WISSEN NIMMT ÄNGSTE
Transcrição
WISSEN NIMMT ÄNGSTE
WISSEN NIMMT ÄNGSTE Vielleicht fragst du dich, warum du in deiner Gruppenstunde über das Thema HIV und Aids sprechen solltest. Wissen nicht alle darüber längst bestens Bescheid? Schürst du damit unter deinen Kids nicht unnötig Angst und nimmst ihnen den lustvollen Blick auf Sexualität? Die Antwort lautet ganz klar: Nein. Denn Aids ist gestern wie heute ein großes, weltweites Problem, das bei vielen Menschen Ängste auslöst. Aber die Angst führt nicht unbedingt dazu, dass sich die Leute ausreichend über HIV/Aids, Übertragungswege und Safer Sex informieren. Zahlreiche Mythen sind im Umlauf, z. B.: „dass man es jemandem schon ansieht, wenn er HIVpositiv ist“, „dass man sich von Homosexuellen fern halten muss“ oder „dass diejenigen, die sich angesteckt haben, doch selbst schuld sind“. Außerdem glauben viele Menschen, Aids sei mittlerweile heilbar. Dabei sind die medikamentösen Therapien lediglich wirksamer geworden. Sie können den Ausbruch der Krankheit hinauszögern, aber nicht verhindern. kannst du bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unter www.bzga.de bestellen. Besonders geeignet sind hier die Broschüren „AIDS von A–Z: Fragen, Antworten, Informationen zu AIDS, HIV und zum Test“, „Ach, übrigens – Informationen über sexuell übertragbare Krankheiten“, „Safer Sex – sicher“, „Pssst ...“ und „AIDS hat viele Gesichter“. Schöne „give aways“ sind auch die Postkarten, Aufkleber und die Plakatserie zur „Machs mit“-Kampagne und speziell für die Kondomhandhabung „Fliegende Herzen – Leporello zum Kondomgebrauch“. Vielleicht gibt es in deiner Stadt auch eine Beratungsstelle, die dir Informationen geben kann. Das Ziel: Sexualität ohne Risiken Und nun einige Ideen und Anregungen, wie du das Thema Aids-Prävention in der Gruppenstunde ansprechen kannst. Eine frühe und umfassende Aufklärung ist deshalb sehr wichtig: um Vorurteile aus dem Weg zu räumen und um sich und andere zu schützen. Offenes Reden über Liebe, Freundschaft, Sexualität und Verhütung ermutigt Jugendliche zu einem selbstbewussteren Umgang mit ihrer Sexualität. Und das ist wiederum wichtig, wenn es um die Bereitschaft zur Nutzung von Kondomen geht, die vor HIV/Aids und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten schützen. Wissen nimmt Ängste und fördert damit auch die Möglichkeit, Sexualität voll Genuss und ohne Risiken zu erleben. ????? ????? ????Bist du jetzt überzeugt, dass HIV und Aids ein The???????????????ma für deine Gruppenstunde ist? Na prima. Infor- miere dich im Vorfeld der Stunde über Ansteckungswege, Schutzmöglichkeiten und den Unterschied zwischen HIV und Aids, damit du Fragen hierzu richtig beantworten kannst. Sicherlich ist es nicht immer ganz einfach, so ein intimes Thema offen in der Gruppe zu besprechen. Denk also daran, dass eine gute und vertraute Stimmung in der Gruppe wichtig ist, damit niemand ausgelacht wird und es keinem peinlich ist, eine Frage zu stellen. Kostenloses Infomaterial für dich und deine Kids Und wenn du dann immer noch Fragen hast, kannst du uns auch gerne kontaktieren. Du erreichst uns, Doris Schulte und Alexander Daum, im Landesverband Westfalen-Lippe unter der Telefonnummer: 02 51/97 39-224 oder per E-Mail unter [email protected] & [email protected] Einstieg ins Thema Kondomvolleyball Alter: ab 10 Jahren Ziel: Kondomvolleyball ist ein Einstiegsspiel, das auflockert, Spaß bietet und gleichzeitig mögliche Berührungsängste vor Kondomen vermindert. Durchführung: Mehrere Kondome werden aufgeblasen. Die Gruppenmitglieder bilden zwei gleich große Gruppen, die sich in je einer Reihe in zwei Metern Abstand gegenübersitzen. Wichtig ist, dass niemand aufstehen darf, sonst gibt es Punktabzug. Als SpielleiterIn wirfst du das Kondom zwischen die beiden Mannschaften. Die Gruppe, die es schafft, dass das Kondom hinter der gegnerischen Gruppe auf dem Boden landet, bekommt einen Punkt und eine neue Runde beginnt. Du erhöhst den Schwierigkeitsgrad, wenn du gleichzeitig mehrere Kondome ins Spiel bringst. G L -S E I T E N Aids-Prävention Herausgeber: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) G L -S E I T E N Oder du stellst die Regel auf, dass die Kondombälle ab jetzt nur noch mit links/rechts/mit den Füßen/schnippend etc. in der Luft gehalten werden dürfen. Spielvariante: Kondomfechten Die Gruppe teilt sich in zwei Mannschaften auf. Zwei Kondome werden ganz lang aufgeblasen und hinten am Knoten mit der linken Hand festgehalten. Jeweils eine/r pro Mannschaft tritt gegeneinander an, der Rest bildet den Spielfeldrand. Einen Punkt für die eigene Mannschaft bekommt, wer es schafft, sein Gegenüber mit dem eigenen Kondom am Bauch zu berühren. Dann wird gewechselt und die nächsten beiden SpielerInnen sind dran. Kondomshow f ❍❍ Normale Kondome sind für manche Männer zu groß. ❍❍ Kondome aus Apotheken sind sicherer als Kondome aus der Drogerie. ❍❍ Es ist egal, welche Kondom-Marke man kauft, Hauptsache, es steht das Gütesiegel CE und ein Haltbarkeitsdatum drauf. ❍❍ Kondome sind kälte- und hitzeempfindlich und sollten deshalb nicht im Kühlschrank oder auf der Heizung aufbewahrt werden. ❍❍ Das Reservoir am Ende des Kondoms sollte voller Luft sein, bevor das Kondom über den Penis gerollt wird. ❍❍ Es ist sicherer, zwei Kondome übereinander zu ziehen. ❍❍ Wenn man ein Kondom versehentlich zuerst falsch herum auf den Penis gesetzt hat und es sich nicht abrollen lässt, kann man es einfach umdrehen. ❍❍ Bei manchen Männern und Frauen können Kondome allergische Reaktionen auslösen. ❍❍ Kondome können bei manchen Jungs und Männern den Orgasmus verzögern. ❍❍ Der beste Weg, gebrauchte Kondome loszuwerden, ist, sie die Toilette herunterzuspülen. ❍❍ Wenn man ein Kondom gründlich wäscht und trocknet, kann man es ruhig wiederverwenden. ❍❍ Die meisten Fälle von Kondomversagen entstehen nicht durch ein beschädigtes Kondom, sondern durch falsche Benutzung. ❍❍ Kondome sind das einzige Verhütungsmittel, das nicht nur vor ungewollter Schwangerschaft, sondern auch vor HIV und Aids und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten schützt. ❍❍ Alter: ab 10 Jahren Ziel: Einstieg ins Thema. Auf spielerische Art soll ein Überblick über die verschiedenen Arten von Kondomen vermitteln werden. Durchführung: Um die Vielfalt von Kondomen zu verdeutlichen, kaufst du verschiedene Marken (Billy Boy, Bolero, Mamba, Durex, Fromms). Diese sind auch im 3er-Pack in Apotheken, Drogerien oder Supermärkten erhältlich. Anhand der Packungen kannst du dann Gemeinsamkeiten und Unterschiede sowie die richtige Handhabung verdeutlichen. Und vielleicht fällt dir ja etwas ein, wie sich die Kondome als „Stars“ in dieser Show präsentieren könnten... Kondom-Quiz Alter: ab 14 Jahren Ziel: Das eigene Wissen über Kondome überprüfen und einen Einstieg für weitere Diskussionen bieten. Durchführung: Gib jedem deiner Gruppenmitglieder einen Zettel mit dem folgenden Quiz, den sie erst einmal allein ausfüllen sollen. Im nächsten Schritt geht ihr die Fragen dann gemeinsam durch und lasst euch überraschen, wie viel ihr schon über Kondome wisst! Es wird sich bestimmt die ein oder andere Diskussion ergeben ... Die Auflösung des Quiz findest du übrigens im Internet unter www.jrk-westfalen.de („Was wir tun“, „Sexualpädagogik und AIDS-Prävention“). r = richtig, f = falsch G L -S E I T E N Foto: JRK Westfalen-Lippe r Das gesetzliche Mindestalter für den Kondomkauf beträgt 16 Jahre. G L -S E I T E N Vertiefende Methoden Ampelquiz Alter: ab 12 Jahren Ziel: Diese Methode soll verdeutlichen, in welchen Situationen man sich mit HIV anstecken kann und welche ungefährlich sind. Mithilfe des Ampelquiz kannst du außerdem auch Themen wie Liebe, Beziehung und Homosexualität ansprechen und in der Gruppe diskutieren. Durchführung: Die Ampelkarten werden farbig ausgeschnitten (rot = großes; gelb = geringes, grün = kein Ansteckungsrisiko) und mit ausreichend Abstand untereinander auf den Boden gelegt. Eine/r beginnt, nimmt eine Situationskarte, erklärt, was darauf zu sehen ist und ordnet sie einer Gefahrenstufe zu. Andere können unterstützen, mithelfen, nachfragen oder bei anderer Meinung widersprechen. Erst wenn die Karte eindeutig und richtig zugeordnet wurde, ist die nächste Person dran. Nachdem alle Karten in verschiedene Gefahrenstufen einsortiert wurden, solltest du als Spielleitung noch mal darauf hinweisen, dass in Alltagssituationen keine Gefahr einer Ansteckung besteht, sondern dass es sich beim HI-Virus um eine sexuell übertragbare Krankheit handelt. Um dies ganz deutlich zu machen, kann auf die Gefahrenkärtchen ein Kondom gelegt werden, womit diese in den grünen Bereich gelegt werden können. Dadurch setzt du ein deutliches und positives Zeichen. Achtung: Als GruppenleiterIn musst du dich im Vorfeld genau über Ansteckungswege informieren und das Quiz mit ein paar anderen GruppenleiterInnen durchspielen, um eventuell auftauchende Fragen, Unsicherheiten oder Ähnliches im Vorfeld zu sehen. Vor Beginn musst du außerdem unbedingt darauf hinweisen, dass in keiner der vorgegebenen Situationen auf den Bildern Kondome verwendet werden. Und du musst deiner Gruppe vorher sagen, in welchen Körperflüssigkeiten das Virus in ausreichender Konzentration vorhanden ist, um den Partner/die Partnerin anstecken zu können. Hierbei handelt es sich um Sperma, Blut, Scheidenflüssigkeit und Muttermilch. Stellung beziehen Alter: ab 14 Jahren Gruppengröße: maximal 12 Personen Ziel: Bei dieser Methode werden die Jugendlichen animiert, sich mit Aussagen zu beschäftigen, die im Zusammenhang mit HIV und Aids stehen. Dazu müssen allen jedoch vorher unbedingt die An- steckungswege und Schutzmöglichkeiten klar sein. Ihr solltet das also vorher in der Gruppenstunde thematisiert haben. Durchführung: Jede/r bekommt zwei Karten, eine mit der Aussage „stimme zu“, die andere mit „stimme nicht zu“. Du liest nun die erste der unten aufgeführten Aussagen laut vor und alle legen eine der beiden Aussage-Karten verdeckt vor sich auf den Boden. Nun werden alle Karten umgedreht und die verschiedenen Einstellungen sichtbar. Alle haben die Möglichkeit, ihre Meinungen vorzutragen und miteinander zu diskutieren. Als GruppenleiterIn kannst du die TeilnehmerInnen nun durch Nachfragen und Anmoderieren unterstützen. Dabei ist es wichtig, keine Aussagen als absolut richtig oder falsch zu werten, sondern unterschiedliche Einstellungen und Meinungen innerhalb der Gruppe zuzulassen. AUSSAGEKARTEN: 1. Es ist leicht, mit jemandem über das Thema Verhütung zu sprechen. 2. Ich würde lieber meinen Freund/meine Freundin die Kondome kaufen lassen. 3. Ich finde, dass auch Mädchen immer ein Kondom dabeihaben sollten. 4. Wenn mein bester Freund/meine beste Freundin homosexuell wäre, würde mir das nichts ausmachen. 5. Ich finde, man sollte sich vor HIV-Positiven auch im Alltag sicherheitshalber fern halten. 6. Wenn ich erfahren würde, dass jemand, den ich kenne, HIV-positiv ist, würde ich ihn/sie nicht mehr umarmen. 7. Ich finde, Menschen mit HIV müssen schon vor dem ersten Kuss sagen, dass sie positiv sind. 8. Dass in Afrika mehr Leute mit HIV infiziert sind, liegt daran, dass sie nicht so leicht an Kondome kommen. 9. Der beste Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten ist Enthaltsamkeit. 10. Ich finde, solange man konsequent ein Kondom benutzt, muss man keine Panik haben. TIPP: GruppenleiterInnen können kostenlose Penismodelle und Durex-Kondome zu Demonstrationszwecken in ihren Gruppenstunden bei London International bestellen – zumindest so lange der Vorrat reicht. Schreib einfach eine E-Mail an [email protected] Frau Schneider schickt dir dann ein Bestellformular zu. Du musst die Bestellung unbedingt mit einem offiziellen Stempel des DRK/JRK versehen, da sie sonst nicht weiterbearbeitet werden kann. Doris Schulte & Alexander Daum (Bildungsreferenten im LV Westfalen-Lippe)