BERATENDE INGENIEURE - Verband Beratender Ingenieure
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BERATENDE INGENIEURE FACHMAGAZIN FÜR PLANEN UND BAUEN VERKEHRSPROJEKTE WERTERMITTLUNG RISIKOMANAGEMENT 3/4 2015 KV-Anz_E-buch_Muster_SHT_Hauptbeitrag 05.09.13 17:00 Seite 1 Basiswissen Elektrotechnik für den SanitärHeizungs-Klima – Praktiker Grundlagen für die Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten im SHK-Handwerk Es gibt heute wohl keinen Beruf mehr, der ohne ein Grundwissen der Elektrotechnik und Elektronik auskommt. Das Buch spricht den Nichtelektriker an, richtet sich aber in erster Linie an den SHK- Praktiker, um diesen u.a. bei der Erlangung der Qualifikation einer „Elektrofachkraft festgelegte Tätigkeiten“ zu unterstützen. Vermittelt wird ein Einblick in die Grundlagen der Elektrotechnik und Elektronik in einer für den Nichtelektriker verständlichen Sprache. Zudem kommt auch die Praxis nicht zu kurz. Das Buch kann und soll eine berufsorientierte Fachausbildung nicht ersetzen, kann aber einen Fortbildungslehrgang unterstützen und vielleicht das Interesse wecken, sich ausführlicher mit der Elektrotechnik zu befassen. Günter E. Wegner, Seevetal 2013 Basiswissen Elektrotechnik, 1. Auflage 8/2013, 148 Seiten, Format 20,7 cm x 29,7 cm ISBN 978-3-88382-095-8 COUPON Bitte senden Sie mir das Fachbuch „Basiswissen Elektrotechnik“ zum Preis von 39,80 € zzgl. Portokosten 8 Tage unverbindlich zur Ansicht - danach übernehme ich das Buch Firma Bestellungen sind per Post, Fax, E-Mail oder online über den webshop möglich. Post: Krammer Verlag AG, Goethestraße 75, 40237 Düsseldorf Fax: 0211-9149-480 E-Mail: [email protected] webshop: www.krammerag.de/webshop.php Besteller Straße, Hausnummer PLZ,Wohnort Datum, Unterschrift Lassen Sie sich mit einem Blick ins Buch überzeugen krammerag.de/webshop.php Krammer Verlag Düsseldorf AG, Telefon 0211 / 91 49 - 3 EDITORIAL Planerkonjunktur Zum dritten Mal …. Ines Bronowski, Chefredakteurin … in Folge weist die Konjunkturumfrage, die der VBI seit 20 Jahren jeweils im Januar/Februar durchführt, wachsende Umsätze und verbesserte Erträge für die Mehrzahl der teilnehmenden Ingenieurbüros aus. Und auch der Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr fällt bei zwei Drittel der fast 600 teilnehmenden Büros ungetrübt optimistisch aus. Vor dem Hintergrund gut gefüllter Auftragsbücher – der durchschnittliche Auftragsbestand liegt bei zehneinhalb Monaten – erwarten fast 80 % der Ingenieurunternehmen in diesem Jahr mindestens konstante bzw. steigende Umsätze (26 %). Da Ingenieure bekanntlich weder zu unbegründeter Euphorie noch zu Selbstüberschätzung neigen, ist daher davon auszugehen, dass auch die Bilanz für 2015 am Ende eine ziemlich gute werden könnte. Wie gut, das wird die VBI-Konjunkturumfrage 2016 zeigen, die aktuellen Ergebnisse finden Sie in dieser Ausgabe auf S. 12 zusammengefasst. Die Auswertung en détail gibt es auf der VBI-Website (vbi.de) unter Downloads. Ebenfalls dort, direkt neben den Downloads geht´s auch in den Bookshop. Dort sind nicht nur alle derzeit verfügbaren VBIBroschüren und Praxisleitfäden für Fachöffentlichkeit und andere Interessenten direkt online bestellbar, der VBI vertreibt dort auch – und zwar bundesweit exklusiv – die FIDICVertragsmuster und Projektregularien sowie die deutschen Übersetzungen und Arbeitshilfen dazu. Der thematische Schwerpunkt dieser Ausgabe heißt Verkehr. Verantwortliches Fachgremium im Verband ist der Verkehrsausschuss, dessen Ende 2014 neu gewählter Vorstand im Gespräch mit der Redaktion Pläne und Positionen für seine künftige Arbeit darlegte (S. 14). Dabei wurde deutlich, dass allen Aktivitäten, Gesprächen und Veranstaltungen von Vorstand und Ausschuss immer das Ziel zugrunde liegt, die Interessen der im Verkehrsbereich für die verschiedenen Auftraggeber planend und beratend tätigen Mitglieder offensiv zu vertreten und für gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen einzutreten. Nun war die Verkehrsinfrastruktur in den vergangenen Monat häufig und fast ausschließlich mit Horrormeldungen und Negativschlagzeilen in allen Medien. Und natürlich ist die Erhaltung und Sanierung von Straßen, Brücken, Tunneln und Wegen eine Geldfrage, aber eben nicht ausschließlich. Unter der Überschrift „Kommunen brauchen Planungssicherheit“ erläutern Karsten Gruber und Jochen Ludewig (S. 26 f), dass sich auch bei knappen Kassen mit Hilfe technischer Methoden ermitteln lässt, wo Sanierung und Erneuerung am dringlichsten sind und wo zumindest erhalten werden sollte, um deutlich höhere Folgekosten zu vermeiden. Ressourceneffizienz durch nachhaltige Planung kann also gerade kleineren Städten und Kommunen helfen, die Abwärtsspirale des nur noch Ad-hoc-Reparierens anzuhalten und wieder umzukehren. Vor allem großen und komplexen Bauvorhaben, zu denen ja viele Verkehrsinfrastrukturprojekte zählen, gilt der Beitrag von Heinrich Best, Eckart Lindner und Jochen Schmieder zum Risikomanagement (S.28 ff). Vor dem Hintergrund der in jüngster Zeit so unrühmlich bekannt gewordenen Großprojekte erläutern die Autoren Grundlagen und Methodik des Risikomanagements als Instrument zur Verhinderung solch extremer Kosten- und Terminüberschreitungen. Außerdem sei an dieser Stelle auf die gerade gestartete neue Runde des Wettbewerbs zur Würdigung herausragender Ingenieurleistungen hingewiesen. Es geht um den gemeinsam von VBI und Bundesingenieurkammer ausgelobten Deutschen Brückenbaupreis 2016, der im kommenden März wiederum an das jeweils schönste und innovativste Bauwerk der vergangenen drei Jahre in den beiden Kategorien Straßen- und Eisenbahnbrücken sowie Fuß- und Radwegbrücken vergeben wird. Darüber informiert auch die dieser BI-Ausgabe beiliegende Einladungskarte. Alle weiteren Details zum Wettbewerb und die Ausschreibungsunterlagen finden Sie auf der Website www.brueckenbaupreis.de. BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 3 BuAnzWo?rterbuch_KK:Muster_RAS_Engl_4sp 12.12.2008 11:56 Uhr Seite 101 Matthew Gray Wörterbuch der Haustechnik Deutsch - Englisch Englisch - Deutsch Ausgabe 1 1. Auflage 2007, ca. 680 Seiten, ISBN 978-3-88382-085-9, 39,80 €, zzgl. Versandkosten Krammer Verlag Düsseldorf AG. KRAMMER VERLAG DÜSSELDORF AG Matthew Gray Wörterbuch der Haustechnik Der Autor Matthew Gray, seit einigen Jahren im Krammer Verlag Düsseldorf AG zuständig für den internationalen Teil der Fachzeitschrift RAS, hat ca. 10.000 aktuelle Begriffe aus dem Bereich der Haustechnik zusammengetragen und diese in dem neuen Wörterbuch der Haustechnik Deutsch – Englisch/Englisch – Deutsch veröffentlicht. Ausgehend von seiner Tagesarbeit bildete u. a. mehrsprachiges Informationsmaterial, das ihm von Herstellern der Haustechnik zur Verfügung gestellt wurde, die Quelle für dieses Wörterbuch. So entstand ein Nachschlagewerk, das nicht nur als Handwerkszeug für die Konservation jedweder schriftlicher Form geeignet ist, sondern darüber hinaus sich für die Angebotserstellung, für die Anfertigung grundlegender Verkaufsunterlagen, wie beispielsweise Kataloge, Bedienungsanleitungen, Pressenotizen etc. anbietet. Das Wörterbuch enthält zusätzlich einen umfangreichen Anhang mit ca. 1.000 idiomatischen Sätzen zu den Themen Montage, Inbetriebnahme, Wartung und Vertragsrecht. Dies kann als Grundlage muttersprachlicher Formulierungen dienen. Damit wird das Wörterbuch sowohl für den Kaufmann, den Techniker und den Planer der SHK-Branche zu einem wichtigen Wegbegleiter. Coupon einfach ausfüllen und absenden an: Krammer Verlag AG, Goethestraße 75, 40237 Düsseldorf, Telefon 02 11/91 49-4 28, Telefax 02 11/91 49-4 50 Senden Sie mir das Fachbuch „Wörterbuch der Haustechnik“ von Matthew Gray zum Preis von 39,80 Euro 8 Tage unverbindlich zur Ansicht – danach übernehme ich das Buch. Name Straße Postleitzahl/Ort Datum/Unterschrift Bequem online bestellen: www.krammerag.de/shop INHALT 3 EDITORIAL Planerkonjunktur – Zum dritten Mal …. Ines Bronowski 6 VBI IM DIALOG 8 Vom Außenwirtschaftstag Planen und Bauen – Know-how für den Planungsexport 9 VBI-Position zum Strommarktdesign – Interview mit VBI-Vorstand Dr. Klaus Jensch 11 NAMEN UND NACHRICHTEN 16 VBI-Umfrage – Planerkonjunktur weiterhin ungetrübt 17 WORAN ARBEITEN SIE GERADE Beilagenhinweis: Dieser Ausgabe liegen die Einladung zum Deutschen Brückenbaupreis 2016 und der aktuelle UnitaBrief bei. Foto: Baureferat München VERKEHR 20 Mittlerer Ring Südwest in München – Ein Megaprojekt stellt sich vor Rupert Reichthalhammer 26 Infrastrukturinvestitionen – Kommunen brauchen Planungssicherheit Karsten Gruber, Jochen Ludewig 28 Der Zyklus des Risikomanagements Heinrich Best, Eckart Lindner, Johann Schmieder 32 Großbaustelle – „Stuttgart 21“ am Start Bärbel Rechenbach 36 Innkanalbrücke Töging – Brückenschlag nach Maß Christian Brensing 40 Textilbeton – Einzigartige Spannbandbrücke geplant Bärbel Rechenbach AUF REISEN 44 Mipim in Cannes: Côte d'Azur – ein Paradies für Planer? Christian Brensing BERUF UND RECHT 48 ABC des Baurechts – Honorarabrechnung bei stufenweiser Beauftragung Janis Heiliger 49 Urteile in Leitsätzen – Entscheidungen der Oberlandesgerichte und des BGH Sabine von Berchem 50 UNTERNEHMENSNACHFOLGE Wertermittlung bei Ingenieurbüros – Kauf als Investition Till Hübner Zum Titelbild: Beim Bau der Innkanalbrücke Töging: Verschlosserung Kämpfer Foto: BPR Dr. Schäpertöns + Partner GmbH 54 PRODUKTE UND PROJEKTE 64 TIPPS UND TERMINE 66 IMPRESSUM BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 5 VBI IM DIALOG Digitalisierung am Bau VBI gründet „planen-bauen 4.0“ mit Der VBI hat mit weiteren Verbänden und Organisationen der Wertschöpfungskette Bau am 20. Februar die „planen-bauen 4.0 – Gesellschaft zur Digitalisierung des Planens, Bauens und Betreibens mbH“ gegründet. Die Gesellschaft, deren Gründung maßgeblich auf das Engagement des VBI zurückgeht, wird sicherstellen, dass für alle am Bau Beteiligten der Zugang zum digitalen Bauen gewährleistet ist. Besonders für die kleinen und mittleren VBI-Ingenieurbüros und -unternehmen muss der Weg zum digitalen Planen und Bauen mit der Einführung von Building Information Modeling (BIM), das bei Auftragsvergaben in absehbarer Zeit verpflichtend sein wird, kostengünstig und verlässlich bereitet werden. Der VBI will dafür sorgen, dass auch künftig kleine und mittlere Ingenieurbüros an den unterschiedlichsten Projekten mitarbeiten können, ohne für jeden Auftrag in neue Software und entsprechende Mitarbeiterschulungen investieren zu müssen. Die Geschäftsführung der „planen-bauen 4.0“ haben Dr. Ilka May und Helmut Bramann übernommen. VBI-Präsident Dr. Volker Cornelius wurde in den Aufsichtsrat gewählt. Diesem gehören außerdem Dr. Matthias Jacob, Hauptverband der Deutschen Bauindustrie, Siegfried Wernik, buildingSmart e.V., Felix Pakleppa von der Bundesvereinigung Bauwirtschaft GbR, Barbara EttingerBrinckmann, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer, Dr. Christian Glock, Zentraler Immobilienausschuss, Andreas von Thun, Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau VDMA, Bundesingenieurkammerpräsident Dr. Ullrich Kammeyer und Martin Schuff vom Bundesverband Bausoftware an. Zur Organisation der fachlichen Arbeit wird die „planen-bauen 4.0“ Beiräte einrichten, die sich mit den einzelnen Themen zur Einführung digitaler Prozesse beschäftigen. Die Mitarbeit in diesen Beiräten steht allen interessierten und fachlich versierten Personen offen. Um den ▼ Vollbracht: Vertreter aller Gründungsmitglieder nach Vertragsunterzeichnung. 6 BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 fachlichen Input der VBI-Mitglieder zu bündeln, werden sich die Fachgremien in den nächsten Monaten mit ihren spezifischen Anforderungen an die Digitalisierung des Planens beschäftigen und diese in die Beiratsarbeit einbringen. Der Arbeitskreis BIM unter Leitung von Prof. Hans-Georg Oltmanns wird dabei eine Schnittstellenfunktion einnehmen und die Mitarbeit der VBI-Vertreter in der „planen-bauen 4.0“ koordinieren. Die Initiatoren der Gründung – der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie, VBI, buildingSMART e.V., die Bundesvereinigung Bauwirtschaft, BIngK und BAK – laden interessierte Unternehmen und Organisationen ausdrücklich ein, der Gesellschaft beizutreten. Sie möchten sich an der „planen-bauen 4.0 GmbH“ beteiligen? Bereits mit einer Einlage von 5.000 Euro können Sie Anteile zeichnen. Weitere Informationen: Jonas Hurlin, Tel. 030/26062-206, [email protected]. VBI IM DIALOG Deutscher Brückenbaupreis Europäischer Dachverband Wettbewerb 2016 ausgelobt EFCA-Vorstand zu Gast in Berlin Die neue Wettbewerbsrunde ist eröffnet: Bundesingenieurkammer BIngK und VBI haben am 10. März den „Deutschen Brückenbaupreis 2016“ ausgelobt. Der 2006 von den Auslobern gemeinsam ins Leben gerufene Preis ist inzwischen der bedeutendste Ingenieurbaupreis Deutschlands. Er wird im kommenden Jahr zum sechsten Mal in den beiden Wettbewerbskategorien „Straßen- und Eisenbahnbrücken“ sowie „Fuß- und Radwegbrücken“ an jeweils ein besonders kreatives, konstruktiv und ästhetisch herausragendes Bauwerk vergeben. Eingereicht werden können Bauwerke, deren Fertigstellung, Umbau oder Instandsetzung zwischen dem 1. September 2012 und dem 1. September 2015 abgeschlossen wurde. Einsendeschluss ist am 12. September 2015. Den passenden Rahmen für die aktuelle Wettbewerbsauslobung bot das 25. Dresdener Brückenbausymposium. Die Teilnehmerliste der Jubiläumsausgabe liest sich wie das Who-ist-Who des deutschen Brückenbaus. Symposiumsleiter Prof. Dr.-Ing. Manfred Curbach begrüßte diesmal rund 1.400 Teilnehmer, darunter auch viele internationale Gäste. Seinen Rückblick auf die Vorgängerveranstaltungen verband Prof. Dr.-Ing. Jürgen Stritzke als Initiator und langjähriger Leiter des Dresdner Brückenbausymposiums mit einem informativen Überblick über 25 Jahre Brückenbaugeschehen in Deutschland. Der neue Chef des Referats Brücken-, Tunnel- und sonstige Ingenieurbauwerke im Bundesverkehrsministerium Dr.-Ing. Gero Marzahn verwies auf die umfangreichen Aufgaben bei der Ertüchtigung von Brücken bzw. notwendigen Ersatzneubauten. Neben der Bereitstellung ausreichender Baumittel seien die entsprechenden Planungsressourcen und die zügige Schaffung von Baurecht essentielle Grundla- gen, um hier erfolgreich voranzukommen. Es müssten mutige Entscheidungen getroffen werden, sagte Marzahn, wenn das Ziel leistungsfähiger Brücken in annehmbarer Zeit erreicht werden soll. Als weiteren Schwerpunkt seines Ressorts kündigte er die Förderung von Innovationen im Brückenbau an. Wie innovativ, nachhaltig und schön die Bauwerke des aktuellen Wettbewerbs um den Deutschen Brückenbaupreis 2016 sind, beurteilt die aus sieben anerkannten Brückenbauexperten bestehende Jury. Sie übernimmt die Bewertung aller eingereichten Arbeiten und nominiert zunächst pro Kategorie die drei gelungensten Bauwerke für den Deutschen Brückenbaupreis. Nach nochmaliger Prüfung, Wertung und Wichtung aller Details wählt die Jury dann bei ihrer zweiten Sitzung die beiden Preisträgerbauwerke aus. Die feierliche Preisverleihung findet am 14. März 2016 statt, dem Vorabend des 26. Dresdner Brückenbausymposiums. Ausgezeichnet wird dort je ein Bauwerk pro Kategorie sowie der/die Ingenieur(in), die an verantwortlicher Stelle entscheidenden Anteil am Entstehen der jeweils ausgezeichneten Brücke hatte. Zur Festveranstaltung werden wiederum weit mehr als 1.000 Ingenieure sowie namhafte Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft erwartet. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur hat die Schirmherrschaft übernommen und fördert den Preis. Die Ausschreibungsunterlagen zum „Deutschen Brückenbaupreis 2016“ stehen unter www.brueckenbaupreis.de zum Download bereit. Dort finden Sie auch weitere Informationen zum Wettbewerb und allen bisherigen Preisträgern. Ansprechpartner beim VBI ist Ines Bronowski, Tel. 030/26062-230, [email protected] ▲ Präsidenten unter sich: Flemming Bligaard Pedersen (Efca) und Dr. Volker Cornelius (VBI) (li.) Der Vorstand des europäischen Dachverbands Efca war am 19. Februar zu Gast beim VBI in Berlin. Die Diskussion aktueller Themen, wie die Umsetzung der Europäischen Vergaberichtlinie, machte die praktische Relevanz der europäischen Interessenvertretung für die Arbeit der unabhängig planenden und beratenden Ingenieure deutlich. Aus Sicht des Efca-Vorstands sollte sich die Vergabeentscheidung nach dem wirtschaftlich günstigsten Angebot in der Praxis durchsetzen. Der VBI unterstützt zudem die Mitarbeit an einer Methodik zur Ermittlung von Lebenszykluskosten. Hier bestand Einigkeit, dass die EfcaMitgliedstaaten die europäische Kommission mit konkreten Beispielen und Erfahrungen unterstützen, damit sich die Berücksichtigung der Lebenszykluskosten in der Vergabe als Argument für nachhaltige Planung durch Beratende Ingenieure durchsetzen könne. Mit Interesse verfolgen die europäischen Nachbarn die Gründung der „planen-bauen 4.0 – Gesellschaft zur Digitalisierung des Planens, Bauens und Betreibens mbH“, die der VBI aktiv vorangetrieben hatte. Das Interesse an einem Austausch zu den Erfahrungen mit Standards war groß. Bei einem gemeinsamen Abendessen mit Blick auf die Baustelle des Berliner Stadtschlosses setzte sich die Diskussion um Aspekte wie Terminwahrung und Kostentreue und das Für und Wider historisierender Architektur fort. BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 7 VBI IM DIALOG ▲ Eröffnung im Weltsaal des Außenamts 4. Außenwirtschaftstag Planen und Bauen Fotos: Till Budde Know-how für den Planungsexport Das Interesse ist ungebrochen – auch der inzwischen vierte Außenwirtschaftstag Architektur, Planen und Bauen am 28. Januar versammelte erneut mehr als 400 Teilnehmer im Berliner Außenministerium. Der VBI war am Erfolg der diesjährigen Konferenz zum Thema „Globale Herausforderungen – Lösungen aus Deutschland“ wiederum wesentlich beteiligt. Das zeigte sich insbesondere in den beiden in VBI-Regie vorbereiteten Fachforen. So erwies sich das von VBI-„Außenminister“ Michael Pfeiffer moderierte Fachforum Außenwirtschaftsförderung rund um die Themen Projektfrühinformation sowie politische Flankierung und -förderung als hochinformativ und konkret. Als ganz praktisches Ergebnis des vorherigen Außenwirtschaftstages 2014 informierte Pfeiffer über die direkte Vernetzung von VBI und Germany Trade & Invest, der Außenwirtschaftsförderungsgesellschaft des Bundes. Im Rahmen einer entsprechenden Vereinbarung mit der GTAI bietet der VBI auf seiner Website aktuelle, auf Ingenieure und Planer zugeschnittene Informationen zu internationalen Märkten und entsprechenden Ausschreibungen an. Und auch in diesem Jahr wurde es konkret: Mit der Zusage von VBI-Vizepräsident Jörg Thiele, dass der VBI künftig im gemeinsamen Arbeitskreis von Außenhandelskammern und Wirtschaftsverbänden mitarbeiten werde – im Interesse besserer gegenseitiger Information über Märkte und Möglichkeiten. 8 BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 ▲ VBI-Statement beim Abschlussplenum: ▲ Aktiv in den Workshops: VBI-Vizepräsident Thiele Hauptgeschäftsführer Metzler Workshops Der von VBI-Hauptgeschäftsführer Arno Metzler geleitete Workshop „Werkzeug BIM – Chancen und Herausforderungen beim Planen und Bauen im Ausland“ stieß auf so großes Interesse, dass die Plätze im Saal nicht reichten. Unterm Strich einer angeregten, konstruktiven Debatte stand die Erkenntnis, dass BIM bereits in absehbarer Zeit normales Handwerkszeug aller Planungs- und Baubeteiligten sein werde. Schon jetzt sei Building Information Modeling als Methode zur verbesserten Zusammenarbeit und Projektkommunikation im Ausland auf dem Vormarsch, während Deutschland hinterherhinke. „Wir lernen gerade von unseren Russen, den Kollegen der Moskauer Niederlassung“, veranschaulichte VBI-Mitglied Peter Tzeschlock, Drees & Sommer AG, worum es jetzt geht, um deutsches Ingenieur-Knowhow mit modernsten Methoden zu vernetzen. Und das sei keine Frage von groß oder klein, wie VBI-Hauptgeschäftsführer Metzler betonte, sondern eine Frage VBI IM DIALOG von Kompetenz bzw. Inkompetenz. Für den VBI als Mitveranstalter trugen außerdem Vizepräsident Dr. Joachim Knüpfer gemeinsam mit Martin Opel von Bollinger + Grohmann im Workshop Eulerhermes/Exportfinanzierung, Dr. Bernd Kordes vom Auslandsausschuss im Workshop zu Internationalen Ausschreibungen sowie Mike Schlaich vom Mitgliedsunternehmen Schlaich Bergermann und Partner auf dem Abschlusspodium und weitere VBI-Mitglieder zum Erfolg des 4. Außenwirtschaftstages Planen und Bauen bei. Rahmenbedingungen Eröffnet hatte die Veranstaltung am Vormittag Stephan Steinlein, Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, der das aktuelle außen- und sicherheitspolitische Umfeld betrachtete. Dabei kam Steinlein zu dem Schluss, dass die vielen parallelen außenpolitischen Baustellen der Gegenwart – Ukraine-Krise, Naher Osten, Ebola und auch leider wieder Europa und der Euro – kein Zufall seien, sondern Folge und Dreso-Vorstandschef Tzeschlock (v. l.). globaler Entwicklungen. „Nach meiner Überzeugung“, so der Staatssekretär, „müssen wir uns darauf einstellen, dass die Krise zum neuen Normalzustand wird“. Die weltweite Vernetzung und zunehmende Globalisierung habe zu einer Erosion der globalen Ordnung geführt. Dies sei gefährlich für die exportstarke und exportabhängige deutsche Volkswirtschaft. Daher müssten Politik und Wirtschaft gemeinsam Antworten auf die Frage erarbeiten, was es heißt, wenn die Krise zum Normalfall wird? IBO Im Interview VBI prägt BDI-Position zum Strommarktdesign mit Der VBI ist mit einer Stellungnahme zum Grünbuch des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie „Ein Strommarkt für die Energiewende“ an der aktuellen energiepolitischen Diskussion beteiligt. Außerdem trägt auch die BDI-Position in dieser Diskussion die Handschrift des VBI. BI sprach mit Dr. Klaus Jensch, im VBI-Vorstand für den Fachbereich Energie zuständig, über diesen bemerkenswerten Erfolg des Engagements im BDI. Herr Dr. Jensch, was sind die zentralen Forderungen der VBI-Stellungnahme zu dem Grünbuch Strommarktdesign? Wir wollen zunächst nicht, dass die Frage nach dem richtigen Strommarktdesign allein auf eine Schwarz-Weiß-Diskussion Kapazitätsmarkt versus Energyonly-Markt zugespitzt wird. Einerseits müssen wir national neben dem erforderlichen Auf- und Ausbau unserer Übertragungsnetze auch unsere Verteilnetzebene intelligent aufrüsten, um aus den dezentralen Kraftwerken auf Basis erneuerbarer Energien, den Kraft-WärmeKopplungs- und Eigenerzeugungs-Anlagen virtuelle Kraftwerke mit einem nennenswerten Anteil zur gesicherten Leistung zu machen. Andererseits darf bei der Sicherstellung unseres Leistungsbedarfs nicht rein national gedacht werden. Die Elektronen müssen nicht an den Grenzen Halt machen und tun das auch nicht. Ein gesamteuropäisches oder zumindest regionales Agieren in den Grenzmärkten führt in Summe zu einer deutlich niedrigeren Leistungsvorhaltung. Da sind zum einen technische Fragen bezüglich des Ausbaus der Netz-Kuppelstellen zu lösen – die aber auch lösbar sind -, zum anderen jedoch insbesondere politische. Es muss der Wille zu einer europäischen Energie-Union vorhanden sein. Politische Äußerungen der letzten Zeit lassen hoffen. Die BDI-Position unterschied sich davon zunächst deutlich. Wie kam es zu der jetzt erzielten Annäherung der Positionen? Das erste BDI-Positionspapier zum Grünbuch Strommarktdesign war sehr stark von den BDI-Mitgliedsunterneh- ▲ Dr. Jensch men der Stromerzeuger in Richtung Kapazitätsmarkt geprägt. Dieses Papier erhielten wir kurz vor der Sitzung des VBIAusschusses Energie Anfang November 2014. Bei der Sitzung kamen wir sehr schnell überein, dass es keinen Sinn macht, sich hier durch Ändern einzelner Formulierungen oder durch das „Versetzen von Kommas“ einzubringen. Daher entschlossen wir uns, ein eigenes VBIPositionspapier zu erstellen und unsere Standpunkte direkt mit den zuständigen BDI-Vertretern zu erörtern. Dieses Gespräch führten Anfang Dezember unser Ausschussvorsitzender Thomas Kraneis und Referent Arne Höllen mit dem Geschäftsführer des BDI-Ausschusses „Energie- und Klimapolitik“ Dr. Carsten Rolle und dem verantwortlichen Referenten Dennis Rendschmidt. In diesem Gespräch erreichten wir ein starkes Verständnis für die VBI-Positionen und die Zusage, Herrn Kraneis an den folgenden Sitzungen der BDI-Arbeitsgruppe Strommarktdesign zu beteiligen. BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 9 VBI IM DIALOG Erfreulicherweise ging uns im Januar 2015 ein deutlich verändertes BDI-Positionspapier zu, in dem wir unsere VBI-Positionen sehr gut wiederfinden konnten. Außerdem fand bei unserer Februar-Sitzung des Ausschusses Energie ein weiterer detaillierter Meinungsaustausch mit Herrn Rendschmidt statt. Themen waren: - europäisches Agieren zur Sicherstellung der Versorgungssicherheit - Nutzung der geplanten Reserven vorhandener Kraftwerkskapazitäten - Bedeutung der HGÜ-Technologie für die Netzstabilität. Diese Argumente wurden zwischenzeitlich allesamt in die „Ergänzungsanmerkungen des BDI zum Grünbuch“ aufgenommen. Was folgt jetzt, wie beteiligen sich BDI und VBI weiterhin an dem vom Bundeswirtschaftsministerium initiierten Konsultationsprozess zum Strommarktdesign? Die Stellungnahmen zum Grünbuch waren bis zum Februar beim Bundeswirtschaftsministerium einzureichen. Abstimmungsgemäß haben wir parallel zum BDI auch unsere eigene VBI-Position eingebracht – nachzulesen auf der VBI-Website. Wie Thomas Bareiß, MdB und Beauftragter für Energiepolitik der CDU/ CSUFraktion, vor dem BDI-Ausschuss Energie- und Klimapolitik Anfang März erläuterte, liegen zwischenzeitlich über 300 Stellungnahmen vor. Diese werden zurzeit ausgewertet und sollen im Sommer im Kabinett diskutiert werden. Daraus soll das Grünbuch zu einem Weißbuch weiterentwickelt werden, wiederum unter Beteiligung der Verbände. Wir werden „am Ball bleiben“, sowohl mit und über den BDI, aber auch eigenständig und selbstbewusst als VBI. Hier möchte ich auch weitere Mitglieder einladen, sich daran zu beteiligen. Bei den Ausschuss-Sitzungen haben wir durchaus noch Platz. Die VBI-Geschäftsstelle nimmt gern Ihre Anmeldungen entgegen. 10 BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 KURZ GESAGT VBI-Auslandsauschuss: Der neue Vorstand wird von Heiko Scheiber, IGIP – Ingenieurgesellschaft für internationale Planungsaufgaben mbH, Darmstadt, geleitet. Zu seinen Stellvertretern wählten die Ausschussmitglieder Dr. Ralf Meyerhoff, CES Consulting Engineers Salzgitter GmbH, Braunschweig, und Dr. Hans-Christoph Schaefer-Kehnert, GFA Consulting Group GmbH, Hamburg. Warum ist es auch künftig wichtig, dass der VBI seine Mitgliedschaft im BDI nutzt, um Mitgliederinteressen wirksam vertreten zu können? Der BDI findet, wie ich aus meiner eigenen Mitarbeit weiß, politisch starkes Gehör. Er hat auch die personellen und materiellen Kapazitäten, wichtige Sachverhalte, ggf. auch unter Hinzuziehung externer Gutachter, fundiert zu bearbeiten und die Ergebnisse politisch wirksam zu platzieren. Diese Möglichkeit haben wir als VBI alleine nicht. Der BDI steht als Dachverband aber stets auch in der Pflicht, die teilweise unterschiedlichen Interessen seiner Mitgliedsverbände zu hören, zu koordinieren und zu einer abgestimmten Position zu führen. Wir sind der einzige Ingenieurverband und zurzeit in ca. 20 unterschiedlichen Gremien tätig. Auf einer hochinteressanten Veranstaltung im November 2013 haben die VBIVertreter in BDI-Gremien über ihre Themenfelder berichtet und sich ausgetauscht. Dabei waren wir uns einig, dass wir als VBI Gehör finden, unser Knowhow als Ingenieure im BDI gefragt und willkommen ist. Ich glaube, der geschilderte Ablauf bei der Positionsfindung zum Strommarktdesign ist ein gutes Beispiel dafür, wie durch aktive Mitarbeit in den BDI-Gremien unser Wissen und unsere Position eingebracht werden kann. Die Redaktion bedankt sich für das Gespräch. IBO Jörgen Kopper, Saarbrücken, wurde im Januar an die Spitze des VBILandesverbandes Saarland gewählt, Sein Stellvertreter ist Hartmut Klatt, der den Landesverband bislang leitete. Neuer Schatzmeister wurde Christoph Dumont. Otto-Ewald Marek ist neuer Vorsitzender des VBI-Landesverbands Berlin-Brandenburg. Weiter gehören dem Vorstand Rainer Haßmann, Gerald Müller, Dr. Hans Scholz sowie Andreas Tesch an, der dem Landesverband bis zur jüngsten Wahl im Dezember 2014 vorstand. Dr. Jan Lingemann ist seit Januar neues Vorstandsmitglied der Büchting und Streit AG. Dr. Walter Streit hat Frank Büchting als Aufsichtsratsvorsitzenden abgelöst. www.oekobaudat.de ist eine neue Online-Datenbank, mit deren Hilfe sich die Umwelteinflüsse von Baustoffen bestimmen lassen. Die Datensammlung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung richtet sich an Planer, die mit der Aufstellung von Ökobilanzen für Bauwerke befasst sind. Internationales Projektmanagement-Forum: Der Call for Papers für das 32. Forum läuft nur noch bis zum 15. April 2015. Das Forum der GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement findet am 27./28. Oktober statt. NAMEN UND NACHRICHTEN VBI-Wahlen 2015 Wer wird neuer Präsident? Der VBI wählt turnusgemäß am 20. November 2015 in Baden-Baden einen neuen Bundesvorstand, außerdem den Rechnungsprüfungsausschuss und den Mitgliedschaftsausschuss. Die Vorbereitung der Wahlen übernimmt der Wahlausschuss, der am 17. April vom Verbandsrat berufen wird. Jedes stimmberechtigte VBI-Mitglied kann Kandidaten aus dem Mitgliederkreis vorschlagen und seinen Vorschlag beim Wahlausschuss einreichen. Der Wahlausschuss ist verpflichtet, alle Vorschläge zu berücksichtigen, die spätestens sechs Wochen vor dem Verbandstag schriftlich mit Unterschrift von jeweils fünf stimmberechtigten Mitgliedern in der Bundesgeschäftsstelle eingegangen sind. Der letzte Termin für die Einreichung ist also der 9. Oktober 2015. Der Wahlausschuss lädt alle Kandidaten zu einem persönlichen Gespräch ein, um sich einen Eindruck zu verschaffen und herauszufinden, welche Aufgabe oder welches Amt die Kandidaten im Vorstand anstreben. Mit Kenntnis der Persönlichkeiten und den jeweiligen Stärken der Kandidaten erarbeitet der Wahlausschuss entsprechende Vorschläge für die Wahl des Vorstands und der anderen Gremien auf dem VBI-Verbandstag. Die Betonung liegt aber auf dem Wort Vorschläge. Die Entscheidung, wer den Verband in den kommenden drei Jahren führen soll, obliegt allein der Mitgliederversammlung am 20. November in Baden-Baden. Daher sind alle VBI-Mitglieder aufgerufen, mit Kandidatenvorschlägen für die acht Vorstandssitze und die beiden anderen wichtigen Verbandsgremien eine spannende Wahl vorzubereiten. Fritz-Leonhardt-Preis 2015 Ehrung für Werner Sobek Der Stuttgarter Bauingenieur und Architekt Werner Sobek wird für sein Lebenswerk mit dem Fritz-Leonhardt-Preis ausgezeichnet. Der international bedeutsame Ingenieurpreis ehrt herausragende Bauingenieure, die in außergewöhnlicher Weise Form, Funktion und Ästhetik bei der Ingenieurbaukunst vereinen. Prof. Dr. Dr. E.h. Dr. h.c. Werner Sobek, VBI-Mitglied seit 2001, ist der sechste Preisträger des Fritz-Leonhardt-Preises, der alle drei Jahre von der Ingenieurkammer Baden-Württemberg mit Unterstützung des VBI vergeben wird. Die Preisverleihung findet am 4. Juli in der Stuttgarter Staatsgalerie statt. Kammerpräsident Prof. Dr.-Ing. Stephan Engelsmann, sagte zur Begründung: „Werner Sobek ist einer der wichtigsten Bauingenieure der Gegenwart, eine charismatische Ingenieurpersönlichkeit, in deren Werk wir die Zukunft des Bauens entdecken dürfen. … In seinen Projekten sind Ingenieurwissenschaften und Gestaltungskompetenz unauflösbar miteinander verwoben." Die baden-württembergisch Wissenschaftsministerin Theresia Bauer gratulierte ebenfalls bereits: „Werner Sobek ist nicht nur eine Koryphäe des innovativen Bauens in Stuttgart und weltweit, sondern auch ein Verfechter der Nachhaltigkeit, für den Emissionsschutz oder Ressourcenschutz genauso wichtig sind wie architektonische Ästhetik. Dabei lässt er sich von disziplinären Grenzen genauso wenig aufhalten wie von Landesgrenzen, was auch durch sein internationales Wirken eindrucksvoll belegt ist." Das Werk Werner Sobeks umfasst Hochhäuser und Stadien, Fassaden und Sonderkonstruktionen, Verkehrsbauwerke, aber auch Messestände und Wohnhäuser. Beispiele sind die wandelbare Überdachung des Stadions HamburgRothenbaum, das verglaste Seilnetz des Rhön-Klinikums in Bad Neustadt, die Glasfassaden des Sony-Centers in Berlin und z. B. die weit spannende Stahl- ▲ Fritz-Leonhardt-Preisträger 2015: Werner Sobek Foto: Tillmann Franzen, Düsseldorf konstruktion des Flughafens von Bangkok. Leichtbau und Transparenz spielen in seiner Arbeit eine große Rolle. Gebaute Beispiele in Stuttgart sind das Mercedes-Benz-Museum, das Kunstmuseum und sein Wohnhaus R128. Im Juli 2014 wurde das B 10 eröffnet, das erste Aktivhaus der Welt, entwickelt nach dem Prinzip „Triple Zero“: Das Gebäude benötigt keine externe Energie, produziert keinerlei CO2-Ausstoß und hinterlässt beim Rückbau Null-Abfall. Der Fritz-Leonhardt-Preis wird seit 1999 alle drei Jahre an herausragende Repräsentanten zeitgenössischer internationaler Ingenieurbaukunst vergeben. Namensgeber ist der weltweit renommierte Stuttgarter Bauingenieur Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. mult. Fritz Leonhardt (19091999; u.a. Fernsehturm Stuttgart). Der Preis ist undotiert; verliehen wird eine Urkunde sowie eine gravierte Preisskulptur. Weitere Informationen: www.fritz-leonhardt-preis.de BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 11 NAMEN UND NACHRICHTEN VBI-Konjunkturumfrage Planerkonjunktur weiterhin ungetrübt Die meisten VBI-Mitglieder sind optimistisch ins neue Geschäftsjahr gestartet. Wie aus den Ende Februar in Berlin veröffentlichten Ergebnissen der traditionellen VBI-Konjunkturumfrage hervorgeht, beurteilen 70 % der diesmal insgesamt 579 Umfrageteilnehmer ihre wirtschaftliche Situation als gut (55 %) bzw. sehr gut (15 %). Zahlen durch Unschärfen bei der Trennung von Unternehmerlohn und Unternehmensgewinnen in kleinen und ganz kleinen Büros schöner scheinen als die knallharte Realität.“ Die Umfrageteilnehmer unter den VBIMitgliedern selbst werteten das allgemeine konjunkturelle Umfeld (30 %) und die HOAI-Novelle von 2013 (24 %) als wichtigste äußere Faktoren, die zur Verbesserung der wirtschaftlichen Situation ihrer Büros beigetragen haben. Personalentwicklung Angesichts der guten konjunkturellen Lage bleiben qualifizierte Bauingenieure, Elektroingenieure sowie Gebäudetechnikplaner wie bereits in den Vorjahren gefragte Fachkräfte: Jedes dritte Ingenieurbüro (32 %) plant 2015 Mitarbeiter einzustellen, lediglich 5 % wollen Stellen abbauen. Die Bilanz für 2014: 33 % der an der Umfrage teilnehmenden VBI-Mitgliedsbüros haben zusätzliche Mitarbeiter eingestellt, lediglich 9 % mussten Stellen streichen. Dabei bleibt die Personalbeschaffung schwierig: 76 % der Umfrageteilnehmer geben an, vakante Ingenieurstellen nicht schnell und qualifiziert besetzen zu können. Vor diesem Hintergrund haben 33 % der Umfrageteilnehmer bereits Fachkräfte aus dem Ausland eingestellt. Bilanz und Ausblick Das ist zum dritten Mal in Folge eine Verbesserung, wie die Grafik oben ausweist. Die optimistische Stimmung zu Jahresbeginn hat ein solides Fundament. Die Auftragsbücher sind gut gefüllt. Der durchschnittliche Auftragsbestand liegt bei zehneinhalb Monaten. Vor diesem Hintegrund erwarten fast 80 % der teilnehmenden Ingenieurbüros in diesem Jahr mindestens konstante (53 %) bzw. erneut steigende Umsätze (26 %). Die gute konjunkturelle Situation wird unterstrichen von der Vorjahresbilanz: 2014 verbuchten 54 % der befragten Büros Umsatzwachstum – ein deutliches Plus 12 BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 gegenüber der Vorjahresumfrage als 43 % der Umfrageteilnehmer Umsatzzuwächse für 2013 gemeldet hatten. Umsatzrückgänge mussten 2014 nur 16 % der Umfrageteilnehmer verkraften. Und auch die Ertragssituation kann sich sehen lassen. 38 % der befragten Ingenieurbüros konnten ihre Umsatzrendite im vergangenen Jahr steigern (2013: 34 %), 19 % mussten einen Rückgang (2013: 14 %) hinnehmen, bei 38 % stagnierten die Umsatzrenditen. „Diese Zahlen sind Indiz für die weiterhin gute Planerkonjunktur“, erläutert VBI-Präsident Dr.-Ing. Volker Cornelius, „auch wenn nicht verkannt werden darf, dass solche Auftraggeberstruktur Wichtigste Auftraggebergruppe der unabhängig planenden und beratenden Ingenieure war auch 2014 die öffentliche Hand. So erwirtschafteten die VBI-Mitglieder im Durchschnitt 51 % ihres Gesamtumsatzes bei öffentlichen Auftraggebern, knapp 47 % bei privaten Auftraggebern. Etwa 10 % aller Umsätze wurden im Ausland generiert. In puncto Zahlungsmoral haben dagegen die privaten Auftraggeber „die Nase vorn“. So gaben die Umfrageteilnehmer an, dass 61 % ihrer privaten Auftraggeber Rechnungen fristgerecht begleichen, aber nur 48 % der öffentlichen Auftraggeber. IBO Die vollständige Auswertung der Umfrage mit allen Zahlen und Grafiken finden Sie im Internet: www.vbi.de/Downloads. NAMEN UND NACHRICHTEN Schinkelwettbewerb VBI-Kooperationspreis vergeben Im Rahmen des Schinkelfests 2015 am 13. März überreichte der stellvertretende VBI-Landesvorsitzende Berlin-Brandenburg Andreas Tesch den vom VBIFörderverein gestifteten Sonderpreis für die Zusammenarbeit angehender inge- nieure und Architekten. Ausgezeichnet wurden Yevgeniya Gnatyuk, Artjom Klimaschewski und Elena Zubrey von der HCU Hamburg für ihre Arbeit „Kunst trifft Form“. Sie hatten zum 160. SchinkelWettbewerb, der dem Thema „Neuland ▲ Andreas Tesch mit Yevgeniya Gnatyuk und Artjom Klimaschewski vom HCU-Team Foto: Sebastian Gasch Lichtenberg“ galt, die prototypische Umnutzung der bestehenden Gebäude beiderseits der Spree vorgeschlagen. „Die beiden Standorte sollen über eine Fußgängerbrücke verbunden werden, die als drittes Element in dieser Konstellation verstanden wird. Für die Brücke wird ein einfacher Steg aus Kortenstahl geplant, der die Spree in mehreren Feldern überspannt. Der Beitrag stellt in seiner Einfachheit eine angemessene Antwort auf die Fragestellung an diesem Ort dar.“ Daher stufte die Jury die vorgeschlagene Nutzung als realistischen Anstoß zur Belebung des Ortes ein. Das Schinkelfest und die Vergabe der Schinkel- und weiterer Sonderpreise zu Ehren des Baumeisters Karl-Friedrich Schinkel findet alljährlich an dessen Geburtstag, dem 13. März, statt. Insgesamt beteiligten sich angehende Architekten und Ingenieur sowie Landschafts- und Stadtplaner mit 137 Arbeiten an dem Nachwuchswettbewerb, wie der auslobende Architekten- und Ingenieur-Verein (AIV) zu Berlin bekanntgab. Gutachten HOAI entspricht europäischem Wettbewerbsrecht Die Rückführung der ingenieurtechnischen Planungsleistungen in den regulierten Bereich würde die HOAI „europafester“ machen. Das geht aus einem Anfang Februar vom AHO veröffentlichten Gutachten zur „Europatauglichkeit“ der Honorarordnung vor, das die Rechtsanwaltskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer, Brüssel, erarbeitet hat. Hintergrund ist eine Initiative des VBI, die dazu führte, dass die AHO-Mitgliederversammlung 2013 beschlossen hatte, per Gutachten prüfen zu lassen, ob die sogenannten Beratungsleistungen aus europarechtlichen Gründen in den verbindlichen Teil der HOAI zurückgeführt werden müssten. In der nun vorliegenden gutachterlichen Stellungnahme kommt die Kanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer zu dem Ergebnis, dass die Ungleichbehandlung von Planungsleistungen der Architekten und Ingenieure in der HOAI nach europäischem Wettbewerbsrecht nicht zu beanstanden sei. Im Hinblick auf die EU-Dienstleistungsrichtlinie dagegen empfehlen sie eine Rückführung der fraglichen ingenieurtechnischen Leistungen in den regulierten Bereich. Die Gutachter führen dazu aus, dass das europäische Wettbewerbsrecht primär für Unternehmen gelte, staatliches Handeln und insbesondere legislative Maßnahmen einzelner Mitgliedsstaaten hingegen nicht dem europäischen Wettbewerbsrecht unterlägen. Aber in Hinblick auf die EU-Dienstleistungsrichtlinie kommt die Stellungnahme zu dem eindeutigen Ergebnis, dass eine Rückführung der fraglichen ingenieurtechnischen Leistungen in den regulierten Bereich der HOAI ratsam sei. Da die Richtlinie die Mitgliedsstaaten weder zu einem Abbau regulierender Maß- nahmen verpflichte, noch die Neueinführung regulierender Maßnahmen verbiete, komme es für die Einhaltung der Dienstleistungsrichtlinie allein darauf an, ob die fragliche nationale Regulierung diskriminierungsfrei, erforderlich und verhältnismäßig ist. Das sei aber fraglich, so das Gutachten, da die geltende HOAI unter einem Wertungswiderspruch leide, wenn sie identische bzw. vergleichbare Leistungen teils dem verbindlichen Preisrecht unterwirft, teils der freien Verhandlung überlässt. Dieser Wertungswiderspruch stelle die Rechtfertigung des bestehenden Preisrechts der HOAI in Frage. Fazit der Gutachter: Die Rückführung der fraglichen Leistungen in das verbindliche Preisrecht beendet diesen Wertungswiderspruch und beseitigt somit gegenwärtig mögliche Einwände gegen die EUrechtliche Rechtfertigung der HOAI. BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 13 NAMEN UND NACHRICHTEN VBI-Verkehrsausschuss Neuer Vorstand stellt Pläne vor Der Ende 2014 neugewählte Vorstand des VBI-Verkehrsauschusses will die ausgezeichnete Facharbeit des bisherigen Vorstandes fortsetzen und die langjährigen Kontakte zu wichtigen Auftraggebern weiter pflegen. Darüber hinaus, so der neue Vorsitzende Jochen Ludewig, haben wir uns vorgenommen, künftig stärker „über den Tellerrand des Ausschusses“ hinaus zu gucken, alle Mitglieder im VBI regelmäßig und konkret darüber zu informieren, was wir tun“. ▲ Der neue Vorstand des VBI Verkehrsausschusses (v. l.): Hermann Hasselmann, Jochen Ludewig, Hans-Jörg Niemeck. „Unser Ziel ist“, ergänzt Hans-Jörg Niemeck, geschäftsführender Direktor bei Inros Lackner, der gemeinsam mit Hermann Hasselmann, Geschäftsführer der Hasselmann und Müller Planungsgesellschaft, den Vorstand komplettiert, „den Mitgliedern zu verdeutlichen, dass ihr Verband eine ganze Menge tut, um ihre Interessen wahrzunehmen und für gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu sorgen.“ Derzeit gehören dem Verkehrsausschuss 37 gewählte Mitglieder an, die sich per Geschäftsordnung zur regelmäßigen Mitarbeit an Veranstaltungen und Aktivitäten des Gremiums verpflichtet haben. Das soll auch so bleiben. Allerdings wolle der neue Vorstand mit seiner Offensive in Sachen Öffentlichkeitsarbeit den Verkehrsausschuss weniger als „elitären Club“, denn als offene Plattform des Austauschs und der Meinungsbildung füh- 14 BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 ren. „Dazu sind alle Mitglieder willkommen, vor allem natürlich die Kollegen aus den mehr auf Länderebene und kommunale Auftraggeber ausgerichteten VBIFachgruppen Infrastruktur“, sagt Ludewig, der zugleich den VBI-Landesverband Hessen leitet und als Geschäftsführer bei Grontmij das Geschäftsfeld Transport und Mobilität verantwortet. Zu den Konstanten der Arbeit des Verkehrsausschusses gehören regelmäßige Treffen mit Vertretern der Deges, der zunächst für die Straßenverkehrsprojekte Deutsche Einheit gegründeten Projektgesellschaft des Bundes. Deren inzwischen auf zwölf Bundesländer gewachsener Gesellschafterkreis hat auch deren Präsenz in weiteren Bundesländern und ein deutlich erweitertes Aufgabenspektrum zur Folge. Und natürlich arbeiten auch viel mehr Büros für und mit der Deges. Dabei gelte es jetzt, die zwischen VBI und Deges vereinbarten Leitlinien für eine faire und ergebnisorientierte Projektabwicklung im Projektalltag auch „zu leben“, wie Niemeck sagt. Eine Zwischenbilanz dazu habe man beim jüngsten Gespräch mit der DEGESFührung Mitte Januar in Berlin gezogen. Beide Seiten stimmten absolut überein, die auf dem VBI-Kongress 2013 in Hamburg vereinbarten Leitlinien bei allen Verträgen zwischen Deges und VBI-Mitgliedsunternehmen zum Bestandteil des Vertrages zu machen und jeweils alle beteiligten Deges-Mitarbeiter und Projektingenieure in den VBI-Büros auf deren Anwendung einzuschwören. Ein weiteres Anliegen des VBI-Verkehrsausschusses ist es, daraufhin zu wirken, unnötige Vergabehürden abzubauen, übertrieben formalistische, sachfremde Vergabekriterien zu streichen. Diese Praxis habe eine zeitlang angesichts eines geringen Projektvolumens und vieler Anbieter Sinn gemacht. Inzwischen gelte es aber, so Ausschusschef Ludewig, die Vergaberandbedingungen gemeinsam so neu zu justieren, dass damit bei wachsenden Aufgaben eine optimale Nutzung der vorhandenen Planerressourcen bei Beibehaltung des erreichten Qualitätslevels möglich ist. Zweites zentrales Arbeitsgebiet des VBIVerkehrsausschusses, der laut neuer Geschäftsordnung den Verband im Dialog mit allen im Verkehrssektor relevanten Ansprechpartnern vertritt, ist die Zusammenarbeit mit dem Großauftraggeber Bahn AG. Daher habe der Verkehrsausschuss die Debatte um die Anfang Januar zwischen Bahn und Bund geschlossenen neuen Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung der Planungskosten für den Neu- und Ausbau von Schienenprojekten (LuFV II) mit einem Volumen von 28 Mrd. Euro aufmerksam verfolgt. Dieses beachtliche Investitionsvolumen stelle die Bahn nun aber vor die Herausforderung, die entsprechenden Projekte zu generieren und in hoher Qualität zu realisieren. Die VBI-Büros, bislang schon wesentlich verantwortlich für die 50 % von der Bahn extern vergebenen Planungsleistungen, stehen als verlässliche und engagierte Partner für Steuerungs-, Planungs- und Überwachungsaufgaben bereit, hierbei weitere Auftragsvolumina zu übernehmen, ist sich der Vorstand des VBI-Verkehrsausschusses einig. Man habe mit Interesse zur Kenntnis genommen, dass Bahnvorstand Volker Kefer bei der Anhörung zu den LuFV vor dem Bundestags-Haushaltsausschuss ankündigte, bahnintern entsprechende „Anpassungen vorzunehmen“, um mehr Planungsleistungen zur Ausschreibung bringen zu können und sicherzustellen, dass diese kosten- und marktgerecht erbracht werden. Dafür sehen sich die unabhängigen Planer im VBI bestens qualifiziert. „Wir stehen bereit, um gemeinsam mit der Bahn zusätzliche Aufträge qualitätsgerecht zu bewältigen“, betonen Ludewig und Niemeck. Der VBI habe bereits in der Vergangenheit an qualitätssichernden Maßnahmen maßgeblich mitgearbeitet. Jetzt hofft der Verkehrsausschuss-Vorstand, dass die notwendigen Umstrukturierungen der Auftraggeberstrukturen bei der Bahn zügig und ohne Verzögerungen in laufenden Projekten gelingen. IBO NAMEN UND NACHRICHTEN Europapolitik Neues VBI-Büro in Brüssel Fachgruppe Öbuv-Sachverständige Die Mitglieder der Fachgrupppe öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige treffen sich am 17. und 18. April zu einer Sitzung in Bremerhaven. Auf der Agenda stehen das Justizvergütungs- und Entschädigungsgesetz und die Kritik der Fachgruppe an dessen Ausgestaltung, die Vorbereitung des Deutschen Sachverständigentages und der Stand der EU-Normung. Außerdem gibt es einen Vortrag zu interessanten Fällen aus der Sachverständigentätigkeit von Dr. Stefan Ebner aus München. Edgar Mielert, Vorsitzender Richter der 1. ZK am Landgericht Braunschweig, wird zu besonderen Problemen der Sachverständigentätigkeit mit Bezug auf die aktuelle Rechtsprechung Stellung nehmen. Für ein dem maritimen Tagungsort entsprechendes Rahmenprogramm ist gesorgt. Einladung und Tagesordnung finden Sie unter www.vbi.de/Aktuelles/Termine. Wer kurzentschlossen noch an der Tagung teilnehmen will, kann sich bei der Fachgruppenvorsitzenden Elfi Koch melden, [email protected]. Städteranking ▲ Für den VBI in Brüssel: Sebastian Kraußlach Sebastian Kraußlach ist seit Oktober 2014 neuer VBI-Ansprechpartner in Brüssel. Mit der Wiedereinrichtung eines eigenen Büros in der belgischen Hauptstadt will der VBI die Interessenvertretung der deutschen Ingenieure auf dem europäischen Parkett stärken. Als Unterstützung für VBIHauptgeschäftsführer Arno Metzler hat Kraußlach vor allem die Aufgabe, die EU-Politik und die damit verbunde Gesetzgebung zu beobachten. Bislang ging es dabei vor allem um die EU-Berufsqualifikationsrichtlinie, die sogenannte Transparenzinitiative, und die EU-Handelspolitik (Transatlantisches Freihandelsabkommen – TTIP). Außerdem liegt sein Augenmerk auf dem EU-Investitionsplan, der KMU-Politik und dem EU-Vergabewesen. Kraußlach, Jahrgang 1983, hat einen Masterstudiengang European Public Affairs in Maastricht abgeschlossen und ein Praktikum bei Gesine Meißner, MdEP, im Europäischen Parlament, Hanse Office (Landesvertretung von Schleswig-Holstein und Hamburg in Brüssel) absolviert. Zudem hat er ein Jahr Agenturerfahrung in Brüssel bei einer Public-Affairs- und Lobbying-Agentur gesammelt. Wo Nachhaltigkeit groß geschrieben wird In einem weltweiten Städteranking zur Nachhaltigkeit liegen die europäischen Städte vorn. Unter den Top Ten sind zwei deutsche Städte: Frankfurt a.M. ist als nachhaltigste Stadt auf Platz 1, Berlin schaffte es im Ranking immerhin auf Platz 6. Die Plätze 2 und 3 belegen London und Kopenhagen, wie aus dem „Sustainable Cities Index“ hervorgeht, der vom VBI-Mitgliedsunternehmen Arcadis im Februar veröffentlicht wurde. Insgesamt wurden fünfzig Städte weltweit nach den Nachhaltigkeitskriterien Menschen, Umwelt und Wirtschaft bewertet. Der Fokus der meisten Städte, so ein weiteres Ergbnis der Studie, liege auf der Wirtschaft, nicht auf den Lebensbedingungen für die Menschen oder auf Umweltaspekten. Unter den Top Ten ist nicht eine einzige nordamerikanische Stadt. Bei asiatischen Städten sind die Unterschiede enorm: Während Seoul, Hongkong und Singapur unter den ersten 10 landeten, liegen Jakarta, Manila oder Neu Delhi weit abgeschlagen auf den letzten Plätzen. Zum Download des kompletten Reports: www.sustainablecitiesindex.com STELLENANZEIGEN Kaufgesuch/Beteiligung an Ingenieurbüro aus dem Raum Köln/Düsseldorf Renommiertes, überregional tätiges Ingenieurbüro (Infrastruktur, Ingenieurbau, Hochbau) sucht zur strategischen als auch regionalen Verstärkung in NRW ein gut eingeführtes Ingenieurbüro in der Objekt- und Tragwerksplanung – konstruktiver Ingenieurbau und/oder Hochbau - zum Kauf oder für eine partnerschaftliche Beteiligung. Wir freuen uns auf den Dialog. Zuschriften erbeten unter Chiffre BI 041510 an den Krammer Verlag, Postfach 170235, 40083 Düsseldorf Dr.-Ing. im Ruhestand langjähriger Entwicklungsleiter u. Geschäftsführer,sehr analytisch u.kreativ, sucht Teilzeittätigkeit als Berater oder freier Mitarbeiter insbesondere bei Entwicklungs-u. Innovationsprojekten. Zuschriften erbeten unter Chiffre BI 041511 an den Krammer Verlag, Postfach 170235, 40083 Düsseldorf BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 15 NAMEN UND NACHRICHTEN Ingenieurpreis Bayern Auszeichnung für VBI-Mitglieder Der mit 6.000 Euro dotierte Ingenieurpreis 2015 der bayerischen Ingenieurekammer-Bau geht an das VBI-Büro Dr. Schütz Ingenieure aus Kempten für die Erneuerung des Wertachtalübergangs bei Nesselwang. Das Besondere des Projekts ist ein neu entwickeltes Bauverfahren, das den gleichzeitigen Verschub des neuen und den Ausschub des alten Überbaus ermöglichte. So entstand eine robuste und unterhaltsarme Brücke. Ein Sonderpreis ging an die AJG Ingenieure GmbH aus München, ebenfalls Mitglied im VBI, für die Planung einer Überdachung des Großmengenwertstoffhofs an der Mühlangerstraße in München. Die Preise wurden anlässlich des „Bayerischen Ingenieuretags“ am 23. Januar vergeben. ▲ Die Überdachung des Wertstoffhofs in München Foto: AJG Ingenieure GmbH Bundeshaushalt Bürojubiläum Götzelmann Investitionen in öffentliche Infrastruktur 60 Jahre Planung im Siedlungswasserbau Die angekündigten Investitionen des Bundes im Rahmen des 10-MilliardenInvestitionsprogramms sind aus Sicht des Verbandes Pro Mobilität begrüßenswert. Mit dem Bundeshaushalt 2016 müsse die große Koalition zeigen, dass sie ernsthaft die Modernisierung der Straßeninfrastruktur anstrebe. Man hoffe auf einen starken Impuls für die Fernstraßenfinanzierung bei der Aufteilung des Sonderinvestitionsprogramms, so Pro Mobilität vor der Entscheidung. Am 2. März einigten sich die Vertreter der Regierung auf Eckpunkte einer Investitionsinitiative. Demnach will der Bund in den Jahren 2016 bis 2018 insgesamt 7 Mrd. Euro zusätzlich in die öffentliche Verkehrsinfrastruktur, Maßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz, in die digitale Infrastruktur, in den Klimaschutz und in die Städtebauförderung investieren. 16 ▲ Die Wertachtalbrücke während des Baus BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 Damit sind auch die Erwartungen von Pro Mobilität erfüllt, mit dem neuen Programm den Rückgang in der bisherigen Bundesfinanzplanung im Jahr 2017 auf 2018 von 6,1 auf 5,3 Mrd. Euro auszugleichen. Dazu kommt noch Geld für die kommunale Infrastruktur aus zusätzlichen Bundesmitteln: In den Jahren 2015 und 2016 bleibt es zunächst bei der bereits vereinbarten Entlastung von jeweils 1 Mrd. Euro pro Jahr. 2017 steigt die bislang vorgesehene Entlastung der Kommunen um weitere 1,5 Mrd. Euro, um dann 2018 die vollen 5 Mrd. Euro pro Jahr zu erreichen. Zusätzlich soll es einen kommunalen Investitionsfonds von 3,5 Mrd. Euro für die Jahre 2015 bis 2018 geben, der speziell finanzschwachen Kommunen dienen soll. Der kommunale Eigenanteil betrage dabei nur 10 %. Dr.-Ing. Wilhelm Götzelmann gründete vor 60 Jahren ein Planungsbüro für den kommunalen Tiefbau. Aus diesem Ingenieurbüro entwickelte sich eine Ingenieurgesellschaft mit ca. 30 Mitarbeitern an den Standorten Stuttgart und Balingen. Das Tätigkeitsfeld umfasst sämtliche Bereiche des Siedlungswasserbaus: Von der Erschließung neuer Baugebiete bis zur Abwasserbehandlung, von der Biogasverwertung bis zur stofflichen und energetischen Klärschlammverwertung. Durch innovative Lösungen hat sich die Götzelmann + Partner GmbH in der Ingenieurwelt einen guten Ruf erworben. Das Ingenieurunternehmen setzt sich mit Know-how und Engagement ein, um für die Auftraggeber sowohl hochwertige als auch wirtschaftliche Lösungen zu planen und zu realisieren. WORAN ARBEITEN SIE GERADE ? Aktuelle Projekte von VBI-Mitgliedern sind … Foto: SSF Ingenieure AG SSF INGENIEURE AG, MÜNCHEN, WWW.SSF-ING.DE … DIE „GREEN LINE“ DER METRO DOHA Der Bau eines vollständig neuen U-Bahnnetzes in Doha, der Hauptstadt von Katar, ist ein international beachtetes Milliardenprojekt im Bereich der innerstädtischen Infrastruktur. Anlass ist die FIFA Fußball WM 2022. Die Metro Doha ist integraler Teil des Qatar-Rail-Entwicklungsprogramms (Qatar Integrated Railway Project QRDP) und wird mit vier Hauptlinien Doha und das Umland großräumig versorgen. Im Zentrum Dohas wird die U-Bahn unterirdisch geführt, während am Stadtrand hauptsächlich oberirdisch oder erhöht gebaut wird. Das künftige Netz umfasst ca. 90 km Strecke (50 % Tunnel) mit ca. 30 Stationen, davon 24 unterirdisch. Das Foto zeigt die Baugrube der Station „Al Messila“ mit Abraumförderbändern der Tunnelbohrmaschine. SSF Ingenieure wurde mit der Entwicklung des Entwurfes und der Ausführungsplanung für sechs Bahnhöfe, den Tunnel zwischen den Bahnhöfen (22,5 km mit 2 Röhren) und verschiedene Ingenieurbauwerke der „Green Line“ beauftragt. Außerdem umfasst der SSFAuftrag die Vorbereitung eines geotechnischen Reports für die Bauwerke in offener Bauweise sowie die Planung und statische Berechnung der Baugruben. Ein Projekt in dieser Größenordnung braucht eine sehr guten Projektorganisation und Koordination aller Fachplaner. Um einen engen Kontakt zum Bauherrn für Absprachen und Rückfragen zu ermöglichen, wurde ein Team aus Planern vor Ort eingesetzt, das dort auch wichtige Entscheidungen treffen kann. Dabei setzen Planer und Auftraggeber auch auf BIM (Building Information Modeling/Gebäudedatenmodellierung) als Planungsinstrument. CANZLER GMBH, MÜLHEIM/RUHR, WWW.CANZLER.DE … EIN TOOL ZUR ERMITTLUNG UND BEWERTUNG VON INVESTITIONSKOSTEN Die Beratungs- und Planungsgesellschaft Canzler hat auf der Facility-ManagementMesse Ende März in Frankfurt ein von ih- rem Partner Socotec entwickeltes, neues Qualitäts- und Lebenszykluskosten-Tool vorgestellt. Das „KMIS ILCC Tool“ (Key Maintenance Indicator System Intelligent Life Cycle Costing Tool) ermöglicht die systematische Berechnung der künftig erforderlichen investiven und operativen Kosten (CAPEX und OPEX) auf Basis einer standardisierten Bewertung der Wartungsqualität und des Zustands von Anlagen und Gebäude. „Diese Bewertung der Wartungsqualität und Zustandsbewertung nach KMIS ist in dieser Qualität ein Novum auf dem Markt“, erklärt Andreas Broßmann, Leiter des Bereichs FM-Solutions und Geschäftsführer bei Canzler. In der Realität widerspiegele der unterzeichnete Wartungsnachweis nicht immer die tatsächlich durchgeführten Arbeiten und somit den tatsächlichen Zustand eines Bauteils. Mit dem neuen Tool hingegen lasse sich die LCC systematisch anhand der Zustandsbewertung an den realen Verlauf anpassen: Erforderliche Maßnahmen werden gebündelt und zeitlich verschoben, so dass eine Barwertoptimierung und die Bündelung baulich zusammenhängender Maßnahmen zeitlich optimiert durchgeführt werden, z. B. der Austausch der Technik in der Mietfläche zum Ende auslaufender Verträge. „Somit erhält der Portfoliomanager einheitliche und valide Bewertungen seiner Immobilien und Kostenverläufe – und ist nicht mehr auf die Schätzwerte der Objektmanager angewiesen“, so Broßmann. BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 17 WORAN ARBEITEN SIE GERADE ? Aktuelle Projekte von VBI-Mitgliedern sind … Foto: Ingo Lammert SCHÜßLER-PLAN GMBH, WWW.SCHUESSSLER-PLAN.DE … DIE DÜSSELDORFER WEHRHAHN-LINIE FÜR U- UND STADTBAHN Der Countdown zur Fertigstellung der Wehrhahn-Linie mit ihren sechs unterirdischen und zwei oberirdischen Haltestellen im Februar 2016 läuft. SchüßlerPlan war als federführendes Mitglied der Ingenieurgemeinschaft Wehrhahn-Linie mit der Planung des Großprojekts beauftragt. Düsseldorfs zweites großes City-Unterfahrungsprojekt verläuft auf einer Strecke von 3,4 km zwischen den S-Bahnhöfen Wehrhahn und Bilk. Um im Innenstadtbereich u.a. entlang der Königsallee die Eingriffe an der Oberfläche so gering wie möglich zu halten, entstanden alle Bahnhofsbauwerke in Deckelbauweise. Der Tunnelbau im Einflussbereich des Grundwassers fand überwiegend im Schildvortrieb statt. Eine Ausnahme ist die Haltestelle unter dem denkmalgeschützten Kaufhof, die direkt un- DREES & SOMMER AG, STUTTGART, WWW.DRESO.COM … DER BAU DES HUMA EINKAUFSCENTERS IN WIEN Im Februar wurde in Wien-Simmering der Grundstein für eines der größten Einkaufszentren der Stadt gelegt. Dort im Osten Wiens entsteht bis 2017 das neue HUMA-Shoppingcenter. Auf zwei Stockwerken und einer Gesamtfläche von 50.000 m2 finden dort künftig mehr als 18 BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 90 Geschäfte sowie Gastronomie- und Dienstleistungsbetriebe Platz. Die verkehrsgünstige Anbindung und 2.000 kostenlose Parkplätze sollen das Shoppingcenter für Kunden und Besucher attraktiv machen. Bisher war der Einkaufstempel in einem terhalb der Gründungselemente des Jugendstilkaufhauses liegt. Um jegliche Schäden durch Erschütterung zu vermeiden, wurde dort auf ca. 70 m im Schutze eines temporären Frostkörpers im bergmännischen Vortrieb gearbeitet. Nach der Fertigstellung des U-Bahnhofs „Benrather Straße“ folgte im März die Demontage der oberirdischen Wasserleitungstrassen an der Breite Straße (Foto), des Leitungsstrangs, über den fünf Jahre lang das Wasser aus der bis zu 20 m tiefen, bis zu 12 m unter dem üblichen Grundwasserspiegel liegenden Baugrube abgepumpt wurde. Das Verschwinden der letzten Transportleitungen aus dem Stadtbild ist sichtbares Zeichen der verkehrstechnischen Entlastung und neuen Stadtraumgestaltung Düsseldorfs. Wichtige Meilensteine bis zur Inbetriebnahme sind jetzt: erste Testfahrten (05/15), Testbetrieb der Strecken und Bahnhöfe (09/15), PreOpening und Tag der offenen Tür (12/15) und schließlich die öffentliche Inbetriebnahme (02/16). über 30 Jahre alten Gebäude untergebracht. Um Platz für den Neubau zu schaffen, wurde dieses im vergangenen Jahr abgerissen. Der Betrieb mit den wichtigsten Ankermietern wie Media Markt, H&M, New Yorker und McDonald’s wird jedoch auf einer Übergangsfläche in unmittelbarer Nähe aufrechterhalten. Mit der Grundsteinlegung starteten nun die Arbeiten für den ersten Bauabschnitt. Nach der Eröffnung des Neubaus im Frühjahr 2016 wird in einem zweiten Schritt auch das als Provisorium genutzte Gebäude durch einen Neubau ersetzt. Drees & Sommer begleitet das Projekt bis zur Fertigstellung im Jahr 2017. Im Rahmen des Projektmanagements steuert das Beratungsunternehmen die Kosten und Termine und übernimmt zudem das Mietermanagement. PBR PLANUNGSBÜRO ROHLING AG, WWW.PBR.DE … DAS NIEDERSÄCHSISCHE FORSCHUNGSZENTRUM FAHRZEUGTECHNIK IN BRAUNSCHWEIG der Fassade im Erdgeschoss wirkt das Institutsgebäude schwebend, die leicht geneigte Fassade der beiden Obergeschosse unterstreicht diese Dynamik (Foto oben). Das Institutsgebäude ist als dreigeschossiger Kopfbau konzipiert. Alle öffentlichen Bereiche wie die Vorlesungsund Tagungsräume, die Bibliothek, der PC-Pool und die Cafeteria werden über das langgestreckte Wandelfoyer erschlossen. Die Fassade nach Süden ist verglast und bietet großzügige Aus- und Einblicke. Seminarräume und Bibliothek im Erdgeschoss sind zum ruhigen Innenhof ausgerichtet. Die Büroflächen in den beiden Obergeschossen sind als Dreibund organisiert und schaffen optimale Bedingungen für die interdisziplinäre Zusammenarbeit. Eine effektive Kommunikation der Mitarbeiter wird durch einen flexiblen Grundriss, ein hohes Maß an Transpa- Fotos: Klemens Ortmeyer An seinem neuen Standort in Braunschweig entwickelt das im Februar eröffnete NFF Niedersächsisches Forschungszentrum Fahrzeugtechnik Lösungen für die Herausforderungen des verdichteten innerstädtischen Verkehrs. Unter den Eröffnungsrednern des von der pbr Planungsgruppe Rohling als Gesamtplaner verantworteten Zentrums war u.a. VW-Vorstandschef Martin Winterkorn. Der Neubau des NFF gliedert sich in das Institutsgebäude mit Büros, Projekthäusern, Seminar- und Vorlesungsbereich sowie das Technikum mit Verfügungsfläche, Werkstätten, Laboren und Prüfständen. Eine beide Bereiche umhüllende Schale aus Aluminium-Verbund-Tafeln verleiht dem NFF seine prägnante Silhouette, die durch Farbgebung und Materialität Assoziationen zum Automobilbau erzeugen will. Durch den Rücksprung und die großzügige Verglasung renz und geschossübergreifende vertikale Kommunikationszonen erreicht. Besonders die Projekthäuser eröffnen neue Möglichkeiten in der Zusammenarbeit und spiegeln den Teamgedanken des NFF wieder. Hier werden temporär Arbeitsbereiche geschaffen, in denen interdisziplinär zusammengesetzte Gruppen an gemeinsamen Projekten forschen. Aus ihren Büros im Institut erreichen die Forscher auf kurzem und direktem Wege die Versuchshalle im Technikum. Zentraler Mittelpunkt des Technikums ist der zweigeschossige Hallenteil mit der offenen, großzügigen Verfügungsfläche (Bild unten). Dem Konzept des NFF als offene Arbeitswelt folgend wird diese Fläche für Versuchsaufbauten in gemeinsamer Projektarbeit institutsübergreifend genutzt. Die Teams forschen in räumlicher Nähe zueinander, dies fördert den interdisziplinären Austausch, die Zusammenarbeit und die Kommunikation. Die Motorenprüfstände, Werkstätten sowie Lager- und Abstellflächen sind räumlich getrennt und gruppieren sich U-förmig um die Verfügungsfläche. Im Obergeschoss befinden sich die nasschemischen Labore, die Komponenten-Prüfstände, das E-Labor und der Sozialbereich. Weiterhin sind hier die hochinstallierten Technik-Zentralen mit der komplexen Gebäudetechnik für die Prüfstände angeordnet. Um gleichbleibende Versuchsbedingungen sicherzustellen, arbeitet die Anlagentechnik mit kleinsten Toleranzen und ist darauf abgestimmt, z. B. in der Kühlleistung und der Luftabsaugung schnell auf die Lastwechsel der Motoren und den Teillastbetrieb von Motorenprüfständen zu reagieren. Neben der Fernwärme, die bereits zu mehr als 50 % aus einer hocheffizienten Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage (KWK-Anlage) stammt, stehen weitere intelligente Lösungen zur Verfügung, die zur Reduzierung der Heizenergie beitragen. Beispielsweise wird die Abwärme der Verbrennungsmotoren aus den Prüfständen mit einem Temperaturniveau von 60 °C zur Gebäudebeheizung genutzt. BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 19 mittlerer Ring Südwest in münchen Ein Megaprojekt stellt sich vor von RupeRt ReichthalhammeR es ist die größte Baustelle der landeshauptstadt münchen am mittleren Ring. Sie dient der verlagerung des verkehrs unter die erde, um lärm und Schmutz für die anwohner zu verringern. Gleichzeitig entstehen an der oberfläche Grünflächen, das Wohnumfeld wird nachhaltig aufgewertet. Das Projekt Die planungsgemeinschaft mittlerer Ring Südwest, bestehend aus Dorsch international consultants Gmbh, iSp Scholz Beratende ingenieure aG und dem ingenieurbüro Rüdiger Schönenberg zeichnet für die gesamte objektplanung, ingenieurbauwerke und verkehrsanlagen am mittleren Ring Südwest verantwortlich. Wobei Dorsch international die Federführung der arbeitsgemeinschaft erteilt wurde. Der Startschuss für die tunnel- und Straßenbauarbeiten fiel nach europaweiter ausschreibung bereits im Jahre 2009. Die Baustelle erstreckt sich von der Garmischer Straße über den luise-Kiesselbach-platz bis hin zur heckenstallerstraße. Gebaut wird ein zweiröhriger durchgehender haupttunnel mit mehreren ein- und ausfahrtsrampen und den dazugehörigen Seitentunneln. Daneben gibt es vier Betriebsstationen und fünfzehn notausgänge mit Fluchttreppen an die oberfläche. 20 BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 Zur Historie Bereits 1927 wurde im Generalbaulinienplan für den Großraum münchen ein Straßenring zur entlastung dokumentiert, der in etwa dem verlauf des heutigen mittleren Rings entspricht. mit der Realisierung des projektes wurde bereits anfang der 50er Jahre mit einzelnen teilabschnitten begonnen. Zu Beginn der olympischen Sommerspiele 1972 in münchen konnte erstmals ein zusammenhängender Straßenzug befahren werden. in den 80er Jahren wurden der trappentreutunnel und der Brudermühltunnel eröffnet. im Juni 1996 wurden per Bürgerentscheid drei weitere tunnelprojekte für die Stadt münchen gefordert, in den Bereichen petuelstraße (norden), Richard-Strauss-Straße (osten) und luise-Kiesselbach-platz (Südwesten). Der petueltunnel wurde im Juli 2002 dem verkehr übergeben. Die herstellungskosten beliefen sich auf etwa 200 mio. €. Sieben Jahre spä- VERKEHR ◀ Tunnelinnenansicht bevor die Straßenbauer kommen ▼ Beschilderung künftige Zufahrt Abbildungen: Baureferat München ter folgte der abschnitt Richard-Strauss-tunnel, gebaut für etwa 321 mio. €. Die planungen bzw. planfeststellungsunterlagen für die beiden tunnel im osten und Südwesten wurden zwar zeitgleich erarbeitet, aber aus finanziellen Gründen erfolgte der Baubeginn für den Bereich luise-Kiesselbach-platz erst nach der tunnelfreigabe im osten. im anschluss an die ausschreibung, die 2009 ebenfalls von Dorsch international erstellt wurde, konnten im august 2009 die Bauarbeiten am ausbau mittlerer Ring Südwest beginnen. Die Kosten des projekts betragen nach aktuellem Stand 398,5 millionen €. Die planungen des 2002 eröffneten petueltunnels im norden wurden bereits durch Dorsch international (früher: Dorsch consult) erbracht. mit der planung der folgenden tunnel des mittleren Rings, dem 2009 freigegebenen Richard-Strausstunnel im osten der Stadt und der aktuellen Baumaßnahme am luise-Kiesselbach-platz beauftragte die Stadt münchen die bereits erwähnte planungsgemeinschaft mittlerer Ring. Zum umfang der leistungen zählen neben der objektplanung der ingenieurbauwerke mit zwei tunneln, einem trogbauwerk und Brücken, teile der tunnelausstattung, wie z.B. Feuerlöschtechnik und tunnelwandverkleidung, sowie die vollständige planung der verkehrsanlagen im tunnel als auch an der neu gestalteten oberfläche. BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 21 VERKEHR ▼ Tunnelbaustelle im August 2011 Abbildung: rent-a-drone Deutlich weniger Verkehr Das verkehrsaufkommen in der Garmischer Straße liegt derzeit bei etwa 100.000 Fahrzeugen pro tag. Der verkehr wird sich hier zwischen preßburger Straße / hinterbärenbadstraße und Waldfriedhofstraße in Zukunft um 95 % auf bis zu 5.000 Fahrzeuge pro tag verringern. Der luise-Kiesselbach-platz wird von rund 120.000 Fahrzeugen pro tag befahren. nach Fertigstellung des tunnels wird das verkehrsaufkommen an der oberfläche auf circa 40.000 Fahrzeuge pro tag zurückgehen. auf der auf tunnelniveau offen geführten heckenstallerstraße fahren künftig 107.000 – heute 90.000 Fahrzeuge pro tag. Die tunneloberfläche zwischen Friedrich-hebbel-Straße und passauerstraße wird verkehrsfrei. Im Sinne der Anwohner Während der gesamten Bauzeit muss der verkehr auf zwei jeweils dreistreifigen Fahrbahnen um das teils in offener Bauweise, teils in Deckelbauweise erstellte tunnelbauwerk herumgeführt werden. in der heckenstallerstraße wird mit der tieferlegung des mittleren Rings auf tunnelniveau und durch zusätzliche Schallschutzwände eine verbesserung der lärmsituation erreicht. Zusätzliche Schutzmaßnahmen, wie der einbau von Schallschutzfenstern werden überall dort vorgesehen, wo Grenzwerte überschritten werden. außerdem wer- 22 BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 den an allen tunnelein- und -ausfahrten schallabsorbierende Wandverkleidungen angebracht. auch die abgase der autos werden durch die tunnel umverteilt. Falls die geltenden Grenzwerte künftig überschritten werden sollten, wurden bereits im vorfeld bauliche vorkehrungen getroffen, um abluftbauwerke nachrüsten zu können. Dreimal so schwer wie der Eiffelturm Die ersten Sparten- und Kanalverlegungen wurden bereits ende 2007 begonnen. in den darauffolgenden Jahren ab august 2009 entstanden die Bohrpfahlwände und die tunneldecke. anschließend erfolgte der erdaushub und in 2014 wurden die Rohbauarbeiten größtenteils abgeschlossen. Der technische innenausbau startete abschnittsweise ende 2013. inzwischen sind die tunnelfahrbahnen nahezu fertiggestellt. insgesamt wurden in den vergangenen fünf Jahren rund 241.000 m3 Beton und etwa 31.000 t Bewehrungsstahl verbaut. Diese Stahlmenge ist circa dreimal so schwer wie der pariser eiffelturm. außerdem wurden 10.091 Bohrpfähle seit august 2009 in das erdreich gedreht – mit einer Gesamtlänge von 110 km. Die Vorteile der Deckelbauweise Bei diesem megaprojekt mittlerer Ring Südwest fiel die entscheidung zugunsten der Deckelbauweise, ein Bauverfahren VERKEHR PROJEKTDATEN Bauherr landeshauptstadt münchen – Baureferat Gesamtlänge Ausbauabschnitt: 2.800 m Tunnellängen: Garmischer Straße/luise-Kiesselbach-platz: 1.500 m tunnel heckenstallerstraße: 620 m Tieflage: heckenstallerstraße: 400 m Querschnitt Tunnelröhren: lichte höhe: 4,80 m, lichte Weite: 6,50 m bis 15 m Fahrspuren im Tunnel: Garmischer Straße: 3 bzw. 4 Spuren je Richtung, heckstallerstraße: 2 bzw. 3 Spuren je Richtung Betriebsbauwerke: 4 Betriebsstationen, 4 pumpwerke, 15 notausgänge Baubeginn: herbst 2007 (Kanalverlegung) Baukosten ca. 398,5 millionen € ◀ Verkehrsführung April 2013 Abbildung: rent-a-drone ▲ Baugrubenansichten zur herstellung von tunneln und Baugruben. Dabei wird zunächst von der Geländeoberkante aus eine Schlitz- oder Bohrpfahlwand hergestellt. auf den Wänden und Stützen wird dann ein Deckel betoniert. Dieser Deckel wird meistens direkt auf dem Boden oder einem Sandbett, ohne untere Schalung, hergestellt. Die ebenheit an der unterseite des Deckels wird zum Beispiel durch herstellen einer Sauberkeitsschicht aus ma- Abbildungen: Dorsch International gerbeton und einer pe-Folie gewährleistet. Danach kann das erdreich unter dem Deckel ausgehoben werden. Der vorteil der Deckelbauweise liegt unter anderem darin, dass die Geländeoberfläche relativ schnell wieder für den verkehr zur verfügung steht, da der aushub unter dem Deckel erfolgt. Weitere vorteile sind, dass der Deckel als Kopfsteife dient, das heißt horizontale erdlasten, die auf die Bohrpfahl- BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 23 VERKEHR ▶ Rundgang Innenraum ▼ Künftiger Notausgang Abbildung: Baureferat München wand wirken, müssen nicht durch temporäre verankerungen aufgenommen werden, sondern werden direkt in den Deckel eingeleitet. Bei biegesteifem anschluss des Deckels an die Schlitz-/Bohrpfahlwand kann die einbindelänge der Bohrpfahlwand reduziert werden. Schalgerüste für die Deckelplatte sind nicht erforderlich. Ausblick bis 2017 Derzeit stehen die Straßenbauer in den Startlöchern. Sie stellen jetzt im Frühjahr 2015 die künftigen anschlüsse der oberflächenfahrbahnen an den tunnel her. Die Rückverlegung der versorgungsleitungen für Gas, Strom, Wasser und telemedien aus den privaten Grundstücken in den öffentlichen Raum schreitet voran. Stadt und anwohner freuen sich auf die offizielle eröffnung, wenn münchens oberbürgermeister am Samstag, den 25. Juli 2015, zur Schere greift und das obligatorische Band 24 BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 Auf der Baustelle Abbildung: Dorsch International zerschneidet, das bekanntlich den neuanfang symbolisiert. Geplant ist, dass Fußgänger und Jogger den tunnel bereits am Donnerstag vorher auf sportliche art und Weise in Besitz nehmen. Die tunnelstrecke ist etwa drei Kilometer lang und umfasst so eine laufrunde von ca. 6 km. am tag darauf folgt ein großes Bürgerfest. Gleich im anschluss erfolgt bis etwa ende 2017 die Wiederherstellung der oberfläche einschließlich einer komplett neu gestalteten Grünanlage, dem heckenstallerpark mit insgesamt 28.000 m² Fläche, etwa 450 Bäumen sowie vielfältigen Spielangeboten für Kinder und Jugendliche, wie beispielsweise einem Streetball-platz und einer Boulderwand. Zierkirschen, platanen, Spazierwege und Bänke werden ebenfalls fester Bestandteil des parks sein. Der mittelstreifen in der Garmischer Straße mit einer Breite von über 10 m wird als promenade ausgestaltet, die zum Spazieren und verweilen einlädt. Fazit Der insgesamt 2,8 km lange Ring-tunnel wird nach 8 Jahren Bauzeit am letzten Juli-Wochenende 2015 feierlich eröffnet. Die tunnelmaßnahmen verlagern verkehr und somit lärm und Schmutz unter die erde, um gleichzeitig die anwohner zu entlasten und vermehrt Grünflächen auf der oberfläche für Freizeitaktivitäten zu schaffen. Autor: Dipl.-Ing. Rupert Reichthalhammer, projektleitung abteilung verkehr im vBi-mitgliedsunternehmen Dorsch international consultants Gmbh, münchen VBI_Anzeige_A4_quer_Verband_Layout 1 16.04.14 17:44 Seite 1 Wir wollen Ihren Erfolg. Profitieren Sie von einem starken Verband! www.vbi.de Der VBI vereint die besten Planer und Berater Deutschlands. Er ist die führende Berufsorganisation unabhängig planender und beratender Ingenieure in Deutschland. Sie wollen dazu gehören? Sprechen Sie mit uns, wir informieren Sie gern! Verband Beratender Ingenieure VBI Budapester Straße 31, 10787 Berlin Tel.: 030/26062-0, Fax: 030/26062-100 [email protected], www.vbi.de VERKEHR Infrastrukturinvestitionen und -vermögen Kommunen brauchen Planungssicherheit VON KARSTEN GRUBER UND JOCHEN LUDEWIG Viele Brücken, Tunnel und Straßen in Deutschland sind in bedenklichem Zustand. Sperrungen für den Verkehr bedrohen die Wirtschaftskraft ganzer Regionen. Auch bei knappen Kassen und für kleine Gemeinden lässt sich mit Hilfe technischer Methoden ermitteln, wo Sanierung und Erneuerung am dringlichsten sind, und wo zumindest erhalten werden sollte, um deutlich höhere Folgekosten zu vermeiden. Planung und Beratung dafür bieten Ingenieurdienstleister wie VBI-Mitglied Grontmij. Hintergrund Marode und anfällige Brücken und Straßen sind längst nicht mehr nur dem Verkehrsfunk eine Nachricht wert. Kürzlich machte die rheinlandpfälzische Anschlussbrücke der Schiersteiner Brücke, Bestandteil der Autobahnverbindung zwischen Wiesbaden und Mainz, bundesweit Schlagzeilen. Die Sperrung der gesamten Verbindungsader traf die Verkehrsteilnehmer unvorbereitet. Alle Auffahrten auf die A 643 zwischen den beiden Landeshauptstädten waren betroffen. Viele Pendler und auch Radfahrer und Fußgänger durften nicht mehr passieren. Fällt eine so zentrale Verkehrsader wegen Sicherheitsmängeln plötzlich komplett aus, wird besonders augenfällig, dass der Zustand der Verkehrsinfrastruktur unmittelbare Auswirkungen auf eine Wirtschaftsregion und ihre Prosperität hat. Unmittelbar sind auch die Konsequenzen für den Straßenerhalt: Sobald Verkehrsadern nicht mehr nutzbar sind, muss kurzfristig reagiert werden. Sicherheit ist oberstes Gebot, unaufschiebbare Reparaturen müssen vorgenommen werden. Langfristig kommen solche bloßen Ad-hoc-Reaktionen die Kommunen jedoch teuer zu stehen, weil dann nur noch die dringlichsten Projekte angegangen werden, während die Infrastruktur an anderer Stelle weiter Schaden nimmt. Die ursprüngliche Budgetplanung wird durch zunehmende Reparaturaufwendungen ausgehebelt. Für Neu- und Ersatzbau sind keine Mittel mehr vorhanden. Eine Spirale, die durchbrochen werden muss – erst recht in Zeiten knapper Finanzmittel in den Gemeindekassen. Im Falle der Schiersteiner Brücke ist ein Ersatz der Rheinbrücke längst in Arbeit. Die Planung für dieses parallel geführte Bauwerk begann bereits 2007, die Bauarbeiten 2013. Im Zuge der laufenden Arbeiten traten die Tragfähigkeitsbeeinträchtigungen der Anschlussbrücke auf, die dann auch zur unmittelbaren Sperrung führten. Geplantes Vorausschauen ist notwendig, um Erhalt, Instandhaltung, Reparatur und Neubau in einen Gleichklang zu bringen. Denn Infrastrukturprojekte dauern naturgemäß oft mehrere Jahre und sind nur interdisziplinär 26 BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 zu bewältigen. Im Falle der Rheinbrücke entstehen beispielsweise nicht weniger als 54.000 m2 Brückenfläche, 30.000 t Stahl sind zu bewegen und vier neue Flusspfeiler mit Tiefgründung zu errichten. Die weitgespannte Brückenkonstruktion muss außerdem ▲ Vermessungsarbeiten umfassenden Vorgaben aus dem Vogel- und Naturschutz Rechnung tragen. Solche Naturschutzauflagen stellen bei vielen Infrastrukturvorhaben eine wichtige Herausforderung dar und können zu weiteren Verzögerungen führen, wenn sie nicht frühzeitig bei der Planung Berücksichtigung finden. Langzeitplanung auf Basis einer Bedarfsanalyse Wenn die Gemeinden die eingangs beschriebene Reparaturspirale durchbrechen wollen, führt kein Weg an einer präventiven Langzeitplanung vorbei. Das erfordert Umdenken. Infrastrukturerhalt betrifft unsere künftigen Lebensbedingungen; Nachhaltigkeit ist schon deshalb ein wesentliches Kriterium. Deshalb müssen vor allem Zustand und Dringlichkeit von Maßnahmen für alle Straßen und Wege, Brücken und Tunnel im Zuständigkeitsgebiet erfasst und bewertet werden. Auch wenn am Ende vielleicht nicht alles angegangen werden kann – schon gar nicht in Zeiten eng begrenzter Budgets – gilt: Jeder Euro kann sinnvoll investiert werden, wenn ein individueller Fahrplan verfolgt und regelmäßig überprüft wird. Dabei können Öffentlich-Private-Partnerschaften weitere finanzielle Spielräume erschließen helfen. Unabhängig davon, wie die Finanzausstattung im Einzelnen aussieht, in jedem Fall können die Weichen für eine nachhal- ▲ Zustandserfassung Radwegnetz ▲ Bauüberwachung Straßenbau tige Infrastrukturstrategie gestellt werden. Neben der Funktionsfähigkeit der Verkehrsadern sind gerade in den Kommunen viele spezifische Gegebenheiten einzubeziehen, wenn die Bedarfsanalyse erstellt wird. Verkehrsaufkommen, Ortsumgehungen oder innerstädtische Straßenführung, bestehende Mängel, aber auch Versorgungsthemen, die durch demographische Veränderungen neu betrachtet werden müssen, spielen dabei eine Rolle. Mit Hilfe technischer Methoden können Ingenieure und Fachplaner aufzeigen, wie das vorhandene Budget zielgerichtet und sinnvoll eingesetzt werden kann. Auch bei geringer Investitionskraft einer Gemeinde kann ermittelt werden, wo Sanierung am dringlichsten ist, wo Erneuerung sinnvoll ist und wo mindestens erhalten werden muss, um deutlich höhere Folgekosten zu vermeiden. Hier wird die Abwärtsspirale durchbrochen und umgekehrt. Für die Zustandserfassung des jeweiligen Straßennetzes und die Analyse der Daten gibt es spezielle Messverfahren und Datenbanken, die modular und stufenweise einsetzbar sind. Die Wahl des passenden Verfahrens hängt von den örtlichen Gegebenheiten ab. Für die Stadt Ostfildern in Baden-Württemberg beispielsweise hat die Grontmij GmbH das Straßennetz von 200 km Länge vollständig erfasst und die Zustandsdaten analysiert. Um die Daten zu verwalten, nutzt die Stadt ein modulares Softwaresystem. Je exakter Bestands- und Zustandsdaten von Straßen und Nebenanlagen sind, desto zielgerichteter kann die Unterhaltung geplant und ausgeführt werden. Ein Beispiel für ein Radwege-Management wurde in Niedersachsen realisiert. Hier ging es vorrangig um die Erfassung von Schadensmerkmalen für die Radwege. Neben der grundlegenden Beurteilung und dem Gesamtüberblick kann die eingesetzte Software auch als Planungsinstrument genutzt werden. Je nach Modul und Bedarf sowie den konkreten Möglichkeiten in den Gemeinden sind etwa Aufgrabungsverwaltung, mobile Straßenkontrolle oder GIS-Anbindung möglich. Transparenz und Bürgerbeteiligung Auf Basis der Bestandserfassung erarbeiten die Fachplaner strategische Entscheidungsvorlagen für die Gemeinderäte, die verschiedene Szenarien und Eingriffszeitpunkte vorstellen. So entstehen langfristige Projekt- oder Fahrpläne für die ▲ Mess- und Überwachungsfahrzeug alle Fotos: Grontmij Kommunen mit machbaren Etappenzielen, die regelmäßig überprüft und angepasst werden können. Auch Synergien lassen sich erkennen, beispielsweise Maßnahmen, die die Gemeinden im Zuge ihrer täglichen Aufgaben leisten können, um Straßen oder Wege länger nutzbar zu halten. Materialwahl und Unterhalt tun selbstverständlich das ihre, um Schäden vorzubeugen und Haltbarkeit zu gewährleisten. Da tragfähige Entscheidungen im Infrastrukturbereich einen umfassenden Überblick der Verantwortlichen erfordern, gerade wenn sehr stark priorisiert werden muss, sind transparente und nachvollziehbare Entscheidungsgrundlagen notwendig. Je nach Entscheidungs- und Gestaltungsspielraum kann es die Akzeptanz fördern, wenn die Bürger nicht nur umfassend über die Planung informiert, sondern auch ihre Mitsprache bei sie betreffenden Vorhaben gefragt ist. Wichtig ist, an jeder Stelle klar zu machen, ob und welche Mitsprachemöglichkeit es für die Bürger gibt. Bei einer langfristig angelegten Planung können sich Gestaltungsspielräume auftun, die kurzfristig gar nicht organisiert werden könnten. Basierend auf langjähriger Projektarbeit mit unterschiedlichsten Beteiligungsprozessen kennt Grontmij Erfolgskriterien, Anforderungen und Hemmnisse, wenn es um Bürgerbeteiligung bei kommunalen Projekten geht. Auf dieser Grundlage gehören bei Grontmij ein System für formelle Beteiligungsverfahren sowie ein Dienstleistungsangebot rund um solche Verfahren, die immer mehr an Bedeutung gewinnen und den Kommunen zunehmend personelle und finanzielle Ressourcen abverlangen, zum Instrumentarium für Ingenieur- und Beratungsleistung dazu. Gerade wenn Instandsetzung etappenweise angegangen werden muss, können Beteiligungen an Einzeletappen wertvolle Impulse für die Entscheider bringen und Akzeptanz fördern. Generell helfen Instandhaltungspakete, Planungssicherheit zu erlangen und erhalten. Selbstverständlich müssen die Einzeletappen auf Basis der Bestands- und Bedarfsanalyse festgelegt und regelmäßig überprüft werden. Autoren: Dr.-Ing. Karsten Gruber, Dipl.-Ing. Jochen Ludewig, Geschäftsführer der Grontmij GmbH BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 27 VERKEHR ▲ Komplexe Verkehrsinfrastruktur Foto: DB Projektbau Im Überblick Der Zyklus des Risikomanagements VON HEINRICH BEST, ECKART LINDNER UND JOHANN SCHMIEDER Bei Bauprojekten werden vielfach erst im Projektverlauf Inhalte und Randbedingungen abschließend entwickelt. Damit ist jedes Bauvorhaben mit dem Risiko behaftet, länger zu dauern und mehr zu kosten, als vor Projektbeginn geschätzt. Wie durch Risikomanagement extreme Kosten- und Terminüberschreitungen bei großen Bauprojekten verhindert werden können, ist Thema des folgenden Beitrags Einführung Selbst wenn ein Bauherr dem Bauvertrag eine abgeschlossene Ausführungsplanung zugrunde legt, ist vor Baubeginn die abschließende Klärung aller Sachverhalte nicht möglich, weil die dafür notwendigen Informationen vor Baubeginn nicht zur Verfügung stehen. Dies gilt umso mehr, je komplexer und umfangreicher die Projekte sind, etwa bei Großprojekten im Bereich der Infrastruktur. Daran wird auch eine vorab vollständig virtuelle Planung auf Basis digitaler Modelle (BIM) grundsätzlich nichts ändern. Damit bestehen zu Beginn jedes Bauvorhabens systemimmanente Risiken, dass in der Zukunft liegende Erkenntnisse und Ereignisse zu negativen Konsequenzen für Kosten, Termine und/oder Qualität führen können. Dieses Risiko ist weder vermeidbar, noch kann es ignoriert werden. Erforderlich ist vielmehr ein konsequentes Risikomanagement. Seine Aufgabe ist es, diese Risiken zu bewerten und in der Folge durch geeignete Maßnahmen zu minimieren. Anders als im herkömmlichen Projektmanagement, in dem sich Berichte und Zahlen häufig nur mit der Vergangenheit und Gegenwart beschäftigen, ist Gegenstand des Risikomanagements also die grundsätzlich unbekannte, maximal mit gewissen Wahrscheinlichkeiten abschätzbare Zukunft. 28 BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 Grundlagen des Risikomanagements Als konzeptionelle Basis für ein professionelles Risikomanagement steht seit 2009 die sehr allgemein gehaltene Norm ISO 31000 zur Verfügung. Sie definiert Risiko als „die Auswirkung von Unsicherheit auf Ziele“. Dabei können diese Auswirkungen neben den Gefahren auch Chancen sein. Risikomanagement wird definiert als „die koordinierten Aktivitäten einer Organisation zur proaktiven Lenkung und Steuerung in Bezug auf Risiken“. Für die Risikomanagementprozesse steht zusätzlich die deutsche Norm DIN EN 31010 zur Verfügung. Methodik: Der Zyklus des Risikomanagements Das Risikomanagement muss als integraler Bestandteil eines umfassenden Projektmanagements in der Projektorganisation implementiert werden. Es handelt sich um einen kontinuierlichen Prozess der Risikoidentifikation, -analyse, und -bewertung, aus dem in der Folge Maßnahmen zur fortlaufenden Projektoptimierung abgeleitet werden. Mit der späteren Evaluation der Wirkung eingeleiteter Maßnahmen beginnt dieser Zyklus immer wieder von neuem. Einen grafischen Überblick über diesen Prozess gibt die Abbildung auf der folgenden Seite. VERKEHR So findet iterativ eine ständige Justierung des Projekts an den sich verändernden Randbedingungen und Erkenntnissen statt, und dies sollte im gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks von der Bedarfsplanung über die Planung, Genehmigung und Realisierung bis zum Betreiben und zum Rückbau erfolgen. - Können Maßnahmen identifiziert werden, die die Wahrscheinlichkeit des Eintritts verringern bzw. die Folgen des Risikos minimieren? Das Risikomanagementteam fasst die Arbeitsergebnisse in Berichten zusammen, die Grundlage für die nachfolgende detaillierte Risikoanalyse sind. Risikoanalyse Das Risikomanagementteam analysiert die Ergebnisse der Risikoidentifikation, vervollständigt sie ggf. durch Rückfragen beim gesamten Projektteam und fasst alle Arbeitsergebnisse in einer Dokumentation zusammen, die Grundlage der Risikobewertung wird. Risikobewertung Die ersten Einschätzungen des Projektteams werden durch detaillierte Risikoberechnungen für jedes einzelne, benannte Risiko ergänzt. Dabei ist die Risikobewertung immer nach folgender Formel zu bewerten: Risiko = Schadensausmaß x Eintrittswahrscheinlichkeit Die Ermittlung beider Größen erfolgt auf der Basis der Einschätzungen des Projektteams entsprechend der Risikoidentifikation sowie der Risikoanalyse. Beim Schadensausmaß können dabei zur Vereinfachung und besseren Handhabung Größenklassen gebildet werden, die Eintrittswahrscheinlich▲ Risikomanagement-Kreislauf Quelle: http://wirtschaftslexikon.gabler.de keit kann ebenfalls geclustert werden, etwa in äußerst unwahrscheinlich, wenig wahrscheinlich, wahrscheinlich, sehr wahrscheinlich, außerordentlich wahrscheinlich. Risikoidentifikation Die Risiken können dann zur besseren Übersicht in ein RiDie Risikoidentifikation ist grundsätzlich eine zentrale Aufsikoportfolio eingetragen werden, als anschauliche Grundgabe des gesamten Projektteams, die Verantwortung liegt lage zur Entwicklung von Risikoklassen (z. B. A, B und C bei der Projektleitung. Grundlage kann eine aus dem Proin der Abbildung S… ). jektmanagement heraus zu entwickelnde Auflistung aller Alle Ergebnisse werden als Grundlage für die zu entwifür Projektplanung und Projektrealisierung erforderlichen ckelnden Maßnahmen wiederum in einer Dokumentation Prozessschritte sein. Ein zu beauftragendes Risikomanagementteam organisiert dabei den Prozess der Identifikazusammengefasst. tion, der Bewertung, des Aufzeigens möglicher OptimieBeispiel für eine mögliche positive Wirkung: Wenn im Rahrungspotenziale, bis hin zu ersten Einschätzungen der Wirmen einer Vergabe auf eine professionelle Risikobewerkung dieser Maßnahmen auf Kosten, Termine und Qualitätung zurückgegriffen werden kann, trägt dies durch Abten in Zusammenarbeit mit den Projektteams in jedem einschätzen der Risiken eines potenziellen Auftragnehmers zelnen Verantwortungsbereich des Projektes. Dabei köneher zur Vergabe an den wirtschaftlichsten (nicht den bilnen für jeden erforderlichen Prozessschritt die folgenden ligsten) Bieter bei. Da durch eine solche Risikobewertung einfachen Fragen gestellt werden: Kriterien wie Kompetenz, Verlässlichkeit und Leistungs- Was kann passieren und warum? fähigkeit quantifiziert werden, könnte dies den Preis als - Was sind die Folgen? wichtigstes Kriterium der Vergabe nachvollziehbar (auch - Mit welcher Wahrscheinlichkeit kann es passieren? in Nachprüfungsverfahren) ablösen. BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 29 VERKEHR art als auch vom Projektstadium ab. Bei komplexen Infrastrukturprojekten könnte in der Planungsphase ein Zeitraum von sechs Monaten, in der Ausführungsphase von drei Monaten angemessen sein. Über den tatsächlichen Zeitraum muss im konkreten Projektkontext entschieden werden. Die eingetretenen Wirkungen werden mit den bei der Entwicklung der Maßnahmen formulierten Erwartungswerten verglichen. Abweichungen bedeuten die erneute Identifikation von Risiken, damit beginnt der Zyklus erneut. Anmerkungen zu besonderen Risikokategorien und Risikokosten Der Leitfaden Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen bei der Vorbereitung von Hochbaumaßnahmen des Bundes schlägt die Erfas▲ Risiko-Portfolio Quelle: www.esf-epm.de sung von Risikokosten (d. h. der Kosten für Risikominimierung und Schadensbegrenzung bzw. -beseitigung) in einer ganzen Reihe unterschiedEntwicklung von Maßnahmen licher Risikokategorien der Planungs- und der Bauphase vor, Auf der Grundlage der Risikobewertung werden Maßnahdarunter natürlich auch für das Baugrundrisiko. men abgeleitet, deren erwartete Wirkung auf Kosten und So ist zu Beginn der Planungsphase zu ermitteln, wie groß das Termine sowie Qualität abgeschätzt wird. Die Maßnahmen Risiko und die damit verbundenen Kosten sein werden, wenn selbst sowie die Erwartungswerte ihrer Wirkungen werden das bei der Vergabe der Planungsleistungen vorgesehene Unerneut in einer Dokumentation zusammengefasst. Dazu getersuchungsprogramm nicht ausreicht und vertieft werden hört auch bereits die Festlegung, auf welche Weise die Wirmuss. Hierbei sind natürlich nicht nur die dann steigenden Unkung der eingeleiteten Maßnahmen evaluiert werden soll. tersuchungs-/Planungskosten, sondern auch mögliche AusZur besseren Organisation und Dokumentation können die wirkungen auf den Planungsfortschritt zu berücksichtigen. Sind Risiken und die daraus entwickelten Maßnahmen grunddie Risiken hierfür als hoch einzustufen, käme als Gegenmaßsätzlich in folgende Kategorien eingeteilt werden, aufgelisnahme entweder die Beauftragung eines von vornherein umtet nach steigendem Risiko: fangreicheren Untersuchungsprogramms mit entsprechend I. Risikoakzeptanz (Risikoklasse C im Bild oben): höheren Kosten aber geringerem Risiko von PlanungsverzöAngesichts geringer Eintrittswahrscheinlichkeit und gegerungen in Frage oder aber eine engmaschigere Risikokonringer Auswirkungen wird das Risiko akzeptiert, Maßnahtrolle während der Untersuchungsphase, um im Bedarfsfall men werden nicht ergriffen. rasch und ohne Zeitverzögerungen reagieren zu können. II. Risikominderung durch Senken der EintrittswahrscheinFür die Bauphase sieht die Risikobetrachtung beim Baugrund lichkeit (Beispiel: verbesserte Prozesskontrolle, Schulung anders aus. Hier gehen wir von einer vorhandenen konsistenvon Mitarbeitern). ten Planung aus und müssen den Fall betrachten, dass die III. Risikominderung durch Verringerung evtl. Auswirkungen (Beispiel: Optimierung Notfall-/Krisenmanagement, Bau vor Ort während der Bauausführung angetroffenen Baugrundeines Schmutzwasser-Rückhaltebeckens). verhältnisse von den erkundeten soweit abweichen, dass AusIV. Risikotransfer durch Ausgliederung risikoträchtiger Akführungsart und möglicherweise auch die Konstruktion betivitäten bzw. durch Versicherungslösungen (Beispiel: troffen sind. Die Wahrscheinlichkeit hängt natürlich von der Ausgliederung von Gefahrguttransporten, Abschluss eiHomogenität und Komplexität der Baugrundverhältnisse im ner Umweltschadensversicherung). Projektgebiet und der Intensität der Wechselwirkung zwischen V. Risikovermeidung (Risikoklasse A im Bild oben) durch Baugrund einerseits und Ausführung und Standsicherheit anBeenden der Aktivitäten (Beispiel: Bauverfahrensändedererseits zusammen und das Kostenrisiko liegt sicher in eirung oder keine Vergabe an den billigsten Bieter). ner größeren Dimension als bei den Planungskosten. Daher wird bei Vorliegen einer nennenswerten EintrittswahrEvaluation scheinlichkeit das Baugrundrisiko der Bauphase die ÜberleDer Zeitraum, nach dem eine Analyse der Wirksamkeit der gungen zur Planungsphase deutlich übertreffen, so dass in derMaßnahmen erfolgen sollte, hängt sowohl von der Projektartigen Fällen schon in der Planungsphase klare Maßnahmen 30 BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 VERKEHR zur Risikominimierung getroffen werden müssen. Übertriebene Sparsamkeit bei der Planung erhöht das Risiko beim Bau. Das überrascht nicht. Es ist eine weithin bekannte, aber leider viel zu selten beachtete (Binsen-)Weisheit, dass eine tiefgründige und ausgereifte Planung die beste Risikoprävention ist. Schlussbemerkungen und Ausblick Da Risikomanagement nur funktionieren kann, wenn das gesamte Projektteam zusammenarbeitet, ist eine offene, vertrauensvolle Kommunikation zwischen den Beteiligten essenziell. In der Ausführungsphase müssen die ausführenden Unternehmen Bestandteil dieser offenen Kommunikation sein. Das kann nur funktionieren, wenn statt der heute oft zu beobachtenden Konfrontation zwischen den Projektbeteiligten ein kooperatives Verhalten in den Projekten Einzug hält. Voraussetzung dafür ist der Abschluss von Verträgen, die die vorhandenen Risiken, die mit Hilfe des Risikomanagements klar benannt werden können, fair auf die Projektbeteiligten verteilt werden und tatsächlich die oft geforderte Vergabe an den wirtschaftlichsten Bieter erfolgt. In der haushaltsfinanzierten Art der Projektabwicklung in Deutschland können unbekannte Risiken nicht budgetiert werden. Auch hier gilt, dass diese Risiken nicht ignoriert werden dürfen. Deshalb sollten Risiken, die im Rahmen ei- nes Risikomanagements identifiziert und bewertet worden sind, im Rahmen der Haushaltsbudgetierung berücksichtigt werden, da ansonsten immer wieder die Gefahr besteht, dass Projekte mit einer zu geringen Kostenveranschlagung begonnen werden und im Projektverlauf die bekannten großen Kostenüberschreitungen stattfinden. Die Notwendigkeit eines maßgeschneiderten Risikomanagements ergibt sich natürlich nicht nur für den Projektträger, sondern auch für alle Beteiligte eines Großprojektes, z. B. Planungsunternehmen, Baufirmen, Investoren, Versicherungen und Betreiber. Für alle gelten die o. g. Regeln eines Risikomanagements in gleicher Weise, wenn auch die Risiken natürlich andere sind, denen mit anderen Maßnahmen zu begegnen ist. Die detaillierte Betrachtung von Risiken und Maßnahmen aus der Sicht einzelner Projektbeteiligter würde den Umfang dieses Beitrages sprengen und soll späteren Folgebeiträgen vorbehalten sein. Autoren: Dr.-Ing. Heinrich Best, Dr.-Ing. Eckart Lindner, Dipl.-Ing. Johann Schmieder CPO Consult – Consultinggesellschaft für Projektoptimierung Den Partner für Ihr Projekt finden Sie hier: Home > Planerdatenbank Finden Sie hier gezielt technische Consultants oder Unternehmen Wer/ Was? Wo? SUCHEN www.vbi.de/planerdatenbank Der Name VBI ist ein Qualitätsbegriff. Ob es um die Koordination eines Großprojekts geht, Fachplanungen am Bau oder detaillierte Spezialaufgaben: Von unabhängig planenden und beratenden Ingenieuren dürfen Sie immer höchste Qualität erwarten. In der VBIPlanerdatenbank finden Sie unter den rund 3.000 hochqualifizierten VBI-Mitgliedern für jedes Ihrer Projekte den passenden Partner. Verband Beratender Ingenieure VBI Budapester Straße 31, 10787 Berlin Tel.: 030/26062-0, Fax: 030/26062-100 [email protected], www.vbi.de BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 31 VERKEHR Großprojekt „Stuttgart 21“ am Start VON BÄRBEL RECHENBACH Durch die Großbaustelle „Stuttgart21“ kann man mit dem Zug fahren oder laufen, organsiert zu Fuß oder per Webcam im Netz. Die Bauherren haben aus der Misere vergangener Jahre gelernt und demonstrieren jetzt Transparenz bis ins Detail. Fast in jeden Baufortschritt sind die Bürger einbezogen. Das ist auch vonnöten. Denn während des Bauprozesses treten trotz intensiver und jahrelanger Planung ungeahnte Hindernisse auf. Ob in geologischer oder ökologischer Hinsicht. Sie lassen sogar den Zeitpunkt 2021 ins Wanken geraten. Das Großprojekt Bereits 1994 stellten Bund, Land und Deutsche Bahn das Projekt Stuttgart 21 vor. Der Hauptbahnhof und die Bahnverbindung zwischen Stuttgart und Ulm aus dem Jahre 1850 wurden den wachsenden Verkehrsströmen kaum noch gerecht. Jetzt, nach vielen Jahren Wenn und Aber, nach Bürgerentscheid und trotz andauernder Proteste der Stuttgart-21-Gegner, ist die Riesenbaustelle Hauptbahnhof mit unzähligen Nebenschauplätzen in vollem Gange. Und das bei laufendem Bahnbetrieb. 32 BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 2021 soll, wie der Projektname andeutet, alles fertig sein. Der bislang oberirdische Stuttgarter Kopfbahnhof ist dann um rund 90 Grad gedreht und zum unterirdischen Durchgangsbahnhof umgebaut. Als Kernstück des Projekts entsteht im Rahmen der „Vorrangigen Achse Nr. 17“ der Transeuropäischen Netze („Magistrale für Europa“) die Schnellbahnstrecke Stuttgart–Ulm. Stuttgart 21 zählt europaweit zu den umfassendsten Bahnvorhaben überhaupt und zu den wichtigsten Infrastrukturvorhaben Baden-Württembergs. VERKEHR ◀ Der historische Bonatzbau des heutigen Hauptbahnhofs wird teilweise in den Neubau integriert. ▼ Der noch oberirdische Stuttgarter Hauptbahnhof Fotos: Bärbel Rechenbach Abschnittsweise Derzeit durchqueren den Stuttgarter Bahnhof und das Terrain ringsum unzählige Umleitungen, Standleitungen, Baumaschinen sowie Absperrungen. Eisenbahner arbeiten direkt neben Bauarbeitern. Für den Bahnreisenden ist trotzdem alles optimal organsiert. Die Züge fahren pünktlich, während im benachbarten Schlossgarten schwere Technik 12,45 m tief in der Erde gräbt und Rohre durchs Erdreich gedrückt werden. Hier entsteht der Trog für den künftigen Tiefbahnhof. Das Becken dafür wird fast 900 m lang und 100 m breit. Wenige Kilometer weiter graben Vortriebsmaschinen den ersten Tunnel des Albaufstiegs der Neubaustrecke Wendlingen– Ulm. Die Oströhre hat bereits die Dreitausend-Meter-Marke erreicht. Auch die parallele Weströhre mit dem späteren Streckengleis Stuttgart–Ulm ist inzwischen rund 2.990 Meter weit aufgefahren. Und auch Bahnhöfe wie die in Feuerbach und Bad Cannstatt beispielsweise ähneln derzeit mehr Baustellen denn Stationen. Das gesamte Projekt Stuttgart 21 hat schnell große Ausmaße angenommen. Es umfasst nahezu 60 km Bahnstreckenneubau, den völligen Umbau dreier Personenbahnhöfe, neben dem Hauptbahnhof Stuttgart den Bahnhof Flughafen/Messe sowie die S-Bahnstation Mittnachstraße. Dazu kommt außerdem ein neuer Abstellbahnhof in Untertürkheim. Stuttgart und sein Einzugsgebiet werden von Grund auf zu einem neuen europäischen Verkehrsknotenpunkt umgestaltet. Und das alles vor den kritischen Augen der Bürger. Für Ingenieure, Architekten, Bautrupps und die Deutsche Bahn stellt das Ganze eine gigantische Herausforderung dar. Deshalb wurde das Projekt schon in der Planfeststellungsphase vor etwa zehn Jahren in sieben Abschnitte aufgeteilt, um bis ins Detail alles wirtschaftlich und ökologisch genau prüfen und anschließend bauen zu können. BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 33 VERKEHR Die sieben Planfeststellungsabschnitte (PFA) sind: - Talquerung mit Hauptbahnhof PFA 1.1, - Fildertunnel PFA 1.2, - Filderbereich mit Flughafenanbindung PFA 1.3, - Filderbereich bis Wendlingen PFA 1.4, - Zuführung Feuerbach und Bad Cannstatt PFA 1.5, - Zuführung Ober-/Untertürkheim PFA 1.6a sowie - Abstellbahnhof Untertürkheim PFA 1.6b. ▲ Am Bahnhof Feuerbach ▲ Herstellung des Zwischenangriffs Nord für die Zuführung der Strecke Stuttgart–Bad Cannstatt zum neuen Hauptbahnhof. ▼ Tunnelbau Bad Cannstatt Fotos: Arnim Kilgus Der Abschnitt 1.5 Ekkehard Ley leitet im Auftrag der Deutschen Bahn den Abschnitt 1.5. Hier wird die vorhandene Bahnstrecke aus Richtung Bad Cannstatt und Feuerbach mit dem neuen Hauptbahnhof verbunden. Zu diesem Abschnitt gehören auch zwei Eisenbahnüberführungen, eine davon ist die 355 m lange, viergleisige Neckarbrücke, und schließlich der Neubau einer S-BahnStation. Dipl.-Ing. Ley sammelte über Jahrzehnte weltweit Erfahrungen im Schienenbau, war zuletzt in China beim Bau von Hochgeschwindigkeitsstrecken dabei. Für ihn sei Stuttgart 21, die Krönung seiner Ingenieurlaufbahn. Daher steuere er gern sein ganzes technisches Wissen bei. Genau das ist auch gefordert, denn der 12,6 km lange Planabschnitt hat es geologisch wie ökologisch in sich. Allein vier Tunnel einschließlich zweier S-Bahntunnel – insgesamt fast 9 km lang – sind hier vorgesehen. Sie verlaufen in zwei jeweils eingleisigen Röhren. Die einzigartigen geologischen Gebirgsformationen der Region erfordern dafür u. a. immer wieder neue Maßnahmen im Grundwassermanagement, die sich so umfänglich vorab nicht erahnen ließen, berichtet Ley. Das in der Stuttgarter Gegend vorherrschende Mineralgestein Anhydrit wird unter Wasseraufnahme zu Gips. Dabei kann sich sein Volumen mehr als verdoppeln. Diese aufquellenden Schichten machen dem Tunnelbau zu schaffen, können sogar anliegende Gesteinsschichten sprengen. Erschwerend komme hinzu, so der Projektleiter, dass im Bereich Bahnhof Feuerbach der Artenschutz den Bauablauf hemmt. Dort ist geplant, zwei besonders große Baugruben gleichzeitig zu beginnen. Die eine davon dient dem Bau einer unterirdischen Kreuzung von vier Tunnelröhren. Dabei unterqueren die neuen S-Bahn-Tunnel in einer Tiefe von 25 m Fernbahngleise zum neuen Durchgangsbahnhof. Für die Baugru- ▲ Höhenprofil Feuerbach 34 BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 Abbildung: Archiv DB AG VERKEHR PROJEKTDATEN Bauherr Finanzierung Deutsche Bahn Bund, Land Baden-Württemberg, Verband Region Stuttgart, Landeshauptstadt Stuttgart, Flughafen Stuttgart GmbH, EU Kosten etwa 6 Mrd. Euro Gesamt57 km, davon 33 km Tunnel- und Durchlassstrecke streckenlänge Streckenhöchst- 250 km/h geschwindigkeit Ingenieurbau16 Tunnel und Durchlässe, 18 Brücken, 4 Bahnhöfe werke PROJEKTBETEILIGTE PFA 1.5 DB Projektbau GmbH, Müller + Hereth Ingenieurbüro für Tunnel- und Felsbau GmbH, VBI Ingenieurbüro Lohmeyer GmbH & Co KG, sbp gmbh Ingenieurbüro Schlaich Bergermann und Partner, Gesellschaft für Bauplanung und Bauberatung Klaus Zimmermann GmbH, Wayss & Freytag Ingenieurbau AG aus Stuttgart ▼ In offener Bauweise entsteht der 962 m lange Tunnel Widderstall, Teil der Neubaustrecke Wendlingen–Ulm. Foto: Arnim Kilgus be hätte schon längst eine Straße verlegt sein sollen und Bäume gefällt werden müssen. Doch der Artenschutz lässt das bislang nicht zu. Der Schutz von Juchten- und Rosenkäfer oder brütenden Turmfalken und seltener Eidechsen führt zuweilen zu Entscheidungen, die nationaler oder sogar europäischer Gremien bedürfen. Das dauert und führt zunehmend zu Verzögerungen im Bauablauf. Sowohl für den Bauherren, die Baufirmen und auch die Bevölkerung bedeutet dies eine ungeheure Belastung. Jede Plankorrektur wirft zudem (Kosten-) Fragen auf. Ley: „Aufgrund der vielen Vorbehalte, müssen wir bei allem doppelt und dreifach überprüfen, bevor wir beginnen. Wir sind allerdings von Anfang an mit den Einwohnern im Gespräch, erläutern bis ins kleinste Detail. Ob in Einwohnerversammlungen oder in Fachgesprächen. Wir nutzen die Medien, um auch so ein breites Spektrum zu erreichen.“ Ingenieur Ley findet diese Bürgernähe sehr wichtig, um seine Aufgaben bewältigen zu können. „Wir müssen da auf jedes Anliegen eingehen. Auch wenn es sich um den Schutz winziger seltener Käfer in zehn Bäumen handelt oder um seltene Eidechsen, die umgesetzt werden müssen.“ Doch Art und Ausmaß der Berücksichtigung solcher Belange lassen ihn manchmal zweifeln. Denn Planänderungen, die im Zuge dessen immer wieder vorgenommen werden müssen, gefährden letztlich die Inbetriebnahme 2021. Das aber würde Deutschlands Ruf was Großprojekte angeht, wohl endgültig ruinieren. Autorin: Bärbel Rechenbach Freie Fachjournalistin, Berlin BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 35 Innkanalbrücke Töging Brückenschlag nach Maß VON CHRISTIAN BRENSING Die 90 m lange Stabbogenbrücke über den Innkanal fügt sich ohne übertriebene konstruktive Gesten in das Landschaftsbild mit dem schnell dahinfließenden Innkanal ein. Insbesondere das „intelligente Tragkonzept“ trug dem VBI-Mitgliedsunternehmen BPR Dr. Schäpertöns + Partner, München, eine Auszeichnung ein. BI stellt das Bauwerk vor. Historie und Umfeld Der Innkanal ist eine 23 km lange künstliche Wasserstraße, die 1919–1922 gebaut wurde und das Wasserkraftwerk Töging versorgt. Zahlreiche Brücken queren den Kanal, so auch zwei Trogbrücken aus Eisenbeton über den sogenannten Unterwasserkanal, einen 3 km langen Abschnitt unterhalb des Kraftwerks, bevor der Kanal wieder in den Inn fließt. Die Bausubstanz dieser beiden Brücken, die für landwirtschaftlichen Verkehr und von Radfahrern des Inntal-Radwegs genutzt wurden, war erneuerungsbedürftig. 2010 beschloss der Bauherr, die Verbund Innkraftwerke GmbH, den Ersatz beider Brücken durch eine neue Brücke. Deren Standort liegt 10 m kanalabwärts neben der ersten Brücke des Unterwasserkanals und verfügt über ideale Anbindungen zu Straßen und Wegen. An dieser Stelle hat der Unterwasserkanal einen trapezförmigen Querschnitt mit circa 7 m Tiefe, ist 57 m breit und wird beidseitig jeweils von 3,50 m bis 4,50 m breiten Bermen bzw. Wartungswegen gesäumt. Zwischen den Böschungsoberkanten misst der Einschnitt circa 85 m. Der Wasserstand bei einem 100-jährigen Hochwasser liegt ungefähr 2 m unter der Böschungsoberkante. Über diesem forderte der Bauherr ein Freibord von 1 m. Auf Grund dieser Anforderungen wurde der zu überführende Weg leicht angehoben, um für die Brückenkonstruktion genügend Raum über dem Freibord zu schaffen. Zugunsten der vielen Radfahrer, die den Weg nutzen, beschränk- 36 BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 te man außerdem die Längsneigung auf maximal 6 %. Die im Bauwerksbereich entstehende Kuppe wurde mit 750 m Radius ausgerundet. Entwurfsvarianten Entgegen der Bauart der alten Brücken mit vier Pfeilern sollte die neue Brücke den Kanal stützenfrei queren. Gemäß dem Wunsch des Auftraggebers erarbeiteten die Münchner Ingenieure von BPR Dr. Schäpertöns + Partner im Rahmen der Vorplanung drei Varianten: 1. Eine stützenlose Brücke mit Einfeld-Träger und einer Stützweite von etwa 75 m. Diese Variante hätte bei dem gewünschten Freibord ein obenliegendes Tragwerk erfordert. 2. Ein Zweifeld-Träger mit einem Strompfeiler. 3. Eine stützenlose Stabbogenbrücke mit aufgeständerter Fahrbahn in Verbundbauweise. Eine Kostenschätzung für diese drei Varianten ergab, dass ein obenliegendes Tragwerk hinsichtlich der Kosten für Herstellung und Unterhalt zu unwirtschaftlich wäre und die dritte Variante mit untenliegendem Bogen im Vergleich zu Ausführungen mit einem oder zwei Strompfeilern nur geringfügige Mehrkosten verursacht. Zudem hat das sehr schlanke, flache Bogentragwerk der dritten Variante Vorteile in Bezug auf die gegebenen Bodenverhältnisse. Das Tragwerk, das den Bogenschub über Rückstreben zu den Fahrbahnträgern leitet, kommt VERKEHR ▲ Innkanalbrücke Töging ▲ Montage Pendelstütze ▲ Ansicht und Längsschnitt ▼ Querschnitt BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 37 ▲ Einhub Stahlbogen ▲ Bogenschlag per Kran ohne große Kämpferfundamente, tiefe Baugruben und teure Baugrubenverbauten aus. Die Rückstreben gleichen die Horizontalkräfte als Zugbänder wieder aus. Die Vertikalkräfte werden von Bohrpfählen aufgenommen, wobei an den Enden das Eigengewicht der Widerlager als Auflast günstig wirkt. Dass sein Büro mit dem Entwurf beauftragt wurde, hat eine eigene Vorgeschichte, wie Dr. Schäpertöns erläutert: „Seit Jahren haben wir zunächst für die Eon Wasserkraft zahlreiche Brücken über Inn und Innkanal bewertet, neu konzipiert sowie Sanierungen geplant und überwacht. Es hat uns deshalb sehr gefreut, auch nach dem Verkauf der 13 Wasserkraftwerke am Inn durch Eon vom neuen Eigentümer Verbund Innkraftwerke den Planungsauftrag für die Neuplanung dieser Brücke bekommen zu haben.“ Gestaltung und technische Details Die schlanken Tragelemente Bogen, Stützen und Fahrbahnträger sowie das sich daraus ergebende flache Profil sind die entscheidenden Kriterien dieses Neubaus. Ohne übertriebene konstruktive Gesten fügt sich die Brücke in das Landschaftsbild mit dem schnell dahinfließenden Innkanal ein. Zwischen zwei unmittelbar am Kanalufer angeordneten Betonkämpfern spannen zwei Stahlbögen in einem Radius von 94 m und verändern dabei ihren Rechteckquerschnitt kontinuierlich von b / h = 500 mm / 500 mm im Scheitel zu b / h = 1000 mm / 300 mm an den Bogenenden. Die Schlankheit der Stahlbögen beträgt im Verhältnis Stützweite zu Querschnittshöhe l / h = 134 bis 223. Das Stichmaß der Bögen, in den Systemlinien gemessen, beträgt 6,15 m. Bezogen auf die Bogenstützweite von 66,90 m (die lichte Weite zwischen den Widerlagern beträgt 82,30 m) ergibt das ein Verhältnis von etwa f / L = 1 / 11. Rechteckige, gelenkige Stahlstützen ohne jegliche Diagonalverstrebungen verbinden die Stahlbögen mit den Fahrbahnträgern. Beide Fahrbahnträger bestehen aus je einem dichtgeschweißten Stahl-Hohlkastenträger mit b / h = 300 mm / 500 mm. Stahlbeton-Halbfertigteile mit Ortbetonergänzung bilden die Fahrbahn. Sie erhielten Aussparungen zur Aufnahme von Kopfbolzendübeln, die den Verbund zwischen Stahlträger und Fahrbahn herstellen. In der Brückenmitte beträgt die Konstruktionshöhe 80 cm. Die Fahrbahnbreite misst 4 m und hat ein V-Profil mit 2,5 % Querneigung zur besseren Entwässerung, 38 BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 auf entsprechende Leitungen wurde aus Effizienz- und Kostengründen verzichtet. Das optisch schlichte leichte Erscheinungsbild der Brücke wird auch durch die Anordnung und Dimensionierung der Widerlager beeinflusst. Die Kämpferfundamente der Stahlbögen wurden als flache Betonkonsolen ausgebildet, die in der Verlängerung der Bogenlinie weitgehend unter dem Gelände verschwinden. So wird die Querschnittsfläche des Kanaleinschnitts durch die Unterbauten nur minimal beeinflusst. Auch die quaderförmigen Widerlager der beiden Längsträger, die zudem den Bogenschub über Rückstreben zu den Fahrbahnträgern aufnehmen, sind an den Böschungsoberkanten zurück- und hochgesetzt. Dipl.-Ing. Daniel Schäfer, der bei BPR Dr. Schäpertöns + Partner mit der Entwurfsaufgabe und der statischen Berechnung betraut war, definiert die Gesamtphilosophie des Entwurfs und einige technische Details wie folgt: „Das gesamte Bauwerk ist im Endzustand monolithisch ausgebildet. Die integrale Tragstruktur erforderte genaue Überlegungen zu den Knotenpunkten von Betonbauteilen und Stahlbau. Die Zwangskräfte an allen Anschlusspunkten wurden unter sicheren Annahmen aber realistisch ermittelt und die Detailpunkte sorgfältig konstruiert. Die Form des Bogenquerschnitts wurde iterativ optimiert und sie erfüllt mit veränderlicher Bauhöhe, Breite und Blechstärke verschiedenste Anforderungen. Neben der ausreichenden Tragsicherheit für die Regelbelastung erzielt man eine ausreichende Steifigkeit zur Vermeidung von Stablitätsversagen. Gleichzeitig ist der Bogen aber flexibel genug, um Zwangskräfte und unbeabsichtigte Einspannungen, die sich aus der integralen Bauweise ergeben, gering zu halten. Eine möglichst einfache Werksfertigung des Bauteils wurde bei der Profilgestaltung gleichzeitig bedacht. Die Formoptimierung sorgt dafür, dass kein Nachweiskriterium dominiert und sichert damit den wirtschaftlichen Einsatz des Stahlmaterials.“ Fertigung und Aufbau Generell zeichnet sich der Stahl- und Stahlverbundbrückenbau durch einen hohen Vorfertigungsgrad aus. So auch bei der Innkanalbrücke für die zahlreiche Einzelteile bei der Stahlbaufirma in Wegscheid gebaut, beschichtet und bereits dort zusammengefügt wurden. Per Tieflader wurden die bis zu 33 m ▲ Veschlosserung Kämpfer langen Stahlteile 180 km weit zur Baustelle transportiert. Der Spezialtransport erfolgte unter Polizeibegleitung und dauerte rund fünf Stunden. Auf der Baustelle wurden zunächst die beiden Bogenhälften parallel zum Kanal aufgestellt und auf dem Widerlager der alten Brücke verschweißt. Die in drei Transporteinheiten aufgeteilten Stahlträger des Fahrbahnüberbaus (insgesamt circa 91 m) wurden in ähnlicher Art und Weise bearbeitet. Ein 400-t-Raupenkran mit einem 70 m hohen Gittermastausleger und 135 t Zentralballast hob die Brückenteile auf die in Ortbetonbauweise ausgeführten Unterbauten. Auf Grund des entworfenen Tragsystems waren weder ein Baugrubenverbau noch größere Wasserhaltungsmaßnahmen erforderlich. Die Einweihung und Freigabe der neuen Innkanalbrücke für den Verkehr fand am 7. September 2012 statt. Etwa ein Jahr später waren auch die letzten Reste der beiden Vorgängerbrücken verschwunden. Fazit Die von BPR Dr. Schäpertöns + Partner über die Jahre entwickelten Fußgängerbrücken weisen gewisse Gesetzmäßigkeiten und Erkennungsmerkmale auf, die Bernhard Schäpertöns in seinem 2010 veröffentlichen Buch „Zwei Brücken“ beschreibt. ▲ Absetzen Fahrbahnträger Alle Abbildungen: BPR Dr. Schäpertöns + Partner GmbH Das Wesen einer gelungenen Brücke, die den Ort prägt, an dem sie steht“, habe etwas Magisches, heißt es dort. Mit anderen Worten: Struktur schafft Raum. In der Laudatio für die Auszeichnung, die der Innkanalbrücke beim Ingenieurpreis des Deutschen Stahlbaus 2015 in der Kategorie Brückenbau zu Teil wurde, klingt dies so: „Besonders das intelligente Tragkonzept der Umlenkung des Bogenschubes in das in der Fahrbahnplatte liegende Zugband und die damit erforderliche Rückverankerung durch Zugpfähle gefällt. Das Zugband als Stahlverbundüberbau mit Betonfertigteilelementen und Ortbeton ergibt eine Vielzahl von Bauzuständen, welche bei der Berechnung berücksichtigt werden mussten. Auch die Details sind überzeugend ausformuliert. Diese technisch innovative Lösung demonstriert die Leistungsfähigkeit des Stahl- und Stahlverbundbrückenbaus.“ Autor: Christian Brensing, CBE-enterprises, Berlin Literatur Bernhard Schäpertöns: Zwei Brücken. Jovis Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-86859-083-8. ▲ Brückenrohbau aus Bogen und Längsträgern BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 39 VERKEHR ▲ Visualisierung der geplanten Spannbandbrücke Abb.: Tudalit Textilbeton Einzigartige Spannbandbrücke geplant VON BÄRBEL RECHENBACH Spannbandbrücken sind meist filigrane Konstruktionen und waren schon bei den Inkas in Gebrauch. Jetzt plant das Ingenieurbüro Marx Krontal GmbH im Auftrag der fränkischen Stadt Naila die erste deutsche Spannbandbrücke aus Textilbetonfertigteilen – ein Novum auch für die Ingenieure. Das Modellvorhaben Die Stadtväter von Naila wollen mit diesem Vorhaben sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Sie planen zunächst eine denkmalgeschützte alte Eisenbahnbogenbrücke mit Textilbeton zu sanieren. Und zwar so, dass sie mit integrierten LED-Lampen im Dunklen wegweisend leuchtet. Genutzt werden soll das textilbetonsanierte Bauwerk künftig durch Radfahrer und Fußgänger. Anschließend und in Fortsetzung des Rad- und Fußweges folgt der Neubau einer Spannbandbrücke aus Textilbetonfertigteilen über eine andere entwidmete Eisenbahnstrecke. Bürgermeister Frank Stumpf: „Wir fordern als Material Textilbeton, weil wir zeigen wollen, was einheimische Textilmaschinenunternehmen wie Liba und Textilienhersteller wie Fraas leisten können. Wir wollen sie so fördern.“ Die beiden fränkischen Unternehmen schafften es in wenigen Jahren, hochwertige technische Textilien für die Betonarmierung zu entwickeln. 40 BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 Unterstützt werden die Nailaer Bauvorhaben vom Bund, Land, von anderen Unternehmen sowie wissenschaftlichen Einrichtungen. „Da es sich bei Textilbeton allerdings noch um ein ganz neues Material handelt, dauert die praktische Umsetzung der Entwürfe etwas länger, da ja alle Bauabläufe vorab erst mal gründlich geprüft werden müssen“, erläutert Bürgermeister Stumpf. „Doch dieses Jahr gehen wir die erste Brücke an. Die Spannbandbrücke, die ja etwas komplizierter ist, folgt danach. Beide Brücken sollen zum architektonischen Erlebnis für alle Passanten, zu einer touristischen Attraktion werden und viele Besucher anlocken.“ Vorbereitung Geplant wird die Spannbandbrücke von den Ingenieuren Ludolf Krontal und Prof. Dr. Steffen Marx. Beide bringen beste Voraussetzungen mit, um Modellprojekte wie das in Naila zu meistern. Sie sind erfahrene Bauingenieure und Brückenbau- VERKEHR TEXTILBETON ▲ Längsschnittschnitt Spannbandbrücke Naila ▼ Querschnitt Spannbandbrücke Naila Der Einsatz textilbewehrten Betons wird in zwei Sonderforschungsbereichen (SFB) an der TU Dresden und der RWTH Aachen erforscht, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eingerichtet wurden. Parallel zur Grundlagenforschung forciert das „Deutsche Zentrum Textilbeton“ den Transfer der neuen Technologie von der Wissenschaft in die Wirtschaft. Es wurde 2007 an der TU Dresden gegründet und ließ sich über die Vermarktungsgesellschaft der TU Dresden TUDAG die Marke Tudalit® schützen. Textilbeton dieser Marke wurde 2014 vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) in Berlin zur Anwendung frei gegeben. Unter der Nummer Z-31.10-182 wurde das Verfahren zur Verstärkung von Stahlbeton mit Tudalit®-Textilbeton bauaufsichtlich zugelassen. ▼ Textilbetonfertigteil Abbildungen: Marx Krontal GmbH er. Beide gehörten zum Projektteam der 2012 mit dem Deutschen Brückenbaupreis ausgezeichneten Scherkondetalbrücke bei Weimar. Stellvertretend für die beteiligten Ingenieure an dieser innovativen Bahnbrücke erhielt Ludolf Krontal gemeinsam mit Stephan Sonnabend vom VBI-Mitgliedsbüro Büchting +Streit AG die begehrte Preisskulptur. Marx gehörte zudem der ersten Jury des mittlerweile hochgeschätzten Deutschen Brückenbaupreises an, den VBI und Bundesingenieurkammer 2006 gemeinsam ins Leben gerufen haben. Der Professor kann zudem als Leiter des Instituts für Massivbau an der Leibniz Universität Hannover in den Entwürfen des Büros eine direkte Verbindung zwischen Forschung und Praxis herstellen. Bei der Planung der Spannbandbrücke wird das 2011 gegründete gemeinsame Ingenieurbüro Marx Krontal, Hanno- ver, vom Büro USS Consult und der TU Dresden begleitet. Die Brücke soll den V-förmigen Geländeeinschnitt über die nicht elektrifizierte Bahnlinie Hof–Bad Steben im Bereich Selbitzer Berg überspannen. Beide Ingenieure kennen natürlich die ersten Textilbetonbauwerke hierzulande, die Segmentbrücke aus Textilbeton für die Landesgartenschau in Oschatz, die Brücke über die Rottach sowie die über die Bundesstraße 463 in AlbstadtLautlingen. Die Rottacher Fußgängerbrücke gilt übrigens als derzeit längste Textilbetonbrücke. Mit der 2013 begonnenen Planung für die Nailaer Brücke wagten sie sich auf neues Terrain. Ludolf Krontal: „Nach vielen Voruntersuchungen haben wir uns dem Thema Textilbeton genähert.“ Diskutiert wurden mehrere Varianten: Sollten Stahlzugbänder mit Textilbetonfertigteilplatten eingesetzt werden, eine Stahlbetonfahrbahn mit Textilbeton-Fertigteilen als verlorene Schalung oder ein Spannband mit Textilbetonfahrbahn und Vorspannung? BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 41 VERKEHR Die Ingenieure entschieden sich für eine extrem schlanke Spannbandkonstruktion: Zwei Tragkabel aus Spanngliedern für externe Vorspannung tragen 20, je 90 cm breite, aneinandergelegte vorgefertigte Textilbetonsegmente. Diese werden mit einer zusätzlichen zentrischen Vorspannung versteift. Bei einer Überbauhöhe von nur 14 cm überbrückt die Konstruktion dann mit 22,5 m Spannweite und einer Gesamtbreite von 3,44 m die Bahnstrecke. In der Entwurfsphase arbeitete das Ingenieurbüro eng mit der TU Dresden zusammen, wo bereits das erste Brückensystem aus Textilbetonschalen entwickelt und getestet wurde. Der Prototyp der Textilbetonbrücke Oschatz aus 94 cm breiten, vorgefertigten Segmenten, die über Monolitzen miteinander verspannt sind, existiert noch. Ein sehr robustes System, wie Ludolf Krontal einschätzt, das sich materialtechnisch auch sehr gut für eine Spannbandbrücke eigne. ▲ Prototyp Textilbetonbrücke TU Dresden ▲Textile Betonbewehrung ▶ Im Verbund mit wenigen Millimetern Betonüberdeckung Abb.: V. FRAAS Solutions in Textile GmbH Entwurf der Spannbandbrücke Die Entwurfsidee erläutert er wie folgt: „Zwischen die beiden im Fels verankerten Widerlager werden zwei Tragkabel in Parabelform gespannt. Wobei sich die Parabelform aus der Spannweite, dem Höhenversatz der Widerlager und einem vorgegebenen Stich von etwa 0,5 m ergibt. Bei einem Spannband werden die Vertikalkräfte aus Eigengewicht und Verkehr hauptsächlich als Horizontalkräfte in die Widerlager eingeleitet.“ Vorbild für den Entwurf seien die fantastischen Spannbandbrücken des Tschechen Jiri Strasky, mit dem sie auch hinsichtlich des Nailaer Projektes im fachlichen Austausch stünden. Strasky gelte als der Spannbandbrückenexperte unserer Zeit. „Den Überbau bilden aufgelegte Fertigteilsegmente aus Textilbeton,“ fährt Krontal fort. „Für deren Vorspannung nutzen wir 30 Monolitzen (St 1570/1770; d = 15,7 mm). Jeweils drei dieser Monolitzen werden dabei in zehn Verankerungsstellen zusammengefasst. Spannglieder und Monolitzen sind am östlichen Widerlager fest verankert und am westlichen Widerlager vorgespannt. Durch die Verspannung des Überbaus zwischen den Widerlagern wird das System versteift und die endgültige Parabelform der Brücke eingestellt. Die Fugen zwischen den Fertigteilelementen der Fahrbahn werden mit Beton vergossen, der alle Fertigteilelemente formschlüssig miteinander verbindet. In der seitlichen Aufkantung werden in der Segmentunterseite PE-Halbschalen integriert, die die Parabelform des Spannbands ausformen und die Tragkabel aufnehmen.“ 42 BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 Archiv Abb.: Marx Krontal GmbH Vorteile Textilbeton wird oft als Baustoff des 21. Jahrhunderts bezeichnet. Die Idee beim Textilbeton ist, Beton mit Textilien, statt Stahl zu verstärken. Diese Textilien bestehen aus alkaliresistenten Glas- oder Carbonfasern. Um daraus Textilien herzustellen, braucht man Bündel (Rovings), die aus bis zu 10.000 Endlos-Filamenten mit einem Durchmesser von wenigen Mikrometern erzeugt werden. Diese können auf Nähwirkmaschinen zu textilen Gelegen mit einem Gitter in der gewünschten Maschenweite verarbeitet werden. Dann werden sie in einer Schalung in einen Mörtel bzw. Feinbeton eingebettet. Für einen möglichst kraftschlüssigen Verbund mit dem Textil, muss der Mörtel dazu möglichst fein und fließfähig sein. Die Vorteile des Textilbetons liegen auf der Hand. Im Vergleich zum herkömmlichen Stahlbeton ist es mit Textilbeton möglich, sehr dünne Betonschichten herstellen zu können, da kein Bewehrungsstahl durch entsprechende Betondeckung vor Korrosion geschützt werden muss. Textilbeton weist ein geringes Eigengewicht auf. Die Zugfestigkeit ist außerdem deutlich höher. Außerdem lässt sich textile Bewehrung nahezu jeder Geometrie anpassen. Diese Vorzüge zeigen sich auch im Entwurf der Nailaer Brücke. Hier ermöglicht die Kombination aus Carbonfasern, z. B. Grid 600, und Monolitzen eine Überbauhöhe von nur 14 cm. Die textile Stegbewehrung wird hauptsächlich zur Abtragung der Kräfte in Brückenquerrichtung herangezogen. VERKEHR PROJEKTDATEN Auftraggeber Stadt Naila Beratung/Machbarkeitsstudie Planungsgemeinschaft Marx Krontal Hannover, USS-Consult Naila,Tudalit TU Dresden Tragwerksplanung Marx Krontal GmbH, Hannover Planungskosten 30.000 Euro ▲ Fußgängerbrücke in Albstadt mit Glasfaserverbund als Bewehrungselement Foto: Groz-Beckert Aussichten Der Einsatz von Textilbeton ist eins der zehn Projekte, das im Rahmen von „Zwanzig20 – Partnerschaft für Innovation“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert wird. Das Fördervolumen beträgt etwa 45 Mio. Euro bis zum Jahr 2020. Dazu kommen dann noch weitere 23 Mio. Euro Eigenleistungen der am bundesweiten Konsortium „Innovation Textilbeton“ beteiligten Firmen. Krontal: „Ich denke, wir helfen mit unserem Projekt, dass Textilbeton auch im Brückenbau eine Zukunft hat. Natürlich muss man genau prüfen, wo der Einsatz Sinn macht. Derzeit können Bauteile aus Textilbeton für tragende Bauteile im Brückenbau nur mit Zustimmung im Einzelfall oder allgemeiner ▲Textilbetonbrücke Oschatz bauaufsichtlicher Zulassung eingesetzt werden. Wir brauchen zudem Erfahrungen im Langzeitverhalten des Materials. Es müssen gesundheitsunschädliche Rückbaukonzepte für den faserbewehrten Beton entwickelt werden, damit der Textilbeton auf breite Akzeptanz stößt und zum Baustoff des 21. Jahrhunderts avancieren kann.“ Dabei denken die Ingenieure von Marx Krontal auch an die Vereinheitlichung der Textilverbundmaterialien sowie nötige Bemessungsvorschriften und Normen, damit alle planenden Ingenieure mit dem neuen Baustoff umgehen können. Die leichten Bauteile aus Textilbeton können in den kommenden Jahren zweifelsohne einen wichtigen Beitrag zum nachhaltigen Bauen leisten und bei gezielter Anwendung eine Alternative zum Stahlbeton sein. Außerdem können sie – wie bei Einsatz in der leicht „schwingenden“ Spannbandbrücke Naila – das Bauwerk zu einem interessanten Besuchererlebnis machen. Autorin: Bärbel Rechenbach, Freie Fachjournalistin, Berlin Abbildung: INNtex Innovation Netzwerk Textil e.V. BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 43 AUF REISEN Das Palais de Festival während der aktuellen Mipim. Fotos: Christian Brensing Mipim, Cannes Côte d'Azur – ein Paradies für Planer? VON CHRISTIAN BRENSING MIPIM steht für Marché International des Professionnels de l’Immobilier und inzwischen zugleich für die weltweit größte Immobilienmesse. Seit 1990 pilgern zu dieser bisweilen filmreifen Darbietung der Immobilienwelt auch Bauingenieure. Was versprechen sich von einem derartigen Engagement und Auftreten? Warum und wieso Mipim? Es gibt viele Gründe an die Côte d’ Azur zu reisen. Sind doch die landschaftlichen, kulinarischen wie kulturellen Reize einzigartig. Dergleichen empfand auch eine kleine Schar von Immobilieninvestoren und Projektentwicklern, als sie zu Beginn der Neunziger Jahre begannen sich alljährlich im März in Cannes zu treffen, um das Geschäftliche mit dem Angenehmen zu verbinden. Ihr vertraulich, elitäres tête à tête weckte jedoch schon bald das Interesse all jener, die vom und am Immobilienmarkt profitieren wollten. Die Mipim wuchs und avancierte seit der Jahrtausendwende zur akquisitorischen Pflichtveranstaltung für Architekten, Ingenieure, Rechtsanwälte, Banker, Projektentwickler und Makler jeglicher Couleur. Bis zu 30.000 Teilnehmer wurden an den vier Messetage in Cannes gezählt. In diesem Jahr kamen vom 10. bis 13. März rund 22.000 Interessierte. 44 BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 Tendenzen seit 2000 Betrachtet man die Entwicklung der Mipim in den vergangenne 15 Jahren, so sind tiefgreifende Veränderungen zu vermelden. Das Palais des Festival am Beginn der Flaniermeile La Croisette ist eine Trutzburg in feinstem Béton brut, der allenfalls die Aura der Filmfestspiele eine gewisse Leichtigkeit zu verleihen mag. Die Mipim indes, wenn auch die Tiefgarage als Ausstellungsfläche dient, wird dem Bauwerk in seiner architektonischen Bedeutung und Pracht vollends gerecht. Von den Kavernen der Tiefgarage – unter den Mipim-Teilnehmern liebevoll „Bunker“ genannt – bis hinauf zu den höchsten Balkonen des Palais geben dem Bau dann die Banner und Losungen der Immobilienbranche ihr Gepräge. Sie spiegeln die Verhältnisse und Veränderungen auf den europäischen Immobilienmärkten exakt wider. AUF REISEN « Wolfgang Priedemann, Priedemann Fassadenberatung, Berlin: „Wir sind seit dem Ende der Neunziger Jahre auf der Mipim. An die Mipim 2000 kann ich mich noch gut erinnern, da damals die Expo 2000 in Hannover stattfand und wir die Ehre hatten den Deutschen Pavillon zu planen. Dieser fand auch auf der Mipim Beachtung. Die Difa, die spätere Union Investment und die Allianz traten noch als Bauherren auf. Wir konnten sie erfolgreich akquirieren und als unsere Partner und Auftraggeber gewinnen. Wir hatten also genug Gründe, erneut und dauerhaft auf der Mipim zu erscheinen. Die Mipim steht als Immobilienmesse heute nicht mehr alleine da. Die Expo Real in München hat sich gut entwickelt und gleich▲ Wolfgang Priedemann (l.) und Partner Lars Anders wertige Messen, z.B. in Dubai und mittlerweile auch in Indien, haben sich etabliert. Wir besuchen auch diese Messen, aber die Mipim war vor fünfzehn Jahren der Katalysator all dieser Immobilienmessen. Die Fassade ist und bleibt immer ein Spezialgebiet. Diese Erkenntnis führte dazu, dass Architekten, Projektentwickler und Bauherren die Fachplanung oder zumindest die Beratung gesucht haben. Häufig, wenn deutsche Investoren ins Ausland gingen, erhielten wir den Vorzug. Wir konnten eine bemerkenswerte Auslandserfahrung aufweisen und diese einbringen. Dadurch entstand eine Vertrauensbasis. Große Investoren nahmen uns als relativ kleines Büro mit. Es entwickelte sich eine gute Synergie auf beiden Seiten. Wenn man in der internationalen Immobilienwelt unterwegs ist, dann hat man als deutscher Fachingenieur immer das Problem, am angelsächsischen Netzwerk abzuprallen. Das heißt, man kann sich insbesondere in den Wachstumsmärkten nur schwer etablieren. Deswegen suchen wir die Nähe zu deutschen Partnern, auch aus der Industrie. Ein gemeinsames Auftreten ist für uns wichtig, z. B. in Entwicklungsländern von Kasachstan bis hinein nach Zentralafrika. Wir treten mittlerweile häufig mit deutschen Partnern auf. Auch das ist ein guter Grund für unseren Auftritt im „German Pavilion“ der Mipim. Wir haben hier wohl die besten deutschen Architekten auf dem Stand! Das frischt auf, stärkt uns alle und kreiert viele synergetische Effekte.“ Vor der Jahrtausendwende wehten dort die Banner der damals mächtigen deutschen Fondsgesellschaften, die Deutschland und das europäische Ausland mit ihrer Investitionspolitik dominierten. Eine Due Diligence für eine dieser Gesellschaften galt damals unter Planern als der perfekte Einstieg in die Immobilienwelt. Geschickt nutzten einige überregional aufgestellte Büros die grenzübergreifenden Investitionsvorhaben dieser Häuser. Darin offenbarte sich eines der Prinzipien der Mipim: Auf der Messe werden keine Planungsaufträge vergeben, sondern es kommt auf die Fähigkeiten zum Netzwerken und Beraten an. Potenzielle Auftraggeber wollen gewonnen und überzeugt werden. Doch all dieser Zauber verflüchtigte sich schlagartig mit den ersten Anzeichen der Finanzkrise. Floss der Champagner im Frühjahr 2008 noch im Überfluss – bei einer seitdem nie mehr erreichten Zahl von Teilnehmern – so war ein Jahr später Katzenjammer angesagt. Musterland Deutschland Es gibt aber auch Stimmen, die diese Überhitzung des Marktes voraussahen und die reinigenden Folgen sehr begrüßten. Statt sich Geschichten von schwadronierenden Immobilien- maklern auftischen zu lassen, schätzte man nach 2009 die sachlichere und zielgerichtetere Atmosphäre. Statt der vier tollen Tage an der Côte d’ Azur herrscht inzwischen ein nüchterner, besonnener Grundton. Vor circa vier Jahren avancierte Deutschland zum Musterknaben unter den europäischen Anlagenationen. Geradezu euphorisch feiert man in Cannes seitdem die Beständigkeit des deutschen Immobilienmarkts. Lange Zeit war auf Grund der niedrigen Renditen das Gegenteil der Fall. Großbritannien und die Osteuropäischen Staaten standen deutlich höher im Kurs, da dort das schnelle Geld zu machen war. Als genau diese Märkte infolge der Finanzkrise zusammenbrachen, stieg der zuvor als unattraktiv gescholtene deutsche Immobilienmarkt zu ungeahnter Popularität auf. Mit der stetig wachsenden Attraktivität deutscher Immobilien verstärkte sich auch das Interesse an deutschen Planungsleistungen. The German Pavilion Das versucht u. a. auch die Bundesarchitektenkammer (BAK) zu nutzen. Seit 2007 organisiert sie mit ihrem Netzwerk Architekturexport (NAX) alljährlich, finanziell unterstützt vom Bundeswirtschaftsministeriums, an einer strategisch günsti- BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 45 AUF REISEN zu bieten. Das Interesse an dieser Art Auftritt nimmt von Jahr zu Jahr zu. Architekten, Landschaftsplaner und auch Ingenieurbüros nutzen die kleinformatigen Stände als Standbein im täglichen Messetrubel. Dazu gehören schon seit einigen Jahren auch VBIMitgliedsbüros wie z. B. die Priedemann Fassadenberatung GmbH, die IPRO Consult GmbH und Obermeyer Planen + Beraten GmbH (siehe Statements). gen Stelle im Gewirr der Messeflächen den sogenannten German Pavilion. Es handelt sich dabei um einen 211 m2 großen Messestand, auf dem sich in diesem Jahr 22 Firmen präsentierten. So gelingt es zu vergleichsweise geringen Kosten einer gewissen Bandbreite von deutschen Planungsbüros (Architekten, Ingenieure und Partnerfirmen) einen Messeauftritt « Städte und Regionen Die meisten Stände auf der Mipim sind aber nicht von Planern belegt. Auf den Niedergang der bombastischen Repräsentanzen der Finanzinstitute folgte die flächendeckende Präsenz der Metropolen und Regionen. Erklärtes Ziel ist es, sich als begehrliche Immobilienstandorte zu empfehlen. Im Vorfeld olympischer Spiele (z. B. London 2012 und Sotchi 2014) verzeichnete man eine entsprechend starke Repräsentanz dieser Regionen oder gar Nationen. Jahrelang dominierte der Sotchi-Stand in einem riesigen Zelt, ausgestattet mit enormen Modellen und Ständen aller russischen Regionen Winfried Werner, Abteilungsleiter Architektur und Hochbau bei Obermeyer Planen + Beraten GmbH, München: „Wir präsentieren Obermeyer Planen + Beraten hier auf dem Gemeinschaftsstand Deutscher Architekten und Ingenieure bewusst als Gesamtplaner, d. h. wir bieten potenziellen Bauherren und Investoren nicht nur die Architektur und den Städtebau an, sondern der Investor bekommt unser Gesamtpaket aus Tragwerksplanung, Technischer Ausrüstung, Infrastruktur, Versorgung, Verkehrserschließung etc. vermittelt. Unsere Stärke ist es, dieses Paket vollständig abzudecken, darum sind wir auf der Mipim. Das geschieht unter der Federführung des Architekten als Generalist, der die Planungspartner koordiniert. Die ingenieurtechnischen Belange kommen auf der MIPIM auch zur Sprache, allerdings erst wenn es um konkrete Fragestellungen geht, z. B. wie ein bestimmtes Thema tragwerksplanerisch oder verkehrstechnisch zu lösen ist. Aber letztendlich möchte der Investor das Gesamtpaket haben. In diesem Zusammenhang müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass unser Kerngeschäft, das Planen, für den Investor nur ein Mittel zum Zweck ist. Wir sind nur der Zwischenschritt, der es ihm ermöglicht am Ende sein Gebäude übernehmen zu können. Ein großes Projekt zu stemmen, geht ausschließlich im Team, da können wir keine Einzelkämpfer gebrauchen. Das geht nur unter Berücksichtigung aller Belange vom Tragwerk, TGA usw. Wenn man all das im Hinterkopf hat, besteht das Potenzial zu einem erfolgreichen Projekt, das nicht nur einen Mehrwert für den Investor, sondern im Idealfall auch für die Stadt und ihre Menschen hat.“ 46 BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 AUF REISEN « Susanne Eisewicht, Leiterin Unternehmenskommunikation IPRO Consult GmbH, Dresden: „IPRO Consult war jetzt zwei Jahre nicht auf der Mipim. Dieses Jahr pflegen wir hier jedoch die Netzwerke, die wir in früheren Jahren knüpften und seitdem in Deutschland mit Projektentwicklern, Hotelspezialisten etc. weiterentwickelt haben. Auf der Mipim sehen wir uns als Generalplaner im Sinne des integralen Planens. Daher lautet auch unser Motto in Bezug auf alle ingenieurtechnischen Disziplinen „Das Ganze sehen!“. Mit anderen Worten, von der Beratung, dem Investment, der Grundstücksanalyse, über den Vorentwurf bis hin zur Genehmigungsplanung spielen alle Ingenieurdisziplinen eine ganz große Rolle. Für dieses umfassende Verständnis vom Planen und Bauen finden wir hier auf der Mipim entsprechende Ansprechpartner. IPRO Consult ist jetzt 65 Jahre alt und verkörperte schon immer diese Einheit aus Architekten und Bauingenieuren. Wir haben den Anspruch Generalplaner zu sein, um dem Bauherrn ein fertiges Gebäude einschließlich des Facility Managements zu übergeben. Nicht nur in Deutschland, sondern auch international, sind wir gut aufgestellt. Neben den Ipro Consult Niederlassungen in Deutschland existieren zwei Auslandsgesellschaften, ein in Wien und St. Pölten, die zweite in Marokko, wo wir schon seit vielen Jahren erfolgreich planen. Darüber hinaus haben wir auch schon Projekte in Russland und den arabischen Ländern realisiert. Somit ist die Mipim auf Grund ihrer Internationalität, aber auch der Offenheit aller Partner, die sich hier auf dem Messegelände befinden, die ideale Plattform für uns. Meiner Einschätzung nach ist man hier noch viel gesprächsbereiter als z. B. auf der Expo Real in München!“ von Krasnodar bis zur Enklave Kaliningrad, den Raum zwischen dem Palais des Festival und dem Strand. In direkter Nachbarschaft von London und Paris versuchte man die Investoren für russische Standorte zu interessieren. In diesem Jahr war dieser Spuk komplett verschwunden. Das Geschäftsmodell vieler Städte und Regionen ist aber vergleichbar. Um die nicht eben niedrigen Standkosten aufzufangen, vermieten sie Standfläche weiter an private Firmen. So ähneln auch die Stände der großen deutschen Städte wie Berlin, Frankfurt am Main, München, Hamburg, Düsseldorf oder Stuttgart eher einem Potpourri von Beratungsfirmen jeglicher Coleur. Der Mipim Award Was wäre die Messe ohne die prestigeträchtige alljährliche Verleihung der Mipim Auszeichnungen auf genau derselben Bühne, wo die Leinwandhelden ihre Goldenen Palmen entgegennehmen? Glitzer und Glamour sind im März zwar kaum präsen, aber die Mipim Awards sind heiß umkämpft und begehrte Auszeichnungen. Sie werden in zehn Kategorien verliehen. Preisträger aus Deutschland fanden sich in den vergangenen Jahren regelmäßig unter den Gewinnern, aktuell gab es einen Mipim-Award für das Düsseldorfer Dreischeibenhaus als beste Gebäudesanierung. Mipim und Expo Real Inzwischen hat das europäische Immobilienjahr zwei Messehöhepunkte. Der erste, die Mipim im März gilt als Frühlingserwachen, der zweite, die Expo Real direkt nach dem Münchner Oktoberfest, einem vorweggenommenen Resümee des Immobilienjahrs. Beide Messen sind gleichermaßen gut besucht und populär, allerdings aus völlig unterschiedlichen Gründen. Wenn die Champagnerkorken im ersten prallen Sonnenschein des neuen Jahres an der La Croisette knallen, verbreitet sich eine gewisse Euphorie, die den Messebesucher fast den geschäftlichen Anlass vergessen lässt. Daher kann man die Mipim auch eher als Messe de plaisir sehen, dagegen gilt die deutsche Expo Real traditionell als Arbeitsmesse. In den wohlgeordneten Messehallen in MünchenRiem herrscht eine konzentrierte Spannung, wie man sie auf der Mipim nicht kennt. Angesichts dieser Unterschiede und Gemeinsamkeiten gilt es für Teilnehmer wie Interessenten die Frage zu beantworten: Welche Messe ist der richtige Treffpunkt für mein Büro: die Mipim an der Côte d‘ Azur oder die Expo Real im Oktober an der Isar? Autor: Christian Brensing, CBE-enterprises, Berlin BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 47 BERUF UND RECHT ABC des Baurechts Honorarabrechnung bei stufenweiser Beauftragung VON DR. JANIS HEILIGER Das Problem Vielfach werden Planer in Form eines Stufenvertrages beauftragt. Vertragsmuster der Auftraggeber sehen vor, dass zunächst z. B. die LPH 1–4 als Stufe 1, später die LPH 5–7 als Stufe 2 und danach auch die LPH 8–9 als Stufe 3 abgerufen wird. Der Stufenvertrag hat für den Auftraggeber den Vorteil, dass nur einzelne Leistungsstufen fest beauftragt werden. Der Abruf weiterer, im (Ausgangs-) Vertrag nach Leistung und Honorar bereits definierter Stufen steht dagegen im Belieben des Auftraggebers. Liegt zwischen diesen Stufen eine HOAIReform, stellt sich insbesondere seit der HOAI 2009 die Frage, ob die nächste Stufe nach der alten oder nach der neuen HOAI zu vergüten ist. § 55 HOAI 2009 sah vor, dass es auf den Zeitpunkt ankommt, wann die (neuen) Leistungen „vertraglich vereinbart wurden“. Vor der HOAI 2009 beauftragte Leistungen waren nach alter, danach beauftragte Leistungen nach seinerzeit neuer HOAI 2009 zu vergüten. § 57 HOAI 2013 stellt ebenso hierauf ab. Höchstrichterlich war bislang nicht geklärt, welche HOAI-Fassung bei Stufenverträgen anzuwenden ist, wenn der Abruf einer weiteren Stufe nach Inkrafttreten einer geänderten HOAI erfolgte. Insbesondere die öffentliche Hand vertrat nach inkrafttreten der HOAI 2009 die Auffassung, dass der Abschluss des Ausgangsvertrages auch für die erst später beauftragten Leistungen maßgeblich sein sollte. Unter Bezugnahme auf die für Bundesbehörden intern verbindlichen Einführungserlasse des BMVBS zur HOAI 2009 und 2013 sollten insbesondere für die Abrechnung der nach dem Inkrafttreten der HOAI 2009 beauftragten Stufen die Tafelwerte der „alten“ HOAI maßgeblich sein. Dies führte zwangsläufig zu Honorarkürzungen für die Planer und zu einer (verdeckten) Mindestsatzunterschreitung, da der Verordnungsgeber die Tafelwerte im Zuge der Novellierung der HOAI 2009 erhöht hatte. Diese Rechtsauffassung stand im Widerspruch zu der in der Literatur überwiegenden Meinung und zu der zwischenzeitlich hierzu ergangenen obergerichtlichen Rechtsprechung (vgl. OLG Koblenz, Az.: 10 U 344/13). BGH-Entscheidung zugunsten der Planer Mit dem Urteil vom 18.12.2014 (Az.: VII ZR 350/13) hat der BGH diese Rechtsfrage für den Abruf einer Stufe nach dem Inkrafttreten der HOAI 2009 zu Gunsten der Planer geklärt: Der Wortlaut der Übergangsregelung in § 55 HOAI 2009 stellt darauf ab, wann die Leistungen vertraglich vereinbart wurden. Sofern die Leistungen einer weiteren Stufe erst nach dem Inkrafttreten der HOAI 2009 beauftragt wurden, ist nach dem Wortlaut der Überleitungsvorschrift gemäß § 55 HOAI 2009 auch die HOAI in der Fassung aus dem Jahr 2009 anwendbar mit der Folge, dass die Planer für die nach dem 18.08.2009 beauftragten Stufen die erhöhten Tafelwerte in der Abrechnung zu Grunde legen dürfen. Entscheidend ist danach allein der Zeitpunkt der Beauftragung der Leistungen (einer weiteren Stufe) und nicht der Zeitpunkt einer vorab getroffenen Honorarvereinbarung für später zu beauftragende Leistungen. Auch wenn die Parteien für den Fall der späteren Beauftragung schon konkrete Festlegungen zu den beabsichtigten Leistungen und zum hierfür geschuldeten Honorar getroffen hätten, kommt es nicht auf den Zeitpunkt des Ausgangsvertrages an, sondern darauf, wann der Vertrag über die weiteren Leistungen letztlich geschlossen wurde. Die „Be- 48 BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 auftragung“ in diesem Sinne erfolgt aber nicht bereits mit Vertragsabschluss, sondern liegt erst in dem tatsächlichen „Abruf“ der weiteren Stufe. Praxistipp Für die Planer hat die Entscheidung des BGH – bezogen auf die Novellierung der HOAI im Jahr 2009 und 2013 – unterschiedliche Auswirkungen: 1. Sofern der Ausgangsvertrag vor dem Inkrafttreten der HOAI am 18.08.2009 abgeschlossen wurde und der Abruf einer weiteren Stufe nach Inkrafttreten der HOAI 2009 erfolgte, führt die Entscheidung des BGH vom 18.12.2014 automatisch zu einer Honorarerhöhung für die Planer. Bekanntlich wurde durchgehend im Zuge der Novellierung der HOAI 2009 eine pauschale Anhebung der Tafelwerte um 10 % vorgenommen. - Sofern die Leistungen noch nicht schlussgerechnet wurden, sollten Planer bei der Erstellung der Schlussrechnung für die beauftragten Stufen nach dem 18.08.2009 die erhöhten Tafelwerte unter Verweis auf die aktuelle Entscheidung des BGH zu Grunde legen, da bei einer Mindestsatzvereinbarung unter Zugrundelegung der Tafelwerte der HOAI vor der Novellierung im Jahr 2009 zwingend eine unzulässige Mindestsatzunterschreitung zu sehen ist. - Für den Fall, dass der Planer sämtliche Leistungen unter Anwendung der „alten“ Tafelwerte der HOAI bereits abgerechnet hat, stellt sich die Frage, ob nachträglich eine Korrektur der Schlussrechnung durch Abrechnung der erhöhten Tafelwerte möglich ist, sofern eine Stufe nach dem 18.08.2009 abgerufen wurde. An eine Schlussrechnung ist der Planer nur dann gebunden, wenn der Auftraggeber auf eine abschließende Berechnung des Honorars vertrauen durfte und er sich im berechtigten Vertrauen auf die Endgültigkeit der Schlussrechnung in schutzwürdiger Weise so eingerichtet hat, dass ihm eine Nachforderung nicht mehr zugemutet werden kann. Regelmäßig scheitert der Vertrauensschutz von Auftraggebern daran, dass Nachforderungen grundsätzlich nicht unzumutbar sind. Aus diesem Grund sollten Planer prüfen, inwieweit eine Nachforderung gegenüber ihren Auftraggebern noch möglich ist. 2. Es ist ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass bei einem Abruf einer weiteren Stufe nach dem Inkrafttreten der HOAI 2013 (17.07.2013) eine Honorarerhöhung für die Planer jedoch kein Automatismus ist. Zwar hatte die HOAI-Novelle im Jahr 2013 ebenfalls zur Folge, dass die Honorarsätze bei allen Leistungsbildern deutlich angehoben wurden. Jedoch sind auch die Grundleistungen innerhalb der einzelnen Leistungsbilder stark erweitert worden. Ferner ist seit der HOAI-Novelle 2013 die mit zu verarbeitende Bausubstanz wieder „angemessen“ zu berücksichtigen. Im Zuge der Erstellung einer Schlussrechnung ist die Vergleichsberechnung zur Darlegung einer Mindestsatzunterschreitung daher weitaus aufwendiger. Autor: Rechtsanwalt Dr. Janis Heiliger, Orth Kluth Rechtsanwälte, Partnerschaftsgesellschaft mbB, Düsseldorf BERUF UND RECHT Rechtsprechung in Leitsätzen Entscheidungen der Oberlandesgerichte und des BGH ZUSAMMENGESTELLT VON VBI-JUSTIZIARIN SABINE VON BERCHEM System- und Detailstatik mangelhaft: Welcher Statiker haftet? 1. Eine Systemstatik, die das tatsächliche Tragwerksverhalten der zu erstellenden Konstruktion nicht hinreichend genau erfasst und deshalb keine geeignete Grundlage für die anschließende Detailstatik bildet, ist mangelhaft. 2. Die Schadensersatzpflicht des mit der Erstellung der Systemstatik beauftragten Ingenieurs ist nicht bereits deshalb ausgeschlossen, weil mehrere Schadensursachen (hier: Mängel der System- und der Detailstatik) bestehen. Selbst wenn der Schaden erst durch das zusätzliche Eingreifen des Detailstatikers eintritt, bleibt es bei der Haftung des Systemstatikers. 3. Diese Schadenskausalität entfällt bei mehreren Schadensursachen erst dann, wenn die Zweitursache (hier: Mängel der Detailstatik) im Hinblick auf den eingetretenen Schaden so stark in den Vordergrund tritt, dass die Erstursache vollständig verdrängt und der Schaden dem Erstschädiger (hier: Systemstatiker) nicht mehr zugerechnet werden kann (vorliegend verneint). OLG Düsseldorf, Urteil vom 27.01.2015 – 221 U 42/12 (nicht rechtskräftig) Architekt muss für den Bauherrn nicht permanent erreichbar sein! 1. Ein Architektenvertrag kann aus wichtigem Grund gekündigt werden. Ein solcher Grund zur Kündigung kann in einer schweren schuldhaften Vertragsverletzung oder einer sonstigen Zerstörung des vertraglichen Vertrauensverhältnisses bestehen, die eine Fortsetzung des Vertrags für den Auftraggeber unzumutbar macht. 2. Es ist ein berechtigtes Interesse eines Architekten, seine Leistung effizient unter wirtschaftlicher Verwendung seiner Ressourcen zu erbringen und in diesem Zusammenhang einen unnötigen Zeitaufwand zu vermeiden. Es ist daher nicht als wichtiger Kündigungsgrund anzusehen, wenn der Architekt versucht, nicht zielführende, zeitraubende und ineffektive Gespräche zu vermeiden und Absprachen in strukturierten Formen zu erreichen. 3. Bloße Kommunikationsprobleme begründen keinen wichtigen Grund zur Kündigung. Insbesondere ist ein Architekt nicht dazu verpflichtet, sich für den Bauherrn ständig persönlich „erreichbar“ zu halten. OLG Celle, Urteil vom 24.09.2014 – 14 U 169/13; BGH, Beschluss vom 05.02.2015 – VII ZR 237/14 (Nichtzulassungsbeschwerde zurückgewiesen) Fälligkeit des Honorars und Minderung auch ohne Abnahme! 1. Das Planerhonorar wird auch ohne Abnahme fällig. Auch auf die Abnahmefähigkeit als Fälligkeitsvoraussetzung kommt es jedenfalls dann nicht an, wenn der Auftraggeber nicht mehr die Erfüllung des Vertrags verlangt, sondern mindert oder im Wege des Schadensersatzes die Aufrechnung erklärt. 2. Die Minderung wegen Planungsmängeln ist nicht dadurch ausgeschlossen, dass der Auftraggeber die Planung nicht abgenommen hat. Kommt eine Erfüllung des Vertrags nicht mehr in Betracht, kann der Auftraggeber bereits vor Abnahme mindern. Diese Voraussetzung ist erfüllt, wenn die zu planenden Maßnahmen zwischenzeitlich nach einem anderen Planungskonzept realisiert werden. OLG Brandenburg, Urteil vom 14.01.2015 – 4 U 27/13 (nicht rechtskräftig) Was gehört zu einer „prüfbaren“ Planung? 1. Gehört die „gesamte prüfbare Planung“ zum Leistungsumfang des Auftragnehmers, bedeutet „prüfbar“ in Bezug auf die Anforderungen der Tragwerksplanung, dass der zuständige Prüfingenieur die Statik als unbedenklich erachtet. 2. Zu den Anforderungen an eine „prüfbare“ Planung gehört es, dass dem zuständigen Prüfingenieur die für die Prüfung der Tragwerksplanung erforderlichen Unterlagen und Nachweise vollständig und so rechtzeitig vorgelegt werden, dass diesem ausreichend Zeit zur Wahrnehmung seiner Prüfungsaufgaben zur Verfügung steht. OLG Brandenburg, Urteil vom 26.11.2014 – 4 U 20/09 Wie genau muss eine „vorläufige Kostenberechnung“ beim Bauen im Bestand sein? 1. Eine Baukostengarantie bedarf wegen des damit verbundenen erheblichen Risikos für den Architekten einer klaren und unmissverständlichen Vereinbarung. Die Bezeichnung einer mündlichen Abrede als „Baukostenermittlung“ und „Baukostenschätzung“ spricht gegen die Übernahme einer Baukostengarantie. 2. Der mit einer Kostenschätzung beauftragte Architekt darf die Baukosten auch beim Bauen im Bestand nicht schönrechnen. Die Grenze zu einer haftungsrelevanten Pflichtwidrigkeit ist jedoch erst dann überschritten, wenn dem Architekt „ein Fehlgriff in der Oktave“ unterlaufen ist. OLG Koblenz, Beschluss vom 09.11.2012 – 5 U 1228/11; BGH, Beschluss vom 08.01.2015 – VII ZR 336/12 (Nichtzulassungsbeschwerde zurückgewiesen) Schlussrechnung vollständig bezahlt: Architektenleistung (konkludent) abgenommen! Durch die vollständige Bezahlung der Schlussrechnung des Architekten gibt der Auftraggeber zu erkennen, dass er die Architektenleistung als im Wesentlichen vertragsgemäß erbracht ansieht und dadurch konkludent die Abnahme des Architektenwerks erklärt. OLG Dresden, Urteil vom 12.12.2013 – 10 U 1954/12; BGH, Beschluss vom 13.11.2014 – VII ZR 8/14 (Nichtzulassungsbeschwerde zurückgewiesen) Architekt muss Angaben zu Grundwasserverhältnissen machen! 1. Der Architekt hat dem Statiker die für dessen Berechnung erforderlichen Angaben zu den Grundwasserverhältnissen zur Verfügung zu stellen. 2. Der Architekt hat die ihm übergebene Statik im Rahmen seiner Fachkenntnisse darauf zu überprüfen, ob seine Planungsvorgaben eingehalten und die besonderen Grundwasserverhältnisse berücksichtigt worden sind. 3. Dem Auftraggeber ist ein Mitverschulden gemäß §§ 254, 278 BGB zuzurechnen, wenn er aufgrund seiner Fachkenntnis als Bauunternehmer einen Fehler der Statik und die daraus resultierende Gefahr einer nicht ausreichenden Abdichtung des Kellers erkennen konnte. 4. Dem Auftraggeber ist nicht gemäß §§ 254, 278 BGB ein Fehler des Statikers zuzurechnen, wenn der Architekt auf der Grundlage einer für ihn erkennbar fehlerhaften Statik plant. OLG Düsseldorf, Urteil vom 23.10.2014 – 5 U 84/10 Quelle: www.ibr-online.de BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 49 UNTERNEHMENSNACHFOLGE ▲ Foto: ty/fotolia Wertermittlung bei Ingenieurbüros Kauf als Investition VON TILL HÜBNER Anlass für eine Wertermittlung kann die anstehende Nacholgeregelung, der Kauf und Verkauf von Gesellschafteranteilen, aber auch ein Erbschafts- oder Ehestreit sein. Der Kauf eines Ingenieurbüros ist eine Investionsentscheidung, für die der potenzielle Übernehmer eine neutrale und objektive Wertermittlung braucht. Dabei ist es wichtig, die Besonderheiten der Branche angemessen zu berücksichtigen. In unserem Beratungsalltag zeigt sich, dass der Wert am häufigsten wegen Büroverkaufs ermittelt werden soll. Dabei kann das Büro als Ganzes oder Teile davon verkauft werden. Ist die Bewertung die Grundlage zur Preisfindung bei Einstieg oder bei Übernahme eines Ingenieurbüros, dann betrachtet der Übernehmer das zu übernehmende Büro als Investition. Hinter jeder Investitionsentscheidung steht die Frage: Welche Erträge kann ich aus diesem Investment, in diesem Falle dem Erwerb eines Ingenieurbüros, realisieren? Da Unternehmen immer von Menschen gegründet und geführt werden, weitere Faktoren wie die Branche den Wert eines Unternehmens/Ingenieurbüros beeinflussen, sind Unternehmen nicht so leicht miteinander vergleichbar wie andere Wirtschaftsgüter. Außer- 50 BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 dem sind je nach Standpunkt zum Teil gegensätzlichen Interessen zu berücksichtigen. Für den Übergeber ist der Verkauf seines Lebenswerks auch ein emotionaler Prozess. Er möchte seinen langjährigen Mitarbeitern weiterhin ihren Arbeitsplatz garantieren. Genauso wird der Kauf eines Planungsbüros auch auf Seiten des Übernehmers nicht ganz emotionsfrei verlaufen, da er mit dem Erwerb gleichzeitig seinen neuen Arbeitsplatz kauft. In den von uns begleiteten Büronachfolgen zeigte sich, dass auf beiden Seiten unterschiedliche Wertvorstellungen bestehen. Um für die Übergabegespräche zwischen den Parteien eine solide, objektive und nicht von Dritten, z. B. den Finanzbehörden, anfechtbare Grundlage für den späteren Kaufpreis zu erhalten, UNTERNEHMENSNACHFOLGE sind diese rein subjektiven Einflussfaktoren der jeweiligen Seite auszublenden. Finanzamt und Bank Um dies zu erreichen, sind betriebswirtschaftlich, rechtlich und steuerrechtlich anerkannte Verfahren zur Unternehmenswertermittlung anzuwenden. Die Kaufpreisverhandlungen zwischen Übergeber und Übernehmer werden durch Anwendung eines anerkannten Standards mit nachprüfbaren Kriterien deutlich erleichtert, da so beide Seiten die Wertermittlung nachvollziehen können. Finanzämter nutzen für Zwecke der Erbschafts-, Schenkungsund Anteilsübertragungsbesteuerung zur Bewertung das vereinfachte Ertragswertverfahren, das aufgrund der Vernachlässigung individueller Risikoverhältnisse insbesondere bei der Bewertung von Planungsbüros zu stark verzerrten, meist überhöhten Unternehmenswerten führt. Das vereinfachte Ertragswertverfahren beruht auf einer reinen Vergangenheitsbetrachtung. Die Finanzämter verzichten auf die Ist-Aufnahme der realen Gegebenheiten im Unternehmen/Büro vor Ort. Außerdem finden weiche Bewertungsfaktoren – Branche, Markt (regional und überregional), Auftragsentwicklung, Organisationsstruktur, Arbeitsabläufe, Ertragsfähigkeit etc. – keine Berücksichtigung bei diesem Verfahren der Finanzämter. Hat man den Unternehmens-/Bürowert mit einem nachvollziehbaren, betriebswirtschaftlich, rechtlich und steuerrechtlich anerkanntem Verfahren ermittelt, ist das Finanzamt gezwungen, zu begründen, warum der Wert, den die Finanzbehörden durch das vereinfachte Bewertungsverfahren ermittelt haben, als Besteuerungsgrundlage herangezogen wird. Vorsicht auch bei sogenannten Praktikermethoden, die den Unternehmens-/Bürowert aus der Vermischung von Ertragsund Sachwertverfahren ableiten: Diese Methoden sind von den Finanzbehörden nicht anerkannt, auch wenn sie im Einzelfall durchaus zu richtigen Ergebnissen führen. Nur lassen sie sich durch Dritte nicht ohne Weiteres nachvollziehen und sind daher für Wertgutachten ungeeignet, wenn sie gegenüber den Finanzbehörden bestehen sollen (Bayerisches Staatsministerium der Finanzen Ref. 34 2013). Außerdem sind nachvollziehbare und objektive Bewertungsmethoden, die sich in der Praxis bewährt haben, auch aus Sicht des möglichen Übernehmers notwendig, insbesondere dann, wenn er die Büroübernahme durch ein Kreditinstitut finanzieren möchte bzw. muss. Einen nicht nachvollziehbaren Unternehmens-/Bürowert wird ein Kreditinstitut oder ein anderer Kapitalgeber nicht finanzieren. Bewertungsmethode Momentan ist zur Ermittlung eines objektiven Unternehmenswertes die Bewertungsmethode gemäß den Grundsätzen zur Durchführung von Unternehmensbewertungen (IDW S1, Grundsätze zur Durchführung von Unternehmensbewertungen i.d.F. von 2008) des Fachausschusses für Unternehmensbewertung ▲ Wertermittlung Grafik: Eckhold Consultants und Betriebswirtschaft (FAUB) und des Hauptfachausschusses (HFA) des Instituts der Wirtschaftsprüfer in Deutschland heranzuziehen. Des Weiteren ergänzen die IDW-Praxishinweise von 2014 die in Theorie und Praxis allgemein anerkannte und meistverbreitete objektive Unternehmensbewertungsmethode (BStBK 2014 sowie Prof. Dr. Dirk Hachmeister und Frederik Ruthhardt, beide Stuttgart in DStR 26/2014). Nach dem IDW S1 erfolgt die Ermittlung des objektivierten Unternehmenswerts anhand des Ertragswertverfahrens. Die Bewertungsmethode des IDW S1 wird in den Grundsätzen zur Durchführung von Unternehmensbewertungen genau beschrieben. Die Grundlage des Ertragswertverfahrens bildet die aus der Investitionsrechnung bekannte Kapitalwertmethode. Somit ermittelt sich der Unternehmens- bzw. Bürowert aus der Summe der zukünftigen abgezinsten finanziellen Nettozuflüsse an den oder die Anteilseigner. Dabei können zukünftige Ertragsüberschüsse oder Cash flows in Betracht kommen. Der besondere Fokus liegt bei der Ermittlung der zukünftig ausschüttungsfähigen Überschüsse. Das methodische Vorgehen basiert auf drei aufeinander aufbauenden Schritten: 1. Schrit: Vergangenheitsanalyse Hier werden die letzten drei bis fünf Jahre des Unternehmens/Büros betrachtet. Sie bilden die Basis für die Unternehmens- bzw. Bürobewertung und sind Grundlage für die Plausibilisierung/Verprobung der schon bestehenden oder noch aufzustellenden Unternehmensplanung. Zur soliden Basis für die zukunftsorientierte Unternehmens-/Bürobewertung gehören Analyse und Bereinigung von Sondereffekten der Vergangenheitserfolge. Trotz der unabdingbaren Forderung, dass nur zukünftige Erfolge zählen, bildet die Vergangenheitsbetrachtung die Grundlage für Planungsplausibilisierung und liefert gleichzeitig Indikatoren zur Beurteilung der Unternehmensplanung. 2. Schritt: erste Planungsphase Generell sind im Rahmen der Planung Einflussfaktoren zu betrachten, die auf die zukünftige Unternehmens- bzw. Büroentwicklung Einfluss nehmen können. Somit sind die Risiken und auch die Chancen sorgsam abzuwägen. In der ersten Planungsphase wird die Detailplanung über drei bis fünf Jahre BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 51 UNTERNEHMENSNACHFOLGE abgebildet, da über diesen Zeitraum noch mit hinreichender Sicherheit geplant werden kann, beispielsweise gestützt auf die bestehende Auftrags-/Angebotslage (Wahrscheinlichkeitsquote der anstehenden Auftragserteilung) des Planungsbüros. 3. Schritt: Prognose, zweite Planungsphase Da die Prognose die nachhaltig erzielbaren Überschüsse darstellt, die später in den Unternehmenswert als „ewige Rente“ einfließen, kommt der zweiten Planungsstufe besondere Bedeutung zu. Die zukünftig anfallenden Ertragssteuerbelastungen des Büros sowie die persönliche Steuer der Anteilseigner in Abhängigkeit der jeweiligen Rechtsform sind nach IDW S1 zu berücksichtigen. Da die typische Rechtsform eines Ingenieurbüros mit dem Freiberufler-Status die Einzelunternehmung oder die Personengesellschaft, z. B. in Form der Partnerschaft, ist, erfolgt somit die unmittelbare Berücksichtigung der persönlichen Ertragssteuern. Ergänzend sei noch erwähnt, dass dies auch bei Kapitalgesellschaften zutrifft, da auch hier die Erträge in der Regel den geschäftsführenden Gesellschaftern zufließen. In den folgenden Ausführungen wird eine fiktive Steuerlast von 35 % unterstellt. Im konkreten Einzelfall kann diese Steuerbelastung durch einen adäquaten Wert ersetzt werden. Die sich nach Steuer aus der zweistufigen Planungsrechnung ergebenden finanziellen Überschüsse sind mit einem Kapitalisierungszins für eine vergleichbare alternative Anlage abzuzinsen. Besonderheiten bei Ingenieurbüros Die zuvor dargestellten Ausführungen zum Ertragswertverfahren stellen die Methodik zum Unternehmenswert dar. Ferner sind auch die branchenspezifischen Besonderheiten bei der Unternehmens-/Bürowertermittlung zu berücksichtigen, somit müssen diese bei den Planungsannahmen miteinfließen. Im Gegensatz zu den Berechnungen des Ertragswertes handelt es sich bei der Substanz um eine vergangenheits- und stichtagsbezogene Größe, die meist im Rahmen des Jahresabschlusses ermittelt wird. Somit müssen für die Berechnungsgrundlagen realistische Annahmen getroffen werden, die bei Planungsbüros insbesondere die Organisationsstruktur und die Auftragslage sind. Somit fließen bei einem Ingenieurbüro bei der Ermittlung des Ertragswerts die drei Faktoren Substanz, Organisationsstruktur und Auftragslage ein. Praxisbeispiel In Folgenden gehen wir von einem inhabergeführten Planungsbüro aus. Auf Grundlage der vergangenen drei Geschäftsjahre, ergänzt durch die Analyse der Chancen und Risiken, erfolgte eine zweistufige Planungsrechnung für die nächsten drei Jahre sowie für die Prognose bzw. „ewige Rente“. Das aus der jährlichen Gewinn- und Verlustrechnung (Ergebnisrechnung) 52 BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 ausgewiesene Ergebnis bildet die Grundlage für die Privatentnahmen des Büroinhabers. Vom zuvor ausgewiesenen Jahresergebnis aus der Ergebnisrechnung ziehen wir einen angemessenen und branchenüblichen kalkulatorischen Unternehmerlohn pro Jahr ab. Sollten in den einzelnen Jahren noch weitere Faktoren, die mit der tatsächlichen Ertragskraft bzw. dem Unternehmensgegenstand des Planungsbüros nichts zu tun haben, vorhanden sein und sich auf der Ertrags- und/oder Aufwandsseite niederschlagen, somit das tatsächliche Ergebnis aus dem operativen Geschäft des Ingenieurbüros verzerren, sind diese Einzelfaktoren herauszurechnen. Somit erhält man nun die Abbildung der tatsächlichen Ertragskraft des Ingenieurbüros aus dem Tagesgeschäft. Daher müssen alle Konten des Planungsbüros auf der Einnahmen- und Ausgabenseite systematisch analysiert und gegebenenfalls korrigiert werden, damit nur noch das tatsächliche Tagesgeschäft dargestellt wird. Diese Korrekturposten sind üblicherweise auf der Einnahmenseite außerordentliche und neutrale Erträge sowie Einkünfte, die nicht mit der unternehmerischen Tätigkeit im Zusammenhang stehen. Auf der Ausgabenseite sind dies häufig besondere Aufwendungen, Raumkosten, Fahrzeugkosten, Abschreibungen, neutrale Aufwendungen sowie der zuvor dargestellte kalkulatorische Unternehmerlohn und die Ertragssteuern. Aus all diesen Faktoren ergibt sich dann das jährliche bereinigte Ergebnis. Die ermittelten jährlichen Überschüsse müssen nun auf den Bewertungsstichtag mit dem Kapitalisierungszinssatz abgezinst werden, um sie mit Alternativanlagen vergleichen zu können. Dieser Zinssatz ist der Vergleichsmaßstab für die Bewertung der zukünftigen Erfolge des Ingenieurbüros, man kann ihn auch als Alternativrendite bezeichnen. Vergleichbarkeit ist allerdings nur dann gegeben, wenn der Kapitalisierungszinssatz hinsichtlich seiner Fristen, dem Risiko und der Besteuerung mit dem zu kapitalisierenden Zahlungsstrom übereinstimmt. Der Kapitalisierungszinssatz besteht aus zwei Komponenten, dem Basiszins und einem Risikoaufschlag. Der Basiszinssatz orientiert sich am üblichen Zinssatz für eine risikofreie Kapitalanlage zum entsprechenden Bewertungsstichtag. Der Basiszinssatz ist dann um die entsprechenden persönlichen Steuern zu bereinigen und dann um einen Risikoaufschlag zu ergänzen. Dieser Risikoaufschlag soll das erhöhte Risiko des Erwerbers von Unternehmens-/Büroanteilen im Vergleich zu einer risikolosen öffentlichen Anleihe berücksichtigen. Im Falle von börsennotierten Unternehmen lässt sich die Marktrisikoprämie am Kapitalmarkt beobachten, diese Möglichkeit besteht bei kleineren Planungsbüros leider nicht. Daher müssen anhand der zuvor dargestellten branchenspezifischen Gegebenheiten von Planungsbüros die entsprechenden Risikozuschläge individuell ermittelt werden. Somit ist im Einzelfall der Risikozuschlag genau abzuwägen und zu bestimmen, der sich aus Inhaberabhängigkeit, Diversifikationsmangel, Immobilität des investierten Kapitals, Insolvenzrisiko etc. zusammensetzt. Sollten Vergleichsunternehmen am Kapitalmarkt vorhanden sein, ist der Risikoaufschlag entsprechend zu plausibilisieren. Also errechnet sich der Kalkulationszinsfuß (oder auch Abzinsungsfaktor) wie folgt: Basiszinssatz, bereinigt nach persönlicher Steuer und Zurechnung des Risikozuschlages in Prozent, ergibt den Kalkulationszinsfuß nach Steuern. Da die dynamische Entwicklung in der Prognose bzw. der „ewigen Rente“ nicht mehr abgebildet werden kann, wird für die „ewige Rente“ ein Wachstumsabschlag berücksichtigt. Nun wird mit Hilfe des ermittelten Kalkulationszinsfußes der Kapitalisierungsfaktor pro Jahr ermittelt, um abschließend die Barwerte der bereinigten Jahresergebnisse aus den einzelnen Planungsphasen (Planung und „ewige Rente“) zu berechnen. Die Summe der Barwerte, d. h. der drei Planungsjahre zuzüglich dem aus der „ewigen Rente“, ergibt dann den entsprechenden Ertragswert des Ingenieurbüros. Fazit Die Unternehmens-/Bürowertermittlung anhand der dargestellten Ertragswertmethode nach dem IDW S1 ist die beste Möglichkeit, einen von subjektiven Faktoren freien Bürowert zu ermitteln. Nur so kann man eine sachliche vertretbare Grundlage für Übergabegespräche zur Verfügung stellen. Dieser Wert ist nur als erste Richtschnur für den Einstieg in die Verkaufsverhandlungen zu sehen und somit oft nicht identisch mit dem später vereinbarten Kaufpreis. Denn dieser wird letztlich durch Angebot und Nachfrage sowie durch die individuelle Verhandlungsposition des Übergebers und des potenziellen Übernehmers entschieden. Da beim Übergang eines Ingenieurbüros die Finanzämter zur Erhebung von Erbschafts- und Schenkungssteuer an Käufer und Verkäufer herantreten, ist bei entsprechenden Auseinandersetzungen mit dem Finanzamt eine nachvollziehbare und in der Praxis bewährte Bewertungsmethode wie die des IDW S1 heranzuziehen. Gerade auch deshalb, weil der IDW S1 in seiner Methodik auf einer Vorort-Analyse mit Betrachtung der zukünftigen Ertragskraft des Büros und weichen Bewertungsfaktoren beruht. Sollte es bei vorhandenem IDW S1 Wertgutachten zu Auseinandersetzungen mit den Finanzbehörden kommen, liegt die Beweislast in den meisten Fällen bei den Finanzbehörden. Abschließend sei noch darauf hingewiesen, dass „Praktikermethoden“, die den Unternehmens-/Bürowert aus der Vermischung von Ertragswert- und Sachwertverfahren ermitteln, aufgrund des Erbschaftssteuerreformgesetzes von 2009 und dem Erlass der obersten Finanzbehörde von 2011, steuerrechtlich nicht mehr akzeptiert werden. Autor: Dipl.-Kfm. Till Hübner, Eckhold Consultants GmbH, Büro Hamburg Wir wollen Ihren Erfolg. Profitieren Sie von einem starken Verband! www.vbi.de Der VBI vereint die besten Planer und Berater Deutschlands. Er ist die führende Berufsorganisation unabhängig planender und beratender Ingenieure in Deutschland. Sie wollen dazu gehören? Sprechen Sie mit uns, wir informieren Sie gern! Verband Beratender Ingenieure VBI Budapester Straße 31, 10787 Berlin Te.: 030/26062-0, Fax: 030/26062-100 [email protected], www.vbi.de PRODUKTE UND PROJEKTE Industrieverband Feuerverzinken Rüstiger D-Day-Veteran ▲ Aufgrund der noch vorhandenen Zinkschichtdicken kann die Brücke mehr als 100 Jahre alt werden. Foto: Iqbal Johal 73 Jahre jung und kein bisschen marode ist die feuerverzinkte Callender-Hamilton-Brücke bei Two-Fords im englischen Lydlinch, District Dorset. Während des zweiten Weltkrieges gab es bereits 1942, zwei Jahre vor dem späteren D-Day, erste geheime Pläne des britischen Verteidigungsministeriums zur Landung der Alliierten in der Normandie. Als Voraussetzung der Invasion musste das Straßennetz für die Streitkräfte und deren schwere Fahrzeuge in Richtung englischer Südküste ausgebaut werden. In Lydlinch wurde deshalb 1942 von In- genieuren der kanadischen Armee neben einer vorhandenen schmalen Steinbogenbrücke über den Fluss Lyden, die dem schweren Militärgerät nicht standgehalten hätte, eine Callender-Hamilton-Brücke (1935 patentierte modulare Fertigteilkonstruktion für vorwiegend militärisch genutzte temporäre Brücken des Neuseeländers A. M. Hamilton) aus feuerverzinktem Stahl errichtet. Die ursprünglich als temporäre Lösung konzipierte Brücke wurde jedoch zum dauerhaften Provisorium. Seit 73 Jahren fließt der Verkehr Richtung Osten über die einspurige Brücke. In dieser Zeit erfolgten nur geringfügige Erneuerungsmaßnahmen. Am Holzdeck erfolgten 1985 und 2009 Reparaturen, die feuerverzinkte Stahlkonstruktion wurde 1996 derart ertüchtigt, dass die Brücke den Anforderungen der aktuellen Normung genügt, um von 40-t-LKWs befahren zu werden. Dazu wurden als Verstärkung zusätzliche feuerverzinkte Profile in die alte Stahlbrücke eingeschraubt. Im Oktober 2014 inspizierte ein Ingenieur des britischen Verzinkerverbandes Galvanizers Association die Brücke. Er stellte fest, dass sie sich noch immer in einem sehr guten Zustand befindet, auch wenn die Stahlkonstruktion mit Schmutzablagerungen und Moos überzogen ist. Genauer untersucht wurden die wichtigsten Fachwerkdiagonalen, Knotenbleche und Schraubenköpfe. Die gemessenen Zinkschichtdicken der Fachwerkdiagonalen lagen zwischen 126 und 167 µm. An den Knotenblechen wurden Zinkschichten zwischen 131 und 136 µm ermittelt, die Schichtdicken der Schraubenköpfe lagen zwischen 55 und 91µm. Demnach ist die Lydlinch-Brücke noch immer in bester Verfassung und hat aufgrund der gemessenen Zinkschichtdicken das Potenzial, mehr als 100 Jahre alt zu werden. Die Feuerverzinkung hat sich wieder einmal als extrem dauerhafter Korrosionsschutz erwiesen. www.feuerverzinken.com KURZ GESAGT Blitzschutz/Erdung – In der neuesten Ausgabe seines Hauptkataloges stellt der Blitz- und Überspannungsschutzspezialist DEHN auf 296 Seiten Neuheiten und bewährte Bauteile aus den Bereichen äußerer Blitzschutz und Erdung vor. Ausgelegt für hohe Windgeschwindigkeiten, kippsicher mit hoher Materialfestigkeit entsprechen Dehn-Fangeinrichtungen den Eurocode-Anforderungen. Sowohl Planer als auch Errichter von Blitzschutzsystemen können nach 54 BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 diesem Katalog die Windlast von Blitzschutzsystemen dem Stand der Technik entsprechend planen und errichten. Der Katalog steht zum Download bereit unter: www.dehn.de/pr/eb15. Regenwassermanagement – Die neue Auflage 7.0 des Handbuchs von FRÄNKISCHE fasst die Innovationskraft in Regenwasserbewirtschaftung und -behandlung auf 152 Seiten zusammen. Der klare Aufbau des Leitfadens führt übersichtlich durch die Kapitel zur Planung des Regenwassermanagements sowie zu den Produkten für Transportieren, Reinigen, Speichern und Ableiten. Über grafische Hinweise und QR-Codes gelangt man zu Download-Möglichkeiten und zu anschaulich aufbereiteten Einbaufilmen und Planungshilfen. Das Handbuch zum Regenwassermanagement steht zum kostenlosen Download bereit unter: www.fraenkische.com PRODUKTE UND PROJEKTE ◀ Die entstehende Talbrücke Nuttlar Foto: Doka ▼ Die Verbundschalwagen weisen ein gesamtheitliches Sicherheitskonzept über alle vier Bühnenebenen auf. Foto: Doka Doka Schalungstechnik auf hohem Niveau Die Talbrücke Nuttlar im sauerländischen Neubauabschnitt der A 46 wird nach ihrer Fertigstellung die höchste Talbrücke in NRW sein. Vier identische, unten fahrende DokaVerbundschalwagen fertigen den Überbau der 660 m lange Konstruktion. Diese überspannt als einzellige Stahlverbundbrücke in einem Radius von 1.000 m das Tal des Schlebornbachs. Ihr Überbau besteht aus einem 6 m hohen geschlossenen Stahlkasten mit außenliegenden Schrägstreben und einem Stahlverbund-Längsträger. Die 28,60 m breite Fahrbahnplatte mit einer konstanten Querneigung von 4 % entsteht in Ortbeton im Pilgerschrittverfahren. Hierbei werden zunächst die Takte in Feldmitte hergestellt, um das Belastungsbild dem Endzustand anzugleichen. Danach folgen die Schließtakte über den Pfeilern. Infolgedessen muss das Schalungssystem über die gesamte Brückenlänge verfahrbar sein – möglichst kranunabhängig. Auch sollte die Schalwagenkonstruktion das Tragverhalten der Brücke so wenig wie möglich beeinflussen. Unnötige Zwängungen aus einer zu schweren und zu steifen Überbauschalung sind zu vermeiden. Die unten fahrenden Verbundschalwagen laufen in 115 m Höhe über Talgrund. Sie sind ausgelegt auf die beiden im Drittelpunkt unterstützten, rund 9 m breiten Kragplatten, die am Brückenrand frei auskragen. Die Dicke der Fahrbahnplatte beträgt im Innenfeld 40 cm und an den Kragarmrändern 25 cm. Die entsprechende Schalung arbeitet ankerlos ohne Durchdringung der Fahrbahnplatte. Dies war einerseits vom Bauherrn so vorgegeben, andererseits gewährleistet dies ein störungsfreies Arbeiten beim Bewehren, Betonieren und Glätten von oben. Die Verbundschalwagen leiten Eigengewicht und Betonierlasten in die Stahlverbund-Längsträger der Kragplatten ein. Sie stützen sich über Druckrollenauflager unten am Hohlkasten ab. Auf Grund der begrenzten Tragfähigkeit der Stahlverbund-Längsträger stand bei der Auslegung insbesondere eine statisch und gewichtsoptimierte Konstruktion im Vordergrund. Die technische Lösung besteht aus einem kinematischen System im Zusammenwirken von Wagenebene, Schalungsebene sowie Hub- und Absenkeinheit. Darüber hinaus weisen die Verbundschalwagen ein gesamtheitliches Sicherheitskonzept über alle vier Bühnenebenen auf, mit Durchstiegen und integrierten Aufstiegen. Während des Betonierens mit C35/45Beton hängen die Verbundschalwagen in SL-1-Trägerklemmen. Je sechs synchronisierte Hydraulikzylinder pro Wagen vereinfachen und erleichtern das Ein- und Ausschalen erheblich. Verzogen wird jeder Verbundschalwagen auf Stahlrollen mit Hilfe eines hydraulischen Schreitwerks. Mit Betonagelängen von 19,20 m bis 25 m wurde der Überbau nach 28 Wochentakten abgeschlossen. Die Montage und Demontage der Verbundschalwagen nahm die Fa. Max Bögl mit Baustellenpersonal vor, ein Doka-Richtmeister unterstützte die Baustelle durch projektbegleitende Beratung. www.doka.com BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 55 PRODUKTE UND PROJEKTE Hünnebeck Schallösungen für Deutschlands größtes Brückenbauprojekt Die 25 km lange B 50neu soll die Fernstraßenlücke von der A 60 bei Wittlich zur A 60 bei Mainz schließen. Teil dieser internationalen Straßenachse zwischen den Beneluxstaaten und dem RheinMain-Gebiet ist Deutschlands derzeit größtes und gleichzeitig anspruchsvollstes Brückenbauprojekt: die 1.700 m lange Hochmoselbrücke. Sie quert in bis zu 158 m Höhe das tief eingeschnittene Moseltal zwischen Ürzig und Zel- tingen-Rachtig und verbindet die Eifel mit dem Hunsrück. Leicht und transparent soll die Brückenkonstruktion wirken, weshalb sich der Bauherr – die Bundesrepublik Deutschland vertreten durch den Landesbetrieb Mobilität Rheinland Pfalz LBM – für eine schlichte Brücke in Hochlage entschied. Die Hohlkastenbrücke ruht auf zwei Widerlagern und zehn schlanken, taillierten Betonpfeilern. Die Stützwei- ten der elf Brückenfelder liegen zwischen 104,8 m und 209,5 m. Der stählerne Überbau mit seiner 29 m breiten Fahrbahnplatte wird im Taktschiebeverfahren hergestellt: Vom Widerlager Hunsrück aus werden vorgefertigte Elemente in einzelnen Abschnitten über das Moseltal geschoben. Verantwortlich für das Gelingen der technisch wie logistisch anspruchsvollen Baumaßnahme ist die Arge „Eiffel Deutschland Stahltechnologie GmbH, Eiffage Construction Metallique Frankreich & Porr Deutschland GmbH, Zweigniederlassung Berlin“. Porr hat Hünnebeck mit Entwicklung und Lieferung von Schalungslösungen für den Bau der Widerlager, der Fundamente und Pfeiler beauftragt. SCF-Selbstkletterschalung, vormontierte Elementschalungen, klassische Manto-Großrahmenschalung und mehr – auf der Brückenbaustelle werden Sonder- und Standardschalungen gleichermaßen genutzt, von Hünnebeck mit einem Gesamtpaket aus ingenieurtechnischer Planung, einsatzfertigen Schalungslösungen und praktischer Vor-Ort-Unterstützung bedient. Sämtliche Sonderlösungen wurden dabei im eigenen Haus entwickelt und im angeschlossenen Sonderschalungsbau hergestellt oder zumindest vorgefertigt. Seit mittlerweile zweieinhalb Jahren bedient Hünnebeck die Brückenbaustelle im Moseltal. Die ersten Brückenpfeiler sind bereits weithin sichtbar. Für das Porr-Team vor Ort ist der Umgang mit der SCF-Selbstkletterschalung inzwischen zur Routine geworden. Dabei erweist sich die SCF als 1A-Kletterschalung. www.huennebeck.de ◀ Von den zehn geometrisch anspruchsvollen Stahlbetonpfeilern werden die Pfeiler 9 bis 2 mit der Selbstkletterschalung SCF geschalt. Foto: Hünnebeck 56 BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 PRODUKTE UND PROJEKTE NOE-Schaltechnik Gmünder Einhorn-Tunnel flexibel geschalt Bis zur Eröffnung des Einhorn-Tunnels war die Verkehrssituation in Schwäbisch Gmünd ausgesprochen schwierig: Die B 29, eine wichtige Ost-WestVerbindung für den Stuttgarter Raum und Zubringer zur A 7, A 8 und A 81, verlief mitten durch die Stadt. Der neue, 1.687 m lange Tunnel ist Teil einer 2,1 km langen Ortsumgehung, die die Ortsdurchfahrt künftig um etwa 20.000 Fahrzeuge entlasten soll. Er wurde in einer Kombination aus offener und bergmännischer Bauweise errichtet. Schon im Herbst 1989 genehmigt, erfolgte der Spatenstich neun Jahre später. Bauherrin ist die Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Regierungspräsidium Stuttgart. Gebaut hat die Arge „Tunnel Schwäbisch Gmünd“, bestehend aus Ed. Züblin AG, Baresel GmbH, G. Hinteregger & Söhne Baugesellschaft mbH und Östu-Stettin Hoch- und Tiefbau GmbH. Große Aufmerksamkeit galt der Tunnel-Sicherheit. Parallel zum Straßentunnel verläuft ein befahrbarer Rettungsstollen, der über sechs Fluchtwege mit dem eigentlichen Tunnel verbunden ist. Beim Bau des Gmünder Tunnels baute die Arge auf NOEtec. Die Systemschalung lässt sich mit einem Modellbaukasten vergleichen, bestehend aus einer übersichtlichen Anzahl von Einzelelementen, die individuell kombiniert werden können. Der Aufbau ist einfach und fast selbsterklärend. Dadurch lässt sich die Schalung in kürzester Zeit exakt auf die jeweiligen Anforderungen des Projekts maßschneidern. Ein Beispiel für die Flexibilität der NOEtec ist ihr Einsatz als selbstfahrender Schalwagen für die zwei in offener Bauweise errichteten Tunnelabschnitte (West ca. 228 m und Ost ca. 315 m lang) des Einhorn-Tunnels. Eine 1 m dicke Betonwand unterteilt sie teilweise in zwei Röhren. Diese Beton- wand trägt gemeinsam mit den beiden Außenwänden die 2,20 m dicke Tunneldecke. Für ihre Errichtung kamen ca. 12 m lange Schalwagen aus Elementen des NOEtec-Systems zum Einsatz, wodurch sie sich sehr schnell und effizient montieren ließen – bei Tunnel-Baustellen ein großer Vorteil. Die Schal-Konstruktionen wogen jeweils 40 t und standen auf Schienen, auf denen die Wagen mit Elektroantrieben von einem Betonierabschnitt zum nächsten verfahren wurden. Darüber hinaus kamen NOEtec-Schalwagen im Bereich der Pannenbuchten sowie der Elektro- und Lüfterstollen zum Einsatz. Dank des Baukastensystems konnten die Schalwagen unterschiedlichen Tunnelbreiten mühelos angepasst werden. Beim Betonieren der Fundamente, der Wände für die Trogstrecken und für die in offener Bauweise errichteten Tunnelabschnitte sowie die Wände im Lüftungs- und Elektrostollen kam NOEtop zum Einsatz, eine Stahlrahmenschalung, die dank ihrer integrierten Gurtung auch als Trägerschalung genutzt werden kann. www.noe.de ▲ Treffen der NOEtec-Schalwagen für Pannenbucht und Lüfterstollen Foto: NOE-Schaltechnik, Süssen ▲ Grundriss des ca. 2,2 km langen Einhorn-Tunnels Zeichnung: NOE-Schaltechnik, Süssen BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 57 PRODUKTE UND PROJEKTE HD Wahl Augsburger Verkehrsdrehscheibe geliftet ▲ Augsburger Vorzeigeprojekt: Der neue Pavillon auf dem zentralen Nahverkehrsknotenpunkt Königsplatz. Foto: HD Wahl Im Rahmen einer städtebaulichen Aufwertung erhielt der Königsplatz als zentraler Nahverkehrsknotenpunkt der Augsburger Innenstadt ein neues Gesicht. Zwischen Bahnhof und Altstadt hat das Berliner Planungsbüro atelier pk architekten mit dem elegant strahlenden Baukörper des Trambahnumsteigebahnhofs einen neuen Identifikationspunkt für Bayerns drittgrößte Stadt entworfen. Modern, barriere- und autofrei – so präsentiert sich der Königsplatz seit Ende 2013. Von einer Bebauung mit variierenden Traufhöhen umfasst, steht in seinem Zentrum der Hauptakteur: Ein zweigeschossiger, rundum verglaster Pavillon, der allabendlich zum hell erleuchteten Fixpunkt wird. Seine dreieckige Grundform orientiert sich an den Fahrwegen von Bussen und Straßenbahnen. Das weit auskragende Dach des Pavillons ist RIB Neues für die statische Berechnung und Prüfung Auf der BAU 2015 stellte die RIB Software AG aus Stuttgart eine Vielzahl an neuen und erweiterten Softwareprogrammen vor. So wurde das Brückenbauprogramm PONTI um eine grafischinteraktive Programmumgebung zur Eingabe und Bearbeitung von Massivbrückenquerschnitten erweitert. Ergänzt wurden Nachweise für die Tragfähigkeit, Gebrauchstauglichkeit und Ermüdung für vorgespannte Flächentragwerke. Neue Nachweise speziell für 58 BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 Querkraft und Torsion bringen das System auf den aktuellen Stand für Aufgaben in der Brückennachrechnung. Neben Ponti für den Brückenbau wurden die FEM-Anwendungen TRIMAS sowie RTslab (beide Hochbau) mit integrierten Durchstanznachweisen von Halfen und Schöck und Funktionen zur Bemessung von GFK-Bewehrungen ausgestattet. GFK-Bewehrungen können fortan ebenso bei den RIBTEC-Programmen RTool, RTbetonbemessung, durch eine Fuge von der Glasfassade getrennt und zeichnet sich rundum als heller Streifen ab. Abgerundete Ecken geben der Gesamtform zusätzliche Dynamik. Das Erdgeschoss wird von den Augsburger Stadtwerken als Kundencenter genutzt. Außerdem befinden sich auf Straßenniveau vier Läden und Serviceeinrichtungen wie Geldautomaten und Toiletten. Im oberen Stockwerk sind Kantine sowie Aufenthaltsbereich den Fahrern der Busse und Bahnen vorbehalten. Die Geschosse werden von außen durch ein umlaufendes, metallisches Band markiert, das als Orientierungssystem dient. Mit seiner nachhaltigen DURAFLON®-Oberfläche von HD Wahl bildet es einen hochwertigen Hintergrund für Schriftzüge. Dem Problem häufiger Verschmutzungen an innerstädtischen Fassaden leistet der besondere „easyto-clean-Effekt“ der Premium-Beschichtung Vorschub. Auch die Pfosten-RiegelKonstruktion des Glaspavillons wurde mit einer Duraflon-Beschichtung von HD Wahl versehen. Ihre chemische Beständigkeit macht sie widerstandsfähig gegen Glasreinigungsmittel und damit zur perfekten Oberflächenbeschichtung für die konstruktiven Elemente. www.hdwahl.de RTfermo, RTbalken, LIMES, RTwalls sowie ZEICON berücksichtigt werden. Für die Bemessungsprogramme von Stahlbetonfundamenten und -stützen wurden neue Softwareoberflächen mit verschiedenen Erweiterungen kreiert, z. B. für eine automatische Kombination der Lasten. Eine neue Version des Durchlaufträgerprogramms, das die Bemessung für Stahlbeton, Spannbeton sowie Stahl und Holz erlaubt, liegt ebenfalls vor. Zukünftig kann außerdem eine elastische Bettung berücksichtigt werden. Eine Vielzahl neuer Nachweise bietet die aktuelle Version von Trimas. Neue Materialgesetze berücksichtigen bei der Mo- PRODUKTE UND PROJEKTE Schorisch 320 t Stahl am Kranhaken im Lübecker Hafen. Foto: Markus Tiemann 320 t Stahl am Haken Seit über 120 Jahren ist die historische Hafen-Drehbrücke in Lübeck die sichere Verbindung der alten Inselstadt mit dem Festland. Da das denkmalgeschützte Bauwerk in die Jahre gekommen ist, sanieren die Stahlbauer von Schorisch Magis die Brücke nun grundlegend. Dafür werden von den Spezialisten aus Karstädt (Brandenburg) zwischen 5 und 10 t Stahl ausgetauscht. Doch zunächst musste das 320 t schwere Bauwerk vom Schwimmkran Enak in die Höhe gehievt werden, um es von seinem Standort an der Stadttrave in den Wallhafen zu transportieren. Auf dem Industriegelände der Lübecker Maschinen- und Anlagenbaugesellschaft fand die 1892 errichtete Stahlkonstruktion vorübergehend eine neue Bleibe und wird in einer Einhausung erneuert. Auf dieser mobilen Baustelle ersetzen die Karstädter Stahlbauer an die 2.000 Nieten durch neue Rundkopf-HVSchrauben, erläutert Hans-Jürgen Schlestein, Projektleiter bei Schorisch Magis. Außerdem werden stählerne Fachwerkteile, Knoten und Bleche ausgetauscht und verschraubt. Der Korrosionsschutz des historischen Bauwerks wird von der Firma Bauschutz Hamburg komplett erneuert. Auch die Wasserhydraulik, eine Besonderheit im Brückenbau der damaligen Zeit, wird wieder auf Vordermann gebracht. Durch diese Technik kann die Brücke zum Drehen um 16 cm angehoben werden. Für den Aushub hatten die Stahlbauer eigens eine Traverse in Karstädt gebaut, um die 37 m lange und 14 m breite Drehbrücke von unten zu stützen. Nur so konnte sie der Schwimmkran im Ganzen sicher heben, denn nur wenige Brückenbauteile wurden vorab entfernt. Das Korsett aus Stahl allein wog 21 t. Rechtzeitig zur Bootssaison soll eine der ältesten Drehbrücken Lübecks im Frühjahr 2015 ihren Betrieb wieder aufnehmen können. „Das ist gut zu schaffen“, gibt sich der erfahrene Projektleiter HansJürgen Schlestein optimistisch. Erst im Vorjahr Jahr haben die brandenburgischen Ingenieure und Handwerker den Stahlüberbau der Drehbrücke von Malchow neu gefertigt. „Trotzdem sind für uns solche Aufträge mit Respekt vor der Baukunst unserer Vorfahren immer wieder eine besondere Herausforderung“, sagt Schlestein. www.schorisch-magis.de dellierung von Bauwerk-Bodenmodellen sowohl tiefen- (erweitertes HookeGesetz) als auch spannungsabhängige Bodenverfestigungen. Damit können die Ergebnisse von Setzungsberechnungen vereinfacht und gleichzeitig optimiert werden. Weitere neue Bemessungsoptionen ermöglichen zusätzliche Einsatzmöglichkeiten bei Stabtragwerken aus Stahl (RTstahlbemessung) sowie Holzbauteilen (RTholzbemessung). www.rib-software.com ▶ Spannungsnachweise für vorgespannte Flächentragwerke Screenshot: RIB BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 59 PRODUKTE UND PROJEKTE PERI Moderner Ingenieurbaukasten für historische Ingenieurbaukunst Seit über 100 Jahren verbindet der St.Pauli-Elbtunnel die Landungsbrücken mit dem Hafengebiet in Steinwerder. Das denkmalgeschützte Bauwerk gilt als historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst, denn diese erste Flussuntertunnelung auf dem europäischen Festland war seinerzeit eine technische Der VARIOKITGewölbeschalwagen lässt sich komfortabel hydraulisch bedienen. Foto: PERI GmbH ▲ Wand- und Deckenschalwagen aus standardisierten, mietbaren VARIOKIT-Systembauteilen. Zeichnung: PERI GmbH 60 BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 Meisterleistung. Nachdem vor 10 Jahren die Zugangsgebäude beidseits der Elbe saniert wurden, laufen derzeit Erneuerungsarbeiten an der östlichen der beiden 426 m langen Tunnelröhren in knapp 25 m Tiefe. Dabei machen es Korrosionsschäden an Fugen und Tübbings erforderlich, Fliesen und Beton bis auf die Stahlkonstruktion abzutragen. Nach den Ausbesserungs- und Austauscharbeiten wird Spritzbeton und eine zusätzliche Abdichtung aufgetragen. Um die Stahlbeton-Innenschale mit Dicken zwischen 25 und 40 cm aufbringen zu können, konzipierten die PERIIngenieure aus Hamburg und Weißenhorn gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft HC Hagemann und Ed. Züblin eine maßgeschneiderte Schalwagenlösung auf Basis des VARIOKIT-Ingenieurbaukastens. Mit dem Wandschalwagen und einem zwei Takte nachlaufenden Gewölbeschalwagen lassen sich jede Woche zwei Abschnitte mit jeweils 12 m Taktlänge fertigstellen. Der Wandschalwagen dient zur vorlaufenden Herstellung der Seitenwände und zugleich als Arbeitsplattform für die Bewehrungs- und Installationsarbeiten am Deckengewölbe. Die Konstruktion sieht zudem vor, dass ein Fluchtweg für das Baustellenpersonal freigehalten wird. Wand- und Deckenschalwagen ließen sich trotz des kleinen Tunnelquerschnitts und nur 1,92 m Spurweite weitestgehend mit standardisierten Variokit-Systembauteilen aus dem Peri-Produktportfolio realisieren. Berücksichtigt wurde nicht nur die hydraulische Unterstützung zum komfortablen Ein- und Ausschalen sowie Heben und Senken. Auch die Anlieferung mittels Fahrzeugaufzug und die besondere Montagesituation vor den Tunnelröhren flossen in die Schalungsplanung ein. www.peri.de PRODUKTE UND PROJEKTE Technisch komplex und anspruchsvoll: Projekt Stadtbahntunnel Heilbronner Straße. Fotos: HeidelbergCement/Steffen Fuchs Die insgesamt 1.600 m Tunnel entstehen in konventioneller Bauweise. HeidelbergCement Komplexe Kleinigkeit Weil die alte Stadtbahnröhre dem neuen Tiefbahnhof im Weg ist, werden mitten im Stuttgarter Europaviertel rund 12 m unterhalb der Stadtbibliothek am Mailänder Platz neue Stadtbahntunnel gegraben. Die bestehende Stadtbahntrasse Hauptbahnhof–Stadtbibliothek muss tiefer gelegt und verschoben werden, da der Fernbahntunnel für den neuen Hauptbahnhof fast höhengleich zum derzeitigen Stadtbahntunnel verläuft. „Dazu müssen parallel zum bestehenden Stadtbahntunnel zunächst zwei Tunnelröhren bergmännisch vorgetrieben und an den bestehenden Tunnel angeschlossen werden“ erklärt Christian Schilling, Bauleiter bei Züblin. „Dann werden die Stadtbahngleise in den neuen Tunnel verlegt und der alte Tunnel mit Porenleichtbeton verfüllt. Die jeweils letzten 60 bis 80 Tunnelmeter zwischen den neuen bergmännisch gebauten Röhren und dem Bestandstunnel werden in offener Bauweise hergestellt. Danach kann der neue Tiefbahnhof über dem Stadtbahntunnel gebaut werden.“ Nach Ende der Bauarbeiten werden im Europaviertel mehrere Tunnelebenen übereinander liegen. Rund 20 m unter der Heilbronner Straße befinden sich die beiden Röhren der neuen Linie U12. Oberhalb davon werden die neuen Gleise der Linien U5, 6, 7 und 15 verlaufen. Die insgesamt 1.600 m Tunnel werden in konventioneller Bauweise aufgefahren, d. h. immer nur ein kurzes Stück des Tunnelquerschnitts wird aufgebrochen, abgeräumt und anschließend sofort mit Stahlgitterbögen und bewehrtem Spritzbeton gesichert und versiegelt. Die Ausbruchsquerschnitte in den U12-Tunneln variieren dabei zwischen 45 m² im Regelquerschnitt und bis zu 115 m² in den Abzweigungsbauwerken. Die Spritzbetondicke beträgt rund 25 cm. Die Innenschale wurde im Oktober begonnen und wird blockweise betoniert. Das Projekt Stadtbahntunnel Heilbronner Straße ist eine sogenannte Folgemaßnahme von Stuttgart 21 und „im Vergleich eine relativ kleine Maßnahme“, so Schilling. Aber das Projekt ist aufgrund seiner innerstädtischen Lage technisch sehr komplex und anspruchsvoll, z. B. durch die vorhandenen unterirdischen Kabelnetze „– ein Unterfangen mit vielen Unbekannten“. Auch die logistische Andienung mitten in der Stadt und die Aufrechterhaltung des Verkehrs sei alles andere als einfach. Besonders aufwändig war die Unterfahrung der aktuellen Stadtbahnstrecken, denn die neuen U12-Tunnel entstehen nur 1,50 m unter den bestehenden Röhren, erklärt Schilling. Um den Stadtbahnbetrieb in den bestehenden Röhren nicht zu gefährden, waren umfangreiche Sicherungsarbeiten notwendig. Auch die Geologie des Baugrunds hat es in sich. „Wir haben es hier mit Gipskeuper in unterschiedlichen Auslaugungsstufen zu tun“, erläutert Schilling. „Diesen streckenweise sehr inhomogenen Boden mit teilweise tückischen Dolinen mussten wir mit Spieß- oder Rohrschirmen stabilisieren.“ Dazu wurden im Bereich der Tunneldecke in dichtem Abstand bis zu 20 m lange Rohre ins Erdreich gebohrt und mit Zementsuspension verfüllt. „Wir fahren grundsätzlich mit vorauseilender Sicherung“, erklärt der Bauingenieur. An den Spritzbeton wurden aufgrund der Geologie besondere Anforderungen gestellt. Um die geforderte Frühfestigkeitsklasse J3 und möglichst frühzeitige Standsicherheiten zu erreichen, wurde ein Zement CEM I 52.5N (sb) aus dem Werk Schelklingen von HeidelbergCement eingesetzt. Im Drei-Schicht-Betrieb rund um die Uhr betrug der bergmännische Vortrieb ca. 3 m pro Tag. Die Vortriebsarbeiten wurden im September 2014 mit dem letzten von vier Durchschlägen abgeschlossen. www.heidelbergcement.de BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 61 PRODUKTE UND PROJEKTE ◀ Der neue Pumpensumpf mit Abdichtung spart Zeit am Bau. Foto: Hieber® Hieber® / StekoX® Ein neuer Typ Pumpensumpf Die Firma Hieber® Betonfertigteilwerk GmbH, Wörleschwang, brachte vor einigen Jahren den ersten Pumpensumpf auf den Markt und lieferte damit eine praktische Lösung für Bauten im Grundwasser. Nun entwickelte Hieber eine Neuerung und setzte sie in Kooperation mit der StekoX® GmbH Abdichtungstechnik, Magstadt, um. Der Typ SA ist bereits zum Patent angemeldet. Jeder Pumpensumpf reist als Fertigteil zur Baustelle und wird an Ort und Stelle mit der Bodenplatte verbunden. Auf dem Weg werden die jeweils ein bis drei Tonnen schweren Teil transportgesichert, auf-, um- und abgeladen und zuletzt auf der Baustelle gelagert. Das einbetonierte Dichtband, das üblicherweise auf der Oberseite des Pumpensumpfes herausragt, erleidet dabei immer wieder Schäden. Mit bloßem Auge kann das der Verarbeiter vor Ort aber nicht erkennen, die Auswirkungen sind fatal. Außerdem muss er in Handarbeit anbetonieren, was Zeit kostet und neue Fehler verursachen kann. All diese Schadensquellen hat Hieber mit dem neuen Pumpensumpf Typ SA nun ausgemerzt. Verbesserungen gab es zum einen bei der Anschlussbewehrung zur Bodenplatte. Sie weist bei dem neuen Hieber®-System nicht mehr nach oben, sondern liegt seitlich. So entsteht auf der Oberseite an der Schachtkrone eine schalungsglatte Oberfläche. Die zweite Verbesserung betrifft die Dichtigkeit. Hier profitiert Hiebers System von der Kompetenz der Magstadter Partners. Mit drei aufeinander abgestimm- ten Abdichtungsprodukten – Polymerquellpaste, Polyfleece und Quellband – kann der Pumpensumpf nun geschlossen produziert und angeliefert werden. Der Verarbeiter muss vor Ort nur noch seitlich anbetonieren, was einer Zeitersparnis von drei Stunden gegenüber dem bisherigen System entspricht. Der druckwasserdichte Anschluss ist auch bei permanentem Wasserdruck auf der Fuge gewährleistet. www.stekox.de; www.hieber-beton.de MERViSOFT Neue Version der MSR-Planungssoftware TRIC Auf der ISH in Frankfurt stellte der Wiesbadener Softwarespezialist MERViSOFT die neue Version 7 der MSRPlanungssoftware TRIC vor. Sie bietet dem Planer viele erweiterte Funktionen. So lässt sich z. B. die Zeichnungsfläche entsprechend der Gebäudebereiche (Gebäude, Fassaden, Segmente, Flure und Räume) aufteilen. Außerdem sind jetzt die Funktionsblöcke, die in der VDI 3813, Blatt 2 und 3 beschrieben werden, bereits in der Blockbibliothek enthalten. Intelligente Funktionsblöcke können selbst definiert und im 62 BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 Nachhinein noch verändert werden, was wesentlich zur Produktivität bei der Planung beiträgt. Viele weitere neue Funktionen tragen ebenfalls zu einer teilautomatisierten und übersichtlicheren Planung und damit zur Erleichterung der Arbeit bei. Neu ist in der Version 7 auch die kontextsensitive Hilfe, die direkt aus dem Programm heraus aufgerufen werden kann und auf die passende Stelle im 610 Seiten starken Handbuch verweist. Die MSR-Planungssoftware TRIC, die auf der .dwg-basierten CAD-Software BricsCAD® basiert, ermöglicht dem Fachplaner eine herstellerneutrale Planung seiner Anlagen und die genaue Abrechnung des Projekts auf Basis der DIN EN ISO 16484-3 bzw. VDI 3814-1. Die Software entspricht den Vorgaben der VOB und ist die ideale Grundlage für Planung, Ausschreibung, Vergabe und Abrechnung entsprechender Leistungen. Auf der Website bietet der Hersteller eine TRIC-Vollversion zum Download an, die 30 Tage kostenlos genutzt werden kann. www.mervisoft-gmbh.de TIPPS UND TERMINE BÜCHER GROßPROJEKTE PLANEN Unternehmen und öffentliche Vorhabenträger vieler Branchen suchen heute nach erfolgreichen Wegen, wie sie Akzeptanz für ihre Industrie- oder Infrastrukturvorhaben erlangen können. Der VDI Verein Deutscher Ingenieure hat dazu zu Jahresbeginn die finale Fassung der Richtlinie VDI 7000 veröffentlicht. Dieser Management-Leitfaden bietet einen ganzheitlichen Planungsansatz und Empfehlungen für eine effektive Integration früher Öffentlichkeitsbeteiligung in das Projektmanagement. Industrie und öffentliche Träger können den Dialog mit den Bürgern und Betroffenen nicht auf die Genehmigungsbehörden abwälzen, sondern müssen selbst um Akzeptanz für ihre Großprojekte werben. Nach Auswertung erfolgreicher Projekte ist dies am effektivsten, wenn bereits die Planung im Dialog erfolgt. Dadurch entstünden mehr Spielräume und Einigungsmöglichkeiten in einer noch frühen Projektphase. Die Richtlinie VDI 7000 richtet sich vorrangig an private und öffentliche Vorhabenträger, ist aber für Behörden, zivilgesellschaftliche Gruppen, Verbände, Ingenieurbüros, Gutachter, Kanzleien, Kommunikationsagenturen und Prozessgestalter ebenso hilfreich. Die Richtlinie ist zum Preis von 195,40 Euro beim Beuth-Verlag erhältlich (www.beuth.de). Informationen zur Richtlinie: www.vdi.de/ 7000. AUßENABDICHTUNGEN Das Buch „Außenabdichtungen“ zeigt, wie den häufigsten Schäden im Bauwesen, verursacht durch unsachgemäßen oder fehlenden Schutz gegen Feuchte und Wasser, zu begegnen ist. Außenabdichtungen sollen Bauwerke vor äußeren Einflüssen wie Feuchtigkeit, Niederschlag oder Wind schützen, so dass Korrosion verringert oder verlangsamt wird. Bauwerke im Bestand werden so im Wert erhalten und die Folgekosten für die Instandhaltung bleiben geringer. Durchzuführende Arbeiten und Prinzipskizzen der einzelnen Abschnitte der erdberührten Bauwerksabdichtung sind anhand umfangreicher Fotos dokumentiert und aufbereitet. Zusätzlich bietet das Buch Leistungsverzeichnisse sowie Protokolle zur Qualitätssicherung und Aufmaßregeln. Andreas Brundiers, Gero Hebeisen, Ralf Hunstock, Arnt Meyer, Rainer Spirgatis: Außenabdichtungen, Bauen im Bestand. Beuth-Verlag, Berlin 2015, 48 Euro, ISBN 978-3-410-24897-2. Das Arbeitsblatt gilt in Verbindung mit den Normen DIN EN 14654-2 „Management und Überwachung von betrieblichen Maßnahmen in Abwasserleitungen und -kanälen – Teil 2: Sanierung“ und DIN EN 752 „Entwässerungssysteme außerhalb von Gebäuden“. Zeitgleich mit dem Arbeitsblatt erscheint eine Gemeinschaftspublikation von Beuth Verlag und DWA, in der die DIN EN 14654-2 und das Arbeitsblatt DWA-A 143-1 in synoptischer Anordnung abgedruckt sind. Die Konkretisierungen des Arbeitsblatts werden den Norminhalten direkt zugeordnet. DWA e.V. (Hg.): Sanierung von Entwässerungssystemen außerhalb von Gebäuden, Teil 1: Planung und Überwachung von Sanierungsmaßnahmen. Hennef 2015, 32,50 Euro, ISBN 978-3-944328-92-8, www.dwa.de/shop. ENTWÄSSERUNGSSYSTEME Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) hat das Arbeitsblatt DWA-A 143-1 zur Sanierung von Entwässerungssystemen außerhalb von Gebäuden herausgegeben. Es bezieht sich auf alle relevanten Planungsaspekte der Kanalnetzunterhaltung und -entwicklung wie Hydraulik, Betrieb, Bauzustand oder Umweltrelevanz. Außerdem beschreibt es den mehrstufigen Prozess der Gesamtplanung, legt den Fokus innerhalb der Prozessschritte Maßnahmenplanung und Maßnahmenumsetzung jedoch auf die bauliche Sanierung. PLANUNGSHILFEN LÜFTUNGSTECHNIK Im VDE-Verlag ist das Werk „Planungshilfen Lüftungstechnik“ erschienen. Das Handbuch beschreibt das lüftungstechnische Grundwissen, um das wirkungsvollste und wirtschaftlichste Lüftungssystem für ein Bauprojekt auswählen zu können. Außerdem gibt das Handbuch Einblick in die Kältetechnik, stellt aktuelle technische Lösungen vor und beurteilt diese unter den Aspekten energetischer Aufwand, Nachhaltigkeit, Behaglichkeit, Gebäudeautomation und Optimierung der Investitionskosten. Achim Trogisch: Planungshilfen Lüftungstechnik. VDE-Verlag, Berlin 2015, 56 Euro, ISBN 978-38007-3651-5. BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 63 TIPPS UND TERMINE BIM FÜR ALLE Ob Planer, Bauunternehmer, Betreiber oder Produkthersteller – alle in der Baubranche sind von der Einführung von Building Information Modeling (BIM) betroffen und müssen sich orientieren. Viele Unternehmen befinden sich damit vor oder in einem grundsätzlichen Kulturwandel und Optimierungsprozess durch umfangreiche Digitalisierung. Das Buch bietet dem Leser einen Einstieg in das weitläufige Thema und die Möglichkeit, BIM für sich zu strukturieren und den eigenen praxisorientierten Zugang zu entdecken. Jakob Przybylo: BIM – Einstieg kompakt. BeuthVerlag, Berlin 2015, 14,80 Euro, ISBN 978-3-41025282-5. ARCHITEKTENHAFTUMG Das Buch „Die Haftung des Architekten“ gibt dem Leser einen Überblick über alle für den Architekten haftungsrelevanten Fragen und bietet Lösungsansätze auch dort, wo bisher anhand der Rechtsprechung oder der Literatur noch nichts Gesichertes vorliegt. Das Handbuch richtet sich an Rechtsanwälte und Gerichte, Architekten, Berufsverbände und die mit Regulierungsfragen befassten Haftpflichtversicherer. Die Neuauflage berücksichtigt u. a. die HOAI 2013, vor allem die neu formulierten Arbeitsschritte in den HOAI-Leistungsbildern Objektplanung Gebäude und Innenräume sowie Freianlagen, die Verbraucherrechte-Richtlinie der EU sowie das Forderungssicherungsgesetz. Motzke/Preussner/Kehrberg (Hg.): Die Haftung des Architekten. Werner Verlag 2014, 109 Euro, ISBN 978-3-8041-4362-3. BRANDSCHUTZ Bei Bränden in Industriegebäuden kann es leicht zu einer gefährlich schnellen Brandausdehnung sowie zu enormer, teils toxischer Rauchentwicklung kommen. Umso wichtiger ist es, bei Bestandsgebäuden geeignete Brandschutzkonzepte zu entwickeln. Das Buch „Brandschutz im Bestand, Industriegebäude“ beschreibt ausführlich die bauordnungsrechtliche Einordnung von 64 BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 TERMINE 13.–14. April, Tübingen EUROSOLAR-KONFERENZ Industriegebäuden, die zu beachtende brandschutztechnische Fachplanung und den organisatorischen und abwehrenden Brandschutz bei bestehenden Gebäuden. Die Checkliste für die brandschutztechnische Risikoanalyse ist für Planer und Ausführende hilfreich, ebenso wie die zahlreichen Praxisbeispiele. Die Auseinandersetzung mit ausgewählten Bauvorschriften der 2012 aktualisierten Richtlinie für Industriegebäude rundet die unterstützende Funktion dieses Werkes ab. Gerd Geburtig: Brandschutz im Bestand, Industriegebäude. Beuth- und Fraunhofer IRB Verlag, Berlin/Stuttgart 2015, 48 Euro, ISBN 978-3-410212945-3. BAU- UND ARCHITEKTENRECHT Ob es um die Vorbereitung und Durchführung eines Bauprojektes geht oder um die erfolgreiche Abwicklung eines Bauprozesses, der umfangreiche Kommentar „Bau- und Architektenrecht“ zeigt verlässliche und praxisnahe Lösungen auf. Mit Blick auf die aktuelle höchstrichterliche Rechtsprechung bringen die Autoren dabei ihre Erfahrungen aus der täglichen Berufspraxis ein. Neben der umfassenden Kommentierung der §§ 631 ff. BGB werden die baurechtsrelevanten Aspekte folgender Vorschriften erläutert und wichtige Schnittstellen berücksichtigt: BGB (u.a. AT, §§ 705 ff.), VOB/B, ZPO (u. a. selbständiges Beweisverfahren), BauFordSiG, MaBV, VOB/A, HOAI, Grundstrukturen des Bauplanungs- und -ordnungsrechts. Alle wichtigen Gesetzesänderungen wie die neue HOAI 2013 und die Änderungen der VOB sind berücksichtigt. Glöckner/von Berg: Bau- und Architektenrecht. Werner Verlag 2014, 179 Euro, ISBN 978-3-80411843-0. Eurosolar e.V. lädt in Kooperation mit den Stadtwerken Tübingen zur 9. EurosolarKonferenz in die Universitätsstadt. Die Veranstaltung trägt den Titel – der Kooperationspartner lässt es ahnen – „Stadtwerke mit Erneuerbaren Energien“. Im Zentrum stehen Themen wie das künftige Strommarktdesign, die Rekommunalisierung der Versorgungsstrukturen, die Direktvermarktung von Grünstrom und Ansätze für eine stärkere Bürgerbeteiligung. www.stadtwerkekonferenz.eurosolar.de 15. April, Berlin BODENGUTACHTEN Das Seminar „Bodengutachten: Der Ausgangszustandsbericht nach EU-Immissionsschutzrichtlinie“ des Hauses der Technik will Betreiberverantwortlichen, Beratern und Vertretern von Ingenieurbüros sowie Beteiligten aus Fachund Vollzugsbehörden die erforderlichen Hintergrundkenntnisse zur sachgerechten Anwendung der EU-Immissionsschutzrichtlinie vermitteln. Neben der Darstellung der rechtlichen Grundlagen, der Inhalte und der Vorgehensweise im Rahmen der Berichtserstellung gibt es auch praxisbezogene Beispiele. Auch branchenspezifische Besonderheiten und unterschiedliche Problemschwerpunkte bei der Umsetzung sind Themen der Veranstaltungen in Berlin. www.hdt-essen.de 16. April, Hamburg INGENIEURBAUTAG Der Ingenieurbautag 2015 der Mensch und Maschine GmbH in Hamburg rückt neue Technologien für den Ingenieurbau und BIM in den Mittelpunkt. Auch aktuelle BIM-Initiativen in Europa und beispielhafte BIM-Projekte in Deutschland werden vorgestellt. Darüber hinaus steht die Präsentation spezieller Software zur mobilen Bauüberwachung und zum Baumängel-Management auf dem Programm. www.mum.de/ingbautag TIPPS UND TERMINE 22. –23. April, Kassel 5. Mai, Rendsburg BAUDYNAMIK BETONIEREN IM SOMMER Die VDI-Tagung „Baudynamik“ in Kassel thematisiert vor allem neue Berechnungsverfahren in der Baudynamik und Vibroakustik, die Zustandsüberwachung von Windenergieanlagen, den Erschütterungsschutz, Möglichkeiten zur Kurzund Langzeitüberwachung von dynamisch beanspruchten Bauwerken und Lösungen zur Schwingungsminderung von Brücken und Eisenbahnfahrwagen sowie aktuelle Normungsprojekte. www.vdi.de/baudynamik Klingt angenehm, ist aber nicht unproblematisch: Betonieren im Sommer. Die Betonmarketing Ost startet deshalb in Rendsburg eine Fachtagungsreihe, die sich veränderten Frisch- und späteren Festbetoneigenschaften bei hohen Außentemperaturen annimmt. Im Einzelnen geht es um technische und bauvertragliche Grundlagen, konstruktive und betontechnologische Maßnahmen zur Rissminimierung. Außerdem sind die Frischbetontemperatur beim Mischen, Fördern und Einbauen, mögliche Schäden bei weißen Wannen sowie Grenzen 24. April, Berlin der Betoninstandsetzung bei großer Hitze Thema. Weitere Termine 12. Mai in Berlin, 28. Mai in Dresden und 2. Juni in Braunschweig. www.beton.org 6. Mai, Hamburg PARKBAUTEN IN BETONBAUWEISE Die neue Veranstaltungsreihe „Dauerhafte Parkbauten in Betonbauweise – Gut informiert, sicher planen und bauen“ des Beton- und Bautechnik-Vereins startet am 6. Mai in Hamburg. Die Halbtagsveranstaltung informiert über aktuelle Probleme bei Parkbauten und über künftige STREITBEILEGUNG Die DGA-Bau Deutsche Gesellschaft für außergerichtliche Streitbeilegung im Bauwesen lädt am 24. April zu ihrem 1. Kongress nach Berlin. Titel der Veranstaltung: „Initiativen zur außergerichtlichen Streitbeilegung im Bauwesen bündeln – gemeinsam mehr erreichen“. Mit dem Kongress sollen Grundlagen vermittelt und ein Überblick geschaffen werden. VBI-Mitglied Prof. Dr.-Ing. C. J. Diederichs ist Vorsitzender der veranstaltenden DGA-BAU und wird zum Thema „Konzepte zur Aus- und Weiterbildung von Baujuristen und Bausachverständigen für die außergerichtliche Streitbeilegung“ sprechen. Bundesjustizminister Heiko Maas eröffnet den Kongress. www.dga-bau.de 4. Mai, Berlin BHKW-GRUNDLAGEN Die dezentrale Energieerzeugung mit Blockheizkraftwerken steht im Mittelpunkt des Seminars „Grundlagen BHKW“ des Hauses der Technik in Berlin. Das Technologiespektrum und Anlagenarten, Brennstoffe und Einsatzbereiche energierechtliche Grundlagen und Genehmigungsverfahren sowie die Planung, Fördermöglichkeiten und die energiewirtschaftliche Optimierung stehen auf dem Tagungsprogramm. www.hdt-essen.de VBI-INTENSIVSEMINARE 12. Mai, München RICHTIGER UMGANG MIT BAU- UND PLANUNGSMÄNGELN Inhalt: Wie verhalte ich mich bei einer Mängelrüge des Auftraggebers – vor allem im Hinblick darauf, dass das Projekt sinnvoll abgewickelt werden kann? Bedenkenanmeldung: wann und wie? Diese und weitere Themen zum Umgang mit alltäglichen Situationen auf der Baustelle werden anhand der aktuellen Rechtsprechung, Praxisfällen, Formulierungsbeispielen sowie im Dialog mit den Teilnehmern entwickelt. Referent: RA und Mediator Dr. Hendrik Hunold, HIB Hunold Immobilien- & Baurecht, Lehrbeauftragter Bau-/Architektenrecht FH München 19. Mai, Frankfurt/Main SELBST- UND ZEITMANAGEMENT Inhalt: Check zum Verbleib der Arbeitszeit, Arbeitsplatz- und Büroorganisation, Erkennen von „Zeitdieben“, Prioritätensetzung, Delegationsregeln, Wie beginne und beende ich meinen Tag? Auswirkungen der persönlichen Leistungskurve, Planung der „Stillen Stunde“, Tipps zu Selbstdisziplin, effizientem Führen von Telefongesprächen, Umgang mit Zeitplanbuch und elektronischer Zeitplanung, Checklisten, Übungen Referent: Rainer Baber, M. A., Baber Consulting 10. Juni, Mülheim HOAI – WAS SIE ÜBER HONORARZU- UND -ABSCHLÄGE WISSEN SOLLTEN Inhalt: Umbau- und Modernisierungszuschlag, Zuschlag für die mitverarbeitete, anrechenbare Bausubstanz, Zuschlag für besonderen Koordinierungs- und Einarbeitungsaufwand – Wie wird der Zuschlag ermittelt? Mindestzuschlag? Honorarabschläge aufgrund von Wiederholungsfaktoren, Abschläge bei Bauwerken mit großer Längenausdehnung. Referent: RA Jörn Bröker, Heinemann & Partner Rechtsanwälte, Lehrbeauftragter Bauvertragsmanagement Hochschule Bochum Informationen und Anmeldung zu allen VBI-Intensivseminaren: www.unita.de BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 65 IMPRESSUM TIPPS UND TERMINE Regelwerke, die Planung und Ausführung von Parkbauten dauerhaft sicherstellen sollen. Die Tagung richtet sich sowohl an Planer und Bauherren als auch an bauausführende Unternehmen und Sachverständige. Weitere Termine: 19. Mai in Berlin, 10. Juni in Frankfurt/M. www.betonverein.de 20. Mai, Karlsruhe WASSERBAUWERKE Die Bundesanstalt für Wasserbau lädt nach Karlsruhe zum Kolloquium „Wasserbau – vom hydraulischen Entwurf bis zum Betrieb“. Die Schwierigkeit die grundlegende hydraulische Funktion von Wasserbauwerken schon in der Planungsphase beurteilen zu können, soll mit aktuellen Untersuchungsmethoden erleichtert werden. Außerdem geht es um grundsätzliche Erwägungen bei der hydraulischen Gestaltung zu planender Bauwerke. www.baw.de 20. Mai, Frankfurt/M. ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT „Trends bei der Auftragsvergabe in der Entwicklungszusammenarbeit“ gilt eine gemeinsame Veranstaltung von VBI, KfW und Germany Trade and Invest am 20. Mai in Frankfurt am Main. Die Tagung ist in zwei Blöcke unterteilt: Am Vormittag geht es um die KfW-Toolbox „Nachhaltige Auftragsvergaben“, die Nachhaltigkeitsaspekte bei Vergaben in der Finanziellen Zusammenarbeit mit Partnerländern fördern soll. Außerdem stehen Nachhaltigkeitsaspekte in der Präqualifikation für große Infrastrukturvorhaben auf der Agenda. Einen zweiten Schwerpunkt bildet der Vortrag eines Vertreters der EU-Kommission, der Änderungen im Vergabehandbuch PRAG 2014 und 2015 erläutert. Fragen und Anmeldungen bitte an Catharina Stahr, [email protected]. Programm unter: www.vbi.de (Termine) 66 BERATENDE INGENIEURE 3/4 2015 14.–15. Juli, Hamburg ENERGIEEFFIZIENZHAUS-PLUS BERATENDE INGENIEURE Das Fachforum „EnergieeffizienzhausPlus“ des Otti e.V. stellt neue Energieund Architekturkonzepte für Neu- und Bestandsgebäude sowie Quartierskonzepte vor. Daneben geht es um Betriebserfahrungen bei realisierten Objekten, Technologien zur erneuerbaren Wärmeund Stromversorgung, Bautechnologien und Wärme- und Stromspeichern. Weiter auf der Agenda stehen Energie-Effizienztechnologien, Energiemanagement sowie Planungs- und Simulationswerkzeuge. Last but not least werden Vermarktungsstrategien und die Nutzerakzeptanz thematisiert. www.otti.de FACHMAGAZIN FÜR PLANEN UND BAUEN Weitere Veranstaltungshinweise, insbesondere die Termine der VBI-Landesverbände und Fachgremien, finden Sie auf der VBI-Website. VERLAG: Krammer Verlag Düsseldorf AG Goethestrasse 75 40237 Düsseldorf Tel.: 0211/9149-3 Fax: 0211/9149-450 [email protected] ISSN 0005-8866 45. Jahrgang www.vbi.de HERAUSGEBER: Verband Beratender Ingenieure VBI Budapester Straße 31 10787 Berlin Tel.: 030/26062-0 Fax: 030/26062-100 www.vbi.de REDAKTION: Ines Bronowski (Chefredakteurin) Tel.: 030/260 62-230, Fax: -100 [email protected] Martina Gabriel Tel.: 030/26062-231, Fax: -100 [email protected] ANZEIGEN: Alke Schmeis Tel.: 0211/9149-455, Fax-450 [email protected] Es gilt die Anzeigenpreisliste 2013 LAYOUT: Claudia Weber KNM Krammer Neue Medien GmbH Düsseldorf DRUCK: D+L Printpartner, 46395 Bocholt ERSCHEINUNGSWEISE/BEZUGSPREISE: 6 Ausgaben jährlich, als Doppelhefte Einzelheft: 20 Euro Abonnement Inland + EU 120 Euro nicht EU-Länder 160 Euro Studentenabonnement: 60 Euro VBI-Mitglieder erhalten „Beratende Ingenieure“ im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Der Bezugszeitraum eines Abonnement beträgt mindestens ein Jahr. Das Abonnement verlängert sich um ein weiteres Jahr, wenn es nicht 6 Wochen vor Ablauf des berechneten Bezugszeitraumes gekündigt wird. 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