anlage - Benelux

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anlage - Benelux
1
ANLAGE
„Arbeitsplätze durch grenzüberschreitende Mobilität”
Detaillierte Unterlagen, erstellt durch die Ausführer der Teilprojekte
Als Grundlage für den Text im endgültigen Dokument haben die unterschiedlichen Ausführer der
Teilprojekte detaillierte Analysen durchgeführt, die später für jedes Thema in den so genannten
„detaillierten Unterlagen” zusammengefasst wurden. Dem endgültigen Dokument sind eine Reihe
dieser Unterlagen zur weiteren Verdeutlichung als Anlage (bei den betreffenden Textteilen)
beigefügt.
An der Ausarbeitung beteiligt:
Karin Jacobs
Peter Janssens
Krista Keller
Wim Martens
Séverine van Mieghem
Irene Dax
Nick van Haver
Luuk Blom
Version: 28/05/2014
Governance, persönliche Dienstleistung
Bildung, Abschlüsse und berufliche Qualifikationen
Daten und Informationen, Arbeitsmarktpolitik
Regionale Wirtschaftsförderung und Arbeitsmarktpolitik
Best Practices, Informationsbeschaffung und Arbeitsmarktpolitik
Digitale Dienstleistung
Kommunikation
Kommunikation
2
Inhalt
Thema
bezieht sich auf
Seite
1. Die Bedeutung der Grenzarbeit
Kapitel 2.2.
3
2. Übertragbarkeit von Abschlüssen und beruflichen
Kapitel 4.2.
14
Qualifikationen
A.1. Die Bedeutung des Zustroms von qualifiziertem
Personal über die Grenze
A.2. Schwer besetzbare Berufe/Berufsgruppen
A.3. Zwischen Traum und Wirklichkeit: Hindernisse
in der Praxis
A.4. Ein systematisierter Überblick über die
Hindernisse für eine reibungslose
Übertragbarkeit von Abschlüssen und
beruflichen Qualifikationen
A.5. Wachsende Aufmerksamkeit für die
Übertragbarkeit von Abschlüssen und
beruflichen Qualifikationen
3. Informationsbeschaffung über das Portal und
20
23
32
37
39
Kapitel 4.3.
29
4. Die Bedeutung vergleichbarer Daten
Kapitel 4.4. und 5.1
33
5. „Grenzüberschreitende Arbeitsmobilität” in
Kapitel 5.2.
38
Kapitel 5.3.
41
persönliche Dienstleistung
„regionalen Wirtschaftsförderungsplänen”
6. Best Practices
3
Die Bedeutung der Grenzarbeit
1. Zusammenfassung: Grenzarbeit 1 in der Benelux
Die Benelux-Länder und ihre unmittelbaren Nachbarn stellen relativ betrachtet einen sehr hohen
Anteil der ,Grenzarbeiter’ in der Europäischen Union. Außerdem hat die Anzahl der Grenzarbeiter in
den vergangenen Jahren stark zugenommen. In der Benelux ist die Abstimmung gemeinsamer
Interessen im Zusammenhang mit der Arbeitsmobilität somit im Vergleich zu anderen EU- Ländern
von relativ großer Bedeutung.
Eine grenzüberschreitende Arbeitsmarktpolitik in der Benelux und in den angrenzenden Regionen ist
nicht nur für die EU von Bedeutung, sondern auch im absoluten Sinn für die Benelux-Länder als
solche. Die Arbeitslosigkeit in den Benelux-Ländern steigt und in einer Reihe von Grenzregionen
sogar schneller als im jeweiligen Landesdurchschnitt. Außerdem fällt auf, dass die Grenzarbeit aus
den Benelux-Ländern in Richtung Deutschland zurückgegangen ist, obwohl Deutschland einen sehr
dynamischen Arbeitsmarkt bietet und die Chance, einen geeigneten Arbeitsplatz zu finden, dort
höher ist als in der Benelux.
Daher ist es von Bedeutung, dass die Beschäftigungschancen für Arbeitsuchende, auch für
diejenigen, die nur einen halben Suchradius abdecken, auf beiden Seiten der Grenze optimal
ausgeschöpft werden, um die Chance auf einen Arbeitsplatz zu steigern und die Arbeitslosigkeit zu
bekämpfen. Außerdem müssen die Benelux-Länder im Rahmen der EU 2020-Strategie ihre
Beschäftigungsquote steigern. Diese EU2020- Zielsetzung wurde allerdings noch nicht erreicht und
eine Verbesserung im Vergleich zu den Vorjahren ist noch nicht klar erkennbar.
Auf der Grundlage des zusammengetragenen und vorhandenen Zahlenmaterials scheinen die Profile
der Arbeitssuchenden in den Provinzen teilweise komplementär zu sein. Wenn man die
Nachfrageseite betrachtet, herrscht in der gesamten Benelux Nachfrage nach Mitarbeitern im
Bereich der Pflege und der Technik, aber es gibt auch regionale Unterschiede bei der Art der offenen
Stellen und der problematischen Berufe/schwer besetzbaren freien Stellen. In Anbetracht der
Tatsache, dass Unterschiede sowohl beim Profil der Arbeitsuchenden als auch bei den offenen
Stellen existieren, bietet eine verbesserte grenzüberschreitende Zusammenarbeit beim Thema
Arbeitsmarkt Beschäftigungschancen für die zahlreichen Arbeitsuchenden in den Grenzregionen .
Es fällt auf, dass die meisten Grenzarbeiter über mittlere oder ohne berufliche Qualifikationen
verfügen, während relativ viele Menschen mit geringen Qualifikationen Arbeit suchen. Eine
grenzüberschreitende Arbeitsmarktpolitik bietet das Potenzial, auch die Arbeitslosigkeit bei gering
Qualifizierten zu bekämpfen.
Das Generalsekretariat der Benelux-Union bietet intensive Unterstützung bei der Förderung der
Zusammenarbeit und Koordination der Benelux-Länder untereinander und innerhalb der EU. Dabei
werden spezifische Eigenschaften der einzelnen Teile der Benelux berücksichtigt; es gibt also von
vornherein keine einheitliche Vorgehensweise.
1
Der Begriff ,Grenzarbeiter’ bezeichnet jede Person, die eine bezahlte (oder nicht bezahlte) Tätigkeit in einem Mitgliedstaat
ausübt und die in einem anderen Mitgliedsstaat lebt, in den sie prinzipiell jeden Tag oder mindestens einmal pro Woche
zurückkehrt (diese Definition geht aus Artikel 1 (f) der Verordnung (EG) 883/2004 vom 29. April 2004 über die Koordination
der Sozialversicherungssysteme hervor).
4
2. Daten und Trends
Die europäischen Pendlerdaten stammen vom LFS (Labour Force Survey, Eurostat). Dabei handelt es
sich um eine Umfrage in der erwerbstätigen Bevölkerung, die durch Eurostat koordiniert und durch
die nationalen Statistikinstitute durchgeführt wird. Durch die Verwendung international festgelegter
Definitionen der ILO (International Labour Organisation) ist es möglich, die Arbeitsmarktstatistiken
international zu vergleichen. Außerdem liefert der LFS eine Reihe aufschlussreicher Erkenntnisse in
Bezug auf den Arbeitsmarkt, die an anderer Stelle nicht oder nur schwer erhältlich sind, wie zum
Beispiel die Kombination von Eigenschaften bei Arbeitssuchenden (frühere berufliche Branche +
Ausbildungsniveau).
Auf der Grundlage des LFS-2012 gab es 302.000 Grenz-Pendler in der Benelux beziehungsweise aus
und in die deutschen und französischen Grenzregionen 2. Die Gesamtanzahl der Grenzarbeiter in der
EU wurde im Jahr 2012 auf 812.000 geschätzt. Mit einem Anteil von 37 % der Grenz-Pendler in der
EU ist die grenzüberschreitende Arbeit in der Benelux und in den benachbarten Regionen jenseits der
Grenzen ein relativ wichtiges Thema für die Zusammenarbeit.
Die Anzahl der Grenzarbeiter in der Benelux mit den angrenzenden deutschen und französischen
Regionen hat 2012 im Vergleich zum Jahr 2002 um 33 % zugenommen. In Anbetracht der Tatsache,
dass die Zunahme im Vergleich zum Jahr 2006 27 % beträgt, ist vor allem in den vergangenen Jahren
ein erhebliches Wachstum zu verzeichnen. Das schnelle Wachstum steigert die Bedeutung einer
grenzüberschreitenden Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Arbeitsmobilität nochmals (siehe
Tabelle 1 und Abbildung 1).
Tabelle 1. LFS-Daten auf nationaler Ebene (x1000)
2002 und 2012
Land des
Wohnsitzes
BE
2002
FR
2012
BE
12
NL
7
14
.
LU
.
1
1
DE
.
.
.
Grenzregionen
FR
22
36
.
76
67
29
9
Grenzregionen
In der EU-28 arbeiteten im Jahr 2012 1,16 Millionen Menschen in einem anderen EU-Land als dem Land ihres Wohnsitzes.
Davon sind ungefähr 70% Grenzarbeiter (d.h. 812.000 Grenzarbeiter in der EU-28). Quelle: LFS (Labour Force Survey)
2006
Land des
Wohnsitzes
2012
Land des Arbeitsplatzes
NL
LU
DE
2002
2012
2002
2012
2002
2012
38
33
27
35
13
7
.
10
14
.
.
1
8
39
14
41
-
2002
12
.
.
.
Land des Arbeitsplatzes
BE
NL
LU
DE
FR
BE
37
33
9
9
NL
11
.
16
.
LU
.
.
.
.
DE
.
26
25
.
Grenzregionen
FR
34
37
29
Grenzregionen
Die Zahlen in Kursivschrift sind wegen der geringeren Einwohnerzahl weniger zuverlässig (LFS).
= die Anzahl der Grenzarbeiter fällt unter den Veröffentlichungsgrenzwert. Dieser liegt bei 2000 für BE, 1500 für NL, 500 für
LU, 5000 für DE und 5500 für FR (LFS)
- = nicht anwendbar
Quelle: Eurostat, bearbeitet durch das Benelux Generalsekretariat
2
Deutsche Grenzregionen: Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland. Französische
Grenzregionen: Champagne-Ardenne, Picardie, Nord-pas-de-Calais und Lorraine.
5
Abbildung 1. Grenzarbeit auf der Karte (x1000)
//Bildüberschrift:// Grenzarbeiter (x1000)
Die Benelux verwendet die auf europäischer Ebene festgelegte Definition des Begriffs ,Grenzarbeiter’, wie sie in der
Verordnung (EG) Nr. 883/2004 (Artikel 1.F) aufgeführt ist: ein Grenzarbeiter ist jede Person, die in einem Mitgliedsstaat
arbeitet, aber in einem anderen Mitgliedsstaat lebt, in den sie mindestens einmal pro Woche zurückkehrt.
Quelle: Eurostat, bearbeitet durch das Benelux Generalsekretariat
Die Anzahl der Grenzarbeiter aus Frankreich in Richtung Luxemburg ist seit dem Jahr 2006 mit rund
80% Zuwachs am stärksten gewachsen. Andere Bereiche mit hohem Wachstum sind die
Grenzarbeiter aus Deutschland in Richtung Luxemburg (60%) und aus Deutschland in Richtung
Niederlande (50%). Es fällt auf, dass die Anzahl der Grenzarbeiter aus den Niederlanden in Richtung
Deutschland abgenommen hat (-8%). Dasselbe gilt für die Anzahl der Grenzarbeiter aus Belgien in
Richtung Deutschland (-13%).
Regionale Pendlerströme
Grenzarbeiter reisen vor allen Dingen zwischen den Grenzregionen, mit Ausnahme der relativ hohen
Anzahl zufließender Grenzarbeit in Brüssel. In der Benelux verzeichnen die Provinzen Luxemburg
6
(BE), Limburg (BE), Lüttich (BE) und Limburg (NL) den größten Strom ausreisender Grenzarbeiter
(>11.000 pro Provinz). Der größte Strom einreisender Grenzarbeiter liegt in den Provinzen
Henegouwen (BE), Limburg (NL) und Luxemburg (LUX) vor. In Deutschland haben die
,Regierungsbezirke’ Trier und Düsseldorf die größte Gruppe ausreisender Grenzarbeiter (31.000
beziehungsweise 17.000) (siehe Tabelle 2).
Tabelle 2. Regionale Grenzarbeit (x1000)
Spezifiziert nach Arbeitsregion
Land/Region des Arbeitsplatzes
BE
BE
Nicht spezifiziert
Brüssel-Hauptstadt
Limburg
West-Vlaanderen
Henegouwen
Lüttich
Luxemburg (BE)
Namen
DE
Nicht spezifiziert
Nicht-Grenzregionen
Köln
Trier
Saarland
FR
LU
NL
Nicht spezifiziert
Groningen
Drenthe
Overijssel
Gelderland
Noord-Brabant
Limburg (NL)
Gesamtzahl
DE
5
3
2
7
7
12
35
33
33
6
42
46
17
5
3
5
6
Land des Wohnsitzes
FR
LU
NL
38
.
6
.
4
.
.
5
17
.
.
3
.
2
.
36 .
13 .
15
.
.
8 .
.
.
69
.
.
.
14
14
14
14
.
.
.
10
99
88
144
3
29
Gesamtzahl
57
23
5
.
5
17
2
4
2
59
35
15
.
.
8
20
147
81
52
5
3
5
6
.
10
364
Spezifiziert nach Wohnregion
Land/Region des Wohnsitzes
BE
BE
Brüssel
Antwerpen
Limburg (BE)
Oost-Vlaanderen
Vlaams-Brabant
West-Vlaanderen
Waals-Brabant
Henegouwen
Lüttich
Luxemburg (BE)
Namen
DE
DE
7
.
.
.
.
.
.
6
.
5
Land des Arbeitsplatzes
FR
LU
NL
12
35
33
.
.
.
.
8
.
.
21
.
2
.
.
.
2
.
.
.
.
.
6
.
6
.
.
27
.
.
.
.
6
42
46
Gesamtzahl
88
3
9
22
2
2
2
.
6
13
28
2
99
7
Nicht-Grenzregionen
Weser-Ems
Düsseldorf
Köln
Münster
Trier
Saarland
FR
Nicht-Grenzregionen
Champagne-Ardenne
Picardie
Nord-pas-de-Calais
Lorraine
LU
NL
Groningen
Friesland
Drenthe
Overijssel
Gelderland
Flevoland
Utrecht
Noord-Holland
Zuid-Holland
Zeeland
Noord-Brabant
Limburg (NL)
Gesamtzahl
.
.
6
.
.
.
11
.
.
.
.
.
.
.
38
.
.
.
28
.
1
14
36
27
.
.
.
.
.
.
.
.
4
4
3
57
30
9
69
.
.
.
.
8
1
14
.
.
.
2
.
.
.
.
.
10
10
16
6
.
.
.
.
.
67
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
8
59
.
.
.
.
20
147
81
29
11
17
8
.
31
9
144
32
.
.
29
78
3
29
.
.
.
3
2
.
.
.
2
4
5
11
364
Quelle: Eurostat, bearbeitet durch das Benelux Generalsekretariat
Grenzarbeit nach Niveau der Ausbildung
Sowohl in den Benelux-Ländern als auch in Frankreich und Deutschland bilden die mittel und hoch
qualifizierten Personen die größte Gruppe der Grenzarbeiter (siehe Tabelle 3). Im Gegensatz dazu
gehören die mittel qualifizierten Personen zur größten Gruppe der Arbeitssuchenden (38-41% der
Arbeitssuchenden in der Benelux, siehe Tabelle 5), gefolgt von den ,gering Qualifizierten’ (33-39% der
Arbeitssuchenden in der Benelux).
In Anbetracht der großen Gruppe der gering qualifizierten Arbeitssuchenden und der relativ
niedrigen Präsenz der gering qualifizierten Personen in der Gruppe der Grenzarbeiter bietet eine
bessere Abstimmung und Vermittlung zwischen den Benelux-Ländern die Möglichkeit, die
Arbeitslosigkeit zu verringern.
Tabelle 3. Grenzarbeit nach Niveau der Ausbildung (x1000)
Land des
Wohnsitzes/
Ausbildungsniveau
BE
gering
mittel
hoch
DE
gering
mittel
Land des Arbeitsplatzes
BE
DE
FR
7
.
3
3
5
.
.
LU
12
2
3
6
6
.
.
NL
35
4
13
18
42
.
23
33
5
11
18
46
8
26
Gesamtzahl
88
13
30
45
99
12
52
8
hoch
FR
gering
mittel
hoch
LU
gering
mittel
hoch
Keine Antwort
NL
gering
mittel
hoch
Keine Antwort
.
38
9
19
10
1
.
.
.
.
14
3
5
5
.
.
36
7
18
11
1
.
.
1
14
4
5
5
.
16
69
16
33
21
1
.
.
1
.
.
.
.
12
.
.
.
.
.
.
.
.
35
144
32
70
42
3
.
1
2
.
29
7
10
11
.
Quelle: Eurostat
Aktuelle Arbeitslosenstatistik
Nicht alle Provinzen haben mit einer Arbeitslosenquote über dem Landesdurchschnitt zu kämpfen
(siehe Tabelle 4). In Belgien unterscheiden sich die Arbeitslosenquoten zwischen den Regionen
erheblich und in der Region Brüssel herrscht die höchste Arbeitslosigkeit. In den Niederlanden ist die
Arbeitslosigkeit in den Provinzen entlang der deutschen Grenze höher als im niederländischen
Landesdurchschnitt, während die südlich gelegenen Provinzen Zeeland und Noord-Brabant (in
Richtung Limburg) eine Arbeitslosenquote aufweisen, die geringer ist als der Landesdurchschnitt. Die
Arbeitslosigkeit liegt in Luxemburg und Deutschland unter der Quote Belgiens und der Niederlande.
Die offiziellen nationalen Arbeitslosenstatistiken werden auf unterschiedliche Weise berechnet,
wodurch die Zahlen nicht direkt miteinander verglichen werden können. Eurostat-Daten bieten eine
,untereinander vergleichbare’ Alternative, aber die Zahlen basieren auf einer Stichprobe. Zusätzliche
(vergleichbare) offizielle Daten sind erforderlich, um die tatsächliche Arbeitslosigkeit in den
Grenzregionen zu veranschaulichen. Außerdem kann die genauere Definition von Grenzregionen und
die Sammlung von geographisch detaillierteren Informationen zu einer kompletteren Übersicht der
Arbeitslosenquoten entlang der Grenze führen.
Steigende Arbeitslosigkeit
In den Benelux-Ländern und in Frankreich steigt die Arbeitslosenquote (siehe Abbildung 2), während
die Arbeitslosigkeit in Deutschland bereits seit geraumer Zeit zurückgeht. Es ist wichtig, dass für die
zunehmende Zahl der arbeitssuchenden Menschen die Schwelle, einen Arbeitsplatz zu finden, so
niedrig wie möglich gestaltet wird.
In den Niederlanden ist die Arbeitslosenquote in den vergangenen Jahren in den Grenzprovinzen
Limburg (NL) und Zeeland (siehe Abbildung 3) am stärksten gestiegen. In Belgien sind das die
Grenzpovinzen Namen und Antwerpen (siehe Abbildung 4). In Luxemburg (Lux) steigt die
Arbeitslosenquote im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls, während die Arbeitslosenquote in
Deutschland sinkt (allerdings verlangsamt sich der Rückgang in Deutschland).
9
Tabelle 4. Arbeitslosenquote in den Grenzprovinzen, 2013
Arbeitslose
Bevölkerung
BE
Region BrüsselHauptstadt
Region Flandern
Antwerpen
Limburg
Oost-Vlaanderen
West-Vlaanderen
Region Wallonien
Henegouwen
Lüttich
Luxemburg
Namen
NL
Groningen
Drenthe
Overijssel
Gelderland
Zeeland
Noord-Brabant
Limburg
LU*
DE
Niedersachsen
Nordrhein-Westfalen
Rheinland-Pfalz
Saarland
734.879
97.827
% der
erwerbstätigen
Bevölkerung
8,5
19,3
147.045
49.893
21.286
27.391
20.457
171.481
71.570
54.145
9.904
21.513
793.900
26800
22000
52300
94800
17000
117100
50600
14.966
2.896.985
264.533
733.276
111.079
34.283
5,1
6,3
5,5
4
3,9
11,4
13,3
11,8
8
10,5
8,5
10,3
9,5
9,2
7,8
6
7,7
9
6,1
6,8
6,6
8,1
5,3
6,7
*Zahlen aus dem Jahr 2012
Quellen:
BE: ADSEI (FOD Economie), Zahlen aus der ,Enquête naar Arbeidskrachten’ (EAK).
NL: UWV/werkbedrijf
LU: ADEM (Agentur für Arbeitsmarktentwicklung)
DE: Bundesagentur für Statistik
Abbildung 2. Trend der Arbeitslosenquoten (% der erwerbstätigen Bevölkerung)
//Bildüberschrift:// Arbeitslosenquote auf der Grundlage von LFS (Eurostat)
Quelle: Eurostat
10
Obwohl in den meisten Grenzprovinzen die Arbeitslosenquote immer stärker steigt, gibt es auch
Grenzprovinzen, in denen sich der Zuwachs verlangsamt oder umkehrt. So hat die Arbeitslosenquote
in der Provinz Luxemburg (be) im Jahr 2013 abgenommen, während die Arbeitslosenquote in
Luxemburg (lux) gestiegen ist. Dasselbe gilt für die Provinz Zeeland (NL), die mit einer steigenden
Arbeitslosenquote zu kämpfen hat, während in Oost- und West-Vlaanderen die Arbeitslosenquote
sinkt. Eine bessere Abstimmung der Arbeitsmarktpolitik bietet die Möglichkeit, auf effiziente Weise
von den anderen Arbeitsmärkten zu profitieren und so die Arbeitslosigkeit gemeinsam zu
bekämpfen.
Abbildung 3. Anstieg der Arbeitslosenquote im Vergleich zum Vorjahr – Niederlande (%)
Quelle: Eurostat
Abbildung 4. Anstieg der Arbeitslosenquote im Vergleich zum Vorjahr – Belgien (%)
Quelle: Eurostat
11
Komplementäre Arbeitsmärkte
Grenzprovinzen scheinen sich durch einen komplementären Charakter auszuzeichnen, wenn es um
Arbeitssuchende nach ihrem Ausbildungsniveau geht (siehe Tabelle 5). So gibt es in Luxemburg
relativ viele hoch qualifizierte Arbeitslose (28% in Luxemburg im Vergleich zu 10-16% in den an der
Grenze liegenden Provinzen), während die an der Grenze liegenden Provinzen eine relativ hohe Zahl
von gering qualifizierten Arbeitssuchenden aufweisen (36-45% gegenüber 33% in Luxemburg).
Tabelle 5. Arbeitssuchende nach Ausbildungsniveau 3 (% der Arbeitssuchenden)
Gering
NL
DE
Groningen
Drenthe
Overijssel
Gelderland
Limburg
Noord-Brabant
Weser-Ems
Düsseldorf
Köln
Münster
Trier
Saarland
38,9
31,1
37,6
43,1
29,3
37,7
37,8
43,9
32,3
40,4
43,4
44,3
35,5
44,5
40,6
55,8
47,6
46,1
51,3
39,3
45,5
38,2
56,5
49,2
46,0
46,5
51,2
44,1
19,5
12,2
14,2
10,5
18,5
21,1
14,7
17,0
10,3
9,3
9,7
8,1
13,3
10,2
Nicht
spezifiziert
1,0
0,9
0,5
0,3
1,0
1,9
2,0
0,9
0,8
1,1
0,9
1,0
0,0
1,3
NL
BE
Zeeland
Noord-Brabant
Limburg
Antwerpen
Limburg (BE)
Oost-Vlaanderen
West-Vlaanderen
Lüttich
38,9
38,9
52,7
43,9
37,8
39,4
36,0
34,0
27,9
39,8
40,6
40,4
43,4
38,2
45,5
39,3
43,6
44,4
48,5
45,0
19,5
20,8
2,2
17,0
14,7
21,3
20,5
21,6
23,7
15,1
1,0
0,0
1,7
0,9
2,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
BE
DE
LU
Lüttich
Luxemburg (BE)
Trier
Saarland
Lorraine
38,9
31,1
32,9
39,8
43,1
35,5
44,5
42,1
40,4
55,8
38,0
45,0
40,7
51,2
44,1
44,4
20,8
12,2
28,2
15,1
16,2
13,3
10,2
13,5
0,0
0,9
0,9
0,0
0,0
0,0
1,3
0,0
BE
FR
West Vlaanderen
Henegouwen
Luxemburg (BE)
Namen
Champagne-Ardenne
38,9
37,8
27,9
46,1
43,1
34,4
44,5
40,4
43,4
48,5
41,4
40,7
44,9
45,2
20,8
18,8
23,7
12,4
16,2
20,7
10,3
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
3
Mittel
Hoch
Gering Qualifizierte: maximal der niedrigste weiterführende Schulabschluss. Mittel Qualifizierte: maximal der höhere
weiterführende Schulabschluss. Hoch Qualifizierte: Hochschulabschluss (Bachelor und/oder Master Niveau).
12
Picardie
Nord-Pas-de-Calais
Lorraine
44,9
41,5
42,1
43,4
46,2
44,4
11,7
12,3
13,5
0,0
0,0
0,0
Quelle: Eurostat, bearbeitet durch das Benelux Generalsekretariat
Der Nachteil dieser Daten liegt darin, dass die Einteilung nach Basis-Ausbildungsniveau nicht alle
erforderlichen Informationen beinhaltet. Mehr Einzelheiten in Bezug auf die Ausbildungsrichtung
sind wünschenswert, um ein klares Bild des Profils der Arbeitssuchenden zu erhalten. Zu diesem
Zweck müssen allerdings offizielle Daten aus den Ländern selbst konsultiert werden. Diese müssen
einem vergleichbaren Klassifizierungssystem folgen, um die Daten der einzelnen Länder miteinander
vergleichen zu können.
In Bezug auf die Ausbildungsrichtung liegen Eurostat einzelne Zahlen vor, aber diese beinhalten
relativ viele ,not applicable’ Daten (siehe Tabelle 6). Dennoch sind einige Unterschiede bei den
Ausbildungsprofilen von Arbeitssuchenden zwischen den Ländern zu erkennen.
So gehören die Arbeitssuchenden mit Kenntnissen im Bereich ,Sozialwissenschaften, Wirtschaft und
Recht’ zur größten Gruppe in Belgien, in den Niederlanden und in Luxemburg 4 (13-26% der
Arbeitssuchenden). In Deutschland sind es die Arbeitssuchenden mit Kenntnissen in den Bereichen
,Engineering, Produktion und Bau’ (25%).
In Belgien gibt es relativ betrachtet zahlreiche Arbeitssuchende mit Kenntnissen in den Bereichen
,Engineering, Produktion und Bau’ und ,Geisteswissenschaften, Sprachen und Kunst’ (12
beziehungsweise 5 % der Arbeitssuchenden) im Vergleich zu den Niederlanden und Luxemburg (8-9
beziehungsweise 2,5% der Arbeitssuchenden). Dagegen gibt es in den Niederlanden im Vergleich zu
den anderen Benelux-Ländern und Deutschland (4-5%) relativ betrachtet mehr Arbeitssuchende mit
Kenntnissen in den Bereichen ,Gesundheit und Sozialwesen’ (6%).
Tabelle 6. Arbeitssuchende nach Ausbildungsrichtung
als Prozentsatz der Gesamtzahl der Arbeitssuchenden im betreffenden Land.
Ausbildungsrichtung
BE
DE
FR
Landwirtschaft und Veterinärmedizin
1,1
2,2
1,4
Computerwissenschaften
0,9
0,6
0,9
Computernutzung
.
0,3
0,0
Engineering, Produktion und Bau
12,2
24,9
17,4
Fremdsprachen
0,9
0,5
0,7
Allgemeine Programme
14,0
4,4
1,0
Gesundheits- und Sozialwesen
4,7
3,9
3,9
Geisteswissenschaften, Sprachen und
4,5
2,5
5,9
Kunst
Life Science (einschließlich Biologie und
0,8
0,3 .
Umweltwissenschaften)
Mathematik und Statistik
.
.
.
Physikalische Wissenschaften
.
0,6 .
(einschließlich Physik, Chemie und
Geowissenschaften)
Mathematische Wissenschaften und
0,0
0,0
2,5
Informatik
Dienstleistungen
5,9
7,5
4,7
Sozialwissenschaften, Wirtschaft und
13,3
17,2
22,5
Recht
Lehrerausbildung und Pädagogik
1,9
1,5 .
Unbekannt
0,0 .
.
4
General Programs nicht mitgezählt.
LU
.
.
NL
0,6
1,3
0,0
9,2
.
8,3
0,7
12,0
6,2
2,5
.
4,2
4,2
.
.
.
.
.
.
.
.
.
8,2
26,3
6,0
17,8
9,2
2,7
1,4
.
13
Keine Antwort
Nicht anwendbar
.
38,9
1,3
32,0
0,0
37,8
.
25,6
0,0
39,9
Quelle: Eurostat
Beschäftigung im Rahmen der EU 2020-Strategie
Europa 2020 ist die Wachstumsstrategie der EU für die kommenden 10 Jahre (Europäische
Kommission). 5 Kern-Zielsetzungen wurden vereinbart, unter anderem die Steigerung der
Beschäftigung (auf 75% der Bevölkerung zwischen 20 und 64 Jahren). Die europäischen Zielsetzungen
werden für jedes EU-Land in nationale Zielsetzungen übertragen. In der unten stehenden Abbildung
(Abbildung 2) sind diese Zielsetzungen mit den Zahlen der vergangenen Jahre aufgeführt.
Abbildung 2. Beschäftigungsgrad
14
Die Übertragbarkeit von Abschlüssen und
beruflichen Qualifikationen in der Benelux
1. Eine dringende Fragestellung
Bedeutung für die Wirtschaft
Der reibungslose grenzüberschreitende Zustrom von qualifiziertem Personal ist wichtig für die
Wirtschaft im Allgemeinen, aber auch für die Entwicklung bestimmter Sektoren wie zum Beispiel des
Gesundheitswesens (siehe Anlage A.I).
So waren 40% der neu gegründeten Unternehmen in Luxemburg unter der Leitung von Personen mit
Qualifikationen, die im Ausland erworben wurden (siehe Anlage A.2). Ein Quick Scan der Liste der
belgischen ,Problemberufe’ (Engpässe durch zu geringen Ausstoß oder durch zu wenig fachliche
Eignung) zeigt, dass ungefähr die Hälfte gleichzeitig auch reglementierte Berufe sind, was bedeutet,
dass es schwieriger ist, berufliche Qualifikationen über die Grenze hinweg mitzunehmen. In den
Niederlanden sind ungefähr ein Viertel der Berufe mit schwer zu besetzenden freien Stellen
gleichzeitig auch reglementierte Berufe.
Ein anderes Beispiel bezieht sich auf das Gesundheitswesen in den drei Benelux-Ländern. Dieser
Sektor wird in erheblichem Maß durch den Zustrom von qualifiziertem Personal aus dem Ausland
gestützt. So hatten im Jahr 2011 21,3% der neuen Fachärzte in Belgien einen ausländischen Abschluss
und für den Krankenpflegeberuf lag dieser Wert bei 37, 3%. Diese Zahlen zeigen einen ansteigenden
Trend und außerdem stammen viele Ausländer aus den Nachbarländern innerhalb oder um die
Benelux.
Hindernisse
Die rechtliche und faktische Anerkennung von Abschlüssen und beruflichen Qualifikationen über die
Grenzen hinweg erfordert häufig zusätzliche Verwaltungsverfahren. Aus zahlreichen Fällen und
Aussagen geht hervor, dass dies für Viele ein lästiges Hindernis darstellt. Man wird mit anderen
Anforderungen, unerwarteten Komplikationen, Zeit raubenden Verfahren mit ungewissem Ausgang,
komplexen Vorschriften etc. konfrontiert.
Die Anzahl der Anerkennungsanträge für Hochschulzeugnisse in der Benelux beträgt einige 100 pro
Jahr. In Bezug auf die grenzüberschreitende Anerkennung von beruflichen Qualifikationen ging es für
Belgien im Zeitraum 2000-2012 um ungefähr 23.000, für die Niederlande um ungefähr 11.000, für
Luxemburg um ungefähr 6000, für Deutschland um (insgesamt) ungefähr 32.000 und für Frankreich
um ungefähr 10.000 Anerkennungsanträge.
Auf der Grundlage verschiedener Quellen kommen wir zur folgenden systematischen Übersicht der
Komplikationen bei der Übertragbarkeit von Abschlüssen und beruflichen Qualifikationen (siehe
Anhang A.3 und A.4):



Zahlungen in Form einer spezifischen, einer zusätzlichen Ausbildung oder eines Praktikums, um
auf der anderen Seite der Grenze arbeiten zu können.
Kenntnisse der Sprache und des Arbeitsumfelds: Anforderungen der Arbeitgeber
verschiedene Bezeichnungen von Abschlüssen und Berufsbildern:
15






(mangelnde) Vertrautheit mit den Vorschriften: viele Betroffene teilen mit, dass ihnen die
Vorschriften (sowohl der jeweiligen Länder als auch der EU) nicht hinreichend bekannt sind.
Komplexität der Verwaltung und komplexe Vorschriften: starke Unterschiede bei den internen
Befugnisverteilungen in den Ländern und unterschiedliche Generaldirektorate der Europäischen
Kommission.
Kommunikation zwischen den zuständigen Behörden: Erfahrungen mit dem aktuellen Internal
Market Information System (IMI) zeigen, dass der Informationsaustausch von der Reaktion der
Mitgliedsstaaten abhängig ist.
Verwaltungsverfahren kosten Zeit und Geld sind in Bezug auf die Ergebnisse ungewiss, wodurch
der ausländische Bewerber bei den Bewerbungen zurückgestellt wird und die Arbeitsplätze in der
Zwischenzeit vergeben sein können.
Mangelnde Kenntnis der Verfahren: die Menschen sind häufig nicht über die Art, die Dauer und
die eventuellen Kosten der zusätzlichen Verfahren informiert.
Komplexe Informationsbeschaffung: die Informationsbeschaffung von verschiedenen
involvierten Behörden ist eine komplexe Angelegenheit. Außerdem sind diese Informationen
meistens mehr angebots- und weniger nachfragegesteuert.
Arbeitgeber und Arbeitnehmer sehen sich zusätzlichen Hindernissen gegenüber, die im Inland nicht
existieren. Durch den Zeitaufwand, die Komplexität und den entmutigenden Effekt gehen Chancen
auf einen optimal funktionierenden grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt verloren.
Politische Verantwortungsträger, Unternehmer und Arbeitnehmer weisen auf die Notwendigkeit der
Verbesserung dieser Anerkennungsmöglichkeiten hin (siehe Anhang A.5).
2. Die Übertragbarkeit von Abschlüssen und beruflichen Qualifikationen in der Benelux:
„WORK IN PROGRESS”
In diesen Kapiteln werden existierende oder eventuelle zukünftige Benelux-Maßnahmen
beschrieben, die einen Beitrag zu einer reibungsloseren grenzüberschreitenden Übertragbarkeit von
Abschlüssen und beruflichen Qualifikationen leisten können.
Die Bedingungen, um effektiv und uneingeschränkt gleiche Chancen im Arbeitsmarkt auf der anderen
Seite der Grenze zu haben, können in drei Rubriken zusammengefasst werden: (i) die juristische
Anerkennung des Abschlusses, (ii) die Erfüllung der Anforderungen hinsichtlich des juristischen
Zugangs zum Beruf und (iii) die Erfüllung der faktischen Zugangsanforderungen - damit sind
zusätzliche Bedingungen wie beispielsweise Sprachkenntnisse oder die Kenntnis des Arbeitsumfeldes
gemeint. 5
Die Beseitigung von Hindernissen erfordert eine schrittweise Strategie. Einige aktuelle Benelux Dossiers leisten einen Beitrag zu diesem Prozess: (1) die automatische Anerkennung von
Hochschulabschlüssen, (2) die grenzüberschreitende Anerkennung von beruflichen Qualifikationen
durch die gemeinsame Intensivierung der Implementierung der EU-Richtlinien. Außerdem behandeln
wir auch (3) den reibungslosen Verweis an die korrekte Informationsquelle über eine Portal-Seite, (4)
das Potenzial grenzüberschreitender Praktika und (5) Bi-oder Tridiplomierung.
Ohne simplistisch davon auszugehen, dass alle Hindernisse im Handumdrehen beseitigt werden
können 6, kann der erste Punkt, nämlich die automatische Anerkennung von Hochschulabschlüssen in
5
Manchmal fallen die erste und die zweite Bedingung zusammen, nämlich dann, wenn der Abschluss den direkten Zugang
zum Beruf ermöglicht.
6
Zur Zeit sind die Verfahren im Bereich der Bearbeitung (Dauer, Kosten,....) und auf dem Gebiet des juristischen Wertes
einer Anerkennung oder einer Empfehlung zur Anerkennung ausländischer Abschlüsse innerhalb der Benelux in den
Ländern und Gemeinschaften sehr unterschiedlich. Dies wirkt sich nicht förderlich auf die reibungslose
grenzüberschreitende Anerkennung aus.
16
der Benelux, einen positiven Antrieb schaffen, um auch die anderen und schwieriger zu
beseitigenden Hindernisse der grenzüberschreitenden Arbeitsmobilität wie z. B. die Anerkennung
von beruflichen Qualifikationen anzugehen.
(1) Die automatische Anerkennung von Hochschulabschlüssen in der Benelux
Die grenzüberschreitende Anerkennung von Hochschulabschlüssen basiert auf der Umsetzung des
Bologna-Prozesses.
Die automatische akademische Anerkennung von Bachelor- und Master- Abschlüssen in der
Benelux hätte einen unmittelbaren Effekt auf die grenzüberschreitende Mobilität der einzelnen
Studenten oder Arbeitssuchenden, die die Grenze überqueren, und eine Kosten einsparende und
Effizienz steigernde Wirkung für die Anerkennungsinstanzen innerhalb der Benelux. Die
Anerkennung von Hochschulabschlüssen ist im übrigen auch von großer Bedeutung für freie
Stellen in Behörden.
Die Benelux hat wichtige Trümpfe in der Hand, um die automatische Anerkennung von
Abschlüssen tatsächlich zu verwirklichen, wie beispielsweise das vergleichbar hohe
Qualitätsniveau und die gut entwickelten Systeme der Qualitätssicherung, das im Rahmen des
jüngsten flämisch-niederländischen NVAO-Vertrages generierte ,Knowhow’, die Kette der
bilateralen Übereinkünfte innerhalb der Benelux, das gemeinsame Engagement der BeneluxLänder im Rahmen der ,Pathfindergroup on automatic recognition’ innerhalb des BolognaProzesses und die Verfügbarkeit der juristischen Instrumente, um dies zu regeln.
(2) Die grenzüberschreitende Anerkennung von beruflichen Qualifikationen
Die Benelux-Zusammenarbeit kann bei einer Verbesserung der Mobilität helfen, indem
gemeinsam die Möglichkeiten der alten (2005/36) und neuen Richtlinien (2013/55) intensiv
ausgeschöpft werden.
Die juristische Übertragbarkeit zielt auf die juristische Gültigkeit von beruflichen Qualifikationen
und somit auch auf die juristische Möglichkeit ab, den Beruf auf der anderen Seite der Grenze
ausüben zu können.
Die beiden europäischen Richtlinien unterscheiden zwischen:



Der Anerkennung von beruflichen Qualifikationen auf der Basis von Berufsbezeichnungen
(beispielsweise Rechtsanwalt, Immobilienmakler, Sozialassistent, Physiotherapeut….).
Jedes Land besitzt sein eigenes System reglementierter Berufsbilder, aber durch die
großen Unterschiede sind zusätzliche Kompensierungsmaßnahmen erforderlich. Diese
komplizieren den grenzüberschreitenden juristischen Zugang zum Beruf.
Der Anerkennung von beruflichen Qualifikationen auf der Grundlage nachweisbarer
Berufserfahrung (beispielsweise als Monteur, …). Die Bedingungen sind in den Anlagen
der Richtlinien detailliert beschrieben.
Den ,qualifizierten’ Berufen (Arzt, Pflegekraft, Zahnarzt, Tierarzt, Hebamme, Apotheker,
Architekt), deren Ausbildungsbedingungen in der gesamten EU geregelt sind und für die
der juristische Zugang automatisch gilt.
Ländern und Gemeinschaften sehr unterschiedlich. Dies wirkt sich nicht förderlich auf die reibungslose
grenzüberschreitende Anerkennung aus.
17
Die faktische Übertragbarkeit zielt auf die Möglichkeit ab, den Beruf tatsächlich auszuüben, wobei
zusätzliche Bedingungen hinsichtlich der Sprachkenntnisse und der Kenntnisse des Arbeitsumfelds
gelten. Diese Anforderungen gehen in den meisten Fällen von den Arbeitgebern aus und in vielen
Fällen werden den Kandidaten in diesem Zusammenhang Praktika oder zusätzliche Fortbildungen
auferlegt.
Chancen für die Benelux durch die neue EU Richtlinie
Die neue Richtlinie (2013/55/EU), die in den kommenden Jahren implementiert wird, bietet eine
Reihe von Neuerungen, die auch Möglichkeiten beinhalten, im Benelux-Kontext Schritte zur
Verbesserung zu vollziehen.

Erreichung von Transparenz
Die Europäische Kommission führt mit den Ländern eine gründliche Untersuchung in
Bezug auf reglementierte Berufe in den Ländern durch, um die Proportionalität zu prüfen.

Gemeinsame Ausbildungsprinzipien
Für eine Reihe von Berufen werden gemeinsame Ausbildungsprinzipien formuliert und
dadurch werden gemeinsam die minimalen Kenntnisse und Fähigkeiten festgelegt. Dies
geschieht, wenn die Berufsverbände/-organisationen und die zuständigen Behörden von
mindestens einem Drittel der Länder darum ersuchen.

Die Entwicklung spezifischer Referenzrahmen für Qualifikationen und Kompetenzen
Die neue Richtlinie (2013/55/EU) arbeitet ausgehend vom System der EVC (Anerkennung
von erworbenen Kompetenzen) mit 5 Niveaus und legt eine Reihe von Studienjahren als
ein Kriterium zugrunde. DG Education and Culture (EAC) entwickelte allerdings das
,European Qualification Framework’ (EQF), in dem 8 Niveaus genannt werden und legt das
System der ECTS - Studienpunkte (,European Credit Transfer System’) zu Grunde.
Außerdem wurde der so genannte Europass entwickelt und in diesen Bereich fallen auch
Ergänzungen zu Zertifikaten, Europass, der Sprachen-Pass etc. (GD EAC). Die Länder
werden tätig, um die Begriffe für die praktische Anwendung zu klären. In diesem
Zusammenhang ist nicht immer klar, auf welches System der EU verwiesen wird. (GD
Interner Markt oder GD EAC). Außerdem wurden durch grenzüberschreitende
Zusammenarbeitsverbände auch diverse Instrumente entwickelt, um dies zu
veranschaulichen (z. B. ,autorisierte Beschreibungen’, ,Euregionale Zertifikate’und so
weiter).

Prüfung der Sprachkenntnisse
Die Arbeitgeber haben die Möglichkeit, nach der Anerkennung der beruflichen
Qualifikationen die Kenntnisse der offiziellen Landessprache des Gastlandes zu bewerten.
Auch Bedingungen für die Ansiedlung von Selbstständigen beinhalten solche
Bestimmungen.

Das ,Internal Market Information System’ (IMI)
Eine gemeinsame europäische digitale Plattform, über die geprüfte und abgesicherte
Informationen ausgetauscht werden, auch für die grenzüberschreitende Anerkennung von
beruflichen Qualifikationen. Innerhalb der Länder existieren wichtige Elemente: die ,Single
points of contact’, die ,Competent Authorities’, die ,Asssistent Centers’.
18

Die ,Berufskarte’ (Carte Professionelle)
Für eine Reihe von Berufen wird die elektronische Berufskarte (die im IMI registriert wird)
eine Vereinfachung und eine Beschleunigung in Bezug auf die Regelung der Anerkennung
von beruflichen Qualifikationen über die Grenzen hinweg mit sich bringen.
Berufsverbände müssen sich dafür anmelden (und sind in diesem Bereich sehr engagiert,
wie beispielsweise die Ingenieure).
 Das Warnsystem (im Falle von Sanktionen gegenüber Fachpersonal)
Falls Fachpersonal (Ärzte, Berufe, die in engem Kontakt mit Kindern oder sensiblen
Personen gelangen,…) in seinem Heimatland ein vorübergehendes oder endgültiges
Berufsverbot erhält, wird diese Information über das IMI auch an das Gastland
kommuniziert. Dies soll das Vertrauen in Bezug auf ausländisches Fachpersonal stärken.
(3) Bessere Informationsbeschaffung
Das Benelux-Portal Startpuntgrensarbeid
bietet Grenzenarbeitern unbürokratisch
Informationen über Aspekte wie die Sozialversicherung und die steuerlichen Regelungen. Dieses
Portal wurde im Juni 2013 erneuert. Es arbeitet ausdrücklich wie ein Portal und verweist daher an
die tatsächlichen Informationsquellen.
Zu einem früheren Zeitpunkt zeigte sich auch der Bedarf an unbürokratischen Informationen
hinsichtlich der Abschlüsse und beruflichen Qualifikationen.
(4) Förderung von grenzüberschreitenden Praktika
Praktika können als Bestandteil einer Ausbildung oder nach dem Abschluss der Ausbildung/des
Studiums als eine Bedingung für den Zugang zum Beruf organisiert werden. Ein
grenzüberschreitendes Praktikum kann die Sprachkenntnisse und die Kenntnisse der Kultur und
des Arbeitsumfelds auf der anderen Seite der Grenze fördern und hilft damit beim tatsächlichen
Zugang zum Beruf. Ein Praktikum garantiert allerdings nicht den automatischen juristischen
Zugang zum Beruf oder die Anerkennung des Abschlusses.
Die Organisation von Praktika erfolgt durch Bildungseinrichtungen in Zusammenarbeit mit den
Berufsverbänden und/oder -organisationen, Betrieben oder Unternehmen. Dafür ist ein gutes
Vertrauensverhältnis zwischen beiden erforderlich.
(5) Bi- oder Tri-Diplomierung
Das bedeutet, dass am Ende einer Ausbildung ein Abschluss steht, der den Bedingungen in zwei
oder drei Ländern entspricht. Dieses Ziel zu erreichen ist die Herausforderung der
Bildungseinrichtungen. Es liegt auf der Hand, dass dies einfacher umzusetzen ist, wenn die
Anforderungen für die Abschlüsse und den Zugang zu einem Beruf zwischen den Ländern nicht
allzu weit auseinander liegen. Wenn diese Unterschiede erheblich sind, wird es schwieriger.
Die Bi- oder Tri- Diplomierung wird einfacher, wenn die Umsetzung der Transparenz zwischen den
Ländern zu einer stärkeren Harmonisierung der Berufsvorschriften führt.
19
Zusammenfassende Übersicht über existierende und mögliche Benelux-Maßnahmen
Im unten aufgeführten Verzeichnis werden die zuvor genannten Möglichkeiten aufgelistet und ihr
Beitrag zur Erfüllung dieser Bedingungen eingeschätzt. Dieses Verzeichnis bildet eine gute Basis für
die Diskussionen mit Behörden und anderen involvierten Parteien. Auf dieser Grundlage werden
weitere Prioritäten definiert.
Juristische
Anerkennung
von Abschlüssen
Juristischer
Zugang zum
Beruf
Faktischer
Zugang zum
Beruf
Umsetzbarkeit in
der Benelux
BOLOGNA-PROZESS
Automatische
Anerkennung der
Hochschulabschlüsse
Bachelor und Master
++
Kurzfristig
Richtlinie 2013/55
Harmonisierung der
Berufsvorschriften,
Erreichung von
Transparenz
Gemeinsame
Ausbildungsprinzipien
Referenzrahmen
Prüfung der
Sprachkenntnisse
IMI,
schnellere Verfahren
Berufskarte
Nationale
Kontaktpunkte und 1
Ansprechpartner
Warnsystem
Erweiterung des
Internetportals
(Abschlüsse +
berufliche
Qualifikationen)
++
++
+
längerfristig
++
++
+
+
0 (mindestens 1/3
der Länder)
+
+
++
+
+
+
+
+
+
+
+
++
kurzfristig
Grenzüberschreitende
Praktika (Ausbildung)
+
?
Grenzüberschreitende
Praktika (Zugang zum
Beruf)
+
?
+
?
Bi- oder TriDiplomierung
+
+
+
+
+
+
+
20
ANLAGE
,Übertragbarkeit von Abschlüssen und beruflichen Qualifikationen’
A.1. Die Bedeutung des Zustroms von qualifiziertem Personal über die
Grenze
Ohne in diesem kurzen Bericht eine tief greifende Analyse präsentieren zu können, veranschaulichen
einige simple Feststellungen die Bedeutung des Zustroms von qualifiziertem Personal von der
anderen Seite der Grenze in die Länder der Benelux und nach Nordrhein-Westfalen. Das ist wichtig
für die Wirtschaft im Allgemeinen, aber auch für bestimmte Sektoren wie zum Beispiel für das
Gesundheitswesen.
1.
Die allgemeine wirtschaftliche Bedeutung
 Die wirtschaftliche Entwicklung in Luxemburg ist stark vom Zustrom von qualifiziertem
Personal von der anderen Seite der Grenze abhängig.
Die luxemburgische Wirtschaft hat ein erhebliches Interesse an der reibungslosen
grenzüberschreitenden Übertragbarkeit von Abschlüssen und beruflichen
Qualifikationen. Im Jahre 1960 hatten praktisch alle Geschäftsführer von neu
gegründeten luxemburgischen Unternehmen eine luxemburgische Qualifikation. Im Jahr
2000 hatten 70% eine luxemburgische Qualifikation und 30% eine EU-Qualifikation. Im
Jahr 2012 lag das Verhältnis bei 60% (Lux) gegenüber 40% (EU). Das bedeutet, dass zum
aktuellen Zeitpunkt die Geschäftsleitung von 40% der neu gegründeten Unternehmen in
Luxemburg von im Ausland erworbenen Qualifikationen abhängig ist.
Für die anderen Benelux-Länder zur Erinnerung
2. Berufe mit zu vielen unbesetzten Stellen und reglementierte Berufe
Eine erhebliche Anzahl von Berufen mit ,schwer zu besetzenden freien Stellen’ oder
problematische Berufe sind gleichzeitig auch reglementierte Berufe. Das bedeutet, dass
eine Person eine Reihe von strengen Anforderungen erfüllen muss (Ausbildungen,
vorgeschriebene Kenntnisse und Fertigkeiten, Sprachkenntnisse, …), um diesen Beruf
juristisch ausüben zu dürfen. Für Personen aus dem Ausland ist es daher erforderlich,
ein Verfahren zu durchlaufen und eventuell zusätzliche Studien oder Praktika zu
absolvieren, um diese Anforderungen zu erfüllen.78
 In Belgien wird eine erhebliche Anzahl von ,problematischen Berufen’ durch die zu
geringe Anzahl von Absolventen in bestimmten Studienfächern und durch einen Mangel
an fachlicher Eignung, spezifischen Kenntnissen und/oder Erfahrungen bei den
Bewerbern verursacht.
Ein Quick Scan der Liste dieser problematischen Berufe zeigt, dass fast die Hälfte dieser
Berufe gleichzeitig auch reglementierte Berufe sind. Dabei geht es um verschiedene
7
Siehe auch Anlage A.2
In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass neben den juristischen Bedingungen auch eine Reihe
zusätzlicher, nicht juristischer Bedingungen gelten, zu denen auch die Bedingungen zählen, die sich auf die
Kenntnisse des Arbeitsumfeldes, der Sprache, der Kultur und so weiter beziehen.
8
21
Berufe wie zum Beispiel technische Berufe (beispielsweise im Bausektor,
Zentralheizungstechniker, Schlachter, Bäcker und Konditoren, … ), aber auch um
Bachelors in den pädagogischen Berufen (wie z. B. Lehrer an weiterführenden Schulen,
Grundschulen und Personal in der Kinderbetreuung) oder um Berufe im
Gesundheitswesen (wie z. B. Pflegekräfte, Bewegungstherapeuten etc.).
 Niederlande: eine Studie des ROA (Researchcentrum voor Onderwijs en Arbeidsmarkt,
Universität Maastricht) erwartet zwischen 2013 und 2018 erhebliche Probleme in den
pädagogischen Berufen, im Landwirtschaftssektor, in den technischen Berufen und in
den Industrieberufen, in den medizinischen und paramedizinischen Berufen sowie im
Gesundheitssektor und im Bereich Dienstleistungen.
Ein Quick Scan zeigt, dass ungefähr ein Viertel dieser Berufe mit schwer zu besetzenden
freien Stellen außerdem reglementierte Berufe sind. Diese freien Stellen findet man vor
allen Dingen in den medizinischen und paramedizinischen Berufen (Pflegekräfte, Ärzte,
medizinisches Laborpersonal, etc.) und in verschiedenen pädagogischen Berufen (z. B.
bei Grundschullehrern, in der Landwirtschaftstechnik, im Gesundheitswesen).
3.
Das Gesundheitswesen in den Benelux-Ländern ist stark abhängig vom ausländischen
Zustrom von qualifiziertem Personal, auch aus den Nachbarländern
 Das Gesundheitswesen in den drei Benelux-Ländern wird in erheblichem Maße durch
den Zustrom von qualifiziertem Personal aus dem Ausland gestützt.
Der Zustrom von qualifiziertem Personal in das Gesundheitswesen der Länder der
Benelux (2009).
Belgien
Niederlande
Arzt
494
656
Pflegekraft
209
222
Zahnarzt
30
307
Tierarzt
10
/
Hebamme
4
108
Apotheker
33
25
Quelle: Gesundheitsministerium, Luxemburg
Luxemburg
152
/
32
27
/
28
Deutschland
/
422
/
/
/
Frankreich
481
/
45
260
219
60
In Belgien ist das Gesundheitswesen stark abhängig vom Zustrom von ausländischem
qualifiziertem Personal, auch aus den angrenzenden Ländern.
Aus
Einreisende Mitarbeiter im
Gesundheitswesen in Belgien
im Zeitraum 2007-2011
Fachärzte
Den
Niederlanden
Frankreich
Deutschland
Anderen EULändern
110
152
93
177 Rumänien
Zahnärzte
38
46
17
41 (Rumänien)
Apotheker
19
69
10
24 Rumänien
Pflegekraft (A2)
166
90
195 (Rumänien)
Diplomierte Pflegekraft
(Bachelor)
65
Quelle: Gesundheitsministerium, Belgien
562
134 Polen
146 Portugal
79 Rumänien
22
Im Jahr 2011 hatten 21,3% der neuen Fachärzte in Belgien eine ausländische
Qualifikation (232 gegenüber 1088 neuen Fachärzten aus dem Inland). Von den neuen
Zahnärzten hatten 38,6% eine ausländische Qualifikation (58 gegenüber 150) und von
den neuen Pflegekräften hatten 37,3 % eine ausländische Qualifikation (631 gegenüber
1692). Diese Zahlen verdeutlichen einen steigenden Trend.
Zusätzliche Anmerkungen:
Das belgische Gesundheitsministerium merkt in diesem Zusammenhang an, dass die
bedeutendsten Hindernisse für eine grenzüberschreitende Anerkennung von beruflichen
Qualifikationen die kompensierenden Maßnahmen, die Sprachkenntnisse und der
Zeitaufwand für die Bearbeitung der Anträge sind.
In den Niederlanden werden für die medizinischen und paramedizinischen Berufe große
Probleme bei der Besetzung neuer Stellen erwartet, die in einer Reihe verschiedener
Berufsklassen entstehen werden: bei Ärzten, Arzthelfern, Apothekersassistenten, bei
medizinischem Laborpersonal, medizinischen Analytikern, Pflegekräften, Pflegehelfern
und Auszubildenden in Pflegeberufen.
3. Andere spezifische Sektoren?
Zur Erinnerung
4. Fazit
Aus den obigen Abschnitten geht hervor, dass die reibungslose grenzüberschreitende
Übertragbarkeit von Abschlüssen und beruflichen Qualifikationen für bestimmte
wirtschaftliche und soziale Aufgaben von großer Bedeutung ist.
Ein umfassendes und quantitativ untermauertes Bild der Bedeutung dieses Aspekts für
die Benelux steht allerdings aktuell nicht zur Verfügung.
Um diesen Bedarf genauer definieren zu können, ist eine intensivere quantitative
Untersuchung auf der Grundlage von Arbeitsmarktdaten erforderlich (Nachfrage,
Angebot und grenzüberschreitende Ströme), wobei diese Übertragbarkeit von
besonderer Bedeutung ist.
Auf dieser Grundlage können auch die Prioritäten (welche Berufsgruppen? welche
Wirtschaftssektoren?) genauer definiert werden.
Allerdings hat sich herausgestellt, dass schon heute ausreichende Anzeichen dafür
vorliegen, dass schon jetzt Maßnahmen zur Verbesserung in Bezug auf die
Übertragbarkeit von Abschlüssen und beruflichen Qualifikationen ergriffen werden
können.
Es liegt auf der Hand, dass die reibungslose grenzüberschreitende Übertragbarkeit
von Abschlüssen und beruflichen Qualifikationen für die grenzüberschreitende
Arbeitsmobilität in der und um die Benelux wichtig ist. Wir möchten empfehlen, eine
umfassendere Untersuchung durchzuführen, um die Zwänge und Bedürfnisse im
Zusammenhang mit der Übertragbarkeit von Abschlüssen und beruflichen
Qualifikationen genauer darzustellen.
Gleichzeitig müssen schon jetzt konkrete Schritte zur Verbesserung der
grenzüberschreitenden Übertragbarkeit von Abschlüssen und beruflichen
Qualifikationen im Benelux-Kontext entwickelt werden.
23
A.2. Schwer besetzbare Berufe/Berufsgruppen
Obwohl eine große Anzahl von Personen auf der Suche nach einem Arbeitsplatz ist, haben bestimmte
Unternehmen Schwierigkeiten, für einige Positionen geeignetes Personal zu finden. Diese häufig
langfristig unbesetzten Stellen sind in einer Liste mit ,problematischen Berufen/schwer zu
besetzenden freien Stellen’ aufgeführt. Weiter unten sehen Sie die diesbezüglichen Listen der
Benelux-Länder.
Belgien
In Belgien arbeitet jeder regionale Dienst für die Arbeitsvermittlung an einer Liste mit
problematischen Berufen. Auf der Grundlage dieser Listen veröffentlicht der ,Rijksdienst voor
Arbeidsvoorziening’ (RVA) eine offizielle Liste problematischer Berufe. Eine Zusammenstellung dieser
Listen ist dem vorliegenden Dokument als Anlage beigefügt.
Niederlande
In den Niederlanden führt sowohl das UWV als auch das ROA9 eine Liste von ,schwer besetzbaren
Berufen’. Dabei handelt es sich allerdings um Prognosen und nicht um Beobachtungen. Die
zusammengestellte Liste ist dem vorliegenden Dokument als Anlage beigefügt.
Luxemburg
Eine Liste mit problematischen Berufen ist in Luxemburg nicht direkt vorhanden. Das CEPS/INSTEAD
verfügt allerdings über eine Veröffentlichung aus dem Jahr 2011, in der aufgeführt ist, was ,schwer
besetzbare Berufe/Sektoren’ sind. Die Ergebnisse sind als Anlage beigefügt. In Luxemburg
konzentriert sich das Problem vor allen Dingen auf das Finden von geeignetem und qualifiziertem
Personal. Von ,den Arbeitsplätzen in akademischen und wissenschaftlichen Berufen, bei
Geschäftsführern und Führungskräften’ sind nur 9% für nicht qualifiziertes Personal zugänglich.
Außerdem ist das Finden von Vollzeitpersonal eine schwierige Aufgabe. Hinsichtlich der Sektoren hat
der Finanzsektor die größten Schwierigkeiten, qualifiziertes und geeignetes Personal zu finden,
gefolgt vom Immobiliensektor und vom Sektor Dienstleistungen sowie von den Sektoren Transport
und Kommunikation. Auch Berufe, die schwere Arbeit erfordern, sind schwierig zu besetzen, weil
diese bei den Arbeitssuchenden weniger gefragt sind.
Deutschland
In Deutschland führt die Bundesagentur für Arbeit eine Liste mit ,schwer besetzbaren Berufen’, die
auf der Dauer der Verfügbarkeit einer freien Stelle basiert. Wir verweisen neben der Anlage auch auf
das separate Dokument, in dem andere relevante Grafiken zusammengefügt wurden. Ebenso wie in
Luxemburg geht es bei diesen Positionen häufig um Positionen, für die man hoch qualifiziertes
Personal benötigt.
9
,Der Arbeitsmarkt nach Ausbildung und Beruf bis 2018’ (Dezember 2013).
Belgien – Berufe mit zu vielen unbesetzten Stellen/schwer zu besetzenden Stellen
Gelb hinterlegte Berufe/Berufsgruppen erscheinen in der Liste der Berufe, die reglementiert sind.
National (RVA)ᵃ
Schul-oder akademisches Jahr 2013 – 2014
Sekundarstufe
• Automobiltechnik
zwei mit
• Schlachterei (ungeachtet des
technischer oder
Spezialgebiets)
beruflicher
• Bau (ungeachtet des Spezialgebiets)
Bildung
Region Flandern (VDAB)
Liste von 2013
Wichtigste
Ingenieur
quantitative
Kinesitherapeut
Berufs-Cluster
Pflegekraft
Region Wallonien (le forem)
Liste von 2012
Berufe mit Handelsvertreter für Gewerbegüter
einem
Vertreter für Dienstleistungen an Unternehmen
Mangel an
Bewerbern Heimverkäufer/in
• Bäckerei und Konditorei
Sozialassistent
Pflegekraft (allgemein)
• Lastkraftwagenfahrer
Lehrkraft
weiterführende Schule
und Grundschule
Technischer Zeichner
Spezialisierte Pflegekraft
• Chemie
• Klimatisierung, kühl-und
wärmetechnische Anlagen
• Druckerei
Techniker
• Elektrizität, elektrische Anlagen
Produktionsleiter
• Elektronik
Lastkraftwagenfahrer
• Holz verarbeitendes Gewerbe und
Holzbau (ungeachtet des
Spezialgebiets)
• industrielle ICT (Telekommunikation)
Einstell/Bedienungspersonal
Werkzeugmaschinen
MaschinenWartungsmechaniker
Sanitär- und
Heizungsinstallateur
Elektriker/in
• Industriezeichner (ungeachtet des
Spezialgebiets)
• Informatik
• Kinderbetreuung (nur für Arbeitslose,
die ihren Wohnsitz in der Region
Brüssel-Hauptstadt haben)
• Schweißen
Informatiker
Region Brüssel-Hauptstadt (ACTIRIS)
Liste von 2012
Ingenieure und technische Ingenieure ᵇ
Krankenpfleger und Pflegehelfer ᵇᶜ
Lehrer an weiterführenden Schulen (1.,
2. Grad) ᵇᶜ
Lehrer an weiterführenden Schulen (2.,
3., 4. Grad) ᵇᶜ
Lehrkräfte an Grundschulen ᵇᶜ
Softwareentwickler, Softwareanalyst,
Webdesigner
Dachdecker/in
Kindergärtner/innen ᵇᶜ
Techniker/in im verarbeitenden Gewerbe
(Metall)
Industrie-Rohrleger/in Job Focus
Zeichner ᵇᵈ
Mechaniker/in im Bereich Bau, Landwirtschaft,
Technik, Hebe- und Umschlagvorrichtungen
Wartungselektriker/in, Wartungs- und
Diagnosetechniker/in im Bereich Automobil
oder LKW
Schlachter/in
Kursleiter, Dozenten ᵈ
Techniker in den Natur-und den
angewandten Wissenschaften ᵇᵈ
Buchhalter, Assistenten in der
Buchhaltung ᵈ
Informatiker und ähnliche Berufe ᵇᵈ
Übersetzer, Dolmetscher ᵇᵈ
Teamleiter/in Verfahrensindustrie
Sekretärinnen ᵈ
Installateur Daten- und
Telekommunikation
Heizanlagentechniker/in,
Kühlanlagentechniker/in,
Leiter/in des Bereichs Forschung und
Entwicklung
Verwaltungsangestellte, Empfang und
Kommunikation ᵈ
Lagermitarbeiter ᵈ
Schreiner und
Möbelschreiner
Technische/r Leiter/in, Wartungsingenieur/in,
Wartung Job Focus
Vertreter ᵈᶜ
• Mechanik, Elektromechanik
(ungeachtet des Spezialgebiets)
• Metallbearbeitung und Metallbau
(ungeachtet des Spezialgebiets)
• Optik – Optometrie
• Sanitärinstallationen (ungeachtet des
Spezialgebiets)
• Stein- und Marmorbearbeitung
• Zahntechnik
• Heim- und Seniorenpflege
• Pflege (ungeachtet des Spezialgebiets)
• Werkzeugkunde (ungeachtet des
Spezialgebiets)
Hochschulbildung
: professioneller
Bachelor
• Bachelor Sekundarstufe
(Lehrerausbildungen): Mathematik,
Französisch und technische Fächer
• Bachelor Grundschulbildung
(Lehrerausbildung)
• Bachelor frühkindliche Bildung
(Lehrerausbildung)
• Hochschulbildung Technik,
(ungeachtet des Spezialgebiets)
• Informatik, ungeachtet des
Spezialgebiets
• Kinesitherapie
• Optik – Optometrie
• Zahntechnik
Hochschulbildung
: akademische
Bachelors +
Masters
• Pflege, ungeachtet des Spezialgebiets
(ohne Berücksichtigung von
Hebammen)
• Industrieingenieur, ungeachtet des
Spezialgebiets
• Bauingenieur, ungeachtet des
Spezialgebiets
Straßenarbeiter
Wirtschaftsingenieur
Verkäufer und Geschäftsführer ᵈᶜ
Bäcker und Konditor
Verantwortlicher/ Ingenieur für Sicherheit und
Hygiene Job Focus
Bauingenieur, Messtechnik; Energieberater/in
Bauleiter, Schichtleiter am Bau
Berufskraftfahrer ᵈᶜ
Koch/Köchin in Großküchen, Beikoch
Fachkraft im Gaststättengewerbe
Elektroinstallateur/in, Leitungs- und
Netzwerkelektriker, Installateur/in für
Sicherheitssysteme
Verkäufer von Verbrauchsprodukten
Handelsvertreter für Verbrauchsgüter für das
Gewerbe
Elektromechanikerᵇᵈ
Koch ᵈᶜ
Kellner/innen und Servierer/innen ᵈᶜ
Schlachter - Metzger
Gerüstbauer-Monteur
Die
wichtigsten
Berufs-Cluster
in Bezug auf
qualitative
und/oder
Arbeitsumstän
de
Buchhalter/in
Erzieher/in
Begleiter/in in der
Kinderkrippe
Managementassistent
Mitarbeiter im
Kundencenter/
Tele-Verkäufer
Technischer
Angestellter
Küchenchef, Großküchenchef
Planungsmitarbeiter
Monteur/in für Sanitär und Heizung,
Klimaanlagen, Solaranlagen, Kühlanlagen
Bäcker/in
Mitarbeiter
Kostenprüfung
Versandmitarbeiter
Vertreter
Filialleiter und assistent
Landschaftsgärtner
Mechaniker (Motor-)
Fahrzeuge
Schweißer
Andere
kritische
Berufe, in
denen
keine
Knappheit
herrscht
Automobil – oder Lastkraftwagenmechaniker/in,
Reifenmonteur/in
Friseur/in
Sicherheitsmitarbeiter, Sicherheits-Steward
Rezeptionsmitarbeiter/in im Hotel, Gästehaus
Servierer/in, Beikoch
Designer/in Mechanik
Maler-Dekorateur
Kranfahrer, Brückenbauer
Maurer
Elektromechaniker/in
Mechaniker (Reparatur) ᵇᵈ
Elektriker (auch Reparatur) ᵈ
Friseure und Reinigungskräfte ᵈᶜ
Ergotherapeutᵇ
• Informatik, ungeachtet des
Spezialgebiets
• Kinesitherapie
Dachdecker
Einkäufer (Industrie)
Koch
• Übersetzungen (Fr / Nl – Nl / Fr) (nur
für Arbeitslose mit Wohnsitz in der
Region Brüssel-Hauptstadt)
• spezifische Lehrerausbildungen
Sekundarunterricht (an der Universität)
(das frühere ,Aggregaat’): Mathematik,
Französisch
Küchenpersonal
Installationstechniker Elektro, Elektronik,
Elektromechanik oder Telekommunikation
Elektronik-Wartungstechniker
Kellner
Betriebsleiter Speditions- oder Frachtgewerbe
Reinigungskraft
Friseur
Leitender Ingenieur (kaufmännisch-technisch)
Logistikleiter
Leitender Ingenieur (Produktion)
ᵃ Studiengänge, die auf einen Beruf vorbereiten, bei dem ein signifikanter Mangel an Arbeitskräften vorhanden ist
ᵇ quantitative Ursache
ᶜ qualitative Ursache
ᵈ Arbeitsumstände
Niederlande – Berufe mit zu vielen unbesetzten Stellen/schwer zu besetzenden Stellen
Gelb hinterlegte Berufe/Berufsgruppen erscheinen in der Liste der Berufe, die reglementiert sind.
UWV-Arbeitsindikator (freie
Stellen/Arbeitssuchende)
Landwirtschaf
tssektor
Berufe in
Wirtschaft
und
Verwaltung
Informatikberufe
ROA-Prognosen 2018
UWV
werkbedrijf/EURES
Scheldemond)- Mai
2011
Landwirtschaftliche Fachkräfte
Agrarwissenschaftler
Ökonomen
Organisationsexperten
Buchhalter
Informatiker
Programmierer
Medizinsche/
paramedizinsche
Berufe
Pflegekräfte
Pflegekräfte und Pflegehelfer
Medizinische Analytiker
Ärzte
Medizinische Analytiker
Ärzte
Apotheker- und Arzthelfer/innen
Medizinsche Laboranten
Pädagogische
Berufe
Dozenten für Landwirtschaft
und Technik(1. Grad)
Dozenten für Wirtschaftsund Verwaltungsfächer (1.
Grad)
Grundschullehrkräfte
Dozenten für exakte, medizinsche und
Pflegefächer
Dozenten für Landwirtschaft und Technik
(2. Grad)
Bildungsexperten und Pädagogen
Technische
und Industrieberufe
Elektroinstallateure
Monteure und Elektroinstallateure.
Experten für Werkzeugbau
Experten für Werkzeugbau
Materialexperten
Monteure und
Elektroinstallateure
Produktionsplaner
Metallarbeiter
Facharbeiter am Bau
Berufe im
Gesundheitswesen und
Dienstleistung
sberufe
Supermarktmitarbeiter
Unternehmer und
Installateure
Schlosser und
Schweißer
Pflegepersonal
Verkäufer
Kaufhausmitarbeiter
Innenausstatter
Innenausstatter
Transportberufe
Arbeiter im Straßenund Wasserbau
Personal zum Be- und
Entladen
Polizeibeamte,
Unteroffiziere und
Sicherheitspersonal
27
Ergänzung zur Liste ,Zukünftige Probleme in der Gesundheitsversorgung’ des ROA (Researchcentrum voor
Onderwijs en Arbeidsmarkt, Universität Maastricht):
Große Probleme für die pädagogischen Berufe. 66% der Mitarbeiter in der pädagogischen Berufsklasse
arbeiten in einer Berufsgruppe, für die (sehr) große Probleme prognostiziert werden.
 Lehrkräfte an Grundschulen,
 Dozenten für exakte, medizinische und Pflegefächer und
 Dozenten für Landwirtschaft und Technik (2. Grad)
 Bildungsexperten
 Pädagogen.
Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig. Beispielsweise spielt für die Lehrkräfte an Grundschulen
die erwartete große Ersatznachfrage eine wichtige Rolle. Bei Bildungsexperten und Pädagogen geht es vor
allen Dingen um die erwartete große Erweiterungsnachfrage.
In den kreativen Berufen
werden im Durchschnitt sämtlicher Berufsgruppen keine Probleme in der Personalversorgung erwartet.
Lediglich 18% der Arbeitskräfte mit einem kreativen Beruf arbeiten in einer Berufsgruppe,
in der von den Arbeitgebern Probleme für die Personalbeschaffung erwartet werden.
 Geistliche,
 Seelsorger
 und Grafikdesigner.
Für die landwirtschaftlichen Berufe werden in den kommenden Jahren einige Probleme bei der
Personalversorgung erwartet. In vier der sieben untergeordneten Berufsgruppen werden mittelfristig
praktisch keine Probleme beim Finden ausreichend qualifizierter Fachkräfte auftreten.
 Landwirtschaftliche Fachkräfte
 Landwirtschaftsexperten (erwartet).
Arbeitgeber in den technischen und industriellen Berufen werden den Prognosen zufolge große Mühe
haben, offene Stellen zu besetzen. In dieser Berufsklasse werden im Zeitraum 2013-2018 sehr große
Probleme beim folgenden Personal auftreten:
 Experten für Werkzeugbau
 Monteure und Elektroinstallateure.
Für die Transportberufe werden praktisch keine Probleme erwartet, weil das Angebot an
Schulabsolventen mit den Qualifikationen für diese Berufe ausreichend dimensioniert ist.
Für die medizinischen und paramedizinischen Berufe ist die ITKB klein und daher werden große Probleme
bei der Besetzung freier Stellen erwartet, die innerhalb dieser Berufsklasse entstehen.
 Medizinische Analytiker
 Apothekerassistenten und
 medizinische Laboranten, und
 Pflegekräfte und
 Arzthelfer/innen.
 Ärzte und
 Pflegehelfer
 Auszubildende in Pflegeberufen.
In den Berufen in Wirtschaft und Verwaltung werden in den kommenden Jahren praktisch keine
Probleme auftreten. Für lediglich drei der 23 Berufsgruppen erwarten die Arbeitgeber Schwierigkeiten bei
der Anwerbung von geeignetem Personal.
28



Unterstützende Verwaltungsmitarbeiter,
Produktionsplaner
technisch-kaufmännische Angestellte.
Die Besetzung von freien Stellen für Informatikberufe wird der Erwartung nach keine großen Probleme
mit sich bringen. 97% der Erwerbstätigen im Sektor Informatik arbeiten in einer Berufsgruppe, für die
keine beziehungsweise praktisch keine Probleme erwartet werden. Die Anwerbung von ausreichenden
Zahlen technischer Systemanalysten wird allerdings der Erwartung nach größere Anstrengungen der
Arbeitgeber erfordern. Für diese wachsende Berufsgruppe ist die Ersatznachfrage relativ hoch (sie liegt
durchschnittlich bei 5% im Jahr).
Für die sozialen und kulturellen Berufe werden ebenfalls keine Probleme bei der Personalversorgung
erwartet.
Durch die zunehmende Nachfrage nach Dienstleistungen sind die prognostizierten Probleme bei der
Anwerbung von ausreichend Personal innerhalb der Versorgungs- und Dienstleistungsberufe groß. Von
allen Personen, die in den Versorgungs-und Dienstleistungsberufen tätig sind, arbeiten 52% in einer
Berufsgruppe, für die große Probleme erwartet werden.
Tätigkeiten mit geringfügigen Qualifikationen
 Supermarktmitarbeiter,
 Verkäufer,
 Innenausstatter.
Für die Berufe im Bereich der öffentlichen Ordnung und der Sicherheit ist im Allgemeinen ein
ausreichendes Angebot auf dem Arbeitsmarkt vorhanden und es werden praktisch keine Probleme bei der
Personalversorgung erwartet.
 Die Beschaffung von Feuerwehrmitarbeitern kann gewisse Schwierigkeiten mit sich bringen.
Luxemburg
Prozentsatz auf der Grundlage der Gesamtzahl der freien Stellen.
29
Tabelle 1. Anteil der Einstellungen, die als problematisch betrachtet werden (nach Berufsklasse, in %)
Quelle: Untersuchung der Anwerbungspraktiken der Unternehmen, CEPS/INSTEAD, Ministerium für Arbeit und Beschäftigung,
2007. Bereich: alle Einstellungen, die im Jahre 2007 erfolgt sind, mit Ausnahme von Einstellungen nach internen
Stellenausschreibungen (ausgeschlossen sind Einstellungen, bei denen das Ausbildungsniveau des Mitarbeiters unter den
Ansprüchen des Arbeitgebers lag).
30
Deutschland
31
A.3. Zwischen Traum und Wirklichkeit: Hindernisse in der Praxis
Die juristische und faktische Anerkennung von Abschlüssen und beruflichen Qualifikationen auf der
anderen Seite der Grenze erfordert häufig zusätzliche Verwaltungsverfahren.
Die Anzahl der Anerkennungsanträge in Bezug auf Hochschulabschlüsse in der Benelux liegt jährlich bei
einigen 100. Mit der Einführung des NVAO - Vertrages zwischen Flandern und den Niederlanden sinkt die
Anzahl der Anträge erheblich. Die Anzahl der Interaktionen zwischen den Niederlanden und der
französischsprachigen und der deutschsprachigen Gemeinschaft und Luxemburg bleibt beschränkt.
Bei der grenzüberschreitenden Anerkennung von beruflichen Qualifikationen geht es um eine deutlich
höhere Anzahl von Dossiers.
Für Belgien ging es für den Zeitraum zwischen 2000 und 2012 um ungefähr 23.000 Dossiers, für die
Niederlande um ungefähr 11.000 und für Luxemburg um ungefähr 6000. Die Zahlen für Deutschland (als
Ganzes) lagen bei ungefähr 32.000 und für Frankreich bei ungefähr 10.000 Anerkennungsanträgen.
Die Benelux Workshops vom 25. März 2013 und vom 25. Juni 2013 zeigen, dass die Beantragung der
Anerkennung von Abschlüssen und beruflichen Qualifikationen auf der anderen Seite der Grenze häufig
ein lästiges Hindernis darstellt. In diesem Zusammenhang ist an die zeitaufwändigen Verfahren mit
ungewissem Ausgang, an die Komplexität und die mangelnde Vertrautheit mit den Vorschriften und so
weiter zu denken (siehe diesbezüglich Abschnitt 2.3 und Anlage A.5 und A.6).
Als Ergänzung zu diesem Themenbereich folgt jetzt die Beschreibung einiger Fallbeispiele und
Beobachtungen bevorrechtigter Zeugen, die so dargelegt sind, wie sie von diesen Personen geschildert
wurden. In diesem Zusammenhang erfolgt eine Abstraktion von der juristischen Korrektheit und die
Wahrnehmung der Betroffenen und der bevorrechtigten Zeugen wird in den Vordergrund gestellt.
1.
Wie wird die grenzüberschreitende Übertragbarkeit von Abschlüssen und beruflichen
Qualifikationen ,wahrgenommen’: einige Fallbeispiele
Fallbeispiel 1
Eine Studentin aus den Niederlanden erreichte, wie viele ihrer Landesgenossen, an der Universität
von Leuven ihren Master in Physiotherapie. Diese Ausbildung führte früher zu einer direkten
Anerkennung und zum Zugang zu dem Beruf in den Niederlanden. Mit Wirksamkeit zum 1. Februar
2013 änderte sich das niederländische System und Studenten waren verpflichtet, einen Kursus
,Direkter Zugang zur Physiotherapie’ zu absolvieren und eine Anerkennung bei der CIBG zu
beantragen. Die Studenten waren darüber nicht informiert. Die Beurteilung durch die ,Commissie
Buitenlands Gediplomeerden Volksgezondheid’ (CBGV) und durch die ,Nuffic’ drohte, sich bis zu
sechs Monate lang hinzuziehen, wodurch die Studentin ihren Arbeitsplatz verloren hätte. Nach der
Vermittlung durch den Ombudsman wurde dieses Problem gerade noch rechtzeitig gelöst und es
wurden Absprachen für die Zukunft getroffen.
Quelle: Frank van Dooren, zuständiger niederländischer Ombudsman
Ein bevorrechtigter Zeuge merkte in diesem Zusammenhang an, dass dieser Fall ein gutes Beispiel
für die Kombination der Anerkennung eines akademischen Abschlusses und die Reglementierung
des Zugangs zu einem Beruf ist. Wenn die Anerkennung des akademischen Abschlusses
automatisch erfolgen würde, wären schon fast 4 Wochen weniger Zeitaufwand erforderlich.
32
Fallbeispiel 2
Eine junge Frau aus Flandern erreichte an der Universität von Amsterdam den Abschluss Bachelor
im Fach ,Kulturelle Antropologie und Entwicklungssoziologie’. In Flandern fand sie eine befristete
Stelle als ,begleitendes Personal/Betreuungspersonal’ im Gesundheitswesen. Damit ihr
Arbeitgeber Fördermittel von der flämischen Regierung in Anspruch nehmen konnte, musste ihr
Abschluss bestimmten (flämischen) Vorgaben entsprechen. Weil der niederländische Abschluss in
Flandern nicht existiert, musste eine ,spezifische Gleichstellung ihres Abschlusses’ beantragt
werden. Dafür erstellte sie ihr komplettes Dossier in vierfacher Ausführung. Weil sie unerwartet
auch noch 180 Euro aufbringen musste, der Ausgang des Verfahrens ungewiss war und eine
Wartezeit erforderlich machte, hat sie das Anerkennungsverfahren vorzeitig abgebrochen.
Quelle: Persönliche Informationen des Benelux-Generalsekretariats
Fallbeispiel 3
Eine Dame, die in Frankreich Gynäkologie studierte (,Gynécologie médicale’), kann trotz eines
zehnjährigen Studiums und des erfolgreichen Abschlusses nicht in Luxemburg tätig werden. Der
französische Abschluss erwies sich als nicht konform mit den europäischen Bestimmungen
(Europäische Richtlinie 2005/36).
Um diesen Bedingungen zu entsprechen, müsste sie noch 3 weitere Jahre studieren, was die
Gesamt-Studienzeit auf 13 Jahre bringen würde. Auch als Allgemeinmedizinerin kann sie in
Luxemburg nicht arbeiten.
Sie war über diese Bestimmungen nicht informiert und ist sehr enttäuscht darüber, dass sie ihren
Beruf nicht im Ausland ausüben kann, obwohl sie dies in Frankreich selbst könnte.
Quelle: Lydie ERR, Mediatorin des Großherzogtums Luxemburg
Fallbeispiel 4
Um dem allgemein wachsenden Mangel an Lehrkräften entgegenzuwirken, schaut die Stadt
Antwerpen aktiv über die Grenze. Bis zum Jahr 2020 benötigen allein die Grundschulen in
Antwerpen 3.500 neue Lehrkräfte. Die Stadt ergreift jetzt konkrete Maßnahmen, um den Schritt
über die Grenze für niederländische Lehrkräfte in spe einfacher und attraktiver zu gestalten.
Inhaltlich zeigen sich diese Maßnahmen allerdings nicht: niederländische Lehrkräfte werden im
Rahmen ihrer Ausbildung nicht in der französischen Sprache geschult und sie haben keine
Kenntnisse des politischen Systems in Belgien. Um dieses Problem zu lösen, stimmt sich die Stadt
mit einigen niederländischen Hochschulen ab, damit sie die richtigen zusätzlichen Schulungen
gewährleisten können.
Quelle: Gazet van Antwerpen, 28. August 2013
33
Fallbeispiel 5
Berufliche Qualifikationen können auf Erfahrungen basieren. Um die Anerkennung auf der
anderen Seite der Grenze geltend zu machen, muss die Berufserfahrung bestätigt werden. Das
übernimmt in den Niederlanden die jeweilige Handelskammer. Ein Mitarbeiter der
niederländischen Handelskammern schildert:
„Für Deutschland werden die EG Erklärungen vor allen Dingen für Unternehmen aus dem
Bausektor ausgestellt. Unsere Erfahrung ist, dass für Belgien für jede Form von selbstständiger
Tätigkeit eine Genehmigung erforderlich ist, damit man sich dort ansiedeln darf. Das gilt auch für
die Aktivitäten, für die die Richtlinie 2005/36 nicht anwendbar ist. In diesen Fällen wird eine so
genannte Erfahrungsbestätigung von der Handelskammer ausgestellt. Im Allgemeinen ist ein
Zeitraum der Berufserfahrung von drei Jahren für Belgien ausreichend. Für Belgien wird die
Erklärung für zahlreiche unterschiedliche Unternehmen ausgestellt.”
Quelle: Präsentation von Sjaak Schiffelers, niederländische Handelskammer, Workshop zur
grenzüberschreitenden Anerkennung von beruflichen Qualifikationen und Arbeitsmobilität in der
Benelux, 25. Juni 2013.
2.
Die Signale einiger bevorrechtigter Zeugen

Die Euregio Scheldemond teilt folgendes mit.
Praxisbeispiele aus Zeeland
„Wir haben erfahren, dass es in diesem Frühjahr (2014) einfacher wird, mit einem
niederländischen Master-Abschluss in Belgien zu arbeiten und umgekehrt, weil die Niederlande
und Flandern gegenseitig die jeweiligen Bachelor- und Master-Studiengänge anerkennen.
Allerdings ist vorhersehbar, dass es immer noch Probleme bei den von der flämischen Regierung
reglementierten Berufen (Bau, Technik, Versorgung und Pflege) und in den Niederlanden mit den
professionellen Bachelors geben wird. Gerade diese reglementierten Berufe in den Bereichen
Versorgung und Pflege, Technik und Bau können als problematische Berufe in unserer Region
bezeichnet werden.
Innerhalb Zeelands und der Euregio Scheldemond gibt es noch Fragen über Berufe im
Gesundheitswesen. Dabei geht es häufig um diplomiertete Pflegefachkräfte (A2 oder MBONiveau10 ), eine typisch niederländische Stelle, die zwischen den Bereichen Versorgung und Pflege
in Flandern angesiedelt ist.
Aber auch die Abschaffung der automatischen Anerkennung von belgischen Physiotherapeuten
und Ergotherapeuten ist ein Thema.i
Hebammen haben in Belgien und in den Niederlanden sehr unterschiedliche Arbeitsinhalte und
Befugnisse und dadurch unterscheiden sich auch die Ausbildungen.
Ein weiteres Beispiel stammt aus der Untersuchung „grenzenlose Beschäftigungschancen“. Ein
flämischer niederländischsprachiger Logopäde mit jahrelanger Berufserfahrung in den
Niederlanden, der zur Prüfung nach Den Haag reisen muss, um seine niederländischen
Sprachkenntnisse prüfen zu lassen.
10
Mittlerer berufsvorbereitender Sekundarunterricht
34
Aber auch andere Berufsgruppen, die mit der Anerkennung beruflicher Qualifikationen arbeiten,
können bei der Arbeit auf der anderen Seite der Grenze auf Probleme stoßen, weil ein Land selbst
festlegt, welchen gesetzlichen berufsbezogenen Bestimmungen eine Person entsprechen muss,
bevor sie sich als Arzt, Zahnarzt, Rechtsanwalt oder beispielsweise Psychologe bezeichnen darf.
Technische Berufe sind auf beiden Seiten der Grenze ein problematischer Aspekt. In unserer
Region gibt es positive Initiativen in Form von Zusammenarbeit im berufsvorbereitenden
Sekundarunterricht und bei der Verwendung von Unternehmen für Praktikumsplätze in Zeeland
und Oost- und West- Vlaanderen. Die Zielsetzung ist die Verbesserung des Schulungsangebotes
und eine bessere Reaktion auf die Nachfrage aus den Betrieben. In diesem Zusammenhang strebt
man auch ein integriertes Angebot von Ausbildungen in den technischen Berufen und Abstimmung
in Bezug auf Zertifizierung und Abschlüsse an.
Außerdem ist die Anwerbung von überzähligen Lehrkräften aus Zeeland (die ihr Studium gerade
absolviert haben) in die flämischen Großstädte wie z. B. Antwerpen und Gent ein höchst aktuelles
Thema. Diese konkrete Problematik wird vom Grenzinformationspunkt und Mobilitätszentrum
Scheldemond Direct unter anderem mithilfe von „Schrumpfungs-Subventionen“ aus BZK
angegangen.
Eine Nachfrage beim Frontoffice des Grenzinformationspunktes zeigt, dass eine gute
Informationsversorgung von wesentlicher Bedeutung ist. Die meisten Fragen befassen sich mit der
Entsprechung der eigenen Ausbildung im Nachbarland.
Innerhalb der EURES-Zusammenarbeit wurde eine indikative Liste entwickelt (siehe Anlagen). Der
Zweck dieser Liste besteht darin, die Ausbildungsanforderungen in Bezug auf eine freie Stelle
interpretieren zu können und andererseits den eigenen Lebenslauf so anzupassen, dass der
Arbeitgeber den korrekten Eindruck von der Ausbildung des Bewerbers erhält. Für den Arbeitgeber
ist es dann wichtig, einschätzen zu können, welche Ausbildung ein Bewerber aus dem Nachbarland
absolviert hat.
Die Integration flämischer und niederländischer Abschlüsse in die europäische Qualitätsstruktur
kann zukünftig eventuell eine Lösung darstellen.

Marcel Mol, Partnershipmanager / Teammanager Frontoffice bei der Gemeinde Maastricht,
führt folgendes aus:
1. Für viele freie Stellen in Flandern, insbesondere bei den Behörden, wird häufig ein spezifischer
Abschluss verlangt. In den Niederlanden gibt es zahlreiche spezifische Studienfächer. So
entsteht die Situation, dass der Abschluss einer Person, die als Folge einer Entscheidung für ein
spezifisches Studienfach einen niederländischen Abschluss hat, dem belgischen Abschluss nicht
gleichwertig ist, weil bestimmte Inhalte nicht (in ausreichendem Maße) behandelt werden.
2. Bei Behörden in Belgien beinhaltet die Zulassungsanforderung häufig den Besitz eines
bestimmten Abschlusses auf einem bestimmten Niveau. Im Gegensatz zu den Niederlanden
wird ein gleichwertiges Arbeits-und Denkniveau, das durch Berufserfahrung entstanden ist,
nicht akzeptiert. Dies macht es schwierig(er), sich beruflich weiterzuentwickeln, aber vor allen
Dingen auch, das Fachgebiet zu wechseln.
3. Bei den Behörden in Belgien werden häufig vergleichende Prüfungen durchgeführt, die auf den
belgischen Gesetzen/Vorschriften und Inhalten basieren. Eine Person mit einem
niederländischen Abschluss und niederländischen Berufserfahrungen ist dann, wenn auch nur
aufgrund des Sprachgebrauchs, im Nachteil. Im umgekehrten Fall organisieren niederländische
Behörden in solchen Fällen meistens Assessments, die breiter angelegt sind.
35
4. Abgesehen von den objektiveren Aspekten ist es natürlich für einen belgischen Arbeitgeber
schwierig, den Wert bestimmter Ausbildungen und der Berufserfahrung in den Niederlanden
einzuschätzen. (,Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht’ = niederländisches Sprichwort).
Dadurch wird vertraute Materie bevorzugt (belgische Ausbildungen und Berufserfahrung).
Umgekehrt möchte man in den Niederlanden den besten Bewerber für eine Position haben,
und zwar unabhängig davon, wie er/sie seine/ihre Kompetenzen erworben hat.
5. Einige Abschlüsse stellen weiterhin ein Anerkennungsproblem dar. Das gilt zum Beispiel bei
Juristen aufgrund der fachlichen Inhalte, die von Land zu Land unterschiedlich sind.

Dirk De Corte, Managing Partner von ,Improve Ment’ und Hochschullehrer in Antwerpen,
teilt während einer Zusammenkunft im Rahmen des ,Vlaams Nederlands Cultureel
Verdrag’ folgendes mit:
Status der Ausbildung und Akkreditierung
Der Hochschulabschluss im Bereich der Künste hat in Flandern und in den Niederlanden einen
unterschiedlichen Status:
 In den Niederlanden: HBO-Bachelor und HBO-Master
 In Flandern: professioneller Bachelor und akademischer Master
Dies stellt kein Problem für den Studentenaustausch dar, aber für Berufstätige, die sich auf eine
Stelle bewerben, bei der ein bestimmter Abschluss verlangt wird. Ein niederländischer BA wird in
Flandern nicht ohne eine Bescheinigung der Gleichwertigkeit akzeptiert (Zeit raubendes Verfahren,
Umsetzung innerhalb der Frist eines Bewerbungsverfahrens unmöglich), und das führt zu ungleich
verteilten Chancen auf dem Arbeitsmarkt für Flamen und Niederländer innerhalb eines BolognaRaumes und eines Binnenmarktes.
Das Problem für Studenten tritt dann auf, wenn die Vorbildung im anderen Land nicht bekannt ist.
Dann stellt sich die Frage, ob ein Umschalt-Programm absolviert werden muss oder nicht (Beispiel
von Dirk De Corte: darf ein niederländischer BA-Absolvent der niederländischen Studienrichtung
Imagineering mit einem Master-Studium an der Universität Antwerpen fortfahren? Oder ist in
diesem Fall ein Umschalt-Programm erforderlich? Diese Frage kann niemand angemessen
beantworten. Eine Lösung erfolgt ad hoc von Fall zu Fall).
 In ,La Grande Région’ beobachtet man die folgenden Hindernisse bei der
grenzüberschreitenden Anerkennung von beruflichen Qualifikationen:
Die größten Hindernisse für die grenzüberschreitende Anerkennung von beruflichen
Qualifikationen in paramedizinischen Berufen beziehen sich auf die folgenden Aspekte:
- die reglementierten Berufe unterscheiden sich zwischen den Ländern
- die Zeugnisse müssen bestätigt und übersetzt werden
- der hohe Zeitaufwand für die Anerkennung von beruflichen Qualifikationen (in manchen Fällen
bis zu vier Monate)
- Unterschiede beim Niveau und bei den Inhalten der Ausbildungen zwischen den Ländern
- Schwierigkeiten, die Zusammenstellung der Anerkennungskommissionen zu bewerkstelligen (!)
- Durchführung von Anpassungs-Praktika
- Kenntnisse der Sprache.
Quelle: « La reconnaissance des qualifications dans les professions paramédicales. Allemagne, France
Luxembourg”. www.frontalierslorraine.eu,(eigene Übersetzung)
36
A.4. Eine systematisierte Übersicht der Hindernisse für die reibungslose
Übertragbarkeit von Abschlüssen und beruflichen Qualifikationen
Die reibungslose grenzüberschreitende Übertragbarkeit von beruflichen Qualifikationen wird von diversen
Faktoren behindert. Auf der Grundlage diverser Fallbeispiele, Aussagen bevorrechtigter Zeugen, der
Ergebnisse der Benelux-Workshops vom 25. März 2013 und vom 25. Juni 2013 und anderer
Informationsquellen kommen wir zur folgenden systematisierten Übersicht der Hindernisse, die die
reibungslose Übertragbarkeit von Abschlüssen und beruflichen Qualifikationen behindern.
1. Kompensationsmaßnahmen 11
Der Grenzarbeits-Bewerber oder der Arbeitsmigrant ist in vielen Fällen verpflichtet, eine
Kompensationsmaßnahme in Form einer spezifischen, zusätzlichen Fortbildung oder eines Praktikums
zu absolvieren, um auf der anderen Seite der Grenze tätig werden zu können. Solche
Kompensationsmaßnahmen sind erforderlich, wenn die Berufe in den Nachbarländern auf
unterschiedliche Weise reglementiert sind, wenn sich die fachlichen Inhalte der Ausbildungen
unterscheiden oder wenn die gewonnene, nachweisbare Berufserfahrung als nicht ausreichend
betrachtet wird, um den Beruf auf der anderen Seite der Grenze auszuüben.
So müssen z. B. Sozialassistenten spezifische Kenntnisse der juristischen Situation im Gastland
nachweisen. Es ist möglich, dass der Bewerber in diesem Fall zusätzliche Kurse absolvieren muss.
2. Spezifische Anforderungen durch das Sprach-und Arbeitsumfeld
Neben der gesetzlich vorgeschriebenen Anerkennung von Berufen und Abschlüssen müssen Bewerber
auch in ausreichendem Maße die Kenntnisse der Arbeitssprache und des Arbeitsumfeldes nachweisen.
Diese Anforderung wird in den meisten Fällen durch die Arbeitgeber auferlegt. Auch dafür müssen
gegebenenfalls zusätzliche Fortbildungen oder Prüfungen absolviert werden.
3. Verschiedene Bezeichnungen von Abschlüssen und Berufen
Die Nomenklatur kann ein komplizierter Faktor sein. So existieren auf der anderen Seite der Grenze
manchmal unterschiedliche Bezeichnungen für gleichartige Ausbildungen oder Berufsbilder oder
gleiche Bezeichnungen für unterschiedliche Ausbildungen oder Berufsbilder. Hat der Beruf mit
derselben Bezeichnung auch dieselben Inhalte? Auch diese Frage muss im Rahmen des Verfahrens
geprüft werden.
4. Mangelnde/fehlende Kenntnis der Vorschriften bei den Betroffenen
Diverse Betroffene, die in den Grenzgebieten aktiv sind, teilen mit, dass sie nicht über ausreichende
Kenntnisse der Vorschriften sowohl der einzelnen Länder als auch der EU verfügen. Auch aufeinander
folgende neue Vorschriften machen es schwieriger, die Möglichkeiten uneingeschränkt zu kennen und
auszuschöpfen.
In diesem Zusammenhang wird angemerkt, dass in den Ländern in diesem Bereich Anstrengungen
unternommen werden, unter anderem durch die nationalen Koordinatoren. Der Vorteil einer BeneluxAbstimmung besteht genau darin, dass die Problematik auf beiden Seiten der Grenze angegangen
wird, wobei auch verschiedene Befugnisebenen in den Ländern vertreten sind. Dies steht internen
Abstimmungen innerhalb der Länder nicht im Weg.
11
Für die qualifizierten Berufe Arzt, Krankenpfleger, Zahnarzt, Tierarzt, Hebamme, Apotheker, Architekt sind die Anforderungen
im Rahmen der Ausbildung und die Mindestdauer der Ausbildung in der gesamten EU detailliert festgelegt. Diese
Berufsabschlüsse werden ohne Verwaltungsverfahren in der gesamten Europäischen Union anerkannt.
37
5. Komplexität auf Verwaltungsebene und komplexe Vorschriften
In den Ländern existieren erhebliche Unterschiede bei der internen Verteilung der Zuständigkeiten. So
sind die Zuständigkeiten in den Niederlanden und in Luxemburg auf nationaler Ebene organisiert und
in Belgien und in Deutschland verteilen sich die Zuständigkeiten über die nationale und die regionale
Ebene.
Innerhalb der Europäischen Kommission ist das GD Internal Market für die Richtlinien zuständig, die
sich mit der Anerkennung von beruflichen Qualifikationen befassen und das GD Education and Culture
ist für die Anerkennung von Abschlüssen und dazugehörige Qualifikationssysteme zuständig. Auch das
GD Employment, Social Affairs and Inclusion ist in den Themenbereich grenzüberschreitende
Arbeitsmobilität im Allgemeinen involviert.
Die Betroffenen weisen auf die Komplexität der entsprechenden Vorschriften für die betreffenden
Zielgruppen hin.
6. Kommunikation zwischen zuständigen Behörden
Eine Reihe von Betroffenen weist auf die mangelhafte grenzüberschreitende Kommunikation zwischen
betroffenen Behörden hin. Die Erfahrungen mit dem aktuellen Internal Market Information System
(IMI) sind nicht bei allen Betroffenen uneingeschränkt positiv: die Geschwindigkeit und die Qualität der
Antworten ist abhängig von der Reaktion der Mitgliedsstaaten.
7. Verwaltungsverfahren
Um auf der anderen Seite der Grenze arbeiten zu können, muss der Kandidat häufig ein
Anerkennungsverfahren durchlaufen (Anerkennung des Abschlusses, Anerkennung des Zugangs zum
Beruf, Nachweis von Sprachkenntnissen und Kenntnissen des Arbeitsumfeldes, …).
Das kostet Geld und Zeit (die Verfahren können zwischen einigen Wochen und einigen Monaten in
Anspruch nehmen). Außerdem ist der Ausgang ungewiss. Durch diese Faktoren gerät der ausländische
Bewerber ins Hintertreffen und die Arbeitsplätze können in der Zwischenzeit anderweitig besetzt
werden. Dadurch gehen Chancen auf eine reibungslos funktionierende grenzüberschreitende
Arbeitsmobilität verloren.
8. Mangelnde/fehlende Kenntnisse beim einzelnen Arbeitnehmer, beim Grenzarbeits-Bewerber und
beim Arbeitgeber.
Aus unterschiedlichen Fallbeispielen geht hervor, dass viele Menschen, die mit dem Verfahren der
grenzüberschreitenden Anerkennung konfrontiert werden, über die Art, die Dauer und die eventuellen
Kosten nicht informiert sind, die damit verbunden sind. Der Bewerber von der anderen Seite der
Grenze ist auf sich allein gestellt, wenn er seinen Weg durch das komplexe Dickicht sucht.
Alle zuständigen Behörden unternehmen Anstrengungen, um den Bürger, den Arbeitnehmer oder
Arbeitgeber zu informieren. Dies geschieht allerdings im Rahmen der eigenen Zuständigkeit. Durch die
Vielzahl der Informationsquellen, die alle für ein bestimmtes Segment zuständig sind, führt dies zu
einer sehr komplexen Gesamtsituation.
Allgemein formuliert konstatieren wir ein Missverhältnis zwischen der angebotsgesteuerten
Informationsbeschaffung, die durch die Länder und die Europäische Kommission organisiert wird, und
dem Bedarf an unbürokratischen und transparenten Informationen bei den Personen, die diese
Informationen benötigen (Arbeitgeber, einzelne Personen, dezentrale Behörden, …)
(nachfragegesteuert). Selbstverständlich muss dies im Einklang mit den geltenden Vorschriften auf
europäischer und auf nationaler Ebene stehen.
38
A.5. Wachsende Aufmerksamkeit für die Übertragbarkeit von Abschlüssen und
beruflichen Qualifikationen
1. Die Folgen von Hindernissen bei der Übertragbarkeit für die grenzüberschreitende
Arbeitsmobilität
Die obigen Schilderungen zeigen eindeutiges Unbehagen und Frustration bei Einzelpersonen,
Arbeitnehmern, Arbeitgebern, bevorrechtigten Stellen und Betroffenen.
Für Arbeitgeber und Arbeitnehmer gibt es bei der grenzüberschreitenden Übertragbarkeit von
Abschlüssen und beruflichen Qualifikationen zusätzliche Hindernisse, die im Inland nicht existieren.
Die Gefahr, dass durch die Verzögerung, die Komplexität und den entmutigenden Charakter die
Chancen auf einen optimal funktionierenden Arbeitsmarkt eingebüßt werden, ist sehr real. Obwohl
der quantitative Aspekt dieser Probleme manchmal beschränkt erscheint, gehen damit dennoch
Chancen auf einen reibungslos funktionierenden grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt verloren.
Der Arbeitgeber verpasst qualifizierte Bewerber, weil er den Abschluss nicht kennt oder nicht
richtig einschätzen kann, weil es solange dauert, bis der Abschluss anerkannt wird, …
Der Arbeitssuchende verpasst Chancen, weil die Stelle bereits besetzt ist, wenn das
Verwaltungsverfahren abgeschlossen ist, weil das Ergebnis des Verfahrens ungewiss ist und Geld
kostet. Der Arbeitssuchende wird entmutigt und ,fängt gar nicht erst an’.
Diese Feststellungen gelten allerdings nicht nur in der Benelux. Das folgende Zitat unterstützt die
Beobachtung.
“Applying for the right to practice an occupation can be an extremely time-consuming and difficult
process. Many skilled migrants are not able or willing to invest the resources required, particularly
if moving on a temporary basis. Governments seeking to simplify and reduce barriers to
professional practice face a highly complex system with a wide range of stakeholders responsible
for different aspects of the recognition process- especially where occupational regulation is
delegated to subnational actors, such as in Canada, the United States and Germany. Evidence
from multiple countries shows that the entry barriers these regulations create can delay entry to
skilled work, in many cases for years, while large numbers of migrants who start the process of
applying for recognition never complete it. These barriers create substantial costs, as highly
qualified professionals remain out of the labor force, are unemployed or are employed in jobs for
which they are overqualified.
There are several factors behind the poor recognition of credentials. One is professional
protectionism. Professional bodies work not just to ensure quality but also have an interest in
creating barriers to entry for outsiders who do not have the ‘superio’ credentials these bodies
endorse. Another is the varying quality of education and training worldwide. It would be naïve to
regards all qualifications systems as equal. Educational resourcing varies markedly in migrant
source countries. Many systems are under –resourced and quality assurance is often marginally
developed, creating challenges for harmonization. “(Leslyanne Hawthorne, Migration Policy
Institute)
Die Freizügigkeit des grenzüberschreitenden Personenverkehrs und die wachsende
grenzüberschreitende Arbeitsmobilität verschärft die Dringlichkeit der Problematik der
grenzüberschreitenden Übertragbarkeit von Abschlüssen und beruflichen Qualifikationen. Es liegt auf
39
der Hand, dass ungeachtet der umgesetzten Bemühungen noch viel Verbesserungspotenzial
vorhanden ist, um diese Übertragbarkeit zu verbessern.
Das wachsende Gefühl der Dringlichkeit dieser Problematik äußert sich auch in steigender politischer
Aufmerksamkeit.
2. Wachsende Aufmerksamkeit von Arbeitgebern, Unternehmern und politischen
Verantwortungsträgern
Die dargestellte Problematik gerät bei politischen Verantwortungsträgern und Interessengruppen
immer mehr in den Fokus. Ein (eventuell unvollständiger) Auszug aus den jüngsten Aussagen:
- Am 13. Dezember 2013 teilen die drei Benelux-Premiers anlässlich ihres Benelux-Gipfels u. a.
folgendes mit: „Die drei Premierminister haben nochmals den Handlungsbedarf betont, der der
Benelux-Union in zahlreichen konkreten Bereichen wie bei grenzüberschreitenden Problemen, bei
der Anerkennung von Abschlüssen oder der Einrichtung gemeinsamer Botschaften im Ausland
obliegt.“
- Jeroen Dijsselbloem, aktueller Vorsitzender der Euro-Gruppe, führt in seiner Rede vor der OECD am
17. Februar 2014 folgendes aus: ,For example-open for debate- the First possibility could be the
services markets, more specifically the protected professions. Protected professions are politically
hard to deal with. In a joint effort, maybe on the basis of single standards, we could open up
services and product markets in all of our countries for Young professionals to participate and to
start new businesses. Real opportunities for unemployed youth.’
- Das Europäische Parlament bezeichnet die Komplexität und die Unsicherheit der
Verwaltungsverfahren als erhebliches Problem. Es schlägt vor, die Informationen für den Nutzer
durch die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedsstaaten untereinander und mit der Europäischen
Kommission klarer zu strukturieren und den Zugang zu den Informationen einfacher zu gestalten. Es
plädiert für den Verweis an andere Internetseiten wie beispielsweise an die Portal-Seite ,Ihr
Europa’. (P7_TA(201)0408).
- Der ,Verbond van Belgische Ondernemingen’ führt in seinem Memorandum für die Wahlen vom 25.
Mai 2014 folgendes aus: ,Das Prinzip der gegenseitigen Anerkennung (das beim freien
Warenverkehr anwendbar ist) muss zukünftig auch auf den Bereich der beruflichen Qualifikationen
ausgeweitet werden. Zum aktuellen Zeitpunkt kommen nämlich weniger als 10 der ungefähr 700
reglementierten Berufe in Europa in den Genuss einer solchen Anerkennung. Es ist das Ziel, zu einer
kritischen Beurteilung und zu einer Vereinfachung der zahlreichen Instrumente und Anforderungen
in den Mitgliedsstaaten zu gelangen, ohne dass dies selbstverständlich zu einer nachteiligen
Veränderung des Niveaus führt. Die Anerkennung der Abschlüsse im Rahmen des Bologna-Prozesses
ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
- UNIZO teilt mit (im Dossier ,20 Jahre europäischer Binnenmarkt - KMO Chance oder Albtraum?’):
,Bei der Anerkennung der eigenen beruflichen Qualifikationen des Unternehmers (über die
Landesgrenzen hinweg) sind vor allen Dingen die Unklarheit über die Anforderungen des jeweiligen
Abschlusses (18%) und das langwierige Verfahren (19%) relevant. Unizo empfiehlt daher folgendes:
,Europa vereinfacht in Zusammenarbeit mit den Mitgliedsstaaten die Verfahren, um einen Beruf im
Ausland ausüben zu können. Die Berufskarte, die in diesem Zusammenhang eingeführt wird und auf
der alle Informationen systematisch gesammelt werden, kann diesbezüglich ein wichtiges
Instrument sein. Außerdem muss in jedem Mitgliedsstaat ein zuständiger Ansprechpartner für
Informationen ernannt werden.
40
Informationsbeschaffung über das Portal und
persönliche Dienstleistung
1. Allgemein
Informationen für (potentielle) Arbeitssuchende zu den Themen Sozialversicherung, Steuern und Abgaben
sind von Bedeutung, um die Möglichkeit der Annahme eines Arbeitsplatzes auf der anderen Seite der
Grenze zu vergrößern.
Aranco - Bericht
Im Aranco - Bericht „Informationsbeschaffung für Grenzarbeiter” 2013/2014 (Kapitel „Beteiligung”,
letzter Abschnitt, Entwurfsversion) wird in Bezug auf die Bedeutung der Informationsbeschaffung für
Grenzarbeiter folgendes angemerkt:
„… wenn ein potentieller Grenzarbeiter sich in einem frühen Stadium in Bezug auf die (Folgen der)
Arbeit in einem anderen Land gründlich orientiert, kann man alle Aspekte berücksichtigen und einen
gut überlegten Beschluss fassen. Im Nachhinein ist es schwierig und häufig unmöglich, eine finanziell
negative Situation zu korrigieren. Eine im Nachhinein vorgenommene Korrektur ist immer
zeitaufwändiger und letztendlich auch teurer.”
Im Jahr 2008 wurde etwas Äähnliches bereits von der Gesellschaft für Kommunikation im
„Kommunikationsmerkblatt für Grenzarbeiter in den Niederlanden und Deutschland” (S. 6/7)
mitgeteilt:
„Dadurch, dass Grenzarbeit einen Einfluss auf das Niveau der Sozialversicherung hat, entsteht ein
Kontinuum in einer beruflichen Laufbahn, die aus verschiedenen Phasen besteht und daher
lebenslange Aufmerksamkeit erfordert. Dies führt zu einem gewissen Maß an Unsicherheit. ,Einmal
Grenzarbeiter, immer Grenzarbeiter’, denn der Systemwechsel von 1 in 2 Verwaltungssysteme kann
auch zu einem späteren Zeitpunkt, in einer neuen Phase des Lebens, eine Rolle spielen (beispielsweise
bei den Rentenansprüchen).”
Diese Passagen nennen eines der Kernprobleme beim Namen, die bei der Grenzarbeit von Experten
häufig konstatiert werden: Menschen, die grenzüberschreitend arbeiten (möchten), sind sich häufig
nicht der Tatsache bewusst, welche individuellen Folgen dies für ihren Alltag hat, und nicht nur auf
sozialer und steuerlicher Ebene.
2. Das Internetportal
Kooperationsvereinbarung in Bezug auf das Internetportal
Die Kooperationsvereinbarung über die elektronische Informationsbeschaffung für Grenzarbeiter
mithilfe des Portals zwischen Belgien, den Niederlanden und Nordrhein-Westfalen wurde am 18.
Dezember 2012 zwischen dem Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des deutschen
Bundeslandes Nordrhein-Westfalen (MAIS), dem ,Ministerie van Sociale Zaken en Werkgelegenheid,
directie Internationale Zaken’ (SZW/IZ), dem ,FOD Sociale Zekerheid’ (FOD SZ), dem ,FOD
41
Werkgelegenheid, Arbeid en Sociaal Overleg’, dem ,Rijksdienst voor Arbeidsvoorziening’, dem ,Vlaams
Ministerie voor Werk en Sociale Economie’, dem,Vlaamse Dienst voor Arbeidsbemiddeling’, dem
,Service Public Wallon de l’Emploi et de la Formation en de Forem’ und dem Generalsekretariat der
Benelux-Union unterzeichnet.
Diese Vereinbarung verfolgt den Zweck, für die Jahre 2013 und 2014 die Fragen in Bezug auf die
Wartung und die verwaltungstechnische Betreuung des Portals, die konkreten Aufträge des
Generalsekretariats und seiner Partner, die Finanzierung des integrierten Portals, die Rolle des
Projektkoordinators, die Laufzeit der Vereinbarung, das Verfahren für die Bewertung des
zusammengefügten Portals und die Beilegung eventueller Konflikte zu klären.
Noch vor dem Ende des Jahres wird auf der Grundlage der Rahmenvereinbarung die Erweiterung des
Portals um Belgien/NRW und Belgien/Luxemburg abgeschlossen sein.
Bewertung und weitere Entwicklung des Portals
-
Grundlegende Bewertung
Aus den Statistiken von ,Google Analytics’ geht hervor, dass zwischen dem 1. Januar 2014 und dem 29.
April 2014 insgesamt über 11.500 Menschen das Portal besucht haben. Zu dieser Gruppe zählten 9.330
neue Besucher.
Auf dieser Grundlage kann festgestellt werden, dass das Internetportal in den ersten vier Monaten des
Jahres 2014 von einer recht großen Anzahl Besucher in Anspruch genommen wurde. Allgemein hat die
Einführung des zusammengefügten Internetportals dazu geführt, dass die durchschnittliche Besucherzahl
nach dem 18. Juni 2013 nachhaltig und erheblich gestiegen ist. Diese Folgen wurden im Jahr 2014 durch
die unterschiedlichen Maßnahmen des Generalsekretariats in Bezug auf die Optimierung der
Wahrnehmbarkeit des Internetportals noch verstärkt.
Eine Reihe von Maßnahmen zur Verbesserung der zielorientierten Ausrichtung des Internetportals wurde
nämlich bereits eingeführt beziehungsweise befindet sich zur Zeit in der Umsetzung. So wird
beispielsweise eine Rubrik „"Aktuelles/News“ um Sprechtage in den Grenzgebieten oder um die jüngsten
rechtlichen Entwicklungen erweitert. Die betroffenen Instanzen werden aufgefordert, diese Art von
Informationen aktiv zu übermitteln. Der große Pluspunkt des Internetportals besteht darin, dass es in
mehreren Sprachen präsentiert wird, während Informationen in der Sprache des Nachbarlandes für
Grenzarbeiter oftmals nicht zugänglich sind.
Neben diesen inhaltlichen Anpassungen werden die Links wöchentlich kontrolliert und bei Bedarf ersetzt.
Der Webdesigner (Osage) hat vorgeschlagen, einen automatischen Linkchecker zu verwenden, um
inaktive Links aufzuspüren. Dadurch kann die Anzahl der inaktiven Links erheblich reduziert werden, die
Qualität des Portals wird verbessert und die Arbeit des Projektkoordinators wird vereinfacht.
Außerdem wurden Maßnahmen zur Steigerung der Bekanntheit des Internetportals umgesetzt
(Werbung). So sollte die Auffindbarkeit durch mehr Links zum Internetportal erhöht werden, weil auch die
Anzahl der Links einen Einfluss auf die Positionierung einer Internetseite bei Google hat. Die
Partnerministerien und verschiedene öffentliche Instanzen wie z. B. das SVB, die „Zentrale Arbeits- und
Fachvermittlung” der Deutschen Bundesagentur für Arbeit oder das niederländische ,Uitvoeringsinstituut
42
Werknemersverzekeringen’ (UWV), die gebeten wurden, einen Link zum Internetportal auf ihrer
Internetseite zu platzieren, entsprachen dieser Bitte. Auch andere Einrichtungen wie z. B. die Universität
Münster, der Grenzinfopunkt Aachen/Aachen-Eurode, die Euregio Rijn-Maas-Noord oder das Bürgerportal
von Luxemburg (guichet.lu) verweisen auf das Internetportal der Benelux.
Außerdem muss neuen Technologien und den sozialen Medien besondere Aufmerksamkeit gewidmet
werden, um ein modernes und interaktives Image des Internetportals zu schaffen.
-
Entwicklungen des Portals
Rolle des strategischen Lenkungsausschusses
Im Einklang mit den Bestimmungen der im Dezember 2012 unterzeichneten Kooperationsvereinbarung
zwischen den Partnern BE-NL und NRW übernimmt das Generalsekretariat ab dem 1. Januar 2015 allein
die Verwaltung und die Finanzierung des Internetportals. Das Kollegium der Generalsekretäre hat
vereinbart, dass die Verantwortlichkeit für das Portal dem hochrangigen Lenkungsausschuss übertragen
werden soll, der aus Vertretern aus dem Bereich Beschäftigung besteht. Dieser Lenkungsausschuss wird
im Rahmen der Ausführung des AMT-Projekts eingerichtet.
Der hochrangige Lenkungsausschuss beaufsichtigt die gute Wahrnehmbarkeit des AMT-Projekts und
damit des Benelux-Internetportals. Praktische Aspekte in Bezug auf die Organisation, die
Zusammenstellung, den Versammlungsmodus und den -Rhythmus werden zu einem späteren Zeitpunkt
nach Abstimmung mit den betroffenen GD und ihren Mitarbeitern definiert.
Konkret betrachtet kann der Lenkungsausschuss vorschlagen, Expertengremien für die praktische
Umsetzung des Benelux-Internetportals einzusetzen. Übrigens wird der größte Teil der Anpassungen am
Portal gemäß dem durch das Kollegium der Generalsekretäre vorgeschlagenen Zeitplan bis Ende 2014
umgesetzt sein. In der darauf folgenden Zeit stehen vor allen Dingen die Wartung und die
verwaltungstechnische Betreuung im Mittelpunkt.
Hinsichtlich des Budgets nach dem Jahr 2014 ist das Kollegium der Generalsekretäre bereit, regelmäßig
einen Teil des eigenen Benelux-Budgets für die Betriebskosten des Portals (einschließlich der
Personalkosten) zu reservieren. Damit steht vorläufig fest, dass diese Kosten relativ gering sein werden.
Das Generalsekretariat legt dem Lenkungsausschuss jährlich einen umfassenden Bericht über das Portal
vor.
Finanzierungsplan des Internetportals 2015
Im Einklang mit den Bestimmungen der Kooperationsvereinbarung zwischen den Partnern BE-NL und
NRW übernimmt das Generalsekretariat ab dem 01/01/2015 allein die Verwaltung und die Finanzierung
des Internetportals. Das Kollegium der Generalsekretäre hat vereinbart, dass die Verantwortlichkeit für
das Portal dem hochrangigen Lenkungsausschuss übertragen werden soll, der aus Vertretern aus dem
Bereich der Beschäftigung besteht. Dieser Lenkungsausschuss wird im Rahmen der Ausführung des AMTProjekts eingerichtet.
43
Der hochrangige Lenkungsausschuss beaufsichtigt die gute Wahrnehmbarkeit des AMT-Projekts und
damit des Benelux-Internetportals. Praktische Aspekte in Bezug auf die Organisation, die
Zusammenstellung, den Versammlungsmodus und den -Rhythmus werden zu einem späteren Zeitpunkt
nach Abstimmung mit den betroffenen GDs und ihren Mitarbeitern definiert.
Bis zu diesem Zeitpunkt wurde das Portal wahrscheinlich um eine Komponente „Ausbildung“ und/oder
„Arbeitnehmer“ erweitert, so dass die erforderliche Vorgehensweise die Zuständigkeit der Ministerien für
Soziales und Beschäftigung übersteigt.
Konkret betrachtet kann der Lenkungsausschuss vorschlagen, Expertengremien für die praktische
Umsetzung des Benelux-Internetportals einzusetzen. Übrigens wird der größte Teil der Anpassungen am
Portal gemäß dem durch das Kollegium der Generalsekretäre vorgeschlagenen Zeitplan bis Ende 2014
umgesetzt sein. In der darauf folgenden Zeit stehen vor allen Dingen die Wartung und die
verwaltungstechnische Betreuung im Mittelpunkt.
Hinsichtlich des Budgets nach dem Jahr 2014 ist das Kollegium der Generalsekretäre bereit, regelmäßig
einen Teil des eigenen Benelux-Budgets für die Betriebskosten des Portals (einschließlich der
Personalkosten) zu reservieren. Damit steht vorläufig fest, dass diese Kosten relativ gering sein werden.
Es ist ebenfalls wichtig, zu prüfen, welche zusätzlichen relevanten finanziellen Beiträge die verschiedenen
Partner (Ministerien oder andere) leisten können. Dieser Aspekt wird vor der ersten Sitzung des
Lenkungsausschusses im Juni in die Tagesordnung aufgenommen.
In Anbetracht der Tatsache, dass das Benelux-Portal ein Projekt des Generalsekretariats ist, legt das
Sekretariat dem Lenkungsausschuss jährlich einen umfassenden Bericht vor. Die Beschlüsse werden auf
strategischer Ebene getroffen, während die Experten in den Arbeitsgruppen sich mit den konkreteren
Aspekten in Bezug auf die tägliche Betreuung des Portals befassen. Weil sich die Partner der Ministerien
nicht mehr strukturell an der Finanzierung des Portals beteiligen, liegt die Entscheidungsbefugnis erneut
ausschließlich beim Lenkungsausschuss.
44
Die Bedeutung vergleichbarer Daten
1. Quantitative Grundlage für eine gemeinsame Strategie
Grenzüberschreitende Arbeitsmarktdaten müssen die Arbeitsmarktpolitik lenken. Fakten und Zahlen
geben schließlich wieder, wo die Probleme und die Chancen für die Politik liegen. Eine quantitative Basis
auf der Grundlage international vergleichbarer Zahlen über Pendlerströme, die Nachfrage nach
Beschäftigung und das Angebot von Beschäftigung in den Grenzregionen und Beschäftigung im
Allgemeinen ist somit von wesentlicher Bedeutung, um eine effiziente grenzüberschreitende
Arbeitsmarktpolitik zu gestalten.
Die zahlreichen vorhandenen Daten stoppen an der jeweiligen Grenze. Die Zusammenführung des
Arbeitssuchenden auf der einen Seite der Grenze mit freien Stellen auf der anderen Seite der Grenze ist
somit keine einfache Aufgabe, weil nationale Unterschiede in den (Aus-)Bildungs- und
Qualifikationssystemen von ,Arbeitssuchenden und freien Stellen’ und die ,unvollständigen
Informationen’ auf der Nachfrageseite des Arbeitsmarktes (siehe unten stehender Kasten) hinderlich sind.
Eine umfassende Analyse der vorhandenen Arbeitsmarkt- und Grenzarbeits-Daten (siehe auch das
vorangegangene detaillierte Dokument), verdeutlicht, dass noch zahlreiche Lücken geschlossen werden
müssen, um eine vollständige und konkrete Übersicht über den grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt und
seine Möglichkeiten zu erhalten.
Statistiken über freie Stellen
Vergleichbare Daten über die ,Nachfrage nach Arbeitsplätzen’ sind allerdings schwieriger zu erhalten und weniger
übersichtlich als die Informationen über Pendlerströme und Arbeitssuchende. Erstens wird die Unterverteilung der
freien Stellen nach bestimmten Eigenschaften durch die jeweils zuständigen Instanzen auf unterschiedliche Arten
veröffentlicht, und dadurch ist der Vergleich dieser Informationen problematisch. Außerdem ist es von Bedeutung,
dass die Zählungen über vergleichbare Zeiträume stattfinden. Angaben pro Monat können schließlich nicht mit
Daten verglichen werden, wie sich auf ein Jahr beziehen. Zweitens vermittelt die Anzahl von freien Stellen, die bei
einer Arbeitsvermittlungsinstanz gemeldet sind, kein vollständiges Bild der Beschäftigungschancen für
Arbeitssuchende. So wird z. B. geschätzt, dass lediglich 10-15% der offenen Stellen beim UWV (UWV Werkbedrijf)
gemeldet werden. Zusätzliche Informationen sind daher erforderlich, um eine vollständigere Übersicht zu erhalten.
Online-Suchmaschinen bieten in diesem Zusammenhang einen möglichen Lösungsansatz (beispielsweise die Daten
von ,Jobfeed’/,Euregio-Jobroboter’).
In Belgien werden die Statistiken in Bezug auf die Anzahl der freien Stellen durch die Regionen und die
12
deutschsprachige Gemeinschaft
betreut. In Flandern gibt es zahlreiche freie Stellen, für die kein Studium
erforderlich ist (47%), gefolgt von den freien Stellen für Hochschulabsolventen (35%). Die meisten freien Stellen
befinden sich in Antwerpen und Oost-Vlaanderen (31 beziehungsweise 25%). In Wallonien gibt es auch viele freie
Stellen, die nicht nach dem Ausbildungsniveau spezifiziert sind (52%). Das kann bedeuten, dass für die freie Stelle
keine Ausbildung erforderlich ist oder dass der Arbeitgeber die entsprechenden Informationen nicht übermittelt hat.
Bei den umfangreich spezifizierten freien Stellen betreffen relativ viele freie Stellen Angebote für hoch qualifiziertes
Personal (21%). Die deutschsprachige Gemeinschaft verzeichnet ein Wachstum im Bereich der Stellen für hoch
qualifiziertes Personal und in Brüssel sind bereits relativ viele freie Stellen für hoch qualifiziertes Personal vorhanden
(33%).
In den Niederlanden bietet das UWV werkbedrijf eine Übersicht über die freien Stellen nach Ausbildungsniveau. Der
größte Anteil der freien Stellen in den Niederlanden erfordert eine mittlere Qualifikation (36%), und dabei entfällt
der größte Anteil auf einen MBO Abschluss. Groningen ist die einzige Provinz, die relativ betrachtet im Vergleich zum
Landesdurchschnitt mehr freie Stellen für hoch qualifiziertes Personal hat. Im Gegensatz dazu haben die übrigen
Grenzprovinzen einen höheren Anteil von freien Stellen für Personal mit geringeren Qualifikationen (VMBO oder
12
Flandern: VDAB, Wallonien: Le Forem, Region Brüssel-Hauptstadt: Actiris, Deutschsprachige Gemeinschaft: GD
Arbeitsamt.
45
MBO). Zeeland bietet auffällig viele freie Stellen für Arbeitssuchende, die lediglich eine Grundausbildung absolviert
haben.
In Luxemburg führt ADEM in Zusammenarbeit mit STATEC die Statistiken über die freien Stellen. Die Anzahl der
offenen Stellen ist in den Broschüren nach NACE-Einstufungen (Berufssektor) unterteilt. Daraus kann man ableiten,
dass relativ viele freie Stellen im Gesundheitswesen und im Verwaltungssektor angeboten werden. Ob es dabei um
hoch qualifiziertes oder um gering qualifiziertes Personal geht, wird nicht angegeben.
In Deutschland sammelt die Bundesagentur für Arbeit Arbeitsmarktstatistiken sowohl für Gesamtdeutschland als
auch für die einzelnen Regionen. Laut diesen Zahlen besteht eine hohe Nachfrage nach Facharbeitern im Energieund Elektrosektor, in der Metallverarbeitung und im Metallbau, bei den Maschinentechnikern und im
Verkaufssektor. Außerdem gibt es eine hohe Nachfrage nach Spezialisten und Experten im medizinischen Sektor und
im Bereich Informatik.
Um ein klareres Bild der schwer zu besetzenden freien Stellen auf der anderen Seite der Grenze zu
skizzieren, können die Listen mit ,problematischen Berufen/schwer besetzbaren Berufen’ von den
Ländern abgeglichen werden (siehe Teil-Anlage ,schwer besetzbare Berufe’ in der Anlage ,Übertragbarkeit
von Abschlüssen und beruflichen Qualifikationen’). Daraus ergibt sich, dass die freien Stellen sowohl im
technischen Bereich als auch im Gesundheitswesen als problematische Berufe wahrgenommen werden.
Neben diesen Übereinstimmungen gibt es auch eine Reihe von Berufen, die in einem Land schwer zu
besetzen sind, in einem anderen Land aber nicht. So existiert in Luxemburg eine große Nachfrage nach
Arbeit im Finanz- und Dienstleistungssektor, während dies größtenteils Berufe sind, die in Belgien nicht
auf der Liste der Problemberufe stehen. Ein weiteres Beispiel ist die Nachfrage nach Lehrkräften, während
dieser Bereich in Deutschland nicht als problematisch angesehen wird. Auf dieser Grundlage steigert ein
grenzüberschreitender Arbeitsmarkt somit die Möglichkeiten sowohl für Arbeitssuchende als auch für die
Arbeitgeber.
Die Erarbeitung der nationalen Listen mit ,problematischen Berufen’ erfolgt allerdings nicht nach einer
homogenen Methode. Es ist wichtig, dass auf der Grundlage derselben Art von Methodik die
problematischen Berufe in den verschiedenen Ländern miteinander verglichen werden können. So eine
Art von Liste zeigt, in welchen Berufssektoren potentiell Arbeitskräfte fehlen können. Wenn die Länder
auf der Grundlage dieser Liste mit unterschiedlichen problematischen Berufen kämpfen, besteht die
Möglichkeit, dass geeignete Arbeitskräfte auf der anderen Seite der Grenze zu finden sind.
In Bezug auf die europäischen Arbeitsmarktdaten (die größtenteils auf dem ,Labour Force Survey’
basieren) ist das Problem allerdings, dass es sich um Stichprobendaten handelt und dass die Daten auf
regionaler Ebene weniger zuverlässig und weniger vollständig sind. Das ist darauf zurückzuführen, dass
die Stichprobe zu klein ist und dass die Gruppe der ,nicht Spezifizierten’ zu groß ist. So zeigen zum Beispiel
die offiziellen Grenzarbeits-Zahlen des RIZIV (Rijksinstituut voor ziekte- en invaliditeitsverzekering) in
Belgien und der IGSS (Inspection générale de la sécurité sociale) in Luxemburg, dass in Wirklichkeit andere
Zahlen vorliegen, die sowohl höher als auch niedriger liegen können als die Schätzungen von Eurostat
(siehe Tabellen 1 und 2). In Belgien liegen die nationalen Zahlen knapp unterhalb der Eurostat-Zahlen,
10% für die einreisende Arbeit und 2% für die ausreisende Grenzarbeit. In Luxemburg liegen die
nationalen Zahlen 11% über den Schätzungen des LFS. Dennoch stimmen die Trends und die Verhältnisse
miteinander überein.
Außerdem ist der vorhandene Datensatz nicht vollständig; so ist allein die Aufteilung nach dem
Grundausbildungsniveau der Arbeitssuchenden nicht sehr informativ. Zusätzliche offizielle Daten sind
erforderlich, um ein besseres Bild von den Zahlen der Grenzarbeiter, den Pendlerströmen zwischen den
Regionen, den Berufssektoren, in denen die Grenzarbeiter tätig sind, und den Ausbildungsniveaus/den
Ausbildungsrichtungen zu erhalten.
46
Es ist wichtig, den tatsächlichen Umfang der Grenzarbeiter zu kennen und zu wissen, wo sie arbeiten, um
effektiv den Trend in Bezug auf die Grenzarbeit und damit die Bedeutung der grenzüberschreitenden
Zusammenarbeit im Bereich der Arbeitsmobilität nachzuweisen.
Tabelle 1. Pendel-Daten Luxemburg (einreisende Grenzarbeit, x1000)
Gesamtzahl
Männer
Frauen
Wohnsitz der Grenzarbeiter
Belgien
Frankreich
Deutschland
Nationalität der Grenzarbeiter
Belgien
Frankreich
Deutschland
Italien
Luxemburg
Portugal
Sonstige
2010
151,9
101,4
50,4
2011
156,6
103,8
52,8
2012
159,1
104,7
54,4
38,4
75,1
38,4
39,4
77,5
39,7
40,1
78,7
40,3
34,2
71
34,6
2,2
3,3
2,9
3,7
35,1
73
35,6
2,2
3,5
3,1
4,1
35,3
73,9
36
2,1
3,9
3,4
4,5
Quelle: IGSS und STATEC
Tabelle 2. Pendel-Daten Belgien (einreisende und ausreisende Grenzarbeit)
//Tabelle oben// Anzahl der Grenzarbeiter am 30. Juni 2012
Einreisende Grenzarbeiter
Provinz
Luxemburg
Frankreich
Deutschland
47
Niederlande
Gesamt
Quelle: RIZIV
Abschließend lässt sich folgendes sagen: die Bedeutung vergleichbarer Arbeitsmarktdaten zur
Unterstützung grenzüberschreitender politischer Konzepte ist im unten stehenden Kasten für die
Übertragbarkeit von Abschlüssen und beruflichen Qualifikationen illustriert.
Eine reibungslose grenzüberschreitende Übertragbarkeit von Abschlüssen und beruflichen Qualifikationen ist
für bestimmte Aufgaben der Wirtschaft und der Gesellschaft wichtig. Auf der Grundlage der verfügbaren
Informationen können in diesem Zusammenhang einige Beispiele geschildert werden:
1. So wurden im Jahr 2012 40% der neu gegründeten Unternehmen in Luxemburg von Personen mit im
Ausland erworbenen Qualifikationen geleitet;
2. Ein Quick Scan der Liste der belgischen ,problematischen Berufe’ (Mangel durch eine zu begrenzte
Zahl von Absolventen oder durch mangelnde fachliche Eignung) zeigt, dass fast die Hälfte gleichzeitig
auch reglementierte Berufe sind, und das bedeutet, dass es schwieriger ist, berufliche Qualifikationen
über die Grenze mitzunehmen und anerkennen zu lassen. Dieses Phänomen betrifft verschiedene
Ausbildungsrichtungen wie z. B. die Sekundarbildung mit technischer oder berufsvorbereitender
Ausrichtung (beispielsweise im Bausektor, bei Heizungstechnikern, Schlachtern, Bäckern und
Konditoren, … ), aber auch professionelle Bachelors in den pädagogischen Berufen (wie z. B. Lehrer
an Sekundarstufen, an Grundschulen und in der frühkindlichen Bildung) oder im Gesundheitswesen
(wie z. B. Pflegekräfte, Kinesitherapie usw.). Für die Niederlande sind ungefähr 1/4 der schwer zu
besetzenden Berufe gleichzeitig auch reglementierte Berufe. Diese findet man vor allen Dingen bei
den medizinischen und paramedizinischen Berufen (Pflegekräfte, Ärzte, medizinische Laboranten und
so weiter) und in verschiedenen pädagogischen Berufen (beispielsweise bei Lehrern an
Grundschulen, Lehrern für Landwirtschaftstechnik, Pflege);
3. Das Gesundheitswesen in den drei Benelux-Ländern wird in erheblichem Maße durch den Zustrom
von qualifiziertem Personal aus dem Ausland gestützt. So hatten im Jahr 2011 21,3% der neuen
Fachärzte in Belgien eine ausländische Qualifikation und bei den Pflegekräften lag der Wert bei 37, 3
%. Diese Zahlen zeigen einen ansteigenden Trend und außerdem kommen viele Ausländer aus den
Nachbarländern in und um die Benelux.
Es ist zu empfehlen, den Zusammenhang zwischen der Übertragbarkeit von Abschlüssen und beruflichen
Qualifikationen systematischer zu untersuchen und für die gesamte Benelux-Union zu beaufsichtigen, damit
zielgerichtete Maßnahmen ergriffen werden können.
48
2. Beispiele des grenzüberschreitenden Datenaustauschs
Für einige andere Regionen sind analytische und organisatorische Lösungen gefunden worden, um einen
gemeinsamen Einblick in den grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt zu erhalten. Beispiele sind ,La Grande
Region’, die ,Bodenseeregion’ und die ,Øresundregionen’. Diese Regionen veröffentlichen
grenzüberschreitende Daten, unter anderem Ströme von Grenzpendlern und Daten zum Arbeitsmarkt, die
der Nutzer ,ohne zusätzliche Kosten, konsultieren kann (siehe unten stehenden Kasten).
Die Grande Region (durch die OIE/IBA13)
http://www.granderegion.net/fr/grande-region/marche-de-lemploi
Das Generalsekretariat der OIE/IBA in der Grande Region besteht aus 2 Vollzeit-Mitarbeitern, von denen sich
einer ausschließlich mit der Verarbeitung der eingehenden Daten, mit der Suche nach weiteren Daten bei
Eurostat und mit der Verarbeitung der Daten in einem Jahresbericht befasst. Die Arbeitsmarktdaten werden
gegen ein geringes Entgelt durch die lokalen Statistikbüros, Arbeitsvermittlungsdienste,
Sozialversicherungsinstitutionen und einige Forschungsbüros übermittelt. Sie kommen 1x pro Monat
zusammen – im Rahmen einer Arbeitsgruppe Statistik - um die jüngsten Entwicklungen in Bezug auf die Daten
zu erörtern. Dann werden die Ergebnisse dem Lenkungsausschuss präsentiert, der aus Mitarbeitern der
Arbeitsministerien besteht. Die OIE/IBA wurde in den ersten beiden Jahren von Interreg finanziert. Inzwischen
haben die betroffenen Regionen die Finanzierung übernommen. Obwohl die Zusammenarbeit gut läuft,
bleiben die Definitionen und die Sensibilität einiger Daten problematisch.
Bodenseeregion
http://www.statistik-bodensee.org
Die Arbeitsweise ist mit der Arbeitsweise der OIE/IBA vergleichbar. Die veröffentlichten Daten - auf der
Internetseite - fallen in den Zuständigkeitsbereich der Arbeitsgruppe ,Statistic Platform Lake Constance’. Dies
ist eine Arbeitsgruppe, die in den Bereich der Wirtschaftskommission der ,Internationalen
14
Bodenseekonferenz’ (IBK) fällt. Darin sitzen Experten für offizielle Statistiken aus allen IBK Mitgliedsstaaten
und Kantonen. Auch diese Arbeitsgruppe war zunächst ein Interreg Projekt (geleitet durch Translake GmbH)
und ist inzwischen die permanente Arbeitsgruppe der Wirtschaftskommission der IBK. Die Arbeitsgruppe wird
durch die ,Fachstelle für Statistik des Kantons St. Gallen’ koordiniert.
Øresundregionen
http://www.orestat.se
Die ,Øresundregionen’ ist eine transnationale Region zwischen Dänemark und Schweden. Diese Region steht
für 1/4 des Bruttoinlandsprodukts von Schweden und Dänemark zusammen. Laut den „Oresund trends”
haben die zahlreichen Schweden, die zur Zeit im dänischen Arbeitsmarkt aktiv sind, den Arbeitskräftemangel
größtenteils beseitigt und auf diese Weise die dänische Wirtschaft angekurbelt. Im Jahr 2011 waren täglich
18.000 Pendler im Oresund-Gebiet. Orestat ist eine offene Datenbank regionaler - vergleichbarer und
harmonisierter - Statistiken für die Region Oresund. Die Datenbank wurde mithilfe von Interreg-Mitteln
aufgebaut und besteht als eine Kooperation zwischen den betroffenen Regionen und den
Arbeitsverwaltungen.
Dass die strukturelle Sammlung von vergleichbaren Daten allerdings noch nicht für das Benelux-Gebiet
durchgeführt wird, ist ein Rätsel, wenn man die relativ große Anzahl von Grenzarbeitern in der Benelux im
Vergleich zur Gesamtzahl der Grenzarbeiter in der EU betrachtet. Es ist daher rentabel, in „facts and
figures” zu investieren, auf deren Grundlage eine solche gemeinsame Politik entwickelt werden kann.
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l'Observatoire interrégional du marché de l'emploi /Interregionale Arbeitsmarktbeobachtungsstelle
Bestehend aus Experten der öffentlichen Statistikbüros aller Partner. Die Arbeitsgruppe wird durch das ,Bureau for Statistics of
the Canton of St.Gallen’ koordiniert.
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„Grenzüberschreitende Arbeitsmobilität”
in „regionalen Wirtschaftsförderungsplänen”
Allgemeine Anmerkungen vorab:
Die Analyse beschränkt sich auf die Mitgliedsstaaten der Benelux (Belgien, Luxemburg und Niederlande)
und auf das deutsche Bundesland Nordrhein-Westfalen (NRW), mit dem eine offizielle Zusammenarbeit
existiert. Andere deutsche Bundesländer oder französische Gebiete, die an die Benelux angrenzen,
werden nicht berücksichtigt.
Die Analyse basiert auf einer „Desk-Untersuchung” auf der Grundlage offizieller Internetseiten und der
vorhandenen Dokumente/Texte, sporadisch ergänzt durch Gespräche mit Akteuren in diesem Bereich.
Der Fokus der Analyse bezieht sich auf die subnationale politische Ebene, also auf die „regionale Ebene”.
Diese ist definiert als die Ebene unterhalb der nationalen Regierung. Die nationale und europäische Politik
wird in der Analyse nicht berücksichtigt.
„Grenzüberschreitende Arbeitsmobilität” verweist auf Grenzpendler und auf die Anwerbung von
Mitarbeitern „auf der anderen Seite”, aber in der „Nähe” (ohne Definition dieses Begriffs) der Grenze.
Alternativ wird der Begriff „Grenzarbeit” verwendet.
In Anbetracht des begrenzten Zeitrahmens und der großen Vielfalt und der großen Unterschiede der für
die regionale Entwicklung und den regionalen Arbeitsmarkt relevanten Akteure und Verwaltungsebenen
in den drei Ländern und im Bundesland NRW ist die Analyse keineswegs allumfassend oder erschöpfend.
Es handelt sich um eine qualitative Analyse auf der Grundlage von Eindrücken, Einschätzungen und
Interpretationen.
Grenzüberschreitende Arbeitsmobilität in REOPs (regionalen Wirtschaftsförderungsplänen)
Das Bild der REOPs ist sehr unterschiedlich und diffus, sowohl innerhalb der Mitgliedsstaaten als auch
zwischen den Mitgliedsstaaten und NRW. Es gibt keine eindeutige Definition der Frage, was ein REOP ist
und wer ihn entwickelt. Einige Akteure/Verwaltungsebenen entwickeln eine „breite allgemeine
Wirtschaftsförderungsvision”, die in einem Plan oder in einer Agenda ausgearbeitet wird, während andere
Verwaltungsebenen eine eher thematische Vorgehensweise bevorzugen, indem für jedes Thema
(beispielsweise Arbeitsmarktpolitik und Innovation) politische Pläne (häufig in Bezug auf ein spezifisches
Ministerium/eine spezifische Abteilung) erarbeitet werden, ohne ein „formelles, umfassendes
Visionspapier” zu entwickeln.
Welche Verwaltungsebene (formell) für die Entwicklung von REOPs verantwortlich ist, in welcher Form
(ein allumfassendes Visionspapier oder themenbezogen) und/oder, ob der Plan in Eigeninitiative
entwickelt wird, ist zwischen den drei Ländern und NRW sehr unterschiedlich. In diesem Zusammenhang
muss auch noch ein Unterschied zwischen „offiziellen” Verwaltungsebenen/Organen (z. B. Provinzen,
Gemeinden, Regionen, Kreisen) und anderen Organisationen und Kooperationsformen gemacht werden
(beispielsweise die Euregios oder interkommunale Zusammenarbeitsformen wie die „Städteregion
Aachen” in NRW und „Parkstad” in Nederlands Limburg).
Ob und wie intensiv das Thema grenzüberschreitender Arbeitsmarkt und grenzüberschreitende
Arbeitsmobilität in regionalen wirtschafts-und arbeitsmarktpolitischen Strategiepapieren vertreten ist, ist
ebenfalls sehr unterschiedlich. In einigen Fällen hat das Thema einen klar definierten Platz, während das
Thema in anderen Fällen ganz fehlt. Eine zentrale Rolle und/oder Ausarbeitung des Themas in REOPs
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offizieller Verwaltungsebenen ist daher sicherlich nicht die Regel. Oftmals bleibt die Präsenz auf einen
kurzen Verweis beschränkt, der nicht oder nur begrenzt ausgearbeitet wird. Politische Pläne der
„offiziellen“ Verwaltungsorgane enden außerdem häufig an der Grenze. Daher kann häufig keine (oder
nur begrenzte) Rede von grenzüberschreitender Politik in Bezug auf Arbeitsmobilität sein.
Das Fehlen beziehungsweise die beschränkte Existenz von „grenzüberschreitendem Arbeitsmarkt und
Arbeitsmobilität” bedeutet allerdings nicht, dass das Thema nicht aufgegriffen oder nicht als wichtig
betrachtet wird. In der Praxis ist ein klarer „Uptake” des Themas zu erkennen. Es gibt eine Vielzahl von
praktischen Initiativen und Projekten entlang den Grenzen, in denen viele verschiedene
Verwaltungsebenen und Akteure zusammengebracht werden und sich beteiligen. Die Initiativen befassen
sich insbesondere mit praktischen, akuten Problemen (wie zum Beispiel problematischen Berufen,
Arbeitsvermittlung und Informationsbeschaffung) und werden häufig durch die Euregios, aber auch durch
andere Organisationsformen getragen (beispielsweise Charlemagne, Eurode). Diese Organisationen
entwickeln häufig auch strategische grenzüberschreitende Entwicklungspläne/Visionen/Ambitionen und
Strategien (beispielsweise „EUREGIO 2020” und „EMR2020”, „Strategie Eurometropool Lille Kortijk
Tournai, 2014-2020”). Dies geschieht in Zusammenarbeit mit relevanten Akteuren und
Verwaltungsebenen sowie in Abstimmung mit den Agendas und den Plänen dieser Verwaltungsebenen.
Die Vielzahl der Initiativen, die Bereitstellung von Finanzierungsmitteln und die Beteiligung zahlreicher
regionaler politischer Ebenen und Akteure ist ein klares Anzeichen dafür, dass das Thema als wichtig
angesehen wird. Eventuell kann daraus auch geschlossen werden, dass sich diese Initiativen in Anbetracht
der Schwierigkeiten, die die grenzüberschreitende Politikentwicklung mit sich bringt, häufig in „nicht
staatlich definierten Strukturen” (Provinzen, Gemeinden, Regionen etc.) entwickeln und dass sich eine eher
pragmatische und projektbezogene Vorgehensweise in Bezug auf das Thema grenzüberschreitender
Arbeitsmobilität durchgesetzt hat.
Bestehende Projekte und Initiativen werden häufig im Rahmen der europäischen Politik oder im Rahmen
von Programmen (insbesondere Interreg) betrachtet. Europäische Zusammenarbeit und Konzepte
ermöglichen es, die nationalen Grenzen und damit zusammenhängende Kompetenzabgrenzungen zu
überschreiten. Sie bieten außerdem eine Möglichkeit, um die Finanzmittel für grenzüberschreitende
Aktivitäten zu erhöhen. Die gemischte Finanzierung kann auch eine negative Seite für den Bestand von
Projekten und Initiativen haben. Wenn die europäische Finanzierung endet, endet regelmäßig auch die
Umsetzung eines Projekts.
Die begrenzte Präsenz des Themas grenzüberschreitende Arbeitsmobilität in REOPs bedeutet übrigens
nicht, dass das Thema „Internationaler Arbeitsmarkt” nicht in anderer Form in der Politik präsent ist.
Mehrere Regionen befassen sich mit der Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte für spezifische Sektoren.
Dies wird regelmäßig in den so genannten „Human Capital Agendas” aufgegriffen, die sich auf den „High
End” des Arbeitsmarktes konzentrieren und meistens an innovative (Top-) Sektoren gekoppelt sind. In
diesem Zusammenhang werden häufig auch „Regionalförderungs-” Initiativen entwickelt. Der
internationale Aspekt der Arbeitsmarktpolitik in regionalen Plänen zielt häufig auf „high end-Expats” aus
dem breiteren Ausland ab. Dies muss von der Arbeitsmobilität unterschieden werden, die in dieser
Analyse gemeint ist und die sich auf „Pendler” bezieht und häufig so gesehen wird, dass sie sich vor allen
Dingen auf das „Low ” und „Mid End” des Arbeitsmarktes in der Grenzregion bezieht.
Ein Toolkit „Grenzüberschreitende Arbeitsmobilität”
Ein Toolkit kann sinnvoll sein, aber nur, wenn ein klarer Mehrwert generiert werden kann. Der Kern des
Mehrwerts liegt in (1) der Konzentration auf die Benelux und in (2) der praktischen Anwendbarkeit. So
muss ein Toolkit eine klare, umfassende Übersicht der konkreten Situation in der Benelux bieten
(Initiativen, Projekte, wichtigste Akteure, Finanzierungsmöglichkeiten, verantwortliche politische Ebenen
etc.).
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Das erfordert, dass ein mögliches Toolkit unter Einbeziehung der Organisation entwickelt wird, die dieses
Toolkit nutzt. Außerdem muss das Toolkit an bereits vorhandene Toolkits anknüpfen. Zu nennen sind das
„Impact Assessment Toolkit for Cross-Border Cooperation” des irischen „Centre for Cross-Border Studies”
und des im deutschen Kehl ansässigen Euro Instituts, das „Cross Border Co-operation Toolkit” des
Europarates, einige andere durch das genannte Euro Institut entwickelte Instrumente, aber auch die
„Benelux Almanak Grensoverschrijdende Samenwerking”. Es muss außerdem an die vorhandenen
Angebote von Leistungen (beispielsweise Schulungen und Fortbildungen etc.) von Institutionen und
Instituten wie z. B. dem Euro Institut anknüpfen.
Das Generalsekretariat der Benelux muss ein solches Toolkit nicht selbst entwickeln. Es übernimmt eine
koordinierende und begleitende Rolle. Die Entwicklung selbst kann durch einen externen Partner
erfolgen, der diesbezüglich über eindeutige Fachkompetenz verfügt. Möglicherweise kann das noch zu
gründende ,European Institute for Transnational and Euregional Cross Border Cooperation and Mobility’
(EITEM) der Universität Maastricht in Zusammenarbeit mit bestehenden Instituten und Netzwerken wie
dem TEIN-Netzwerk in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen.
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Best Practices
1.
Best Practices auf regionaler und lokaler Ebene
Aus der Bestandsaufnahme ergibt sich, dass eine große Zahl von Best Practices in Bezug auf
grenzüberschreitende Projekte für die Mobilität von Arbeitnehmern durch professionelle Instanzen
(Ministerien, Agenturen, Kompetenzzentren,…) aus dem Sektor vermittelt werden. Diese Initiativen rund
um das Thema Arbeitsmobilität werden auf verschiedenen Ebenen umgesetzt (europäisch, national,
regional, lokal).
Es gibt eine Reihe von Projekten auf Makroniveau; sie sind einfach identifizierbar und gut erkennbar
(beispielsweise offizielle Internetseiten der EU, der Arbeitsministerien BE/NL/Lux). Projekte auf
Mikroniveau sind schwerer wahrzunehmen.
Immer wiederkehrende Themen sind die Organisation von Praktika, das Erlernen von Sprachen, das
Übermitteln von Informationen und Tools zur Unterstützung von Arbeitssuchenden.
So wurde im Rahmen des Interreg-Projekts VLANED ,Tendenzen zonder Grenzen’ (Tendenzen ohne
Grenzen) eine grenzüberschreitende Informationsstelle über Grenzarbeit eingerichtet. Dieses Projekt zielt
darauf ab, einen grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt in den Regionen West- und Oost-Vlaanderen und
Zeeland zu schaffen und berücksichtigt dabei insbesondere spezifische Hindernisse im
grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt. Arbeitssuchende, Arbeitgeber und Arbeitnehmer sowie Menschen,
die auf der anderen Seite der Grenze arbeiten möchten und Arbeitgeber, die Arbeitnehmer über die
Grenze hinweg anwerben möchten, erhalten dort Informationen.
Es kann übrigens eine Koppelung mit Initiativen im Bereich der Ausbildung und Beschäftigung für
Jugendliche erfolgen, weil eine große Anzahl von Projekten für arbeitslose Jugendliche/Jugendliche in der
Ausbildung eine grenzüberschreitende und/oder lokale Komponente enthält.
So haben die Agentur für Arbeit Landau und die Industrie- und Handelskammer (IHK) Pfalz ein Projekt
entwickelt, bei dem wichtige Akteure auf dem Gebiet der Ausbildung und Beschäftigung zusammen an
der Entwicklung einer „grenzenlosen Ausbildung“ arbeiten. Schüler und Studenten, die eine kombinierte
Ausbildung aus Lehre und Arbeit verfolgen, können den praktischen Teil ihrer Ausbildung in einem
deutschen Unternehmen und den theoretischen Teil in Frankreich absolvieren.
Es besteht die Möglichkeit der Entwicklung eines Tools, das die Best Practices in Form eines Toolkits
„Grenzüberschreitende Arbeitsmobilität” bündelt. Der Kern des Mehrwerts liegt in (1) der Konzentration
auf die Benelux und in (2) der praktischen Anwendbarkeit. So muss ein Toolkit eine klare und umfassende
Übersicht der konkreten Situation in der Benelux bieten (Initiativen, Projekte, wichtigste Akteure,
Finanzierungsmöglichkeiten, verantwortliche politische Ebenen, etc.). Dies erfordert, dass ein mögliches
Toolkit unter Einbeziehung der Organisation entwickelt wird, die das Toolkit nutzt. Außerdem muss das
Toolkit an bereits existierende Toolkits anknüpfen.
Existierende Toolkits: “Impact Assessment Toolkit for Cross-Border Cooperation” des “Centre for Cross
Border Studies” und des “Euro Instituts” (http://www.crossborder.ie/pubs/2011-IAToolkit.pdf) oder das
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“Cross-Border
Co-operation
Toolkit”
des
Europarates
content/uploads/2012/10/Toolkit_Cross-border-co-operation.pdf).
(http://www.slg-coe.org.ua/wp-
Dennoch wurde festgestellt, dass Best Practices auf Mikroniveau mithilfe allgemeiner Suchmaschinen (wie
z. B. Google) recht schwer zu finden sind. Die Identifikation dieser Best Practices erfordert tief greifende
Kenntnisse der Akteure und der Projekte auf regionaler und lokaler Ebene und im Grenzgebiet. Beim
Streben nach Effizienz und zeitlicher Optimierung ist es von großer Bedeutung, dass man sich direkt an die
Experten aus dem Sektor wenden kann und über ein Netzwerk von Spezialisten im jeweiligen Bereich
Informationen direkt von der zuständigen Quelle bekommen kann.
2.
Die Aufnahme der Best Practices in die Benelux- Internetseite
In Anbetracht seiner koordinierenden Rolle kann der Mehrwert des Generalsekretariats in der
Identifikation und Sammlung relevanter Best Practices liegen. Diese werden auf der neuen BeneluxInternetseite veröffentlicht und nach Kategorien geordnet: Sprache, Praktikum, Arbeitssuchend,
Informationsbeschaffung .
Die technischen und praktischen Einzelheiten müssen mit dem Webdesigner geregelt werden (Einrichtung
eines spezifischen Teils auf der Internetseite oder, in einer späteren Phase, sogar Einrichtung einer MiniInternetseite auf der neuen Benelux- Internetseite). Außerdem wird im Benelux-Portal für Grenzarbeiter
ein Link zu den Best Practices gezeigt.
Außerdem kann erwogen werden, die Best Practices über den LinkedIn-Account des Generalsekretariats
zu verbreiten, weil er gut wahrnehmbar ist. Es gibt übrigens auch schon Diskussionsgruppen über
grenzüberschreitende Themen und Arbeitsmobilität.
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