NeueKochkunstmit altenGemüsesorten

Transcrição

NeueKochkunstmit altenGemüsesorten
stil und mehr | oktober 2013
PARFÜM
Warum Oud
sO betörend
duftet
UNTERWEGS
10 schweizer
Weinkellereien
zum staunen
KÜCHENCHEF
Genuss
Neue Kochkunst mit
alten Gemüsesorten
GastÓn acurio,
der Pionier
aus Peru
o os
G
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Gos
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G
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G
inhalt
10 sehenswerte
Schweizer Wein­
kellereien Seite 26
Ein peruanischer
Koch an der Welt­
spitze: Gastón
Acurio Seite 14
Neues, leich­
tes Design
für Küchen
Seite 24
Genuss | Oktober 2013
THeMen
12 Parfüm aus rarem Holz
Der orientalische Duftstoff Oud verzaubert die Parfümwelt
14 Kochen mit Botschaft
Der peruanische Spitzenkoch Gastón Acurio will die Welt verbessern
TiTElbild
23 Von wegen altes Gemüse!
Gemüse Zitronentoma­
te, gestreifte Aubergine,
Minigurken, Tomate
green Zebra. Geschirr
glas «stella», SaintLouis. Espressolöffel
«Ella», Villeroy & Boch.
Tasse & untertasse,
Augarten. Vogel &
Milchkännchen, Herend.
Teller, salz & Pfeffer
«Verdures», Raynaud.
Bilderrahmen Pierre
Berndt.
Foto und Styling
Aimée Hoving und
Philippe Palma
Ob Forellensalat oder Steckrübe: Alte Gemüsesorten sind im Trend
24 Offene Experimente
Die neuen Küchen müssen sich nicht mehr verstecken
26 Wo gute Weine reifen
10 Schweizer Weinkellereien überzeugen mit Innovation und Stil
RuBRIKen
ch bin ein nasenmensch. Andere Leute hören vielleicht wie ein Luchs oder sehen wie ein Sperber,
ich rieche mindestens so gut wie meine beiden
Hunde Louis und Millie, die bis 100 000 Gerüche
erkennen können. Ich bringe es zwar nur auf
10000, rieche dafür ein Stück Schokoladenkuchen
durch die geschlossene Küchentüre. Der würzige
Duft nach einem Frühlingsregen oder jener von frisch
gewaschener Wäsche löst in mir wahre Euphorie aus,
und appetitlich riechende Menschen könnte ich vor
lauter Lust auffressen. Apropos Lust: Einen Duft,
den ich besonders liebe, ist das orientalische Oud,
rauchig und fast animalisch, das im Moment sehr en
vogue ist (Seite 28). Müffelnde Mitmenschen hingegen
oder schlechte Gerüche im Allgemeinen hauen mich
Silvia Aeschbach,
Chefredaktorin
deutschsprachige
Ausgabe encore!
fast um. Ein überreifer Käse und «schweisselnde»
Mitmenschen mögen für andere unangenehm sein,
für mich sind sie der pure Horror und lösen in mir
körperliche Beklemmung, im schlimmsten Falle sogar
eine Panikattacke aus. Manchmal verleiht mir meine
Nase sogar fast prophetische Fähigkeiten: Ich war vor
Jahren in einen Mann verliebt, der den Chanel-Duft
«Egoïste» benutzte. Ich liebte es, wie er roch. Eines
Tages sassen wir beim Mittagessen, und ich dachte die
ganze Zeit: Was riecht denn hier so streng? Es wurde
mir fast übel. Bis mir bewusst wurde, dass es mein
Freund war. Ich konnte ihn plötzlich nicht mehr riechen. Meine Nase hatte vorweggenommen, was wenig
später Wirklichkeit wurde. Die Beziehung zerbrach.
Meine Nase hatte mich nicht getäuscht.
Dieses
Magazin ist
auf umwelt­
schonend
produziertes
Papier
gedruckt.
encore! ist die monatlich erscheinende Beilage von Le Matin Dimanche und SonntagsZeitung. Adressen: Tamedia Publications romandes, encore!, Avenue de la Gare 39, Case postale 615, 1001 Lausanne, Tamedia AG, encore!, Werdstrasse 21, Postfach, 8021 Zürich
Herausgeberin: Tamedia Publications romandes SA, 33, av. de la Gare, 1001 Lausanne Leiter Tamedia Publications romandes: Serge Reymond Publizistischer Leiter: Eric Hoesli Verlagsleitung: Diego Quintarelli Chefredaktion: Renata Libal (verantwortlich), Silvia Aeschbach
(deutschsprachige Ausgabe) Redaktion: Semaja Fulpius, Olivia Goricanec, Isabelle Mercier, Isabelle Stüssi Layout: Géraldine Dura (Art Direction) Mitarbeiter dieser Ausgabe: Rachel Barbezat, Martina Bortolani, Hanspeter Eggenberger, Catharina Fingerhuth, Steffi Hidber, Karin Oehmigen, Pierre
Thomas Bild: Joëlle Kercan, Sophie Perraudin Fotos: Lionel Deriaz, Yves Bachmann / Annabelle, Christian Dietrich, Aimée Hoving und Philppe Palma, Maria Garcia Burgos Styling: Philippe Palma Bildbearbeitung: Raymond Dubuis Illustration: André Gottschalk Grafisches Konzept: Ariel Cepeda
Produktion: Hanspeter Eggenberger, Olivia Goricanec Übersetzung und Überarbeitung: Hanspeter Eggenberger, Olivia Goricanec, Andréane Leclercq, Isabelle Stüssi, Ursula Zenger Druck: FOT Imprimerie, Pusignan, Meyzieu Werbung Romandie: Tamedia Publications romandes SA,
av. de la Gare 33, 1001 Lausanne, Telefon 021 349 50 50, Fax 021 349 50 22, [email protected] Werbung Deutschschweiz: Tamedia AG, Mühlebachstrasse 43, 8032 Zürich, Telefon 044 251 35 75, Fax 044 251 35 38, [email protected], www.mytamedia.ch, Bekanntgabe
von namhaften Beteiligungen (nach Art. 322 STGB), ER Publishing SA, Terre et Nature SA, Le Temps SA, Jobup SA, Editions Le Régional SA, Comfriends SA, Homegate SA; Alle Rechte vorbehalten. Gemäss den geltenden Bestimmungen des Urheberrechts sowie dem Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb
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Ganzes, in Verbindung mit anderen Werken oder Dienstleistungen oder allein. Unter dieses Verbot fällt ebenfalls die gesamthafte oder partielle Nutzung der Anzeigen durch unbefugte Dritte, insbesondere auf Onlinediensten.
gENuss 2013
Auf meine Nase ist Verlass
|
I
Reizende Komposition: alte Gemüsesorten, hier Palmkohl
Nero di Toscana, mit schönem, neuem Geschirr. Seite 18
ENCORE!
FOTOs: MARiNA gARCíA buRgOs, dENis EMERy / swisswiNE PROMOTiON, CHRisTiAN diETRiCH, Pd
04 Favoriten 08 Saga: Das sportlich-elegante
Oxfordhemd 10 Swissmade: Leuchtende Möbel 30 Für sie & ihn: Jeans forever
35 Meine Welt: Lang Lang
BILD LINKS
Geschirr Eierbecher
«Origo», Iittala. Espres­
sotasse, Rhodes. lind­
grüne und orange Mini­
Teetasse «Touron», Tel­
ler «Empreinte» & alle
becher, Jars. – Bilder­
rahmen vom Flohmarkt.
3
favoriten
kunst unter
1000 franken
Zufällige
Komposition
von laurent
delaloye
Die Künstlerin Valen­
tina Suter ist 1989 in
Bern geboren. Stark vom
künstlerischen Schaffen
ihrer Eltern beeinflusst,
studierte sie nach der Matur Fotografie
an der Ecole de photographie (CEPV) in
Vevey. Die Bernerin profitierte von der
praktischen Ausrichtung der Schule und
eignete sich schnell technische Kenntnisse
an, die ihr Türen für zahlreiche Projekte
öffneten: Es entstanden Kollaborationen
mit Musik, Textilien und sogar Videos. Die
Hauptsache sei zu experimentieren, lautet
das Credo der jungen Künstlerin, was sie
immer aufs Neue animiert.
Das Werk Für eine Modeserie im franzö­
sische Magazin «WAD» arbeitete Suter mit
der befreundeten Fotografin Léa Favre.
Der streng konstruierte Bildaufbau wirkt
einerseits ausgeglichen, anderseits auch
stark zufällig konstruiert: Das Hemd
wurde ins Blickfeld der Linse geworfen,
um es innert Sekunden aufs Bild zu ban­
nen. Der Zufall bestimmt den Bildaufbau:
«Für mich ist das eine Art Magie, es strahlt
so viel Energie aus», sagt die Künstlerin.
Aktuell Nach ihrem visuellen Beitrag für
das Konzert «Buvette» Ende August in
Lausanne sorgte die Bernerin am Festival
Alt. + 1000 in Rossinière mit ihrer Arbeit
«Palace – Scenario of a High Society» für
grosse Aufmerksamkeit.
Preis «Hemd» 1/5, Tintenstrahldrucker,
(59,4 × 42 cm), 2013, 900 Franken
Info www.valentinasuter.ch
Lust auf Chalet-, Badeferienoder Asienfeeling?
Hier die in Hell gehaltene
Wohnung «Crazy China».
wohnung
Möbliert, abermitStil
Unter dem Begriff «möbliertes Apartment» stellt man
sich entweder düstere, mit altem Kram vollgestopfte
Räume oder einen lieblosen ausgestattenen Ort vor, an
dem Geschäftsleute bei einem Aufenthalt im Ausland
schwermütig werden. Das Schweizer Unternehmen
Visiongroup macht Schluss mit diesen Klischees.
Ein Gebäude mit 200 Wohnungen öffnet derzeit im
Herzen von Zürich seine Tore und gilt als wegweisend
für eine neue Art des Wohnens auf Zeit. Zur Auswahl
stehen mehrere Wohnungsgrössen (ab 2400 Franken
pro Monat für eine kleine Zweizimmerwohnung),
Minergiestandard, regelmässige Reinigung, aber vor
allem eine hochwertige Ausstattung mit ausgesuchten
Möbeln. Die Wohnung «Led» bietet futuristisches
Design, in den «Magnolia»­Räumen harmonieren
Beige­ und Brauntöne, «St. Moritz» spielt mit Holz und
Glas, während die «Ibiza»­Wohnung Ferienstimmung
verbreitet und in «Crazy China» Wände aus Onyxstein
rückwärtig beleuchtet sind. «Massgeschneiderter Life­
style entspricht einem Bedürfnis der heutigen Zeit»,
sagt die 36­jährige CEO Anja Graf. Ihr Abenteuer hat
1999 mit der eigenen Modelagentur in Zürich begon­
nen. Die Schönheiten langweilten sich im Hotel, bis
ihnen Graf ein Haus für Kurzaufenthalte einrichtete.
Der Gewinn aus den Mieteinnahmen überstieg die
Vermittlung der Models bei weitem. Heute verfügt das
Unternehmen über mehr als 600 Apartments in Zürich,
Wien, Warschau, München, Berlin, Lausanne und ab
nächstem Jahr in Genf. Mehr als 30 Prozent sind ort­
sansässige Gäste: Eine andere Art, unstete Augenblicke
des Lebens elegant zu meistern. Renata Libal
www.visionapartments.com
4
Pralinés aufBestellung
Das Prinzip kennt man ja bereits vom Gemüseabonnement: Fast
wie durch magische Hand landen viermal im Jahr Körbe gefüllt
mit frischem Saisongemüse vor der Haustür. Mit dem Schoko­
ladenabo kommen nun Naschkatzen auf ihre Kosten. Ausge­
suchte Pralinés von sieben renommierten Chocolatiers liefert das
Abo im Saisontakt per Post ins Haus. Das sind 49 Franken süsses
Glück und die Gelegenheit, aktuelle Schokoladentrends auf der
Zunge zergehen zu lassen: beispielsweise solche mit Fleur de sel
von Raphaël Chocolatier in Cully VD, Wildkirschen von Nobile
Cioccolato aus Bätterkinden BE oder köstliche Pralinés aus der
Confiserie Teuscher in Zürich. I.M.
www.selection-chocolatiers.ch
fOtOs: OlivER NaNzig, aNNa KaNai, pd
ENCORE!
|
gENuss 2013
genuss
Ausgesuchte Kaffeebohnen
werden auf der Forch veredelt.
genuss
Aromen stattBilder
Zu oft musste der Modefotograf Claude
Stahel auf Reisen schlechten Kaffee
trinken. Doch dies änderte sich eines
Morgens in Südafrika: «In Kapstadt trank
ich in einem Coffeeshop einen Espresso
und wunderte mich, warum dieser so anders schmeckte.» In einer Ecke entdeckte
er eine kleine Kaffeeröstmaschine und
musste nicht lange überlegen. Zurück
in der Schweiz brachte er sich alles bei,
was er über Kaffee wissen musste, und
gründete seine eigene Mikrorösterei
Black & Blaze Coffee Roasting Company.
Damit gehört Stahel zu einer weltweiten Bewegung von Kaffeeröstern,
die in kleinen Mengen geschmackvollen
Von fruchtigen bis zu erdigen schokoladennoten: Bei Black & Blaze geniessen Kaffeeliebhaber
aromareiche Geschichten aus aller Welt.
Kaffee herstellen und sich beim diffizilen Röstprozess viel Zeit lassen. Die
Bohnen beziehen sie möglichst direkt
bei Kaffeebauern. «Statt nach Bildern
suche ich heute nach Geschmäckern»,
sagt Stahel. Er will aber nicht einfach nur
den exklusivsten Kaffee rösten, sondern
die Aromenvielfalt fördern. Deshalb
setzt der Zürcher mit Black & Blaze
auf Spezialitätenkaffees wie den neuen
Gourmetkaffee «Eastern Ghats» aus
Indien. Diese sind jeweils nur saisonal
erhältlich und sollten kurz gelagert werden. Denn Kaffee, so Stahel, «ist eben ein
Frischeprodukt». I.S.
www.blackandblaze.com
Briefschaften
Signé-Postkarten (A6), einzeln oder im Set mit
Couverts bei www.pigeon-voyageur.ch
Bling fürdieNägel
Das Nagellack-Duo «Manucure
Bijou» von Dior zieht alle Blicke auf
die Hände und verleiht gleich die
richtige Portion Bling: Die Textur
des neuen Lacks schimmert
zwischen gold und Perlmutt. Die
Festtage können kommen. R.B.
«Diorific Manucure Bijou» von Dior in Gold und Silber, ca. 60 Franken
gENuss 2013
Beauty
|
Die Freude über eine handgeschriebene
Postkarte ist auch im digitalen Zeitalter
geblieben. Mit den sorgfältig gestalteten
Briefschaften des Schweizer Labels Le
pigeon voyageur (die Brieftaube) macht
das Schreiben doppelt Spass: Edle Papiere
werden in zeitgenössischem Design zu
modernen Ready-to-Write-Kollektionen
veredelt. Neben der von Designerin Naomi
Baldauf gestalteten Papierwaren gibt das
Label mit der Serie Signé regelmässig
Postkarten von anderen Künstlern und
und Illustratoren heraus. Diesen Herbst
liehen Anna Kanai, Arienne & Pascale
Birchler sowie das Duo huber.huber ihre
Werke als Vorlage. Durch die Verwendung
hochwertiger Papiere und einen sorgfältigen Druck entstehen bemerkenswerte
Reproduktionen der Werke: So konnte im
Druck die Farbigkeit der Kartenmotive von
Anna Kanai durch Hinzugabe von Leuchtfarben verstärkt werden. Überraschend
sind ebenfalls metallisierte Papiere, die
Bergquarzmotive der Künstler huber.
huber zeigen. I.S.
ENCORE!
FOTOs: OLiVER NANzig, ANNA KANAi, PD
Kunstvolle Tauben
5
favoriten
accessoires
Gut zu Fuss
Wer will schon auf seine Sneakers verzichten, auch wenn es jetzt nässer und kälter
wird? Nike lanciert eine neue Sneakbootkollektion mit sieben bekannten Modellen,
alle auf Herbst und Winter getrimmt. Der
«Air Max 90»-Turnschuh gibt dank seines
hellgrünen Neoprenabschlusses einen guten Halt und schützt und wärmt den Knöchel, ohne ihn einzuengen. Eine spezielle
Wintersohle ermöglicht einen sicheren
Tritt auf den verschiedensten Unterlagen,
und reflektierende Akzente sorgen für gute
Sichtbarkeit in der Dunkelheit. S.A.
Ein Muss für Adrenalin­
freaks: «Emergency II».
uhr
Rette mich!
Die weltweit erste Uhr mit integrierter
Zweifrequenz-Notfunkbake eignet sich
bestens für wagemutige Männer. Breitling hat an alles gedacht. Die «Emergency
II» ist ein Sicherheits- und Überlebensinstrument für alle Notsituationen – zu
Land, zu Wasser und in der Luft. Im Notfall übermittelt die Uhr mithilfe eines eingebauten Mikrosenders und ausziehbaren
Antennen Alarmsignale auf zwei Frequenzen und leistet so Orientierungshilfe bei
Ortung und Rettung. Diese Uhr ist ideal
für alle künftigen Superhelden, da sie die
Funktionalität eines Chronographen, ein
Gehäuse aus Titan, dem bevorzugten
Material in der Luftfahrt, das sie robust,
leicht, antimagnetisch, rostfrei und antiallergisch macht, die Alarm- und Ortungsfunktionen vereint – und dazu auch noch,
es handelt sich ja eigentlich um eine Uhr,
die genaue Zeit anzeigt. Das Teil mit wuch-
tigen 51 Millimeter Durchmesser ist ein
Muss für Adrenalin-Freaks, und dabei
bleibt dieses grosse Technikpaket am
Handgelenk auch noch elegant. Die
«Emergency II» ist mit drei verschiedenfarbigen Zifferblättern – schwarz, gelb
oder orange – und einem Armband aus
Titan oder Kautschuk erhältlich. Das
Überlebensinstrument gilt als Meisterleistung der Technik und Zeitmessung.
Schon das Vorgängermodell «Emergency»
hat bei der Lancierung 1995 Aufsehen
erregt, aber was die «Emergency II» neben
dem Uhrwerk eingebaut bekommt, gab es
zuvor noch nie. Sie ist damit definitiv der
perfekte Begleiter in lebensbedrohlichen
Situationen, sei es in einem Sturm auf hoher See, in einem Unwetter in den Bergen,
bei einem rasanten Tiefflug oder angesichts
sonst einer Gefahr. Mathilde Binetruy
mode
Sorglos «made
in China» tragen
In 100 Prozent organischer Seide schlafen
und damit Gutes tun? Wer dies in der
achtwäsche von Féraud Paris macht, kann
das mit reinem Gewissen tun, denn die
Firma produziert zu fairen und umwelt­
freundlichen Konditionen in China. Die neue
Linie Organic Silk beinhaltet neben exklusi­
ven Nachtkleidern und Hausmänteln auch
Tops und Shorts. Erhältlich bei Jelmoli, der
sein 180.­Jahr­Jubiläum feiert. S.A.
Breitling «Emergency II», www.breitling.com
einem Schraubgewinde befestigt
gewesen war. Es liess sich weder im
Jackett noch sonst wo wieder auffinden.
Meine Liebste schenkte mir einen neuen,
schönen Schreiber. Den benutze ich jetzt
nur noch an meinem Schreibtisch zu Hause. Aber von Kugelschreibern habe ich
jetzt genug und evaluiere Füllfederhalter.
Davon gibt es eine Fülle edler Modelle.
Ins Auge gefasst habe ich nun den «P’3135
Solid» von Porsche Design. Der sieht nicht
nur sehr cool aus, sondern wartet auch mit
innovativer Mechanik auf. Das Gehäuse ist
aus einem Stück Titan gefräst; die Oberfläche soll zehnmal härter als Stahl sein.
Daraus ragt eine in drei verschiedenen
Breiten lieferbare 18-Karat-Goldfeder.
Wenn mir etwas gefällt, kaufe ich es meist
rasch. Hier zögere ich noch. Das schöne
Stück schlägt mit immerhin um die 1000
Franken zu Buche. Und ich sehe mich
schon es verzweifelt überall suchen.
ENCORE!
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gENuss 2013
toys for boys
6
von hanspeter
eggenberger
Irgendwann war es so
weit: Ich konnte diese
Plastikkugelschreiber und
Filzstifte – pardon: die
heissen heute Tintenroller, Faserschreiber oder so – nicht mehr
sehen. Dann begann ich, edlere Schreibgeräte zu kaufen. Einen schön schlanken,
silbernen Kugelschreiber zum Beispiel. Er
endete in irgendeinem Spalt zwischen den
Sitzen eines Flugzeugs. Ich kaufte mir ein
dickeres Modell, das aus Birnenholz und
Chromstahl war und nicht in diesen Spalt
gepasst hätte. Als ich es eines Tages aus der
Innentasche meines Jacketts zog, fehlte
das vorderste Teil des Schreibers, das mit
Zehnmal härter als Stahl soll die Oberfläche des schreibers sein.
Porsche Design «P’3135 Solid» Füllfederhalter
www.porsche-design.com
fOtOs: flORIaN BIlgEs fOtOgRafIE, pd, IllustRatION: aNdRé gOttsChalk
Schöner schreiben mit dem Porsche
Die reparierende Kraft eines Öls, die Effizienz eines Serums.
Erwachen Sie jeden Morgen mit der Haut Ihrer Träume:
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fotos: florian Bilges fotografie, pd, illustration: andré gottschalk
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BEAUTY FROM THE DEEP
20.09.13 16:49
SAGA
Nicht nur
fürenglische
Studenten
DAS OXFORDHEMD DARF HEUTE IN KEINER
MÄNNERGARDEROBE FEHLEN. DER STOFF, DER
EINST DEN POLOSPIELERN VORBEHALTEN
WAR, HAT ES LÄNGST VOM SPORTPLATZ
IN DIE ARBEITSWELT GESCHAFFT
John F. Kennedy
mit seiner Frau
Jacqueline 1954: Der
spätere Präsident der
Vereinigten Staaten
prägte den PreppyStil wie kein anderer.
TEXT SEMAJA FULPIUS
W
1940
ENTSPANNT
HEMD TRAGEN
1939 Auch Radpolospieler
trugen Oxfordhemden. Hier
spielen die Engländer, im weissen
Shirt, gegen die Franzosen.
1940 Die Schauspielerin Marlene
Dietrich gehörte zu den ersten
Frauen, die in Hollywood Männerhemden trug.
1954 Die renommierten amerikanischen Universitäten führen seit
jeher ihre eigenen Kleidershops,
wie hier in Yale.
1955 Die Marke Gant zeigt die
Vorteile ihres Oxfordhemdes auf.
2013 Das Oxfordhemd ist an den
zwei Kragenknöpfen und seinem
flechtwerkartigen Muster erkennbar.
ENCORE!
|
GENUSS 2013
1954
1955
8
2013
enn der mann sich fein machen
will, greift er besser nicht zum
Oxfordhemd. An Abendanlässen ist es unerwünscht, und
mit einer Krawatte darf es nicht
kombiniert werden. Ausser
natürlich bei den Schülern renommierter englischer Colleges wie Oxford. Schade, denn der
sportliche Chic dieses Hemdes verleiht jedem Mann Stil,
eine vornehme Lässigkeit als klare Absage an allzu strenge
Formalitäten. Jede Prêt-à-porter-Linie, vom streng klassischen
Chemisier bis zum Preppy-Label, führt Oxfordhemden in ihrer
Kollektion. Das nach der ältesten englischen Universität benannte Oxfordhemd wurde von schottischen Webereien, die im
19. Jahrhundert den dafür verwendeten besonderen Baumwollstoff entwarfen, hergestellt und findet sich heute im Kleiderschrank fast jedes Mannes.
Getragen wurden die Hemden zunächst nur von britischen
Polospielern, die der Aristokratie oder der Oberschicht entstammten. Aus einem farbigen Schussfaden (quer) und einem weissen
Kettfaden (längs) gewoben, erhält der Stoff eine flechtwerkartige
Musterung und eine spezielle Weichheit. Damit der Kragen dem
Reiter bei seinen Manövern nicht ins Gesicht peitschte, versahen
ihn die königlichen Hofschneider mit zwei Knöpfen und befestigten die Kragenspitzen daran. Der Button-down-Kragen wurde
zum Markenzeichen des Oxfordhemdes, das bald auch von den
Tennisspielern übernommen und schliesslich zum Inbegriff
sportlicher Outfits wurde. Bis in den 1930er-Jahren ein gewisser
René Lacoste sein Poloshirt aus Baumwollpiqué einführte…
Schluss mit dem verstaubten Image
Das Krokodil von Lacoste brachte den Oxfordstoff aber nicht
zum Verschwinden. Bei den Amerikanern setzte er sich rasch
durch, da diese einen weniger steifen Stil als die Europäer pflegten. Die Stars des Goldenen Hollywoodzeitalters waren ebenfalls
grosse Fans des Oxfordstils. «Damals definierten die Edelschneider der Londoner Savile Row die modische Identität der
Stars in Los Angeles. Der Schnitt ihrer Anzüge war mitentscheidend für die Karriere und wurde mit einer an Obsession grenzenden Genauigkeit verfolgt», sagt James Sherwood, der mehrere
Bücher über die britische Eleganz schrieb. Von Fred Astaire bis
zu Marlene Dietrich, die den Männerstil für Frauen salonfähig
machte, griffen die Hollywoodgrössen zum Oxfordhemd.
Nach dem Zweiten Weltkrieg trugen Studenten in den USA das
Oxfordshirt. Den Trend setzten die der Ivy League, die sich aus
den ältesten Privathochschulen der Ostküste zusammensetzten.
Der Preppystil war geboren, benannt nach den Preps, den
Absolventen weiterführender Schulen (prepatory schools). Mit
der Lässigkeit von Preppy wollte sich die junge, reiche und gebildete Elite vom steifen und verstaubten Gehabe ihrer Eltern absetzen. Auch John F. Kennedy prägte in den frühen 1960er-Jahren
dieses sportliche Image «unverschämter Gesundheit». Später
verteilte die berühmte New Yorker Firma Brooks Brothers das
Oxfordhemd den «Golden Boys» der boomenden 1980er-Jahre,
die das sportliche Stück am Casual Friday selbst im Büro trugen.
Heute haben Marken wie Ralph Lauren, Gant und Tommy
Hilfiger, die ihre Ideen reichlich aus der Studentenwelt der
1950er-Jahre schöpfen, das Oxfordhemd zu einem Basic gemacht
– mit vielen Abwandlungen. «Das stereotype Modell dieses
Hemdes mit geknöpftem Kragen ist überholt», heisst es beim
Pariser Chemisier Charvet. «Heute gibt es das ‹Royal Oxford›
aus feinerem Gewebe mit wunderbar glänzenden Fäden und mit
verschiedenen Kragenmodellen, welche eine Krawatte bestens
vertragen.» Bei der Farbe bleibt man vorzugsweise bei Blau und
Weiss. Die Angelsachsen sehen das weniger eng und mögen auch
Pastellfarben wie Blassrosa, Gelb – und Streifen.
FOTOS: POPPERFOTO/GETTY IMAGES, BETTMANN/CORBIS, EUGENE ROBERT RICHEE/GETTY IMAGES, NINA LEEN/TIME LIFE PICTURES/GETTY IMAGES, PD,
1939
ENTDECKEN
SIE SICH NEU
RENDEZ-VOUS NIGHT & DAY
Lassen Sie sich verzaubern von der Jaeger-LeCoultre
FOTOS: POPPerFOTO/GeTTy ImaGeS, BeTTmann/COrBIS, euGene rOBerT rIChee/GeTTy ImaGeS, Pd, BeTTmann/COrBIS
Schmuckuhren-Kollektion auf ladies.jaeger-lecoultre.com
swiss made
haNdwERkliChE
FEiNaRbEit
 die konsole besteht aus
hauchdünnen blättern, die «auf­
einandergenäht» wurden. die
darunter liegenden lichtquellen
sind variabel einstellbar.
 der holzkeller des Einrich­
tungshauses dupin ist von oben
bis unten mit exotischen und
heimischen hölzern gefüllt.
 in den werkstätten
der genfer Firma wird alles
von hand gefertigt.
 die hauchdünnen holz­
blätter stammen von 50­ bis
200­jährigen bäumen.
Leuchtendes Holz
für den Gelernten schreiner pascal luthy ist holz weit mehr als ein baustoff.
der tüftler entwickelte eine technik, die das naturmaterial zum Glühen brinGt
10
und pflegt bis heute die im Jahr 1820 be­
gründete Familientradition. Gemeinsam
mit seinem Bruder Stéphane führt er in
Genf die Firma, die derzeit 80 Angestellte
beschäftigt. Das Unternehmen ist auf sei­
nem Spezialgebiet, der Inneneinrichtung,
nach wie vor ein wichtiger lokaler Player,
doch mehr als die Hälfte des Umsatzes
erzielt es im Ausland. Kleinkunden wer­
den ebenso sorgfältig bedient wie Super­
reiche in Russland oder Thailand, wo
die Genfer Spezialisten anspruchsvolle
Prestigeprojekte realisieren. Weltweit
arbeitet die Firma für Privatkunden und
für international bekannte Institutionen.
«Wir sind in der einzigartigen Lage, die
gesamte Innenausstattung übernehmen zu
können, vom Badezimmer bis zum Salon,
von der Küche bis zu den Schlafzimmern.
Wir arbeiten mit verschiedensten Hand­
werkerteams. Selber beschäftigen wir
Schneiderinnen, die noch die Kunst
des Posamentierens beherrschen und
wie in früheren Epochen stilgerechte
Bespannungen und Vorhänge herstellen
können», sagt Luthy.
Eigene Möbellinie
Der Genfer ist zudem ein begeisterter und
unermüdlicher Tüftler. Er kümmert sich
nicht nur um die Sessel, Tische, Betten und
andere Möbelanfertigungen nach Mass, son­
dern hat nach langem Experimentieren das
«leuchtende Holz» erfunden und es durch
ein Patent schützen lassen. Es handelt sich
um eine besondere Technik, die Holz licht­
durchlässig macht, wie eine Glasscheibe.
Blätter aus drei ganz besonderen Hölzern
(Esche, Blattlorbeer und Zitronenbaum),
werden fast wie Stoff «aufeinandergenäht»
und in hauchdünnen Schichten auf eine
Lichtquelle montiert, die unterschiedlich
eingestellt werden kann. Das Holz leuchtet
gedämpft, in wechselnden Farbtönen, die
von dunklem Braun über Orange bis Rot
gehen und an ein Cheminéefeuer erinnern.
Dieses weiche Licht verbreitet eine sinn­
lich­luxuriöse Atmosphäre. Die Maserung
der seltenen Hölzer wird besonders gut
sichtbar und lässt überraschende Zeich­
nungen entstehen: streng geometrische Zick­
zackmuster, reptilienartige Schuppeneffekte
und Muster, die wie Pelz aussehen.
Luthy verwendet und variiert die von
ihm erfundene Technik für Wandpaneele.
Kürzlich hat er zudem eine Linie von Möbeln
entwickelt, die echte Kunstobjekte sind. Der
klassizistische Stil spielt mit Wellenlinien
und Motiven und erinnert an Jugendstil.
Die erste Kollektion umfasst vier Möbel­
stücke (Tablett, Konsole, Nachttisch und
Schreibtisch) und ist auf 18 Stück limitiert.
Die Zusammensetzung der Hölzer kann auf
56 verschiedene Arten variiert werden, wie
etwa mit Lack, Bronze oder mit eingeleg­
ten Kristallen. Da alles von Hand gefertigt
wird, ist jedes Modell beliebig kombinier­
bar. «Meine leuchtenden Möbel sind zu
100 Prozent ‹made in Geneva› und werden
in unseren eigenen Werkstätten herge­
stellt», sagt Luthy. 2014 will er eine zweite,
ebenso exklusive Möbellinie lancieren.
Pascal
Luthy
Pascal luthy hat seine
karriere als schreiner
begonnen. später
erwarb er in den usa
einen bachelor of Fine
arts in design und
innenarchitektur. seine
werke finden sich in
privaten sammlungen
und im Cooper­hewitt
Museum in New York.
der 50­Jährige ist
verheiratet und Vater
von zwei kindern.
wenn er nicht in ganz
Europa nach seltenen
hölzern sucht, ist er in
genf zu hause.
FOtOs: FRédéRiC duCOut, Pd
ENCORE!
|
gENuss 2013
P
ascalluthyliegtdasHolz
im Blut. Der Erbe des tra­
ditionsreichen Genfer
Einrichtungshauses Du­
pin spricht mit anstecken­
der Begeisterung über die
verschiedenen Holzarten.
Zärtlich wie über den Kopf eines Kindes
streicht er über die Bretter. Gefunden und
erstanden hat er sie oft durch Zufall, wann
immer sich eine Gelegenheit bot. Von der
Geschichte und Herkunft seiner Hölzer er­
zählt Luthy so packend, als gehe es um leben­
dige Wesen. Besonders gern erinnert er sich
an den Tag, als er eine 600 Jahre alte Eiche
entdeckte. Er stellt sich vor, dass Christoph
Kolumbus sie beim Vorbeisegeln sah.
Luthy führt die Besucher in seinen
Holzkeller: «Schauen Sie diesen afrikani­
schen Paddockbaum, riechen Sie diesen
gemaserten Eukalyptus, und hier, fühlen
Sie die knorrige Maserung dieses Sequoia­
Mammutbaumes!» Dutzende von Furnier­
blättern stapeln sich in Luthys Schatzkam­
mer, von FSC­zertifizierten Bäumen, deren
exotisch klingende Namen den Besucher in
ferne Wälder versetzen. Wer hat schon vom
tropischen Zebrano, vom afrikanischen
Bubinga oder der karelischen Maserbirke
gehört? Es gibt samtig­glatte Oberflächen
und raue Rinden, die Farben gehen von
Weizengelb bis Rotbraun. Alle Hölzer kön­
nen ein stolzes Alter vorweisen und sind
zwischen 50 und 200 Jahre alt.
Als gelernter Schreiner trat Luthy in die
Fussstapfen seines Vaters und Grossvaters
text semaja fulpius
<wm>10CAsNsjY0MDQx0TU2NjM0MgEA3Xe96A8AAAA=</wm>
Fotos: Frédéric ducout, pd
<wm>10CFXMvQ7CQAwD4CfKyfm7EDKibhUD6p6lYub9J65sDJY82N--lw_88tiex_YqBpuR6mSxujmGpnGxQkfqLKSYgPWO9GSNaX8PYl4F2teGkCTWQR5k0iHh7NrLWkhfADA-5_sLBsGbOIUAAAA=</wm>
beauty
alchemie der Leidenschaft
in der Parfümerie Polarisiert Keine essenz so wie das orientalische oud. alle sind
dem rauchigen, fast animalischen Duft, der aus einem laubbaum stammt, verfallen
gENuss 2013
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ENCORE!
12
Kostbar und rar
Doch was genau ist Oud? Das stark duftende
Öl wird aus dem Harz des Adlerholzbaumes
gewonnen, einem mehrstämmigen, schlank
und hoch wachsenden Laubbaum aus Süd­
ostasien. Aus dem Harz wird jedoch erst
Oud, wenn es von einem speziellen Schim­
melpilz befallen wird. Je stärker der Pilz­
befall, desto intensiver riecht das Harz
– und desto kostbarer wird es. In seiner
teuersten Form als Harz, das vorerst nur ge­
reinigt und noch nicht in Alkohol destilliert
wurde, kann Oud über 60000 Franken pro
Kilogramm kosten.
Einer der Gründe für den hohen Preis ist
die Schwierigkeit, das Aroma synthetisch
herzustellen. Ein grosses Problem, denn der
Adlerholzbaumbestand droht wegen der
immer grösser werdenden Nachfrage aus­
zusterben: In Thailand, China und Indien
ist der grosse, immergrüne Laubbaum
beinahe ausgerottet und bereits seit 1995
auf einer Liste von potenziell bedrohten
Pflanzenarten aufgeführt. In verschiedenen
Ländern Südostasiens, darunter Sri Lanka,
laufen die Bemühungen auf Hochtouren,
Adlerholzbaumplantagen zu etablieren. Der
Erfolg hängt jedoch davon ab, wie erfolg­
reich man die Oud­Produktion mit künst­
licher Zuführung von Pilzen stimulieren
kann. Noch zeigen die Zuchtversionen sehr
wechselnden Erfolg.
Orientalisch und animalisch
Im Nahen und Mittleren Osten tragen
von jeher sowohl Männer als auch Frauen
mit Vorliebe schwere, orientalische Oud­
Düfte – gerne auch in Kombination mit
der Rose, die der dunklen Essenz eine
liebliche, romantische Note verleiht. Weil
Oud so intensiv ist, wurde es in westli­
chen Gefilden lange Zeit nur in kleineren
Mengen hinzugefügt, so auch im Guerlain­
Klassiker «Habit Rouge». Seinen ersten
grossen und kommerziellen Auftritt erhielt
Oud mit dem Parfüm «M7» von Yves Saint
Laurent, das 2002 unter der Regie des da­
maligen Kreativchefs Tom Ford entstand.
Massgebend mitentwickelt wurde «M7»
vom Meisterparfümeur Alberto Morillas,
dessen Nase hinter ikonischen Düften wie
«CK One» und «Valentina» steckt. Seit 40
Jahren arbeitet er für den grössten privat
geführten Parfüm­ und Chemiehersteller
Firmenich. «Oud riecht warm und sexy und
immer wieder anders», sagt der Liebhaber
des traditionell arabischen Duftstoffs. «Es
gibt aber Oud – und Oud», sagt Morillas und
weiss, wovon er spricht: Auf ausgedehnten
Reisen in Dubai erschnupperte er sowohl
25 Franken teure Oud­Fläschchen wie auch
solche, die 10000 Franken kosteten. Woher
es stammt, wie qualitativ hochwertig es ist
und vor allem wie hoch der Oud­Anteil in
einem Duft ist, bestimmt schliesslich den
Verkaufspreis eines Parfüms. Auch Parfü­
meur Kilian Hennessy ist dem Reiz der rau­
chigen Duftnote verfallen. Entdeckt hat er
den kostbaren Inhaltsstoff 2008, als er in
Abu Dhabi und Dubai nach einem Partner
suchte, um seine Marke «By Kilian» im
Mittleren Osten zu lancieren. «Eine Königin
aus Saudiarabien sagte mir, ihr Volk inves­
tiere lieber Geld in ein Parfüm als in ein
schönes Kleid.» Verständlich, dass sich
auch Hennessy den Oud­Experten Morillas
«schnappte», um den exklusiven «Musk
Oud» von By Kilian zu entwickeln. 2009
kam das Parfüm auf den Markt und gilt seit­
her als eine der exklusivsten «westlichen»
Oud­Kreationen.
Der Duftstoff ist nun definitiv im Main­
stream angekommen. Ist daher das Ende des
Oud­HypesschoninSicht?FürBodoKubartz,
Co­Autor von «Das grosse Buch vom
Parfum» (Heyne­Verlag), lautet die Antwort
«Ja». «Innerhalb kürzester Zeit sind so viele
Oud­Düfte auf den Markt gekommen, dass
dieser überflutet ist. Zum Thema wurde alles
gesagt.» Für den Duftmarktexperten ist Oud
mittlerweile nur eine Klassifizierungshülse
geworden.
Nach Oud würden vor allem Düfte kom­
men, die gewisse Inhaltsstoffe besonders
thematisieren und herausheben würden.
Dazu zählen unter anderem Rhabarber,
schwarze Johannisbeere oder Rose. «Es geht
um Komponenten, die einer Kreation eine
unerwartete Richtung geben.»
In Europa hält der Siegeszug der orien­
talischen Duftnote bislang an. Parfüms
wie «New York Oud» der amerikanischen
Parfümmarke Bond No. 9 oder «Sahara
Noir» von Tom Ford gehören zu den Best­
sellerdüften. Trotz – oder gerade wegen des
eigenwilligen, animalischen Duftes. Mayumi
Matthäus von der Zürcher Nischenduft­
Parfümerie Süskind bringt es auf den
Punkt: «Bei Oud gibt es keine Grauzone.
Entweder man liebt ihn, oder man hasst
ihn.» Leidenschaft pur, eben.
 
 
«Musk Oud» von By
Kilian – Eau de Parfum
– 50 ml, «Perfume
Calligraphy rose» von
Aramis – Eau de
Parfum –
100 ml, «Majestic
Rose» von YsL – Eau
de Parfum – 80 ml,
«Leather Oud» von
Christian Dior – Eau de
Parfum – 250 ml,
«L’Autre Oud» von
Lancôme – Eau de
Parfum Vaporisateur –
75 ml, «Amber
Mystique» von Estée
Lauder – Eau de
Parfum – 100 ml,
«Colonia Intensa» von
Acqua di Parma –
konzentriertes Eau de
Cologne mit Lederetui
– 30 ml, «Oud noir»
von Versace pour
Homme – Eau de
Parfum – 100 ml
PRODuKtION: sOPHIE PERRAuDIN
W
er sich für
Parfüms
interessiert,
wird auf sei­
ner olfakto­
rischen Ent­
deckungs­
reise garantiert auf Oud stossen – eine der
ältesten und kostbarsten Essenzen der Par­
fümkunst, jedoch eine der eigenwilligsten
Duftnoten überhaupt: intensiv, sexy, exo­
tisch und animalisch. «Der etwas medi­
zinisch, leicht unangenehm riechende
Duftstoff mischt sich hervorragend mit
anderen Essenzen und schafft so herrli­
che Synergien», sagt Frank Weckesser. Der
Duftexperte vertreibt seit 15 Jahren ausge­
suchte Nischendüfte – darunter Highend­
Oud­Labels wie Mancera oder Pierre
Montale, dem «Father of Oud» – und ist ein
ausgewiesener Fan dieses Duftstoffs. «Oud
edelt ein Parfüm, als sei es von Gottes Hand
berührt worden.»
text steffi hidber foto lionel deriaz
Kazaar & Dharkan, erschaffen, um Intensität neu zu definieren.
nespresso.com/intenso
gENuss 2013
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ENCORE!
14
In Lateinamerika
ist Küchenchef
Gastón Acurio so
berühmt wie ein
Rockstar. Peruanische
Kinder träumen
davon, in seine Fuss­
stapfen zu treten.
porträt
CEVICHE
power
Starkoch gastóN aCuRiO iSt der Stolz der
Peruaner. dank ihm entwickelt Sich lima zum
gaStronomiSchen zentrum von weltrang
text renata libal foto marina garcía burgos
Chili
Der aji amarillo – oder
gelber Chilipfeffer –
gehört zu den grund­
zutaten der peruani­
schen Küche und ver­
leiht jedem pikanten
gericht eine fruchtige
Note. aficionados ver­
sichern, dieser Chili
habe den geschmack
von sonnenstrahlen.
gENuss 2013
Landes und verhalf den lokalen Produkten
zu neuem Ansehen. Quinoa, das in Lima vor
zehn Jahren noch als Hühnerfutter galt, wird
heute in vielen Sorten angepflanzt und gilt
beim Mittelstand inzwischen als Delikatesse.
Acurio löste einen gesunden Wettstreit unter
den Restaurants von Lima aus. Er eröffnete
eine Kochschule, in der über 300 Kinder aus
benachteiligten Quartieren unterrichtet werden. Statt von einer Fussballkarriere träumen viele peruanische Kinder davon, Koch
zu werden. Auch wenn Vater Acurio anfänglich unzufrieden war, kann er jetzt stolz
sein: Sein Sohn verändert die Welt zwar nicht
als Politiker, aber dafür mit seiner Kochkunst.
|
deutscher Herkunft. 1994 eröffneten sie das
Restaurant Astrid & Gastón, das heute das
renommierteste Gourmetlokal in Lateinamerika ist. Alle haben schon mal eines der
Rezepte ausprobiert, die er regelmässig am
Fernsehen präsentiert. Viele Kleinbauern
konnten aus der Armut herauskommen, weil
Acurio ihren Mais oder ihre Chilischoten am
Bildschirm lobte. «Gastón hat uns Peruaner
gelehrt, stolz auf das Peruanische zu sein»,
hört man.
Der in Madrid und Paris in der klassischen Haute Cuisine ausgebildete Koch übertrug schon bald modernste Kochmethoden
auf die althergebrachten Rezepte seines
ENCORE!
fOtOs: iNEs MENaChO
A
ufderberühmten
HitparadevonSan
Pellegrino, dem
jährlichenRanking
der weltweit besten Köche, steht
Gastón Acurio auf
Platz 14 (zum
Vergleich: als bestklassierter Schweizer liegt
Andreas Caminada mit seinem Restaurant
Schloss Schauenstein im Graubünden auf
Platz 42).
Doch mehr noch als ein Koch ist der Peruaner ein Visionär. Essen ist für ihn eine Sprache, die mittels Leckerbissen vom Leben, von
der Vergangenheit und von der Zukunft erzählt. In seinem Refugium im Baranco, dem
Bohemequartier von Lima, heckt er neben
neuen Rezepten Ideen für Projekte aus, die
Perudynamischermachensollen.Sosolljedes
seiner Restaurants die Patenschaft für eine
Schule übernehmen und dafür sorgen, dass
dort ein Gemüsegarten angelegt wird. Kinder
ab fünf Jahren sollen kochen und die Pfeiler
einer ausgewogenen Ernährung lernen.
Damit möchte Acurio die Mangelernährung
eindämmen. Auf seinem Laptop zeigt er ein
Video über einen der beiden Schulgärten, die
bereits im Entstehen sind: Ein Koch harkt ein
frisch angelegtes Stück Garten und Kinder
mischen einige Monate später selbst gezogene Tomaten zu einem Salat. Ein Pilotprojekt,
das von der Landesregierung gefördert wird.
In ganz Peru ist Acurio populär wie ein
Rockstar. Selbst im abgelegensten Dorf hoch
in den Anden kennt man ihn. Gern erzählen
einem die Leute mit Verschwörermiene, dass
dieser Mann nach dem Willen seines Vaters
in die Politik hätte gehen sollen, es aber vorzog, seiner Leidenschaft für gutes Essen zu
frönen und die Vorlesungen an der UniversitätvonMadridzuschwänzen,umsichindie
Kochkunst einweihen zu lassen. Das war in
den 1980er-Jahren. Acurio kehrte in die
Heimat zurück, zusammen mit seiner jungen Frau Astrid Gutsche, einer Konditorin
15
porträt
kreative Vielfalt. Der Stil ist anders. Ceviche
passt zur lateinischen Mentalität, zu Festen,
zu Leuten, die laut reden und lachen.
Sie wollen nächstes Jahr in Santa
Maria bei Lima eine Universität für
Gastronomie eröffnen. Wird dort das
eigentliche Kochen zweitrangig sein?
Absolut. Dort wird Anthropologie gelernt,
um fremde Kulturen und die eigene zu verstehen. Es wird um Umweltfragen, um Landwirtschaft, um Wirtschaftssysteme gehen.
Und natürlich um Biologie und Chemie als
Grundlage. Man muss über die Wirkungen
jeder Zutat gründlich Bescheid wissen. Auf
dem Lehrplan steht weiter klassische und
zeitgenössische Kunst, der Sinn für Schönheit, dann Musik, um einer kulinarischen
Geschichte Rhythmus zu verleihen. Und
Literatur. Erst dann wird kochen gelernt.
Ist diese Hochschule eine Ergänzung
der Kochausbildung, die Sie seit 2007
für benachteiligte Kinder anbieten?
Die Universität möchte Studenten aus aller
Weltanziehen.DieKochschuledagegenistfür
Kinder,diesonstkeineChanceaufeineArbeit
inderGastronomiehätten.Natürlichkönnen
die Besten später an die Universität gehen.
für sein Herbstmenü
liess sich das Res­
taurant astrid & gastón
von den italienischen
Einwanderern Perus
inspirieren. auf dem
Bild eine raffinierte
Version von kartoffeln
nach genueser art mit
Pinienmilch und
knochblauch­Basili­
kum­Creme.
Können Sie die Philosophie Ihrer Küche
in einem Satz zusammenfassen?
Kochen ist für mich ein Akt des Teilhabens.
Ich will die Produkte und Rezepte nicht bloss
dazu benutzen, mich aufzublasen, meine
Gerichte sollen höheren Zielen dienen.
Meine Projekte in Sachen Ernährung sollen
gelingen. Heute zieht die gastronomische
Szene Perus – Köche, Produzenten, Fischer –
am gleichen Strick. Wir arbeiten zusammen,
ehrlichundmitgegenseitigemRespekt.Diese
Einstellung vermittelt unseren Gästen ein
zugleich geschmackliches wie kulturelles
Erlebnis. Darin liegt das ganze Geheimnis.
Die moderne
Küche ist fähig,
starke Gefühle
bei den Gästen
zu wecken
Peru erlebt eine Phase des Wachstums
und unglaublicher positiver Energie. Es
heisst, dass das auch an Ihnen liege.
die Reichen sind und die Armen in schäbigen
Kneipen abgespeist werden, ist überholt.
Jeder hat es verdient, gut zu essen.
Die Branche hat diese Bewegung des Selbstvertrauens lanciert. Sie hat als Erste die Angst
und Wut der Menschen bekämpft, indem sie
in den letzten 10 bis 15 Jahren auf unsere
eigenen Traditionen und Produkte setzte.
Wir Küchenchefs haben den anderen Branchen ein Beispiel gegeben. Unsere Botschaft
lautet: «Wir können nur Erfolg haben, wenn
alle Menschen, die an unserem Projekt beteiligt sind, ebenfalls Erfolg haben.» Nur so
konnte Lima zur kulinarischen Hauptstadt
werden, weil wir alle zusammenarbeiteten.
Wir gingen zu den Produzenten. Viele dieser
Bauern sind in den Anden tätig, sehr arm und
wurden in den letzten 500 Jahren als Menschen zweiter Klasse behandelt. Sie erwarteten von uns nicht Geld, sondern Respekt.
Diese Geschichte haben wir unseren Konsumenten erst im Nachhinein erzählt. Den
Leuten war nicht bewusst, dass Peru sich
noch immer wie eine Kolonie verhielt und
nur das schätzte, was aus dem Ausland kam.
ENCORE!
|
gENuss 2013
Anfangs pflegte auch Ihr erstes Restaurant Astrid & Gastón die klassische französische Küche.
16
Wie wird das alles finanziert?
Das hatte ich gelernt. Aber schon bald wollte ich nicht nur für einige reiche Menschen
kochen. Mir missfiel zudem, wie die Globalisierung den Geschmack gleichschaltet, mit
ihren Kleiderläden- und Restaurantketten.
Ich hatte Lust, meine Gäste zur Entdeckung
von Peru einzuladen. Dank des einzigartigen
Nebeneinanders verschiedener Klimazonen
wächst bei uns alles: 3000 Sorten von
Kartoffeln, Mais in allen Farben. Dazu der
Reichtum an Fischen, die Vielfalt kultureller
Einflüsse, die sich im Laufe verschiedener
Einwanderungswellen vermischt haben.
Das Essen kann viel über unser Land vermitteln. Es liegt an uns, das in unseren
Restaurants zu nutzen.
Sie haben Lokale in allen Preisklassen.
Mir geht es nicht nur ums Gastgewerbe.
Auch der kleine Sandwichstand an der Ecke
muss Teil der Bewegung sein. Die Ansicht,
dass die innovativen Spitzenrestaurants für
An welcher geschmacklichen Über­
raschung arbeiten Sie im Moment?
DiesenHerbstfeiernwirmitmeinemDegustationsmenü die Einwanderer aus Italien. Fast
in jeder Familie hier gibt es einen Grossvater,
der vom Abschiedsschmerz, der Hoffnung,
der Integration spricht. Mein Menü macht
diese Gefühle über den Gaumen erlebbar.
Der erste Gang, Schinken und Käse, wird
in einem kleinen Koffer serviert und weckt
Erinnerungen an Italien. Beteiligt waren
25 Personen: Historiker, Musiker, Köche,
Fotografen und ein Künstler, der besonderes Geschirr entworfen hat.
Das ist nicht mehr bloss Küche, das ist
ein kulinarisches Spektakel.
Ja, heute schaffen die Köche überraschende
Erlebnisse, die starke Gefühle wecken. Das
Grundziel bleibt, köstliches Essen zu bieten.
Wenn Sie die Küche Perus in einem
einzigen Gericht darstellen müssten,
welches wählen Sie?
Ceviche, den rohen Fisch in einer Sauce aus
Zitrone, Chili und Koriander. Das ist wie
euer Fondue, ein Gemeinschaftserlebnis.
Hat es sich mit der Zeit verändert?
Die Zubereitung hat sich radikal geändert. Als
ich klein war, wurde es um 10 Uhr morgens
vorbereitet, damit man es um 13 Uhr essen
konnte. Es wurde drei Stunden in Zitronensauce mariniert. Heute bereitet man Ihnen
ein frisches Ceviche im Handumdrehen zu.
Früher ging man davon aus, dass der Fisch
nicht ganz frisch ist, die Zitronensauce sollte das überdecken.Die Sauce heute dient
nur als Geschmacksverstärker.
Gesund, abwechslungsreich, delikat –
die Küche Lateinamerikas liegt im
Trend. Löst Ceviche das Sushi ab?
Schon möglich, dass es weltweit ein Klassiker fürs schnelle Mittagessen wird. Sushi
und Ceviche können aber auch koexistieren,
sie teilen das Gebot absoluter Frische, die
Ich habe einen Partner, der sich um die finanzielle Seite und die Vermarktung kümmert,
während ich an Neuheiten tüftle. Seit kurzem
haben wir einen Finanzpartner aus Dubai,
der die Aufsicht führt und uns anspornt, vor
allem auf dem Gebiet des Umweltschutzes.
Kochen Sie überhaupt noch selber?
Dauernd. Auch wenn wir nicht am Herd stehen, kochen wir Chefköche Geschichten, die
später auf den Teller kommen. Ich bin sehr
aktiv auf Twitter und habe viele Follower.
Ich schreibe «recetweets», oft während ich
im Stau stehe. So verbreite ich meine Ideen.
Das ist wahres Kochen. Viele Leute benutzen diese Rezepte.
Sie betreiben 40 Restaurants in aller
Welt, von Madrid bis New York, mit
350 Angestellten. Wie geht das?
Man könnte problemlos 1000 Restaurants
betreiben, solange man den Prinzipien
treu bleibt: Eingekauft wird bei Kleinbauern,
diewirregelmässigtreffen,wirkennenunsere
Kundschaft und kochen mit Kindern der
benachbarten Schule. Wenn jedes Team sich
andieseGrundsätzehält,istmeinZielerreicht.
Selbst unter einem gemeinsamen Signet wie
Chicha, wo die Restaurants die lokalen
Gerichte pflegen und unterschiedliche
Menükarten haben, vertraue ich meinen
Küchenchefs. Sie ihrerseits rufen mich an,
wenn sie Zweifel haben. Das funktioniert.
Nächstes Jahr eröffnen Sie ein Restaurant in London. Dort gibt es kaum Bauern mit peruanischen Gemüsesorten.
Auch dort werde ich mit den Lokalprodukten arbeiten. Einige Zutaten nehme ich dann
aus Peru mit. Auch japanische Restaurants
kommen nicht ohne Wasabi aus. Um den
Gerichten eine peruanische Seele zu verleihen, genügen vier Gewürze: Aji amarillo
(gelber Chilipfeffer), Rocoto (scharfer roter
Chili), Aji panca (getrockneter Chili) und
Huacatay (Tagetes minuta, ein Kraut aus den
Anden). Und der Nationalschnaps Pisco.
Welche Rolle spielt Ihre Frau?
DieHauptrolle.Zurzeitaberengagiertsiesich
für die Entwicklung der Schokoladenindustrie in Peru. Hier wachsen seltene Arten von
Kakaobohnen, die sich bislang in den Kokapflanzungen versteckten. Mittlerweile decken sich die grossen Chocolatiers aus aller
Welt bei den Bewohnern des Amazonasbeckens ein. Meine Frau versucht, das
Knowhow der Fabrikation zu verbreiten und
hat eine lokale Schokoladenmarke lanciert.
Was wollen Ihre Töchter Ivalu und Kiara
werden?
Ivalu,19,wirddieHotelfachschuleinLausanne
beginnen. Derzeit arbeitet sie mit uns, um zu
lernen. Kiara, 17, möchte Kunst studieren, um
eine andere Dimension einzubringen.
das BuCH
die kochbücher von
gastón acurio wurden
noch nicht übersetzt.
sein letztes Werk,
«Edén.pe» (Latino
Publicaciones, Lima),
enthält wunderschöne
Bilder. der Chefkoch
stellt mit 20 anderen
starköchen die Vorzei­
geprodukte Perus vor.
fOtOs: MaRiNa gaRCía BuRgOs, iNEs MENaCHO (REzEPt)
auf dER
kaRtE
fotos: Marina García BurGos, ines Menacho
EIN GUTES BAUCHGEFÜHL BEGINNT IM MUND.
Fine Food steht für Spezialitäten
von erlesener Qualität aus der ganzen Welt. Wie beispielsweise das
Shortloin Eye of Irish Lamb. Sein
Für besondere Momente.
unverwechselbarer Geschmack ist
das Ergebnis traditioneller irischer
Schafzucht. Rezeptvorschläge unter:
www.coop.ch/finefood
ENCORE!
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gENuss 2013
zu tisch
18
kulinarische kunst
auserlesenes geschirr, alte gemüsesorten,
antike bilderrahmen und erde: lassen sie sich
von unserer genüsslichen tafel inspirieren
fotos & styling Aimée Hoving und PHiliPPe PAlmA
gENuss 2013
|
  Gemüse Aubergine Rotonda bianca sfumata di rosa – Geschirr Vase mit Blumenmuster Royal
Copenhagen kleine weisse schale in Form eines Kohls Schilliger – Bilderrahmen vom Flohmarkt
ENCORE!
  Gemüse rot-gelb gestreifte Tomate, Tomaten Berner Rose, Tomaten gezahnte Bührer-Keel – Gläser
(im uhrzeigersinn, von Aussen nach Innen und vom glas mit den drei Tomaten aus) schälchen Bubbles (mit Tomaten
gefüllt) Saint-Louis glas Triano Or Saint-Louis glas Kavali Christofle glas stella (etwas golden) Saint-Louis glas
garden (rosig) Sieger glas Excess Saint Louis Champagnerflöte Cosmos Saint-Louis glas (mit gold verziert)
Roemer Thistle Saint-Louis Champagnerflöte Thistle (schmal und golden) Saint-Louis schälchen Aurore (violett)
Theresienthal glas Feuille (mit einer Tomate) Theresienthal Champagnerflöte Tommy Saint-Louis schälchen
(mit zwei Tomaten) Theresienthal Mosaik Baccarat – Bilderrahmen Bologna, 16. Jahrhundert bei Pierre Berndt
19
ENCORE!
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gENuss 2013
zu tisch
20
Gemüse Forellensalat, weisse Aubergine - Geschirr serviettenring mit Hund und weisse Teekanne Manor
straussenei aus südafrika und weisser saucier Globus Rührstäbchen Rallye 24 und schwarzer Becher Rallye 24
Hermès serviette aus Leinen Schilliger gabel und Löffel in schwarz Mono weisser Cafeteria-Becher Jars weisser
Kerzenhalter Ferm Living Kaffeetasse und untertasse Taiga Bernardaud Tasse mit Pünktchen Marimekko
Kaffeelöffel in schwarz und in Weiss Perla Teller mit Hahnentrittmuster Sartorial - Bilderrahmen französisch, Louis
XIV aus dem 18. Jahrhundert bei Pierre Berndt
gENuss 2013
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ENCORE!
Gemüse Zucchini sultan, Picknick-gurke – Geschirr goldene gabel Ischia Schilliger Kristallglas (liegend) Baalbeck
und glas Excellence Saint-Louis goldener Teller und goldene untertasse Aegean Teller und untertasse Trésor
Turquoise Raynaud salzstreuer und serviettenring L’objet serviette mit goldenen Punkten Françoise Paviot –
Bilderrahmen vom Flohmarkt
21
22
g
O
é
g
PROduKTiON JOëllE KERCaN, aRT diRECTOR géRaldiNE duRa, POsTPROduKTiON ViViaNE HaMONiC
s
Gemüse steckrübe – Geschirr Kerzenständer Medor aus Kristall und kleiner ovaler Teller Rallye 24 Hermès
blaues glas Val Saint Lambert serviettenring Malia bei Touzeau Tablett Kaleido Hay – Bilderrahmen Florentin
aus dem 18. Jahrhundert bei Pierre Berndt
O O
ENCORE!
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gENuss 2013
zu tisch
genuss
schätze
aus der
Erde
Grüne Zebra und blauer
Schwede, SchwarZkohl und
Palmkohl: alte GemüSeSorten
werden neu entdeckt. der eiGene
Garten wird Zum StatuSSymbol
text karin oehmiGen
  
ob toskanischer
Kohl (oben rechts),
forellensalat (unten
links) oder gestreifte
Aubergine (unten
rechts): Alte gemüsesorten sind begehrt.
die genaue Bezeichnung finden sie auf
den seiten 16 bis 20.
|
züchteten Charlottes, Bintjes, Amandines.
Man muss kein ausgebildeter Sensoriker
sein, um zwischen einer mit Dünger gepushten Rispentomate und einer im Freiland
gezogenen grünen Zebra unterscheiden zu
können. Österreichs «Kaiser der Paradeiser», Erich Stekovics, macht jeden Sommer
die Probe aufs Exempel: Er führt Besucher
über seine Felder am Neusied lersee, auf
denen Hunderte von alten Tomatensorten
gedeihen – seine Saatgutsammlung umfasst
weit über 3000 Sorten –, lädt zum Schauen
und Kosten: von der Reise- und von der
Ananastomate, von der Borghese, die nach
Muskatweintrauben schmeckt und von der
Feuerwerk, die an russische Zwiebeltürme
erinnert. Mehr Überzeugungsarbeit braucht
es nicht: Die Führungen sind ausgebucht,
bevor sie ausgeschrieben sind.
Auch hierzulande werden die Vielfaltsmärkte, auf denen Pro Specie Rara den
Konsumenten die alten Gemüse- und
Früchtesorten schmackhaft macht, zu
Pilgerstätten für Feinschmecker und
Pflanzenfreunde. Allein der Setzlingsmarkt
auf Schloss Wildegg im Kanton Aargau wird
enCoRe!
foto und styling: Aimée Hoving, PHiliPPe PAlmA
Konsumenten werden radikaler
Schon heute laden Sortengärten dazu ein,
Acht-Wochen-Nüdeli und Haferwurzel,
gezackte Bührer-Keel und Steckrübe aus
nächster Nähe kennen zu lernen. Das Bewahren und Wiederansiedeln der alten
Sorten ist keine nostalgische Spinnerei. Ihr
Geschmack bereichert unseren Speiseplan,
ist eine Freude für den Gaumen. Wer einmal
eine Roosevelt gekostet hat, eine Parli oder
eine Vitelotte noire – alte Kartoffelsorten,
die Marcel und Sabina Heinrich auf ihrem
Biohof La Sorts in Filisur und auf 1000
Meter Höhe anbauen –, der versteht, warum
Köche wie Feinschmecker die raren Knollen
so heiss begehren: Ihr Aroma ist unübertroffen, kein Vergleich mit den en masse ge-
Das Gemüse
der Zukunft
kommt aus
den eigenen
Beeten
jährlich im Mai von über 12 000 Interessierten besucht. In den Städten pflanzen
junge Hobbygärtner alte Gemüsesorten auf
Garagendächern und in Hinterhofbeeten.
Und innovative Spitzenköche in aller Welt
haben Bohnen, Rüben und Tomaten zum
neuen Fleisch erhoben. Was sie in der
Küche virtuos zubereiten, wird im eigenen
Garten gezogen.
Die Vorstellungen und Ansprüche der
Konsumenten seien radikaler geworden, bestätigen die Autoren des aktuellen
«European Food Trends Report», herausgegeben vom Gottlieb-Duttweiler-Institut
in Rüschlikon bei Zürich. Ihr Fazit: Die
Menschen wollen «gesundes, frisches,
nachhaltig produziertes Essen, das gut
und echt schmeckt». Schon bei der letzten
Studie 2010 haben sie den «Beginn eines
neuen Essbewusstseins» ausgemacht – die
«zunehmende Sehnsucht, mehr über die
Nahrung zu erfahren und den undurchschaubaren Produktionsmechanismen der
Nahrungsmittelindustrie Eigeninitiative
und ein kritisches Bewusstsein entgegenzusetzen». Deshalb kommt auch das Gemüse
in Zukunft nicht mehr von irgendwoher,
sondern wird saisonal im eigenen Garten
geerntet oder zumindest beim Biobauern
auf dem Wochenmarkt bezogen.
Auch wenn die Zeit immer hektischer
wird und den Leuten während der Woche
kaum mehr Zeit zum Kochen bleibt – am
Wochenende, im Kreise der Familie, am
Tisch mit Freunden gehört Essen und
darüber reden zum neuen Statussymbol.
Und nur Essen, das Geschmack hat,
lohnt das Gespräch. Denn «Geschmack»,
sagt Paradeiser-Kaiser Erich Stekovics,
«erzählt auf die schönste Weise vom
Himmel.»
genuss 2013
g
ute kunde aus der
Heimat der Grande
Cuisine: «Der Grünkohl erreicht Frankreich», schreibt das
Magazin «Le nouvel
Observateur» und bemüht sich, den Immigranten zu beschreiben: «Gekocht erinnert er an Spinat. Roh
ähnelt er dem Wirz», und doch sei er weder das eine noch das andere. Grünkohl ist
eben Grünkohl beziehungsweise Federkohl,
wie die Deutschschweizer sagen – ein altes
Gemüse, das in Europa wie in den USA wieder an Boden gewinnt.
Alte Gemüsesorten feiern ein Comeback.
Sorten, deren Namen in unseren Ohren
wie Exoten klingen – grüne Zebra und
blauer Schwede, Portulak und Pastinak,
Schwarzkohl und Palmkohl –, stehen bei
Biobauern und Gourmets hoch im Kurs.
Viele haben den Einheitsgeschmack der globalisierten Lebensmittel satt, sind die uniformierten Gurken, die auf Schön getrimmten Tomaten und fadenamputierten Bohnen
leid. Sie wollen zurück zu den Wurzeln – zu
Pfälzerrüben und Topinambur, Schwarzwurzeln und Petersilienwurzeln, die als
Erste den Weg aus der Versenkung in die
junge kreative Küche fanden. Spitzenköche
verhalfen ihnen zu neuer Popularität.
Inzwischen bieten selbst Grossverteiler
wie Coop alte Gemüsesorten an. Doch
die Palette ist klein – sie umfasst nur ein
Minimum dessen, was auf den Feldern einst
gedieh. «Seit dem 19. Jahrhundert haben
wir rund 80 Prozent unserer Kulturpflanzenvielfalt verloren», schreibt die Stiftung Pro
Specie Rara, die sich für die Rettung der
Vielfalt und der alten, noch vorhandenen
Sorten starkmacht. Ein Lexikon wider das
Vergessen mit über 1200 Gemüse-Raritäten
ist in Arbeit und soll im Frühjahr 2014
erscheinen.
23
design
Bereits ein
Klassiker:
Die moderne,
minimalistische
Küche «Kora»
von Cesar.
in diesen Küchen
lässt es sich leicht leben
heute kocht man nicht mehr hinter geschlossenen türen. dank modernem, labor­
artigem küchendesign steht dem offenen experiment am herd nichts mehr im weg
encORe!
|
GenuSS 2013
d
24
as zarte blau der
Berberitze oder das
leuchtende Ocker von
Kurkuma:Inder herbst­
lichen Gewürzsaison
dominieren auch die­
ses Jahr wieder satte
Farben und schwere Aromen. Passend zur
sinnlichen Küche mit vielen internationalen
Einflüssen gab auch die Kücheneinrichtung
jahrelang ihr Statement ab, und in praktisch
jedem Designprogramm dominierten die­
se Kochinselmonolithen – oft in mattem
Schwarz. So gebaut, als wollten die Bewoh­
ner nie mehr woanders kochen. Die archai­
sche Feuerstellenoptik in der Küche, dem ste­
tig an Bedeutung gewinnenden Wohnraum,
wird dieses Jahr von einem Gegentrend flan­
kiert: der neuen Leichtigkeit.
Es ist die Koketterie mit dem Versteckten,
die den modernen, fast schon hybrid wir­
kenden Küchen eine neue Dimension von
Designaspekt vermittelt: Die Armaturen, die
Schubladen und andere Gerätschaften sind
nicht mehr auf den ersten Blick als solche
erkennbar. Der Designer Philippe Starck
war einer der Ersten, der verstand, dass
eine Küche der Generation 2.0 nicht mehr
zwingend wie eine Küche aussehen muss,
sondern dass beim Design das Verwischen
der Räume wichtig ist. Er machte sich stark
dafür, wegzukommen vom herkömmlichen
Raster und der klassischen Wand­zu­Wand­
Planung. Für den Hersteller Warendorf
lancierte er 2010 mit der Linie «Starck by
Warendorf» eine Art Baukastensystem
für einen fliessenden Übergang zwischen
Wohnen, Kochen und Essen. Damit setz­
te der Franzose einen wichtigen Trend im
Küchendesign, der auch farblich von erfri­
schender Leichtigkeit geprägt ist. Fast als
wollten diese einladenden, hellen Küchen
bei seinem Besitzer Berührungsängste ab­
bauen, sich darin unbeschwert zu bewegen,
frei drauflos zu experimentieren – und dabei
muss das zubereitete Mahl nicht einmal den
«Gault Millau»­Kriterien gerecht werden.
Das «Küchige» fällt weg
In Eis­ oder Gletscherweiss oder nudefar­
ben wirken die Küchen der Saison nicht
mehr dominant, sondern smart und mini­
malistisch gestaltet. Fast verströmen sie ein
wenig futuristisches Laborambiente: Die
Sideboards schweben über dem Boden. Die
Anrichte steht auf einer versteckten Sockel­
leiste, und auch die Wandgestelle haben an
Breite gelassen und sehen mit ihren maxi­
malen acht Millimetern federleicht aus.
Das wirkt in der Gesamtkomposition
zwar flüchtig, aber keineswegs unverbind­
lich. «Die Tendenz ist schon seit einer Weile
spürbar», bestätigt Katharina Bütler, Innen­
architektin HGKZ, die in Zürich für Boffi
arbeitet. Mit Boffi­Klassikern wie «K2» oder
«K14», aber insbesondere mit dem Modell
«On/Off» des Designers Alberto Colonello
ist der italienische Überflieger der Zeit be­
reits einen Schritt voraus. Das «modulare
System» wird einfach an die Wand mon­
tiert, die Höhe bestimmt der Bauherr. Beim
neuen Modell «K20», sagt Katharina Bütler,
falle «das ‹Küchige› sogar noch mehr weg»,
denn die Arbeitsplatten liegen unter den
Türen. Das wirkt schlank und elegant, wie
auch bei der 2010 bei Cesar Küchen aus
Italien eingeführten Serie «Kora». Das
von G. V. Plazzogna gestaltete System ist
schon drei Jahre nach Markteinführung ein
Klassiker geworden und sieht in der schi­
cken Mailänder Altbauwohnung genauso
gut aus wie im schwedischen Landhaus. Dies
vor allem, weil eine Küche wie «Kora» dem
Rest des Raumes oder des Hauses Platz gibt.
FOTOS: LeichT Küchen AG, pd
TEXT martina Bortolani
Die Küchen mutieren heute mitunter zum
Wohnraum. In den meisten offen gebauten
Wohnhäusern ist die Kochstelle der wichtigste Teil des Alltagsgeschehens. Und so
muss die Küche auch Seite an Seite mit moderner Kunst, Retroleuchten oder Kinderspielsachen optisch standhalten. Da kommt
es den Bewohnern entgegen, wenn Material
und Gestaltung per se nicht zu stark auffallen.
Persönliche Interiorakzente setzt man viel
mehrmitbunterKeramikodermiteinerLEDInstallation,diesimplesKüchenlichtzueinem
Spiel mit dem ganzen Pantonefächer macht.
Interior-Spezialistin Ruth Arber, die exklusiv
das Pariser Label Caravane vertreibt, weiss,
wie wichtig eine optisch zurückhaltende
Küche ist. Das «Akzentesetzen mit Textilien
und Farben» sei für den Konsumenten genauso wichtig wie der Designaspekt.
Bescheidenheit ist wohl auch ein Stichwort, ohne das diese Leichtigkeit nicht
auskommt. Zudem passt es gut dazu, dass
auch die neuen Küchen technisch zwar
Alleskönner sind, aber nicht mehr auf den
ersten Blick als solche erkannt werden
möchten. So sind die Arbeitsflächen eben
versenkt, der Stauraum versteckt und Armaturen nur noch auf Funktionalität reduziert. Boheme-Purismus ist das Schlagwort
der Stunde. Da ist viel geschehen in den
letzten Jahrzehnten. Die Hausfrau aus den
1960er- und 1970er-Jahren war noch stolz
darauf, alle ihre sperrigen Küchengeräte wie
Trophäen in der Küche auszustellen. Doch
heute unterliegen Statussymbole anderen
Gesetzen, und die DNA des Luxus ist anders
strukturiert. Es gilt gerade als chic, nicht
mehr zu zeigen, was man sich alles leisten
kann. Reduktion ist Understatement, übersetzt in den Küchenraum heisst das: Der
Betrachter soll den Gedankenreflex haben,
in dieser Küche sei alles wie «selbstverständlich» vorhanden.
Oder wie es, anhand einer Interiorliebesgeschichte, nicht schöner erklärt werden
könnte: Wenn die PR-Unternehmerin Barbara Hickl, die mit dem Architekten und
Designer Piero Lissoni, Kreativchef bei
Boffi, in ihrer Berliner Bohemian-Highendwohnung lebt. Hickl bemalte eines Tages die
reduzierte weissgraue Edelstahlküche spontan mit Pink – und die Küche sah immer
noch cool aus. Dann hat das einerseits mit
der langjährigen Liebe des Glamourpaars
zu tun, aber eben auch mit einem Küchendesign, das in seiner Einfachheit für die
Ewigkeit gebaut wurde. Sogar in Pink.
DISKRETE
KÜCHEN
 Dank den frei
schwebend Wandschränken und einer
auf Kufen ruhenden
Insel wirkt die Küche
«Classic-FS Topos»
von Leicht im offenen
Wohnbereich keineswegs störend.
 Mit dem
Monoblock-Küchensystem von Boffi kann
die Arbeitsplatte
der Küche «On/Off»
dank einer nach oben
schwenkbaren Falttüre
verdeckt werden.
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schweizer
weingüter
mit stil
schweizer winzer sind
auf der höhe der zeit. ihre
kellereien sehen gut aus und
sind technologisch spitze
text Pierre Thomas
fotos Denis emery unD Patricia Von ah / swisswine Promotion
10
Beim Weingut Gantenbein
sorgt die innovative
Fassade für Lichspiele
im Inneren der Kellerei.
RUBRIQUE
fOtOs: DENis EmERy uND PatRiCia VON ah / swisswiNE PROmOtiON
4
Cully, Waadt
neues werkzeug
für den Baron
Weinkellerei Louis-Philippe Bovard ist als Avantgardist des Waadtländer Weinbaus bekannt, musste
aber bis zu seinem 75. Geburtstag im Jahr 2010 warten, um seine neue Weinkellerei einzuweihen. Dieser
ist mit den modernsten Weinbaugeräten ausgestattet
und ergänzt das Labyrinth der Räume der Vinothek
Maison Rose. In dieser sind Trauben von etwa 20 Hektaren Anbaufläche eingelagert. Bovard ist der Gründer
des Conservatoire du Chasselas in Rivaz, der Baronnie
du Dézaley sowie der Arte Vitis, deren Ziel das Beste
für das Lavaux ist. Er ist ein leidenschaflicher Verfechter des Chasselas und empfiehlt mehrjährige Lagerungen und Reifungen im Fass. Ausserdem verzichtet Bovard teilweise auf die bei der Weinproduktion gängige
malolaktische Gärung. Sein Dézaley La Médinette ist
Teil der Schatzkammer des Schweizer Weins. Caspar
Eugster, sein neuer Önologe, arbeitete früher für die
Hess-Gruppe in Argentinien und wacht nun über die
Lavaux-Exoiten wie die Weissen Sauvignon und
Chenin und die Roten Syrah und Merlot.
Weingut Domaine Louis Bovard, place d’Armes 2, 1096
Cully, Telefon 021 799 21 25, www.domainebovard.com
Caves de Chambleau, 2013 Colombier,
Telefon 032 731 16 66, www.chambleau.ch
5
Lugano, Tessin
«krönung der
Verrücktheit»
Weinkellerei Bis 2009 hatte der heute 70-jährige
Tessiner Mario Botta in seinem Heimatkanton keinen
Weinkeller gebaut. Für die Weinkellereigentümerin
Lisetta Lucchini war diese Baustelle «die Krönung der
Verrücktheit»: Die Weinkellerei wurde in den Fels
gehauen, der im Barriquekeller immer noch zu sehen
ist. Der Bau besteht aus einem Metallgerüst, das mit
Granitsteinen aus dem Maggiatal bedeckt ist. Seit
2009 wird Lucchini von der jungen Tessiner Önologin
Cristina Monico unterstützt. Für gewöhnlich waren die
in luxuriösen Barriquefässern gereifen Merlot-Jahrgänge jeweils die Stars beim Grand Prix des Schweizer Weins. Im Jahr 2011 jedoch gewann der «normale»
Moncucchetto-Jahrgang 2009 dieses kleinen,
2,5 Hektaren grossen Weinguts diesen Preis. Nach
dem 18 Monate im Eichenfass (50 Prozent neu)
gereifen Riserva ist dieser «normale» Moncucchetto
der zweite Wein, der ein Jahr lang in Eichenfässern
gereif ist. Ein Schaumwein und einige weitere
Spezialitäten werden hier ebenfalls hergestellt.
Fattoria Moncucchetto, via Crivelli Torricelli 27, 6900
Lugano, Telefon 091 967 70 60, www.moncucchetto.ch
Weinkellerei Diese Weinbaugenossenschaf stellt
im Oberwallis aus der Weinlese der 45 Hektaren ihrer
550 Teilhaber etwas ganz Besonderes her. Hier steht
die Rebsorte Savagnin an erster Stelle, und die wächst
auf 1150 Meter über Meer in den höchstgelegenen
Weinbergen Europas. Savagnin wird im deutschsprachigen Wallis Heida und im französischsprachigen
Wallis Paien genannt. Der Önologe Alain Helmrich bietet seit drei Jahren einen einzigartigen Wein an. Dieser
wächst auf wurzelechten Rebstöcken und nicht auf
amerikanischem Holz, wie es weltweit verwendet wird,
um die Verbreitung der Reblaus zu verhindern. Der seltene Tropfen, der Teil der Schatzkammer des Schweizer
Weins (Mémoire des Vins Suisses) ist, reif seit dem
Jahrgang 2012 in einem eierförmigen Betonfass. Für
die Verkostung hat der Visper Architekt Franz Studer
einen Raum mit lokalen Materialien wie Lärchenholz
und Trockenmauerwerk konstruiert, eine gelungene
Mischung aus Tradition und Moderne.
St. Jodern Kellerei, Unterstalden, 3932 Visperterminen,
Telefon 027 948 43 48, www.jodernkellerei.ch
6
Flanthey, Wallis
ein ehrgeiziger
weinberg
Weinkellerei Zwischen Sitten und Siders befindet
sich die Weinkellerei von Joël Briguet. Während der
letzten 20 Jahre wurde das Weingut etappenweise
ausgebaut. Durch den diesjährigen Umbau konnte die
Produktionskapazität verdoppelt werden. Der neu gewonnene Raum wird für ein neues, ehrgeiziges Weinbauprojekt benötigt: den Weinberg Clos de Tsampéhro.
Mit der Unterstützung eines Genfer Investors wurden
auf 2,5 Hektaren Anbaufläche Weine allerhöchster
Qualität angebaut: ein Original Mousseux brut auf
Basis der Walliser Rebsorten Rèze, Heida und Petite
Arvine, ein Weisswein auf Basis der Rebsorten Rèze
und Heida, eine Cuvée aus Merlot, Cabernet Franc und
Sauvignon sowie ein Cornalin. An diesem Projekt ist
auch der Önologe Emmanuel Charpin beteiligt. Unter
dem traditionellen Label La Romaine haben Briguet
und sein Önologe Vincent Tenud ebenfalls eine raffinierte Auswahl an Weinen zusammengestellt, so der
Humagne Rouge Cuvée des Empereurs, der zur
Schatzkammer des Schweizer Weins gehört.
Cave La Romaine, route de Granges 124, 3978 Flanthey,
Tel. 027 458 46 22, www.cavelaromaine.ch, tsampehro.com
gENuss 2013
Gantenbein Wein, Martha & Daniel Gantenbein, Ausserdorf
38, 7306 Fläsch, Telefon 081 302 47 88,
www.gantenbeinwein.com
Weinkellerei Nachdem Louis-Philippe Burgat das
von seinen Vorfahren gegründete Weingut Prieuré in
Cormondrèche verlassen hatte, realisierte er 2005
einen Neubau in den Hügeln von Colombier inmitten
eines 5,5 Hektaren grossen Weinbergs. Hinter einem
Herrenhaus sind die Räumlichkeiten mit einer ebenerdigen Kellerei funktionell gehalten. Der Barriquekeller
liegt unterirdisch, wobei ein aufwendig gestalteter
Treppengang hinabführt. In diesem Keller entsteht in
einigen wenigen seltenen Fässern die renommierteste
aller Abfüllungen dieses Weinguts, der Pinot noir Pur
Sang (Teil der Schatzkammer des Schweizer Weins).
Das Weingut produziert wie alle in Neuenburg Chasselas. Der Blanche Loye, der auf Hefesatz gelagert in
Eichenfässern reif, wurde bei der letzten ChasselasWeltmeisterschaf in Aigle im Kanton Waadt mit der
Goldmedaille ausgezeichnet. Der Pinot noir wird nicht
nur in im Fass gereifen Versionen wie dem Pur Sang,
sondern auch als Œil de Perdrix (Roséwein) angeboten.
3
Visperterminen,
Wallis heida
in haute couture
|
Weinkellerei Seit 30 Jahren produzieren Martha
und Daniel Gantenbein in der Nähe des Dorfes Fläsch
den berühmtesten Pinot noir Graubündens, einen der
wenigen weltweit bekannten Schweizer Weine. Von
aussen betrachtet sieht der 2008 vergrösserte, über
zwei Stockwerke reichende Weinkeller spektakulär
aus. Auf einer Art «intelligenten Wand» wird bei Sonnenuntergang eine riesige goldfarbene Weintraube sichtbar. Einer der Architekten, Andrea Deplazes, Professor
an der ETH Zürich, hat zusammen mit zwei Informatikexperten eine Fassade aus 28 000 Ziegelsteinen
per Computer entworfen. Diese liessen sie danach von
Robotern bauen. Das Mauerwerk ist so konstruiert,
dass in der Kellerei konstante Temperaturen und
Sonnenlichtströme gewährleistet sind, was für die
Qualität des Weins wichtig ist. Die Architekten wurden
für dieses innovative Objekt international mit mehreren Preisen ausgezeichnet.
2
Colombier,
Neuenburg
pinot-hochburg
ENCORE!
1
Fläsch,
Graubünden
riesige weintraube
27
unterweGs
7
Saint-Pierre-deClages, Wallis
Gelungener Umzug
Weinkellerei Das Team des Weinguts von Michel
Boven, der nach der Weinlese 2010 starb, ist beson­
ders stolz auf seinen Ardévine. Der Rotwein ist aus
den Traubensorten Syrah, Merlot, Humagne und
Cabernet Sauvignon komponiert und reift ein Jahr im
Barriquefass. Aus den engen Gassen des Dorfes
Chamoson ist die Weinkellerei an den Rand von Saint­
Pierre­de­Clages umgezogen, wo Rachel Boven mit
ihren Kindern und der Unterstüzung des Önologen
Rodolphe Roux das Unternehmen weiterführt. Seit
kürzlich ergänzen ein Verkaufsbereich und ein Raum
zur Weinprobe die Kellerei. Boven, Absolventin der
Genfer Hotelfachschule Vieux­Bois, hat dafür den
Visper Architekten Franz Studer engagiert. Die Deko­
ration spielt mit den Farben Rot und Schwarz sowie
mit Holz und anthrazitfarbenem Stein. Darin können
rund 30 Weine des 15 Hektaren grossen Weinguts
verkostet werden. Dieser neue Ort trägt den Namen
«Espace Ardévine».
Cave Ardévaz SA, rue de l’Eglise 29, St-Pierre-de-Clages,
1955 Chamoson, Telefon 027 306 38 50, www.boven.ch
8
Berneck,
St. Gallen
Verschmelzung
Weinkellerei In 25 Jahren hat dieses Weingut mit
seinen 18 Hektaren Anbaufläche drei Phasen durch­
lebt. Die letzte im Jahr 2010 hat dazu geführt, dass
einer der modernsten Weinkeller der Schweiz ent­
stand. Der 56­jährige Kaspar Wetli senior hat sich im
italienischen Südtirol und in Österreich von der Wein­
bauelite inspirieren lassen. In einer Mischung aus Be­
ton und Holz verschmilzt das neue Gebäude mit der
Architektur des Dorfes, das sich in der Nähe von
St. Gallen befindet, und bricht dennoch mit der Tradi­
tion. Im Untergeschoss befindet sich ein Weinkeller
mit 200 Barriquefässern. Die Familie verarbeiten vor
allem rote Rebsorten. Dafür verwenden sie ein Drittel
Trauben ihrer eigenen Weinstöcke, ein Drittel wird
zugekauft und ein Drittel nach den Wünschen anderer
Winzer. Neben den für die Ostschweiz typischen rein­
sortigen Riesling­Sylvaner und Blauburgunder keltern
Wetlis auch Spezialitäten wie die Sélection, eine
Cuvée aus Pinot noir und Blaufränkisch.
Weingut Schmid Wetli AG, Tramstrasse 23, 9442 Berneck,
Telefon 071 747 90 90, www.schmidwetli.ch
9
Aran-Villette,
Waadt
Der Newcomer
Weinkellerei Wird die neue Sorte Ende Oktober aus­
gereift sein? Vincent Chollet, Sohn des 67­jährigen
Henri, freut sich über seine neuen Räumlichkeiten.
Zum ersten Mal befindet sich alles mit Ausnahme
eines Barriquekellers unter einem Dach. Hier werden
aus 24 Rebsorten 33 Weine produziert – Waadtländer
Rekord! Das im Herzen der Weinberge liegende savoy­
ische Haus aus dem 15. Jahrhundert wurde renoviert.
Auf zwei Hektaren Anbaufläche baut die Familie
Chollet insbesondere zwei neue Rebsorten an: eine
Kreuzung aus Gamaret und Nebbiolo und eine aus
Gamaret und Humagne. Die restaurierte Kellerei emp­
fängt die Kunden am Chemin du Graboz über den
Hügeln von Aran­Villette. Die Fertigstellung des Wein­
kellers bedeutet gleichzeitig einen Generationen­
wechsel; der 33­jährige Vincent lebt mit seiner Frau,
ebenfalls Önologin, vor Ort. Das Weingut ist mit einem
Mondeuse – eine autochthone savoyische Rebsorte –
in der Schatzkammer des Schweizer Weins vertreten.
Domaine Mermetus, Vincent Chollet, 1091 Aran-Villette,
Telefon 021 799 24 85, www.mermetus.ch
Schweizer Winzer wollen stets die Qualität
ihrer Weine verbessern und arbeiten mit
wegweisenden Architekten zusammen
Die Rioja­Weinkellerei Marqués de Riscal wurde
vom Stararchitekten Frank O. Gehry entworfen.
10
28
Weinkellerei Das Weingut Cru de l’Hôpital in der
Nähe von Murten ist ein 40­jähriges Gebäude aus
rohem Beton am Fusse des Mont Vully. «2008 wurde
es renoviert und kundenfreundlich ausgestattet», sagt
der Önologe des Weinguts Christian Vessaz. Fast die
Hälfte der produzierten Weine der zehn Hektaren gros­
sen Weinberge wird vor Ort verkauft: Die Kunden kön­
nen den Wein verkosten und den Barriquekeller, früher
eine Garage, besichtigen. 2009 wurde die Anbauflächen
auf biodynamischen Weinbau umgestellt. Er setzte
nicht nur auf eine Einzellagenauslese des Chasselas,
sondern auch auf Weisswein­ oder Rotweinspezialitä­
ten. Sein Traminer (Name des Gewürztraminers in
Vully) steht auf der Liste der Schatzkammer des
Schweizer Weins. Anfang dieses Jahres hat Vessaz
eine Variante auf den Markt gebracht, die von den
alten Weinbergen stammt und im Barriquefass gereift
ist. Unter den Rotweinen bietet er auch einen zwei
Jahre im Barriquefass gereiften Gamaret­Malbec an.
Cru de l’Hôpital, Domaine de la Bourgeoisie de Morat,
route du Lac 200, 1787 Môtier-Vully,
Telefon 026 673 19 10, www.cru-hopital.ch
Grosse Architekten für grosse Weine
Von bekannten Architekten mass­
geschneiderte Bauten sind für gro­
sse Weingüter, die mitunter mehre­
re 100 Hektaren umfassen, eine in­
ternational beachtete Visitenkarte
und verleihen ihnen auch ein archi­
tektonisches Renommee. So haben
namhafte Architekten für Bordeaux­
Schlösser Bauten entworfen:
Bernard Mazières hat einige der an­
gesehensten Kellereinen (Yquem,
Petrus, Latour und Mouton­Roth­
schild) entworfen, Jean Nouvel war
für das Château La Dominique tätig,
Alberto Pinto für das Château Pavie,
Christian de Portzamparc für das
Château Cheval­Blanc, Norman
Foster für das Château Margaux,
Philippe Starck für das Château les
Carmes Haut­Brion (für 2015 vor­
gesehen) und der Schweizer Mario
Botta für das Château Faugères.
Ausserhalb des Bordelais hat Mario
Botta das Weingut Petra in der tos­
kanischen Maremma entworfen,
während Herzog & de Meuron in
Kalifornien (Weingut Dominus) ge­
baut haben. Spanien besitzt zahl­
reiche «Öno­Monumente» wie die
Bodegas Portia in der Ribera del
Duero, die von dem im Château de
Vincy im waadtländischen Gilly an­
sässigen Briten Norman Foster ent­
worfen wurde, oder die von San­
tiago Calatrava geschaffenen Wel­
lenformen von Ysios in der Rioja,
unweit von Elciego, wo Frank O.
Gehry mit der Weinkellerei Marquès
de Riscal den musealen «Bilbao­
Effekt» verlängerte. Der portu­
giesische Architekt Alvaro Siza
Vieira hat die Quinta do Portal im
Douro­Tal sowie die Weinkellerei
Adega Mayor im Alentejo entwor­
fen. Sowohl im Norden (Kalifornien)
als auch im Süden (Argentinien,
Chile) Amerikas besitzen grosse
Marken imposante Weinkeller. In
China hat Sako Architects die
Weinkellerei Asterisk Winery in
Form eines Sterns entworfen.
fOtOs: DENis EmERy / swisswiNE pROmOtiON, pD
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Ich packe meinen
Koffer und nehme
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… eine Zahnbürste …
Ich packe meinen
Koffer und nehme
mit …
… eine Zahnbürste und Zahnpasta …
Ich packe meinen Koffer und nehme mit …
… eine Zahnbürste, Zahnpasta und ein
Buch …
Beim Packen für die Wochenendreise ist
es mir wieder eingefallen dieses simple
Gedächtnisspiel mit dem ich als Kind die
gähnende Langeweile auf Autofahrten
vertreiben konnte. Diesmal sollte es einen
anderen Zweck erfüllen und mich vor der
sich anbahnenden Panik bewahren. Denn die
stellt sich jeweils, trotz Reisevorfreude,
zuverlässig ein sobald es ans Packen geht.
Meine lästige Angst vor dem leeren
Koffer rührt daher, dass ich mehr als gut vorbereitet sein will. Ich nehme so ziemlich alles
mit, was mich zu Hause durchs Jahr rettet.
Selbst wenn ich mich innerhalb Europas
bewege, wo alles, was vergessen ging,
vermutlich nachzukaufen wäre. Aber eben
nur vermutlich. Und wer will schon am Ende
der Ferien alles doppelt zuhause haben?
Die Macke hat auch ihr Gutes: Wer mit
mir reist, schätzt es, sich um nichts als seine
Siebensachen kümmern zu müssen. Schliesslich habe ich ja bereits für alle Fälle vorgesorgt. So findet sich nebst Pflastern, Taschentüchern und Sonnencreme stets auch ein
Regenschirm in meinem Handgepäck. Sicher
ist sicher.
Mein grünes Herz schlägt für allerlei weitere sinnvolle Reisehelfer, die ich beim FairShop von Helvetas und Rrrevolve entdeckt
habe:
… ein Notizbuch aus handgeschöpftem
Papier
… eine Taschenlampe zum Kurbeln
… ein Ladegerät mit Solarbetrieb
… biologisch abbaubare Flipflops
… eine Bambus-Sonnenbrille
… Badetücher aus Biobaumwolle
… einen Seidenschlafsack
… hübsch verpackte Fairtrade-Kondome
… Max Havelaar-geprüftes Trockenfutter
… ein Taschenmesser aus heimischem Holz
Auf der Einkaufsliste stehen ausserdem:
eine Reise-Yogamatte aus Naturkautschuk
von Manduca, auf der sich auch bei Regen
die Sonne grüssen lässt. Dazu eine Tasche
aus wiederverwerteten Saristoffen (bei
Beyondyoga). Und für meine Freundin, die
ihren Hund dabei hat, gibt es ein Öko-Reisebett, mit dem das gute Tier unterwegs wie
auf Wolke sieben schläft (bei Torquato).
Ich packe meinen Koffer und nehme
mit … Das Spiel zeigte tatsächlich nachhaltig
Wirkung: Dank der mantramässigen
Aufzählung des Kofferinhalts konnte ich
dieses Mal beim Packen kinderleicht Ruhe
bewahren.
co /
SAINT-LOUIS
www.saint-louis.com
touzeau arts de la table rue du rhône
65, Genf www.touzeau.com
SARTORIAL
pierre berndt Grand-rue 34/36, Genf
SASKIA DIEZ
www.saskia-diez.com
SCHILLIGER
avenue krieg 1, Genf
www.schilliger.com
SCOTCH & SODA
www.scotch-soda.com
SELECTION CHOCOLATIERS
www.selection-chocolatiers.ch
SIEGER www.sieger.org
THERESIENTHAL
www.theresienthal.de
VAL SAINT LAMBERT
www.val-saint-lambert.com
VELT www.velt.ch
VERSACE
www.versace.com
VILLEROY & BOCH
touzeau arts de la table
rue du rhône 65, Genf
www.touzeau.com
YVES SAINT LAURENT
www.ysl.com/ch
ss
o
tip's Grand-rue 19, Genf
www.tips-geneve.ch
NIKE
www.nike.com
OLIVER PEOPLES
www.oliverpeoples.com
bei www.mrporter.com
OPI
www.opiswiss.ch
PERLA
bei Globus www.globus.ch
PIERRE BERNDT
Grand-rue 34, Genf
www.pierreberndt.ch
RAG & BONE
bongénie Grieder, bahnhofstrasse 30, ZÜrich
www.bongenie-grieder.ch
RAYNAUD
www.raynaud.fr
aux arts du feu
alpenquai 28, luZern
www.auxartsdufeu.ch
REPOSSI
www.repossi.com
RHODES
schilliger, avenue krieg 1, Genf
www.schilliger.com
ROYAL COPENHAGEN
www.royalcopenhagen.com
s / co
c
è
G
informationen, adressen (arche-höfe)
und setzlinge für alte Gemüsesorten:
www.prospecierara.ch
infos zu alten Gemüse:
www.coop.ch/prospecierara
bezugsquellen für alte kartoffelsorten:
www.christandl.ch; www.kartoffeltaxi.ch
bezugsquellen für alte Gemüsesorten
sind auch die schweizer Wochenmärkte:
daten und orte über:
www.marktkalender.ch
frische frucht im büro:
www.sylvainandco.ch
buchtipp: «blaue schweden, Grüne
Zebra, roter feurio – alte sorten neu
entdeckt» von Martin Weiss, albi von
felten, at-verlag, 74 franken
so
bezugsquellen
/
fidelio Münzplatz 1, ZÜrich
www.fideliokleider.ch
ESTÉE LAUDER
www.esteelauder.ch
FERM LIVING
www.fermliving.com
FIDELIO
Münzplatz 1, ZÜrich
www.fideliokleider.ch
FRANÇOISE PAVIOT
www.francoise-paviot.com
GLOBUS
www.globus.ch
HAMILTON
www.hamiltonwatch.com
HEREND
www.herend.com
aux arts du feu
alpenquai 28, luZern
www.auxartsdufeu.ch
HAY
www.hay.dk
HERMÈS
bahnhofstrasse 31, ZÜrich
www.hermes.com
ITTALA
www.ittala.com
tip's, Grand rue 19, Genf
www.tips-geneve.ch
JARS
www.jarsceramistes.com
bei allen Manor-filialen
www.manor.ch
KILIAN
www.bykilian.com
osswald parfumerie,
bahnhofstrasse 17,
ZÜrich www.oswaldparfum.ch
LANCÔME
www.lancome.ch
LEICHT
www.leicht.com
LE PIGEON VOYAGEUR
www.pigeon-voyageur.ch
L’OBJET
www.l-objet.com
aux arts du feu alpenquai 28,
luZern www.auxartsdufeu.ch
TOUZEAU ARTS DE LA TABLE
rue du rhône 65, Genf
www.touzeau.com
MANOR
www.manor.ch
MARC JACOBS
www.marcjacobs.com
MARIMEKKO
www.marimekko.com
MONO
www.mono.de
o os
34
ACNE
www.acnestudios.com
fidelio, Münzplatz 1, ZÜrich
www.fideliokleider.ch
ADIDAS
www.adidas.ch
AEGEAN
aux arts du feu, alpenquai 28,
luZern www.auxartsdufeu.ch
ARAMIS
osswald parfumerie, bahnhofstrasse 17,
ZÜrich www.oswaldparfum.ch
ARMANI
www.armani.com
AUGARTEN
aux arts du feu, alpenquai 28,
luZern www.auxartsdufeu.ch
AQUA DI PARMA
www.acquadiparma.com
BACCARAT
www.baccarat.com
pierre berndt,
Grand rue 34/36, Genf
www.pierreberndt.ch
BAND OF OUTSIDERS
www.bandofoutsiders.com
BERNARDAUD
www.bernardaud.fr
BLACK&BLAZE COFFEE
ROASTING COMPANY
www.blackandblaze.com
BERNARDAUD
www.bernardaud.fr
touzeau, rue du rhône 65, Genf
www.touzeau.com
BOFFI
www.boffi.com
BORSALINO
www.borsalino.com
bongénie Grieder, bahnhofstrasse 30, ZÜrich www.bongenie-grieder.ch
BOSS
www.hugoboss.com
BREITLING
www.breitling.com
BUCHERER
www.bucherer.com
BURBERRY
ch.burberry.com
CESAR
www.cesar.it
CHRISTOFLE
www.christofle.com
COMME DES GARÇONS
www.comme-des-garcons-parfum.com
DIOR
www.dior.com
DSQUARED2
www.dsquared2.com
fotos: pd, aiMée hovinG stylinG: philippe palMa
encore!
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Genuss 2013
Adressen
meine welt
4
5
1
3
2
6
lang Lang
kindisch, aber ich mag Angry Birds (4). In
SüdfrankreichlernteichzufälligdenEntwickler kennen, ein richtig sympathischer Typ.
ote turnschuhe, zerzaustes
Haar, freches Lächeln: Lang
Lang sieht nicht aus wie ein
klassischer Pianist, eher wie
der der nette Typ von nebenan, mit dem man einen Abend verbringen
möchte. Das 31-jährige Talent hat seine
Person zur Marke gemacht und wirbt mit
seinem Namen für etliche Unternehmen.
Eines seiner Anliegen ist es, die klassische
Musik unter Jugendlichen populärer zu machen, etwa als Vorsitzender der Montblanc
Cultural Foundation.
rückt zu und her: Ich durfte auswählen, was
ich wollte. Zurück in New York erwarteten
mich sieben riesige Kleiderkartons.
Sie haben aber schöne Turnschuhe!
Die Carnegie Hall in New York, die Londoner Royal Albert Hall und die Berliner Philharmonie. Ich mag grosse Säle, in denen der
Ton zu schweben scheint. In Genf habt Ihr
einen kleinen Saal, die Victoria Hall (3), mit
einer ebenfalls unglaublichen Akustik.
MeineMutter,diemirhilft,mitbeidenBeinen
auf dem Boden zu bleiben. Mein Sony-Handy
Xperia Z habe ich auch stets dabei, und bis vor
kurzem auch meine Transformerfiguren (5).
Sie haben die Musik für ein Videogame
komponiert. Spielen Sie oft?
Sie mögen vor allem Fussball, richtig?
IchbinFanvon Barça, dem FC Barcelona (8)
Die sind von Nike, ich habe sie in allen Farben.
Ich sollte eigentlich Adidas-Sneakers (1)
tragen–dasschwarz-goldeneModell mit meinem Namen. Ich finde, auch elegante Schuhe vertragen etwas Farbe, etwa Dunkelblau.
Auf der Bühne tragen Sie einen Frack,
was ziehen Sie privat an?
Giorgio Armani (6) sponsert mich. Bei mei-
nem letzten Besuch in Mailand ging es ver-
Tragen Sie eine Uhr beim Spielen?
Während der Übungsstunden ja, aber nicht
bei Konzerten. Eine Uhr macht mein Handgelenk schwerer. Bei wichtigen Anlässen trage ich meine Montblanc Nicolas Rieussec
Chronograph Open Date (2). Ein Geschenk,
es gibt nur 50 Exemplare davon, darauf bin
ich sehr stolz.
Welches ist Ihre Lieblingskonzerthalle?
Weniger als auch schon, ich habe meine PSP
gegen mein Handy getauscht. Ist zwar etwas
8
Ihre nicht klassischen Lieblingsmusiker?
Die provokante Lady Gaga (7), Adele,
Justin Timberlake, Paul McCartney.
gENuss 2013
R
7
Wo fühlen Sie sich zu Hause?
Mein Zuhaus sind New York und Peking. Ich
bin aber alle zwei Tage an einem anderen Ort.
In London mag ich das Langham Hotel (9)
– etwa weil es meinen Namen beinhaltet?
Was nehmen Sie auf Reisen mit, um
sich wie zu Hause zu fühlen?
sowie von Bayern München und von
Manchester United.
|
text isabelle mercier
ENCORE!
fOtOs: fRaNk MENtha/villE dE gENèvE, fabRiCE dall'aNEsE / CORbis OutliNE, alEssaNdRO luCiONi/iMaxtREE, pd
fOtOs: pd, aiMéE hOviNg styliNg: philippE palMa
das einstige wunderkind aus china ist
einer der besten pianisten seiner zeit und
wird in asien als superstar gefeiert. in
london trug er das olympische feuer
9
35