Alles rund um den Videoschnitt

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Alles rund um den Videoschnitt
Digital Video
Publisher 1 ·2002
Die Komponenten einer Videoproduktion
Alles rund um den Videoschnitt
Welche Anforderungen stellt der Videoschnitt mit Premiere? Der folgende Artikel gibt
Antworten – angefangen bei der Frage, welches System installiert sein sollte, über die
Vorarbeiten einer Produktion bis hin zum richtigen «Dreh» für die Aufnahmearbeiten.
■ GERHARD KOREN UND BIRGIT
EWERT Anforderungen werden beim
Videoschnitt nicht nur an Premiere
gestellt, sondern auch an die Hard- und
Softwareumgebung rund um Premiere.
Deshalb ist die Überlegung: «Was will
ich eigentlich, und mit welchem Aufwand darf es verbunden sein?» vor
dem Videoschnitt die wesentlichste.
Premiere ist ein professionelles Schnittprogramm, mit dem ein einfacher
Drag&Drop-Schnitt genauso wie ein
dreistündiger Film voll mit Spezial-FX
(FX steht für Effects) erstellt werden
kann. Es hängt alles nur von den Rahmenbedingungen rund um Premiere
ab.
funktionieren in diesen Belangen sehr
gut.
Eine weitere Grundsatzentscheidung
ist, ob Sie einen eigenen Rechner für
die Videobearbeitung «abkommandieren» oder nicht. Sobald Sie häufiger
oder mit umfangreicheren Projekten
arbeiten, empfiehlt sich dieser Schritt,
der Ihnen bei der Schnittarbeit in weiterer Folge wahrscheinlich viele Probleme ersparen kann. Der «Video-PC»
sollte mit zumindest einer separaten
Videofestplatte und, je nach Aufgabenstellungen, mit einer entsprechenden Videoschnittkarte ausgestattet
werden.
Einlesen der Daten
Der passende Rechner
Es empfiehlt sich, im Schnittrechner
genügend Hauptspeicher installiert
zu haben. Wir haben bei Rechnern
mit 128 MB RAM sehr gute Erfahrungen gemacht, dennoch empfehlen wir
Ihnen, 256 MB RAM in den Schnittrechner einzubauen. Auch ein moderner Prozessor sollte im Schnittcomputer
vorhanden sein. Wenn Sie das Video
bereits auf Datenträger, zum Beispiel
auf CD-ROM, erhalten und auch wieder
auf Datenträger weitergeben wollen,
so benötigen Sie keine zusätzliche
Hardware für die Digitalisierung.
Auch auf Standard-Laptops ist der
Videoschnitt problemlos möglich, wobei hier insbesondere Laptops der SonyVaio-Serie durch besonders angepasste
Hardware hervorstechen. Wollen Sie
Ihren PC-Laptop um einen IEEE1394Anschluss erweitern, so kann dies
über eine PCMCIA-Karte (CardBus 32)
FireWire, i.Link oder IEEE1394? FireWire
und i.Link sind eingetragene Warenzeichen der Firma Apple bzw. Sony. Normiert wurde die Schnittstelle unter der
Bezeichnung IEEE1394.
bewerkstelligt werden. Hier kommt es
aber häufig zu Treiberproblemen. Apple
Powerbooks mit FireWire-Anschluss
Macintosh-Benutzern in diesem Belang
zumindest die Qual der Wahl erspart.
Digitale Eingänge und
verwendete Codecs
Einige Videoschnittkarten bieten Ihnen
gleich mehrere Eingänge für digitale
Videos an, während andere ganz auf
solche Eingänge verzichten. Auch die
Art des Anschlusses kann sich unterscheiden. So bieten manche Karten
IEEE1394, andere, eher im Profibereich
angesiedelte, SDI-Anschlüsse. Auch der
von der Karte verwendete Codec ist ein
Kriterium.
Haben Sie vor, eine DVD zu produzieren, so ist die Anschaffung einer Videoschnittkarte, die mit MPEG-2 arbeitet,
Besitzen Sie eine DV-Kamera, so können
Sie das Video von der Kamera mit nur
geringem Hardwareaufwand in den
Rechner einlesen, da dieser Vorgang
von Premiere 6 bereits nativ unterstützt wird. Basierend auf einem vorhandenen PC werden einfach eine
IEEE1394-Schnittstelle und genügend
Festplattenspeicher eingebaut. Bei fast
allen Apple-Computern ist eine Apple
FireWire-Schnittstelle schon eingebaut.
Für den Festplattenspeicher kann die
Faustregel «pro Stunde DV-Video ca. 13
GB benötigter Festplattenspeicher» zur
Anwendung kommen. Das ist schon
alles, was Sie zum Einlesen der Videos
von Ihrer DV-Kamera benötigen.
monitor direkt an die Videokarte anzuschliessen. So kann das Video während
der Arbeit in Premiere am Fernsehschirm begutachtet werden, ohne es
vorher ausgeben zu müssen. Da die
Bildwiedergabe von Computerbildschirmen sich stark von der eines Standardfernsehers unterscheidet, ist diese
Kontrolle sehr nützlich, um Fehlern vorzubeugen.
Echtzeit-Videoüberblendungen und Effekte
Die Schnittarbeit mit Premiere kann
mitunter sehr zeitraubend sein. Der
Grund dafür ist, dass alle Blenden und
Titel sowie Überlagerungen und Spezialeffekte von der CPU in Ihrem Rechner
Die Matrox RT2500
besitzt zwei IEEE1394Eingänge, unterstützt
60 Standard-PremiereEffekte und MPEGTranscoding. Über die
blaue Break-out-Box
können verschiedene
Video- und Audiogeräte mit der Schnittkarte verbunden
werden.
Die Qual der Wahl
Nun drängt sich die Frage auf, wozu die
zahlreich angebotenen Videoschnittkarten gebraucht werden, wenn schon
alles mit einer einfachen (und recht
günstigen) IEEE1394-Schnittstelle erledigt werden kann. Videoschnittkarten
dienen einerseits der Ein- und Ausgabe von Video von bzw. auf
verschiedenste(n) Bandgeräte(n) und
andererseits der Beschleunigung des
Rechenvorgangs von Bildübergängen
und Effekten. Einige Karten bieten
Ihnen die Möglichkeit, Videos als
MPEG-2-Videos zu bearbeiten und
damit den Arbeitsfluss zum Beispiel
bei DVD-Produktionen zu verbessern.
Videoschnittkarten werden von unterschiedlichsten Herstellern mit mehr
oder weniger vielen Funktionen (zu
einem mehr oder weniger günstigen
Preis) angeboten. Leider ist es noch so,
dass die meisten Echtzeitkarten ausschliesslich für PCs hergestellt werden.
Nur wenige Hersteller, zum Beispiel
Matrox, bieten auch Echtzeitkarten für
Apple an. Positiv gesehen bleibt Apple
zu empfehlen. Auch mit dem DV-Codec
arbeiten bereits einige Karten. Am häufigsten sind immer noch Videoschnittkarten, die mit einem MJPEG-Verfahren
Videos komprimieren, zu finden.
Art und Anzahl der
analogen Ein- und Ausgänge
Neben der DV-Zuspielung übernehmen
bei Videoproduktionen natürlich auch
analoge Quellen meist eine grosse
Rolle. In der Praxis werden zahlreiche
Bandformate, zum Beispiel SVHS und
BetacamSP, sowie dementsprechende
Geräte verwendet. Die Wahl analoger
Geräte ist von den konkreten Aufgabenstellungen abhängig. Analoge
Bänder unterscheiden sich wesentlich,
sowohl im Bandformat als auch in der
Qualität der Aufnahmen.
Analoge Ausgänge bieten, neben der
Aufnahme des in Premiere erstellten
Videoschnitts auf einen Videorekorder,
auch die Möglichkeit, einen Kontroll-
vor der Darstellung berechnet werden
müssen. Videoschnittkarten bieten die
Möglichkeit, mehr oder weniger viele
dieser Berechnungen mit geeigneter
Hardware zu erledigen. Dadurch entfällt der mitunter zeitintensive Berechnungsvorgang für die CPU, und die
Effekte können sofort betrachtet
werden. Vor allem wenn Sie häufig
eine Vorschau von Überblendungen,
Effekten oder Titeln benötigen, empfiehlt sich die Anschaffung einer entsprechenden Videoschnittkarte. Hier
unterscheiden sich die im Handel
erhältlichen Modelle recht stark voneinander. Der in diesem Zusammenhang
häufig zu hörende Begriff Dualstream
bezieht sich übrigens auf die Mindestanzahl der für eine Überblendung
notwendigen Videospuren: Es müssen
zumindest zwei Videoströme in Echtzeit
abgespielt werden, um eine Echtzeitüberblendung zu ermöglichen. Grosse
Unterschiede gibt es bei den zusätzlich
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mitgelieferten Effektpaketen. Dabei
stellt sich die Frage, ob denn Effekte
der Kategorie «3D-Wisch-Farbinvertierungsrelief» sinnvoll verwendet werden
können.
Im Gegensatz zu den vielleicht nicht
allzu notwendigen Effekten stehen
natürlich zum Beispiel Echtzeit-Keying
für eine Green-Box-Aufnahme oder
ähnlich nützliche Dinge. Im Allgemeinen sollte die Anzahl der bei einer Videoschnittkarte zur Verfügung stehenden
Videoeffekte nur dann als Kriterium
für den Kauf ver-wendet werden, wenn
diese Effekte auch häufig benötigt
werden.
Digital Video
stellen, die 2 Meter oder weiter entfernt liegen.
Eine Kamera sollte unter den unterschiedlichsten Lichtverhältnissen klare
Bilder liefern. Es macht zum Beispiel
einen grossen Unterschied, ob Sie bei
Sonnen- oder Kunstlicht filmen. Der
Kamera muss vor der Aufnahme «gesagt» werden, welche Farbe als Referenz für Weiss verwendet werden soll.
Diesen Weisspunkt kann man bei manchen Kameras gar nicht, bei einigen
per Voreinstellung (Kunstlicht, Tageslicht etc.), bei anderen automatisch
und zu guter Letzt auch manuell einstellen. Die Option für einen manuellen
MPEG-2-Schnitt und DVDProduktionsmöglichkeiten
DVDs werden zu einem immer bedeutenderen Thema, und im Zuge der
Produktion einer DVD benötigt man
natürlich entsprechend geschnittene
Videofilme. Leider ist in der Version
6 von Premiere die Möglichkeit zum
MPEG-2-Export nicht integriert. Mittlerweile bieten Ihnen aber schon verschiedene Videokartenhersteller die
Möglichkeit, Videos im MPEG-2-Format zu exportieren und dann in ein
DVD-Authoring-Programm zu importieren. Diese Funktionalität spiegelt sich
natürlich auch im Preis der entsprechenden Karten wider.
Die richtige Karte
Gängige Videoschnittkarten sind unter
anderem die allseits beliebte Matrox
RT2000 und das neue Modell RT2500.
Matrox bietet auch eine Echtzeitkarte
für Apple Macintosh-Rechner an: die
Matrox RT Mac. Die Echtzeitbearbeitung von Videos mit Adobe Premiere
und der Matrox RT Mac funktioniert
bereits problemlos. Auch der Hersteller Pinnacle hat, ähnlich Canopus,
von der günstigen Hobbykarte bis zur
Profiausrüstung alles im Programm.
Eine gute Lösung ist die Pinnacle DV
500 Plus. Diese oft verwendete Karte
bietet einige Echtzeitüberblendungen
(für zwei Videospuren) und ein paar
Zusatz-Features zu einem fairen Preis.
Alles über Videokameras
Auch bei der Wahl einer DV-Kamera
gibt es einige Kriterien, die für eine
Qualitäts- bzw. Preis-Leistungs-Beurteilung berücksichtigt sein wollen:
Kameras wandeln Licht über Charge
Coupled Devices (CCD) in elektrische
Spannung um. In gängigen Kameras
wird ein CCD-Chip verwendet. Kameras mit 3-CCDs bieten eine weit bessere
Bildqualität und sind im professionellen Videobereich nahezu zwingend.
Bei der Zoomfunktion einer Digitalkamera ist es für die Qualität des Bildes
wesentlich, ob es sich um einen optischen oder digitalen Zoom handelt.
Der digitale Zoom vergrössert das digitalisierte Bild, und deshalb müssen bei
diesem Qualitätseinbussen hingenommen werden. Achten Sie bei der Zoomfunktion neben dem Zoombereich auch
auf die Naheinstellungsgrenze. Liegt
dieser Wert bei z.B. 2 Metern, kann
man nur auf die Gegenstände scharf
kann der Videoschnitt vorab schon
am TV-Schirm betrachtet und beurteilt
werden.
Videoproduktion
Damit ein Video seinen Zweck erfüllen
und die Produktion möglichst reibungslos verlaufen kann, sollten vorab schon
einige Fragen geklärt sein. Zwar kann
man meistens (gerade bei den ersten
Projekten) nicht alles vorhersehen und
will vielleicht auch nicht zu genau
planen, aber auch grobe Überlegungen
klären die Richtung eines Projekts ab.
Dies wird vor allem dann nötig, wenn
mehrere Personen an einem Projekt
mitarbeiten. Es gibt übrigens selten
«kleine» Videoprojekte, sofern es sich
nicht um blosse Formatkonvertierungen
von Videos handelt. Sobald bestimmte
Aufnahmen gemacht werden sollen
oder ein Ziel mit dem Video verfolgt
wird, ist eine Abschätzung des dazu
benötigten Zeit- und Kostenrahmens
angeraten.
Zielgruppe
Austauschbare Objektive sind ebenso
ein Qualitätskriterium wie der optische
Zoom.
Weissabgleich ist bei professionellen
Geräten ein Muss.
Digitale Kameras bieten Ihnen noch
mehr oder weniger viele Zusatzfunktionen. Zu diesen gehören zum Beispiel
Restlichtverstärker für «Nightshot»-Aufnahmen, eine Fernbedienung, welche
die Quälerei bei der Arbeit mit den
kleinen Knöpfen an der Kamera verkleinert, oder ein guter Bildstabilisator,
mit dem kleinere Wackelbewegungen
bei der Aufnahme ausgeglichen werden können. Bei den meisten Kameras
werden elektronische Bildstabilisatoren verwendet, optische Stabilisationssysteme glätten zittrige Hände aber
meist besser. Um verwackelte Aufnahmen zu korrigieren, bietet Ihnen
übrigens das Compositing-Programm
Adobe After Effects 5 mit dem Motion
Stabilizer professionelle Möglichkeiten
zur nachträglichen Bildstabilisierung.
Eine Anschlussmöglichkeit für ein externes Mikrofon vergrössert den Spielraum für unterschiedliche Aufnahmen
enorm. Eine Szene beginnt erst mit
dem richtigen Ton zu leben, und es
sollte schon bei der Aufnahme mit
diesem Gedanken im Hinterkopf gearbeitet werden. Die Qualität vom aufgenommenen Ton hängt stark von der
Qualität des (externen) Mikrofons ab,
darum ist es ratsam, bei der Auswahl
des Mikrofons nicht zu sparsam zu
sein.
Die meisten DV-Kameras bieten eine
DV-out-Schnittstelle auf der Kamera.
Weitaus seltener sind Kameras mit
DV-in und DV-out zu finden. Aber diese
Funktion ist sehr gefragt und nützlich.
Über die DV-in-Schnittstelle können Sie
Videos nicht nur direkt aus Premiere
heraus aufzeichnen, sondern es kann
auch an den analogen Ausgängen der
Kamera ein Kontrollbildschirm angeschlossen werden. Auf diese Weise
Die Frage nach dem Zweck des Videos
führt meistens zur Definition der Zielgruppe. Dies gilt übrigens für ein
Urlaubsvideo genauso wie für eine
Fernsehsendung. Das Video soll etwas
in den Köpfen der Zielgruppe darstellen. Sobald die Zielgruppe definiert ist,
kann der Rest der Produktion sich daran
orientieren. Ein Film über Griechenland
für Urlauber bringt ganz andere Prioritäten mit sich als beispielsweise ein
Schulungsvideo über die geologischen
Gegebenheiten Griechenlands.
spielt es auch eine Rolle, wie viel Geld
pro Zuschauer ausgegeben werden
kann. Videos werden trotz möglicher
Einschränkungen des Zielformats meistens in höchstmöglicher Qualität produziert und dann je nach Zielformat
exportiert. Durch diese Vorgehensweise
erhält man sich den grössten Spielraum für eventuelle Änderungen.
Systemvoraussetzungen
Im Zusammenhang mit dem Produktions- und Auslieferungsformat sollte
schon im Vorfeld geklärt werden, ob
die für das Format notwendigen Systemvoraussetzungen vorhanden sind
und ob zusätzliche Systemkomponenten sinnvoll sind. Häufig wird erst
knapp vor dem Ende des Projekts eine
Echtzeitschnittkarte oder eine schnellere Festplatte angeschafft, da sich
die Abgabetermine ohne diese nicht
halten lassen.
Präproduktion
In der Präproduktion werden Fragen zu
Urheberrechten genauso geklärt, wie
ein eventuelles Casting durchgeführt
wird. Darsteller werden festgelegt und
Drehtermine vereinbart. Während der
Prä- oder Vorproduktion werden unter
anderem auch die Storyboards und
Konzepte zu einem Drehbuch samt
Drehplan verfeinert. Vielleicht erscheint
es Ihnen aufwändig oder unnötig, kleinere Projekte zu planen, es erspart
erfahrungsgemäss bei jedem Projekt
Zeit und Ärger, wenn man sich schon
vorher einige Dinge überlegt. Natürlich
erfordert nicht jedes Projekt ein gezeich-
Für professionelle Videoprojekte ist eine DV-Kamera mit 3CCDs fast ein Muss.
In Hinblick auf die Zielgruppe kann
das Format des auszuliefernden Videos
festgelegt werden. Dabei sind sowohl
die Bildformate (zum Beispiel 16:9 oder
4:3) und Videoformate (PAL oder NTSC)
als auch der verwendete Codec und die
notwendige Datenrate gemeint. Das
Zielmedium ist ebenso ein wichtiger
Faktor, der stark von der Zielgruppe
abhängt. So sind zum Beispiel bei einer
CD-ROM ganz andere Dinge wesentlich als bei einer DVD oder VCD. Hier
netes Storyboard oder ein detailliertes
Drehbuch mit genauer Dialog- und
Kameraplanung. Es genügt schon, sich
grob zu überlegen, aus welchen Szenen ein Film bestehen soll, und worauf
bei den einzelnen Szenen zu achten
ist.
Inhalt
Die erste Frage ist die nach dem darzustellenden Thema oder Inhalt. Dies ist
die Essenz des Videos. Hier wird festge-
Digital Video
Präproduktion
Š Verfeinerung des Storyboards
Š Festlegen des genauen Inhaltes
Š Abklärung der Urheberrechte
Š Casting
Produktion
Mitunter muss für bestimmte Drehorte
eine Dreherlaubnis eingeholt werden.
Ärgerlicher als eine vergessene Dreherlaubnis ist, wenn zum festgelegten
Drehtermin das Schloss, in dem gedreht werden soll, leider geschlossen
hat. Informationen, wie zum Beispiel
Öffnungszeiten, können vorher eingeholt werden, und man erspart sich viel
Ärger. Bei der Planung von Projekten
übernimmt man sich sehr gerne, weil
man einfach alles einbauen möchte
und darüber den Faktor Zeit ganz vergisst. Nehmen Sie sich nur das vor,
was Sie wirklich realisieren können,
und planen Sie die Schritte in Storyboard und Drehbuch wenn möglich
detailtreu.
Publisher 1 ·2002
Buchtipp
Adobe
Premiere 6
Digitaler Videoschnitt, DV
und Streaming Video
Š Aufnahme von Bild und Ton
Produktion
Postproduktion
Š Sichten
Š Einlesen der Daten
Š Ordnen der Daten
Š Effekte, Überblendungen, Titel
Š Export
legt, worum es geht und wie es für die
Zielgruppe aufbereitet wird. Hier gilt
zu bedenken, dass die Interessen des
Publikums nicht mit den eigenen zu
verwechseln sind. Wenn mich ein grosser Felsblock am Wegesrand emotional
berührt, kann ich nicht davon ausgehen, dass das Publikum diesen langweiligen Felsblock fünf Minuten lang im
Video interessiert betrachtet. Natürlich
könnte ich diesen Felsblock in Szene
setzen, aber dies muss mir zunächst
einmal bewusst werden. Zur Definition
des Inhalts muss zwangsläufig auch
der Stil des Videos festgelegt werden.
Im einführenden Kapitel haben wir uns
schon grob einige Möglichkeiten angesehen. Jetzt geht es darum, für die Produktion festzulegen, ob es sich um eine
Dokumentation, einen Spielfilm oder
einen Spot handelt. Nachdem Inhalt
und Stil der Produktion klar ist, geht es
an die Geschichte, die es zu erzählen
gilt. Es sollte immer einen roten Faden
durch ein Video geben, einen für den
Zuseher nachvollziehbaren Ablauf der
Geschehnisse, am besten mit mehreren Höhepunkten, damit keine Langeweile aufkommt. Durch das Thema
ergeben sich meist einige Einschränkungen im Ablauf, wie zum Beispiel
bei einer Hochzeit oder einem Vortrag
die Geschehnisse schon vorgezeichnet
sind. Der Ablauf wird oft in Form eines
Storyboards skizzenhaft visualisiert.
Szenen und Einstellungen
Der geplante Ablauf wird nun in Szenen
zerteilt, die es zu planen gilt. Das
Hauptaugenmerk stellen Überlegungen dar, welche die Aufmerksamkeit
des Zusehers fokussieren. Versetzen Sie
sich in den Beobachter, und überlegen
Sie, was interessant und gleichzeitig
Teil der Aussage der Szene ist. Um den
Inhalt einer Szene auf Band zu bringen,
haben Sie verschiedenste Kameratechniken zur Verfügung; nutzen Sie diese,
um die Szene das sagen zu lassen, was
das Thema und die Zielgruppe verlangen.
Musik, Drehort und Bilder
Die Erlaubnis zur Verwendung von
Musik- und Bildmaterial sollte schon vor
der Produktion eingeholt werden. Nicht
nur, aber auch wegen der Urheberrechtsfrage ist es mitunter zeitraubend,
nicht verfügbare Bilder oder Musik
nachträglich durch andere Inhalte zu
ersetzen und den geplanten Ablauf
durch die Änderung nicht zu stören.
Nach der Planung ist der nächste
Schritt die Produktion. Hier gilt es,
Material aufzunehmen. Eine Faustregel für die Aufnahmearbeit lautet: Zu
viel und zu lange! Wenn Ihnen die
Planung Spielraum lässt, dann nutzen
Sie diesen. Probieren Sie Perspektiven,
Einstellungen, und nehmen Sie zu viel
Material auf. Beobachten Sie, wenn es
der Inhalt erlaubt, die Lichtverhältnisse
eines Drehorts, bevor Sie diesen aufzeichnen. Der Grund für diese Grosszügigkeit ist, dass man oft an sehr
spezielle Drehorte fährt, aufwändige
Masken oder Kostüme verwendet werden oder gar einzigartige Ereignisse
aufgezeichnet werden. Demnach ist es
schwierig oder gar unmöglich, diese
Aufnahmen nachzudrehen. Und wenn
es möglich ist, dann kostet das Nachdrehen viel mehr Zeit und Geld als
die Aufnahme von zu viel Material
beim ersten Dreh. Vergessen Sie bei
der Aufnahme nicht den Ton! Mehrere
Mikrofone oder separate Aufzeichnungsgeräte erhöhen den Spielraum
bei der Postproduktion und bilden die
Atmosphäre auf natürliche Weise ab.
Der nebenstehende Artikel ist
dem Buch «Adobe Premiere
6» von Gerhard Koren und
Birgit Ewert entnommen. Nach
dem Motto «DV rein, Streaming
Video raus» zeigen die Autoren,
wie man Videos erstellt. Dabei
wird erläutert, wie man Filmmaterial von der DV-Kamera
auf PC oder Mac überspielt,
dort schneidet und mit den
neuen grafischen Effekten von
Premiere wirkungsvoll bearbeitet; Wie man die Daten richtig
exportiert und in eine Website
integriert oder einen Trailer des
Films mit Spezialeffekten erstellt
und auf einer CD-ROM oder
VHS-Kassette ausgibt.
Gerhard Koren, Birgit Ewert:
Adobe Premiere 6. Galileo
Design, ca. 330 S., mit CD,
Fr. 78.–, erhältlich im
Publisher-Shop, siehe Seite
34/35.
Postproduktion
Als erstes werden beim so genannten
Sichten die Szenen des Rohmaterials,
die im Video verwendet werden sollen,
definiert. Dies kann zum Beispiel
anhand des Timecodes geschehen.
Danach wird das Filmmaterial auf
Festplatte eingelesen (auch Capturing
genannt).
Die Ordnung ist auch beim Videoschnitt
das halbe Leben. Für einen Videofilm
kann schon eine ganze Menge an
Szenen zusammenkommen. Premiere
bietet Ihnen bequeme Möglichkeiten
zur Strukturierung und Sortierung Ihrer
Rohdaten über das Projektfenster.
Nachdem sich die Daten im Premiere-Projekt befinden, müssen diese
im Schnittfenster oder im Storyboard
angeordnet werden. In dieser Phase
wird der Ablauf des Videos festgelegt.
Überflüssiges Rohmaterial wird aus
den importierten Szenen einfach entfernt. Dieser Vorgang nennt sich auch
Trimmen des Rohmaterials.
Im nächsten Schritt werden Effekte,
Überblendungen und harte Schnitte
nach Drehbuch umgesetzt. Der Ton
spielt, wie in der gesamten Produktion, eine wesentliche Rolle. Das Projekt wird mit Titeln, Standbildern und
Grafiken verfeinert, und schon ist es
fertig für den Export. Der letzte Schritt
eines Projekts ist schliesslich der Export
der Produktion in das gewünschte Zielformat.
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