Die Krupps und der Staat

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Die Krupps und der Staat
Ulrichsgymnasium Norden
Q-Phase 11.2
Norddeicher Str. 2 – 3
Abiturjahrgang 2014
26506 Norden
Facharbeit
Seminarfach: Steuerung der Wirtschaft oder „freies Spiel der Kräfte“?
„Hier wird nicht politisiert!“ (G. Krupp von Bohlen)
- die Krupps und der Staat
Vorgelegt von:
Verfasser: Nils Otten
Kursleiterin: Christine Reinholz
Bearbeitungszeit: 04.02.2013 – 15.03.2013
Abgabetermin: 15.03.2013
Inhaltsverzeichnis:
1 Einleitung.................................................................................................................1
2 Hauptteil...................................................................................................................1
2.1 Die Friedrich Krupp AG...........................................................................................1
2.1.1 Die Entstehung des Unternehmens.....................................................................1
2.1.2 Die wachsende Bedeutung und der DeutschFranzösische Krieg.............................................................................................3
2.2 Die Familie Krupp – Beziehungen zur Regierung..................................................6
2.2.1 Das Deutsche Kaiserreich...................................................................................6
2.2.2 Die Nationalsozialisten........................................................................................9
2.3 Die Krupp-Stiftung und das Ende der Dynastie....................................................11
3 Schluss/Fazit..........................................................................................................12
4 Quellen- und Literaturverzeichnis.......................................................................13
5 Anhang...................................................................................................................15
6 Versicherung..........................................................................................................59
1
Einleitung
Im Verlauf meiner Facharbeit werde ich mich mit dem Unternehmen
Krupp und deren Verbindung zu den Regierungen von Preußen, des
Deutschen
Kaiserreiches,
der
Weimarer
Republik,
sowie
den
Nationalsozialisten und der BRD befassen.
Hierzu beschreibe ich anfangs ausführlich die Entstehung des
Unternehmens, um die außergewöhnliche Erfolgsgeschichte und die
besondere wirtschaftliche Stellung des Unternehmens zu verdeutlichen,
damit das Verhältnis zwischen Staat und Wirtschaft deutlich werden
kann. Danach zeige ich die wachsende Bedeutung des Unternehmens
um die Zeit des Deutsch-Französischen Krieges auf und werde darlegen,
ob und weshalb man in diesem Zeitraum die ersten Verbindungen des
Unternehmens Krupp mit der Regierung feststellen kann. Darauffolgend
wird zudem die Wichtigkeit des Unternehmens während des Deutschen
Kaiserreiches dargestellt und ihre Anteilnahme am Ersten Weltkrieg
aufgezeigt. Nachdem ich kurz auf die Weimarer Republik eingehe, werde
ich das Verhältnis der Krupps zu den Nationalsozialisten beschreiben
und erklären, um danach ein wenig auf den Weg des Unternehmens zu
einer Stiftung und der Fusion mit der Thyssen AG einzugehen.
2
Hauptteil
2.1 Die Friedrich Krupp AG
2.1.1 Die Entstehung des Unternehmens
" Er stammte keineswegs aus dem Nichts, sondern war der reiche und
verwöhnte Erbe eines für damalige Zeiten riesigen Vermögens." 1
Das Unternehmen Krupp entstand keinesfalls ohne Unterstützung, doch
ist das harsche Urteil von Diana Maria Friz über Friedrich Krupp
berechtigt? Friedrich Krupp, 1787 in Essen geboren, gründete im Jahr
1811 seine Firma, doch nicht vollkommen eigenständig. Nach zwei
gescheiterten Versuchen, die von seiner Großmutter Amalia finanziert
wurden,2 entschloss sich dieser dazu, das Geheimnis des englischen
Gussstahls zu lüften, der zum ersten Mal 1740 erzeugt wurde und
1
2
Friz: Alfred Krupp und Berthold Beitz: der Erbe und sein Stadthalter, S.16.
Vgl. Friz: Alfred Krupp und Berthold Beitz: der Erbe und sein Stadthalter, S.16/17.
1
dessen Herstellungsverfahren England einen enormen Vorteil auf dem
internationalen
Markt
sicherte.3
Durch
die
napoleonistische
Kontinentalsperre konnte trotz geringen Bedarfs ein Mangel gespürt
werden, weshalb der französische Staat gute Bedingungen für Versuche
bot, denn jegliche Versuche zum Herstellen des englischen Stahls
wurden unterstützt.4 Friedrich Krupp wurde aber keinesfalls alleine durch
die günstigen Umstände, sondern vielmehr durch die augenscheinliche
Gewinnträchtigkeit der Produktion dazu geleitet, mit solchen Versuchen
zu beginnen. Am Ende des Jahres 1811 traf er die ehemaligen
Offiziersbrüder Carl Georg und Wilhelm Georg Ludwig, welche
selbstbezeichnende Fachleute für die Gussstahlproduktion waren und
ihn in die Grundlagen der Stahlproduktion einführten.5 Sie begannen
Fabriken in Altenessen zu errichten, obwohl sie noch nicht das
Geheimnis lüften konnten, da Krupp sich auf seinen Intellekt und
Sachverstand verlassen hat, was zwar einerseits sehr optimistisch,
andererseits aber auch sehr naiv anmutet.6 Trotz dieser wenig
vorrausschauenden Einstellung gelang es ihm dennoch, einen guten,
wenn auch nicht perfekten Stahl herzustellen.
Im
Jahr 1826
starb
Friedrich
Krupp,
der
kurz zuvor
seinen
vierzehnjährigen Sohn Alfried (später Alfred) in sein Wissen einführte.
Die Leitung des Unternehmens, das zu dem Zeitpunkt sieben Arbeiter
umfasste,7 ging vorerst an seine Frau Theresa, doch war dieses mit
umgerechnet schon ungefähr 613.000€ im Minus.8 Noch im selben Jahr
übernahm der überaus engagierte Alfred Krupp die Führung des
Unternehmens, der ein deutlich besserer Leiter als sein Vater werden
sollte. Er war generell ein besserer Geschäftsmann als Friedrich,
nichtsdestotrotz blieb auch für ihn das oberste Ziel die Herstellung von
perfektem Stahl. Alfred ging mit neumodischeren Geschäftsmethoden an
potentielle Käufer und Kunden heran, er versprach einen hohen Wert
Vgl. Gall: Krupp: der Aufstieg eines Industrieimperiums, S.19.
Vgl. Gall: Krupp: der Aufstieg eines Industrieimperiums, S.19/20.
5
Vgl. Gall: Krupp: der Aufstieg eines Industrieimperiums, S.19/20.
6
Vgl. Gall: Krupp: der Aufstieg eines Industrieimperiums, S.21/22.
7
Vgl. Anonym: Die Familie Krupp und die Firma Krupp in Essen. Aufstieg und
Niedergang, o.O. 2003. Online-Verbindung: http://essener.org/krupp.htm
8
Vgl. Gall: Krupp: der Aufstieg eines Industrieimperiums, S.40/41.
3
4
2
durch die dauerhaft gute Qualität seines Stahls und falls er dieses
Versprechen nicht einhalten sollte, war er kompromissfähig und
erstattete entweder Rabatt oder Ersatz.9 Es dauerte zwar noch bis das
Unternehmen ernst genommen wurde, denn bis 1831 war er immer noch
auf die finanzielle Unterstützung seiner Familie angewiesen, doch er
begann mit der Standardisierung der Produktion, sowie mit der stärkeren
Bewerbung seines Stahls und der Marke Krupp und bot Prämien für
Verbesserungen in der Produktion an. Im selben Jahr stellte er seine
ersten Walzwerke her und wurde durch die fortschrittliche Produktion
bekannter.10
Als es Infolge der Industriellen Revolution auch in Deutschland zu
Auseinandersetzungen zwischen den Arbeitgebern und -nehmern kam,
schaffte es Alfred Krupp durch das Bezahlen seiner 70 Arbeiter für ihre
Anwesenheit in der Firma, also ohne arbeiten zu müssen, diese ruhig zu
halten. So forderte er von seinen Arbeitern Loyalität ihm gegenüber und
"weitestgehend politische Abstinenz"11, wodurch er sich eine gewisse
Machtposition in seiner Firma und einen enormen Vorteil gegenüber
anderen Industriellen sicherte, denn diese waren von den Revolten ihrer
Arbeiter geschädigt. So konnte er 1848 bis 1850 mit der Herstellung von
Eisenbahnprodukten,
beginnen
und
durch
wie
die
dem
nahtlosen
außerordentliche
Eisenbahn-Radreifen,
Auftragslage
einen
Aufschwung vernehmen, der bedeutend für die weitere Geschichte der
Firma werden sollte.12
2.1.2 Die wachsende Bedeutung und der Deutsch-Französische Krieg
In den 1850ern überstieg die Anzahl der Arbeiter in der Firma Krupp 1000
Personen und trotz erster Zweifel an der Wirtschaftlichkeit der
Waffenproduktion, entschied sich Alfred dazu, Kanonen aus Gussstahl
zu produzieren.13 Die Anfertigung eines ersten Prototyps im Jahr 1847
blieb vorerst unbeachtet, denn trotz hoher Stabilität waren die
9
10
11
12
13
Vgl. Gall Lothar: Krupp: der Aufstieg eines Industrieimperiums, S.43.
Vgl. Gall Lothar: Krupp: der Aufstieg eines Industrieimperiums, S.45-48.
Gall: Krupp: der Aufstieg eines Industrieimperiums, S.72.
Vgl. Gall: Krupp: der Aufstieg eines Industrieimperiums, S.74/75.
Vgl. Gall: Krupp: der Aufstieg eines Industrieimperiums, S.133.
3
preußischen Artillerieoffiziere auf Bronzekanonen fixiert und konnten
sich nicht für Krupps Erfindung interessieren.14 Die Kredite, die Alfred
während des Aufschwungs seines Unternehmens aufnehmen konnte,
halfen dem Wachstum der Firma und begünstigten weitere Versuche für
die Herstellung von Stahlwaffen. Der damalige Prinz Wilhelm I. von
Preußen, welcher sich für die meisten wirtschaftlichen und militärischen
Neuerungen begeistern konnte,
erfuhr schon bald von Alfreds
Gussstahlkanonen und bestellte eine größere Menge von diesen, auch
wenn sie vorerst nicht in der Praxis genutzt werden sollten. Im Jahr 1853
besuchte er zudem zum ersten Mal das Krupp'sche Werk und den
Wohnsitz der Krupps, wodurch sich schon früh eine Verbindung der
Krupps zur Regierung feststellen lässt.15
Bedeutend für das Wachstum des Unternehmens war aber auch der
internationale Handel. Konnte man anfangs nur kleinere Bestellungen
aus dem Ausland verbuchen, so wurden es bis zu und vor allem in den
1860ern immer mehr. Unter anderem war Russland ein williger
Geschäftspartner und Kunde, denn aufgrund des Krimkrieges versuchte
man sich durch den Kauf der neumodischeren Gussstahlkanonen einen
Vorteil zu sichern.16
Alfred Krupp konnte derweil seinem Unternehmen eine politische
Sonderstellung sichern, denn normalerweise wurde die nationale
Waffenproduktion durch den Staat bestimmt, doch Krupp weigerte sich,
das harterarbeitete Geheimnis seines Gussstahls preiszugeben,
wodurch er das staatliche Monopol brach, aber dass er mit dieser
Weigerung durchkam verdeutlicht
noch einmal
die
Nähe des
Unternehmens zur Regierung.17 Bestärkt wird die Vermutung einer
überdurchschnittlichen Nähe zum späteren Regenten und König, bzw.
Kaiser Wilhelm I. von Preußen dadurch, dass 1859 dem Unternehmen
vorerst
eine
Verlängerung
des
Patentes
für
die
besondere
Herstellungsmethode der nahtlosen Eisenbahn-Radreifen verweigert
Vgl. Gall: Krupp: der Aufstieg eines Industrieimperiums, S.139/140.
Vgl. Gall: Krupp: der Aufstieg eines Industrieimperiums, S.134/141.
16
Vgl. Gall: Krupp: der Aufstieg eines Industrieimperiums, S.134/144.
17
Vgl. Gall: Krupp: der Aufstieg eines Industrieimperiums, S.145.
14
15
4
wurde, Alfred sich aber 1860 an den Regenten wandte und ihn dazu
überredete, dieses verlängern zu lassen. Friedrichs Begründung war,
dass falls Krupp die Patente verlieren würde, auch Preußen ihren neuen
Waffenproduzenten verliert.18 Trotz dieser sehr hochmütigen Forderung
gewann Krupp durch den Prinzen den Patentprozess, weshalb sich nun
eine deutliche Sonderstellung des Unternehmens als ein so genannter
"Königlich privilegierter Hoflieferant"19 kennzeichnet, die zugleich dafür
sorgt, dass schwere Kritik am Unternehmen ausgeübt werden kann.
Zwar hatte sich Alfred immer politisch neutral verhalten, doch beginnt er
nun damit, sein Unternehmen mit der Politik zu verbinden und trotz
seiner Nähe zur preußischen Regierung lieferte er an nahezu alle
Staaten weiterhin Waffen.20
Die Kanonen wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts der
Produktionsschwerpunkt des Unternehmens, denn schon 1876/77
machten die Produktion und der Verkauf der Kanonen über 50% des
Umsatzes aus. Dadurch war das Unternehmen Krupp nie so stark durch
Krisen beeinflusst wie andere Firmen.21 Diese Bedingungen verhalfen
dem Unternehmen dazu, ihre für damalige Umstände enorme Stabilität
aufrecht zu erhalten und noch zukunftsorientierter zu agieren. Auch
wenn Alfred nie gut voraussehen konnte, so hatte er dennoch den Weg
zu weiteren Expansionen geebnet.
Während des Deutsch-Französischen Krieges in den Jahren 1870/71
trugen die Krupp'schen Kanonen eine tragende Rolle und man kann
unbestritten ihren Anteil an Preußens Sieg feststellen.22 Ihre eindeutige
Überlegenheit gegenüber herkömmlichen Bronzekanonen, die der Chef
des preußischen Generalstabs, Helmuth Graf von Moltke, der Preußen
den Sieg auch im Preußisch-Österreichischen brachte, konsequent
ausnutzte,23 machte sie international zu den gefragtesten Kanonen und
Vgl. Gall: Krupp: der Aufstieg eines Industrieimperiums, S.146.
Gall: Krupp: der Aufstieg eines Industrieimperiums, S.147.
20
Vgl. Gall: Krupp: der Aufstieg eines Industrieimperiums, S.148.
21
Vgl. Gall: Krupp: der Aufstieg eines Industrieimperiums, S.134.
22
Vgl. Anonym: Die Familie Krupp und die Firma Krupp in Essen. Aufstieg und
Niedergang. Online-Verbindung: http://essener.org/krupp.htm.
23
Vgl. Anonym: Helmuth von Moltke. Lebenslauf.
Online- Verbindung: deutsche-schutzgebiete.de/moltke_helmuth_1.htm;
sowie Kunz: Krupp-Saga. Krupp-Kanonen entscheiden Kriege.
18
19
5
ließ die Bedeutung des Unternehmens Krupp weiter wachsen. Nach dem
Krieg wurde das Deutsche Kaiserreich gegründet, Alfred verschaffte sich
währenddessen durch den Anteil seiner Kanonen am Sieg den
Spitznamen "Kanonenkönig" und blieb stets in Verbindung zum
deutschen Kaiser.
2.2
Die Familie Krupp – Beziehungen zur Regierung
2.2.1 Das Deutsche Kaiserreich
Auch nach dem Deutsch-Französischen Krieg blieb die Nähe zum Kaiser
erhalten und die Familie Krupp bemühte sich, diese Verbindung noch zu
verstärken, doch lehnte Alfred den ihm angebotenen Adelsstand ab. 24
Dennoch ließ die Familie einen neuen Wohnsitz 1873 in Essen errichten,
die Villa Hügel, öfters auch als Schloss bezeichnet aufgrund der Größe
und Modernität. Dieser Wohnsitz besaß eine wichtige repräsentative
Rolle, zu den eingeladenen Personen gehörten unter anderem der
Kaiser Wilhelm I., bzw. später dessen Thronfolger.
Im Jahr 1887 starb Alfred jedoch an einem Herzinfarkt in der Villa Hügel
und sein Sohn, Friedrich Alfred Krupp, übernahm die Firma, die bis dahin
20.200 Beschäftigte umfasste.25 Ein Jahr nach dieser Übernahme, stirbt
auch der Kaiser Wilhelm I. und dessen Sohn Friedrich III. wird zum neuen
Kaiser, doch nach einer kurzen Regierungszeit von 99 Tagen stirbt auch
dieser. Daraufhin wird wiederum dessen Sohn, Wilhelm II. zum Kaiser
gekrönt.
Friedrich Alfred beweist sich als politisch engagierter als seine Vorfahren
und wurde 1893 zum Reichstagsabgeordneten der kaisertreuen
Nationalen gewählt. Ebenfalls ist er für besonderes soziales Engagement
bekannt, er unterstützte seine Beschäftigten z.B. durch den Bau der
Siedlung Altenhof für kostenloses Wohnen der pensionierten KruppArbeiter.26
Online-Verbindung: http://www.focus.de/wissen/mensch/geschichte/tid13721/krupp-saga-krupp-kanonen-entscheiden-kriege_aid_382336.html.
24
Vgl. Kunz: Krupp-Saga. Krupp-Kanonen entscheiden Kriege.
Online-Verbindung: http://www.focus.de/wissen/mensch/geschichte/tid13721/krupp-saga-krupp-kanonen-entscheiden-kriege_aid_382336.html.
25
Vgl. Ebenda.
26
Vgl. Anonym: Friedrich Alfred Krupp.
6
Eine tiefe Freundschaft verband Friedrich Alfred und Wilhelm II., doch
basierte diese auch auf gegenseitigem Nutzen. Der Kaiser verhalf Krupp
zu
weiteren
Aufträgen
und
Friedrich
Krupp
vergrößerte
das
Unternehmen im Interesse beider Seiten, so wurde auch die GermaniaWerft in Kiel eher auf Wunsch des Kaisers hin gekauft.27 Da Wilhelm II.
eine große, mächtige Flotte aufbauen wollte, musste er im Reichstag die
Bewilligung seiner Flottenpläne bekommen. Die anfängliche Ablehnung
im Reichstag führte später zu den Flottengesetzen von 1898 und 1900.28
Die Wirtschaftsstärke des Deutschen Kaiserreiches sollte zwar durch die
Flotte gesichert, bzw. verstärkt werden, doch führte der Ausbau
unweigerlich zur Provokation Englands, die ihre Seemacht gefährdet
sahen. Das Unternehmen Krupp wuchs währenddessen weiter auf
45.000 Arbeiter an, doch verstarb Friedrich Alfred 1902 im Alter von 48
Jahren an einem Gehirnschlag.29 Auf seinen Wunsch hin wurde das
Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und da er ohne
männlichen Erben starb, bekam seine älteste Tochter Bertha nahezu
sämtliche Aktien. Wilhelm II. beeinflusste höchstwahrscheinlich die
Heirat Berthas, denn ihr Bräutigam, Gustav Krupp von Bohlen und
Halbach, war als Legationsrat bekannt für seine Autoritätsgläubigkeit. 30
Gustav übernahm ab 1909 die vollständige Leitung der Krupp AG und
handelte ganz im Sinne des Kaisers. 1910 wuchs die AG auf 67.000
Online-Verbindung: http://www.memoria-vestri.org/1982/11/friedrich-alfred-krupp/.
Vgl. Heinz: Die Krupps und die Mächtigen.
Online-Verbindung: http://www.planet-wissen.de/
politik_geschichte/persoenlichkeiten/krupps/krupps_und_maechtige.jsp.
28
Vgl. Anonym: Militarismus-Flottengesetze-Flottenbau.
Online-Verbindung:
http://m.schuelerlexikon.de/mobile_geschichte/Militarismus_Flottengesetze_Flotten
bau.htm;
sowie Anonym: Schlaglichter der deutschen Geschichte.
Online-Verbindung:
http://www.deutschegeschichten.de/popup/objekt.asp?OzIID=5523&ObjKatID=111
&ThemaKatID=1001.
29
Vgl. Heinz: Die Krupps und die Mächtigen.
Online-Verbindung:
http://www.planetwissen.de/politik_geschichte/persoenlichkeiten/krupps/krupps_und_maechtige.jsp.
30
Vgl. Anonym: Gustav Krupp von Bohlen und Halbach (7. August 1870 - 16. Januar
1950), Bertha Krupp von Bohlen und Halbach (29. März 1886 - 21. September
1957).
Online-Verbindung:
http://www.thyssenkrupp.com/de/konzern/geschichte_grfam_k4.html.
27
7
Beschäftigte und eine Werksfläche von 5km 2 an, sie wurde zum
wichtigsten Stahlproduzenten Europas.
Mit dem Beginn des ersten Weltkrieges unterstützt der autoritätsgläubige
Gustav
verstärkt
die
Vorhaben
des
Kaisers,
stoppt
jegliche
Auslandslieferungen und konzentriert sich ganz auf die Rüstung des
Deutschen Kaiserreiches, doch kann dies nicht den stetigen Wachstum
der Firma unterbrechen.31 Bis 1918 wächst sie auf mehr als 100.000
Beschäftigte an und trotz vorhersehbarer Verluste wurde immer mehr
Kapital in die Erfindung neuer, verbesserter Stahlkanonen gesteckt. 32
Der
Staat
ist
sozusagen
der
beste
Kunde
der
kompletten
Rüstungsindustrie und die Unternehmen verhandeln gerne mit der
Regierung. Die neuen Krupp'schen Stahlkanonen sorgen unterdessen
dafür, dass heftige Kritik an der AG ausgeübt wird. Mit dem Bau der
Kanonen Langer Gustav und der Dicken Bertha, welche Angst in
feindlichen sowie den eigenen Reihen schürten, hatte man zwar
gewissermaßen einen militärischen Vorteil, doch vor allem der Lange
Gustav ist nur darauf ausgelegt, zivile Standorte anzugreifen.33 Die Kritik,
den Krieg angestiftet zu haben und aus dem daraus resultierenden
Leiden, sowie Sterben, zu profitieren, belastet die AG auch Jahre nach
dem Ersten Weltkrieg noch.34
2.2.2 Die Nationalsozialisten
Das Ende des Ersten Weltkrieges belastete die deutsche Wirtschaft
ungemein und der Versailler Vertrag war für viele eine Verletzung ihrer
Würde. Der deutsche Kaiser Wilhelm II. musste abdanken und flüchtete
ins Exil. Die neue, parlamentarische Regierung der Weimarer Republik
wurde von den meisten Deutschen als schwach angesehen, man warf
Vgl. Harders: Gustav Krupp von Bohlen und Halbach. Industrieller.
Online-Verbindung:
http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/KruppBohlenHalbachGustav/index.html.
32
Vgl. Stenglein: Krupp als Kriegsgewinner oder Kriegsverlierer?, in: 200 Jahre Krupp,
Folge 7.
Online-Verbindung: http://www.derwesten.de/staedte/essen/krupp-alskriegsgewinner-oder-kriegsverlierer-id5018346.html.
33
Vgl. Ebenda.
34
Vgl. Ebenda.
31
8
ihr vor, für die Folgen des Krieges verantwortlich zu seien. 35 Während
dieser Zeit kam es zu mehreren Attentaten auf Politiker, sowie zur
Hyperinflation von 1914 bis 1923 und zur Weltwirtschaftskrise 1929, ihre
Politik sollte zum Scheitern verurteilt sein. Die Krupps vermieden den
Kontakt zur Regierung, da sie durch den Versailler Vertrag ihre wichtigste
Einnahmequelle verloren, die Rüstungsproduktion. Die ohnehin schon
hohen Verluste durch den Ersten Weltkrieg wurden durch das Stillstehen
vieler Werke und dem damit fehlendem Gewinn noch verstärkt, das
Unternehmen war zu Massenentlassungen gezwungen, um Verluste zu
minimieren. Zudem musste man sich auf das Herstellen vieler
verschiedener
Stahlprodukte
beschränken,
dabei
war
der
vor
Kriegsbeginn erfundene, nicht rostende Stahl, Nirosta, von enormen
Vorteil.36
Aufgrund der zunehmenden Unzufriedenheit der Bevölkerung konnte die
NSDAP immer mehr Wähler verbuchen und so kam es auch dazu, dass
sie bei den Reichstagswahlen 1932 37% der Stimmen erhielt und Adolf
Hitler daraufhin im Jahr 1933 zum Reichskanzler ernannt wurde.37 Im
Jahr 1934 stirbt der Reichspräsident Hindenburg und die Notverordnung
von 1933 ermöglichte es Hitler zugleich die Fähigkeiten des
Reichskanzlers und -präsidenten ausüben. Die kleinen Splitterparteien in
der Weimarer Republik waren machtlos und die Nationalsozialisten
gründeten das diktatorische, später so bezeichnete "Dritte Reich".
Gustav Krupp von Bohlen und Halbach stand Hitler und den
Nationalsozialisten zuerst skeptisch und distanziert gegenüber. Doch die
Aufrüstungspolitik Hitler's sorgte für einen nationalen, wirtschaftlichen
Aufschwung und auch die Krupp AG profitierte hiervon. So begann
ebenfalls eine Annäherung an die nationalsozialistische Regierung.
Vgl. Feile: Die Weimarer Republik.
Online-Verbindung: http://geschichte-wissen.de/zeitgeschichte/54-die-weimarerrepublik/61-die-weimarer-republik.html.
36
Vgl. Stenglein: Krupp als Kriegsgewinner oder Kriegsverlierer?, in: 200 Jahre Krupp,
Folge 7.
Online-Verbindung:
http://www.derwesten.de/staedte/essen/krupp-als-kriegsgewinner-oderkriegsverlierer-id5018346.html.
37
Vgl. Asmuss/Scriba: Die Weimarer Republik.
Online-Verbindung: http://www.dhm.de/lemo/html/weimar/.
35
9
Gustav und andere Industrielle begannen damit, die NSDAP finanziell zu
unterstützen.38
Krupp
hatte
aber
einen
entscheidenden
Vorteil
gegenüber den anderen Industriellen, denn während der Regierungszeit
der Weimarer Republik hatte er begonnen, im Geheimen Pläne für
Kriegsmaschinerie
zu
entwickeln,
was
den
Nationalsozialisten
zugutekam und den Krupps schnell eine Sonderstellung sicherte.39 Das
Unternehmen
wurde
Unternehmen
für
zu
Hitler
einem
und
wichtigen,
Krupp
propagandistischem
deshalb
1937
zum
Wehrwirtschaftsführer ernannt.40 1940 trat Gustav in die NSDAP ein,
aber eher aufgrund des Verleihens des "Goldenen Ehrenzeichens der
NSDAP" zu seinem 70. Geburtstag, als aus ideologischen Gründen.41
Gustavs Sohn Alfried übernahm 1943 die Leitung des Unternehmens, da
sein Vater wegen körperlicher Beschwerden dieses Amt niederlag. Dazu
wurde von Hitler die so genannte "Lex Krupp" erlassen, die es Alfried
ermöglichte, Alleinerbe des Unternehmens zu sein, indem die Fried.
Krupp AG zu einem Familienunternehmen umgewandelt wird. 42
Trotzdem war Alfried nicht die leitende Kraft des Unternehmens, denn
die NSDAP hatte unterdessen einige Nationalsozialisten in führende
Positionen gesetzt und damit die eigentliche Kontrolle über die Firma. So
wurden unter anderem, wohl eher gegen den Willen Alfrieds,
Zwangsarbeiter in der Firma beschäftigt. Trotz der relativ kurzen Leitung
des Unternehmens und der, im eigentlichen Sinne, Machtlosigkeit über
Vgl. Anonym: Gustav Krupp von Bohlen und Halbach (7. August 1870 - 16. Januar
1950), Bertha Krupp von Bohlen und Halbach (29. März 1886 - 21. September
1957).
Online-Verbindung:
http://www.thyssenkrupp.com/de/konzern/geschichte_grfam_k4.html.
39
Vgl. Heinz: Die Krupps und die Mächtigen.
Online-Verbindung: http://www.planetwissen.de/politik_geschichte/persoenlichkeiten/krupps/krupps_und_maechtige.jsp.
40
Vgl. Anonym: Die Familie Krupp und die Firma Krupp in Essen. Aufstieg und
Niedergang. Online-Verbindung: http://essener.org/krupp.htm.
41
Vgl. Anonym: Gustav Krupp von Bohlen und Halbach (7. August 1870 – 16. Januar
1950), Bertha Krupp von Bohlen und Halbach (29. März 1886 - 21. September
1957).
Online-Verbindung:
http://www.thyssenkrupp.com/de/konzern/geschichte_grfam_k4.html.
42
Vgl. Harders: Gustav Krupp von Bohlen und Halbach. Industrieller.
Online-Verbindung:
http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/KruppBohlenHalbachGustav/index.html.
38
10
die Firmenpolitik, wurde Alfried nach dem Zweiten Weltkrieg für die
Kriegsverbrechen des Unternehmens und jegliches damit verbundenes
Handeln desselbigen schuldig befunden, bzw. wurde er anstelle seines
Vaters, da es diesem durch seine körperlichen Gebrechen nicht
zumutbar war, von den Alliierten zuerst unter Arrest gestellt und 1948 zu
zwölf Jahren Haft verurteilt.43
2.3 Die Krupp-Stiftung und das Ende der Dynastie
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Fall der
Nationalsozialisten war der größte Teil der Krupp-Werke zerstört und die
Übrigen wurden von den Alliierten als Teil der Reparationsleistungen
abgebaut. Alfried wurde 1951 begnadigt und übernahm 1953 mithilfe des
"Mehlemer Vertrages" wieder die Leitung des Unternehmens. Ein Jahr
vor
seiner
Übernahme
machte
er
Berthold
Beitz zu
seinem
Generalbevollmächtigten, mit der Aufgabe, den Wiederaufbau des
Unternehmens voranzubringen, sowie das Image zu verbessern.44 Unter
anderem wird die Produktion wieder auf zivile, sowie industrielle Güter
beschränkt und Opfer der Zwangsarbeit wurden entschädigt.
Mit Alfrieds Tod 1967 wird das Unternehmen in eine GmbH umgewandelt
und die "Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung" gegründet, in
deren Besitz Alfrieds Anteile an der Firma übergehen. Diesen sehr
radikalen Schritt ging er, da er einerseits seinen Sohn Arndt nicht der
Leitung des Unternehmens als würdig erachtete, andererseits aber auch,
da ein wirtschaftlicher Druck auf ihn und sein Unternehmen ausgeübt
wurde, denn man befürchtete eine bevorrechtigte Stellung des
Unternehmens und eine Gefahr die von diesem ausgehen könnte.45 Eine
Verbindung zur Politik der BRD war ausgeschlossen, da diese weder
wirtschaftlich, noch politisch betrachtet irgendwelche Vorteile für die
Vgl. Eikenberg: Alfried Krupp von Bohlen und Halbach.
Online-Verbindung:
http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/KruppBohlenHalbachAlfried/.
44
Vgl. Heinz: Die Krupps. Das Ende der Krupps, in: Industrialisierung – Mit Volldampf
in die Moderne.
Online-Verbindung:
http://www.planet-wissen.de/politik_geschichte/persoenlichkeiten/krupps/index.jsp.
45
Vgl. Ebenda.
43
11
Krupps bieten konnte. Vor allem die weitestgehend politische Stabilität
des westlichen Europas und Amerikas, sowie die Anspannungen zur Zeit
des "Kalten Krieges" ließen es nicht mehr zu, dass ein deutsches
Unternehmen eine so besondere Stellung auf dem Weltmarkt erlangen
konnte. So wurde auch die militärische Bedeutung Deutschlands, als Teil
des "Eisernen Vorhangs" geschmälert. Die Krupp GmbH gewann nie
wieder eine politisch herausragende Stellung und die Krupp-Dynastie
ging zuende.
Im Jahr 1992 übernahm die Fried. Krupp GmbH noch die Hoesch AG und
bildete somit die Fried. Krupp AG Hoesch-Krupp, bzw. fusionierte diese
1999 mit der Thyssen AG zur ThyssenKrupp AG, Deutschlands
momentan größtem Stahl- und Rüstungsunternehmen.46
3
Fazit
Im
Verlauf
der
Unternehmensgeschichte
sind
immer
wieder
Verbindungen zu den Regierungen der jeweiligen Zeit erkennbar, diese
Verbindungen waren nahezu immer im beiderseitigen Interesse. Das
Unternehmen Krupp war durch die besondere wirtschaftliche Stellung
von großer Bedeutung für die jeweiligen Regierungen. Die
Krupps
stellten als riesiger Rüstungsproduzent einen enormen militärischen
Vorteil zur Verfügung, die deutschen Regierungen konnten sich, indem
sie dem Unternehmen weitere Aufträge zur Verfügung stellten, ihre
Unterstützung sichern.
Die Krupps suchten geradezu den Kontakt zu Regierungen, die ihnen
einen wirtschaftlichen Aufschwung versichern konnten, waren aber auch
gut darin, jene zu vermeiden, die dazu nicht in der Lage waren. Ihre
neuartigen Waffen hatten gewissermaßen eine Auswirkung auf die
Politik, sowohl national als auch global. Aber auch die Regierungen
beeinflussten durch das Stärken des Unternehmens die Wirtschaft, das
Unternehmen konnte nämlich vor allem dadurch immer weiter wachsen.
Die Beeinflussung des Unternehmens durch die Regierung brachte aber
46
Rüdig: ThyssenKrupp und seine Geschichte.
Online-Verbindung: http://www.myheimat.de/duisburg/politik/thyssenkrupp-undseine-geschichte-d179463.html.
12
auch meistens Nachteile mit sich, wie in der Regierungszeit der
Nationalsozialisten.
Das
Unternehmen
Krupp
gilt
bei
solch
einer
gegenseitigen
Wechselbeziehung aber nur als eines von vielen Beispielen, denn
international betrachtet gab es weitere Unternehmen, die eine
Monopolstellung durch den jeweiligen Staat erlangten, dafür aber diesem
Staat auch Vorteile bringen konnten.
4. Literatur- und Quellenverzeichnis
Anonym: Helmuth von Moltke. Lebenslauf, o.O. 2000.
Online- Verbindung: deutsche-schutzgebiete.de/moltke_helmuth_1.htm.
Abrufdatum: 10.03.2013
Anonym: Die Familie Krupp und die Firma Krupp in Essen. Aufstieg und
Niedergang, o.O. 2003.
Online-Verbindung: http://essener.org/krupp.htm.
Abrufdatum: 10.03.2013
Anonym: Gustav Krupp von Bohlen und Halbach (7. August 1870 – 16.
Januar 1950), Bertha Krupp von Bohlen und Halbach (29. März 1886 21. September 1957), o.O 2009.
Online-Verbindung:
http://www.thyssenkrupp.com/de/konzern/geschichte_grfam_k4.html.
Abrufdatum: 10.03.2013
13
Anonym: Friedrich Alfred Krupp, o.O. 1982.
Online-Verbindung: http://www.memoria-vestri.org/1982/11/friedrichalfred-krupp/.
Abrufdatum: 10.03.2013
Anonym: Militarismus-Flottengesetze-Flottenbau, o.O. o.J.
Online-Verbindung:
http://m.schuelerlexikon.de/mobile_geschichte/Militarismus_Flottengese
tze_Flottenbau.htm.
Abrufdatum: 10.03.2013
Anonym: Schlaglichter der deutschen Geschichte, Leipzig-Mannheim,
o.J.
Online-Verbindung:
http://www.deutschegeschichten.de/popup/objekt.asp?OzIID=5523&Obj
KatID=111&ThemaKatID=1001.
Abrufdatum: 10.03.2013
Asmuss, Dr. Burkhard/Scriba, Dr. Arnulf: Die Weimarer Republik, o.O.
o.J.
Online-Verbindung: http://www.dhm.de/lemo/html/weimar/.
Abrufdatum: 10.03.2013
Eikenberg, Gabriel: Alfried Krupp von Bohlen und Halbach, o.O. o.J.
Online-Verbindung:
http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/KruppBohlenHalbachAlfried/.
Abrufdatum: 10.03.2013
Feile, Ralph: Die Weimarer Republik, o.O. 2008.
Online-Verbindung: http://geschichte-wissen.de/zeitgeschichte/54-dieweimarer-republik/61-die-weimarer-republik.html.
Abrufdatum: 10.03.2013
Friz, Diana Maria: Alfred Krupp und Berthold Beitz. Der Erbe und sein
Stadthalter, Zürich 21988.
Gall, Lothar: Krupp. Der Aufstieg eines Industrieimperiums, Berlin 22011.
Harders, Levke: Gustav Krupp von Bohlen und Halbach. Industrieller,
o.O. o.J.
Online-Verbindung:
http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/KruppBohlenHalbachGustav/in
dex.html.
Abrufdatum: 10.03.2013
Heinz, Tina: Die Krupps. Das Ende der Krupps, in: Industrialisierung –
Mit Volldampf in die Moderne, o.O. 2010.
Online-Verbindung:
http://www.planetwissen.de/politik_geschichte/persoenlichkeiten/krupps/index.jsp.
14
Abrufdatum: 10.03.2013
Heinz, Tina: Die Krupps und die Mächtigen, o.O. 2010.
Online-Verbindung: http://www.planetwissen.de/politik_geschichte/persoenlichkeiten/krupps/krupps_und_ma
echtige.jsp.
Abrufdatum: 10.03.2013
Kunz, Martin: Krupp-Saga. Krupp-Kanonen entscheiden Kriege, o.O.
2009.
Online-Verbindung:
http://www.focus.de/wissen/mensch/geschichte/tid-13721/krupp-sagakrupp-kanonen-entscheiden-kriege_aid_382336.html.
Abrufdatum: 10.03.2013
Stenglein, Franz: Krupp als Kriegsgewinner oder Kriegsverlierer?, in:
200 Jahre Krupp, Folge 7 (01.09.2011).
Online-Verbindung:
http://www.derwesten.de/staedte/essen/krupp-als-kriegsgewinner-oderkriegsverlierer-id5018346.html.
Abrufdatum: 10.03.2013
Rüdig, Andreas: ThyssenKrupp und seine Geschichte, Duisburg 2009.
Online-Verbindung:
http://www.myheimat.de/duisburg/politik/
thyssenkrupp-und-seine-geschichte-d179463.html.
Abrufdatum: 10.03.2013
5. Anhang
Anonym: Helmuth von Moltke. Lebenslauf, o.O. 2000.
"Helmuth von Moltke
Helmuth (Karl Bernhard) von Moltke
* 26. Oktober 1800 in Parchim (Mecklenburg-Schwerin)
† 24. April 1891 in Berlin (beigesetzt in Kreisau)
Helmuth von Moltke
Lebenslauf
Helmuth (Karl Bernhard) von Moltke war nach Napoleon I. das
strategische Genie des 19. Jahrhunderts.
Helmuth (Karl Bernhard) von Moltke wurde am 26. Oktober 1800 in
Parchim (Mecklenburg) geboren. Er war zunächst im dänischen, seit
1822 im preußischen Militärdienst. 1835 reiste er nach dem Orient und
nahm an den militärischen Reformen in der Türkei sowie 1839 am
Feldzug gegen Mehemed Ali in Syrien teil.
1840 kehrte er nach Berlin zurück und wurde 1848 Chef des
Generalstabes des 4. Armeekorps. 1855 wurde er zu Adjutant des
Prinzen Friedrich Wilhelm (späteren Kaiser Friedrich III.), 1858 Chef des
preußischen Generalstabes. Dieser wurde durch ihn aus einem militärtechnischen Büro zu der die Kriegsführung vorbereitenden und leitenden
Stelle des Heeres. Das Kriegsministerium, mit Verwaltungsaufgaben, trat
15
an zweite Stelle. Seine größte Leistung war die Einleitung des Feldzuges
während des Deutschen Krieges von 1866 (Einmarsch in getrennten
Kolonnen gegen die versammelte österreichisch-sächsische Armee:
"Getrennt marschieren, vereint schlagen").
Moltkes Leitung des Deutsch-Französischen Krieges ist charakteristisch
durch das Bestreben, den Anfangserfolg zu sichern (Gegensatz zu
Schliffen), ferner durch die Freiheit, die die Heeresleitung den unteren
Führern gewährt (Gegensatz zu Napoleon). Moltke wurde 1866 General
der Infanterie, 28. Oktober 1870 in den erblichen Grafenstand erhoben,
1871
Generalfeldmarschall,
1888
Präsens
der
Landesverteidigungskommission. Seit 1867 war er Mitglied der
Norddeutschen und Deutschen Reichstags (konservativ), seit 1872 auch
des preußischen Herrenhauses. Helmuth von Moltke starb am 24. April
1891 in Berlin und wurde in Kreisau beigesetzt."
Anonym: Die Familie Krupp und die Firma Krupp in Essen. Aufstieg und
Niedergang, o.O. 2003.
"Die Familie Krupp und die Firma Krupp in Essen - Aufstieg und
Niedergang
Anfang des 19. Jahrhunderts wurde aus der angesehenen Essener
Kaufmannsfamilie Krupp (1587 Einwanderung von Arndt Krupe aus
Holland, Kaufmann und später Ratsmitglied in Essen) die
Industriellenfamilie Krupp. Mit vielen Beteiligungen an Zechen und
Hüttenwerken wird der Grundstein für ein späteres Imperium gelegt.
Friedrich Krupp, der Gründer der Friedrich Krupp Gussstahlfabrik, war
wenig erfolgreich, der Bedarf an Gussstahl zu dieser Zeit noch gering. Er
produzierte Bestecke, Kochtöpfe und andere Kleinstahlwaren. Als er
1826 starb zählte seine Firma gerade einmal sieben Beschäftigte. Sein
Sohn Alfred führte das Unternehmen fort, bestrebt den besten Stahl
herzustellen und die rationellsten Fertigungsmethoden zu entwickeln.
Der Aufschwung kam Mitte des 19. Jahrhunderts vor allem durch
Aufträge aus dem stark wachsenden Bergbau. Die zunehmende
Bedeutung der Eisenbahn verschaffte der Firma Krupp auch viele
Aufträge. Das Firmenzeichen, die drei Ringe, symbolisieren
Eisenbahnräder. Sie stehen für die Fertigkeit und das Krupp Patent den
Stahl zu nahtlosen Radreifen zu verarbeiten.
Erstmals auf der Weltausstellung 1851 in London stellte die Firma Krupp
eine Kanone aus Gussstahl vor, eher als Werbegag denn mit
tatsächlicher Verkaufsabsicht. In der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts
wurden Kanonen neben Eisenbahnteilen zum Produktionsschwerpunkt.
Geliefert wurde nicht nur dem preußischen Kriegsministerium, sondern
auch nach Holland, Belgien, Ägypten sowie nach England, dem
Hauptkonkurrenten auf dem Stahlmarkt. "Kanonenkönig" wurde Alfred
Krupp vor allem durch den Krieg gegen Frankreich 1870/71, dessen
Erfolg den "Krupp-Geschützen" zugeschrieben wurde. Die Verbindung
zur Politik blieb eng, Kaiser Wilhelm II. war häufiger Gast in der Villa
Hügel, seit 1875 Wohnsitz der Familie. Die Waffenschmiede Krupp war
zur Durchsetzung der politischen Pläne unverzichtbar.
Vor dem Ersten Weltkrieg wuchs der Krupp Konzern unter Alfreds Sohn
16
Friedrich - Alfred auf 80.000 Mitarbeiter an, allein in Essen waren es über
40.000. Krupp hatte die Stahlproduktion durch den Bau von Hochöfen
vervielfacht. Zum Konzern gehörten ebenso Zechen, Kokereien und
Werften für Kriegsschiffe. Einverleibt wurden auch konkurrierende
Fabriken und Gießereien. Krupp war vor dem Ersten Weltkrieg der größte
europäische Konzern und Rüstungslieferant für das Deutsche Reich. Als
Waffenschmiede dienten sich die Krupps auch den Nationalsozialisten
an, nun in der vierten und fünften Generation. Gustav Krupp von Bohlen
und Halbach und sein Sohn Alfried Krupp von Bohlen und Halbach
wurden 1937 von Adolf Hitler zum Wehrwirtschaftsführer ernannt. Gustav
Krupp wurde Mitglied der NSDAP. Alfried Krupps Eintritt in die NSDAP
erfolgte ein Jahr später. Adolf Hitler war sehr oft ein gerngesehener Gast
in der Villa Hügel. Bescherte er doch Krupp lukrative Aufträge. Über
25.000 Zwangsarbeiterinnen beschäftigte das Unternehmen während
des zweiten Weltkrieges "zum Wohle des deutschen Volkes". Die Krupp
Werke waren ab 1943 Ziel der alliierten Bombardierung. Nach dem Krieg
war das Werk zu zwei Dritteln zerstört, der größte Teil der noch
funktionstüchtigen
Anlagen
wurde
demontiert
und
als
Reparationsleistung ins Ausland gebracht. Alfried Krupp wurde im
Nürnberger Kriegsverbrecherprozess zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt
kam aber schon 1951 wieder frei. 1967 wurde die Firma Friedrich Krupp
nach dem Willen von Alfried Krupp von Bohlen und Halbach in eine
Stiftung umgewandelt. Damit endete die Krupp Dynastie. Die Firma lebt
als GmbH fort und ist seit 1999 mit dem Thyssen - Konzern fusioniert, die
Thyssen Krupp AG. Von der einstmaligen Bedeutung ist heute nichts
mehr gegenwärtig.
Warum eine Stiftung Krupp?
Fakt ist das Alfried Krupp von seinem Sohn Arndt (siehe unten) maßlos
enttäuscht war. Dieser entsprach in keinster Weise seinen Vorstellungen
von einem Nachfolger nach dem Schlage der Krupps. Als Lebemann eine
Firma führen? Man muss sich auch einmal vor Augen halten was es allein
gesellschaftlich in den 1960er Jahren bedeutete homosexuell veranlagt
zu sein. Wäre Arndt nach seinen Vorfahren geschlagen so hätte dieser
durchaus die Firma erfolgreich weiterführen können. In diesem Fall wäre
Berthold Beitz wohl kein Generalbevollmächtigter geworden, die Erbfolge
wäre geregelt und das Erbe in guten Händen. Alfried Krupp wäre die Idee
zur Gründung einer Stiftung nie in den Sinn gekommen. Es wird heute
gerne darauf verwiesen, dass die von Berthold Beitz eingefädelten
Ostgeschäfte (die Zahlungsmoral der Handelspartner ließ zu wünschen
übrig) Alfrieds Entscheidung beeinflusst haben sollen. Ebenso hatten die
Weigerungen der kreditgebenden Banken weitere Finanzierungen zu
leisten nichts mit der Entscheidung Alfried Krupps, eine Stiftung ins
Leben zu rufen, zu tun gehabt. Alfried Krupp wollte mit seiner
Entscheidung lediglich verhindern dass das Unternehmen durch seinen
Sohn zu Grunde gerichtet wird.
Krupp im Stadtbild
In Essen ist Krupp heute noch spürbar, zwar gibt es keine
Produktionsstätten mehr, dennoch hat die Fabrik der Stadt ihren Stempel
aufgedrückt. Durch die stetige Expansion der Firma Krupp wurde im
Laufe der Zeit das Stadtbild nachhaltig verändert. So wurden unter
17
anderem wertvolle, große Teile der einstigen Stadtmauer und deren
Wachtürme abgerissen und dem Erdboden gleich gemacht. Wenn man
so will, ein nicht mehr gut zu machender Schaden. Die Stadt verlor durch
den Abriss historischer Gebäude ihre über Jahrhunderte entstandene
geschichtliche Identität. Das riesige Firmengelände (einst fast 30%!!! der
Stadtfläche, unter anderem mit Fabriken für LKW und Eisenbahnbau)
wurde nach dem Zweiten Weltkrieg nur partiell wieder aufgebaut, heute
ist es Gewerbegebiet und zum Teil, immer noch, Brache. Die leider nur
noch wenigen, erhaltenen Werkshallen haben eine neue Funktion: als
Musical Theater, als Parkhaus (die alte Kanonenfabrik) oder als
Veranstaltungsort für Flohmärkte.
Die ehemaligen, nur noch zum Teil erhaltenen, Arbeitersiedlungen
zeugen vom Sozialsystem (?) der Firma Krupp. Die Siedlung
Margarethenhöhe, heute als soziales Engagement bezeichnet, gilt heute
als architektonische Besonderheit. Sie ist trotz der Zerstörungen im
Zweiten Weltkrieg in der Substanz gut erhalten. 1858 entstand eine
Bäckerei aus der sich 1886 die Krupp‘sche Konsumanstalt entwickelte in
der Krupparbeiter zu niedrigen Preisen einkaufen konnten. Die alten
zentralen Einrichtungen sowie die Konsumanstalt, stehen noch, haben
aber eine andere Bestimmung: ein Haus ist als Museum eingerichtet,
damals wegweisend mit Badeeinrichtungen und Wasserklosetts. Auch
andere Siedlungen, z.B. Kronenberg, (1874) die eher an eine Kaserne
erinnert und der Altenhof 1 und 2 (1892/93) sind in Teilen erhalten.
Häuser für alte und gebrechliche Arbeiter.
Die Kehrseite der Medaille
Schon vor Bismarck hat Alfred Krupp versucht, mit einer Doppelstrategie
aus umfassender "Fürsorge" und eingreifender Kontrolle seine Arbeiter
sowohl ans Werk zu binden als auch zu entpolitisieren. Zum finanziellen
Anreiz begann der Aufbau von Sozialeinrichtungen, welche zur
Absicherung der Arbeiter beitragen sollten. 1853 wurde die bereits 1836
als Selbsthilfeeinrichtung der Arbeiter bestehende Krankenkasse in eine
Pflichtversicherung umgewandelt. 1855 wurde eine Pensionskasse
eingerichtet. Bei weitem kamen nicht alle Betriebsangehörige in den
Genuss dieser sogenannten Wohlfahrtspolitik. Die Mitglieder der
Krupp‘schen Pensionskasse, in die alle beschäftigten Arbeiter 2,5% vom
Lohn einzahlen mussten, erhielten nur dann betriebliche
Rentenleistungen, wenn sie bei nachgewiesener Arbeitsunfähigkeit
mindestens 15 bis 20 Jahre ununterbrochen in Diensten der Fa. Krupp
gestanden hatten. Das hielten allerdings die Wenigsten durch. Z.B. viele
Arbeiter die an Feuerstätten (Hochöfen etc.) arbeiteten wurden kurz vor
Erreichen der nötigen Jahre einfach entlassen. In den Jahren 1885 bis
1907 wurden zwar an 6.424 Betriebsangehörige Pensionen in Höhe von
17,7 Millionen Mark (der Bau der Villa Hügel kostete fast genau so viel)
ausgezahlt, doch über 90 % der Kassenmitglieder gingen leer aus und
wurden ein Fall für die Armenfürsorge. Der Krupp‘sche Wohnungsbau
machte an den verschiedenen Ausführungen der Wohnungen das
Gefälle innerhalb der Belegschaft deutlich. Waren die sogenannten
Meisterhäuser an der Hügelstraße 1861 massiv aus Stein gebaut,
bestand die 1863 errichtete Siedlung Alt-Westend aus einfachen
Fachwerkgebäuden. (1871 Neu-Westend, Nordhof und Baumhof, 1872
18
Schederhof) Durch Kontrolle und Isolierung versuchte Krupp seine Firma
im Inneren zu stabilisieren und vor den sich bildenden
Arbeiterbewegungen abzuschotten. Da die Siedlungen über eine eigene
Infrastruktur verfügten, Konsum, Schule Marktplatz etc. waren die
Voraussetzungen bestens. Darüber hinaus verlor jeder Arbeiter, egal ob
mit Familie und Kindern, bei einer Kündigung das Wohnrecht in den
Krupp eigenen Siedlungen und hatte seine Wohnung am Tage der
Kündigung zu räumen. Er stand mit seiner Familie "von jetzt auf gleich"
mittellos auf der Straße. In einer Ansprache von 1877, "Wort an die
Angehörigen meiner betrieblichen Anlagen" sagte Krupp: (sinngemäß)
"nach getaner Arbeit solle sich der Arbeiter um seine Familie, Kinder und
deren Erziehung kümmern und darin seine Erholung suchen" und
(wörtlich) "eure Arbeit sei in erster Linie eure Politik, dabei werdet ihr
frohe Stunden haben". Diese Abhängigkeit der Beschäftigten grenzte
schon an Sklaverei. Bei genauer Betrachtung der "sozialen Einstellung"
Krupps kommt man nicht umhin sich doch etwas kritischer mit der
"Legende Krupp" zu befassen. Das in unserer Gesellschaft positiv
dargestellte Bild Krupps entpuppt sich doch mehr als Zerrbild.
Der "Motor" der Firma Krupp, war zweifellos Alfred Krupp (*1812, †1887).
Unter dessen Führung expandierte das Unternehmen und erreichte
damals seine maximalste Größe. Man muss sich mit etwas Fantasie
vorstellen wie die Verhältnisse im Ruhrgebiet zu dieser Zeit waren.
Hunderte Bergwerke, alle im Besitz von einzelnen Eigentümern,
versorgten das Deutsche Reich. Alfred hatte einen gewissen Weitblick in
dem er viele dieser Zechen übernahm. Es ist aber auch zu vermuten,
dass er einem gewissen Konkurrenzdruck unterlag. In unmittelbarer
Nähe zu Essen war Mathias Stinnes (*1790, † 1845) in Mülheim an der
Ruhr dabei ebenfalls ein Imperium zu schaffen. Vier Bergwerke und 36
Zechenbeteiligungen waren unter anderem im Besitz der Familie
Stinnes. Kurz vor dessen Tod war er der größte Binnenreeder
Deutschlands und hatte quasi das Monopol für Kohletransporte auf den
Flüssen Deutschlands. Im Osten des Ruhrgebietes gründete Leopold
Hoesch 1871 in Dortmund ein Eisen und Stahlwerk. Konkurrenz für die
Firma Krupp von allen Seiten.
Arndt von Bohlen und Halbach, der letzte Krupp
Arndt von Bohlen und Halbach geboren am 24.01.1938, gestorben am
8.05.1986 war Alfried Krupps Sohn und der letzte Nachfahre der Krupp
Dynastie, somit auch der Erbe des Vermögens der Firma Krupp. Mit
Arbeit hatte er nach eigenem Bekunden "nichts am Hut". Er bevorzugte
lieber ein Leben in "Saus und Braus". 1969 heiratete der bisexuell
orientierte Arndt auf seinem Schloss Blühnbach im Blühnbachtal bei
Werfen im Salzburger Land Henriette von Auersperg (in Partykreisen
auch Hetti genannt). Die Ehe blieb kinderlos. Noch vor dem Tod von
Alfried Krupp wurde er von seinem Vater und Berthold Beitz dazu
gedrängt auf sein Erbe zu verzichten. Der Zweck der Übung war es die
Firma vor dem Ende zu bewahren. Durch seinen Erbverzicht war Arndt
von Bohlen und Halbach nicht mehr Inhaber der Firma Friedrich Krupp.
Er erhielt eine jährliche Zuwendung in Höhe von 2 Millionen DM und
besagtes Schloss Blühnbach. Zu diesem Schloss gehörten riesige
Ländereien und Waldgebiete.
19
Durch sein ausschweifendes Leben geriet er in finanzielle
Schwierigkeiten und veräußerte die besagten Ländereien an das Land
Salzburg. Im Alter von 48 Jahren starb er an Mundbodenkrebs und
wurde in der Schlosskapelle von Schloss Blühnbach beigesetzt. Als Kind
erfuhr er fast hasserfüllte Ablehnung von seinen Großeltern,
insbesondere von seiner Großmutter "er ist gar kein richtiges Kind",
dann die Tatsache, dass er mit seiner Mutter alleine aufwuchs und bei
seinem Heranwachsen diese Ablehnung bewusst wahrnahm. Seine
Wünsche bezüglich des Berufs den er erlernen wollte entsprachen nicht
den Vorstellungen seiner Familie. Ablehnung, das Fehlen einer intakten
Familie und keinerlei Anerkennung sowie der Zwang die Firma
übernehmen zu müssen waren mit Sicherheit auch der Auslöser für sein
Verhalten welches man auch als Protest und Wiederstand bezeichnen
könnte.
Fazit
Heute wird die Geschichte der Familie Krupp überwiegend positiv
dargestellt. Als Arbeitgeber für viele Menschen und Wegbereiter für die
industrielle Infrastruktur der Region. Stimmt in gewisser Weise,
aber um welchen Preis? Aus heutiger Sicht überwiegen doch mehr die
daraus resultierenden negativen Erinnerungen und Ereignisse. Die
Beseitigung der geschichtlichen Identität der Stadt durch den Abriss
historischer Gebäude ist wohl das Gravierendste. Nimmt man nur Alfred
Krupp kann man erkennen dass nicht die "soziale Fürsorge" sein
Lebensinhalt war sondern in erster Linie der wirtschaftliche Erfolg,
ungeachtet menschlichen Leids das er tausendfach verursacht hat.
Alfrieds Wille eine Stiftung einzurichten erweckt den Eindruck er wolle
etwas an die Gesellschaft zurückgeben. Erkennt man die
Zusammenhänge ist das nur ein Trugschluss. Es gab Höhen und Tiefen
innerhalb der Familie Krupp. Eine Familie im klassischen Sinn waren die
Krupps nie. Es stand immer das Wohl der Firma im Vordergrund und
nicht der Mensch auch nicht die eigenen Familienmitglieder. Schade ist
nur das nichts selbstkritisches auf den offiziellen Seiten der Stiftung zu
finden ist. Nicht einmal Arndt von Bohlen und Halbach findet, so negativ
er auch gewesen sein mag, Erwähnung. Immerhin war er, wenn auch nur
kurz, der (letzte) Eigentümer der Firma Friedrich Krupp.
Anmerkung zu der ZDF Doku "Mythos Krupp"
Über Bertha Krupp von Bohlen und Halbach wird erwähnt sie habe es
abgelehnt Adolf Hitler zu begrüßen da sie ihn als Proleten ansah.
Tatsache, löblich aber uninteressant. Vermutlich erfolgte diese
Ablehnung nicht aus politischer Überzeugung heraus sondern eher aus
großkopfertem, adeligem Selbstverständnis. Gustav Krupp war der Maß
und Tonangebende was die Geschäfte der Firma anbelangte und somit
bestimmte er wer Gast auf Hügel war oder nicht. Gustav Krupp wurde
bereits Mitte der 1930er Jahre Mitglied der NSDAP. Das nicht gezwungen
oder nur der Geschäfte wegen sondern auch aus Überzeugung. Anfang
der 30er Jahre ging es der Firma Krupp wie den
meisten im Revier ansässigen Firmen wirtschaftlich sehr schlecht und
Krupp war dankbar das Hitler quasi die Firma rettete und ihm wieder
Großaufträge verschaffte. Wie bereits erwähnt, wurde Hitler sehr oft auf
die Villa Hügel eingeladen. Hätte man ihn so sehr abgelehnt wären diese
20
Einladungen wohl kaum zustande gekommen. In der Doku wird
behauptet Hitler habe sich selbst eingeladen. Wie gesagt, Bertha Krupp
spielte in diesem Zusammenhang keine Rolle. Alfried Krupp im Interview
1957 bezüglich der bei Krupp beschäftigten Zwangsarbeiter: es war
bekannt das die bei Krupp beschäftigten Zwangsarbeiter unter
menschenunwürdigen Bedingungen in Arbeitslagern untergebracht
waren. Da die SS aber die Kontrolle darüber hatte waren Alfried die
Hände gebunden und es wurden aber Lebensmittel in eben diese Lager
geschmuggelt (?). Das kann man allerdings getrost bezweifeln. Evtl. von
Mitarbeitern der Fa. Krupp aber nicht von der Firmenleitung. Andere
Besitzer großer rüstungsabhängiger Firmen handelten da anders. Sie
machten den Machthabern begreiflich das nur gesunde und halbwegs
vernünftig ernährte Zwangsarbeiter in der Lage waren die
schwere Arbeit "zum Wohle des Volkes" zu erfüllen. Zum besseren
Verständnis: Alfried war nicht aus dem gleichem Holz geschnitzt wie sein
Vater. Das erkennt man daran das seine Mutter in der Lage
war ihn zu lenken und ihm ihre Entscheidungen aufzudrücken, was sein
privates Leben anbelangte, z.B. die Scheidung von seiner Frau.
Vermutlich hatte Alfried Respekt wenn nicht sogar Angst vor Autorität und
deshalb auch keine Einwände oder gar Wiederspruch, auch nicht was
die Lager anging. Was Bertha angeht, einfach traurig was eine Mutter
den eigenen Kindern und Enkeln antun kann. In Bayern bezeichnet man
so was als “Grantel“. Man kann durchaus Verständnis dafür haben das
diese Umstände nicht in der ZDF Dokumentation erwähnt wurden, war
man ja auf die Unterstützung der Stiftung Krupp angewiesen. Also
Friede, Freude, Eierkuchen und die düsterste Zeit in der Geschichte
Krupp ist vergessen.
Das Symbol für die Macht der Firma Krupp, die Villa Hügel, ist seit 1954
eine Stiftung. Sie beherbergt das Archiv, eine Ausstellung zur
Firmengeschichte und dient als Veranstaltungsort für kulturelle
Ereignisse und Kunst Ausstellungen. Auf dem Friedhof in Essen
Bredeney sind die Krupps auf einer abgetrennten Fläche begraben, eine
Art Familienfriedhof."
Anonym: Gustav Krupp von Bohlen und Halbach (7. August 1870 – 16.
Januar 1950), Bertha Krupp von Bohlen und Halbach (29. März 1886 21. September 1957), o.O 2009.
"Gustav von Bohlen und Halbach, fünfter Sohn von sieben Kindern von
Gustav (1831 - 1890) und Sophie (1837 - 1915) von Bohlen und Halbach,
besucht in Karlsruhe das Gymnasium und studiert anschließend Rechtsund Staatswissenschaften. Nach seiner Promotion 1893 tritt er in den
badischen Staatsdienst, 1897 in das Auswärtige Amt in Berlin ein. Seit
1899 ist er als Legationssekretär zunächst an der Botschaft in
Washington, dann an der Gesandtschaft in Peking tätig. 1904 wird er an
die preußische Gesandtschaft beim Vatikan berufen und lernt in Rom
Bertha Krupp kennen. Bertha Krupp, die ältere Tochter von Friedrich
Alfred Krupp (1854 - 1902) und Margarethe Krupp (1854 - 1931), wird
zunächst gemeinsam mit ihrer Schwester Barbara (1887 - 1972) privat in
der Villa Hügel unterrichtet. Ergänzend besuchen die Schwestern eine
Haushaltungsschule für höhere Töchter in Baden-Baden. Nach dem Tod
21
ihres Vaters 1902 wird Bertha Krupp Inhaberin des Unternehmens, das
seit 1903 in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft geführt, dabei aber
weitestgehend im Familienbesitz bleibt. Da Bertha Krupp noch
minderjährig ist, nimmt ihre Mutter, Margarethe Krupp, deren Rechte als
Inhaberin wahr. 1906 heiratet Bertha Krupp den Legationsrat Gustav von
Bohlen und Halbach, der bei der Hochzeit durch königlich-preußischen
Erlass das Recht erhält, seinem Familiennamen den Namen Krupp
voranzustellen. Dem Paar werden sechs Söhne und zwei Töchter
geboren: Alfried (1907-1967), Arnold (1908-1909), Claus (1910-1940),
Irmgard (1912-1998), Berthold (1913-1987), Harald (1916-1985),
Waldtraut ( geb. 1920) und Eckbert (1922-1945).
Gustav Krupp von Bohlen und Halbach wird Ende 1906 in den
Aufsichtsrat der Fried. Krupp AG berufen und ist dessen Vorsitzender
von 1909 bis Ende 1943. In dieser Zeit werden die wirtschaftliche und die
Produktentwicklung des Krupp-Konzerns maßgeblich durch die
allgemeinen politischen Ereignisse bestimmt: die Ausweitung des
Rüstungsbereichs im Ersten Weltkrieg, die Produktionsumstellung als
Folge des Versailler Vertrags, die Finanzkrise des Unternehmens
1924/25 und seine Einbindung in die nationalsozialistische Autarkie- und
Rüstungspolitik mit der erneuten Umstellung der Produktion. Wichtige
neue Produkte dieser Periode sind die bei Krupp entwickelten nicht
rostenden säurebeständigen Stähle (NIROSTA, V2A), das vor allem für
Werkzeuge
eingesetzte
WIDIA-Hartmetall,
Lokomotiven
und
Lastkraftwagen. Die Zahl der Mitarbeiter im Gesamtkonzern schwankt
extrem: zwischen 168.000 am Ende des Ersten Weltkrieges, 30.300 in
der Weltwirtschaftskrise 1932 und 243.300 im Jahr 1943. Gustav und
Bertha Krupp von Bohlen und Halbach fühlen sich stark auch der
sozialen Tradition des Hauses verpflichtet. So werden die betrieblichen
Sozialleistungen, insbesondere der Bau von Werkssiedlungen,
fortgesetzt. Es entsteht eine Stiftung für häusliche Krankenpflege. Für
kranke Mitarbeiter und ihre Angehörige gibt es Erholungshäuser und eine
Zahnklinik. Nach dem frühen Tod des zweiten Sohnes wird das
Arnoldhaus für Wöchnerinnen gestiftet. Fortgesetzt wird auch die
Tradition, dass Mitglieder der Inhaberfamilie langjährige Mitarbeiter zu
besonderen Gelegenheiten, z.B. Goldhochzeiten, persönlich besuchen.
Gustav Krupp von Bohlen und Halbachs Wirksamkeit greift, sicher auch
begünstigt durch seine vorherige diplomatische Tätigkeit, über den
Rahmen des Unternehmens hinaus. 1921 wird er Mitglied des
Preußischen Staatsrats, 1924 zum Präsidenten des Aufsichtsrats der für
die Abwicklung der Reparationen geschaffenen Bank für Deutsche
Industrieobligationen gewählt und seit 1934 ist er im Verwaltungsrat der
Reichsbahngesellschaft tätig. Sehr intensiv arbeitet er seit ihrer
Gründung als Senator und 1. Vizepräsident in der Kaiser-WilhelmGesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (heute Max-PlanckGesellschaft) mit und ist auch in den Aufsichtsorganen einiger KaiserWilhelm-Institute tätig. Gemeinsam mit seiner Frau fördert er die Tätigkeit
des Deutschen Museums für Naturwissenschaften und Technik in
München. 1931 übernimmt er das Präsidium des Reichsverbands der
Deutschen Industrie und führt 1933 dessen Umgestaltung zu dem nach
dem Führerprinzip organisierten Reichsstand der Deutschen Industrie
22
durch. 1934 legt er das Amt nieder. Gustav Krupp von Bohlen und
Halbach hat sich vor 1933 nicht für Hitler oder die NSDAP eingesetzt,
nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler spricht er sich dann aber, aus
seiner staatsloyalen Grundhaltung heraus, im Sinne des bestehenden
Staates aus. Gustav Krupp von Bohlen und Halbach wird erst 1940
dadurch Mitglied der NSDAP, dass Adolf Hitler ihm anlässlich seines 70.
Geburtstages das Goldene Ehrenzeichen der NSDAP überreicht. Ende
1943 legt Gustav Krupp von Bohlen und Halbach den Vorsitz im
Aufsichtsrat der Fried. Krupp AG nieder. Der älteste Sohn Alfried wird mit
der Umwandlung des Unternehmens in eine Einzelfirma Alleininhaber.
Gustav Krupp von Bohlen und Halbach wird 1945 in Nürnberg vor dem
Internationalen
Gerichtshof
in
dem
Prozess
gegen
die
Hauptkriegsverbrecher mit angeklagt. Er ist jedoch nach einem
Autounfall im Dezember 1944 und nach mehreren Schlaganfällen nicht
mehr verhandlungsfähig. Bertha Krupp von Bohlen und Halbach obliegt
- gemeinsam mit einer Krankenschwester - die jahrelange Pflege des
Schwerstkranken in einem kleinen Nebengebäude der von den Alliierten
beschlagnahmten Besitzung Blühnbach bei Salzburg, wo das Ehepaar
seit Sommer 1944 lebt. Nach dem Tod ihres Gatten im Januar 1950 kehrt
Bertha Krupp von Bohlen und Halbach nach Essen zurück und erlebt hier
noch den Wiederaufstieg des Unternehmens. Die Villa Hügel ist jetzt
zwar nicht mehr Wohnsitz der Familie, dient aber - nach der Freigabe
durch die Alliierten - wieder als Repräsentationsort des Unternehmens,
wo Alfried und Bertha Krupp von Bohlen und Halbach Gäste aus aller
Welt empfangen."
Anonym: Friedrich Alfred Krupp, o.O. 1982.
"Friedrich Alfred Krupp
* 17. Februar 1854 in Essen † 22. November 1902 in Essen
Vater: Alfred Krupp
Heirat:
1882
Margarethe,
Töchter Bertha und Barbara
geborene
Freiin
von
Ende
Industrieller und Politiker
Sein soziales Engagement war herausragend, u.a. ließ Friedrich Krupp
die Siedlung Altenhof in Essen-Rüttenscheid bauen. In den schönen,
kleinen Häusern durften Rentner von Krupp kostenlos wohnen.
Unter seiner Leitung arbeitenen ca. 45.000 Essener und Duisburger für
Krupp.
1893 bis 1898 Abgeordneter im Reichstag.
In seinem Testament verfügte er die Umwandlung des Unternehmen
Krupp in eine Aktiengesellschaft. Die erstgeborene Tochter Bertha erbte
die Aktien."
Anonym: Militarismus-Flottengesetze-Flottenbau, o.O. o.J.
"Strategiewechsel in der deutschen Außenpolitik
Mit der Entlassung des Reichsgründers OTTO VON BISMARCK 1890
änderte sich auch die klassische preußisch-deutsche Außenpolitik
23
grundlegend. Diese war unter BISMARCK Jahrzehnte auf den Ausgleich
der Kräfte zwischen den europäischen Großmächten und die
außenpolitische Sicherung Preußens gerichtet gewesen. Nach dem
Willen des jungen deutschen Kaisers, WILHELM II., sollte das Reich nun
aber aus seiner Beschränkung auf Europa befreit werden und
Weltgeltung erlangen. In einer Rede vor dem Reichstag im Dezember
1897 kennzeichnete der spätere Reichskanzler Fürst VON BÜLOW
diese deutsche Weltmachtstreben als das Erreichen eines "Platzes an
der Sonne"; eine Wendung, die zum geflügelten Wort werden sollte.
Der "Platz an der Sonne" war von da an der Kern eines neuen
außenpolitischen Programms der Zukunft, das von WILHELM II. als
"Neuer Kurs" bezeichnet wurde. Diese Programm konnte allerdings nur
verwirklicht werden, wenn sich das Reich auch außerhalb Europas
engagierte.
Das Flottenbauprogramm und seine Folgen
Für die angestrebte politische und wirtschaftliche Weltmachtstellung
Deutschlands waren die Fähigkeit, als Seemacht zu agieren, und folglich
der
Besitz
einer
entsprechenden
Flotte
unabdingbar.
Diese Überlegungen des Kaisers und seiner Regierung mündeten in ein
Flottenbauprogramm, das ab 1897 von Admiral TIRPITZ vorangetrieben
wurde.
Admiral TIRPITZ
ALFRED VON TIRPITZ wurde 1849 als Sohn eines Juristen und einer
Arzttochter geboren und trat als 16-Jähriger in die Marine ein. Die Marine
galt zu dieser Zeit als liberale Waffengattung, weil sie im Unterschied
zum Heer nicht verlangte, dass ihre Offiziere dem Adel angehören
mussten. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg stieg TIRPITZ rasch
in der Hierachie der Marine auf. Schon 1887 kommandierte er die
Torpedoboot-Flotille, die Prinz WILHELM von Preußen, den späteren
Kaiser WILHELM II., zum Thronjubiläum von Königin VIKTORIA nach
England begleitete. Auf der Überfahrt führte er lange Gespräche mit dem
Prinzen
über
die
deutsche
Flotte.
TIRPITZ' Worte mussten bei WILHELM tiefen Eindruck hinterlassen
haben, denn auch nach seiner Thronbesteigung im Jahre 1890 hatte der
Kaiser TIRPITZ nicht vergessen. 1892 wurde TIRPITZ zum Stabschef
beim Oberkommando ernannt und bekam vom Kaiser persönlich den
Auftrag, die taktische Arbeit der Hochseeflotte weiterzuentwickeln. Am
31. März 1897 wurde TIRPITZ schließlich zum Staatssekretär im
Reichsmarineamt berufen. Das Deutsche Reich besaß zu diesem
Zeitpunkt nur sechs hochseefähige Panzerschiffe erster Klasse. Damit
stand Deutschland weltweit unter den Seemächten erst an fünfter Stelle,
obwohl es inzwischen zur zweitgrößten Handelsmacht der Welt
geworden war.
Das Flottengesetz
Besessen von der Idee, als sichtbares Zeichen deutscher
Weltmachtstellung eine starke Flotte aufzubauen, machte TIRPITZ das
Marineamt zur Propagandazentrale seiner Flottenpläne. Mit Vorträgen,
Veranstaltungen und Werbeschriften wurde eine Werbekampagne
24
gestartet, an der sich Universitätsprofessoren, Marineoffiziere und der
von TIRPITZ gegründete Deutsche Flottenverein beteiligten. Die
Werbekampagne entfachte in der deutschen Bevölkerung eine riesige
Marinebegeisterung, die auch die Reichstagsmitglieder erfasste.
So passierte das von TIRPITZ 1898 eingebrachte Flottengesetz den
Reichstag ungehindert. TIRPITZ hatte das Gesetz vor dem Reichstag mit
dem Argument begründet, die deutschen Handelsinteressen in der Welt
müssten durch eine starke Flotte geschützt werden.
Auch die zum Ausbau der Schlachtflotte benötigten und für die damalige
Zeit riesigen Etatsummen in Höhe von 400 Millionen Reichsmark wurden
vom Reichstag bereitwillig genehmigt. Mit diesen Geldern sollte die
Reichsmarine auf eine festgesetzte Stärke von
19 Schlachtschiffen,
8 bewaffneten Küstenbooten,
12 großen und 30 kleinen Kreuzern
gebracht werden. Ergänzt werden sollte diese Flotte durch eine Hilfsflotte
von zahlreichen Torpedobooten, Schul- und Spezialschiffen.
Zwei Jahre später nahm TIRPITZ die veränderte Situation im Fernen
Osten, u. a. Den chinesischen Boxeraufstand und den Burenkrieg in
Südafrika zum Vorwand, eine Ergänzungsvorlage zum Flottengesetz
durch den Reichstag zu bringen. Diese sah eine Verdoppelung der
geplanten Anzahl von Schlachtschiffen in kürzester Zeit vor.
Speerspitze gegen Großbritannien
Trotz anderslautender Begründung vor dem Reichstag, für TIRPITZ
selbst war jedoch Großbritannien der eigentliche Hauptgegner des
Deutschen Reiches, der seinem Streben nach Weltgeltung im Wege
stand. In einer Denkschrift an den Kaiser hatte TIRPITZ bereits am 15.
Juli 1897 eindeutig Großbritannien als Hauptgegner benannt und
angemerkt, die Flottenmacht müsse als politischer Faktor gegen England
eingesetzt werden.
Das konnte aber nicht in aller Öffentlichkeit ausgesprochen werden, um
das Verhältnis zu Großbritannien nicht zu stark zu belasten. So
versicherte der damalige Reichskanzler HOHENLOHE den
Abgeordneten des Reichstages, dass es nicht die Absicht der
Reichsregierung
sei,
andere
Mächte
herauszufordern.
TIRPITZ hatte in der erwähnten Denkschrift auch schon diemilitärische
Strategie gegen England umrissen:
Danach müsse Deutschland in seinen Heimatgewässern eine Flotte
besitzen, die in der Lage wäre, die Heimatflotte Englands im Falle eines
Krieges anzugreifen. Die britische Regierung wäre dann gezwungen,
Flottenverbände aus dem Fernen Osten und dem Mittelmeer abzuziehen
und
ihre
dortigen
Besitzungen
schutzlos
zurückzulassen.
Je stärker die deutsche Flotte würde, umso klarer müssten die Engländer
erkennen, dass es vorteilhafter für sie sei, Konflikte mit Deutschland zu
vermeiden. Eine solche Verständigung würde auch die Position
Deutschlands in Europa stärken.
Folgen der Flottenrüstung
25
Das strategische Ziel des Flottenbauprogramms, Deutschland zu
sicheren Küsten und zu starkem internationalen Einfluss zu verhelfen,
unterlag mehreren Fehleinschätzungen:
Einmal überschätzte man die deutsche Finanzstärke maßlos.
Gleichzeitig ging man aber davon aus, dass das englische Volk in
gleicher Situation nicht bereit sei, die Kosten für den Erhalt der britischen
Überlegenheit als Seemacht aufzubringen (Text1).
Zum anderen war man in deutschen Führungskreisen völlig blind für die
Möglichkeit, dass sich Großbritannien andere Seemächte zum
Bündnispartner wählen könnte, wodurch dann die ganze deutsche
Strategie überholt wäre.
Das Flottenrüstungsprogramm hat außerdem maßgeblich zur
Verschlechterung des deutsch-britischen Verhältnisses beigetragen. War
das erste Flottengesetz von 1898 von der britischen Regierung noch
relativ gleichmütig aufgenommen worden, so sorgte das zweite
Flottengesetz von 1900 für eine lebhafte Beunruhigung in der britischen
Öffentlichkeit.
Bei vielen Briten tauchte der begründete Verdacht auf, dass
Deutschland, welches ohnehin schon über das stärkste Feldheer in
Europa verfügte, nun auch noch die größten Flotte besitzen wollte. Dazu
kam ein immer stärker werdendes Misstrauen der britischen Regierung
bezüglich der Aufrichtigkeit der Freundschaftsbeteuerungen, die sie Jahr
für Jahr aus Berlin zu hören bekam, ohne dass diesen entsprechende
Taten folgten.
Den Tiefpunkt erreichten die deutsch-britischen Beziehungen dann 1901,
als in London Verhandlungen am Ungeschick eines deutschen
Diplomaten scheiterten. Das Scheitern der Gespräche verstärkte nicht
nur das Misstrauen, sondern auch die Entfremdung zwischen beiden
Großmächten.
Als Folge dieser Entfremdung wandte sich die britische nun anderen
möglichen Bündnispartnern zu. Dies führte zunächst zur britischjapanischen Allianz. 1904 kam es dann auch zum Bündnis mit
Frankreich, der Entente Cordiale.
Die deutsche Politik, die eigentlich auf den Erhalt guter Beziehungen zu
Großbritannien und Russland abzielte, war damit kläglich gescheitert. Mit
seiner Flotten- und Außenpolitik hatte das Deutsche Reich England
regelrecht in die Arme Frankreichs getrieben."
Anonym: Schlaglichter der deutschen Geschichte, Leipzig-Mannheim,
o.J.
"Flottengesetze - Flottenbau
Der vom »Neuen Kurs« der Reichsregierung unter der Regie Kaiser
Wilhelms II. seit 1890 betriebene Übergang der deutschen Politik zur
Weltmachtpolitik und die auf weltweite Expansion zielende deutsche
Handelspolitik ließen beim Kaiser, seiner Regierung und den Führern in
Wirtschaft und Großindustrie bald die Überzeugung reifen, dass zur
Absicherung einer angestrebten politischen und wirtschaftlichen
26
Weltmachtstellung eine starke deutsche Kriegsflotte unerlässlich war.
Diese Überlegungen wurden zu einem konkreten Flottenbauprogramm,
seit 1897 Admiral Alfred von Tirpitz Staatssekretär im Reichsmarineamt
geworden war. Besessen von der Idee, als sichtbares Zeichen deutscher
Weltmachtstellung eine starke Flotte aufzubauen, machte Tirpitz das
Reichsmarineamt zur Propagandazentrale für seine Flottenpläne. Mit
Vorträgen, Veranstaltungen und Werbeschriften wurde eine
Werbekampagne gestartet, an der sich Universitätsprofessoren,
Marineoffiziere und der von Tirpitz mitgegründete »Deutsche
Flottenverein« beteiligten, und eine Marinebegeisterung in der
Bevölkerung entfacht, die mit dazu beitrug, dass das von Tirpitz
eingebrachte Flottengesetz und die zum Ausbau der Schlachtflotte
benötigten erheblichen Etatgelder vom Reichstag bewilligt wurden.
Begründet wurde das Gesetz mit dem Argument, die deutschen
Handelsinteressen in der Welt müssten durch eine starke Flotte
geschützt werden. Für Tirpitz selbst war jedoch England der eigentliche
Gegner des Deutschen Reiches, der seinem Streben nach Weltgeltung
im Wege stand. Schon 1900 legte er mit dem zweiten Flottengesetz ein
weiteres beträchtliches Ausbauprogramm vor. Die in dieser Zeit
laufenden deutsch-britischen Verhandlungen über eine Abstimmung der
Flottenstärken scheiterten vor allem an der deutschen Überheblichkeit.
In der Propaganda, vor allem betrieben vom »Deutschen Flottenverein«
und vom Alldeutschen Verband, kam jetzt zunehmend ein
englandfeindlicher Ton auf. England wurde als habgierige Macht
dargestellt, die eifersüchtig darauf bedacht sei, ihren Vorsprung als erste
Seemacht der Welt nicht zu verlieren. Umgekehrt breitete sich in der
englischen Publizistik ein hochgradiger Deutschenhass aus.
Die zur »Entente cordiale« führenden britisch-französischen
Bündnisabsprachen 1904 wirkten in Deutschland wie ein Schock, da
weder der Kaiser noch der Reichskanzler (von 1900 bis 1909 Fürst
Bülow) eine Verständigung zwischen den beiden Mächten wegen ihrer
kolonialen Gegensätze für möglich gehalten hatten. England forcierte
seine Flottenrüstung mit dem Bau schneller, gepanzerter und mit
schwerer Artillerie bestückter Großkampfschiffe der »Dreadnought«Klasse (»Fürchtenichts«, benannt nach einem 1905/06 gebauten großen
britischen Linienschiff). Die Deutschen zogen nach, 1906 wurden vom
Reichstag weitere enorme Ausgaben für den Bau der superschweren
Schlachtschiffe bewilligt, für die der Nord- und Ostsee verbindende
»Kaiser-Wilhelm-Kanal« sowie der Kriegshafen Wilhelmshaven
ausgebaut werden mussten. Dennoch gab es von beiden Seiten
wiederholt Versuche, den Rüstungswettlauf zu beenden und eine
Absprache über die Flottenstärken zu erreichen, vornehmlich seit auf
deutscher Seite im Reichskanzleramt Theodor von Bethmann-Hollweg
Fürst Bülow abgelöst hatte (ab 1909). Der neue Kanzler setzte in der
Außenpolitik auf einen Ausgleich mit England und versuchte, seine
Flottenbegrenzungspläne durchzusetzen. Von britischer Seite wurde
1912 noch einmal ein Verständigungsversuch unternommen mit dem
Besuch des kompromissbereiten Kriegsministers Haldane in Berlin. Auch
diese letzte Ausgleichschance wurde vertan, scheiterte am
gegenseitigen Misstrauen, vor allem aber, weil der Kaiser es strikt
27
ablehnte, über »seine Flotte« überhaupt zu verhandeln."
Asmuss, Dr. Burkhard/Scriba, Dr. Arnulf: Die Weimarer Republik, o.O.
o.J.
"Aus den revolutionären Erschütterungen der unmittelbaren
Nachkriegszeit ging das Deutsche Reich als parlamentarische
Demokratie hervor. Soziale Not verbitterte und radikalisierte Millionen
Menschen. Als eine ebenso große Hypothek für die politische Stabilität
erwiesen sich die häufigen Wechsel der Reichsregierungen. Die
verbreitete Geringschätzung des Parlamentarismus in der Bevölkerung
ließ die Weimarer Republik als "Demokratie ohne Demokraten"
erscheinen. In ihren schweren Anfangsjahren wurde die Republik von
linken und rechten Extremisten bekämpft. Immer wieder entfachten sie
gewaltsame Aufstände. Erst 1924 begann in Deutschland eine Phase
relativer Stabilität. Für die Republik war es bis 1929 eine Zeit
innenpolitischer Ruhe mit wirtschaftlichem Aufschwung und kultureller
Blüte. Die "Goldenen Zwanziger" endeten mit der im Oktober 1929
beginnenden Weltwirtschaftskrise. Armut und Verzweiflung griffen um
sich. Mit Erfolg entfesselten die Gegner der Weimarer Republik von
rechts und links eine beispiellose Agitation gegen den Staat, der keine
Mittel gegen die wirtschaftliche und politische Krise fand.
Träger der politischen Macht waren die Parteien. Sie repräsentierten
vergleichsweise geschlossene gesellschaftliche Milieus. In der
zerrissenen Parteienlandschaft herrschten höchst unterschiedliche
Vorstellungen über die politische Gestaltung Deutschlands. Die SPD, das
Zentrum und die linksliberale DDP verfügten in der gewählten
Nationalversammlung, die am 11. August 1919 die neue
Reichsverfassungverabschiedete, über eine Dreiviertel-Mehrheit. Die
parlamentarische Mehrheit dieser zu Republik und Demokratie
stehenden Parteien ging schon bei der ersten Reichstagswahl am 6. Juni
1920 verloren. Dies war ein deutliches Zeichen für die Unzufriedenheit
weiter Kreise der Bevölkerung mit der jungen parlamentarischen
Republik, der man insbesondere die Unterzeichnung des Versailler
Vertrages schwer anlastete. In Deutschland hatten die harten
Bedingungen des Vertrages, den die meisten Deutschen als "Diktat- und
Schandfrieden" ablehnten, blankes Entsetzen hervorgerufen. Den Kampf
gegen die "Fesseln von Versailles" fasste die nationale Rechte als eine
Frage der Ehre auf. Sie betrieb eine hasserfüllte Hetze gegen die
Republik und deren Repräsentanten. Die politische Instabilität der
Republik und das soziale Elend waren zu Beginn der 1920er Jahre ein
idealer Nährboden für radikale Parteien und extremistische
Gruppierungen. Im März 1920 versuchten rechtsgerichtete Militärs mit
dem einem Putsch in Berlin die Regierung zu übernehmen. Im
Ruhrgebiet und in Mitteldeutschland folgten 1920/21 revolutionäre
Aufstandsbewegungen.
Geradezu als Inkarnation aller Fehler und Schwächen von Republik und
Demokratie galt Matthias Erzberger. Als er am 26. August 1921 von
ehemaligen Freikorpsangehörigen ermordet wurde, fand diese Tat im
rechtsextremen Lager ein erschreckend positives Echo. Knapp ein Jahr
später fiel ReichsaußenministerWalther Rathenau, der nicht zuletzt
28
wegen seiner jüdischen Abstammung zu einem Symbol der verhassten
"Judenrepublik" geworden war, einem Anschlag desselben Täterkreises
zum Opfer. Hunderttausende demonstrierten nach seiner Ermordung
zwar für Republik und Demokratie, doch gegen den manifesten
Antisemitismus des völkischen Lagers sowie gegen die republik- und
demokratiefeindlichen Strömungen vermochten Demonstrationen allein
nur wenig auszurichten.
In eine nahezu ausweglose Krise geriet die Weimarer Republik, als nach
einer geringfügigen Verzögerung der deutschen Reparationsleistungen
französische und belgische Truppen am 11. Januar 1923 das Ruhrgebiet
besetzten. Daraufhin proklamierte die Reichsregierung den "passiven
Widerstand" und pumpte immense Geldmengen als Kompensation für
die Einstellung der Arbeit ins besetzte Gebiet. Die seit 1914 spürbare
Inflation geriet nun völlig außer Kontrolle. Als sie im November 1923 den
Höhepunkt erreichte, hatte die Währung ihre Funktion als Tauschmittel
verloren. Die Ersparnisse von Millionen traumatisierten Menschen waren
vernichtet - ihr Vertrauen in den Staat war vollständig und unwiderruflich
verloren.
Dem Deutschen Reich drohte im Krisenjahr 1923 ein blutiger
Bürgerkrieg, denn angesichts der Besetzung des Ruhrgebietes,
Hyperinflation und wirtschaftlicher Krise wuchs die Putsch- und
Aufstandsbereitschaft bei den Rechten wie bei den Linken. Doch
während ein linker Aufstandsversuch "nach russischem Vorbild" im
Oktober 1923 relativ sang- und klanglos in sich zusammenbrach, waren
Staatsstreichpläne der bayerischen Rechten bedrohlicher. Sie sah in
einer "legalen" Diktatur den einzigen Ausweg aus der - nach ihrer
Meinung - vom "parlamentarischen System" verursachten Krise und
wollte die politischen Verhältnisse der"Ordnungszelle" Bayern auf das
Reich übertragen. An den Planungen zum "Marsch nach Berlin" wirkte
auchAdolf Hitler mit, der Vorsitzende der NSDAP und Führer des
Deutschen Kampfbundes, eines Bündnisses von bayerischen
Einwohnerwehren und Sturmabteilung (SA). Als Hitler erkannte, dass der
Kampf um die Diktatur ohne ihn und seine SA stattfinden sollte, nutzte er
am 8. November 1923 eine "nationale Veranstaltung" im Münchener
Bürgerbräukeller als Forum für seinen Putschversuch, der jedoch bereits
am folgenden Tag niedergeschlagen wurde. Damit war die schwerste
Gefahr für die Republik abgewendet.
Den von Krisen und Aufständen gezeichneten Anfangsjahren der
Republik folgte nach der Währungsreformim November 1923 eine
Normalisierung der politischen und wirtschaftlichen Lage. In der einzigen
vollen Legislaturperiode der Republik von 1924 bis 1928 regierten
bürgerliche Kabinette. Eine Zeitlang konnte es sogar scheinen, als habe
sich selbst der monarchische Konservatismus mit der neuen
demokratischen Realität abgefunden. Ironischerweise zeigte sich das,
als nach dem Tod des ersten ReichspräsidentenFriedrich Ebert mit
knapper
Mehrheit
der
einstige
königlich-preußische
Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg 1925 zum Reichspräsidenten
gewählt wurde. "Die Republikaner haben eine Schlacht verloren". Mit
diesen Worten kommentierte das liberale Berliner Tageblatt die erste
29
Reichspräsidentenwahl durch das Volk. Der 77-jährige Hindenburg galt
als ein überzeugter Anhänger der Monarchie, nicht aber der Republik.
Entgegen den Hoffnungen seiner Anhänger und zur großen
Überraschung seiner Umgebung vollzog Hindenburg aber keine
monarchische Wende. Er verhielt sich gegenüber der Weimarer
Verfassung loyal und war ein von den demokratischen Parteien zunächst
weitgehend anerkannter Präsident.
In der Außenpolitik entspannte sich ab Mitte der 1920er Jahre das
Verhältnis des Deutschen Reiches zu den Siegermächten des Ersten
Weltkrieges. Der 1923 zum Außenminister ernannte Gustav
Stresemannverfolgte während seiner sechsjährigen Amtszeit eine Politik
konsequenter Aussöhnung mit den Siegermächten. Nur in
Kooperationen erkannte Stresemann sinnvolle Möglichkeiten, die
außenpolitische Isolierung zu überwinden und Änderungen der harten
Vertragsbestimmungen von Versailles zu erreichen. Stresemanns
Vorstellungen zur internationalen Sicherheit und wirtschaftlichen
Verflechtung trafen Mitte der zwanziger Jahre in Westeuropa auf
Entgegenkommen. Mit der Unterzeichnung des Vertrages von Locarnoim
Oktober 1925 überwand Deutschland seine internationale Isolation und
erhielt einen Sitz im Völkerbund.
Mit dem "Schwarzen Freitag" an der New Yorker Börse begann am 25.
Oktober 1929 der Absturz in dieWeltwirtschaftskrise. Nachdem die
kurzfristigen Auslandskredite aus Deutschland abgerufen worden waren,
brach der vor allem mit diesen Krediten finanzierte Wirtschaftsaufbau in
Deutschland in sich zusammen. Anfang 1931 waren in Deutschland
bereits fünf Millionen Menschen als arbeitslos registriert. Das soziale
System der Weimarer Republik war den Folgen der Wirtschaftskrise nicht
gewachsen. Verelendung, Resignation und eine allgemeine
Katastrophenstimmung prägten das Alltagsleben von breiten
Bevölkerungsschichten. Die verbreitete Unzufriedenheit der Massen
entlud sich erstmals bei der Reichstagswahl am 14. September 1930: Die
Nationalsozialisten steigerten gegenüber der letzten Reichstagswahl ihr
Ergebnis um fast 800 Prozent. 18,3 Prozent entfielen auf die NSDAP, die
den Sturz des parlamentarischen Systems offen anstrebte und nun mit
107 Abgeordneten als zweitstärkste Fraktion in den Reichstag einzog.
Trotz einer auffallenden Verankerung im Mittelstand hatte die NSDAP
sich in der zerstrittenen Parteienlandschaft zur ersten "Volkspartei"
Deutschlands entwickelt: Für sie stimmten frustrierte Wähler aus allen
sozialen Schichten. Gemeinsam mit dem Stahlhelm und der DNVP
bildete die NSDAP im Oktober 1931 die "Harzburger Front", um der
nationalistischen Opposition mehr Stoßkraft zu verleihen.
Der Weg aus den demokratischen Verhältnissen hatte schon im März
1930 mit der Einsetzung eines vom Reichstag unabhängigen Kabinetts
begonnen, nachdem SPD und DVP in der Großen Koalition über den
Umfang
der
notwendigen
Beitragserhöhung
für
die
Arbeitslosenversicherung in heftigen Streit geraten waren und das
Kabinett unter Hermann Müller zurückgetreten war. Der Übergang zu den
verfassungsrechtlich problematischen "Präsidialkabinetten" begann. Da
es keine parlamentarische Mehrheit für eine arbeitsfähige Regierung
30
gab, beauftragte Hindenburg den Zentrumspolitiker Heinrich Brüning mit
der Bildung einer Minderheitsregierung, deren eigentliche Machtbasis
das Recht des Reichspräsidenten zum Erlass von Notverordnungen und
zur Auflösung des Reichstags war. Mehr als zwei Jahre betrieb Brüning
eine energische Sparpolitik, bevor die "ostelbische" Kamarilla es
schaffte, den Reichspräsidenten auf den Rücktritt Brünings festzulegen.
Am 1. Juni 1932 ernannte Hindenburg das "Kabinett der nationalen
Konzentration" mit Franz von Papen als Reichskanzler. Durch eine
staatsstreichartige "Reichsexekution" setzte die Regierung Papen die
von dem Sozialdemokraten Otto Braun geführte Preußische Regierung
am 20. Juli 1932 ab. Mit dem "roten" Preußen war die letzte
demokratische Bastion im Deutschen Reich gefallen. Ein Generalstreik
gegen den "Preußenschlag" schien angesichts der sechs Millionen
Arbeitslosen wenig erfolgversprechend.
Wie sehr sich die innenpolitischen Gewichte verschoben hatten, war
schon bei der Wiederwahl Hindenburgs zum Reichspräsidenten deutlich
geworden. Im Frühjahr 1932 wurde er vor allem von den demokratischrepublikanischen Parteien unterstützt. Sein schärfster Konkurrent war
Adolf Hitler, für den im zweiten Wahlgang über 13 Millionen Wähler
stimmten. Bei den Reichstagswahlen vom 31. Juli 1932 erhielt die
NSDAP dann über 37 Prozent aller Stimmen, die KPD kam auf über 14
Prozent. Die Wähler hatten den "bürgerlichen" Parteien und der
parlamentarischen Demokratie auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise
eine klare Absage erteilt. Den "böhmischen Gefreiten" zum
Reichskanzler zu ernennen, scheute Hindenburg sich zwar, doch Hitler
stellte nicht nur die mit Abstand größte Reichstagsfraktion, sondern seine
SA hatte in blutigen Kämpfen inzwischen auch "die Straße" erobert.
Die demokratischen Stimmen der Vernunft gingen 1932/33 im Getöse
der "Rot-Front"- und "Sieg-Heil"-Rufe unter. Mit riesigen
Protestmärschen demonstrierten Kommunisten ebenso entschlossen
gegen die Republik wie die Nationalsozialisten. Immer häufiger lieferten
sie sich Saal- und Straßenschlachten, die eigene Stärke demonstrieren
und den Willen zur Übernahme der politischen Macht festigen sollten.
Den "Heilsversprechungen" der extremen Parteien von einem "Dritten
Reich" und einem "Sowjet-Deutschland" konnte die demokratische Mitte
nichts mehr entgegensetzen. Die gemäßgten Parteien verloren vor dem
Hintergrund des Wirtschaftsverfalls und des Anstiegs der
Arbeitslosenzahl an Einfluss. Mit der Ernennung Hitlers zum
Reichskanzler war das Ende der Weimarer Republik am 30. Januar 1933
besiegelt."
Eikenberg, Gabriel: Alried Krupp von Bohlen und Halbach, o.O. o.J.
"1907
13. August: Alfried Krupp von Bohlen und Halbach wird als ältester Sohn
des Industriellen Gustav Krupp von Bohlen und Halbach und dessen
Frau Bertha (geb. Krupp) in Essen geboren.
1928-1934
Ingenieurstudium in München, Berlin und Aachen.
1935
31
Eintritt in die Firma seines Vaters. Er ist zunächst in der Hauptverwaltung
des Krupp-Konzerns in Essen tätig.
1936
Oktober: Er wird stellvertretender Direktor mit Prokura und wechselt als
Assistent
in
die
Abteilung
für
Rüstungsproduktion
und
Artilleriekonstruktion.
Bei den Olympischen Spielen in Berlin erringt Krupp mit seiner
Mannschaft im Segelwettbewerb die Bronzemedaille.
1937
Krupp wird von Adolf Hitler zum Wehrwirtschaftsführer ernannt.
1938
Als Leiter der Rüstungsabteilung steigt er in das Konzerndirektorium auf.
Eintritt in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei(NSDAP), die
erstmals nach den zahlreichen "Märzgefallenen" von 1933 wieder neue
Mitglieder aufnimmt.
1939
Das Krupp-Unternehmen profitiert von dem erhöhten Rüstungsbedarf für
den Zweiten Weltkrieg.
1941
Er wirkt mit bei der Gründung der "Reichsvereinigung Kohle".
1942
Er wird stellvertretender Vorsitzender der "Reichsvereinigung Eisen".
1943
Zur Sicherung des Krupp-Imperiums erläßt Hitler die sogenannte Lex
Krupp, die eine Umwandlung der Fried. Krupp AG in ein
Einzelunternehmen vorsieht. Hierdurch wird Krupp alleiniger Leiter und
Eigentümer des Unternehmens.
Mit der Übernahme der Firma ist Krupp Hauptverantwortlicher für die
Ausbeutung der Arbeitskraft von Häftlingen aus Konzentrationslagern
und von Zwangsarbeitern in seinem Unternehmen. Mindestens 100.000
Zwangsarbeiter werden bei Krupp eingesetzt.
1945
April: Kurz vor Kriegsende wird Krupp von amerikanischen Truppen unter
Arrest gestellt.
1948
Wegen der engen Beziehungen zwischen dem Unternehmen und dem
nationalsozialistischen
Regime
sowie
der
Ausbeutung
von
Zwangsarbeitern erhebt der Internationale Militärgerichtshof in Nürnberg
Anklage gegen Krupp.
31. Juli: Er wird zu 12 Jahren Haft und Einziehung seines Vermögens
verurteilt.
1951
31. Januar: Einem Gutachten unabhängiger amerikanischer
Sachverständiger folgend, wird Krupp amnestiert.
1953
März: Er übernimmt die Leitung der zunächst unter alliierter Kontrolle
gestellten Werke. In dem zuvor mit den alliierten Besatzungsmächten
abgeschlossenen "Mehlemer Vertrag" wurde die Abtrennung der
Bergbau- und Hüttenbetriebe verfügt und unter Verkaufsauflage gestellt.
Es entsteht nun ein völlig neu strukturierter Konzern mit zahlreichen
32
Einzelbetrieben aus den verschiedensten Fertigungsbereichen. Den
Schwerpunkt bildet der Anlagenbau, für den bereits seit Mitte der 1950er
Jahre in Osteuropa und in den Entwicklungsländern neue Absatzgebiete
erschlossen werden.
Die Kruppwerke erringen auch ihre führende Position als Stahlproduzent
in Europa zurück.
1961
Krupp erhält den Ehrenring der Stadt Essen.
1965-1967
Im Zuge einer Konjunkturkrise leidet das Unternehmen unter
Exportschwierigkeiten und kann nur durch die Zusage von staatlichen
Bürgschaften für Kredite von Banken erhalten werden.
1966
Krupp schenkt der Bochumer Universität die Bibliothek der Villa Hügel.
1967
Er kündigt die bevorstehende, durch den Erbverzicht des Sohns Arndt
ermöglichte Umwandlung des Unternehmens in eine GmbH an, deren
Geschäftsanteile bei einer gemeinnützigen Stiftung liegen sollen.
30. Juli: Alfried Krupp von Bohlen und Halbach stirbt in Essen.
Sein Sohn Arndt von Bohlen und Halbach verzichtet gegen eine
Abfindung auf die Übernahme des Konzerns."
Feile, Ralph: Die Weimarer Republik, o.O. 2008
"Im Spätherbst des Jahres 1918 muss die Oberste Heeresleitung (OHL)
ihre militärische Niederlage im I. Weltkrieg eingestehen (29. September).
Dies kam für viele nach jahrelanger Kriegspropaganda völlig
überraschend. Es wurde eine neue Regierung eingeführt, deren
Reichskanzler Prinz Max von Baden wurde. Um den amerikanischen
Forderungen nach Demokratisierung zu entsprechen wurde die
konstitutionelle Monarchie in eine parlamentarische Demokratie
umgewandelt.
Obwohl es an der militärischen Niederlage keine Zweifel mehr gab,
wollten die Admiräle der noch intakten Hochkriegsflotte gegen England
auslaufen. Dies führte zu spontanen Gehorsamsverweigerungen der
Matrosen am 29. Oktober. Daraufhin wurden die Matrosen
festgenommen, was jedoch durch Solidarität anderer Matrosen zu den
Festgenommenen zu einer Ausbreitung der Bewegung führte. Arbeiterund Soldatenräte übernahmen nun vielerorts die politische Macht und
forderten in Demonstrationen in Berlin am 9. November die Abdankung
des Kaisers. Als dieser zögerte verkündetet Reichskanzler Max von
Baden eigenmächtig die Abdankung des Kaisers und übertrug sein Amt
dem SPD Vorsitzenden Friedrich Ebert. Noch am 9. November rief Phillip
Scheidemann (SPD) die Republik aus und kam damit nur wenige
Stunden Karl Liebknecht (Spartakusbund) zuvor, der die sozialistische
Republik
proklamierte.
Am 19. Januar 1919 erfolgten die Wahlen zur verfassungsgebenden
Nationalversammlung mit einem aktiven und passiven Wahlrecht auch
für Frauen. Am 6. Januar trat die neugewählte Nationalversammlung in
Weimar
zusammen
und
ernannte
Friedrich
Ebert
zum
Reichspräsidenten. Die Regierung unter Philip Scheidemann bildetete
33
sich aus SPD, DDP und Zentrum und wurde bald die Weimarer Koalition
genannt. Der Reichspräsident wurde mit umfangreichen Befugnissen
ausgestattet, er konnte den Reichstag auflösen und durch Artikel 48
„Notverordnungsgesetz“ Maßnahmen zur Wiederherstellung der
öffentlichen
Ordnung
und
Sicherheit
treffen.
Das Versailler Friedensdiktat übertrug Deutschland in Artikel 231 die
alleinige Kriegsschuld, der Grundlage für die geforderten
Gebietsabtretungen,
die
Aufgabe
aller
Kolonien,
die
Militärbeschränkungen, Reparationen und sonstigen Bestimmungen.
Viele Deutsche gaben den demokratischen Parteien die Schuld an den
schlimmen Kriegsfolgen und der großen Ungerechtigkeit. Die Vertreter
der „Weimarer Koalition“ waren nur Vaterlandsverräter und die
Dolchstosslegende diente als politische Waffe. 1920 misslingt der KappLüttwitz-Putsch von Freikorpsführern (Freiksorp-Verbände sollten
aufgelöst werden). Neben diesen innenpolitischen Problemen setzten
die finanziellen Lasten der Weimarer Republik schwer zu. Als 1921/22
Deutschland einen Teil der Forderungen nicht bezahlen kann, besetzt
eine Französisch-Belgische Armee das Ruhrgebiet. Die Bewohner des
Ruhrgebiets üben passiven Widerstand gegen die Besetzung, der
Ruhrkampf entsteht. Dieser verschlingt aber zuviel Geld, sodass die
Regierung
den
Kampf
abbrechen
muss.
1923 wurde die Rentenmark gegen die aufkommende Inflation
eingesetzt. Durch Deckung der deutschen Mark mit dem gesamten
Grund und Boden des Deutschen Reiches konnte ein Ansteigen der
Inflation
verhindert
werden.
Das Einlenken im Ruhrkampf wurde von nationalistischen Kräften als
Schwäche gewertet, Adolf Hitler sah seine Chance in Deutschland die
Macht zu erringen. Am 8. November und 9. November misslingt der
Hitler-Ludendorff
Putsch,
Adolf
Hitler
wird
inhaftiert.
In den Jahren der Weimarer Republik erfolgte in der Wirtschaft ein
Wandel, die Produktnachfrage war gestillt und viele Arbeitsplätze vielen
der Rationalisierung zum Opfer. Am 24./25. Oktober stürzte der
Schwarze Freitag die US-Wirtschaft in eine tiefe Krise. Amerikanische
Unternehmen, die deutsche Unternehmen nach Ende des Krieges
Kredite gewährten, zogen diese zurück. So weitete sich die
Amerikanische Wirtschaftskrise zu einer Weltwirtschaftskrise aus, dies
führte zu einer großen Arbeitslosigkeit innerhalb Deutschlands. Die
Große Koalition, bestehend aus SPD, Zentrum, BVP, DDP und DVP,
stand vor einer Bewährungsprobe. Die SPD wollte die Beiträge zur
Arbeitslosenversicherung um 0,5 % auf 4 % erhöhen, die DVP lehnte
diese Erhöhung ab und wollte die Sozialleistungen kürzen. Ein
Kompromiss konnte nicht gefunden werden, die letzte parlamentarisch
getragene
Regierungskoalition
war
gescheitert.
Reichspräsident von Hindenburg (seit 1925) ernannte daraufhin Heinrich
Brüning
zum
neuen
Reichskanzler,
dieser
bildete
ein
Minderheitskabinett,
das
nur
durch
das
Vertrauen
des
Reichspräsidenten bestehen konnte, man sprach auch von einem
Präsidialkabinett. Brüning strebte eine Deflationspolitik an, es gelang
ihm jedoch nicht die wachsenden Wirtschaftsprobleme zu überwinden.
Durch Auflösen des Reichstages und bei den darauf folgenden
34
Neuwahlen (14. September 1930) erhöhte die KPD die Zahl ihrer Sitze
von 54 auf 77 und die NSDAP von 12 auf 107, die Nationalsozialisten
waren die eigentlichen Gewinner dieser Wahl. Im Oktober 1931
formierten sich die DNVP, die NSDAP und andere rechtsgerichtete
Parteien zu einem taktischen Bündnis gegen die Republik (Harzburger
Front).
Aus einer Wirtschafskrise wurde eine Krise der Weimarer Republik, als
Hindenburg 1932 Brüning das Vertrauen entzog und dieser entlassen
wurde. Als sein Nachfolger wurde Franz von Papen bestimmt, der eine
konservative Regierung mit fast nur adligen Ministern ohne
parlamentarischen Rückhalt (Kabinett der Barone) bildete. Die NSDAP
tolerierte Papens Regierung, die daraufhin das SA Verbot rückgängig
machte und Neuwahlen ansetzte. Bei diesen Neuwahlen wurde die
NSDAP mit 37,4 % stärkste Partei. Innenpolitisch verließ Papen die
Deflationspolitik und bemühte sich um aktive Arbeitsbeschaffung. Zur
staatlichen Arbeitsbeschaffung gehörte auch der Bau eines
Autobahnnetzes.
Hitler forderte mehrmals die Reichskanzlerschaft, die ihm Hindenburg
aber verwehrte. Papen war ohne die Unterstützung der
Nationalsozialisten politisch völlig isoliert, denn im Reichstag hatte er
keine Mehrheit hinter sich. Franz von Papen strebte eine
Präsidialdiktatur an, dies wurde aber von Kurt von Schleicher verhindert,
der
daraufhin
Reichskanzler
wurde.
Anfang des Jahres 1933 verhandelte der abgesetzte Reichskanzler
Papen hinter dem Rücken von Schleicher mit Hitler. Papen wollte Hitler
zähmen, er wollte ihn mit Hilfe von anderen konservativen Kräften
einrahmen – Hitler sollte als Führer eine Regierung aller nationaler
Kräfte bilden. Hindenburg lies sich seine Vorbehalte gegen den
„böhmischen Gefreiten“ fallen und ernannte ihn am 30. Januar 1933 zum
Reichskanzler. In der Regierung stellte die NSDAP mit Hitler nur 2
weitere von 13 Ministern. Adolf Hitler schien tatsächlich eingerahmt,
dieser Eindruck täuschte. Durch die vom Reichspräsidenten am 28.
Februar, aufgrund des Reichstagsbrandes am 27. Februar, erlassene
Notverordnung werden die Grundrechte der Weimarer Verfassung außer
Kraft gesetzt. Als Hindenburg am 2. August 1934 stirbt, wird Hitler
Reichspräsident und Kanzler, die Nationalsozialisten sind nicht mehr
aufzuhalten."
Friz, Diana Maria: Alfred Krupp und Berthold Beitz. Der Erbe und sein
Stadthalter, Zürich 21988. (Für bessere Bildqulität, bitte CD benutzen)
35
Gall, Lothar: Krupp. Der Aufstieg eines Industrieimperiums, Berlin 22011.
(Für bessere Bildqualität, bitte CD benutzen)
36
37
38
39
40
41
42
Harders, Levke: Gustav Krupp von Bohlen und Halbach. Industrieller,
o.O. o.J.
"1870
7. August: Gustav von Bohlen und Halbach wird in Den Haag als Sohn
des Diplomaten Gustav von Bohlen und Halbach und dessen Frau
Sophie (geb. Bohlen) geboren.
1893
Er schließt sein Jurastudium in Heidelberg mit der Promotion ab.
1897
Krupp wird Assessor im Auswärtigen Amt in Berlin.
1899
Legationssekretär in Washington und Peking.
43
1904
Ernennung zum Legationsrat und Berufung an die preußische
Gesandtschaft beim Vatikan.
1906
Heirat mit Bertha Krupp, der Alleinerbin des Krupp-Unternehmens. Aus
der Ehe gehen acht Kinder hervor.
Kaiser Wilhelm II. als preußischer König erlaubt dem Paar, sich Krupp
von Bohlen und Halbach zu nennen, um den Unternehmensnamen zu
erhalten.
Ab 1908
Das Ehepaar baut die Sozialeinrichtungen des Unternehmens weiter
aus.
1909
Krupp wird Aufsichtsratsvorsitzender des Unternehmens.
1910
Mitglied des Preußischen Herrenhauses und der Kaiser-WilhelmGesellschaft.
1914
Mit dem Stopp der Auslandslieferungen zu Beginn des Ersten Weltkriegs
stellt das Unternehmen seine Produktion weitgehend auf Rüstung um.
Zum ersten Mal werden in der Produktion Frauen eingesetzt.
1918
Nach Kriegsende steht das Unternehmen vor wirtschaftlichen
Schwierigkeiten, da es sich wegen des Verbots der Produktion von
Rüstungsgütern durch die Entente-Staaten auf Friedensproduktion
umstellen muß.
1923
Die Produktion wird durch die Ruhrbesetzung beeinträchtigt. Krupp und
einige Direktoren des Unternehmens werden nach einem Prozeß vor
einem französischen Militärgericht sieben Monate in Düsseldorf
inhaftiert, bis die Politik des passiven Widerstands von der Regierung
unter dem Reichskanzler Gustav Stresemann beendet wird.
1924
Krupp wird Präsident des Aufsichtsrats der Bank für Deutsche
Industrieobligationen ("Dawes-Bank").
1931-1934
Präsident des Reichsverbands (ab Juni 1933: Reichstands) der
Deutschen Industrie.
1933
Das Unternehmen profitiert von der nationalsozialistischen Autarkie- und
Rüstungspolitik und erlebt einen wirtschaftlichen Aufschwung.
Nach anfänglicher Distanz arrangiert sich Krupp zunehmend mit dem
NS-Regime. Er wird Kuratoriumsvorsitzender der Adolf-Hitler-Spende
der Deutschen Wirtschaft.
1937
Hitler ernennt Krupp zum Wehrwirtschaftsführer und verleiht ihm drei
Jahre später das Goldene Ehrenzeichen der NSDAP, um das
Unternehmen sowie die Person Krupp propagandistisch zu nutzen.
1940-1945
Das Unternehmen profitiert von dem erhöhten Rüstungsbedarf.
44
Mindestens 100.000 Zwangsarbeiter werden während des Zweiten
Weltkriegs bei Krupp eingesetzt.
1943
Krupp legt den Vorsitz im Aufsichtsrat der Fried. Krupp AG nieder. Zur
Sicherung des Krupp-Imperiums erläßt Adolf Hitler die sogenannte Lex
Krupp, die den ältesten Sohn von Krupp zum Alleinerben des
Unternehmens macht.
1944
Krupp siedelt ganz auf das Gut Blühnbach (Österreich) über.
1945
Wegen der engen Beziehungen zwischen dem Unternehmen und dem
nationalsozialistischen
Regime
sowie
der
Ausbeutung
von
Zwangsarbeitern erhebt der Internationale Militärgerichtshof in Nürnberg
Anklage gegen Krupp als Hauptkriegsverbrecher. Er ist jedoch aus
gesundheitlichen Gründen nicht mehr verhandlungsfähig, so daß das
Verfahren eingestellt wird.
1950
16. Januar: Gustav Krupp von Bohlen und Halbach stirbt in Blühnbach."
Heinz, Tina: Die Krupps. Das Ende der Krupps, in: Industrialisierung –
Mit Volldampf in die Moderne, o.O. 2010.
"Bei der Weltausstellung 1851 zeigt Alfred Krupp eine Weltneuheit: die
Kanone aus Gussstahl. Er erregt Aufsehen, doch die potenzielle
Kundschaft ist nicht interessiert. Das soll sich ändern. Knapp hundert
Jahre später, am 11. April 1945, wird Alfreds Urenkel Alfried Krupp von
alliierten Soldaten verhaftet. Auf der Liste industrieller Kriegsverbrecher
steht Krupp ganz oben, denn seine Firma war "Hitlers Waffenschmiede".
Es ist der Tiefpunkt einer Industriedynastie, an der sich die Geister
scheiden. Die Rolle von Krupp im Dritten Reich
Schon vor dem Ersten Weltkrieg ist Krupp im In- und Ausland bekannt
als die führende deutsche Waffenschmiede. Das ändert sich auch im
Zweiten Weltkrieg nicht. Der Konzern produziert Geschütze, U-Boote,
Panzerteile und andere "kriegswichtige" Produkte. Um trotz des
Arbeitermangels im Krieg die Sollzahlen des Rüstungsministeriums zu
erfüllen, beschäftigt Krupp auch Arbeiter aus dem Ausland. Ende 1944
machen sie etwa 40 Prozent der Gesamtbelegschaft aus. Dazu gehören
neben angeworbenen Facharbeitern auch viele Kriegsgefangene,
Verschleppte und kurz vor Kriegsende auch Häftlinge aus
Konzentrationslagern. Sie leben, besonders nach den ersten
Bombenangriffen der Alliierten, unter extrem schlechten Bedingungen.
Nach Kriegsende 1945 wird Alfried Krupp von Bohlen und Halbach,
Alleininhaber des Konzerns, zusammen mit elf Krupp-Direktoren von
einem amerikanischen Militärgericht wegen der Plünderung besetzter
Gebiete und der Beschäftigung von Zwangsarbeitern zu zwölf Jahren
Haft verurteilt. Außerdem wird sein gesamtes Vermögen konfisziert. Das
Urteil wird vielfach kritisiert, da Alfried Krupp die Leitung des Konzerns
erst 1943 von seinem Vater Gustav übernommen hat. Dieser wird zwar
als Hauptkriegsverbrecher in Nürnberg angeklagt, dann aber
krankheitsbedingt für verhandlungsunfähig erklärt.
45
Blick zurück: die Wurzeln des Erfolgs
Friedrich Krupp, der 1787 als Sohn einer angesehenen Essener
Kaufmannsfamilie geboren wird, gründet im Jahr 1811 die Firma "Fried.
Krupp". Er will Gussstahl produzieren, ein aufwändiges Verfahren, das
bisher nur die Engländer beherrschen. Doch er schafft es nicht in die
Gewinnzone. Nach seinem frühen Tod 1826 übernimmt sein 14-jähriger
Sohn
Alfred
die
Geschäfte.
Mit dem Siegeszug der Eisenbahn kommt der erste große Aufschwung:
Krupp produziert zunächst Federn und Achsen, später das von ihm
patentierte nahtlose Eisenbahnrad. Er investiert und expandiert
unablässig. Trotzdem kommt es wegen Wirtschaftskrisen und großer
Investitionen immer wieder zu finanziellen Engpässen. Einen lukrativen
Markt witternd, beschäftigt Alfred Krupp sich mit der Entwicklung von
Gewehrläufen aus Gussstahl. Als es ihm 1847 erstmals gelingt, eine
Gussstahlkanone herzustellen, zeigt das Militär wenig Interesse. Krupp
beginnt trotzdem mit der Kanonenproduktion, überzeugt, dass sich in
Zukunft Käufer finden werden. Er wird recht behalten.
Kriegsjahre sorgen für Aufschwung
Als Alfreds Sohn Friedrich Alfred die Firma nach dem Tod des Vaters
1887 übernimmt, hat das Unternehmen 20.200 Mitarbeiter. Und es
wächst unter seiner Leitung weiter. Friedrich Alfred lässt ein Hüttenwerk
in Rheinhausen bauen. Damit sind für Krupp erstmals zwei
Produktionsschritte - Verhüttung und Stahlerzeugung - auf engstem
Raum möglich. Durch das Wettrüsten in Europa boomt auch der
Rüstungssektor. Nach Friedrich Alfreds plötzlichem Tod 1902 erbt die
älteste Tochter Bertha die Firma. Die Geschäftsleitung übernimmt ihr
Mann,
Gustav
Krupp
von
Bohlen
und
Halbach.
Mit Beginn des Ersten Weltkriegs werden über 80 Prozent des Betriebs
auf Rüstung umgestellt. Die Belegschaft verdoppelt sich während der
Kriegsjahre auf circa 170.000. Doch mit Kriegsende stehen bei Krupp die
Fabriken still. Die Hälfte der Belegschaft muss entlassen werden. Da der
Versailler Vertrag die Produktion von Waffen für Deutschland verbietet,
muss die Produktpalette umgestellt werden. Die Belegschaft wird
aufgerufen, an einem Ideenwettbewerb für neue Produkte teilzunehmen.
Ende der 1920er Jahre folgt nach kurzem Aufschwung die
Weltwirtschaftskrise. Erst mit den staatlichen Programmen zur aktiven
Arbeitsbeschaffung und der Wiederaufrüstung unter Hitler schreibt Krupp
wieder schwarze Zahlen.
Die Werksfamilie
Krupp gilt seit den 1850er Jahren als Vorbild bei der betrieblichen
Sozialpolitik. Schon 1836 wird die "Hülfskrankenkasse in Fällen von
Krankheit und Tod" gegründet. Wegen des Arbeiterzuwachses während
der Industrialisierung lässt Krupp in Essen die ersten Arbeitersiedlungen
bauen. Das Wohnen in einer Werkswohnung unterliegt strengen Regeln:
Wer zum Beispiel eine sozialdemokratische Zeitung bezieht, läuft Gefahr,
gekündigt
zu
werden.
Mit der "Konsum-Anstalt" verfügt Krupp über eine firmeneigene
Supermarkt-Kette. Hier können Krupp-Arbeiter Lebensmittel zum
46
Selbstkostenpreis einkaufen. Neben Bildungseinrichtungen für die
"Kruppianer" gibt außerdem auch ein eigenes Krankenhaus und eine
Badeanstalt. Krupp funktioniert wie ein Staat im Staat, der Inhaber als
Staatsoberhaupt. Er sorgt für seine Arbeiter und verlangt dafür absolute
Loyalität. Das Konzept scheint aufzugehen: Insgesamt wird bei Krupp
weniger gekündigt als bei anderen Firmen, was dem Unternehmen eine
erfahrene Arbeiterschaft sichert. Mit dem wachsenden Einfluss der
Gewerkschaften in der Weimarer Republik werden die Sozialleistungen
des Unternehmens zunehmend kritisch hinterfragt. Trotzdem wird bei
Krupp weiterhin seltener gestreikt als bei anderen Unternehmen der
Branche.
Der Mythos Krupp
Alfred Krupp ist der Begründer des Krupp-Mythos. Er setzt auf
prestigeträchtige Auftritte auf der Weltausstellung, gilt als
"Kanonenkönig" und erkämpft für seinen Betrieb eine staatliche
Sonderstellung. Gleichzeitig verkörpert er den Selfmademan, der es vom
einfachen Arbeiter zum Großunternehmer gebracht hat. Das zeigt sich
auch am Wohnsitz: Vom kleinen Haus auf dem Fabrikgelände geht es für
die Krupps in die Villa Hügel. Dass die Villa mit ihren 269 Räumen vor
allem repräsentativen Zwecken dient, liegt auf der Hand. Heimisch
gefühlt sollen sich die wenigsten der Hügel-Bewohner haben.
Seit der Erfolgsgeschichte der nahtlosen Eisenbahnräder wird der Name
Krupp mit Qualität gleichgesetzt, auch im Ausland. Im Ersten Weltkrieg
gilt Krupp als "Waffenschmiede des Reiches" und der vielzitierte
"Kruppstahl" wird zur propagandistischen Allzweckwaffe, die auch im
Dritten Reich Verwendung findet: Der deutsche Junge soll "flink wie
Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl" sein, so Adolf Hitler.
Kruppstahl gilt als unzerstörbar. Er symbolisiert die industrielle und
militärische Macht Deutschlands.
Das Ende der Krupps
Nach dem Zweiten Weltkrieg wird der Großteil der nicht zerstörten
Krupp'schen Werkstätten auf Anweisung der Alliierten demontiert. Alfried
Krupp wird 1951 begnadigt und darf ab 1953 wieder die Leitung seiner
Werke übernehmen. Er legt sich darauf fest, keine Waffen mehr zu
produzieren. Außerdem holt er sich Unterstützung zur Leitung des
Konzerns:
1952
macht
er
Berthold
Beitz
zu
seinem
Generalbevollmächtigten. Beitz soll helfen, den Konzern wieder
aufzubauen. Die Produktpalette ist, wie nach dem Ersten Weltkrieg,
vielseitig: Unter anderem umfasst sie Lastwagen und Lokomotiven,
Seeschiffe
und
sogar
komplette
Industrieanlagen.
Alfried Krupp von Bohlen vererbt die Firma nicht traditionsgemäß seinem
Sohn Arndt, der für die Leitung des Weltkonzerns keine Veranlagung zu
haben scheint. Stattdessen leitet er die Umwandlung der Firma in eine
GmbH ein und lässt seine Anteile in eine Stiftung übergehen. Das
geschieht auch unter dem Druck von Land und Banken, die nur im Fall
einer Umwandlung weiterhin Bürgschaften für Krupp übernehmen
wollen. Ein Unternehmen der Größe Krupps in den Händen eines
Alleineigentümers gilt nicht mehr als zeitgemäß. Die "Alfried Krupp von
Bohlen und Halbach-Stiftung" fördert mit Firmengewinnen Projekte in
47
Wissenschaft, Kultur, Bildung und Sport. So endet die Industriedynastie
der Krupps nach fünf Generationen mit Alfrieds Tod im Jahr 1967. Der
Krupp-Konzern besteht, mittlerweile als Teil der Thyssen Krupp AG,
weiterhin."
Heinz, Tina: Die Krupps und die Mächtigen, o.O. 2010.
"Für einen Produzenten von Waffen- und Eisenbahnteilen wie Krupp
gehörte der Staat stets zu den wichtigsten Kunden. Dementsprechend
suchten die Krupps die Nähe der Mächtigen und profitierten von ihr - bis
sie ihnen im Dritten Reich zum Verhängnis wurde. So wurde die
Stahldynastie im Laufe der Generationen zu einer Art gesellschaftlicher
Institution, deren Werdegang eng mit der deutschen Geschichte
verbunden ist. Selbstverständnis als unpolitische Unternehmer
Seit ihre Firma wirtschaftlich erfolgreich war, wurde den Krupps eine
besondere Staatsnähe nachgesagt. Dennoch bestanden die jeweiligen
Inhaber auf ihrer Position als unpolitische Geschäftsleute. Vor dem
wirtschaftlichen Durchbruch war das anders: Mitte des 17. Jahrhunderts
waren die wichtigsten politischen Ämter der Stadt Essen fest in Händen
der Kaufmannsfamilie Krupp. Auch Friedrich Krupp, der Begründer der
Stahl-Dynastie, wagte sich auf das kommunalpolitische Parkett. Sein
Sohn Alfred dagegen war der Auffassung, dass Politik und Geschäft sich
nicht vertragen. Diese Grundeinstellung blieb auch in den nächsten drei
Generationen, mal stärker, mal schwächer ausgeprägt, bestehen.
Gespräche über Politik innerhalb der Familie wurden in der vierten
Krupp-Generation von Gustav Krupp von Bohlen angeblich mit den
Worten "Hier wird nicht politisiert!" unterbunden. Sein Sohn Alfried lehnte
nach dem Zweiten Weltkrieg jede politische Motivation für sein Handeln
ab: "Wir Kruppianer haben uns nie um Ideen gekümmert. Wir wollten ein
System, das gut funktioniert und das uns eine Gelegenheit gab, ungestört
zu arbeiten. Politik ist nicht unsere Sache." Doch auch wenn die Krupps
kein Interesse hatten, aktiv in die Politik einzugreifen: Sie verstanden es,
sich an die jeweils herrschenden politischen Verhältnisse anzupassen
und sie in ihrem Sinn zu nutzen, egal, welche Ziele die jeweiligen
Machthaber verfolgten.
Der Staat als Geschäftspartner
Alfred Krupp versprach sich wirtschaftliche Vorteile von einer engen
Bindung seiner Firma an den Staat. Er wollten bevorzugt behandelt
werden und pochte auf die große Bedeutung seiner Firma für
gesellschaftlich wichtige Bereiche wie Eisenbahn und Militär. 1853
besuchte der preußische Prinz und spätere deutsche Kaiser Wilhelm I.
die Krupp-Werke in Essen. Sechs Jahre später erhielt Krupp einen
Auftrag des preußischen Kriegsministeriums zur Herstellung von 300
Kanonenrohrblöcken. Für Krupp war dieser Auftrag der Beginn der
Waffenproduktion
im
großen
Stil.
Bisher hatte die Waffenproduktion immer in den Händen des Staates
gelegen. Krupp brach nun dieses Monopol. In der Öffentlichkeit galt die
Firma ab diesem Zeitpunkt als besonders staatsnah. Und diese Nähe
wusste Alfred Krupp zu nutzen: So überzeugte er den späteren Kaiser
Wilhelm davon, sein Patent auf das nahtlose Eisenbahnrad zu
48
verlängern; der Handelsminister hatte diesen Antrag zuvor abgelehnt.
Krupps Argument: Er brauche das Geld, um die kostspielige (und bis
dahin keinen Gewinn bringende) Kanonenproduktion aufrecht zu
erhalten. In der Schlacht bei Königgrätz kämpfte 1866 Österreich gegen
Preußen. Beide Parteien benutzten Krupp-Kanonen. Krupp hatte
abgelehnt, die Lieferung an Österreich zu stoppen, weil der Auftrag vor
Beginn des Konflikts vorgelegen hatte. An Kriegsminister von Roon
schrieb er: "Von den politischen Verhältnissen weiß ich sehr wenig; ich
arbeite ruhig fort, und kann ich das nicht ohne Störung der Harmonie
zwischen Vaterlandsliebe und Ehrenhaftigkeit, so gebe ich die Arbeit
ganz auf [...]."
Der Pakt mit Kaiser Wilhelm II.
Den nächsten Krupp, Friedrich Alfred, verband ein freundschaftliches
Verhältnis mit dem nächsten Kaiser, Wilhelm II. Er verhalf Krupp zu
Aufträgen und trug zum guten Ruf der Firma im Ausland bei. In der Villa
Hügel hatte der Kaiser seine eigenen Schlafgemächer. Wilhelm II.
beeinflusste auch die Firmenpolitik. Der Kauf der Germania-Werft in Kiel
(anfangs jahrelang nicht profitabel) geschah auf seinen Wunsch hin: Er
wollte
eine
starke
Flotte
aufbauen.
Friedrich Alfred Krupp stieg sogar selbst in die Politik ein und wurde 1893
zum Reichstagsabgeordneten für die kaisertreuen Nationalen gewählt.
Dass er der Vermischung von politischen und geschäftlichen Interessen
beschuldigt wurde, ist durchaus verständlich: Im Hintergrund engagierte
er sich für die Bewilligung von Kaiser Wilhelms Flottenplänen durch das
Parlament. Auch nach Friedrich Alfreds plötzlichem Tod 1902, dem
Anschuldigungen über angebliche homosexuelle Kontakte des
Firmenchefs vorangegangen waren, blieb Wilhelm II. den Krupps eng
verbunden. Er führte Krupps Trauerzug an und rettete so den Ruf von
Witwe Margarethe und den Töchtern. Bei der Suche nach einem
geeigneten Ehemann für die älteste Tochter und Alleinerbin Bertha soll
Wilhelm II. ebenfalls seine Hände im Spiel gehabt haben. Sein
"Namensvermehrungsbrief" ermöglichte dem Bräutigam, Gustav von
Bohlen und Halbach, den Namen Krupp seinem eigenen voranzustellen
und so die Dynastie weiterzuführen.
Das Verhältnis zu Hitler
Gustav Krupp von Bohlen und Halbach konnte sich zunächst nicht für
Adolf Hitler und seine nationalsozialistische Politik begeistern. Er galt
weiterhin als Befürworter einer konstitutionellen Monarchie; Hitlers
Ideologie und Stil missfielen ihm. Nach der Machtübernahme der
Nationalsozialisten 1933 begann er aber, sich mit den neuen politischen
Verhältnissen zu arrangieren. Laut dem Versailler Vertrag durfte Krupp
nach dem Ersten Weltkrieg keine Waffen mehr produzieren. Unter der
Hand kooperierte der Konzern aber mit Firmen im Ausland, die Waffen
mit Krupp’schen Plänen und Ingenieuren produzierten. Ab Mitte der
1920er Jahre wurden, als "landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge" getarnt,
Pläne für Panzer entwickelt. Das Reichswehrministerium war darüber
informiert. Gustav Krupp von Bohlen und Halbach sprach später von der
"Genugtuung, dem Führer melden zu können, dass Krupp nach geringer
49
Anlauffrist für die Wiederwehrhaftmachung des deutschen Volkes [...]
bereitstehe".
Der Name Krupp war für Hitler auch zu propagandistischen Zwecken
wichtig. Deshalb unterzeichnete er die sogenannte "Lex Krupp", die es
Gustavs Sohn Alfried ermöglichte, alleiniger Erbe des Unternehmens zu
werden. Alleiniger Herr im Hause Krupp war er deshalb aber nicht. Als
Alfried Krupp von Bohlen und Halbach 1943 Firmenchef wurde, wurden
die Krupp-Werke bereits zum Großteil von der NS-Führung geleitet.
Der Umgang mit den Krupps nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach Kriegsende lagen die Krupp-Werke und große Teile von Essen in
Trümmern. Alfried Krupp saß in Haft, die Stadt Essen distanzierte sich
von ihren berühmtesten Einwohnern: 1946 wurden Gustav und Bertha
Krupp die Ehrenbürgerrechte aberkannt. 15 Jahre später kam es wieder
zu einer öffentlichen Annäherung zwischen Essen und Krupp: Zum 150jährigen Bestehen der Firma wurde Alfried Krupp 1961 mit dem
städtischen Ehrenring ausgezeichnet. Die Jubiläumsrede hielt der
ehemalige Bundespräsident Theodor Heuss. Zur Wahrnehmung Krupps
nach dem Zweiten Weltkrieg sagte er: "Ich will das ganz drastisch
ausdrücken: die Vorstellung, als ob die Prokura und das
Konstruktionsbüro bei (den Rüstungsfirmen, Anmerkung der Redaktion)
Schneider-Creusot, bei Skoda [...] und so fort himmlischen Engeln
anvertraut sei, während die entsprechenden Baulichkeiten bei Krupp
eine Dépendance der teuflischen Hölle seien. Herstellung von Waffen ist
durch die Jahrtausende der Menschheitsgeschichte [...] ein ganz
einfacher historischer Tatbestand, den man gewiss bedauern mag. Aber
man
schafft
ihn
damit
nicht
aus
der
Welt."
Auch im Ausland wurde Krupp in den 1960er Jahren wieder weniger
negativ wahrgenommen. In der Villa Hügel wurden wieder
Staatsoberhäupter empfangen."
Kunz, Martin: Krupp-Saga. Krupp-Kanonen entscheiden Kriege, o.O.
2009.
"Die preußischen Militärbehörden kaufen ab dem Jahr 1859 über 300
vorgearbeitete Geschützrohre aus Gussstahl, die durch ihr
Hinterladesystem den herkömmlichen Bronzekanonen deutlich
überlegen sind. Krupp beginnt mit einer umfangreichen Waffen- und
Geschützproduktion und liefert Kanonen in fast alle europäischen
Staaten – Alfred Krupp wird als der „Kanonenkönig“ bezeichnet. Nicht
zuletzt wegen der Überlegenheit der Krupp´schen Stahlgeschütze
gegenüber den dänischen Bronzekanonen gewinnt Preußen 1864 den
Deutsch-Dänischen Krieg. Im Deutsch-Französischen Krieg 1870 setzt
Helmuth Graf von Moltke gezielt die Krupp´schen Stahlkanonen ein, die
im Vergleich zu den französischen Bronzekanonen über eine doppelte
Reichweite verfügen. Krupp wird im Deutschen Reich zum größten
Industrie-Unternehmen Europas, die Krupp´schen Stahlwerke
beschäftigen
über
16
000
Arbeiter.
Krankhaftes
Mitteilungsbedürfnis
Im Jahr 1873 wird die Villa Hügel als „Stammschloss“ der Krupps fertig
gestellt. Das 8100 Quadratmeter große und 269 Räume zählende Haus
50
verfügt über innovative Einrichtungen wie Speiseaufzüge und eine
Zentralheizung. Seit 1953 finden in der Villa Hügel regelmäßig große
Kunstausstellungen von internationalem Rang statt. Außerhalb der
Ausstellungszeiten sind die historischen Wohnräume, der weitläufige
Park sowie die historische Ausstellung Krupp zu besichtigen.
Trotz des offensichtlich luxuriösen Schlosses lebt der Konzernherr
sparsam. Ein Engagement in politischen Gremien oder Verbänden lehnt
Krupp ebenso ab, wie die Erhebung in den Adelsstand. Zwischen 1874
und 1886 gerät die Firma durch Überkapazitäten in arge finanzielle
Schwierigkeiten und kann nur durch einen Kredit über 30 Millionen
Reichsmark gerettet werden. Der gesundheitlich ewig schwächelnde
Alfred Krupp zieht sich immer mehr aus der operativen Führung des
Unternehmens heraus. Auch seine Ehe verläuft unglücklich: Seine 20
Jahre jüngere Frau Bertha fühlt sich vernachlässigt, kann sich mit der
Stadt Essen nicht anfreunden und beklagt die industrielle Verschmutzung
im Ruhrgebiet. Bertha verbringt daher die meiste Zeit des Jahres mit
ihrem gemeinsamen Sohn Friedrich in Italien. Oft quälen den Patriarchen
nun Depressionen, angeblich verlässt der überzeugte Hypochonder
wochenlang das Bett nicht und lässt sich pflegen. Dazu trägt auch die
aufkommende, starke amerikanische und französischen StahlKonkurrenz bei und ein neuer Feind: Die Sozialistische Arbeiter-Partei,
SAP. Er fürchtet bei Umsetzung der sozialistischen Ideen seinen Bankrott
und er betrachtet seine Arbeiter als sein Eigentum, denen er auch
Vorschriften hinsichtlich Meinungsäußerungen und Wahlverhalten
machen will. Vor jeder Reichstagswahl werden die Arbeiter aufgefordert,
nicht die SAP zu wählen. Überliefert ist auch seine chronische
Schreibsucht, die Krupp´sche Graphomanie. Denn der Firmenchef litt
unter einem permanenten Mitteilungsbedürfnis und schrieb im Laufe
seines Lebens mehrere Tausend Briefe – derselben Person mitunter
mehrere an einem Tag. Am 14. Juli 1887 stirbt der geniale Sonderling
Alfred Krupp in der Villa Hügel bei Essen an einem Herzinfarkt. Sein
einziger Sohn Friedrich erbt den Gesamtkonzern, der damals 20 200
Mitarbeiter zählte. Bis ins Jahr 1967 waren die 72 strengen Regeln aus
dem Jahr 1872 gültig, welche die Rechte und Pflichten der Kruppianer
regelten. Ein Beispiel: „Untreue und Verrat muss mit aller gesetzlichen
Strenge verfolgt werden ... denn wie aus dem Samen die Frucht
hervorgeht und je nach seiner Art Nahrung oder Gift, so entspringt dem
Geist die Tat – Gutes oder Böses.“ Das klingt, als hätte der Kanonenkönig
eine Vorahnung gehabt, wie sehr einige seiner Nachfahren mit dem Erbe
haderten. So wurde die Stahl-Dynastie mangels geeignetem Nachfolger
in den 1960er-Jahren in eine Stiftung verwandelt, und das Unternehmen
firmiert seit 1999 als ThyssenKrupp AG weiter."
Stenglein, Franz: Krupp als Kriegsgewinner oder Kriegsverlierer?, in: 200
Jahre Krupp, Folge 7 (01.09.2011).
"Essen. Im Ersten Weltkrieg wird Krupp zur riesigen Rüstungsmaschine
- und bezahlt dies 1918 teuer mit dem Zwang, sich unter Pleite-Druck
neu zu erfinden. Im Ersten Weltkrieg entsteht jene Dämonisierung, die
für Jahrzehnte den Namen belasten wird.
Seinem Kaiser und der monarchischen Staatsform ist Gustav Krupp von
51
Bohlen und Halbach mindestens ebenso verbunden wie es sein
Schwiegervater Friedrich Alfred Krupp war. Aus Gründen der Herkunft
und der autoritätsgläubigen Charakteranlage ist etwas anderes
undenkbar. Als im August 1914 der Erste Weltkrieg ausbricht, steht
deshalb für ihn außer Frage, dass die Firma ihre Kräfte bis zum
Äußersten anspannen wird, um Deutschland zum Sieg zu verhelfen. Das
gilt, obwohl klar ist, dass eine einseitige, mit hohen Investitionskosten
verbundene Ausweitung der Waffenproduktion selbst nach einem
Siegfrieden betriebswirtschaftliche schwere Probleme aufwerfen würde.
Zu Beginn des Krieges sieht sich die Essener Gussstahlfabrik zu
folgendem Monatsausstoß in der Lage: Vier schwere Geschütze, 280
leichte und mittlere Kanonen, 150.000 Granaten und 230.000 Zünder.
Die mörderische Materialschlacht, die in den kommenden vier Jahren
toben wird, „verbraucht“ solche Mengen aber manchmal binnen weniger
Stunden. Schon nach einigen Wochen bleibt der deutsche Vormarsch im
zermürbenden Stellungskrieg stecken. Nun drängen die Militärs auf
mehr, und Krupp lässt sich wie alle Rüstungsunternehmen nicht lange
bitten. Ab Januar 1915 wird in Essen eine Werkshalle nach der anderen
aus dem Boden gestampft, um den Einstieg in die Massenproduktion zu
schaffen. Finanziell ist das zunächst kein Problem. Die eigenen
Rücklagen sind dank der langen Vorkriegskonjunktur hoch, zudem gibt
das Kriegsministerium natürlich Absatzgarantien. 1917 verlassen jeden
Monat rund eine Million Geschosse die Essener Fabrik und auch bei
Kanonen produziert man nun das vier- bis fünffache - und Krupp ist nur
eines von mehreren Rüstungsunternehmen.
Geschürt wird nur der Hass auf Deutschland - und auf Krupp
Mit der „Dicken Berta“ werfen die Essener einen Mörser in die Schlacht,
dessen Name bei Freund und Feind bis heute ein Begriff ist. 1918
schließlich entsteht ein langgezogenes Rohr, mit dem aus großer
Entfernung der Beschuss von Paris möglich ist. Die erste Granate
explodiert mitten auf dem Place de la République. Der Einsatz der „langer
Gustav“ genannten Kanone fordert in Frankreichs Hauptstadt viele Tote
und Verletzte, hat militärisch aber gar keinen Sinn. Geschürt wird nur der
Hass auf Deutschland - und auf Krupp. Im Ersten Weltkrieg entsteht jene
Dämonisierung, die für Jahrzehnte den Namen belasten wird. Das
Unternehmen wird nicht als Dienstleister des Staates wahr genommen,
sondern mehr und mehr als politisch-ökonomischer Akteur, gemäß der
marxistischen Ideologie sogar manchmal als eigentlicher Anstifter und
Profiteur der deutschen Irrwege.
War es so? Sicher nicht. Die Beziehung des Unternehmens zu den
staatlichen Eliten ist nach den Worten des Historikers Michael
Epkenhans zwar geprägt durch eine „eigentümliche Mischung aus
Loyalität,
politisch-ideologischer
Interessenidentität
und
Geschäftsinteresse“. Gustav Krupp teilt und unterstützt wie sein
Schwiegervater
das
außenpolitische
Großmachtstreben
des
Kaiserreichs. Es hieße seinen Einfluss aber krass zu überschätzen,
würde man glauben, der Kaiser, der Generalstab und die
Reichsregierung würden nach der Pfeife einer Firma tanzen, selbst wenn
diese soviel mythisches Gewicht in die Waagschale werfen kann wie
52
Krupp.
Erster Weltkrieg war ein schlechtes Geschäft
Aber die Vorstellung ist populär, bei den Kriegsgegnern sowieso,
durchaus aber auch im eigenen Land. Dafür sorgen etwa die Schriften
des äußerst fantasiebegabten, dabei leider faktenarmen Journalisten
Egon Erwin Kisch. Richtig ist, dass Krupp schon seit langem im
politischen Kleinkrieg eine wichtige Rolle spielt - etwa im Streit um die
angeblich mit zu hohem Gewinn verkauften Panzerplatten für
Kriegsschiffe. Dieselbe Diskussion, nur noch heftiger, trifft Krupp auch
nach dem Ersten Weltkrieg.
Zu recht? Krupp macht zweifellos gute Gewinne, was angesichts der
enorm gestiegenen Umsätze und der 100-prozentigen Auslastung vieler
Werkstätten nicht verwundert. Aber Gustav Krupp, kaisertreu, patriotisch
und überkorrekt, hatte 1914 angeordnet, dass „gegenüber den
Friedensjahren keine außergewöhnlichen Gewinne zu kalkulieren“ seien.
Was man als Lippenbekenntnis abtun könnte, hat der
Wirtschaftshistoriker Lothar Burchardt in einer Studie zum Thema
Kriegsgewinne bestätigt gefunden. Inflationsbereinigt habe Krupp von
1914 bis 1918 rund 265 Millionen Mark und damit 11,3 Prozent vom
Umsatz als echten Reingewinn verbucht. Gegenüber den eigenen
kriegsbedingten Brutto-Investitionen von 630 Millionen ist das nicht
übermäßig viel. Vor allem aber: Obwohl man vorausschauend hohe
Sonderrücklagen bildete, wurden diese in den ersten Monaten nach dem
Waffenstillstand fast komplett aufgezehrt. Der Erste Weltkrieg war, neben
all dem Elend das er brachte, auch ein schlechtes Geschäft.
Totes Kapital
Denn als die Rüstungsmaschine des Deutschen Reiches mit
Waffenstillstand, Revolution und dem Ende der Monarchie am 9.
November 1918 endlich zum Stillstand kommt, sind allein in Essen
Dutzende Halle und Tausende Maschinen für die Waffenproduktion nur
noch totes Kapital. Die zuletzt auf 117.000 Menschen angeschwollenen
Belegschaft, darunter viele auswärtige Arbeiter, muss schnell und
drastisch reduziert werden. Mit Prämien und kostenlosen Bahnfahrkarten
gelingt es dem Unternehmen, einige zehntausend aus der Stadt zu lotsen
und so wahrscheinlich ernste Unruhen in Essen zu vermeiden. Aber der
Preis ist hoch. Und schon im Januar 1919 weiß sich Krupp nicht mehr
anders zu helfen als mit Massenentlassungen, um den Bankrott
abzuwenden. Nur diejenigen, die vor dem August 1914 in Dienst
standen, dürfen bleiben oder werden, wenn sie Kriegsheimkehrer sind,
wieder eingestellt. Es sind immer noch viel zu viele und was sollen sie
herstellen? Unternehmerisch sinnvolle Antworten auf diese Frage sind
rar. Krupp tastet sich in die neue Zeit - auch mit Hilfe der Belegschaft, die
in der Werkszeitschrift aufgerufen wird, selbst Vorschläge zu machen. Es
gibt immerhin 1300 Anregungen. Krupp probiert vieles einfach aus. Vom
Ackerpflug bis zur Zahnprothese, von der Registrierkasse bis zum
Kinovorführgerät, vom Lastwagen bis zur Milchkanne, dazu Bestecke,
chirurgische Instrumente, Schlösser, Frankiermaschinen - was aus Stahl
besteht, sich für die Massenproduktion eignet und wenigstens vage
53
Aussicht auf Umsatz verspricht, das wird hergestellt. Dass es der
Forschungsabteilung kurz vor dem Krieg gelingt, den korrosionsfreien
Stahl „Nirosta“ herzustellen, erweist sich jetzt als äußerst hilfreich."
Rüdig, Andreas: ThyssenKrupp und seine Geschichte, Duisburg 2009.
"ThyssenKrupp ist auch in Duisburg einer der größten Arbeitgeber. Fährt
man mit der Straßenbahnlinie 901 von Ruhrort aus in Richtung Marxloh,
kommt man in Beeckerswerth automatisch an ThyssenKrupp Steel
vorbei. Ein Bürohochhaus liegt dort, aber auch ein riesiges
Werksgelände. Hinsichtlich der Geschichte des Unternehmens habe ich
mal im Internet nachgeschlagen und bin bei Wikipedia fündig geworden.
"ThyssenKrupp entstand 1999 aus der Fusion der Thyssen AG mit der
Fried. Krupp AG Hoesch-Krupp," steht dort geschrieben. "Thyssen AG
Am 29. September 1891 gab August Thyssen bekannt, zusammen mit
seinem Bruder Joseph im Besitz aller Anteile des Steinkohlenbergwerks
Gewerkschaft Deutscher Kaiser zu sein. Am 17. Dezember 1891 fand
der erste Abstich im neuen Stahlwerk der Gewerkschaft Deutscher
Kaiser in Hamborn bei Duisburg statt. Beide Ereignisse des Jahres 1891
gelten später als Gründungsdaten des Thyssen-Konzerns. Seit 1883
hatte August Thyssen Kuxe (= Anteilscheine) der Gewerkschaft
Deutscher Kaiser erworben, da das Werk besondere Standortvorteile für
seine unternehmerischen Vorstellungen besaß. Der günstige Standort
mit eigener Kohlenzeche, Werkshafen am Rhein und Gleisanschluss an
das Eisenbahnnetz sicherten die Leistungsfähigkeit des Betriebs. Das
Stammwerk der Thyssen Krupp Stahl AG produziert noch heute Stahl an
gleicher Stelle. In den folgenden Jahren rationalisierte, modernisierte und
erweiterte August Thyssen die Erzeugung von Eisen und Stahl und baute
systematisch sowohl Rohstoffbasis (ausländische Erzgruben) als auch
Weiterverarbeitung
(Schiffbau,
Maschinenguss,
etc.)
seiner
Unternehmen aus. Dabei achtete er darauf, dass sich die Produkte der
neu erworbenen oder gegründeten Unternehmen zu einem vertikalen
Verbund ergänzten. Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts
wechselten nach und nach einzelne Holding-Funktionen des 1871 von
August Thyssen in Mülheim an der Ruhr gegründeten Unternehmens
Thyssen & Co. auf die Gewerkschaft Deutscher Kaiser, in deren
Grubenvorstand Augusts Sohn Fritz (1873–1951) schon 1897 gewählt
wurde.
Die Anfang des 20. Jahrhunderts einsetzende Internationalisierung des
Konzerns fand durch den Beginn des Ersten Weltkriegs ein abruptes
Ende. Im Ersten Weltkrieg kam es nach anfänglich rapidem Rückgang
zu einer kriegsbedingten Ausweitung der Produktion, der in den
unmittelbaren Nachkriegsjahren Ängste vor einer Sozialisierung und
1923 die französische Ruhrbesetzung folgten. August Thyssen verlor
zwar nach dem Weltkrieg zahlreiche Auslandsbeteiligungen, verfügte
aber im Inland über ein weitgehend funktionsfähiges Unternehmen.
Rationalisierungspotenziale und Marktchancen ließen ihn 1925
grundsätzlich der Gründung eines neuen Konzerns zustimmen, dem
außer Hoesch, Gutehoffnungshütte, Mannesmann, Klöckner und Krupp
alle Montankonzerne des Ruhrgebiets angehörten. Wenige Wochen
54
nach August Thyssens Tod am 4. April 1926 wurden große Teile des
Thyssen-Konzerns in die Vereinigte Stahlwerke AG eingebracht. Sein
Sohn Fritz Thyssen wurde Aufsichtsratsvorsitzender des neuen
Konzerns. Der Anteil der Thyssenschen Montanwerke wurde bei
Gründung der Vereinigte Stahlwerke AG mit 26 % des Aktienkapitals von
nominell 800 Mio. RM bewertet. Als eine Betriebsgesellschaft der
Vereinigte Stahlwerke AG wurde 1934 die August Thyssen-Hütte AG
gegründet. Sie war ein horizontaler Verbund der im Duisburger Raum
gelegenen fünf Hüttenwerke der Vereinigte Stahlwerke AG mit den
Produktionsschwerpunkten
Profilstahl
und
Halbzeug.
Mit der nationalsozialistischen Aufrüstungspolitik wurden diese
Hüttenwerke zu einem wichtigen Lieferanten von Vorprodukten für die
spätere Kriegswirtschaft. Auf alliierte Anordnung wurde das
Unternehmen nach dem Zweiten Weltkrieg liquidiert und 1953 eine
(neue) August Thyssen-Hütte AG mit Sitz in Duisburg gegründet, um
ausschließlich die zu großen Teilen demontierte Thyssenhütte wieder in
Betrieb zu nehmen. Die anderen Duisburger Hüttenwerke der
Vereinigten Stahlwerke AG gingen als rechtlich selbstständige
Gesellschaften zunächst eigene Wege, bevor sie in den 1950er- und
1960er-Jahren wieder in den Verbund der Thyssenhütte zurückkehrten.
Nur der 1926 in die Vereinigte Stahlwerke AG eingebrachte Thyssensche
Bergbau sollte nicht mehr zum alten Konzernverbund zurückkehren. In
den 1950er- und 1960er-Jahren fand der Ausbau der August ThyssenHütte AG zu einem Stahlkonzern statt. 1954/55 konzentrierte sich die
August Thyssen-Hütte AG zunächst auf Erwerbungen aus den vertikal
vorgelagerten Bereichen Bergbau sowie Steine und Erden, um ihre
Rohstoffbasis zurückzuerlangen. Der anschließende horizontale Ausbau
der August Thyssen-Hütte AG durch Übernahme der Aktienmehrheit an
der Niederrheinischen Hütte AG (1956), der Deutschen Edelstahlwerke
AG (1957), der Phoenix-Rheinrohr AG Vereinigte Hütten- und
Röhrenwerke (1964) und der Hüttenwerk Oberhausen AG (1968) diente
der Diversifizierung. Ihre Produktpalette umfasste Profil- und
Flacherzeugnisse in allen Qualitäten bis zum hochlegierten Edelstahl;
durch gegenseitige Abstimmung der Produktionsprogramme wurden
Rationalisierungsgewinne möglich. Parallel dazu fand eine rasche
Vergrößerung der als optimal erachteten Hüttenwerkseinheiten statt.
Mitte der 1960er-Jahre war die August Thyssen-Hütte AG der größte
europäische Rohstahlerzeuger und stand mit seiner Stahlproduktion
weltweit an fünfter Stelle. Ergänzend zur horizontalen Diversifizierung
fand seit 1960 die Angliederung einer Handelsorganisation statt, der
Handelsunion AG, seit 1969 Thyssen Handelsunion AG. In den
folgenden Jahrzehnten wandelte sich die Thyssen Handelsunion AG
vom ausschließlichen Stahlhandelsunternehmen zu einem vielseitigen
Dienstleister, der sich Mitte der 1990er-Jahre auf die Kerngeschäftsfelder
Werkstoffe, Industrie- und Gebäudeservice sowie Projektmanagement
konzentrierte. In der Endphase der horizontalen Diversifizierung kam es
bei der August Thyssen-Hütte AG zur Spezialisierung durch Kooperation.
1969 vereinbarten Mannesmann AG und August Thyssen-Hütte AG eine
Arbeitsteilung, die sich mit der Kurzformel „Röhren zu Mannesmann,
Walzstahl zu Thyssen“ umreißen lässt.
Ende der 1960er55
Jahre war die August Thyssen-Hütte AG ein monostrukturierter
Stahlkonzern. 1972 beschäftigte Thyssen 92.200 Mitarbeiter und
erwirtschaftete einen Jahresumsatz von 9,8 Milliarden DM. Die
Neuorientierung setzte 1973 mit dem Erwerb der Rheinstahl AG ein,
deren Produktionsschwerpunkt in der Weiterverarbeitung lag. Durch
diese Angliederung reduzierte die August Thyssen-Hütte AG ihre
Dominanz im Stahlsektor und wurde ein Mischkonzern. Die weit
gespannten Aktivitäten der Rheinstahl AG wurden mit den
entsprechenden Thyssen-Geschäftsfeldern in den vier neu formierten
Unternehmensbereichen Investitionsgüter und Verarbeitung, Handel und
Dienstleistungen, Edelstahl sowie Stahl zusammengefasst. Folgerichtig
änderte die August Thyssen-Hütte AG 1977 ihren Namen in Thyssen
Aktiengesellschaft
vorm.
August
Thyssen-Hütte.
Thyssen-Stahlwerk
in
Duisburg
Die Thyssen AG ging somit auf ein Konglomerat von Einzelunternehmen
zurück. Um auch nach außen zu dokumentieren, dass die Rheinstahl AG
den Weiterverarbeitungsbereich des Thyssen-Konzerns repräsentierte,
wurde diese 1976 in Thyssen Industrie AG umfirmiert. Der Stahlbereich
wurde zum 1. April 1983 in die Thyssen Stahl AG ausgegliedert; seitdem
konzentrierte sich die Thyssen Aktiengesellschaft vorm. August
Thyssen-Hütte ausschließlich auf Aufgaben der Konzernführung. In den
folgenden Jahren passte die Thyssen-Gruppe ihre Stahlproduktion dem
Markt an und nahm Strukturbereinigungen vor. Zur Konzentration ihrer
Aktivitäten definierte die Thyssen-Gruppe 1996 Kerngeschäftsfelder und
führte eine Portfolio-Bereinigung durch. Die Fokussierung auf
ausgewählte Geschäftsfelder mit gutem Markt- und Ergebnispotenzial
diente gleichzeitig der weiteren Internationalisierung des Konzerns.
Bereits in den achtziger Jahren wurden Verhandlungen über einen
Zusammenschluss der Thyssen Stahl AG und der Krupp Stahl AG
aufgenommen. Die geplante Vereinigung konnte 1983 zwar nicht
realisiert werden, man arbeitete jedoch in ausgewählten
Geschäftsfeldern eng zusammen. Die Flachstahlbereiche beider
Konzerne wurden 1997 in der ThyssenKrupp Stahl AG
zusammengeführt.
Im August 1997 nahmen Thyssen und Krupp Gespräche über
weitergehende Kooperationen auf. Die ermittelten strategischen
Chancen
und
die
operativen
Synergiepotenziale
eines
Gesamtzusammenschlusses waren außerordentlich groß. Dieser wurde
am 17. März 1999 mit der Eintragung der ThyssenKrupp AG in das
Handelsregister
vollzogen.
Fried.
Krupp
AG
Hoesch-Krupp
Die Fried. Krupp AG Hoesch-Krupp war ein deutsches
Industrieunternehmen, das 1992 aus der Friedrich Krupp AG und der
Hoesch AG entstand: per feindlicher Übernahme der Mehrheit der
Hoesch AG durch den Krupp-Konzern. Dieser Vorgang war damals
erstmalig in Deutschland; feindliche Übernahmen waren zuvor nur aus
dem
angelsächsischen
Raum
bekannt.
Fusion
Thyssen
und
Krupp-Hoesch
Mitte März 1997 versuchte die Fried.Krupp AG Hoesch-Krupp in Essen,
den wesentlich größeren Thyssen-Konzern in Düsseldorf im Zuge einer
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feindlichen Übernahme an sich zu binden. Dies war fast erfolgreich,
zumindest hatte man die Finanzierung zum Ankauf der ThyssenAktienmehrheit bereit stehen. Durch eine Indiskretion in Düsseldorfer
Bankenkreisen wurde das Vorhaben jedoch vor Vollendung ruchbar. Es
kam sodann zu Protesten und Demonstrationen der ThyssenBelegschaft, u. a. von rund 30.000 Arbeitnehmern in Frankfurt am Main
vor dem Hauptgebäude der Deutschen Bank. Durch die massiven
Proteste führten Krupp-Hoesch und Thyssen Verhandlungen über eine
gemeinsame Stahlgesellschaft. Zu betriebsbedingten Kündigungen
sollte es nicht kommen, wohl aber zum Abbau von 6.600 der 23.600
bestehenden Arbeitsplätze bis zum Jahr 2001. Nach langen und harten
Auseinandersetzungen kam es zur Zusammenlegung der Stahlbereiche
in der ThyssenKrupp Stahl AG zum 1. April 1997. Am 1. September 1997
kündigten Vorstände und Aufsichtsräte beider Industriekonzerne am 4.
November
1997
ihre
Gesamtfusion
an.
An allen diesen Vorgängen hatten sowohl Gerhard Cromme als auch
Berthold Beitz maßgeblichen Anteil, auf Thyssen-Seite Dieter Vogel, der
sich jedoch nicht als neuer Chef für den fusionierten Konzern aufstellen
lassen konnte. Die Vernunft setzte sich durch gegen alle Vorbehalte alter
Konkurrenz: Um im internationalen Stahlgeschäft erfolgreich zu sein,
bedarf es einer Mindestgröße, die zuvor weder Thyssen noch Krupp
allein
aufbringen
konnten.
Hoesch
AG
Die Hoesch AG war ein Stahl- und Montanunternehmen mit Standorten
im Ruhrgebiet sowie im Siegerland. 1871 wurde es vom Dürener
Unternehmer Leopold Hoesch in Dortmund gegründet. 1899 übernahm
Hoesch die Zeche Vereinigte Westphalia mit der zugehörigen Kokerei
Kaiserstuhl. 1930 fusionierte das Unternehmen mit dem KölnNeuessener Bergwerksverein, 1966 mit der Dortmund-Hörder
Hüttenunion. Von 1972 bis 1982 bildete Hoesch zusammen mit dem
niederländischen Stahlkonzern Hoogovens den Estel-Konzern.
Fried.
Krupp
GmbH
Die Fried. Krupp GmbH (phasenweise auch eine AG, siehe unter
Friedrich Krupp AG) geht zurück auf das traditionsreiche
Familienunternehmen der Familie Krupp. Friedrich Krupp gründete 1811
in Essen eine Eisengießerei und später ein Stahlwerk, das Ende des 19.
Jahrhunderts zum größten Rüstungskonzern Deutschlands wurde und
Waffen für beide Weltkriege lieferte. Aufgrund dieser Bedeutung nahm
Krupp großen Einfluss auf die deutsche Politik, insbesondere zur Zeit des
Nationalsozialismus. Nach 1945 wurde Alfried Krupp von Bohlen und
Halbach deshalb als Kriegsverbrecher verurteilt, der Konzern bestand
jedoch
weiter.
Krupp war auch ein bedeutender Hersteller von Lastkraftwagen und
Bussen in Deutschland; zwischen 1946 und 1954 wurde allerdings der
Markenname
„Südwerke“
verwendet."
Natürlich steht in dem Wikipedia-Text noch viel mehr. In meinem Text
möchte ich mich aber auf die Historie beschränken. Was aktuelle
Entwicklungen anbelangt, mache ich es mir an dieser Stelle einfach und
verweise an die einschlägige Tagespresse. Natürlich haben sich schon
viele andere Autoren mit der Geschichte des Unternehmens und den
57
beteiligten Familien Thyssen, Krupp, Hoesch und Howaldt beschäftigt
und in ihrer Literatur genauere Informationen geliefert. Daher kann ich
hier auch nur einen Einstieg in die Geschichte des Unternehmens bieten.
Wer weitergehende Infos sucht, sei daher an die einschlägige Literatur
verwiesen."
Krupp-Logo: Drei nahtlose Eisenbahn-Radreifen
(Originalbild zu finden unter:
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Drei_Ringe_von_Krupp.jpg)
CD:
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6. Versicherung
„Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Facharbeit selbstständig
angefertigt, keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt und
die Stellen der Arbeit, die im Wortlaut oder im wesentlichen Inhalt aus
anderen Werken oder dem Internet entnommen wurden, mit genauer
Quellenangabe kenntlich gemacht habe. Wichtige aus dem Internet
übernommene Informationen habe ich im Anhang vollständig beigefügt.
Hiermit erkläre ich, dass ich damit einverstanden bin, dass die von mir
verfasste Facharbeit der schulinternen Öffentlichkeit zugänglich
gemacht wird.“
Nils Otten
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