AIDA LUNA°Atlantik
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AIDA LUNA° Atlantik Kreuzfahrer sind auch Se(h)fahrer: Gedränge an Deck beim Auslaufen der Aida Luna aus dem „Big Apple“. 16 °azur.de 1/2013 Foto: Susanne Schaeffer New York, New York Die Aida Luna fuhr fast 6000 Kilometer entlang der Küste Nordamerikas und zu den Inselparadiesen Bahamas und Bermudas. Eine ganz besondere Atlantik-Kreuzfahrt zu sieben Destinationen in zwei Wochen. 1/2013 azur.de 17 ° AIDA LUNA° Atlantik Die Bermudas sind trotz britischer Traditionen auch karibisch angehaucht und verzücken mit ihren Zuckerbäcker-Villen, die sich aber nur Reiche wie Hollywood-Star Michael Douglas leisten können. Willkommen auf den Bahamas, genauer in Nassau auf New Providence. Der Leuchtturm steht jedoch auf dem gegenüber liegenden Paradise Island, weiter hinten das legendäre Hotel Atlantis. Fotos: Susanne Schaeffer (2), Aida Cruises (2) Fröhlich farbenfroh angemalte Badehäuschen am bewachten Strand von Miami Beach (Florida). Das berühmte Art-déco-Viertel mit dem Ocean Drive (rechts) liegt gleich hinter der Promenade. 18 °azur.de 1/2013 1/2013 azur.de 19 ° AIDA LUNA° Atlantik Saubere Südstaaten-Idylle an der Promenade von Charleston (South Carolina). Hier darf während der Liegezeit auch keine laute Musik an Deck gespielt werden – damit sich die Bürger nicht gestört fühlen. In endlosen Reihen stehen die weißen Holzkreuze auf dem Militärfriedhof von Arlington, der sich gleich neben Washington D.C. auf der anderen Seite des Flusses Potomac befindet. Fotos: Susanne Schaeffer (2), Aida Cruises (1) Auf dem Ausflug nach Cape Canaveral (Florida) kann man nicht nur die Startrampen sehen, sondern im 4D-Kino auch den Astronauten über die Schulter blicken. 20 °azur.de 1/2013 1/2013 azur.de 21 ° AIDA LUNA° Atlantik Tausende sind bis Mitternacht unterwegs: Am Times Square auf dem Broadway macht die Stadt, die niemals schläft, ihrem Mythos alle Ehre. 22 °azur.de 1/2013 nach Steuerbord, da nähert sich Miss Liberty, die ihre Fackel heroisch in ein kitschiges Abendrot streckt. Und schon sind wir vorbei. Ein letzter Blick übers Heck zum hinter uns liegenden, funkelnden Lichtermeer New Yorks, der Stadt, die niemals schläft. Bye-bye bis in 13 Tagen, wenn die Aida Luna wieder hier ankommt. Ein Bilderbuch-Auslauf war das, einzigartig, der Traum jedes Kreuzfahrers. Es sollte ein erstes von vielen Highlights einer außergewöhnlichen Kreuzfahrt sein. Fast 6000 Kilometer entlang der amerikanischen Atlantikküste mit Stopps in Baltimore, Charleston, Port Canaveral, Miami sowie in den Inselparadiesen Bahamas und Bermudas liegen vor den 2226 Gästen, darunter über 200 Kinder und Jugendliche. Doch vor diesem anspruchsvollen Programm haben die Gäste bei einem ersten Seetag Gelegenheit, die anstrengende Anreise aus Europa, das langwierige Einreiseprozedere in die USA, den Jetlag und einen ersten Tag mit einer Übernachtung auf dem Schiff in New York zu „verdauen“. Dieser Overnight war ein idealer Start: So konnten die meisten bei Sonne und angenehmen 20 Grad die wichtigs- ten Sehenswürdigkeiten abhaken oder das tun, was man in ganz USA so gerne tut: shoppen. Bei ruhiger See lässt sich das Schiff entdecken: Die Aida Luna gehört zur neuen Sphinx-Klasse der Aida-Flotte, die mit der Aida Diva 2007 ihre Premiere feierte. Das Herzstück dieser Schiffe ist das bisher auf Kreuzfahrtschiffen einzigartige „Theatrium“, das sich mittschiffs über die drei Decks 9 bis 11 erstreckt. Das Besondere: Es ist kein abgeschlossener und dunkler Saal, sondern ein einem Atrium nachempfundener Raum mit Tageslicht durch beidseitige Glasfronten zum Meer. Die üblichen Stühle sind hier Sitzbänke, wie wir sie von einem Amphitheater her kennen. Das Theatrium ist deshalb auch viel mehr als eine Showbühne. Es ist ein belebter Marktplatz, ein Szenetreff von früh bis spät und für vielerlei mehr. Hier ist rundum die Uhr was los: Ausflugspräsentationen, Lektorate, Auktionen, öffentliche Proben der Künstler. Das Theatrium ist zudem ein Knotenpunkt im Schiff, eine Kreuzung, durch die jeder Gast unweigerlich durch muss. Ob ins Restaurant „Weite Welt“ auf Deck 10, an die angrenzenden Buchungscounter für Ausflüge oder Sportaktivi- B Foto: Susanne Schaeffer iese Skyline von Manhattan badet im warmen Gold der untergehenden Sonne. Hoch, höher, am höchsten! 5752 Wolkenkratzer, mehr hat nur das brasilianische São Paulo, zeichnen sich glitzernd vor der glasklaren Silhouette eines wolkenfreien Blaus ab – streichholzschmale, bullig breite, bleistiftspitze, dreieckige, treppenstufige, runde, halbkreisförmige. Aus Stahl, Backstein, Marmor, Beton und immer wieder mit gigantischen Glasfassaden. Mittendrin in Midtown ragt New Yorks Wahrzeichen für Aufbruch nach der Depression vor knapp 90 Jahren heraus: Das bis zur Plattform 381 Meter hohe Empire State Building ist seinen Titel als höchstes Gebäude der Stadt wieder losgeworden. Der Freedom Tower auf dem Ground Zero hat bereits wieder 420 Meter Höhe, bis Anfang 2014 werden es bei 104 Stockwerken 541 Meter sein. Doch schon jetzt beherrscht der Koloss die Kulisse von Downtown. Die Aida Luna hat ihn frontal im Visier, die letzten Sonnenstrahlen spiegeln sich in der WolkenkratzerFront aus Glas. Die Gäste rennen altimore, 300 Kilometer vom offenen Meer entfernt an der riesigen Chesapeake-Bucht gelegen. Nebel und Nieselregen zur Begrüßung. Nicht weiter tragisch, denn fast alle wollen gleich nach dem Frühstück weg von hier. Die Stadt in Maryland ist das Tor nach Washington D.C. 60 Minuten Fahrt sind es bis in die Hauptstadt der USA. Wer noch nie hier war, sollte eine organisierte Bustour mit deutschem Führer mitmachen. Nur so lassen sich die knappen Stunden sinnvoll mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten füllen und das großzügig ausgelegte politische Zentrum der USA überhaupt bewältigen. Denn allein die National Mall, ein riesiger Park mit Museumsmeile, hat eine Länge von 3,2 Kilometern. Führerin Sigrid Müller aus Bayern, seit 45 Jahren im Land, kann die ihn flankierenden Museen und Regierungsgebäude im Westteil sowie die beeindruckenden Denkmäler im Ostteil nur im Vorbeifahren zeigen. Doch für einen ersten Überblick reicht die Busfahrt aus. Erster Stopp ist Arlington Cemetery. Der Militärfriedhof, auf der anderen Seite des Potomac River im Staat Virginia gelegen, hat riesige Dimensionen. Reihenweise schlichte weiße Holzkreuze säumen die grünen Hügel. Fast 350.000 Soldaten haben hier ihre letzte Ruhestätte. Überraschend unprätentiös das Grab von John F. Kennedy und Frau Jacqueline Onassis: eine zwischen mehrere in den Boden eingelassene Steinplatten mit einer Ewigen Flamme. Dann folgt ein Fotostopp vor dem schmiedeeisernen Zaun des eher unscheinbaren Weißen Hauses. Die Führerin: „Sie kennen es sicher nur von der anderen Seite, der Rückseite. So wird es nämlich im Fernsehen immer gefilmt.“ Seit mehr als 200 Jahren wohnt und arbeitet hier der mächtigste Politiker der Welt. Der derzeitige, Barack Obama, sei aber gerade nicht da, so verrät Sigrid Müller, sonst würde ein Wachmann am Eingangsportal stehen. Offiziell heißt die Riesenvilla mit ihren 132 Räumen erst seit 1901 „White House“, seitdem nämlich die strahlend weiße Farbe die Außenfassade ziert. „Seit dem 11. September 2001 dürfen nur noch wenige Auserwählte nach monatelanger Anmeldung und Wartezeit hinein“, so die Führerin weiter. Zu denen gehören wir definitiv nicht. Die Mittagspause im Besucherzentrum des Capitols, wo es eine typische US-Cafeteria gibt, sollte man unbedingt nutzen, um durch einen unterirdischen Gang in die Library of Congress zu gelangen. Die Bibliothek ist mit einem Bestand von 113 Millionen die zweitgrößte der Welt. Prunkstück ist das im italienischen Renaissance-Stil gehaltene Jefferson-Gebäude und hier der Haupt-Lesesaal mit seiner 50 Meter hohen Kuppel. Die einstündige Capitol-Tour beginnt mit einem Film über die US-Geschichte. Dann führt uns ein Guide durch restaurierte Räume wie das frühere Repräsentantenhaus und den früheren Saal des Obersten Gerichts. Z weiter Seetag: Das Wetter mal sonnig, mal wolkig, sehr schwül-heiß. Die See ruhig. Handtücher werden gegen eine Kaution von 15 Euro pro Stück auf dem Pool-Deck ausgegeben. Jeder findet ein Plätzchen auf einer Liege. Jeder lebt seinen Rhythmus. Und so hat sich auch in den vier Buffet-Restaurants der Andrang der ersten beiden Tage ein wenig gelegt. Bis auf eine Stunde am Mittag und Abend kann man sowieso immer seinen Hunger stillen. Die zum Club-Konzept passenden Self-Service-Restaurants mit den vielen runden Achter-Tischen sind Kontaktbörse und Info-Station in einem. Denn wer will, kommt hier leicht ins Gespräch. Tausendfach bewährt der Klischee-Einstieg: über frühere Kreuzfahrten – mehr als die Hälfte sind Aida-Repeater –, Aida-Schiffe, Routen, Plus- und Minuspunkte. Eine Familie aus Karlsruhe outet sich in der bunten Runde: „Wir haben diese Tour vor genau einem Jahr schon mal gemacht.“ Offensichtlich mit positivem Fazit. Sie teilen bereitwillig ihre Tipps aus ihrem exklusiven Erfahrungsschatz mit den „Neulingen“. So wandert der Aida-Gast von Mahlzeit zu Mahlzeit von Tisch zu Tisch und legt sich neben Kilokalorien auch ein stetig zunehmendes Polster an Wissen, Gesichtern, Namen zu. Weniger kommunikative Individualisten mit höherem Service-Anspruch sollten in eines der drei Spezialitäten-Restaurants ausweichen. Übrigens fehlt auch eine Minibar auf den Kabinen. Der ▼ D täten wie Biking, Tauchen und Golf, zur Kunstgalerie, ins Casino und in Shops wie den Blumenladen „Blütenmeer“. Drumherum gruppieren sich Bars, Spieltische und Loungeliegen mit TVs und Blick aufs Meer. Im Theatrium hat der Club-Charakter der Aida-Schiffe seine stärkste Ausprägung erhalten. Das Konzept zeigt sich auch in den Titeln der Führungscrew. So stellt sich bei der Begrüßung am ersten Abend auf dem Pool-Deck der 33-jährige Sebastian Barbon als Club-Direktor vor. Er ist nach Kapitän Hanjo Müller (51) der wichtigste Mann an Bord. Barbon: „Ich bin verantwortlich für die Bereiche Hotel, Entertainment und Landausflüge. Bei anderen Reedereien heißt diese Position Hotel-Direktor.“ Vom Club-Ambiente zeugen auch die vielseitigen Unterhaltungsangebote von Tanzkurs bis Schreibwerkstatt, die abendlichen Aida-Shows, Gastauftritte von Comedians, Sängern und anderen Künstlern. Wer auf eine Aida geht, will sich amüsieren und tanzen – und das open end. Die „Anytime Bar“ ist die beliebte Diskothek für Jung und Alt und spielt sich an Motto-Nächten durch die Hit-Jahrzehnte. Legendär sind auch die Pool-Partys mit Tanz unterm Sternenhimmel inklusive Lasershow. 1/2013 azur.de 23 ° New York Ausschnitt Baltimore USA AIDA LUNA° Atlantik 0 Charleston 24 °azur.de 1/2013 Straße. Hier spaziert, posiert, fährt jeder, der reich, berühmt, liebesdurstig, erlebnishungrig ist – oder gewöhnlicher Kreuzfahrttourist und einfach nur neugierig. auch 6000 Alligatoren. Gefährlich sind sie nicht wirklich, dafür die ebenso hier lebenden Schlangen. Nur ein kleiner Teil des 567 Kilometer großen Geländes ist öffentlich zugänglich.“ Wir fahren zu den entfernten Abschussrampen und der riesigen Montagehalle, in der die Raumfähren zusammengebaut und von dort aus auf einer Schienenstrecke zum Startplatz befördert werden. Gigantische Ausmaße, die imponieren. Aussteigen können wir dann am Besucherzentrum, was sich als Mix aus Freizeitpark, Museum und Forschungszentrum erweist. Schon von Weitem sichtbar ist der Raketengarten mit seinen historischen Raketenmodellen. Im IMAX-Theater schaut man in einer 3D-Brille den Astronauten im Weltall über die Schulter – sehr real! Enttäuschend dagegen ist die 4D-Simulation eines Space Shuttle-Starts. Mehr als eine Schüttelmassage mit mächtig viel Krach ist es nämlich nicht. Dafür lohnt der Blick ins Apollo/Saturn 5-Center, wo Originalnachbauten einer Saturn 5Rakete, einer Apollo-Kommandokapsel und einer Mondfähre warten. A lle sind froh, wieder an Bord zu sein, denn ein heftiger tropischer Regenguss hat die Ausflügler bei der Rückkehr zum Schiff überrascht und in Sekunden durchnässt. Ein Besuch des Spas und/oder der Saunalandschaft bietet sich an. Neben dem Schwerpunkt Ayurveda-Behandlungen gibt es aber auch Innovatives wie das Spa-Paket „Frauenpower“, eine anregende Massage mit warmen Muscheln. 343 Kilometer bis Miami. Am mit 2,5 Millionen Passagieren zählenden und damit größten Kreuzfahrthafen der Welt macht die Aida Luna an diesem Sonntag neben nur zwei weiteren Megalinern fest. South Beach lässt sich für 20 Dollar per Taxi oder mit dem Hop on and off-Bus erreichen. Ziel ist der Ocean Drive, die Flaniermeile zwischen der 5. und 15. D as bekannteste Straßencafé ist das News Cafe, in dem sich neben dem Lesen von internationalen Zeitungen und Zeitschriften das bunte Treiben aus erster Reihe beobachten lässt. Natürlich sollte man auch die rund 800 restaurierten Art-décoHäuser bewundern. Während der „Exposition Internationale des Arts Décoratifs“ 1925 in Paris präsentiert, eroberte dieser ursprünglich als Einrichtungstrend gedachte Stil schnell halb Europa und setzte auch Akzente im Baustil. Die in South Beach bevorzugte Form bezeichnet man als „Tropical Art Déco“. Wer sich an den Fassaden in fröhlichen Pastellfarben mit Ornamenten, steinernen Augenbrauen verzierten Fenstern, mal rund, mal eckig, und Neonröhren satt gesehen hat, sollte aufs Rad steigen: Die Rent a Bike-Stationen befinden sich zwischen Ocean Drive und dem herrlich breiten Strand – einfach Kreditkarte durchziehen, Fahrrad nehmen. Für fünf Dollar die Stunde radelt man anschließend die parallel zum Strand verlaufende Promenade hoch und runter. Auch die Bike-Ausflügler sind – allerdings ab Schiff – unterwegs. Alternativ brettern die Aida-Gäste mit flachen, so genannten Airboats mit überdimensionierten Propellern durch die Sumpflandschaft der Everglades. Sie werden während der Tour leider von einem Regenguss überrascht und triefnass. Die Städtetour wird zur Inseltour: In ruhigem Fahrwasser geht es nun weiter 359 Kilometer auf die Bahamas, genauer nach Nassau. Bacardi-Feeling – von 1961 bis 2008 wurde hier der beliebte Rum in der Bacardi Distillery hergestellt. Bei 30 Grad und Sonne heißt das Tagesprogramm aber nicht trin- ▼ N ach 859 Kilometern erreicht die Aida Luna pünktlich um neun Uhr bei 28 Grad Außentemperatur und angenehmer Brise Charleston in South Carolina. Wahrlich ein Kontrastprogramm zu der kühlen Polit-Atmosphäre des mondänen Washington. „La Belle of the South“ wird ihrem schönen Beinamen voll gerecht. Durch die pittoreske Postkarten-Idylle der historischen Altstadt, vorbei an insgesamt 1500 bestens restaurierten, pastellbemalten Antebellum-Villen mit ihren gepflegten Gärten, flaniert man entweder gemütlich zu Fuß oder per Pferdekutsche. Wer genau hinschaut, wundert sich über die unübliche Bauweise der Häuser: Die zumeist Stadtresidenzen früherer reicher Plantagenbesitzer stehen mit der schmalen Seite zur Straßenfront, die imposanten Eingänge wenden sich zum seitlichen Garten hin. Eine Veranda, wie man sie aus der Karibik kennt und die hier Piazza genannt wird, öffnet sich mit einer Seitenpforte zur Straße. Grund hierfür war die koloniale Abgabenordnung der Engländer, die die Grundsteuern nach der Breite der Straßenfront festlegte. In das prächtigste Haus am Platz, das Calhoun Mansion mit seinen 35 Zimmern und Originalvertäfelungen aus dem Jahre 1876, sollte man auch einen Blick werfen. Im Heyward-Washington-Haus von 1770 spürt man Geschichte: Thomas Heyward, Sohn des Plantagenbesitzers und Erbauers Daniel Heyward, gehörte zu den Mitunterzeichnern der Unabhängigkeitserklärung. Sogar George Washington hat hier eine Zeit lang gewohnt. In die Zeit des „Weißen Goldes“ zurückversetzt fühlt man sich auf der außerhalb liegenden Boone Hall Plantation aus dem 18. Jahrhundert, wohin ein Aida-Ausflug führt. Baumwolle wird hier heute aber nicht mehr geerntet, dafür Pecannüsse, Erdbeeren, Tomaten und Pfirsiche. Die Eichenallee erkennen viele wieder. Woher? Sie diente als Kulisse für den Klassiker „Vom Winde verweht“. Auch die TV-Serie „Fackeln im Sturm“ wurde auf der Plantage gedreht. Vor dem Auslaufen lässt Kapitän Hanjo Müller dreimal das Typhon ertönen. Nicht ganz so lang, wie sonst der Abschiedsgruß der Kreuzfahrtschiffe üblich ist. Hintergrund: „Wir haben sehr strenge Auflagen in den USA zu befolgen, die von Bundesstaat zu Bundesstaat außerdem variieren können“, erklärt der Rostocker, der seit 1977 zur See fährt. „In Charleston dürfen wir beispielsweise nur die laut SOLAS notwendigen Töne abgeben.“ Die drei langen Abschiedstöne gehören nicht dazu. Eigentlich hätte er also gar nicht hupen dürfen, hat aber ein wenig geschummelt. „Da wir beim Ablegen rückwärts fahren mussten, habe ich den Knopf für dieses auch nötige Signal von drei kurzen Tönen einfach ein bisschen länger gedrückt.“ Auch von Durchsagen und lauter Musik an Deck wollen die South Caroliner nicht belästigt werden. Zum Leidwesen junger Erwachsener darf in den USA auch bis 21 Jahre kein Alkohol innerhalb der 12-Meilen-Grenze an Bord ausgeschenkt werden. Port Canaveral, 544 Kilometer weiter gen Süden. Nur ein Katzensprung ist es vom Hafen zum berühmten Weltraumbahnhof. 23 Busse warten am Terminal, denn natürlich wollen die meisten Gäste dorthin. Doch alles ist gut organisiert, so dass wir pünktlich zum 30 Minuten entfernten Merritt IslandGelände starten. Die englischsprachige Führerin Caroll unterwegs: „Schauen Sie in die Kanäle am Wegrand, in diesem Naturreservat leben Foto: Susanne Schaeffer, Infografik: www.AxelKock.de für AZUR Kreuzfahrtgast soll sich in den öffentlichen Räumen aufhalten – und konsumieren. Noch lieber säße man übrigens auf den herrlichen Terrassen am Bug, wenn die ollen grauen Kaffee-Kanister aus Plastik nicht ein Schandfleck fürs Auge und der Inhalt ein Ärgernis für den Gaumen wäre. 500 km USA Atlantischer Hamilton Bermudas Ozean G o lf vo n M e x i ko Port Canaveral Miami Nassau Bahamas Entlang der Ostküste der USA bis nach Miami Die schönsten Ziele am und im Atlantik – mit den Bahamas und Bermudas. New York (New York State) Acht Millionen Einwohner. Früher das Eingangstor in die Neue Welt. Auf Ellis Island gegenüber Manhattan war die Einreisebehörde für Immigranten. Von 1892 bis 1954 wurden hier ca. 12 Millionen abgefertigt. auch als „Space Coast“ vermarktet. Alternativ: Vergnügungspark Magic Kingdom (9 Std./119 Euro) oder Universal Studios (9 Std./115 Euro). Baltimore (Maryland) 650.000 Einwohner. 1729 gegründet, einer der wichtigsten Seehäfen der USA. Weltweit bekannt für seine John Hopkins-Universität (Medizin). Sehenswert: World Trade Center, höchstes fünfeckiges Gebäude der Welt, Baltimore Museum of Modern Art mit der weltweit größten Matisse-Sammlung. Charleston (South Carolina) 120.000 Einwohner. Sehenswert: Boone Hall Plantation, Magnolia-Plantage (jeweils 4 Std./65,50 Euro). Kulinarik: Südstaaten-Longdrink „Planters Punch“ aus Rum, Zucker und Zitronensaft. Cape Canaveral (FLORIDA) 10.000 Einwohner. 1670 zu Ehren des englischen Königs Charles II. (Charles Town) gegründet. Attraktion: John F. Kennedy Space Center (Ausflug: 5 Std./67,95 Euro), weshalb sich die Region Das berühmte News Cafe am Ocean Drive. MIAMI (FLORIDA) 482.000 Einwohner. Touren in die Everglades, z. B. inkl. Fahrt mit dem Propellerboot (3,5 Std./55,50 Euro). Biking-Tour 35 km (4,5 Std./ 59,95 Euro), Hop on and off-Bus: 35 Euro. Das Art Déco Welcome Center bietet Touren durchs Viertel an (90 Min./20 Dollar). Restaurant: News Cafe am Ocean Drive. NASSAu (Bahamas) 211.000 Einwohner auf der Insel New Providence, eine von rund 700 Inseln. Nur 30 sind bewohnt sowie mehr als 2400 so genannte Cays, winzige Inseln aus Sandbänken oder Korallenriffen. Geografisch zählt die Inselgruppe zu Mittelamerika. Tipp: Schnorchel-Safaris. Souvenirs: Handgeflochtenes aus Stroh vom Straw Market direkt am Pier. Hamilton (Bermudas) 1500 Einwohner. Hauptstadt der Bermudas (68.000 Einwohner), einer Gruppe von 150 Koralleninseln im Atlantik 1000 Kilometer vor der US-Küste. Bermuda ist die älteste Kolonie Englands (seit 1684), Staatsoberhaupt die englische Königin, vertreten durch den Generalgouverneur. Sehenswert: Royal Naval Dockyard, Touristenattraktion mit Shops, Glasbläserei und der Bermuda Rum Cake Company. Souvenir: Rumkuchen (15,95 Dollar). Währung US-Dollar. Bermudas: Bermuda-Dollar (BMD). 1 BMD = 0,70 Euro. US-Dollar wird akzeptiert. REISEzeit Frühjahr oder Spätherbst, dann ist die Hurrikanzeit vorüber. Schwül-heiß kann es aber trotzdem noch sein, subtropische Regenschauer inklusive. Lesetipp Florida, Marco Polo, 11,99 Euro. Infos www.discoveramerica.com 1/2013 azur.de 25 ° AIDA LUNA° Atlantik 26 °azur.de 1/2013 N ach 1520 Kilometern erreicht die Aida Luna die Bermudas. Wir liegen auf Reede, vermutlich in der Nähe eines der rund 400 Schiffswracks, die das berühmt-berüchtigte Bermuda-Dreieck in den letzten Jahrhunderten verschluckt hat. Komisches Gefühl. Vielen Gästen ist das unbequeme und zeitaufwändige Tendern lästig. Über 30 Minuten Fahrt sind es bis zum Hafen in Hamilton, die Schlangen vor der Gangway lang. Kapitän Müller: „Wir müssen leider laut Vorschrift exakt hier ankern.“ Zwei große USMegaliner besetzen nämlich schon die Pier im Royal Naval Dockyard. Doch der Aufwand lohnt: Pastellfarbene Häuser mit ihren stufigen Kalksteindächern, die das kostbare Regenwasser sammeln und über Rohre in die Tanks im Keller laufen lassen, säumen die Hügel. Very British sind die Bermudas. Very special die Herren in ihren Bermudas mit Kniestrümpfen und Sakko. Very expensive. Ein Apartment kostet mindestens 400.000 Dollar. Das Steuerparadies mit neun Golfplätzen ist auch ein Schnorchelparadies, und viele Aida-Gäste gehen auf Glasbodenboots-Tour oder tauchen selbst ab, sind aber nur mäßig begeistert von den Korallenriffen. 1311 Kilometer bis New York. Ein windiger, aber sonnig-warmer Tag auf See wartet auf die Urlauber. Um 19.30 Uhr vorm Abschiedscocktail trübt eine unverhoffte Verkündung des Kapitäns im „Theatrium“ die sonnige Laune: Die Aida Luna kann erst dreieinhalb Stunden später als geplant am nächsten Tag in New York anlegen, da die Carnival Glory dort wegen eines medizinischen Notfalls deren Liegeplatz blockiert. Alles wurde von Seiten der Crew versucht, die Situation zu retten, doch umsonst. Große Aufregung. Alle Ausflüge und Pläne müssen neu terminiert werden, und die verbleibenden Stunden schwinden weiter: Die dortige erneute Immigration in die USA – da das Schiff auf den britischen Bermudas, also im Ausland, war – wird je nach Gast zwischen ein bis vier Stunden „fressen“. Große Enttäuschung. Doch der nächste Tag wird ein unerwartetes Geschenk: Über dem Schiff schwebt glockengleich ein entspannter Frieden. Eine friedliche Stille. Eine stille Entspanntheit. Das erste Mal auf dieser Reise. Irgendwie sind nun alle zur Ruhe gekommen. Die Gäste. Die See. Gestochen scharf ist die Sicht, der Freedom Tower in 90 Kilometer Entfernung bereits zu erkennen. Zwei Stunden später steht jeder am Bug und bestaunt andächtig das Panorama von Manhattan. Die Stadt ist bereits aufgewacht. Oder gar nicht erst zu Bett gegangen? Wie auch immer, die Kreuzfahrer haben eine weitere (schlaflose) Nacht in der Metropole. Erst am nächsten Tag fliegen sie zurück – mit Koffern voller neuer Eindrücke, Freunde, Fotos. Text: Susanne Schaeffer Nachtrag: Die Gäste dieser Reise hatten Glück, denn nur zwei Wochen später wirbelte Hurrikan „Sandy“ die Ostküste und damit den Reiseplan der Aida Luna tüchtig durcheinander: Kein Overnight in NY, sondern Abreise schon am Sonntag wegen Hafenschließung, kein Stopp in Baltimore, zwei Drittel der Gäste konnten erst in Miami an Bord. Wer mit dem Segway durch die US-Städte düsen will, muss vorher an Bord einen Kurs belegen und den Führerschein machen. Ein himmlisches Clubschiff für jedermann Die Aida luna präsentiert das bewährte Rundum-Konzept, jedoch ohne allzu viele All-inclusive-Leistungen. schiff Die Aida Luna ist ein gutes Mittelklasse-Schiff mit ClubCharakter, vielseitigem Sportund Unterhaltungsangebot sowie guter, gehobener Küche für ein breiteres Publikum zu bezahlbarem Preis. Allerdings: Zwar kann man seine Lieblingsbeschäftigung auf See finden, muss dann aber bei vielen Angeboten auch zuzahlen. Bei einem 3:1-Verhältnis von Gast zu Crew ist der Service zwar gut, aber es fehlt z. B. das Personal für Kabinen-Service zweimal pro Tag. Bordwährung: Euro. ReedereI Fotos: Susanne Schaeffer (2), Aida Cruises (2) ken, sondern abtauchen und abkühlen. Entweder beim Schnorcheln und Baden per Ausflugsboot auf die Privatinsel Blue Lagoon oder an einem der überall öffentlichen Strände. Oder einen „Scooter“ mieten und sich den Fahrtwind um die Ohren wehen lassen. Das geht auf diesem Karibik-Island sogar unbürokratisch ohne Führerschein. Direkt am Pier bekommt man sie für 80 Dollar pro Tag, kann so durch die Inselhauptstadt fahren, beispielsweise das Fort Fincastle, eine Festung von 1793, erreichen oder den 38 Meter hohen Wasserturm, von dem man einen tollen Blick aufs Schiff, die Stadt und hinüber nach Paradise Island hat. Dorthin geht’s für einen Dollar Mautgebühr über eine Brücke, und schon ist man am Hotelkomplex Atlantis mit seiner Wasserlandschaft, den Stränden und dem Meeresaquarium. Wer mag, kann noch einen original karibischen Strohhut, frisch geflochten sozusagen auf dem Straw Market direkt gegenüber vom Schiff am Pier, erstehen. Oder in einem der Hafenrestaurants ein paar Conch Fritters probieren. Das Fleisch dieser Muscheln ist hier eine absolute Spezialität. Keine karibische, sondern eine Latin Party steigt abends auf dem Pool-Deck. Und die ist nicht nur wegen der lauen Temperaturen richtig heiß: So bombig ist die Stimmung, dass der DJ bis weit nach Mitternacht Tanz-Hits spielt. Zwei Tage über den Atlantik mit 5000 Meter Wassertiefe unter uns folgen diesen vier ereignisreichen Landtagen. Zeit zur Erholung. Das Wetter spielt nur bedingt mit. Wolken und der ein oder andere Regentropfen verkürzen die Zeit an Deck. Dafür schwitzt mancher beim Spinning, Aerobic oder auf dem Crosstrainer im Fitness-Studio, schmökert in der stillen AidaLounge am Bug. Abends bietet sich ein entspanntes Dinner im Spezialitäten-Restaurant „Rossini“ oder im „Buffalo Steak House“ an. Ein Bummel durch Charleston führt vorbei an unzähligen Kunstgalerien und Antiquitätenläden. Die Aida Cruises (Rostock) mit derzeit neun Schiffen gehört zur weltgrößten Carnival Group. 2013 kommt die Aida Stella, 2015 und 2016 ein neuer Schiffstyp. Die Aida Luna ist nach Aida Diva (2007) und Aida Bella (2008) das dritte Schiff der neuen Sphinx-Klasse, zu der auch die Aida Blu (2010), Aida Sol (2011) und Aida Mar (2012) zählen. (17,5 bis 23 m2), 18 Suiten (24 bis 44 m2). Anteil Außenkabinen: 65 Prozent (666), davon mit Balkonen 69 Prozent. Alle mit Flatscreen mit TV, Bad mit Dusche. Achtung: nur Hair- und Bodyshampoo. Regulierbare Klimaanlage. Safe, Bademantel. Keine Minibar. gastronomie Sieben Restaurants. Vier BuffetRestaurants inklusive: „Markt Restaurant“ (frische Küche, zwei Essenszeiten, 18 und 19.30 Uhr), „Weite Welt“ (asiatisch/ international), „Bella Vista“ (italienisch), „Pizzeria Mare“ (bis 24 Uhr). Wasser, Softdrinks, Bier/Wein, Kaffee/Tee hier zu den Mahlzeiten inklusive. Gegen Aufpreis: Gourmet-Restaurant „Rossini“ (Menüs ab 29,50 Euro), „Buffalo Steak House“ (à la carte), „Sushi Bar“. Elf Bars, z. B. „Time Out Bar“ mit Wellness-Drinks. service Aufmerksam, freundlich, meist Filipinos im Service und in der Kabine, die alle Englisch und immer besser Deutsch sprechen. Trinkgeld: inklusive. sport & wellness kabinen 1025 insgesamt, davon 359 innen (13,5, m2), 209 außen (14,5 bis 16,5 m2), 439 mit Balkon Drei Swimmingpools, zwei Whirlpools. Joggingparcours. Fitness-Studio mit seitlichem Meerblick. Kurse wie Spinning, Aerobic. Gegen Gebühr: Yoga, Pilates. Spa (2300 m2) mit Ayurveda-Schwerpunkt (z. B. Ganzkörper: 80 Min./119 Euro), Wellness-Oase (15 Euro/ Tag). Friseur, Beauty-Salon. Outdoor-Sportfeld, Shuffleboard, Tischtennis, Dart. SchnorchelVerleih (8 Euro/Tag). bordprogramm Exklusive Abend-Shows vom Aida-Show-Ensemble, PoolPartys, Lasershows, LEDLeinwand auf dem Pool-Deck. Kunstgalerie mit Auktionen, Workshops (z. B. Tanzen, Kochen), Billard/Airhockey (je 1 Euro/Spiel), 4D-Kino (ab 6,40 Euro). Bibliothek (Literatur/Spiele kostenfrei zum Ausleihen). Blumenshop „Blütenmeer“, Fotoshop Urlaubs-DVD „Land in Sicht“ (59 Euro), Fotos (ab 6 Euro). WiFi (z. B. 0,39 Euro/ Min., 17,95 Euro/Std.). Guter Kinderclub mit Animation. Teens-Ausflüge (teils mit Kostenbeitrag). shopping Aida-Bordshop mit AidaKollektion, Designer-Kleidung, Juwelier, Parfümerie, Kosmetik. AusflugsangeboT Sightseeing-Fahrten, Sportund Aktivtouren (Biking, Schnorcheln). Segway-Touren mit Führerschein (Kurs: 29,95 Euro). Transfers für individuelle Exkursionen zum Beach/ Stadtzentrum. publikum Deutschsprachig. Familien mit Kindern, Paare, Singles. Durchschnittsalter: ca. 43 bis 52 Jahre je nach Saison. DRESSCODE Sportlich-leger tagsüber, abends zwanglos. Kein Kapitänsdinner. Motto-Abende in der Disco. Preisniveau Ab 70 Euro pro Tag. ★★★ AIDA LUNA Schiff13,6 Kabinen 8,5 Gastronomie 11,4 Service 8,6 Sport & Wellness 8,9 Bordprogramm 7,8 Ausflugsangebot 9,0 GESAMT Punkte 67,8 Bordsprache: Deutsch Passagiere/Crew: max. 2500/607 Baujahr: 2009 Flagge: Genua BRZ: 69.203 Länge/Breite: 252 m/32,20 m 1/2013 1/2013 azur.de azur.de 27 27°°