Mehrfachverschüttung

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Mehrfachverschüttung
Untersuchung des Zusammenwirkens verschiedener LVS-Sender bei
Mehrfachverschüttung
Laborstudie von M.Eck, R.Sackl und M.Schober
Theoretische Betrachtung von E. Oeljeklaus und M.Schreilechner
Sommer 2006
LVS-Geräte werden von Generation zu Generation komplexer - nicht zuletzt um die Problematik der
Mehrfach-Verschüttung in den Griff zu bekommen. Mit dieser Studie wurde nun erstmals in einer
Laborversuchsreihe und in einer kurzen theoretischen Betrachtung die Ursache der "Problematik
Mehrfach-Verschüttung" untersucht und es konnte festgestellt werden, dass von den verschiedenen
LVS-Herstellern – bewusst oder unbewusst - durchaus unterschiedliche Zugänge zu diesem Thema
gewählt wurden.
Hintergrund:
Nachdem die Problematik mit Mehrfachmaxima durch die mittlerweile eingeführte 3-Antennentechnologie
gelöst wurde bleibt letztlich noch immer die Problematik der Mehrfachverschüttung als „letzte große
Herausforderung“ an die nächsten Generationen von LVS-Geräten. Physikalische und normative
Grenzen sowie eine entsprechende Marktdurchdringung von „alten“ Geräten wirken einer zufrieden
stellenden Lösung dieser Problematik entgegen. Fakt ist, dass das Vorkommen von
Mehrfachverschüttungen von zumindest zwei nahe beieinander liegenden Verschütteten einen
ernstzunehmend großen Anteil an den Gesamtverschüttungen darstellt. Vom SLF in Davos wurden
Daten über Lawinenunfälle in den Schweizer Alpen von 1970-1999 zusammengestellt und in einer Studie
im Jahr 2000 veröffentlicht. Zahlreiche Abhandlungen – auch zum Thema Mehrfachverschüttung –
wurden auf Basis dieser Daten veröffentlicht. Für die vorliegende Studie interessant ist vor allen die
Statistik von Mehrfachverschüttungen:
Anzahl der
Verschütteten
1
2
3
4
5
6
7
8
Gesamt
Anzahl der
Unfälle
339
72
27
15
7
4
1
1
466
Anzahl der verschütteten
Personen
339
144
81
60
35
24
7
8
698
Anzahl der Unfälle
[%]
Verschüttete
Personen [%]
72,75
15,45
5,79
3,22
1,50
0,86
0,21
0,21
100,00
48,57
20,63
11,60
8,60
5,01
3,44
1,00
1,15
100,00
Tabelle1: Anzahl und Prozentsätze von Unfällen und dabei beteiligten Opfern bei Mehrfach-Verschüttung
(ganz - verschüttet ohne sichtbare Ausrüstung an der Oberfläche von 1970 bis 1999), Quelle: SLF Davos, 2000
Es zeigt ein klares Bild, dass Unfälle mit mehr als einem Verschütteten durchaus häufig (27,25%)
vorkommen. Aus Basis der dabei verschütteten Personen sind dies sogar über 50%!
Autoren und Adressen:
Markus Eck, UIAGM Berg- und Schiführer, Mitglied des Bundeslehrteams der österr. Berg- u. Schiführerausbildung,
Karolingerweg 5, A-8430 Leibnitz, Austria, [email protected]
Rudolf Sackl, Elektroniker, Entwicklungsleiter, PIEPS GmbH, Frauentalerstraße 102, A-8530 Deutschlandsberg, Austria,
[email protected]
Ing. Michael Schober, Nachrichtentechniker, Geschäftsführer PIEPS GmbH, Frauentalerstraße 102, A-8530 Deutschlandsberg, Austria,
[email protected]
Dipl.-Ing. Marcellus Schreilechner, UIAGM Berg- und Schiführer, Joanneum Research Forschungsgesellschaft mbH, Institut für WasserRessourcen-Management, Hydrogeologie und Geophysik, Roseggerstraße 17, A-8700 Leoben, Austria, [email protected]
Prof. Dr. Eberhard Oeljeklaus, Universität Bremen, Fachbereich Mathematik/Informatik, Bibliothekstraße 1, D-28334 Bremen, Germany,
[email protected]
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Normen und physikalische Grenzen
Die geltenden Normen zwingen alle Hersteller dazu, dass
LVS-Geräte beim Senden der Signale sich an diese halten.
Abwärtskompatibilität scheint wie bei vielen Normen das
Maß der Dinge zu sein und hat somit auch einen
wesentlichen, größtenteils negativen Einfluss auf die
Weiterentwicklung von LVS-Geräten.
So erlaubt die Norm im Bezug auf das ausgesendete Signal
hinsichtlich der Sendefrequenz, der Perioden- sowie der
Pulsdauer derart große Toleranzen, die heute weit unter
dem technisch möglichen liegen – erlaubt aber keine Art von
zusätzlicher Signalkennung (Modulation).
Bild1: Signal gemäß Norm EN 300718,
Signalform 1A1, Pulslänge ≥70ms,
Periodendauer 1000±300ms, Pause ≥400ms
Letztlich reduziert sich das Problem „Mehrfachverschüttung“ ja auf zwei Sender, die in unmittelbarer
Nähe liegen und von einem LVS-Gerät mit nahezu gleichen Signalstärken empfangen werden. Es kommt
mehr oder weniger zu häufigen Signalüberlagerungen, die sich in Form von Signal-Schwebungen
(wechselweises Anheben bzw. Auslöschen des Signales) niederschlagen und weder für Analoggeräte
(akustische Signaltrennung durch das menschliche Gehirn) noch für hoch entwickelte Digitalgeräte
mittels Signalanalysen immer eindeutig getrennt werden können.
Signal A (dunkelblau)
Signal B (cyan)
Empfangenes Signal
am Suchgerät
Zoom (÷10)
Bild 2:
Links: Zwei unterschiedliche Sender, die im Moment der Aufnahme keine Überlagerung aufweisen. Der Empfänger kann die beiden
Signale sauber und getrennt empfangen. Durch unterschiedliche Periodendauer kommt es aber zu regelmäßigen Überlagerungen.
Rechts: Dieselben beiden Signale im Überlagerungszustand. Durch Signal-Schwebung bzw. –Auslöschung kann das Empfangssignal
während der Überlagerung nicht richtig gemessen werden!
Überlegung zur Studie:
Bei dieser Laborstudie wurde von der Überlegung ausgegangen, dass eine Konstellation von zwei
unmittelbar nebeneinander verschütteten Lawinen-Opfern den Worst-Case darstellt. Selbst wenn man
davon ausgeht, dass bei Unfällen mit 3 oder mehr Verschütteten noch immer 30,8% der Personen
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betroffen sind – kann man davon ausgehen, dass es sich auch hierbei um Szenarien handelt, die
aufgrund ihrer räumlichen Ausdehnung aus mehreren Einzelverschüttungen und höchstens
Doppelverschüttungen angesehen werden können. Wir gehen davon aus, dass wir mit der Betrachtung
von max. 2 Verschütteten in unmittelbarer Nähe (wir legen uns mit 10m fest) doch ca. 95% der
Gesamtunfälle abdecken.
Wie wurde getestet:
Um die Sendesignale einfach aufzeichnen zu können wurde
ein einfacher Direktempfänger mit nachgeschaltener
Schmitt-Trigger gebaut. Diese Signale wurden an ein
Speicheroszilloskop angeschlossen sowie über einen
Datenlogger auf einem PC aufgezeichnet. Um die
Testreihen zu beschleunigen wurden immer drei Signale
gleichzeitig erfasst. Aus den Datenreihen (Sampling-Rate
10ms)
wurden
jeweils
paarweise
Phasen
der
Signalüberlagerung bzw. der Freistellung bestimmt! Die
Berechnung wurde mittels eines kurzen Analyseprogramms
durchgeführt. Es wurden die Zeitreihen dahingehend
durchrechnete, dass jeweils der Beginn einer Überlagerung
(sobald mehr als ein Signal zeitgleich empfangen wird) und
das Ende der Überlagerung (wenn beide Signale wieder
isoliert
empfangen
wurden)
eine
Phase
der
Signalüberdeckung markiert haben. Diese Phase der
„Überdeckung“ bzw. daraus resultierend die Phase der
„Freistellung“ wurde so rechnerisch ermittelt und in die
Zeitreihe eingefügt.
Bild4: Testaufbau mitt drei Empfängermodulen,
einem Speicheroszilloskop (Tektronix TDS3014B)
Es wurden zuerst jeweils Geräte gleichen Typs miteinander getestet, wobei jedem Versuch drei
Testreihen zugrunde liegen um mögliche Zufallskonstellationen (Auswirkungen eines zufälligen
Einschaltzeitpunktes) zu berücksichtigt. Zusätzlich wurden alle möglichen Kombinationen von Geräten
verschiedener Hersteller getestet. Auch hier mit jeweils drei Testreihen. Die Aufzeichnungsdauer für jede
einzelne Testreihe betrug immer exakt 10 Minuten. Zum einen, um sich wiederholende
Überlagerungsphasen abdecken zu können, und zum anderen, um eine relevante Suchzeit zu
repräsentieren.
Welche Geräte wurden getestet:
Aus einem umfangreichen Fundus an handelsüblichen Test- und Demogeräten wurde eine zufällige
Auswahl von mindestens drei wahllos gewählten Geräten gleichen Typs herangezogen. Diese Geräte
wurden zu Beginn alle einzeln vermessen und die Basisparameter der Sender ermittelt. Es wurden auch
alle Testgeräte mit neuen Batterien ausgestattet.
Testgerät
Hersteller / Type
Seriennummer
A-1
A-2
A-3
B-1
B-2
B- 3
P-1
P-2
P-3
T-1
T-2
T-3
V-1
V-2
V-3
X-1
X-2
X-3
F-1
F-2
F-3
M-1
M-2
M-3
Arva / Advanced
Arva / Advanced
Arva / Evolution
Barryvox / Opto3000
Barryvox / Opto3000
Barryvox / Opto3000
Pieps / DSP
Pieps / DSP
Pieps / DSP
Tracker / DTS
Tracker / DTS
Tracker / DTS
Pieps / 457
Pieps / 457
Pieps / 457
Ortovox / X1
Ortovox / X1
Ortovox / X1
Ortovox / F1
Ortovox / F1
Ortovox / F1
Ortovox / M2
Ortovox / M2
Ortovox / M2
1D-0052-1109
E-4604-1210
2260
M0122375
M0122797
M0049664
06048324620321
06048324620357
06048324620383
98618
52279
58767
98 99
10 06
25 06
444404
454547
347092
821072
443745
747747
033201
143766
132864
Frequenzabw.
Norm: 457.000 ± 80 Hz
Periodendauer
Norm: 1000 ±300ms
Pulsdauer
Norm: ≥ 70ms
Puls/Pause-Verhältnis
+0 Hz
-2 Hz
+3 Hz
-3 Hz
-1 Hz
+7 Hz
-5 Hz
-6 Hz
-5 Hz
+9 Hz
+23 Hz
+9 Hz
-8 Hz
1 Hz
-7 Hz
-7 Hz
+5 Hz
+18 Hz
-40 Hz
-91 Hz
-79 Hz
-54 Hz
-33 Hz
-34 Hz
916 ms
890 ms
890 ms
996 ms
968 ms
1004 ms
960 ms
1020 ms
890 ms
804 ms
792 ms
776 ms
916 ms
890 ms
890 ms
868 ms
880 ms
804 ms
1180 ms
1210 ms
1190 ms
704 ms
872 ms
622 ms
74 ms
74 ms
76 ms
102 ms
102 ms
102 ms
100 ms
100 ms
100 ms
96 ms
94 ms
94 ms
100 ms
96 ms
94 ms
212 ms
220 ms
196 ms
366 ms
370 ms
388 ms
108 ms
104 ms
112 ms
8,8%
9,1%
9,3%
11,4%
11,8%
11,3%
11,6%
10,9%
12,7%
13,6%
13,5%
13,8%
12,3%
12,1%
11,8%
32,3%
33,3%
32,2%
45,0%
44,0%
48,4%
18,1%
13,5%
22,0%
Tabelle2: Ausgewählte Testgeräte und deren ausgemessene Parameter
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Ergebnismatrix:
Obgleich die Signalüberlagerung (Überlagerungsgrad in % der Gesamtzeit) ausschlaggebend für die
Problematik des Suchenden ist, wurde als Ergebnis der Freistellungsgrad ausgewählt. Dieser sagt aus,
wie viel der Testzeit war dieses Signal „freigestellt“, also eindeutig und ungestört empfangbar. Es wurden
alle möglichen Konstellationen zueinander getestet und der Mittelwert von drei Messdurchläufen in der
Ergebnismatrix (Tabelle 3) erfasst.
Arva
68,15
73,62
72,17
71,90
74,40
61,25
41,93
62,50
Arva
Barryvox
Pieps DSP
Tracker DTS
Pieps 457
Ortovox X1
Ortovox F1
Ortovox M2
Barryvox
73,62
77,34
69,77
64,44
70,49
58,10
45,58
56,97
Pieps DSP Tracker DTS
72,17
71,90
69,77
64,44
66,64
63,88
63,88
72,41
70,93
69,03
54,98
56,90
41,68
30,88
58,47
62,87
Pieps 457
74,40
70,49
70,93
69,03
69,84
57,07
41,79
62,81
Ortovox X1
61,25
58,10
54,98
56,90
57,07
47,37
22,25
59,10
Ortovox F1 Ortovox M2
41,93
62,50
45,58
56,97
41,68
58,47
30,88
62,87
41,79
62,81
22,25
59,10
35,60
21,84
21,84
47,03
Tabelle 3: Eregebnismatrix: Freistellungsgrad[%] des Gesamtzeit als Mittelwert von jeweils 3 Messdurchläufen über je 10 Minuten
Freistellungsgrad [%] der gesamten Messzeit (10 Minuten)
Mittelwert aus jeweils 3 Messungen
100
Gleiches Modell
Schlechtester Wert (mit Gerät ...)
Bester Wert (mit Gerät ...)
Mittelwert (aus allen Kombinationen)
90
65
62
Tracker DTS
62
Arva
Arva
65
Arva
66
Tracker DTS
60
Barryvox
Pieps 457
70
50
Ortovox F1
10
54
35
Ortovox M2
Ortovox F1
20
Barryvox
Ortovox F1
Ortovox F1
30
Ortovox F1
40
Ortovox F1
52
Ortovox F1
Freistellungsgrad [%]
80
0
Arva
Barryvox
Pieps DSP
Tracker DTS
Pieps 457
Ortovox X1
Ortovox F1
Ortovox M2
Diagramm 1: Freistellungsgrad (% der anteiligen Zeit während die Signale frei und klar empfangen werden können) bei
Konstellationen von jeweils zwei LVS-Sendern gleichen Typs (blau), schlechtestes und bestes Ergebnis (orange und grün),
sowie Mittelwert aus allen möglichen Kombinationen
Freistellungsgrad [% ] der Beobachtungszeit (10min) bei zwei LVS-Geräten gleichen
Typs (Mittelwert von je drei Messdurchläufen)
Freistellungsgrad [% ] der Beobachtungszeit (10min) bei zwei LVS-Geräten in allen
möglichen Hersteller Konstellationen (Mittelwert von je drei Messdurchläufen)
80
80
Freistellungsgrad
Freistellungsgrad
Impuls:Pause [%]
60
Freistellungsgrad [%]
60
Freistellungsgrad [%]
Impuls:Pause [%]
70
70
50
40
30
50
40
30
20
20
10
10
0
0
Arva
Barryvox
Pieps DSP
Tracker DTS
Pieps 457
Ortovox X1
Ortovox F1
Ortovox M2
Diagramm 2: Freistellungsgrad (% der anteiligen Zeit während die
Signale frei und klar empfangen werden können) bei
Konstellationen von jeweils zwei LVS-Sendern gleichen Typs
Arva
Barryvox
Pieps DSP
Tracker DTS
Pieps 457
Ortovox X1
Ortovox F1
Ortovox M2
Diagramm 3: Freistellungsgrad (% der anteiligen Zeit
während die Signale frei und klar empfangen werden können)
aller möglichen Gerätekonstellationen (jeweils zwei LVSSender)
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Interpretation der Ergebnisse:
Grundsätzlich stehe es jedem Hersteller frei, in welcher Form er sein Signal aussendet – solange er sich
innerhalb der von der Norm vorgeschriebenen Grenzen bewegt. Aus den Ergebnissen lassen sich
mehrere Grundstrategien der verschiedenen Hersteller erkennen, die auch auf den Überlagerungsgrad
bzw. Freistellungsgrad maßgeblichen Einfluss haben. Haupteinflussfaktor ist letztendlich das
Impuls/Pause-Verhältnis.
Strategie 1: Sehr kurze Impulse bei möglichst konstanter und langer Periodendauer
Bei kurzen Impulsen und langer Periodendauer ergibt sich schon rein rechnerisch ein günstiges
Impuls/Pause-Verhältnis – was sich auch in einem höheren Grad der Signalfreistellung positiv
niederschlägt. Bei einer Konstellation zweier Geräte mit annähern gleicher Periodendauer, gibt es sehr
lange Phasen ohne Überlagerung aber auch entsprechend lange Phasen mit Überschneidungen!
Strategie 2: Kurze Impulse bei möglichst unterschiedlicher und langer Periodendauer
Diese Strategie scheint Standard bei modernen digitalen Geräten zu sein. Ob durch Fertigungsstreuung
oder durch Zufallsgenerator beim Einschalten - es wird eine unterschiedliche lange Periodendauer
vorgegeben. Dies hat zwar den Nachteil, dass Überlagerungen recht häufig auftreten, hat aber den
entscheidenden Vorteil, dass diese Überlagerungen immer nur von kurzer Dauer sind.
Strategie 3: kurze Periodendauer
Diese verschlechtern das Impuls/Pause-Verhältnis und es ist auch mit einem höheren
Überlagerungsgrad zu rechnen. Hat aber zumindest den Vorteil, dass bei Suchgeräten eine etwas
schnellere Anzeige erfolgen kann.
Strategie 4: Lange Impulse, lange Periodendauer
Diese Strategie wurde offensichtlich ohne Berücksichtigung von Mehrfachverschüttungen gewählt.
Neben möglichen Reichweitenvorteilen ergeben sich aber wesentliche Nachteile - schon aufgrund des
ungünstigen Impuls/Pause-Verhältnisses.
Zusammenfassung Status-Quo:
In der Vergangenheit galt folgende These:
Ob altes Analog-Gerät oder modernes Digital-Gerät – senden tun sie alle gleich!
Diese These lässt sich durch diese Studie eindeutig widerlegen. Für den Verschütteten kommt es
letztlich darauf an, wie sein Gerät sendet – mit der richtigen Frequenz und mit der richtigen
Strategie. Dass sein Signal eindeutig und ungestört vom Suchenden wahrgenommen wird, hat doch
maßgeblichen Einfluss darauf, dass leichter und somit auch schneller gefunden werden kann –
unabhängig davon mit welcher Suchtechnologie die Retter ausgerüstet sind!
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Kurze theoretische Betrachtung:
Es seien T1 und T2 die Periodendauern (1000+/-300ms) von zwei Sendern, und es sei T1≤T2. Mit P1 und
P2 werden die Pulslängen (≥ 70ms) der beiden Sendeimpulse bezeichnet. Als Voraussetzungen für T und
P gelten, dass es sich um positive natürliche Zahlen handelt und dass die Bedingungen
P1< T1-q, P2<T1-q und P1+P2<T1
erfüllt sind. Mit q wird der größte gemeinsame Teiler (ggT) und mit K wird das kleinste gemeinsame
Vielfache (kgV) von T1 und T2 bezeichnet, wobei dann K =
T1.T2
ist.
q
Es wird für diese Rechnung angenommen, dass beide Signale zum selben Zeitpunkt mit einem Impuls
beginnen. In der Praxis ist dies jedoch ein besonderer Fall, der vermutlich äußerst selten zustande
kommt. Nach K Zeiteinheiten, also nach einem vollständigen Zyklus, befinden sich die Signale beider
Geräte wieder in derselben Position zueinander. Starten die beiden Signale nicht zum gleichen
Zeitpunkt sondern mit zeitlicher Verzögerung k.q+s, 0≤s<q so wird im Falle s=0 innerhalb von K-T1
Zeiteinheiten ein gemeinsamer Beginn eines Impulses erreicht. Ist s>0, so ändern sich die unten
angegebenen Werte für A höchstens um ± 2. Die obige Annahme eines gleichzeitigen Starts bedeutet
daher im Rahmen dieser Untersuchungen keine echte Einschränkung.
Es sei P das Minimum und Q das Maximum der Zahlen P1 und P2 und
⎡P⎤
⎡Q ⎤
r = ⎢ ⎥, R = ⎢ ⎥ wobei [a] die größte ganze Zahl bezeichnet, die kleiner oder gleich a ist. Der Quotient
⎣q⎦
⎣q⎦
wird sozusagen abgerundet.
Nun kann A als die Anzahl der Zeitintervalle der Länge ≥ 0 berechnet werden, in denen beide Geräte
gleichzeitig senden.
A=1+r+R, falls q die Zahlen P1 und P2 nicht teilt,
A=2+r+R, falls q genau eine der beiden Zahlen P1 und P2 teilt,
A=3+r+R, falls q die Zahlen P1 und P2 teilt.
Bezeichnen wir mit U den Zeitraum innerhalb eines Zyklus, in dem die beiden Sender getrennt
voneinander senden und damit auch getrennt empfangen werden können, so ergibt sich für U die
einfache Beziehung U=K-(T1.A).
Zum besseren Verständnis seien hier einige Beispiele durchgerechnet.
Beispiel 1:
Arva Advanced 1D-0052-1109 mit T1=916ms und P1=74ms
Barryvox Opto M0122375 mit T2=996ms und P2=102ms
Als K = kgV von 916 und 996 erhalten wir 228084ms (3,8 min), als q=ggT von 916 und 996 erhalten wir
4. r=[P/q]=18 und R=[Q/q]=25. Da q die Zahlen P1 und P2 nicht teilt, erhalten wir für A=44, das heißt,
dass sich 44 Impulse der beiden Geräte überlagern. Nun kann die Zeit, in der die beiden Signale
getrennt empfangen werden können, als U=K-(T1.A)= 187780 berechnet werden. Der Freistellungsgrad
ergibt sich daher als Quotient von U und K. U/K=0,82, das heißt, dass der Freistellungsgrad 82% beträgt.
Weitere Beispiele seinen nur kurz angegeben:
Tracker DTS 52279 mit T1=972ms und P1=94ms und Tracker DTS 98618 mit T2=804ms und P2=96ms
ÎFreistellungsgrad 74%
Tracker DTS 52279 mit T1=972ms und P1=94ms und Ortovox F1 443745 mit T2=1210ms und P2=370ms ÎFreistellungsgrad 61%
Ortovox F1 821072 mit T1=1180ms und P1=366ms und Ortovox F1 443745 mit T2=1210ms und P2=370ms ÎFreistellungsgrad 38%
Bild 5: Graphische Darstellung des letzten Beispiels mit einer Zykluslänge (kgV) von 142780 ms (2,4 min) und einem Freistellungsgrad von nur 38%. Die roten und
die schwarzen Striche stellen zwei verschiedene Geräte dar. Die Periodendauern und die Pulsdauern sind maßstabstreu dargestellt.
Auch aus den durchgerechneten Beispielen ist ersichtlich, dass lange Periodendauern T und vor allem
lange Pulsdauern P schlechte Voraussetzung für die Lösung von Mehrfachverschüttungen bringen.
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Zukunft:
Völlig neue Wege werden wieder von PIEPS beschritten und eine revolutionäre, neue Sendestrategie
eingeführt.
Durch ein Update wird nunmehr auch „intelligent“ gesendet. Das Gerät empfängt und analysiert auch
während des Sendebetriebes den Nachbarsender. Das eigene Signal wird dann so angeglichen und
verschoben, dass es keine Überlagerungen mehr gibt – unabhängig um welches Nachbargerät es sich
handelt!
Dadurch hat der Verschüttete den Vorteil, dass sein Sendesignal bei einer Nahverschüttung mit einem
weiteren Opfer „sauber“ empfangen werden kann – unabhängig vom Fabrikat des zweiten Sender!
Bild 6: Signal A mit IS Funktion erkennt Signal B (hellblau) als
Nachbarsender, anfänglich noch mit Überlagerungen!
Bild 7: Signal A mit IS-Funktion hat sein Sendesignal angeglichen
und so verschoben, dass es keine Überlagerungen mit Signal B
(hellblau) mehr geben kann!
Freistellungsgrad [% ] der Beobachtungszeit (10min) bei zwei LVS-Geräten gleichen
Typs (Mittelwert von je drei Messdurchläufen) und
Gegenüberstellung Konstellation mit PIEPS-DSP-IS
Freistellungsgrad
Konstel. mit PIEPS-IS
100
Freistellungsgrad [%]
80
60
40
20
0
Arva
Barryvox
Pieps DSP
Tracker DTS
Pieps 457
Ortovox X1
Ortovox F1
Ortovox M2
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Pieps-DSPIS
Diagramm 3:
Freistellungsgrad (% der anteiligen Zeit während die
Signale frei und klar empfangen werden können) bei
unterschiedlichen Kombinationen mit einem PIEPSDSP mit IS-Option (jeweils zwei LVS-Sender) im
Vergleich zu den Werten aus Diagramm 1