stadt in eine andere
wanderte. Lokale Netzwerke bildeten sich, hatten
unterschiedliche Mitglieder, legten unterschiedliche Schwerpunkte und regten zur Weiterarbeit an
verschiedenen Punkten an. Diese Ausstellung wurde
von uns insgesamt sechs Mal gefördert.
Ein zweites Kriterium war, in welchem Umfang ein
Träger auf Eigenmittel zurückgreifen konnte und in
welchem Maße er sich auch um andere Förderungen
oder Sponsoren bemüht hatte. Damit wollten wir
sicherstellen, dass die begrenzten Mittel möglichst
vielen Projekten zu Gute kommen können. Die Obergrenze für die einzelne Zuwendung des Beirates
lag bei 2.500 €. Insgesamt wurden im Verlauf der Dekade 113 Projekte gefördert, woraus sich ergibt, dass
die Zuwendungen im Durchschnitt bei etwa 1.200 €
lagen.
Ein besonders großer Anteil von Projekten betraf den
Bereich der Gewaltprävention in Schulen und bei
Jugendlichen. Ebenfalls sehr große Bedeutung hatten Aktivitäten zur Thematisierung und Überwindung
häuslicher Gewalt. Beide Bereiche machen überdies
deutlich, dass die Aufgaben, die durch den Dekadefonds ermöglicht werden konnten, mit dem Ende der
Dekade keineswegs erledigt sind.
Gebiet der EKHN: An vielen Orten in der EKHN
wurden Dekadeprojekte durchgeführt
Auf den folgenden Seiten stellen die Mitglieder des
Fachbeirates Themenschwerpunkte und geförderte
Projekte vor.
Prof. Dr. Berthold Meyer
Vorsitzender des Fachbeirates Frieden und Konflikt,
langjähriger wissenschaftlicher Mitarbeiter der
Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung,
Honorarprofessor am Zentrum für Konfliktforschung,
Universität Marburg
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Häusliche Gewalt
70er Jahre, Heidelberg. Wenn ich samstags morgens
zum Bäcker nebenan ging, um Brötchen zu holen,
schaute ich in die verweinten Augen der Bäckersfrau, ihr Gesicht voller Hämatome. Manchmal hatte
ich ihren Mann morgens um 4 Uhr brüllen gehört.
Ich fragte nach meinen Brötchen, bezahlte und ging
beklommen wieder raus. Ich war stumm. Fast körperlich übertrug sich diese gespenstische Schwade aus
Scham, Angst und Ohnmacht auf mich und nahm mir
die Luft zum Reden. Heute schäme ich mich, dass
ich nie fragte, was los sei, nie Hilfe holte. Für und
gegen alles Mögliche ging ich als Studentin auf die
Straße und machte meinen Mund auf, aber hier im
häuslichen Bereich blieb ich still.
Ich war mit diesem Schweigen nicht allein. Selbst zu
Beginn der UN-Frauendekade 1975 war das Thema
„Gewalt gegen Frauen“ noch nicht im Blick. Erst die
Frauenbewegung der 80er Jahre, und zur Halbzeit
der Ökumenischen Dekade "Solidarität der Kirchen
mit den Frauen" in den 90ern – hier ist besonders die
Referentin des ÖRK Aruna Gnanadason zu nennen, die 1992 zu einer ersten Frauenkonferenz der
Kirchen einlud – kamen weltweit die erschütternden
Erfahrungen von Gewalt und Missbrauch im Nahbereich in den Blick. Regionale Konferenzen folgten.
1995 machte die Weltfrauenkonferenz in Peking
deutlich, in welchem Ausmaß Frauen und Kinder
weltweit von struktureller und brachialer Gewalt
betroffen sind. Ökonomische Ausbeutung bis hin zum
Sextourismus, Vergewaltigungen in Kriegen wie in
Ehen, sexueller Missbrauch in Familien, Kirchen und
Bildungseinrichtungen, Zwangsprostitution und das
Ausmaß des Menschenhandels kamen in den Blick.
Die Zeit des Schweigens ist vorbei.
Doch damit ist noch lange nicht die Gewalt überwunden. Es ist konsequent, dass der Frauendekade die
Dekade gegen Gewalt folgte. Ständige Aufklärung
tut weiter Not, das Thema muss in unseren Köpfen
bleiben, damit es nicht wieder „unter der Decke“ verschwindet. Wir müssen uns gegen das Verstummen
angesichts der Gewalt wappnen, einander ermutigen
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und Quellen von Solidarität und Kraft erschließen.
Traumatisierte brauchen kompetente Hilfe. Familien
brauchen Unterstützung für ein Leben, das Gewaltausbrüche unwahrscheinlich macht; heilsame
Strukturen sind zu schaffen.
Als Gefängnisseelsorgerin in der Frauenhaftanstalt
heute bin ich täglich hautnah konfrontiert mit den
Folgen häuslicher Gewalt und weltweiter struktureller Gewalt. Die meisten Frauen dort haben massive
körperliche und sexuelle Gewalt erlebt, schon als
Kinder, dann in ihren Beziehungen. Sie behandeln
ihr Trauma mit Alkohol und Drogen, leiden unter Essstörungen, geben die Gewalt manchmal weiter an
ihre Kinder, brachial oder durch die Unfähigkeit, sich
um sie zu kümmern. Ich begegne den Frauen des
internationalen Handels mit Drogen und Menschen.
Immer wieder sind Opfer von Zwangsprostitution
dabei, verstört und verstummt. Aber man muss nicht
Gefängnisseelsorgerin sein wie ich: die „Rosenstraße 76“ liegt in unserer Nachbarschaft; und vermutlich
kennen wir sogar Männer (ohne es zu wissen), die
zu Prostituierten gehen und sich (noch) nicht fragen,
ob die exotische Schöne freiwillig hier ist und wer
das Geld bekommt.
Ich freue mich, dass durch den Dekadefonds eine
ganze Reihe von Initiativen und Projekten unterstützt werden konnten, die mit Engagement und
Ideen an dieses „gewaltige“ Problem herangegangen
sind. Und ich hoffe inständig, dass dies mit dem
Ende der Dekade nicht vorbei sein wird. „Gewalt ist
nicht unvermeidlich. Frieden ist möglich. Gewaltfreiheit ist unsere Herausforderung.“ (www.gewaltueberwinden.org)
Karin Greifenstein
Pfarrerin bei der Justizvollzugsanstalt für Frauen
Frankfurt am Main III
Zu den geförderten Projekten gehören:
Rosenstraße 76
Interaktive Ausstellung zum Thema Häusliche Gewalt.
Konzipiert vom Diakonischen Werk der EKD und Brot für die Welt.
War zu sehen in: Offenbach
Reinheim
Groß-Gerau
Gießen
Frankfurt am Main
Vater-Kind-Wochenende
Diakonisches Werk Groß-Gerau
Stoppt Zwangsprostitution
Kampagne von FIM (Frauenrecht ist Menschenrecht e.V.)
www.stoppt-zwangsprostitution.de
SchreiBabyAmbulanz
Menschenskinder – Werkstatt für Familienkultur e.V. in Darmstadt
www.menschenskinder-darmstadt.de/schreibabyambulanz
Alle Bilder: Ausstellung „Rosenstraße 76“ in Reinheim
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Strukturelle Gewalt
Manche Menschen geraten in strukturbedingte Gewaltverhältnisse, ohne selbst etwas dafür zu können.
Das kann Armut sein, die auf fehlende Bildungsmöglichkeiten zurückzuführen ist. Aber es gibt auch
vielerlei andere gesellschaftlich verursachte oder
staatlich verordnete Zwangslagen. Unter Umständen werden Menschen dadurch zu Tätern, obwohl
sie in gewisser Weise vielleicht selbst Opfer sind.
Ein Beispiel dafür ist die Einberufung ins Militär vor
allem dort, wo es entweder kein Recht auf Kriegsdienstverweigerung gibt oder wo dieses Recht nicht
verfassungsmäßig abgesichert und damit von den
Betroffenen auch nicht straffrei wahrgenommen
werden kann. Aus diesem Grunde sind zahlreiche
Kriegsdienstverweigerer aus Eritrea nach Deutschland geflohen und haben hier politisches Asyl
gesucht. Wir haben aus dem Dekadefonds die Arbeit
derer, die diesen jungen Männern zur Seite stehen
und zugleich die antimilitaristische Arbeit in Ostafrika
fördern wollen, nicht zuletzt, um den Verweigerern
eine spätere Rückkehr zu ermöglichen, finanziell
unterstützt. Aber wir haben auch Gruppen, die über
ungerechte Nord-Süd-Beziehungen und fairen Handel informieren oder diese Beziehungen verändern
wollten, gefördert.
Oft können Menschen, ganz gleich ob Einheimische
oder hier lebende Zuwanderer, ihre bedrückende
Situation nicht allein verändern oder verlassen.
Deshalb brauchen sie für diesen Schritt oder für die
Zeit danach Beistand von dritter Seite. Eine Form
dieser Hilfe ist die Mediation. Mediation erfordert
Einfühlungsvermögen, zugleich aber auch Einfallsreichtum und Willensstärke, um in kritischen Situationen steuernd eingreifen zu können. Dies alles
zu lernen und zu trainieren war Ziel mehrerer von
uns geförderter Seminare der Erwachsenenbildung.
Eine andere Methode ist das Training in gewaltfreier Konfliktbearbeitung, etwa wenn es darum geht,
Personen oder Gruppen gegenüberzutreten, die im
Begriff sind, Fremde anzupöbeln oder zu schlagen.
Hier kommt es darauf an, eine Situation möglichst
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so früh zu deeskalieren, dass es erst gar nicht zur
Gewaltanwendung kommt. In diesem Sinne unterstützten wir mit einer der ersten Fördermaßnahmen
ein Seminar über „Gütekraft“ und „gewaltfreie Aktion“
an der Universität Marburg.
Prof. Dr. Berthold Meyer
Material zu den Themen:
Militarisierung und Flüchtlingsabwehr
Broschüre von Connection e.V.
Das andere Afrika
Dokumentation von Connection e.V.
Kriegsdienstverweigerung in Israel. Stimmen für Frieden
und Verständigung
Videoprojekt von Connection e.V.
Kriegsdienstverweigerung und Desertion
in Eritrea
Connection e.V.
www.connection-ev.de
Buchprojekt zur Kunst des kreativen Straßenprotests
Marc Amann (Hrsg.): go.stop.act! Die Kunst des kreativen
Straßenprotests. Grafenau / Frankfurt am Main, 2005
Zu den geförderten Projekten gehören:
Geld, Gott und Globalisierung
Ökumenisches Forum in der Region Main-Taunus
Gewaltfreie Kommunikation einüben
Sommerseminar 2004 in Hofheim
zivil und couragiert
Sommerseminar 2005
Gospel tribe
Gospel musical in Frankfurt am Main
Gewalt löst keine Konflikte - Frieden braucht Fachleute
Seminartag in Frankfurt am Main
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Gewaltprävention an Schulen
und in der Kinder- und Jugendarbeit
Robin besucht die siebte Klasse einer Realschule, ist stark übergewichtig und wird in seiner
Klasse oft ausgelacht und gehänselt. Als ihn in
der Pause die Clique um Benny mal wieder beleidigt und ihn am Ende eines Wortgefechtes als
‚dickes Fettschwein’ beschimpft, platzt ihm der
Kragen und er stürzt sich auf Benny. Eine wilde
Rangelei beginnt. Die umstehenden Schüler feuern die am Boden Kämpfenden an. Frau Roth hat
Pausenaufsicht, sieht den Menschenauflauf und
will intervenieren...
Eine Situation, die - so oder so ähnlich – zum Alltag
in Schule oder außerschulischer Jugendarbeit gehört.
Unter Mobbing oder unterschiedlich stark eskalierten
Konflikten leiden nicht nur Erwachsene, sondern
immer stärker auch Kinder und Jugendliche.
In meiner eigenen Arbeit mit Kindern, Jugendlichen
und jungen Erwachsenen mache ich immer wieder
die Erfahrung, dass ihnen oft nicht die Bereitschaft
fehlt, Konflikte lösen zu wollen, sondern vielmehr das
‚Handwerkszeug’, konstruktiv, gewaltfrei und fair mit
Konflikten umzugehen.
Der Bedarf an Streitschlichterprogrammen oder
anderen gewaltpräventiven Maßnahmen ist in den
letzten Jahren enorm gestiegen. Kinder, Jugendliche
und ehrenamtliche Multiplikatoren brauchen Unterstützung beim Einüben gewaltfreier Konfliktstrategien
und vor allem qualifizierte Vorbilder, die ihnen eine
neue Konfliktkultur vorleben.
Schulen, Kindergärten, Kindertagesstätten und
Einrichtungen der außerschulischen Bildungsarbeit
suchen deshalb nach Fachleuten, die Elemente einer
konstruktiven Konfliktkultur in Theorie und Praxis
vermitteln. Bestätigt wird mein Eindruck von den
vielen Anträgen, die uns im Fachbeirat zur Beratung
vorlagen. Insbesondere im schulischen Kontext zeigt
sich, dass die Finanzierung solcher Maßnahmen nur
sehr begrenzt über schulische Fördertöpfe möglich
ist. Das Fachpersonal in den Schulpsychologischen
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Beratungsstellen der Bundesländer wird tendenziell
eher reduziert, so dass viel Eigeninitiative und Motivation von Lehrerinnen und Lehrern, die das Klima
an den eigenen Schulen positiv verändern wollen,
gefordert ist, um gewaltpräventive Veranstaltungen
durchführen zu können.
Der Dekadefonds hat in den letzten Jahren wesentlich dazu beigetragen, dass Kindern und Jugendlichen zentrale Grundkompetenzen für den Umgang
mit Konflikten und Aggressionen vermittelt werden
konnten. So wurden z.B. Streitschlichterprojekte für
Schüler am Mainzer Schlossgymnasium oder an der
Erich-Kästner-Schule in Oberursel unterstützt, die
ohne diese Förderung nicht möglich gewesen wären.
Auch die Premiere der Mainzer RESPEKT-KonfiTour, bei der 85 Konfis im Jahr 2007 einen respektvollen Umgang einübten, wurde durch Dekademittel gefördert und wurde seitdem zum festen und
geschätzten Bestandteil der Konfi-Arbeit im Dekanat
Mainz. 2009 wurde dieses Projekt mit dem Innovationspreis der EKHN für Konfirmandenarbeit ausgezeichnet.
Neben den Kindern und Jugendlichen brauchen aber
auch LehrerInnen sowie hauptberufliche MitarbeiterInnen in der außerschulischen Arbeit mit Kindern
und Jugendlichen Kompetenzen im Umgang mit
Konflikten. Von ihnen wird verlangt, Vorbild beim
Umgang mit Krisen und Konflikten zu sein. Sie sind
in ihrem pädagogischen Alltag stark gefordert, häufig
auch überfordert, im Umgang mit Problemen und
Konfliktsituationen, für die sie selbst nicht ausgebildet sind.
Besonders beeindruckend finde ich in diesem Zusammenhang die Initiative einer LehrerInnen-AG an
der Berufsbildenden Schule 1 in Mainz, die hochmotiviert und eigenständig für LehrerInnen ihrer Schule
eine vierteilige Fortbildungsreihe zur Gewaltprävention mit FachreferentInnen an schulfreien Wochenenden organisierten. Auch dieses wichtige Angebot
„Fairer Umgang miteinander“ Oswald-von-Nell-Breuning-Schule, Rödermark
„Fairer Umgang miteinander“ Oswald-von-Nell-Breuning-Schule, Rödermark
hätte ohne den Dekadefonds der EKHN nicht
realisiert werden können.
Eine weitere Förderung gewaltpräventiver Initiativen
und Projekte insbesondere in der Arbeit mit Kindern
und Jugendlichen sowie Schulen durch den Dekadefonds halte ich auch nach dem Ende der Dekade für
– im wahrsten Sinne des Wortes – notwendig.
Uli Sander
Sozialpädagoge, Stadtjugendreferent im Ev. Dekanat
Mainz, Mediator, Aggressionsberater
Zu den geförderten Projekten gehören:
Unsere Klasse ist klasse
Maler-Becker-Schule in Mainz-Gonsenheim
Straßenfußball für Toleranz
Offenbach
Faires Streiten macht Schule
Schule in den Weschnitzauen, Biblis
Mediation an der Sonderschule
Anne Frank Jugendbegegnungsstätte,
Frankfurt am Main
Fairer Umgang miteinander
Oswald-von-Nell-Breuning-Schule Rödermark
Gewaltprävention
Grundschule in Trebur
Streitschlichtungsprojekt der Schulseelsorge
Eleonorenschule Darmstadt
Kindern faires streiten vermitteln
Trainingsseminar mit angehenden ErzieherInnen an
der Wingertschule in Friedberg
Wo die wilden Kerle lernen
Gewaltprävention bei Vorschulkindern, Offenbach
Konfitour zu „Respekt“ in Mainz
Ev. Dekanat Mainz
Konflikte und Gewalt im Bilderbuch
Deutscher Verband Evangelischer Büchereien
(Hrsg.), Göttingen
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Interkulturelle und interreligiöse Projekte
„Andere Leute machen die Sachen anders.“, lautete
ein Ausspruch meiner Oma, der sich ursprünglich
nur auf die Schweinebraten und Mohnkuchenrezepte
bezog, die die Heimatvertriebenen aus Oberschlesien mitbrachten.
Obwohl die Heimatvertriebenen sich weder in Sprache, Religion noch Kultur sonderlich unterschieden,
gestaltete sich das Zusammenleben nicht völlig
konfliktfrei.
Aber durch die Hochachtung für den oberschlesischen Schweinebraten und später durch die gegenseitigen Erzählungen über die jeweiligen Kriegserlebnisse und Leiden sind gute Nachbarschaften und
Freundschaften entstanden.
Im Zeitalter der Globalisierung rücken Menschen aus
allen Teilen der Welt enger zusammen. Urlaubsreisen, die Suche nach Arbeit, Flucht und Vertreibung
bringen Menschen zusammen, die aus verschiedenen Kulturkreisen stammen, einer anderen Religion angehören und die eben „die Sachen anders
machen“, andere Sitten und Gebräuche haben, ein
anderes Verständnis haben von Familie, von Demokratie oder vom Umgang zwischen Mann und Frau
und den Generationen und die eine eigene, oft harte
Vergangenheit im Gepäck mitschleppen.
Und während die Unterschiede in der Küche den
eigenen Speiseplan bereichern, führen andere Unterschiede häufig zu Unverständnis, Missverständnissen und Aggression.
Zum guten Auskommen miteinander gehört das
gegenseitige Kennenlernen. Dazu gehört Hintergrundwissen über andere Kulturen, Religionen. Dazu
gehören Orte, an denen man sich seine Geschichte
erzählen kann. Und dazu gehört das Wissen darum,
wie es möglich ist, vorhandene Konflikte gewaltfrei
zu lösen oder gewaltfrei mit ihnen zu leben.
Die Projekte, die aus dem Bereich Interreligiöse und
interkulturelle Angebote finanziert wurden, leisteten einen wichtigen Beitrag, dass vor allem junge
18
Menschen sich begegnen und voneinander lernen
konnten. Über das, was in den geförderten Projekten grundgelegt wurde, wirkt die Dekade weit in die
Zukunft einer friedlichen Welt hinein.
Birgit Wehner
Dipl. Religionspädagogin, Sprecherin von
pax christi Limburg
Siegerfoto: „Unser Dino“ von Aleyna Bilgic
„Die Boys“ von Corinna Augstein
Alle drei Fotos: Das Leben ist bunt - Fotowettbewerb
im Schelmengraben 2010
Ohne Titel: Ninorta Karatas
Zu den geförderten Projekten gehören:
Schelmengraben bunt
Soziokulturelles Stadtteilprojekt im Wiesbadener
Stadtteil Schelmengraben
Ich integriere mich von frühmorgens bis spätabends...
Ausstellungsprojekt in Rödermark
Politisch Verfolgte genießen Asylrecht
Studientag zum Asylrecht in Frankfurt am Main
Workcamp
Christlicher Friedensdienst (cfd/yap) und Petrusgemeinde Gießen in der Hessischen Erstaufnahme für
Flüchtlinge, Gießen
So fremd - so nah!
Begegnungswoche in Frankfurt-Höchst
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Gottes Frieden, Gottesdienst und Friedensjournalismus
Als Christen können wir unsere Ängste überwinden,
wenn wir uns vergewissern, aus welcher Quelle wir
die Kräfte für unser Leben schöpfen. Wir leben aus
dem Frieden Gottes. Dies hat in überzeugender Weise die Evangelische Kirche in Deutschland in ihrer
Friedensdenkschrift „Aus Gottes Frieden leben – für
gerechten Frieden sorgen“ betont: „Wer aus Gottes
Frieden lebt, tritt für den Frieden in der Welt ein.“
So vielgestaltig und unterschiedlich der Einsatz von
Christen und Kirchen für den irdischen Frieden auch
ausfällt, immer gründet das Engagement auf Gottes
Verheißung und Gebot und auf dem gemeinsamen
Glauben. Dieser Glaube deutet umfassend das
menschliche Leben im Verhältnis zu Gott, zu dem
einzelnen selbst und zu den anderen Menschen.
Gottes Friede will gegeben und weitergegeben,
geschenkt und bezeugt werden, damit immer mehr
Menschen aus dem Frieden Gottes leben können.
Eine wesentliche Aussage der Friedensdenkschrift,
mit der sich der Fachbeirat intensiv auseinander gesetzt hat, soll hier besonders hervorgehoben werden,
nämlich die Betonung des Zusammenhangs von Gottes Frieden und dem Gottesdienst. Der Friede Gottes
wird in jeder Feier des christlichen Gottesdienstes
vergegenwärtigt. Mit dem Friedensgruß „Friede sei
mit euch“ und mit dem Zuspruch des Segens „Gehet
hin in Frieden“ wird der Friede Gottes wirksam
ausgeteilt. Die Evangelische Kirche in Deutschland
bekräftigt diesen Zusammenhang von Gottes Frieden
und Gottesdienst, wenn sie feststellt: „Jeder Gottesdienst kann und soll zum Frieden bilden.“ Wenn
die evangelische Kirche die vorrangige Bedeutung
des Gottesdienstes für das Verhältnis Gottes zu den
Menschen und für den Frieden auf Erden unterstreicht, heißt das nicht, die Kirche ziehe sich mit der
Verantwortung für Frieden und Gerechtigkeit in den
frommen und sakralen Raum zurück. Ganz im Gegenteil: Der Gottesdienst ist der Ort, an dem Christen
sich Gottes Frieden versichern, um ihn dann im kleinen und im großen Alltag der Welt in Wort und Tat zu
bezeugen. Der Titel der neuen Friedensdenkschrift
20
benennt das Programm für Christen und für die
Kirche: aus Gottes Frieden leben, um für gerechten
Frieden zu sorgen.
Zwar sind Gottesdienste öffentliche Veranstaltungen
und Predigten öffentliche Reden. Doch öffentliche
Resonanz wird durch journalistische Arbeit bewirkt.
Da ist es gut, wenn Journalistinnen und Journalisten
sich der Verantwortung gegenüber den Menschen,
über die sie und für die sie berichten, bewusst sind.
Denn journalistische Recherche und Berichterstattung über Konflikte sind Interventionen, die Positionen und das Geschehen verändern können. Es
macht einen Unterschied, ob ein Hardliner oder eine
versöhnende Stimme zu Wort kommt, ob auch über
gewaltfreie Lösungsvorschläge berichtet wird oder ob
der Krieg als Ultima Ratio und einziges Zukunftsszenario dargestellt wird. Einer friedensjournalistischen
Ethik verpflichtete Journalistinnen und Journalisten
können aus Gottes Frieden leben und für einen gerechten Frieden sorgen. Ein Beispiel für friedensjournalistische Arbeit ist „Radio Melibokus“, das Jahr für
Jahr aus dem Odenwald während der Friedensdekade ein abwechslungsreiches, gerade junge Menschen ansprechendes friedensorientiertes Programm
ausstrahlt, das in den vergangenen Jahren mehrfach
von uns gefördert wurde.
Pfarrer Horst Scheffler
Leitender Militärdekan a.D.
Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Dienst für den
Frieden (AGDF)
Friedensgebet in der Alten Nikolaikirche, Frankfurt am Main,
ÖRK Team Visit Juni 2008
Workshop von Pecojon in Niederkaufungen
Zu den geförderten Projekten gehören:
PECOJON
Peace and Conflict Journalism Network
Erstellung eines friedensjournalistischen Curriculums
http://pecojon.de
Radio Melibokus
http://radio-melibokus.de
Gottesdienst in der Berufsbildenden Schule in
Westerburg
Radio Melibokus
Gottesdienst zum Thema "Gewalt überwinden"
Baashalle, Darmstadt
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Lernen aus der Geschichte
Engagement gegen rechtsextreme Gewalt
Einer der ersten Anträge an den Dekadefonds, den
ich zu Beginn meiner Beauftragung als Pfarrerin für
Friedensarbeit und als Koordinatorin der Dekade
in der EKHN im November 2004 sah, beschäftigte
sich mit der massiven Anwerbung von Jugendlichen
durch Neonazis an der Bergstraße, in der Region, in
der ich aufgewachsen bin. Die Jugendbegegnungsstätte Anne Frank in Frankfurt erarbeitete für die
Initiative gegen Fremdenfeindlichkeit im Lautertal
gemeinsam mit Jugendlichen vor Ort ein Konzept,
um der rechtsextremen Gefahr zu begegnen. Eine
Gemeinwesenanalyse, die die vorhandenen demokratischen Potentiale aufzeigte, kreative Ideen
entwickelte, Rollenspiele zu den Anwerbeversuchen
durchführte und anderes gehörten dazu. Bei einem
großen bunten Fest aller Vereine und Initiativen am
8. Mai 2005 wurde deutlich, wie viele Menschen trotz
aller Unterschiedlichkeit sich für ein demokratisches
Gemeinwesen engagieren.
Zwangsarbeit verschleppt worden waren. Gemeinsam übten sich die Enkelgenerationen darin, mit
Sicherungshaken umzugehen, Knoten in den Klettergurt zu knüpfen und Knoten in der zwischenmenschlichen Begegnung zu lösen.
Das massive Auftreten rechtsextremer Gruppierungen ist in unserer Region weiterhin relevant. Um so
erfreulicher sind Initiativen mit kreativen Ideen, die
dieser menschenverachtenden Ideologie ein von gegenseitiger Wertschätzung und Toleranz geprägtes
Menschenbild entgegensetzen.
Mechthild Gunkel
Klettergurt (anlegen)
Mit Rebschnur (d >= 8 mm)
1. Führer-Knoten
2. Gesteckter Achterknoten
3. Seil um den unteren Knoten führen
und mit gestecken Achterkoten binden.
4. alle Schnallen Nachfädeln!
Im Eröffnungsgottesdienst der Frühjahrssynode 2006
spielten Jugendliche aus der Region eine alltägliche
Szene aus dem Bus nach, in der Neonazis SchülerInnen mit ihrer Propaganda belästigen, diese sich
aber klug und gewaltfrei zu wehren gelernt haben.
Gestecketer Achterknoten (Einbinden):
Die Martin-Niemöller-Stiftung in Wiesbaden bot 2006
gemeinsam mit der Aktion Zivilcourage Pirna und
dem Jugendring Sächsische Schweiz eine deutschukrainische Kletterfreizeit "Barfuß und mit Knoten"
an. In einer Region, in der rechtsextremistische
Gruppierungen Jugendliche mit ihren deutschnationalen Angeboten zu erreichen versuchen und wenig
Erfahrung im Zusammenleben unterschiedlichster
Kulturen vorhanden ist, wurde ganz bewusst eine
internationale Freizeit geplant, die mit erlebnispädagogischem Konzept Begegnungen ermöglichte. Die
Teilnehmenden kamen aus West- und Ostdeutschland und aus Peremoha, einem Dorf in der Ukraine,
in der Nähe von Kiew, das die Wehrmacht während
des Rückzugs aus Russland vollständig zerstört
hatte und dessen Bewohner nach Deutschland zur
1
2
3
Mastwurf (Selbstsichern):
4
Halbmastwurf HMS (Sichern):
Spierenstich
(Seilverbindungsknoten):
Prustikknoten (Abseilen):
22
Partnercheck
kann Blackouts vermeiden helfen.
1. Einbinde Knoten? - o.k.
2. Gurt rückgefädelt? - o.k.
3. HMS-Sicherung? – o.k.
4. Helm aufgesetzt? – o.k.
Zu den geförderten Projekten gehören:
Initiative gegen Fremdenfeindlichkeit im Lautertal
Barfuß und mit Knoten
Deutsch-ukrainische Kletterfreizeit der
Martin-Niemöller-Stiftung, Wiesbaden
Deutsch-ukrainische Kletterfreizeit
23
Die Dekade in den Dekanaten
Um das Engagement in der EKHN zur Dekade und
die Bandbreite der relevanten Themen zu erfassen,
wurde im Sommer 2009 ein Fragebogen an alle
Dekanate geschickt. So sollten innovative Ideen, Anregungen, bleibende Veränderungen, aber auch Defizite erfasst werden. Wer, welche Personen, welche
Gruppen haben sich engagiert? An welchen Themen wurde gearbeitet? Was können andere davon
übernehmen? Gibt es Änderungen in der inhaltlichen
Ausrichtung von Gemeinden und Dekanaten, schlägt
sich davon etwas in Mittelverteilung oder Stellenplänen nieder?
Etwa die Hälfte der Dekanate hat geantwortet. Deutlich wird: es hängt oft vom Enthusiasmus und Engagement von Einzelpersonen ab, wenn die Anliegen
der Dekade aufgegriffen werden. Eine institutionelle
Verankerung ist nur selten gewollt, unterstützende
Strukturen fehlen. Viele Dekanate engagieren sich
seit Jahren für Friedensthemen, unabhängig vom
Anstoß durch die Dekade. Neben den durch den Dekadefonds geförderten Projekten gibt es seit langem
Friedensgebete, Friedensgottesdienste, die Auseinandersetzung mit Gewalt als Thema in Konfirmanden- und Jugendarbeit oder in den Angeboten der
Erwachsenenbildung.
Was gibt es konkret an innovativen Ideen?
Das Konzert „Rock gegen Gewalt“ in Bad Marienberg, für das verschiedene Verbände und Sponsoren
zusammenarbeiten, von der Feuerwehr bis zum Weißen Ring. Es hat sich inzwischen etabliert und zählt
zu den jährlichen Highlights in der Region.
Zum Dekanat Alsfeld gehört die breit angelegte Arbeit mit russlanddeutschen Jugendlichen.
Mit einem festlichen Auftakt in der Baashalle am
14. September 2001 wurde in der Stadt Darmstadt
die Dekade eröffnet - die interreligiöse Beteiligung
aus Gesellschaft und Politik freute das einladende
24
Dekanat besonders. In der Präventionskonferenz der
Stadt wurde die Dekade vorgestellt. Kunstaktionen
und Filmreihen boten dem städtischen Publikum
zahlreiche Möglichkeiten, sich mit den Dekadezielen
zu befassen.
Andere führten interaktive Ausstellungen auf, die zur
Beteiligung im Stadtteil einladen wie
„Schelmengraben bunt“ in Wiesbaden oder „Ich
integriere mich von frühmorgens bis spätabends...“
im Dekanat Rodgau.
Das Diakonische Werk hat in der Arbeit mit MigrantInnen neue Themen entdeckt: die Gewalt gegen
Frauen, vor allem gegen Migrantinnen, die sich in
Zwangsheirat und Ehrenmorden zeigt. Beraterinnen
wurden dafür sensibler - und gemeinsam mit FiM,
dem Verein „Frauenrecht ist Menschenrecht“, wird
in der Projektgruppe „Zwangsheirat“ ein Konzept für
eine Clearingstelle erarbeitet, die vom Land gefördert
werden soll. Welcher Schutz Frauen geboten werden
kann, die von Zwangsheirat und Ehrenmorden betroffen sind, ist eine weitere Herausforderung aus der
inhaltlichen Beschäftigung.
Ein ebenfalls vom Diakonischen Werk angebotener
Fortbildungstag für Erzieherinnen „Gewaltprävention in Vorschuleinrichtungen“ (2009) wurde gern
angenommen und hat positive Auswirkungen auf die
Kirchengemeinden als Träger der Einrichtungen.
Welche konkreten Schritte zog das nach sich?
Allgemein wurde eine Sensibilisierung für Gewalterfahrungen und die Notwendigkeit, dem etwas entgegenzusetzen, betont. Viele nannten die intensivierte
Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Gruppen
als Folge aus der Dekadearbeit.
In Alsfeld wurden soziale Trainingskurse mit russlanddeutschen Jugendlichen zur Gewaltminimierung
durchgeführt. Manche Jugendliche wurden dadurch
ehrenamtliche Mitarbeiter und engagieren sich
langfristig in der schulbezogenen Jugendarbeit.
Die Kindertagesstätte in Weilmünster führt regelmäßig das Programm „faustlos“ durch - um gewaltlose
Konfliktlösungsstrategien bereits im Kindergartenalter bekannt zu machen.
Genderaspekte werden künftig bei Stellenausschreibungen berücksichtigt, meldet ein anderes Dekanat
- sicherlich ein nachhaltiges Ergebnis der Dekade
„Kirche in Solidarität mit den Frauen“!
Wo zeigt das Konsequenzen?
Die Hoffnung, dass die engagierte Arbeit am Thema
sich auch in Personal- und Haushaltsplanungen
niederschlägt, hat sich nicht erfüllt. Aber in manchen
Dekanaten wird seither Wert gelegt auf Angebote
zur Gewaltprävention in Konfirmanden- und Jugendarbeit. Aus dem Leitungsgremium eines Dekanates
wird die Sensibilisierung für diese Aufgabe rückgemeldet.
Die personelle Verstärkung in der offenen Jugendarbeit der Stadt Darmstadt ist eine der Folgen des
Eröffnungsgottesdienstes in der Baashalle.
Die Beschäftigung mit dem Thema „Häusliche Gewalt“ bewirkte eine Ausweitung im Beratungsangebot
des Diakonischen Werkes Offenbach.
Die vom Diakonischen Werk gemeinsam mit anderen
Kooperationspartnern getragene
Diskussionsveranstaltung „Politisch Verfolgte genießen Asylrecht“ (23. 10. 2009) zum Asylartikel in
unserem Grundgesetz verdeutlichte die Parallelen
zwischen der Konferenz von Evian 1938 und dem
Umgang mit Flüchtlingen heute. Ausgrenzende
Gesetze und Bestimmungen damals verhinderten die Aufnahme jüdischer Flüchtlinge in andere
europäische Länder - gleiche Formen struktureller
Gewalt sind heute noch wirksam, finden sich in der
Asylgesetzgebung und zeigen sich im rassistischen
Verhalten der Mehrheitsgesellschaft. Weiterhin wird
es auch ein großes Thema für die künftige Arbeit
sein, strukturelle Gewalt auf der Folie von Rassismus zu diskutieren, so die Konsequenzen aus dem
Flüchtlingsreferat des Diakonischen Werkes!
Ökumenische und interreligiöse Zusammenarbeit
Vor allem im städtischen Kontext wurde die ökumenische und interreligiöse Zusammenarbeit gesucht
- etwa bei einer deutsch-amerikanischen Veranstaltungsreihe 2004 mit der Trinity Lutheran Church und
der Anglican Episcopal Church und dem Internationalen Konvent Christlicher Gemeinden Rhein-Main
in Frankfurt oder bei interreligiösen Friedensgebeten
und anderen gemeinsamen Aktionen in Darmstadt.
Das Interesse am Besuch der Moscheegemeinden
in der eigenen Stadt wuchs und soll fortgesetzt
werden, so die Rückmeldung aus manchen anderen
Regionen.
Zivilgesellschaftliches Engagement und politische Einflussnahme
Auch hier wird deutlich: Dekanate, in denen engagierte zivilgesellschaftliche Netzwerke und Kontakte
z. B. zum DGB, in die Kunstszene oder zu regionalen
Vereinen bestehen, wissen diese zu nutzen. Neben
den traditionell bekannten Netzwerken wie dem
Friedensforum Darmstadt entstanden auch neue
Kontakte: zu attac, zu einem regionalen Veranstaltungskino oder zur Volkshochschule.
In manchen Regionen ist die Kirche in der kommunalen Präventionsarbeit vertreten, z. B. am Runden
Tisch der Kommune im Dekanat Hungen.
Das Dekanat Vogelsberg beteiligt sich an der Aktion
„Gesicht zeigen“.
Welche Formen von Gewalt geraten besonders
ins Blickfeld?
Im Dekanat Hochtaunus findet eine engagierte
gesellschaftlich-diakonische Arbeit zu „Reichtum und
Armut“ statt, die mit Ausgrenzung verbundene strukturelle Gewalt thematisiert.
Im Dekanat Dreieich werden besonders die Gottesdienste erwähnt, die sich mit der Erinnerung an die
NS-Zeit und den 2. Weltkrieg beschäftigen.
Hat die Dekade Neues gebracht?
„Viele Menschen, die zum Thema ‚Gewalt‘ arbeiten,
sind bereits tätig, auch ohne etwas von der Dekade
zu wissen“, meldet das Darmstädter Dekanat zurück.
Ähnliche Beobachtungen lassen sich auch an anderen Orten machen. Aus dem Diakonischen Werk
gibt es viel positive Rückmeldung auf die begonnene
Sensibilisierung für das Thema Gewalt und die Möglichkeiten ihrer Überwindung - und den Wunsch nach
einer Verlängerung der Dekade!
Die Dekade selbst ist nur bei Insidern im Bewusstsein - aber an den verschiedensten Themen
wird gearbeitet.
Hier wird auch eine strukturelle Schwäche deutlich:
kein Dekanat hat eine „Dekadebeauftragung“ ausgesprochen - dieses Manko meldet ein Dekan zurück.
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Nur im Stadtdekanat Darmstadt wurde ein Dekadearbeitskreis gebildet, der sich vor allem zu Beginn der
Dekade eingebracht hat.
Einen Friedensausschuss hatte nur die Dekanatssynode in Wiesbaden berufen, die Berufung jedoch zur
neuen Synode 2010 nicht erneuert.
Viel friedensethisches Engagement wurde gezeigt,
aber das Bewusstsein für das ekklesiologische
Anliegen der Dekade, die Friedensarbeit und das
Friedenszeugnis von einer peripheren zur zentralen
Thematik der Kirche zu machen und gemeinsam mit
anderen Kirchen anzugehen, ist nicht zu spüren.
Ein Blick auf zwei ausgewählte Dekanate:
Groß-Gerau
In der Stellenbeschreibung für die Profilstelle „Ökumene“ wurden Gewaltprävention und Friedensarbeit sowie Integration und interreligiöser Dialog als
Schwerpunkte genannt. Seither hat der Stelleninhaber, Pfarrer Wolfgang Prawitz, Gewaltprävention in
den Grundschulen als fortlaufendes Projekt etabliert.
Als Angebot an alle Grundschulen im Dekanat bietet
er gemeinsam mit zwei PädagogInnen aus der
Region Trainings zum Thema „Gewaltprävention“ an.
Dazu gehören ein einleitender Elternabend, bei dem
über das Projekt informiert und die Inhalte vorgestellt
werden. Zentral ist dabei auch der Hinweis auf den
Friedensauftrag aus der Bergpredigt. Diese Form der
Gewaltprävention wurde durch die Dekade angeregt
und ist im Stellenplan so vorgesehen, sie gehört zum
Profil des Dekanats Groß-Gerau.
Auch die im Januar 2008 gezeigte Ausstellung
„Rosenstraße 76“ als einmaliges Projekt zum Thema
Häusliche Gewalt führte dazu, dass auf Kreisebene
ein Arbeitskreis „Überwindung von Gewalt“ gegründet und ein gemeinsames Konzept zum Vorgehen
bei häuslicher Gewalt erarbeitet wurde. Das Dekanat
wird als Partner im Bereich der Gewaltprävention
anerkannt. Auch die Zusammenarbeit mit Muslimen und muslimischen Organisationen am Thema
„Häusliche Gewalt“ gilt als gut gelungen, mit anderen
christlichen Kirchen gestaltet sie sich hingegen als
schwierig.
Deutlich wird, dass dieses Engagement des Dekanats auch von zivilgesellschaftlichen Akteuren
wahrgenommen wird: Schulen, Netzwerke in der
Stadt, das Netzwerk gegen Gewalt in Hessen,
Polizei und andere wissen die qualifizierte Arbeit
wohl zu schätzen.
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Reinheim
Worin zeigt sich in der ländlichen Region über
regelmäßige Friedensgebete und die Gestaltung der
Ökumenischen FriedensDekade hinaus ein Engagement für Gewaltfreiheit?
1982 gründeten sich die „Friedensfrauen“ in Fränkisch-Crumbach, eine Gruppe politisch interessierter
Frauen, die sich mit NATO-Doppelbeschluß und
Pershingstationierung genauso wenig abfinden wollten wie mit dem Tieffliegerlärm über dem Odenwald.
Neben Mahnwachen, Vortragsveranstaltungen und
Protestaktionen gehörten kreative Ideen wie „Kinderfasching ohne Knallerei“ oder der Bücherflohmarkt
an Himmelfahrt dazu, „frech & subtil“ angemessene
Aktionen zu entwickeln.
Auch der Runde Tisch in Reichelsheim engagiert
sich für Flüchtlinge und Aussiedler, die in der Region
leben, und stellt Kontakte zwischen einheimischer
Bevölkerung und den Zugezogenen her, bietet
Beratung und feiert interkulturelle Feste. Busfahrer
sind im Umgang mit Konflikten trainiert. Ein wichtiges
Thema kam in den letzten Jahren hinzu: die Auseinandersetzung mit offenem und latentem Rechtsextremismus in der Region. Hier ist eine gute Zusammenarbeit mit anderen zivilgesellschaftlichen Gruppen
entstanden.
Die Ausstellung „Rosenstraße 76“ in Reinheim zum
Thema „Häusliche Gewalt“ hat dazu beigetragen,
dass ein lokales Netzwerk entstanden ist. Dass
die „Dekade zur Überwindung von Gewalt“ konkret
wenig ins Bewusstsein gelangt ist, hängt auch damit
zusammen, dass keine Friedensbeauftragten im
Dekanat offiziell benannt werden und Strukturen
fehlen, die diese Arbeit unterstützen. Dennoch: für
unterschiedlichste Friedensthemen ist breites Engagement zu spüren.
Mechthild Gunkel
Dekadethemen im Diakonischen Werk
in Hessen und Nassau
Ein kurzer Blick auf das Diakonische Werk in Hessen
und Nassau zeigt neben einzelnen aus dem Dekadefonds geförderten innovativen und exemplarischen Projekten Engagement zu Dekadethemen vor
allem bei den folgenden Themenschwerpunkten:
1.) Im Europäischen Jahr 2010 zur Bekämpfung
von Armut und sozialer Ausgrenzung beteiligte sich
die Diakonie in der Nationalen Armutskonferenz
engagiert daran, diese Form struktureller Gewalt zu
überwinden. Armut und Ausgrenzung verhindern ein
Leben in Würde und nehmen Menschen die Möglichkeit, sich am gesellschaftlichen und politischen
Leben zu beteiligen. Ursachen dieser Entwicklung
und Möglichkeiten, hier entschieden gegenzusteuern, wurden in den unterschiedlichsten Zusammenhängen eingebracht: gesetzlicher Mindestlohn,
Anhebung der Hartz IV-Sätze auf ein bedarfsdeckendes Existenzminimum und eine angemessene
Kindergrundsicherung sind konkrete Forderungen
der Nationalen Armutskonferenz. Hier fließen die
konkreten Erfahrungen aus der Arbeit der regionalen
Beratungsstellen des Diakonischen Werkes ein.
direkter physischer Gewalt. Mit fachspezifischen
Fortbildungen versetzt das Diakonische Werk seine
Mitarbeitenden in die Lage, diesen Herausforderungen adäquat zu begegnen: dazu gehören konkrete
Angebote zur Sensibilisierung für die unterschiedlichsten Formen von Gewalt bei Migrantinnen und
Migranten oder die neu eingerichtete Projektgruppe "Zwangsheirat", in der FiM (Frauenrecht ist
Menschenrecht e.V.) eine zentrale Rolle spielt.
Bleibende Herausforderung ist die interkulturelle
Öffnung, auch innerhalb der eigenen Mitarbeiterschaft von Kirche und Diakonie, um die Anforderungen der Einwanderungsgesellschaft angemessen aufzunehmen und den sozialen Frieden
in unserer Kirche und Gesellschaft zu stärken.
Mechthild Gunkel
2.) Ein weiterer Schwerpunkt des Diakonischen Werkes liegt beim Kinderschutz.
Alltägliche Gewalt gegen Kinder wahrzunehmen
und ihr präventiv und effektiv entgegenzutreten ist
Anliegen der Kinderschutzkommission von Diakonie und Caritas. Der Bericht von 2009 benennt
neben körperlicher und seelischer Gewalt konkrete
Risikofaktoren für die Kindeswohlgefährdungen
wie Armut, soziale Ausgrenzung, Suchtprobleme
und niedriges Bildungsniveau, führt Möglichkeiten
der Hilfe und der Prävention auf und ist damit ein
engagierter Beitrag zur Überwindung von Gewalt.
3.) Ein drittes Schlaglicht fällt auf interkulturelle
Fragestellungen: Migrantinnen und Migranten,
Muslime, Menschen mit anderen religiösen und
kulturellen Hintergründen erleben latente bis offene
Ablehnung und Vorurteile, Ausgrenzung bis hin zu
Vater-Kind-Wochenende des Diakonischen Werkes Groß-Gerau
27
Die Dekade in Deutschland
"Die Überwindung von Gewalt muss im Herzen der
Menschen, in ihrer Einstellung zum Leben ansetzen",
so der ehemalige ÖRK Generalsekretär Konrad
Raiser. Doch um die Herzen der Menschen zu
erreichen, sind manche Strukturen hilfreich, andere
hinderlich.
Zur Koordination der Dekadeaktivitäten deutschlandweit entstand ein Vernetzungsgremium, das „Offene
Forum zur Dekade Gewalt überwinden“, zu dem
neben den Dekadebeauftragten der evangelischen
Landeskirchen auch Menschen aus anderen Kirchen
der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK)
und ökumenischen Netzen kommen. Die Mitarbeit
aus der römisch-katholischen Kirche gestaltet sich
schwierig, trotz der Beteuerung der Deutschen
Bischofskonferenz, die Anliegen der Dekade mit
zu unterstützen. Im Offenen Forum entstand die
„Respektkampagne“, die Jugendliche zwischen 12
und 21 mit einem bunten Poster, einer Postkartenserie sowie einem eigenen Internetauftritt dazu einlud,
sich an einem Wettbewerb zum Thema „Respekt“ zu
beteiligen. Die Respektkampagne war der Versuch,
die Kreativität und das Engagement von Jugendlichen für ein gewaltfreies und respektvolles Miteinander zu unterstützen und auszuzeichnen, aber
auch die Anliegen der Dekade auf die Interessen
und Bedürfnisse der Jugendlichen zu beziehen. Sie
stand im Kontext der 3. Europäischen Ökumenischen
Versammlung in Sibiu 2007 und bezog eine europäische Perspektive mit ein. Eine Arbeitshilfe ist daraus
entstanden, die die breite Nachfrage nach Anregungen für Konfirmanden- und Jugendarbeit deckt.
Die Mitarbeit bei den evangelischen und ökumenischen Kirchentagen, bei den beiden großen Konsultationen der ACK in Freising – die Bestandsaufnahme in der Mitte der Dekadezeit 2005 und eine erste
Auswertung im Februar 2010 - und bei regionalen
Studientagen und Aktionen wurde im Offenen Forum
vernetzt. Die ACK hat die Veröffentlichung der
ersten Fassung der Dekadeabschlusserklärung zum
28
„gerechten Frieden“ übernommen und sich mit weiteren Publikationen an der Diskussion beteiligt.
Um den weltweiten Austausch innerhalb der Dekade
zu forcieren, sandte der ÖRK sechzig kleine, nach
Konfessionen und Regionen gemischte Besuchsteams aus, „living letters“, („Lebendige Briefe“, wie
sie in 2. Kor. 3 genannt sind). Kurzfristig kamen so
Ende Juni 2008 sechs Menschen nach Deutschland, starteten in Frankfurt und verbrachten hier die
ersten beiden Tage ihrer achttägigen Reise. Dieser
Team visit begann in der Alten Nikolaikirche auf dem
Römerberg mit einem ökumenischen Friedensgebet,
das Menschen aus den verschiedenen ACK-Kirchen
gestalteten. Die Themen Häusliche Gewalt und
Zwangsprostitution standen am folgenden Tag für
alle auf der Tagesordnung. Auch Projekte wie der
Runde Tisch für türkische und deutsche Medienschaffende stellten sich vor, das internationale Friedensengagement innerhalb der EMS-Gemeinschaft
wurde Thema. Weitere Stationen des Besuchsteams
waren Köln, Hannover, Berlin und Dresden. So
erhielt die weltweite Ökumene einen Einblick in das
deutsche Engagement zur Überwindung von Gewalt.
Eine Dokumentation dieses lebendigen Austauschs
fasst die wesentlichen Anregungen zusammen.
Unter dem Fokus „Rassismus und rechtsextreme
Gewalt“ luden die nord- und nordostdeutschen evangelischen Kirchen 2010 zu einem weiteren Team visit
ein. Internationale Gäste brachten ihre Beobachtungen beim Ökumenischen Kirchentag in München
mit einem bemerkenswerten Aufruf "Das Ganze
verändern - nicht nur die Nische" ein. (https://www.
kirchliche-dienste.de/themen/35/86/508/meldung/
detail.htm)
Nicht unterschätzt werden darf auch die publizistische Begleitung der Dekade: neben eigenen Veröffentlichungen machen Hinweise in der Kirchen- und
der Tagespresse auf die unterschiedlichsten Projekte
aufmerksam.
Gemeinsam mit der Ev. Akademie Arnoldshain und
dem Zentrum Ökumene lud der ÖRK 2007 zu einer
internationalen ökumenischen Konsultation zur „Responsibility to Protect (r2p)“ ein, also zu der seit der
Vollversammlung in Porto Alegre angeregten Klärung
der Frage nach der Legitimität humanitärer Interventionen. Die Forderung nach verstärkter Krisenprävention und dem Vorrang ziviler Konfliktbearbeitung
ist ein Ergebnis dieser kontroversen Auseinandersetzung zu den geplanten Veränderungen im Völkerrecht.
Konkretes Interesse am Ökumenischen Begleitprogramm in Palästina und Israel (EAPPI) ist auf
vielen Ebenen vorhanden. Dieses ÖRK-Programm
unterstützt lokale und internationale Anstrengungen
zur Beendigung der israelischen Besetzung und will
zu einer Lösung des israelisch-palästinensischen
Konflikts durch einen gerechten Frieden, gestützt auf
das Völkerrecht, beitragen. Freiwillige werden dorthin
für einen dreimonatigen Dienst entsandt, auch aus
unserer Region. Eine geplante Studienfahrt nach
Israel und Palästina in Zusammenarbeit von Zentrum Ökumene und EAPPI musste 2010 kurzfristig
verschoben werden.
Neben der theologischen Diskussion des Leitbildes
vom "gerechten Frieden" stehen nun die Vorbereitungen auf die Internationale Ökumenische Friedenskonvokation auf Jamaica vom 17. bis 25. Mai 2011
an. Sie wird ein "Erntedankfest" sein, das die Erfolge
der Dekade feiert und zugleich Samen zur neuen
Aussaat sammelt. Über 1.000 Teilnehmende stellen
sie in vielfältigen Workshops und Plenumsdiskussionen vor. Dieses Engagement für Gewaltlosigkeit,
Frieden und Gerechtigkeit wird in eine Erklärung
zum "gerechten Frieden" münden, die bereits jetzt
vorbereitet und diskutiert wird. Für den Sonntag
Kantate (22. Mai 2011) sind ökumenische Friedensgebete rund um den Globus geplant, die die Anliegen
der Friedenskonvokation aufnehmen. Ein liturgischer
Entwurf dazu wird Anfang 2011 erscheinen.
"Was brauchen unsere Kinder, damit sie Gewalt nicht
brauchen?" Als Gabriele Mayer vom Aktionsbündnis
Amoklauf Winnenden so während einer Podiumsdiskussion beim 2. Ökumenischen Kirchentag auf ihre
Erwartungen an diese Friedenskonvokation angesprochen wurde, antwortete sie mit der Hoffnung,
dass die Kirchen "mit klarer und deutlicher Stimme"
sagen, "dass das Ringen um Frieden niemals zu
Ende sein wird, und genau deshalb jeden Tag neu
beginnen muss."
Mechthild Gunkel
Schirmherrin Bischöfin Dr. Margot Käßmann mit Respektplakat
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Workshops aus der EKHN während der
Friedenskonvokation auf Jamaika
Mit den folgenden 3 Workshops sind Menschen
aus der EKHN und unseren Partnerkirchen bei
der Friedenskonvokation vertreten:
•
•
•
Friede zwischen den Religionen - eine zarte
Pflanze
Kriegsdienstverweigerung und Asyl international
Diversity in Unity
Friede zwischen den Religionen - eine zarte Pflanze
Vor allem in Frankfurt, aber auch in der übrigen
Rhein-Main-Region zwischen Wiesbaden, Mainz,
Gießen und Hanau leben wir in einer multikulturellen
und multireligiösen Gesellschaft. Wir müssen uns
auf neue Herausforderungen einlassen, Menschen
aus anderen Religionen und Kulturen kennenlernen und Kompetenzen entwickeln, konstruktiv mit
dieser Situation umzugehen. Dazu gehört vor allem,
unterschiedliche Bedürfnisse und Hintergründe zu
akzeptieren und zu lernen, mit Konflikten im persönlichen wie im kollektiven Umfeld gewaltfrei und
wertschätzend umzugehen. Manche der gegenwärtigen Auseinandersetzungen haben religiöse Ursachen, andere soziale, ethnische oder eine schwer zu
durchschauende Gemengelage unterschiedlichster
Gründe.
Muslimen und Hindus am heftigsten ausgebrochen.
Seither wurden Programme im interreligiösen Dialog,
aber auch Konzepte zur nachbarschaftlichen Begegnungsarbeit entwickelt, die auch im internationalen
Austausch Beachtung fanden.
Manche unserer Partnerkirchen leben in einem
vergleichbaren oder auch völlig anderen multireligiösen und -kulturellen Umfeld und haben Konzepte
entwickelt, in ihrer jeweiligen Situation mit diesen
Herausforderungen umzugehen.
Erfahrungen mit interreligiösen Projekten, mit
gewaltfreier Konfliktbeilegung aus den unterschiedlichsten Regionen sollen gemeinsam mit dem Henry
Martyn Institute vorgestellt werden - im Rollenspiel
werden Konfliktsituationen und gewaltfreie Lösungen
gemeinsam erarbeitet.
Seit vielen Jahren ist das Henry Martyn Institute
in Hyderabad / Indien ein wichtiger Partner für die
EKHN und ein Lernort für Pfarrerinnen und Pfarrer.
Eines der ältesten Projekte des Henry Martyn Institutes ist das „Aman Shanti Gemeinschaftszentrum“ im
Stadtteil Sultan Shahi in der Altstadt von Hyderabad.
Es liegt auf der Grenze zwischen dem muslimischen
und dem hinduistischen Viertel des Stadtteiles. Hier
waren die Konflikte in den 1990er Jahren zwischen
30
Auch unsere Partnerkirche in Ghana (Presbyterian
Church of Ghana) hat reiche Erfahrung
mit muslimisch-christlichen Begegnungen gemacht.
Das Projekt „PeaceMaker“ für Jugendliche bietet
Möglichkeiten, Kompetenzen in der Konfliktvermittlung zu erwerben.
Während der vergangen Jahre wurden in der EKHN
zahlreiche interreligiöse Begegnungen initiiert, Projekte entwickelt und auch Programme etabliert.
Mechthild Gunkel
Weitere Informationen bei
Zentrum Ökumene der EKHN
Praunheimer Landstraße 206
60488 Frankfurt am Main
Tel.: 069 - 97 65 18 56
Kriegsdienstverweigerung und Asyl international
Der Ökumenische Rat der Kirchen forderte die
Vereinten Nationen bereits 1973 auf, das Recht auf
Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen
„als zulässigen Ausdruck des Rechts auf Gewissensfreiheit“ anzuerkennen. Dies ist in vielen Ländern
bis heute nicht der Fall. Weltweit gibt es nur etwa 40
Staaten, die es in der Praxis umgesetzt haben. So
werden Kriegsdienstverweigerer z.B. in der Türkei,
Kolumbien, Südkorea oder Eritrea verfolgt, inhaftiert
oder gar gefoltert. Gruppen und Organisationen, die
in diesen Ländern arbeiten, sind häufig ebenfalls der
Verfolgung oder Bedrohungen ausgesetzt.
Aber auch Verweigerer, die sich aufgrund der Erfahrungen im Kriegseinsatz zur Verweigerung – auch
zur Verweigerung bestimmter Kriege – entschließen,
müssen mit Verfolgung rechnen, selbst dann, wenn
es wie in den USA ein Recht auf Kriegsdienstverweigerung gibt. Daher suchen Tausende Zuflucht
im Ausland. Sie beantragen Asyl, müssen aber nun
feststellen, dass die Verfolgung ihrer Gewissensentscheidung in der Regel nicht als Asylgrund anerkannt
wird.
Im Rahmen der Dekade haben wir Projekte zu
Eritrea, Äthiopien, Israel und anderen Ländern durchgeführt und freuen uns, sie auch einem weiteren
Kreis präsentieren und zur Diskussion stellen zu
können. In unserem Workshop wollen wir die Situation von VerweigerInnen in den Herkunftsländern
wie auch den Zielländern vorstellen und die Arbeit
mancher Gruppen und Organisationen, die sich für
Kriegs- und Militärdienstverweigerung und Asyl für
Deserteure stark machen. Wir verbinden damit das
Ziel, die Arbeit über nationale und kirchliche Grenzen
hinaus zu vernetzen und Handlungsmöglichkeiten für
lokal arbeitende Initiativen und Gruppen zu entwickeln.
Koordiniert und vorbereitet wird der Workshop gemeinsam von drei Personen, die ihre je unterschiedlichen Ansätze einbringen werden: Rudi Friedrich
ist Mitarbeiter von Connection e.V., einem in Offenbach am Main ansässigen Verein, der international
Kriegsdienstverweigerer und Deserteure unterstützt.
Yohannes Kidane ist aktiv in der Eritrean Antimilitarist
Initiative, einer Selbstorganisation von eritreischen
Deserteuren und Deserteurinnen. Rachel Brett arbeitet im Büro der Quäker in Genf und setzt sich seit
Jahren für die Durchsetzung des Menschenrechts
auf Kriegsdienstverweigerung durch die Vereinten
Nationen ein.
Rudi Friedrich
Soziologe und Geschäftsführer Connection e.V.
Weitere Informationen bei
Connection e.V., Gerberstr. 5
63065 Offenbach
Tel.: 069-82 37 55 34
[email protected]
Connection wurde im Dezember 2009 mit dem
Förderpreis der Martin-Niemöller-Stiftung ausgezeichnet.
31
Diversity in Unity
Sexuelle Orientierung als Herausforderung und lebendiges Beispiel
des ökumenischen Dialogs
Ein Workshop mit diesem Titel wird vom Europäischen Forum christlicher Lesben- und Schwulengruppen in Jamaika angeboten, als einer von vielen
Workshops, der vom ÖRK offiziell akzeptiert worden
ist. Das ist durchaus bemerkenswert, denn viele
Mitgliedskirchen des ÖRK haben bis heute große
Schwierigkeiten über Homophobie in ihren Kirchen zu reden. Orthodoxe Kirchen haben zeitweilig
sogar mit ihrem Austritt aus dem ÖRK gedroht.
Um solche Gespräche als Subjekte aktiv mit zu
gestalten, haben Mitglieder des Europäischen
Forums bereits an den Generalversammlungen
des ÖRK in Harare (Zimbabwe) und in Porto
Alegre (Brasilien) teilgenommen. Sie haben dort
verschiedene Workshops gegen Homophobie
und für eine „Theologie der Vielfalt“ angeboten.
Ziel des Workshops bei der Friedenskonvokation
in Jamaika ist es, persönliche Erfahrungen über
Lesbisch-/Schwulsein und christlichen Glauben
in europäisch und konfessionell verschiedenen
Kontexten zu erzählen und Methoden aufzuzeigen,
wie über dieses kontroverse Thema mit Respekt und
Wertschätzung im kirchlich-theologischen Kontext
diskutiert werden kann. Dafür wird das ökumenische Trainingsprojekt „Safe Space“ vorgestellt, das
vom Europäischen Forum in drei Modulen ausgearbeitet und durchgeführt wurde (in Riga, Sofia und
Straßburg). Sein Anliegen ist es, dass christliche
Lesben und Schwule (insbesondere in Mittel- und
Osteuropa) in ihrer Identität gestärkt werden, dass
alle Interessierten mit Hilfe von Rollenspielen und
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(biblisch-)theologischen Argumentationstrainings
die Argumentationsmuster religiös legitimierter
Homophobie verstehen lernen und demgegenüber
eine theologisch und kontextuell fundierte „Theologie der Vielfalt“ und des Respekts entwickeln.
Der Workshop wird verantwortet von zwei Frauen und zwei Männern des Europäischen Forums
christlicher Lesben- und Schwulengruppen aus
Moldawien, Lettland, Norwegen und Deutschland
(lutherisch, uniert, orthodox), die das europäischtheologische Trainingsprojekt „Safe Space“ erarbeitet bzw. daran teilgenommen haben.
Dr. Kerstin Söderblom
Pfarrerin und Studienleiterin am Institut für
Personalberatung, Organisationsentwicklung und Supervision in Friedberg
Das Europäische Forum christlicher Lesben-,
Schwulen-, Bisexuellen- und Transgender (LSBT)Gruppen ist ein Dachverband, dem ca. 35 christliche LSBT-Gruppen aus mehr als 20 europäischen
Ländern angehören. Es wurde 1982 gegründet.
Ganz viel Neues entstanden?
Ein kritisches Resümee im Gespräch zwischen
Wolfgang Buff und Mechthild Gunkel
Wolfgang Buff: Zehn Jahre Dekade zur Überwindung von Gewalt – da ist doch sicherlich ganz viel
Neues in der Friedensarbeit entstanden...
Mechthild Gunkel: Ja, manche Netzwerke mit
zivilgesellschaftlichen Institutionen, vor allem zur
Ausstellung „Rosenstraße 76“ zum Thema „Häusliche Gewalt“. Da gibt es ganz konkrete Ideen, die
umgesetzt wurden, die beiden Präventionsbeauftragten im Dekanat Gießen, der Präventionskoffer
im Jugendamt Offenbach, eine Andachtensammlung
zum Thema im Dekanat Reinheim...
Viele Gemeinden haben überraschenderweise viel
zu den Themen der Dekade angeboten, haben es
aber selten mit der Dekade verbunden. Manche
nutzten die Dekadematerialien, Konzepte, Kontakte,
die materielle und ideelle Unterstützung und freuten
sich über die Anregungen, ohne es in den Horizont
Dekade zu stellen.
Wolfgang Buff: Was überrascht dich am meisten?
Mechthild Gunkel: Ein Dekadeziel, sich mit der
Militarisierung der Welt zu befassen, ist nur selten
im Blick in unseren Kirchen, und das, obwohl der
Afghanistankrieg fast die gesamte Dekadezeit anhält.
Es fehlen die intensivere Auseinandersetzungen über
alternative Konzepte der Friedenssicherung.
Wolfgang Buff: Auch über die Aussetzung der
Wehrpflicht gibt es wenig gesellschaftliche Diskurse.
Ich berate in der letzten Zeit fast nur noch Soldaten,
die sich bereits bei der Bundeswehr verpflichtet
haben und nun feststellen, dass sie für den Auslandseinsatz ausgebildet werden. Vielen ist das gar nicht
klar – und nun brauchen sie gute Beratung, weil sie
dabei nicht mitmachen wollen. Oder Menschen ohne
deutschen Pass, die vor der Zwangsrekrutierung
hierher geflohen sind. Es wird zu selten konstruktiv
darüber gestritten, was denn zur „menschlichen
Sicherheit“, wie die UN sie 1995 definiert hat, beiträgt
oder die theologische Vorstellung vom „gerechten
Frieden“ ausmacht.
Mechthild Gunkel: Dazu gehört vielleicht auch, dass
sich kein einziges Projekt, das aus unserem Dekadefonds Unterstützung beantragt hat, mit ökologischen
Themen befasst hat, obwohl der Zusammenhang
zwischen Friedensfragen und Umweltfragen, von Klimagerechtigkeit und ihrem Beitrag zur menschlichen
Sicherheit immer deutlicher wird. Das "Klima" in der
Schulklasse war für viele Projekte dagegen dran. Ins
Schulprogramm gehört Streitschlichtung, Gewaltprävention, Mediation, verbindlich für die gesamte
Schulgemeinschaft, nicht nur für SchülerInnen, auch
für LehrerInnen, also als Gesamtkonzept.
Wolfgang Buff: Manche Schulen legen darauf
Wert, unabhängig von Anregungen aus den Kirchen.
Manchmal habe ich den Eindruck, die Friedensfrage
im weitesten Sinne ist in den Kirchen weniger dran
als bei anderen zivilgesellschaftlichen Gruppen.
Mechthild Gunkel: Dem kann ich nur teilweise
zustimmen – Gottesdienste, das ureigenste Kennzeichen der Kirche, wurden zu ganz vielen Dekadethemen gefeiert, teilweise von Jugendlichen, die mit
Kirche wenig Berührungspunkte haben. Gerade zu
diesen Themen haben wir auch die ökumenische Zusammenarbeit intensiviert. Die Arbeitsgemeinschaft
Christlicher Kirchen hat auf den verschiedensten
Ebenen an Bedeutung gewonnen. Zur Respektkampagne gab es tolle Beiträge aus Freikirchen, die
Aktion „Wanderfriedenskerze“ in unserer Region ist
ein Erfolgsmodell ökumenischer Zusammenarbeit,
das Friedensthemen fokussiert.
Wolfgang Buff: Und eine interreligiöse und interkulturelle Komponente ist in vielen Gemeinwesenprojekten sichtbar... Manchmal beobachte ich, dass eine
Vernetzung in den gesellschaftlichen Raum hinein
gut stattgefunden hat.
Mechthild Gunkel: Aber wird Kirche dort wirklich mit
ihrem Friedensauftrag als zentraler Aufgabe wahrgenommen, nicht eher mit sozialethischen Anliegen?
Für mich eine große Frage!
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Wolfgang Buff: Nun kommt es darauf an, gelungene
Projekte bekannt zu machen und zur Nachahmung
anzuregen – und das Erreichte zu feiern. Wie soll es
weitergehen?
Mechthild Gunkel: Zivilcourage muss gestärkt und
ein positiver Konfliktbegriff etabliert werden. Entsprechende Trainings (Methoden ziviler Konfliktbearbeitung) sollen verstärkt angeboten werden.
Was mich besonders fasziniert, ist die biographische
Arbeit an Traumata und den Folgen von Gewalt,
wie sie beispielsweise das südafrikanische Institut
„Healing of memories“ in Kapstadt
anbietet. Weltweit brauchen wir viel mehr seelsorgerliche Arbeit mit diesem Ansatz, um den Opfern und
den Tätern von Gewalt eine Chance zu geben, aus
ihrer Rolle herauszukommen.
Und dann bin ich schnell bei einer spannenden
theologischen Studie der norwegischen Kirchen zu
„vulnerability and security“ (2003), die die herkömmlichen Sicherheitskonzepte hinterfragt und deutlich
macht, wir müssen Verwundbarkeit nicht beseitigen,
sondern verteidigen, wenn wir unser Menschsein
nicht verspielen wollen.
Wolfgang Buff: Aus der Arbeit mit den Zivildienstleistenden wird mir klar, dass dies unsere herkömmlichen Männlichkeits- und Weiblichkeitskonzepte in
Frage stellt. Und wir uns mit den unterschiedlichsten
Vorstellungen von „Sicherheit“ auseinandersetzen
müssen. Ein deutliches Ergebnis der Dekade.
Wolfgang Buff M.A.
Soziologe, Beauftrager für die Begleitung von Zivildienstleistenden im Zentrum Ökumene der EKHN
und Mechthild Gunkel
Pfarrerin für Friedensarbeit und Koordinatorin der
„Dekade zur Überwindung von Gewalt“ in der EKHN
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Wolfgang Buff (rechts) im Gespräch mit Kirchenpräsident Dr. Volker Jung, dem
AGDF-Vorsitzenden Pfarrer Horst Scheffler, dem EAK-Geschäftsführer
Christian Griebnow und dem Leiter des Zentrums Ökumene, OKR
Detlev Knoche auf dem 2. Ökumenischen Kirchentag in München
Adressen, Linklisten, Materialhinweise
Allgemeine Informationen zur Dekade zur Überwindung von Gewalt
•
Dekade zur Überwindung von Gewalt 2001-2010: www.gewaltueberwinden.org
•
Zentrum Ökumene der EKHN: www.zentrum-oekumene-ekhn.de
•
DekadeInfobriefe: www.zentrum-oekumene-ekhn.de unter Themen/Frieden/Dekade zur
Überwindung von Gewalt
Gottesdienstmaterialien
• „Nicht erschrecken vor dem Grauen der Nacht“. Gottesdienstmaterial zum Ende der Dekade:
www.zentrum-oekumene-ekhn.de unter Materialien/Gottesdienstmaterialien
• „Stell dir vor: Frieden!“ Materialien für die 4 Adventssonntage:
www.gewaltueberwinden.org/fileadmin/files/wcc-main/2008pdfs/Stell_Dir_vor_Frieden.pdf
•
„Die Erde ist des Herrn“ – Gottesdienstheft zur Schöpfungszeit: www.ekmd.de/themenfelder/6145.html
•
Ökumenische Predigthilfe „Nachhaltig predigen“: www.umdenken.de/predigen
•
Gottesdienstentwurf für den Sonntag Kantate 22. Mai 2011 zur Friedenskonvokation:
www.gewaltueberwinden.org/de/konvokation/friedenssonntag/bausteine.html
•
Aktion Wanderfriedenskerze 2010: www.pax-christi.de/244.html
•
Ökumenische FriedensDekade: www.friedensdekade.de
Friedenspädagogik
•
Respekt. Arbeitshilfe für Schule, Jugend- und KonfirmandInnenarbeit, Frankfurt 2008
(Bezug über Zentrum Ökumene)
•
Weitere Anregungen: Tübinger Institut für Friedenspädagogik: www.friedenspaedagogik.de
Friedensethik und Friedenstheologie
•
Friedensdenkschrift der EKD: www.ekd.de/download/ekd_friedensdenkschrift.pdf
•
Text des Fachbeirates Frieden und Konflikt zur Friedensdenkschrift der EKD:
www.zentrum-oekumene-ekhn.de unter Themen/Frieden/Dokumente zum Thema/Stellungnahme...
•
Internationale Ökumenische Erklärung zum „Gerechten Frieden“, zu bestellen unter:
www.oekumene-ack.de/Publikationen.64.0.html
Gewaltfreiheit und Zivile Konfliktbearbeitung
•
Projektgruppe Zivile Konfliktbearbeitung Rhein-Main: www.gewalt-loest-keine-konflikte.de
•
Oekumenischer Dienst Schalomdiakonat: www.schalomdiakonat.de
Weitere Adressen
•
AGDF - Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden: www.friedensdienst.de
•
Evangelische Arbeitsgemeinschaft zur Betreuung von Kriegsdienstverweigerern: www.eak-online.de
•
Institut für Theologie der Friedenskirchen an der Universität Hamburg:
www.theologie.uni-hamburg.de/afk/afk.html
Weitere Informationen
Zentrum Ökumene der EKHN, Fachbereich Frieden und Konflikt,Pfarrerin Mechthild Gunkel,
Praunheimer Landstraße 206, 60488 Frankfurt am Main Tel. 069 / 97 65 18 56, [email protected]
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