weiterlesen... - Karlheinz Gaertner

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weiterlesen... - Karlheinz Gaertner
körner
12. ausgabe juni 2007
post
quartierszeitung für den körnerpark
Foto: Shred Brigade
In diesem Heft:
„Der Opferschutz muß verstärkt werden“. Porträt von Kriminalhauptkommisar Karlheinz Gaertner +++
Klimazone Neukölln - 48 STUNDEN NEUKÖLLN im Kiez +++ Fotowettberwerb der Bürgerstiftung +++ Jugendtreff am
Körnerpark +++ Farbfeuer eröffnet +++ Schwerpunktverlagerung bei „Mütter und ihre Kinder“ +++ Bewegungs- und Wahrnehmungsförderung für Kitakinder +++ Interview mit Ruth Weber +++ „Zwischen 2 Welten“
in der Jugendwerkstatt „Stattknast“ +++ Tuncay Cakmak ist der Nachbar des Monats +++ Kiezrundgang zu
Baumaßnahmen im Kiez
körner post
2
juni 2007
Editorial
Porträt
Karlheinz Gaertner
Liebe Leserinnen
und Leser der
Körnerpost!
Kurz vor Drucklegung dieser Zeitung
hat die Senatsverwaltung erste Schritte
für das „Bauprogramm“ in den Quartiersmanagementgebieten
bekannt
gegeben. Die Bürger in diesen Gebieten werden aufgefordert, Vorschläge für
die bauliche Aufwertung ihrer Nachbarschaft zu machen - und zwar noch
diesen Sommer! (Über Einzelheiten
berichten wir in der nächsten Ausgabe.)
Die Baumaßnahmen sollen mit Mitteln
aus dem Programm „Soziale Stadt“ in
den Jahren 2008 bis 2010 umgesetzt
werden. Dazu gibt es bereits Ideen, aber
weitere Vorschläge sind noch erwünscht.
Dies kann die Verbesserung von Plätzen, öffentlichen Spielplätzen oder auch
den Ausbau von Räumen für die Nachbarschaft betreffen.
Da trifft es sich gut, dass wir bereits
zum Kiezstammtisch mit Rundgang
am Donnerstag, den 14. Juni ab 19.00
Uhr eingeladen haben. Wir wollen uns
gemeinsam mögliche Orte für Verbesserungsmaßnahmen ansehen. Los geht
es am Quartiersbüro Emser Str. 15.
Alle interessierten Bewohnerinnen und
Bewohner sind herzlich dazu eingeladen!
Ihr Quartiersmanagement Körnerpark
Quartiersbüro Körnerpark,
Emser Straße 15, Tel. 62 98 87 90,
[email protected]
Sprechzeiten:
mittwochs 16.00 - 19.00 Uhr,
donnerstags 10.00 - 13.00 Uhr
Mitarbeiter: Ulli Lautenschläger,
Fadi Saad, Marion Schuchardt,
Reimar Seid, Dr. Astrid Tag,
Julia Kremling
Titelfoto: Die silbernen Schuhe des römischen
Gottes Merkur sind das Leitsystem der 48
STUNDEN NEUKÖLLN im Kiez.
„Der
Opferschutz
muß
verstärkt
werden“
Foto: M. Hühn
Polizeihauptkommisar Karlheinz Gaertner
D
ass sich Polizisten im Kiez „wohlfühlen“ sollten, erscheint auf den ersten
Blick als eine Aussage, die so gar nicht in das
traditionelle Bild von Polizeiarbeit passen
will. Wer Ende April auf dem „Körnercup
2007“ war, der konnte allerdings eine Ahnung
davon bekommen, was damit gemeint ist:
dass die teilweise unüberbrückbare Distanz
zwischen Polizei und Bevölkerung, besonders aber zwischen Polizei und Jugendlichen
wie sie früher häufig herrschte, mittlerweile
aufgebrochen ist. Auf dem Fußballturnier
kickten in entspannter Atmosphäre die
Jugendmannschaften gegen die Polizeiauswahl, in den Zuschauerreihen wurde locker
miteinander geplaudert. „Dieses Feindbild,
das Gegeneinander, wie es z.B. zu Zeiten der
Hausbesetzerszene noch existierte, das gibt
es so nicht mehr“, erklärt Karlheinz Gaertner, der Leiter der 4. Dienstgruppe in der
Rollbergstraße. Gaertner und seine Kollegen
laufen im Körnerkiez Fußstreife, sie sind die
unmittelbarste Kontaktmöglichkeit zwischen
den Bewohnern und der Polizei. Dass die
alten Feindbilder gegen die drängendsten
Probleme im Kiez auch nicht helfen, hat
sich mittlerweile auf breiter Ebene durchgesetzt. Angesichts von Vandalismus, häuslicher Gewalt und Jugendkriminalität ist ein
Vertrauensverhältnis zur Polizei ein wichtiger Faktor, um die Interessen der meisten
Bewohner im Kiez zu wahren. Am Beispiel
häuslicher Gewalt ist der Wandel vielleicht
am deutlichsten zu beschreiben: Es gibt
auf Seiten der Bewohner und Betroffenen
mittlerweile weniger Vorbehalte die Polizei
einzuschalten, wenn der Nachbar seine Frau
oder sein Kind verprügelt, andererseits reagiert die Polizei in solchen Fällen deutlich
schneller, als noch vor zehn Jahren. Gaertner:
„Heute fährt jeder Polizeiwagen dort mit Eilauftrag hin, wir schöpfen unsere rechtlichen
Möglichkeiten aus und sprechen auch schneller Platz- oder Betretungsverbote aus.“
Die größte Sorge bereitet Gaertner indes die
Jugendkriminalität, insbesondere das aggressive und gewaltbereite Auftreten einzelner
Gruppen. Es sind meistens lose, oft spontan
entstehende Grüppchen mit migrantischem
Hintergrund, die sich in der Vielzahl der
Fälle deutsche Jugendliche auskucken, um
ihnen Geld, MP3-Player oder Handy „abzuziehen“. Gaertner betont aber, dass es sich
bei diesen kriminellen Jugendlichen um eine
Minderheit handele, um einzelne, „die allerdings das Gesamtbild negativ prägen“.
Auffallend sei die rassistische Grundhaltung
der Gruppen: türkischstämmige gegen arabischstämmige, gegen Deutsche, gegen Migranten aus Ex-Jugoslawien. Einerseits werde
Respekt eingefordert, andererseits aber nicht
gewährt. Die größte Gefahr gehe von der
Bewaffnung aus, die meisten trügen Messer
bei sich und benutzten diese auch. Die Opfer,
häufig Gleichaltrige, stünden mit ihren traumatischen Erfahrungen dann oft alleine da,
wüßten nicht, wie sie den Überfall verarbeiten sollten: „Die erleben das in einer prägenden Phase und tragen es dann mit sich rum“,
so Gaertner. Eine projektbezogene Opferbetreuung sei dringend geboten, bislang würden
entsprechende Angebote fehlen. Außerdem,
so Gaertner, müßte das Tragen von Messern
generell verboten werden. Bislang könne sich
jeder darauf berufen, dass er nichts Illegales
mit sich führe.
M. Hühn
3
juni 2007
aktuelles
Klimazone Neukölln
D
48 STUNDEN NEUKÖLLN widmen sich
dieses Jahr dem Thema Klimawandel
in seiner ganzen Breite und das heißt, dass
nicht nur das Aufheizen der Erdatmosphäre
in Kunst umgesetzt wird. Eine Form von
„Klima“ herrscht auch stets in sozialen und
politischen Beziehungen, wo sich die Temperaturen aufheizen oder abkühlen können,
mit allen zwischen Sturm und Flaute angesiedelten Konsequenzen.
Zwischen dem 22. und 24. Juni werden 360
Kunstaktionen an mehr als 160 Orten in
Neukölln den Klimawandel thematisieren,
davon an 13 Orten im Körnerkiez. Es sind
alte bekannte dabei, wie der kunstraum t27
IE
Kurz gemeldet
Fotowettbewerb
der Bürgerstiftung
Neukölln
körner post
und die Galerie im Körnerpark, aber auch
neu hinzugekommene, wie der Kunstraum
Hope&Glory in der Emser Straße, das Jüdische Theater Bimah oder der afrikanische
Remix Club in der Jonasstraße.
Der Infopoint und die Kunstfiliale, in jedem
Kiez Dreh- und Angelpunkt der 48 STUNDEN NEUKÖLLN, werden dieses Jahr von Noël
O’Callaghan und dougfender im kunstraum
t27 in der Thomasstraße 27 organisiert. Der
Infopoint ist gleichzeitig auch die Anlaufstelle des Shuttle-Services. Im Hof und in
den Räumen von BOOM! DIE MAUERBÜHNE,
ebenfalls in der Thomasstraße 27, wird der
Club Oase“ eingerichtet, der u.a. mit arabisch
N
eukölln bietet dem Betrachter die
unterschiedlichsten Eindrücke, dem
einen gefällt, was ein anderer für häßlich hält.
Wer will, kann in den merkwürdigsten Ecken
Dinge und Figuren entdecken, die es lohnen,
mit der Kamera festgehalten zu werden. Um
solche Fundstücke geht es beim aktuellen
Fotowettbewerb der Bürgerstiftung Neukölln. Einzige Einschränkung: die Teilnehmer
dürfen nicht älter als 20 Jahre sein. Die besten
zwölf Fotografien werden im Kalender 2008
der Bürgerstiftung veröffentlicht, eine große
beschrifteten Lebensmittelpackungen dekoriert sein wird. Hier dreht sich alles um das
Thema Ost/West, es wird Konzerte, Lesungen und eine orientalische Dico geben und
in der Mauerbühne das Programm „Neukölln boomt!“. Das Café Macher richtet ein
OKEY-Turnier aus, bei dem die Geheimnisse
des türkischen Brettspiels gelüftet werden.
Die einzelnen Termine und Orte finden
Sie in unserem Terminkasten auf Seite 4, in
den überall ausliegenden Flyern oder unter
www.48-Stunden-Neukoelln.de.
M. Hühn / Bilder: J. Surba, Shred Brigade,
J. Rocholl, A. Jakob, M. Steffens
Auswahl der eingereichten Arbeiten wird
außerdem im Creativ-Zentrum Neuköllner
Leuchtturm im Rahmen einer Ausstellung
gezeigt.
Preise gibt es natürlich auch zu gewinnen: Der
erste Preis ist mit 150 € dotiert, der zweite
und dritte Preise mit je 100 € und der vierte
bis sechste Preis mit je 50 €. Einsendeschluß
ist der 15. Juni 2007.
Nähere Infos unter Tel. 627 380 13 oder
www.neukoelln-plus.de
M. Hühn
Aktionstage „Qualmfrei“
Atelier & Praxis Farbfeuer eröffnet
V
S
om 9. bis 11. Mai fanden im Nachbarschaftsheim Neukölln
die diesjährigen Aktionstage „Qualmfrei - wir sind mit
Genuss dabei“ statt. Auf dem Programm stand u.a. ein Videoclip über die Nachteile des Rauchens, das mit Kindern des Nachbarschaftsheims produziert wurde, ein Live-Versuch über die
Feinstaubbelastung durch das Rauchen im Inneren eines Autos
sowie ein Aging-Computer, der das Aussehen einer Versuchsperson in 20 Jahren mit oder ohne Rauchen simulieren kann.
In den folgenden Tagen führten mehrere Schulklassen Versuche
mit dem Aging-Computer durch. War im letzten Jahr noch das
Interesse der Fachleute besonders groß, so war in diesem Jahr
erfreulicherweise auch eine zunehmende Neugier von Eltern
und Anwohner/innen zu beobachten.
B. Heeb
eit dem 2. Juni gibt es eine neue Einrichtung im Kiez: Farbfeuer, Atelier und Praxis für kunsttherapeutische Begleitung
in der Jonasstraße 44. Für die beiden Kunsttherapeutinnen Isabella Rümmele und Katy Lehmann steht die Entfaltung von
Kreativität im Mittelpunkt ihrer Arbeit. Sie bieten u.a. Einzelstunden mit kunsttherapeutischer Begleitung an und Workshops
zur Selbsterfahrung, wobei Gestaltung und Gespräch wichtige
Bestandteile der Stunden sind. Farbfeuer beteiligt sich übrigens
auch an den 48 STUNDEN NEUKÖLLN: Unter dem Thema „Verwandlung“ können Interessierte beim Actionpainting mitmachen. Nächste Termine: Workshops am 19. Juni „Rund um die
Farbe Blau“ und am 3. Juli „Rund um die Farbe Rot“. Anmeldung unter Tel. 976 098 31.
M. Hühn
körner post
juni 2007
4
TERMINE
„Starke Eltern - Starke Kinder“
in arabischer Sprache
Donnerstag 10.00 Uhr - 12.00 Uhr, 10 Termine
Leitung: Ammar Hassan, Kosten: 5,- €
Information und Anmeldung:
Frau Peter, Tel.: 687 50 96
Familienbildungszentrum, Altenbraker Str. 12a
Offener Eltern-Kind-Treff
Dienstag 10.00-12.00 Uhr
mit Bianca Ghanem
Familienbildungszentrum, Altenbraker Str. 12 a
Musik und Bewegung
Ein Kurs für 1-3 jährige Kinder mit ihren Eltern
Kursleitung: Magdalena Böhme
Montag 10.00 - 11.30 Uhr, 10 Termine, Kosten: 10 €
Familienbildungszentrum, Altenbraker Str. 12 a
PEKiP®
Leitung: Sigrid John
Freitag 9.30 - 11.00 Uhr
Kosten: 40,00 € ermäßigt 20,00 €
Familienbildungszentrum, Altenbraker Str. 12 a
Shiatsu für Erwachsene
regelmäßig Donnerstags ab 18.00 Uhr,
Shiatsu für Eltern und Kinder
regelmäßig Donnerstags ab 16.00 Uhr,
(Erwachsene 7,- €, Kinder 5,- €)
Creativ-Centrum Neuköllner Leuchtturm,
Emser Str. 117
Trödelstand der Bürgerstiftung Neukölln
jeweils Sonntags von 13.00 - 18.00 Uhr,
Gewerbehof Richardplatz 6 (neben der Villa Rixdorf)
Ausstellung Arndt von Diepenbroick
Objekte aus Papier
bis 24. Juni, Di - So 11.00 17.00 Uhr
Galerie im Körnerpark, Schierker Str. 8
Ausstellung Movement - Sport - Emotion
Fotografien und Skulpturen junger Künstler
bis 29. Juni, Mi bis Fr 14.00 bis 19.00 Uhr,
Sa 14.00 Uhr - 17.00 Uhr
Creativ-Centrum Neuköllner Leuchtturm
Ausstellung „Venus“
bis 17. Juni, Mi bis So, 15.00 - 19.00 Uhr
kunstraum t27, Thomasstr. 27
Lesung: Tatjana Kuschtewskaja
liest aus ihrem Buch „Sibirienreise - die Lena“
Freitag, 8. Juni, 19.00 Uhr, Eintritt 5 €
Creativ-Centrum Neuköllner Leuchtturm
Intuitives Malen - eine Reise durch die Seele
vom 6. Juni bis zum 25. Juli jeweils Mittwochs von
18.30 Uhr bis 20.00 Uhr, Kursabend 10,- €,
ermäßigt 8,- €, Anmeldung unter Tel. 897 264 66
Creativ-Centrum Neuköllner Leuchtturm
Elternsprechstunde
Dienstag 10. April, 10.00-11.00 Uhr
Beraterin: Claudia Lenz, AWO Familienberatungsstelle
Familienbildungszentrum, Altenbraker Str. 12 a
Treffen der Kiezredaktion
Montag, 11. Juni, 18.00 Uhr
Quartiersbüro Körnerpark, Emser Str. 15
Kiezstammtisch mit Kiezrundgang
(nähere Infos siehe Editorial, S.2)
Donnerstag, 14. Juni, 19.00 Uhr
Quartiersbüro Körnerpark, Emser Str. 15
Workshop: Rund um die Farbe Blau
Dienstag, 19. Juni 18.30 Uhr
Atelier & Praxis Farbfeuer, Jonasstr. 44
Infotisch zur Umgestaltung Emser Platz
Samstag, 23. Juni, 10.00 - 13.00 Uhr
Emser Platz ggü. der Feuerwache
Bambusworkshop: Ikebana - Die Kunst des
Blumensteckens
Sonntag, 24. Juni von 16.00 Uhr bis 19.00 Uhr
Teilnahmegebühr 40 €
Infos und Anmeldung Tel. 39 50 53 76
Creativ-Centrum Neuköllner Leuchtturm
Rechtsberatung
Dienstag, 26. Juni, 10.00 - 11.30 Uhr,
mit Yonca Lenz, ohne Voranmeldung
Familienbildungszentrum, Altenbraker Str. 12a
Sitzung des Quartiersbeirats
Donnerstag, 28. Juni, 18.00 Uhr
Albrecht-Dürer-Gymnasium, Emser Str. 133-137
Raum 401
Vernissage Süheyla Asci, Malerei
bis 29. Juli. Freitag, 29. Juni, 19.00 Uhr
Galerie im Körnerpark, Schierker Str. 8
Sitzung der Aktionsfondsjury
Mittwoch, 4. Juli, 19.00 Uhr
Quartiersbüro Körnerpark, Emser Str. 15
48 STUNDEN NEUKÖLLN IM KIEZ
Freitag, 22. Juni - Sonntag, 24. Juni
AWO Treffpunkt, Thomasstr. 69
- DKD „Die klassischen Drei“, Sa 16 Uhr
- Corazon, Lateinamerikanische Musik
Sa 18 Uhr, Eintritt 2 €
- Freiluft Galerie: Zeit für einen Klimawechsel
Sa 14 - 20 Uhr
Boom! Die Mauerbühne und Club Oase
Thomasstr. 27
- Die geheimnisumwobene Gina Lori
AUCHtanz mit Schlange, Fr 22.30 Uhr
- Neukölln Boomt! Reise nach ...
Mit Anne Reuper und Alexandra Lowygina
Sa 17 Uhr
- Neukölln Boomt! Die Stepinskis
Stepcomedyshow, Sa 18.30 Uhr
- Oriental Lounge and Garden
Fr 20 - 2 Uhr, Sa 15 - 2 Uhr, So 15 - 19 Uhr
- Mustafa El Dino - new oriental project
Musik auf der Saz, Fr 20 Uhr
- Orientalisches Discofieber - DJ Desert Scorn
Fr 23 Uhr und Sa 23 Uhr
- Hamid Hadinedjad - Tambur, Sa 15 Uhr
- Katharina Felice - Chansons und Lieder
Sa 16.30 Uhr und 18 Uhr
- Neukölln Boomt! Leo Bond und Band
Sa 19.30 Uhr
- Neukölln Boomt! Julia Schwebke - Gedichte
Sa 20 Uhr
- Vladiswar Nadishana - Multiinstrumentalist
Sa 21.30 Uhr
- Neukölln Boomt! Jazzfox Chor
So 17.30 Uhr
- Neukölln Boomt! Feste und Aktionen
Sa, 16.30 - 21.30 Uhr und So, 16.30 - 18.30 Uhr
- Neukölln Boomt! elFie & D. Knight
Pseudo Rock, Samstag, 21 Uhr
- Karikaturen von Mathias Hühn
Fr ab 20 Uhr, Sa und So ab 14 Uhr
- Orientalische Kalligraphie, So 15 Uhr
Café Macher, Emser Str. 11
- OKEY-Fest, Türkisches Brettspiel
Fr 19 - 23 Uhr und Sa 16 - 23 Uhr
Chile Freundschaftsgesellschaft, Jonasstr. 29
- Fotoausstellung: Alltag in Cuba
Fr 19 - 21 Uhr, Sa 10 - 21 Uhr, So 10 - 15 Uhr
Creativ-Centrum Neuköllner Leuchtturm
Emser Str. 117
- Klimax - Mode zum Klimawandel
Performance im Rahmen der Ausstellung
Movement - Sport - Emotion
Sa 16 - 18 Uhr und So 18 Uhr
- Klimawandel - Wechselbeziehungen:
Renka Performance der Ikebana - Gruppe
Sa 17 Uhr
Farbfeuer, Jonasstr. 44
- Verwandlung. Actionpainting zum Mitmachen
Fr 19 - 22 Uhr, Sa 16 - 22 Uhr, So 15 - 19 Uhr
Galerie im Körnerpark, Schierker Str. 8
- Punos Jazzband, Sa 18 Uhr
- Übers Meer. Lesungen, Fr 19.30 Uhr
- Abrasaz. Jazz bei „Sommer im Park“, So 18 Uhr
Jüdisches Theater Bimah, Jonasstr. 22
- Kishon-Abend, Fr 20 Uhr, Eintritt 8,40 €
- Die mörderische Affäre der jüdischen Detektivin
Esther Glick, Sa 20 Uhr, Eintritt 8,40 €
- Gedenken an die Bücherverbrennung,
So 17 Uhr, Eintritt 15 €
Jugendwerkstatt StattKnast, Nogatstr. 31
- Zwischen 2 Welten. Ausstellung und Lesungen
Fr 19 - 22 Uhr und Sa 14 18 Uhr
Kunstraum Hope&Glory, Emser Str. 126
- The Twighlight Zone, Performance von
Fleisch&Schön, Fr 23 - 24 Uhr
- Golden Drums. Videoinstallationen
Sa und So 12 19 Uhr
- L‘ensemble naturel. Videoinstallation
Sa und So 12 - 19 Uhr
kunstraum t27, Thomasstr. 27
- Überflieger. Kunst über das Fliegen
Fr 19 - 2 Uhr, Sa 14 - 2 Uhr, So 14 - 19 Uhr
- von Ikarus bis zur Gegenwart. Texte von Irena
Gretscher, Sa 12 - 18 Uhr
- Weltenrund. Lesung mit Gunnar Kunz, So 17 Uhr
Nachbarschaftsheim Neukölln,
Schierker Str. 53
- Geschichten aus dem Fernsehen. Präsentation
eines Videoprojekts, Sa 15 - 17 Uhr
- Kunst- und Kreativnachmittag, So 14 - 18 Uhr
- Wärmebild Collage. Videoprojekt, So 15 - 17 Uhr
Remix Club, Jonasstr. 29
- The Art of Love und Hennapaintings
Fr 19 - 24 Uhr, Sa 14 - 24 Uhr, So 14 - 19 Uhr
- World Music-Party mit DJ Thomas,
Fr und Sa 20 - 24 Uhr
- Remix Drumming Group, Sa 18 - 20 Uhr
5
körner post
juni 2007
Projekte
Schwerpunktverlagerung bei „Mütter und ihre Kinder“
In Zukunft sollen vor allem die Mütter gefördert werden
eit Dezember 2005 arbeitet IMA
e.V. an einem Projekt mit Müttern
und ihren Kindern im Alter zwischen
2-5 Jahren. Konzipiert wurde es in der
Hoffnung, Mütter beim Umgang mit
ihren Kindern längerfristig zu unterstützen, sie insbesondere davon zu
überzeugen, die Kinder möglichst bald
in einer Kita anzumelden. Die Kinder
sollten in ihrer Entwicklung gefördert
werden, um eventuelle Versäumnisse
der Eltern auszugleichen. Geplant war
eine lockere Frühstücksrunde für die
Mütter und eine intensive Spielgruppe
für die Kinder.
Reges Bildungsinteresse: Mütter bei IMA e.V.
Inzwischen hat sich der Arbeitsschwerpunkt von den Kindern zu den Müttern hin zur Mutter von fünf, zum Teil schon erwachverlagert.
senen Töchtern, die schon Großmutter ist.
Die Mütter zeigen ein großes Bedürfnis, die Als besonders positiv hat herausgestellt,
deutsche Sprache zu lernen und es besteht dass eine deutsche und eine türkische Mitein reges Interesse an der deutschen Kultur arbeiterin das Projekt gemeinsam leiten.
und Gesellschaft. Darüberhinaus gibt es Denn erstens haben die türkischen Frauen
einen großen Wunsch, sich mitzuteilen, aus- noch nie eine deutsche Frau näher kennen
zutauschen, Kontakte zu knüpfen.
gelernt, zweitens sehen sie, wie eigenständig
Zurzeit besuchen zweimal in der Woche 8- eine türkische Frau leben und arbeiten kann,
12 Mütter die Kurse, angefangen von der 20 schließlich erleben sie, wie gut und selbstverjährigen Mutter mit ihrem ersten Kind bis ständlich eine deutsch-türkische Teamarbeit
funktionieren kann.
Viele der Frauen haben bisher fast
nie ihre häusliche Umgebung verlassen, leben ganz auf den familiären Kreis beschränkt. Einige von
ihnen haben zwar schon versucht,
in anderen Einrichtungen deutsche Sprachkurse zu besuchen,
jedoch schnell wieder aufgegeben, weil ihnen die Atmosphäre
zu anonym war.
Es hat sich gezeigt, dass die
Frauen mit viel Spaß und enormen Fleiß dabei sind, die deutsche Sprache zu lernen. Im
Moment wird in den Kursen für
einen Auftritt beim Kulturfest 48 Stunden
Neukölln geprobt, wo die Mütter für Kinder
und Erwachsene deutsche und türkische
Märchen, Geschichten und Lyrik vorlesen
werden.
IMA/mh
Foto: M. Hühn
S
Lesung anläßlich der 48 STUNDEN NEUKÖLLN im Wortdurchgangszimmer,
Hermannstr. 33, Gartenhaus, c/o Prabhu
Sonntag, 24. Juni um 14.00 Uhr
Bewegungs- und Wahrnehmungsförderung für Kitakinder
Träger EDconcept setzt sein Projekt im Körnerkiez fort
Foto: EDconcept
wusstsein und ein
positives Selbstwertgefühl. Diese Fähigkeiten brauchen sie
für eine erfolgreiche
Schullaufbahn und
für einen positiven
Start ins Leben.
Ab dem 01. Juni wird
der
Bildungsträger
EDconcept im Körnerkiez das Projekt
zur Bewegungs- und
Wahrnehmungsförderung fortsetzen, das
bereits 2006 und 2007
erfolgreich in mehreren Kitas des Gebiets durchgeführt wurde.
Da jetzt viele der Kitakinder in die Grundschule überwechseln, wünschen sich die Einrichtungen eine Fortsetzung des Programms.
Kinder gewinnen spielend mehr Selbstbewußtsein
K
inder, die einen gut entwickelten und
trainierten Körper haben, sind auch
geistig geschickter. Sie können sich besser
ausdrücken, haben ein stabiles Selbstbe-
Acht Kitas mit jeweils 15 Kindern nehmen
an dem Projekt teil. Einmal in der Woche
wird ein Übungsleiter im Nachbarschaftsheim in der Schierker Straße den Kindern
und ihren Erzieherinnen Spiele und Übungen zeigen, die Gleichgewichtssinn, motorische Fähigkeiten, Wahrnehmung und das
Immunsystem des Körpers trainieren und
ausbauen. Die Erzieherinnen werden außerdem zusätzlichen Unterricht erhalten, damit
die Einrichtungen die Arbeit selbst fortsetzen können, wenn das Projekt im Dezember
endet.
Das Programm ist ein Projekt „Soziale Stadt“
und wird vom Quartiersmanagement Körnerpark finanziert. Für die Einrichtungen
und die Familien entstehen keine Kosten.
EDconcept
körner post
6
juni 2007
Interview
„Lernen erfolgt zwischen den Menschen“
Foto: C. Mattern
nis der unterschiedlichen Techniken
der Gruppenarbeit, der Partnerarbeit,
der Einzelarbeit. Dort muß auch die
Fähigkeit vorhanden sein, selbständig
mit den zur Verfügung gestellten Materialien umzugehen, um entsprechend
dem Niveau und individuellen Bedarf
Wissen erwerben zu können.
Das Gespräch ist ganz wichtig, gerade
in der heutigen Zeit, um Erfahrungen
auszutauschen, um Konflikte zu klären,
um eigene Gefühle zu benennen. Für
uns hat auch das Erlernen der Sprache
seinen Anteil, gerade in einer Ecke,
in der ein Teil der Kinder nicht gut
Deutsch spricht. Diese Kinder haben
eine viel größere Chance von anderen
zu lernen, weil sie als Erstklässler in
eine Gruppe von Kindern kommen,
die schon seit ein, zwei Jahren in der
Schule sind.
Das Spiel gehört dazu, weil unsere
Schüler den ganzen Vormittag bei uns
sind. Die Erst- und Zweitklässler, die
weniger Stunden haben, gehen dann
zwischendurch mit Erzieherinnen raus und
erhalten dadurch noch einen Freiraum.
Ganz wichtig und sehr motivierend ist die
vierte Grundform des Lernens, die Feier.
Da wird gemeinsam gesungen, Theater
gespielt, und das ist für mich sehr rührend,
auch gemeinsam geflötet. Da flöten dann
150 Kinder und das erzeugt eine Stimmung,
die es den Kindern ermöglicht, sich mit der
Schule zu identifizieren, sich zuhause zu
fühlen.
Erfordert das Programm nicht eine größere Flexibilität von den Lehrern als dies
beim herkömmlichen Unterricht der Fall
ist?
Lehrer müssen wahrnehmen, dass Lernen
nicht nur dann erfolgt, wenn Sie sagen, in
welche Richtung es geht und wenn sie alles
geplant haben. Lernen erfolgt auch zwischen den Menschen, erfolgt auch aus den
Materialien. Lehrer müssen sich als jemanden sehen, der die Lehrangebote präsentiert,
individuelle Hilfestellung gibt, aber nicht als
jemand, der für alles verantwortlich ist. Es ist
ja nicht nur eine Anforderung, sondern auch
eine Entlastung für die Lehrer, wenn sie sich
klar machen, dass größere Kinder kleineren
wunderbar etwas erklären können; vielleicht
besser als der Lehrer.
Wie sehr hat die Schule mit diesem Lernkonzept Erfolg?
Grundschulrektorin Ruth Weber
Ruth Weber leitet als Rektorin die Peter-PetersenGrundschule, die durch ihren reformpädagogischen
Ansatz, den sogenannten Jena-Plan des Pädagogen
Peter Petersen, auch international Aufmerksamkeit
erlangt hat. Ende des Sommers geht Frau Weber in
den Ruhestand.
Worin unterscheidet sich die Peter-Petersen-Grundschule von anderen Grundschulen?
Alle Schüler befinden in altersgemischten
Stammgruppen als Ausgangsbasis für ihre
Arbeit. Im unteren Bereich sind die Stammgruppen über die Jahrgangsstufen eins, zwei
und drei gemischt, im oberen Bereich über
die Jahrgangsstufen vier, fünf und sechs.
Peter Petersen hat die drei Jahrgänge als die
optimale Form der Zusammensetzung einer
arbeitenden Gruppe definiert. Er hat das in
den zwanziger Jahren von seinen Studenten
in Jena systematisch protokollieren lassen.
Er hat verschiedene Gruppierungen ausprobiert und ist dann bei der Dreier-Gruppe
geblieben.
Welche Merkmale zeichnen den JenaPlan noch aus?
Wir berücksichtigen die vier Grundformen
des Lernens, wie sie Petersen formuliert hat,
nämlich Arbeit, Gespräch, Spiel und Feier.
Die werden in einem wöchentlichen Rythmus realisiert. Die Arbeit braucht die Kennt-
Wir müssen etwas auseinander halten. Wir
legen den größten Aufmerksamkeitsgrad auf
die sozialen Kompetenzen, auf das soziale
Miteinander. Es wird auch von allen, die zu
Besuch kommen, bestätigt, dass wir hier eine
aufgeschlossene, zugewandte Atmosphäre
haben, dass es sehr viel Hilfsbereitschaft und
Offenheit gegenüber den Besuchern gibt.
Außerdem sind die Unfallzahlen fast um die
Hälfte gesunken, seit wir die gesamte Schule
2006 auf die Altersmischung umgestellt
haben. Unfälle passieren, wenn die Kinder
draußen rumhüpfen, aber es gibt kaum
Unfälle aufgrund von Schlägen oder Tritten.
Für den Bildungsstadtrat in Neukölln scheinen soziale Kompetenzen allerdings keine
Qualität zu sein. Ich denke, dass der Stadtrat hier ein klassisches Bild von Unterricht
hat: der Lehrer sitzt vorne und macht Druck,
dann lernt man und hat sehr viel Rechtschreibung im Kopf. Bei den Tests, die jetzt laufen,
haben wir nicht so gut abgeschnitten, da sind
wir radikal ehrlich. Das hat der Statdtrat zum
Anlaß genommen zu behaupten, bei uns
lernten die Kinder nicht Lesen und nicht
Schreiben. Das stimmt aber nicht, wir haben
nur eine solche Form des Abtestens nicht.
Die Art, wie wir damit umgehen, wurde in
der Inspektion aber als optimal bezeichnet.
Wie gehen Sie an der Schule mit Problemfällen um?
Wir nehmen die problematischen Fälle ganz
stark in die Pflicht, wir sind da verbissen hinterher. Das heißt, wir kümmern uns darum,
wenn die Kinder nicht kommen, wenn sie
kein gutes Essen bekommen, wenn sie in
irgendeiner Form vernachlässigt wirken.
Wenn es uns nicht alleine gelingt, arbeiten
wir mit den Sozialpädagogischen Diensten
zusammen. In ganz schwierigen Fällen haben
wir uns auch schon ans Gericht gewandt,
um von daher für die Familien Auflagen zu
bekommen. So etwas spricht sich herum und
Eltern, die sich dadurch gegängelt fühlen,
kommen möglicherweise erst gar nicht zu
uns. Es gibt etwa 16 Eltern, meist aus dem
nichtdeutschen Bereich, die hier wohnen
und nicht zu uns wollen, weil sie wissen, dass
wir klare Ansprüche an sie stellen.
Was schreckt diese Eltern konkret ab?
Klassenreisen für Mädchen beispielsweise.
Wir diskutieren nicht, ob Mädchen auf
Klassenreise fahren, auch wenn sie muslimischer Herkunft sind. Wir erleben schon,
wenn wir sehr hartnäckig auf bestimmten
Dingen beharren, dass die Kinder abgemelFortsetzung nächste Seite
7
det werden. Wir klären aber im Vorfeld die
Eltern auf und sie müssen eine Einverständniserklärung unterschreiben.
Was passiert, wenn die Eltern kein Geld
für Klassenfahrten übrig haben?
Dann sammeln wir und wir haben ja auch
den Förderverein. Wir sehen zu, dass wir
über die Schule oder den Frühstücksverkauf das Geld zusammenkriegen. Finanzielle Gründe dürfen nicht dazu führen, dass
jemand nicht mitfahren kann.
Wie gestaltet sich generell die Zusammenarbeit mit den Eltern?
Wir haben eine gute und intensive Zusammenarbeit und streben diese auch an. Im
Moment scheint da aber ein kleiner Bruch
zu sein, und zwar in zwei Richtungen. Zum
einen zeigen die jüngeren Eltern nicht das
Engagement wie die Eltern, die ihre Kinder
seit längerer Zeit bei uns haben. Der andere
Punkt ist, dass wir ein Auseinanderfallen von
deutschen und nichtdeutschen Eltern haben.
In der Elternvertretung sind fast nur deutsche, intellektuelle Eltern. Wir geben uns
wirklich Mühe, haben es mit interkulturellen
Gesprächskreisen versucht, aber da haben
wir im Moment wirklich Bedarf. Dieses
Auseinanderdriften: hier sind die türkischen
Eltern, meistens Mütter mit Kopftuch und
da sind die deutschen Eltern. Das geht nicht
so zusammen, wie wir es uns vorstellen. Wir
können auch nicht sagen, wieviel Kinder in
der Freizeit interkulturellen Kontakt haben.
Innerhalb der Schule ist das okay, da gibt es
wenig Auseinanderfallen von Freundschaften.
Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Wir hören in den Montagsrunden, dass
die türkischen Familien am Wochenende
viel miteinander machen, mit den Tanten,
Onkeln, Schwestern und Cousinen. Die sind
sozusagen das beherrschende Element, nicht
die Freundschaften, nicht das Übernachten
bei einem Freund. Das ist eher bei den anderen so. Und da gibt es wenig Überschneidungen zwischen den Kulturen. Wir haben das
jetzt nicht systematisch beobachtet, aber ich
glaube, dass nach dem 11. September einiges
auseinandergedriftet ist.
Was könnte man diesbezüglich im Kiez
juni 2007
körner post
verändern?
Wir überlegen immer wieder, wie man das
verändern könnte. An die Elternschaft
müßte man ran und an die jungen Erwachsenen. Aber da gibt es keinen, der das übernimmt. Das hieße Neuland zu betreten. Ich
fände es toll, wenn dies jemand übernähme.
Wir hatten mal vor einigen Jahren, angesiedelt im Nachbarschaftsheim, eine Frau, die
ausschließlich auf interkulturelle Kontaktnahme im Erziehungsbereich abgestellt war.
Das hat auch gut gewirkt. Die Schule selbst
macht viel, aber wir sind sehr stark ausgelastet. Dass man über die Schule an viele
herankommt, das bestreite ich nicht. Aber
man kann nicht alles in den Aufgabenbereich der Schule legen. Wenn die Kinder zu
dick sind, heißt es: die Schule soll. Wenn der
Kiez dreckig ist, heißt es: die Schule soll. Es
gibt einen derartigen Zugriff auf die Lehrer,
durch Fortbildsmaßnahmen, Tests usw., dass
es nicht mehr zu schaffen ist.
Das Gespräch führte Mathias Hühn
Körnerparkgeschichten
„ Zwischen 2 Welten“
Die Frage „Wer bin ich, wo gehöre ich hin?“
ist eine der drängendsten Fragen,
die sich viele Jugendlichen stellen.
Schwer fällt die Antwort gerade
dann, wenn die Jugendlichen aus Familien mit
migrantischem Hintergrund stammen und nicht wissen, wie sie sich
in den unterschiedlichen Milieus
„richtig“ verhalten sollen. Im
vorletzten Körnerpost-Interview beschrieb Peter Jarchow,
bis vor kurzem noch
Leiter von „Stattknast“, diese Schwierigkeiten und die daraus resultierenden Folgen:
„Wir haben sehr viel darüber gesprochen,
wie sich [die Jugendlichen] fühlen, als Türke,
als Araber oder als Deutsche. Dabei ist herausgekommen, dass es davon abhängig ist,
wo sie sich gerade aufhalten. Da kommt
ganz viel Zerrissenheit, Unsicherheit oder
auch Fehlverhalten bei raus, weil sie ihr Ding
an die verkehrte Stelle tragen.“
Jarchow hat zusammen mit Jugendlichen in
den letzten Wochen eine Skulptur gebaut, in
der sich diese Zerrissenheit ausdrückt, deren
Kopf gespalten ist und die sich in entgegengesetzte Richtungen zu bewegen versucht.
Eine zweite Arbeitsgruppe hat
zum gleichen Thema Collagen
und Gipsmasken angefertigt, alles
zusammen wird am 22. Juni nun der Öffentlichkeit präsentiert.
Umrahmt wird die Ausstellungseröffnung
von Texten, die Jugendliche in einer
Textwerkstatt von IMA e.V. geschrieben haben, teilweise in ihrer
Muttersprache. Adem Adak, der
das IMA-Projekt leitet: „Im Laufe
dieses Projekts [wurden] mit den Jugendlichen die Ursachen und Erscheinungsformen
von Gewalt diskutiert und auch Lösungswege erarbeitet. Das bisherige Ergebnis
dieser Treffen gibt Hoffnung darauf, dass
viele Jugendliche ihre Probleme nicht nur
zu erkennen in der Lage sind, sondern auch
daran interessiert sind, diese Probleme zu
lösen.”
M. Hühn
Vernissage am 22. Juni, 19.00 Uhr
Jugendwerkstatt „Stattknast“, Nogatstr. 31
Jugendliche während der Arbeit an der
Skulptur, die aus gedengelten Metallplatten zusammengeschweißt wurde.
Fotos: „Stattknast“
körner post
8
juni 2007
Foto: M. Hühn
Nachbarn im Kiez
Tuncay Cakmak
Repariert Fahrräder im Kiez: Tuncay Cakmak
A
ls im Jahr 2003 der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé
seine Schokoladenproduktion in Tempelhof einstellte, wurden
auf einen Schlag wurden mehr als 500 Menschen arbeitslos, darunter auch der damals 37jährige Tuncay Cakmak. Jahrelang hatte er
die Maschinen eingestellt, die die Schokolade zusammenrührten,
zuletzt war er Vorarbeiter. Cakmak stand plötzlich vor dem Nichts,
zumal es kaum noch Industriearbeitsplätze in Berlin gab, auf die er
sich hätte bewerben können
Das komplette Jahr 2004 verbrachte er dann in Arbeitslosigkeit;
hin und wieder jobbte er in einem Fahrradladen und legte damals
- ohne es zu ahnen - den Grundstein für seine zweite Existenz.
Die Idee einen eigenen Fahrradladen zu eröffnen, habe er seinem
Schwager in Bielefeld zu verdanken, erzählt Cakmak. Der Schwager, der selbst ein Fahrradgeschäft betreibt, habe ihm Mut gemacht
und jederzeit mit den Informationen versorgt, die er für die Existenzgründung benötigte. Von Schokolade auf Fahrräder umzusat-
Jugendtreff
am
Körnerpark
Die Körnerpost
wird gefördert von:
L
teln, fiel dem Neuköllner trotzdem nicht leicht. Monatelang mußte
er sich in die Materie einarbeiten: „Es gab Sachen, an die habe ich
mich erstmal nicht ran getraut.“ Tag und Nacht habe er seinerzeit
geschraubt und oft nach Bielefeld telefoniert. Das Risiko, in die
Selbständigkeit zu gehen, wurde noch dadurch erhöht, dass er den
Laden im Winter eröffnen mußte, also in der Saure-Gurken-Zeit
für Fahrradhändler. Die Lage in der Emser Straße war außerdem
zweite Wahl, er hätte das Geschäft lieber in der Hermannstraße
eröffnet, weil dort mit mehr Laufkundschaft zu rechnen gewesen
wäre. „Ich habe mir einen Laden nahe der S-Bahn angeguckt, aber
1400 € Kaltmiete für zwei kleine Räume waren zu viel“. Als in der
Emser Straße der Augenoptikerladen frei wurde, hat er zugegriffen.
Der Anfang war schwer und Cakmak konnte sich nur mit Unterstützung des Arbeitsamtes über Wasser halten. Mit der Zeit ist die
Kundschaft aber immer größer geworden, nicht zuletzt, weil sein
Fahrradladen der einzige im Kiez ist und Cakmak kräftig Werbung
gemacht hat. Er hat in Zeitungen und im Faltblatt „Neuköllner
Kiez“ inseriert. Ideal, so Cakmak, wären freilich Werbetafeln in
den nahegelegenen U- und S-Bahnhöfen, aber die seien für kleinere Läden kaum zu bezahlen. Dass er trotzdem einen wachsenden Kundenstamm hat, liegt an der Werbung, die gar nichts kostet:
der Mundpropaganda. Mittlerweile kommen die Kunden sogar aus
anderen Berliner Bezirken, es hat sich herumgesprochen, dass er
günstig und zuverlässig arbeitet. Eine Inspektion kostet beispielsweise 22,50 €, in Mitte oder Kreuzberg ist eine solche Leistung
kaum unter 35 € zu haben. Das Preisniveau hängt natürlich auch
mit der geringen Kaufkraft im Kiez zusammen. Die Leute hätten
hier einfach wenig Geld, so Cakmak , es falle vielen schwer, selbst
2 oder 3 € für ein Ersatzteil auszugeben. Wenn es um den Neukauf eines Fahrrades geht, rät er aber, nicht die billigste Variante
zu nehmen: „Die Leute bekommen Kopfschmerzen, wenn Sie
merken, dass das Fahrrad nach kurzer Zeit kaputt ist.“
Mathias Hühn
iebe großen und kleinen Anwohner des
Körnerpark-Kiezes,
im Juni starten wir mit der Umsetzung des
Jugendtreffs am Körnerpark durch, benötigen
dafür aber auch Eure Unterstützung! Gemeinsam wollen wir uns ab dem 08. Juni immer
freitags in der Zeit von 14:00 bis 17:00 Uhr in
unseren Räumen in der Kirchhofstr. 12 treffen. Dort entwerfen wir dann zusammen die
Ausgestaltung des Jugendtreffs. Anschließend
wird diese, hoffentlich mit Eurer Hilfe, zügig
umgesetzt. Eure Anregungen, Wünsche oder
Fragen wollen wir aber auch schon vorher per
Mail oder Telefon aufnehmen bzw. beantworten.
Nuray, Kerem und Said
Mail: [email protected]
Tel.: 0172 / 384 24 68
Impressum
Herausgeber: Quartiersbüro Körnerpark
Emser Straße 15, 12051 Berlin
Tel. 62 98 87 90, Fax 62 98 87 910
www.qm-koernerpark.de
[email protected]
V.i.S.d.P.: Ulli Lautenschläger
Redaktion: Mathias Hühn
Autoren dieser Ausgabe: EDconcept, Bernhard Heeb, IMA e.V., Ulli Lautenschläger,
Said Tisini
Layout: Mathias Hühn
Druck: Ronald Fritzsch, Auflage: 2.000
Die Körnerpost erscheint monatlich.
Die nächste Ausgabe erscheint am 2. Juli.
Redaktionsschluss: 22. Juni