Wasser clever nutzen

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Wasser clever nutzen
reportage
Trotz niedriger Wasserpreise setzt
das Hotel Casa Camper – hier der
Blick in den Eingangsbereich – auf
Grauwasserrecycling.
Wasser clever
nutzen
Hotel „Casa Camper“ in Barcelona
übernimmt Leuchtturmfunktion:
Wasserrecycling trotz niedriger Wasserpreise
∂ Da muss man sich einfach wohlfühlen – Waschplatz mit Blick in den
begrünten Hinterhof.
Spaniern nach wie vor einen
verschwenderischen Umgang
mit Wasser vor. Hauptwasserkonsumenten sind die Landwirtschaft und der Tourismus
mit seinen Freizeitparks und
Hotels. Die niedrigen, subventionierten Wasserpreise regen
jedoch kaum zu einem Umdenken an. Noch nicht.
Luxus bedeutet Einfachheit
Eine Ausnahme macht
das Hotel „Casa Camper“ im
Herzen von Barcelonas Altstadt. „Das Casa Camper ist
umweltfreundlich. Recycling
hat für uns einen hohen Stellenwert“, erklärt Hotelmanagerin Susana Marin. Das
vom spanischen Schuh-Label
Sommer, Sonne, Sonnenschein – Spanien pur. Urlauber
spüren wenig vom Klimawandel im Land der frischgebackenen Fußballweltmeister. Sie genießen das warme Klima.
Die Kehrseite der Medaille: Spanien leidet zunehmend unter
Dürre-Perioden, selbst im Norden des Landes ist Trinkwasser zur Mangelware geworden. Niedrige Wasserpreise verhindern ein Undenken in der Bevölkerung. Eine Ausnahme
macht das Hotel „Casa Camper“ in Barcelona. Dort wird das
Wasser mehrfach verwendet und damit clever genutzt.
E
s ist wohl kaum zu glauben, doch in der katalonischen Hauptstadt Barcelona muss das kostbare Nass inzwischen tatsächlich von weit
her per Boot und Zug antransportiert werden. Viele Brunnen in der Spanischen Hauptstadt sind derzeit trockengelegt. Die Behörden wollen
damit ein Zeichen setzen für
den nachhaltigen Umgang
mit dem wichtigsten Lebensmittel – Trinkwasser.
Kritiker wie der spanische
Umweltschutzverband Ecologistas en Acciòn werfen den
∂ AquaCycle-Anlage von Pontos. Pro Tag werden je nach Zimmerbelegung bis
zu 800 l Abwasser recycelt. Die jährliche Ersparnis an Trink- und Abwasser
summiert sich auf knapp 300 000 l.
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IKZ-Haustechnik · Heft 17 /2008
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EXPO 2008: Lösungen für eine nachhaltige Wasserwirtschaft
In Europa sind die Folgen
des Klimawandels auf den
Wasserhaushalt wohl nirgends so deutlich spürbar wie
in Spanien. Nicht von ungefähr steht die diesjährige
Weltausstellung EXPO 2008,
die vom 14. Juni bis zum 14.
September im spanischen Zaragoza stattfindet, unter dem
Motto „Wasser und nachhaltige Entwicklung“. Der Deutsche Pavillon „wunderbar“
zählt zu den Publikumsattraktionen, weil er das Thema
der Weltausstellung auf besondere Weise mit einer multimedialen Reise durch die
Welt des Wassers transportiert. Aber auch weil er praktische Lösungen für ein nachhaltiges Wassermanagement
präsentiert. Mit dabei ist die
Hansgrohe AG. Der Armaturen- und Brausenhersteller stattet den Deutschen Pavillon mit innovativen Sanitärtechnologien aus. „Wasser
besser zu nutzen“, so Hansgrohe Vorstandsvorsitzender Siegfried Gänßlen, „ist
uns seit Langem ein Anliegen. Wir sehen es als unsere
Aufgabe an, in der Bevölkerung ein Bewusstsein für die
Kostbarkeit und die Bedeu-
tung des knappen Guts Wasser zu schaffen.“ Mit der Beteiligung an der diesjährigen
Weltausstellung demonstriere die Hansgrohe AG Lösungen für dringliche Fragen
rund ums Lebenselixier Wasser und werbe damit aktiv für
eine nachhaltige, ressourcenschonende Wasserwirtschaft.
„Unser Engagement in Zaragoza“, so Siegfried Gänßlen,
„ist – neben dem Hansgrohe Wassersymposium – ein
ganz wesentliches Element,
um die lebenswichtige Bedeutung des Elements Wasser einer breiten Öffentlichkeit deutlich zu machen.“
Das Schwärzwälder Unternehmen ist bereits in den
1990er-Jahren mehrfach für
sein vorbildliches Engagement zum Schutz der Umwelt ausgezeichnet worden.
Nicht umsonst führt denn
auch im Deutschen Pavillon
die Floßfahrt auf dem Wasserkreislauf durch deutsche
Landschaften nach Schiltach. Von den Organisatoren
des Deutschen Pavillons auf
dem Ortsschild als „Home
of ­ Great Water Ideas“ angekündigt, erfahren die Besucherinnen und Besucher
hier, wie sie im modernen
Haushalt in Bad und Küche
Wasser ökologisch und ökonomisch nachhaltig nutzen
können.
∂ Der Deutsche Pavillon zählt zu den Publikumsattraktionen der Weltausstellung.
Heft 17 /2008 · IKZ-Haustechnik
∂ Der Armaturen- und Brausenhersteller Hansgrohe stattet den Deutschen
Pavillon mit Sanitärtechnologien aus.
∂ „Wasser und nachhaltige Entwicklung“ – das Motto der EXPO 2008. Auf
dem Ausstellungsgelände in Zaragoza buchstäblich erlebbar.
Im Mittelpunkt steht dabei
die Wasserrecycling-Technologie Pontos AquaCycle. Die
Idee hinter Wasserrecycling
ist dabei denkbar einfach:
Erst wird geduscht, danach
mit dem gereinigten und
wiederaufbereiteten Wasser
die Toilettenspülung bedient,
Wäsche gewaschen oder der
Garten bewässert. Die AquaCycle-Anlagen
reinigen
Dusch- und Badewasser nach
einem patentierten Verfahren auf rein mechanisch-bio­
logischem Weg – ganz ohne
chemische Zusätze, vollautomatisch und mit geringem
Energie- und Wartungsaufwand. Danach ist das so aufbereitete Wasser geruchsfrei
und langfristig bis zur Wie-
derverwendung speicherfähig. Dieses Klarwasser ist hygienisch sauber und kann für
alle Anwendungen eingesetzt
werden, für die keine Trinkwasserqualität erforderlich
ist. Seine Qualität entspricht
der EU-Richtlinie für Badegewässer, sogar Wäsche kann
man damit ohne Qualitätseinbußen waschen.
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∂ Mittels eines Doppelpumpenaggregates wird das aufbereitete Wasser ins
Rohrnetz eingespeist.
Camper betriebene Hotel soll
sich durch sein konsequent
ökologisches Konzept von
herkömmlichen Hotels unterscheiden. Die Macher setzen
im Sinne der eigenen Markenphilosophie ganz bewusst auf
Luxus als Rückbesinnung auf
einfache, ursprüngliche Lösungen, die in unserer hektischen Zeit eine gesündere,
eher bedächtige Lebensweise
ermöglichen sollen. Hierzu
trägt nicht nur die von Architekt Jordi Tió und dem Interior Designer Fernando Amat
konzipierte Raumgestaltung
bei, die ohne jeden Schnörkel auskommt und auf alles
Überflüssige verzichtet. „Lu-
xus bedeutet Einfachheit“,
bringen es die Baumeister auf
den Punkt.
Pionier beim
Grauwasserrecycling
Schon bei Sanierung und
Umbau des Gebäudes aus
dem 19. Jahrhundert in unmittelbarer Nachbarschaft
der Ramblas fiel die Wahl auf
ökologische Materialien und
Produkte, eine Solaranlage
gewährleistet ausreichenden
Warmwasserkomfort.
Der nachhaltige Umgang
mit der Ressource Wasser ist
ebenfalls ein wesentlicher
Teil dieser Philosophie. Seit
seiner Eröffnung 2005 setzt
das Casa Camper als erstes,
aber inzwischen schon nicht
mehr einziges spanisches Hotel auf Grauwasserrecycling.
Eine Pontos-AquaCycle-Anlage (Typ 4.500) von Hansgrohe
leistet in der im In-Quartier
Raval gelegenen Herberge einen Beitrag zum umweltschonenden Umgang mit der Ressource Wasser.
„Wir recyceln das gebrauchte Wasser aus Duschen
über die Anlage und nutzen
es dann ein zweites Mal für
die Toilettenspülung“, informiert Susana Marin. Insgesamt 25 Zimmer und Suiten
speisen den Zulauf der AquaCycle-Anlage, die alle Toiletten und Urinale mit gereinig­
tem Klarwasser versorgt. Pro
Tag werden auf diese Weise bis zu 800 l des kostbaren
Nasses eingespart. Die jährliche Ersparnis an Trink- und
Abwasser summiert sich auf
knapp 300 000 l. Bei dem niedrigen Wasserpreis von 1,20
bis 1,50 Euro pro Kubikmeter
Wasser in Barcelona (Abwassergebühren fallen nicht an)
ist der ökonomische Nutzen
eher bescheiden. Das ist aber
für die Hotelbetreiber eher Nebensache. Wichtiger als der
ökonomische Aspekt ist die
Tatsache, dass das Haus mit
Wasserrecycling einen Beitrag
zum umweltschonenden Umgang mit der wertvollen Ressource leistet. Damit will die
Marke Camper ganz wie in
ihrem Kerngeschäft auch im
Hotel-Bereich Trends setzen
und anders sein als andere
– Wasserrecycling als Imageträger.
Doppelte Wasserführung
integrieren
„Wir wünschen uns natürlich“, so Michael Hasenbeck,
bei Hansgrohe Leiter des Strategischen Geschäftsfelds Pontos, „dass dieses Bewusstsein
für einen nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wasser, wie wir es bei den Betreibern des Hotels Casa Camper
erleben, verbreiteter wäre.
Heute wird immer noch viel
zu wenig vorausschauend
gedacht, wenn neue Gebäude geplant werden. Zu nachhaltiger Architektur gehört
– angesichts des Klimawandels und seiner prognostizierten Folgen – aus unserer Sicht
auch, dass in Neubauten oder
bei Kernsanierungen eine
doppelte Wasserführung integriert wird, um für den Einsatz
von Wasserrecyclingtechnologien gerüstet zu sein. Auch
insofern ist das Casa Camper
ein Vorbild und ein Vorzeige∂
projekt.“
@ Internetinformationen:
www.hansgrohe.com
www.pontos-aquacycle.de
www.expoZaragoza2008.es
www.expo2008-deutschland.de
∂ Spanien leidet zunehmend unter
Dürre-Perioden, selbst im Norden des
Landes ist Trinkwasser zur ­Mangelware
geworden.
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IKZ-Haustechnik · Heft 17 /2008