Landkreis Wittmund - Wirtschaftsförderkreis Harlingerland

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Landkreis Wittmund - Wirtschaftsförderkreis Harlingerland
LANDKREIS WITTMUND
Centrum zwischen
Ems und Jade
Positionspapier 2.0 des
Wirtschaftsförderkreises Harlingerland e. V.
und der IHK für Ostfriesland und Papenburg
www.ihk-emden.de
www.wirtschaftsfoerderkreis.de
LANDKREIS WITTMUND
Centrum zwischen
Ems und Jade
Positionspapier des
Wirtschaftsförderkreises Harlingerland e.V.
und der IHK für Ostfriesland und Papenburg
Version 2.0
Stand: April 2015
Position der Wirtschaft im Landkreis Wittmund
Vorwort
Der Wirtschaftsförderkreis Harlingerland e.V. (WfH) und die Industrieund Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg (IHK) wollen – mit
diesem von den zuständigen Gremien beider Organisationen beratenen und verabschiedeten Papier – die Ist-Situation sowie die Chancen
und Risiken der Wirtschaft im Landkreis Wittmund darstellen und aufzeigen, wo Handlungsbedarf besteht.
Mit dem vorliegenden aktualisierten Positionspapier wollen der Wirtschaftsförderkreis Harlingerland e.V. und die Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg den Dialog mit der Politik auf
der Ebene der Kommunen, des Landes und des Bundes über wirtschaftspolitische Fragen im Landkreis Wittmund voranbringen. Sie verstehen es als Grundlage für Diskussionen über die wirtschaftliche
Weiterentwicklung des Landkreises Wittmund.
02
Wilhelm-Alfred Brüning
Heino Meenken
Präsident
1. Vorsitzender
Industrie- und Handelskammer
für Ostfriesland und Papenburg
Wirtschaftsförderkreis
Harlingerland e.V.
Positionspapier
EINFÜHRUNG
Position der Wirtschaft
im Landkreis Wittmund
Der Wirtschaftsförderkreis Harlingerland e.V. nimmt seit
Zur regionalen Entwicklung orientiert sich der Landkreis
mehr als 25 Jahren wesentliche Aufgaben der Wirtschafts-
Wittmund in Richtung Ems sowie in Richtung Jade und
förderung im Landkreis Wittmund wahr und wird aktuell
beteiligt sich aktiv an den Wachstumsregionen. Das erste
von führenden Persönlichkeiten aus der Wirtschaft im Land-
Positionspapier war für den Wirtschaftsförderkreis ein Im-
kreis ehrenamtlich geführt. Der Wirtschaftsförderkreis arbei-
pulsgeber, um ganz im Sinne der Gründer Experten aus der
tet politisch neutral und pflegt eine intensive Zusammenarbeit
Region um Mitarbeit zu bitten. Die große Resonanz ermög-
mit der Verwaltung im Landkreis Wittmund. Die Finanzie-
lichte es, alle Themenfelder adäquat mit einem Fachbeirat
rung wird zu zwei Dritteln von Landkreis und Kommunen
zu besetzen. Der Wirtschaftsförderkreis und seine Fachbei-
und zu einem Drittel aus der Wittmunder Wirtschaft sicher-
räte wollen gemeinsam mit der IHK mit ihrer Arbeit sicher-
gestellt.
stellen, dass die positive wirtschaftliche Entwicklung der
Die IHK für Ostfriesland und Papenburg vertritt die wirt-
ostfriesischen Halbinsel nachhaltig stabilisiert wird.
schaftlichen Interessen ihrer insgesamt rund 30.000 Mit-
Im Folgenden beschreiben wir die Ausgangssituation der
gliedsbetriebe, von denen gut 3.500 aus dem Landkreis
Wirtschaft im Landkreis Wittmund in den Themenfeldern
Wittmund kommen. Sie steht für die kontinuierliche wirt-
Infrastruktur, Bildung, Arbeitsmarkt, Demografische Ent-
schaftliche Weiterentwicklung der Region. Darüber hinaus
wicklung, Tourismus, Industrie und Energiewirtschaft, Bun-
ist sie Partnerin in Politik und Verwaltung in wirtschaftlichen
deswehr, Handel und Landwirtschaft.
Fragen auf allen Ebenen. Sie wird im Landkreis Wittmund
durch den IHK-Wirtschaftsbeirat Wittmund repräsentiert.
Trotz hohem Engagement und Eigeninitiative im Landkreis
Wittmund gibt es noch zahlreiche Herausforderungen und
Die Inseln Langeoog und Spiekeroog sowie die Nordseeheil-
Aufgabenstellungen von überregionaler Bedeutung, für deren
bäder Bensersiel, Carolinensiel, Harlesiel und Neuharlingersiel
Bewältigung die Unterstützung von den Kommunen im
sind Aushängeschilder des Tourismus an der ostfriesischen
Landkreis Wittmund, vom Land, vom Bund und von der EU
Nordseeküste und damit ein sehr wichtiger Wirtschaftsfaktor
eingefordert wird. Für die Abgeordneten dieser Parlamente
für den Landkreis Wittmund.
sowie die Verantwortungsträger in den Kommunen haben
Der Landkreis Wittmund übernimmt eine führende Rolle in
der Energiewende. Schon frühzeitig haben Akteure aus der
der Wirtschaftsförderkreis und die IHK die Forderungen in
diesem überarbeiteten Positionspapier aktualisiert.
Region die Chancen der dezentralen Energieerzeugung erkannt. Bewährte und erfolgreiche Genossenschaftsstrukturen
bilden die Grundlage für eine Modellregion zukünftiger
Energieversorgung.
Positionspapier
03
Position der Wirtschaft im Landkreis Wittmund
FORDERUNGEN
Position der Wirtschaft
im Landkreis Wittmund
Infrastruktur ausbauen
Die Instandhaltung bestehender Straßen und Brücken
und das Entwickeln und Vorhalten von ausreichenden
Industrie- und Gewerbeflächen hat hohe Priorität.
Die Realisierung der B 210n und der A 20 stärkt den
Standort Wittmund.
Die Lutwaffe ist in Wittmund
zuhause
Hohe Akzeptanz auf allen politischen und gesellschaftlichen Ebenen
Standortvorteil ist ein unverzichtbarer Baustein für eine
zukunftsfähige Luftwaffe
Die Elektrifizierung der Bahnstrecke Oldenburg–
Wilhelmshaven und die mittelfristige Realisierung
der Bahnstrecke Esens–Bensersiel bringen Vorteile.
ÖPNV in der ländlichen Region ausbauen
Fahrradwegenetz verstärken
Energiewirtschaft bietet
große Chancen
Über den Ausbau der erneuerbaren Energien hinaus müssen
auch die zukünftigen Phasen der Energiewende als Chance
aufgegriffen werden. Dazu gehören vor allem die intelli-
Breitbandnetz ausbauen
Die Wirtschaft und die Bevölkerung im ländlichen Raum
sind dringend auf gute Breitbandanbindungen angewiesen.
04
Positionspapier
gente Stromerzeugung, der intelligente Transport und der
intelligente Verbrauch.
Wirtschaftsfaktor Tourismus
stärken und ausbauen
Basierend auf den Strukturen des Landkreises Wittmund
sind touristische und gewerbliche mittelständische Unternehmensstrukturen zu fördern.
Fachkräftemangel bekämpfen
Den Landkreis Wittmund als Wohn- und Arbeitsort
stärker vermarkten
Das Qualifikationspotential von Frauen nutzen
Perspektiven für hochqualifizierte Frauen in Führungspositionen bieten
Bildung fördern
Jugendlichen gezielte Orientierung für die Berufs-
Jedem Jugendlichen soll eine qualifizierte Ausbildung durch
findung verschaffen
enge Kooperation von Schule und Wirtschaft ermöglicht
und Schul- und Studienabbrechern sollten bessere Chancen
auf dem Arbeitsmarkt geboten werden. Der Abwanderung
Wirtschaftsförderung stärken
junger Menschen muss mit geeigneten Mitteln begegnet
Die regionale Position und die dazugehörigen Aufgaben des
werden.
Landkreises Wittmund erfordern den verstärkten Ausbau der
Wirtschaftsförderung. Für die Entwicklung des Landkreises
Wittmund ist ein gemeinsames Leitbild erforderlich.
Positionspapier
05
Infrastruktur: Erreichbarkeit verbessern, Mobilität erhöhen
INFRASTRUKTUR
Erreichbarkeit verbessern,
Mobilität erhöhen
Infrastruktur: Anbindung an die A 31
© Pro B210n
Ausgangssituation
Als Region in einer unveränderbaren geografischen Randlage ist die Wirtschaft im Landkreis Wittmund ganz besonders auf eine gute Verkehrsanbindung per Straße, Bahn,
Wasser sowie durch das Internet angewiesen. Nur der Ausbau der Verkehrswege kann die Erreichbarkeit und die wirt-
Immer noch keine optimale Bahnanreise für Küste und Inseln.
Straßenanbindung lückenhaft
schaftliche Weiterentwicklung des Landkreises Wittmund
Ortsumgehungen sind realisiert – gute Anbindung an die
sicherstellen.
A 29 wurde 2013 fertiggestellt – Anbindung an die A 31
Der Wirtschaftsförderkreis gehörte zu den Initiatoren von
Machbarkeitsstudien zur Realisierung einer Küstenbahn
Ostfriesland sowie der Bahnverlängerung Esens–Bensersiel.
06
Bahnanbindung nicht ausreichend
wird durch das »Nadelöhr Aurich« weiterhin behindert.
Anbindung an die »Datenautobahnen«
Diese Projekte bleiben nach wie vor eine zentrale Forderung
Die Wirtschaft und die Bevölkerung im ländlichen Raum sind
für die Verkehrsinfrastruktur im Landkreis Wittmund.
dringend auf eine gute Breitbandanbindung angewiesen.
Positionspapier
Wirtschaftsförderkreis und IHK fordern daher:
B 210n mit höchster Priorität
Der Bau der B 210 n (einschließlich des Balkweges Richtung
nehmen. Die identifizierten Defizite müssen kurzfristig ab-
Norden) zwischen der A 31 (Riepe) und nordöstlich von
gestellt werden. Die ersten regionalen Lösungskonzepte
Aurich (L 7) hat auch für den Landkreis Wittmund höchste
sind ein Anfang.
Priorität für die Anbindung an die A 31 und die Seehafenstadt Emden.
Weitere Bahnanbindungen notwendig
Die Bahnanbindung der Küstenregion muss verbessert werden. Dazu ist nach wie vor – neben der Elektrifizierung der
Strecke Oldenburg–Wilhelmshaven – die Erweiterung der
Bahnstrecke Esens–Bensersiel eine Forderung. Darüber hinaus
sind eine Intercityanbindung nach Sande/ Wilhelmshaven,
ein Flügelungskonzept für den Bahnhof Sande sowie direkte
Schnellverbindungen von Osnabrück und Bremen umzusetzen.
Mit diesen Maßnahmen würde der Anteil der mit der Bahn
anreisenden Gäste an die Küste und auf die Inseln und damit
die Auslastung der regionalen Strecke erheblich erhöht.
Küstenautobahn A 20 von zentraler Bedeutung
Die als »Küstenautobahn« bezeichnete A 20 als Lückenschluss zwischen der A 28 bei Westerstede und der A 20
nördlich von Hamburg hat nicht nur für den JadeWeserPort
in Wilhelmshaven einen hohen Stellenwert. Wie für Ostfriesland insgesamt ist dieses Projekt durch den verbesserten
Anschluss an die Metropolregion Hamburg auch für die
Wirtschaft im Landkreis Wittmund von zentraler Bedeutung.
Eine schnellstmögliche Fertigstellung ist daher sehr wichtig.
Zustand von Straßen und Brücken
Bahnanbindung: Nicht ausreichend
© AfH
Es müssen mehr Mittel für die dringend notwendigen
Straßen- und Brückensanierungen eingesetzt werden. Polizeibegleitfreie Schwertransporte – wie im erfolgreichen Ostfrieslandprojekt – können als Standardgenehmigungsverfahren
die Polizei erheblich entlasten. Die Genehmigungsverfahren
für Schwertransporte und Straßenbaumaßnahmen müssen
deutlich beschleunigt und aufeinander abgestimmt werden.
Breitbandnetz ausbauen
Der flächendeckende Breitbandanschluss ist eine Grundvoraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unter-
Breitband: Regionale Lösungskonzepte
© Silvano Rebai – Fotolia.com
Positionspapier
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Bildung: Ausbilden & weiterbilden
BILDUNG
Ausbilden & weiterbilden
Bildung: Energie-, Bildungs- und Erlebnis-Zentrum in Aurich
© Bernd Heiken
Ausgangssituation
Die traditionell hohe Ausbildungsquote zeigt, dass die Be-
Studiengänge in den Bereichen Wirtschaftsinformatik und
triebe im Landkreis Wittmund beständig danach streben,
Betriebswirtschaftslehre.
ihren Bedarf an Fachkräften durch die Ausbildung im eigenen
Betrieb zu decken. Wichtig ist darüber hinaus, dass im
Ausbildungswerkstatt der Bundeswehr
Harlingerland mittel- bis langfristig mehr Beschäftigungs-
Die Ausbildungswerkstatt der Taktischen Luftwaffen-
möglichkeiten für Höherqualifizierte angeboten werden.
gruppe Wittmund ist der größte Ausbilder im Landkreis
Ein visueller Bildungsatlas, der die Bildungsangebote von
Wittmund.
Schulen aufzeigt, ist neu auf der Homepage des Landkreises
Wittmund eingestellt.
Tourismus-Fachschule Esens (BEST)
Der Weiterbildungsstudiengang zur Staatlich geprüften
Ausbildungsquote
Betriebswirtin / zum Staatlich geprüften Betriebswirt mit
Die Ausbildungsquote liegt im Landkreis Wittmund deutlich
Schwerpunkt »Tourismuswirtschaft« ist eine Erfolgsstory.
über dem Bundesdurchschnitt.
Berufsbildende Schulen für den Landkreis Wittmund
Hochschulabsolventen
Die Berufsbildenden Schulen für den Landkreis Wittmund
Der Anteil von Hochschulabsolventen im Landkreis Witt-
bieten als Innovations- und Zukunftszentrum besondere
mund ist noch zu gering.
Schwerpunkte im Bäckereihandwerk (Backstudio 3000), im
Tourismus (BEST) und in der Gastronomie.
Duales Studium
Die Berufsakademie Ost-Friesland und die Verwaltungsund Wirtschafts-Akademie Leer sind Vorreiter für duale
08
Positionspapier
Wirtschaftsförderkreis und IHK fordern daher:
Alle Jugendlichen zum Abschluss führen
Die Abwanderung und die demografische Entwicklung ver-
lifizierte weitgehend vor Ort gehalten werden – ohne auf
schärfen die Notwendigkeit, dass alle jungen Menschen zu
eine akademische Ausbildung zu verzichten.
einem qualifizierten Schul- und Berufsabschluss geführt
werden. Bund, Land und Kommunen müssen gemeinsam
entsprechende Rahmenbedingungen schaffen. Dazu gehören
frühkindliche Bildung, verbesserte Übergänge zwischen Kindergarten und Grundschule sowie zwischen Schule und
Beruf und eine intensivere Betreuung sozioökonomisch benachteiligter Jugendlicher. Die personelle und materielle
Die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, die Jade
Hochschule Wilhelmshaven /Oldenburg /Elsfleth sowie die
Hochschule Emden/Leer sollten ihre Präsenz im Harlingerland erhöhen und damit sich sowie ihre Studienangebote
stärker als bisher bekannt machen. So könnten mehr junge
Menschen als bisher animiert werden, ihr Studium wohnortnah zu absolvieren.
Ausstattung der Schulen sind Aufgaben des Landes bzw.
der Kommunen. Sie sind aus Sicht der Wirtschaft trotz der
An der Berufsakademie Ost-Friesland e.V. (BAO) können Stu-
Kostenintensität mit Blick auf den drohenden Fachkräfte-
denten ihr Studium mit einer Lehre kombinieren (Duales
mangel verpflichtend.
Studium). Theoriephasen an der Akademie und praktische
Ausbildung in den Betrieben wechseln sich ab. Das Angebot
Hohe Ausbildungsquote erhalten
Duale Ausbildung muss weiter Vorrang vor vollzeitschulischen Angeboten haben. Die allgemeinbildenden Schulen
sollten deshalb intensiv den Austausch mit den Betrieben
vor Ort halten, um Schülerinnen und Schülern die Möglichkeiten der Region und insbesondere der Berufsbildenden
Schulen für den Landkreis Wittmund (Backstudio 3000, Tou-
der BAO sollte im Landkreis Wittmund intensiver genutzt
werden.
Das berufsbegleitende Studium an der Verwaltungs- und
Wirtschafts-Akademie Leer e.V. stellt mit seinen drei Studiengängen darüber hinaus auch für Beschäftigte aus dem
Landkreis Wittmund eine interessante Möglichkeit dar, das
Studium vor Ort in Ostfriesland zu absolvieren.
rismusfachwirtschaft, Gastronomie usw.) aufzuzeigen. Die
Unternehmen sollten weiterhin umfangreich Praktika anbieten, damit Jugendliche ein realistisches Bild von den Ausbildungsberufen im Landkreis Wittmund erhalten. Außerdem
sollten für auswärtige Jugendliche bessere Unterbringungsmöglichkeiten am Ausbildungsort geschaffen werden. Für
Schulabgänger, die noch nicht ausbildungsreif oder -fähig
sind, sollte es an den Berufsbildenden Schulen Wittmund
vollzeitschulische Angebote geben.
Hochwertige Qualifizierungsangebote an Hochschulen sowie an der Berufsakademie und der
Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie nutzen
Der Landkreis Wittmund liegt zwischen den Hochschulstandorten Emden, Oldenburg und Wilhelmshaven. Mit der
»Offenen Hochschule Niedersachsen« sollen Angebote aus
der Erwachsenen- und Weiterbildung in die Hochschulbildung eingebunden werden. Hier liegt eine besondere
Chance für den Landkreis Wittmund. Durch Etablierung
entsprechender Angebote können vor allem beruflich Qua-
Schule: Niedersächsisches Internatsgymnasium Esens
© AfH
Positionspapier
09
Arbeitsmarkt: Arbeitsplätze schaffen, Fachkräftemangel abwenden
ARBEITSMARKT
Arbeitsplätze schaffen,
Fachkräftemangel abwenden
Arbeitsmarkt: Potentiale von Frauen besser nutzen
© ehrenberg-bilder – Fotolia.com
Ausgangssituation
Nur die Fortsetzung der guten wirtschaftlichen Entwicklung
im Zeitraum 2005 bis 2013 von unter 12.000 Personen auf
kann einen funktionierenden Arbeitsmarkt sicherstellen.
meahr als 14.000 Personen.
Allerdings müssen Politik und Wirtschaft weitere Maßnahmen ergreifen, damit aus dem sich immer stärker abzeichnenden Mangel an Fachkräften nicht ein Engpass für die
weitere wirtschaftliche Entwicklung wird.
Geringfügige Beschäftigungsverhältnisse
Die Entwicklung liegt weit unter Bundesdurchschnitt. Die
Zahl der Nebenjobs (450 Euro) steigt stark.
Eine Umfrage unter den Schülerinnen und Schülern ab
Klasse 9 zu Freizeitverhalten, Abwanderungsgedanken und
beruflicher Orientierung ergab ein aktuelles Stimmungsbild
für deren Zukunftsplanung. Die wertvollen Hinweise auf
zeitgemäße Anforderungen des Freizeit- und des Berufsumfeldes dienen den Verantwortlichen als Empfehlung.
Arbeitslosenquote über Landesdurchschnitt
Auch im Jahr 2014 lag die Quote über dem Landesdurchschnitt.
Beschäftigtenzahl steigt
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg
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Positionspapier
Beschäftigtenquote bei Frauen unterdurchschnittlich
Die Frauenquote liegt im Landkreis Wittmund ebenso wie
die Quote älterer Arbeitnehmer deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.
Der Fachkräftemangel ist im Landkreis Wittmund
deutlich spürbar
Immer weniger junge Menschen wachsen in den Arbeitsmarkt nach.
Wirtschaftsförderkreis und IHK fordern daher:
Bindung an die Region
Junge Menschen müssen besser an die Region gebunden
werden, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Fachkräfteinitiativen aus der Region sollten zusammengeführt
werden.
Landkreis Wittmund als Wohn- und Arbeitsort
Zuzug von Fachkräften in die Region muss gefördert werden.
Dazu ist die Attraktivität als Wohn- und Arbeitsort herauszustellen. Es ist eine Willkommenskultur zu etablieren, damit
neben inländischen Fachkräften auch ausländische Fachkräfte
schnell in den Arbeitsmarkt integriert werden können.
Potentiale von Frauen besser nutzen
Um Frauen Perspektiven für Führungspositionen zu ermöglichen, muss deren Qualifikationspotential stärker gefördert
werden.
Beschäftigung älterer Arbeitnehmer
Es müssen Voraussetzungen und Anreize geschaffen werden,
um das Know-how älterer Arbeitnehmer länger für die
Unternehmen nutzen zu können.
Jugendlichen eine bessere Berufsorientierung bieten
Schule muss frühzeitig auf die Bedürfnisse der regionalen
Wirtschaft vorbereiten. Hierzu sind geeignete Instrumente
durch Schule und Wirtschaft zu entwickeln. Um die Übersichtlichkeit über die Vielzahl von beruflichen Möglichkeiten
zu erhöhen, sollte eine zentrale Koordinierungsstelle (»OneStop-Agency«) geschaffen werden.
Frauen: Beschäftigungsquote erhöhen
© ikonoklast_hh – Fotolia.com
Breitbandversorgung verbessern
Die Verfügbarkeit von »schnellem Internet« im Landkreis
Wittmund ist ein wichtiger Standortfaktor, um Fachkräfte
an die Region zu binden bzw. in die Region zu holen.
Ausbildung: Jugendlichen Orientierung bieten
© AfH
Positionspapier
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Demografische Entwicklung: Auf immer weniger und immer ältere Menschen einstellen
DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG
Auf immer weniger und
immer ältere Menschen einstellen
Vogskampen: Seniorenresidenz auf höchstem Niveau
Ausgangssituation
Die demografische Entwicklung fordert die Konzentration
auf die ältere Bevölkerung. Zusätzlich bedeutet sie auch
für den Landkreis Wittmund den Wettbewerb um junge
Familien.
Sinkende Bevölkerungszahlen trotz steigender
Geburtenraten
Die Einwohnerzahl liegt derzeit bei 56.400 und wird bis
2031 voraussichtlich auf 52.600 sinken.
Auswirkungen der Alterspyramide absehbar
Das aktuelle Durchschnittsalter von 45 Jahren wächst bis
2031 voraussichtlich auf 49,4 Jahre.
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Positionspapier
Ärzteversorgung nimmt ab
Im ländlichen Raum geht die Ärzteversorgung zurück. Mit
dem Kreiskrankenhaus Wittmund und den angebundenen
Arztpraxen ist eine zentrale Patientenversorgung gesichert.
© AfH
Wirtschaftsförderkreis und IHK fordern daher:
»Weiche Standortfaktoren« ausbauen
Die Attraktivität des Landkreises Wittmund als Wohn- und
Seniorenalter mit eingeschränkter Mobilität steigen wird.
Arbeitsort wird vorrangig an »weichen Standortfaktoren«
Darauf müssen sich sowohl die Kommunen als auch der ört-
festgemacht. Dazu gehört vor allem das Angebot an Frei-
liche Einzelhandel einstellen.
zeit-, Sport- und Kulturaktivitäten, aber auch das schulische
und das Kinderbetreuungsangebot. Für die bessere Vermarktung des Landkreises Wittmund mit den bereits vorhandenen »weichen Standortfaktoren« ist eine breit angelegte
Imagekampagne zwingend erforderlich.
Angebote für Familien stärken
Die Bedingungen zur Familiengründung und -erweiterung
müssen weiter optimiert werden. Dazu gehören die Betreuungsmöglichkeiten der unter Sechsjährigen ebenso wie die
der Grundschulkinder. Aber auch die Profilbildung bei Kindergärten und Grundschulen muss intensiviert werden.
Ärzteversorgung sicherstellen
Das Kreiskrankenhaus Wittmund stellt einen wesentlichen
Standortvorteil dar. Für das Kreiskrankenhaus, aber auch für
die Fläche ist die Ärzteversorgung sicherzustellen. Neben
der beruflichen Perspektive, spielt der Faktor »Wittmund als
Wohnort« eine wesentliche Rolle bei der Akquise potentieller
Ärzte und deren Familien.
Barrierefreiheit verbessern
Die Barrierefreiheit ist für Ältere, für Menschen mit Behinderungen und für Familien mit Kindern gleichermaßen wichtig.
Öffentliche Gebäude, kommunale Wege und Plätze sowie
private Einrichtungen (Geschäfte, Restaurants, Hotels etc.)
Ärztehaus Wittmund: Versorgung sicherstellen
© AfH
Kreiskrankenhaus Wittmund: Wesentlicher Standortvorteil
© AfH
müssen ohne größere Komplikationen erreichbar sein, wenn
sich der Landkreis im Wettbewerb mit anderen Regionen
behaupten möchte.
Stadt- und Ortsplanung demografiefest machen
Der höhere Anteil an Älteren bringt auch andere Ansprüche
an das Wohnen und die Versorgung mit sich. Diese gilt es
bei der Ausweisung von neuen Baugebieten sowie bei der
Entwicklung von Stadt- und Ortskernen zu berücksichtigen.
Der Nahversorgung kommt mittelfristig eine höhere Bedeutung zu als heute, weil der Umsatzanteil von Kunden im
Positionspapier
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Tourismus: Auf neue Ansprüche einstellen, Vermarktung intensivieren
TOURISMUS
Auf neue Ansprüche einstellen,
Vermarktung intensivieren
Neuharlingersiel: Hafenatmosphäre pur
© Landkreis Friesland
Ausgangssituation
Der Tourismus gehört zu den wichtigsten wirtschaftlichen
Weltnaturerbe »Wattenmeer« liegt vor der »Haustür«
»Standbeinen« im Landkreis. Darüber hinaus prägt er das
Dieses Prädikat dient als wichtiges Instrument für das Tou-
Bild, das die Gäste von Ostfriesland während ihres Aufent-
rismus-Marketing.
haltes hier haben, ganz entscheidend mit. Der qualitative
Ausbau dieses Wirtschaftszweiges ist für die wirtschaftliche
Entwicklung des gesamten Landkreises von großer Bedeutung.
Küstenfischerei (Kutter in den Sielhäfen) ist bedroht
Die Küstenfischerei ist ein Wirtschaftszweig mit langer
Die interkommunale Zusammenarbeit zu erhöhen ist eine
Tradition und prägend für den Tourismus an der Nordsee-
wirtschaftliche Notwendigkeit, um zukünftige Synergie-
küste.
effekte zu nutzen und Angebote abzustimmen.
Daueraufgabe: Qualitätsniveau verbessern
Zahl der Gäste und Übernachtungen
entwickelt sich positiv
Jährlich machen fast 700.000 Gäste Urlaub im Landkreis
und generieren so mehr als 4,6 Mio. Übernachtungen.
Die Inseln und Nordseeheilbäder im Landkreis sind den gestiegenen Anforderungen gewachsen.
Fahrrad-Tourismus
Das naturnahe Fahrraderlebnis ist ein stark wachsender
Beschäftigtenzahlen und Unternehmensanzahl sehr hoch
Jeder vierte Arbeitsplatz im Landkreis Wittmund hängt
direkt oder indirekt vom Tourismus ab.
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Positionspapier
Trend im Tourismus in unserer Küstenregion.
Wirtschaftsförderkreis und IHK fordern daher:
Verbesserung der Erreichbarkeit
Bezahlbarer Wohnraum für Mitarbeiter
Die Elektrifizierung der Bahnstrecke Oldenburg–Wilhelms-
Die Beschäftigten im Tourismus finden im Immobilienbereich
haven, mittelfristig die Realisierung der Bahnstrecke Esens–
»Großstadtverhältnisse« bei den Mietpreisen vor, werden
Bensersiel, der Neubau der B 210 n sowie die Verwirklichung
aber nach regionalen Tarifen entlohnt. Hier müssen speziell
der A 20 haben höchste Priorität (siehe auch Themen »Infra-
für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in dieser Branche
struktur«).
adäquate, bezahlbare Wohnräume mit kommunaler Unterstützung geschaffen werden.
Steigerung des Qualitätsniveaus
Das Qualitätsniveau der touristischen Infrastruktur und des
Radwegenetz muss ausgebaut werden
Leistungsangebots muss weiter gesteigert werden. Die dafür
Ein sicheres und ortsverbindendes Radwegenetz ist ein
vorgesehenen Landes- und Landkreiseinrichtungen sollten
Mehrwert in der Vermarktung unserer Küstenregion.
stärker genutzt werden.
Vermarktung aus einer Hand –
intensivere Zusammenarbeit der Kommunen
Leistungsträger und Kommunen müssen sich für eine gemeinsame Vermarktung der Destination »Nordseeküste«
von der Ems bis an die Jade unter Nutzung vorhandener
Strukturen stark machen.
Weltnaturerbe Wattenmeer erlebbar machen
Mit der Auszeichnung »Weltnaturerbe Wattenmeer« kann
auch der Landkreis Wittmund erheblich an touristischer
Attraktivität gewinnen. Das Wattenmeer muss für die Urlauber unter Wahrung der Authentizität und der Nachhaltigkeit erlebbar gemacht werden. Eine solche Vermarktung
muss sich einbetten in die Strategie für das ganze Wattenmeer.
Küstenfischerei langfristig erhalten
Langeoog: Strandatmosphäre genießen
© OTG
Drahtesel: Die ostfriesische Landschaft per Fahrrad erkunden
© OTG
Der dauerhafte Erhalt der Küstenfischerei ist von erheblicher
Bedeutung für den Tourismus. Die wirtschaftliche Basis für
die Fischer muss erhalten und ausgebaut werden.
Ferienwohnungen in Wohngebieten
Keine verwaisten Siedlungen außerhalb der Saison – Kommunen müssen Werkzeuge für attraktive und lebendige
Urlaubsorte erhalten, hierbei aber nicht bestimmte Quoten für Ferienwohnungen in Wohngebieten festlegen, um
damit die aktuellen Quartierszahlen massiv einzudämmen.
Hier muss der Bestandschutz greifen.
Positionspapier
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Industrie & Energiewirtschaft: Zukunft sichern, Umwelt schonen
INDUSTRIE & ENERGIEWIRTSCHAFT
Zukunft sichern, Umwelt schonen
Elektromobilität: Infrastruktur ausbauen
© AfH / Petair – Fotolia.com
Ausgangssituation
Der Landkreis Wittmund ist Vorreiter bei der Erzeugung von
Strom aus erneuerbaren Energien. Schon frühzeitig haben
regionale Akteure die Chancen einer dezentralen Energieerzeugung erkannt. Bewährte und erfolgreiche Genossenschaftsstrukturen bilden dabei die Grundlage einer Modellregion für zukunftsorientierte Energieversorgung.
»Schaufenster Intelligente Energie«
und die Greentech-Initiative
Windenergie ist innovative Wachstumsbranche
Sie hat sich zwischenzeitlich als Branche mit erheblicher
Wertschöpfung, beträchtlichen Steuereinnahmen und deutlichen Arbeitsplatzeffekten etabliert. In der Region kann die
Stromversorgung rein rechnerisch vollständig aus Windstrom gedeckt werden.
Elektromobilität und Tourismus als Traumpaar
Die Zukunft der Mobilität wird ganz wesentlich durch Elektro-
Konkrete Projekte von Unternehmen, der Hochschule Emden/
fahrzeuge bestimmt. Erste Pilotprojekte für die notwendige
Leer sowie der IHK finden bundes- und europaweit Beachtung.
Infrastruktur wurden bereits im Landkreis realisiert.
Speichersysteme
Flexible Energiekonzepte
Die Energiedrehscheibe Etzel leistet mit ihren Speicherkapa-
Intelligentes Energiemanagement und moderne Technik er-
zitäten für Öl und Gas einen spürbaren Beitrag für eine sichere
fahren einen zunehmenden Stellenwert für Verbraucher
Energieversorgung. Sie bietet zudem die Chance, auch Spei-
und Erzeuger. Unsere regionalen Energieversorger haben
cherkapazität für die regenerativen Energien bereitzustellen
dafür bereits Konzepte entwickelt.
(»Power to Gas«).
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Positionspapier
Wirtschaftsförderkreis und IHK fordern daher:
Energiewende zukunftsorientiert
und intelligent gestalten
Über den Ausbau der erneuerbaren Energien hinaus müssen
auch die zukünftigen Phasen der Energiewende als Chance
aufgegriffen werden. Dazu gehören vor allem die intelligente
Stromerzeugung, der intelligente Transport und der intelligente Verbrauch. Forschungsprojekte wie das »Schaufenster
Intelligente Energie« müssen unterstützt und umgesetzt
werden, um den innovativen Vorsprung der Region zu erhalten und auszubauen.
Windenergie konsequent ausbauen
Für die Fortsetzung der Erfolgsgeschichte kommt es darauf
an, neue Standorte möglichst effizient zu nutzen und bestehende Standorte über das »Repowering« mit leistungsstarken
Anlagen zu modernisieren. Die bevorstehende Ausgestaltung
künftiger Rahmenbedingungen muss transparent und diskriminierungsfrei sein.
Infrastruktur »Elektromobilität« vorantreiben
Sowohl für die stärkere Nutzung der Elektromobilität als
auch für die Forschung nach geeigneten und wirtschaftlichen Speichersystemen für die erneuerbaren Energien sind
spürbare Anreize erforderlich.
Energie und Bildung aufwerten
Kinder und Jugendliche müssen frühzeitig für den bewussten
Umgang mit Energieressourcen sensibilisiert werden. Die
überregionale Strahlkraft des Energie-, Bildungs- und ErlebnisZentrums in Aurich muss für die Schülerinnen und Schüler
Regenerative Energien: Windenergieanlagen im Harlingerland
© Dieter Römer
des gesamten Weser-Ems-Gebiets genutzt werden.
Speichersysteme: Energiedrehscheibe Etzel
© OTG
Positionspapier
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Bundeswehr: Standorte erhalten, Wertschöpfungsketten entwickeln
BUNDESWEHR
Standorte erhalten,
Wertschöpfungsketten entwickeln
Eurofighter: Ausbildung in Deutschland
© DPA – Geoffrey Lee
Ausgangssituation
Unser Bundeswehr-Flughafen ist ein unverzichtbarer Wirtschaftsfaktor im Landkreis Wittmund. Die Weiterentwicklung am Standort Wittmund als einer der größten Arbeitgeber sichert Kaufkraft in der Region und damit die Existenz
vieler Branchen. Insbesondere als wichtiger Auftraggeber
für die Wirtschaft spielt der Luftwaffenstandort eine bedeu-
Bedeutender Wirtschaftsfaktor
Mit ca. 70 Millionen Euro pro Jahr an Lohn- und Gehaltszahlungen trägt die Luftwaffe maßgeblich zur wirtschaftlichen Entwicklung bei. Der Aufwuchs zu einem Geschwader
ist mit einer Infrastrukturinvestition von ca. 140 Millionen
Euro verbunden.
tende Rolle.
Bundeswehr als attraktiver Arbeitgeber
Die Luftwaffe ist in Wittmund zuhause
Mehr Geld, geregelte Arbeitszeiten, Zuschläge und besser
Hohe Akzeptanz auf allen politischen und gesellschaftlichen
ausgestattete Unterkünfte sind nur einige Facetten der
Ebenen. Der Standortvorteil ist ein unverzichtbarer Baustein
Attraktivitäts-Offensive der Bundeswehr. Es werden jährlich
für eine zukunftsfähige Luftwaffe.
20.000 junge Menschen benötigt, um die Bundeswehr einsatzbereit zu halten.
Zukunft als Geschwaderstandort
Wittmund soll laut Bundesverteidigungsministerium die volle
Geschwaderstärke mit 32 Eurofightern Mitte 2016 erreichen.
Die fliegende Ausbildung für das Waffensystem Eurofighter
wird unter Einbeziehung des Standortes Wittmund geprüft.
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Positionspapier
Wirtschaftsförderkreis und IHK fordern daher:
Weitere Intensivierung der Zusammenarbeit
von Bundeswehr und regionaler Wirtschaft
Die enge Zusammenarbeit und Identifikation mit der Luftwaffe hat für uns höchste Priorität. Die traditionell bewährte
Alarmrotte, die erfolgreiche Umstellung auf das Waffensystem Eurofighter sowie das Flugübungsgebiet an der direkt
angrenzenden Nordsee sind wesentliche Aspekte für den
weiteren Ausbau des Standortes.
Stärkung der Zusammenarbeit
mit der Ausbildungswerkstatt
Mit bis zu 100 Auszubildenden ist die Bundeswehr der
größte Ausbilder im Landkreis. Viele dieser gut ausgebildeten Menschen stehen am Ende ihrer Ausbildung auch für
Unternehmen des Harlingerlandes zur Verfügung.
Ausbildungsverbünde initiieren
In Bezug auf die Herausforderungen des Fachkräftemangels
sind Ausbildungsverbünde zwischen der heimischen Wirtschaft und der Ausbildungswerkstatt anzustreben. Beide
Seiten könnten davon profitieren. Zum einen wird das sehr
hohe Ausbildungsniveau der Ausbildungswerkstatt im Bereich der IT-Branche für hier ansässige Unternehmen zugänglich, zum anderen erhalten die Auszubildenden der
Ausbildungswerkstatt den notwendigen Praxisbezug in der
hiesigen Wirtschaft. Langfristig könnte dieser Ausbildungsverbund auch für regionale Unternehmen außerhalb des
Landkreises Wittmund von Bedeutung sein bzw. zu positiven Standortentscheidungen von IT-Unternehmen für Wittmund führen.
Simulator: Wittmund bietet modernste Technik
Ausbildungswerkstatt: Berufsausbildung im IT-Bereich
© DPA – Carmen Jaspersen
© Bundeswehr
Positionspapier
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Handel: Ortskerne stärken, Nahversorgung sichern, Internethandel als Chance begreifen
HANDEL
Ortskerne stärken, Nahversorgung sichern,
Internethandel als Chance begreifen
Einzelhandel: Multifunktionalität der Ortskerne erhalten
© Teekontor Ostfriesland
Ausgangssituation
Der Erhalt der für das Harlingerland typischen historischen
Ortskerne mit einem von kleinen und mittelständischen Einzelhandelsbetrieben vorgehaltenen breit gefächerten Angebot ist gerade für Orte nahe der Küste auch aus touristischer
Strukturwandel unaufhaltbar
Die Verkaufsflächen sind weiter gewachsen und Standorte
außerhalb der Ortskerne sind entstanden. Dies führt vermehrt zu Leerständen.
Sicht von großer Bedeutung.
Internet als Chance
Online-Handel wächst
Im Internet werden steigende Umsatzanteile des Einzelhandels
realisiert und neue Geschäftskonzepte entstehen. Dies setzt
stationäre Händler unter Druck.
Die ersten Einzelhändler in der Region haben ihr Angebotsspektrum durch eine Internetplattform erweitert. Allerdings
besteht noch erheblicher Nachholbedarf. Der Wirtschaftsförderkreis und die IHK leisten Aufklärungsarbeit und zeigen
vielfältige Möglichkeiten auf.
20
Positionspapier
Wirtschaftsförderkreis und IHK fordern daher:
Einzelhandelskonzepte aufstellen
Um ortsansässigen Einzelhandelsbetrieben und ansiedlungswilligen Unternehmen ein höheres Maß an Planungssicherheit
zu gewähren, sollten auch die Kommunen des Harlingerlandes Einzelhandelskonzepte auf den Weg bringen, die auf
den bestehenden Einzelhandelsleitlinien fußen. Diese Konzepte sollten eine politische Verbindlichkeit mit einer formellen Verabschiedung durch die Städte- und Gemeinderäte
erhalten.
Planungen auf Ortskerne konzentrieren
Die Kommunen im Landkreis Wittmund sollten daran festhalten, die Multifunktionalität ihrer Ortskerne zu erhalten.
Dazu gehört auch künftig der weitgehende Verzicht auf
Ausweisung von Einzelhandelsstandorten auf der »Grünen
Wiese« und in Ortsrandlagen.
Erreichbarkeit sichern
Darüber hinaus sollten die Kommunen im Harlingerland
weiterhin kostengünstigen oder kostenlosen Parkraum in
ausreichendem Umfang in den Ortskernen oder in fußläufiger Entfernung zu den Zentren anbieten.
Leerstandsmanagement initiieren
Die Kenntnis der Altersstrukturen inhabergeführter Fachgeschäfte kann das Risiko von künftigen Leerständen aufdecken.
Innerörtliche Brachflächen sollten seitens der Kommunen
über die Bauleitplanung möglichst für die Einzelhandelsentwicklung gesichert werden. Quartiersstammtische, wie
in der Stadt Wittmund, können als Vorbild dienen.
Festival: Buntes Treiben bei der Wahl des Friedeburger Burgfräuleins
© AfH
Gewerbeschau Wittmund: Erlebnisausstellung für die ganze Familie
© AfH
Online-Marketing intensivieren
Auch im Einzelhandel gilt: Nur wer im Internet zu finden ist,
kann auf Dauer bestehen. Einzelhändler und Werbegemeinschaften müssen ihre Präsenz im Internet verbessern, um
für Touristen, Einheimische und Zugezogene attraktiv zu
bleiben.
Positionspapier
21
Landwirtschaft: Ausbildung fördern, Synergien nutzen
LANDWIRTSCHAFT
Ausbildung fördern,
Synergien nutzen
Landwirtschaft: 25.500 Hektar Grünland
© Ina Janhsen
Ausgangssituation
Die Landwirtschaft im Landkreis Wittmund ist stark einge-
haltung und die zunehmende Spezialisierung der Landwirt-
bunden in die Themen Tourismus, Bildung, Energie und
schaft. Hohe Kapitalintensität und hohe Arbeitsproduktivität
weitere Branchen. Der Authentizität der Region und der
kennzeichnen die moderne Landwirtschaft.
Landwirtschaft muss größte Aufmerksamkeit entgegengebracht werden.
Wichtigster Flächennutzer
Die Attraktivitätsinitiativen der Landwirtschaft als Arbeitgeber
Als wichtigster Flächennutzer prägt die Landwirtschaft das
auf nationaler Ebene in der Zusammenarbeit mit Jugend-
Landschaftsbild und unterhält allein 2000 km Wallhecken.
herbergen und auf internationaler Ebene in der Motivation
Sie sorgt für einen abwechslungsreichen Erholungsraum,
ausländischer Fachkräfte (Spanien) sind neue Wege.
den auch die Touristen besonders an Ostfriesland schätzen.
Landwirtschaft im Harlingerland
Wichtige Funktion bei Energiewende
Im Harlingerland bewirtschaften 470 Haupterwerbs- und
Bei der Bereitstellung von regenerativer Energie aus Biomasse,
250 Nebenerwerbsbetriebe die 25.500 Hektar Grünland
aber auch bei Windenergiekonzepten und bei der Photovol-
und 17.500 Hektar Ackerland. Statistisch erfasst sind 2.100
taik haben die landwirtschaftlichen Grundeigentümer eine
Vollarbeitskräfte in der Landwirtschaft. Die wirtschaftliche
wichtige Funktion bei der Projektentwicklung. Gemeinsame
Bedeutung für die Wertschöpfungsketten ist jedoch noch
Verantwortung von Wirtschaftsförderung, Kommunen und
wichtiger als die Beschäftigtenzahl.
Landwirtschaft ist die Sicherung dieses Wertschöpfungspotentials für die Wirtschaftskreisläufe der Region.
Tierhaltung dominiert
Dies erklärt sich durch die hohe Dominanz der Milchvieh-
22
Positionspapier
Wirtschaftsförderkreis und IHK fordern daher:
Mehr Effizienz bei der Kompensation des Naturhaushalts
Für die Landwirtschaft darf der Raum zur wirtschaftlichen
bestehen zu können, darf eine Entwicklung zu größeren
Entwicklung nicht permanent weiter eingeschränkt werden.
Einheiten nicht durch sachfremde Auflagen behindert wer-
Bei der Kompensation der Ausgleichsflächen für den Natur-
den. Politik und Landwirtschaft sind gefordert, ein neues
haushalt müssen effizientere Wege als die bisherigen ge-
Bewusstsein zu schaffen und für eine wettbewerbsfähige
funden werden.
Landwirtschaft zu werben.
Ausbildung fördern
Landwirte müssen heute Unternehmer und Manager sein.
Die Ausbildung des Berufsnachwuchses muss darum gefördert und es muss dafür geworben werden. Sowohl in der
Erstausbildung als auch in der Weiterbildung sind weitere
Verbesserungen notwendig.
Landwirtschaft entlasten
Die Landwirtschaft kann ohne Verlust an Wettbewerbs- und
Entwicklungsfähigkeit nicht mehr die gesamtgesellschaftlichen Aufgaben nebenbei schultern, die ihr auferlegt werden.
Leistungen im Vogelschutz oder Biodiversität müssen darum
künftig entsprechend honoriert werden.
Synergien nutzen
Im Bereich Landwirtschaft und Tourismus sind viele Synergien
zu heben. Hier sind mehr Verbundprojekte der Tourismusträger mit landwirtschaftlichen Unternehmen wünschenswert. Das Gleiche gilt für die Energiewirtschaft. Darum sollten
die Interessen der Landwirtschaft mit den Interessen der
Wirtschaftsförderung des Harlingerlandes in Bezug auf die
Entwicklung und Förderung regenerativer Energien in Einklang gebracht werden.
Imkerei: Ein Segen für die Artenvielfalt
© Dieter Römer
Tierhaltung: Milchviehhaltung dominiert
© Dieter Römer
Innovationen fördern
Die Landwirtschaft benötigt die gleiche Investitions- und Innovationsförderung wie andere Branchen der Wirtschaft. Die Politik
ist gefordert, geeignete Programme auf den Weg zu bringen,
mit denen sich auch die Landwirtschaft an den Bedingungen
des Marktes orientiert entwickeln kann.
Akzeptanz schaffen
Die Landwirtschaft ist von bäuerlich verwurzelten Familienbetrieben geprägt. Um auch zukünftig am globalen Markt
Positionspapier
23
AUFFORDERUNG ZUM HANDELN
Wie geht es weiter?
Mit dem vorliegenden aktualisierten Positionspapier wollen
haben der Wirtschaftsförderkreis und die IHK die Forderun-
der Wirtschaftsförderkreis Harlingerland e.V. und die Indus-
gen in diesem überarbeiteten Positionspapier aktualisiert.
trie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg
den Dialog mit der Politik auf der Ebene der Kommunen,
des Landes und des Bundes über wirtschaftspolitische Fragen
im Landkreis Wittmund voranbringen. Sie verstehen es als
Grundlage für Diskussionen über die wirtschaftliche Weiterentwicklung des Landkreises Wittmund.
Dazu soll das Papier in den Gremien des Landkreises Wittmund sowie der Städte und Gemeinden im Landkreis vorgestellt und diskutiert werden. Darüber hinaus ist ein Dialog
mit den für den Landkreis Wittmund zuständigen Abgeordneten des Landes und des Bundes über das Positionspapier
geplant. Selbstverständlich wird es in geeigneter Form den
Zur regionalen Entwicklung orientiert sich der Landkreis
Mitgliedern des Wirtschaftsförderkreises und der IHK sowie
Wittmund in Richtung Ems sowie in Richtung Jade und
der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
beteiligt sich aktiv an den Wachstumsregionen. Das erste
Positionspapier war für den Wirtschaftsförderkreis ein Impulsgeber, um ganz im Sinne der Gründer Experten aus der
Region um Mitarbeit zu bitten. Die große Resonanz ermöglichte es, alle Themenfelder adäquat mit einem Fachbeirat
zu besetzen. Der Wirtschaftsförderkreis und seine Fachbeiräte wollen gemeinsam mit der IHK mit ihrer Arbeit sicherstellen, dass die positive wirtschaftliche Entwicklung der
ostfriesischen Halbinsel nachhaltig stabilisiert wird.
Trotz hohem Engagement und Eigeninitiative im Landkreis
Wittmund gibt es noch zahlreiche Herausforderungen und
Aufgabenstellungen von überregionaler Bedeutung, für
deren Bewältigung die Unterstützung von den Kommunen
im Landkreis Wittmund, vom Land, vom Bund und von der
EU eingefordert wird. Für die Abgeordneten dieser Parlamente sowie die Verantwortungsträger in den Kommunen
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Impressum
Herausgeber
Realisation
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für Ostfriesland und Papenburg
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Tel. (0 49 21) 89 01-0 · Fax (0 49 21) 89 01-33
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LANDKREIS WITTMUND
Centrum zwischen
Ems und Jade
Positionspapier 2.0 des
Wirtschaftsförderkreises Harlingerland e. V.
und der IHK für Ostfriesland und Papenburg
www.ihk-emden.de
www.wirtschaftsfoerderkreis.de