ich gönn` dir nix
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ich gönn` dir nix
AUSGABE 2/2011 EUR 4,– SFR 5,10 $ 5,70 MUCHA S EINMALIG. ERLESEN. EDEL. DIE NEIDIGSTEN ÖSTERREICHER ich gönn’ dir nix BLIND VOR WUT: JÄGER & MEISTER: SCHÖN & GUT: falsche brillen geh’n ins aug’ gesch(l)ossene gesellschaft beauty-repair ohne messer inhalt E D E L . 10 40 Katzendompteur: Max Lauda und sein Jaguar XK 140 Drop Head Coupé 62 105 98 96 88 Auto-Erotisch: Ein praktizierender Fetischist outet sich 85 78 70 78 Soziologisch betrachtet Woher kommen die Eliten? From rags to riches: Es müssen nicht immer Aktien sein 62 60 59 54 46 40 38 32 26 22 16 elite Coverstory: Ich gönn’ Dir nix! Die neidigsten Österreicher 46 Leserbriefe 19 Editorial 14 MODELL: Ekaterina Mucha STYLING: derwerbefotograf.at BRILLE: Missoni, TS-Optik SCHMUCK: Kornmesser, Armband in 18 Karat Weißgold und Diamanten in Brillantschliff, zusammen ca. 31 Carat, 66.000 E KLEID: Ferragamo FOTO: Roland Froschauer ASSISTENZ: Boris Maier, Peter Weißböck LOCATION: Ana Grand Hotel Die große Leere: Wenn Prominente Erlösung im Freitod suchen 70 76 38 Jäger & Meister Die Wirtschaftselite auf der Pirsch Blind vor Wut: Falsche Brillen geh’n ins Aug’ 52 E R L E S E N . 44 E I N M A L I G . Plötzlich Prinzessin: Der Adel und das bürgerliche Ja-Wort 98 Umfrage Was ist schlimmer: Geiz oder Neid? Die große Pelzlüge: Böse Gerüchte ins rechte Licht gerückt Begehrte Gesichter: Lukrative Nebengeschäfte der Stars 162 162 170 180 178 166 170 166 165 164 163 162 Elitäres Green: Der Golfplatz als Charity- und Businessplattform 155 154 151 138 139 134 133 126 124 116 116 110 108 107 106 Hot Stuff: Beim heißesten elite-Mode-Shooting des Sommers Sicher & Schön Binäre Welt der Elite 138 Society: So feiert die Elite Modetrends: Die absoluten Must-Haves für die Frau mit Stil Perfect Beauty: Wie Sie Makeln ohne Messer zuleibe rücken 134 IMPRESSUM: Medieninhaber & Verleger Mucha Verlag GmbH, 1072 Wien, Zieglergasse 1 Redaktion & Anzeigenverwaltung (01) 521 31-0 Telefax (Redaktion) (01) 523 92 17, (Anzeigen) (01) 523 28 41 Herausgeber und Chefredakteur Christian W. Mucha Redaktionsleitung Mag. Roman Roznovsky Redaktion Mag. Ulrich Bentz, Mag. Reinhard Binder, Mag. Ralf Dzioblowski, Margarethe Endl, Mag. Ute Fuith, Mag. Sabine Hahlweg, Bruno Jaschke, Thomas Königshofer, Alexander Lukacs, Gabriella Mühlbauer, Christian Prenger, Alexander Siebenaller, Mag. Josef Sommer, Dr. Wolfgang Wassner, Harald Zeilinger Geschäftsführung Rudolf Kobler Anzeigen-Disposition Andrea Pertich Chefsekretariat Mag. Claudia Müller Sekretariat Andrea Ehrenhöfer, Waltraud Dimand, Alexander Schmidt (Ass.) Grafische Leitung Mag. Karin Cejnek Produktion Edward Kranz (Ltg.), Georg Bock, Anja Schreiber Systemadministration Markus Reisenhofer Export-Leitung und Controlling Ekaterina Mucha Lektorat Bernhard Plos Druck Ferdinand Berger & Söhne GesmbH, 3580 Horn, Wienerstraße 80 Bankverbindung Raiffeisenbank Wien, Kto.Nr. 7.016.207 Blattlinie Unabhängiger & unbequemer Fachjournalismus OFFENLEGUNG: gemäß Paragraph 25 Mediengesetz: Medieninhaber: Mucha Verlag GmbH, 1070 Wien, Zieglergasse 1/3 Unternehmensgegenstand: der Verlag, die Herstellung, die Herausgabe und der Vertrieb von Zeitschriften und sonstigen Druckwerken Geschäftsführung: Wolfgang Christian Mucha‚ Gesellschafter: 99,8 Prozent Mucha Privatstiftung, 0,2 Prozent Wolfgang Christian Mucha elite 11 elite EDITORIAL Vom Abwägen, Wagen und Gewinnen … Von 1.000 angedachten Medienprojekten werden nur 100 realisiert. 98 scheitern. E ❜ 14 Dies ist die erste Luxus-Zeitschrift, die es jenen Top-Marken, die neppen, schonungslos zeigt. elite s gibt Dinge im Leben, von denen lässt man besser die Finger. Wer etwa glaubt, dass man mit Medien reich wird, der träumt. Ist naiv. Und kennt das Gesetz dieses brutalen Marktes nicht. Trotzdem wagen rund um den Globus allwöchentlich tausende aberwitzige Phantasten, Optimisten und Realitätsverweigerer den Sprung in die Selbständigkeit mit einem Medienunternehmen. Kaum ein Projekt überlebt. In den bald fünfunddreißig Jahren, in denen ich unser Medienhaus mit großem (auch wirtschaftlichem) Erfolg führe, habe ich vor allem zwei Dinge gelernt: Vorsicht und Demut. Eigenschaften, die viele meiner ehemaligen Mitarbeiter nicht schätzten. Die lernten bei uns einiges, waren nach kurzer Zeit überzeugt, dass das Mediengeschäft ein Lercherl ist und machten sich flugs selbständig. Blinkende Euro-Zeichen in den Augen. Doch dieses Geschäft ist erbarmungslos. Von all denen (ich habe bei achtzig zu zählen aufgehört) gibt es noch einen Einzigen, der ein armseliges Dasein mit einem Special-Interest-Medium fristet. Alle anderen sind Pleite gegangen. Ausnahmslos. Angesichts des hier Geschriebenen beginnen Sie nun zu verstehen, welcher Teufel mich geritten haben muss, als ich im September des Vorjahrs beschloss, eine irrwitzige Idee in die Tat umzusetzen. Ende August mündete ein Streitgespräch zwischen meiner Frau und mir zum Thema, wie die Superreichen bei Schmuck über den Tisch gezogen, übervorteilt, hinters Licht geführt und betrogen werden, darin, dass mir der Satz entschlüpfte, man müsste eine Luxus-Zeitschrift machen, die das einfach schreibt. So wie’s ist. Diamanten-Röster. Eine Zeitschrift, die berichtet, dass Fancy Yellow-Diamanten der edlen Sorte Vivid nur in den seltensten Fällen kanarigelb in der Natur wachsen, sondern dass zartgelbe Diamanten (häufiger und viel billiger) so lange geröstet werden, bis sich der erwünschte Farbton einstellt. Was glatter, blanker Betrug am Kunden ist. Dass Rubine in den seltensten Fällen schweineblutfarben (der edelsten aller Farben) gefördert werden, sondern dass die mit Speziallackierungen überzogen werden, Risse mit Pasten gefüllt werden, Steine in mehreren Schichten zusammengeklebt werden, etc. Ekaterina runzelte ihre schöne Stirn: „Wenn wir das tun, dann werden aber nicht viele Firmen elite EDITORIAL bei uns inserieren, oder?“ Derartige Einwände meiner liebreizenden Frau lösen bei mir reflexartig Macho-Verhalten aus: Dann will ich ihr nämlich justament beweisen, dass es eine Quadratur des Kreises gibt, dass das geht, klappt, funktioniert und überhaupt, dass ich insbesondere recht habe. Gewagt, getan. Von Anfang September bis zum 10. Dezember, dem Erscheinungstag unserer ersten Ausgabe elite, war so irrwitzig wenig Zeit, dass man sich das kaum vorstellen kann. Denn neben der neuen Zeitschrift, die den großen Marken auf die Finger klopfen sollte, mussten wir ja noch alle anderen Zeitschriften unseres Verlags durch die Weltwirtschaftskrise begleiten, stützen und laben. elite, so beschlossen wir, sollte sich nicht scheuen, die Produktphilosophie von IWC zu kritisieren. Wo man lesen würde, dass in der IWC-Portugieser ein ETA-Uhrwerk schlummert, das es samt Gehäuse um knapp 1.000 Euro auf dem Markt gibt (die Portugieser kostet rund 7.000 Euro). Oder dass Cartier seine Kundinnen mit 2.700-Euro-Uhren verwöhnt, die von einem Quarz-Uhrwerk betrieben werden, das es auf dem Weltmarkt um unter 50 Euro einzukaufen gibt. Nacht & Nebel. Wir hatten keine Grafik, kein Konzept, keine Typo, keinen Aufbau, keine Artikel, nur diese Idee, tollkühnen Mut, die anmutige Kreativität meiner Frau und meine Sturheit. Ich werde Ihnen nie erzählen, wie wir die Grafik zusammengeschustert haben, wo wir Musterseiten gestohlen haben und wie angst und bang uns bei diesem „Huber & Pichler“-Projekt war (für jene, die das nicht kennen: diese Firma ist damit bekannt geworden, dass sie Halbferti- ganzüge günstig vertreibt). Doch dann geschah das Unerwartete. Das, was in tausend Fällen maximal zweimal eintritt: Die Idee gefiel. Die Inserenten rissen sich förmlich darum, in so einer Zeitschrift präsent zu sein. Zumindest jene, die anständige Produkte mit einem guten Gewissen vertreiben. Und das waren genug, um einen sechsstelligen Gewinn mit der Null-Nummer zu erwirtschaften. Seither sind fünf Monate vergangen. Wir haben das verdiente Geld gut eingesetzt, uns bemüht, all das, wofür wir bei der ersten Ausgabe weder Zeit, noch Geld, noch Konzept hatten, mit all unserer Professionalität zu einem gefälligen Ganzen zu fügen. Viele Leser der ersten Ausgabe, darunter Fotograf Roland Froschauer und PixelArt-Boss Alexander Walterskirchen, denen zwar das Konzept gefiel, die jedoch unsere Umsetzung bemängelten, haben uns geholfen, nun ein gefälliges Magazin zu gestalten. Einzig den Mut haben wir von der ersten Ausgabe mitgenommen: Wenn wir die neidigsten Österreicher vorstellen, in der Pelzgeschichte erzählen, wie Marken-Pelzmäntel nachgeschneidert werden, oder in der Automobil-Sektion Verrücktheiten und Radlosigkeiten publizieren. Ob die Übung gelungen ist? Das müssen Sie beurteilen. Regen Sie uns doch an, oder lassen Sie’s uns bitte wissen, wenn das regen bei Ihnen mit „auf“ beginnt, wünscht sich ❜ Auf Seite 38 packt ein Optiker-Meister aus. Passen wirklich skandalöse 30 Prozent der heimischen Brillengläser nicht? Ihr Christian W. Mucha Herausgeber [email protected] elite 15 elite COVERSTORY Ich gönn’ Dir NIX Er ist der kleine Bruder des Hasses – und er nistet in jedem von uns: Der Neid. Er ist aber auch ein großer Gleichmacher: Sogar Reiche und Prominente sind davor nicht gefeit. Und er hat einen Zwillingsbruder, den Geiz. Die gemeinsamen Chromosomen: beide können nicht gönnen. elite hat die Hitparade jener, die geizig oder neidig sind … F ür die Kirche gilt er als eine der sieben Todsünden. „Aber sie ist die einzige, die keinen Spaß macht“, lästerte der amerikanische Essayist Joseph Epstein über den Neid. Es beginnt schon in der Kindheit: Mit der bunteren Plastikschaufel des Nachbarn geht es los, dann kriegt der Bruder das größere Eis, der Mitschüler die besseren Noten. Die Kollegin hat sich einen attraktiveren Mann geangelt, der Nachbar fliegt im Urlaub weiter weg. Jeder, wirklich jeder, kennt diese Situationen. Und keiner kann da den ersten Stein werfen – der Neid ist unser ständiger Begleiter, oft und gerne gepaart mit dem Geiz. Niki Lauda zum Beispiel gilt den meisten Österreichern als geizigster Landsmann, steht hier unangefochten auf der Pole Position. „Er hat einen Igel im Brieftascherl“, lästern sogar Freunde. Die Wahrheit ist aber: Er hat gar keine Brieftascherl mit. So soll er im In-Cafe „Blaustern“ am Döblinger Gürtel jederzeit 46 elite Roland Froschauer, istock Von HARALD ZEILINGER elite COVERSTORY elite 47 elite gratis konsumieren können – aber nur, wenn er sich an einen Fensterplatz setzt und dadurch von außen jederzeit für Passanten sichtbar ist. Auf die Frage, warum er – als erfolgreicher Chef einer Fluglinie – denn in einem winzigen Büro hocke, grantelte Lauda: „Damit meine Mitarbeiter kein größeres verlangen können.“ Dass er mit dem Slogan „Ich hab’ ja nix zu verschenken“ Werbung für eine Bank macht, ist einer der seltenen Fälle, in denen dem Werbebotschafter bedingungslos geglaubt wird. Obwohl, im Interview mit der „Süddeutschen“ streitet er alles ab: „Das ist ein blödsinniges Gerücht. Woher das kommt, weiß ich nicht. Ich habe ein gesundes Verhältnis zum Geld.“ NEIDER ODER BENEIDETER? Isabel Weicken (oben) wurde Opfer einer Prügelattacke, weil ihr die Rolle der Evita in dem gleichnamigen Musical geneidet wurde. Niki Lauda gilt als Österreichs geizigster Prominenter, hat „nix zu verschenken“. Und Mario-Max Prinz zu Schaumburg-Lippe, geborener Mario-Helmut Wagner, setzte schon früh auf die Kraft eines klingenden Namens und ließ sich adoptieren. 48 elite Stänkerei. Dass Neid auch in Kreisen, die vor 1918 dem Adel zugerechnet wurden, durchaus comme il faut ist, zeigt das Beispiel eines Kolumnisten einer mittlerweile immer weniger gerne gelesenen Tageszeitung: Während Dutzende Beschäftigte aus Einsparungsgründen entlassen wurden, beharrte der Schreiber auf seiner vereinbarten Gage von mehreren hundert Euro pro täglicher Kolumne und stänkert darin zu allem Überfluss regelmäßig über erfolgreichere Kollegen. Hier ist Neid in seiner giftgelben Form weithin sichtbar. Von verarmten Adeligen zum „schönsten, klügsten und besten“ Politiker (Selbsteinschätzung), den Österreich in den letzten Jahren hatte: Wo immer Karl-Heinz Grasser auftaucht, umgibt ihn eine Dunstwolke aus Neid – egal, was er macht oder unterlässt. Nächstes Beispiel: Der skurrile Erbschaftsstreit zwischen Schauspieler Albert Fortell und seinem Bruder Marius Fortelni, der behauptet, um sein Erbe gebracht worden zu sein. Fortelni, der von der Mutter immer wieder finanzielle Unterstützung für seine zum Teil waghalsigen Firmenkonstruktionen bekommen hat, kann offenbar den Hals nicht vollkriegen. 2007 stirbt die Mutter; es gibt Diskussionen wegen dem Erbe, die dann völlig aus dem Ruder laufen und vor Gericht enden. Ganz gleich wie die Geschichte ausgeht – es ist momentan noch ein schwebendes Verfahren –, eines steht fest: Für Marius Fortelni gilt: „Ich bin so neidig, ich lass meinem Bruder das Erbe der Mutter sicherlich nicht (wobei elite nicht weiß, was da wirklich passiert ist), aber wenn du nicht bereit bist, mir meinen geforderten Anteil zu geben, dann ab mit dir ins Gefängnis.“ Das Ganze wird also zum Offizialdelikt mit einer Anzeige gegen den eigenen Bruder. Der eine ist neidig, der andere geizig. Zusammengemischt eine hyperexplosive Mischung. Der Soziologe Sighard Neckel, er unterrichtet an der Uni Wien, hat das Phänomen Neid erforscht: „Paradoxerweise beklagen sich Hip, High and Mighty viel häufiger über den Neid der Besitzlosen, als dass sie von diesen tatsächlich beneidet würden. Neid spielt sich zumeist in der sozialen Nachbarschaft ab. Wenn die Reichen und Mächtigen glauben, vom Neid der anderen verfolgt zu werden, so ist hier oft der Wunsch der Vater des Gedankens. Beneidet zu werden, stellt den finanziellen Oberschichten weit mehr ein Bedürfnis dar, als dass ihnen die Missgunst anderer tatsächlich lästig sein müsste. Aber wie so häufig weisen die vier Finger der Hand, die auf andere zeigt, auf die eigene Person zurück.“ Oft ballt sich diese Hand aber auch zur Neidfaust und schlägt zu. Wie in jenem Kriminalfall aus Österreich, der 1991 das Land erschütterte: Kurz vor der Premiere des Musicals „Evita“ ließ der Liebhaber der Zweitbesetzung den Star des Musicals, Isabel Weicken, krankenhausreif prügeln. Neid als Motiv für die Attacke – es endete im Gefängnis. Noch schlimmer kann es unter Forschern zugehen: Einem Arzt in der Berliner Charité wurde Gift ins Niki Lauda: flyniki, Archiv COVERSTORY elite COVERSTORY THE GOOD, THE BAD AND THE UGLY? Dompfarrer Toni Faber (links) ist Geiz und Neid nach eigenen Angaben völlig fremd. Ex-ORF-Grande Elmar Oberhauser (Mitte) verpestete jahrelang mit seinen Zigarren das Nobellokal Do&Co, wo er gratis geschmaust haben soll. Mausi Lugner (rechts) soll sich bei einem Promi-Begräbnis sogar das spärlich bemessene Trinkgeld für den Pompfüneberer geschnorrt haben. Trinkwasser gemischt, der Biomediziner überlebte nur knapp. Als Täter vermutet die Polizei einen weniger erfolgreichen Kollegen – die Ermittlungen laufen. „Mitleid bekommt man geschenkt, Neid muss man sich erarbeiten“, wusste schon Dagobert Duck. Einer, der beides in sich vereint, treibt sich seit einigen Jahren durch die heimischen Boulevardblätter, immer ein schiefes Grinsen im Gesicht: MarioMax Prinz zu Schaumburg-Lippe. Geboren als Mario-Helmut Wagner hatte der Salzburger schon in jungen Jahren die vorteilhafte Idee, sich von seinem Stiefvater, einem verarmten, aber echten zu Schaumburg-Lippe, adoptieren zu lassen. Seitdem nervt er auf diversen Promi-Events und treibt die echten Blaublüter derer von zu Schaumburg-Lippe ob seines oft wenig standesgemäßen Benehmens regelmäßig zur Weißglut. Den Neid hat er sich tatsächlich erarbeitet, das Mitleid bekommt er dafür wirklich geschenkt: Wenn er unbeholfen auf Astro-TV die „Diamonds of Eternity“, fünf Glassteine und um 499 Euro sagenhaft günstig, im Stile eines Gemüsehobel-Propagandisten anpreisen muss oder bei den „Lugners“ auf ATV den Schwiegersohn ersetzt. Denn auch Prinzen brauchen Geld zum Leben, und seien sie auch nur adoptiert. Und wer sich derart hart sein Geld verdienen muss, schaut darauf, dass er es hat, wenn er es braucht. Böse Zungen kolportieren heute noch die Geschichte, dass der Prinz bei einer „Licht ins Dunkel“-Spendengala angeblich einen kleinen Euro-Schein zückte und sich dann noch herausgeben ließ. Neider, vermutlich … Tatort Marchfelderhof. In diesem Promi-Lokal versammeln sich ebenfalls regelmäßig Mitglieder der Neidgesellschaft. Solange man eingeladen wird, spielt Geld keine Rolex: Öfters angeführt von Paulus Manker, der gerne mit kompletter Entourage aufläuft. Weil es nix kostet – was im Marchfelderhof für Prominente immer der Fall ist –, wird gegessen, was der Bauch fasst. Da stört es die Geladenen auch nicht, wenn der mittlerweile leicht versulzte Manker in Todesverachtung einem durchtrainierten Fotografen Schläge androht. Genie und Wahnsinn liegen offenbar ganz dicht beisammen, getrennt nur durch einen schmalen Spalt, gefüllt mit Neid. In letzter Zeit weniger oft im Marchfelderhof gesichtet wurde hingegen Christina „Mausi“ Lugner, abgelegte Gattin des berüchtigten Baumeisters. Zeugen zitieren heute noch genüsslich, wie Mausi bei einer Promibestattung vor dem offenen Grab einen Trauernden um zwei Euro angeschnorrt haben soll, um dem Pompfüneberer einen Schmattes zu reiben. Für sie gilt die Unschuldsvermutung. So wie auch für Ex-ORF-Granden Elmar „der Bär“ Oberhauser. Der Duft seiner Zigarren waberte jahrelang durch das Do&Co, trübte den Ausblick auf den Stephansdom. Tempi passati. Mit dem einflussreichen Posten schwanden auch die Gratis-Einladungen, womöglich muss sich der ORF-Problembär sein Essen jetzt selbst zahlen. Von Neidigen zu Beneideten, von Dicken zu Gertenschlanken: Neider hat der schönste Körper der Wiener Staatsoper – der von Karina Sarkissova – sogar im eigenen Betrieb. Die Primaballerina wurde weltweit bekannt, als sie wegen Nacktfotos für den „Wiener“ von Ballettdirektor Manuel Legris fristlos gefeuert wurde. Die Kündigung wurde allerdings schnell wieder rückgängig gemacht, als weitere Nacktfotos auftauchten – diesmal allerdings von Legris. Er hatte als Tänzer vor Jahren die Hosen fallen lassen. Von ihm spricht elite 49 elite COVERSTORY Ein Fest gegen Neid Viele sagen: Der Österreicher ist im Neidigsein besser als im Skifahren. Dem wollte Heribert Kasper, alias „Mr. Ferrari“, mit seinem ersten „Fest gegen Neid” in der Wiener Skybar entgegenwirken. „Es gibt Feste für AIDS, für Krebs, Feste gegen Gewalt, warum sollte man nicht auch einmal eine Charity für die Psyche machen?“, ist Kasper von seiner Mission überzeugt. Deshalb hat er auch gleich einen Brief an Bundespräsident Heinz Fischer geschrieben, damit dieser den 22. Februar als den offiziellen „TAG GEGEN DEN NEID“ausrufe. Unterstützt wurde Kasper von zahlreichen Prominenten wie Toni Polster. „Ich bin von ganzem Herzen Österreicher, aber hier habe ich immer das Gefühl, mich für Erfolg entschuldigen zu müssen“, ärgerte sich der Ex-Fußballer. Ähnlich sieht es Kabarettist Alexander Bisenz und zitierte seinen verstorbenen Kollegen HANS-PETER-HEINZL: „Die Österreicher sind so neidig, dass sie einem nicht einmal den Krebs vergönnen.“ Und er konnte sich den Nachsatz nicht verkneifen: „Die Einzigen, die man hierzulande nicht beneidet, sind Karl-Heinz Grasser und Helmut Elsner.“ Für Dompfarrer TONI FABER ist Neid sowieso eine Hauptsünde. „Zuerst sollte man den Neid wahrnehmen und zulassen und nicht einfach gleich zur Seite stoßen. Neid kann man nur mit Liebe transformieren.“ NEID-PARTY: „Mr. Ferrari“ Heribert Kasper kämpft mit hübscher Unterstützung und einer eigenen Veranstaltung gegen den Neid seiner Mitmenschen. Ob das hilft? NEID-HYMNE: Austro-Popper Leo Aberer und Ex-Miss-Austria Patricia Kaiser zelebrierten gemeinsam mit Kasper die Uraufführung der selbstkomponierten Neid-Hymne. 50 elite kaum jemand, Karina ist seitdem aber ein gefeierter Star abseits der Bühne, sie verschönert auch viele Promi-Partys, sieht ihre Situation aber realistisch: „Ich bin in meiner Welt von Neid umhüllt. Das liegt an der starken Konkurrenz in der Oper. Auch ich war oft auf Kolleginnen neidisch, die mit besseren Rollen besetzt wurden als ich. Mit den Jahren habe ich versucht, diese Neidgefühle in mir zu bekämpfen. Heute konzentriere ich mich nur mehr auf mich selbst. Doch Neid kann auch etwas Positives sein. Für manche Menschen ist Neid ein Ansporn, eine Art Triebfeder, sich weiterzuentwickeln. Wer das nicht in sich spürt, dem fehlt oft der Antrieb zur Veränderung. Möglicherweise hat darin auch der Neid seinen natürlichen Ursprung.“ Oder Anna Hammel, bezaubernde Miss Austria 2009: auch sie, ein nettes Mädel, das trotz des Erfolgs natürlich geblieben ist, wird nicht nur bewundert: „Ich habe in den letzten Jahren viele Erfahrungen mit Neid gemacht. Wenn er von Fremden kommt, versuche ich immer, ihn als Kompliment zu sehen, das gelingt mir aber nur bedingt. Wesentlich schwerer zu ertragen ist der Neid, wenn er von Menschen kommt, die sich früher ‚Freunde‘ genannt haben. Das schmerzt mich richtig.“ Konkurrenz. Einer, an dem sich der Neid anderer regelrecht abarbeitet, ist Wiens berühmt-berüchtigter Baumeister Richard „Mörtel“ Lugner. Während ihn kein Mensch um seine Englischkenntnisse beneidet, hat er dennoch mit den Anfeindungen seiner Umwelt zu kämpfen. Vor allem Elisabeth Sereda, Intimfeindin und ORF-Hollywood-Korrespondentin, schmeißt Messer und Hackeln, wo immer es nur geht. „Wahrscheinlich, weil alle meine bisherigen Opernballgäste besser ausgeschaut haben als sie“, diagnostiziert Mörtel, „vielleicht aber auch, elite COVERSTORY WENN NEID ZUM HASS WIRD: Tonya Harding, Daley Thompson und Lindsey Vonn schrieben mit Neid gegen ihre Konkurrenten Sportgeschichte. weil sie finanziell nicht mitschneiden kann.“ Ein Streit, der vermutlich erst vor dem Jüngsten Gericht entschieden werden wird. Und dann war da noch Jung-Kicker Marko Arnautovic. Der Teamstürmer fällt momentan vor allem außerhalb des Spielfeldes auf, sei es durch verbale Ausritte, kleine Rangeleien in der Kabine oder Streitigkeiten mit den Trainern. Sein Beitrag zur Neiddebatte: Der 22-jährige Jungstar fuhr mit einem nagelneuen Bentley beim Teamtraining vor. Wie dozierte einst Erfolgstrainer Max Merkel, als sein Lieblingsspieler Gustl Starek „einen Kasten voll Geld“ forderte: „Blöder Lausbub, wichtig ist nicht, was du jetzt verdienst, sondern was du mit 40 Jahren erreicht hast.“ 20 Jahre später trafen sie sich zufällig vor einem Wiener Nobelheurigen. Starek: „Trainer, ich bin jetzt 40 und das da ist mein 500er Mercedes.“ Dass der echte Neid nicht einmal vor den Gottesmännern haltmacht, bestätigt Dompfarrer Toni Faber: „Ich bin selbst in einfachen und ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Mir ist Neid fremd. Ich kenne aber genug Leute, die mir Erfolg, Anerkennung und Öffentlichkeit neiden. Nicht nur aus Kirchenkreisen bekommen Kardinal Schönborn und ich oft gehässige Briefe. Das macht mich besonders traurig. Ich versuche, den Kritikern offen und höflich zu begegnen und ihnen Wertschätzung entgegenzubringen. Am besten macht man es wie der Kardinal. Er vergisst es einfach.“ Partytime. Ferrari-Importeur Heribert Kasper war in seinem Leben schon mit allen Facetten der Todsünde konfrontiert – und organisierte deshalb im Februar eine vielbesuchte „Neidparty“ in Wien (siehe links): „Die Leute glauben, ich bin reich, nur weil ich mit teuren Die böse Konkurrenz Der Neid auf die Konkurrenten: Vor allem im Sport kommt es deshalb immer wieder zu unfassbaren Aktionen – denn hier steht man dem „Gegner“ meist von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Traurige Sportgeschichte schrieb der Fall von „Eishexe“ TONYA HARDING: Die Eiskunstläuferin verpflichtete einen Schläger, der ihrer größten Konkurrentin um Olympia-Gold, NANCY KERRIGAN, am 6. Jänner 1994 mit einer Eisenstange das Knie blutig drosch. Kerrigan erholte sich aber rasch; es kam in Lillehammer zum großen Showdown auf dem Eis. Weltweit sahen noch nie so viele Menschen bei einem Sportereignis zu wie in dieser Nacht. Die Gerechtigkeit nahm ihren Lauf: Harding riss der Schnürsenkel, sie wurde nur Achte, Kerrigan holte sich Silber. Das Ende der Geschichte: Nancy verdiente Millionen; Tonya wanderte ins Gefängnis, zuletzt drehte sie Pornos und lebt heute als Einsiedlerin in einem Holzhaus in den Wäldern von Vancouver. Neid war und ist aber auch unter Männern verbreitet. Der „lustigste“ Fall ereignete sich 1988 bei den Olympischen Spielen in Seoul, wo die beiden Zehnkämpfer DALEY THOMPSON und JÜRGEN HINGSEN wieder einmal aufeinandertrafen – keiner gönnte dem anderen den Erfolg. Der Brite Thompson – er war immer der erfolgreichere der beiden – spazierte mit einem T-Shirt mit der Aufschrift „Ist der zweitbeste Zehnkämpfer der Welt schwul?“ zum Finale des 100-Meter-Laufes. Der Deutsche Hingsen ärgerte sich darüber so sehr, dass er dreimal einen Fehlstart produzierte und disqualifiziert wurde. Daley holte Gold. Mit einem Toten endete in Deutschland ein unfassbarer Fall aus dem Tennismilieu. Um die Konkurrenten seines Sohnes auszuschalten, mixte ihnen Hans-Jörg. P. Beruhigungsmittel in die Fitnessdrinks. Einer der vergifteten Sportler schläft auf der Heimfahrt von einem Spiel im Auto ein und kommt ums Leben, nachdem er einen Baum gerammt hatte. Und der bisher letzte Fall von Sportler-Neid spielt im Skiweltcup der Damen: Jahrelang trainierten LINDSEY VONN (USA) und MARIA RIESCH (D) zusammen, waren unzertrennlich. Als aber jetzt Riesch der US-Amerikanerin im letzten Rennen der Saison die Kristallkugel wegschnappte, war es vorbei mit der Freundschaft. Vonn schmollte, kam nicht zur Hochzeit von Riesch und sorgte damit für mehr Schlagzeilen als die Braut. elite 51 elite COVERSTORY NEID ALS ANSPORN. Karina Sarkissova, Primaballerina der Wiener Staatsoper und mit Nacktfotos weltweit bekannt geworden, ist von Neidern umgeben: Doch für sie ist Neid ein Ansporn und eine Triebfeder, sich künstlerisch weiterzuentwickeln. Angeblich beneidet die schöne Karina selbst niemanden. 52 elite Autos zu tun habe. Natürlich sind das Firmenautos. Ich verdiene vielleicht besser als ein leitender Angestellter. Aber ich habe keine eigenen Häuser, sondern wohne im Hotel. Ich versuche auf die Leute – auch auf den Golf-Fahrer – offen zuzugehen und den ersten Schritt zu machen. Sonst sagen sie zum Schluss noch, er ist arrogant. Das ist auch mein Handicap bei Frauen – reich, Single, prominent – da entstehen oft Vorurteile. Für mich zählt ein ehrlicher Charakter und nicht jene, die nur aufs Geld schauen. Mit meiner Neidparty wollte ich die Leute zum Nachdenken anregen.“ Das finale Statement kommt von Schwimm-Star Markus Rogan. Zuerst hochgejubelt, nach einer DiscoSchlägerei fallengelassen und jetzt wieder ganz oben, hat er gelernt, mit den hämischen Bemerkungen und dem Neid seiner Umwelt zu leben: „Nach geraumer Zeit in den Vereinigten Staaten glaube ich zu wissen, dass die Amis genau so viel Neid spüren wie wir Österreicher. Es stimmt aber auch, dass man in den USA seinem Nachbarn gratuliert, wenn er seinen ersten (oder vierten) Ferrari kauft. Wenn also Österreicher und Amerikaner Neid auf gleiche Art und Weise spüren, es aber ganz anders ausdrücken, finde ich, muss da noch was anderes mitspielen. Ich glaube, dass die Antwort relativ einfach ist. Wir haben in Österreich zu wenig Platz für alle unsere Egos. Rein flächenmäßig ist es schon eng, und in Wien nochmal viel enger. Also finde ich zwar, dass man sich Neid erarbeiten muss und es viel Charakter kostet, jemandem anderen etwas zu gönnen, aber schlussendlich kommt’s einfach nur auf ‚Ego pro Quadratmeter‘ an. Es ist herrlich für mich und mein Ego, auf das offene Meer hinauszuschwimmen!“ Große Worte, gelassen ausgesprochen. Aber der Neid bleibt ein ewiger Stachel. Und bei vielen Promis sitzt er offenbar tief in der Haut. ❦ elite M UCHA UMFRAGE S Edi Birgit FINGER JUN. REITBAUER Geiz ist menschlich. Neid ist unmenschlich. Der Geizige hat sein Geld zumeist erarbeitet und will es nicht teilen. Das ist eigentlich keine besonders schlechte Charaktereigenschaft. Der Neidige ist ein schlechter Mensch. Er hat sich nichts erarbeitet und sieht neidig auf den anderen. Der Geizige hat drei Rolls-Royce und lässt seine Freunde trotzdem nicht fahren. Wenn man erfolgreich ist, gibt es immer Neider. Da darf man nicht nach links und rechts schauen. Das ist wie im Sport. Man muss Ehrgeiz haben und schauen, dass man im Leben weiterkommt, denn nur dann hat man Erfolg. Ich glaube aber, dass Geiz schlimmer ist. Geizige Leute haben viel weniger vom Leben, denn sie versagen sich all das Schöne. Luigi Otto SCHOBER SCHENK Beides entspricht einem Minderwertigkeitskomplex und ist mir völlig fremd. Neid ist viel verbreiteter, weil Neid aus dem direkten Vergleich kommt. Menschen, die aus der eigenen Energie nicht schöpfen können, schauen immer neidisch auf andere. Geiz ist die Anwendung des Minderwertigkeitskomplexes am Parkplatz der Selbstvernichtung. Das ist mir wurscht. Wenn einer neidisch ist auf das, was ich kann oder mache, tut er mir leid. Ich habe nicht so eine hohe Meinung von mir, dass ich auf mich neidisch wäre. Geiz ist etwas Komplizierteres und Vielfältigeres. Wenn man nur Geiz sagt, weiß man nicht, welche Art von Geiz gemeint ist. Peter Heinz SIMONISCHEK STIASTNY Neid ist, neben der Sonne, der größte Energiespender. Neid, Geiz und Gier wird die Menschen aber trotzdem von diesem Planeten fegen. Denn der Neid ist ungleich verteilt. Es gibt Menschen, denen der Neid aus dem Knopfloch guckt. Geiz ist eine trostlose, spießige Eigenschaft. Der „Geiz ist geil“-Erfinder sollte in der Hölle schmoren. Geiz ist eine persönliche Sache. Ein Mensch ist geizig oder nicht. Aber Neid ist ein Verhalten. Man spürt es, wenn jemand etwas neidet. Daher ist Neid für mich um vieles schlimmer. Ich hab das selbst durch den Erfolg der Bank INGDiBa erlebt. In anderen Ländern klopft man dir bei Erfolg auf die Schulter. In Österreich passiert dir das nicht wirklich. Im Gegenteil. Hutter, Eckharter WAS IST SCHLIMMER? GEIZ ODER NEID? elite DIE FALSCHE BRILLE Reine Einstellungssache Hat wirklich jeder dritte falsche Brillengläser? – dann ist der Skandal perfekt. Von CHRISTIAN W. MUCHA E s sollte ein toller, aufwändiger Cover und eine beeindruckende Werbekampagne werden: Für das diesmalige elite und seine Titelgeschichte „Die neidigsten Österreicher – Ich gönn’ Dir nix“ hatten wir uns ein tolles Styling überlegt, mit teurem Diamantschmuck von Juwelier Kornmesser, im edlen Outfit, fotografiert in bester Innenstadtlage, vor dem Grand Hotel, seitlich vor dem aufpolierten Rolls-Royce – so sollte das Shooting ablaufen. Eine Königin der Schönheit, auch dem Reichtum durchaus zugetan, sollte da stehen, umlagert von Fotografen und Schaulustigen, die ihr die bösen Blicke des Neides schicken. Eines der wichtigsten Accessoires dabei: die richtige Brille. Also auf zu „TS Optik“, zu Thomas Scheibl, einem Optikermeister, der über tausend Brillen im Angebot hat und in dessen Regalen viele internationale Top-Marken liegen. Und dort erleben wir dann eine der größeren Überraschungen der letzten Jahre. Ich nutze die Gelegenheit, habe Scheibl zwei Brillen von mir persönlich mitgebracht und will mir aus seinem Sortiment eine neue Abendbrille aus- 38 elite suchen. Denn meine Chanel ist schon ziemlich zerkratzt … Scheibl lässt sich meine alten Brillen geben und setzt mich vor den Computer, der die Sehstärke misst, schaut meine Brillen an und verzieht das Gesicht. Dann begibt er sich zu einem anderen Gerät und misst die Stärke meiner Gläser. Jetzt merke ich, dass er einigermaßen böse wird. Was ist geschehen? Nach längeren Untersuchungen und einem zwanzigminütigen sogenannten subjektiven Test, wo ich dann die berühmte Übung „Erkennen Sie die Zahlen und Buchstaben“ machen muss, steht fest, dass ich seit eineinhalb Jahren mit völlig falschen Brillen herumlaufe, und dass noch dazu meine kurz hintereinander, bei verschiedenen Optikern erstandenen Gläser unterschiedliche Dioptrien-Zahlen und einen unterschiedlichen Astigmatismuswert aufweisen. Ergebnis: Auf dem linken Auge habe ich etwa eine dreiviertel Dioptrie weniger als das, was mir meine Brille bietet. Auf dem rechten Auge ist meine Sehstärke gar um eine Dioptrie besser als die der Brille. Dazu ist der Astigmatismus falsch und zu allem Überdruss hat Scheibl ein verstecktes Schielen OPTIKERMEISTER Thomas Scheibl – Ehefrau EXAKT. Mit dem Scheitelbrechwertmesser (Lensmeter) misst Thomas Scheibl die Werte Sidonie hält sich im Hintergrund – ist umgeben von tausend Fassungen und verliert die doch nie. (Dioptrien, Zylinder, Achse) der alten Gläser. PERFEKT. Am Autorefraktometer wird die entdeckt, das nur mit speziell konstruierten Prismengläsern reduziert werden kann. Ist das die Erklärung, warum es mir nicht mehr so leicht fällt, von Wien nach Florenz durchzufahren? Warum ich schon nach zwei, drei Stunden Autofahrt Ermüdungserscheinungen zeige? Warum mein Kopfweh in den letzten Jahren gestiegen ist? Warum ich doppelt so viele Medikamente gegen vermeintliche Migräne einnehme, warum ich immer wieder Nackenschmerzen habe? Scheibl nickt zustimmend. Man muss sich nur vorstellen, dass man bei völlig perfekter Sehkraft eine Brille verpasst bekommt, die eine Dioptrie hat und einen falschen Astigmatismus. Und mit dieser vorgesetzten Brille fährt nun ein gesunder Mensch nach Salzburg. Der bekommt die Fraisen. Das ist äußerst unangenehm und kontraproduktiv. Doch was danach kommt, macht die Sache, wie wir von elite meinen, erst so richtig zu einem Skandal. Denn vielleicht ist es ja in meinem Fall den Veränderungen durch die Alters-Weitsichtigkeit zuzuschreiben, vielleicht liegt es auch daran, dass ich schon seit bald drei Jahren bei keinem Augenarzt mehr war und vielleicht war ich bei der subjektiven Prüfung nicht ganz auf der Höhe, habe keine optimalen Angaben gemacht, was es dem Optiker natürlich auch nicht gerade leicht macht, die richtige Brillenstärke zu eruieren. Doch Scheibl gibt mir auf meine nächste Frage eine Antwort, die mich aus den Socken jagt. Wie viele Menschen oder gar nicht erst erkannt. Abhilfe schaffen hier die neuen Computer, die etwa auf 0,25 Dioptrien genau einen blitzschnellen ersten Richt-Befund ausstellen. Doch diese Geräte dürfen z.B. nicht für Kinder verwendet werden, liefern dort kein brauchbares Ergebnis. laufen denn auf der Straße mit falschen Brillen herum, was schätzen Sie, frage ich ihn? „Rund ein Drittel“, meint Scheibl. Das kann nicht sein, einer von drei Sehbehinderten hat um teures Geld Brillen gekauft und die stimmen dann nicht? Ich kann es nicht glauben und besuche verschiedene Filialen von Optikern. Dort gibt es ähnliche Auskünfte. Im Riverside in der Pearl-Filiale teilt mir ein Optiker mit, dass nach seinem Erfahrungswert mindestens 15, wahrscheinlich über 20 Prozent der Menschen falsche Brillen haben. Hier muss man die Sache dahingehend einschränken, dass eine geringe Abweichung vom objektiv richtigen Wert nicht so dramatisch ist. Scheibl meint, dass alles, was sich innerhalb eines Toleranzbereichs von weniger als 0,5 Dioptrien abspielt, kein gewaltiges Drama ist. Darüber hinausgehend wird es freilich problematisch. Hinter vorgehaltener Hand erzählen mir Optiker dann, was die wahrhaftigen Gründe für diese Horrorzahl sind: Im Diskontgeschäft bewegen sich nicht nur gut ausgebildete und gut bezahlte sogenannte Fachleute. Dort geht es um jeden Cent. Dort wird geschleudert und gehuscht. Falsche Brillen bekommt man, wenn falsch gemessen wird, wenn zu viel gehudelt wird, wenn es um den subjektiven Test geht. Es passieren Übertragungsfehler, aber auch die Gläserhersteller liefern nicht immer das, was bei ihnen bestellt wurde. Komplizierte Dinge, wie z.B. mein Schielen, werden oftmals unter den Tisch fallen gelassen optische Vermessung des Auges durchgeführt – Daten liegen postwendend vor. Fazit: Das was Herr und Frau Österreicher auf der Nase tragen, ist vielfach nicht nur Schrott, sondern gefährlicher Schrott, der das Leben nicht erleichtert und verbessert, sondern kontraproduktiv erschwert. Jeder von uns kann sich dagegen wappnen, indem man eine Reihe von Punkten berücksichtigt: Erstens empfehlen wir, niemals ausschließlich den subjektiven Test zu machen. Gehen Sie zu einem Optiker, der sich auch ein Computermessgerät leistet, das die Werte Ihrer Augen ausdruckt. Dadurch haben Sie etwas Schriftliches in der Hand. Zweitens: nur der ausgebildete Optiker kann Ihnen helfen. Drittens: bei Fragen oder Problemen sollte man stets den Augenarzt konsultieren. Viertens: unbedingt wenigstens einmal alle zwölf Monate die Brillen überprüfen, besonders bei fortgeschrittenem Alter, und: Wenn Sie sich nicht wohlfühlen, wenn Sie Kopfschmerzen haben oder wenn Sie auch nur das Gefühl haben, dass Ihre Brille nicht passt, lassen Sie diese doch nochmals überprüfen und nehmen Sie sich für die Untersuchung Zeit. Denn dort zehn Minuten zu sparen und dann das ganze nächste Jahr eine falsche Brille zu tragen, lohnt sich ❦ wirklich nicht … elite 39 elite JAGD Gesch(l)ossene Gesellschaft Wenn Männer und Frauen mit Gewehren durch den Wald schleichen, geht es um mehr, als 805.000 Tieren im Jahr den Garaus zu machen. Eine konservative Wirtschaftselite stellt hier ihre interne Rangordnung her. Realität oder Jägerlatein? E inst versorgte die Jagd die Menschen mit dem Lebensnotwendigen; das erlegte Tier lieferte Fleisch, Fell und Knochen. Doch mit der Etablierung des Feudalwesens im Fränkischen Reich, etwa ab dem 9. Jahrhundert, wurde die Jagd zu einer exklusiv dem Adel vorbehaltenen Veranstaltung. Sie war fester Bestandteil der mittelalterlichen und neuzeitlichen Hofkultur: vornehmer Zeitvertreib und Ausdruck elitären Selbstverständnisses. Das Jagdprivileg trennte die Führungsschicht vom gemeinen Volk. Das aristokratische Vorrecht, bei der niederen Landbevölkerung verhasst, entwickelte sich zur steten Quelle sozialen Unmuts, zumal höfische Jagdgesellschaften zu Pferde oft rücksichtslos die Äcker ihrer Untertanen zertrampelten. Doch erst mit der Revolution von 1848/49 kam der Wandel: Seitdem ist das Jagdrecht ans Grundeigentum geknüpft, 22 elite ganz gleich, ob der Besitzer Bauer, Bürger oder Aristokrat ist. Mehr als 46 Prozent der Fläche Österreichs ist mit Wald bedeckt. Die 3,877.000 Hektar an Forstflächen befinden sich fest in privater Hand: 82 Prozent der Waldfläche teilen sich mehr als 214.000 Eigentümer, 18 Prozent sind öffentliches Eigentum. Rund 1,6 Millionen Hektar werden von mehr als 213.000 Bauern bewirtschaftet, während mehr als 1,7 Millionen Hektar im Eigentum von Großgrundbesitzern stehen, die jeweils Forstgüter von mehr als 200 Hektar besitzen. Die Waldbesitzer handeln überwiegend mit ererbtem Vermögen. Das zeigt ein Blick auf die Liste der größten heimischen Forstbesitzer, die der Agrarverlag alljährlich in seinem „Forst Jahrbuch“ herausgibt. Erst an 16. Stelle (ohne Kirche!) findet sich mit Friedrich Flick ein nicht-adeliger Forstbesitzer. Die vorderen Ränge sind hingegen schon seit Generationen unverändert. So kommt es, dass Österreichs größte Waldbesitzerin, Melinda Esterházy, mit 28.305 Hektar nur den zweiten Rang einnimmt, weil bei der Familie MayrMelnhof Franz mit 27.369 Hektar zwar nur an die zweite Stelle käme, zusammen mit Friedrichs mehr als 7.000 Hektar aber locker den ersten Rang erreicht. Die Liste liest sich wie ein Who’s Who des Geldadels: Fürstlich Schwarzenberg’sche Familienstiftung, Vaduz, Stiftung Fürst Liechtenstein, Prinz Alfred von und zu Liechtenstein, Flick Privatstiftung, die Familien Hoyos, Habsburg Lothringen, Rothschild, Hohenberg, Graf Anton Philipp Revertera, Philipp Hutter Von RALF DZIOBLOWSKI elite JAGD BAMBI darf nicht sterben: Rehe müssen als Sündenböcke für schießwütige Jäger herhalten. Prinz Clemens von Croy, Gottfried Johann und Ägyd Pengg, Philipp Freiherr von und zu Guttenberg, Franz Meran, Ulrich Stubenberg, Georg Kapsch, Thomas Prinzhorn und selbst Jörg Haider wird mit einem Forstbesitz von 1,277 Hektar auf Platz 34 der Liste geführt. Wer Forst besitzt, besitzt auch die größten Jagdflächen. Denn ganz Österreich ist ein einziges Jagdrevier, ein wahres Eldorado. Nur zwei Prozent des Staatsgebiets sind abschussfreie Zone. Wer auf ihrem Land schießen darf, bestimmen die Besitzer. „Das ist ganz klar eine Demonstration des Vermögens. Man kann damit diskret Leute einladen, die einem dann etwas schulden, die eine Gegenein- ladung aussprechen müssen“, sagt Harald Katzmair, der in Wien und New York das Netzwerkanalyseinstitut FAS.research betreibt. Die Jagd schweißt zusammen. Gerade Manager und Neureiche wollen oft nur den schnellen Abschuss und die möglichst große Trophäe – so wie in ihrem richtigen Leben. Geschossen wird auf alles. In der Jagdstatistik 2009/2010 der Statistik Austria heißt es lapidar: Mit insgesamt 805.000 wurden im Jagdjahr 2009/2010 um 16,7 % weniger Abschüsse getätigt als noch in der letzten Saison, wobei die Zahl der Abschüsse beim Haarwild um 14,4 % auf 597.000 Stück nach- gab, beim Federwild um 22,8 auf 208.000 Stück. 14.230 Hirsche, 72.835 Rehkitze, 121.083 Hasen, 55.957 Füchse, 103.180 Fasane, 3.584 Schnepfen, 434 Auerhähne und vieles andere Getier mehr ging hinüber in die ewigen Jagdgründe. Hochburg der Jäger ist das Ennstal. In den malerischen Wäldern der Niedertauern haben einige der reichsten Familien und Manager Österreichs Tausende Hektar Grund gekauft oder gepachtet. „Die Crème de la Crème der Wirtschaft, alles, was Rang und Namen hat in Österreich, geht hier jagen“, sagt Wolfgang Hofer und meint damit nicht das gesamte Ennstal, sondern elite 23 elite JAGD DER MENSCH als Jäger und Sammler: Auf den Messen „Die Hohe Jagd & Fischerei“ und „Jaspowa & Fischerei“ tummeln sich 50.000 Grünröcke. nur einen speziellen Flecken in einem südlichen Seitenarm nahe von Irdning. Dort liegt, was er „das prestigeträchtigste Jagdgebiet Mitteleuropas“ nennt. Hofer ist Geschäftsführer der B&C Holding, einer Beteiligungsgesellschaft der B&C Privatstiftung, in der die Bank Austria unter anderem ihre Anteile an dem Zelluloseproduzenten Lenzing, dem Gummihersteller Semperit und dem Baustoffkonzern Porr geparkt hat. Fast 30 Jahre lang gehörte zu diesem bunten Gemisch auch die Alwa Güter- und Vermögensverwaltung, eines der größten zusammenhängenden Jagdgebiete des Landes – insgesamt 23.000 Hektar im Burgenland, in Niederösterreich, Ungarn und der Steiermark. Deren Filetstück sind die 11.000 Hektar im steirischen Ennstal, nahe der 1.200-Einwohner-Gemeinde Donnersbach, in der der Verwaltungssitz der Alwa liegt. „Da jagt jeder gern, auch wenn er vielleicht woanders schon eine andere Jagd hat“, sagt Hofer, der die Alwa in Jagdgebiete eingeteilt hat. Die werden an jene, die es sich leisten können und eine Jagdkarte besitzen, verpachtet. In den Achtzigern war das schon einmal Hannes Androsch, der ehemalige SPÖ-Finanzminister und heutige Großindustrielle. Der schon damals als „Salonsozialist“ kritisierte Ge- 24 elite schäftsmann geht heute nicht mehr jagen und will deswegen auch nicht mehr darüber reden. Im November 2009 meldete das WirtschaftsBlatt, dass die Wiener Familie Breiteneder die Alwa für 125 Millionen Euro erworben habe. Mit dem Bau von Tiefgaragen ist der heute 80-jährige Johann Breiteneder zu einem ansehnlichen Vermögen gekommen, seine 40-jährige Tochter Bettina, die „Parkhauskönigin“, ist begeisterte Jägerin. Doch die Garagendynastie, die 2003 das Wiener Einkaufscenter Donauzentrum um 270 Millionen Euro verkaufte, dementierte. Zugeschlagen hatte überraschenderweise der deutsche Boehringer IngelheimAktionär Ernst Wilhelm von Baumbach, der die Flick-Stiftung mit 120 Millionen ausgestochen hatte. Das Geschäft mit der Jagd hat einen beträchtlichen wirtschaftlichen Stellenwert – gerade in Österreich. Der Gesamtumsatz, der dadurch im Jahre 2008 generiert wurde, beläuft sich auf 475 Millionen Euro. So wurden für Jagdpacht und Abschussgebühren 54 Millionen, für Jagdkarten und Jagdgebühren sowie Versicherungen 26 Millionen, für Wildbret 28 Millionen, für Löhne und Gehälter der Berufsjäger, Jagdaufsichtsorgane und Beschäftigten im Jagdwesen 199 Millionen, für Biotoppflegemaßnahmen 36 Millionen, für Jagdwaffen, Jagdoptik, Munition, Brauchtum, Bekleidung und Weiterbildung 132 Millionen ausgegeben. Dennoch sagt Martin Fehringer, Leiter Verkauf beim traditionsreichen Jagdgewehrhersteller Steyr Mannlicher: „Wir sind keine schießwütige Gesellschaft. Der Jäger in Österreich feuere im Durchschnitt nicht mehr als 20 Schuss pro Jahr ab. Das Führen mit einer Waffe, der „Braut des Jägers“, sei eine Charakterfrage und unterliege zurecht strengen gesetzlichen Auflagen. Der Spruch, „Wer etwas auf sich hält, hat eine Yacht und eine Pacht“, gilt auch für ihn nicht. „Der überwiegende Teil der Jäger in Niederösterreich sind Menschen mit Affinität zur Landwirtschaft, die in den Genossenschaftsjagden und Gemeindejagden des Landes ihrem Hobby nachgehen. Die Jägerei ist kein elitärer Sport. Jagd ist eine Passion“. Für diese Leidenschaft bietet der Premiumhersteller in 60 Ländern Präzisionsgewehre – der Durchschnittsjäger hat drei Silberbüchsen im Gewehrschrank – von 1.500 bis feinziselierte Exemplare mit High Tech-Optik um 100.000 Euro an. Die Jagd ist ein Mordsspaß. Konnten die Waidmänner in „Auf, auf zum fröhlichen Jagen“ noch elite JAGD fröhlich schmettern: „Das edle Jägerleben vergnüget meine Brust, dem Wilde nachzustreifen, ist meine höchste Lust. Wo Reh und Hirsche springen, wo Rohr und Büchse knallt, wo Jägerhörner klingen, da ist mein Aufenthalt“ haben es Jäger heute nicht leicht. Gar lustig ist die Jägerei schon lange nicht mehr, denn sie steht in der Kritik. Militante Tierschützer fordern enerviert, dass der blutige Krieg in unserer „Restnatur“ abgeschafft werden müsse: „Seit Jahren will die Jägerschaft die Öffentlichkeit glauben machen, Jagd sei „bewaffneter Naturschutz“ und als solcher unverzichtbar“, so ihr Credo. Es sei wissenschaftlich erwiesen, dass eine „Besitzstandsregulierung“ durch die Jagd überflüssig ist. Während in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts Deutschlands Altbundespräsident Prof. Theodor Heuss konstatierte: „Die Jägerei ist eine Nebenform menschlicher Geisteskrankheit“, heißt es im österreichischen Magazin DATUM: „Die Jagd war noch nie nur dazu da, sich den Bauch mit Hasenbraten, Rehrücken oder Fasanfilets vollzuschlagen. Sie ist der kleinste gemeinsame Nenner einer stockkonservativen Wirtschaftselite.“ Wer da dabei sein wolle, der gehe jagen. „Das sagt auch der Wiener Soziologe Roland Girtler, der sich seit Jahrzehnten mit dem Biotop Jagdgesellschaft beschäftigt: „Die alte Tradition der Jagd als eine Sache der noblen Leute hat sich bis heute in die Managerriegen hinein gehalten.“ Den exklusiven Habitus lässt Hans-Friedemann Zedka, Chefredakteur von „Weidwerk“, indes nicht gelten und verweist auf das Profil der 110.000 österreichischen Grünröcke (darunter 6-8 Prozent Frauen), die schwer bewaffnet die Wald und Flur durchstreifen oder im Hinterhalt auf Hochsitzen lauern: 30 Prozent sind Landwirte und Forstwirte, 36 Prozent Angestellte, unselbständige Erwerbstätige und Arbeiter, 25 Prozent Selbständige, 9 Prozent Jagd- und Forstpersonal. Jäger stellen nur 1,5 Prozent (zum Vergleich in Deutschland 0,3) der Bevölkerung und beherrschen trotzdem fast die gesamte Natur. Das Faszinierende sei, „wenn man die Auswüchse mal weglässt, die es in jeder Berufssparte gibt, dass man als Jäger die Verantwortung für einen kleinen Teil der Natur übertragen bekommt und zwar mit sehr genau vorgegebenen Regeln, wie Jagd- und Naturschutzgesetzen, die dennoch eine Bandbreite an Spielraum für gestalterische Tätigkeiten lassen. Wenn man durch die Jahre hinweg diese Bewirtschaftung durchgeführt hat, dann darf man sich durchaus über eine Trophäe, einen alten Hirsch, einen Rehbock oder eine Sau freuen und sagen, das habe ich in meinem Revier erlegt. Das ist ein Selbstverständnis, das wir für uns beanspruchen“, meint Zedka. Jäger genießen die Freiheit: Kein Assistent, der mit wichtigen Papieren in der Hand durch die Bürotür stürmt, kein Handy, das unaufhörlich klingelt, keine hereintrudelnden E-Mails. Die Jagd als Ausrede, nicht erreichbar zu sein. Mächtig sind die, die es nicht notwendig haben, antworten zu müssen. „Bei der Jagd trifft man sich, da geht man eben einem noblen Abenteuer nach. Körperliche Arbeit ist für noble Menschen nur interessant, wenn sie sinnlos und sauteuer ist. Sie darf nicht dem eigenen Broterwerb dienen,“ analysiert der Soziologe Girtler die Psyche des Jägers. Wer in Österreich jagen geht, ist geheim. Die Namen im Jagdregister fallen unter den Datenschutz. Doch viele verbergen gar nicht, dass sie durch den Wald pirschen: Finanzministerin Maria Fekter gehört genauso dazu wie ihr Parteifreund, der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll. Der Kartonagenfabrikant Friedrich Mayr-Melnhof war sogar Salzburger Landesjä TROPHÄEN, die in keinen Schrank passen. Für den Abschuss eines Bären zahlen Jäger bis zu 50.000 Euro. ❜ Wir sind keine schießwütige Gesellschaft. Der Jäger in Österreich feuert im Durchschnitt nicht mehr als 20 Schuss pro Jahr ab. Martin Fehringer, Steyr-Mannlicher elite 25 elite INTERVIEW ÖK-Rat Dr. Christian Konrad setzt sich für die waidgerechte Jagd ein. germeister, genauso wie es der Aufsichtsratspräsident der Raiffeisen Zentralbank, Christian Konrad, es heute in Niederösterreich ist. Als Aufsichtsratspräsident der Raiffeisen Zentralbank ist er aufgrund der unzähligen Firmenbeteiligungen in Industrie, Agrarwirtschaft und Medien einer der mächtigsten Männer im Land. Die weithin prominenteste Diana ist die ehemalige ORF-Generaldirektorin Monika Lindner, die erzählt, wie sie zur Jagd kam: „Ausgehend davon, dass ich vor fast 20 Jahren mit meinem Mann ein Haus im Wald in der Nähe von Gutenstein gekauft habe und direkt mit der Natur in Berührung gekommen bin. Es hat plötzlich geröhrt: das hat mich auf der einen Seite erschreckt, auf der anderen Seite sehr fasziniert. Da hab ich mir gedacht, entweder fürcht’ ich mich weiter oder ich beginne, mich mit der Sache auseinanderzusetzen. Und hab dann den Jagdkurs belegt.“ Das erste, was eine Jägerin können müsse, sei eine tadellose Schussleistung. „Das ist das Allerwichtigste. Und von daher sind wir vom Landesjagdverband unter Vorsitz von Dr. Konrad sehr dahinter, dass es ein 26 elite dunkelte, wurde Nacht. Ich verlor den Weg. Geriet in einen Sumpf und sank. Ich schrie um Hilfe, niemand hörte mich.“ – „Und wie kamen Sie wieder heraus?“, fragte die Zuhörerin erbleichend. – „Gar nicht. Ich ertrank.“ Wie lustig die Jägerei aus Sicht der Tiere ist, versteht wohl nur Dr. Dolittle. Der Wiener Dirigent Martin Sieghart: „Musik ist meine Sucht, Jagen mein Ausgleich.“ Kritik müsse man akzeptieren. „Denn Jagd hat mit Töten zu tun. Und das darf niemals ein Sport sein, es ist eine verdammt große Verantwortung. Jagen ist sicher die humanste Art der Fleischbeschaffung. Die Tiere hören den Schuss im Idealfall nicht einmal mehr. Solange man es verantwortungsvoll macht und nicht aus 400 Metern des Jagdfiebers wegen schießt.“ „Fleisch ist bei der Jagd heute leider ein Nebenprodukt“, sagt Zedka. „Sie können in manchen Gegenden 15.000 Euro dafür verlangen, wenn jemand einen erstklassigen Hirsch in Ihrem Gebiet schießen will. Das Wildbret können Sie dann um gerade einmal 150 Euro an den Großhändler verkaufen.“ Um einen wirtschaftlichen Profit geht es also nicht. Aber, um was dann? Die „Farm der Tiere“ von George Orwell brachte es der Eber Napoleon auf den Punkt: „Vier Beine gut, zwei Beine schlecht. Jäger haben Angst, dass man ihnen selbst den Garaus macht. Man stelle sich vor, irgendwann steht im Naturhistorischen Museum in einer Vitrine gleich einem Dodo ein ausgestopftes Objekt. Betitelt: Der letzte Jäger. Einkehrschwung zu einem versöhnlichen Ende: Jäger sind sicher nicht die besten, gewiss aber auch nicht die schlechtesten Menschen. Gleichwohl auf Platz 20 der größten Schurken aller Zeiten – sorry, seit Kurzem einen Platz vorgerückt – der Mörder von Bambis Mutter rangiert. Das werde ich ihm niemals ❦ verzeihen, diesem Schuft. Roznovsky ÄMTER UND TROPHÄEN: Raiffeisen-Chef alle drei Jahre zu wiederholendes Pflichtübungsschießen gibt, um die Schussleistung zu überprüfen.“ In ihrem Schrank stehen zwei Repetierer verschiedenen Kalibers und eine Schrotflinte – die Grundausstattung eben. Glühend berichtet sie von ihrer größten Trophäe: „Es war ein Steinbock. Es war ein unglaublich spannendes Erlebnis, weil es sehr herausfordernd und anstrengend war. Das passiert einem nur einmal im Leben, wenn überhaupt.“ Für den niederösterreichischen Landesjägermeister Christian Konrad ist das Jagen „eine Leidenschaft, die ich von meinem Vater geerbt habe.“ Er bedauert, dass er nicht mehr als zwei Dutzend Mal im Jahr Zeit hat, ein paar Tage nach seinem Revier zu sehen. Irgendwo in Donaunähe pachtet er auch „bescheidene“ 160 Hektar, wo er besonders gerne Wildschweine jagt. Er sei einer, dem es beim Jagen wirklich nur um die Sache gehe, das Gerede von einem Mauschelnetzwerk sei ohnehin nicht wahr. „Ich brauche meine Jagdkarte nicht für Cocktailpartys – was bei manchen anderen der Fall sein mag –, sondern aus meinem Interesse für die Natur.“ Jäger sind skurril und alles muss standesgemäß sein, heißt es gemeinhin und weitläufig. Und bisweilen streifen sie gar mit einem Luder durch den Wald, was nichts mit einer Frau, die einem promisken Lebensstil führt, zu tun hat, sondern ein totes Tier zum Anlocken ist. Waidmänner trinken nicht nur Hubertus-Bier, sondern haben auch ihre eigene Sprache und einen hervorstechenden Humor. Das mit dem Feste feiern sei allerdings „stark übertrieben“, so Lindner. „Davon ist keine Rede. Nach der Jagd, da hält sich das Feiern in Grenzen, da ist mancher Kegelclub besser drauf.“ Eine Kostprobe „Jägerlatein“ gefällig? „Einmal, im letzten Herbst“, erzählte der Jäger, „folgte ich einem herrlichen Stück Rotwild. Ich vergaß die Zeit, es elite INTERVIEW Herr Dr. Konrad, was macht das Faszinosum Jagd aus? Jeder Mensch jagt nach irgendetwas. Die waidgerechte Jagd auf Wildtiere in unserem Land hat – also für mich – das Faszinierende im Erleben der Natur, in der Ruhe, in der Beobachtung, im Abwarten, im Sortieren des Wildes – also, was alle Altersklassen angeht. Die Statur des Wildes, die ausreichende Anzahl des Wildes, der verschiedenen Arten frei lebender Wildtiere. Und da gehört natürlich auch dazu, wenn man die Erkenntnis hat, dass ein Stück reif ist und man es schießen kann, auch dieser Moment ist bei der Jagd dabei, also es gibt sehr viel emotionale, aber auch rationale Zugänge zur Jagd. Ich bin durch meinen Vater zur Jagd gekommen und habe immer wieder herrliche Erlebnisse mit Freunden bei der Jagd. Autorennfahrern sagt man nach, sie hätten Benzin im Blut, was fließt durch die Adern eines Jägers? Es kann sein, ein bisschen. Jedenfalls bei mir war es so, und alle, die das nicht geerbt haben, die die Jagd ausüben, weil es vielleicht chic oder gesellschaftsfähig wäre, denen rate ich davon ab. Wenn man keine innere Beziehung zur Ausübung der Jagd hat, wenn man das als bloßes Hobby begreift, das ist es nicht. Jagd ist Verantwortung in der Natur, für die Natur – und Jagd muss immer auch mit Leidenschaft verbunden sein, sonst funktioniert sie nicht. Kein Hobby? Das Wichtigste ist, dass es ein verantwortungsvoller Umgang mit der Natur ist. Wie schafft man es, junge Menschen für die Jagd zu begeistern? Entweder familiär oder das Beispiel von Freunden. Und ich habe auch ein paar junge Kollegen, die Kinder von Freunden, die sich sehr dafür interessieren, denen habe ich die Möglichkeit eröffnet, einmal mitzugehen, sich das anzuschauen, und wenn sie dann dabei bleiben, dann Im Interview: Jagd-Guru C. Konrad WAIDMANNS HEIL, WAIDMANNS DANK: Landesjägermeister Dr. Christian Konrad (r.) ist die Galionsfigur der heimischen Jägerei. Unser Foto zeigt ihn mit Umweltminister Niki Berlakovich. helfe ich ihnen gerne und führe sie weiter ein. Es gibt nun auch Menschen, die stellen Jäger an den Pranger. Es gibt ja auch Missbildungen bei der Jagd. Die Jäger sind Menschen, da gibt es solche und solche. Aber ich glaube, dass man die Jagd auch heute im 21. Jahrhundert erklären kann: die wirklichen Aufgaben der Durchführung der waidgerechten Jagd. Wenn die Menschen sich die Zeit nehmen, zuzuhören, dann kann man erklären, welche Auswirkungen und welchen Nutzen die Jagd auf die Gesellschaft und den einzelnen Menschen hat. Niederösterreich ist eines der wenigen Länder in Mitteleuropa, in dem sie, wenn sie am Morgen oder am Abend über die Landstraße fahren, an den Waldrändern oder an den Feldern noch Wild sehen können: Rehe, Fasane, Hasen, Wildenten, da gibt es manches Mal auch Rebhühner. Und es gibt nicht viele Länder oder Landstriche in Europa, wo man das sehen kann. Was sagen Sie zu dem Einwand, Jä- gerei sei nur etwas für Betuchte? Das stimmt ganz einfach nicht. Die Jagd ist seit fast 200 Jahren demokratisiert, es sind viel mehr Durchschnittsbürger Jäger als ein paar Betuchte, aber die fallen halt mehr auf. Und die haben mehr Öffentlichkeit, das stimmt schon, aber das ist nicht der Sinn der Jagd. Was war ihre größte Jagdtrophäe? Ich messe meine Trophäen nicht nach Punkten, messe sie auch nicht nach Gewicht, sondern nach dem Erlebnis, das ich dabei habe. Ich habe einmal einen alten Rehbock jahrelang gejagt, bis ich ihn dann endlich erlegen konnte und da war er schon ganz klein, zurückgebildet die Trophäe, aber mit der habe ich viel mehr Freude, weil ich viel mehr Erfolg damit verbinde als mit einer prachtvollen Trophäe, die man als Gast irgendwo vorbereitet bekommt. Haben Sie schon einmal an einer Safari teilgenommen? Nein, das ist etwas gänzlich anderes, eine Safari habe ich noch nicht unternommen. Danke für das Gespräch. ❦ elite 27 elite SANFTE METHODEN 126 elite elite SANFTE METHODEN DIE REINSTE PIEK-SHOW Ein Tabuthema wird salonfähig: Botox & Co mutieren gleichsam zum Prestigeobjekt. Ohne Messers Schneide Perfekte Körper und makellose Gesichter: Ein seltenes Naturphänomen. Und doch sind sie tagtäglich in den Medien zu bewundern. Nicht nur Skalpell sei Dank – denn die ästhetische Medizin hat zahlreiche Tricks auf Lager. Von VERENA PLANK istock E ine mimik-lose Gwyneth Paltrow Marke Botox oder Meg Ryan mit multiplem Schmollmund: Derlei Bilder kursieren zuhauf im Internet und finden in Vorher-Nachher-Manier Niederschlag in Society- und Beauty-Magazinen. Die Hochglanzschönen einmal nicht perfekt zu sehen (möglichst garniert mit hämetriefenden Kommentaren), tut einfach gut. Es raubt ihnen den göttlichen Anstrich unerreichbarer Makellosigkeit. Und zeigt, dass selbst Beauty-Ikonen zu optischen Hilfsmaßnahmen greifen. Die Rede ist dabei nicht nur von den Trickkisten der Visagisten: Lifting, Fettabsaugen, Botox oder Nasenkorrekturen haben längst Einzug in die Alltagskommunikation gehalten. Und stehen auf vielen Wunschzetteln. Nicht zuletzt die mediale Präsenz von Beauty-Tuning sorgt dafür, dass Eingriffe enttabuisiert und sogar salonfähig werden. Für jene, die nicht der Natur-pur-Fraktion angehören, zählen vor allem zwei Aspekte: Geld und Risiko. In beiden Fällen hat die nicht-operative ästhetische Medizin gegenüber der sogenannten Schönheitschirurgie die Nase vorn. Zwar lassen sich klarerweise nicht alle unliebsamen Makel (etwa eine zu kleine Oberweite) mit Spritzen, Peeling oder Laser behandeln, doch für viele gibt es bereits softe Alternativen. Ganz. Schön. Riskant. Rund 40.000 Eingriffe werden laut Austrian Standards Institute (ASI) in Österreich jährlich im plastisch-ästhetischen Bereich durchgeführt – Tendenz steigend. Ganz oben auf der Hitliste der chirurgischen Eingriffe stehen Fettabsaugungen, beliebt sind auch elite 127 elite SANFTE METHODEN Brustvergrößerungen, Bauchdeckenstraffungen oder Nasenkorrekturen. Nicht nur die Medien-Berichte über all die Schönen, die „etwas machen lassen“ reduzieren die Hemmungen. Botox-Partys, Schönheits-OPs im schicken Hotel (wie z.B. im Royal Spa Kitzbühel) oder auch die Verlosung selbiger per Telefon-Gewinnspiel nehmen den Eingriffen ihren Schrecken. Eine bedenkliche Entwicklung in den Augen seriöser Mediziner. Vor allem der Marketinggag mit der Verlosung – eine gemeinsame Aktion von Schönheitschirurg Artur Worseg und Radio Energy – sorgte für Rumoren in der Fachwelt. Man sei „erschüttert“ über solche Maßnahmen, „nur um in die Medien zu gelangen“, meinte Rechtsanwalt Harald Redl, Vorstand der Österreichischen Plattform für Kosmetische Chirurgie (ÖPKC). Die Verlosung berge die Gefahr einer leichtfertigen Entscheidung und sei ethisch „in höchstem Maße fragwürdig“. Graubereiche. Generell wird der HAU(P)TSACHE VERTRAUEN. Eingehende Beratung beim Spezialisten ist auch bei sanften Methoden ein Muss – und ein Zeichen der Seriosität. 128 elite Ruf nach einer klareren Regelung im Bereich ästhetische Chirurgie immer lauter. Beschwerden wegen misslungener Behandlungen trudeln regelmäßig bei Patientenanwälten ein, von unschönen Narben über Unverträglichkeiten bis hin zu Infektionen kann vieles schief gehen. Faktum ist: Jede Operation ist mit Risiken verbunden – wer sich beispielsweise wegen einer Brustvergrößerung, die aus medizinischer Sicht nicht notwendig ist, unters Messer legt, muss sich dessen bewusst sein. Doch die laxen Vorschriften im Bereich der Schönheitsoperationen erhöhen die Gefahr noch. „Schönheitschirurg“ oder „ästhetischer Chirurg“ darf sich im Prinzip jeder Arzt nennen, da es sich um kein definiertes Fachgebiet handelt. Ein Experten-Komitee er- arbeitet daher derzeit eine Norm für ästhetische Chirurgie, um Klarheit in die „Graubereiche des boomenden Marktes“ zu bringen, so Komitee-Leiter Dr. Karl Grün. Sanfte Methoden liegen im Trend. Das bestätigt auch Dr. Greta Nehrer, die 2010 eine Ordinations-Außenstelle im Royal Spa Kitzbühel eröffnete. „Dies liegt vor allem daran, weil bereits nach einer kurzen Zeit eine Rückkehr ins Berufsleben möglich ist“, meint die Schönheitschirurgin. Zudem sind Risiko und finanzielle Belastung bei nicht-operativen ästhetischen Maßnahmen tendenziell geringer. Dazu zählen u.a. Behandlungen mit Botox, Faltenunterspritzungen mit verschiedenen Füllmaterialien (z.B. Hyaluronsäure), Fruchtsäure- oder chemische Peelings, Dermabrasion oder Laserbehandlungen. Wer etwa seine Falten loswerden möchte, muss sich nicht zwangsläufig einem chirurgischen Lifting (Kosten je nach Aufwand ab ca. 2.500 bis zu 15.000 Euro) unterziehen. Als schnittfreie Alternative hat sich die Thermage einen Namen gemacht. Dabei kommen hochfrequente Radiowellen zum Einsatz, die durch Hitze einen sanften Lifting-Effekt herbeiführen. Die Methode, zu deren Fans Talk-Queen Oprah Winfrey oder Topmodel Linda Evangelista gehören, verspricht straffere Haut, sichtbare Hautverjüngung und Faltenglättung. Kostenpunkt: Im Schnitt zwischen 1.200 und 3.500 Euro. Auch die Unterspritzung mit Hyaluronsäure (einem körpereigenen Bestandteil, der in der ästhetischen Medizin in Gel-Form zur Anwendung kommt) wird häufig im Kampf gegen Falten eingesetzt. Mit ihrer Hilfe wird Zornes- oder Dekolletee-Falten zu Leibe gerückt, ebenso möglich sind u.a. das Auffüllen von Au- elite SANFTE METHODEN genringen, Lippenmodellierung oder sogar Penisvergrößerung – je nach körperlichen Voraussetzungen, versteht sich. Hyaluronsäure soll wachstumsfördernd auf Zellen wirken und eine Neubildung von Kollagenfasern auslösen. Der Effekt: Wird beispielsweise eine Nasolabialfalte einmal damit behandelt, wird sie selbst nach vollständigem Abbau der Hyaluronsäure nicht wieder die ursprüngliche Tiefe erreichen. Die Behandlung kostet im Schnitt ab 350 Euro pro Ampulle. Etwas teurer ist die Penisvergrößerung (ca. 1500 Euro). Sehr beliebt – aber auch immer wieder diskutiert – ist die ästhetische Behandlung mit Botox. Ab rund 200 Euro pro Behandlung geht es damit den Falten an den Kragen. Botox wird direkt in den Muskel injiziert (der durch zu starke Kontraktion eine Falte verursacht). Der Wirkstoff Botulinumtoxin A hemmt die Übertragung von Nervensignalen an den Muskel, der sich somit entspannt. Botox wird auch zur Behandlung von übermäßigem Schwitzen eingesetzt. Immer wieder wurde und wird Botox kritisiert: Maskenhafte Gesichter oder sogar verminderte Gehirnleistung wurden dem Präparat angelastet. Experten wehren sich gegen diese Angriffe: Immer vorausgesetzt, dass richtig dosiert werde, sind die Nebenwirkungen gering, Langzeitwirkungen seien keine bekannt. Ein umfassendes Spektrum bietet der Bereich der Laser-Behandlungen: Mit dem Fractionallaser können etwa Augen- und Mundfältchen oder ein schlaffes Dekolletee behandelt werden, ein Farbstofflaser eignet sich für Pigmentflecken, der Diodenlaser im Kampf gegen Couperose oder lästige Härchen (zumindest für dunkle) usw. Auch bei Tätowierungen, Dehnungsstreifen oder den verhassten Besenreisern kann eine Laserbehandlung Abhilfe schaffen. In punkto Kosten gibt es entsprechend der breit gefächerten Möglichkeiten ebenfalls eine große Spannweite: Von durchschnittlich unter 100 Euro (z.B. Entfernung erweiterter Äderchen) bis über 1.000 Euro. Bei Tätowierungen wird der Preis zum Teil nach Quadratzentimetern berechnet. Vorsicht: Softe Methoden bedeuten nicht, dass es dabei nichts zu beachten gibt. Wer Risiken und Nebenwirkungen gering halten will, fragt seinen Schönheitsdoc. Ist dieser kompetent und seriös, wird er eine Behandlung ohnehin nicht ohne eingehendes Beratungsgespräch durchführen. Dann erst wird spruchreif, welche Methode bzw. welches Präparat sich am besten eignet, wann der richtige Zeitpunkt dafür ist und was nach der Behandlung zu beachten ist – um die Sache zu einem schönen Ende zu bringen. ❦ NERVENSACHE. Stark gefragt und heiß umstritten: BotoxBehandlungen wurde sogar eine negative Auswirkung auf das Gehirn nachgesagt – Experten dementieren derlei Nebenwirkungen. Top Five ohne Skalpell Der Wirkstoff Botulinumtoxin A wird z.B. zur Behandlung von Stirnfalten, Krähenfüßen und Zornesfalten eingesetzt. Das bekannteste Präparat, das zum Synonym für diese Art von Behandlung wurde, ist BOTOX. Eine Auffrischung ist etwa alle 6-9 Monate nötig. Eine Verschönerung der Hautoberfläche wird mit dem CHEMICAL PEEL erreicht: Unregelmäßigkeiten und Alterserscheinungen werden durch eine Ablösung von Hautschichten entfernt. Eingesetzt werden dafür ätzende Substanzen wie Fruchtsäure (leicht), Trichloressigsäure (mittel) und Phenol (tiefes Peeling). Zur FALTENUNTERSPRITZUNG mit Füllmaterialien werden aufpolsternde Substanzen (z.B. Hyaluronsäure-, Kollagen-, Milchsäurepräparate) verwendet. Eine Auffrischung wird gewöhnlich nach 6-12 Monaten nötig. LASER wird u.a. zur Behandlung von Rötungen oder erweiterten Äderchen, zur Haaroder Tattoo-Entfernung oder gegen Pigmentflecken eingesetzt, aber auch zur Fältchenreduktion. Laserbehandlungen sollten idealerweise im Winter durchgeführt werden. Die sanfte Alternative zum chirurgischen Lifting ist die THERMAGE (Thermalift). Die unteren Hautschichten werden durch hochfrequente Energie erhitzt. Studien zufolge hält der Verjüngungseffekt fünf bis sieben Jahre an. elite 129 elite INTERVIEW ❜ Die Zusatzausbildung für ästhetische Medizin ist meiner Ansicht nach vom Gesetzgeber nicht ausreichend geregelt. Voraussetzung sollte sein, dass von jenem Bereich bzw. Organ, mit dem ich mich beschäftige, eine profunde Kenntnis vorhanden ist. ❜ 130 Wenn man einen Porsche kauft und es tritt ein Problem auf, bringt man ihn in eine Porsche-Werkstatt – und nicht nach Ungarn zu einem billigen Bastler. Seltsamerweise tun manche aber genau das mit ihrem Gesicht. elite Herr Dr. Palatin, Sie sind Dermatologe und haben sich auf kosmetische Korrekturen spezialisiert. Wir bezeichnen das als Spezialisierung auf das ästhetische Fach. Eine Korrektur würde bedeuten, dass etwas nicht in Ordnung ist – davon gehe ich nicht aus. Meine Philosophie zielt nicht darauf ab, Menschen zu verändern, sondern sie in einem optimalen Zustand zu halten. Oberstes Gebot ist die Sanftheit. Was heißt das genau? Wir haben in der ästhetischen Medizin eine besondere Situation: Mir sitzt, im Gegensatz zu anderen Fächern, ein gesunder Mensch gegenüber. Das Wort Patient kommt vom lateinischen patio, das heißt: Ich leide. Der ästhetische Patient leidet nicht. Er ist nicht krank, sondern möchte eine Verbesserung seiner Lebenssituation. Meine Aufgabe ist es, diesen Wunsch zu erfüllen – und zwar so behutsam, dass aus dem gesunden Menschen kein kranker wird. Haben Sie auch männliche Patienten? Frauen sind nach wie vor in der Mehrheit, aber der Trend zeigt bei Männern eindeutig nach oben. Ungefähr 30 Prozent meiner Patienten sind männlich. Ist es schon vorgekommen, dass Sie eine Behandlung abgelehnt haben? Das ist leider das, was ich am häufigsten mache. Die Hohe Schule unseres Fachs ist das Nein-Sagen. Sicherlich bin ich auch an meinem ökonomischen Erfolg interessiert. Aber zufriedene Patienten sind die treuesten Patienten. Meine Patienten sollen sich nach einer Dr. Palatin Ästhetik-Experte und Dermatologe Dr. Michael Palatin im elite-Interview über die hohe Kunst des Nein-Sagens, falsche Versprechungen der Kosmetik-Industrie und warum er von Medizin-Tourismus nichts hält. elite INTERVIEW Behandlung bei mir nicht der Diskussion aussetzen müssen, ob das eine gute oder eine schlechte Idee war. Ästhetische Medizin ist in den Medien sehr präsent. Ein ehemaliges TabuThema scheint salonfähig zu werden. Es wird sogar zum Prestige-Objekt. Die furchtbare Entwicklung in dieser Branche ist folgende: Die Patienten werden durch Medien über diverse Möglichkeiten informiert, entwickeln Bedürfnisse und meinen dann, sie könnten wie in einem Supermarkt aussuchen, was sie gerne hätten. Dabei sind sie völlig ahnungslos. Eine noch häufigere Triebfeder ist, dass man bei jemand anderem eine Verbesserung durch eine Behandlung sieht. Und dann genau dasselbe will. Das ist selten sinnvoll, denn jeder Mensch hat eine andere Konstellation. Das Schlimmste, was den meisten Patienten passieren könnte, ist, dass man ihnen exakt ihre Wünsche erfüllt. Man kennt Hyaluronsäure & Co auch von Beauty-Produkten. Naiv gefragt: Warum soll ich viel Geld für eine Behandlung ausgeben, anstatt mir einfach eine Creme mit diesem Bestandteil zu kaufen? Wenn eine Creme könnte, was ich kann, wäre ich arbeitslos. Selbstverständlich würden die meisten Patienten lieber eine Creme auftragen als sich der ökonomischen und körperlichen Belastung einer ärztlichen Behandlung auszusetzen. Was die kosmetische Industrie da verspricht, ist nicht wahr. Es gibt – zum Glück – sehr straffe Vorschriften, was eine Creme beinhalten und bewirken darf. Wenn man sich die EU-weite Kosmetikverordnung, die sich auch mit der amerikanischen oder asiatischen weitgehend deckt, durchliest, muss man über solche Werbung lächeln. Weshalb? Weil da im Klartext steht, dass in einer Creme nichts enthalten sein darf, das wirkt. Das hat einen guten Grund: Der Konsument darf sie selbst auswählen. Hätte eine Creme eine starke Wirkung – die auch immer mit Nebenwirkungen verbunden ist –, dann müsste ein Fachmann entscheiden, ob das Produkt geeignet ist. Was der Gesetzgeber der kosmetischen Industrie aber freistellt, ist die Gestaltung der Werbung. Tatsache ist: Nur ganz wenige Substanzen können über die Haut in den Organismus penetrieren. Deshalb ist es illusorisch, sich von am freien Markt erhältlichen Cremes große Wunder zu erwarten. Kliniken im osteuropäischen Ausland werben mit bis zu 70 Prozent billigeren Behandlungen als in Österreich. Sehen Sie das als Bedrohung? Für mich persönlich nicht. Ich halte aber wenig von Medizin-Tourismus. Idealerweise kann ein Patient ein gutes Verhältnis zu einem Arzt aufbauen. Das ist schwierig, wenn er weit weg ist. Ebenso verhält es sich mit Nachgesprächen. Ich halte es auch für keine gute Idee, nach einem (größeren) Eingriff zu reisen. Woran erkenne ich als Patient, ob ich mich in seriösen Händen befinde oder an einen Scharlatan geraten bin? Das ist schwierig. Allerdings wundere ich mich manchmal über eine gewisse Naivität von Patienten. Wenn man einen Porsche kauft und es tritt ein Problem auf, bringt man ihn in eine Porsche-Werkstatt – und nicht nach Ungarn zu einem billigen Bastler. Seltsamerweise tun manche aber genau das mit ihrem Gesicht. Aber auch im Inland: Woher weiß ich, ob es eine Porsche-Werkstatt ist? Man sollte darauf achten, über welche Ausbildung und fachliche Qualifikation ein Arzt verfügt. In der ästhetischen Medizin gibt es meiner Ansicht nach zwei Gruppen, die berufen sind: Plastische Chirurgen und – für die konservativen, nicht-chirurgischen Methoden – Dermatologen. Die Zusatzausbildung darf aber jeder Mediziner machen … Die Zusatzausbildung für ästhetische Medizin ist meiner Ansicht nach vom Gesetzgeber nicht ausreichend geregelt. Voraussetzung sollte sein, dass von jenem Bereich bzw. Organ, mit dem ich mich beschäftige, eine profunde Kenntnis vorhanden ist. Sonst ist es, als würde man ein Haus aufstocken, ohne ein Fundament zu haben. Manche Mediziner trauen sich aber mit ungeheurem Selbstbewusstsein zu, im ästhetischen Gebiet zu wildern. Was ist für Sie „schlecht gemacht“? Jede Behandlung, bei der hinterher augenfällig ist, dass etwas gemacht wurde. Es gibt unglaublich viele Varianten von Schönheit. Diese Vielfalt sollte man bestehen lassen. Das genetische Geschenk sollte optimal ausgenützt werden. Vom „Umfrisieren“ auf einen anderen Typ halte ich nichts. Damit sprechen Sie sich aber gegen Schönheits-OPs aus; der sichtbare Effekt ist dort immerhin gewollt. Das muss man differenziert sehen. Bedenklich finde ich, wenn 14-Jährige aufgrund eines Modetrends nach Korrekturen lechzen. Es ist normal, dass in diesem Alter der Blick in den Spiegel nicht immer Zufriedenheit hervorruft. Wenn man Jugendlichen aber zur Matura eine Schönheitsoperation schenkt, wie das in den USA häufig passiert, ist das aus der Norm. Sind Sie bei jungen Patientinnen strenger? Ja, viel strenger. Ich habe viele junge Patienten, die mit dem Thema „schöne Haut“ zu mir kommen. Dafür habe ich absolutes Verständnis; Akne und unreine Haut können ein Fluch sein. Wenn aber eine 17-Jährige die Lippen aufgespritzt haben will, spiele ich nicht mit. Da wollen junge Menschen etwas imitieren, das sie nicht reflektiert haben. Darf man, sollte man zu seiner Behandlung stehen? Ich finde es kindisch, nicht dazu zu stehen. Nur weil man älter wird, akzeptiert man ja auch nicht, dass einem drei Vorderzähne fehlen. Nur: Ich lasse mir ja von meinem Zahnarzt keine Milchzähne implantieren. Manche Frauen erwarten aber von mir vergleichsweise genau so etwas. Das ist lächerlich. Es muss zum Alter passen. Und dann kann man auch offen dazu stehen. ❦ Vielen Dank für das Gespräch. elite 131 elite LUXUS-MOBIL OBEN OHNE. Ein Steuerberater mit Benzin im Blut: Max Lauda verhätschelt seinen Jaguar nicht nur, er gibt auch regelmäßig die Sporen. Das hält Mensch und Maschine auf Trab. Katzendompteur Er will ja nur spielen. Steuerberater Max Lauda hat nicht nur seine Bilanzen im Griff. Der Oldtimer-Rallye-Fahrer zähmt in seiner Freizeit auch gerne edle britische Katzen aus Blech. Für elite führte er seinen wertvollsten Schatz – den Jaguar XK 140 Drop Head Coupé – Gassi. Wir folgten seiner Fährte. E chte Schätze glänzen hierzulande im Verborgenen. Exzellent erhaltene Exoten, rare Oldtimer, illustre Zeitzeugen fristen ihre alten Tage in sorgfältig verschlossenen Garagen, genießen die persönlichen Streicheleinheiten und die Hochglanzliebe ihrer Eigentümer und sind nur ganz selten in freier Wildbahn zu beobachten – wenn sie 40 elite ihre Eigner Gassi führen. Doch manche komme öfters an die frische Luft, wie jenes Kätzchen von Max Lauda. Tierschützer. Der Jaguar XK 140 Drop Head Coupé ist so eine vom Aussterben bedrohte Raubkatze. Ein geducktes längliches, jederzeit zum Zupacken bereites sprunghaftes Wesen, von dem nur 2.700 Exemplare existieren. Dieser hierzulande seltene Jaguar bedarf eines gewieften Dompteurs. In unserem Fall eines Mannes, den man praktisch nie in den Societykolumnen, im Scheinwerfer, in der plattitüden Öffentlichkeit der erstbesten Gesellschaft findet. Das hängt ein bisschen mit Tradition, ein bisschen mit dem Namen, dem Fotos: Roland Froschauer Von CHRISTIAN W. MUCHA elite LUXUS-MOBIL ER WILL JA NUR SPIELEN. Max Lauda mit seinem Prachtstück, dem Jagur XK 140. Obwohl Baujahr 1955, hat das Kätzchen stolze 210 PS unter dem Fell und schafft so 225 km/h. Miau! Beruf und ein bisschen mit seiner inneren Einstellung zusammen. Manche mögen es auch Charakter nennen. Wir sprechen hier von Max Ritter von Lauda. Der stammt aus einer – in der Monarchie geadelten – Familie, die Tradition, Familiensinn und Contenance bis in 21. Jahrhundert hinüber gerettet hat. Ja, so etwas gibt es noch. Und weil derselbe die unangenehme Aufgabe hat, einer der Vorstände der Mucha Privatstiftung zu sein, blieb ihm kaum etwas anderes übrig, als sich von uns ablichten zu lassen. Der elite-Leser dankt es an dieser Stelle. Benzinblütler. In den Kreisen, in denen die Laudas sich bewegen, fragt man ja üblicherweise nicht. elite 41 elite LUXUS-MOBIL UNDERSTATEMENT. Edle Details, wie jene Inschriften über die Siege in Le Mans, verstärken die Faszination, die vom Jaguar XK 140 aus geht. Die Sexy-Linie der Karosserie ist – für britische Verhältnisse – beinahe schon als frivol einzustufen. Wenn doch, dann wäre die erste Frage stets dieselbe: Sind Sie verwandt mit Niki Lauda? Die richtige Antwort lautet: „Ja!“ Die aus dem Lauda-Clan haben alle Benzin in den Adern. Und Max, der XK 140-Fahrer, brachte schon unseren armen Verleger an den Rand eines Nervenzusammenbruchs, als er mit einem Mini Cooper vor über 30 Jahren ins Oberinntal düste, um dort im Zollfreigebiet bei Samnaun über die Sandstraße zu driften. Damals fuhren die Einheimischen von Nauders aus die Strecke in zehn Minuten. Lauda schaffte das unter acht – mit Vollvisierhelm und Sechs-Punkt-Gurt. Das Erbrochene des Verlegers auf dem Beifahrersitz tat der Freundschaft keinen Abbruch. Im Jahr darauf begann die Rennkarriere von Max Lauda, die allerdings immer Hobby blieb. Nach nationalen Tourenwagenrennen folgte neben dem Studium eine Zeit als Kartfahrer, in der er sich nach Siegen in der österreichischen Staatsmeisterschaft auch bei der Kart-Weltmeisterschaft u.a. gegen Leute wie Ayrton Senna (damals noch „Senna da Silva“) matchte. Doch schließlich entschloss sich ML für Familie und einen bürgerlichen Beruf. Als Wirtschaftsprüfer und Steuerberater wurde er dann wegen seiner vermeintlichen Rechenkünste von einem Freund als Rallye-Copilot angeheuert. Doch bald wechselte er auf die ihm gewohntere Fahrerseite und fährt heute pro Jahr ein paar Oldtimer-Rallyes, die einem 57-jährigen Körper besser bekommen als die harten Karts. Spielzeug. Aber kommen wir nun zu seinem Spielzeug, das er mittlerweile seit sechs Jahren bewegt. Vorausgesetzt seine Werkstatt hat nicht daran zu basteln. Aber das muss er schon selbst erzählen: Blitzporträt Max Lauda NAME: GEBOREN: STERNZEICHEN: FAMILIENSTAND: AUSBILDUNG: HOBBIES: 42 elite Mag. Max Lauda 1953 in Wien Skorpion verheiratet, zwei Söhne Wirtschaftsuniversität, geprüfter Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Er besitzt den Pferdehof Gut Hartberg für alte und kranke Pferde, die dort auf artgerechte Art und Weise in der Gruppe gehalten werden. elite LUXUS-MOBIL MÄNNERTRAUM. Max Lauda wusste es schon in seiner Kindheit: „Der Jaguar ist mein absoluter Traumwagen.“ Ans Steuer darf manchmal sogar seine Ehefrau, allerdings erfordert das Schalten einiges an Kraftaufwand und einiges an Fingerspitzengefühl. Sind Sie Oldtimerfan im Allgemeinen oder Jaguarfan im Speziellen? Ich bin ein Automensch durch und durch. Schon mein Vater hatte einen Jaguar als Dienstwagen. Das hat mich als Kind geprägt. Mein Traum war immer ein Jaguar E, ich habe dann aber gefunden, dass der XK 140 einfach die schönere Linie hat. Ich habe über Jahre nach so einem Auto gesucht und schließlich auch gefunden. Damals war der XK zwar auch nicht billig, aber so ein Auto hat man nicht nur ein paar Jahre. Und eine gute Wertanlage ist es auch. Mit welchen Wertpapieren kann man schon so viel Spaß haben? nichts von der Straße, keine Unebenheit, keine Wellen. Beim Jaguar müssen Sie noch ins Lenkrad greifen, Sie spüren jeden Kieselstein am Boden. Das schnelle Bewegen dieser alten Autos macht einfach Spaß. Ich fahre damit bei Oldtimer-Rallyes mit. Der XK ist kein Fahrzeug, das bei mir nur in der Garage steht. Welche Macken hat das gute Stück? Welches Verhältnis haben Sie zu diesem Fahrzeug? Natürlich kann man hier nicht einfach einsteigen und los fahren. Hier muss man sich viel mehr um die Technik kümmern, z.B. den Ölstand oder die Bremsen überprüfen. Es werden immer wieder Dinge kaputt. Bei meinen Rallyes habe ich immer die Ungewissheit im Hinterkopf, ob ich auch ans Ziel komme. Man muss das Fahrzeug ein wenig über die Strecke tragen: also schonend fahren, um durchzukommen. Aktuelle Automodelle sind für mich uninteressant zu fahren. Man spürt Legen Sie am Auto auch selbst Hand an? ❜ Schon mein Vater hatte als Dienstwagen einen Jaguar. Das hat mich als Kind geprägt. Ich bin ein Automensch durch und durch. Max Lauda elite 43 elite LUXUS-MOBIL WAHRE LIEBE muss man pflegen. Steuerberater Max Ritter von Lauda kontrolliert vor jeder Ausfahrt die Flüssigkeitsstände persönlich. Technisch anspruchsvollere Arbeiten erledigt aber ein Oldtimerspezialist für ihn. „Der weiß, wo man welche Originalteile bestellen kann“, so Max Lauda. ❜ Bei meinen vielen Rallyes habe ich immer die Ungewissheit im Hinterkopf, ob ich es überhaupt bis ins Ziel schaffe. Solche Autos muss man manchmal über die Strecke tragen: also schonend fahren, um ins Ziel zu kommen. Max Lauda Nein. Ich überprüfe nur die Flüssigkeitsstände. Ich habe einen guten Oldtimer-Mechaniker, der das für mich macht. Vor jeder Rallye gibt es einen Check. Außerdem weiß er immer ganz genau, wo man Teile bestellen kann und wo es eventuell gebrauchte gibt. Was sagt Ihre Frau zu diesem Hobby? Sie ist auch begeistert. Wir fahren jetzt gemeinsam in die Schweiz. Da- elite Darf Ihre Frau auch ans Steuer? Ich habe sie unlängst fahren lassen. Das Fahrzeug ist allerdings sehr schwer zu beherrschen. Beim Schalten muss man Zwischengas geben. Aber Frauen haben oft ❦ mehr Gefühl als Männer. Jaguar XK 140 Drop Head Coupé Fachleute bezeichnen dieses Modell oft als den SCHÖNSTEN JAGUAR aller Zeiten. Die Linienführung und die ausladenden Rundungen vermitteln einen fast erotischen Gesamteindruck. Mit der XK-Baureihe begann bei Jaguar auch der sportliche Erfolg. Immerhin gewann Jaguar mit diesem Automobil in den Jahren 1951, ’53, ’55 und ’56 das Rennen von LE MANS. TECHNISCHE DATEN MOTOR: V6 HUBRAUM: 3442 ccm LEISTUNG: 210 PS 44 bei bewegen wir uns immer auf den Nebenstraßen. Da sind wunderbare Pässe zu finden. Ist das Wetter gut, dann genießt sie es wie ich. V-MAX. BAUJAHR: SCHALTUNG: 225 km/h 1955 4 Gang, Overdrive Ihr verlässlicher Partner rund ums Boot* Ortner Boote GmbH • Zehenthofstraße 26 • A-9500 Villach • Austria Europe • Tel. ++43 (0) 4242 41310 Fax ++43 (0) 4242 42780 • E-Mail: [email protected] • http://www.ortner-boote.com * Ortner Boote berät die Elite auch wahrhaftig und mit Sachverstand in Sachen Elektroboote und Wasserskiboote elite PELZE Die Pelz-Lüge „Nur reiche Leute sollten Pelz tragen. Wenn du ihn dir nicht leisten kannst, dann vergiss es. Benutze ihn nicht als Anlage, um Leuten zu zeigen, wie reich du bist. Benutze ihn wie ein billiges, selbstgestricktes Ding. Er ist wie ein großer Stein. Schön, wenn du einen großen Stein hast, aber wenn es dich finanziell in Schwierigkeiten bringt, den Stein zu besitzen, dann hol dir keinen.“ Klaus Lagerfeld, Mode-Designer 138 elite elite PELZE KUNSTWERKE AUS FELL. Die Herstellung eines Pelzes ist sehr aufwändig, da diese meist nach Maß gefertigt werden. Entsprechend begehrt sind Designer-Schnittmuster. W enige Tage nach Erscheinen der ersten Ausgabe von elite, wo wir die wunderbare Pelz-Fotostrecke gebracht hatten, passierte Merkwürdiges: Eine aufgedunsene, extrem nach Parfum riechende Blondine, Baujahr Spätfünfziger-Jahre, stürmte förmlich das Büro, in dem elite produziert wird. Sie wolle, schrie sie, sofort den Chefredakteur sprechen. Fotos mit freundlicher Genehmigung von Pelzhaus Liska Aufgedeckt. Waltraud Dimand, die freundlichste aller Empfangsdamen zwischen Wels und Wladiwostok, die dank ihrer jahrelangen Erfahrung freilich auch über ein ausgeprägtes Abwimmel-Potenzial verfügt, beschloss, wider ihre Natur, der blonden Vertrocknung nachzugeben: Schon wenig später enthüllte die ihr schreckliches Geheimnis. Dies mag zu einem veritablen Skandal im Pelz-Gewerbe führen – oder auch nicht. Die Frage ist nur, wieviel Tusch da noch ins Spiel gebracht wird. Zum Vertuschen. Mit weit ausholenden Gesten startete die Blondine bei Adam und Eva, um zur aktuellen Situation der Pelzhändler zurückzukehren: „Alles“, so meinte sie, „wird kopiert: Mein Mann hat jüngst eine RolexUhr um 480 Euro gekauft, perfekt. Selbst die Datumseinstellung funktioniert. Im Bazar von Istanbul bekommt man falsche Taschen, falsche Brieftaschen, falsche Kostüme, gefälschte Hermès-Tücher. Aber das, was ich erlebt habe, schlägt alles.“ Mittlerweile hatten wir uns ein wenig Zeit genommen, die dralle Endfünfzigerin unter die Lupe zu nehmen. Ihr Schmuck war echt, das Gewicht lag – trotz eines Werktages – bei definitiv über 5 Karat. Das Kostüm hörte auf den eleganten Namen „Prada“, die Schuhe kosteten wenigstens 500 Euro und der Nerz, den sie nicht an der Garderobe abgegeben hatte, sondern der neben ihr auf dem Besprechungssessel lag, war auch nicht gerade von schlechten Eltern. Was sie uns danach enthüllte, konnten wir kaum glauben. Sie hatte bei einem namhaften, mit seiner Internationalität prahlenden Pelzhaus einen Markenpelz – sauteuer – von einem italienischen Designer gekauft. Der hing dort unter Dutzenden anderen und sie wollte ihn, weil er ihr perfekt passte, sofort mitnehmen. Bezahlt wurde bar. Das gute Stück war schon verpackt, als plötzlich der Filialleiter heranstürmte. Es gäbe da noch ein kleines Problem. Der Mantel müsse unbedingt noch drei Tage hier bleiben, danach könne sie ihn haben. Frau N.N. (Name ist der Redaktion bekannt) protestierte, doch alles half nichts. Also zog sie mit einer Bestätigung für den bereits bezahlten Pelz und ohne das gute Stück ab. „Die nächsten Tage“, so erzählte sie uns, „plagten mich Albträume.“ Pelz-Kopien. Wollte man sie um das gute Stück prellen? War die Firma in Konkurs? War der von ihr bezahlte Kaufpreis für alle Zeiten verloren? Wollte man ihr einen anderen Pelz unterjubeln? Bei der Abholung war alles in Ordnung. Sie probierte das gute Stück, erinnerte sich an einen kleinen Faden, der ihr schon beim Kauf auf der linken Innenseite aufgefallen war und kehrte glücklich nach Hause zurück. Und wenn sie nicht gestorben ist, dann trägt sie ihn noch heute. Leider hat das Märchen noch ein kleines Nachspiel. Wenige Wochen ❜ Man kann davon ausgehen, dass ein Schnittmuster über den Pelz gelegt wurde, um ihn zu kopieren. In den nächsten Monaten kommen dann fein säuberlich kopierte Markenpelze mit diesem Schnittmuster auf den Markt. Viele Markenpelze sind einfach keine Originale mehr. Frau N.N., geprellte Pelz-Kundin aus Wien elite 139 elite PELZE später wollte die dralle Dame den besten aller Ehemänner mit einem faszinierenden Sexspiel überraschen und schlüpfte nackt in ihren neuen Pelz, was ihr nicht gut bekam. Denn sie jagte sich zwei Stecknadeln in ihren Körper. Die befanden sich im Pelzmantel. Wozu, so fragte sich die Gute, stecken in einem nagelneuen Modellpelz, einem italienischen Top-Markenprodukt jüngster Provenienz der aktuellen Saison, zwei lange Stecknadeln. Die Erklärung verriet ihr eine gute Freundin, die Insiderin und Schneiderin ist. „Was glaubst denn du“, grinste die, „die haben in den drei Tagen, wo der Pelz im Geschäft zurückblieb, das gute Stück abgenommen, haben es umgedreht, haben Schnittmuster über das bestehende Stück gelegt, um es zu kopieren. Das Papier, mit dem die Schnitte hergestellt werden, wird mit Nadeln an das bestehende Stück angeheftet. Zwei haben die wohl vergessen. Du kannst davon ausgehen, dass in den nächsten Monaten mehrere Exemplare deines individuellen, sauteuren Markenpelzes unter demselben Markennamen, fein säuberlich kopiert, mit hervorragenden Pelzen hergestellt, dann wieder auf den Markt kommen werden.“ Dieses wollte uns die Gute erzählen. Und sie ruft via elite die Kundinnen auf, einmal ganz genau nachzuschauen, ob ihre Markenpelze, die sie gekauft haben, auch wahrhaftig Originale sind. Wenn nicht, dann sollte man sich an elite wenden. Doch nun zu unserer geplanten Pelz-Reportage: WIEDER EN VOGUE. Der Kampfschrei der Tierschützer „Lieber nackt als mit Pelz“ ist längst verhallt. Zumindest scheint sich kaum ein StarDesigner heute mehr daran zu erinnern. 140 elite Pelze reloaded. Pelz erlebt eine Renaissance. Nicht nur in der High Society, auch allgemein. Und jedes Modehaus, das etwas auf sich hält, bringt auch eine Prêt-à-porter-Kollektion in Pelz auf die Laufstege dieser Welt. Heute gibt es kaum mehr einen Designer, der darauf verzichten wollte. Das war nicht immer so. Noch 2007 hatte sich Ralph Lauren mit PETA (People for Ethical Treatment of Animals) dahingehend geeinigt, keine Pelze mehr zu verarbeiten. 2010 präsentierte er in New York fünf Modelle, die Pelze mal stärker, mal dezenter eingearbeitet hatten. Auch in seiner am 17. Februar 2011 in New York präsentierten Kollektion nutzte er Pelz als Aufsatz. Pelz ist also wieder im Kommen. Und die durch eine Wertveränderung erfolgte Baisse der Pelzmode in den letzten zwanzig Jahren hat die Branche dazu genutzt, sich inhaltlich zu verändern und moderner zu werden. Die Designs der Branche haben sich verändert und auch ihr Zugang zur Öffentlichkeit. Man stellt sich den Gegebenheiten und den Argumenten, die immer wieder gegen sie vorgebracht werden. Viele Herangehensweisen wurden geändert, sowohl im Stil wie auch in der Verarbeitung. So werden hauptsächlich nur noch Tiere aus der menschlichen Nahrungskette verarbeitet wie Lamm oder Kaninchen. So werden leichte Stoffe mit feinem Pelz kombiniert. Die Pelzbranche ist dabei, sich selbst neu zu erfinden. Und auch die Saison für Pelz wurde verlängert. Durch die neue Herangehensweise der Aufsätze oder Zwischenstücke ist Pelz auch in den Frühlings- und Herbstmonaten zu tragen, während die früheren schweren Pelze ausschließlich für die kalten Wintertage vorgesehen waren. Aber auch die gibt es heute noch. Pelze „Who is Who“. Die am häufigsten verarbeiteten Pelze sind jene aus der menschlichen Nahrungskette, also Lamm und Kanin. Das wohl bekannteste Lammfell ist der sogenannte Persianer. Es ist leicht erkennbar am klein und dicht gekräuselten Fell. Seine natürliche Farbe ist entweder schwarz, weiß, grau oder silbergrau. Etwas seltener kommt es auch in braunen und beigen Variationen vor. Die Felle kommen meist aus der freien Tierhaltung Afghanistans, der GUS-Staaten oder Namibi- elite PELZE as. Der klassische Pelz für Schaffellmäntel stammt vom Boscount, das auch Tibetlamm genannt wird. Es stammt aus der asiatischen und europäischen Tierhaltung zur Fleischgewinnung. Ebenso bekannt, wenn auch schon nicht mehr aus der menschlichen Nahrungskette, ist der Rotfuchs. Diese Felle stammen oft aus Australien, weil dort eine Überpopulation des Rotfuchses vertreten ist; das ist auch ein ökologisches und ein Gesundheitsproblem, weil der Rotfuchs ein Krankheitsüberträger ist. Weitere Fuchsfelle sind der Blaufuchs, dessen Fell durch zahlreiche Schattierungen sowie eine Mischung aus dicken und dünnen Haaren bestimmt ist, sowie der Silberfuchs, der wie der Blaufuchs aus der Fanghaltung stammt. Das Haar ist lang, glänzend und leicht und in der natürlichen Färbung schwarz oder weiß, was einen silbernen Schimmer erzeugt. Ein Tier, das auch in Europa durch Überpopulationen von sich reden macht, ist der Waschbär. Die Oberfläche des Pelzes ist helldunkel gestreift gezeichnet. Die langen Haare sind besonders wasserabweisend. Das Nutria-Fell ist gekennzeichnet durch das typisch dichte Unterfell und lange, glänzende Deckhaare. Auch der Nutria wird in vielen Ländern aufgrund von Überpopulationen gejagt. Ebenso wird auch die Bisamratte vor allem in Holland und den USA gejagt, weil das Tier dort wichtige Dämme unterhöhlt und unwirksam macht. Das Unterfell ist wasserdicht und die Oberhaare lang und glänzend. Dabei reichen die Farben von hellbraun bis schwarz. Marder-Pelze stammen hauptsächlich aus Kanada und den USA. Das Unterfell ist weich und seidig, das Oberfell ebenso weich und glänzend. Auch der Nerz, der sogenannte „Königspelz“, ist eine Marder-Art – ebenso wie das Hermelin (Großes Wiesel) –, der durch die Säumung von Krönungsumhängen der Könige berühmt wurde, heute jedoch nicht mehr verarbeitet wird. Der Nerz ist durch moderne Verarbeitungsmethoden leicht und seidig. Der wohl teuerste Pelz ist der Zobel. Der Zobel stammt aus der Gattung des Echten Marders und ist hauptsächlich in der russischen und asiatischen Taiga beheimatet. Die sehr dichte Behaarung ist mittellang, feinseidig und außerordentlich weich. In seiner natürlichen Fär- RAFFINIERT. Im Trend sind gefederte und gewirkte Pelze. Manchmal wird Pelz mit anderen Materialien kombiniert. ❜ Pelz ist ein Naturprodukt. Pelz ist warm und leicht. Pelz ist ein wertvolles Produkt. Ein Produkt, das mehrmals in der Fasson verändert werden kann. Und Pelz ist ein Stück, das man jahrzehntelang haben, tragen und besitzen kann. Das alles macht Pelz zu dem einzigartigen Produkt, das es ist. Michael Gnädig, Kürschner, stv. Innungsmeister Wien elite 141 elite PELZE bung ist der Zobel dunkelbraun mit Schattierungen von braungelb bis tiefdunkelgelb. Der Kehlfleck variiert von grau bis rötlich-orange. Oft ist er auch nur angedeutet. Beim Zobel muss man zwischen dem Russischen oder Sibirischen Zobel und dem amerikanischen Zobel (Fichtenmarderfell) unterscheiden. Berühmt wurde der Zobel auch als Kronenzobel, der vom russischen Zaren an ausländische Würdenträger verschenkt wurde. NEUE PELZ-IDEEN. Heute wird ein Großteil der Pelze als Versatzstücke genützt. Viele Pelze werden auch als Einarbeitungen in klassische Stoff-Textilien verwendet. Dazu wirken sich neue Veredelungsmethoden auf die Designs aus. 142 elite Veredelungstechnik. Neben dem natürlichen Fell haben sich unterschiedlichste Veredelungstechniken entwickelt, die entweder den Tragekomfort erhöhen oder die Optik noch exquisiter gestalten sollen. Für den Tragekomfort ist das Rupfen eine der wichtigsten Veredelungstechniken. Dabei wird das Deckhaar – die sogenannten Grannen – entfernt und das weiche Unterfell stark betont. Das Ergebnis ist ein leichterer und weichere Pelz. Dasselbe gilt für das Scheren, wobei mit einer Schermaschine der Pelz auf die gewünschte Länge – Minimum 0,5 mm – gekürzt wird. Auch hier ergibt sich neben dem Ergebnis der besonderen Oberfläche auch ein leichteres Fell. Die womöglich bekannteste Technik für die optische Gestaltung, aber auch für den Tragekomfort, ist das Gallonieren. Dabei werden Leder-, Bänder- oder Stoffstreifen abwechselnd mit Pelzstreifen verarbeitet, um Gewicht und Volumen des Gewandes zu reduzieren. Ein wachsender Trend ist das Verschönern oder Verzieren von Pelz, was dekorative Effekte ermöglicht. Techniken dabei sind Lochen, Umsäumen, Laserstrahlschneiden und die Maskentechnik bzw. Schablonieren. Ebenso trendig sind geflochtene und gewirkte Pelze, die – in schmalste Streifen geschnitten – als Fäden mit farbiger Baumwolle verflochten werden, was zu einer Art strickbares Garn führt. Auch das Weben ermöglicht es, Pelz mit anderen Textilien wie Wolle oder Spitze zu vermischen. Alle diese neuen Techniken und Trends geben den Designern die Möglichkeit zu größeren Gestaltungsspielräumen. Maßarbeit. Die Herstellung eines Kleidungsstückes aus Pelzen ist aufwändig, insbesondere wenn es maßgeschneidert sein soll. In Zusammenarbeit mit dem Kürschner sucht der Kunde eine Fellart aus, die ihm – oder besser: ihr – am besten zusagt. Es ist sowohl eine Frage des Geschmacks als auch der Nutzung. So wird man für stark zu strapazierende Kleidungsstücke eher Kurzhaarfelle wie Lamm, Persianer, Kanin oder Nutria auswählen, während für Abendgaraderoben und Winterausflüge eher Langhaarfelle wie Fuchs oder Marder eine gute Wahl darstellen. Nach Auswahl des Felles wird die Fasson festgelegt. Entweder hat die Kundin selbst Vorschläge dabei oder sie lässt sich vom Fachmann beraten, was denn zur Statur der Kundin passt. Danach wird Maß genommen. Die Maße nutzt der Kürschner für die Erstellung des Schnittes. Der Schnitt ist quasi der Grundriss des späteren Kleidungsstückes und ist eine herausfordernde Aufgabe, die große Qualifikation und Genauigkeit verlangt. Je nach Komplexität wird vorab auch noch ein Leinenschnitt angefertigt. Dieser Leinenschnitt ist ein aus Leinenstoff gefertigtes Duplikat des späteren Mantels bzw. der späteren Jacke. Muss ein Leinenschnitt angefertigt werden, kommt es vor dem Beginn der Pelzverarbeitung zur Leinenprobe mit der Kundin, um etwaige Stellen ausfindig zu machen, die noch besser an den Körper angepasst werden müssen, um den Tragekomfort zu erhöhen. Bei der Verarbeitung werden die ausgewählten Pelze zuerst einmal zugeschnitten. Danach erfolgt das sogenannte Aufzwecken, bei dem die elite PELZE Felle zuerst mit einer Wasserlösung bestrichen werden, dann auf einer wendbaren Pressspanntischplatte mit Luftdruckmaschinen festgeklammert werden und mit Strahlern erwärmt werden. Dies ist für die Spannung des Pelzes notwendig. Danach wird das Schnittmuster auf die Felle mit Kreide aufgezeichnet und nach dem Abzwecken zugeschnitten.Um spätere Risse durch die Nähte zu vermeiden, werden die Ränder mit speziellen in den Farben des Pelzes gehaltenen Bändern geleimt. Sie stellen praktisch eine innere, nahtlose Säumung und Sicherung des Pelzes dar. An der Nadel. Ein weiterer Schritt zur Sicherung der Qualität ist das Pikieren des Pelzes. Dabei wird ein spezieller Pikier-Stoff auf das Fell aufgenäht, in den meisten Fällen mit einer speziellen Pikiermaschine mit eigener Nadelform – die Nadel ist leicht gebogen, sodass das Leder nur halb erfasst wird. Bei sehr feinen Modellen wird auch mit der Hand pikiert. Dieser Schritt ist notwendig, damit sich das Fell nicht verzieht und die Form über viele Jahre erhalten bleibt. Nach dem Pikieren werden die größten Stücke für die Fellprobe zusammengenäht. Bei dieser Probe wird noch einmal die Passform überprüft bzw. werden Änderungen vorgenommen. Dann wird vom Kunden das Futter, also der Innenstoff, ausgesucht. Dies wird heutzutage mit speziellen Musterkarten durchgeführt, wo die Kundin eine große Auswahl an Stoffen vorfindet, die der Kürschner jedoch nicht mehr lagernd haben muss, wie dies früher noch der Fall war. Als letzter Schritt werden die nun zusammengenähten Teile wie Vorderteil, Rücken, Kragen und Ärmel zusammengenäht und das Futter eingearbeitet. Pelz-Trends. Ein Großteil der heutigen Pelze werden als Versatzstücke und Einarbeitungen in klassische Stoff-Textilien genutzt. Auch die neuen Veredelungstechniken wirken sich massiv auf die neuen Designs in der Pelzmode aus. Ein wesentlicher Trend des modernen Pelzes ist der Umstand, dass er gerne innen getragen wird. Das bedeutet, dass außen ein Stoff-Textil gezeigt wird, während als Futter der Pelz getragen wird, wodurch – gerade an kühlen Herbst- oder kalten Wintertagen – der wärmende, auch kuschelige Effekt des Pelzes im wahrsten Sinne des Wortes zum Tragen kommt. Auch Wendepelze sind trendy. Wie der Name schon sagt, kann das Stück gewendet werden, wodurch man die Möglichkeit hat zwischen Pelz- und Stoffaußenseite zu variieren. Für die Aufsätze werden vor allem Fuchsfelle verwendet. Diese sind nur ein Teil, oder in Kombination mit dem Stoff eingesetzt. Weniger häufig, aber doch oft in urbanen Räumen zu sehen, ist die über Stoff getragene Fuchsjacke, die auch gerne ärmellos getragen wird. Silberfuchs wird auch gerne zu Organze-Stoff verarbeitet und lässt sich ausgezeichnet gallonieren, was von Designern gerne verwendet wird. Nerz wird traditionell gern ausgelassen verarbeitet. Was bedeutet das? Das Auslassen bedeutet, dass ein Fell zu Längsstreifen verarbeitet wird, die aneinandergereiht Vorderseite und Rücken ergeben. Moderner ist die Technik des Aufsetzens. Dabei werden ganze Felle untereinander gesetzt – was bei einem Nerz eine Breite von ca. zehn bis zwölf Zentimeter ergibt. Pelz-Alternativen. Wer sich nicht mit echten Pelzen anfreunden kann, der muss trotzdem nicht auf das flauschige Erlebnis Pelz verzichten. Moderne Fertigungsmethoden garantieren das fast perfektes Fell-Feeling mit Webpelzen. Dabei handelt es sich um Imitate, bei denen Garne mit hohem Flor verwebt werden. Diese Fasern sind vorwiegend aus synthetischen Fasern mit einer Basis aus Baumwolle. Dabei ist das meist aus Baumwolle bestehende Grundgarn stark verzwirnt und gemeinsam mit den bereits in sich verzwirnten Florfäden werden beide Garne mittels Spezialwebstühlen auf die Sichtseite gebracht. Um ein Ausfallen der Garne zu vermeiden – sie stellen ja die Haare dar –, wird auf der Rückseite der elastische Kleber Polyurethan aufgetragen. In der Blütezeit des Webpelzes wurde er sowohl zur Fertigung von Jacken und Mäntel als auch für Auf- und Besätze und Krägen genutzt. Zu den bekanntesten Herstellern von Webpelzen in Europa zählen Girmes-Niedieck aus Deutschland und Tissavel aus Frankreich. Aber wie jedes Material hat auch der Webpelz seine Vor- und Nachteile. Die Vorteile: • KleidunginderArtvonPelz geschützter Tierarten produzierbar • Webpelzistwaschbar(Pelze werden mit in Spiritus getränktem Holzmehl gereinigt) • Webpelzistkostengünstiger als natürlicher Pelz Die Nachteile: • Verbrauchbegrenzter Ressourcen(Erdöl) • Biologischnichtabbaubar • Nichtreparierbare thermoplastische Verformung ab 60° Celsius • StatischeAuladung Aber Karl Lagerfeld, der bis vor kurzem die Pelzindustrie verteidigt hatte und einer der ersten war, die Pelz wieder nutzten, zeigte bei „seiner“ Chanel-Show in Oslo 2011 vor allem Webpelz. Welche Strategie Lagerfeld in Bezug auf Pelz verfolgt, ist unklar. Nur eines ist sicher: er wird uns und die Modewelt sicherlich wieder überra❦ schen. elite 143 elite ALTERNATIVE ANLAGEN Rock macht reich Es müssen nicht immer Aktien sein. Schallplatten, Comix, Gitarren, Jeans oder Hi-Fi-Geräte können auch gutes Geld bringen – sofern man in die richtiVon CHRISTIAN PRENGER gen Objekte investiert. 62 elite elite ALTERNATIVE ANLAGEN M anche Menschen verdienen ein kleines Vermögen in Wühlkisten. So wie der Kanadier Warren Hill, der sich im Big Apple auf Einkaufstour begab. Für schmale 75 Cent erstand er im New Yorker Stadtteil Chelsea bei einem Trödler eine reichlich alt aussehende Langspielplatte. Doch die hatte es definitiv in sich. Der neue Besitzer hielt ein Promotion-Exemplar von „The Velvet Underground & Nico“ in den Händen, mit dem sich die von Andy Warhol protegierte Band 1966 auf Plattenvertrags-Suche begab. Es handelte sich um ein Acetat, von dem nur wenige Stücke gefertigt wurden. Zu hören waren die Songs sogar in ganz anderen Versionen als auf dem späteren Debut. Hill zeigte die Scheibe einem Händler in Oregon, der hielt den Atem an: Die ersten Aufnahmen einer Pionier-Band der Rockgeschichte, Der zielstrebige Kanadier fackelte auch nicht lange. Besagtes Kleinod wurde auf dem OnlineAuktionshaus eBay um ansehnliche 25.000 Dollar verkauft. istock, privat Schwarzes Gold bringt Geld. Ob hier ein besessener Sammler sein Sparbuch für das neue Auto einfach umgeleitet hat, bleibt ungeklärt. Es könnte auch ein Investor gewesen sein, der wusste, dass schwarzes Gold mit der Zeit gutes Geld bringen kann. Denn Vinyl, von der CD zum vermeintlichen Auslaufmodell degradiert, gilt heute als Wertanlage. Rare Scheiben sind Kult, werden gesucht und erzielen öfters Fantasiepreise. Jene klingenden Glücklichmacher sind gleichzeitig auch ein deutliches Beispiel dafür, dass man nicht nur mit Aktien, Provisionen oder gar harter Arbeit reich werden kann. Es gibt gleichzeitig alternative Anlagen, die keinen Marathon zwischen Banken und Beratern erfordern. Sondern Know-how, welches nur auf den ersten Blick profane Alltags-Objekte Sammlern, Fans und anderen den Atem raubt. In Sachen schwarzes Gold sind es verschollene Alben, Platten mit Mini-Auflagen, Limited Editions, farbige Ausgaben, Fehlpressungen, Privatauflagen oder Emplare für die Presse mit unveröffentlichtenTracks. „Seltene Platten erzielen eine Wertsteigerung von rund 20 Prozent jährlich“, unterstreicht Thomas Epple, der mit www.vinyltom.at eine Anlaufstelle für Sammler betreibt. Eine sichere Bank bilden Legenden wie Rolling Stones und Beatles. Spezialmaterial der Liverpooler gehört zu den absoluten monetären Highlights. Für ein Acetat des weißen Albums löhnen Fanatiker heute rund 20.000 Euro. Paul McCartney, John Lennon und George Harrison sind noch an einem anderen Phänomen beteiligt. 1958 nahmen sie mit zwei weiteren Musikern als The Quarrymen „That’ll Be The Day“ auf. Wer eine jener wenigen orginalen Singles will, braucht Budget: 120.000 Euro sind kein Pappenstil. 1 Million für die Stones. Von der einstigen Hauptkonkurrenz der Pilzköpfe existiert auch ein Mythos. 1972 sollte „Necrophilia“ von den Rollling Stones erscheinen – dann wurde angeblich der Plattenfirma der Boden zu heiß aufgrund von deftigen Texten. Die Veröffentlichung wurde abgesagt, ganze fünf Testpressungen plus Cover gelangten an die Außenwelt. Bis zu ca. 30.000 Euro bieten Interessenten, falls eines der Teile auftaucht. Ein Gerücht hält sich hartnäckig: Ein Austro-Sammler ❜ Seltene Schallplatten erzielen eine Steigerung im Wert von mehr als 20 Prozent im Jahr. Eine sichere Bank sind Werke von echten musikalischen Legenden, wie z.B. den Beatles oder den Rolling Stones. Thomas Epple, Sammler HARTE WÄHRUNG. Heavy Metal als Investment. Manche Bands veröffentlichen limitierte Alben und verknappen so den Markt. elite 63 elite ALTERNATIVE ANLAGEN Kohle mit Kino Filmreife TERMINGESCHÄFTE: Auf Online-Marktplätzen können Cineasten jetzt auch mit Hollywood spekulieren. Blockbuster bringen bekanntlich eine Menge Geld. In bestimmten Fälle nicht nur Stars und Produzenten, sondern auch dem Normalo-Publikum. Denn HOLLYWOOD STOCK EXCHANGE bietet jetzt Konsumenten die Gelegenheit, mit Einspielergebnissen von Hollywood zu spekulieren. Jene amerikanische Online-Terminbörse, Teil des Finanzkonzerns Cantor Exchange, gilt als Vorreiter einer völlig neuen Form des Wertpapier-Handels. „Auf jenem Marktplatz können private Anleger im Filmgeschäft ihr Geld investieren“, verkündet Präsident Richard Jaycobs, „die Menschen lieben diese Art der Unterhaltung und reden gerne darüber. Jeder hat eine Meinung, Medien berichten intensiv – das macht dieses Feld ja auch so attraktiv.“ Wer eine Rolle in besagtem Business spielen will, muss am Ball bleiben. Die Streifen werden ein halbes Jahr vor dem Start als sogenannte „DOMESTIC BOX OFFICE RECEIPTS (DBOR)“ zur Auktion feilgeboten. Der Trader zahlt einen festgesetzten Preis: 100 Dollar für jede Million Dollar, die als Resultat prognostiziert wird. Nach vier Wochen wird abgerechnet. Sollte das Objekt die Erwartung übertroffen haben, verdient der Investor im entsprechenden Anteil. Oder kann sauer verdientes Cash bei Flops vergessen. Investoren mit zittrigen Fingern durften zu Beginn auf einer Seite ihre Nerven ohne bare Münze spielerisch testen. „Robin Hood“ von Regisseur Ridley Scott stand dort mit 167 Millionen Dollar zu Buche. Ein DBOR kostete also 167 Dollar. Bei 200 Millionen Dollar konnten Anleger pro Kontrakt 33 Dollar ernten. Bei 50 Millionen Dollar wären immerhin schon 117 Dollar vom Winde verweht gewesen. Was nach einer lockeren Angelegenheit aussieht, ruft auch Kritiker auf den Plan. Denn Kenner fürchten, dass speziell INSIDER der Szene in Hollywood Vorteile besitzen. Denn Verbraucher dürften bei rund 600 Filmen, die Cantor jährlich listen möchte, in der Bewertung hoffnungslos überfordert sein. Dazu kommt ein veritables Risiko: Niemand kennt auch nur annähernd sichere Anhaltspunkte, ob sich ein Streifen als STRASSENFEGER oder TIEFLIEGER entpuppen wird. „Solche Geschäfte sind immer riskant, doch das betrifft nicht nur unsere Industrie“, weist Jaycobs Vermutungen aller Art zurück. „Sollte jemand im Bereich Unterhaltung spekulieren, trifft er meist auf Mediakonzerne, die alles anbieten: TV, Online, Print. Wir beschränken uns auf ein Gebiet. Das macht es viel überschaubarer für Investoren“. Laufen dürfte das Geschäft ohnehin gut. Denn andere folgen dem Beispiel. So wie etwa TREND EXCHANGE des Risikokapitalfonds Veriana, allerdings nur gedacht für institutionelle Anleger. Amateure sind hier weniger gefragt, müssen sich aber bei ausreichend Kleingeld nicht grämen. Sollte sich das monetäre Lichtspieltheater weiter rentieren, ist mit weiteren Start-ups zu rechnen. Vom Erfolg her angesiedelt irgendwo zwischen Titanic und Goldfinger. 64 elite soll eine Million Schilling bezahlt haben. Auch jene kleine Auflage von The Freewheelin’ Bob Dylan, die nie in die Geschäfte kommen sollte, sichert den Traumurlaub. Diese enthielt im Gegensatz zur späteren finalen Version vier Songs mehr – wofür eingefleischte Anhänger des Musikers rund 30.000 Euro investieren. Eine erstaunliche Karriere hat auch Punk absolviert. Rohkost der NoFuture-Bewegung, meist nur auf einige hundert Stück begrenzt, erzielt Toppreise. Ikonen wie Sex Pistols bewegen sich in höheren Sphären. Eine limitierte Single „God Save The Queen“ kostet vierstellige Summen. Wertvolles Kraut. Als heiße Empfehlung gelten auch rare Werke des Krautrock. In den 1970ern mischten sich deutsche Bands stark in die globale Popularmusik ein, wurden hämisch beäugt und in Läden um fünf Schilling geschleudert. Wer sich mit LPs der Labels Pilz, Ohr, Brain, Spiegelei oder Kosmische Kuriere eingedeckt hätte, wäre heute auf der Sonnenseite. Speziell Titel aus dem tiefsten Underground erzielen teilweise Unsummen. Das gleichnamige Album von Analogy beispielsweise steht mit 3.500 Euro zu Buche. Jubeln dürfen Wissende auch über vielgesuchte Ware aus frühen Tagen von Kult-Plattenlabels wie „Decca“ mit den Rollling Stones und John Mayall oder „Vertigo Swirl“ mit Black Sabbath, wo alleine der Markenname Nachfrage auslöst. So wie auch Elvis Presley, ein wertstabiler Dauerbrenner, wo Schellacks in den USA für mindestens 4000 Dollar den Schrank wechseln. Es müssen aber nicht nur Rock-Helden sein: Die 1958er-LP „The Congregation“ von Saxofonist Johnny Griffin auf dem vielgesuchten JazzLabel „Blue Note“ ist selten unter 1000 Euro zu haben. elite ALTERNATIVE ANLAGEN Das Anlage-Business kann auch mit aktuellen Scheiben begonnen werden – schließlich hat nicht jeder Kleingeld für das Horten der Perlen von Beatles & Co. Seit Vinyl ein fulminantes Comeback feiert, haben die Tonträgerfirmen reagiert. Immer mehr Outputs erscheinen auch auf Platte, häufig limitiert und handnummeriert. Oder mit Bonustracks, die nicht auf der CD sind. Speziell bei Kultbands wie White Stripes lohnt sich Zugreifen. Solche Auflagen sind rasch aus den Läden und verschaffen später feinste Rendite. Ein Effekt, den auch gewisse legendäre Gitarren erzielen können. Das Modell C.F. Martin D-28, Baujahr 1941, war der Hammer bei einer Auktion von Christie’s am 2. April 2007: Für unfassbare 264.000 Dollar landete das akustische Stück bei einem betuchten Bieter. Im New Yorker Rockefeller Center wechselten zwei EGitarren der Marken Gibson Les Paul Custom 1955 sowie Fender Broadcaster 1951 den Besitzer im Rahmen einer Auktion. Die erste für 52.800 Dollar, die zweite um 60.000 Dollar. Gitarren der Stars. Wer in Zukunft kassieren möchte, sollte genau aufpassen, ob gerade ein prominenter Zeitgenosse sein Instrument veräußert. „Blackie“, eine Fender Stratocaster von Ex-Cream-Gitarrero Eric Clapton, fand um eine Million Dollar ihren Abnehmer. Das Objekt des verstorbenen Beatles George Harrison erreichte bei Christie’s 600.000 Dollar. Besonders wertvoll wird die Sache, wenn der Star auch noch sein Autogramm schön sichtbar am Brett hinterlässt. Krisenresistent sind speziell Modelle aus den fünfziger und sechziger Jahren, die schon aufgrund ihrer überaus hochwertigen Bauweise boomen. Retro-Bonus inklusive. Doch Saiten-Anleger benötigen Wertanlage Vinyl „Platten sind Sammlern mehr Wert als Geld“ – Thomas Epple, Chef von www.vinyltom.at, über emotionale Werte, Scheiben in allen Farben und den Faktor Rendite. Wenn jemand in den Sixties und Anfang der Seventies geahnt hätte, was bestimmte, sehr rare Schallplatten einmal wert sein würden – müsste dieser begabte Hellseher heute eigentlich noch arbeiten gehen? Sagen wir einmal so: Hätte dieser Mensch heutzutage keinen Job, könnte er zumindest in Ruhe die 40 Jahre alten Scheiben anhören und sich sein Einkommen zusätzlich mit dem Verkauf einzelner Raritäten anständig auffetten. Im Prinzip verzeichnen spezielle Schallplatten aus diesem Zeitraum einen enormen Wertzuwachs und lassen sich mitunter zu sehr beachtlichen Preisen an Sammler bringen. Das gezielte Einkaufen und dann noch dazu der richtige Riecher, was einmal wertvoll werden könnte, sind da aber schon sehr schwierig unter einen Hut zu bringen. Warum gilt Vinyl heute als echte Wertanlage? Von der Rendite her kann man Schallplatten durchaus als Wertanlage sehen. Allerdings stellen die Scheiben ja auch einen recht hohen emotionalen Wert dar. Darum würde ich „echte“ Anlage schon etwas relativieren. Slicke Börsenprofis, die keinen Spaß an Vinyl haben und auch Null Know-how von der Materie besitzen, könnten auf jenem Markt gar nicht wirklich mitmischen. Zum Glück. Mit welcher Wertsteigerung ist bei Raritäten jährlich im Durchschnitt zu rechnen? Ich habe den weltweiten Second Hand-Markt der letzten fünf Jahre sehr genau beobachtet und dabei hat sich gezeigt, dass wirklich rare Alben von etwa 100 Euro aufwärts im Schnitt einen jährlichen Zuwachs von rund 20 Prozent verzeichnen. Wie immer gilt der Topzustand des Objektes als absolute Voraussetzung. Also hier sehe ich schon eine sehr interessante Form der Kapitalanlage, wenn man entsprechend diversifiziert und gestreut kauft. Was soll man heute sammeln, um künftig nicht mehr arbeiten zu müssen? Was sind kommende Überflieger? Entweder die oben zitierten Raritäten der 60s und 70s in bestmöglichem Zustand oder alles, was an limitierten Neuerscheinungen gepresst wird, speziell auf buntem Vinyl. Sicherheitshalber gleich alle Farbvarianten. Das mit dem nicht mehr arbeiten müssen, ist so eine Sache: Ich muss auch noch immer arbeiten, aber dafür habe ich jeden Tag Freude an Schallplatten. Dieses Feeling geht an Sammler weltweit. Das alleine ist es wert. Sind LPs vielleicht sogar die besseren Aktien, an denen Wirtschaftskrisen aller Art abprallen? Absolut. Die Schallplatte ist ein so positiv besetztes Stück, das jedem wahren Sammler bei weitem wichtiger als Geld ist. Alben kann der Fan im Gegensatz zu Aktien jederzeit angreifen und spielen. Im Krisenjahr 2009 habe ich selbst die Erfahrung gemacht, dass die Absätze nur im unteren und mittleren Preissegment eingebrochen sind. Die ❦ wirklich raren Stücke verkauften sich wie eh und je. Bitte lesen Sie weiter auf Seite 66 ➢➢ elite 65 elite A LT E R N ATIVE ANLAGEN ➢➢ Fortsetzung von Seite 63 BLAUE NOTE. Was dem Philatelisten die „Blauen Mauritius“, ist dem Vinyl-Sammler eine Veröffentlichung des Blue-Note-Label. PICTURE VINYL. Oft wird Vinyl auch mit Bildern hinterlegt. Fans reißen sich um diese Exemplare. 66 elite einen langen Atem: Wer eine Les Paul Sunburst aus dem Jahr 1959 sucht, braucht das massive Glück, eine der 653 hergestellten Stücke zu erwischen. Dann sollte die Pensionsvorsorge gelungen sein. Ein wenig Geld werfen auch schon museale Hi-Fi-Geräte ab. Hier ist ein interessanter Markt entstanden, wo speziell chronisch Audiophile für Spitzengeräte durchaus nette Beträge zahlen. So bringt ein Plattenspieler der Marke Thorens TD 124 aus den Swinging Sixties in Topzustand 1.500 Euro. Auch klassische Steroe-Anlagen, unter anderem von Akai aus den Seventies, erfreuen sich als Collectors Item einer stetig ansteigenden Popularität. Doch der Klang des rollenden Rubels erfordert wie alle anderen Anlageformen der etwas anderen Art ein gehöriges Maß an Instinkt und Engagement. Gute Stücke zu finden ist ebenso anspruchsvoll wie die richtige Streuung von geeigneten Objekte. Dazu kommt der Geduldfaktor: So manches gute Stück kommt erst nach Jahren auf monetäre Touren – da heißt es für den Besitzer Nerven bewahren. Oder in der Zwischenzeit: Lesen. Denn selbst Comix sind mehr als buntes Papier. Die einst bei Eltern verrufene Lektüre macht heute in manchen Fällen wohlhabend. So wurde im Vorjahr Heft Nummer 27 aus der Serie „Detective Comics“ für mehr als 490. 000 Dollar bei Heritage Auctions versteigert. Jene megarare Ausgabe führte nämlich den Fledermaus-Gutmensch Batman als neuen Helden ein. Solche höchst erstaunlichen Summen sind zwar garantiert Ausnahmen, doch speziell Serien könnten sich laut Spezialisten in Zukunft durchaus finanziell verwerten lassen. Als Hoffnungsträger gelten besonders Kultreihen wie etwa „Civil Wars“ aus dem legendären Hause Marvel Comics oder ebenso „Sin City“ von Dark Horse Comics. 60.000 Dollar für Uralt-Jeans. Als Idee aus dem gezeichneten Imperium dürften viele auch die Option abtun, Jeans als Weg zur Aufbesserung des Budgetas zu kaufen. Weit gefehlt, das Beinkleid kann dem Konto schon Beine machen. So wie ein bereits 120 Jahre altes Exemplar von Levis. Die imposante Vintage Rarität wurde im web via eBay für rund 60.000 Dollar an einen Sammler in Japan weitergereicht. Wer angesichts dieser Zahl sofort Platz im Schrank schafft und eine Einkaufstour plant, muss sorgfältig wählen. Experten empfehlen als Anlage unter anderem Custom Jeans von Ernest Sewn, wo der Kunde über das Aussehen entscheidet. Als echter Geheimtipp gehandelt wird weiters die Marke True Religion: Bei HollywoodStars hoch im Kurs, verspricht dieser Brand in 10 Jahren ansehnliche Gewinne – meinen Kenner in Sachen Cash und Mode, die auch auf Modelle der Marke 7 For All Mankind verweisen. Vielleicht erleben ja fleißige Aufbewahrer mit Weitblick ähnliches wie der Sohn eines ehemaligen EMI-Managers. Dieser fand doch glatt im Kasten seines Vaters eine Kiste orginalverschweißter Beatles-Singles, auch noch in Mono. Plus Schriftverkehr zwischen Führungskraft und Musikern, was die Authentizität des Materials bei Interessenten belegen konnte. Pro Jahr sowie einer verkauften Single konnte der glückliche Finder schon wieder einen Luxusurlaub ❦ buchen.