Landkreis Wittmund - Wirtschaftsförderkreis Harlingerland
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Landkreis Wittmund - Wirtschaftsförderkreis Harlingerland
LANDKREIS WITTMUND Centrum zwischen Ems und Jade Positionspapier 2.0 des Wirtschaftsförderkreises Harlingerland e. V. und der IHK für Ostfriesland und Papenburg www.ihk-emden.de www.wirtschaftsfoerderkreis.de LANDKREIS WITTMUND Centrum zwischen Ems und Jade Positionspapier des Wirtschaftsförderkreises Harlingerland e.V. und der IHK für Ostfriesland und Papenburg Version 2.0 Stand: April 2015 Position der Wirtschaft im Landkreis Wittmund Vorwort Der Wirtschaftsförderkreis Harlingerland e.V. (WfH) und die Industrieund Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg (IHK) wollen – mit diesem von den zuständigen Gremien beider Organisationen beratenen und verabschiedeten Papier – die Ist-Situation sowie die Chancen und Risiken der Wirtschaft im Landkreis Wittmund darstellen und aufzeigen, wo Handlungsbedarf besteht. Mit dem vorliegenden aktualisierten Positionspapier wollen der Wirtschaftsförderkreis Harlingerland e.V. und die Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg den Dialog mit der Politik auf der Ebene der Kommunen, des Landes und des Bundes über wirtschaftspolitische Fragen im Landkreis Wittmund voranbringen. Sie verstehen es als Grundlage für Diskussionen über die wirtschaftliche Weiterentwicklung des Landkreises Wittmund. 02 Wilhelm-Alfred Brüning Heino Meenken Präsident 1. Vorsitzender Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg Wirtschaftsförderkreis Harlingerland e.V. Positionspapier EINFÜHRUNG Position der Wirtschaft im Landkreis Wittmund Der Wirtschaftsförderkreis Harlingerland e.V. nimmt seit Zur regionalen Entwicklung orientiert sich der Landkreis mehr als 25 Jahren wesentliche Aufgaben der Wirtschafts- Wittmund in Richtung Ems sowie in Richtung Jade und förderung im Landkreis Wittmund wahr und wird aktuell beteiligt sich aktiv an den Wachstumsregionen. Das erste von führenden Persönlichkeiten aus der Wirtschaft im Land- Positionspapier war für den Wirtschaftsförderkreis ein Im- kreis ehrenamtlich geführt. Der Wirtschaftsförderkreis arbei- pulsgeber, um ganz im Sinne der Gründer Experten aus der tet politisch neutral und pflegt eine intensive Zusammenarbeit Region um Mitarbeit zu bitten. Die große Resonanz ermög- mit der Verwaltung im Landkreis Wittmund. Die Finanzie- lichte es, alle Themenfelder adäquat mit einem Fachbeirat rung wird zu zwei Dritteln von Landkreis und Kommunen zu besetzen. Der Wirtschaftsförderkreis und seine Fachbei- und zu einem Drittel aus der Wittmunder Wirtschaft sicher- räte wollen gemeinsam mit der IHK mit ihrer Arbeit sicher- gestellt. stellen, dass die positive wirtschaftliche Entwicklung der Die IHK für Ostfriesland und Papenburg vertritt die wirt- ostfriesischen Halbinsel nachhaltig stabilisiert wird. schaftlichen Interessen ihrer insgesamt rund 30.000 Mit- Im Folgenden beschreiben wir die Ausgangssituation der gliedsbetriebe, von denen gut 3.500 aus dem Landkreis Wirtschaft im Landkreis Wittmund in den Themenfeldern Wittmund kommen. Sie steht für die kontinuierliche wirt- Infrastruktur, Bildung, Arbeitsmarkt, Demografische Ent- schaftliche Weiterentwicklung der Region. Darüber hinaus wicklung, Tourismus, Industrie und Energiewirtschaft, Bun- ist sie Partnerin in Politik und Verwaltung in wirtschaftlichen deswehr, Handel und Landwirtschaft. Fragen auf allen Ebenen. Sie wird im Landkreis Wittmund durch den IHK-Wirtschaftsbeirat Wittmund repräsentiert. Trotz hohem Engagement und Eigeninitiative im Landkreis Wittmund gibt es noch zahlreiche Herausforderungen und Die Inseln Langeoog und Spiekeroog sowie die Nordseeheil- Aufgabenstellungen von überregionaler Bedeutung, für deren bäder Bensersiel, Carolinensiel, Harlesiel und Neuharlingersiel Bewältigung die Unterstützung von den Kommunen im sind Aushängeschilder des Tourismus an der ostfriesischen Landkreis Wittmund, vom Land, vom Bund und von der EU Nordseeküste und damit ein sehr wichtiger Wirtschaftsfaktor eingefordert wird. Für die Abgeordneten dieser Parlamente für den Landkreis Wittmund. sowie die Verantwortungsträger in den Kommunen haben Der Landkreis Wittmund übernimmt eine führende Rolle in der Energiewende. Schon frühzeitig haben Akteure aus der der Wirtschaftsförderkreis und die IHK die Forderungen in diesem überarbeiteten Positionspapier aktualisiert. Region die Chancen der dezentralen Energieerzeugung erkannt. Bewährte und erfolgreiche Genossenschaftsstrukturen bilden die Grundlage für eine Modellregion zukünftiger Energieversorgung. Positionspapier 03 Position der Wirtschaft im Landkreis Wittmund FORDERUNGEN Position der Wirtschaft im Landkreis Wittmund Infrastruktur ausbauen Die Instandhaltung bestehender Straßen und Brücken und das Entwickeln und Vorhalten von ausreichenden Industrie- und Gewerbeflächen hat hohe Priorität. Die Realisierung der B 210n und der A 20 stärkt den Standort Wittmund. Die Lutwaffe ist in Wittmund zuhause Hohe Akzeptanz auf allen politischen und gesellschaftlichen Ebenen Standortvorteil ist ein unverzichtbarer Baustein für eine zukunftsfähige Luftwaffe Die Elektrifizierung der Bahnstrecke Oldenburg– Wilhelmshaven und die mittelfristige Realisierung der Bahnstrecke Esens–Bensersiel bringen Vorteile. ÖPNV in der ländlichen Region ausbauen Fahrradwegenetz verstärken Energiewirtschaft bietet große Chancen Über den Ausbau der erneuerbaren Energien hinaus müssen auch die zukünftigen Phasen der Energiewende als Chance aufgegriffen werden. Dazu gehören vor allem die intelli- Breitbandnetz ausbauen Die Wirtschaft und die Bevölkerung im ländlichen Raum sind dringend auf gute Breitbandanbindungen angewiesen. 04 Positionspapier gente Stromerzeugung, der intelligente Transport und der intelligente Verbrauch. Wirtschaftsfaktor Tourismus stärken und ausbauen Basierend auf den Strukturen des Landkreises Wittmund sind touristische und gewerbliche mittelständische Unternehmensstrukturen zu fördern. Fachkräftemangel bekämpfen Den Landkreis Wittmund als Wohn- und Arbeitsort stärker vermarkten Das Qualifikationspotential von Frauen nutzen Perspektiven für hochqualifizierte Frauen in Führungspositionen bieten Bildung fördern Jugendlichen gezielte Orientierung für die Berufs- Jedem Jugendlichen soll eine qualifizierte Ausbildung durch findung verschaffen enge Kooperation von Schule und Wirtschaft ermöglicht und Schul- und Studienabbrechern sollten bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt geboten werden. Der Abwanderung Wirtschaftsförderung stärken junger Menschen muss mit geeigneten Mitteln begegnet Die regionale Position und die dazugehörigen Aufgaben des werden. Landkreises Wittmund erfordern den verstärkten Ausbau der Wirtschaftsförderung. Für die Entwicklung des Landkreises Wittmund ist ein gemeinsames Leitbild erforderlich. Positionspapier 05 Infrastruktur: Erreichbarkeit verbessern, Mobilität erhöhen INFRASTRUKTUR Erreichbarkeit verbessern, Mobilität erhöhen Infrastruktur: Anbindung an die A 31 © Pro B210n Ausgangssituation Als Region in einer unveränderbaren geografischen Randlage ist die Wirtschaft im Landkreis Wittmund ganz besonders auf eine gute Verkehrsanbindung per Straße, Bahn, Wasser sowie durch das Internet angewiesen. Nur der Ausbau der Verkehrswege kann die Erreichbarkeit und die wirt- Immer noch keine optimale Bahnanreise für Küste und Inseln. Straßenanbindung lückenhaft schaftliche Weiterentwicklung des Landkreises Wittmund Ortsumgehungen sind realisiert – gute Anbindung an die sicherstellen. A 29 wurde 2013 fertiggestellt – Anbindung an die A 31 Der Wirtschaftsförderkreis gehörte zu den Initiatoren von Machbarkeitsstudien zur Realisierung einer Küstenbahn Ostfriesland sowie der Bahnverlängerung Esens–Bensersiel. 06 Bahnanbindung nicht ausreichend wird durch das »Nadelöhr Aurich« weiterhin behindert. Anbindung an die »Datenautobahnen« Diese Projekte bleiben nach wie vor eine zentrale Forderung Die Wirtschaft und die Bevölkerung im ländlichen Raum sind für die Verkehrsinfrastruktur im Landkreis Wittmund. dringend auf eine gute Breitbandanbindung angewiesen. Positionspapier Wirtschaftsförderkreis und IHK fordern daher: B 210n mit höchster Priorität Der Bau der B 210 n (einschließlich des Balkweges Richtung nehmen. Die identifizierten Defizite müssen kurzfristig ab- Norden) zwischen der A 31 (Riepe) und nordöstlich von gestellt werden. Die ersten regionalen Lösungskonzepte Aurich (L 7) hat auch für den Landkreis Wittmund höchste sind ein Anfang. Priorität für die Anbindung an die A 31 und die Seehafenstadt Emden. Weitere Bahnanbindungen notwendig Die Bahnanbindung der Küstenregion muss verbessert werden. Dazu ist nach wie vor – neben der Elektrifizierung der Strecke Oldenburg–Wilhelmshaven – die Erweiterung der Bahnstrecke Esens–Bensersiel eine Forderung. Darüber hinaus sind eine Intercityanbindung nach Sande/ Wilhelmshaven, ein Flügelungskonzept für den Bahnhof Sande sowie direkte Schnellverbindungen von Osnabrück und Bremen umzusetzen. Mit diesen Maßnahmen würde der Anteil der mit der Bahn anreisenden Gäste an die Küste und auf die Inseln und damit die Auslastung der regionalen Strecke erheblich erhöht. Küstenautobahn A 20 von zentraler Bedeutung Die als »Küstenautobahn« bezeichnete A 20 als Lückenschluss zwischen der A 28 bei Westerstede und der A 20 nördlich von Hamburg hat nicht nur für den JadeWeserPort in Wilhelmshaven einen hohen Stellenwert. Wie für Ostfriesland insgesamt ist dieses Projekt durch den verbesserten Anschluss an die Metropolregion Hamburg auch für die Wirtschaft im Landkreis Wittmund von zentraler Bedeutung. Eine schnellstmögliche Fertigstellung ist daher sehr wichtig. Zustand von Straßen und Brücken Bahnanbindung: Nicht ausreichend © AfH Es müssen mehr Mittel für die dringend notwendigen Straßen- und Brückensanierungen eingesetzt werden. Polizeibegleitfreie Schwertransporte – wie im erfolgreichen Ostfrieslandprojekt – können als Standardgenehmigungsverfahren die Polizei erheblich entlasten. Die Genehmigungsverfahren für Schwertransporte und Straßenbaumaßnahmen müssen deutlich beschleunigt und aufeinander abgestimmt werden. Breitbandnetz ausbauen Der flächendeckende Breitbandanschluss ist eine Grundvoraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unter- Breitband: Regionale Lösungskonzepte © Silvano Rebai – Fotolia.com Positionspapier 07 Bildung: Ausbilden & weiterbilden BILDUNG Ausbilden & weiterbilden Bildung: Energie-, Bildungs- und Erlebnis-Zentrum in Aurich © Bernd Heiken Ausgangssituation Die traditionell hohe Ausbildungsquote zeigt, dass die Be- Studiengänge in den Bereichen Wirtschaftsinformatik und triebe im Landkreis Wittmund beständig danach streben, Betriebswirtschaftslehre. ihren Bedarf an Fachkräften durch die Ausbildung im eigenen Betrieb zu decken. Wichtig ist darüber hinaus, dass im Ausbildungswerkstatt der Bundeswehr Harlingerland mittel- bis langfristig mehr Beschäftigungs- Die Ausbildungswerkstatt der Taktischen Luftwaffen- möglichkeiten für Höherqualifizierte angeboten werden. gruppe Wittmund ist der größte Ausbilder im Landkreis Ein visueller Bildungsatlas, der die Bildungsangebote von Wittmund. Schulen aufzeigt, ist neu auf der Homepage des Landkreises Wittmund eingestellt. Tourismus-Fachschule Esens (BEST) Der Weiterbildungsstudiengang zur Staatlich geprüften Ausbildungsquote Betriebswirtin / zum Staatlich geprüften Betriebswirt mit Die Ausbildungsquote liegt im Landkreis Wittmund deutlich Schwerpunkt »Tourismuswirtschaft« ist eine Erfolgsstory. über dem Bundesdurchschnitt. Berufsbildende Schulen für den Landkreis Wittmund Hochschulabsolventen Die Berufsbildenden Schulen für den Landkreis Wittmund Der Anteil von Hochschulabsolventen im Landkreis Witt- bieten als Innovations- und Zukunftszentrum besondere mund ist noch zu gering. Schwerpunkte im Bäckereihandwerk (Backstudio 3000), im Tourismus (BEST) und in der Gastronomie. Duales Studium Die Berufsakademie Ost-Friesland und die Verwaltungsund Wirtschafts-Akademie Leer sind Vorreiter für duale 08 Positionspapier Wirtschaftsförderkreis und IHK fordern daher: Alle Jugendlichen zum Abschluss führen Die Abwanderung und die demografische Entwicklung ver- lifizierte weitgehend vor Ort gehalten werden – ohne auf schärfen die Notwendigkeit, dass alle jungen Menschen zu eine akademische Ausbildung zu verzichten. einem qualifizierten Schul- und Berufsabschluss geführt werden. Bund, Land und Kommunen müssen gemeinsam entsprechende Rahmenbedingungen schaffen. Dazu gehören frühkindliche Bildung, verbesserte Übergänge zwischen Kindergarten und Grundschule sowie zwischen Schule und Beruf und eine intensivere Betreuung sozioökonomisch benachteiligter Jugendlicher. Die personelle und materielle Die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, die Jade Hochschule Wilhelmshaven /Oldenburg /Elsfleth sowie die Hochschule Emden/Leer sollten ihre Präsenz im Harlingerland erhöhen und damit sich sowie ihre Studienangebote stärker als bisher bekannt machen. So könnten mehr junge Menschen als bisher animiert werden, ihr Studium wohnortnah zu absolvieren. Ausstattung der Schulen sind Aufgaben des Landes bzw. der Kommunen. Sie sind aus Sicht der Wirtschaft trotz der An der Berufsakademie Ost-Friesland e.V. (BAO) können Stu- Kostenintensität mit Blick auf den drohenden Fachkräfte- denten ihr Studium mit einer Lehre kombinieren (Duales mangel verpflichtend. Studium). Theoriephasen an der Akademie und praktische Ausbildung in den Betrieben wechseln sich ab. Das Angebot Hohe Ausbildungsquote erhalten Duale Ausbildung muss weiter Vorrang vor vollzeitschulischen Angeboten haben. Die allgemeinbildenden Schulen sollten deshalb intensiv den Austausch mit den Betrieben vor Ort halten, um Schülerinnen und Schülern die Möglichkeiten der Region und insbesondere der Berufsbildenden Schulen für den Landkreis Wittmund (Backstudio 3000, Tou- der BAO sollte im Landkreis Wittmund intensiver genutzt werden. Das berufsbegleitende Studium an der Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie Leer e.V. stellt mit seinen drei Studiengängen darüber hinaus auch für Beschäftigte aus dem Landkreis Wittmund eine interessante Möglichkeit dar, das Studium vor Ort in Ostfriesland zu absolvieren. rismusfachwirtschaft, Gastronomie usw.) aufzuzeigen. Die Unternehmen sollten weiterhin umfangreich Praktika anbieten, damit Jugendliche ein realistisches Bild von den Ausbildungsberufen im Landkreis Wittmund erhalten. Außerdem sollten für auswärtige Jugendliche bessere Unterbringungsmöglichkeiten am Ausbildungsort geschaffen werden. Für Schulabgänger, die noch nicht ausbildungsreif oder -fähig sind, sollte es an den Berufsbildenden Schulen Wittmund vollzeitschulische Angebote geben. Hochwertige Qualifizierungsangebote an Hochschulen sowie an der Berufsakademie und der Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie nutzen Der Landkreis Wittmund liegt zwischen den Hochschulstandorten Emden, Oldenburg und Wilhelmshaven. Mit der »Offenen Hochschule Niedersachsen« sollen Angebote aus der Erwachsenen- und Weiterbildung in die Hochschulbildung eingebunden werden. Hier liegt eine besondere Chance für den Landkreis Wittmund. Durch Etablierung entsprechender Angebote können vor allem beruflich Qua- Schule: Niedersächsisches Internatsgymnasium Esens © AfH Positionspapier 09 Arbeitsmarkt: Arbeitsplätze schaffen, Fachkräftemangel abwenden ARBEITSMARKT Arbeitsplätze schaffen, Fachkräftemangel abwenden Arbeitsmarkt: Potentiale von Frauen besser nutzen © ehrenberg-bilder – Fotolia.com Ausgangssituation Nur die Fortsetzung der guten wirtschaftlichen Entwicklung im Zeitraum 2005 bis 2013 von unter 12.000 Personen auf kann einen funktionierenden Arbeitsmarkt sicherstellen. meahr als 14.000 Personen. Allerdings müssen Politik und Wirtschaft weitere Maßnahmen ergreifen, damit aus dem sich immer stärker abzeichnenden Mangel an Fachkräften nicht ein Engpass für die weitere wirtschaftliche Entwicklung wird. Geringfügige Beschäftigungsverhältnisse Die Entwicklung liegt weit unter Bundesdurchschnitt. Die Zahl der Nebenjobs (450 Euro) steigt stark. Eine Umfrage unter den Schülerinnen und Schülern ab Klasse 9 zu Freizeitverhalten, Abwanderungsgedanken und beruflicher Orientierung ergab ein aktuelles Stimmungsbild für deren Zukunftsplanung. Die wertvollen Hinweise auf zeitgemäße Anforderungen des Freizeit- und des Berufsumfeldes dienen den Verantwortlichen als Empfehlung. Arbeitslosenquote über Landesdurchschnitt Auch im Jahr 2014 lag die Quote über dem Landesdurchschnitt. Beschäftigtenzahl steigt Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg 10 Positionspapier Beschäftigtenquote bei Frauen unterdurchschnittlich Die Frauenquote liegt im Landkreis Wittmund ebenso wie die Quote älterer Arbeitnehmer deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Der Fachkräftemangel ist im Landkreis Wittmund deutlich spürbar Immer weniger junge Menschen wachsen in den Arbeitsmarkt nach. Wirtschaftsförderkreis und IHK fordern daher: Bindung an die Region Junge Menschen müssen besser an die Region gebunden werden, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Fachkräfteinitiativen aus der Region sollten zusammengeführt werden. Landkreis Wittmund als Wohn- und Arbeitsort Zuzug von Fachkräften in die Region muss gefördert werden. Dazu ist die Attraktivität als Wohn- und Arbeitsort herauszustellen. Es ist eine Willkommenskultur zu etablieren, damit neben inländischen Fachkräften auch ausländische Fachkräfte schnell in den Arbeitsmarkt integriert werden können. Potentiale von Frauen besser nutzen Um Frauen Perspektiven für Führungspositionen zu ermöglichen, muss deren Qualifikationspotential stärker gefördert werden. Beschäftigung älterer Arbeitnehmer Es müssen Voraussetzungen und Anreize geschaffen werden, um das Know-how älterer Arbeitnehmer länger für die Unternehmen nutzen zu können. Jugendlichen eine bessere Berufsorientierung bieten Schule muss frühzeitig auf die Bedürfnisse der regionalen Wirtschaft vorbereiten. Hierzu sind geeignete Instrumente durch Schule und Wirtschaft zu entwickeln. Um die Übersichtlichkeit über die Vielzahl von beruflichen Möglichkeiten zu erhöhen, sollte eine zentrale Koordinierungsstelle (»OneStop-Agency«) geschaffen werden. Frauen: Beschäftigungsquote erhöhen © ikonoklast_hh – Fotolia.com Breitbandversorgung verbessern Die Verfügbarkeit von »schnellem Internet« im Landkreis Wittmund ist ein wichtiger Standortfaktor, um Fachkräfte an die Region zu binden bzw. in die Region zu holen. Ausbildung: Jugendlichen Orientierung bieten © AfH Positionspapier 11 Demografische Entwicklung: Auf immer weniger und immer ältere Menschen einstellen DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG Auf immer weniger und immer ältere Menschen einstellen Vogskampen: Seniorenresidenz auf höchstem Niveau Ausgangssituation Die demografische Entwicklung fordert die Konzentration auf die ältere Bevölkerung. Zusätzlich bedeutet sie auch für den Landkreis Wittmund den Wettbewerb um junge Familien. Sinkende Bevölkerungszahlen trotz steigender Geburtenraten Die Einwohnerzahl liegt derzeit bei 56.400 und wird bis 2031 voraussichtlich auf 52.600 sinken. Auswirkungen der Alterspyramide absehbar Das aktuelle Durchschnittsalter von 45 Jahren wächst bis 2031 voraussichtlich auf 49,4 Jahre. 12 Positionspapier Ärzteversorgung nimmt ab Im ländlichen Raum geht die Ärzteversorgung zurück. Mit dem Kreiskrankenhaus Wittmund und den angebundenen Arztpraxen ist eine zentrale Patientenversorgung gesichert. © AfH Wirtschaftsförderkreis und IHK fordern daher: »Weiche Standortfaktoren« ausbauen Die Attraktivität des Landkreises Wittmund als Wohn- und Seniorenalter mit eingeschränkter Mobilität steigen wird. Arbeitsort wird vorrangig an »weichen Standortfaktoren« Darauf müssen sich sowohl die Kommunen als auch der ört- festgemacht. Dazu gehört vor allem das Angebot an Frei- liche Einzelhandel einstellen. zeit-, Sport- und Kulturaktivitäten, aber auch das schulische und das Kinderbetreuungsangebot. Für die bessere Vermarktung des Landkreises Wittmund mit den bereits vorhandenen »weichen Standortfaktoren« ist eine breit angelegte Imagekampagne zwingend erforderlich. Angebote für Familien stärken Die Bedingungen zur Familiengründung und -erweiterung müssen weiter optimiert werden. Dazu gehören die Betreuungsmöglichkeiten der unter Sechsjährigen ebenso wie die der Grundschulkinder. Aber auch die Profilbildung bei Kindergärten und Grundschulen muss intensiviert werden. Ärzteversorgung sicherstellen Das Kreiskrankenhaus Wittmund stellt einen wesentlichen Standortvorteil dar. Für das Kreiskrankenhaus, aber auch für die Fläche ist die Ärzteversorgung sicherzustellen. Neben der beruflichen Perspektive, spielt der Faktor »Wittmund als Wohnort« eine wesentliche Rolle bei der Akquise potentieller Ärzte und deren Familien. Barrierefreiheit verbessern Die Barrierefreiheit ist für Ältere, für Menschen mit Behinderungen und für Familien mit Kindern gleichermaßen wichtig. Öffentliche Gebäude, kommunale Wege und Plätze sowie private Einrichtungen (Geschäfte, Restaurants, Hotels etc.) Ärztehaus Wittmund: Versorgung sicherstellen © AfH Kreiskrankenhaus Wittmund: Wesentlicher Standortvorteil © AfH müssen ohne größere Komplikationen erreichbar sein, wenn sich der Landkreis im Wettbewerb mit anderen Regionen behaupten möchte. Stadt- und Ortsplanung demografiefest machen Der höhere Anteil an Älteren bringt auch andere Ansprüche an das Wohnen und die Versorgung mit sich. Diese gilt es bei der Ausweisung von neuen Baugebieten sowie bei der Entwicklung von Stadt- und Ortskernen zu berücksichtigen. Der Nahversorgung kommt mittelfristig eine höhere Bedeutung zu als heute, weil der Umsatzanteil von Kunden im Positionspapier 13 Tourismus: Auf neue Ansprüche einstellen, Vermarktung intensivieren TOURISMUS Auf neue Ansprüche einstellen, Vermarktung intensivieren Neuharlingersiel: Hafenatmosphäre pur © Landkreis Friesland Ausgangssituation Der Tourismus gehört zu den wichtigsten wirtschaftlichen Weltnaturerbe »Wattenmeer« liegt vor der »Haustür« »Standbeinen« im Landkreis. Darüber hinaus prägt er das Dieses Prädikat dient als wichtiges Instrument für das Tou- Bild, das die Gäste von Ostfriesland während ihres Aufent- rismus-Marketing. haltes hier haben, ganz entscheidend mit. Der qualitative Ausbau dieses Wirtschaftszweiges ist für die wirtschaftliche Entwicklung des gesamten Landkreises von großer Bedeutung. Küstenfischerei (Kutter in den Sielhäfen) ist bedroht Die Küstenfischerei ist ein Wirtschaftszweig mit langer Die interkommunale Zusammenarbeit zu erhöhen ist eine Tradition und prägend für den Tourismus an der Nordsee- wirtschaftliche Notwendigkeit, um zukünftige Synergie- küste. effekte zu nutzen und Angebote abzustimmen. Daueraufgabe: Qualitätsniveau verbessern Zahl der Gäste und Übernachtungen entwickelt sich positiv Jährlich machen fast 700.000 Gäste Urlaub im Landkreis und generieren so mehr als 4,6 Mio. Übernachtungen. Die Inseln und Nordseeheilbäder im Landkreis sind den gestiegenen Anforderungen gewachsen. Fahrrad-Tourismus Das naturnahe Fahrraderlebnis ist ein stark wachsender Beschäftigtenzahlen und Unternehmensanzahl sehr hoch Jeder vierte Arbeitsplatz im Landkreis Wittmund hängt direkt oder indirekt vom Tourismus ab. 14 Positionspapier Trend im Tourismus in unserer Küstenregion. Wirtschaftsförderkreis und IHK fordern daher: Verbesserung der Erreichbarkeit Bezahlbarer Wohnraum für Mitarbeiter Die Elektrifizierung der Bahnstrecke Oldenburg–Wilhelms- Die Beschäftigten im Tourismus finden im Immobilienbereich haven, mittelfristig die Realisierung der Bahnstrecke Esens– »Großstadtverhältnisse« bei den Mietpreisen vor, werden Bensersiel, der Neubau der B 210 n sowie die Verwirklichung aber nach regionalen Tarifen entlohnt. Hier müssen speziell der A 20 haben höchste Priorität (siehe auch Themen »Infra- für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in dieser Branche struktur«). adäquate, bezahlbare Wohnräume mit kommunaler Unterstützung geschaffen werden. Steigerung des Qualitätsniveaus Das Qualitätsniveau der touristischen Infrastruktur und des Radwegenetz muss ausgebaut werden Leistungsangebots muss weiter gesteigert werden. Die dafür Ein sicheres und ortsverbindendes Radwegenetz ist ein vorgesehenen Landes- und Landkreiseinrichtungen sollten Mehrwert in der Vermarktung unserer Küstenregion. stärker genutzt werden. Vermarktung aus einer Hand – intensivere Zusammenarbeit der Kommunen Leistungsträger und Kommunen müssen sich für eine gemeinsame Vermarktung der Destination »Nordseeküste« von der Ems bis an die Jade unter Nutzung vorhandener Strukturen stark machen. Weltnaturerbe Wattenmeer erlebbar machen Mit der Auszeichnung »Weltnaturerbe Wattenmeer« kann auch der Landkreis Wittmund erheblich an touristischer Attraktivität gewinnen. Das Wattenmeer muss für die Urlauber unter Wahrung der Authentizität und der Nachhaltigkeit erlebbar gemacht werden. Eine solche Vermarktung muss sich einbetten in die Strategie für das ganze Wattenmeer. Küstenfischerei langfristig erhalten Langeoog: Strandatmosphäre genießen © OTG Drahtesel: Die ostfriesische Landschaft per Fahrrad erkunden © OTG Der dauerhafte Erhalt der Küstenfischerei ist von erheblicher Bedeutung für den Tourismus. Die wirtschaftliche Basis für die Fischer muss erhalten und ausgebaut werden. Ferienwohnungen in Wohngebieten Keine verwaisten Siedlungen außerhalb der Saison – Kommunen müssen Werkzeuge für attraktive und lebendige Urlaubsorte erhalten, hierbei aber nicht bestimmte Quoten für Ferienwohnungen in Wohngebieten festlegen, um damit die aktuellen Quartierszahlen massiv einzudämmen. Hier muss der Bestandschutz greifen. Positionspapier 15 Industrie & Energiewirtschaft: Zukunft sichern, Umwelt schonen INDUSTRIE & ENERGIEWIRTSCHAFT Zukunft sichern, Umwelt schonen Elektromobilität: Infrastruktur ausbauen © AfH / Petair – Fotolia.com Ausgangssituation Der Landkreis Wittmund ist Vorreiter bei der Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien. Schon frühzeitig haben regionale Akteure die Chancen einer dezentralen Energieerzeugung erkannt. Bewährte und erfolgreiche Genossenschaftsstrukturen bilden dabei die Grundlage einer Modellregion für zukunftsorientierte Energieversorgung. »Schaufenster Intelligente Energie« und die Greentech-Initiative Windenergie ist innovative Wachstumsbranche Sie hat sich zwischenzeitlich als Branche mit erheblicher Wertschöpfung, beträchtlichen Steuereinnahmen und deutlichen Arbeitsplatzeffekten etabliert. In der Region kann die Stromversorgung rein rechnerisch vollständig aus Windstrom gedeckt werden. Elektromobilität und Tourismus als Traumpaar Die Zukunft der Mobilität wird ganz wesentlich durch Elektro- Konkrete Projekte von Unternehmen, der Hochschule Emden/ fahrzeuge bestimmt. Erste Pilotprojekte für die notwendige Leer sowie der IHK finden bundes- und europaweit Beachtung. Infrastruktur wurden bereits im Landkreis realisiert. Speichersysteme Flexible Energiekonzepte Die Energiedrehscheibe Etzel leistet mit ihren Speicherkapa- Intelligentes Energiemanagement und moderne Technik er- zitäten für Öl und Gas einen spürbaren Beitrag für eine sichere fahren einen zunehmenden Stellenwert für Verbraucher Energieversorgung. Sie bietet zudem die Chance, auch Spei- und Erzeuger. Unsere regionalen Energieversorger haben cherkapazität für die regenerativen Energien bereitzustellen dafür bereits Konzepte entwickelt. (»Power to Gas«). 16 Positionspapier Wirtschaftsförderkreis und IHK fordern daher: Energiewende zukunftsorientiert und intelligent gestalten Über den Ausbau der erneuerbaren Energien hinaus müssen auch die zukünftigen Phasen der Energiewende als Chance aufgegriffen werden. Dazu gehören vor allem die intelligente Stromerzeugung, der intelligente Transport und der intelligente Verbrauch. Forschungsprojekte wie das »Schaufenster Intelligente Energie« müssen unterstützt und umgesetzt werden, um den innovativen Vorsprung der Region zu erhalten und auszubauen. Windenergie konsequent ausbauen Für die Fortsetzung der Erfolgsgeschichte kommt es darauf an, neue Standorte möglichst effizient zu nutzen und bestehende Standorte über das »Repowering« mit leistungsstarken Anlagen zu modernisieren. Die bevorstehende Ausgestaltung künftiger Rahmenbedingungen muss transparent und diskriminierungsfrei sein. Infrastruktur »Elektromobilität« vorantreiben Sowohl für die stärkere Nutzung der Elektromobilität als auch für die Forschung nach geeigneten und wirtschaftlichen Speichersystemen für die erneuerbaren Energien sind spürbare Anreize erforderlich. Energie und Bildung aufwerten Kinder und Jugendliche müssen frühzeitig für den bewussten Umgang mit Energieressourcen sensibilisiert werden. Die überregionale Strahlkraft des Energie-, Bildungs- und ErlebnisZentrums in Aurich muss für die Schülerinnen und Schüler Regenerative Energien: Windenergieanlagen im Harlingerland © Dieter Römer des gesamten Weser-Ems-Gebiets genutzt werden. Speichersysteme: Energiedrehscheibe Etzel © OTG Positionspapier 17 Bundeswehr: Standorte erhalten, Wertschöpfungsketten entwickeln BUNDESWEHR Standorte erhalten, Wertschöpfungsketten entwickeln Eurofighter: Ausbildung in Deutschland © DPA – Geoffrey Lee Ausgangssituation Unser Bundeswehr-Flughafen ist ein unverzichtbarer Wirtschaftsfaktor im Landkreis Wittmund. Die Weiterentwicklung am Standort Wittmund als einer der größten Arbeitgeber sichert Kaufkraft in der Region und damit die Existenz vieler Branchen. Insbesondere als wichtiger Auftraggeber für die Wirtschaft spielt der Luftwaffenstandort eine bedeu- Bedeutender Wirtschaftsfaktor Mit ca. 70 Millionen Euro pro Jahr an Lohn- und Gehaltszahlungen trägt die Luftwaffe maßgeblich zur wirtschaftlichen Entwicklung bei. Der Aufwuchs zu einem Geschwader ist mit einer Infrastrukturinvestition von ca. 140 Millionen Euro verbunden. tende Rolle. Bundeswehr als attraktiver Arbeitgeber Die Luftwaffe ist in Wittmund zuhause Mehr Geld, geregelte Arbeitszeiten, Zuschläge und besser Hohe Akzeptanz auf allen politischen und gesellschaftlichen ausgestattete Unterkünfte sind nur einige Facetten der Ebenen. Der Standortvorteil ist ein unverzichtbarer Baustein Attraktivitäts-Offensive der Bundeswehr. Es werden jährlich für eine zukunftsfähige Luftwaffe. 20.000 junge Menschen benötigt, um die Bundeswehr einsatzbereit zu halten. Zukunft als Geschwaderstandort Wittmund soll laut Bundesverteidigungsministerium die volle Geschwaderstärke mit 32 Eurofightern Mitte 2016 erreichen. Die fliegende Ausbildung für das Waffensystem Eurofighter wird unter Einbeziehung des Standortes Wittmund geprüft. 18 Positionspapier Wirtschaftsförderkreis und IHK fordern daher: Weitere Intensivierung der Zusammenarbeit von Bundeswehr und regionaler Wirtschaft Die enge Zusammenarbeit und Identifikation mit der Luftwaffe hat für uns höchste Priorität. Die traditionell bewährte Alarmrotte, die erfolgreiche Umstellung auf das Waffensystem Eurofighter sowie das Flugübungsgebiet an der direkt angrenzenden Nordsee sind wesentliche Aspekte für den weiteren Ausbau des Standortes. Stärkung der Zusammenarbeit mit der Ausbildungswerkstatt Mit bis zu 100 Auszubildenden ist die Bundeswehr der größte Ausbilder im Landkreis. Viele dieser gut ausgebildeten Menschen stehen am Ende ihrer Ausbildung auch für Unternehmen des Harlingerlandes zur Verfügung. Ausbildungsverbünde initiieren In Bezug auf die Herausforderungen des Fachkräftemangels sind Ausbildungsverbünde zwischen der heimischen Wirtschaft und der Ausbildungswerkstatt anzustreben. Beide Seiten könnten davon profitieren. Zum einen wird das sehr hohe Ausbildungsniveau der Ausbildungswerkstatt im Bereich der IT-Branche für hier ansässige Unternehmen zugänglich, zum anderen erhalten die Auszubildenden der Ausbildungswerkstatt den notwendigen Praxisbezug in der hiesigen Wirtschaft. Langfristig könnte dieser Ausbildungsverbund auch für regionale Unternehmen außerhalb des Landkreises Wittmund von Bedeutung sein bzw. zu positiven Standortentscheidungen von IT-Unternehmen für Wittmund führen. Simulator: Wittmund bietet modernste Technik Ausbildungswerkstatt: Berufsausbildung im IT-Bereich © DPA – Carmen Jaspersen © Bundeswehr Positionspapier 19 Handel: Ortskerne stärken, Nahversorgung sichern, Internethandel als Chance begreifen HANDEL Ortskerne stärken, Nahversorgung sichern, Internethandel als Chance begreifen Einzelhandel: Multifunktionalität der Ortskerne erhalten © Teekontor Ostfriesland Ausgangssituation Der Erhalt der für das Harlingerland typischen historischen Ortskerne mit einem von kleinen und mittelständischen Einzelhandelsbetrieben vorgehaltenen breit gefächerten Angebot ist gerade für Orte nahe der Küste auch aus touristischer Strukturwandel unaufhaltbar Die Verkaufsflächen sind weiter gewachsen und Standorte außerhalb der Ortskerne sind entstanden. Dies führt vermehrt zu Leerständen. Sicht von großer Bedeutung. Internet als Chance Online-Handel wächst Im Internet werden steigende Umsatzanteile des Einzelhandels realisiert und neue Geschäftskonzepte entstehen. Dies setzt stationäre Händler unter Druck. Die ersten Einzelhändler in der Region haben ihr Angebotsspektrum durch eine Internetplattform erweitert. Allerdings besteht noch erheblicher Nachholbedarf. Der Wirtschaftsförderkreis und die IHK leisten Aufklärungsarbeit und zeigen vielfältige Möglichkeiten auf. 20 Positionspapier Wirtschaftsförderkreis und IHK fordern daher: Einzelhandelskonzepte aufstellen Um ortsansässigen Einzelhandelsbetrieben und ansiedlungswilligen Unternehmen ein höheres Maß an Planungssicherheit zu gewähren, sollten auch die Kommunen des Harlingerlandes Einzelhandelskonzepte auf den Weg bringen, die auf den bestehenden Einzelhandelsleitlinien fußen. Diese Konzepte sollten eine politische Verbindlichkeit mit einer formellen Verabschiedung durch die Städte- und Gemeinderäte erhalten. Planungen auf Ortskerne konzentrieren Die Kommunen im Landkreis Wittmund sollten daran festhalten, die Multifunktionalität ihrer Ortskerne zu erhalten. Dazu gehört auch künftig der weitgehende Verzicht auf Ausweisung von Einzelhandelsstandorten auf der »Grünen Wiese« und in Ortsrandlagen. Erreichbarkeit sichern Darüber hinaus sollten die Kommunen im Harlingerland weiterhin kostengünstigen oder kostenlosen Parkraum in ausreichendem Umfang in den Ortskernen oder in fußläufiger Entfernung zu den Zentren anbieten. Leerstandsmanagement initiieren Die Kenntnis der Altersstrukturen inhabergeführter Fachgeschäfte kann das Risiko von künftigen Leerständen aufdecken. Innerörtliche Brachflächen sollten seitens der Kommunen über die Bauleitplanung möglichst für die Einzelhandelsentwicklung gesichert werden. Quartiersstammtische, wie in der Stadt Wittmund, können als Vorbild dienen. Festival: Buntes Treiben bei der Wahl des Friedeburger Burgfräuleins © AfH Gewerbeschau Wittmund: Erlebnisausstellung für die ganze Familie © AfH Online-Marketing intensivieren Auch im Einzelhandel gilt: Nur wer im Internet zu finden ist, kann auf Dauer bestehen. Einzelhändler und Werbegemeinschaften müssen ihre Präsenz im Internet verbessern, um für Touristen, Einheimische und Zugezogene attraktiv zu bleiben. Positionspapier 21 Landwirtschaft: Ausbildung fördern, Synergien nutzen LANDWIRTSCHAFT Ausbildung fördern, Synergien nutzen Landwirtschaft: 25.500 Hektar Grünland © Ina Janhsen Ausgangssituation Die Landwirtschaft im Landkreis Wittmund ist stark einge- haltung und die zunehmende Spezialisierung der Landwirt- bunden in die Themen Tourismus, Bildung, Energie und schaft. Hohe Kapitalintensität und hohe Arbeitsproduktivität weitere Branchen. Der Authentizität der Region und der kennzeichnen die moderne Landwirtschaft. Landwirtschaft muss größte Aufmerksamkeit entgegengebracht werden. Wichtigster Flächennutzer Die Attraktivitätsinitiativen der Landwirtschaft als Arbeitgeber Als wichtigster Flächennutzer prägt die Landwirtschaft das auf nationaler Ebene in der Zusammenarbeit mit Jugend- Landschaftsbild und unterhält allein 2000 km Wallhecken. herbergen und auf internationaler Ebene in der Motivation Sie sorgt für einen abwechslungsreichen Erholungsraum, ausländischer Fachkräfte (Spanien) sind neue Wege. den auch die Touristen besonders an Ostfriesland schätzen. Landwirtschaft im Harlingerland Wichtige Funktion bei Energiewende Im Harlingerland bewirtschaften 470 Haupterwerbs- und Bei der Bereitstellung von regenerativer Energie aus Biomasse, 250 Nebenerwerbsbetriebe die 25.500 Hektar Grünland aber auch bei Windenergiekonzepten und bei der Photovol- und 17.500 Hektar Ackerland. Statistisch erfasst sind 2.100 taik haben die landwirtschaftlichen Grundeigentümer eine Vollarbeitskräfte in der Landwirtschaft. Die wirtschaftliche wichtige Funktion bei der Projektentwicklung. Gemeinsame Bedeutung für die Wertschöpfungsketten ist jedoch noch Verantwortung von Wirtschaftsförderung, Kommunen und wichtiger als die Beschäftigtenzahl. Landwirtschaft ist die Sicherung dieses Wertschöpfungspotentials für die Wirtschaftskreisläufe der Region. Tierhaltung dominiert Dies erklärt sich durch die hohe Dominanz der Milchvieh- 22 Positionspapier Wirtschaftsförderkreis und IHK fordern daher: Mehr Effizienz bei der Kompensation des Naturhaushalts Für die Landwirtschaft darf der Raum zur wirtschaftlichen bestehen zu können, darf eine Entwicklung zu größeren Entwicklung nicht permanent weiter eingeschränkt werden. Einheiten nicht durch sachfremde Auflagen behindert wer- Bei der Kompensation der Ausgleichsflächen für den Natur- den. Politik und Landwirtschaft sind gefordert, ein neues haushalt müssen effizientere Wege als die bisherigen ge- Bewusstsein zu schaffen und für eine wettbewerbsfähige funden werden. Landwirtschaft zu werben. Ausbildung fördern Landwirte müssen heute Unternehmer und Manager sein. Die Ausbildung des Berufsnachwuchses muss darum gefördert und es muss dafür geworben werden. Sowohl in der Erstausbildung als auch in der Weiterbildung sind weitere Verbesserungen notwendig. Landwirtschaft entlasten Die Landwirtschaft kann ohne Verlust an Wettbewerbs- und Entwicklungsfähigkeit nicht mehr die gesamtgesellschaftlichen Aufgaben nebenbei schultern, die ihr auferlegt werden. Leistungen im Vogelschutz oder Biodiversität müssen darum künftig entsprechend honoriert werden. Synergien nutzen Im Bereich Landwirtschaft und Tourismus sind viele Synergien zu heben. Hier sind mehr Verbundprojekte der Tourismusträger mit landwirtschaftlichen Unternehmen wünschenswert. Das Gleiche gilt für die Energiewirtschaft. Darum sollten die Interessen der Landwirtschaft mit den Interessen der Wirtschaftsförderung des Harlingerlandes in Bezug auf die Entwicklung und Förderung regenerativer Energien in Einklang gebracht werden. Imkerei: Ein Segen für die Artenvielfalt © Dieter Römer Tierhaltung: Milchviehhaltung dominiert © Dieter Römer Innovationen fördern Die Landwirtschaft benötigt die gleiche Investitions- und Innovationsförderung wie andere Branchen der Wirtschaft. Die Politik ist gefordert, geeignete Programme auf den Weg zu bringen, mit denen sich auch die Landwirtschaft an den Bedingungen des Marktes orientiert entwickeln kann. Akzeptanz schaffen Die Landwirtschaft ist von bäuerlich verwurzelten Familienbetrieben geprägt. Um auch zukünftig am globalen Markt Positionspapier 23 AUFFORDERUNG ZUM HANDELN Wie geht es weiter? Mit dem vorliegenden aktualisierten Positionspapier wollen haben der Wirtschaftsförderkreis und die IHK die Forderun- der Wirtschaftsförderkreis Harlingerland e.V. und die Indus- gen in diesem überarbeiteten Positionspapier aktualisiert. trie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg den Dialog mit der Politik auf der Ebene der Kommunen, des Landes und des Bundes über wirtschaftspolitische Fragen im Landkreis Wittmund voranbringen. Sie verstehen es als Grundlage für Diskussionen über die wirtschaftliche Weiterentwicklung des Landkreises Wittmund. Dazu soll das Papier in den Gremien des Landkreises Wittmund sowie der Städte und Gemeinden im Landkreis vorgestellt und diskutiert werden. Darüber hinaus ist ein Dialog mit den für den Landkreis Wittmund zuständigen Abgeordneten des Landes und des Bundes über das Positionspapier geplant. Selbstverständlich wird es in geeigneter Form den Zur regionalen Entwicklung orientiert sich der Landkreis Mitgliedern des Wirtschaftsförderkreises und der IHK sowie Wittmund in Richtung Ems sowie in Richtung Jade und der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. beteiligt sich aktiv an den Wachstumsregionen. Das erste Positionspapier war für den Wirtschaftsförderkreis ein Impulsgeber, um ganz im Sinne der Gründer Experten aus der Region um Mitarbeit zu bitten. Die große Resonanz ermöglichte es, alle Themenfelder adäquat mit einem Fachbeirat zu besetzen. Der Wirtschaftsförderkreis und seine Fachbeiräte wollen gemeinsam mit der IHK mit ihrer Arbeit sicherstellen, dass die positive wirtschaftliche Entwicklung der ostfriesischen Halbinsel nachhaltig stabilisiert wird. Trotz hohem Engagement und Eigeninitiative im Landkreis Wittmund gibt es noch zahlreiche Herausforderungen und Aufgabenstellungen von überregionaler Bedeutung, für deren Bewältigung die Unterstützung von den Kommunen im Landkreis Wittmund, vom Land, vom Bund und von der EU eingefordert wird. Für die Abgeordneten dieser Parlamente sowie die Verantwortungsträger in den Kommunen © Brian Jackson – Fotolia.com Impressum Herausgeber Realisation Industrie- und Handelskammer Brune-Mettcker Druck- und Verlags-GmbH für Ostfriesland und Papenburg Wittmund · werbungundco.net Ringstraße 4 · 26721 Emden Tel. (0 49 21) 89 01-0 · Fax (0 49 21) 89 01-33 Fotonachweise E-Mail: [email protected] Titelseite, Seite 4/5: Brian Jackson – Fotolia.com · Pro B210n · AfH Internet: www.ihk-emden.de Landkreis Friesland · DPA – Geoffrey Lee · ehrenberg-bilder – Fotolia.com LANDKREIS WITTMUND Centrum zwischen Ems und Jade Positionspapier 2.0 des Wirtschaftsförderkreises Harlingerland e. V. und der IHK für Ostfriesland und Papenburg www.ihk-emden.de www.wirtschaftsfoerderkreis.de